Gut Aiderbichl - Die Pfote
Gut Aiderbichl - Die Pfote
Gut Aiderbichl - Die Pfote
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Das Glück der Bescheidenheit.<br />
Liebe <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />
wer wie ich der Generation angehört, die schicksalhaft erleben musste,<br />
wie aller materieller Besitz, sei es durch Bombenangriff, den Zugriff eines<br />
verbrecherischen Regimes oder auf der Flucht, von einem Augenblick zum<br />
anderen vernichtet wurde, sollte eigentlich ein Leben lang gefeit sein vor<br />
dem Wunsch neuerlicher Anhäufung – aber so ist es nicht.<br />
Der Alltag kommt zurück und das, was<br />
wir die Normalität nennen. Und damit<br />
die Forderungen nach Wichtigem, aber<br />
auch nach Banalem. Wir kaufen es, besitzen<br />
es. Auf den Prüfstein der Notwendigkeit<br />
stellen wir es nicht.<br />
Neue Existenzen werden gegründet. Sie<br />
verlangen den vollen Einsatz der Person,<br />
der Erfolg stellt sich ein. Im privaten Bereich<br />
wird dann in der Regel ein Haus<br />
gebaut, manchmal auch eine sogenannte<br />
Villa. Reisen werden gemacht, immer<br />
weiter, immer exotischer. Mitunter<br />
bringt man Gegenstände mit von einer<br />
solchen Reise, und manchmal ist das<br />
der Anfang einer Sammlung. Ich zum<br />
Beispiel habe Steine gesammelt, die ich<br />
fand bei Spaziergängen im Wald oder<br />
am Meer. Ihre Farben und Formen faszinierten<br />
mich. Als ich die Möglichkeiten<br />
hatte, kamen Skulpturen hinzu, Objekte,<br />
moderne Malerei. Am Ende war<br />
es eine bemerkenswerte Sammlung.<br />
Und wie war das noch mit der Erkenntnis<br />
der Fragwürdigkeit der Anhäufung<br />
materiellen Besitzes? Vergessen, verdrängt,<br />
verführt von der Fülle des Angebots,<br />
dem unausgesetzten Aufforderungsreiz<br />
der Warenwelt?<br />
Wir müssen die Fragwürdigkeit des<br />
vermeintlich Sicheren akzeptieren.<br />
<strong>Die</strong> Korrekturen kommen in den wenigsten<br />
Fällen aus eigener Einsicht und<br />
Erkenntnis. Das gelebte Leben lehrt<br />
uns, dass das, was eben noch so sicher<br />
zu sein schien, plötzlich fraglich werden<br />
kann und der Lebensverlauf nicht zu<br />
den Dingen gehört, die wir „managen“<br />
können. Der Verlust eines nahen, vielleicht<br />
des nahestehendsten Menschen,<br />
Entfremdung, Krankheit – es gibt sehr<br />
viele sogenannte „Grenzerfahrungen“,<br />
die uns zwingen, Bilanz zu ziehen, mit<br />
Plus und Minus.<br />
Und wenn wir wahrhaftig sind, haben<br />
wir die Chance zu erkennen, was uns<br />
fehlt: Demut vor allem. Demut vor dem<br />
Wunder des Lebens in all´ seinen Erscheinungsformen.<br />
Viel zu oft gehen wir<br />
recht sorglos um mit diesem Geschenk,<br />
sind unsensibel, rücksichtslos. Dramatisch<br />
ist, dass wir so zu Verursachern<br />
von Entwicklungen werden, die wieder<br />
gutzumachen wir außerstande sind.<br />
Der <strong>Aiderbichl</strong>er Konsens besteht darin<br />
für Schwache und Hilflose da zu sein.<br />
Zufall oder Fügung: Vor mehr als zwei<br />
Jahrzehnten begegnete mir ein junger<br />
Mann, der unvermittelt eine bestimmte<br />
und erstaunliche Aussage<br />
machte, nämlich die, dass er sein bisheriges<br />
Leben – das eines erfolgreichen<br />
Spitzenmanagers in einem amerikanischen<br />
Tourismusunternehmen – nur<br />
bis zu seinem 45. Lebensjahr führen<br />
