Ausgabe 2 / Juni 2006 - Sikkens GmbH
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Info<br />
Rechtsanwalt Gerhard Predeschly<br />
trat nach Studium in Tübingen und<br />
Referendariat in Stuttgart Anfang<br />
1980 in die überwiegend zivil- und<br />
wirtschaftsrechtlich ausgerichtete<br />
Kanzlei Heine ein. Seit 1984 ist er<br />
Partner in der jetzigen Kanzlei Heine<br />
Predeschly & Kollegen in Stuttgart.<br />
Rechtsanwälte<br />
Heine Predeschly & Kollegen<br />
Feuerseeplatz 5, 70176 Stuttgart<br />
Telefon +49 711 6153354<br />
E-Mail:<br />
info@heine-predeschly-kollegen.de,<br />
Informationen:<br />
www.heine-predeschly-kollegen.de<br />
In jeder <strong>Ausgabe</strong> von „<strong>Sikkens</strong><br />
aktuell“ informiert <strong>Sikkens</strong><br />
seine Kunden über interessante<br />
Rechtsfragen und neue<br />
Entscheidungen auf diesem<br />
Gebiet. Diesmal beschäftigt<br />
sich Rechtsanwalt Gerhard<br />
Predeschly mit einem Urteil,<br />
das <strong>GmbH</strong>-Geschäftsführern<br />
ihre Kaufmanns- oder Unternehmereigenschaft<br />
aberkennt<br />
und sie in der Rechtsprechung<br />
zu Verbrauchern macht.<br />
In einem aktuellen Urteil hatte<br />
der Bundesgerichtshof (BGH)<br />
über einen Fall zu entscheiden,<br />
der in der Praxis gar nicht so<br />
selten sein dürfte: Der geschäftsführende<br />
Gesellschafter<br />
einer <strong>GmbH</strong> hatte für ein Darlehen<br />
der Gesellschaft schriftlich<br />
die Mithaftung übernommen.<br />
Weil die Gesellschaft insolvent<br />
geworden war und das<br />
Rechtsexperte Gerhard Predeschly informiert<br />
Thema: <strong>GmbH</strong>-Geschäftsführer<br />
sind Verbraucher<br />
Darlehen nicht zurückzahlen<br />
konnte, wurde der geschäftsführende<br />
Gesellschafter vom Darlehensgeber<br />
auf Zahlung verklagt.<br />
In den ersten beiden Instanzen<br />
war dieser Klage stattgegeben<br />
worden. Dann hat der BGH zu<br />
Gunsten des Geschäftsführers<br />
entschieden. Begründet wurde<br />
dies mit einem Formverstoß in<br />
der vom Geschäftsführer abgegebenen<br />
Mithaftungserklärung.<br />
Zur Begründung seiner Entscheidung<br />
zieht der BGH das Verbraucherkreditgesetzbeziehungsweise<br />
die seit Februar 2002 ersatzweise<br />
gültigen Bestimmungen<br />
im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)<br />
heran. Dort sind zum Schutz des<br />
Verbrauchers Regelungen enthalten,<br />
die die Angaben in einem<br />
Darlehensvertrag genau definieren.<br />
So müssen zum Beispiel der<br />
insgesamt zu bezahlende Betrag,<br />
der Effektivzins und die mit dem<br />
Vertrag verbundenen Kosten genannt<br />
werden.<br />
Diese Regelungen gelten aber<br />
nur, wenn am Vertrag ein Unternehmer<br />
als Darlehensgeber und<br />
ein Verbraucher als Darlehensnehmer<br />
beteiligt sind. In dem<br />
mit der <strong>GmbH</strong> abgeschlossenen<br />
Vertrag waren diese Angaben<br />
also nicht vorgeschrieben und<br />
sind auch tatsächlich nicht<br />
gemacht worden. Auch in der Mithaftungserklärung<br />
des <strong>GmbH</strong>-Geschäftsführers<br />
waren solche Angaben<br />
nicht enthalten. Sie ver-<br />
wies nur auf den Darlehensvertrag<br />
und beinhaltete im<br />
Übrigen die Aussage, dass der<br />
Geschäftsführer die Mithaftung<br />
für die Verbindlichkeiten der<br />
Gesellschaft aus diesem Vertrag<br />
übernimmt.<br />
Im beschriebenen Fall hat der<br />
BGH – gegen die Kritik aus Juristenkreisen<br />
– seine bisherige<br />
Rechtsprechung ausdrücklich<br />
bekräftigt. Er hat daran festgehalten,<br />
dass Geschäftsführer<br />
einer <strong>GmbH</strong> und/oder geschäftsführende<br />
Gesellschafter<br />
einer solchen nicht als Unternehmer<br />
oder Kaufleute, sondern<br />
als Verbraucher zu behandeln<br />
sind, auch wenn sie für<br />
die Firma handeln. Dies bedeutet,<br />
dass die im BGH geforderten<br />
Angaben zum Darlehensvertrag<br />
zwischen Unternehmer<br />
und Verbraucher hätten<br />
gemacht werden müssen.<br />
Auf Grund dieses Formfehlers<br />
wurde die Mithaftungserklärung<br />
für ungültig erklärt.<br />
Der Grundgedanke des Urteils,<br />
nämlich den Geschäftsführer<br />
einer <strong>GmbH</strong> immer als Verbraucher<br />
anzusehen, dürfte sich<br />
auch auf andere Fälle übertragen<br />
lassen, in denen bestimmte<br />
Rechtsfolgen ausdrücklich von<br />
der Unternehmer- oder Kaufmannseigenschaft<br />
abhängen. ■<br />
Nur für Deutschland!<br />
SIKKENS aktuell 2/<strong>2006</strong><br />
News 11