Zeit für Beratung… - Gallinat-Bank AG
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FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Privatbanken setzen<br />
weiterhin auf Düsseldorf<br />
Events wie die Classic Days versüßen den Reichen das<br />
Leben im Rheinland – Privatbankiers haben die Bedeutung<br />
des Standorts längst erkannt. Seite E 3<br />
Tradition, Beständigkeit, Erfolg<br />
In der Finanzkrise haben zahlreiche Privatbankiers an Reputation gewonnen, weil sie nicht jedes Rennen um Renditen mitmachen. Das Geschäft mit reichen<br />
Anlegern wächst weiter, der Markt um die feinen Privatbanken ist umkämpfter denn je.<br />
<strong>Bank</strong>häuser mit einer langen<br />
Tradition sind krisenfest<br />
– jedenfalls,<br />
wenn sie wie in der Vergangenheit<br />
mit alten Kaufmannstugenden<br />
aufwarten konnten. In<br />
der größten Finanzkrise aller<br />
<strong>Zeit</strong>en machten gerade die<br />
konservativ ausgelegten Privatbankiers<br />
eine gute Figur,<br />
vor allem wenn sie keine toxischen<br />
Papiere in ihren Bilanzen<br />
aufzuweisen haben und<br />
mit ihrer Geschäftspolitik<br />
langfristig auf vermögende<br />
Kunden spezialisiert sind.<br />
Beim dritten „RP-Finanzforum<br />
Privatbanken“, zu dem<br />
diesmal 18 der führenden Privatbankiers<br />
aus der Region ins<br />
Gapp’s Event nach Essen gekommen<br />
waren, wurde einmal<br />
mehr deutlich, welche Sonderrolle<br />
die Privatbankhäuser<br />
spielen (siehe auch Seiten E6<br />
bis E9). Ihre große Stärke ist<br />
vor allem die Kundennähe.<br />
Anders als im klassischen Privatkundengeschäft<br />
kümmern<br />
sich Privatbankiers besonders<br />
eng um die Belange ihrer reichen<br />
Kundschaft. Und sie sind<br />
stolz darauf, dass die meist<br />
langjährigen Kundenberater<br />
nur eine bestimmte Anzahl an<br />
vermögenden Kunden betreuen<br />
– Klasse statt Masse.<br />
Zum Prinzip der Kundennähe<br />
zählt der Standort. Düsseldorf<br />
hat sich als einer der<br />
wichtigsten Finanzplätze <strong>für</strong><br />
Privatbankiers behauptet, der<br />
Markt ist stark in Bewegung.<br />
Zahlreiche Privatbankiers berichten<br />
von einem starken Zulauf<br />
und steigenden Mittelzuflüssen<br />
– gerade in der Krise.<br />
„Pro Monat konnten wir in<br />
diesem Jahr 100 Millionen<br />
Euro Nettozuflüsse verzeichnen“,<br />
freut sich etwa Christoph<br />
Neu, Niederlassungsleiter<br />
von Merck Finck & Co.<br />
Die Konkurrenz unter den<br />
Privatbankiers wächst, das ist<br />
gut <strong>für</strong> die Kunden, die am<br />
zweitgrößten <strong>Bank</strong>enplatz<br />
Deutschlands aus einer Viel-<br />
zahl von top aufgestellten Privatbankhäusern<br />
auswählen<br />
können. Seit Mai ist auch<br />
Hauck & Aufhäuser in Düsseldorf<br />
mit einer<br />
Niederlassungvertreten.<br />
Die traditionellen<br />
<strong>Bank</strong>iers aus<br />
der Schweiz<br />
und Österreich verweisen<br />
ebenfalls auf steigendes Kundeninteresse.<br />
Doch nicht<br />
überall lief es in den vergangenen<br />
Monaten glatt. Ein Bei-<br />
spiel da<strong>für</strong> ist die UBS, die sich<br />
den negativen Nachrichten<br />
nicht entziehen konnte, inzwischen<br />
aber wieder gut dasteht.<br />
„Wir passen<br />
unsere betriebswirtschafliche<br />
Größe dem<br />
Marktumfeld<br />
an“, sagt<br />
Uwe Adamla, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der UBS<br />
Deutschland und Leiter der<br />
Region West. Derweil tragen<br />
die Expansionspläne der<br />
Schweizer in NRW Früchte.<br />
„Die beiden neu gegründeten<br />
Standorte sind nach nur 18<br />
Monaten schon profitabel“,<br />
sagt Adamla.<br />
Es lohnt sich also, genau<br />
hinzuschauen. Unterschiedliche<br />
Geschäftsmodelle und<br />
Philosophien, harter Wettbewerb<br />
und ein Ringen um die<br />
besten Berater kennzeichnen<br />
die aktuelle Lage bei den Privatbankiers.<br />
Überhaupt haben<br />
die Berater und ihre besondere<br />
Nähe zu den Kunden<br />
eine Schlüsselposition über-<br />
Vertrauen ist beim<br />
Private <strong>Bank</strong>ing alles<br />
Nach dem Vertrauensverlust müssen die <strong>Bank</strong>en wieder<br />
um ihre Kunden werben. Das geht nur über Qualität<br />
und Glaubwürdigkeit. Seite E 8<br />
nommen. Im Zuge der Finanzkrise<br />
gab es auch hier Verschiebungen,<br />
da wechselten<br />
mitunter ganze Teams von einer<br />
Privatbank zur anderen,<br />
gleichzeitig suchen aufstrebende<br />
Privatbanken nach geeigneten<br />
Beratern. Während<br />
sich etwa die Weberbank aus<br />
Düsseldorf nach Essen zurückzog,<br />
weil dort die meisten<br />
ihrer Kunden in der Region sitzen,<br />
bauen andere Privatbankiers<br />
ihr Geschäft in der Landeshauptstadt<br />
kontinuierlich<br />
aus (siehe Infokasten).<br />
PRIVATBANKEN<br />
Werte bewahren<br />
Das diskrete Geschäft mit der<br />
vermögenden Kundschaft<br />
Die Berater und ihre Nähe<br />
zu den Kunden haben eine<br />
Schlüsselposition inne<br />
Die Alpenländer<br />
schätzen das Rheinland<br />
Nicht nur schweizer, auch österreichische Privatbankiers<br />
finden zunehmend Gefallen an Düsseldorf und<br />
bauen ihre Präsenz aus. Seite E 5<br />
Illustre Runde in ungewöhnlichem Ambiente: Zum RP-Finanzforum Privatbanken kamen 18 Privatbankiers aus der Region (Seiten E6 bis E9). FOTO: MÜLLER<br />
GEWACHSEN<br />
Die Credit Suisse verdoppelte<br />
die Büroräume an<br />
der Breite Straße, Julius Bär<br />
erweitert sein Beratungsteam.<br />
Die Quirin-<strong>Bank</strong>, erst<br />
seit drei Jahren mit einer<br />
Niederlassung in Düsseldorf<br />
vertreten, musste aus<br />
Platzgründen von der<br />
Steinstraße an die Kö<br />
wechseln. Die National-<br />
<strong>Bank</strong> nahm auf der Steinstraße<br />
weitere Räume hinzu.<br />
Auch Uwe Bork von der<br />
Deutsche <strong>Bank</strong> Private<br />
Wealth Management meldet<br />
Wachstum: „In den vergangenen<br />
Jahren sind wir<br />
hier in der Region im<br />
Private-Wealth-Geschäft<br />
zweistellig gewachsen.“<br />
E 1<br />
FOTO: ANDREAS BRETZ<br />
Das gilt auch <strong>für</strong> die größte<br />
deutsche Privatbank, die<br />
Deutsche <strong>Bank</strong>. Sie streckt<br />
derzeit ihre Fühler nach einer<br />
der erfolgreichsten Adressen<br />
<strong>für</strong> reiche Anleger aus: Sal. Oppenheim,<br />
vor wenigen Jahren<br />
mit der Übernahme von Teilen<br />
der BHF-<strong>Bank</strong> selbst zu<br />
Europas führendem Privatinstitut<br />
<strong>für</strong> vermögende Privatkunden<br />
aufgestiegen, steht vor<br />
dem Einstieg der Deutschen<br />
<strong>Bank</strong>. Das ist keine Ausnahme,<br />
sondern eher die Regel: Völlig<br />
eigenständig sind heutzutage<br />
nur noch ganz wenige Privatbanken.<br />
Längst haben sich<br />
Großkonzerne wie Oetker (mit<br />
dem <strong>Bank</strong>haus Lampe) und<br />
Großbanken die feinen <strong>Bank</strong>häuser<br />
einverleibt. Nicht ohne<br />
Erfolg: Der niederländischen<br />
ABN Amro gelang mit der Integration<br />
von drei Privatbankhäusern<br />
als Delbrück Bethmann<br />
Maffei vor einigen Jahren<br />
der Durchstart.<br />
Und eine der größten Geldinstitute<br />
auf dem Globus,<br />
HSBC, führte <strong>für</strong> das traditionsreiche<br />
Düsseldorfer Privatbankhaus<br />
Trinkaus & Burkhardt<br />
in den 90er Jahren gar<br />
ein eigenes Modell ein. Der<br />
Charakter der Privatbank<br />
blieb erhalten, gleichzeitig<br />
nutzen die Düsseldorfer die<br />
Stärken des internationalen<br />
Konzerns – der deutsche Sonderweg<br />
funktioniert.<br />
JOSÉ MACIAS
E 2 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Deutsche Anleger<br />
scheuen riskante<br />
Investments<br />
(rps) Deutsche Privatanleger<br />
befinden sich immer noch in<br />
einer Art Schockstarre und investieren<br />
kaum noch. Das ist<br />
das Ergebnis einer Studie des<br />
britischen Vermögensverwalters<br />
Schroders, der zusammen<br />
mit dem Meinungsforschungsinstitut<br />
GfK mehr als<br />
1000 Privatanleger zu ihrem<br />
Investitionsverhalten befragte.<br />
Demnach scheuen die<br />
Deutschen den Kauf von Aktien,<br />
obwohl sie nicht mit weiter<br />
fallenden Kursen rechnen.<br />
„Dadurch entgehen den Investoren<br />
viele Chancen“, sagt<br />
Achim Küssner von Schroder.<br />
extra<br />
Privatbanken<br />
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PRIVATBANKEN<br />
Kraftvoll, dynamisch, elegant: Pferd und Reiter beim Berenberg High Goal Cup 2009 in Düsseldorf. Das „Spiel der Könige“ zieht jedes Jahr im August tausende Besucher an. FOTO: MARKUS VAN OFFERN<br />
Privatbanken setzen auf Düsseldorf<br />
Zweitgrößter <strong>Bank</strong>enplatz, viele Unternehmen und vermögende Privatkunden in der Region: Düsseldorf hat als wichtiger Standort der<br />
Finanzbranche mehr zu bieten als nur Negativ-Schlagzeilen. Privatbankiers wissen das zu schätzen.<br />
Wer derzeit über den Finanzplatz<br />
Düsseldorf<br />
spricht, denkt an Institute,<br />
die mit der Krise gekämpft<br />
haben, zum Beispiel<br />
die WestLB oder die IKB. Doch<br />
das ist nur eine Seite – und<br />
nicht einmal die wichtigste.<br />
Fakten sprechen eine andere<br />
Sprache. „Das wirtschaftliche<br />
Umfeld ist sehr stark“, sagt<br />
Franz-Josef Arndt, Geschäftsführer<br />
der <strong>Bank</strong>envereinigung<br />
NRW. Dazu zählt er nicht nur<br />
die Rheinschiene, sondern<br />
auch das Ruhrgebiet, das unmittelbar<br />
an die Stadt grenzt.<br />
„Der Finanzplatz Düsseldorf<br />
hat <strong>für</strong> die Unternehmer<br />
und Unternehmen in der gan-<br />
zen Region unverändert einen<br />
hohen Stellenwert“, sagt auch<br />
Tobias Graf von Bernstorff,<br />
Leiter der Geschäftsstelle<br />
Köln/Düsseldorf des <strong>Bank</strong>hauses<br />
Metzler. „Ein großer<br />
Teil der Kreditversorgung der<br />
mittelständischen Wirtschaft<br />
wird über die hier ansässigen<br />
<strong>Bank</strong>en und Finanzdienstleister<br />
sichergestellt.“<br />
Auch andere Faktoren zeigen<br />
die Stärke der Region Düsseldorf.<br />
So ist zum Beispiel die<br />
Kaufkraft überdurchschnittlich<br />
hoch, die Bevölkerung<br />
wächst. Genau das schätzen<br />
die Privatbanken am Standort.<br />
Und auf diesem Markt spielen<br />
die Negativschlagzeilen kaum<br />
eine Rolle – höchstens als<br />
Imageproblem, unter dem die<br />
gesamte Branche leidet. Eines<br />
spüren die Betreuer vermögender<br />
Privatkunden allerdings<br />
sehr wohl: eine größere<br />
Vorsicht. „Die Kunden sind<br />
deutlich kritischer geworden<br />
als vor zwei Jahren und fragen:<br />
Wie sicher ist Ihre <strong>Bank</strong>?“, sagt<br />
Thomas Ullrich, Niederlassungsleiter<br />
des <strong>Bank</strong>hauses<br />
Lampe.<br />
Wovon sein Haus aber wiederum<br />
profitiert: Lampe fährt<br />
eine konservative Anlagestrategie,<br />
gehört einer bekannten<br />
Unternehmerfamilie (Oetker),<br />
zählt sich zu den unabhängigen<br />
<strong>Bank</strong>en. „Unser Volumen<br />
wächst“, sagt Ullrich. „Starke<br />
Nachfrage im Anlagebereich<br />
kommt nicht nur von vermögenden<br />
Privatkunden, sondern<br />
auch aus dem Bereich<br />
der institutionellen Anleger.<br />
Darüber hinaus werden wir<br />
verstärkt von Mittelständlern<br />
gesucht.“<br />
Im Privatkundengeschäft ist<br />
der kurze Draht zu den Kunden<br />
wichtig. Einige <strong>Bank</strong>en su-<br />
MIT SUBSTANZ<br />
In Düsseldorf hat das Finanzgewerbe,<br />
also <strong>Bank</strong>en<br />
und Versicherungen, einen<br />
hohen Stellenwert. Fast jeder<br />
zehnte sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte<br />
verdient hier sein Salär. Im<br />
Landesdurchschnitt sind es<br />
nur 3,8 Prozent. 180 <strong>Bank</strong>en<br />
sind in der NRW-Hauptstadt<br />
vertreten, viele mit<br />
ihrem Hauptsitz. Düsseldorf<br />
ist zudem auch Börsenplatz<br />
und Sitz der<br />
Hauptverwaltung der<br />
Deutschen Bundesbank in<br />
NRW.<br />
chen daher auch die räumliche<br />
Nähe. So hat das <strong>Bank</strong>haus<br />
Lampe im Rahmen seiner Expansionsstrategie<br />
unter anderem<br />
eine neue Niederlassung<br />
in Bonn eröffnet. Auch die Weberbank<br />
setzt auf Regionalität:<br />
Standorte wie Essen oder beispielsweise<br />
das Münsterland<br />
würden in der Branche oft unterschätzt,<br />
sagt André<br />
Weber, Niederlassungsleiter<br />
in Essen.<br />
Jörg Priebe,<br />
Vorstandsmitglied der Essener<br />
<strong>Gallinat</strong>-<strong>Bank</strong>, sieht ebenfalls<br />
großes Potenzial im Ruhrgebiet:<br />
Mit dem Umzug der<br />
ThyssenKrupp-Verwaltung<br />
nach Essen kommen auch Angestellte<br />
und Kunden. „Das<br />
Ruhrgebiet zählt zu den am<br />
meisten unterschätzten Regionen“,<br />
sagt Priebe und verweist<br />
auf eine große Anzahl<br />
vermögender Privatkunden,<br />
die dort – oft schon seit Generationen<br />
– leben und arbeiten.<br />
Zudem gibt es zwischen Duisburg<br />
und Dortmund viele Unternehmen.<br />
Privatbankiers,<br />
ter. Doch zurück zur Studie der<br />
Boston Consulting Group. Ihre<br />
Berechnungsgrundlage sind<br />
die Assets under Management,<br />
also das von <strong>Bank</strong>en,<br />
Fondsgesellschaften oder Vermögensverwaltern<br />
verwaltete<br />
Vermögen. Neben den liquiden<br />
Beständen gehören dazu<br />
auch Immobilien, Luxusgüter<br />
Beteiligungen und Wertpapiere<br />
aller Art.<br />
Diese Vermögensbestände<br />
schrumpften insgesamt weltweit<br />
um 11,7 Prozent, von 105<br />
Billionen auf 92 Billionen US-<br />
Dollar. Das ist der erste Wohlstandseinbruch<br />
seit dem Jahr<br />
2001. In den Jahren zuvor war<br />
er stetig gewachsen.<br />
Besonders heftig traf es die<br />
USA. Im Vergleich zu 2007<br />
büßte die größte Wirtschaftsmacht<br />
der Welt mehr als ein<br />
Fünftel ihres Wohlstands ein<br />
(22 Prozent). Das hat damit zu<br />
tun, dass die Krise um die<br />
schlecht besicherten Immobilienkredite<br />
dort begann. Laut<br />
Studie hat der Wohlstands-<br />
Absturz aber auch mit dem risikofreudigerenAnlageverhalten<br />
der Amerikaner zu tun.<br />
Denn während diese in guten<br />
<strong>Zeit</strong>en zu 50 Prozent in Aktien<br />