werde. Er empfände Schuld bei dem<br />
Gedanken, sich bis an sein Lebensende<br />
nur der egozentrischen Erfüllung eigener<br />
Wünsche zu widmen.<br />
Er habe eine Vision, nämlich die von<br />
einer Welt, die anders sein könne und<br />
müsse als diejenige, in der wir leben.<br />
Und er halte das für eine Herausforderung<br />
an uns alle. Nur wir Menschen<br />
seien in der Lage, die Notwendigkeit<br />
einer entscheidenden Veränderung zu<br />
erkennen – und zu handeln. Unsere<br />
Spezies sei weitgehend Verursacher der<br />
fehlgelaufenen Entwicklung; ein weiterer<br />
Grund, uns unserer Verantwortung<br />
bewusst zu werden.<br />
Heute lesen wir das so oder ähnlich in<br />
allen Printmedien, und das Fernsehen<br />
konfrontiert uns mit seriösen wissenschaftlichen<br />
Dokumentationen, die<br />
ernst zu nehmen unsere vielleicht einzige<br />
Chance ist, die Situation noch beeinflussen<br />
zu können.<br />
FRIEDEL GRÜNTHAL<br />
Der junge Mann, von dem ich erzählte<br />
jedenfalls, hat Wort gehalten. Nach langer,<br />
völlig kontaktloser Zeit – er war in<br />
die USA zurückgekehrt – fand ich auf<br />
dem Anrufbeantworter eine Einladung<br />
vor, mit ihm das Grundstück zu besichtigen,<br />
das er im Salzburger Land soeben<br />
gekauft habe. Neben der Beherbergung<br />
seiner eigenen wolle er verlassenen<br />
Tieren in hoffnungsloser Situation ein<br />
neues und endgültiges Zuhause bieten.<br />
Alle Mitglieder, Tierpaten und Freunde<br />
von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> werden längst erkannt<br />
haben, dass es sich bei dem jungen<br />
Mann um Michael Aufhauser handelt,<br />
und Sie alle kennen den weiteren<br />
Verlauf der Geschichte.<br />
Ich bin nicht ganz sicher, ob Sie auch<br />
wissen, dass diese Geschichte erst am<br />
Anfang steht. Michael Aufhauser meint<br />
es ernst mit dem Gedanken, dass das Leben<br />
auf diesem vielleicht einzigen Planeten<br />
im Kosmos, auf dem es entstehen<br />
konnte, sich ändern kann – und soll –<br />
und muss!<br />
Wer <strong>Aiderbichl</strong>er ist weiß, welches<br />
Potenzial sich in einer solchen, sich<br />
ständig vergrößernden Gemeinschaft<br />
bildet. Der <strong>Aiderbichl</strong>er Konsens besteht<br />
darin, Schwachen und Hilflosen<br />
nicht nur beizustehen, sondern nach<br />
Lösungen zu suchen. <strong>Die</strong> Wahrhaftigkeit<br />
verlangt, dass wir uns eingestehen:<br />
<strong>Die</strong> „große Lösung“, derer es bedarf, um<br />
unseren Planeten zu retten, kann nicht<br />
gelingen ohne unser aller Bereitschaft,<br />
die eigenen Ansprüche, auch im Alltag,<br />
zurückzunehmen – sogar stark zurückzunehmen.<br />
Entdecken wir das Glück einer<br />
neuen Bescheidenheit. Denken wir<br />
daran, dass der freiwillige Verzicht auf<br />
unsere vermeintlich unverzichtbaren<br />
Bedürfnisse auch Freiheit bedeutet.<br />
Ihre<br />
hat die vergangenen 10<br />
Jahre von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />
maßgeblich mitgeprägt,<br />
nicht nur als Geschäftsführerin.<br />
Aufmerksam beobachtet<br />
sie das soziale<br />
Geschehen, insbesondere<br />
in Bezug auf das Tier in<br />
unserer Gesellschaft. Mit<br />
Michael Aufhauser verbindet<br />
sie seit über zwei<br />
Jahrzehnten eine Freundschaft.<br />
Friedel Grünthal<br />
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