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Ausgabe 3 – Juni 2004<br />

Thema<br />

Filmkongress<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Schwerpunkt<br />

Schauspieler Dreharbeiten<br />

Setbericht<br />

Speer und Er<br />

1


Die Feuerprobe oder<br />

Benutzen<br />

Sie uns!<br />

Knapp zweihundert Jahre nach der<br />

Uraufführung in Wien erlebt Heinrich<br />

von Kleists großes historisches Ritterschauspiel<br />

erneut eine Premiere. Jürgen<br />

Flimms Filmbearbeitung des „Käthchens<br />

von Heilbronn“ – die zweite übrigens nach<br />

Eric Rohmers Adaption von 1992 – eröffnet<br />

am 19. Juni gleichzeitig den Filmkongress<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie die<br />

Cologne Conference. Der Untertitel von<br />

Kleists Theaterstück lautet „Die Feuerprobe“.<br />

Eine „Feuerprobe“ erlebt mit dieser<br />

Ausgabe auch der neue Newsletter der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, dessen Titel ein Bild von<br />

Teresa Weißbach und Tobias Moretti in<br />

den Hauptrollen von „Käthchens Traum“<br />

ziert. Mit diesem Heft präsentiert sich der<br />

Informationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> nicht<br />

nur mit neuem Format und neuem Layout,<br />

sondern auch mit mehr Inhalten. Lesenswerten,<br />

wie wir glauben. Von nun an wird<br />

es in jedem Heft einen Themenschwerpunkt<br />

geben. Der erste ist zum Start von<br />

Andres Veiels Kinodoku „Die Spielwütigen“<br />

unter dem Titel „Kostenfalle oder Sozialfall?“<br />

den Schauspielern gewidmet und<br />

bietet u.a. Hintergründe zu Gagen und<br />

Produktionskosten, Tipps für junge Schauspieler<br />

von Veronica Ferres und Peter Lohmeyer,<br />

einen kleinen Pfadfinder durch die<br />

Ausbildungsmöglichkeiten in NRW sowie<br />

einen Text von Veiel selbst.<br />

Neu im Blatt sind außerdem ein Kinoporträt,<br />

Vorstellungen geförderter Produktionen,<br />

die kurz vor dem Kinostart stehen,<br />

ein exklusiver Setbericht von den Arbeiten<br />

zu Heinrich Breloers „Speer und Er“<br />

und einiges mehr.<br />

Daneben wird der Newsletter auch<br />

weiterhin über Neuigkeiten aus dem Filmland<br />

berichten. Die Ergebnisse der Leserumfrage<br />

(für die rege Teilnahme noch<br />

einmal herzlichen Dank) haben gezeigt,<br />

wie wichtig Ihnen diese Infos sind – von<br />

den Branchen-, Festival- und Filmschulen-<br />

News bis zu der alle interessierenden Frage:<br />

Wer dreht was?<br />

Dazu brauchen wir Sie! Schicken Sie<br />

uns Ihre Informationen über Neuigkeiten<br />

aus Ihrer Firma oder von Ihren Projekten.<br />

Das Heft soll ein Magazin für die Branche<br />

aus der Branche sein – <strong>als</strong>o nutzen Sie es<br />

und benutzen Sie uns.<br />

Die „Feuerprobe“ des neuen Newsletters<br />

fällt in eine Phase, in der der deutsche<br />

Film wieder Aufwind hat: Es gab Preise<br />

in Venedig, Locarno, San Sebastian und<br />

Berlin sowie eine „preis-werte“ Einladung<br />

in den Wettbewerb von Cannes. Das „gute<br />

Gefühl“ erinnert an die Aufbruchstim-<br />

mung 1997, <strong>als</strong> „Knockin´ on Heaven´s<br />

Door“ bewies, dass der deutsche Film Besucher<br />

ins Kino locken kann, auch wenn<br />

kein TV-Komiker dabei ist. Das Hoch währte<br />

keine zwei Jahre, in denen auch unauffällige<br />

deutsche Filme locker die Millionengrenze<br />

nahmen. Heute ist der Hype<br />

ein anderer: Die hochgelobten neuen Filme<br />

können zufrieden sein, wenn sie über<br />

100.000 Besucher an der Kinokasse machen<br />

(„Gegen die Wand“ 580.000 Besucher,<br />

„Schultze Gets the Blues“ 290.000, „Die Liebe<br />

in Gedanken“ 200.000, „Lautlos“ 49.000,<br />

„Kroko“ 39.000, „Schussangst“ 3200).<br />

Gegenbeispiele wie „Good Bye, Lenin!“ und<br />

„Das Wunder von Bern“ stehen einsam für<br />

das gegenteilige Extrem. Was fehlt ist die<br />

stabilisierende Mitte (Stanislaw Muchas<br />

wunderbare, gleichnamige Doku: 3600<br />

Besucher). Den deutschen Marktanteil retten<br />

mal wieder die Komiker. Um dem frischen<br />

Hoch Konstanz zu verleihen, muss<br />

das Publikum mitgehen und das bedeutet<br />

reingehen. Auch wenn das bedeutet,<br />

dass man dafür im Kino gelegentlich seinen<br />

Kopf gebrauchen muss. Mit guten Kritiken<br />

allein lassen sich die Folgeprojekte<br />

der vielversprechenden jungen Regisseure<br />

nicht finanzieren.<br />

Einigen dieser Themen widmet sich<br />

auch der Internationale Filmkongress der<br />

<strong>Filmstiftung</strong>. Dessen Panels und Diskussionen<br />

wird der Newsletter in seiner Filmkongress-Ausgabe<br />

im Juli behandeln. In einem<br />

Spezial, das sich ausschließlich dem<br />

Kongress widmet, bieten wir dann alles<br />

noch einmal zum Nachlesen für alle, die<br />

dabei waren, und zum Neuentdecken, für<br />

die, die den Kongress verpasst haben.<br />

Viel Vergnügen mit dem neuen Newsletter<br />

wünscht<br />

RÜDIGER BERTRAM<br />

Chefredakteur<br />

4<br />

6<br />

12<br />

17<br />

20<br />

21<br />

27<br />

28<br />

28<br />

35<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen: Branche, Aus- und<br />

Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />

10 Location-Seite: Motivwechsel<br />

12 Sommerkino Open Air<br />

14 MEDIA-Seite<br />

15 Politik, Film und Balagan<br />

Bettina Brokemper über Israel<br />

16 Porträt: Kai Künnemann<br />

Spezial Filmkongress<br />

17 Käthchens Traum<br />

Der neue Film von Jürgen Flimm<br />

18 Die Kraft der Bilder<br />

Interview mit Michael Schmid-Ospach<br />

19 Kreativer Handelsüberschuss<br />

Der deutsche Film auf dem amerikanischen Markt<br />

Schwerpunkt Schauspieler:<br />

Kostenfalle oder Sozialfall?<br />

20 Nie verbiegen<br />

Interview mit Peter Lohmeyer<br />

21 Anspruch und Wirklichkeit<br />

Interview mit Elisabeth Degen<br />

22 Die fetten Jahre sind vorbei<br />

Produktionen, Gagen, Engagements<br />

22 Veronica Ferres rät …<br />

24 Spielen lernen<br />

Ausbildungswege in NRW<br />

26 Im Focus der Verhandlungen<br />

Tarifgespräche für die Branche<br />

27 Neue Helden<br />

Andres Veiel über seine „Spielwütigen“<br />

28 Stand der Dinge<br />

„Die Edelweißpiraten“ und „Die große Stille“<br />

28 Dreharbeiten<br />

32 In Postproduktion<br />

32 Setbericht<br />

Heinrich Breloers „Speer und Er“<br />

34 Making of<br />

Pepe Danquarts „Höllentour“<br />

35 Demnächst im Kino<br />

„Reconstruction“, „Fünf Uhr am Nachmittag“, „Muxmäuschenstill“<br />

35 Impressum<br />

36 Kinoporträt<br />

Lichtburg Oberhausen<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de 3


filmpool<br />

Iris Kiefer ist seit Anfang Juni die neue Leiterin<br />

des Geschäftsbereichs Fiktionale Unterhaltung<br />

bei der Kölner filmpool. Die ehemalige<br />

Geschäftsführerin von Maran Film<br />

war vor ihrem Engagement bei Maran Film<br />

Programmchefin des WWF und <strong>als</strong> Produzentin<br />

bei der Colonia Media tätig. Gisela<br />

Marx, filmpool-Geschäftsführerin, freut<br />

sich über die Verstärkung: „Wir sind überzeugt,<br />

dass fiktionale Unterhaltung auch zukünftig<br />

wesentlicher Programmbestandteil bei den<br />

großen Sendern sein wird. filmpool strebt mit<br />

Iris Kiefer kontinuierliches Wachstum in diesem<br />

Segment an.“<br />

filmpool, Tel. (0221) 921599-0;<br />

info@filmpool.de<br />

Voss tv-ateliers<br />

Auf Basis des neuen Avid DS Nitris bieten die<br />

Voss tv-ateliers in Düsseldorf in Zusammenarbeit<br />

mit der ProCine Digital in<br />

Neuss Agenturen und Produktionen die Möglichkeit<br />

einer durchgehend digitalen Postproduction<br />

in HD – High Definition. Das Filmmaterial<br />

wird auf Spirit Data Cine abgetastet<br />

und nach einer Farbkorrektur mittels Pandora<br />

Pogle unkomprimiert auf einen HD-Recorder<br />

ausgespielt. Nach dem Einladen in den<br />

Avid DS Nitris steht die ganze Funktionalität<br />

eines auflösungsunabhängigen, in Echtzeit<br />

operierenden Schnitt- und Compositing-Tools<br />

zur Verfügung. Weitere Details unter<br />

www.voss-tv.de.<br />

Nadja Rudas, Tel. (0211) 97380;<br />

info@voss-tv.de<br />

Granada<br />

Die Kölner Dependance der Granada Produktion<br />

für Film und Fernsehen GmbH hat eine<br />

neue Adresse. Seit Mitte Mai ist das Team<br />

in der Kreuzgasse 2-4 in 50667 Köln zu finden.<br />

Geändert hat sich auch die Telefonnummer<br />

(s.u.). Zur Zeit bereitet Granada in<br />

Köln für RTL die zweite Staffel von „Ich bin<br />

ein Star - holt mich hier raus“ vor.<br />

Granada, Tel. (0221) 4920480;<br />

stephan.hahn@granadamedia.de<br />

4<br />

Iris Kiefer<br />

Agentur Schwarz<br />

Seit Mitte Juni ist die Kölner Agentur<br />

Schwarz - Bürgler/Schwarz GbR in ihren<br />

neuen Räumen in der Bonner Straße 8 in<br />

50677 Köln zu erreichen. Von dort aus wollen<br />

die Experten für Nachwuchs- (6-15 Jahre)<br />

und Jungdarsteller (16-25 Jahre) Maria<br />

Schwarz und Anita Bürgler sich mit ihrer<br />

Agentur neben der Vermittlung nun auch<br />

wieder verstärkt dem Casting für Kinder und<br />

Jugendliche widmen. „Da liegt unsere Kernkompetenz<br />

und so können wir in Zukunft<br />

noch mehr junge Talente für Produktionen<br />

entdecken“, so Maria Schwarz. Zu diesem<br />

Zweck haben Schwarz und Bürgler in den größeren<br />

Räumen ein eigenes Castingstudio einrichten<br />

lassen.<br />

Derzeit arbeitet die Agentur, die auf zehn<br />

Jahre Erfahrung im Kinder und Jugendbereich<br />

(u.a. „Aimée und Jaguar“, „Fickende Fische“,<br />

„Der zehnte Sommer“) verweisen kann, am<br />

Casting für die Kinderrollen in Dieter Wedels<br />

„Mama und Papa“ (AT).<br />

Zu den bisherigen „Entdeckungen“ der<br />

Agentur gehören u.a. Daniel Brühl, Katharina<br />

Schüttler und Robert Stadtlober.<br />

Weitere „Jung-Stars“ wie z.B. Marlon<br />

Kittel, Birthe Wolter, Sebastian Kröhnert<br />

oder Paula Kalenberg stehen schon<br />

in den Startlöchern.<br />

Infos: www.agenturschwarz.de.<br />

Agentur Schwarz,<br />

Tel. (0221) 7328032;<br />

kontakt@agenturschwarz.de<br />

Media Luna<br />

„Der Markt in Cannes war sehr ergiebig für uns<br />

in diesem Jahr. Wir konnten eine ganze Reihe<br />

von De<strong>als</strong> abschließen und sehr viele neue<br />

Geschäfte auf den Weg bringen.“ Zufrieden<br />

kehrte Ida Martins aus Cannes zurück. Mit<br />

ihrem Kölner Weltvertrieb Media Luna Entertainment<br />

konnte sie an der Croisette gute<br />

Abschlüsse verzeichnen, etwa für die Cameo-Doku<br />

„The Nomi Song“ von Andrew<br />

Horn, die nun auch in den USA und in England<br />

zu sehen sein wird. Für die russische Komödie<br />

„You I Love“ konnte Media Luna Interessenten<br />

in Frankreich, Deutschland, Taiwan,<br />

Nord-Amerika und Kanada sowie in Mexiko<br />

gewinnen.<br />

Media Luna, Tel. (0221) 1392222;<br />

info@medialuna-entertainment.de<br />

SoundVision<br />

Die SoundVision Tonstudio GmbH in der<br />

Kölner Südstadt stellt ab sofort eine neu gebaute<br />

Bühne mit Aufnahmeregie für seine Geräuschemacher<br />

zur Verfügung. Die neue Bühne,<br />

so verspricht SoundVision, lässt für Foleyartists<br />

bei Kino- und Fernsehproduktionen<br />

keine Wünsche offen.<br />

Zuletzt hat Pablo Trapero seine Pandora<br />

Film Produktion „Familia Rodante“ in<br />

der Teutoburger Straße abgemischt. Direkt anschließend<br />

reiste der Autor und Regisseur zu<br />

seiner Jurymitarbeit nach Cannes weiter.<br />

Mehr Infos über aktuelle Projekte bei<br />

Soundvision unter der Rubrik „Post aus der<br />

Postproduktion“ auf Seite 32.<br />

SoundVision, Tel. (0221) 31 10 71;<br />

info@soundvision-tonstudio.de<br />

MAT im Einsatz: „Der Krieger und die Kaiserin“<br />

MAT<br />

Lunet<br />

Entertainment<br />

Nach dem Umzug des Kölner Büros der Lunet<br />

Entertainment nach Ossendorf beginnen<br />

dort die Vorbereitungen für das Pro-<br />

Sieben-Movie „Das zweite Mal“ (Regie: Peter<br />

Gersina, Buch: Matthias Dinter). Gedreht<br />

wird in Köln und Münster. Produzenten<br />

sind Annette Reeker und Ludwig zu<br />

Salm. Zu erreichen ist Lunet in der Richard-<br />

Byrd-Str. 4-8 in 50829 Köln.<br />

Lunet Entertainment,<br />

Tel. (0221) 91509100;<br />

b.lauber@lunet.tv<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Jondral Künstler-<br />

Management<br />

Marc Niki Jondral hat das Profil seiner<br />

1998 gegründete Firma Jondral Künstler-<br />

Management geändert und konzentriert<br />

sich von nun an nur noch auf Künstler zwischen<br />

16 und 30 Jahren. Außerdem wurde das<br />

Team in Zusammenarbeit mit der Agentur<br />

für Arbeit und der IHK Köln um zwei Auszubildende<br />

im Bereich Kauffrau für AV-Medien<br />

& Veranstaltungskauffrau erweitert. Alle Infos<br />

(Fotos, Viten, On-Screen Termine & News) unter<br />

www.jondral.de.<br />

Jondral Künstler-Management, Tel.<br />

(02234) 9467613; info@jondral.de<br />

Peter Braun, Gründer und Inhaber der Mobile Advanced Technology GmbH (MAT),<br />

hat seinen Firmensitz von Hamburg nach Köln verlegt, wo MAT bereits mit einer Niederlassung<br />

präsent war. Für MAT ist das Prinzip der „bewegten Kamera“ Firmenphilosophie. Das 1976 in<br />

Hamburg gegründete Unternehmen entdeckte für sich eine Nische im Markt der Filmgeräteausstatter:<br />

Kamerakräne. Aus Hollywood brachte der Firmenchef Anfang der 80er Jahre innovatives<br />

Kamera-Support-Equipment mit. Inzwischen kommen Hollywood-Produzenten und -techniker<br />

zu MAT, um sich in einer Spezialgeräte-Abteilung nach den neuesten Trends zu erkundigen.<br />

Unter dem Oberbegriff Specialized Remote Camera Systems bietet MAT neue amerikanische<br />

und europäische Filmgerätetechnik und Eigenentwicklungen an.<br />

MAT, Tel. (0221) 17926; tilmann.brockhaus@mat-film.tv<br />

Endemol<br />

Sam Davis heißt der neue Fiction-Leiter bei<br />

Endemol-Deutschland. Der Zeitsprung-<br />

Produzent wird damit Nachfolger von Susanne<br />

Wagner, die <strong>als</strong> Executive Producerin<br />

Unterhaltung Show und Daytime zu RTL<br />

wechselt. Davis, der früher bei dem Kölner<br />

Sender die Spielfilmredaktion geleitet hat, wird<br />

bei Endemol <strong>als</strong> eines der ersten Projekte das<br />

Sat.1 Movie „Einmal Liebe und zurück“ (AT)<br />

realisieren. Regie führt Oliver Dommenget.<br />

Endemol Deutschland,<br />

Tel. (0221) 650300;<br />

endemol@endemol.de


„Alarm für Cobra 11“,<br />

Foto: RTL<br />

action concept<br />

In der Kategorie „Best Action in a Foreign Film“<br />

hat das „Cobra 11“-Team der Hürther action<br />

concept GmbH zum zweiten Mal einen<br />

Taurus World Stunt Award gewonnen,<br />

diesmal für die Folge „Cobra 11 - Countdown<br />

auf der Todesbrücke“. Den Award nahm Action-Regisseur<br />

Roland Busch in L.A entgegen.<br />

zero west<br />

Seit Ende Mai ist die Kölner zero west Filmproduktion<br />

GmbH in Ehrenfeld zu erreichen.<br />

Die neue Adresse lautet Lichtstraße 38<br />

in 50825 Köln. Email, Telefon- und Faxnummern<br />

bleiben dagegen unverändert. Derzeit<br />

dreht zero west in Dortmund, Köln und Mannheim<br />

Nicole Weegmanns Kinodrama „Rabenkinder“<br />

(siehe Dreharbeiten).<br />

zero west, (0221) 91 290 25;<br />

office@zerowest.de<br />

Kanzlei W, B & E<br />

Rafaela Wilde, geschäftsführende Justitiarin<br />

des Film- und Fernsehproduzentenverbandes,<br />

hat sich nach vier Jahren <strong>als</strong><br />

geschäftsführende Anwältin der Kanzlei Heusen<br />

(vorm<strong>als</strong> pwcveltins Rechtsanwalts<br />

GmbH) zusammen mit fünf Kollegen wieder<br />

selbstständig gemacht. Die Kanzlei Wilde,<br />

Beuger & Ellner firmiert am Kaiser Wilhelm-<br />

Ring 15, 50672 Köln<br />

Wilde, Beuger & Ellner, Tel. (0221)<br />

9515630; info@wbe-law.de<br />

Pictorion das werk<br />

Die Pictorion das werk GmbH mit Sitz<br />

in Hürth hat von der Berliner av.f medienprojekte<br />

GmbH die Gesellschafteranteile<br />

von Das Werk Novalisstraße GmbH<br />

übernommen. Das Berliner Postproduktions-<br />

Unternehmen, in dem u.a. Wim Wenders<br />

„Land of Plenty“ und Hendrik Handloegtens<br />

„Liegen lernen“ den letzten Schliff bekamen,<br />

wird unverändert von den Geschäftsführern<br />

Wolf Bosse und Ulrich Sauerwein <strong>als</strong><br />

selbstständige GmbH weitergeführt. Mit der<br />

Übernahme komplettierte die Pictorion Gruppe<br />

ihre bundesweite Präsenz <strong>als</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />

für digitale Bild- und Tonbearbeitung.<br />

„Wir wollten in allen Medienzentren<br />

vertreten sein“, so Thorsten Hotop,<br />

kaufmännischer Leiter der Gruppe.<br />

Sibylle Laux, Tel. (0211) 307030;<br />

post_dus@das-werk.de<br />

Pictorion Pictures<br />

Martin Zimmermann, Producer des erfolgreichen<br />

Sat.1-TV-Events „Das Wunder von<br />

Lengede“ hat zu Pictorion Pictures gewechselt,<br />

wo er für Development & Aufbau<br />

der deutschen TV- und Kino-Produktionen verantwortlich<br />

ist. Pictorion Pictures ist die Produktionsfirma<br />

der Pictorion Gruppe, zu deren<br />

Verbund auch Pictorion – das werk mit<br />

Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf,<br />

Köln-Hürth, Frankfurt am Main und München<br />

sowie RuhrSoundStudios in Dortmund gehören.<br />

Pictorion Pictures, Tel. (0233) 79340;<br />

mail@pictorion-pictures.de<br />

Rechtefreie Kunst<br />

Seit Mai stellen Doris Maile und Anja Grabenhorst<br />

mit ihrem Kölner Atelier „Geschmackssachen“<br />

Requisiten, Dekorationen<br />

und rechtefreie Kunst für Filmproduktionen<br />

her. Mehrjährige Erfahrungen können beide<br />

Frauen vorweisen: Maile <strong>als</strong> Ausstattungsassistentin<br />

und Künstlerin, Grabenhorst<br />

<strong>als</strong> Außenrequisiteurin und diplomierte Innenarchitektin.<br />

Anja Grabenhorst, Tel. (0177)<br />

2121160; anja.grabenhorst@gmx.net<br />

„Abschnitt 40“, Foto: RTL<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

Besuch beim<br />

Verband<br />

Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski,<br />

sein Stellvertreter Volker Szezinski <strong>als</strong><br />

Leiter Programmplanung, und Dirk Eisfeld,<br />

Leiter Serien & Stories, haben in Köln für ihren<br />

Sender ihre Aufwartung beim film &<br />

fernseh produzentenverband nrw e.v..<br />

gemacht. Schawinski betonte, dass Fiction<br />

auch zukünftig eine „innovative und wichtige<br />

Farbe des Senders“ sei und dass man das<br />

Genre TV-Movie „pflegen und weiterentwikkeln“<br />

werde.<br />

Coaching<br />

Der VFFVMedia hat Birgitt Morrien<br />

zu dem Medienforumpanel „Human Resources<br />

in den Medien“ eingeladen, auf dem auch<br />

Coaching ein Thema sein wird.<br />

„Rein kognitiv ausgerichtete Lösungswege werden<br />

der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht“,<br />

behauptet die Kölner Management-Beraterin<br />

und in USA ausgebildete Kommunikationswissenschaftlerin.<br />

Als Ergebnis ihrer Arbeit verspricht<br />

die Trainerin zielsichere Unterstützung<br />

typhoon<br />

Roger Schawinski, Foto: Sat.1<br />

vor allem in beruflichen Umbruchsituationen.<br />

Zielgruppen sind neben Medienschaffenden<br />

u.a. Existenzgründer, die sich das Coaching im<br />

ersten Jahr aus Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds fördern lassen können. Auf Morriens<br />

Referenzliste stehen aber auch Firmen wie<br />

RTL oder Grundy Light Entertainment.<br />

Birgit Morrien, Tel. (0221) 7393262;<br />

contact@cop-morrien.de<br />

typhoon films zieht nach Köln. Mitte Juni verlegt die Produktionsfirma ihren Geschäftssitz<br />

von Hürth in den Stadtwaldgürtel 42 in 50931 Köln und ist dann unter der Telefonnummer (0221)<br />

2827580 zu erreichen. Einzig die Comedy-Redaktion bleibt in den MMC Studios in Hürth,<br />

um die direkte Anbindung an das Studio nicht zu verlieren.<br />

Im August eröffnet typhoon außerdem ein Büro in München, das von Fritz Wildfeuer<br />

geleitet wird. „Mit den Niederlassungen in Köln, München und Berlin decken wir die Städte ab,<br />

wo die Mehrzahl unserer Autoren und Regisseure lebt“, so Marc Conrad. Aktuell hat typhoon<br />

in Berlin die Dreharbeiten für das Sat.1-Movie „Romantic Suite“ abgeschlossen. Außerdem in<br />

Produktion sind weitere Folgen von „Abschnitt 40“ (RTL), für die typhoon im Mai mit dem Bayerischen<br />

Produzentenpreis ausgezeichnet wurde. Im Kinobereich sind zwei neue Filme für den<br />

Sommer 2005 geplant: Eine Familienkomödie und ein Drama über junge Deutsche, die im Ausland<br />

in eine Krisensituation geraten. Schon in diesem Jahr wird typhoon in der Eifel die Koproduktion<br />

„Hochzeitsfeier“ realisieren (siehe Dreharbeiten S. 31 ).<br />

typhoon films, Tel. (0221) 2827580; office@typhoonfilms.de<br />

5


Neues aus der Filmschule<br />

Stephen Frears an der ifs: Im Mai begeisterte der Regisseur in Köln<br />

<strong>als</strong> Dozent des Weiterbildungsseminars „International Producing“.<br />

Unter dem Thema „Practical Development“ vermittelte Frears jungen<br />

Produzenten, Producern und Produktionsleitern anhand von Fallbeispielen<br />

seine Arbeit an unterschiedlichen Filmprojekten. Neben der Auswahl<br />

der „Head of“-Departments (z.B. Kamera, Szenen- und Kostümbild)<br />

standen die Zusammenarbeit mit und seine Anforderungen an die<br />

Produktion im Mittelpunkt. Begleitet wurde Frears von der Produzentin<br />

Lynda Myles, Patin des Programms International Producing, mit<br />

der er bereits zwei Filme produziert hat („The Van“, „The Snapper“).<br />

Im Rahmen des Programms entwickeln die Teilnehmer in insgesamt neun<br />

Workshops über einen Zeitraum von einem Jahr ihr eigenes Projekt mit<br />

dem Ziel, es auf internationaler Ebene <strong>als</strong> abendfüllenden Spielfilm für<br />

TV oder Kino zu produzieren. Weiterbildungs-Teilnehmerin Francoise<br />

von Roy berichtet begeistert. „Stephen und Lynda gaben uns einen<br />

unvergleichlich inspirierenden Einblick in die Zusammenarbeit von<br />

Produzent und Regisseur!“<br />

Im Rahmen des medienforum nrw lädt die ifs zu verschiedenen<br />

Veranstaltungen ein. In Kooperation mit der „Cologne Conference“ wird<br />

am Montag, den 21. Juni, ein Filmmusik-Workshop mit dem argentinischen<br />

Komponisten Lalo Schifrin , der in diesem Jahr den Internationalen<br />

Filmmusikpreis Bonn erhält stattfinden. Die Reihe „Spectrum<br />

Junger Film“ von Cologne Conference, <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, KHM und ifs zeigt abends im Filmhaus über 20 fiktionale und<br />

dokumentarische Filme von Nachwuchsregisseuren. Vom 21. bis 23.<br />

Juni präsentiert sich die ifs auf dem Qualifizierungsforum „Generation<br />

M“ mit einem Infostand in der Halle 5.1 auf dem Medienforum.<br />

Vom 2. bis 4. Juli leitet Hans-Christian Schmid einen Schauspiel-Workshop<br />

an der ifs. Aus diesem Anlass zeigt das Kölner Filmhaus-Kino<br />

am Freitag, den 1. Juli, um 19 Uhr in Anwesenheit des Re-<br />

Neues aus der KHM<br />

Am 1. und 2. Juni feierten 27 Diplomanden der Kölner Kunsthochschule für Medien im<br />