investierten, scheuen die<br />
Deutschen nach wie vor das<br />
Risiko. Jetzt können sie sich<br />
darin bestätigt fühlen. Mit einem<br />
Vermögen von 32,7 Billionen<br />
US-Dollar ist Europa vor<br />
Nordamerika jetzt erstmals<br />
die vor Ort vertreten sind, haben<br />
Vorteile: In diesem Geschäft<br />
zähle die „lange Kontinuität<br />
der Kundenbeziehung“,<br />
sagt Priebe.<br />
Bei allen Vorteilen, mit denen<br />
der Raum Düsseldorf im<br />
Privatbankengeschäft glänzt:<br />
Branchenvertreter sehen auch<br />
die Defizite. „Das Qualitative<br />
der Aus- und<br />
Weiterbildungseinrichtungen<br />
ist in Düsseldorf<br />
noch<br />
unterentwickelt“,<br />
sagt Raymund Scheffler,<br />
Niederlassungsleiter der<br />
Berenberg <strong>Bank</strong>. Das wirke<br />
sich in der Praxis aus: Absolventen<br />
der Frankfurt School of<br />
Finance & Management blieben<br />
oft lieber im Rhein-Main-<br />
Gebiet. „Viele, die sich bei uns<br />
bewerben, haben ihre Ausbildung<br />
woanders absolviert“,<br />
sagt Scheffler. „Es wäre sehr<br />
hilfreich, wenn die Universität<br />
in Düsseldorf es schaffen würde,<br />
das finanzwissenschaftliche<br />
Profil zu schärfen und weiterzuentwickeln.“<br />
JÜRGEN GROSCHE<br />
Der Wohlstand schrumpft<br />
Die Reichen mussten Federn<br />
lassen in der Finanzkrise. Ihre<br />
Vermögen sind weltweit geschrumpft.<br />
Dabei trifft es<br />
Europa weniger hart als den<br />
nordamerikanischen Kontinent,<br />
Deutschland schneidet<br />
im Vergleich sehr gut ab. In<br />
Nordamerika gingen die Vermögen<br />
um 22 Prozent zurück,<br />
in Europa nur um 5,8 Prozent.<br />
Damit ist jetzt Europa die<br />
wohlhabendste Region der<br />
Welt. Zu diesen Ergebnissen<br />
kommt eine Studie der Unternehmensberatung<br />
Boston<br />
Consulting Group.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kam bereits Ende Juni der<br />
„World Wealth Report 2009“,<br />
den die Investmentbank Merrill<br />
Lynch und das Beratungsunternehmen<br />
Capgemini vor-<br />
Deutsche Anleger gelten<br />
als konservativ – und<br />
haben kaum Geld verloren<br />
gelegt hatten. Demnach<br />
schrumpfte die Zahl der besonders<br />
vermögenden Privatpersonen<br />
in den USA um 18,5<br />
Prozent, in Frankreich um 12,6<br />
Prozent – aber in Deutschland<br />
nur um 2,7 Prozent. Franz-Josef<br />
Arndt, Geschäftsführer der<br />
<strong>Bank</strong>envereinigung NRW,<br />
sieht darin einen Beleg <strong>für</strong> eine<br />
konservativere Einstellung<br />
deutscher Anleger und Bera-<br />
Standortnachteil<br />
Ausbildung: Die Uni<br />
müsse mehr tun<br />
die reichste Region der Welt.<br />
Steigen die Aktienmärkte wieder<br />
kräftig und anhaltend,<br />
dürften Europa und Nord-<br />
In Großbritannien<br />
halbierte sich fast die Zahl<br />
der Dollar-Millionäre<br />
amerika die Plätze wieder tauschen.<br />
Das <strong>für</strong> Deutschland im Vergleich<br />
relativ positive Gesamtbild<br />
wird beim Blick auf die<br />
Millionäre bestätigt. Weltweit<br />
ging die Zahl der Dollar-Millionäre<br />
um 18 Prozent zurück.<br />
In Großbritannien halbierte<br />
sich diese Kennzahl fast. Dagegen<br />
gibt es in Deutschland<br />
nur 14 Prozent weniger Millionäre<br />
– immerhin leben hier<br />
noch 370 000 Menschen mit<br />
einem Vermögen über eine<br />
Million US-Dollar.<br />
Aus der Studie lässt sich herauslesen,<br />
dass die Super-Reichen<br />
die größten Verlierer der<br />
Krise sind. Das Vermögen derjenigen,<br />
die über liquide Anlagen<br />
von mehr als fünf Millionen<br />
Dollar verfügen,<br />
schrumpfte von 22,6 auf 17,7<br />
Billionen US-Dollar. Dagegen<br />
nahm das Vermögen der<br />
Haushalte, die weniger als<br />
100 000 Dollar ihr eigen nennen,<br />
um zwei Prozent zu.<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
JÜRGEN GROSCHE
FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Klassisch schöne Geldanlage: Oldtimer vor der Kulisse von Schloss Dyck. Fans der alten Schätzchen treffen sich jeden Sommer zu den Classic Days auf dem Gelände des Wasserschlosses am Niederrhein. FOTO: ISABELLA RAUPOLD<br />
„Markt mit sehr großem Potenzial“<br />
Hoch geschätzt und stark umkämpft: Das Rheinland spielt in der Strategie der Privatbankiers eine wichtige Rolle.<br />
Nicht nur weil hier viele Vermögende leben und arbeiten.<br />
Warum ist es am Rhein<br />
so schön? Wer hier<br />
wohnt, kennt sicher<br />
eine Reihe von Gründen. Auch<br />
vermögende Menschen fühlen<br />
sich hier sehr wohl. Meer<br />
busch zum Beispiel liegt immer<br />
ganz vorne, wenn es um<br />
die Millionärsdichte geht. In<br />
Haan wohnen ebenfalls viele<br />
Reiche. Nicht nur deshalb gefällt<br />
es auch Privatbankiers<br />
hier gut. Das gesamte Umfeld<br />
stimmt.<br />
„Nordrhein-Westfalen ist<br />
das bevölkerungsreichste<br />
Bundesland mit vielen leistungsstarken<br />
und erfolgrei-<br />
chen Unternehmen, Unternehmern<br />
und Familien. Diese<br />
sind unsere Zielgruppe“, sagt<br />
Tobias Graf von Bernstorff,<br />
Leiter der Geschäftsstelle<br />
Köln/Düsseldorf des <strong>Bank</strong>hauses<br />
Metzler, „daher sind<br />
wir hier seit 2005 mit einer von<br />
fünf in Deutschland aktiven<br />
Geschäftsstellen vertreten<br />
und sehen in dem Finanzplatz<br />
Düsseldorf ein sehr großes Potenzial.“<br />
Frank Wieser, Leiter der<br />
Düsseldorfer Niederlassung<br />
von Sal. Oppenheim, bestätigt<br />
dies: „Die Privatkundendichte<br />
ist dreimal höher als im Rhein-<br />
Diskrete Vermittler<br />
Main-Gebiet.“ Die Stärke des<br />
Rheinlandes bedeutet <strong>für</strong> Privatbanken<br />
indes Chance und<br />
Last zugleich. „Die Region ist<br />
einer der am meisten umkämpften<br />
Märkte“, sagt Wieser.<br />
Und das<br />
wissen viele<br />
andere Privatbankiers<br />
auch.<br />
Die Kunden<br />
können<br />
also wählen – und sie tun genau<br />
das. Wenn aber einmal<br />
eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung<br />
aufgebaut<br />
ist, dann hält sie oft viele Jahre.<br />
Die Düsseldorf-Niederlassung der Essener National-<strong>Bank</strong>: Vermögende Kunden werden im Family Office besonders<br />
diskret betreut. FOTO: NN<br />
Es ist die unumstrittene Königsdisziplin<br />
der Privatbankiers:<br />
das Family Office. Dort<br />
werden diejenigen Kunden<br />
betreut, die sich um finanzielle<br />
Dinge nicht selber kümmern<br />
wollen. Denn auch in<br />
<strong>Zeit</strong>en wie diesen wollen vermögende<br />
Menschen ruhig<br />
schlafen können und ihre Finanzangelegenheiten<br />
in guten<br />
Händen wissen.<br />
Weil die Ansprüche der Reichen<br />
gestiegen sind, hat sich<br />
das Family Office etabliert. In<br />
den vergangenen fünf Jahren<br />
hat sich auch hier in der Region<br />
viel getan. Geschäfts- und<br />
Privatbanken werben seit Jahren<br />
mit hauseigenen Family-<br />
Offices um die vermögende<br />
Kundschaft. Sie kümmern<br />
sich um Firmenvermögen, Immobilien,<br />
Sammlungen, Stiftungen,<br />
Erbschaften und natürlich<br />
um das liquide Vermögen<br />
der Kunden. „Entschei-<br />
dend ist der Grundsatz der<br />
Neutralität“, sagt Uwe Lindner,<br />
Vorstandsmitglied der<br />
National-<strong>Bank</strong>.<br />
Die Essener Privatbank mit<br />
einer Niederlassung in Düsseldorf<br />
bietet seit Januar diese<br />
besonders diskrete Dienstleistung<br />
an. Denn das Family Office<br />
ist eben nicht der verlängerte<br />
Arm der <strong>Bank</strong>, sondern<br />
Mittler zwischen den <strong>Bank</strong>und<br />
Kundeninteressen.<br />
Anspruchsvolle Kundschaft<br />
„Während der <strong>Bank</strong>berater<br />
in der Regel mit dem Thema<br />
Umsatz konfrontiert ist, geht<br />
es hier um Neutralität, Kompetenz<br />
und Verlässlichkeit“,<br />
sagt Lindner. Das ergebe sich<br />
schon daraus, dass im Family<br />
Office alle Vermögenswerte<br />
betreut und verwaltet werden,<br />
nicht nur die liquiden. Entsprechend<br />
ist die Vergütung<br />
des Beraters unabhängig vom<br />
Umsatz. „Wir betrachten das<br />
Family Office als Weiterentwicklung<br />
<strong>für</strong> die anspruchsvolle<br />
Kundschaft“, sagt Lindner,<br />
der sich sicher ist, dass die<br />
Nachfrage nach Family Offices<br />
in Zukunft noch steigen wird.<br />
Denn die Finanzlandschaft ist<br />
komplexer geworden, und viele<br />
Vermögen sind über die<br />
ganze Welt verteilt.<br />
Entsprechend differenziert<br />
sind die Leistungen der Privatbanker<br />
im Family Office. „Zunächst<br />
analysieren wir das<br />
Vermögen und die Risiko-Neigung<br />
des Kunden. Dann stellen<br />
wir eine Strategie auf und<br />
begleiten den Kunden auf dem<br />
Weg der Umsetzung“, sagt<br />
Lindner. Immer im Blick dabei:<br />
das Wohl des Kunden. Er<br />
soll ruhig schlafen können,<br />
erst recht in wirtschaftlich unruhigen<br />
<strong>Zeit</strong>en.<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
Eine gute Privatbank<br />
muss den Kunden<br />
Kontinuität bieten<br />
„Kunden suchen Kontinuität<br />
und gute Ansprechpartner –<br />
das muss eine Privatbank bieten“,<br />
sagt André Weber, Niederlassungsleiter<br />
der Weberbank<br />
in Essen. Wie gewinnt<br />
eine <strong>Bank</strong><br />
neue Kunden?<br />
„Durch<br />
Mund-zu-<br />
Mund-Propaganda,<br />
durch eine<br />
gute Performance und eine solide<br />
Beratung“, sagt Weber.<br />
Konservative Strategien setzen<br />
sich dabei – so der Essener<br />
<strong>Bank</strong>ier – durch.<br />
Das beobachten auch andere<br />
Branchenvertreter. „Die Beratungsleistung<br />
wird mehr<br />
hinterfragt“, sagt Sal. Oppenheim-<strong>Bank</strong>ier<br />
Wieser. Dabei<br />
geht es zum einen darum, ob<br />
das Anlageergebnis gut ist. Die<br />
Menschen beurteilen aber<br />
auch, wie fair sie sich von den<br />
<strong>Bank</strong>mitarbeitern beraten<br />
fühlen. „Sie loben dann auch,<br />
wenn wir nicht jeden Trend<br />
mitmachen und das Geld zum<br />
Beispiel eine <strong>Zeit</strong> nur als Festgeld<br />
anlegen“, sagt Wieser.<br />
„Kunden stellen derzeit dezidiert<br />
die Vertrauensfrage“,<br />
beobachtet auch Gerhard<br />
Beruhigend gute Beratung. Seit 1590.<br />
Müller, in Köln Leiter Private<br />
<strong>Bank</strong>ing des <strong>Bank</strong>hauses<br />
M.M.Warburg & Co. „Wir finden<br />
es gut, wenn sie sich genauer<br />
damit befassen, wem sie<br />
ihr Vermögen anvertrauen.“<br />
Für sein Haus gibt Müller klare<br />
Auskunft: Die <strong>Bank</strong> wird getragen<br />
von einem privaten Gesellschafterkreis<br />
– „das sichert<br />
die Unabhängigkeit und die<br />
Stabilität“. Und das schätzen<br />
offenbar auch die Rheinländer:<br />
Die Region sei „einer der<br />
wichtigsten Teilmärkte“ <strong>für</strong><br />
M.M.Warburg & CO, sagt der<br />
<strong>Bank</strong>ier.<br />
JÜRGEN GROSCHE<br />
PRIVATBANKEN<br />
Ab 1. Januar:<br />
Mehr Rechte<br />
<strong>für</strong> Privatanleger<br />
Lehman-Geschädigter: Anleger sollen<br />
gestärkt werden. FOTO: DPA<br />
(cris) Die Bundesregierung<br />
hat die Rechte <strong>für</strong> Privatanleger<br />
gestärkt. Am 5. August 2009<br />
ist das „Gesetz zur verbesserten<br />
Durchsetzbarkeit von Ansprüchen<br />
von Anlegern aus<br />
Falschberatung“ in Kraft getreten.<br />
Demnach müssen ab<br />
dem 1. Januar 2010 <strong>Bank</strong>en ihren<br />
Kunden nach jedem Beratungsgespräch<br />
ein Protokoll<br />
aushändigen. Dies muss vor<br />
Vertragsabschluss erfolgen.<br />
Damit soll dem Kunden die<br />
Möglichkeit gegeben werden,<br />
im Zweifelsfall vor Gericht Inhalt<br />
und Ablauf eines Beratungsgesprächs<br />
beweisen zu<br />
können. Verbraucherschützer<br />
kritisieren, dass die Beweislast<br />
damit beim Kunden liege – er<br />
müsse seiner <strong>Bank</strong> die Falschberatung<br />
nachweisen können.<br />
Sie fordern, dass die Finanzaufsicht<br />
Bafin mehr Aufgaben<br />
bekommen solle. Statt wie bisher<br />
nur die Insolvenzgefahr<br />
von Instituten im Blick zu behalten,<br />
müsse sie ausdrücklich<br />
dem Schutz der Anleger verpflichtet<br />
werden und diese vor<br />
<strong>Bank</strong>en warnen, die ihre Kunden<br />
hinters Licht zu führen<br />
versuchen.<br />
Aber auch die <strong>Bank</strong>en sind<br />
mit der durch die Bundesregierung<br />
angestoßenen Protokoll-Pflicht<br />
nicht zufrieden.<br />
Sie kritisieren die Folgen,<br />
wenn <strong>Bank</strong>geschäfte in großem<br />
Stil rückgängig gemacht<br />
werden könnten. Hier müsse<br />
die Politik Rechtssicherheit<br />
garantieren.<br />
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E 3
E 4 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
PRIVATBANKEN<br />
Bekanntester Markenartikel der Schweizer Bahn: Im Glacier-Express sind prachtvolle Aussichten auf die Walliser Alpen möglich. FOTO: PRIVAT<br />
Zurück im Geschäft<br />
Die UBS hat in der Finanzkrise gelitten wie kaum eine andere <strong>Bank</strong>. Das einstige Schweizer Vorzeige-<strong>Bank</strong>haus hat die schwere <strong>Zeit</strong> genutzt<br />
und seine Hausaufgaben gemacht. Das gilt auch <strong>für</strong> den wichtigen Standort Düsseldorf.<br />
Uwe Adamla kennt sie<br />
fast alle. Seit 20 Jahren<br />
ist der 45-Jährige in<br />
Düsseldorf und hat hier die<br />
Niederlassung der Schweizer<br />
Großbank UBS aufgebaut. In<br />
den zwei Jahrzehnten hat er<br />
viele Privatbankiers kommen<br />
und gehen sehen. Nicht wenige<br />
leiten heute selbst Niederlassungen<br />
feiner <strong>Bank</strong>adressen<br />
mitten in der Landeshauptstadt.<br />
Adamla ist heute Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der UBS<br />
Deutschland und als Leiter der<br />
Region West Herr über die<br />
UBS-Niederlassungen in Düsseldorf,<br />
Bielefeld, Dortmund,<br />
Essen und Köln. In der Landeshauptstadt<br />
ist er einer der<br />
bedeutenderen Platzhirsche<br />
der Branche. Da wundert es<br />
nicht, dass viele seiner Mitbewerber<br />
sich eine gewisse<br />
Häme nicht verkneifen konnten,<br />
als das einstige Schweizer<br />
Vorzeige-<strong>Bank</strong>haus ins Trudeln<br />
geriet. Verluste in Höhe<br />
