Gemeindebrief 2011 06 November Dezember - Kirchengemeinde ...
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36 Interview mit einer Hundertjährigen<br />
Ein für unsere Gemeinde einmaliges Ereignis steht bevor:<br />
Frau Emilie (Milli) Held<br />
darf am 16.<strong>November</strong> <strong>2011</strong> ihren 100. Geburtstag feiern<br />
Ja, es ist wirklich schon etwas ganz<br />
Besonderes, wenn einem Menschen<br />
ein so langes und erfülltes Leben<br />
geschenkt wird. Ganz sicher ein<br />
Grund, etwas mehr aus ihrem Leben<br />
mit all seinen Höhen und Tiefen<br />
zu erfahren. Unsere Bitte nach einem<br />
„Interview“ wurde erfüllt und<br />
wir waren überrascht, in welch geistiger<br />
Frische Frau Held aus ihrem<br />
Leben erzählte und uns unsere Fragen<br />
beantwortete:<br />
GB-Redaktion:<br />
Frau Held, können sie sich noch an<br />
ihre Kinder- und Jugendzeit erinnern<br />
und uns etwas davon erzählen?<br />
Frau Held: Aber sicher doch, das will<br />
ich gerne tun. Ich wurde hier in Sechshelden<br />
geboren und bin auch hier in<br />
die Schule gegangen. Ich wurde von<br />
Kind auf christlich erzogen und kann<br />
mich noch an die Sonntagsschule erinnern.<br />
Lehrer Schmidt leitete den Kindergottesdienst.<br />
Wir bekamen ein 2-<br />
Pfennig-Stück mit und das konnten wir<br />
dann in ein Holzkästchen, angemalt<br />
als Neger, werfen. Der wackelte dann<br />
aus Dankbarkeit mit dem Kopf. Ich habe<br />
eine schöne Kindheit und eine sehr<br />
schöne Jugendzeit erlebt.<br />
GB-Redaktion:<br />
Und wie war das während der beiden<br />
Weltkriege und in den Nachkriegsjahren?<br />
Frau Held: Oh, das waren schlimme<br />
Zeiten. 1932 habe ich meinen Mann<br />
Emil geheiratet. 1933 wurde unser<br />
Sohn Ludwig und 1935 unsere Tochter<br />
Christel geboren. In diesen Jahren<br />
begannen wir mit der Landwirtschaft<br />
und das Melken, die Haus- und Gartenarbeit<br />
waren nun mal Frauenarbeiten.<br />
Als Wirtsfrau gab es auch eine<br />
Menge zu tun. 1946 wurde unsere Ilse<br />
geboren. Das war ein ganz besonders<br />
schlimmes Jahr. Das Kind erkrankte,<br />
wurde nur 5 Monate alt und starb Anfang<br />
1947. Seit dieser Zeit habe ich<br />
meine Augenkrankheit und konnte immer<br />
schlechter sehen. 1957 hatte Ludwig<br />
einen schweren Unfall in der<br />
Landwirtschaft und war fünf Monate im<br />
Krankenhaus.<br />
GB-Redaktion:<br />
Woher nahmen sie die Kraft, diese<br />
Schicksalsschläge, den Tod ihres<br />
Mannes, ihrer Kinder zu überwinden?<br />
Frau Held: Das ist mir ganz wichtig zu<br />
sagen und gilt bis heute: Gott und Jesus<br />
Christus haben mein Leben behütet<br />
und beschützt. Ich war in meinem<br />
Leben oft krank, lag elf mal im Krankenhaus<br />
und hatte zwei mal eine Lungenembolie.<br />
Das alles habe ich mit<br />
der Liebe und der Gnade Gottes überstanden.<br />
Dafür bin ich froh und dankbar.<br />
Und ich weiß auch ganz sicher,<br />
dass ich nie allein bin. Gott ist bei mir<br />
und hilft mir jeden Tag.<br />
GB-Redaktion:<br />
An welche Höhepunkte, an welche besonders<br />
schönen Begebenheiten in<br />
ihrem Lebens erinnern sie sich gerne?