Kino Cinenova ein filmreiches und stimmungsvolles Abschlussfest. Die zweitägige, so genannte<br />

„Schlussklappe“ ist die gemeinsame Premierenfeier der KHM-Absolventen, auf der sie der Öffentlichkeit<br />

ihre Werke präsentieren. Wer das verpasst hat, sollte sich vom 28. bis 31.Juli Zeit<br />

nehmen, um die „Altitude 04“ zu erleben, die Tage der offenen Tür an der KHM. In Ausstellungen,<br />

Aktionen und Filmvorführungen zeigt sich die Schule dann erneut von ihrer besten Seite<br />

. Außerdem zeigt die KHM noch bis zum 21. Juli im Kölner Off-Broadway die Reihe „Best of<br />

KHM-Dokus“.<br />

„In die Hand geschrieben“, der erste lange Spielfilm von Rouven Blankenfeld, wurde in die<br />

Reihe „Neue deutsche Kinofilme“ beim Filmfest München (26.06. - 03.07.) eingeladen. Kameramann<br />

und KHM-Student Frederik Walker benutzte für den Dreh erstm<strong>als</strong> das neue Videoformat<br />

mini-35. Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW hat die Herstellung der für den Festivalauftritt<br />

nötigen 35 mm Kopie gefördert.<br />

Auf dem Festival in Karlovy Vary (02. - 10.07.) feiert der in Serbien gedrehte Abschlussfilm<br />

von Jovan Arsenic „Povratnik / Heimkehrer“ seine internationale Premiere. Der Film war<br />

bereits im Rahmen der Cologne Conference in der Reihe „spectrum junger film“ zu sehen.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890; info@khm.de<br />

6<br />

Kölner Filmhaus<br />

Workshops in Sachen Regie, Filmgeschäftsführung und Videojournalismus<br />

veranstaltet im Juli das Kölner Filmhaus. Film- und TV-Regisseurin<br />

Bettina Woernle bietet eine Regie-Einführung an (Regie<br />

I; 28.06. - 02.07.), und „Tatort“-Regisseur Niki Stein befasst sich mit<br />

praktischer Regiearbeit (Regie II; 5.07. - 09.07). Im Workshop von Claudia<br />

Krappen, selbst langjährige Filmgeschäftsführerin, können sich<br />

Produktionsmitarbeiter vom 8. bis 11. Juli Grundlagen und weiterführenden<br />

Kenntnisse der Filmgeschäftsführung aneignen. Schließlich<br />

coacht Ulrich Schmissat, Regisseur und Schauspieler, im Seminar<br />

„Videojournalist II – Advanced“ die Teilnehmer für Interview, Aufsager<br />

und Dramaturgie (12. - 16.07.)<br />

Infos unter www.koelner-filmhaus.de.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-31;<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

gisseurs seinen Film „Lichter“. Ab dem 1. August trainiert Schauspiellehrer<br />

M.K. Lewis an der ifs wieder Schauspieler für das Spiel vor der<br />

Kamera. Jeder Workshop läuft über zwei Wochen: „Camtech for Actors<br />

- Part I“ und „Scene Study“ vom 1. bis zum 13. August (Bewerbungsschluss:<br />

1. Juli), „Camtech for Actors - Part II“ und „Master Class“<br />

vom 15. bis 27. August (Bewerbungsschluss: 15. Juli). Es bestehen Fördermöglichkeiten<br />

bei FFA, GVL und den Arbeitsämtern.<br />

Interessenten des Weiterbildungsprogramms Trickfilm/Animation<br />

können sich noch bis zum 2. Juli an der ifs bewerben.<br />

Noch bis zum 19. Juli läuft die Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang<br />

Filmmontage.<br />

Infos und Bewerbungsunterlagen: www.filmschule.de<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880; info@filmschule.de<br />

AIM<br />

Nachdem es in der schwierigen Finanzsituation<br />

geglückt ist, die Arbeit von AIM KoordinationsCentrum<br />

für Ausbildung in<br />

Medienberufen fortzuführen, wird Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, auf der nächsten Mitgliederversammlung<br />

den Vorsitz des Vereins<br />

abgeben. Schmid-Ospach: „AIM leistet Wichtiges,<br />

und ich hoffe, dass mein jetziger Stellvertreter<br />

Wolfgang Fuchs, Leiter Stabsstelle<br />

Medien bei der Stadt Köln, den Vorsitz übernimmt.“<br />

AIM, Tel. (0221) 6500850;<br />

aiminfo@aim-mia.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Stephen Frears<br />

und seine Schüler,<br />

Foto: Claudia Ast<br />

Trickboxx<br />

Die Duisburger filmothek der jugend<br />

nrw e.V. verleiht kostenlos eine Trickboxx, die<br />

aus einem Tricktisch mit Leuchten und einer<br />

digitalen Kamera besteht. Mit der können Kinder<br />

den einfachen und spielenden Umgang<br />

mit dem Medium Trickfilm lernen. Ihre fertigen<br />

Filme können die stolzen „Produzenten“<br />

(zwischen 6 und 12 Jahren) Ende September<br />

beim 1. Trickboxx-Festival NRW in Essen<br />

präsentieren. Zudem werden die Werke<br />

im Fernsehen vom Offenen Kanal Essen<br />

e.V. ausgestrahlt. Auch das KI.KA-Medienmagazin<br />

„Trickboxx“ mit Reporter Juri Tetzlaff<br />

präsentiert eine Auswahl der eingereichten<br />

Filme.<br />

www.trickboxx-festival.de<br />

filmothek, Tel. (0203) 410 58 25;<br />

info@filmothek-nrw.de<br />

KunstFilmBiennale<br />

Erstm<strong>als</strong> wird der von der Verwertungsgesellschaft<br />

Bild-Kunst ausgelobte Förderpreis<br />

für experimentellen Film in diesem<br />

Jahr im Rahmen der KunstFilmBiennale in<br />

Köln verliehen. Um die ausgeschriebenen<br />

25.000 Euro konkurrieren formal und inhaltlich<br />

innovative Filme oder Videos in Deutschland<br />

lebender Künstler. Voraussetzungen für<br />

eine Teilnahme bilden die Länge des Werkes<br />

(maximal 60 Minuten), Produktionsjahr (ab<br />

2003) und Alter der Regisseure (bis 35). Der<br />

Einsendeschluss für Arbeiten ist der 30. Juni<br />

2004.<br />

Vom 23. bis 25. Oktober schließlich gibt<br />

es die an der Endrunde teilnehmenden Filme<br />

im Kino des Museum Ludwig zu sehen. Bewerbungen<br />

sind ausschließlich über ein Formular<br />

auf der Website möglich.<br />

www.kunstfilmbiennale.de<br />

KunstFilmBiennale, Tel. (0221)<br />

2265731; kunstfilm@sk-kultur.de


Teamfilm Award<br />

Das Produktionsteam der „Soko Köln“ (Network<br />

Movie) ist Sieger des Teamfilm-<br />

Awards, der Anfang Juni erstm<strong>als</strong> im Kölner<br />

Filmhaus an die besten internen Drehdokus<br />

von Filmcrews verliehen wurde. „So muss ein<br />

Teamfilm sein: schräg, ironisch und sehr, sehr<br />

witzig“, lautet die Begründung der neunköpfigen<br />

Fachjury. Der zweite Preis ging an das<br />

Team des Tatorts „Sag nichts“ (Colonia Media)<br />

und das Team der Kinoproduktion „Was<br />

nützt die Liebe in Gedanken“ (X Filme). 31<br />

Film- und Fernsehproduktionen hatten sich um<br />

die neue Auszeichnung beworben. Initiator<br />

Stephan Tarnow (PLANpunkt): „Die Idee<br />

zum Team Film Award ist so gut angekommen,<br />

dass der Preis auch im nächsten Jahr vergeben<br />

wird.“<br />

www.teamfilmaward.com<br />

PLANpunkt, (0221) 91255710,<br />

tarnow@planpunkt.de<br />

Short Cuts Cologne<br />

Die siebte Ausgabe der Short Cuts Cologne<br />

findet vom 1. bis 5. Dezember statt.<br />

Über Anmeldungen in allen gängigen Videound<br />

Filmformaten freuen sich die Veranstalter<br />

noch bis zum 15. August.<br />

www.short-cuts-cologne.de.<br />

Short Cuts Cologne, Tel. (0221)<br />

22271027; scc@koelner-filmhaus.de<br />

Feminale<br />

Das 12. Kölner Frauenfilmfestival Feminale<br />

findet 2004 vom 6. bis 10. Oktober statt und<br />

präsentiert in seinem Sonderprogramm „Pionierinnen<br />

des ethnografischen Films“ mit Werken<br />

von Zora Neale Hurston, Margret<br />

Mead, Melissa Llewelyn-Davis , Jean<br />

Lydall und Judith MacDougall. Von den<br />

20er Jahren bis in die jüngere Gegenwart hinein<br />

präsentiert das Programm einen Querschnitt<br />

durch weibliche <strong>Dokument</strong>arfilmarbeit<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Feminale e.V., Tel. (0221) 1300225;<br />

info@feminale.de<br />

Kinofest Lünen<br />

Für das Kinofest Lünen, das in diesem Jahr<br />

vom 18. bis 21. November gefeiert wird, endet<br />

die Anmeldungsfrist für die Filme am 20.<br />

August. Anmeldungsunterlagen und weitere<br />

Infos unter www.kinofestluenen.de.<br />

Kinofest Lünen, Tel. (0221) 72 95 96;<br />

kinofest@gmx.de<br />

„Heimkehrer“ von Jovan Arsenic, Foto: KHM<br />

50. Kurzfilmtage Oberhausen<br />

Die Preisträger:<br />

Internationaler Wettbewerb<br />

Großer Preis der Stadt Oberhausen ex aequo<br />

(je 3.750 EUR) an:<br />

Od – El camino, R: Martin Mejia, Kolumbien<br />

und La tresse de ma mère, R: Iris Sara<br />

Schiller, Frankreich.<br />

Hauptpreise (je 3.500 EUR) an: WASP,<br />

R: Andrea Arnold, GB und Fabulous<br />

Creatures, R: Eunjung Hwang, USA.<br />

Arte Preis (2.500 EUR) an: „1.35“, R: Milan<br />

Balog, Slowakische Republik.<br />

Preis der Jury des Ministeriums für Städtebau<br />

und Wohnen, Kultur und Sport<br />

des Landes NRW (10.000 EUR) an:<br />

WASP, R: Andrea Arnold, GB.<br />

FIPRESCI-Preis (1.500 EUR) an: Super Documentary:<br />

Zeneisenjutsu, R: Kanai<br />

Katsu, Japan.<br />

Preis der Ökumenischen Jury (1.500 EUR)<br />

an: „Britanya“, R: Marjoleine Boonstra,<br />

Niederlande.<br />

Preis der Kinojury an: „Two Cars, One<br />

Night“, Taika Waititi, Neuseeland.<br />

Preis der Internationalen Kurzfilmtage<br />

ex aequo (je 250 EUR) an:<br />

„The Epilogue“, R: William Owusu, Kenia<br />

und „Habana Holiday (Yo soy malo)“,<br />

R: Chris Maher, USA.<br />

Oberhausen-Preisträger: „Od – El Camino“ aus Kolumbien<br />

Cannes: Doppelter Whisky<br />

Deutscher Wettbewerb:<br />

1. Preis (5.000 EUR) an:<br />

„Living a Beautiful Life“, R: Corinna<br />

Schnitt<br />

3sat-Förderpreis ex aequo (je 1.250 EUR) an:<br />

„Krankenhaus“, R: Micah Magee und<br />

„Barbershop Politics“, R: Hannes Gieseler,<br />

Anja Schütze, Kartick Singh.<br />

Kinder- und Jugendfilmwettbewerb:<br />

Preis der Kinderjury (1.000 EUR) an:<br />

„Seven’s Eleven“, R: Amy Iorio, USA.<br />

Preis der Jugendjury (1.000 EUR) an:<br />

„Oranges“, R: Kristian Pithie, Australien.<br />

MuVi-Preis:<br />

1. Preis „Let’s Push Things Forward“<br />

(The Streets), R: Martin Sulzer, Andi<br />

Triendl, Julia Weiger (2.500 EUR).<br />

2. Preis: „mugen kyuukou how to<br />

believe in jesus“ (Tujiko Noriko), R:<br />

Graw Böckler (1.500 EUR).<br />

3. Preis: „Die Zeit heilt alle Wunder“<br />

(Wir sind Helden), R: Cornelia Cornelsen,<br />

Florian Giefer (1.000 EUR).<br />

Publikumspreis: „Dinge von denen“<br />

(Die Ärzte), R: Norbert Heitker (500<br />

EUR).<br />

Kleine Einladung, große Wirkung: Auch wenn die Presse noch darüber streitet, ob der Applaus<br />

nun zehn oder fünfzehn Minuten dauerte, die Aufführung von Hans Weingartners Film „Die<br />

fetten Jahre sind vorbei“ im Wettbewerb des Festival de Cannes sorgte für gute Stimmung<br />

in der deutschen Gemeinde, die in diesem Jahr wenig Grund zum Klagen hatte.<br />

Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW präsentierte sich in Cannes wieder gemeinsam mit Focus<br />

Germany und der Export-Union auf dem German Boulevard. In den Reihen des Festiv<strong>als</strong><br />

waren die Düsseldorfer Filmförderer mit zwei geförderten Filmen vertreten. Neben Jessica Hausners<br />

„Hotel“ lief in der Sektion Un Certain Regard auch die internationale Koproduktion<br />

„Whisky“. Das Werk des Regieduos Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll erhielt gleich zwei<br />

Auszeichnungen: den „Prix du regard original“ und den Kritikerpreis Fipresci. Die Koproduktion<br />

zwischen Uruguay, Argentinien und Deutschland entstand in Zusammenarbeit mit<br />

der Kölner Pandora Filmproduktion.<br />

Für Pandora-Produzent Karl Baumgartner gehen die Ehrungen auf dem 57. Filmfestival<br />

von Locarno (4. – 14.08.) gleich weiter: Dort erhält er den Rezzonico Preis für unabhängige<br />

Filmproduzenten. Herzlichen Glückwunsch „Baumi“.<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

Duisburger<br />

Filmwoche<br />

Anmeldungen für das <strong>Dokument</strong>arfilmfestival,<br />

das in diesem Jahr vom 8. bis 14. November<br />

stattfindet und unter dem Motto „Material“<br />

steht, sind noch bis zum 25. August möglich.<br />

www.duisburg.de/filmwoche.<br />

Duisburger Filmwoche,<br />

Tel. (0203) 2834187;<br />

filmwoche.vhs@uni-duisburg.de<br />

Kurz & schön<br />

Der Internationale Nachwuchswettbewerb<br />

Kurz & schön von KHM und WDR bittet um<br />

die Einsendung von Beiträgen bis spätestens<br />

25. Juli 2004.<br />

www.kurzundschoen.khm.de.<br />

Kunsthochschule für Medien, Tel.<br />

(0221) 9499682; info@art2b.net<br />

Das ist<br />

das Ruhrgebiet<br />

Hochöfen, Zechengelände und Trinkhallen in<br />

grauer Straßenkulisse: Dass diese Ikonographie<br />

des Ruhrgebiets schon lange nicht mehr den Tatsachen<br />

entspricht, wird von den Bilderproduzenten<br />

ungern wahrgenommen. Der Strukturwandel<br />

ist in vielen Bereichen längst vollzogen,<br />

nun müssten die Bilder langsam folgen. Dazu begibt<br />

sich das Symposium „Endlich so wie überall“<br />

auf die Suche nach „neuen dokumentarischen<br />

Bildern des Ruhrgebiets“. Die <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />

im Filmbüro NW<br />

veranstaltet das umfangreiche Seminar am 30.<br />

Juni und 1. Juli im Kino SABU der Essener<br />

Lichtburg. Doku-Soaps („Harry & Toto“ oder<br />

„Abnehmen in Essen“) werden ebenso wie aktuelle<br />

Kinodokumente („Die Champions“) auf<br />

die Frage hin untersucht, ob der <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

bereits in der Lage ist, dem neuen Ruhrgebiet<br />

adäquate Bilder abzugewinnen. Anmeldungen<br />

sind online unter www.dokumentarfilminitiative.de<br />

möglich.<br />

<strong>Dokument</strong>arfilminitiative, Tel. (0208)<br />

471934; dfi@filmbuero-nw.de<br />

Preisträger in Cannes: „Whisky“, Foto: Bavaria<br />

7


Sommerblitze<br />

Nicos Ligouris’ abendfüllender <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Sommerblitze“ gewann den ersten<br />

Preis auf dem <strong>Dokument</strong>arfilmfestival in<br />

Thessaloniki. Die deutsch-griechische Koproduktion<br />

über den Betreiber einer kleinen, abgelegenen<br />

Pension im Süden Kretas entstand<br />

mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW (Produktion 2). Außerdem gewann der<br />

Film Anfang Juni auf dem Festival Ecocinema<br />

auf Rhodos den ersten Preis <strong>als</strong> bester Mittelmeerfilm.<br />

Nicos Ligouris, Tel. (030) 8812844;<br />

Will.Lig@gmx.de<br />

Hörspielpreise<br />

Am 7. Juni erhielt Elfriede Jelinek im Plenarsaal<br />

des deutschen Bundesrates den Hörspielpreis<br />

der Kriegsblinden/Preis für<br />

Radiokunst, den ihr die Jury unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Jörg Drews für ihr Hörspiel<br />

„Jackie“ zugesprochen hatte. „Hören ist Denken“,<br />

so Jelinek in ihrer Dankesrede. Bilder<br />

würden die Menschen zwingen, sich anzupassen,<br />

das Hören schaffe dagegen private<br />

Freiräume, fern von Konsum und gesellschaftlichen<br />

Normierungen.<br />

Weniger feierlich, aber nicht weniger bedeutend,<br />

ging die Verleihung des Deutschen<br />

Kinderhörspielpreises über die Bühne, die<br />

im Rahmen eines Kinderfestes im Wuppertaler<br />

Zoo stattfand. Der Preis, den die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und die Stadt Wuppertal<br />

alle zwei Jahre vergeben, ging an Stefan<br />

Hardt und Gabriele Neumann. Die<br />

Schirmherrschaft hatte Dr. Gertrud Steinbrück<br />

übernommen.<br />

Die Kritikerjury hat aus über 50 eingereichten<br />

Kinderhörspielen einstimmig „Einfach<br />

Schnickschnack“ von Regisseur und Musiker<br />

Stefan Hardt, nach Texten von Daniil Charms,<br />

zum Sieger gekürt. Hardts Hörspiel, das aus<br />

einer Menge kleiner Geschichten besteht, wurde<br />

vom Hessischen Rundfunk (hr) und dem<br />

Norddeutschen Rundfunk (NDR) realisiert.<br />

Die Kinderjury, die aus Wuppertaler Schülern<br />

im Alter von acht bis neun Jahren bestand,<br />

entschied sich für Gabriele Neumanns Hörspiel<br />

„Mascha und Mucks, die Mäuseprinzessin“,<br />

das Regisseur Karlheinz Liefers für das DeutschlandRadio<br />

Berlin (DLR) realisierte.<br />

8<br />

Warten auf die „Sommerblitze“<br />

Murnau-Preis für Dusty, Foto: Lutterbeck<br />

Trade Show<br />

Auch in diesem Jahr ist der Kölner Cinedom<br />

Location für Deutschlands größte Kinomesse.<br />

In der Herbst Trade Show 2004 (31. 08.<br />

- 02.09.) präsentieren Verleihunternehmen mit<br />

Unterstützung der Stadt Köln ihre kommenden<br />

Kinohits. Erwartet werden mehr <strong>als</strong><br />

1000 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz und den Benelux-Staaten. Veranstalter<br />

sind die Verleiher Buena Vista, Columbia<br />

TriStar, Constantin Filmverleih,<br />

Concorde Film, Solo Filmverleih, Tobis<br />

Film, Twentieth Century Fox, UIP,<br />

Warner Bros. sowie der Central Film<br />

Vertrieb, der traditionsgemäß ein oder zwei<br />

Firmen und deren Filme vorstellt. Die Projektleitung<br />

liegt wieder beim Kölner Büro<br />

Schmitt & Teigler GbR (BST), das ab sofort<br />

Partner, Sponsoren oder Aussteller für die<br />

Herbst Trade Show akquiriert.<br />

BTS, Tel: (0221) 729596<br />

Neues Heim für<br />

Filmkritiken-Archiv<br />

Als der Film-Dienst Ende 2003 in sein neues<br />

Domizil nach Bonn zog, durfte sein im Laufe<br />

von über 40 Jahren erstelltes Kritikenarchiv<br />

aus Platzgründen nicht mit. Jetzt hat der in<br />

zehn Karteischränken sortierte Schatz eine<br />

neue Heimstatt gefunden. Die Sammlung ist<br />

in das Schriftgutarchiv des Filmmuseums<br />

Düsseldorf eingegliedert worden.<br />

Bibliothek Filmmuseum,<br />

Tel. (0211) 8993777; bibliothek.<br />

filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />

Regisseurinnen<br />

Guide<br />

Das Dortmunder Internationale Frauenfilmfestival<br />

Femme Totale hat den „Regisseurinnen<br />

Guide“ herausgegeben. Für eine<br />

Schutzgebühr von fünf Euro stellt das Buch auf<br />

296 Seiten etwa 130 deutsche Regisseurinnen<br />

in Bio- und Filmografie vor. Zu beziehen ist das<br />

Werk unter www.femmetotale.de.<br />

Femme totale, Tel. (0231) 5025162;<br />

info@femmetotale.de<br />

Talking Heads bei<br />

VFFVmedia<br />

Die neuen Richtlinien zur Vergabe von Bankkrediten<br />

- kurz: „Basel II“ - sollen bis Ende 2006<br />

eingeführt sein. Schon jetzt aber führen die<br />

Banken vor der Vergabe eines Kredits eine Bonitätsprüfung,<br />

ein sogenanntes Rating, des<br />

Kreditnehmers durch. Im Rahmen der Reihe<br />

TalkingHeads des VFFVmedia Verband<br />

der Fernseh-, Film-, Multimedia- und<br />

Videowirtschaft e. V. gibt Raimund<br />

Franken von der Wuppertaler rmc rinke<br />

medien consult praktische Hinweise zur Rating-Optimierung.<br />

Die Veranstaltung „Der Tod<br />

zu Basel“ findet am 5. Juli um 19 Uhr im Hilton<br />

Cologne statt.<br />

VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0;<br />

info@vffv.de<br />

Stauffenberg<br />

World Wide<br />

... heißt ein neues <strong>Dokument</strong>arfilmprogramm,<br />

mit dem der WDR und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW aufwendige Dokus unterstützen, die für<br />

den internationalen Markt produziert werden.<br />

Die erste Förderung, die in der langfristig angelegten<br />

Reihe von der <strong>Filmstiftung</strong> vergeben<br />

wird, beträgt 475.000 Euro und geht an<br />

„Windstärke acht”, eine Produktion der<br />

Münchner Caligari Film über Amerika-Auswanderer<br />

im 19. Jahrhundert.<br />

Im September wird dafür im Hamburger<br />

Hafen ein Segelschiff mit 20 Passagieren und<br />

15 Mann Besatzung die Überfahrt nach New<br />

York wagen. Auf eine luxuriöse Kreuzfahrt<br />

können sich die Beteiligten an der 1,7 Millionen<br />

Euro teuren Produktion nicht freuen, denn<br />

an Bord erwarten sie die gleichen Bedingungen,<br />

mit denen auch die Auswanderer im Jahr<br />

1850 zu Recht kommen mussten.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Mit Jo Baiers „Stauffenberg” eröffnet zum ersten Mal ein deutscher Beitrag das Fernsehfestival<br />

in Monte Carlo (28.06. – 03.07.04). Die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />

SWR-Produktion über die Männer des 20. Juli kann auch online punkten: Die Website<br />

www.swr.de/stauffenberg wurde für den Grimme Online Award nominiert. Die Verleihung<br />

findet am 22. Juni auf Schloss Bensberg bei Köln statt.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Jo Baiers „Stauffenberg“, Foto: SWR<br />

Dusty<br />

Dem Charme der liebenswerten Hausstaubmilbe<br />

„Dusty“ (Regie: Matthias<br />

Bruhn) konnte sich auch die Jury<br />

des Friedrich-Murnau-Preises<br />

nicht entziehen. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte und vom<br />

WDR koproduzierte Produktion des<br />

Kölner Trickstudios Lutterbeck<br />

gewann bei der 10. Ausgabe des<br />

Kurzfilmpreises die Auszeichnung in<br />

der Kategorie Animationsfilm/Kinderfilm.<br />

Trickstudio Lutterbeck,<br />

Tel. (0221) 216427;<br />

info@trickstudio.de


Jean-Jacques Annaud, Foto: Uwe Völkner<br />

Medienpreis<br />

für Annaud<br />

Der französische Regisseur Jean-Jacques<br />

Annaud erhielt Anfang Mai im<br />

Aachener Rathaus für seine Verdienste<br />

um den europäischen Film den Europäischen<br />

Medienpreis. Die „Médaille<br />

Charlemagne pour des Médias Européens“<br />

wird jährlich im Zusammenhang<br />

mit dem Karlspreis vergeben.<br />

Transparenz für<br />

Europa<br />

120 direkte und indirekte Unternehmensbeteiligungen<br />

von ARD und ZDF<br />

listet der jüngste Bericht der Kommission<br />

zur Ermittlung des Finanzbedarfs<br />

der Rundfunkanstalten<br />

KEF auf. Tatsächlich waren die Rundfunkanstalten<br />

vor Jahren von der Politik<br />

ausdrücklich zum Unternehmens-Outsourcing<br />

ermuntert worden, um durch<br />

Nebeneinnahmen die Rundfunkgebühren<br />

niedrig zu halten. Für das öffentlichrechtliche<br />

„Schattenreich“ (so der Medienrechtler<br />

Reinhard Ricker) interessierte<br />

sich nun auch die EU-Kommission<br />

in Brüssel. Sie wollte im April<br />

per Fragenkatalog u.a. herausfinden, ob<br />

es „Vorzugsbehandlungen der Produktionstochtergesellschaften“<br />

wie Studio<br />

Hamburg (NDR) oder Bavaria Film<br />

(WDR, SWR, MDR) gebe. Eine der<br />

Vorhaltungen von EU-Wettbewerbs-<br />

Kommissar Mario Monti: Es sei üblich,<br />

dass die ARD von unabhängigen mittelständischen<br />

Produzenten mit Zinsen versehene<br />

Bankbürgschaften zur Absicherung<br />

des Drehvorhabens verlange. Bei ihren<br />

Töchtern verzichte sie jedoch darauf.<br />

Der WDR, über die Westdeutsche<br />

Rundfunkwerbung GmbH zu 33,35<br />

Prozent an der Bavaria beteiligt, nimmt<br />

Deutscher<br />

Medienrechtstag<br />

Am 21. Juni treffen sich in Köln Fachjuristen<br />

aus ganz Deutschland zum 7.<br />

Medienrechtstag. Unter dem Thema<br />

„Holt mich hier raus – aus dem Vertrag!“<br />

geht es um die Inhalte, die in rechtlich<br />

zulässiger Weise in Mitwirkenden- und<br />

Künstlerverträgen vereinbart werden<br />

können.<br />

www.dmrt.de.<br />

Deutscher Medienrechtstag,<br />

Tel. (0221) 272980;<br />

koeln@skwlaw.de<br />

Richtlinien:<br />

Förderung und<br />

Umsatzsteuer<br />

Da in der Vergangenheit bei einigen Finanzverwaltungen<br />

Unklarheit bestand,<br />

ob die Fördergelder der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW der Umsatzsteuer unterliegen, hat<br />

die Düsseldorfer Filmförderung ihre<br />

Richtlinien geändert. Damit soll klar geregelt<br />

werden, dass die Fördergelder<br />

nicht umsatzsteuerpflichtig sind, da kein<br />

direkter Leistungs-Ausstausch besteht. In<br />

der Praxis bedeutet das, dass der Passus<br />

3.1.6. ersatzlos gestrichen wurde.<br />

Details zu den Änderungen finden<br />

Sie auf der Website der <strong>Filmstiftung</strong>:<br />

www.filmstiftung.de.<br />

die Vorhaltungen gelassen: „Die Beschwerde<br />

ist unbegründet.“ Auf Nachfrage<br />

erklärte Gudrun Hindersin <strong>als</strong><br />

stellvertretende WDR-Pressesprecherin,<br />

die Geschäftsbeziehungen zu den<br />

Töchtern entsprächen den marktüblichen<br />

Bedingungen. Hindersinn: „Eine Quersubventionierung<br />

findet nicht statt“.<br />

Überdies seien die Beziehungen des<br />

WDR zur Bavaria transparent und unterlägen<br />

einer vielfältigen Kontrolle „namentlich<br />

durch die Aufsichtsgremien des<br />

WDR - und zukünftig weiter verstärkt –<br />

durch den Landesrechnungshof“. Eine<br />

Trennung des WDR von seiner Bavaria-<br />

Beteiligung durch die WDR mediagroup<br />

GmbH komme <strong>als</strong>o nicht infrage,<br />

„solange die mittelbare Beteiligung<br />

des WDR für diesen wirtschaftlich und<br />

unter Produktionsgesichtspunkten sinnvoll<br />

ist“. Im übrigen werde eine Veräußerung<br />

weder von der Kommission noch<br />

von den Beschwerdeführern verlangt.<br />

Den Monti-Vorstoß hatte der Verband<br />

Privater Rundfunk und Telekommunikation<br />

(VPRT) vor einem<br />

Jahr mit einer Beschwerde über die Höhe<br />

der deutschen Rundfunkgebühren initiiert.<br />

Im VPRT sind TV-Unternehmen wie<br />

RTL und ProSieben Sat.1 Media organisiert.<br />

Cinema-Retter:<br />

Christine Müh,<br />

Jens Schneiderheinze,Thomas<br />

Behm, Jochen<br />

Fengler v.l.<br />

Rettung in Münster<br />

Das preisgekrönte Münsteraner Programmkino Cinema ist wohl gerettet. Dabei stand<br />

es noch vor kurzem vor dem Aus. „Wenn die Besucherzahlen so bleiben, müssen<br />

wir im Sommer schließen“, kündigte im April Geschäftsführer Jens Schneiderheinze<br />

an. Die endgültige Entscheidung schien am seidenen Faden zu hängen – an Michael<br />