von 30 Milliarden Schweizer<br />
Franken und Ärger mit der US-<br />
Regierung wegen Schwarzgeldkonten<br />
machten der <strong>Bank</strong><br />
zu schaffen. Überall dort – so<br />
schien es – , wo es in der Finanzkrise<br />
brannte, war die<br />
UBS vorne mit dabei.<br />
„Totgesagte leben länger“,<br />
sagt Adamla heute. Ihm als<br />
fröhlichem Menschen ist auch<br />
in der schwersten Krise seiner<br />
<strong>Bank</strong> das Lachen nicht vergangen.<br />
Heute freut er sich umso<br />
mehr, dass es langsam wieder<br />
aufwärts geht. „Wir konnten<br />
zwei sehr große Family Office<br />
-Mandate gewinnen, mit weiteren<br />
stehen wir in Verhandlungen“,<br />
sagt Adamla. Das ist<br />
wichtig <strong>für</strong> eine <strong>Bank</strong>, der in<br />
Das Logo der Schweizer <strong>Bank</strong> UBS in Basel: Nach staatlichen Rettungsaktionen und massivem Umbau steht das Haus heute wieder gut da. FOTO: DPA<br />
der Krise viele Privatkunden<br />
weggelaufen sind.<br />
Umso besser läuft es derzeit<br />
bei den großen Mandaten, die<br />
im zweistelligen Millionenbereich<br />
liegen. „Dort werden die<br />
Kunden von Profis beraten,<br />
die vor allem auf Fakten setzen.<br />
Und die sind nun mal so,<br />
dass wir unsere Hausaufgaben<br />
gemacht haben und heute<br />
leistungsfähiger sind denn je“,<br />
sagt Adamla.<br />
Die Financial Times<br />
Deutschland titelte schon im<br />
August, die Schweizer Großbank<br />
sei „Über den Berg“.<br />
Dem neuen Vorstand in Zürich<br />
um Oswald Grübel gelang<br />
es, die großen Systemrisiken<br />
abzubauen. Die Bilanzsumme<br />
wurde gesenkt, toxische Papiere<br />
reduziert. Die Kernkapitalquote<br />
liegt jetzt bei 13,2 Prozent,<br />
ein Spitzenwert. Zum<br />
Die UBS steht heute besser<br />
da als viele andere<br />
systemrelevante <strong>Bank</strong>en<br />
Vergleich: Die Deutsche <strong>Bank</strong><br />
kommt auf eine Kernkapitalquote<br />
von elf Prozent.<br />
„Die UBS steht besser da als<br />
die meisten anderen systemrelevanten<br />
<strong>Bank</strong>en der Welt“,<br />
sagt der Züricher Finanzpro-<br />
fessor Martin Janssen. Möglich<br />
wurde das durch beherztes<br />
Eingreifen des Schweizer<br />
Staates – und einen radikalen<br />
Umbau der <strong>Bank</strong>. Kurze <strong>Zeit</strong><br />
später war der Schweizer Staat<br />
nicht mehr an der UBS beteiligt.<br />
Im August brachte er die<br />
rettende Wandelanleihe auf<br />
den Markt. Gleich nach der<br />
Platzierung war diese mehrfach<br />
überzeichnet, der Aktienkurs<br />
stieg kräftig. Aus der zeitlich<br />
eng befristeten Beteiligung<br />
realisierte der Schweizer<br />
Staat einen Gewinn von 1,2<br />
Milliarden Franken.<br />
Vom Umbau ist auch die<br />
Düsseldorfer Niederlassung<br />
an der Cecilienallee nicht ver-<br />
schont geblieben. Von ehemals<br />
79 Mitarbeitern sind<br />
noch 59 geblieben. Adamla<br />
sagt, der Abbauprozess sei abgeschlossen,<br />
kann aber nicht<br />
ausschließen, dass sich mancher<br />
der 21 Berater noch umorientiert.<br />
Denn dass die UBS-<br />
Berater besonders gut sind,<br />
hat sich in der Branche längst<br />
herumgesprochen. Dass die<br />
<strong>Bank</strong> wieder gut aufgestellt ist,<br />
wird sich auch noch herumsprechen.<br />
Adamla macht sich<br />
diesbezüglich aber keine großen<br />
Illusionen. „Negative<br />
Nachrichten werden in der Öffentlichkeit<br />
immer stärker<br />
wahrgenommen als positive.“<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
Feine Adresse in unmittelbarer Nähe zum Rhein: Seit 1994 residiert die UBS<br />
Düsseldorf an der Cecilienallee. FOTO: UBS<br />
Gar nicht klein<br />
(cris) Dass die Schweiz als international<br />
bedeutsamer Finanzplatz<br />
gilt, war nicht immer<br />
so. Bis 1918 hatten die<br />
Eidgenossen nicht einmal einen<br />
eigenen Finanzplatz, sondern<br />
gehörten zur französischen<br />
Finanzwirtschaft. Im<br />
Ersten Weltkrieg waren in der<br />
Schweiz mehr französische<br />
Francs als Schweizer Franken<br />
im Umlauf. Wichtige Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> den späteren Finanzplatz<br />
waren die Gründung<br />
der Nationalbank 1907<br />
und das <strong>Bank</strong>engesetz 1934,<br />
sagt Peter Hablützel, der in der<br />
Schweiz unter vier Finanzministern<br />
gearbeitet hat und jetzt<br />
ein Buch über den Finanzplatz<br />
schreibt. Die Großbanken<br />
blieben auch nach 1945 gegenüber<br />
den Kantonal- und<br />
Regionalbanken zunächst relativ<br />
unbedeutend. Das änderte<br />
sich erst mit den Fusionswellen<br />
in den späten 80er und<br />
90er Jahren. Damals entstanden<br />
Credit Suisse und UBS, die<br />
heute zusammen 90 Prozent<br />
aller <strong>Bank</strong>bilanzen in der<br />
Schweiz ausmachen.<br />
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FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
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Beschaulich: Touristen aus Deutschland kommen gerne ins Kleinwalsertal nach Österreich. Dort hat sich eine Raiffeisenbank auf das Geschäft mit vermögenden Deutschen spezialisiert. FOTO: ARCOR IM<strong>AG</strong>ES<br />
Schweizer Tradition <strong>für</strong> deutsche Anleger<br />
Schweizer Privatbankiers finden zunehmend Gefallen am Rhein: Im letzten Jahrzehnt haben sie ihre Präsenz in Düsseldorf deutlich erhöht.<br />
Und auch die deutschen Genossenschaftsbanken sind hier mit ihrer Schweizer Privatbank vertreten.<br />
Im Herzen sind sie Schweizer,<br />
die <strong>Bank</strong>iers der DZ<br />
Privatbank Schweiz. Eher<br />
ungewöhnlich sind die beiden<br />
Mütter des 1975 in Zürich gegründeten<br />
<strong>Bank</strong>hauses: Die<br />
Spitzeninstitute der Genossenschaftsbanken<br />
in Deutschland,<br />
die DZ <strong>Bank</strong> und die<br />
Düsseldorfer WGZ-<strong>Bank</strong>, sind<br />
die Eigentümer des auf vermögende<br />
Kunden spezialisierten<br />
Hauses. Und es ist ein höchst<br />
erfolgreiches obendrein. „Wir<br />
sind in den letzten Jahren<br />
durchschnittlich um zehn<br />
Prozent pro<br />
Jahr gewachsen<br />
und wollen<br />
dieses<br />
Tempo in den<br />
nächsten fünf<br />
Jahren beibehalten“,<br />
sagt<br />
Richard Manger, Vorsitzender<br />
der Generaldirektion der DZ<br />
Privatbank Schweiz.<br />
Die Zahlen sind beeindruckend,<br />
denn die Privatbankiers<br />
mit dem genossenschaftlichen<br />
Mantel verwalten 7,3<br />
Milliarden Franken Assets under<br />
Management und haben<br />
über 30 000 Kunden. Das Geheimnis<br />
des Erfolges ist in der<br />
Kundennähe der Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken in<br />
Deutschland zu suchen. Weil<br />
nur wenige örtliche Genossen-<br />
Es ist beschaulich, bietet eine<br />
traumhafte Bergkulisse und<br />
zählt zu den beliebtesten Reisezielen<br />
der deutschen Urlauber<br />
in Österreich – das Kleinwalsertal.<br />
Die touristische Verbundenheit<br />
zum Tal hat im<br />
Laufe der Jahrzehnte aber<br />
auch die finanziellen Bande<br />
zwischen Deutschland und<br />
Österreich gefestigt.<br />
Das liegt auch an der Raiffeisenbank<br />
Kleinwalsertal, die<br />
sich auf das Geschäft mit vermögenden<br />
Privatkunden aus<br />
Deutschland<br />
spezialisiert<br />
hat. „Hier hat<br />
es mein Geld<br />
gut, sagen<br />
uns viele unsererdeutschen<br />
Kunden“, erläutert<br />
Hans Staudinger. Er leitet den<br />
Geschäftsbereich Deutschland<br />
der 1894 als Genossenschaftsbank<br />
gegründeten Aktiengesellschaft<br />
aus dem Alpenland.<br />
Dreh- und Angelpunkt der<br />
Aktivitäten jenseits des „Weißwurstäquator“<br />
ist dabei Düsseldorf.<br />
Seit drei Jahren ist die<br />
Raiffeisenbank hier mit einer<br />
Repräsentanz vertreten. „Wir<br />
sind die einzige österreichische<br />
Private-<strong>Bank</strong>ing-<br />
Adresse in Düsseldorf und das<br />
nicht irgendwo, sondern in<br />
Aus der engen Begleitung<br />
der Firmenkunden<br />
wurde mehr<br />
schaftsbanken auf Private<br />
<strong>Bank</strong>ing spezialisiert sind,<br />
entstanden mit dem steigenden<br />
Vermögen der Kunden ab<br />
den 70er Jahren sogar zwei<br />
Einheiten, die sich um die speziellen<br />
Belange dieser Kundschaft<br />
kümmern: Neben der<br />
DZ Privatbank Schweiz hat<br />
auch die WGZ-<strong>Bank</strong> in Düsseldorf<br />
seit drei Jahrzehnten eine<br />
ebenfalls erfolgreiche Abteilung<br />
Private <strong>Bank</strong>ing aufgebaut.<br />
„Das ist unser Erfolgsrezept:<br />
Wir bieten hier <strong>für</strong> vermögende<br />
Kunden<br />
eine hohe<br />
Beratungsexpertise<br />
und ein breitesDienstleistungsangebot,<br />
was<br />
nicht direkt im genossenschaftlichen<br />
<strong>Bank</strong>enwesen erwartet<br />
wird“, erläutert Abteilungsdirektor<br />
Volker Siedhoff<br />
von der WGZ-<strong>Bank</strong>. Dabei<br />
liegt die enge Verbindung<br />
nahe, ist das genossenschaftliche<br />
Spitzeninstitut im Westen<br />
der Republik doch traditionell<br />
eng mit dem Mittelstand verbunden.<br />
„Aus der engen Begleitung<br />
eben dieser Firmenkunden<br />
sind mit dem wachsenden<br />
Erfolg der Unternehmer<br />
auch die Ansprüche an<br />
Eine genossenschaftliche Privatbank in der Schweiz: Die DZ Privatbank wurde 1975 in Zürich<br />
gegründet.<br />
eine professionelle Vermögensverwaltung<br />
gestiegen“, so<br />
Siedhoff.<br />
Heute betreut seine Abteilung<br />
Private <strong>Bank</strong>ing Kunden<br />
ab Vermögen von rund 300 000<br />
Euro und hat 1,5 Milliarden<br />
Euro Assets under Management<br />
vorzuweisen. An der<br />
Ludwig-Erhard-Allee in der<br />
Düsseldorfer Innenstadt hat<br />
auch die einzige deutsche Repräsentanz<br />
der DZ Privatbank<br />
Schweiz seit 2002 ihren Sitz.<br />
Geführt wird sie von Peter Lazik,<br />
der von hier aus die Volks-<br />
Das Herz des Kleinwalsertals<br />
Der Erfolg der<br />
Raiffeisenbank spiegelt<br />
sich im Tal wider<br />
unmittelbarer Nähe zur Königsallee.<br />
Im Herzen Düsseldorfs<br />
können sich Vertriebsund<br />
Netzwerkpartner aus der<br />
Region direkt über die größte<br />
Raiffeisenbank Österreichs informieren“,<br />
sagt Staudinger<br />
nicht ohne Stolz.<br />
Etwa 40 Prozent der deutschen<br />
Kunden kommen aus<br />
dem Einzugsgebiet außerhalb<br />
Bayerns und Baden-Württembergs.<br />
Sie werden direkt durch<br />
Berater aus dem Kleinwalsertal<br />
betreut. Die Österreicher<br />
haben mit<br />
ihrer Strategie<br />
Erfolg:<br />
Rund vier<br />
Milliarden<br />
Euro Assets<br />
under Management<br />
kann das <strong>Bank</strong>haus<br />
vorweisen. „Wir sind klein,<br />
überschaubar, ruhig und sehr<br />
konservativ – diese Eigenschaften<br />
einer Privatbank in<br />
Verbindung mit langer Erfahrung<br />
im Private <strong>Bank</strong>ing<br />
schätzen unsere Kunden aus<br />
Deutschland“, argumentiert<br />
Hans Staudinger.<br />
Vor allem können Anleger<br />
bereits mittlere Vermögen ab<br />
150 000 Euro bei der Raiffeisenbank<br />
Kleinwalsertal verwalten<br />
lassen. Und diese gibt<br />
sich bei ihrem Vermögensmanagement<br />
bodenständig und<br />
Hans Staudinger, Leiter Geschäftsbereich<br />
Deutschland<br />
sehr konservativ. „Wir verkaufen<br />
keine Produkte, sondern<br />
eine umfassende Lösung“, so<br />
der Deutschland-Repräsentant.<br />
Geschlossene Fonds, Private-Equity-Beteiligungen,<br />
aber auch Kredite gehören<br />
nicht zum Produkthorizont<br />
der <strong>Bank</strong>iers aus dem Kleinwalsertal.<br />
Umso stärker setzen<br />
sie auf grundsolide Anlagekonzepte,<br />
die Kunden verstehen<br />
und auch nachvollziehen<br />
können. „Dieses strikte Sicherheitsdenken<br />
hat uns in<br />
den letzten beiden Jahren geholfen,<br />
weitere Kunden <strong>für</strong> uns<br />
zu gewinnen. Allerdings haben<br />
wir in der Vergangenheit<br />
auch Kunden verloren, die in<br />
guten <strong>Zeit</strong>en eine höhere,<br />
wenngleich risikoreichere<br />
und Raiffeisenbanken im Geschäftsfeld<br />
Vermögende Privatkunden<br />
in Nordrhein-<br />
Westfalen betreut.<br />
Gleich zwei <strong>Bank</strong>en, die auf<br />
vermögende Kunden fokussiert<br />
sind – ein Widerspruch?<br />
„Die Vernetzung zwischen<br />
beiden Häusern funktioniert<br />
sehr gut“, betonen Lazik und<br />
Siedhoff. „Außerdem heben<br />
wir uns mit unserem Kooperationsmodell<br />
vom Wettbewerb<br />
ab.“ „Als Schweizer <strong>Bank</strong> können<br />
wir ergänzende Lösungen<br />
anbieten, die es in Deutsch-<br />
Performance erwartet hatten“,<br />
berichtet Staudinger.<br />
Überhaupt geht Sicherheit<br />
den <strong>Bank</strong>iers aus dem Kleinwalsertal<br />
über alles. Die Eigenkapitalquote<br />
beträgt mit 21<br />
Prozent mehr als das Doppelte<br />
der gesetzlichen Vorgabe. Die<br />
<strong>Bank</strong> ist Mitglied im Einlagensicherungsfonds<br />
der österreichischen<br />
Raiffeisen-Gruppe<br />
und damit <strong>für</strong> den Fall des Falles<br />
gut abgesichert.<br />
Kernpunkt aber bleiben die<br />
Berater: „Wir haben eine goldene<br />
Regel: Der Berater wechselt<br />
nicht“, sagt Hans Staudinger<br />
und verweist auf eine<br />
durchschnittliche Betriebszugehörigkeit<br />
von zehn Jahren<br />
bei den Seniorberatern. „Unsere<br />
wertkonservative Sicherheitsorientierung<br />
und unsere<br />
bereits mehrfach ausgezeichnete<br />
Beratungsqualität schaffen<br />
bei Kunden das nötige Vertrauen<br />
<strong>für</strong> eine langfristige Geschäftsbeziehung“,<br />
so Staudinger<br />
abschließend.<br />
Der Erfolg der <strong>Bank</strong> spiegelt<br />
sich wiederum im berühmten<br />
Tal wider: Bergbahnen und<br />
Sozialstationen werden von<br />
der Raiffeisenbank unterstützt,<br />
der Großteil der Erträge<br />
der <strong>Bank</strong> fließt in das Kleinwalsertal<br />
– zur Freude der Einwohner<br />
und Touristen.<br />
JOSÉ MACIAS<br />
land nicht gibt“, verweist DZ-<br />
Privatbank-Vorsitzender Manger<br />
auf die rechtlichen, politischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen, die das<br />
Alpenland vermögenden<br />
Deutschen eröffnet.<br />
Dazu zählen etwa die stark<br />
ausgeprägte internationale<br />
