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6 I schwerpunkt I expertenforum I wdf-intern I service I LEADERSHIP 4 2011<br />
Gute Idee – was nun? Innovationen<br />
entwickeln mit Effectuation<br />
Laut einer IMAS-Studie aus dem Juli 2010 haben<br />
rund 1,5 Millionen (!) Österreicher Ideen für Verbesserungen<br />
oder Erfindungen. Zwei Fünftel davon<br />
haben zumindest versucht ihre Idee zu verwirklichen,<br />
wobei trotzdem ein Großteil der Einfälle<br />
versickert. Die Hauptmotive liegen dabei im fehlenden<br />
Know How bezüglich der Herangehensweise<br />
und auch im Fehlen von geeigneten Ansprechstellen<br />
die mit Rat und vor allem mit Tat zur<br />
Seite stehen.<br />
Aus diesem Grund hat die Studienrichtung<br />
Innovationsmanagement an der FH<br />
CAMPUS 02 in Graz vor fünf Jahren das<br />
innolab (www.innolab.at) gegründet.<br />
Hierbei handelt es sich um eine Institution<br />
die Erfinder und Menschen mit Ideen<br />
mit verschiedenen Methoden und Werkzeugen<br />
des Innovationsmanagements<br />
und der Entrepreneurship-Forschung unterstützt.<br />
Zu den Haupttätigkeiten gehören<br />
dabei die kritische Prüfung der Idee,<br />
das Recherchieren des Wettbewerbsumfelds,<br />
das Vermitteln von Kontakten und<br />
die Unterstützung bei der Entwicklung eines<br />
tragfähigen Geschäftsmodells.<br />
Zur bestehenden Toolbox des innolab ist<br />
seit dem letzten Jahr eine neue Methode<br />
hinzugekommen, nämlich Effectuation.<br />
Dabei handelt es sich um eine eigenständige<br />
Entscheidungs-Logik, die von erfahrenen<br />
Unternehmern in Situationen der<br />
Ungewissheit bevorzugt eingesetzt wird.<br />
Der Effectuation-Ansatz ist ein aktuelles<br />
Ergebnis der globalen Entrepreneurship-<br />
Forschung, wurde von Prof. Saras D.<br />
Sarasvathy (University of Virginia) begründet<br />
und seither mehrfach empirisch belegt<br />
und weiterentwickelt. In Österreich<br />
wurde dieser Ansatz durch Michael Faschingbauer<br />
(www.effectuation.at) bekannt,<br />
der als Lektor und Kooperationspartner<br />
mit der Studienrichtung Innovationsmanagement<br />
zusammenarbeitet.<br />
Die Klienten, entweder Ideengeber oder<br />
Erfinder, werden anhand der vier Ef-<br />
fectuation-Prinzipien individuell unterstützt<br />
und betreut. Meist werden am Anfang<br />
die Fragen des ersten Prinzips, der<br />
„Mittelorientierung“, gestellt: Wer bin<br />
ich? Was kann ich? Wen kenne ich? Basierend<br />
auf den Antworten wird die<br />
Realisierbarkeit der Idee anhand des<br />
zweiten Prinzips „Leistbarer Verlust“<br />
untersucht. Wichtig dabei ist, nicht auf<br />
den erwartenden Ertrag zu schielen,<br />
sondern sich zu fragen, was man bereit<br />
ist zu verlieren. Damit entschärft man die<br />
Versagensängste von potenziellen Gründern<br />
signifikant. Das dritte Prinzip behandelt<br />
den Umgang mit Umstände und Zufällen.<br />
Unsere Klienten sollen diese unerwarteten<br />
Einwirkungen als Chancen erkennen<br />
und diese nützen und nicht versuchen,<br />
sie als Problem zu behandeln<br />
und vermeiden.<br />
Kern des vierten Prinzips ist es Partnerschaften<br />
und Allianzen aufzubauen. Dabei<br />
ermutigen wir unsere potenziellen Innovatoren<br />
nicht nach Partnern zu suchen,<br />
die einem vorbestimmten Zweck (Kunde,<br />
Lieferant etc. ) dienen, sondern die Effectuation-Variante<br />
zu wählen und Part-<br />
Zur Person<br />
Ing. Mag. Gert Breitfuß (Jahrgang 1972) führte sein Berufsweg<br />
nach einer technisch/betriebswirtschaftlichen Ausbildung und<br />
mehreren Stationen in der Industrie (Siemens, AT&S, EPCOS) in<br />
die Wissenschaft. Seit 2009 lehrt und forscht er als hauptberuflicher<br />
Lektor an der Studienrichtung Innovationsmanagement der<br />
FH CAMPUS 02 in Graz.<br />
nerschaften mit Personen oder Organisationen<br />
einzugehen, die echtes Interesse<br />
am Vorhaben zeigen - unabhängig von<br />
der zukünftigen Rolle. Diese Partner<br />
sind dann auch bereit Risiko und Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Fazit:<br />
Die Anwendung von Effectuation im<br />
Rahmen der Erfinderbetreuung des innolab<br />
ist nach den ersten Erfahrungen<br />
sehr vielversprechend. Effectuation selbst<br />
hat nicht den Anspruch den Erfolg von<br />
Unternehmensgründern zu garantieren,<br />
es erhöht aber signifikant die Wahrscheinlichkeit<br />
Neues in die Welt zu bringen.<br />
Die Studienrichtung Innovationsmanagement<br />
(http://inno.campus02.at ) ist<br />
bestrebt diese Erfahrungen wissenschaftlich<br />
aufzuarbeiten um somit noch<br />
besser potenzielle Erfinder und Ideengeber<br />
unterstützen zu können. Damit leisten<br />
wir einen, hoffentlich wertvollen, Beitrag<br />
für die unternehmerische Zukunft in<br />
Österreich.