Schorrs „Schulze get`s the Blues“. Der Film sollte das für den Erhalt des Cinemas<br />

nötige Geld in die leere Kasse spülen. Die münsterschen Cineasten reagierten mit einer<br />

Abstimmung an der Kinokasse. „Schultze gets the blues“ verzeichnete mehr Gäste<br />

<strong>als</strong> erwartet - und das bei sonnigem Wetter. Auch andere Filme zogen an. Seitdem<br />

Schneiderheinze und Co-Geschäftsführer Thomas Behm an die Presse gingen,<br />

hat sich viel getan. Von den Fans kamen Sachspenden, praktische Hilfe und Geldspenden,<br />

von der Stadt Münster und den Parteien hilfreiche Zusprüche. Bei einem<br />

Fest im Mai wurden rund 7.000 Euro eingenommen. Dieses Geld sowie die Spenden<br />

flossen auf das Konto eines Fördervereins, der das Cinema nun auch in Zukunft<br />

weiter begleiten wird. Vielleicht liegt der neue Aufschwung des Cinemas auch am<br />

Schwein von Rainer Bode. Das trat nämlich am 50.Geburtstag des Geschäftsführers<br />

des NRW-Verbandes Soziokultureller Zentren in sein Leben, wurde „Scarlett“<br />

getauft und vom Geburtstagskind spontan <strong>als</strong> Glücksbringer dem Cinema gewidmet.<br />

Cinema, Tel. (0251) 30307; info@cinema-muenster.de<br />

Kino im Schloss<br />

Östlich von Köln waren bis vor ein paar<br />

Jahren noch belgische Truppen stationiert.<br />

Die Streitkräfte unterhielten Schulen,<br />

Kaufhäuser und Kinos. In Rösrath<br />

hinterließen sie beim Abzug auf dem Gelände<br />

von Schloss Venauen auch das Cinéma<br />

Athénée Royal, das zuletzt<br />

auch <strong>als</strong> Theater genutzt wurde. Allerdings<br />

haben die Soldaten alle Kinosessel<br />

abmontiert und mit nach Belgien genommen.<br />

Andreas Lüderitz, <strong>als</strong> Producer<br />

und Kulturmanager tätig, hat ein<br />

Konzept auf der Basis von public-private-partnership<br />

für ein multifunktionales<br />

Stadttheater mit Special Interest-Kino<br />

entwickelt, das im ehemaligen Athénée<br />

Royal Raum finden könnte. Das<br />

Bundesvermögenssamt, in dessen<br />

Besitz sich Schloss Venauen befindet, sowie<br />

ein Investor haben bereits Interesse<br />

signalisiert. Lüderitz hat Erfahrung mit<br />

der Umwidmung hochherrschaftlicher<br />

Gemäuer: In Rösrath entwickelte er bereits<br />

erfolgreich das Kulturzentrum<br />

Schloss Eulenbroich.<br />

Andreas Lüderitz,<br />

Tel.: 0172-420 92 54;<br />

aluederitz@web.de<br />

Kinofreie Stadt<br />

Aachen?<br />

Nach Pleiten und Mietstreitigkeiten erlebt<br />

Aachen zur Zeit einen erschreckenden<br />

Tiefstand in der Kinoversorgung: Anfang<br />

Mai gab es nur noch vier Säle und<br />

500 Kinosessel für 250.000 Einwohner.<br />

Zwar wurde das historische Capitol<br />

wieder eröffnet, doch wochenlang stand<br />

der neue Ufa-Palast (neun Säle) leer. Bei<br />

Redaktionsschluss zeichnete sich eine<br />

Übernahme durch die Gebrüder<br />

Stürtz ab, die in Alsdorf bereits den Cinetower<br />

betreiben. Hundert Meter weiter<br />

kann das Eden mit fünf Sälen nicht<br />

bespielt werden. Die Aachener Altlantis<br />

Filmtheater GmbH hatte das<br />

Ufa-Kino übernommen, scheiterte<br />

aber an Umständen, die sich aus der Insolvenz<br />

der Ufa-Gruppe ergaben: Die<br />

knapp 20 alten Mitarbeiter hatten auf<br />

Weiterbeschäftigung geklagt und gewonnen.<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 9


Netzwerk<br />

Filmstädte<br />

Leverkusen und Kevelaer sind dem<br />

Netzwerk Filmstädte NRW beigetreten<br />

und haben damit die Zahl der<br />

Mitglieder auf 23 erhöht. Unterstützt von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

haben sich nordrhein-westfälische<br />

Städte und Kreise zusammengeschlossen,<br />

um vor Ort Film- und Fernsehproduktionen<br />

bei ihrer Arbeit zu unterstützen<br />

und zu begleiten. Leverkusen<br />

(ca. 160.000 Einwohner) kann bereits<br />

auf Dreharbeiten im Stadtgebiet verweisen.<br />

Produziert wurden hier u.a. Szenen<br />

für „Alarm für Cobra 11“, die „Wochenschau“<br />

oder „Ladykracher“. Außerdem<br />

drehte Regisseur Kaspar Heidelbach<br />

am Schloss Morsbroich die Fernsehkomödie<br />

„Die verhexte Hochzeit“. In Kevelaer<br />

wurde bislang noch nicht gedreht,<br />

dabei bietet das 27.000 Einwohner<br />

zählende Städtchen im Kreis Kleve<br />

mehr <strong>als</strong> nur die berühmte Wallfahrtskulisse.<br />

FiMeA<br />

Im März wurde in Aachen der Verein<br />

Film und Medien Aachen, kurz Fi-<br />

MeA gegründet. Ziel der 21 Gründungsmitglieder<br />

ist die Bündelung und<br />

Strukturierung aller im Film- und Medienbereich<br />

tätigen Unternehmen der<br />

Region sowie die Förderung der Branche<br />

und die Außendarstellung seiner Mitglieder<br />

auf einer gemeinsamen Plattform.<br />

Ulla Nickel, Tel. (02408)<br />

989011, info@ulla-nickel.de<br />

Andreas Pelzner, Tel. (0241)<br />

9551711, ap@aixvision.com<br />

Location-<br />

Ausstellung<br />

Die Location-Ausstellung der Filmcommission<br />

NRW ist weiter auf Tour:<br />

Nach einer Kurzvisite in Brüssel sind die<br />

großformatigen Fotografien mit ausgewählten<br />

Motiven aus NRW anlässlich des<br />

75. Stadtjubiläums vom 7. bis 21. Juli im<br />

Rathaus Barmen (Öffnungszeiten:<br />

Montags bis Freitags zwischen 7.30 und<br />

20.00 Uhr) zu sehen. Die Stadt Wuppertal<br />

und die Wuppertaler Kinos Theater<br />

an der Gathe, CinemaxX und<br />

Cinetal veranstalten außerdem „Wuppertaler<br />

Kinowochen“ in denen u.a. in<br />

Wuppertal gedrehte Filme wie „Der Krieger<br />

und die Kaiserin“, „Der Poet“ und<br />

„Das Experiment“ gezeigt werden.<br />

www.wuppertal.de.<br />

10<br />

Die Städte<br />

und Kreise des<br />

Netzwerkes:<br />

Aachen<br />

Bielefeld<br />

Bochum<br />

Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Duisburg<br />

Dortmund<br />

Erftkreis<br />

Essen<br />

Hamm<br />

Herne<br />

Hürth<br />

Kevelaer<br />

Köln<br />

Leverkusen<br />

Lünen<br />

Mönchengladbach<br />

Münster<br />

Münsterland<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Kreis Siegen-Wittgenstein<br />

Viersen<br />

Wuppertal<br />

Infos unter<br />

www.locationnrw.de<br />

„Motivwechsel“ lautet der<br />

programmatische Titel einer<br />

Ausstellung, die Location-<br />

Scouts aus NRW gemeinsam<br />

mit der Filmcommission<br />

NRW entwickelt haben.<br />

Mit der Auswahl der Bilder,<br />

die auch auf dem Inter-<br />

nationalen Filmkongress<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW zu<br />

sehen sind, wollen die Scouts<br />

ungewöhnliche Blicke<br />

jenseits der gewohnten<br />

Perspektiven auf das Film-<br />

land werfen. In dieser und<br />

der nächsten Ausgabe wird<br />

der Newsletter einige<br />

Locations der Ausstellung,<br />

die von Nicque Derenbach<br />

(scout & find) und<br />

Andrea Baaken (Film-<br />

commission NRW) konzipiert<br />

wurde, präsentieren.<br />

Die Bilder sind auch<br />

auf der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de<br />

zu finden.<br />

LocoMotiv<br />

Tel. (0221) 1207821;<br />

info@locomotiv.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Location<br />

most wanted<br />

Tel. (0700) 75747372;<br />

info@most-wanted-location.de


iconworx<br />

Tel. (0234) 9117382;<br />

info@iconworx.de<br />

Motivwechsel<br />

Tobias Roelin<br />

Tel. (0172) 5324331;<br />

Roelin@t-online.de<br />

Kontakt: ZeitRaum<br />

RechercheLocation<br />

Tel. (0221) 132527;<br />

stefanmoeller@goldmail.de<br />

Location – newsletter@filmstiftung.de 11


Die Kinobranche scheut<br />

das schöne Wetter, und damit<br />

es nicht so schlimm kommt,<br />

wenn es schön wird, geht sie<br />

open air. Landauf, landab<br />

laden die Kinos zum sommer-<br />

lichen Out Door-Event.<br />

„Findet Nemo”, „Liegen lernen”,<br />

„L’Auberge Espanol” und „Lost<br />

in Translation” sind dabei<br />

nach einer nicht repräsentativen<br />

Umschau die Hits der<br />

kommenden Sommernächte.<br />

Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist sommerlich<br />

aktiv und veranstaltet erneut<br />

die Tour der FilmSchauPlätze, die<br />

dieses Jahr wieder durch <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> führt. Der Clou der Filmreihe: Nur<br />

für einen Tag wird die Open Air-Leinwand an<br />

einem atmosphärisch besonderen Ort aufgestellt,<br />

um dort einen zu diesem Ort passenden<br />

Film zu präsentieren. Fester Programmbestandteil<br />

ist ein Überraschungskurzfilm<br />

aus NRW, der das abendliche Filmprogramm<br />

eröffnet. Bei den einzelnen Veranstaltungsorten<br />

organisieren die lokalen Partner<br />

ein auf Ort und Film abgestimmtes Rahmenprogramm,<br />

das nicht nur kulinarische Genüsse<br />

beinhaltet. Bei allen Vorführungen ist der<br />

Eintritt frei.<br />

Filmschauplätze<br />

Wieder mit dabei sind z. B. Schloss Haag in<br />

Geldern („Harry Potter, Teil 1” am 24.07.) und<br />

das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop<br />

(„Montags in der Sonne”, 31.07.). Daneben<br />

gibt es neun neue Locations, darunter<br />

etwa der Förderturm in Bönen („Jede Menge<br />

Kohle”, 15.8.) und die Burg Adendorf in<br />

Wachtberg bei Bonn, wo NRW-Ministerpräsident<br />

Peer Steinbrück am 21. Juli die Veranstaltungsreihe<br />

mit „Das Wunder von Bern” <strong>als</strong><br />

Schirmherr eröffnet. Wer mag, kann das Land<br />

an Rhein und Ruhr cineastisch entdecken. So<br />

ist der Niederrhein u.a. mit dem<br />

Stahlwerk in Willich („Brassed off”,<br />

07.08.) und dem Abteiplatz in<br />

Kamp-Lintfort („Der Name der Rose”,<br />

06.08.) präsent. In <strong>Westfalen</strong><br />

werden u.a. der Golfplatz in Fröndenberg<br />

(„ Tin Cup”, 22.08.) und<br />

das Bergkamener Sportbootzentrum<br />

Marina Rünthe („Master and<br />

Commander”, 24.08.) zu Film-<br />

12<br />

Open air in NRW<br />

Stars unter Sternen<br />

schauplätzen und im münsterländischen Havixbeck<br />

die Burg Hülshof („Herr der Ringe III”,<br />

14.08.) Die FilmSchauPlätze sind in das europäische<br />

Projekt Cinésites eingebunden, das<br />

mittlerweile in mehreren europäischen Ländern<br />

stattfindet. Das gesamte Programm gibt<br />

es unter www.filmschauplaetze.de oder<br />

www.filmstiftung.de. Bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

ist auch das Programmheft erhältlich.<br />

Hafenlichtspiele<br />

Auf gutes Wetter hofft auch die Filmwerkstatt<br />

Düsseldorf, die während ihrer Hafenlichtspiele<br />

2004 (30.07. – 06.08.) im Medienhafen in jeder<br />

Nacht eine besondere künstlerische Note<br />

setzt – gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Die „Nacht der Künstler” (30.07.) ist eine „Homage<br />

an Günther Uecker” - so auch der Titel<br />

der <strong>Dokument</strong>ation von Michael Kluth, die<br />

dort Kino-Premiere hat. In der folgenden „Mu-<br />

Leverkusen,<br />

Schloß<br />

Morsbroich:<br />

„Frida“<br />

sik-Nacht” (31.07.) sind u.a. die <strong>Dokument</strong>ationen<br />

„Rebel Music” über<br />

die mexikanische Zapatisten-Band<br />

Panteon Rococo und „Babylon’s Fever”<br />

über Manu Chao’s Europa-Tournee<br />

2001 zu sehen. Am 1. August<br />

blendet in der „Eine<br />

Welt-Nacht”<br />

(01.08.) der Film<br />

„Amandla!” zurück<br />

auf 40 Jahre –<br />

auch musikalischen<br />

- Kampf gegen<br />

die Rassentrennung<br />

in Südafrika.<br />

Bei Einbruch<br />

der darauffolgenden<br />

„Nacht der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>”<br />

(02.08.) kommt<br />

es in unmittelbarer Bönen: „Jede Menge Kohle“<br />

Nähe des Firmensitzes<br />

zur Aufführung<br />

von „Halbe Miete”. „A propos du film”<br />

heißt es in der „Nacht des Institut Français”<br />

(04.08.), in der eine Kurzfilm-Auswahl aus den<br />

Beständen der Cinémathèque de Toulouse zu<br />

sehen ist. Es folgen die „Nacht der filmsociety<br />

Düsseldorf” mit Helmut Käutners „Unter den<br />

Brücken” (04.08.), die „Media Art-Nacht” mit<br />

Highlights vom Media Art Festival Paris (05.08.)<br />

und zuletzt die „Nacht des Platzda! Sommerauftritts”,<br />

in der zunächst ein interaktives<br />

Rhythmus-Orchester mit 200 Instrumenten für<br />

Bewegung sorgt. Im Hauptprogramm beweist<br />

der junge texanische Filmemacher Wes Anderson<br />

mit der irrwitzigen Familien-Komödie<br />

„The Royal Tennenbaums”, dass er zu den großen<br />

Regie- und Autoren-Talenten Hollywoods<br />

zählt. Das vollständige Programm unter<br />

www.filmwerkstatt.de.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Sommerkino


Wachtberg:<br />

„Das Wunder von Bern“<br />

Stummfilmtage Bonn<br />

Jenseits des sommerlichen Main-Streams bewegen<br />

sich auch die Internationalen Stummfilmtage<br />

in Bonn (05. – 15.08.), die der Förderverein<br />

Filmkultur Bonn in Kooperation mit<br />

dem Filmmuseum München und der Bonner<br />

Kinemathek im Rahmen des „Bonner Sommers”<br />

veranstaltet. Das von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Jubiläum (20 Jahre) wird mit<br />

dem deutschen Klassiker „Die Liebe der Jeanne<br />

Ney” (1927) von G.<br />

W. Pabst eröffnet. Begleitet<br />

wird der Film<br />

von den Musikern Aljoscha<br />

und Sabrina<br />

Zimmermann mit einer<br />

eigenen Komposition.<br />

Unter freiem<br />

Himmel und bei Live-<br />

Musik kommen im<br />

Arkadenhof der Bonner<br />

Universität weitere<br />

Filmschätze aus<br />

der Frühgeschichte des Kinos zur<br />

Aufführung - vom japanischen<br />

Film „Das Schloss aus Wind und<br />

Wolken” (1928) von Toko Yamazaki<br />

über den mehrfarbig vira-<br />

Waltrop: „Montags in<br />

der Sonne – Los Lunes Al Sol“<br />

Sommerkino – newsletter@filmstiftung.de<br />

Arkadenhof der Universität,<br />

Foto: Bonner Sommerkino<br />

gierten isländischen Film „Berg Ejvind und seine<br />

Ehefrau” (1918) von Victor Sjöström bis hin<br />

zu „Shiraz, das Grabmal einer großen Liebe”<br />

(1928) von Franz Osten. Das Filmprogramm<br />

beinhalt auch Klassiker wie Luis Bunuels Meisterwerk<br />

„Ein andalusischer Hund”, Harry Piels<br />

actionreiches Zirkusdrama „Was ist los im Zirkus<br />

Beely?” und Stroheims<br />

Verführungsdrama „Törichte<br />

Frauen”. Den Abschluss des<br />

Festiv<strong>als</strong> bildet eine Movieton-Soundtrack-Version<br />

des<br />

Films „All quiet on the Western<br />

Front” von Lewis Mileston<br />

aus dem Jahr 1930.<br />

Zu den Musikern gehören<br />

in diesem Jahr<br />

neben den Zimmermanns<br />

auch<br />

wieder der Komponist,<br />

Dozent<br />

und Dirigent Günter<br />

A. Buchwald,<br />

der zu über 600<br />

kurzen und langen<br />

Stummfilmen<br />

den Kinoton geliefert<br />

hat. Auch Heiligenhaus: „Easy Rider“<br />

der Londoner<br />

Komponist, Autor,<br />

Pianist und Schauspieler Neil Brand ist bereits<br />

seit längerem Gast der Stummfilmtage.<br />

Schließlich ist Joachim Bärenz, der 2003 den<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und dem Verband<br />

der deutschen Filmkritik ausgelobten Filmkritikerpreis<br />

erhielt, seit Beginn des Bonner Sommerkinos<br />

<strong>als</strong> Musiker dabei und wird auch in<br />

diesem Jahr mit seinen Improvisationen die<br />

Stummfilme begleiten. Neu zu Gast ist der<br />

Filmkomponist Marius Ruhland, der unter anderem<br />

die Filmmusik zu Tom Tykwers „Heaven”<br />

komponierte. Das ganze Programm unter<br />

www.bonnerkinemathek.de<br />

13


Seminare für<br />

Nachwuchs-<br />

Produzenten<br />

Dass MEDIA jungen Produzenten wirksam<br />

Starthilfe gibt, hat Stephanie Bahr gleich<br />

zweimal erfahren. Erstklassige Nachhilfe<br />

in Sachen Finanzierung und Vertrieb erhielt<br />

die Bonner Produzentin im März am AK-<br />

MI Management Seminar für Film-Produzenten,<br />

einem Weiterbildungsangebot<br />

von MEDIA im griechischen Thessaloniki.<br />

Das griechische Ausbildungsinstitut organisiert<br />

ein Trainingsprogramm für Produzenten,<br />

Juristen, Redakteure und Medienschaffende<br />

aus dem Film- und TV-Bereich.<br />

„Das gewonnene Wissen aus den<br />

Vorträgen konnte man sofort in Gruppenarbeit<br />

an Hand eines konkreten Beispiels<br />

durchspielen“, so Stephanie Bahr.<br />

Für ihre junge Produktionsfirma Montagnola<br />

Productions, die eine internationale<br />

<strong>Dokument</strong>ations-Serie über Kameramänner<br />

entwickelt, fand Bahr bei AKMI<br />

einen tieferen Einblick in Businessplanning,<br />

Finanzierung und Co-Produktionen. „Jeder,<br />

der einen Einstieg in die Gründung einer<br />

eigenen Produktionsfirma sowie einen<br />

Einblick in Finanzierungsstrukturen für die<br />

Entwicklung von eigenen Projekten sucht,<br />

sollte dieses Seminar in Griechenland besuchen.<br />

Er bekommt einen intensiven<br />

Überblick, Rat und viele neue Kontakte“,<br />

sagt Bahr. Mehr Infos: www.akmikek.gr/akmimedia/<br />

Als ebenso bereichernd empfand Bahr<br />

ihre dreitägige Stippvisite im April in der<br />

Discovery Campus Masterschool in München.<br />

„Die angebotene Open Session ‚Secrets<br />

of TV - Commissioning Editors pitching<br />

their timeslots’ bot viele Anregungen<br />

und einen guten Überblick über Vertriebsstrategien.<br />

Es war eine wunderbare<br />

Einführung in die TV- und Doku-Welt. Und<br />

die Möglichkeit, von 15 Top-Redakteuren<br />

(u.a. BBC, arte, NDR, SWR, France5) Einblicke<br />

in ihre Programmgestaltung zu bekommen<br />

und zu erfahren, wie man sie am<br />

besten kontaktiert, ist wie das Öffnen einer<br />

Schatztruhe“, so Stephanie Bahr.<br />

www.discovery-campus.de<br />

MEDIA:<br />

New Talent Preis<br />

Die britische Autorin Duane Hopkins, 31,<br />

ist die erste Gewinnerin des New Talent<br />

Award. Die EU-Kommissarin für Bildung<br />

und Kultur Viviane Reding zeichnete Hopkins<br />

in Cannes für das Drehbuch „Better<br />

Things“ aus. Der Preis wird in Verbindung<br />

mit der neuen MEDIA-Entwicklungsförderung<br />

verliehen, in deren Rahmen die britische<br />

Produktionsfirma Third Films für das<br />

Projekt 50.000 Euro erhalten hat. Auch die<br />

Kölner Gebrüder Beetz Filmproduktion war<br />

in der New Talent Initiative erfolgreich. Mit<br />

ihrer Doku „Amerikas geheimer Krieg in<br />

Laos“ qualifizierte sie sich für 30.000 Euro<br />

Förderung.<br />

14<br />

Die Förderlinie MEDIA New<br />

Talent bietet Firmen, deren<br />

Mitarbeiter ein Projekt inner-<br />

halb einer Langzeit-MEDIA-<br />

Trainingsinitiative in 2002<br />

oder 2003 entwickelt haben,<br />

Unterstützung im Bereich<br />

Development. Damit ermög-<br />

licht MEDIA New Talent<br />

zusätzliche Entwicklungs-<br />

förderung für Projekte, die<br />

bereits aus dem Bereich<br />

Training von MEDIA profitiert<br />

haben.<br />

Dieter Zeppenfeld, Geschäftsführer und<br />

Produzent der Aachener Zinnober Filmund<br />

Fernsehproduktion GmbH berichtet<br />

über sein Projekt „Eiszeiten“ und seine Erfahrungen<br />

mit der Förderinitiative Media<br />

New Talent & Step By Step, das von ME-<br />

DIA unterstützte Stoffentwicklungsprogramm<br />

für Autoren und Produzententeams.<br />

Herr Zeppenfeld, worum geht es<br />

bei „Eiszeiten“?<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden<br />

viele norwegische Frauen, die Kinder<br />

von deutschen Soldaten bekommen hatten,<br />

in Norwegen interniert. Ein Teil dieser<br />

Kinder wurde nach Deutschland abgeschoben.<br />

Später, während des Kalten<br />

Kriegs, benutzte die DDR die Identitäten<br />

einiger dieser Kinder, um Spione nach Norwegen<br />

einzuschleusen. Der Film erzählt die<br />

Geschichte einer Spionin, die jetzt befürchten<br />

muss, dass ihre wahre Identität<br />

aufgedeckt wird und damit ihre Familie<br />

auseinander bricht. Regisseur wird Georg<br />

Maas sein, das Buch basiert auf einem<br />

Roman von Hannelore Hippe, von dem<br />

Maas begeistert war. So kam es zur Zusammenarbeit<br />

der beiden am Drehbuch.<br />

Bis Herbst 2005 soll die Finanzierung von<br />

„Eiszeiten“ stehen. Dann läuft die Vorbereitungszeit<br />

und 2006 soll gedreht werden.<br />

Dieter Zeppenfeld über<br />

MEDIA und sein Projekt<br />

Eiszeiten<br />

Warum haben Sie das Projekt<br />

„Eiszeiten“ ausgerechnet im Rahmen<br />

dieser Initiative eingereicht?<br />

Wir hatten über MEDIA New Talent<br />

in den News gelesen. Nach einigen Abwägungen<br />

und einer Beratung durch die<br />

MEDIA Antenne fanden wir die MEDIA<br />

New Talent Initiative geeigneter für uns <strong>als</strong><br />

die traditionelle MEDIA Developement Förderung,<br />

weil es unser erster Antrag bei<br />

MEDIA ist und auch die Kreativen des Projektes<br />

noch nicht so große Spielfilmerfahrung<br />

haben.<br />

Wie war die Erfahrung mit Step<br />

by Step?<br />

Wir haben uns dann für Step by Step<br />

entschieden, weil es eine umfangreiche<br />

Beratung anbot und die Produzenten in<br />

den Prozess einbezog. Bei Step by Step trafen<br />

sich die Autoren mit Dramaturgen dreimal<br />

eine Woche über ein halbes Jahr verteilt<br />

in Gruppen mit zwei bis drei Projekten.<br />

In der letzten Woche gab es dann<br />

noch ein Seminar für alle Produzenten, in<br />

dem über die Vermarktung der Projekte<br />

gesprochen wurde. Beide Ebenen haben<br />

uns sehr weitergeholfen. Unser Projekt war<br />

dramaturgisch durch die vielen Zeitebenen<br />

nicht so leicht in den Griff zu bekommen<br />

und da hat die Beratung bei Step by Step<br />

geholfen. Auch die Produzentenberatung<br />

war an vielen Punkten hilfreich in der Bewertung<br />

der internationalen Möglichkeiten<br />

unseres Projekts.<br />

newsletter@filmstiftung.de – MEDIA<br />

Wie kam die Verbindung mit<br />

Norwegen zustande?<br />

Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck<br />

haben wir den dänischen Produzenten<br />

Per Holst angesprochen. Der war<br />

von „Eiszeiten“ angetan und hat einen<br />

Kontakt zu Axel Hegeland in Norwegen<br />

hergestellt. Auch Axel fand das Projekt<br />

interessant und bei einem Treffen während<br />

der Berlinale haben wir uns <strong>als</strong> Koproduzenten<br />

gefunden. Manchmal geht es ja<br />

auch ganz einfach.<br />

Wollen Sie das Projekt auch<br />

weiterhin international realisieren?<br />

Wir möchten „Eiszeiten“ auch mit<br />

Eurimages-Förderung finanzieren. Axel<br />

Helgeland kümmert sich zur Zeit um andere<br />

skandinavische Produktionen. Wir haben<br />

Kontakt zu einem holländischen und<br />

einem französischen Produzenten, mit denen<br />

wir schon bei dokumentarischen Formaten<br />

zusammengearbeitet haben.<br />

Wie nutzen Sie hierbei die ME-<br />

DIA-Förderung?<br />

Im Moment braucht es <strong>als</strong> erstes ein<br />

Recherche-Tour der Autoren in Norwegen.<br />

Dazu und natürlich zum Aufbau des kompletten<br />

Koproduktionspaketes werden wir<br />

die MEDIA-Förderung einsetzen.