Ausrichtung, die traditionell<br />
stabilen und verlässlichen Verhältnisse<br />
und die sprichwörtliche<br />
Schweizer Sicherheit. „Je<br />
größer ein Vermögen ist, desto<br />
größer werden die Ansprüche,<br />
es international zu streuen<br />
Netzwerk: Peter Lazik (l.) von der DZ Privatbank und<br />
Volker Siedhoff von der WGZ-<strong>Bank</strong>. FOTO: ALOIS MÜLLER<br />
und damit krisenfest zu machen“,<br />
ergänzt Peter Lazik. Die<br />
Schweizer bieten den Einstieg<br />
schon ab rund 200 000 Euro<br />
an, am stärksten wachsen sie<br />
derzeit bei deutlich größeren<br />
Vermögen: Der durchschnittliche<br />
Neukunde hat heute ein<br />
freies Vermögen von rund<br />
zwei Millionen Euro vorzuweisen.<br />
Und so haben sich die beteiligten<br />
<strong>Bank</strong>en – von der kleineren<br />
Genossenschaftsbank vor<br />
Ort über die WGZ-<strong>Bank</strong> bis zu<br />
den Schweizer Privatbankiers<br />
DZ PRIVATBANK<br />
E 5<br />
Die DZ Privatbank Schweiz<br />
ist Teil der genossenschaftlichen<br />
deutschen Finanzgruppe.<br />
Sie gehört zu 80<br />
Prozent der DZ Private<br />
Wealth Managementgesellschaft,<br />
ein Unternehmen<br />
der DZ <strong>Bank</strong>-Gruppe.<br />
Auch die Düsseldorfer<br />
WGZ-<strong>Bank</strong> ist direkt an den<br />
genossenschaftlichen Privatbankiers<br />
in Zürich beteiligt<br />
– mit einem Anteil von<br />
20 Prozent. Das Institut ist<br />
inzwischen die zweitgrößte<br />
deutsche Auslandsbank<br />
in der Schweiz und hat<br />
mehr als 30 000 Kunden.<br />
– ein ineinander verzahntes<br />
Netzwerk aufgebaut, das vermögenden<br />
Kunden auch bei<br />
den Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
Individualität, Internationalität<br />
und eben auch<br />
Sicherheit gewährleistet. „Wir<br />
sind uns einig, dass die Potenziale<br />
des genossenschaftlichen<br />
Segments daher exzellenteWachstumsmöglichkeiten<br />
bieten“, sagt Siedhoff.<br />
„Das wollen wir in den nächsten<br />
Jahren auch im Verbund<br />
noch deutlicher machen.“<br />
JOSÉ MACIAS
E 6 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra PRIVATBANKEN extra<br />
PRIVATBANKEN<br />
Hans-Hoachim Höschel, BHF-<strong>Bank</strong><br />
Zum nunmehr dritten<br />
Mal waren die 18 Vertreter<br />
führender renommierter<br />
Privatbanken aus der<br />
Region der Einladung unserer<br />
<strong>Zeit</strong>ung gefolgt, um sich beim<br />
„RP-Finanzforum Privatbanken“<br />
den Fragen zu stellen. Bei<br />
der Interviewrunde Mitte September<br />
2008 hatten einige der<br />
Spitzenvertreter der Institute<br />
bereits vor dem Schwelbrand<br />
der sich ausbreitenden Finanzkrise<br />
gewarnt – und sahen<br />
sich in den Ereignissen<br />
der vergangenen Monate bestätigt.<br />
So manches <strong>Bank</strong>haus<br />
konnte sich dem Sog der Krise<br />
nicht entziehen und musste<br />
ebenfalls Federn lassen.<br />
Allerdings zeigten viele Privatbankiers<br />
in der Krise erst<br />
recht ihre Stärken und gewannen<br />
im Geschäft um reiche<br />
Kunden sogar deutlich hinzu.<br />
Das „RP-Finanzforum Privatbanken“<br />
zeigte einmal mehr<br />
die Unterschiede in den Philosophien<br />
und die Sonderrolle,<br />
die die auf vermögende Privatkunden<br />
spezialisierten Häuser<br />
in der deutschen <strong>Bank</strong>enwelt<br />
spielen. Die Auswirkungen der<br />
Krise haben diese deshalb alle<br />
sehr unterschiedlich durchlebt.<br />
Hans-Joachim Höschel,<br />
BHF-<strong>Bank</strong>:<br />
„Weil wir schon vor dem 15.<br />
September Risiken aus den<br />
Depots genommen hatten,<br />
sind wir mit unseren Kunden<br />
gut durch die Krise gekommen.<br />
In diesem Jahr liefen die<br />
Märkte sehr gut, so dass wir die<br />
Verluste vom vergangenen<br />
Jahr zum Großteil wieder aufholen<br />
konnten. Dennoch ist<br />
die Geschäftstätigkeit noch<br />
nicht auf dem früheren Niveau<br />
angekommen.“<br />
Christoph Neu, Merck Finck<br />
& Co:<br />
„Es hat sich herausgestellt,<br />
dass Eigenprodukte der <strong>Bank</strong>en<br />
und Zertifikate oftmals<br />
Rendite gekostet haben. Das<br />
Thema Finanzplanung ist daher<br />
ganz nach<br />
oben auf die<br />
Agenda gerückt.<br />
Unsere<br />
Kunden sind<br />
zu 100 Prozentkonservativausgerichtet.<br />
Pro Monat konnten<br />
wir in diesem Jahr 100 Millionen<br />
Euro Nettozuflüsse verzeichnen.“<br />
Thomas Kleffmann, Hauck<br />
& Aufhäuser:<br />
„Der gesamte <strong>Bank</strong>ensektor<br />
leidet unter einer Vertrauenskrise.<br />
Dennoch können die<br />
meisten unserer Kunden zwischen<br />
<strong>Bank</strong>er und <strong>Bank</strong>ier differenzieren.<br />
Und <strong>Bank</strong>iers<br />
zeichnet aus, dass sie langfristig<br />
in Generationen denken –<br />
<strong>für</strong> ihr eigenes Haus und <strong>für</strong><br />
das Vermögen ihrer Kunden.<br />
Als <strong>Bank</strong> mit persönlich haftenden<br />
Gesellschaftern haben<br />
wir zudem ein sehr konservatives<br />
Verhältnis zum Risiko.“<br />
Ulrich Hähner, Delbrück<br />
Bethmann Maffei:<br />
„In den vergangenen zwölf<br />
Monaten haben wir den Dialog<br />
mit unseren Kunden besonders<br />
intensiv geführt. Seitdem<br />
verzeichnen wir deutliche<br />
Mittelzuflüsse, weil wir<br />
das Vertrauen der Anleger gewinnen<br />
konnten.“<br />
Christoph Neu, Merck Finck & Co<br />
Das Thema Finanzplanung<br />
steht ganz oben<br />
auf der Agenda<br />
Daniel Sauerzapf, Credit<br />
Suisse:<br />
„In den vergangenen zwölf<br />
Monaten haben wir alles erlebt,<br />
was man als <strong>Bank</strong>er erleben<br />
kann. Während der Finanzmarktkrise<br />
waren die<br />
Kunden auch bei den einfachsten<br />
Geldanlage-Themen<br />
stark verunsichert. Da uns<br />
auch in Zu-<br />
kunftanspruchsvolle Märkte erwarten,setzen<br />
wir weiterhin<br />
auf<br />
Qualität in<br />
der Beratung und noch mehr<br />
Kundennähe.“<br />
Ramon O. Ohmes, Julius<br />
Bär:<br />
„Bemerkenswert ist <strong>für</strong><br />
mich die Renaissance des<br />
Staates in der Krise. Früher<br />
war der Staat Teil des Problems,<br />
heute ist er der Retter.<br />
Unser Haus hat die Krise zum<br />
Anlass genommen, um selektiv<br />
zu wachsen.“<br />
Dr. Maximilian Werkmüller,<br />
HSBC Trinkaus:<br />
„Wir waren schon immer ein<br />
konservatives Haus und waren<br />
auf Aktienseite schon früh untergewichtet.<br />
Unsere <strong>Bank</strong> hat<br />
sich in der Krise erfolgreich<br />
behauptet. Dabei haben wir<br />
immer das Ziel gehabt, den<br />
Kunden ganzheitlich zu betreuen<br />
und auch ein bisschen<br />
zu führen.“<br />
Frank Wieser, Sal. Oppenheim:<br />
„Es war ein schwieriges und<br />
herausforderndes Jahr <strong>für</strong> uns.<br />
Unsere Kunden haben davon<br />
Thomas Kleffmann, Hauck & Aufhäuser<br />
Ulrich Hähner, Delbrück Bethmann Maffei<br />
Daniel Sauerzapf, Credit Suisse<br />
Ramon O. Ohmes, Julius Bär<br />
Dr. Maximilian Werkmüller, HSBC Trinkaus<br />
In der Krise gewachsen<br />
Die Folgen der größten Finanzkrise aller <strong>Zeit</strong>en haben auch die Privatbanken deutlich gespürt. Beim „RP-Finanzforum Privatbanken“ wurde aber deutlich,<br />
dass gerade die risikoscheuen Privatbankiers eine Sonderrolle spielen. Im Wettbewerb um vermögende Kunden konnten einige in der Krise sogar wachsen.<br />
Frank Wieser, Sal. Oppenheim<br />
Packende Runde: Im Gapp‘s Event in Essen diskutierten 18 Privatbankiers über ihre Geschäfte nach der Finanzkrise, vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber ihrer Kundschaft und die Auswirkungen <strong>für</strong> den Finanzplatz Düsseldorf. ALLE FOTOS: ALOIS MÜLLER<br />
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Berater das Haus verlassen<br />
hat. Was unsere Markt-Erwartungen<br />
<strong>für</strong> die kommenden<br />
zwölf Monate betrifft: Wir<br />
werden die Alpen nicht mehr<br />
erreichen. Aber die Eifel ist<br />
auch schön.“<br />
Uwe Adamla, UBS:<br />
„Überall dort, wo es in den<br />
letzten zwei Jahren schlechte<br />
Nachrichten aus der Finanzwelt<br />
gab, waren wir vertreten.<br />
Wir haben das vergangene<br />
halbe Jahr daher genutzt, um<br />
uns noch kundenorientierter<br />
aufzustellen. Dabei konnten<br />
wir hier in Düsseldorf zwei<br />
sehr große Family-Mandate<br />
gewinnen.“<br />
Frank Mooshöfer, <strong>Gallinat</strong><br />
<strong>Bank</strong>:<br />
„Wir refinanzieren uns zu 60<br />
Prozent über Kundengelder<br />
und waren daher vom Erliegen<br />
des Interbankenmarktes<br />
kaum betroffen. Das Ergebnis<br />
im Anlagegeschäft war sicherlich<br />
nicht zufriedenstellend. In<br />
der Krise fungierten wir mehr<br />
als Psychiater denn als Anlageberater.“<br />
André Weber, Weberbank:<br />
„Die konservative Ausrichtung<br />
hat uns im vergangenen<br />
Jahr eine gute Performance<br />
beschert. Wir haben es geschafft,<br />
das Vertrauen von<br />
Neukunden zu gewinnen. Die<br />
Mittelzuflüsse kamen überwiegend<br />
von Großbanken und<br />
ausländischen Instituten.“<br />
Thomas Ullrich, <strong>Bank</strong>haus<br />
Lampe:<br />
„Das starke Wachstum unseres<br />
Einlagen- und Kreditvo-<br />
Uwe Adamla, UBS<br />
lumens war und ist ein deutlicher<br />
Vertrauensbeweis unserer<br />
Kunden. Das betraf vor allem<br />
die Monate nach der Lehman-Pleite.<br />
Wir sind also tatsächlich<br />
in der Krise gewachsen.“<br />
Tobias Graf von Bernstorff,<br />
<strong>Bank</strong>haus Metzler:<br />
„Wir verwalten das Geld der<br />
Kunden so, dass es erhalten<br />
bleibt und einen angemessenen<br />
Ertrag erwirtschaftet. Wir<br />
vermeiden Interessenkonflikte<br />
zwischen Kunde und <strong>Bank</strong>.<br />
Für uns als konservatives Haus<br />
beinhaltet das unter anderem:<br />
kein Eigenhandel in Aktien<br />
und keine strukturierten Produkte.“<br />
Gerhard Müller, M.M. Warburg<br />
& Co.:<br />
„Wir mussten kein Vertrauen<br />
der Kunden zurückgewinnen,<br />
weil wir<br />
auch keins<br />
verloren hatten.<br />
Dadurch<br />
konnten wir<br />
bei den gemanagten<br />
Vermögen einen erheblichen<br />
Zuwachs aufweisen.“<br />
Uwe Bork, Private Wealth<br />
Management Deutsche <strong>Bank</strong>:<br />
„In unserem Geschäftsbereich<br />
betreuen wir deutschlandweit<br />
mehr als 7400 Familienverbünde.<br />
Gerade in der Region<br />
Düsseldorf haben wir in<br />
diesem Jahr deutliche Zuwächse<br />
hinsichtlich Kunden<br />
und Geschäftsvolumen verzeichnen<br />
können. Transparenz<br />
bei Dienstleistung und<br />
Preis sind <strong>für</strong> uns von höchster<br />
Bedeutung.“<br />
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E 7<br />
Uwe Lindner, National-<br />
<strong>Bank</strong>:<br />
„Gerade in der Krise war es<br />
wichtig, dem eigenen <strong>Bank</strong>enmodell<br />
zu vertrauen. Wir refinanzieren<br />
uns fast ausschließlich<br />
über Kundengelder – und<br />
verfügten in den Krisenmonaten<br />
über so hohe Liquiditätszuflüsse,<br />
dass wir dies als hohen<br />
Vertrauensbeweis werten<br />
durften.“<br />
Raymund Scheffler, Berenberg<br />
<strong>Bank</strong>:<br />
„Die <strong>Zeit</strong> ist ernsthafter geworden,<br />
die Menschen interessieren<br />
sich <strong>für</strong> die Fakten.<br />
Wir kommen diesem Informationsbedürfnis<br />
entgegen und<br />
richten in diesem Jahr etwa 50<br />
Kundenveranstaltungen aus.<br />
Wir verzeichnen regen Zulauf<br />
von konservativen Anlegern.<br />
Die Finanzkrise war <strong>für</strong> uns<br />
keine Bedrohung – wir dürfen<br />
uns über ei-<br />
nen starken<br />
Zulauf von<br />
Privatpersonen<br />
aus allen<br />
Generationen<br />
freuen.“<br />
Erwin Bengler, Quirin<br />
<strong>Bank</strong>:<br />
„Vertrauen ist das entscheidende<br />
Thema. Die Kunden<br />
hinterfragen im Moment die<br />
<strong>Bank</strong>enmodelle, und davon<br />
profitieren wir natürlich. Als<br />
junge <strong>Bank</strong> müssen wir gute<br />
Arbeit abliefern, und unser faires,<br />
transparentes Geschäftsmodell<br />
ist das Fundament <strong>für</strong><br />
eine vertrauensvolle Beziehung<br />
zu unseren Kunden. “<br />
José Macias und Christian Sonntag<br />
führten das Gespräch
E 8 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
PRIVATBANKEN<br />
Frank Mooshöfer, <strong>Gallinat</strong> <strong>Bank</strong> André Weber, Weberbank Thomas Ullrich, <strong>Bank</strong>haus Lampe Tobias Graf von Bernstorff, <strong>Bank</strong>haus Metzler Gerhard Müller, M.M. Warburg<br />
Die Teilnehmer<br />
des RP-Finanzforums<br />
Privatbanken<br />
<strong>Bank</strong>haus Lampe: Thomas<br />
Ullrich, Bereichsleiter Region<br />
Westdeutschland<br />
<strong>Bank</strong>haus Metzler: Tobias<br />
Graf von Bernstorff, Leiter Geschäftsstelle<br />
Köln/Düsseldorf<br />
<strong>Bank</strong> Julius Bär: Ramon O.<br />
Ohmes, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
Berenberg <strong>Bank</strong>: Raymund<br />
Scheffler, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
BHF <strong>Bank</strong>: Hans-Joachim<br />
Höschel, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
Credit Suisse: Daniel Sauerzapf,<br />
Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
Delbrück Bethmann Maffei:<br />
Ulrich Hähner, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
Deutsche <strong>Bank</strong> Uwe Bork,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
Deutsche <strong>Bank</strong> <strong>AG</strong>, Düsseldorf<br />
(Private Wealth Management)<br />
<strong>Gallinat</strong>-<strong>Bank</strong>: Frank<br />
Mooshöfer, Prokurist<br />
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers:<br />
Thomas Kleffmann,<br />
Niederlassungsleiter Düsseldorf<br />
HSBC Trinkaus: Dr. Maximilian<br />
Werkmüller, Leiter der<br />
Vermögensverwaltung<br />
Merck Finck & Co Privatbankiers:<br />
Christoph Neu, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
M.M. Warburg & Co: Gerhard<br />
Müller, Niederlassungsleiter<br />
National-<strong>Bank</strong>: Uwe Lindner,<br />
Vorstandsmitglied<br />
Quirin <strong>Bank</strong>: Erwin Bengler,<br />
Niederlassungsleiter Düsseldorf<br />
Sal. Oppenheim: Frank<br />
Wieser, Niederlassungsleiter<br />
