Brauchtum Weinseliger Erntedank Brauchtum ... - Rheinkiesel
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<strong>Brauchtum</strong><br />
orts richten die Veranstalter sogar<br />
Umzüge aus, etwa in Erpel der<br />
berühmte, liebevoll gestaltete<br />
„Blumenkorso“ oder bei<br />
Trachtenumzügen. In Unkel lädt<br />
der Heimat- und Geschichtsverein<br />
zur abendlichen „Lampionfahrt<br />
auf Vater Rhein“.<br />
Tradition und<br />
Propaganda<br />
Dabei ist die Geschichte der Weinfeste<br />
durchaus wechselvoll: Wie bei<br />
so vielen deutschen Bräuchen,<br />
bemächtigten sich die Nazis auch<br />
der Weinfeste für ihre Zwecke. Sie<br />
ermöglichten den Winzern gute<br />
Werbe- und Absatzmöglichkeiten,<br />
vermischten jedoch die Traditionen<br />
mit dem Zweck, ihre eigene Propaganda<br />
zu vertreiben: „Wein ist<br />
Volksgetränk, Erzeugnis deutscher<br />
Erde und fleißiger Winzerarbeit“,<br />
hieß es damals.<br />
Heutzutage sind die Weinfeste<br />
wieder frei von Ideologie, wenn<br />
auch nicht unbedingt frei von<br />
Kommerz: Die Veranstalter solcher<br />
Feste sind übrigens beileibe nicht<br />
nur Weinbauvereine und Winzer,<br />
sondern auch Gemeindeverwaltungen,<br />
sonstige Vereine und Werbegemeinschaften<br />
oder Verkehrsvereine.<br />
Weinfest ohne<br />
Winzer?<br />
Zugegeben: Nicht alle Ortschaften,<br />
die heutzutage Weinfeste ausrichten,<br />
betreiben noch Weinbau. So<br />
auch in Erpel, wo der letzte Weinberg<br />
der Gemarkung 1970 aufge-<br />
6 September 2011<br />
... und nach der Lese wird gefeiert!<br />
geben wurde. Und auch die Daten<br />
der heutigen Weinfeste sind nicht<br />
mehr identisch mit denen, zu<br />
Na dann: Prosit!<br />
denen ursprünglich gefeiert wurde.<br />
In Erpel beispielsweise feierten die<br />
einheimischen Winzer ursprünglich<br />
Ende Oktober zum Patronatsfest<br />
des Heiligen Severin. Nach<br />
dem 1. Weltkrieg zog man das Fest<br />
vor, um bei besserem Wetter und<br />
wärmeren Temperaturen feiern zu<br />
können. Der massive Rheintourismus<br />
in den 50er und 60er-Jahren<br />
ließ das Erpeler Winzerfest wie<br />
viele Weinfeste in der Region zu<br />
einer touristischen Veranstaltung<br />
verkommen, von der sich Einheimische<br />
lieber fernhielten. Doch<br />
es gelang dem Verkehrs-Verein<br />
Erpel, die Feier als „Weinfest“ so<br />
umzugestalten, daß nun Besucher<br />
und Einheimische wieder gern gemeinsam<br />
feiern. Höhepunkt ist<br />
der liebevoll geschmückte Blumenkorso<br />
am Sonntagnachmittag.<br />
Einzelheiten dazu finden Sie auf<br />
Seite 9.<br />
Wer Gefallen an Weinfesten gefunden<br />
hat, kann von Ende August<br />
bis Mitte Oktober nacheinander<br />
sämtliche Weinfeste der Region besuchen.<br />
Und wer die Saison trotz<br />
allem verpaßt hat, kann ja auch bei<br />
einer Weinprobe beim Winzer den<br />
heimischen Schoppen genießen.<br />
Prost! •<br />
Julia Bidder