Eine große Delegation begleitete<br />

den NRW-Ministerpräsidenten<br />

Peer Steinbrück, <strong>als</strong> der im Mai<br />

eine politische Reise nach<br />

Israel und in die palästinensi-<br />

schen Autonomiegebiete unter-<br />

nahm. Mit dabei waren Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, sowie<br />

Bettina Brokemper, Produzentin<br />

und Geschäftsführerin der jungen<br />

Kölner Produktionsfirma Heimat-<br />

film. Brokemper hatte bereits<br />

kurz zuvor mit Neue Impuls Film<br />

beim Dreh des Films „Die Syrische<br />

Braut“ intensive Erfahrungen mit<br />

dem Leben und Arbeiten in Israel<br />

gemacht. Für den Newsletter<br />

berichtet sie von ihren Erlebnis-<br />

sen auf der Reise und während<br />

der Dreharbeiten.<br />

Erfahrung Israel<br />

Politik, Film und Balagan<br />

VON BETTINA BROKEMPER<br />

In letzter Zeit gab es zwei Brückenschläge<br />

zwischen NRW und Israel, an denen ich teilhaben<br />

durfte. Anfang Mai war Ministerpräsident<br />

Peer Steinbrück mit einer Delegation,<br />

der auch Filmschaffende und Produzenten<br />

angehörten, zu Besuch in Jerusalem.<br />

Kern des kulturellen Programms war die Teilnahme<br />

an der Eröffnung einer Konferenz<br />

deutschstämmiger Juden, „Jeckes“ genannt,<br />

deren Generation wesentlich am Aufbau und<br />

an der Gestaltung des jungen Israel mitgewirkt<br />

hat. Bereits zum Jahresende 2003 drehte die<br />

Neue Impuls Film die deutsch-israelisch- französische<br />

Koproduktion „Die Syrische Braut“ an<br />

Origin<strong>als</strong>chauplätzen in Israel.<br />

Der Spielfilm „Die Syrische Braut“ handelt<br />

von Monas Hochzeitstag, wahrscheinlich der<br />

traurigste Tag ihres Lebens, da sie nach ihrer<br />

Heirat mit dem syrischen Fernsehstar Talal nie<br />

wieder in ihr Heimatdorf in den israelisch besetzten<br />

Golanhöhen zurückkehren darf. Der<br />

Film porträtiert Monas Familie und symbolisch<br />

den gesamten Konflikt des Nahen Ostens: Juden<br />

und Araber, Israelis, Syrer, dazwischen die<br />

religiös geführte Gemeinschaft der Drusen.<br />

Menschen, deren Leben bis heute von den<br />

Grenzziehungen nach dem ersten Weltkrieg<br />

und den Folgen der Kriege 1948 und 1967 geprägt<br />

wird.<br />

Regisseur Eran Riklis, der zusammen mit<br />

der arabischen Autorin Suha Arraf das Drehbuch<br />

geschrieben hat, begann schon im Exposé-Stadium<br />

die Kooperation mit mir und Michael<br />

Eckelt, Neue Impuls Film, <strong>als</strong> Produzenten.<br />

Früh konnte auch Antoine Clermont<br />

de Tonnere, MACHT Paris, <strong>als</strong> Koproduzent gewonnen<br />

werden.<br />

Die Dreharbeiten fanden von November<br />

2003 bis Januar 2004 in der Nordhälfte Israels<br />

statt und führten das Team von Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />

in den Golanhöhen über die Vororte<br />

Jerusalems und Haifas nach Tel Aviv in eine<br />

stillgelegte Grundschule, in der Innenaufnahmen<br />

einer Polizeikaserne gedreht wurden.<br />

Die im Film ausführlich gezeigte Grenze mit<br />

Stacheldraht und UN-Zone musste an anderer<br />

Stelle nachgebaut werden.<br />

Augenfällig waren die großen Unterschiede<br />

im Klima des geographisch kleinen<br />

Landes: Einerseits der feucht-warme, dichtbesiedelte<br />

Küstenstreifen, andererseits das<br />

kühle Klima in den Bergen. Nach der ersten<br />

Woche in einem arabischen Dorf außerhalb<br />

Jerusalems war das gesamte Team erkältet.<br />

Der Drehort lag in 800 Metern Höhe und die<br />

steilen Hänge und die wenigen Stunden Sonnenlicht<br />

taten ein übriges, um sich wie im<br />

Kühlschrank zu fühlen. In den Golanhöhen lag<br />

dort, wo wir unseren Dreh im November begannen,<br />

gegen Jahresende Schnee. Silvester<br />

feierten wir zwischen zwei Drehtagen in einem<br />

drusischen Dorf, das heute ein Vorort der alten<br />

„Jeckestadt“ Haifa ist.<br />

Der Cast bestand größtenteils aus arabischen<br />

Schauspielern. Besonders bemerkenswert<br />

ist, dass ein Spielfilm in Israel zu großen<br />

Teilen auf arabisch gedreht wurde und sich dabei<br />

an das israelische Publikum wendet, das<br />

sich relativ selten mit arabischen Themen beschäftigt.<br />

Das Team setzte sich aus israelischen Juden<br />

und Arabern, Franzosen und Deutschen<br />

zusammen. Schnell ergab sich eine freundliche,<br />

sehr professionelle Atmosphäre, bei der<br />

man den Israelis die lange Erfahrung im Dreh<br />

nach US-System anmerkte: Bis zum Beginn der<br />

Intifadah wurden regelmäßig amerikanische<br />

Großproduktionen im Land gedreht. Lustig<br />

war der tägliche „Balagan“ (hebräisch für<br />

„Durcheinander“), der trotz aller Professionalität<br />

immer wieder durchscheint und dem<br />

sich die Israelis durchaus bewusst sind. Jeder<br />

hat eine eigene Meinung und die wird selbstbewusst<br />

vertreten, bis sich die in der Armee<br />

erlernte Disziplin durchsetzt. Dieses Hierarchiedenken<br />

gibt einen Eindruck vom Einfluss<br />

der Armee auf die jungen Israelis, die nach drei<br />

Jahren Wehrdienst vier Wochen Reservedienst<br />

im Jahr leisten, der Vorrang vor privater Entwicklung<br />

und beruflichen Wünschen hat. Wenn<br />

das Gespräch auf die innenpolitische Situation<br />

kam, war auffällig, dass sich alle eine friedliche<br />

Lösung wünschen, aber kaum jemand die Vision<br />

einer Lösung hat, und sich Pragmatismus und<br />

Fatalismus die Waage halten.<br />

Der Besuch mit Ministerpräsident Steinbrück<br />

vertiefte viele dieser Eindrücke auf politischer<br />

Ebene. Neben dem Besuch der Gedenkstätte<br />

Yad Vashem für die Opfer des Holocaust<br />

war die Konferenz „Die Jeckes“ ein<br />

wichtiges Erlebnis. Die eher liberalen mitteleuropäischen<br />

Juden, die <strong>als</strong> Pioniere ins Land<br />

kamen und den Staat Israel aufbauten, werden<br />

heute durch die veränderten Bevölkerungsmehrheiten<br />

marginalisiert. Neben dem<br />

eigenen schwindenden Einfluss hat dies Auswirkungen<br />

auf die politische Ausrichtung des<br />

Landes, da viele später in großer Zahl eingewanderte<br />

Nationalitäten andere politische Ansichten<br />

und einen anderen Umgang mit den<br />

arabischen Nachbarn vertreten.<br />

Oben: Bettina Brokemper<br />

Rechts: „Die Syrische Braut“<br />

Israel – newsletter@filmstiftung.de 15


Mit zero west Produzent Kai Kün-<br />

nemann, der bei dem Internatio-<br />

nalen Filmkongress der Filmstif-<br />

tung NRW in einer Case Study<br />

das Projekt „Creep“ vorstellt,<br />

eröffnet der Newsletter seine<br />

neue Reihe mit Porträts von Film-<br />

menschen aus NRW, in denen ihr<br />

Weg in den Job vorgestellt wird.<br />

Nach Schulzeit und Abitur im Jahr<br />

1987 im westfälischen Münster sollte<br />

es zunächst einmal möglichst weit<br />

weg gehen. München bot sich an,<br />

um dort Zivildienst zu leisten und gleichzeitig<br />

erste Eindrücke in der Filmbranche zu sammeln.<br />

Die erzielt Kai Künnemann aber so richtig<br />

aber erst danach in Catherine Laackmanns Kölner<br />

Metropolis Filmtheater, wo er eine kaufmännische<br />

Berufsausbildung machte. An seinem<br />

Arbeitsplatz saß ihm das „Kinopublikum<br />

quasi auf dem Schoß. Das Publikum zu verstehen<br />

und die Mechanismen, die einen Film<br />

sein Publikum finden lassen”, war für ihn im<br />

Metropolis eine der wichtigsten Erfahrungen<br />

während seiner Ausbildung. Sein Interesse für<br />

die Verleiharbeit und die Vermarktung von Filmen<br />

war geweckt.<br />

1991 wechselte Künnemann vom Ebertplatz<br />

zu Kölns größter Baustelle: dem Mediapark.<br />

Mit Gummistiefeln ausgerüstet galt es<br />

dort, den Cinedom der Constantin-Warner in<br />

Gang zu bringen. „Aufbauarbeit ist immer das<br />

Spannendste” und die beinhaltete in seinem<br />

Ressort die Programmierung der Kinos und die<br />

Verleihverhandlungen.<br />

Der Wunsch, selber noch stärker beim Filmemachen<br />

mitzutun, führte ihn 1992 zum<br />

Studium an die Filmakademie Baden-Württemberg<br />

ins schwäbische Ludwigsburg („Alle<br />

Versuche mich dem dortigen Dialekt anzupassen<br />

sind kläglich gescheitert”). In Bastian<br />

Cléves Studiengang Produktion gehörte er<br />

zum zweiten Jahrgang. Vorlesungen von Wieland<br />

Schultz-Keil oder Laurens Straub waren<br />

prägend. „Die Filmakademie war in den ersten<br />

Jahren eine fantastische Spielwiese, in der sich<br />

noch vieles finden musste und mit wahnsinniger<br />

Energie und Kreativität Projekte auf die<br />

Beine gestellt wurden.” Von dem Netzwerk der<br />

damaligen Kommilitonen profitieren die Absolventen<br />

noch heute. „Ludwigsburger sind<br />

16<br />

Porträt<br />

Kai Künnemann<br />

Kai Künnemann<br />

überall”, mittlerweile allerdings vor allem in<br />

Berlin, wie Künnemann etwas bedauernd anmerkt.<br />

Das Thema Selbständigkeit kam für den<br />

frischen Diplomanden 1996 noch zu früh und<br />

so suchte er nach einem Arbeitgeber, der Filmproduktion<br />

und Verleih unter einem Dach vereinte.<br />

Bei der Berliner Senator Film fand er in<br />

Hanno Huth einen Mentor, der ihn <strong>als</strong> seinen<br />

Assistenten in das „Kaltwasserbecken des Geschäfts”<br />

eintauchen und dann auch<br />

schwimmen ließ. Mit Senator Film verbindet<br />

Künnemann eine „turbulente, spannende<br />

Leben ist, was passiert, während man damit<br />

beschäftigt ist Pläne zu machen. John Lennon<br />

Fazit von Kai Künnemann über seinen Weg in die Medienbranche<br />

zero west<br />

Projekte:<br />

Minh-Khai<br />

Phan-Thi’s<br />

„Mein<br />

Vietnam”<br />

Christopher<br />

Smith’s<br />

„Creep“<br />

Zeit”, denn dort machte er „vielleicht die unkonventionellsten<br />

beruflichen Erfahrungen”<br />

seines bisherigen Arbeitslebens.<br />

Die Leidenschaft und Konsequenz mit der<br />

bei Senator an der Produktion und dem Herausbringen<br />

von deutschen Filmen, wie „Die<br />

Apothekerin”, „Comedian Harmonsits” oder<br />

„Aimée und Jaguar” gearbeitet wurde, hat<br />

Künnemann beeindruckt. „Verleih ist ein hartes<br />

Geschäft. Am Montag liegen die Zahlen<br />

auf dem Tisch und man weiß, was man f<strong>als</strong>ch<br />

oder richtig gemacht hat. Nur, es gibt eben keinen<br />

zweiten Anlauf.”<br />

Ende 1998 war es dann soweit: Um das<br />

Experiment Selbständigkeit zu wagen, zog es<br />

ihn wieder nach Köln. Zurück in der Domstadt<br />

arbeitete er <strong>als</strong> freier Producer und produzierte<br />

mit den Filmemachern Markus Mischkowski<br />

und Kai-Maria Steinkühler den Low-Budget-<br />

newsletter@filmstiftung.de – Porträt<br />

Spielfilm „Westend”. Der schwarz-weiß Film<br />

war zwar „nicht unbedingt ein ökonomischer<br />

Hit aber ein Publikumsliebling auf über 20<br />

internationalen Festiv<strong>als</strong> von Süd Korea, Rio<br />

De Janeiro bis nach San Francisco”.<br />

Nach der Erkenntnis, dass er nicht zum Einzelkämpfer<br />

geboren ist, fand Künnemann<br />

2002 in den <strong>Westfalen</strong> Martin Hagemann und<br />

Thomas Kufus von der Berliner zero film Partner,<br />

mit denen er die zero west Filmproduktion<br />

GmbH gründete. Dort ist er seit 2003 <strong>als</strong><br />

geschäftsführender Gesellschafter tätig.<br />

Trotz Branchenkrise hat er mit der neuen<br />

zero west ein arbeitsreiches erstes Geschäftsjahr<br />

hinter sich. Als Koproduktion mit<br />

der englischen Dan Films entstand an Drehorten<br />

in NRW und London der Film „Creep”<br />

mit Franka Potente. Dazu kamen <strong>Dokument</strong>arfilmprojekte<br />

wie Minh-Khai Phan-This „Mein<br />

Vietnam” und Sandhya Suris „Safar”.<br />

Am 23. Juni fällt die erste Klappe zu „Rabenkinder”<br />

von Regisseurin Nicole Weegmann,<br />

mit der Künnemann in Ludwigsburg zusammen<br />

studierte. Und wenn alles gut läuft,<br />

geht im Februar 2005 in Kanada Jan Schüttes<br />

Verfilmung von Kurzgeschichten von Isaac<br />

B. Singer „Old Love” in Produktion.<br />

Der zero west stehen <strong>als</strong>o produktive Zeiten<br />

bevor, in denen Künnemann die junge Firma<br />

behutsam weiter ausbauen will und in denen<br />

er „schon fast paranoid” den Overhead<br />

im Blick hält.<br />

„Was zählt, sind die Menschen mit denen<br />

man zusammenarbeitet und dass man das Gefühl<br />

hat, dort hin zu gehören, wo man steht”,<br />

so Künnemann. „Und das wird dann irgendwann<br />

auch wirtschaftlich Sinn ergeben.<br />

Oder?”


Jürgen Flimm, langjähriger<br />

Intendant des Thalia Theaters<br />

Hamburg und demnächst Ruhr-<br />

triennale-Leiter, inszenierte<br />

Heinrich von Kleists „Das<br />

Käthchen von Heilbronn“ <strong>als</strong><br />

Fernsehfilm. Am 19. Juni bildet<br />

„Käthchens Traum“ den Auftakt<br />

zum Internationalen Filmkon-<br />

gress und der Cologne<br />

Conference. Der Sendetermin<br />

in der ARD ist für das Frühjahr<br />

2005 vorgesehen.<br />

Mit „Käthchens Traum“ hat der<br />

WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich<br />

Brücker) mit finanzieller Unterstützung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

eine moderne Version des 1810 uraufgeführten<br />

Theaterstücks „Das Käthchen von Heilbronn“<br />

von Heinrich von Kleist (1777 - 1811)<br />

für den Bildschirm produziert. Regie führte der<br />

Theater- und TV-Regisseur Jürgen Flimm, der<br />

1979 seine erste Intendanz am Kölner Schauspiel<br />

mit einer Inszenierung genau dieses<br />

Kleist-Stücks begonnen hatte. Das Drehbuch<br />

stammt von Fernsehautor („Tatort“) und Regisseur<br />

(„Engrazia“, 1990) Stefan Dähnert.<br />

Gentechnik, Anti-Aging, feindliche Übernahmen<br />

von Industriekonzernen (in diesem Fall<br />

in der Pharmaindustrie) und Sucht – das sind<br />

die modernen Komponenten, die Regisseur<br />

und Autor in Kleists romantisches Ritterspiel<br />

hineintragen. Als durch und durch zeitlos erweist<br />

sich das zentrale Thema der wahren Liebe.<br />

Bei Flimm und Dähnert ist Kleists<br />

männliche Hauptfigur Friedrich<br />

Wetter Graf vom Strahl (Tobias<br />

Moretti) der Chef des Gentechnik-Unternehmens<br />

Stauffen. Er hat gleich<br />

an mehreren Fronten<br />

zu kämpfen,<br />

weil<br />

Sonderausgabe<br />

Filmkongress<br />

Der nächste Newsletter erscheint<br />

Mitte Juli und wird sich ausschließlich<br />

dem Internationalen Filmkongress<br />

widmen. Die Ausgabe umfasst<br />

Berichte über die Panels, die gezeigten<br />

Filme und den Koproduktionsmarkt.<br />

Filmkongress-Premiere<br />

Käthchens<br />

Traum<br />

VON MICHAEL DLUGOSCH<br />

sein erfolgreich getestetes Präparat gegen die<br />

Alterung des Menschen kurz vor der Markteinführung<br />

steht und die Konkurrenz nicht<br />

schläft. Kunigunde von Thurneck (Julia Stemberger)<br />

wirft nicht nur für ihre eigene Firma<br />

ein Auge auf die Mixtur - sie selbst ist davon<br />

abhängig, weil sie ewig jung bleiben will. So<br />

integrieren die Filmemacher Kleists Idee der<br />

heimlichen Mensch-Maschine Kunigunde, der<br />

jede Art des Intrigierens recht ist, bis sie vom<br />

Strahl <strong>als</strong> Liebhaber gewinnen kann. Der Graf<br />

glaubt derweil an eine durch zwei Cherubim<br />

an ihn heran getragene Prophezeiung während<br />

eines Deliriums, dass er mit einer bestimmten<br />

Frau die wahre Liebe finden werde.<br />

In Wirklichkeit handelt es sich dabei um die<br />

junge Katharina aus Heilbronn. Gespielt wird<br />

sie von Teresa Weißbach, bekannt aus Leander<br />

Haußmanns „Sonnenallee“. Käthchen trifft<br />

<strong>als</strong> zunächst begeistertes Mitglied der Anti-<br />

Gentechnik-Bewegung bei einer Protestaktion<br />

auf vom Strahl. In ihm erkennt sie den ihr versprochenen<br />

„Ritter“ aus ihrer eigenen Prophezeiung<br />

wieder und folgt ihm fortan zum<br />

Unverständnis aller wie ein Schatten. Die beiden<br />

aus dem Hintergrund agierenden Engel<br />

(Armin Rohde, August Zirner) haben ihre liebe<br />

Mühe, zu erreichen, dass ein Herz zum Herzen<br />

findet.<br />

Ausnahmslos Schauspieler mit Theatererfahrung<br />

vereinigt Jürgen Flimm auf dem Bildschirm<br />

– „um Kleist gerecht werden zu können“,<br />

wie er selbst sagt. „Sprachlich ist alles<br />

Kleist. Es wird zu 99 Prozent Kleist gesprochen<br />

- ein paar Typen aus der Werbebranche lassen<br />

mal ein paar englische Brocken fallen -<br />

aber der Plot wird rein über Kleist erzählt“, so<br />

Flimm. Gleichzeitig nutzt er die Möglichkeiten<br />

des Mediums Film bis ins Detail, indem er <strong>als</strong><br />

Drehorte die Industrieanlagen im Landschaftspark<br />

Duisburg Nord und der früheren<br />

Zeche Zollverein Essen ausgewählt hat. Flimm<br />

fand dort ein Ambiente vor, das er einerseits<br />

<strong>als</strong> modern bezeichnet, das „andererseits auch<br />

wieder dem Verfall preisgegeben sei“ und somit<br />

zwar „einen morbiden Charakter, aber<br />

auch immer etwas Schönes, Geheimnisvolles“<br />

habe.<br />

Tobias Moretti <strong>als</strong> Friedrich<br />

Wetter Graf vom Strahl, Foto: WDR<br />

Spezial Filmkongress – newsletter@filmstiftung.de 17


Newsletter: Preise für deutsche<br />

Filme in Locarno, Venedig, San Sebastian<br />

und Berlin. Doch daheim in<br />

den Kinos retten die Komiker den<br />

Marktanteil. Wie kann man den<br />

hochgelobten Filmen helfen, ihr Publikum<br />

zu finden?<br />

Michael Schmid-Ospach: Wir<br />

haben ja in letzter Zeit mit „Good Bye, Lenin!”<br />

und „Das Wunder von Bern” sogar<br />

bewiesen, dass auch ausgezeichnete Filme<br />

Blockbuster werden können. Da haben<br />

wir Glück gehabt. Ich glaube aber<br />

auch, dass bei den anderen Filmen noch<br />

freie Besuchermargen sind, die wir durch<br />

verbessertes Marketing und durch ein besseres<br />

Image des deutschen Films ausschöpfen<br />

können.<br />

Wo liegen die Grenzen?<br />

Sich vorzustellen, dass wir an den<br />

Wochenenden zuschlagen, wie zum Beispiel<br />

„Troja”, halte ich für illusorisch. Aber<br />

das ist in anderen Gebieten der so genannten<br />

Bewusstseinsindustrie ähnlich:<br />

Richtig spannende neue Bücher kommen<br />

in der Auflage auch nicht an die „Jerry Cotton“<br />

Hefte heran.<br />

Das bedeutet: Hochkultur verkauft<br />

sich nicht?<br />

Verkauft sich sogar gut in der Gruppe,<br />

die für Hochkultur immer ansprechbar<br />

ist. Inwieweit sie auch andere anstecken<br />

kann, ist schwer vorherzusagen. Manchmal<br />

ist das ein echter Langstreckenlauf.<br />

Langstreckenläufer brauchen<br />

Ausdauer. Brauchen gerade kleine<br />

Filme nicht mehr Zeit im Kino, um<br />

entdeckt zu werden? Oder sollte<br />

man ihnen mit einem Neustart nicht<br />

eine zweite Chance geben?<br />

Die Situation in den Kinos ist ja nicht<br />

so, dass sie soviel Kraft und Luft hätten,<br />

sich auf schwierige Experimente besonders<br />

freudig einzulassen. Und wegen der zehn<br />

Prozent, die durch einen Neustart noch abzuschöpfen<br />

sind, erhebliche eigene Werbeanstrengungen<br />

zu machen, ist schon einiges<br />

verlangt. Ich hoffe aber, dass die intelligenteren<br />

Multiplexe und auch die geförderten<br />

kommunalen Kinos immer mal<br />

wieder Klassiker und Perlen rauskramen<br />

und in Reihen zusammen stellen. Ich könnte<br />

sofort zehn Filme sagen, die ich so gerne<br />

noch mal wieder sehen würde. Filme<br />

von denen ich denke, dass sie völlig zu Unrecht<br />

abgestürzt sind. Aber – und das gilt<br />

für Autorennen wie bei Kinos – der Zweitstart<br />

ist immer der schwierigere.<br />

Wohl auch, weil das Kino nicht<br />

mehr der einzige Ort ist, an dem man<br />

Filme sehen kann. Raubkopien werden<br />

ein Thema des Filmkongresses<br />

sein. Wie groß ist die Bedrohung?<br />

Es ist eine veritable Bedrohung.<br />

Wenn sie auf einer schlechten Kopie einen<br />

Film en miniature gesehen haben, dann<br />

gehen sie nicht noch mal ins Kino, selbst<br />

wenn er ihnen gefallen hat. Damit bringen<br />

sie sich um ein wichtiges Erlebnis und<br />

sie bringen die, die eine geistige und ma-<br />

18<br />

Zum Start des Internationalen Filmkongresses der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

verortet der Newsletter im Gespräch mit<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Chef Michael Schmid-Ospach die Lage des deutschen Films.<br />

