Zeit für Beratung… - Gallinat-Bank AG
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E 2 FREIT<strong>AG</strong> 25. SEPTEMBER 2009<br />
extra<br />
Deutsche Anleger<br />
scheuen riskante<br />
Investments<br />
(rps) Deutsche Privatanleger<br />
befinden sich immer noch in<br />
einer Art Schockstarre und investieren<br />
kaum noch. Das ist<br />
das Ergebnis einer Studie des<br />
britischen Vermögensverwalters<br />
Schroders, der zusammen<br />
mit dem Meinungsforschungsinstitut<br />
GfK mehr als<br />
1000 Privatanleger zu ihrem<br />
Investitionsverhalten befragte.<br />
Demnach scheuen die<br />
Deutschen den Kauf von Aktien,<br />
obwohl sie nicht mit weiter<br />
fallenden Kursen rechnen.<br />
„Dadurch entgehen den Investoren<br />
viele Chancen“, sagt<br />
Achim Küssner von Schroder.<br />
extra<br />
Privatbanken<br />
Verlag:<br />
Rheinische Post Verlagsgesellschaft<br />
mbH, Zülpicher<br />
Straße 10, 40196<br />
Düsseldorf<br />
Geschäftsführer:<br />
Clemens Bauer,<br />
Dr. Karl Hans Arnold,<br />
Patrick Ludwig<br />
Anzeigen:<br />
Petra Boldt (verantwortlich);<br />
Kontakt: Michael<br />
Kowalle, 0211 505-2088<br />
Redaktion:<br />
Rheinland Presse Service<br />
GmbH, Emanuel-Leutze-Straße<br />
17, 40547 Düsseldorf,<br />
José Macias (verantwortlich),<br />
Dr. Christian<br />
Sonntag, Jürgen Grosche<br />
Kontakt: 0211 528018-0,<br />
redaktion@rheinlandpresse.de<br />
Druck:<br />
Rheinisch-Bergische<br />
Druckerei GmbH & Co.<br />
KG, Zülpicher Straße 10,<br />
40196 Düsseldorf<br />
PRIVATBANKEN<br />
Kraftvoll, dynamisch, elegant: Pferd und Reiter beim Berenberg High Goal Cup 2009 in Düsseldorf. Das „Spiel der Könige“ zieht jedes Jahr im August tausende Besucher an. FOTO: MARKUS VAN OFFERN<br />
Privatbanken setzen auf Düsseldorf<br />
Zweitgrößter <strong>Bank</strong>enplatz, viele Unternehmen und vermögende Privatkunden in der Region: Düsseldorf hat als wichtiger Standort der<br />
Finanzbranche mehr zu bieten als nur Negativ-Schlagzeilen. Privatbankiers wissen das zu schätzen.<br />
Wer derzeit über den Finanzplatz<br />
Düsseldorf<br />
spricht, denkt an Institute,<br />
die mit der Krise gekämpft<br />
haben, zum Beispiel<br />
die WestLB oder die IKB. Doch<br />
das ist nur eine Seite – und<br />
nicht einmal die wichtigste.<br />
Fakten sprechen eine andere<br />
Sprache. „Das wirtschaftliche<br />
Umfeld ist sehr stark“, sagt<br />
Franz-Josef Arndt, Geschäftsführer<br />
der <strong>Bank</strong>envereinigung<br />
NRW. Dazu zählt er nicht nur<br />
die Rheinschiene, sondern<br />
auch das Ruhrgebiet, das unmittelbar<br />
an die Stadt grenzt.<br />
„Der Finanzplatz Düsseldorf<br />
hat <strong>für</strong> die Unternehmer<br />
und Unternehmen in der gan-<br />
zen Region unverändert einen<br />
hohen Stellenwert“, sagt auch<br />
Tobias Graf von Bernstorff,<br />
Leiter der Geschäftsstelle<br />
Köln/Düsseldorf des <strong>Bank</strong>hauses<br />
Metzler. „Ein großer<br />
Teil der Kreditversorgung der<br />
mittelständischen Wirtschaft<br />
wird über die hier ansässigen<br />
<strong>Bank</strong>en und Finanzdienstleister<br />
sichergestellt.“<br />
Auch andere Faktoren zeigen<br />
die Stärke der Region Düsseldorf.<br />
So ist zum Beispiel die<br />
Kaufkraft überdurchschnittlich<br />
hoch, die Bevölkerung<br />
wächst. Genau das schätzen<br />
die Privatbanken am Standort.<br />
Und auf diesem Markt spielen<br />
die Negativschlagzeilen kaum<br />
eine Rolle – höchstens als<br />
Imageproblem, unter dem die<br />
gesamte Branche leidet. Eines<br />
spüren die Betreuer vermögender<br />
Privatkunden allerdings<br />
sehr wohl: eine größere<br />
Vorsicht. „Die Kunden sind<br />
deutlich kritischer geworden<br />
als vor zwei Jahren und fragen:<br />