Düsseldorf<br />
UBS: Uwe Adamla, Mitglied<br />
der Geschäftsleitung UBS<br />
Deutschland <strong>AG</strong> und Leiter<br />
der Region West<br />
Weberbank: André Weber,<br />
Niederlassungsleiter Essen<br />
Wie bekommen die Berater ihr Geld? Über Provision oder Honorar? Diese<br />
Frage wird derzeit von den Privatbanken kontrovers diskutiert. FOTO: TMN<br />
Die neue Offenheit<br />
Dem Kapitalverlust folgte der Vertrauensverlust: Jetzt geht es <strong>für</strong> die <strong>Bank</strong>en darum, wieder das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.<br />
Das funktioniert nur über Qualität und Glaubwürdigkeit.<br />
Es gibt die These, dass die<br />
Reichen die wahren Verlierer<br />
der Finanzkrise<br />
sind. Das hat einiges <strong>für</strong> sich.<br />
Denn wer in diesem Milieu an<br />
der Börse Geld verloren hat,<br />
der kann schon mal um einen<br />
sechs- bis siebenstelligen Betrag<br />
ärmer sein. Dass er dann<br />
aber nicht plötzlich arm ist,<br />
weil der Verlust nur ein Zehntel<br />
seines Vermögens betraf, ist<br />
dabei gar keine Frage. Fakt ist<br />
doch: Auch Millionäre haben<br />
keine Lust, Geld zu verlieren.<br />
Da<strong>für</strong> brauchen sie <strong>Bank</strong>en,<br />
denen sie vertrauen, <strong>Bank</strong>en,<br />
die ihnen keine unrealistischen<br />
Renditen versprechen,<br />
sondern so konservativ und risikoscheu<br />
sind wie sie selbst.<br />
„Wir müssen einfach das tun,<br />
was man als Privatbankier immer<br />
tun sollte”, sagt Thomas<br />
Ullrich vom <strong>Bank</strong>haus Lampe<br />
auf dem „RP-Finanzforum Privatbanken“:<br />
„Als neutraler<br />
und kompetenter Partner fungieren.<br />
Und das geht nur über<br />
zahlreiche<br />
Gespräche<br />
mit den Kunden.“Privatbankiers<br />
–– und<br />
damit unterscheiden<br />
sie sich ganz entscheidend<br />
von den <strong>Bank</strong>ern –<br />
verkaufen ihren Kunden keine<br />
Produkte, sondern beraten<br />
ausführlich und ganzheitlich.<br />
Dr. Maximilian Werkmüller<br />
von HSBC Trinkaus gibt jedoch<br />
zu Bedenken: „Das Vertrauen<br />
ist nicht einfach da. Es<br />
entsteht über die Qualität der<br />
Beratung und muss immer<br />
wieder erneuert werden.”<br />
Hochwertige Beratung hat<br />
viel mit der Qualifizierung der<br />
Berater zu tun. Im Geschäft<br />
mit den vermögenden Kunden<br />
favorisieren die <strong>Bank</strong>en den<br />
seriösen <strong>Bank</strong>berater ab 40<br />
Jahren –– er ist besonders<br />
glaubwürdig und verfügt über<br />
eine enge Kundenbindung.<br />
Das bestätigt auch Uwe Bork<br />
von der Deutschen <strong>Bank</strong>: „Für<br />
eine hohe Beratungsqualität<br />
sind Kunden bereit, einen angemessenen<br />
Preis zu bezahlen.<br />
Dabei gewinnen erfolgsorientierte<br />
Preismodelle an<br />
Bedeutung.“<br />
Ganz wichtig <strong>für</strong> den Kunden<br />
sei zudem der Ruf der<br />
Die Kunden nicht nur<br />
fachlich, sondern auch<br />
emotional begleiten<br />
<strong>Bank</strong>, glauben die Privatbankiers.<br />
„Es darf nicht passieren,<br />
dass der Kunde sagt: ,Da ist der<br />
Staat mit drin, also ist mein<br />
Geld da sicher’”, sagt Thomas<br />
Kleffmann von Hauck & Aufhäuser.<br />
Um das Vertrauen der<br />
Kunden zu gewinnen, müssen<br />
die <strong>Bank</strong>en eben auch ihre<br />
Hausaufgaben gemacht haben:<br />
Sie müssen mit Geld gut<br />
wirtschaften können. Zudem<br />
werde es eine Renaissance der<br />
klassischen Vermögenswerte<br />
wie Aktien, Renten und Immobilien<br />
geben, glaubt Frank<br />
Mooshöfer von der <strong>Gallinat</strong>-<br />
<strong>Bank</strong>.<br />
„Es ist eine Illusion zu glauben,<br />
dass wir immer nur Gewinne<br />
erzielen können“, sagt<br />
Ulrich Hähner von Delbrück<br />
Bethmann Maffei. Vorübergehende<br />
Wertverluste seien in<br />
einem drastisch verschlechterten<br />
Marktumfeld oft nicht<br />
zu vermeiden. „Entscheidend<br />
ist, dass wir unseren Kunden<br />
zuhören, um bei veränderten<br />
Rahmenbe-<br />
dingungen<br />
gemeinsam<br />
individuelle<br />
Lösungen zu<br />
finden“, sagt<br />
Hähner.<br />
Ängste ernst nehmen, Panikverkäufe<br />
ausreden, einfach<br />
immer wieder die Nähe zum<br />
Kunden suchen. Das gehört<br />
nach Ansicht der Privatbankiers<br />
zu ihren klassischen Aufgaben.<br />
Daniel Sauerzapf von der<br />
Credit Suisse bringt es auf den<br />
Punkt: „Das Vertrauen der<br />
Kunden zu ihrer <strong>Bank</strong> ist die<br />
Basis der Zusammenarbeit.<br />
Glücklicherweise haben uns<br />
unsere Kunden auch in der<br />
Krise ihr Vertrauen geschenkt.<br />
Für uns war und ist es essentiell,<br />
die Kunden nicht nur<br />
fachlich, sondern auch emotional<br />
eng zu begleiten.“ Mit<br />
anderen Worten: Die Emotionen<br />
sind das A und O der Kundenbeziehung.<br />
Und dass diese<br />
Emotionen stimmen, da<strong>für</strong><br />
sorgen die Privatbanken in<br />
erster Linie durch Kompetenz.<br />
„Der Kunde hat ein Gespür da<strong>für</strong>,<br />
welche <strong>Bank</strong> ihm wirklich<br />
qualitativ hochwertige Beratung<br />
bietet”, ist Hans-Joachim<br />
Höschel von der BHF-<strong>Bank</strong><br />
überzeugt.<br />
Das Provisionsmodell<br />
der <strong>Bank</strong>en<br />
steht auf dem<br />
Prüfstand. Honorarberatung<br />
soll<br />
gefördert werden,<br />
aber viele Privatbankiers<br />
sind skeptisch.<br />
Drahtseilakt Geldanlage: Beim Geschäft mit dem vermögenden Privatkunden ist Vertrauen das A und O.<br />
FOTO: CARO/RIEDMILLER<br />
Beratung – zu welchem Preis?<br />
Über die Gier der <strong>Bank</strong>er ist in<br />
den vergangenen Monaten<br />
viel geredet worden. Sie sei, so<br />
die gebetsmühlenartig vorgetragene<br />
These, hauptverantwortlich<br />
da<strong>für</strong>, dass Anleger<br />
zum Teil viel Geld am Kapitalmarkt<br />
verloren haben. Denn<br />
die <strong>Bank</strong>berater verkauften<br />
bevorzugt diejenigen Produkte,<br />
die ihnen die höchste Provision<br />
einbringen. Das Interesse<br />
des Anlegers interessierte sie<br />
dementsprechend nur am<br />
Rande. Als Alternative zum<br />
Provisionsgeschäft wurde daher<br />
zum Beispiel von Verbraucherschützern<br />
die Honorarberatung<br />
ins Gespräch gebracht.<br />
Honorarberater werden nach<br />
Stundensatz bezahlt oder anhand<br />
eines bestimmten Prozentsatzes<br />
vom Kundenvermögen.<br />
Er verdient nicht<br />
mehr, wenn er mehr Produkte<br />
verkauft, kann also auch eher<br />
zum Kunden sagen: Ihr Depot<br />
ist in Ordnung, Sie müssen<br />
nichts umschichten.<br />
Die Berliner Quirin <strong>Bank</strong> hat<br />
die Honorarberatung zum<br />
Prinzip gemacht. Dort gibt es<br />
keine Provisionen, stattdessen<br />
zahlt der Kunde pauschal 75<br />
Euro im Monat. Transaktionskosten<br />
<strong>für</strong> Wertpapierkäufe<br />
entfallen, Bestandsprovisionen<br />
(kick backs) werden zurückerstattet,<br />
der Kunde zahlt<br />
nur bei einer <strong>für</strong> ihn positiv erzielten<br />
Rendite. „Wir sehen darin<br />
große Chancen <strong>für</strong> die Zukunft.<br />
Der Markt <strong>für</strong> Finanz-<br />
dienstleistungen verändert<br />
sich, die Kunden schauen neben<br />
Performance noch genauer<br />
auf die anfallenden Kosten“,<br />
sagt Erwin Bengler von der<br />
Quirin <strong>Bank</strong> auf dem „RP-Finanzforum<br />
Privatbanken“.<br />
Mit ihrem Beratungsansatz<br />
steht die Quirin <strong>Bank</strong> nahezu<br />
alleine da.<br />
„Die Hono-<br />
rarberatung<br />
spielt im derzeitigenGeschäftsmodell<br />
der Privatbanken<br />
noch keine Rolle“, sagt Anja<br />
Schuchhardt von der Finanzaufsicht<br />
BaFin. Verbraucherministerin<br />
Ilse Aigner möchte<br />
das ändern und Honorarberatung<br />
stärken. „Zur besseren<br />
Unterscheidbarkeit und Verlässlichkeit<br />
soll ein Berufsbild<br />
des Honorarberaters geschaffen<br />
und rechtlich verankert<br />
werden“, ist eine der zehn<br />
Thesen des Ministeriums zur<br />
Die Honorarberatung<br />
spielt derzeit noch keine<br />
große Rolle<br />
Qualität der Finanzberatung.<br />
Raymund Scheffler rät seinen<br />
Kollegen, „präventiv mit den<br />
politischen Vorgaben umzugehen“.<br />
Der Niederlassungsleiter<br />
der Berenberg <strong>Bank</strong> in<br />
Düsseldorf mahnt schon lange:<br />
„Unsere Branche sucht<br />
noch zu wenig den Austausch<br />
mit den politischen Entscheidungsträ-<br />
gern und<br />
kümmert<br />
sich immer<br />
noch zu spät<br />
darum, die<br />
gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen mitzugestalten.“<br />
Uwe Lindner von der Essener<br />
National-<strong>Bank</strong> glaubt<br />
nicht „an den Tod des Provisions-Modells.<br />
Beide Modelle<br />
werden in Zukunft je nach<br />
Kundenbedürfnis nebeneinander<br />
Bestand haben“. Auch<br />
seine Kollegen sehen das Honorarmodell<br />
kritisch: „In den<br />
vergangenen zwei Jahren ist<br />
KUNDENNÄHE<br />
Um das Kundenvertrauen<br />
zurückzugewinnen, müssen<br />
Finanzinstitute aktiver<br />
auf ihre Kunden zugehen<br />
und ihre Beratungsqualität<br />
verbessern. Das ist das Ergebnis<br />
einer Studie der UnternehmensberatungMarketing<br />
Partner. Dabei wurden<br />
4000 Bundesbürger<br />
befragt. Größte Bedeutung<br />
hat <strong>für</strong> die Befragten das<br />
Bemühen um einen persönlichen<br />
Kontakt sowie<br />
bessere Beratung. Auch<br />
Transparenz, Seriosität,<br />
Verantwortung und Sicherheit<br />
wirkten auf die meisten<br />
Befragten vertrauensbildend.<br />
„Die Berater dürfen nicht an<br />
persönliche Ziele denken,<br />
sondern an die des Kunden”,<br />
sagt André Weber von der Weberbank.<br />
„Wer ehrlich, fair und<br />
nachhaltig mit dem Kunden<br />
umgeht, hat die besten Chancen,<br />
weiter empfohlen zu werden.“<br />
Ramon Ohmes von Julius<br />
Bär stört es zum Beispiel überhaupt<br />
nicht, dass seine Kunden<br />
auch zu anderen <strong>Bank</strong>en<br />
gehen. „Wir müssen offen damit<br />
umgehen, schließlich haben<br />
viele Kunden bereits zwei<br />
bis vier <strong>Bank</strong>verbindungen<br />
und sind oft ziemlich professionell<br />
aufgestellt.“<br />
Zur neuen Offenheit zählt<br />
auch, Gespräche zwischen Altund<br />
Neu-Kunden zu fördern,<br />
wie es etwa die Berenberg<br />
<strong>Bank</strong> macht. „Referenzgebung<br />
ist wieder en vogue“, hat deren<br />
Düsseldorf-Chef Raymund<br />
Scheffler erkannt. Und fügt<br />
hinzu: „Wir legen gegenüber<br />
den Kunden alles offen – auch<br />
die Lebensläufe der Mitarbeiter.“<br />
Dass die <strong>Bank</strong>en auch<br />
Dienstleister sind, haben viele<br />
in der Finanzkrise vergessen.<br />
Tobias Graf von Bernstorff<br />
vom <strong>Bank</strong>haus Metzler spricht<br />
<strong>für</strong> einen Großteil der Branche,<br />
wenn er sagt: „Wir <strong>Bank</strong>en<br />
müssen unsere Dienstleistung<br />
wieder als Dienst am Kunden<br />
ernst nehmen.“<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
kein Kunde zu uns gekommen,<br />
weil ihm seine frühere <strong>Bank</strong> zu<br />
teuer war“, sagt Frank Wieser,<br />
Leiter der Düsseldorfer Niederlassung<br />
von Sal. Oppenheim.<br />
Die Förderung der Honorarberatung<br />
werde „die besten<br />
<strong>Bank</strong>en schlechter und die<br />
schlechten <strong>Bank</strong>en besser machen“.<br />
Die Diskussion über Vertriebsmodelle<br />
kann damit <strong>für</strong><br />
den Kunden durchaus positive<br />
Folgen haben. Denn sie richtet<br />
den Fokus auf die Gebührenstrukturen,<br />
die in Deutschland<br />
im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Ländern sehr hoch<br />
sind. Ausgabeaufschläge und<br />
Transaktionskosten müssten<br />
günstiger werden, fordern<br />
mittlerweile auch viele <strong>Bank</strong>er.<br />
Honorarberatung kann<br />
<strong>für</strong> Privatbankiers auch eine<br />
Chance sein – nämlich die,<br />
qualitativ hochwertige Beratung<br />
zu einem fairen Preis anzubieten.<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong>
FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Uwe Bork, Deutsche <strong>Bank</strong> Uwe Lindner, National-<strong>Bank</strong> Raymund Scheffler, Berenberg <strong>Bank</strong> Erwin Bengler, Quirin <strong>Bank</strong><br />
Beeindruckte die Privatbankiers mit Raffinessen aus seiner Küche: Sterne-<br />
Koch Holger Bodendorf vom Landhaus Stricker auf Sylt. FOTOS (2): ALOIS MÜLLER<br />
Beeindruckte mit musikalischer Vielseitigkeit: Piano-Entertainer Wladimir<br />
Burkhardt mit Partner.<br />
mit Kunden ab einem Vermögen<br />
von einer Million Euro ist<br />
das Wachstum vor allem über<br />
die Mitarbeiter und ihre Netzwerke<br />
sowie die Empfehlung<br />
zufriedener Kunden zu erzielen“,<br />
so Niederlassungsleiter<br />
André Weber.<br />
Enge Bindung zum Kunden,<br />
hervorragende Marktkenntnisse<br />
und besonders viel Feinfühligkeit<br />
<strong>für</strong> Risiken kennzeichnen<br />
das stark auf die Berater-Qualitäten<br />
abgestellte<br />
Prinzip der<br />
Privatbanken.<br />
Aber ist<br />
es nicht in<br />
solch schwierigen<br />
<strong>Zeit</strong>en<br />
wie diesen<br />
einfacher, geeignetes Personal<br />
zu finden? „Wir haben die<br />
Messlatte höher gelegt und haben<br />
dennoch kein Problem,<br />
die passenden Mitarbeiter zu<br />
finden“, bestätigt National-<br />
<strong>Bank</strong>-Vorstand Uwe Lindner.<br />
Andere Erfahrungen hat die<br />
Weberbank gemacht: „Es<br />
mangelt nicht an Bewerbern,<br />
aber die Qualität entspricht in<br />
der Breite nicht unserem Anforderungsprofil.“<br />
Die <strong>Gallinat</strong>-<strong>Bank</strong> etwa setzt<br />
vor allem auf die Qualifikation<br />
der eigenen Mitarbeiter. „Derzeit<br />
bewerben sich auf dem<br />
Markt in erster Linie Verkäufer<br />
von <strong>Bank</strong>produkten, aber<br />
nicht die Private-<strong>Bank</strong>ing-Be-<br />
PRIVATBANKEN<br />
Auf Tuchfühlung zum Kunden<br />
Der <strong>Bank</strong>enplatz Düsseldorf behält seine Top-Position im Land, beim Geschäft mit vermögenden Kunden könnte er sogar in den nächsten Jahren<br />
an Bedeutung gewinnen – Stimmen aus dem RP-Finanzforum bestätigen das.<br />