Interview mit Michael Schmid-Ospach<br />

Die Kraft der Bilder<br />

terielle Leistung erbracht haben, um den<br />

Ertrag ihrer Arbeit. Ich bin nicht für eine<br />

Kriminalisierung überhaupt, wohl aber<br />

strikt gegen die kommerziellen Piraten. Das<br />

ist kein Kavaliersdelikt.<br />

Gibt es bei der Jugend einen<br />

Wandel der Rezeption vom Kino zum<br />

Laptop?<br />

Das wäre absolut schrecklich, wenn<br />

das Kinoerlebnis so schrumpfen würde. Ein<br />

erheblicher Verlust, denn was man mit einer<br />

kleinen gebrannten Scheibe sehen<br />

kann, auch <strong>als</strong> Gruppenerlebnis übrigens,<br />

ist mit dem, was das Kino bieten kann, ja<br />

nicht zu vergleichen. Außerdem wird ja<br />

nicht unbedingt der neue Film von Oskar<br />

Roehler illegal gebrannt. Als aber die erste<br />

Raubkopie von „Good Bye, Lenin!” in<br />

China auftauchte, las sich das in der Presse<br />

fast <strong>als</strong> eine Erfolgsmeldung für die<br />

neue Stärke des deutschen Films.<br />

Das Problem der Raubkopien ist<br />

aber nicht das einzige Thema des<br />

Filmkongresses ...<br />

Wir werden die Filmkritik noch einmal<br />

beleuchten, denn unsere Großkritiker haben<br />

auch eine Verantwortung, sich und ihre Kri-<br />

Michael<br />

Schmid-<br />

Ospach,<br />

Geschäftsführer<br />

der<br />

<strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW<br />

terien zu befragen und befragen zu lassen.<br />

Da gibt es genug Fragezeichen an die hohen<br />

Priester der endabrechnenden Kritik.<br />

Über was wird sonst noch diskutiert?<br />

Für die Branche lebenswichtig ist das<br />

Thema Verleih. Wir haben es „Lost in Distribution“<br />

genannt. Das ist ein lebenswichtiges<br />

Prolbelm der drängenden Art.<br />

Die Finanzierungsfrage ist auf dem Kongress<br />

sozusagen ein Kontinuum. Allen Themen<br />

gemeinsam ist, dass wir in einer national<br />

sich begreifenden Produktionslandschaft<br />

nicht die Erfolge haben können,<br />

die wir insgesamt brauchen, um Rückschläge<br />

überwinden zu können und stark<br />

genug zu sein, um uns gegenüber anderen<br />

Kontinenten zu öffnen und uns auch<br />

auf anderen Kontinenten zeigen zu können.<br />

Dazu gehört auch die Arbeit der<br />

Export Union, deren Gesellschafter<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> werden wird. Wie<br />

wird es dort weitergehen?<br />

Die Export Union traditioneller Art ist<br />

ja eine Selbsthilfeorganisation der Branche.<br />

Heute ist es ein größeres Unternehmen mit<br />

vielen Verbündeten. Dem trägt die angestrebte<br />

Neugliederung Rechnung. Wir haben<br />

es hier mit einem sehr schwierigen<br />

Geschäft zu tun, in dem man Filme in<br />

Frankreich ganz anders platzieren muss <strong>als</strong><br />

in Los Angeles und auf dem subtilen Markt<br />

östlich von uns. Da reicht es nicht, irgendwo<br />

beim zweiten Frühstück in Cannes einen<br />

Film nach Lettland, in die Türkei oder<br />

was weiß ich wohin zu verkaufen und<br />

dann loszulassen. Wir müssen unsere Filme<br />

auch ein Stück <strong>als</strong> Botschaften<br />

Deutschlands rund um de Welt begreifen<br />

und entsprechend begleiten. Nur zu sehen,<br />

dass man die Kasse gefüllt hat, weil<br />

man einen Film in 14 Länder verkauft hat,<br />

ist zu wenig. Da gab es ja auch schon gute<br />

Anstrengungen, aber die muss man koordinieren<br />

und aktivieren.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Spezial Filmkongress<br />

Nimmt das Ausland den deutschen<br />

Film <strong>als</strong> beachtenswertes Phänomen<br />

wahr?<br />

Natürlich wird der deutsche Film mit<br />

seinen Festivalerfolgen wahrgenommen.<br />

Da wird jetzt schon genau hingeguckt. Andererseits<br />

würde es mir schon reichen,<br />

wenn der deutsche Film endlich in der<br />

Normalität ankommt. Auf eine revolutionäre<br />

Erneuerung des Weltkinos aus<br />

Deutschland wartet niemand.<br />

Dabei passiert gerade im Doku-<br />

Bereich derzeit sehr viel. Mit „Die<br />

Spielwütigen” „Die Mitte” und „Höllentour”<br />

laufen im Juni gleich drei geförderte<br />

Dokus im Kino. Außerdem<br />

hat die <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit ihrem<br />

Gerd-Ruge-Stipendium für den<br />

Nachwuchs gesorgt. Sind weitere<br />

Doku-Initiativen in Planung?<br />

Der Ruge-Preis hat wirklich noch an<br />

Profil gewonnen. „Worldwide“ heißt ein<br />

Projekt (Details siehe Seite 6), dass sich an<br />

den internationalen Markt richtet und das<br />

wir mit WDR-Intendant Fritz Pleitgen zusammen<br />

angestossen haben. Wie übrigens<br />

die Doku „Höllentour“ auch.<br />

Was werden die Highlights des<br />

Kinoherbstes?<br />

Ich werde mich nicht <strong>als</strong> Orakel versuchen.<br />

Die sind im Augenblick nicht allzu<br />

hoch im Kurs: In Petersens „Troja” zum<br />

Beispiel kam Kassandra überhaupt nicht<br />

vor. Trotzdem denke ich, dass Otto Waalkes<br />

„Die sieben Zwerge” ein guter Film ist,<br />

der intelligente Unterhaltung verspricht,<br />

und natürlich der neue Film von Oskar<br />

Roehler „Agnes und seine Brüder”. Und<br />

dann setze ich auf die kleinen und großen<br />

Wunder. Filme, wie „Bella Martha”, die<br />

plötzlich einen unerwarteten Erfolg haben,<br />

denn wenn ich etwas ganz sicher vorhersagen<br />

kann, dann dass auch in diesem<br />

Sommer und Herbst die Bilder ihre Kraft<br />

entfalten werden.


„Schwierig, aber nicht<br />

hoffnungslos“ lautet<br />

der Titel des Eröff-<br />

nungspanels des<br />

Internationalen<br />

Filmkongresses.<br />

Der Newsletter<br />

gibt eine Einfüh-<br />

rung zum Thema<br />

der deutsche Film<br />

auf dem ameri-<br />

kanischen Markt.<br />

Wer den deutschen Film im amerikanischen<br />

Markt sucht, der<br />

muss schon etwas genauer hinsehen.<br />

Während sich der finanzielle<br />

Rückfluss deutschen Engagements<br />

eher bescheiden ausnimmt, erweist sich<br />

Deutschland unter künstlerischem Aspekt gesehen<br />

<strong>als</strong> ein durchaus bedeutendes Exportland.<br />

Und das hat Tradition.<br />

Kreativexport<br />

Bereits in den 20er Jahren bewies Hollywood<br />

eine enorme Anziehungskraft auf deutsche<br />

Filmschaffende. Billy Wilder, Ernst Lubitsch<br />

oder F.W. Murnau gehörten einer ersten Welle<br />

an. Ihnen folgte eine Vielzahl politischer<br />

Emigranten ab den frühen 30er Jahren, deren<br />

künstlerischer Einfluss auf den US-Film unbestritten<br />

hoch war. Der gefeierte Film Noir etwa<br />

gehörte bis in die 50er hinein zu den Erfolgen<br />

der deutschen Regisseure Fritz Lang,<br />

Edgar G. Ulmer, Robert Siodmak, William Dieterle<br />

oder Curtis Bernhard. Bis heute gelang<br />

es deutschen Regisseuren immer wieder, auf<br />

dem amerikanischen Produktionsmarkt Fuß zu<br />

fassen, wie den beiden Blockbuster-Garanten<br />

Wolfgang Petersen und Roland Emmerich.<br />

Aber auch ein weniger bekannter Regisseur<br />

wie Uwe Boll, wegen künstlerischer und finanzieller<br />

Flops wie „Das erste Semester“ nach<br />

Kanada gegangen, feiert mit seinen durch eigene<br />

Fonds finanzierten Filmen beachtliche Erfolge.<br />

Seine Produktion „House of the Dead“<br />

spielte jüngst über zehn Millionen Dollar ein.<br />

Filmkongress<br />

Kreativer<br />

Exportüberschuss<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

Seit dem expressionistischen Film hat auch der<br />

Export deutscher Kameraleute eine lange Tradition:<br />

von Karl Freund bis Jost Vacano oder<br />

Michael Ballhaus und Production Designer wie<br />

Ken Adam und Rolf Zehetgruber. Auch bei den<br />

Schauspielern begann es mit Emil Jannings, der<br />

für sein Stummfilmschaffen 1929 den aller ersten<br />

Oscar für die beste Hauptrolle erhielt,<br />

recht viel versprechend. Mit Einführung des<br />

Tonfilms zeigte sich bei ihm wie bei vielen anderen<br />

das Hauptproblem: der deutsche Akzent.<br />

Dennoch gelingt es deutschen Schauspielern<br />

bis heute, in Hollywood ihr Geld zu<br />

verdienen, wenn auch größtenteils in Rollen<br />

<strong>als</strong> Deutsche, zumindest Nicht-Amerikaner.<br />

Die Liste des Exports kreativer Schaffenskraft<br />

nach Amerika ist lang, doch bringt sie dem heimischen<br />

Filmmarkt, außer Freude über den<br />

persönlichen Erfolg und einen gewissen Imagegewinn,<br />

nur wenig. Die Gazetten sind voll,<br />

wenn Til Schweiger neben Sylvester Stallone<br />

in „Driven“ spielt. Doch wenn er zwei Monate<br />

später <strong>als</strong> Star im deutschen „Was tun, wenn’s<br />

brennt“ agiert, lässt sich mit 390.000 Zuschauern<br />

ein wirklich zündender Hollywood-Effekt nicht<br />

feststellen.<br />

Kapitalexport<br />

Finanziell prägten in den letzten Jahren vor allem<br />

Filmfonds die deutsch-amerikanischen<br />

Filmbeziehungen. Seit ihrer Einführung 1998<br />

sollen deutsche Anleger bis 2002 über zehn<br />

Milliarden Euro in Filmfonds angelegt haben,<br />

die fast ausschließlich den Budgets von US-Pro-<br />

duktionen zu Gute kamen. Der Clou der Fonds<br />

bestand in einer bis zu 100-prozentigen Steuerabschreibung.<br />

„Reihenweise Oscars für Minister<br />

Eichel“, titelte deshalb am 30. März<br />

2003 die Welt am Sonntag, <strong>als</strong> 13 Oscars an<br />

Filme wie „Chicago“, „Gangs of New York“<br />

oder „Herr der Ringe“ gingen, die von deutschen<br />

Fonds mitfinanziert wurden und damit<br />

auch indirekt aus der Staatskasse. Im August<br />

2003 hat das Bundesfinanzministerium mit einem<br />

Erlass das Schlupfloch gestopft, Fondseigner<br />

müssen fortan „unternehmerischen<br />

Einfluss auf Filmauswahl, Kostenkalkulation,<br />

Drehplan und Finanzierung“ nachweisen, um<br />

die Herstellereigenschaft zu erlangen und damit<br />

die Einlage steuerlich voll absetzbar zu machen.<br />

So oder so: Die Filmfonds werden der<br />

deutschen Filmwirtschaft nach wie vor kaum<br />

Nutzen bescheren. Zu wenig hat sie den lukrativen<br />

Verheißungen amerikanischer Blockbuster<br />

und damit dem Kapitalexport entgegen zu<br />

setzen.<br />

Filmexport<br />

Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika<br />

lag im letzten Jahr bei mageren 0,15<br />

Prozent - in absoluten Zahlen ausgedrückt sind<br />

dies 2,2 Millionen Zuschauer. Dennoch gibt es<br />

Grund zur Hoffnung. Seit „Lola rennt“ in den<br />

USA so begeistert aufgenommen wurde, steigt<br />

das Interesse für den deutschen Film stetig. Von<br />

den deutschen Filmstarts der letzten zwei Jahre<br />

stechen „Nirgendwo in Afrika“ nach seinem<br />

Oscar-Gewinn mit 6,2 Millionen Dollar Einspie-<br />

lergebnis, „Bella Martha“ mit 4,2 und „Goodbye,<br />

Lenin!“ mit über drei Millionen heraus.<br />

Dabei ist der US-Markt für europäische Filme<br />

generell ein schwieriges Terrain. Es hat sich<br />

gezeigt: Nur wenn der deutsche Film seinen<br />

eigenen Formen und Möglichkeiten treu<br />

bleibt, können sich die Distributions- und PR-<br />

Bemühungen auf Dauer lohnen. Einen Film<br />

speziell auf den US-Markt hin zu produzieren,<br />

hat sich hingegen <strong>als</strong> riskant erwiesen und ist<br />

bislang ausschließlich europäischen Koproduktionen<br />

gelungen. Ein Film wie Bernd Eichingers<br />

Koproduktion „Resident Evil“ etwa,<br />

der mit 40 Millionen Dollar Einspiel in den USA<br />

durchaus erfolgreich war, hat seine Herkunft<br />

formal und inhaltlich geradezu verschleiert.<br />

Geben und Nehmen<br />

Und so ist es doch letztlich ein Geben und<br />

Nehmen: Hollywood braucht für seine Entwicklung<br />

seit fast hundert Jahren den kreativen<br />

Import – dreht einen Stoff mit US-Stars<br />

neu (siehe „Bella Martha“) oder ermöglicht<br />

manchem erfolgreichen Regisseur ein Hollywood-Debüt<br />

(siehe Tom Tykwer nach „Lola<br />

rennt“). Film-Deutschland auf der anderen Seite<br />

braucht die daraus erzielte internationale<br />

Aufmerksamkeit. Sich künstlerisch komplett<br />

nach dem Branchengiganten zu richten, würde<br />

dieses System empfindlich unterbrechen.<br />

Regie-Export Roland Emmerich:<br />

„The Day After Tomorrow“, Foto: Fox<br />

Spezial Filmkongress – newsletter@filmstiftung.de 19


Foto: Senator<br />

Newsletter: Wenn Du hörst, dass es<br />

in Deutschland bis zu 20.000 Schauspieler<br />

gibt, was geht Dir da durch den<br />

Kopf?<br />

Peter Lohmeyer: Ich sehe das Schauspiel<br />

immer noch <strong>als</strong> Handwerksberuf, den<br />

man an einer vernünftigen Schule erlernen sollte.<br />

Und wer von diesen 20.000 dürfte eine<br />

Ausbildung haben? Manche schaffen es auch<br />

ohne, wie Jürgen Vogel oder Daniel Brühl.<br />

Dass die dann gleich derart berühmt sind und<br />

nach oben durch schießen, ist schön für sie,<br />

doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Ohne<br />

Ausbildung in den Job zu kommen, halte<br />

ich keineswegs für zukunftsträchtig. Wer eine<br />

Ausbildung hat, dem bietet sich dann doch<br />

zumindest die Chance, noch irgendwo in der<br />

Provinz Theater zu spielen und nicht wirklich<br />

nur auf der Straße zu sitzen.<br />

Du hast Dir in der Branche den<br />

Status <strong>als</strong> Qualitätsmann erarbeitet.<br />

Wie bist Du dahin gekommen?<br />

Gleich nach meiner Schauspielschule bot<br />

mir Ivan Nagel, dam<strong>als</strong> Intendant in Stuttgart,<br />

ein Engagement an und hatte mir die Hand<br />

darauf gegeben – das war quasi mein erster<br />

mündlicher Vertrag. Nur ein paar Tage später<br />

kamen Angebote von der Schaubühne, dem<br />

Schauspielhaus Bochum und einigen anderen.<br />

Würde man vom Fußball ausgehen, müsste<br />

man sagen, das waren die eindeutig besseren<br />

Vereine. Wie auch immer, ich habe den Vertrag<br />

mit Nagel nicht gebrochen und bin nach<br />

Stuttgart gegangen. Ich habe mich nicht verbogen,<br />

und diese Haltung habe ich bis heute<br />

durchgezogen.<br />

Und gehört nicht auch viel Glück<br />

dazu?<br />

Doch, keine Frage. Aber ich habe mich<br />

von Anfang an immer auch nach der Qualität<br />

des Buches und der Rolle gerichtet. Schließ-<br />

20<br />

lich trage ich <strong>als</strong> Schauspieler eine Verantwortung<br />

an der Geschichte und wie sie erzählt<br />

wird. Für mich macht es keinen Sinn, mich auf<br />

einen Stoff einzulassen, der vielleicht<br />

zwischendurch mal einen Durchblicker hat<br />

oder einen schönen Moment. Ein weiteres Kriterium<br />

war immer die Frage, mit wem mache<br />

ich etwas. Ich habe immer wieder Projekte<br />

abgelehnt, bei denen ich den Eindruck hatte,<br />

mit dem Regisseur werde ich mich nicht verstehen.<br />

Ich habe <strong>als</strong>o jedes Angebot sehr genau<br />

unter der Fragestellung geprüft, warum<br />

ich das machen soll und das immer auch unter<br />

Berücksichtigung der Existenzfrage. Wenn<br />

man sich künstlerisch konsequent treu bleiben<br />

will, muss man eben manchmal lernen, auch<br />

hauszuhalten.<br />

Eine Zeit lang hing Dir das Prädikat<br />

„Lowbudgetmeyer” an. Hatte das auch<br />

mal zur Folge, dass Produzenten versuchten,<br />

Dir grundsätzlich die Gagen zu<br />

kürzen?<br />

Nein, das hat noch keiner versucht. Da<br />

können mir die Leute aber auch wenig vormachen,<br />

da ich ja selbst produziert habe. Da<br />

wo Geld da ist, da hole ich mir das dann auch<br />

ab. Ansonsten weiß ich gut, dass die Gagen<br />

– wobei das heute schon wieder etwas anders<br />

aussieht – einfach so dermaßen in die Höhe<br />

gestiegen sind, dass man sich wirklich Gedanken<br />

darüber machen sollte, lieber die Qualität<br />

des Films hoch zu halten. Vielleicht einen<br />

Drehtag dazu zu gewinnen, dadurch, dass der<br />

Anteil der Schauspielergagen am Produktionsbudget<br />

niedriger ausfällt. Als ich in Spanien<br />

und England gearbeitet habe und sah,<br />

was die dort verdienen, dann muss man sich<br />

mal klar machen, dass hier ein extrem hohes<br />

Level herrschte, und die wenigsten Schauspieler<br />

wirklich verdient haben, das zu verdienen.<br />

Oft wird ja mit Quoten argumentiert...<br />

Oliver Baumgarten sprach<br />

mit Peter Lohmeyer über<br />

Schauspieler,<br />

Gagen und<br />

Gelsenkirchener Barock<br />

Nie verbiegen<br />

Es kann mir keiner erzählen, dass bestimmte<br />

Gesichter im Kino oder Fernsehen<br />

derart ziehen, um diese Summen zu rechtfertigen.<br />

Es gibt genug Gegenbeispiele, dass<br />

ein Götz George oder Til Schweiger eben nicht<br />

automatisch für Erfolge garantieren. Ich fände<br />

es ja nicht schlecht, wenn es mit solchen<br />

Stars auch in Deutschland funktionieren würde,<br />

aber wenn der Film keine Qualität hat,<br />

dann kann auch ein Daniel Brühl nicht drüber<br />

hinweg helfen. Dominik Graf hat mal zu mir<br />

gesagt: „Sei doch stolz auf den Titel Independentschauspieler”.<br />

Was gibt’s besseres <strong>als</strong><br />

unabhängig zu sein? Und wenn mal jemand<br />

eine gute Rolle wegen der Kohle abgelehnt<br />

hat, und ich habe sie angenommen, dann sage<br />

ich nur: „Danke, bist schön blöd!”, wenn<br />

es sich für die Geschichte gelohnt hat. Selbst<br />

Low Budget heißt ja, womöglich mehr zu verdienen<br />

<strong>als</strong> der Mensch, der morgens die Post<br />

bringt, und selbst der baut sich gerade sein Einfamilienhaus.<br />

So arm sind wir in Deutschland<br />

noch nicht.<br />

Du würdest <strong>als</strong>o auf einen Teil Deiner<br />

Gage verzichten, wenn dieses Geld<br />

dann nachvollziehbar in die Qualität des<br />

Films investiert würde?<br />

Ja sicher. Wenn von vorn herein klar ist,<br />

dass der Schauspieleranteil zu hoch ist, und es<br />

gibt gleich am Beginn ein offenes Gespräch<br />

mit dem Produzenten, dann kann das Sinn<br />

machen. Ich bin generell lieber am Gewinn beteiligt,<br />

<strong>als</strong> dass ich vorher an der Qualität kratze,<br />

die womöglich nachher den Gewinn ausmacht.<br />

Es muss mir lediglich einleuchten, ich<br />

muss es im Vorfeld nachvollziehen können.<br />

Wie empfindest Du aus Deiner Position<br />

heraus die Politik, zunehmend<br />

auch Society-Promis zu besetzen?<br />

Ich habe das einmal bei einem Fernsehfilm<br />

erlebt. Da sollte ein Gesicht des Senders<br />

vermarktet werden. Ich habe mir von der Kollegin<br />

dann im Vorfeld etwas angeschaut und<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />

dachte mir, wenn der Sender will, dass sie das<br />

spielt, soll sie es tun. Aber ohne mich. Ich glaube<br />

wirklich daran, dass Qualität sich durchsetzt.<br />

Klar, es gibt im deutschen Fernsehen Gewohnheitsgesichter,<br />

die wird es noch in 20<br />

Jahren geben, und neue Leute werden sich<br />

kontinuierlich in diese Gewohnheit hineinspielen.<br />

Das ist für den Gelsenkirchener Barock<br />

auch völlig in Ordnung. Ich habe das Glück,<br />

sagen zu können, dass ich meinen Beruf mit<br />

solchen Leuten nicht zusammen ausüben<br />

muss. In Filmen mit ordentlicher Qualität findet<br />

man auch heute immer noch eine wirklich<br />

gute Besetzung.<br />

Du gingst in Deiner Karriere <strong>als</strong>o<br />

konsequent der Qualität nach und bist<br />

Unwägbarkeiten der Branche aus dem<br />

Wege gegangen?<br />

Nicht aus dem Wege gegangen, ich habe<br />

mich damit auseinander gesetzt und entsprechende<br />

Konsequenzen gezogen. Ich habe<br />

in diesem Job immer versucht, auch persönlich<br />

weiter zu kommen und habe nie das<br />

Gefühl, wirklich fertig zu sein. Worauf ich baue<br />

und woraus ich meine Selbstsicherheit ziehe,<br />

ist, dass ich ständig danach suche, meine Qualität<br />

zu steigern.<br />

Was sind Deine Wünsche für die Zukunft<br />

Deiner beruflichen Zunft?<br />

Ich würde mir wünschen, dass man sich<br />

mehr zuhört, und so eine aktivere Auseinandersetzung<br />

über gute, besonders aber auch<br />

über schlechte Filme hat. Es gibt viel zu wenig<br />

Diskussionen. Ich erhoffe mir beispielsweise<br />

von der Filmakademie, ein solches Forum zu<br />

werden. Den Schauspieler an sich wünsche ich<br />

mir vom Denken her sehr viel selbständiger.<br />

Und jeder sollte immer wieder einmal<br />

zwischendurch eine Reise ans Theater machen.<br />

An der Technik kann man immer noch weiter<br />

arbeiten, heißt es im Fußball. Wie viel<br />

Schauspieler hingegen glauben zu schnell: Das<br />

war’s jetzt.