Wie sicher ist Ihre <strong>Bank</strong>?“, sagt<br />
Thomas Ullrich, Niederlassungsleiter<br />
des <strong>Bank</strong>hauses<br />
Lampe.<br />
Wovon sein Haus aber wiederum<br />
profitiert: Lampe fährt<br />
eine konservative Anlagestrategie,<br />
gehört einer bekannten<br />
Unternehmerfamilie (Oetker),<br />
zählt sich zu den unabhängigen<br />
<strong>Bank</strong>en. „Unser Volumen<br />
wächst“, sagt Ullrich. „Starke<br />
Nachfrage im Anlagebereich<br />
kommt nicht nur von vermögenden<br />
Privatkunden, sondern<br />
auch aus dem Bereich<br />
der institutionellen Anleger.<br />
Darüber hinaus werden wir<br />
verstärkt von Mittelständlern<br />
gesucht.“<br />
Im Privatkundengeschäft ist<br />
der kurze Draht zu den Kunden<br />
wichtig. Einige <strong>Bank</strong>en su-<br />
MIT SUBSTANZ<br />
In Düsseldorf hat das Finanzgewerbe,<br />
also <strong>Bank</strong>en<br />
und Versicherungen, einen<br />
hohen Stellenwert. Fast jeder<br />
zehnte sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte<br />
verdient hier sein Salär. Im<br />
Landesdurchschnitt sind es<br />
nur 3,8 Prozent. 180 <strong>Bank</strong>en<br />
sind in der NRW-Hauptstadt<br />
vertreten, viele mit<br />
ihrem Hauptsitz. Düsseldorf<br />
ist zudem auch Börsenplatz<br />
und Sitz der<br />
Hauptverwaltung der<br />
Deutschen Bundesbank in<br />
NRW.<br />
chen daher auch die räumliche<br />
Nähe. So hat das <strong>Bank</strong>haus<br />
Lampe im Rahmen seiner Expansionsstrategie<br />
unter anderem<br />
eine neue Niederlassung<br />
in Bonn eröffnet. Auch die Weberbank<br />
setzt auf Regionalität:<br />
Standorte wie Essen oder beispielsweise<br />
das Münsterland<br />
würden in der Branche oft unterschätzt,<br />
sagt André<br />
Weber, Niederlassungsleiter<br />
in Essen.<br />
Jörg Priebe,<br />
Vorstandsmitglied der Essener<br />
<strong>Gallinat</strong>-<strong>Bank</strong>, sieht ebenfalls<br />
großes Potenzial im Ruhrgebiet:<br />
Mit dem Umzug der<br />
ThyssenKrupp-Verwaltung<br />
nach Essen kommen auch Angestellte<br />
und Kunden. „Das<br />
Ruhrgebiet zählt zu den am<br />
meisten unterschätzten Regionen“,<br />
sagt Priebe und verweist<br />
auf eine große Anzahl<br />
vermögender Privatkunden,<br />
die dort – oft schon seit Generationen<br />
– leben und arbeiten.<br />
Zudem gibt es zwischen Duisburg<br />
und Dortmund viele Unternehmen.<br />
Privatbankiers,<br />
ter. Doch zurück zur Studie der<br />
Boston Consulting Group. Ihre<br />
Berechnungsgrundlage sind<br />
die Assets under Management,<br />
also das von <strong>Bank</strong>en,<br />
Fondsgesellschaften oder Vermögensverwaltern<br />
verwaltete<br />
Vermögen. Neben den liquiden<br />
Beständen gehören dazu<br />
auch Immobilien, Luxusgüter<br />
Beteiligungen und Wertpapiere<br />
aller Art.<br />
Diese Vermögensbestände<br />
schrumpften insgesamt weltweit<br />
um 11,7 Prozent, von 105<br />
Billionen auf 92 Billionen US-<br />
Dollar. Das ist der erste Wohlstandseinbruch<br />
seit dem Jahr<br />
2001. In den Jahren zuvor war<br />
er stetig gewachsen.<br />
Besonders heftig traf es die<br />
USA. Im Vergleich zu 2007<br />
büßte die größte Wirtschaftsmacht<br />
der Welt mehr als ein<br />
Fünftel ihres Wohlstands ein<br />
(22 Prozent). Das hat damit zu<br />
tun, dass die Krise um die<br />
schlecht besicherten Immobilienkredite<br />
dort begann. Laut<br />
Studie hat der Wohlstands-<br />
Absturz aber auch mit dem risikofreudigerenAnlageverhalten<br />
der Amerikaner zu tun.<br />
Denn während diese in guten<br />
<strong>Zeit</strong>en zu 50 Prozent in Aktien<br />
investierten, scheuen die<br />
Deutschen nach wie vor das<br />
Risiko. Jetzt können sie sich<br />