Zugegeben, auch aus der<br />
Landeshauptstadt kamen<br />
im Verlauf der größten<br />
Finanzkrise der Geschichte<br />
etliche negative Nachrichten.<br />
Doch jenseits stark in Mitleidenschaft<br />
gezogener <strong>Bank</strong>en<br />
wie WestLB oder IKB haben<br />
die auf reiche Kunden<br />
spezialisierten Privatbanken<br />
unbeirrt ihr Geschäftsmodell<br />
weitergeführt. Und das<br />
scheint gerade in der Krise seine<br />
Bewährungsprobe bestanden<br />
zu haben, wie verschiedene<br />
Aussagen auf dem „RP-Finanzforum<br />
Privatbanken“ bestätigen.<br />
Der Niederlassungsleiter<br />
der Credit Suisse, Daniel Sauerzapf,<br />
ist vom <strong>Bank</strong>enstandort<br />
überzeugt: „Die Region<br />
Düsseldorf ist einer der<br />
Top3-<strong>Bank</strong>enplätze in<br />
Deutschland und wird auch<br />
<strong>für</strong> die Zukunft interessant<br />
bleiben – nicht zuletzt, weil<br />
hier viele große und mittelständische<br />
Unternehmen angesiedelt<br />
sind.“<br />
Die Magnetwirkung ist so<br />
groß, dass selbst in der Krisenzeit<br />
neue Privatbanken einen<br />
Start in der Landeshauptstadt<br />
wagen. Hauck & Aufhäuser<br />
Privatbankiers sind seit Mai<br />
mit einer Niederlassung im<br />
Düsseldorfer Hafen präsent.<br />
„Unser Geschäft lebt von der<br />
Nähe zum Kunden. Mit der<br />
hohen Dichte an mittelständi-<br />
Die Kulisse<br />
<strong>für</strong> das RP-Finanzforum<br />
stimmte<br />
Medienhafen mit Gehry-Bauten und modernen Bürogebäuden: Nicht nur Düsseldorf, auch die Region ist <strong>für</strong> Privatbanken attraktiv. FOTO: WERNER GABRIEL<br />
schen Unternehmen und vermögenden<br />
Privatpersonen,<br />
der günstigen geografischen<br />
Lage und der Landeshauptstadt-Funktion<br />
ist Düsseldorf<br />
<strong>für</strong> uns ein sehr attraktiver<br />
Standort“, begründet Niederlassungsleiter<br />
Thomas Kleffmann<br />
diese Entscheidung.<br />
Für die Newcomer aus<br />
Frankfurt ist aber noch ein anderer<br />
Punkt entscheidend – in<br />
und um die Landeshauptstadt<br />
finden die anspruchsvollen<br />
Privatbankiers schließlich genügend<br />
erfahrene Mitarbeiter<br />
– der eigentliche Schlüssel<br />
zum Erfolg. „Für uns ist Düsseldorf<br />
das Tor zu den Regionen<br />
Niederrhein, Sauerland,<br />
Bergisches Land, Köln und Aachen.<br />
Düsseldorf hat eine Sogwirkung,<br />
sowohl <strong>für</strong> Kunden,<br />
als auch <strong>für</strong> potentielle Mitar-<br />
Rund um den Roundtable<br />
(rps) Damit hatten die Privatbankiers<br />
nicht gerechnet: Extra<br />
zum „RP-Finanzforum Privatbanken“<br />
war der vielfach<br />
ausgezeichnete Star-Koch<br />
Holger Bodendorf vom Landhaus<br />
Stricker in Tinnum auf<br />
Sylt nach Essen gekommen,<br />
um eine Auswahl seiner erlesenen<br />
Speisen zu servieren.<br />
Das „Gourmet-Restaurant Bodendorf‘s“<br />
gehört zu den besten<br />
30 Restaurants in Deutschland,<br />
Bodendorf ist Träger eines<br />
Michelin-Sterns. Seinen<br />
Stil bezeichnet der mit 17 von<br />
20 Gault Millau Punkten ausgezeichnete<br />
Küchenchef als<br />
„Cuisine Méditerranée“.<br />
Dass Bodendorf in seiner<br />
Freizeit gerne auf einer Harley<br />
Davidson Gas gibt, passte perfekt<br />
zum Ambiente des RP-Finanzforums.<br />
Denn dieses fand<br />
diesmal im neu eröffneten<br />
Gapp‘s Event in Essen statt, einer<br />
ungewöhnlichen Location,<br />
wo es um schnelle Autos<br />
geht. Fahrsimulatoren und<br />
eine achtspurige Carrerabahn<br />
mit computergesteuertem<br />
Rennprogramm machen das<br />
Gapp‘s zu einem Ort, an dem<br />
man Gas geben kann. Modellautos,<br />
dazu Bilder historischer<br />
Rennwagen – die Kulisse, vor<br />
der die Privatbankiers über<br />
das Geschäft mit der vermögenden<br />
Kundschaft sprachen,<br />
stimmte.<br />
In musikalischer Hinsicht<br />
Gas gab Piano-Entertainer<br />
Wladimir Burkhardt. Für die<br />
Dekoration zeichnete Martin<br />
Lehnert verantwortlich. Und:<br />
Audi Region West stellte seinen<br />
VIP-Shuttle-Service zur<br />
Verfügung.<br />
beiter. Unsere Kunden reisen<br />
sehr gerne aus den Regionen<br />
an, um einen gewinnenden<br />
Tag in der Berenberg <strong>Bank</strong> und<br />
der Landeshauptstadt zu verbringen.“<br />
Raymund Scheffler von der<br />
Berenberg <strong>Bank</strong> sagt: „Bei der<br />
Wahl des Standorts kommt es<br />
auf die Kundennähe an.“ Er<br />
schwört auf die anhaltende Attraktivität<br />
des <strong>Bank</strong>enstandor-<br />
tes. „Wir beschäftigen uns intensiv<br />
mit NRW, aber das<br />
hängt vor allem von der Qualifikation<br />
der Mitarbeiter ab.“<br />
Die Weberbank hat unterdessen<br />
den Niederlassungsstandort<br />
Düsseldorf aufgegeben<br />
und führt nun von Essen aus<br />
die Geschäfte. „Wir sind deshalb<br />
nach Essen gegangen,<br />
weil dort die meisten unserer<br />
Kunden sitzen. Im Geschäft<br />
Berater mit 20 bis 30<br />
Jahren Berufserfahrung<br />
sind gesucht<br />
rater, die wir benötigen. Insofern<br />
investieren wir derzeit lieber<br />
in die Weiterbildung im eigenen<br />
Haus“, sagt Frank<br />
Mooshöfer.<br />
Und interessanterweise<br />
sind <strong>für</strong> diese Aufgabe nicht<br />
junge Leute gefordert, sondern<br />
erfahrene Spezialisten.<br />
„Leute mit 20 bis 30 Jahren Berufserfahrung,<br />
Pioniergeist<br />
und einer regionalen Verwurzelung<br />
sind ideal <strong>für</strong> uns“, bekräftigt<br />
Erwin Bengler von der<br />
Quirin-<br />
<strong>Bank</strong>. Er will<br />
in Düsseldorf<br />
seinen<br />
sechsköpfigenMitarbeiterstamm<br />
bis zum Jahr 2011 auf<br />
elf Mitarbeiter ausbauen,<br />
denn: „In Düsseldorf wachsen<br />
wir schneller als an jedem anderen<br />
Standort.“<br />
Raymund Scheffler von der<br />
Berenberg <strong>Bank</strong> mahnt, die<br />
Personalentwicklung nicht auf<br />
die leichte Schulter zu nehmen:<br />
„Wir müssen <strong>für</strong> die Attraktivität<br />
des Berufs Privatbankier<br />
werben, denn die<br />
schwierigen Jahre <strong>für</strong> die Personalrekutierung<br />
kommen<br />
wegen der demografischen<br />
Entwicklung erst noch.“<br />
Scheffler sucht daher schon<br />
seit Jahren den Kontakt zu den<br />
Universitäten.<br />
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traditionell die Stärken unseres Hauses. Ob Sie zu uns kommen als vermögender Privatkunde, mittelständischer Unternehmer oder<br />
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E 9
E 10 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
PRIVATBANKEN<br />
Besucher des Berenberg-Polo-Cups verfolgen das sportliche Geschehen auf dem Rasen. Die Veranstaltung soll Exklusivität ausstrahlen und damit zu den Tugenden passen, die die Berenberg <strong>Bank</strong> verkörpert. FOTO: MARKUS VAN OFFERN<br />
Bei der Berenberg <strong>Bank</strong><br />
bestand zwar noch nie<br />
der Hang zu „Wining &<br />
Dining“-Veranstaltungen.<br />
Aber zu den Kundenveranstaltungen<br />
wird seit diesem Jahr<br />
nur noch Kaffee, Gebäck und<br />
Mineralwasser angeboten.<br />
Das ist keine grundsätzliche<br />
Sparmaßnahme der Privatbank,<br />
die ohne Blessuren<br />
durch die Finanzkrise gekommen<br />
ist, sondern gehört zum<br />
Außenauftritts des <strong>Bank</strong>hauses.<br />
„Die Leute sind ernsthafter<br />
geworden und suchen unseren<br />
Rat. Unsere Kunden<br />
kommen wegen der Inhalte<br />
und nicht zum Entertainement<br />
zu uns“, sagt Raymund<br />
Scheffler, Chef der Düsseldorfer<br />
Niederlassung der Berenberg<br />
<strong>Bank</strong>. Da mag sich mancher<br />
verwundert die Augen<br />
Die NRW-Landeshauptstadt<br />
hat bei Deutschlands größter<br />
Privatbank schon immer eine<br />
besondere Rolle gespielt.<br />
Schließlich war die Rheinmetropole<br />
über viele Jahre lang<br />
auch Vorstandssitz der Deutschen<br />
<strong>Bank</strong>. Im Geschäft mit<br />
den vermögenden Kunden<br />
zeigt das Institut seine ganze<br />
Stärke, mit der es selbst die Finanzkrise<br />
gut überstanden<br />
hat. Rund 40 Mitarbeiter hat<br />
Uwe Bork im Private Wealth<br />
Management zur Verfügung,<br />
die sich um die Belange der<br />
Kunden und Familienverbünde<br />
kümmern. „Wir sind in der<br />
Region gleich an zwei Standorten<br />
vertreten: hier in Düsseldorf<br />
auf der Kö und zusätzlich<br />
in Krefeld, um dort noch näher<br />
Das Wesentliche im Blick<br />
In der Finanzkrise sind Privatbankiers und ihre vermögende Kundschaft ernsthafter geworden.<br />
Statt bunter Events steht das Thema Geldanlage ganz oben auf der Agenda.<br />
reiben, aber es ist so: Ausgerechnet<br />
die Privatbankiers, die<br />
den Ruf pflegen, bei ihren<br />
Kundenveranstaltungen um<br />
jeden Preis auffallen zu wollen,<br />
konzentrieren sich auf das<br />
Wesentliche: Informationen<br />
zur Geldanla-<br />
ge statt Segeltörn<br />
im Mittelmeer.„Unsere<br />
Kunden<br />
schätzen die<br />
Art unserer<br />
Betreuung, sie wollen sich intellektuell<br />
mit Wirtschaftsund<br />
Finanzthemen auseinandersetzen”,<br />
sagt Scheffler.<br />
Und da hat die Berenberg<br />
<strong>Bank</strong> ihnen einiges zu bieten.<br />
In ihrem repräsentativen Sitz<br />
in der ehemaligen Dienstvilla<br />
des Oberlandesgerichtspräsidenten<br />
an der Cecilienallee<br />
an unseren Kunden am Niederrhein<br />
zu sein“, so das Mitglied<br />
der Geschäftsleitung in<br />
Düsseldorf.<br />
Das Selbstbewusstsein, das<br />
Uwe Bork ausstrahlt, wenn<br />
über die Geschäftserfolge gesprochen<br />
wird, kommt nicht<br />
von ungefähr. „In den vergangenen<br />
Jahren sind wir hier in<br />
der Region im Private-Wealth-<br />
Geschäft zweistellig gewachsen,<br />
und das wird auch 2009 so<br />
bleiben.“ Im internen <strong>Bank</strong>vergleich<br />
belegen die Düsseldorfer<br />
damit einen Spitzenplatz.<br />
Auf das Konto der Rheinländer<br />
gehen immerhin rund<br />
zehn Prozent der Zahlen aus<br />
dem Bundesgebiet: Rund 48<br />
Milliarden Euro Assets under<br />
Management betreut die<br />
Offene Diskussionen<br />
statt aufwändiger<br />
Werbeveranstaltungen<br />
finden in diesem Jahr über 50<br />
Veranstaltungen statt. Thematisch<br />
geht es um Aktien-Investments,landwirtschaftliche<br />
Investments und Family-<br />
Office-Themen. Dabei präsentieren<br />
beispielsweise die<br />
Fondsmana-<br />
ger ihre Strategie,während<br />
die Berenberg-Mitarbeiter<br />
eher<br />
als neutrale<br />
Beobachter im Hintergrund<br />
fungieren. „Wir wollen keine<br />
Werbeveranstaltung <strong>für</strong> unsere<br />
Kunden, sondern eine offene<br />
Diskussion“, sagt Scheffler.<br />
In diesem Jahr hat die <strong>Bank</strong><br />
besonders viele innovative<br />
Themen <strong>für</strong> die Kunden aufbereitet<br />
– und das Interesse<br />
war noch nie so groß.<br />
Zu den Events der <strong>Bank</strong>, die<br />
in Düsseldorf seit 2003 vertreten<br />
ist und seitdem kontinuierlich<br />
wächst, gehört der Berenberg<br />
High Goal Cup, ein<br />
hochkarätig besetztes internationales<br />
Poloturnier, das die<br />
<strong>Bank</strong> neben Düsseldorf auch<br />
in Hamburg, München und im<br />
schweizerischen Klosters veranstaltet.<br />
„Wir haben etwas<br />
gesucht, das Exklusivität ausstrahlt,<br />
aber zugleich keine<br />
Schicki-Micki-Veranstaltung<br />
ist”, sagt Scheffler. Polo sei in<br />
seiner Ur-Form ein Sportereignis<br />
<strong>für</strong> die ganze Familie<br />
und passe sehr gut zu den Tugenden,<br />
die Berenberg verkörpere,<br />
wie Übersicht und strategisches<br />
Handeln.<br />
Und so freut sich die <strong>Bank</strong><br />
darüber, an diesem Tag immer<br />
mehrere Generationen einer<br />
HISTORIE<br />
Die Wurzeln der Berenberg-<br />
<strong>Bank</strong> gehen auf das Jahr<br />
1590 zurück. Damit ist sie<br />
das älteste deutsche <strong>Bank</strong>haus,<br />
das heute noch eigenständig<br />
existiert.<br />
Im 19. Jahrhundert finanzierte<br />
die <strong>Bank</strong> die hamburgische<br />
Industrialisierung und das<br />
Transportwesen, unter anderem<br />
die HAP<strong>AG</strong>, den Norddeutschen<br />
Lloyd und die Ilseder<br />
Hütte. Hauptsitz der<br />
<strong>Bank</strong> ist Hamburg. Die Düsseldorfer<br />
Niederlassung ist<br />
mit 20 Mitarbeitern und<br />
dem repräsentativen Gebäude<br />
an der Cecilienallee die<br />
zweitgrößte Niederlassung<br />
der <strong>Bank</strong>.<br />
In Deutschland ganz vorne<br />
Deutsche <strong>Bank</strong> <strong>für</strong> die rund<br />
7400 Familienverbünde in<br />
Deutschland.<br />
Die Krise habe die Flucht in<br />
die Sicherheit verstärkt, blickt<br />
Uwe Bork zurück. Eine Sicherheit,<br />
die der <strong>Bank</strong> aufgrund ihrer<br />
Stärke und Sonderrolle in<br />
der Finanzkrise zusätzliche<br />
Kunden eingebracht hat.<br />
Gleichzeitig haben viele Anleger<br />
begonnen, aktiver zu handeln:<br />
„Wir haben erstmals in<br />
diesem Jahr verspürt, dass die<br />
Kunden selbst aktiv anrufen.“<br />
Kern des Angebots ist Vermögensverwaltung,<br />
neben der<br />
auch Investitionslösungen wie<br />
etwa in Immobilien oder Geschlossene<br />
Fonds nachgefragt<br />
werden. Bork sieht das Institut<br />
ohnehin sehr gut aufgestellt.<br />
Ich will einen Vermögensberater,<br />
der sehr genau hinhört.<br />
Selbst bei Dingen, die ich<br />
nicht sage.<br />
„Gegenüber einer reinrassigen<br />
Privatbank können wir <strong>für</strong><br />
mittelständische Unternehmer<br />
auch Kredite anbieten –<br />
das ist ein klassischer Wettbewerbsvorteil.“<br />
Gerade das Geschäft<br />
mit sehr vermögenden<br />
Familien habe sich in den vergangenen<br />
Jahren prächtig entwickelt.<br />
Auch hier biete das Institut<br />
mit der Deutsche Family<br />
Office GmbH und der konzerneigenen<br />
Wilhelm von<br />
Finck <strong>AG</strong> geeignete Strukturen,<br />
die speziell dieses Segment<br />
abdecken.<br />
Zudem verspürt die <strong>Bank</strong><br />
bei den Stiftungen einen kräftigen<br />
Aufwind und hat gerade<br />
hier Know-how und Personal<br />
stark ausgebaut. „Die persönliche<br />
Kompetenz ist der ent-<br />
Familie beim Poloturnier begrüßen<br />