Sie sind an der Fritz-Kirchhoff-Schule<br />

Berlin zur Schauspielerin ausgebildet<br />

worden. War die Ausbildung auch dort,<br />

wie so häufig, eher theaterorientiert?<br />

Elisabeth Degen: Schon und das halte<br />

ich auch ehrlich für ein Manko und finde,<br />

es müsste in der Ausbildung deutlicher beides,<br />

Theater und Film, zusammen gebracht werden.<br />

Für beides zu arbeiten, entspricht ja auch<br />

der Berufsrealität. Auch die Vorbereitung auf<br />

Castings sollte im Unterricht regelmäßig thematisiert<br />

werden. Ein Casting ist auf seine Art<br />

eine eigene Welt, gerade auch im Vergleich<br />

zum Vorsprechen, weil es dort oft schlicht um<br />

Typfragen geht und man sich deshalb manchmal<br />

fast wie eine Ware behandelt fühlt.<br />

Wann haben Sie Ihre ersten Kameraarbeiten<br />

gemacht?<br />

Ich habe schon vor der Schule ein wenig<br />

für Film und Fernsehen gearbeitet, was<br />

man sich während des Unterrichts dann eher<br />

verbeten hat. Die Philosophie lautete: Geht erst<br />

ans Theater und sammelt dort Erfahrung. Und<br />

so habe ich mich zunächst drei Jahre lang aufs<br />

Theater gestürzt, was leider gleichbedeutend<br />

damit ist, für die Filmbranche erst einmal wieder<br />

außen vor zu sein. Auf der einen Seite, weil<br />

die Theater einen nicht allzu gerne für Jobs herauslassen,<br />

zum anderen weil auch Produktionen<br />

da sehr zurückhaltend sind und die<br />

vermeintlichen Probleme meiden, die Drehplanänderungen<br />

bei fest an Theatern Angestellten<br />

hervorrufen könnten. Andererseits gibt<br />

es auch Caster, die sich gerne Vorstellungen<br />

anschauen und sich da inspirieren lassen. Insgesamt<br />

hängt aber natürlich auch das mit dem<br />

Namen zusammen, denn prominentere Kollegen<br />

können sich das natürlich durchaus leisten.<br />

Wie gehen Sie vor, um sich einen<br />

gewissen Status im Beruf zu erarbeiten?<br />

Zumal die finanzielle Situation zunächst<br />

verlangen dürfte, zu nehmen, was einem<br />

geboten wird.<br />

und mit der Schauspielerin<br />

Elisabeth Degen („Aimée und<br />

Jaguar“) über den nicht selten<br />

ernüchternden Alltag des<br />

Schauspielerberufs.<br />

Anspruch<br />

und Wirklichkeit<br />

Klar, wenn Not am Mann ist, muss man<br />

das tun. Und gerade jene, die vom Theater<br />

kommen, geraten zunächst oft in einen Konflikt<br />

mit ihren Ansprüchen – das ging uns allen<br />

so. Aber man lernt auch, sich die Projekte<br />

zu suchen, die diesen Ansprüchen gerecht<br />

werden, während man parallel Rollen spielt,<br />

die dem vielleicht nicht so genügen. Wobei ich<br />

wirklich sagen muss: Das ist beides ehrliche Arbeit.<br />

Ich habe vor einem Schauspieler, der tagtäglich<br />

für eine Soap arbeitet, genau so viel Respekt<br />

wie vor einem Filmschauspieler. Letztlich<br />

sind wir alles kreative Menschen, wir wollen<br />

arbeiten, wollen uns verwirklichen.<br />

Haben Sie bei Castings manchmal<br />

das Gefühl, dass es gar nicht zwingend<br />

darum geht, den Besten zu finden, sondern<br />

sehr schnell auch darum, den Prominentesten?<br />

Das ist leider so. Daran hängt der Glaube,<br />

Prominenz bedeute gleich auch Einschaltquote.<br />

Dabei stimmt das gar nicht. Es<br />

gibt sehr viele prominent besetzte Filme mit<br />

schlechter Quote und umgekehrt. Dieser Aberglaube<br />

herrscht leider trotzdem immer noch<br />

in breitem Maße. Ich habe ähnliches auf einem<br />

Casting auch selbst erlebt. Es kam eine<br />

Kollegin mit einem größeren Namen, und<br />

zack, ist sie es, wobei ich dachte, dass das mit<br />

Schauspielqualität nichts mehr zu tun hatte.<br />

Geht das selbst bis in die kleinsten<br />

Rollen hinein?<br />

Sicher, auch das kommt vor. Wir schauen<br />

uns ja einiges aus Amerika ab, leider nicht<br />

immer das Positive. Und dort ist es gerade relativ<br />

hip, für kleinste Rollen Promis zu nehmen,<br />

um mit ihnen ein Sahnestück aufs Ganze zu<br />

setzen. In erster Linie heißt das aber für mich,<br />

dass ich weniger zu arbeiten bekomme. Man<br />

gibt auf Castings sein Herzblut, und dann öffnet<br />

sich die Tür, jemand kommt herein und<br />

wird bevorzugt. Das hat schon etwas frustrierendes<br />

und bedeutet, dass man schwer<br />

an Rollen herankommt. Das ist bitter.<br />

Wie beurteilen Sie die Gagensituation<br />

in Deutschland?<br />

Eher problematisch, denn die Schere<br />

klafft ziemlich. Mittlerweile kommen Angebote<br />

von nur 800 Euro Tagesgage herein, inklusive<br />

Anreise und Unterkunft. Das ist ein massives<br />

Problem. Da hast du mal einen Drehtag<br />

ergattert und bekommst 800 Euro, wovon<br />

Steuern, Agentur und womöglich noch Anreise<br />

abgehen. Das ist schon verdammt wenig.<br />

Es gibt Anrufe bei meiner Agentur, man<br />

suche einen Schauspieler, der bitte, bitte vor<br />

Ort wohnt. Da wird dann <strong>als</strong>o die Kartei durchgegangen<br />

nicht nach dem Kriterium, wer passt<br />

zur Rolle, sondern in erster Linie: Wer ist vor<br />

Ort! Soviel auch noch einmal zum Thema Qualität.<br />

Das ist schon absurd, aber nicht mehr ungewöhnlich.<br />

Jedem Büro-Angestellten wird<br />

völlig selbstverständlich eine Dienstreise bezahlt.<br />

Ich denke, wir verlangen da nichts Unverschämtes.<br />

Wie viele Tage im Jahr müssten Sie<br />

drehen, um gut versorgt zu sein?<br />

Es kommt natürlich darauf an, wie viel<br />

ich pro Drehtag bekomme. Aber sagen wir<br />

mal so: Wovon ich – rein technisch gesehen<br />

und bescheiden angesetzt – gut leben könnte,<br />

wären so drei Drehtage im Monat.<br />

Das ergibt etwa 12 Nebenrollen im<br />

Jahr. Das ist ziemlich viel.<br />

Das ist sehr viel und fast illusorisch. Viele<br />

von uns leben deshalb ja vom Arbeitslosengeld<br />

oder von Nebenjobs. Über Theaterprojekte<br />

und Lesungen kann ich über das Jahr<br />

verteilt natürlich auch einiges kompensieren.<br />

Aber um Arbeitslosengeld zu bekommen,<br />

müssen wir im Moment 365 Tage Beschäftigung<br />

in einem Zeitraum von drei Jahren nachweisen,<br />

was sich mit Hartz III demnächst sogar<br />

noch etwas verschärfen wird.<br />

Da muss sich die Kreativität des Berufs<br />

im persönlichen Lebensmanagement<br />

fortsetzen...<br />

Absolut. Da ist auch sehr wichtig und besonders<br />

hilfreich, wenn Du eine gute Agentur<br />

hast, die das zum Teil übernimmt. Da bin<br />

ich gut aufgehoben, aber mir ist es auch wichtig,<br />

einige Dinge selbst zu unternehmen in<br />

Richtung Theater und Lesungen, um auf diese<br />

Art weiter Kontakte zu knüpfen.<br />

Was ist Ihr beruflicher Zukunftswunsch?<br />

Was meine Arbeit anbelangt, wünschte<br />

ich mir, regelmäßiger spannende Sachen<br />

drehen zu können. Generell würde ich Castern,<br />

Besetzern und Produzenten mehr Zeit wünschen,<br />

um Fantasie bei der Besetzung von Rollen<br />

zu entwickeln. Dass selbst in Bildern von<br />

Schauspielern mehr der Mensch und weniger<br />

die Ware gesehen würde, dass man sich <strong>als</strong>o<br />

mit den Schauspielern etwas mehr auseinandersetzt.<br />

Außerdem werden Soaps und<br />

Serien fast ausschließlich unter 35 besetzt, es<br />

herrscht <strong>als</strong>o so ein seltsamer Jugendwahn,<br />

der auch nicht wirklich in die Tiefe geht. Und<br />

vor allem wünsche ich unserer gesamten Branche<br />

viel mehr Mut in jedweder Richtung.<br />

Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 21


Nach Jahren des stetigen<br />

Wachstums stagnieren<br />

die Schauspielergagen –<br />

auf hohem Niveau. Produzenten<br />

und Darsteller versuchen,<br />

sich mit der neuen Situation<br />

zu arrangieren.<br />

22<br />

Schauspielergagen<br />

Die fetten Jahre<br />

sind vorbei<br />

VON RÜDIGER SCHMITZ-NORMANN<br />

Die Neunziger waren eine goldene<br />

Zeit für Schauspieler. In den USA<br />

wurde Julia Roberts Friseur während<br />

des Drehs mit 60.000 Dollar entlohnt,<br />

Jim Carrey brauchte zwei Köche am Set<br />

– einen für sich und einen für seinen Leguan.<br />

Auch hier zu Lande wurden Darsteller nicht<br />

mehr <strong>als</strong> Schauspieler, sondern <strong>als</strong> Markenartikel<br />

gehandelt. Stars bringen Quote, so das<br />

Credo von RTL-Macher Helmut Thoma. Moderatoren<br />

und Schauspieler wurden von den<br />

aufkommenden Privatsendern abgeworben –<br />

mit viel Geld. Vorbei die Quasi-Monopolzeiten<br />

der Öffentlich-Rechtlichen, in denen Spitzendarsteller<br />

wie Hansjörg Felmy umgerechnet<br />

15.000 Euro für einen kompletten Film bekamen.<br />

„Zwischen 1991 und 2001 stiegen die<br />

Schauspielergagen jedes Jahr durchschnittlich<br />

um mindestens zehn Prozent“, so Ludwig<br />

Krecker, Leiter der Zentralabteilung Fernsehen<br />

beim ZDF. Top-Namen wie Lauterbach oder<br />

Adorf wurden in den Medien mit umgerechnet<br />

10.000 Euro pro Tag gehandelt – weder<br />

bestätigt noch dementiert. „Gerechtfertigt ist<br />

die Gage, die sich in den Verhandlungen erzielen<br />

lässt“, so der Agent Bernhard Hoestermann<br />

(Claudia Michelsen, Julia Jäger) 1998<br />

zum Focus. Durch Filmfonds war auf einmal<br />

Geld vorhanden für internationale Ko-Produktionen.<br />

Darsteller wie Til Schweiger und<br />

Franka Potente spielten plötzlich neben Sylvester<br />

Stallone und Matt Damon. Von Schweiger<br />

wurde eine Kinofilmgage von 500.000 Euro<br />

kolportiert – auch diese Zahl wurde nie<br />

kommentiert.<br />

Doch die fetten Jahre sind vorbei. „Die Zahl<br />

der eigenproduzierten Fernsehfilme sank von<br />

350 im Jahr 2001 auf 200 im Jahr 2004“, so<br />

Johannes Kreile, Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />

Deutscher Fernsehproduzenten.<br />

Verständlich: Schließlich kostet eine Sendeminute<br />

Reality-Show etwa 2000 Euro – eine<br />

Minute TV-Movie dagegen 14.000 Euro. Dass<br />

Das sagt …<br />

Veronica Ferres in „Die Manns“, Foto: WDR<br />

Veronica Ferres<br />

über Lust und Leid, Schauspielerin<br />

in Deutschland zu sein.<br />

Um <strong>als</strong> Schauspieler in Deutschland erfolgreich<br />

zu sein, muss man vor allem<br />

... „versuchen, an sich selbst zu glauben.<br />

Wenn Du es nicht tust, wir sollen es<br />

dann die anderen können? Man muss<br />

sich informieren, welche Filme und Theaterstücke<br />

in Vorbereitung sind und sich<br />

dort bewerben, wo man mit besonderem<br />

Herzblut dabei sein möchte.“<br />

Wer drei Jahre nach Ausbildungsende<br />

noch nicht von seinem Beruf leben kann, der<br />

sollte... „die Hoffnung nicht aufgeben,<br />

sich aber ein zweites Standbein schaffen!“<br />

Besser würde es dem deutschen Film<br />

gehen, wenn die Schauspielschulen... „mehr<br />

zur Selbständigkeit, zur eigenen Meinung<br />

und zur Einzigartigkeit eines jeden<br />

Künstlers ermutigen würden.“<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />

ein Tatort im Schnitt sieben Mal gesendet wird<br />

und damit seine hohen Kosten relativiert, fällt<br />

kaum ins Gewicht. Das Geld muss heute da<br />

sein. Für einen 90-Minüter bekommen die Produzenten<br />

im Schnitt 1,3 Millionen Euro, vor<br />

zwei Jahren waren es noch 1,5. Die Gagen<br />

stagnieren dagegen auf hohem Niveau. Folge:<br />

Den Produzenten laufen die Kosten weg.<br />

Die Schauspieler: Reich wird selten<br />

einer<br />

„Die Spitzengagen verzerren das Bild“, sagt<br />

Schauspieleragent Roland Forster, der unter<br />

anderem Ottfried Fischer und Sissi Perlinger<br />

vertritt. Von den rund 15.000 Darstellern in<br />

Deutschland zählen nur etwa zwei Dutzend<br />

zur Spitzengruppe. Sie verdienen geschätzte<br />

6000 bis 7500 Euro Tagesgage: Heiner Lauterbach,<br />

Heinz Hoenig, Mario Adorf, Heino<br />

Ferch, Ben Becker, Moritz Bleibtreu, Veronica Ferres,<br />

Hannelore Elsner, Senta Berger, Katja Riemann,<br />

Martina Gedeck und andere. Forsters<br />

Klient Ottfried Fischer soll für jede Folge des „Bullen“<br />

von Tölz 280.000 Euro bekommen. „Dazu<br />

sage ich überhaupt nichts“, sagt Forster.<br />

Mit der Gage sind bei den Privaten und immer<br />

öfter auch bei den Öffentlich-Rechtlichen<br />

nach dem Buy-Out-Prinzip alle Rechte abgegolten:<br />

für Auslandsverkäufe, Wiederholungen,<br />

Gewinnbeteiligung. Reich wird da selten<br />

einer – und schon gar nicht der Norm<strong>als</strong>chauspieler.<br />

„Viele arbeiten nur 20 Drehtage<br />

im Jahr“, rechnet Produzent Tom Spieß von<br />

Little Shark Entertainment vor („Das Wunder<br />

von Bern“): „Bei 2000 Euro Tagesgage macht<br />

das 40.000 Euro jährlich. Minus Steuer, minus<br />

Versicherungen.“ Bundesweit waren im April<br />

3157 Schauspieler arbeitslos gemeldet. Mancher<br />

kommt in die Schlagzeilen, so wie im letzten<br />

Jahr Bernd Herzsprung, der monatlich<br />

1300 Euro Arbeitslosengeld bezogen haben<br />

soll.


