1. Dezember - N-QR
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Der Fortsetzungskrimi<br />
56<br />
Fortsetzung aus dem November-Heft.<br />
Hinter dem Tresen war bestimmt ein Telefon. Mit kräftigen<br />
Schritten, die seinen Unmut durch den Saal hallen ließen,<br />
nahm er Kurs auf das schwarze Ungetüm, das schon bessere<br />
Zeiten gesehen hatte. Als er gleich auf zwei Apparate stieß,<br />
die mit Sicherheit noch älter waren als sein Handy, verlangsamte<br />
sich die innere Fahrt wieder. Schon schlug seine<br />
Pranke zu, da erfasste sein Blick einen Gegenstand, der in<br />
der Nähe vieler Kassen zu fi nden war. Ein Gegenstand, der<br />
ihn, noch während er den Hörer zurück auf die Gabel legte,<br />
unvermittelt zu einer Idee führte. Die Chance war nicht sehr<br />
groß, aber mit einem Fehlschlag war nichts verschenkt. Im<br />
Gegenteil, mit etwas Glück würde er doch noch rechtzeitig<br />
bei Kai eintreffen.<br />
Ohne seine Miene zu verziehen, ließ<br />
er den länglichen Gegenstand in der<br />
Innentasche seines Jacketts verschwinden<br />
und stahl sich durch die Küchentür<br />
aus dem Saal. Minuten später betrat<br />
er von hinten die kleine Bühne und<br />
schreckte mit seiner ebenso markanten<br />
wie lauten Stimme den Schwarm auf.<br />
»Begeben Sie sich bitte nach unten in<br />
den Saal und stellen sich in einer Reihe<br />
auf.«<br />
Zunächst breitete sich ein Klangteppich<br />
aus Gesprächsfetzen auf der Bühne<br />
aus, dann setzte sich der Schwarm<br />
in Bewegung und verließ über eine<br />
kleine Treppe wie befohlen das erhöhte<br />
Podium. Nur die zwei Ermittler folgten<br />
ihnen nicht, sondern fanden sich mit<br />
irritierten Gesichtern bei ihrem Chef<br />
ein, dessen eigenwillige Methoden sie<br />
nicht immer schätzten. Da Kommunikation<br />
nicht zu seinen Stärken zählte,<br />
erfuhren sie oft erst im Nachhinein,<br />
was er sich ausgedacht hatte. Diesmal<br />
jedoch hatten sie Glück. Hoogemann<br />
legte seine Karten auf den Tisch.<br />
»Achten Sie auf die kleinste Regung,<br />
meine Herren. Janssen und Willms sollen<br />
sich an den Türen postieren.«<br />
Während die beiden davoneilten, stellte sich Hooge mann<br />
vor den zur Reihe mutierten Schwarm blauer Jungs. Mit<br />
wenigen Worten sorgte er für kleine Korrekturen und absolute<br />
Ruhe. Nach einer mit gesenktem Haupt bewusst zelebrierten<br />
Kunstpause konfrontierte er das Schock mit seiner<br />
inzwischen ersonnenen Erklärung. »Wir haben festgestellt,<br />
dass Gerd Petersen mit einer Konservendose erschlagen<br />
wurde. Der Täter hat keine Handschuhe getragen, jedoch<br />
seine Fingerabdrücke vom Etikett abgewischt. Aber er hat<br />
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das Etikett angefasst, und nur darauf kommt es an. Öffnen<br />
Sie bitte Ihre Hände und strecken mir Ihre Handfl ächen entgegen.«<br />
Blicke wurden getauscht, Gemurmel breitete sich aus.<br />
»Ruhe, meine Herren! Strecken Sie jetzt die Hände aus! Das<br />
Etikett wurde, wie allgemein üblich, mit einer Anilinfarbe<br />
bedruckt, die Fuchsin enthält. Ein völlig harmloser Stoff,<br />
der jedoch die Eigenschaft besitzt, in geringen Spuren an<br />
der menschlichen Haut haften zu bleiben. Erst nach drei<br />
oder vier Handwäschen sind die letzten Reste verschwunden.<br />
Mit bloßem Auge sehen kann man diese Spuren nicht.<br />
Es sei denn, man hat eine UV-Lampe, wie sie auch benutzt<br />
wird, um falsche Geldscheine zu erkennen.«<br />
In diesem Augenblick griff Hoogemann<br />
in die Innentasche und zog das<br />
längliche Gerät wie eine stattliche Havanna<br />
heraus.<br />
»Ich werde jetzt langsam an Ihnen vorbeigehen<br />
und mit dieser UV-Lampe<br />
Ihre Hände auf mögliche Rückstände<br />
von Fuchsin kontrollieren.«<br />
Das reichte als Erklärung. In den Augenwinkeln<br />
sah er, dass seine Männer<br />
ihre Posten bezogen hatten. Hoogemann<br />
machte mehrere schnelle Ausfallschritte,<br />
schaltete die batteriebetriebene<br />
Lampe an und richtete das<br />
violette Licht auf die ersten beiden<br />
Handfl ächen. Umgehend hob er den<br />
Kopf und befragte das dazugehörige<br />
Gesicht, das keine Reaktion zeigte. Sofort<br />
nahm er sich die nächsten Hände<br />
vor. Schwielen, Hornhaut, feine Risse<br />
in der Haut und kurze Fingernägel ließen<br />
auf körperliche Arbeit schließen.<br />
Das Gesicht wirkte gelangweilt. Dem<br />
Mann war egal, was man in seinen<br />
Händen las. Es folgten die zarten Finger<br />
eines Kopfarbeiters, dann die gelben<br />
Fingerkuppen eines Zigarettendrehers<br />
und Kettenrauchers, dann wieder<br />
die eines Arbeiters, vielleicht sogar die eines wirklichen<br />
Fischers, denn das bärtige Gesicht des kräftigen Mannes<br />
erfüllte das entsprechende Klischee perfekt.<br />
Hoogemann beschleunigte seine Inspektion, gab richtig Gas<br />
und reduzierte den UV-Blick auf wenige Sekunden. Wieder<br />
zwei arbeitende Hände und das dazu passende, leicht genervt<br />
wirkende Gesicht. Die nächsten Hände fehlten. Noch<br />
bevor er den Schwenk mit der schmalen Lampe vollendet<br />
hatte, waren sie von seinem Besitzer urplötzlich aus dem<br />
Kontrollbereich gezogen worden. Der Mann stürmte auf