zu dürfen. „Die Kunden<br />
sind an diesem Tag auch<br />
außerhalb des klassischen<br />
<strong>Bank</strong>geschäftes die Hauptpersonen”,<br />
erklärt Scheffler die<br />
Unternehmensphilosophie.<br />
Zugleich nutzt die <strong>Bank</strong> die<br />
Gelegenheit, der Gesellschaft<br />
etwas zurück zu geben, ohne<br />
selbst einen unmittelbaren<br />
Nutzen daraus zu ziehen. So<br />
nahmen in diesem Jahr hundert<br />
Kinder aus Düsseldorfer<br />
Kinderheimen an der Veranstaltung<br />
teil.<br />
Doch zurück zum Geschäft:<br />
Dass die Berenberg-Kunden<br />
sehr gut durch die Krise gekommen<br />
sind, erfüllt Scheffler<br />
mit Stolz. Darum sieht er die<br />
Arbeit als Vermögensverwalter<br />
deutlich entspannter als<br />
Vertreter andere Häuser. „Die<br />
Seit 1914 residiert die Deutsche <strong>Bank</strong> an der Königsallee in Düsseldorf. Von<br />
1957 bis 1989 war die Rheinmetropole Vorstandssitz. FOTO: NN<br />
Panik scheint an den Märkten<br />
vorbei zu sein. Derzeit ist die<br />
Stimmung fast wieder zu optimistisch,<br />
was Aktien-Investments<br />
angeht“, sagt Scheffler.<br />
Sein Haus sieht vor allem die<br />
Gefahr einer Inflation am Horizont<br />
auftauchen – und bietet<br />
auch Investitionen in inflationsgeschützte<br />
Sachwerte an.<br />
Dazu passt der jüngste Coup<br />
der Berenberg-<strong>Bank</strong>er: ein Investment<br />
in einen deutschlandweiten<br />
Pool von Parkhäusern.<br />
Das ist ein Beteiligungsmodell,<br />
an dem Privatanleger<br />
ab einer Summe von 200 000<br />
Euro einsteigen können. „Der<br />
Fonds passt zu uns”, sagt<br />
Scheffler. „Weil er eine Investition<br />
in ein Segment bietet, das<br />
bisher weitgehend nicht zugänglich<br />
war.“<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
scheidende Faktor. Unsere Berater<br />
müssen nicht nur fachlich<br />
top sein, sie müssen außerdem<br />
über Feinfühligkeit im<br />
Umgang mit vermögenden<br />
Kunden verfügen.“<br />
Keine einfache Aufgabe, zumal<br />
sich die Anforderungen<br />
durch immer mehr Anlageklassen<br />
und veränderte steuerliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
verschärft haben. Die Großbank<br />
setzt auf kontinuierliche<br />
Weiterbildung, mit der die Berater<br />
selbst auf dem Laufenden<br />
bleiben. Uwe Bork blickt<br />
positiv in die Zukunft: „Düsseldorf<br />
wird seine Sogkraft<br />
weiter entfalten, und wir werden<br />
in den nächsten Jahren<br />
weiter wachsen.“<br />
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FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Hafen von Bandol in Südfrankreich: Wer hier seine Yacht parkt, kümmert sich nicht gerne selbst um seine finanziellen Angelegenheiten. Für ihn könnte das Family Office eine Lösung sein. FOTO: CARLHEINZ TÜLLMANN<br />
Family Office gehört die Zukunft<br />
In der Landeshauptstadt ist HSBC Trinkaus so etwas wie der Platzhirsch unter den Privatbankiers. Das Düsseldorfer Traditionshaus hat<br />
in der Krise seinen Marktanteil weiter ausgebaut.<br />
Die tiefe Finanzkrise hat<br />
auch in der feinen Privatbankenwelt<br />
so<br />
manche skurrile Situation<br />
hervorgerufen. In der heißen<br />
Phase erlebten die Trinkaus-<br />
Spezialisten nicht nur, dass einige<br />
Kunden ihre <strong>Bank</strong>tresore<br />
mit Gold füllten. „Es gab auch<br />
manche Kunden, die Geld abhoben<br />
und sich – bildlich gesprochen<br />
– ganze Alukoffer<br />
füllen ließen“, erinnert sich<br />
Dr. Maximilian Werkmüller.<br />
Doch diese kurze Phase der<br />
Verunsicherung ist längst vorbei,<br />
und die Krise selbst hat<br />
dem <strong>Bank</strong>haus auf der Kö am<br />
Ende bei der Vermögensverwaltung<br />
sogar neue Kunden<br />
ins Haus gebracht.<br />
„Wir hatten ein sensationelles<br />
erstes Halbjahr“, freut sich<br />
der Leiter Vermögensverwaltung.<br />
Wer zu Werkmüller und<br />
seinem Team kommt, hat keine<br />
Geldsorgen – Kunden ab ei-<br />
Das <strong>Bank</strong>haus Lampe gehört<br />
nicht zu jenen feinen <strong>Bank</strong>adressen<br />
in Düsseldorf, die<br />
man auf den ersten Blick als<br />
eine solche erkennen würde.<br />
Das Gebäude an der Jägerhofstraße<br />
ist ein Funktionsbau<br />
aus den 70er Jahren mit eigenem<br />
Kundenparkplatz im Innenhof.<br />
Drinnen allerdings<br />
lassen der gepflegte helle Teppichboden<br />
und die dunklen<br />
Holzmöbel schon eher erkennen,<br />
welche Kundschaft sich<br />
hier <strong>für</strong> ge-<br />
wöhnlich die<br />
Klinke in die<br />
Hand gibt.<br />
Wer beim<br />
<strong>Bank</strong>haus<br />
Lampe sein<br />
Geld verwalten lässt, hat nicht<br />
weniger als eine halbe Million<br />
Euro auf der hohen Kante.<br />
Diese Einstiegssumme kennen<br />
andere Privatbanken<br />
auch, aber Lampe unterscheidet<br />
sich von ihnen dadurch,<br />
dass es im Firmenkundengeschäft<br />
genauso aktiv ist wie bei<br />
den Privatkunden.<br />
„Beide Geschäftsbereiche<br />
sind bei uns nahezu gleichge-<br />
Auf Nummer sicher<br />
Von außen unprätentiös, aber dennoch eine feine <strong>Bank</strong>adresse: das <strong>Bank</strong>haus<br />
Lampe an der Jägerhofstraße. FOTO: ALOIS MÜLLER<br />
Wir sind mit Einlagen der<br />
Kunden geradezu<br />
überschwemmt worden<br />
ner Million Euro suchen hier<br />
vielmehr nach einer Beratungsleistung,<br />
die ihr Vermögen<br />
bewahrt und weiter ausbaut.<br />
Dabei spielt HSBC Trinkaus<br />
insofern eine Sonderrolle,<br />
als die traditionsreichen<br />
Privatbankiers mit HSBC zu<br />
einer der größten <strong>Bank</strong>en der<br />
Welt gehören, die außerhalb<br />
Deutschlands mit einem breiten<br />
Filialnetz aufwartet.<br />
„Wir sind die einzigen, die<br />
innerhalb dieses Konzerns<br />
noch nicht vollständig integriert<br />
sind“, weist Werkmüller<br />
auf die Sonderrolle des seit<br />
1785 bestehenden Privatbankhauses<br />
Trinkaus & Burkhardt<br />
hin, die HSBC seit dem Einstieg<br />
1992 auch nicht angetastet<br />
hat.<br />
Dem Geschäft mit vermögenden<br />
Kunden hat diese ungewöhnliche<br />
Kombination<br />
ganz offensichtlich gut getan.<br />
Aus der Krise ging Trinkaus ge-<br />
wichtet”, sagt Thomas Ullrich,<br />
Bereichsleiter Region West<br />
und zuständig <strong>für</strong> das Privatkundengeschäft.<br />
Gemeinsam<br />
mit seinem Kollegen Volker<br />
Arndt, der das Firmenkundengeschäft<br />
verantwortet, sind<br />
die beiden <strong>für</strong> das Geschäft<br />
des <strong>Bank</strong>hauses im Westen der<br />
Republik verantwortlich. Und<br />
das lief in den vergangenen<br />
zwölf Monaten gerade wegen<br />
der engen Verzahnung zwischen<br />
Privat- und Firmenkundengeschäft<br />
außergewöhnlich<br />
gut.<br />
Denn als<br />
im Oktober<br />
vergangenen<br />
Jahres nach der Lehman-<br />
Pleite die Panik unter den Anlegern<br />
um sich griff, profitierte<br />
das <strong>Bank</strong>haus Lampe von seinem<br />
Ruf als seriöse und risikoaverse<br />
<strong>Bank</strong>. „Wir sind mit<br />
Einlagen der Kunden geradezu<br />
überschwemmt worden”, sagt<br />
Ullrich, der das als erheblichen<br />
Vertrauensbeweis seitens<br />
der Kunden wertete. Entsprechend<br />
wenig Probleme<br />
stärkt hervor und wächst weiter<br />
deutlich. „Wir haben unsere<br />
Position in der Krise ausgebaut<br />
und setzen weiterhin auf<br />
langfristige Partnerschaften“,<br />
so Werkmüller. Und fügt hinzu:<br />
„Selbstverständlich profitieren<br />
wir da-<br />
bei auch von<br />
der Schwäche<br />
anderer<br />
Marktteilnehmer.“<br />
Zugelegt<br />
haben die<br />
Düsseldorfer Privatbankiers<br />
insbesondere im imageträchtigen<br />
Family-Office-Geschäft,<br />
bei dem es nicht nur allein um<br />
die Vermögensverwaltung<br />
ganzer Familienstämme geht.<br />
„Der Family-Office-Ansatz ist<br />
ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell“,<br />
schwärmt der<br />
<strong>Bank</strong>ier. Das Unternehmen<br />
hat dazu 2006 eine eigene Family<br />
Office GmbH gegründet,<br />
hatte die <strong>Bank</strong> damit, Unternehmen<br />
weiterhin Kredite zu<br />
geben. „Fragen der Refinanzierung,<br />
wie sie andere <strong>Bank</strong>en<br />
zu diesem <strong>Zeit</strong>punkt umtrieben,<br />
spielten <strong>für</strong> uns im<br />
Firmenkundengeschäft gar<br />
keine Rolle”, erinnert sich Volker<br />
Arndt.<br />
Da überrascht es wenig,<br />
dass das Kreditvolumen des<br />
<strong>Bank</strong>hauses im vergangenen<br />
Jahr um 20 Prozent zulegte<br />
und in diesem Jahr ebenfalls<br />
wachsen wird. „Das Thema<br />
Kreditklemme gab es bei uns<br />
gar nicht”, sagt Arndt. Firmenkundengeschäfte<br />
verstehen<br />
die Lampe-<strong>Bank</strong>er als ganzheitliche<br />
Leistung. „Wir wollen<br />
nicht nur Kredite geben, sondern<br />
den Kunden umfassend<br />
beraten, wie im Zins- und<br />
Währungsmanagement oder<br />
bei Corporate Finance-Fragestellungen”,<br />
sagt Arndt.<br />
Und natürlich gehört es<br />
auch zu den Zielen der <strong>Bank</strong>,<br />
sich um das private Vermögen<br />
der Unternehmer kümmern<br />
zu dürfen. In dieser Hinsicht<br />
hat das <strong>Bank</strong>haus einen guten<br />
Stand, gerade bei den Inhabergeführten<br />
Unternehmen:<br />
„Das <strong>Bank</strong>haus Lampe ist<br />
selbst Teil eines Familienunternehmens,<br />
der Oetker-<br />
Gruppe, und wird von persönlich<br />
haftenden Gesellschaftern<br />
geführt. Wir sind den Unternehmern<br />
da sehr ähnlich,<br />
und genau das überzeugt diese<br />
auch”, sagt Ullrich.<br />
Sein Team weiß natürlich<br />
auch, wie die Unternehmer<br />
am liebsten ihr Geld anlegen:<br />
äußerst konservativ. „Der<br />
Großteil ihres Vermögens<br />
steckt im Unternehmen, und<br />
das ist ja ihr Risiko”, sagt Ullrich.<br />
Kein Wunder, dass die<br />
Unternehmer bei ihrer Geldanlage<br />
dann lieber auf Nummer<br />
sicher gehen.<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
Auch Briefkasten leeren<br />
im Urlaub gehört zu den<br />
Dienstleistungen<br />
um das Geschäft zu bündeln.<br />
Rund 250 Millionen Euro Assets<br />
under Management verwaltet<br />
diese Einheit bereits –<br />
und „die Perspektiven sind<br />
hervorragend“. Für die Privatbankiers<br />
ist das Geschäft indessen<br />
eine<br />
Herausforderung,<br />
die<br />
weit über das<br />
klassische<br />
<strong>Bank</strong>geschäfthinaus<br />
geht.<br />
„Family Office, das bedeutet<br />
eine umfassende Betreuung<br />
nicht nur der einzelnen Kunden<br />
sondern der ganzen Familie.<br />
Wir sind <strong>für</strong> unsere Kunden<br />
mehr als eine <strong>Bank</strong>: Die Suche<br />
nach einem passenden Internat<br />
<strong>für</strong> die Kinder oder gelegentlich<br />
auch mal das Leeren<br />
des Briefkastens in der Urlaubszeit<br />
zählt ebenso zu den<br />
Dienstleistungen wie der Ge-<br />
www.national-bank.de<br />
burtstagsbesuch“, berichtet<br />
Werkmüller.<br />
HISTORIE<br />
1785 gründet Christian<br />
Gottfried Jäger in Düsseldorf<br />
sein Handelshaus.<br />
1852 übernimmt Christian<br />
Gottfried Trinkaus, ein Neffe<br />
des Gründers, das Haus<br />
1972 fusioniert C.G. Trinkaus<br />
mit dem <strong>Bank</strong>haus<br />
Burkhardt & Co.<br />
1980 übernimmt die englische<br />
Midland <strong>Bank</strong> die<br />
Mehrheit an der <strong>Bank</strong><br />
1985 geht Trinkaus an die<br />
Börse<br />
1992 übernimmt die HSBC<br />
Holding die Midland <strong>Bank</strong><br />
1999: Umformierung in<br />
HSBC Trinkaus & Burkhardt<br />
2006: Die <strong>Bank</strong> wird von<br />
der KGaA zur <strong>AG</strong><br />
NATIONAL-BANK Family Office:<br />
Ganzheitliche Betreuung <strong>für</strong> vermögende Privatkunden.<br />
Verantwortung <strong>für</strong> Vermögen ist Verantwortung <strong>für</strong><br />
Menschen – über Generationen hinweg. Erhalt und<br />
Ausbau von Familienvermögen zählen zu den wichtigsten<br />
Aufgaben des Family Office der NATIONAL-BANK.<br />
Die Intensität der Beratung wächst mit den Kundenbedürfnissen,<br />
dem Anlagevermögen und der Komplexität<br />
der Aufgaben, die sich daraus ergeben. Im Mittelpunkt<br />
der Betrachtung steht stets unser Mandant mit seinen<br />
Diese enge Bindung ist zwar<br />
aufwändig, wird aber von den<br />
Kunden besonders geschätzt -<br />
und vergütet. Werkmüller<br />
blickt daher bei diesem Geschäftsmodell<br />
in eine rosige<br />
Zukunft. „Es gibt sogar Überlegungen,<br />
das Family-Office-<br />
Geschäft möglicherweise als<br />
eigenständige Einheit zu betreiben.“<br />
Das allerdings sei auch eine<br />
Frage des Personals, denn die<br />
vermögenden Familien erwarten<br />
nicht nur einen topausgebildeten<br />
Berater, sondern<br />
100-prozentiges Vertrauen<br />
und eine große Portion Feingefühl.<br />
Dazu gehört auch die<br />
Treue des Personals zum eigenen<br />
Institut. Trinkaus verweist<br />
auf die traditionell lange Verweildauer<br />
seiner Berater – die<br />
durchschnittliche Betriebszugehörigkeit<br />
liegt bei über zwölf<br />
Jahren.<br />
JOSÉ MACIAS<br />
Zielen und Wünschen. Hierbei profitieren unsere Kunden<br />
von unserer Konzernunabhängigkeit und unserer<br />
Professionalität, die eine kontinuierliche und persönliche<br />
Beratung sicherstellen. Diskretion, Vertrauen und<br />
Neutralität sind hierbei unerlässliche Voraussetzungen<br />
der Zusammenarbeit. Unser Family Office ist allein dem<br />
Interesse seiner Mandanten verpflichtet.<br />
E 11<br />
PRIVATBANKEN<br />
Die Zukunft:<br />
Honorarberatung<br />
bei den <strong>Bank</strong>en<br />
Sie ist eine der jüngsten <strong>Bank</strong>en<br />
in Deutschland und wurde<br />
anfangs noch belächelt, als<br />
Firmengründer Karl Matthäus<br />
Schmidt im Jahr 2006 seine<br />
Idee von einer Privatbank mit<br />
einem einfachen Honorarsystem<br />
umsetzte. Heute hat die<br />
Quirin <strong>Bank</strong> 4800 Kunden und<br />
will bis Ende nächsten Jahres<br />
profitabel sein.<br />
„Wir sind die einzige Privatbank<br />
in Deutschland, die auf<br />
ein reinrassiges Honorarmodell<br />
setzt“, betont Erwin Bengler,<br />
Leiter der Niederlassung<br />
Düsseldorf bei der Quirin<br />