Die Sender: weniger Filme und<br />

Serien<br />

Nach einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalten<br />

wurden 2003 deutlich weniger<br />

Filme und Serien gesendet <strong>als</strong> vor fünf Jahren,<br />

vor allem bei den Privaten. Bei Pro7 sank der<br />

Anteil von 50,8 auf 24 Prozent, bei RTL von<br />

37,6 auf 25, bei Sat.1 von 39,5 auf 32,1. Die<br />

Privaten produzieren weniger, die Gewichte<br />

verschieben sich. Sat.1 beispielsweise finanziert<br />

statt vieler Filme lieber ein bis zwei TV-<br />

Ereignisse im Jahr, mit entsprechender Werbung:<br />

Die Marketingbudgets liegen bei geschätzten<br />

ein bis anderthalb Millionen. Zwischen<br />

2002 und 2004 sank die Zahl der Mitglieder<br />

des Deutschen Produzentenverbandes<br />

von 150 auf 110 – hauptsächlich wegen Insolvenz,<br />

Konkurs, Geschäftsaufgabe.<br />

Die Sender stellen weniger Geld zur Verfügung,<br />

und sie vergeben weniger Aufträge.<br />

Gleichzeitig steigt der Aufwand: „Ein Fernsehspiel,<br />

das früher mit 600 Schnitten ausgekommen<br />

ist, braucht heute 2000“, so der<br />

Kölner Produzent Gerhard Schmidt (Cologne<br />

Gemini). Dazu kommt, dass die Gagen bis zu<br />

einem Drittel der Produktionskosten auffressen.<br />

Problematisch dabei weniger die hohen<br />

Gagen der Stars, sondern der breite Anteil der<br />

Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe,<br />

die auch ihren Anteil vom Kuchen haben wollen.<br />

Ludwig Krecker vom ZDF ergänzt: „2500<br />

bis 4000 Euro Tagesgage sind im mittleren Bereich<br />

heute an der Tagesordnung.“<br />

Die Produzenten: „Notfalls wird<br />

umbesetzt“<br />

Um aus dem Kostenkarussell auszusteigen,<br />

gehen die Produzenten verschiedene Wege.<br />

Das fängt bei der Arbeit am Drehbuch an: weniger<br />

Drehorte, weniger Außenaufnahmen,<br />

weniger Nachtdrehs, weniger Nebenrollen.<br />

Größere Produktionsfirmen setzen auf eine<br />

Mischkalkulation vor allem mit gewinnträchtigen<br />

Serien. Gerhard Schmidt: „Wir produzieren<br />

Kinofilme, Fernsehspiele, Sitcoms, Doku-Soaps.<br />

Zur Zeit arbeiten wir an einer neuartigen<br />

Weekly Soap, die wir zum Minutenpreis<br />

von 1500 Euro statt der üblichen 5000<br />

produzieren.“<br />

Auch die Gehaltsverhandlungen werden<br />

wieder härter geführt. Das Gagengefüge ist<br />

transparenter geworden. Sender wie ZDF und<br />

RTL pflegen mittlerweile Datenbanken. Im ZDF<br />

-Personensuchsystem Perseus etwa sollen rund<br />

25.000 Schauspieler katalogisiert sein, mit allen<br />

Rollen und Gagen. Sender und Produzenten<br />

tauschen sich untereinander aus. Wie<br />

viel ein Schauspieler zuletzt bekommen hat,<br />

ist für die meisten Produzenten eine Produktion<br />

der Maßstab. Notfalls wird umbesetzt. Die<br />

Erfahrung der Branche zeigt: Wenn einer zweimal<br />

abgesagt hat, sagt er beim Dritten Mal zu.<br />

Andere gehen noch einen Schritt weiter<br />

und drehen gleich ohne Stars. RTL postulierte<br />

Ende der 90er eine Abkehr vom Starsystem,<br />

setzte Obergrenzen für Honorare fest, dreht<br />

seitdem am liebsten mit Nachwuchsschauspielern.<br />

Und ist damit beim Publikum genau<br />

so erfolgreich. „Schauspieler werden <strong>als</strong> Quotengarant<br />

überschätzt“, sagt auch Tom Spieß.<br />

Blueprint, der letzte Franka Potente Film, lockte<br />

100.000 Zuschauer ins Kino. Selbst Götz<br />

George floppt im Kino regelmäßig, zuletzt mit<br />

„Solo für Klarinette“ und „Viktor Vogel“.<br />

Alte neue Heimat<br />

Die Schauspieler machen das Beste aus der Situation.<br />

Wer es sich leisten kann, frischt sein<br />

Image in Nachwuchsprojekten auf, oft für einen<br />

Bruchteil der Gage. Schauspieleragent Roland<br />

Forster: „Die Bereitschaft etablierter Darsteller,<br />

für junge Regisseure oder ein prestigeträchtiges<br />

Objekt mit brisanten Themen billiger<br />

<strong>als</strong> sonst zu arbeiten, ist gestiegen.“ Ein<br />

Signal in der Branche war 1999 das Engagement<br />

von Götz George, der sonst auch schon<br />

mal 15.000 Euro Tagesgage verlangen soll: Als<br />

der Mengele-Film „Nichts <strong>als</strong> die Wahrheit“ auf<br />

der Kippe stand, finanzierte er das Projekt mit<br />

1,5 Millionen Mark eigenem Geld.<br />

Viele finden ihre neue alte Heimat bei den<br />

Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF hält seit einem<br />

Jahrzehnt seine Quote von 80 bis 90 TV-Filmen<br />

und 220 bis 250 Serienfolgen pro Jahr,<br />

auch für 2005 sind 85 Einzelstücke geplant.<br />

Ähnliches gilt für die ARD-Anstalten. Gebhard<br />

Henke, Fernsehspielchef des WDR: „Jahrelang<br />

haben die Privaten die Gagen in die Höhe getrieben,<br />

jetzt kommen die Schauspieler wieder<br />

zu uns.“ Und das mit guten Chancen. Das<br />

Publikum mag die bekannten Gesichter, die<br />

Regisseure arbeiten lieber mit Darstellern, die<br />

sie kennen. Von den etwa 9000 Rollengesprächen,<br />

die das ZDF jedes Jahr führt, scheitert<br />

nur etwa ein Prozent an der Gagenfrage.<br />

Eine Prognose für die Zukunft wagt niemand.<br />

Werden die Privaten wieder mehr produzieren,<br />

wenn die Werbekrise vorbei ist? Werden<br />

sich Container- und Casting-Shows bald<br />

erschöpfen? Sicher scheint nur: Dass in den<br />

vergangenen Jahren mehr Filme gedreht wurden,<br />

hat zu einer breiten Qualitätssteigerung<br />

geführt, auch im internationalen Vergleich.<br />

Gebhard Henke, der für den WDR u.a. die Breloer-Dokudramen<br />

und die Produktionen der<br />

Berliner X-Filme betreute: „Wenn kleinere Firmen<br />

jetzt nicht mehr drei Filme im Jahr drehen,<br />

sondern nur einen<br />

alle zwei bis drei Jahre, besteht<br />

die Gefahr, dass die<br />

Qualität wieder sinkt.“<br />

Stephanie Stremler<br />

in „Die Spielwütigen“,<br />

Foto: timebandits<br />

Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 23


Wer <strong>als</strong> junger Schauspieler<br />

überleben will, muss<br />

umfassende Medienkompe-<br />

tenz vorweisen können.<br />

Schauspielschulen<br />

reagieren auf die neuen<br />

Anforderungen und stellen<br />

ihren Lehrplan um.<br />

Der Schauspieler ist von der unbändigen<br />

Lust getrieben, sich<br />

unaufhörlich in andere Menschen<br />

zu verwandeln, um in<br />

dem anderen am Ende sich selbst zu entdecken“,<br />

befand einst Schauspieler und<br />

Regisseur Max Reinhardt. Dem hehren<br />

Wunsch nach Selbstentdeckung steht die<br />

Praxis heute häufig entgegen: Es gibt immer<br />

weniger feste Engagements an Theatern;<br />

die Schauspieler müssen sich zunehmend<br />

andere Einkunftsquellen erschließen.<br />

Solche bietet seit dem Siegeszug<br />

der Privatsender vor allem das Fernsehen;<br />

Kinoproduktionen stellen eher das<br />

Sahnehäubchen dar. Den Film-Markt bestimmen<br />

Zeitdruck und Terminnöte. Raum<br />

für ausgiebiges Rollenstudium bleibt meist<br />

nicht - häufig ist der Schauspieler auf sich<br />

selbst angewiesen, auf gute Vorbereitung<br />

zu Hause, auf technisches Verständnis, um<br />

in den durchstrukturierten Abläufen am<br />

Set „zu funktionieren“.<br />

Produzenten und Regisseure<br />

wollen sich auf Schauspieler verlassen<br />

können<br />

Um auf diese Anforderungen nach Medienkompetenz<br />

zu reagieren, haben einige<br />

Schauspielschulen verstärkt Camera Acting<br />

und andere filmspezifische Inhalte in<br />

ihren Lehrplan aufgenommen. Neben den<br />

24<br />

Schauspielschulen in NRW<br />

Spielen lernen<br />

VON ANNA KOSKODA<br />

üblichen Basisfächern wie Stimmbildung<br />

und Sprecherziehung, Szenen- und Rollenstudium,<br />

Bewegungslehre und Körpertraining<br />

bieten sie eine spezifische Ausbildung<br />

für Film und Fernsehen an, die den<br />

Schauspielern den Einstieg ins Filmgeschäft<br />

erleichtern soll.<br />

„Produzenten und Regisseure nehmen<br />

oft die gleichen Schauspieler, weil sie sich<br />

am Set auf sie verlassen können. Dabei<br />

hätten sie gerne auch neue Gesichter“,<br />

weiß Bernd Capitain. Er ist einer der Geschäftsführer<br />

der seit Anfang des Jahres<br />

aus der Camera Acting School hervorgegangenen<br />

Film Acting School in Köln, die<br />

auf die Lücke im herkömmlichen Ausbildungssystem<br />

baut. Immer wieder bekommt<br />

die Schule Anfragen von Produzenten<br />

nach neuen Darstellern, die sich im<br />

Geschäft auskennen.<br />

Alle Abbildungen<br />

aus „Die<br />

Spielwütigen“,<br />

Fotos:<br />

timebandits<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />

Emotionen vor der Kamera<br />

unterdrücken<br />

Denn das vermeintlich „einfache“ Agieren<br />

vor der Kamera hat so seine Tücken. „Man<br />

muss Emotionen vor der Kamera eher<br />

unterdrücken. Denn die Kamera ist wie ein<br />

Mikroskop, sie vergrößert alles“, erklärt Gereon<br />

Nussbaum, Betreiber der Arturo-<br />

Schauspielschule in Köln. Während im Theater<br />

alles etwas größer gespielt werden<br />

muss, um eine Figur im weiten Raum zum<br />

Leben zu erwecken, feilt man vor der Kamera<br />

eher an Nuancen, arbeitet mit dem<br />

Ausdruck der Augen.<br />

Neben diesem Basishandwerk gilt es<br />

jedoch auch, die Schauspielschüler mit der<br />

Technik vertraut zu machen. „Der Markt<br />

ist sehr schnell geworden. Man muss bei<br />

einem Casting in einer Minute überzeugen<br />

können“, sagt Johannes Klaus, der Studiengangsbeauftragte<br />

an der Folkwang<br />

Hochschule, Abteilung Schauspiel Bochum<br />

(früher Westfälische Schauspielschule).<br />

Dort versucht man, in Abgrenzung zur<br />

Schauspielabteilung in Essen, sich mehr auf<br />

Filmarbeit zu konzentrieren.<br />

Neben den Basis-Ausbildungen haben<br />

sich mittlerweile auch einige Weiterbildungsangebote<br />

in NRW etabliert, die sich<br />

an Schauspieler mit Erfahrung richten.<br />

„Man muss lernen, die Kamera <strong>als</strong> Partner<br />

zu begreifen, sich ihr zu öffnen“, erläutert


Holger Borggrefe von der ifs (internationale filmschule<br />

köln). Man müsse wissen: Wie wirke ich<br />

im Verhältnis zur Kamera, wie kommuniziere ich<br />

mit dem Kameramann, wie funktionieren die Kameralinsen,<br />

wie verhalte ich mich bei drei Kameras<br />

gleichzeitig?<br />

TV-Schauspieler haben meist nur wenig Zeit.<br />

Deshalb müssen sie lernen, sich schnell in emotionale<br />

Situationen zu versetzen, sie, wenn nötig,<br />

mehrm<strong>als</strong> zu wiederholen und immer die Anschlüsse<br />

einzelner Drehs parat zu haben.<br />

Fast jede große deutsche Stadt besitzt öffentliche<br />

und private Schauspielschulen, deren<br />

Ausbildung sich meist auf acht Semester<br />

erstreckt. In Berlin sind das etwa die Hochschule<br />

für Film und Fernsehen (HFF Konrad<br />

Wolf, Potsdam), die Universität der Künste und<br />

die Ernst-Busch-Schauspielschule, in München<br />

die Bayerische Theaterakademie August Everding<br />

oder die Otto-Falckenberg-Schule, um<br />

nur einige zu nennen. Im Folgenden stellen wir<br />

die Schauspielschulen in NRW vor.<br />

Schauspielschulen<br />

in NRW<br />

Die Folkwang Hochschule mit den Schauspielausbildungen<br />

in Essen und Bochum ist die<br />

einzige öffentliche Schule in NRW. Wer sich<br />

stärker für Film und Fernsehen interessiert, sollte<br />

sich besser in Bochum bewerben. Dort fängt<br />

man mit dem Camera Acting bereits in den ersten<br />

zwei Semestern (von acht) an. Im zweiten<br />

Semester drehen die Studenten mit den<br />

Kameraleuten der Klasse von Adolf Winkelmann<br />

(FH Dortmund) bereits möglichst eigenständig<br />

einen Film. Gleichzeitig kooperiert<br />

man mit der Kölner ifs, arbeitet gemeinsam mit<br />

dortigen Regiestudenten. Neben den Kooperationen<br />

mit dem Bochumer und dem<br />

Wuppertaler Schauspielhaus besteht seit Jahren<br />

auch eine enge Zusammenarbeit mit dem<br />

WDR, um den Praxisbezug schon möglichst<br />

früh herzustellen.<br />

Folkwang Hochschule, Klemensborn<br />

39, 45239 Essen,<br />

Tel. 0201/4903-0,<br />

www.folkwang-hochschule.de<br />

Die Ausbildung an der Arturo Schauspielschule<br />

in Köln, einer Modellschule des<br />

IDS – Berufsverband deutscher Schauspieler<br />

e.V. –, dauert ebenfalls vier Jahre. Während sich<br />

die ersten zwei Jahre auf die schauspielerischen<br />

Grundlagen konzentrieren, steht ab dem dritten<br />

Ausbildungsjahr Kamera-, aber auch<br />

Mikrofontraining verstärkt auf dem Ausbildungsplan.<br />

Die Studenten verlassen die Schule<br />

mit einem Vorsprech-Repertoire für die Bühnen,<br />

einem Ausbildungsband (Video) und einer<br />

Ausbildungs-CD (Audio), um sich bei Castern,<br />

Sendern und Produzenten vorstellen zu<br />

können. Die Ausbildung beginnt im Januar<br />

und im September und kostet 410 Euro im<br />

Monat.<br />

Arturo Schauspielschule,<br />

Widdersdorfer Str. 327, 50933 Köln,<br />

Tel. 0221/912 37 70,<br />

www.arturo-dsa.de<br />

Die Film Acting School in Köln ist eine reine<br />

Filmschauspielschule, die ihre Ausbildung<br />

auf das Spielen vor der Kamera konzentriert.<br />

18 Monate lang werden die Schüler möglichst<br />

praxisnah an den Medienalltag herangeführt.<br />

Zu den Besonderheiten der Schule gehört eine<br />

enge Zusammenarbeit mit Kölner Produktionsfirmen<br />

sowie mit zwei amerikanischen<br />

Instituten (in New York und Nebraska), die die<br />

Schüler auf internationale Koproduktionen vorbereiten<br />

sollen. Die nächsten Ausbildungskurse<br />

beginnen im Januar und August 2005 und kosten<br />

450 Euro im Monat. Der Abschlussfilm<br />

einer Klasse wird im Filmhaus Köln vor Produzenten<br />

und Castern gezeigt.<br />

Film Acting School Cologne,<br />

Hansaring 21, 50670 Köln,<br />

Tel. 0221/912 35 80<br />

www.filmactingschool.de<br />

Das Theater der Keller in Köln bietet in der<br />

hauseigenen Schauspielschule ebenfalls eine<br />

Ausbildung an, die sich jedoch mehr auf die<br />

Theaterpraxis konzentriert. Während des<br />

Hauptstudiums im 3. und 4. Jahr steht allerdings<br />

ebenfalls Film- und Fernseharbeit und<br />

Castingtraining auf dem Lehrplan. Die Klassen<br />

für die dreieinhalbjährige Ausbildung beginnen<br />

im September und kosten 350 Euro im<br />

Monat.<br />

Theater der Keller,<br />

Kleingedankstr. 6, 50677 Köln,<br />

Tel. 0221/93 22 959<br />

www.theater-der-keller.de<br />

Hartz und<br />

die Folgen der<br />

Sozialrechtsreform<br />

Für Film- und Fernsehschaffende hat die Sozialrechtsreform<br />

womöglich berufsgefährdende<br />

Folgen. Denn seit dem 1. Februar<br />

läuft für alle Arbeitnehmer der Countdown<br />

für die Anwartschaften auf das Arbeitslosengeld<br />

I. Für viele ist dies ein wichtiges Datum.<br />

Denn Arbeitslosengeld I bekommt in<br />

Zukunft nur, wer innerhalb von zwei Jahren<br />

(zuvor in drei Jahren) mindestens 360 Arbeitstage<br />

sozialversicherungsrechtlich vorweisen<br />

kann. Im Rahmen der bestehenden<br />

Regelungen und üblichen Produktionsabläufe<br />

wird dies in der Zukunft kaum noch<br />

möglich sein. Selbst wenn jemand in einer<br />

Woche deutlich mehr <strong>als</strong> 40 Stunden arbeitet,<br />

zählen nur die reinen Tage für die Anwartschaft.<br />

Der Gesetzgeber hat die Verantwortung<br />

für die Auswirkung seiner Politik<br />

in die Hand der Tarifparteien gegeben.<br />

Sonderregelungen für die Filmbranche wird<br />

der Gesetzgeber erklärtermaßen nicht einrichten.<br />

Die ifs (internationale filmschule köln)<br />

bietet Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt<br />

Filmschauspiel. Dabei gibt es zwei Arten von<br />

Workshops, zum einen vier Mal im Jahr dreitägige<br />

Lehrgänge mit internationalen Filmkünstlern,<br />

zuletzt mit Mike Figgis. Für Anfang<br />

Juli ist ein Workshop mit Hans-Christian<br />

Schmid geplant. Die zweite Art von Workshop<br />

ist umfassender. Der Schauspiellehrer M.K. Lewis<br />

aus Los Angeles bietet im August drei aufeinander<br />

aufbauende, jedoch auch getrennt<br />

zu besuchende Workshops an, die jeweils zwei<br />

Wochen dauern: Camtech for Actors Part I,<br />

Part II und die Master Class. Voraussetzung für<br />

diese Workshops ist der Abschluss einer Schauspielausbildung<br />

oder der Nachweis einer vergleichbaren<br />

praktischen zweijährigen Berufstätigkeit<br />

<strong>als</strong> Schauspieler sowie gute Englischkenntnisse.<br />

Die dreitägigen Workshops kosten<br />

450 Euro, die zweiwöchigen mit M.K. Lewis<br />

1000 Euro.<br />

ifs, Werderstr. 1, 50672 Köln,<br />

Tel. 0221/92 01 88-0,<br />

www.filmschule.de<br />

Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 25


Seit Ende März verhandeln der Bundesverband Deutscher<br />

Fernsehproduzenten (BDF), die AG Neuer Deutscher Spielfilm-<br />

produzenten und der Verband deutscher Spielfilmproduzenten<br />

mit der Gewerkschaft Ver.di, die drei Flächentarifverträge<br />

für Film- und Fernsehschaffende gekündigt hatte.<br />

Tarifgespräche<br />

Im Focus der<br />

Verhandlungen<br />

VON PETER HANEMANN<br />

26<br />

Es geht um Honorare, Urheberrechte<br />

und Arbeitsbedingungen – und um die<br />

Besonderheiten eines filmwirtschaftlichen<br />

Arbeitsmarktes, für den kurzfristige<br />

Beschäftigungsverhältnisse typisch<br />

sind. Anders <strong>als</strong> bei anderen Tarifverhandlungen<br />

stehen die Verhandlungspartner unter<br />

besonderem politischen Druck. Der Druck<br />

wird durch die Reformen des Sozialversicherungssystems<br />

erzeugt – kurz: Hartz - und durch<br />

die andauernde Spardebatte über öffentliche<br />

Ausgaben. Davon ist auch das Finanzvolumen<br />

des öffentlich-rechtlichen Systems berührt. Vor<br />

gut einem Jahr gab NRW-Ministerpräsident<br />

Peer Steinbrück den Ton an: Zuerst in Berlin<br />

und dann auf dem Medienforum NRW in Köln<br />

verlangte er ein Moratorium bei den Rundfunkgebühren<br />

und problematisierte zugleich<br />

Struktur und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks. Im Herbst schlossen sich ihm<br />

seine Kollegen Edmund Stoiber (Bayern) und<br />

Georg Milbradt (Sachsen) an. Die Anstalten begegneten<br />

dem öffentlichen Druck mit dem<br />

Hinweis, dass sie längst begonnen hätten zu<br />

sparen. So kündigte WDR-Intendant Fritz Pleitgen<br />

für die Gebührenperiode 2005 bis 2008<br />

Beim Film geht es immer auch um Kohle:<br />

Moritz Bleibtreu und eine Tasche voller Geld<br />

in „Lola rennt“, Foto: Prokino<br />

„Einsparungen von netto 1,6 Milliarden Euro“<br />

an. Der Druck von oben wird nach unten<br />

weitergereicht. WDR-Fernsehdirektor Ulrich<br />

Deppendorf gibt ihn an Fernsehspiel-Chef<br />

Gebhard Henke mit dem Hinweis weiter, bei<br />

den Budgets zu sparen und auch auf die Höhe<br />

der Schauspielergagen zu achten. Die Botschaft<br />

kommt auch bei den Produzenten an,<br />

die seit Jahren über zu hohe Gagen klagen.<br />

Für BDF-Justitiar Johannes Kreile etwa steht<br />

fest, „dass Schauspieler mehr <strong>als</strong> angemessen<br />

bezahlt werden“.<br />

Trend zur Pauschalierung<br />

Tatsächlich aber stehen die Gagen für Schauspieler<br />

nicht im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen.<br />

Nichtsdestotrotz wollen und<br />

müssen beide Seiten definieren, welche Bezahlung<br />

für welche Leistung angemessen ist.<br />

Dazu bekommen sie Lagebeurteilungen gratis.<br />

„In den 90ern gab es eine Gagenbewegung<br />

nach oben, jetzt gibt es einen Trend nach<br />

unten“, sagt etwa Bernhard Hoestermann, Inhaber<br />

der gleichnamigen Berliner Agentur und<br />

Mitglied im Verband der Agenturen (VdA).<br />

Wer vom Abwärtstrend betroffen ist, ist unklar.<br />

Es gibt hochbezahlte Schauspieler mit benennbar<br />

hohen Preisen, die ab und an auch<br />

billig arbeiten (oder für Debüt-Reihen gar umsonst).<br />

Und es gibt weniger gut bezahlte, die<br />

nach oben kommen wollen und es deshalb für<br />

richtig halten, bei Forderungen zurückzustecken.<br />

Im Prinzip werden Schauspieler pauschal oder<br />

tageweise bezahlt. Hoestermann sieht eine<br />

Tendenz früher zu pauschalieren. Während<br />

man früher erst ab etwa zehn Tagen pauschalierte,<br />

verfahre man heute schon ab drei<br />

oder vier Drehtagen so. Hinzu komme, dass<br />

Schauspieler inzwischen bei Pauschalierungen<br />

zu prozentualen Nachlässen bereit sein müssten.<br />

Die gesamte Situation sei heute „mehr<br />

aufgefächert“, so Hoestermann. Insgesamt<br />

gebe es allseitig „Bereitschaft zu größeren<br />

Spielräumen“.<br />

Honorarrahmen nach unten offen<br />

Bislang gab es tarifvertragliche Regelungen<br />

von Schauspieler-Gagen allenfalls im Rahmen<br />

von Vergütungsregeln der Rundfunk-Anstalten.<br />

Für Kreile könnte das bei den Verhandlungen<br />

mit Ver.di „ein Anhaltspunkt“ sein.<br />

Beim WDR, beispielsweise, gibt es allerdings<br />

keine Mindestgagen, sondern nach Angaben<br />

von Ursula Lutkewitz, Fachbereichsleiterin der<br />

Honorar- und Lizenzabteilung, einen Honorarrahmen,<br />

der nach unten hin offen ist. Auch<br />

beim WDR heißt es, dass die Vergütungen<br />

vom Einzelfall abhängen.<br />

Im Kampfgetümmel der laufenden Tarifverhandlungen<br />

setzt Kreile <strong>als</strong> Verhandlungsführer<br />

der Arbeitgeberseite auf „das totale<br />

Buy Out“. Die Fernsehproduzenten wollen<br />

festschreiben, was RTL seit Jahren praktiziert:<br />

Schauspieler einmal für alles bezahlen –<br />

für ihre abgeleistete Arbeit, für TV-Wiederholungen<br />

und anderweitige Nutzungen von<br />

Programmen. Weil es auch bei RTL kein Tarifsystem<br />

für Darsteller gibt, sei das Buy Out<br />

„stets eine angenemessene Praxis der Vergütung<br />

gewesen“, so Jörg Graf (Leiter Produktionsmanagement<br />

im Bereich Business Affairs<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />

Programm). Das Modell habe auch Vorteile für<br />

Schauspieler: Sie bekämen einen Vorschuss auf<br />

Leistungen, die womöglich gar nicht anfallen.<br />

US-Import: Escalator-Modelle<br />

Es sind aber auch andere Modelle denkbar. So<br />

präferieren Ver.di und Verbände wie der VdA<br />

das Modell Folgevergütung - zunächst <strong>als</strong><br />

Grundgage für eine (definierte) Arbeitsleistung<br />

und zur Nutzung von Leistungsschutzrechten.<br />

Danach könnte festgelegt werden, was für eine<br />

Erstnutzung (im Rahmen der Kinoverwertung<br />

oder für die erste und zweite TV-Ausstrahlung)<br />

gezahlt werden muss. Geregelt wird<br />

dann auch eine Schwellenwertung etwa für<br />

die Nutzung schauspielerseitiger Leistungsschutzrechte<br />

für die Auswertung auf DVD. Aus<br />

Sicht von Ver.di könnte das über Verwertungsgesellschaften<br />

geregelt werden. Der VdA<br />

vertritt in Sachen Folgevergütung die Position,<br />

dass Schauspieler dann zur Reduktion von Gagen<br />

bereit seien, wenn auf Senderseite im Erfolgsfall<br />

ein Bonus gezahlt wird. Hier verfahren<br />

die Sender ganz unterschiedlich. Während<br />

das ZDF oft Folgevergütungen zahlt, zahlen die<br />

ARD-Anstalten teilweise und die Privaten überhaupt<br />

nicht. „Sie kalkulieren en bloc über zwei<br />

bis drei Verwertungsstufen und wollen die<br />

Künstler nicht am Erfolg beteiligen“, sagt Hoestermann.<br />

In dieser Frage wünscht er sich „eine<br />

beherzter agierende Produzentenschaft“.<br />

Auch für Kinofilm-Engagements wäre<br />

denkbar, dass Schauspieler bei steigendem Erfolg<br />

einen abgestuften Bonus bekommen –<br />

den ersten etwa nach einer zu fixierenden Zahl<br />

von Zuschauern. Vorbild für ein solches Treppenmodell<br />

sind die USA, wo so genannte<br />

Escalator-Verträge üblich sind. Man könnte dabei<br />

an mehreren Stellschrauben drehen, so etwa<br />

an der Höhe Bonuszahlen oder an der<br />

Schwelle ihres Beginns (z.B. nach 500.000<br />

oder einer Million Zuschauern usw.).<br />

Zeitkonten eröffnen<br />

Die Diskussion über die Gagenhöhe verstellt<br />

den Blick auf einen komplexen Zusammenhang<br />

von bezahlter und unbezahlter Arbeit<br />

sowie geregelter und ungeregelter Arbeitszeit,<br />

über den gerade verhandelt wird. Gemeinsames<br />

Ziel ist ein Gesamttarifvertrag, der das<br />

Gagengefüge inklusive Mindestgagen, das Urheberrecht<br />

und die Arbeitsbedingungen regelt.<br />

Für die Gewerkschaft hat die Darstellung der<br />

tatsächlichen Arbeitszeiten in sozialversicherungsrelevanten<br />

Beschäftigungszeiten (-tagen)<br />

oberste Priorität. Aus ihrer Sicht müssen Produktionsdauer<br />

und Beschäftigungstage entkoppelt<br />

werden. Ver.di fordert – nicht nur für<br />

die Berufsgruppe der Schauspieler, sondern für<br />

alle Filmschaffende, die befristet für eine Filmproduktion<br />

beschäftigt sind , die Einführung<br />

eines Zeitkontos für Mehrarbeit und Zuschläge.<br />

Im Anschluss an die Produktionszeit sollen<br />

dann entsprechend dem Zeitguthaben Ausgleichstage<br />

und, bezogen auf die gesamte Beschäftigungszeit,<br />

Urlaubstage angehängt werden.<br />

Dann hätten eben auch Schauspieler größere<br />

Chancen, im berufsbedingt häufigen Fall<br />

zeitweiliger Arbeitslosigkeit für den Bezug von<br />

Arbeitslosengeld I (siehe Kasten S. 25) genügend<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigungstage<br />

vorweisen zu können.


Anfang Juni startete<br />

Andres Veiels Schauspieler-<br />

Doku „Die Spielwütigen“.<br />

Für den Newsletter schreibt<br />

der Regisseur über seine<br />

Faszination für Schauspieler.<br />

Stets habe ich eine gewisse Faszination<br />

für die Grenze von Fiktion<br />

und <strong>Dokument</strong> verspürt. Als ich<br />

über das Konzept einer Langzeitbeobachtung<br />

nachdachte, war für<br />

mich deshalb früh klar, Schauspieler in<br />

den Mittelpunkt zu stellen. Sie zu porträtieren<br />

bietet mir zwei Möglichkeiten:<br />

zum einen, die Biografie der jeweiligen<br />

Person darzustellen. Zum anderen aber<br />

vermag ein Schauspieler über die Rolle<br />

Dinge zu tun, die er sich sonst vielleicht<br />

nicht trauen würde. Auf der Bühne ist alles<br />

erlaubt, was im Leben verboten ist.<br />

Und so gelingt es mir, in Räume vorzudringen,<br />

die bei anderen Personen versperrt<br />

sind.<br />

Auf einer weiteren Ebene beschäftigt<br />

sich mein Film auch mit dem Prozess<br />

des Erwachsenwerdens. Ein guter Schauspieler<br />

muss sich in allen Tiefen erfahren<br />

haben, um mit diesen Schichten die Rolle<br />

zu füllen und zu bereichern. Das setzt<br />

eine Fähigkeit zur (Selbst)-Reflexion und<br />

Eigenverantwortung voraus. Gleichzeitig<br />

aber muss er sich andererseits immer<br />

auch ein Stück Kind bewahren. Kind sein<br />

heißt: staunen, sich überraschen lassen,<br />

verwundbar bleiben. Das Älterwerden<br />

führt in eine Welt von schmerzhaften Erfahrungen,<br />

die oftm<strong>als</strong> zwingen, sich zu<br />

schützen und so an bestimmten Stellen<br />

Mauern zu ziehen. Für einen Schauspieler<br />

ist genau das gefährlich: sich nicht offen<br />

zu halten und nicht mehr mit Neugierde<br />

auf sich und das Leben zu schauen.<br />

Um geeignete Protagonisten für<br />

meinen <strong>Dokument</strong>arfilm zu finden, wendete<br />

ich mich an die Hochschule für<br />

Schauspielkunst „Ernst-Busch“ in Berlin.<br />

Unter den 200 Bewerbern, die den ersten<br />

Test für die Aufnahme in den Jahrgang<br />

1997 bestanden hatten, suchte ich<br />

zunächst nach klarem Talent. Ich wollte<br />

nicht Gefahr laufen, dass jemand nach<br />

zwei Jahren aufhört, weil deutlich wird,<br />

ihm fehlt das Besondere und er hat letzt-<br />

Neue Helden<br />

VON ANDRES VEIEL<br />

lich nichts zu sagen. Es war nicht schwierig,<br />

auf Anhieb 20 Talentierte zu finden.<br />

Schwierig war es hingegen, Bewerber zu<br />

entdecken, die von der Idee, Schauspieler<br />

zu werden, besessen waren. Sie<br />

sollten etwas in sich tragen, das heraus<br />

musste, den Wunsch etwa, über die<br />

Bühne ein anderer zu werden, sich selbst<br />

und seinem eigenen Korsett zu entkommen.<br />

Leute mit eigenem Profil, kompromisslos<br />

und im eigentlichen Sinne<br />

spiel-wütig, die suchte ich - und habe<br />

sie am Ende auch gefunden.<br />

Das ganze Projekt steht aus heutiger<br />

Sicht <strong>als</strong> klarer Gegenpol zu den Casting-<br />

Shows. Während dort vermittelt wird,<br />

man müsse nur gut aussehen und zum<br />

rechten Zeitpunkt am rechten Ort sein<br />

und schon sei der Weg nach oben geebnet,<br />

machen „Die Spielwütigen“ deutlich,<br />

wie groß die Hindernisse sind und<br />

wie lang dieser Weg ist, auf dem zunächst<br />

sehr viel Staub gefressen werden<br />

muss. Aus der Not der meisten werdenden<br />

Schauspieler, sich ausdrücken zu<br />

wollen, wird eine Notwendigkeit mit ungemeinem<br />

Willen, sich aus einem bestimmten<br />

Umfeld zu befreien. In der<br />

Schule wird die Chance auf einen neuen<br />

Anfang gesehen, die Möglichkeit, sich<br />

vollkommen neu zu entdecken. Als Konsequenz<br />

schaut kaum jemand realistisch<br />

darauf, wie der Markt tatsächlich aussieht.<br />

Die Bewerbungen erfolgen aus einem<br />

weitgehend ungebrochenen Idealismus<br />

heraus. Die Realitäten, die dieser<br />

Markt mit sich bringt mit seinem Warencharakter,<br />

der viel über das Äußere<br />

definiert, wo erst einmal ganz andere<br />

Dinge <strong>als</strong> Qualität eine Rolle spielen –<br />

all das bricht erst am Ende der Ausbildung<br />

massiv ins Bewusstsein ein. Wer es<br />

auf die „Ernst Busch“ geschafft hat, ist<br />

in einer privilegierten Situation. 80 bis 90<br />

Prozent der Studenten schaffen den<br />

Sprung in ein Engagement. Dennoch<br />

nimmt auch dort die Zahl derjenigen, die<br />

Andres Veiel,<br />

Foto: timebandits<br />

nicht vermittelt werden können, zu. Es<br />

hat mich überrascht, wie wenig pragmatisch<br />

analysiert und wahrgenommen<br />

wird, dass sich 20.000 von etwa 22.000<br />

Schauspielern in Deutschland mit Mühe<br />

und Not durchwursteln und nur der Rest<br />

zu den Glücklichen zählt, die vom Beruf<br />

auch leben können. „Und trotzdem!“,<br />

lautet die wiederum sehr schöne Reaktion,<br />

bei der die Spielwut dann so groß<br />

ist, dass die Möglichkeit schlicht verdrängt<br />

wird, eventuell zu den 20.000 zu<br />

gehören.<br />

Wir haben mit den Aufnahmen begonnen,<br />

<strong>als</strong> sich der Boom der Privaten<br />

Sender auf dem Höhepunkt befand, <strong>als</strong><br />

sehr viele Leute spontan Rollen beim<br />

Fernsehen bekommen haben und so<br />

auch sehr viel Geld verdienten. Ende<br />

2001 dann kam der große Einbruch. Ich<br />

kenne einige Schauspieler, die davor gut<br />

durchgekommen sind und sich plötzlich<br />

nur noch mit Mühe über Wasser halten<br />

können. Andere haben sich gar neue Berufe<br />

suchen müssen. Dieses Elend der<br />

Frustration und Enttäuschung ist ein gewissermaßen<br />

unsichtbares, weil Schauspieler<br />

nun einmal diese Fähigkeiten be-<br />

sitzen, sich in andere Situationen sehr<br />

schnell einzufügen. Ich bin immer wieder<br />

erstaunt, wenn ich Bewerbungen<br />

bekomme und sehe, womit die Leute<br />

über die Jahre ihr Geld verdient haben.<br />

Deshalb springt einen dieses Elend nicht<br />

so an. Aber wenn man die Messlatte mal<br />

anders anlegt und nach dem ursprünglichen<br />

Wunsch fragt, da zeigt sich dann<br />

ein heftiges und tiefes Leiden an dieser<br />

Differenz zwischen dem, was sie wollten,<br />

und dem, was sie tun.<br />

Doch die Leute kämpfen, und sie<br />

werden weiter kämpfen. Auch wenn die<br />

wirtschaftliche Lage dafür sorgen würde,<br />

dass sich das Angebot auf dem heutigen<br />

Level einpendelt, würde das nicht<br />

bedeuten, dass es in fünf Jahren weniger<br />

Schauspieler gibt. Das Reservoir an<br />

Menschen, die sich dieser Aussicht verschrieben<br />

haben, eines Tages mit der einen<br />

großen Rolle präsent zu sein, wird<br />

nicht geringer werden.<br />

Wer auch immer es am Ende wirklich<br />

zum Filmstar schafft, den erwartet<br />

dann allerdings unter Umständen ein Rezeptionsproblem,<br />

das ich für ein sehr<br />

großes halte: dieses merkwürdige Verhältnis,<br />

das in Deutschland zu Stars besteht,<br />

diese gebrochene Beziehung zu<br />

Helden, die uns aus der Erfahrung von vor<br />

1945 weitergegeben wurde. Als wenn<br />

ein deutscher Selbsthass durchbricht: Helden<br />

haben für das F<strong>als</strong>che eingestanden,<br />

eine Identifikation verbietet sich. Trotzdem<br />

ist eine Sehnsucht nach ihnen vorhanden,<br />

und so werden einzelne Schauspieler<br />

hoch geschrieben, um sie dann wieder<br />

genussvoll zu vernichten.<br />

Ich denke, dass wir da noch sehr viel<br />

Nachholbedarf haben, Stars langfristig<br />

aufzubauen, oben zu halten und ihnen<br />

dann auch mal einen schlechten Film zu<br />

verzeihen. Wir brauchen für eine Filmkultur<br />

gute Leute, wir brauchen gute<br />

Schauspieler, und wir müssen sie auch<br />

lieben!<br />

Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 27


In dieser neuen Rubrik wird der Newsletter in Zukunft<br />

Produktionen vorstellen, die vor längerer Zeit gefördert wurden<br />

und jetzt in eine neue Phase treten, wie z.B. Nico von Glasows<br />

„Edelweißpiraten“ und Philips Grönings „Die große Stille“.<br />

Der Stand der Dinge<br />

Mit 180 Stunden Material kam<br />

Nico von Glasow Ende 2001<br />

nach 60 Drehtagen aus St.<br />

Petersburg zurück. Dort hatte<br />

er mit der Kamera von Jolanta Dylewska<br />

seinen Kinofilm „Edelweißpiraten“ gedreht.<br />

Unter diesem Namen hatten sich zum<br />

Ende des Krieges Kölner Arbeiterjugendliche<br />

gegen die Nazis gewehrt. „Die echten<br />

Edelweißpiraten, die wir getroffen haben,<br />

sind einfach Menschen mit dem Herz<br />

am rechten Fleck, deren Geschichte wir erzählen<br />

wollten“, erzählt von Glasow, der<br />

gemeinsam mit Niki von Glasow auch das<br />

Drehbuch geschrieben hat. Die Hauptrollen<br />

in der Koproduktion seiner Kölner<br />

Palladio Film mit dem WDR und X Filme<br />

sind mit Kölner Schülern, Bela B. von den<br />

Ärzten und Anna Thalbach besetzt. Beim<br />

Dreh spielten die Schauspieler ihre Szenen<br />

durch und wurden dabei von zwei Kameras<br />

gleichzeitig gefilmt, so dass sie oft<br />

nicht wussten, ob sie gerade gefilmt werden<br />

oder nicht. Nico von Glasow: „Die<br />

Schauspieler konzentrieren sich so stärker<br />

auf die Filmrealität und übernehmen mehr<br />

Verantwortung für die Figuren, die sie darstellen.“<br />

Über zwei Jahre dauerte die Postproduktion,<br />

die nun abgeschlossen wurde<br />

und an deren Ende eine 95-minütige<br />

Kinoversion steht. Diese soll auf einem der<br />

Herbstfestiv<strong>als</strong> zu sehen sein.<br />

Fünf Monate (vier Monate im Frühling<br />

und Sommer 2002, drei Wochen im Winter<br />

2003 und noch einmal drei Tage im Dezember<br />

2003) zog sich Philip Gröning in<br />

die Einsamkeit des Kartäuser Klosters La<br />

Grande Chartreuse bei Grenoble zurück,<br />

um das Leben der Mönche zu dokumentieren,<br />

das vom strikten Gebot des Schweigens<br />

und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt<br />

ist. Jetzt sitzt er für die nächsten sechs<br />

Wochen in der Einsamkeit des Schnitt-<br />

28<br />

Nico von Glasow am Set von<br />

„Edelweißpiraten“ und La Grande Chartreuse,<br />

Drehort für Philip Grönings „Die große Stille“,<br />

Fotos: Palladio Film und X-Verleih<br />

studios. Die Kinoauswertung seines Filmes<br />

„Die große Stille“ wird X-Verleih übernehmen.<br />

Ein Starttermin steht noch nicht<br />

fest. Geplant ist nicht nur eine Kino-, sondern<br />

auch eine TV-Version sowie ein Bildband<br />

und eine CD. Gedreht wurde das<br />

700.000 Euro teure Projekt der Philip Grö-<br />

ning Filmproduktion auf HD, 35mm und<br />

Super Acht. Im Kino wird der Film <strong>als</strong><br />

35mm Kopie in Dolby SRD/ 5.1 zu sehen<br />

und zu hören sein.<br />

Neuigkeiten gibt es auch von Grönings<br />

ebenfalls gefördertem Film „L’amour“, der<br />

jetzt endlich auf DVD erhältlich ist und zusätzlich<br />

zum aus dem Kino bekannten<br />

Schluss ein 30-minütiges alternatives Filmende<br />

bietet.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Stand der Dinge / Dreharbeiten<br />