darin bestätigt fühlen. Mit einem<br />
Vermögen von 32,7 Billionen<br />
US-Dollar ist Europa vor<br />
Nordamerika jetzt erstmals<br />
die vor Ort vertreten sind, haben<br />
Vorteile: In diesem Geschäft<br />
zähle die „lange Kontinuität<br />
der Kundenbeziehung“,<br />
sagt Priebe.<br />
Bei allen Vorteilen, mit denen<br />
der Raum Düsseldorf im<br />
Privatbankengeschäft glänzt:<br />
Branchenvertreter sehen auch<br />
die Defizite. „Das Qualitative<br />
der Aus- und<br />
Weiterbildungseinrichtungen<br />
ist in Düsseldorf<br />
noch<br />
unterentwickelt“,<br />
sagt Raymund Scheffler,<br />
Niederlassungsleiter der<br />
Berenberg <strong>Bank</strong>. Das wirke<br />
sich in der Praxis aus: Absolventen<br />
der Frankfurt School of<br />
Finance & Management blieben<br />
oft lieber im Rhein-Main-<br />
Gebiet. „Viele, die sich bei uns<br />
bewerben, haben ihre Ausbildung<br />
woanders absolviert“,<br />
sagt Scheffler. „Es wäre sehr<br />
hilfreich, wenn die Universität<br />
in Düsseldorf es schaffen würde,<br />
das finanzwissenschaftliche<br />
Profil zu schärfen und weiterzuentwickeln.“<br />
JÜRGEN GROSCHE<br />
Der Wohlstand schrumpft<br />
Die Reichen mussten Federn<br />
lassen in der Finanzkrise. Ihre<br />
Vermögen sind weltweit geschrumpft.<br />
Dabei trifft es<br />
Europa weniger hart als den<br />
nordamerikanischen Kontinent,<br />
Deutschland schneidet<br />
im Vergleich sehr gut ab. In<br />
Nordamerika gingen die Vermögen<br />
um 22 Prozent zurück,<br />
in Europa nur um 5,8 Prozent.<br />
Damit ist jetzt Europa die<br />
wohlhabendste Region der<br />
Welt. Zu diesen Ergebnissen<br />
kommt eine Studie der Unternehmensberatung<br />
Boston<br />
Consulting Group.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kam bereits Ende Juni der<br />
„World Wealth Report 2009“,<br />
den die Investmentbank Merrill<br />
Lynch und das Beratungsunternehmen<br />
Capgemini vor-<br />
Deutsche Anleger gelten<br />
als konservativ – und<br />
haben kaum Geld verloren<br />
gelegt hatten. Demnach<br />
schrumpfte die Zahl der besonders<br />
vermögenden Privatpersonen<br />
in den USA um 18,5<br />
Prozent, in Frankreich um 12,6<br />
Prozent – aber in Deutschland<br />
nur um 2,7 Prozent. Franz-Josef<br />
Arndt, Geschäftsführer der<br />
<strong>Bank</strong>envereinigung NRW,<br />
sieht darin einen Beleg <strong>für</strong> eine<br />
konservativere Einstellung<br />
deutscher Anleger und Bera-<br />
Standortnachteil<br />
Ausbildung: Die Uni<br />
müsse mehr tun<br />
die reichste Region der Welt.<br />
Steigen die Aktienmärkte wieder<br />
kräftig und anhaltend,<br />
dürften Europa und Nord-<br />
In Großbritannien<br />
halbierte sich fast die Zahl<br />
der Dollar-Millionäre<br />
amerika die Plätze wieder tauschen.<br />
Das <strong>für</strong> Deutschland im Vergleich<br />
relativ positive Gesamtbild<br />
wird beim Blick auf die<br />
Millionäre bestätigt. Weltweit<br />
ging die Zahl der Dollar-Millionäre<br />
um 18 Prozent zurück.<br />
In Großbritannien halbierte<br />
sich diese Kennzahl fast. Dagegen<br />
gibt es in Deutschland<br />
nur 14 Prozent weniger Millionäre<br />
– immerhin leben hier<br />
noch 370 000 Menschen mit<br />
einem Vermögen über eine<br />
Million US-Dollar.<br />
Aus der Studie lässt sich herauslesen,<br />
dass die Super-Reichen<br />
die größten Verlierer der<br />
Krise sind. Das Vermögen derjenigen,<br />
die über liquide Anlagen<br />
von mehr als fünf Millionen<br />
Dollar verfügen,<br />
schrumpfte von 22,6 auf 17,7<br />
Billionen US-Dollar. Dagegen<br />
nahm das Vermögen der<br />
Haushalte, die weniger als<br />
100 000 Dollar ihr eigen nennen,<br />
um zwei Prozent zu.<br />
CHRISTIAN SONNT<strong>AG</strong><br />
JÜRGEN GROSCHE