<strong>Bank</strong>. Hierzulande sind es die<br />
Kunden nicht gewohnt, <strong>für</strong> die<br />
Beratung zu zahlen „Aber die<br />
Kunden zahlen trotzdem, vielfach<br />
ohne dass sie es merken:<br />
Über Gebühren, Ausgabeaufschläge,<br />
Bestandsprovisionen<br />
und versteckte Kosten zahlen<br />
sie oft überdurchschnittlich“,<br />
argumentiert Bengler.<br />
Bei der Quirin <strong>Bank</strong> zahlen<br />
die Kunden eine monatliche<br />
Pauschale von 75 Euro <strong>für</strong> die<br />
Beratung. Provisionen und<br />
Ausgabeaufschläge werden<br />
nicht erhoben, Bestandsprovisionen<br />
an die Kunden weitergegeben.<br />
„Das Vermögen des<br />
Kunden ist <strong>für</strong> uns unantastbar.<br />
Die <strong>Bank</strong> verdient nur<br />
dann Geld, wenn wir <strong>für</strong> die<br />
Kunden eine positive Rendite<br />
erwirtschaften.“ Mit diesem<br />
Modell spricht Quirin vermögende<br />
Kunden mit einem liquiden<br />
Vermögen ab 50 000<br />
Euro an und rundet die Palette<br />
bis hin zum Wealth Management<br />
<strong>für</strong> Stiftungen und Unternehmer<br />
ab. Mit Erfolg: Monatlich<br />
wächst das Institut um<br />
über 200 Kunden. In Düsseldorf<br />
sind es derzeit rund 300,<br />
da<strong>für</strong> wurde sogar schon der<br />
erste Umzug der Düsseldorfer<br />
Niederlassung von der Steinstraße<br />
an die Kö notwendig.<br />
„Ende 2010 wollen wir mindestens<br />
500 Kunden hier haben<br />
und die Zahl der Berater<br />
von sechs auf elf erhöhen“,<br />
sagt Bengler.<br />
JOSÉ MACIAS
E 12 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Mythos Family Office:<br />
Studie zu ihrer<br />
Arbeitsweise<br />
(rps) Family Offices sind so heterogen<br />
wie die Klientel, die sie<br />
betreuen: Dies zeigen die Ergebnisse<br />
einer Studie, die das<br />
Bayerische Finanz Zentrum,<br />
JP Morgan Asset Management<br />
und die Complementa Investment-Controlling<br />
<strong>AG</strong> aktuell<br />
gemeinsam veröffentlichen.<br />
So seien die Family Offices sowohl<br />
in ihrer Organisationsstruktur<br />
als auch in den Anlagestrategien<br />
ganz auf die individuellen<br />
Bedürfnisse der betreuten<br />
Vermögensinhaber<br />
ausgerichtet.<br />
Ein wichtiges Ergebnis der<br />
Studie: Als ihr wesentliches<br />
Merkmal sehen die Family Offices<br />
ihre Unabhängigkeit. Dabei<br />
schätzen die Studienteilnehmer<br />
ihre Klientel als vorwiegend<br />
konservativ ein, und<br />
auch sich selbst erachten die<br />
Family Offices als eher konservative<br />
Anleger, die bei der Auswahl<br />
von Anlagen ein hohes<br />
Kostenbewusstsein an den Tag<br />
legen. So stehen traditionelle<br />
Vermögensanlagen im Vordergrund.<br />
Dies belegt auch die<br />
Renditeerwartung, die mit einer<br />
Spannweite von drei bis<br />
zehn Prozent nur leicht höher<br />
als bei den Pensionskassen<br />
liegt.<br />
Die Frage nach Marketingund<br />
Öffentlichkeitsaktivitäten<br />
von Family-Office-Playern<br />
verstärkt den sogenannten<br />
Mythos. So zeigen die Befragungsteilnehmer<br />
die <strong>für</strong> Family<br />
Offices typische Öffentlichkeitsscheu,<br />
Diskretion und<br />
Zurückhaltung, wenn es um<br />
die eigene Positionierung am<br />
Markt geht. Family Offices verstehen<br />
sich als diskrete und<br />
unabhängige Experten, deren<br />
Marketing-Stellhebel besonders<br />
im Aufbau und in der Festigung<br />
ihrer Reputation besteht.<br />
Mitten im <strong>Bank</strong>enviertel<br />
von Düsseldorf,<br />
im „Karlstadt-Carrée“,<br />
findet sich die Niederlassung<br />
von Merck Finck & Co.<br />
Die Besprechungsräume tragen<br />
Namen Düsseldorfer<br />
Stadtteile, zum Beispiel „Benrath“<br />
oder „Oberkassel“. Das<br />
Videokonferenzzimmer heißt<br />
„Medienhafen“. Kleine Symbole<br />
als „Ausdruck der Verbundenheit<br />
mit der Stadt“, wie<br />
Niederlassungsleiter Christoph<br />
Neu sagt.<br />
Diese Verbundenheit ist<br />
spätestens seit den 50er-Jahren<br />
deutlich sichtbar. Schon<br />
davor pflegten die Münchener<br />
Privatbankiers freundschaftliche<br />
Beziehungen zu Mitgliedern<br />
der Industriellenfamilie<br />
von Waldthausen. 1954 gründeten<br />
beide Seiten das <strong>Bank</strong>haus<br />
Waldthausen & Co. Den<br />
Namen behielt es zwar nicht,<br />
aber die Kontakte ins Rhein-<br />
Die Kunden legen Wert<br />
auf die Kontinuität<br />
in der Beratung<br />
land haben sich vertieft. Düsseldorf<br />
ist <strong>für</strong> die Münchener<br />
der zweitwichtigste Standort.<br />
Das liegt auch daran, dass<br />
die Kunden auf Kontinuität<br />
Wert legen. „Wir haben wenig<br />
Wechsel der Berater“, sagt<br />
Neu. Viele begleiten ihre Kunden<br />
über Jahrzehnte, kennen<br />
deren Bedürfnisse genau. Die<br />
Mitarbeiter wohnen meist sogar<br />
in Kundennähe, zum Beispiel<br />
am Niederrhein oder in<br />
Mülheim. Neu selbst lebt mit<br />
seiner Familie in Wuppertal.<br />
125 JAHRE WGZ BANK<br />
Wir danken unseren<br />
Kunden und Partnern<br />
<strong>für</strong> 125 Jahre und<br />
freuen uns auf die<br />
gemeinsame Zukunft.<br />
Mit Kaufmannstugenden<br />
durch die Krise<br />
Diese <strong>Bank</strong>iersfamilie hat<br />
schon einige Krisen miterlebt<br />
– und alle überstanden. Seit<br />
Friedrich Michael Hauck anno<br />
1796 den Grundstein der heutigen<br />
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers<br />
legte, hat das<br />
<strong>Bank</strong>haus mit traditionellen<br />
kaufmännischen Tugenden<br />
sämtliche Irrungen und Wirrungen<br />
der Geschichte gemeistert.<br />
„Wer selbst generationenübergreifendwirtschaftet,<br />
denkt auch <strong>für</strong> seine Kunden<br />
in längeren Dimensionen“,<br />
sagt Thomas Kleffmann.<br />
Trotz dieser langen Tradition<br />
zählt Hauck & Aufhäuser zu<br />
den Newcomern auf dem Düsseldorfer<br />
Privatbankenmarkt –<br />
jedenfalls ist das Haus erst seit<br />
Mai mit einer Niederlassung in<br />
Düsseldorf vertreten.<br />
„Wir entwickeln sehr individuelle<br />
Lösungen <strong>für</strong> sehr anspruchsvolle<br />
Kunden. Das<br />
geht nur, wenn Sie eine enge<br />
und persönliche Beziehung zu<br />
Ihren Kunden haben“, sagt<br />
Thomas Kleffmann, der jüngst<br />
als Niederlassungsleiter von<br />
der Weberbank zu Hauck &<br />
Aufhäuser wechselte. „Kundennähe<br />
ist <strong>für</strong> uns deshalb<br />
keine Marketingfloskel, sondern<br />
eine der Grundlagen des<br />
Geschäfts.“ Und die Geschäfte<br />
laufen anscheinend blendend,<br />
denn die Räume in einem der<br />
Gehry-Gebäude am Rheinufer<br />
sind <strong>für</strong> die Privatbankiers<br />
schon zu klein geworden. Thomas<br />
Kleffmann sucht im Moment<br />
nach neuen, repräsentativen<br />
Büros.<br />
Eines kommt dem Traditionshaus<br />
zugute: Aufgrund einer<br />
sehr konservativen Investitionspolitik<br />
war Hauck &<br />
Aufhäuser von der Finanzkrise<br />
kaum betroffen. „Wir hatten<br />
2008 große Mittelzuflüsse –<br />
die Kunden vertrauen uns.<br />
Und das ist <strong>für</strong> uns die deutlichste<br />
Bestätigung unseres<br />
Geschäftsmodells, das vielfach<br />
auch heute noch auf alten<br />
Kaufmannstugenden beruht“,<br />
so der Direktor. Parallelen<br />
sieht Kleffmann dabei zur<br />
Weltwirtschaftskrise 1929,<br />
auch damals erhielten die kleinen<br />
Privatbankhäuser einen<br />
deutlichen Zulauf. Die Tugenden<br />
der Vergangenheit, die<br />
Scheu vor hohen Risiken und<br />
das auf Langfristigkeit angelegte<br />
Geschäft mit privaten,<br />
institutionellen und unternehmerischen<br />
Kunden erfahren<br />
auch bei Hauck & Aufhäuser<br />
in der Krise eine Renaissance.<br />
„Düsseldorf ist ein wichtiger<br />
Standort“, erklärt Thomas<br />
Kleffmann, „von hier aus wollen<br />
wir künftig unsere Kunden<br />
in der Region betreuen.“ Natürlich<br />
hat Hauck & Aufhäuser<br />
schon in den vergangenen<br />
PRIVATBANKEN<br />
Finanzplanung ist Kernkompetenz<br />
Seit Jahren behauptet sich Merck Finck & Co in Düsseldorf trotz harter Konkurrenz. Ein Grund <strong>für</strong> den Erfolg:<br />
Gute Berater seien immer noch rar, sagen die Privatbankiers.<br />
Über den Dächern Düsseldorfs: Der neue Sitz von Merck Finck und Co. im Karlstadt-Carrée. FOTO: THOMASMAYERARCHIVE.DE<br />
Seit acht Jahren arbeitet er <strong>für</strong><br />
die Privatbankiers, seit August<br />
leitet der 43-Jährige die Niederlassung.<br />
Aktuell arbeiten 22 Berater<br />
am Standort Düsseldorf. Sie<br />
verwalten Kundenvermögen<br />
im Volumen von knapp einer<br />
Unser 125-jähriges Bestehen verdanken wir<br />
maßgeblich der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
mit unseren Mitgliedsbanken und unseren<br />
mittelständischen Kunden. Verlässlichkeit,<br />
Kontinuität und Qualität werden auch in Zukunft<br />
Basis unserer Leistung sein.<br />
initiativbanking@wgzbank.de<br />
www.wgzbank.de<br />
Im FinanzVerbund der Volksbanken Raiffeisenbanken<br />
Milliarde Euro. Allein im ersten<br />
Halbjahr verzeichneten<br />
die <strong>Bank</strong>iers deutschlandweit<br />
Mittelzuflüsse von 100 Millionen<br />
Euro pro Monat. „Wir haben<br />
nach wie vor einen regen<br />
Zulauf“, sagt der Niederlassungsleiter.<br />
Wir danken der WGZ BANK, unserem Partner im<br />
Private <strong>Bank</strong>ing in Nordrhein-Westfalen, <strong>für</strong> die<br />
vertrauensvolle Zusammenarbeit und freuen uns<br />
auf viele weitere Jahre der guten Kooperation!<br />
Viele kommen auf Empfehlung,<br />
andere wegen des guten<br />
Namens. Den begründen auch<br />
Auszeichnungen. Im Branchentest<br />
„Elite Report“ zum<br />
Beispiel erhielt Merck Finck &<br />
Co <strong>für</strong> 2009 die Bestnote „summa<br />
cum laude“. Der Test er-<br />
Derzeit sucht die <strong>Bank</strong><br />
nach neuen<br />
repräsentativen Büros<br />
mittelt jährlich die besten Vermögensverwalter<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum.<br />
Die <strong>Bank</strong>iers haben sich auf<br />
die Vermögensberatung und<br />
-verwaltung konzentriert. Das<br />
Firmenkunden- und das Kreditgeschäft<br />
wurde zurückge-<br />
HISTORIE<br />
Am 1. Januar 1796 wurde<br />
Friedrich Michael Hauck<br />
Teilhaber des seit 1753 bestehenden<br />
Geschäfts Gebhard<br />
& Platz in Frankfurt.<br />
Gebhard & Hauck betrieben<br />
Wechsel-, Commissions-<br />
und Speditionsgeschäfte.<br />
Das <strong>Bank</strong>geschäft<br />
lief zunächst nur neben<br />
den anderen Geschäften.<br />
Heinrich Aufhäuser und<br />
Samuel Scharlach gründeten<br />
am 14. Mai 1870 das<br />
<strong>Bank</strong>haus Aufhäuser &<br />
Scharlach in München.<br />
Zum 1. Januar 1998 fusionierten<br />
die Privatbanken<br />
Georg Hauck & Sohn<br />
(Frankfurt am Main) und H.<br />
Aufhäuser (München) zum<br />
jetzigen <strong>Bank</strong>haus Hauck &<br />
Aufhäuser.<br />
TRADITION<br />
Die Geschichte der Privatbankiers<br />
Merck Finck & Co<br />
reicht in die <strong>Zeit</strong> der Industrialisierung<br />
zurück. Am<br />
1. Juli 1870 nahmen Dr.<br />
Heinrich Johann Merck<br />
und Adolf Karl-Ludwig<br />
Christian in München unter<br />
dem Namen Merck,<br />
Christian & Co. die Geschäfte<br />
auf. Mit der <strong>Zeit</strong><br />
hielt der Prokurist Wilhelm<br />
Finck zusammen mit seinem<br />
Bruder August einen<br />
bedeutenden Anteil am<br />
Firmenvermögen; die <strong>Bank</strong><br />
firmierte 1879 in Merck<br />
Finck & Co um. Heute betreuen<br />
mehr als 130 Berater<br />
an 20 Standorten in<br />
Deutschland die Kunden.<br />
fahren. „Ein besonderes Gewicht<br />
kommt der Finanzplanung<br />
zu“, sagt Neu. „Das ist<br />
unsere Kernkompetenz, da<br />
wollen wir gut sein.“ Der<br />
Markt in Düsseldorf hat da<strong>für</strong><br />
genug Potenzial. Wenn nach<br />
der Statistik ein Prozent der<br />
Bevölkerung zu den Millionären<br />
zählt, dann leben allein in<br />
der Stadt Düsseldorf mindestens<br />
5700 von ihnen.<br />
Diese Menschen hat Neu vor<br />
Augen, wenn er sagt, im gehobenen<br />
Privatkundensegment<br />
gebe es eher zu wenig gute Berater<br />
als zu viele. Schließlich<br />
betreut ein Berater bei Merck<br />
Finck & Co nur rund 60 Kunden.<br />
Bei Großbanken seien es<br />
dagegen rund 100 bis 200 Kunden<br />
pro Berater, sagt Neu.<br />
JÜRGEN GROSCHE<br />
Jahrzehnten Kunden in Nordrhein-Westfalen<br />
beraten, allerdings<br />
von den Hauptsitzen<br />
in Frankfurt und München<br />
aus. Die Landeshauptstadt ist<br />
damit in der Wachstumsstra-<br />
Viele Vermögende denken<br />
derzeit über einen<br />
Wechsel der <strong>Bank</strong> nach<br />
tegie des Hauses ein wichtiger<br />
Baustein. „Wir sehen sehr positiv<br />
in die Zukunft,“ sagt Kleffmann,<br />
„unser guter Name<br />
wird uns auch hier viele Türen<br />
öffnen, zudem denken derzeit<br />
nicht wenige vermögende<br />
Kunden über einen Wechsel<br />
ihrer <strong>Bank</strong>verbindung nach.“<br />
Zur Philosophie des Hauses<br />
gehört noch etwas Wesentliches:<br />
Hauck & Aufhäuser ist<br />
eine der wenigen unabhängigen<br />
Privatbanken in Deutschland.<br />
„Wir managen zwar auch<br />
eigene Fonds, aber in erster Linie<br />
<strong>für</strong> institutionelle Kunden“,<br />
sagt Kleffmann. „Privatkunden<br />
bieten wir aus Prinzip<br />
keine eigenen Produkte an.<br />
Beratungsgespräche sind bei<br />
uns deshalb auch Beratungsgespräche<br />
– und keine Verkaufsgespräche.“<br />
Solche Aussagen<br />
kommen bei den kritischen<br />
und konservativ ausgerichteten<br />
Kunden gut an. Mittlerweile<br />
ist die <strong>Bank</strong> zu über 90<br />
Prozent im Besitz privater Aktionäre,<br />
darunter finden sich<br />
viele bekannte Unternehmerfamilien.<br />
Wie die Mehrzahl der<br />
unternehmerischen Eigentümer<br />
haften auch bei Hauck &<br />
Aufhäuser die <strong>Bank</strong>iers nicht<br />
nur mit ihrem guten Namen,<br />
sondern auch mit ihrem persönlichen<br />
Vermögen. „Unabhängigkeit<br />
und die Verbindung<br />
von Risiko und Verantwortung“,<br />
dessen ist sich Thomas<br />
Kleffmann sicher, „erhöht<br />
die Glaubwürdigkeit – vor allem<br />
in Krisenzeiten.“<br />
JOSÉ MACIAS