Die Mitte der<br />

Welt<br />

Eine junge Amerikanerin, die in einer Kleinstadt<br />

im Rothaargebirge ihre Zwillinge aufzieht<br />

und in „irvingscher“ Manier alle Rückschläge<br />

und Krisen meistert, steht im<br />

Mittelpunkt der Geschichte, die Vanessa<br />

Jopp ab Ende des Jahres in NRW verfilmen<br />

will. Das Familiendrama „Die Mitte<br />

der Welt“, für das Butz Buse und<br />

Wolfgang Böhm das Drehbuch geschrieben<br />

haben, entsteht <strong>als</strong> Koproduktion<br />

der Münchner K5 Film mit der Bavaria<br />

Film. Fest steht bereits, dass Schauspielerin<br />

Iben Hjeile in der 3,85 Millionen<br />

Euro teuren Kinoproduktion vor der<br />

Kamera von Judith Kaufmann stehen<br />

wird. Mit der Besetzung weiterer Rollen<br />

hat Produzent Oliver Simon die Münchner<br />

Tolkien Casting betraut.<br />

K5 Film, Tel. (089) 65308940;<br />

info@k5film.com<br />

Homies<br />

In Dinslaken plant die Münchner fieber.film<br />

im Herbst/Winter die Dreharbeiten<br />

für den ersten Langfilm von Adnan<br />

Köse, der an gleicher Stelle gerade<br />

die Arbeiten für seinen Kurzfilm „Der Klageruf<br />

des Saz“ abgeschlossen hat. Das<br />

Drehbuch zu der Hip-Hop-Komödie<br />

„Homies“ hat Köse gemeinsam mit Andrea<br />

Kriegl geschrieben. Die Kamera<br />

übernimmt James Jacobs, das Casting<br />

Uwe Bünker. Als Produzenten für die<br />

Komödie zeichnen Clarens Grollmann<br />

und Mario Stefan verantwortlich.<br />

fieber.film, Tel. (089) 64981210;<br />

info@fieberfilm.de<br />

Durch Liebe<br />

erlöst<br />

Noch bis Mitte Juli dauern die Dreharbeiten<br />

für den historischen Zweiteiler „Durch<br />

Liebe erlöst / Das Geheimnis des<br />

Roten Hauses“, den die Kölner Network<br />

Movie in Koproduktion mit dem<br />

ZDF in Prag realisiert. Regisseur Jörg<br />

Grünler und Kameramann Daniel Koppelkamm<br />

setzen das Drehbuch von Silke<br />

Zertz in Szene. In den Hauptrollen der<br />

Verfilmung des Hedwig Courths-Mahler-Romans,<br />

der Anfang des letzten Jahrhunderts<br />

in idyllischen Schlössern, geheimnisvollen<br />

Landhäusern und in der<br />

Welt des Zirkus spielt, sind die 23-jährige<br />

Neuentdeckung Pauline Knof, Tim<br />

Bergmann und Natalia Wörner zu<br />

sehen. Produzent Reinhold Eischot erwartet<br />

„eine gekonnte Gratwanderung zwischen<br />

der traditionellen Courths-Mahler-Welt<br />

und moderner Erzählweise.“ Wird der Film<br />

ein Erfolg, planen Network Movie und das<br />

ZDF weitere Filme.<br />

Network Movie,<br />

Tel. (0221) 948880;<br />

contact@networkmovie.de


Der Schatz der<br />

weißen Falken<br />

Kurz bevor er mit seinen Eltern das Dorf verlassen<br />

wird, erlebt der elfjährige Jan mit seinen<br />

beiden Freunden Stevie und Bastie ein letztes<br />

großes gemeinsames Abenteuer. Sie finden<br />

eine Schatzkarte und machen sich auf den<br />

Weg, eine bislang unerforschte Höhle in der<br />

Fränkischen Schweiz zu suchen und ihr Geheimnis<br />

zu ergründen. Nach seinem eigenen<br />

Drehbuch erzählt Regisseur Christian Zübert<br />

in dem Jugenddrama „Der Schatz der<br />

weißen Falken“(AT) eine einfühlsame Geschichte<br />

über das Erwachsenwerden. Produziert<br />

wird der 3,8 Millionen Euro teure Kinofilm,<br />

an dem auch Sat.1 beteiligt ist und den<br />

die Falcom Media Group AG in die Filmtheater<br />

bringen will, von der Kölner Little<br />

Shark Entertainment. Gedreht werden<br />

soll im August und September in der fränkischen<br />

Schweiz und in Köln. Für das Casting<br />

zeichnet Filmcast Sabine Schwedhelm<br />

verantwortlich, für die gesamte Produktion<br />

Tom Spieß und Sönke Wortmann.<br />

Little Shark Ent., Tel. (0221) 336110;<br />

littleshark@littleshark.de<br />

Lavinia Wilson raucht in „Allein“, Foto: Lichtblick<br />

Allein<br />

Sturmflut<br />

Vom 22. September bis zum 20. Oktober<br />

dreht Regisseur Jorgo Papavassiliou mit<br />

Kamerafrau Yvonne Tratz in Köln und Umgebung<br />

den Event-Zweiteiler „Sturmflut“<br />

(AT). Vor dem Hintergrund der Hamburger<br />

Flutkatastrophe erzählt Holger Karsten<br />

Schmidt in seinem Drehbuch die Geschichte<br />

einer junge Frau, die alles verliert – außer<br />

ihrem Leben und der Gewissheit, dass es immer<br />

ein Morgen gibt. teamWorx Television<br />

& Film produziert das Katastrophendrama<br />

gemeinsam mit EOS Produktion für<br />

den Kölner Sender RTL (Redaktion: Peter<br />

Studhalter). Mit der Besetzung haben die<br />

Produzenten Nico Hofmann und Sascha<br />

Schwingel die Casterin Nina Haun beauftragt.<br />

teamWorx, Tel. (0221) 2504810;<br />

info@teamworx.de<br />

... erzählt die Geschichte von Maria, deren Leben geprägt ist durch Sucht nach Nähe, Sex-Exzesse,<br />

Tabletten und Alkohol – bis sie Jan kennen lernt und mit ihm die aufrichtige Liebe. Nach<br />

seinem eigenen Drehbuch inszenierte KHM-Absolvent Thomas Durchschlag mit seinem<br />

Kameramann Michael Wiesweg seinen Debütfilm, der bis Mitte Juni in Essen und den Niederlanden<br />

gedreht wurde. Die Produktion der Kölner Lichtblick-Film entsteht im Rahmen der<br />

Six Pack Initiative, bei der sich der WDR (Redaktion: Michael André) und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW die Produktionskosten eines Debütfilms teilen. Für die Hauptrollen in dem Fernsehdrama<br />

konnte Produzent Joachim Ortmanns die Schauspieler Lavinia Wilson, Maximilian<br />

Brückner, Richy Müller und Victoria Mayer begeistern.<br />

„Delphinkinder“ heißt die neue Doku Soup von Lichtblick. Regisseurin Claudia Richarz<br />

begleitet für den WDR und arte in einer Langzeitbeobachtung Familien mit schwerbehinderten<br />

Kindern, die durch den spielerischen Kontakt mit Delphinen überraschende Fortschritte machen.<br />

Lichtblick, Tel. (0221) 9257520; info@lichtblick-film.de<br />

Cologne Film<br />

Kann man aus einer gesanglichen Niete einen Popstar und Chartbreaker machen? Die Wette<br />

zweier Musikproduzenten und die 17-jährige Jenny, die es am Schluss allen beweisen will, liefern<br />

die Geschichte für eine TV-Komödie, die Oliver Schmitz im Auftrag von Cologne Film<br />

für Pro Sieben (Redaktion: Christian Balz) in Szene setzt. Gedreht wird das TV-Movie „Die<br />

Wette“, das nach einem Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn entsteht, mit der Kamera<br />

von Uwe Schäfer noch bis Mitte Juli in Köln. Für die Hauptrollen konnte Produzentin Micha<br />

Terjung die Schauspieler Zoe Weiland und Stefan Jürgens unter Vertrag nehmen.<br />

Von August bis Oktober stehen gleich zwei Münster-Krimis auf dem Drehplan der Kölner<br />

Cologne Film. Regie bei den Folgen „Wilsberg isst vietnamesisch“ (Drehbuch: Jürgen<br />

Kehrer) und „Wilsberg und das Objekt der Begierde“ (Drehbuch: Ulli Stephan)<br />

führt Buddy Giovinazzo. Die Hauptrollen in der ZDF-Produktion (Redaktion: Martin R.<br />

Neumann) spielen wie gewohnt Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek<br />

und Ina Paule Klink. Bei der Besetzung der weiteren Rollen verlässt sich Produzentin<br />

Micha Terjung auf Casterin Sabine Bresser. Drehorte sind Münster und Köln.<br />

Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; info@colognefilm.de<br />

Gruppe 5<br />

Das Elefantenhaus des Kölner Zoos war eine<br />

von vielen Locations, an der die Kölner Gruppe<br />

5 Filmproduktion ihre Doku über das<br />

Leben von Prof. Bernhard Grzimek für<br />

ZDF und arte drehte. Dort stellte die Gruppe<br />

5 einen Scherz des Naturschützers, Zoo-Direktors<br />

und Oscar-Preisträgers nach. 1948 hatte<br />

Grzimek mit der Ankündigung in den Frankfurter<br />

Zoo gelockt, einen sagenumwobenen<br />

weißen Elefant aus Burma zu präsentieren.<br />

Wie dam<strong>als</strong> half man auch jetzt mit Farbe<br />

nach. In Köln wurde die Elefantendame Savani<br />

für die Szene mit Kalkfarbe geweißt. Das sei<br />

für die dicke Haut völlig harmlos, versicherte<br />

Zoodirektor Gunther Nogge: „Sonst hätten<br />

wir uns auf so etwas gar nicht eingelassen.“<br />

Das „Grzimek“-Porträt ist eine von vielen<br />

<strong>Dokument</strong>ationen, die Uwe Kersken mit<br />

seiner Gruppe 5 derzeit produziert. In Vorbereitung<br />

sind u.a. ein Zweiteiler über die 800jährige<br />

Geschichte der Mongolei (ZDF, arte,<br />

SBS, ORF), eine Doku über die Natur- und<br />

Kulturgeschichte der Eiche (ZDF, arte und<br />

ZDF-Enterprises), eine fünfteilige Serie sowie<br />

eine 90-minütige Kinofassung über die<br />

Geschichte des Judentums (arte, WDR, NDR,<br />

BR, SWR, RBB) und „Update 2055“ über<br />

die Welt in 50 Jahren für das ZDF, ZDF-Enterprises,<br />

Mediaset, France 2 und WNET<br />

Thirteen in Kooperation mit der Abteilung<br />

für Animation der Filmakademie Ludwigsburg.<br />

Für diese und weitere Projekte sucht die<br />

Gruppe 5 regelmäßig Mitarbeiter für die Unterstützung<br />

im Bereich Recherche, Entwicklung<br />

Produktion und Postproduktion.<br />

Gruppe 5, Tel. (0221) 946 7070;<br />

info@gruppe5film.de<br />

Müller & Seelig<br />

Noch bis zum 7. Juli dauern die Dreharbeiten<br />

für den ersten Münster-„Tatort“, den die Kölner<br />

Müller & Seelig Filmproduktion für<br />

den WDR (Redaktion: Helge Poche) produziert.<br />

Mit dem Krimi „Eine Leiche zuviel“<br />

verfilmt Regisseur Kaspar Heidelbach ein<br />

Drehbuch von Dorothee Schön und Georg<br />

Schott, in dem es um einen fast perfekten<br />

Mord geht. Neben dem bewährten<br />

„Tatort“-Duo Jan Josef Liefers und Axel<br />

Prahl stehen u.a. Friederike Kempter,<br />

Mechthild Großmann, ChrisTine Urspruch,<br />

Claus D. Clausnitzer, Jürgen<br />

Hentsch, Nele Mueller-Stöfen, Stefan<br />

Gebelhoff vor der Kamera von Clemens<br />

Messow. Als Produzenten zeichnen Jutta<br />

Müller und Matthias Seelig verantwortlich.<br />

Matthias Seelig hat auch das Drehbuch zu<br />

dem Zweiteiler „Paparazzo“ geschrieben,<br />

den Connie Walther voraussichtlich im September<br />

auch in NRW realisieren wird. David<br />

Rott und Sascha Göpel spielen darin zwei<br />

erfolgreiche Paparazzi, die sich auf die Jagd<br />

nach dem Foto einer Schauspielerin machen,<br />

die sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit<br />

zurück gezogen hat. Das Casting für die<br />

Koproduktion der Müller & Seelig Filmproduktion<br />

mit dem WDR (Redaktion: Alexander<br />

Wesemann) hat An Dorthe Braker<br />

übernommen, die Bildgestaltung Kameramann<br />

Peter Nix.<br />

Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150;<br />

m2sfilm@aol.com<br />

Ohne Gnade<br />

Für den August plant die Potsdamer Top Story<br />

Filmproduction die Dreharbeiten für<br />

Birgit Steins Komödie „Ohne Gnade“.<br />

Gedreht werden soll die zwei Millionen Euro<br />

teure, deutsch-englische Koproduktion mit der<br />

Kamera von Wedigo von Schulzendorf<br />

in Köln und Berlin. Als Produzenten zeichnen<br />

Jutta Rabe, Birgit Stein und Terence S.<br />

Potter verantwortlich.<br />

Top Story, Tel. (03 31) 740 49 40;<br />

topstory@t-online.de<br />

Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 29


Lively up yourself<br />

Nach den Dreharbeiten in Köln und Düsseldorf fiel Anfang Juni auf Jamaika die letzte Klappe für Ed Herzogs Kinofilm „Lively up yourself“.<br />

Heike Makatsch, Carl Bradshaw, Wotan Wilke Möhring, Nikki Anuka-Bird, Michael Gwisdek und Ivan Shvedoff spielen<br />

die Hauptrollen in dem Feel-Good-Movie über eine Country-Sängerin, deren Reise nach Nashville in der Reggae-Hochburg Jamaika endet. Realisiert<br />

wird die Komödie von der Egoli Tossell Film AG <strong>als</strong> Koproduktion mit dem Medienfonds German Film Produktions GmbH<br />

& Co KG sowie der Deutschen Columbia Pictures. Den Verleih übernimmt timebandits.<br />

Egoli Tossell Film, Tel. (030) 2465650; contact@egolitossell.com<br />

Unkenrufe<br />

Krystyna Janda und Matthias Habich<br />

spielen die Hauptrollen in der Verfilmung von<br />

Günter Grass´ Roman „Unkenrufe“, den<br />

der polnische Regisseur Robert Glinski mit<br />

seinem Kameramann Jacek Petrycki ab Ende<br />

August in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Polen, Italien<br />

und Litauen drehen will. Nach einem Drehbuch<br />

von Klaus Richter erzählt der Kinofilm<br />

die heiter-melancholische Liebesgeschichte<br />

zwischen einem Deutschen und einer<br />

Polin, in der der Einzug des Kapitalismus<br />

mit satirischer Schärfe beleuchtet wird. Produziert<br />

wird die deutsch-polnische Koprodukton<br />

von Ziegler Film Köln, der Berliner<br />

Ziegler Film und der Warschauer Filmcontract<br />

gemeinsam mit der Degeto und<br />

TVP. Für den Verleih konnten die Produzentinnen<br />

Elke Ried und Regina Ziegler<br />

bereits Salzgeber begeistern. Die Besetzung<br />

übernimmt Casterin Sigrid Emmerich.<br />

Ziegler Film, Tel. (030) 3209050;<br />

info@ziegler-film.com<br />

30<br />

Frauenflüsterer<br />

Das zweite Mal<br />

Bevor Valerie ihre erste Liebe heiratet, wollen<br />

ihr Freundinnen zu einem zweiten Mal verhelfen,<br />

damit sie, bevor sie sich nun ewig bindet,<br />

nicht nur mit einem Mann geschlafen hat.<br />

Eine freche und sympathische Komödie mit einem<br />

Ensemble im Stil von „Sex and the City“<br />

verspricht Matthias Dinter mit seinem<br />

Drehbuch „Das zweite Mal“, das noch bis<br />

Mitte Juli von Regisseur Peter Gersina und<br />

Kameramann Markus Hausen in Köln und<br />

Münster in Szene gesetzt wird. Produziert wird<br />

die Romantic Comedy von der Kölner Lunet<br />

Entertainment für Pro Sieben (Redaktion:<br />

Christian Balz). Mit der Besetzung haben<br />

die Produzenten Annette Reeker und Ludwig<br />

zu Salm den Caster Emrah Ertem betraut.<br />

Lunet Entertainment,<br />

Tel. (0221) 91 50 91 00;<br />

b.lauber@lunet.tv<br />

Maria an Callas<br />

Für Mitte September plant Regisseurin Petra<br />

K. Wagner die Dreharbeiten für ihr Kinodrama<br />

„Maria an Callas“, für das sie selbst<br />

das Drehbuch geschrieben hat. Götz George,<br />

Claudia Michelsen, Vadim Glowna,<br />

Elisabeth Trissenaar und Inga<br />

Busch spielen die Hauptrollen in der Geschichte<br />

über einen Mann, der nach dem Tod<br />

seiner Frau auf ihrem Computer eine E-Mail-<br />

Freundin von ihr entdeckt und die Korrespondenz<br />

unter ihrem Namen weiterführt. Die<br />

Bilder für die 2,5 Millionen Euro teure Koproduktion<br />

der Berliner Moonfilm mit der<br />

BB Film und dem NDR (Redaktion: Barbara<br />

Beauvais) liefert Kameramann Peter<br />

Polsak. Als Verleih konnten die Produzenten<br />

Erik Stappenbeck und Michael Braun<br />

bereits Nighthawks Pictures für ihren Film<br />

begeistern.<br />

Moonfilm, Tel. (030) 41107102;<br />

post@moonfilm.de<br />

War es Mord oder ein Unfall? Ihre Ermittlungen nach dem Tod eines Münsteraner Gastwirts führen Kommissar Thiel und<br />

Dr. Boerne auf einen Reiterhof, wo sie es bald mit einem entführten und kastrierten Zuchthengst namens Rasputin und<br />

einer weiteren Leiche zu tun bekommen. In dem neuen Münster-„Tatort“ „Frauenflüsterer“, den die Colonia Media<br />

für den WDR (Redaktion: Helga Poche) realisiert, setzt Regisseur Kaspar Heidelbach ein Drehbuch von Stefan<br />

Cantz und Jan Hinter in Szene. Gedreht werden soll der Krimi, für den Kameramann Clemens Messow die<br />

Bilder liefert, vom 20. Juli bis zum 20. August in Münster und Köln. Bei der Besetzung kann sich Produzentin Sonja Goslicki<br />

wieder auf den Stammcast mit Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Friderike Kemper, ChrisTine Urspruch<br />

und Mechthild Großmann verlassen. Mit der Besetzung weiterer Rollen ist Anja Dihrberg betraut.<br />

Für die Kölner „Tatort“-Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) fiel Ende Mai die<br />

letzte Klappe für ihren neuen Fall „Schürfwunden“. Regie führte Niki Stein, der gemeinsam mit Frank Posiadly<br />

auch das Drehbuch für den WDR-Krimi geschrieben hat.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />

Heike Makatsch in „Lively up yourself“,<br />

Foto: Egoli Tossell Film<br />

Was wäre wenn<br />

Anfang Juni beendete Regisseur und Autor<br />

Dennis Satin in Köln und Umgebung die<br />

Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Was<br />

wäre wenn ...“ (AT). Johannes Brandrup,<br />

Julia Stinshoff, Andreas<br />

Schmitz, Hildegard Schmahl und Max<br />

Urlacher spielen die Hauptrollen in der romantischen<br />

Komödie, die die Hamburger Relevant<br />

Film Produktionsgesellschaft<br />

für Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé) realisiert.<br />

Für die Bilder zeichnet Kameramann<br />

Sven Kirsten verantwortlich, für die gesamte<br />

Produktion Heike Wiehle-Timm.<br />

Relevant Film, Tel. (040) 4132710;<br />

info@relevantfilm.de<br />

Mama und Papa<br />

Noch läuft das Casting und auch die Location-<br />

Scouts sind noch unterwegs für Dieter Wedels<br />

neues Fernsehprojekt „Mama und Papa“<br />

(AT), das er ab September in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> drehen will. In dem Zweiteiler, den<br />

die Berliner MedienKontor Movie GmbH<br />

für das ZDF (Redaktion: Caroline von Senden<br />

und Pit Rampelt) produziert, erzählt<br />

Wedel vom Ende einer Liebe und der Scheidung<br />

einer langwährenden Ehe. Mit dem Casting<br />

für das TV-Drama hat Produzent Jürgen<br />

Kriwitz die Agentur von Sabine Schroth<br />

beauftragt.<br />

Medienkontor, Tel. (030) 254320;<br />

info@medienkontor.de<br />

Barfuss<br />

33 Tage in Köln und fünf Tage in Hamburg stehen<br />

auf dem Drehplan des neuen Regieprojekts<br />

von Til Schweiger, das er noch bis Ende<br />

Juli in Szene setzt. In der romantischen Komödie<br />

„Barfuss“ steht Schweiger nicht nur<br />

<strong>als</strong> Regisseur hinter der Kamera von Christof<br />

Wahl, sondern gemeinsam mit Johanna<br />

Wokalek, Steffen Wink, Alexandra<br />

Neldel, Michael Mendl und Nadja Tiller<br />

auch davor. Außerdem dabei: Markus-<br />

Maria Profitlich, Axel Stein, Jürgen Vogel,<br />

Armin Rohde und Michael Gwisdek.<br />

Das Drehbuch, das Schweiger gemeinsam<br />

mit Jann Preuss geschrieben hat, erzählt<br />

die Geschichte von Nick und Leila. Leila<br />

ist aus der Psychiatrie entflohen, hochgradig<br />

selbstmordgefährdet und steht eines Tages<br />

barfuß in Nicks Küche. Der Lebenskünstler<br />

tut alles, um sie los zu werden, bis ihm klar<br />

wird, dass auch er Verantwortung übernehmen<br />

muss. Produziert wird die Kinoproduktion<br />

von der Kölner Barefoot Films in Zusammenarbeit<br />

mit Mr. Brown Entertainment<br />

sowie Buena Vista Int.<br />

Barefoot Films, Tel. (0221) 5060870;<br />

info@barefootfilms.de


Ein Freund von mir<br />

In Düsseldorf, Köln und Hamburg setzt Sebastian<br />

Schipper seinen neuen Film „Ein<br />

Freund von mir“ in Szene. Für die Hauptrollen<br />

in der Kinokomödie, die von November<br />

bis Dezember gedreht werden soll, sind bereits<br />

Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sabine<br />

Timoteo eingeplant. Nach seinem eigenen<br />

Drehbuch und mit der Kamera von Oliver<br />

Bokelberg erzählt Schipper von Karl, einem<br />

High Potential der in seinem Leben alles<br />

richtig gemacht zu haben scheint und keine<br />

Überraschungen mehr erwartet, bis er eines<br />

Tages Hans kennen lernt. Die Berliner X Filme<br />

Creative Pool produziert die drei Millionen<br />

Euro teure Kinokomödie, für die Sebastian<br />

Zühr mit Film 1 <strong>als</strong> ausführender<br />

Produzent verantwortlich zeichnet. Mit der Besetzung<br />

der Hauptrollen haben die Produzenten<br />

Maria Köpf und TomTykwer die<br />

Casterin Nessie Nesslauer sowie für weitere<br />

Rollen klein + schwarz beauftragt. X<br />

Verleih wird den Film in die Kinos bringen.<br />

X Filme, Tel. (030) 2308330;<br />

info@x-filme.de<br />

The Drop<br />

Til Schweiger, Thomas Kretschmann,<br />

Matthias Schweighöfer, Huub Stapel<br />

und Udo Kier spielen die Hauptrollen in „The<br />

Drop“. Das Action-Abenteuer voller Witz und<br />

Spannung spielt während des 2. Weltkrieges<br />

in Holland und erzählt von der Jagd nach einem<br />

spektakulären Kunst- und Juwelenschatz<br />

auf den gleich mehrere Gruppen scharf sind<br />

– auf deutscher wie auf alliierter Seite. Gedreht<br />

werden soll die elf Millionen Euro teure Koproduktion<br />

der Rhino GmbH mit Mr.<br />

Brown Entertainment ab Mitte August in<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Regisseur Harry<br />

Hook setzt dabei ein Drehbuch von Roy<br />

Mitchell, Gary Young und Colin Teague<br />

in Szene. Als Verleih konnte Produzent Gregory<br />

Browne bereits Buena Vista für das<br />

Projekt überzeugen.<br />

Rhino GmbH, Tel. (030) 89733681;<br />

melanieflemming@hotmail.com<br />

Goldsucher<br />

Noch bis in den Juli dreht Rolf Schübel mit<br />

seinem Kameramann Holly Fink in der Türkei<br />

den TV-Zweiteiler „Goldsucher“, in dem<br />

Lale Yavas, Erhan Emre, Tim Seyfi und<br />

Hilmi Sözer die Hauptrollen spielen. Das<br />

Drama, das auch in Oberhausen und Köln gedreht<br />

wurde, umfasst einen Zeitraum von 20<br />

Jahren und erzählt vom Aufbruch der ersten<br />

türkischen Gastarbeiter in ihre neue Heimat<br />

Deutschland. Realisiert wird die aufwendige<br />

Fernsehproduktion von Kadir Sözen und seiner<br />

Filmfabrik für den WDR (Redaktion:<br />

Wolf-Dietrich Brücker).<br />

Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670;<br />

info@filmfabrik.net<br />

Rabenkinder<br />

Mitte Juni beginnen die Dreharbeiten von Nicole<br />

Weegmanns Kinofilm „Rabenkinder“,<br />

den sie mit der Kamera von Stephan Schuh<br />

in Dortmund, Köln und Mannheim in Szene<br />

setzt. Das Drehbuch, das die Regisseurin gemeinsam<br />

mit Jürgen Matthäi geschrieben<br />

hat, erzählt von der 13-jährigen Jasmin, die<br />

nicht nur erfährt, dass sie adoptiert wurde,<br />

sondern auch, dass sie eine 16 Jahre alte<br />

Schwester hat, die in einem Heim für schwererziehbare<br />

Jugendliche lebt. Gemeinsam machen<br />

sich die ungleichen Schwestern auf die<br />

Suche nach ihrer Mutter. Die Kölner zero<br />

west Filmproduktion realisiert den Stoff<br />

für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke)<br />

und den SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve).<br />

Die Hauprtrollen in dem Drama, das<br />

von Kai Künnemann produziert wird, spielen<br />

Fina Richardt, Ellen Kronwald,<br />

Horst Günter Marx, Harald Wahmbrunn<br />

und Geno Lechner.<br />

zero west, Tel. (0221) 9129025;<br />

office@zerowest.de<br />

Tatfilm<br />

Schwerelos im Pool:<br />

„Der Traum vom Schweben“,<br />

Foto: Troika<br />

Für Mitte Oktober bis Ende November plant<br />

die Kölner Tatfilm die Dreharbeiten für das<br />

zeitgeschichtliche TV-Drama „Endspiel im<br />

Kosovo”, an dem neben dem kanadischen<br />

Fernsehen auch WDR und arte beteiligt sind.<br />

Erzählt wird die Geschichte von Louise Arbour,<br />

der es <strong>als</strong> Chefanklägerin des Kriegsgerichtshofes<br />

in Den Haag gegen massive<br />

Widerstände aus allen Lagern gelang, Slobodan<br />

Milosevic vor Gericht zu stellen. Regie<br />

bei der internationalen Koproduktion, an<br />

der auch die kanadische Galafilm Productions<br />

und die irische Little Bird beteiligt<br />

ist, soll der in Quebec lebende Regisseur<br />

Charles Binamé führen.<br />

Direkt im Anschluss steht das nächste Projekt<br />

der Tatfilm auf dem Terminplan: Dito<br />

Tsintsadze, der mit seiner Tatfilm-Produktion<br />

„Schussangst” den ersten Preis in San Sebastian<br />

gewann, dreht im November und Dezember<br />

in NRW-Studios und an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />

in Barcelona das Kinodrama<br />

„Adios”, in dem sich ein junges Mädchen auf<br />

die Suche nach seiner Mutter macht. Als Produzentin<br />

zeichnet bei beiden Produktionen<br />

Christine Ruppert verantwortlich.<br />

Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />

info@tatfilm.de<br />

Emmas Glück<br />

Als Max erfährt, dass er todkrank ist, greift er<br />

in die Kasse, um seine letzten Tage in Mexiko<br />

zu genießen. Doch soweit kommt er nicht.<br />

Stattdessen landet er in den starken Armen der<br />

Schweinezüchterin Emma. Nach dem Roman<br />

von Claudia Schreiber, den sie selbst gemeinsam<br />

mit Ruth Toma für die Kinoleinwand<br />

adaptiert hat, erzählt Sven Taddikken<br />

in „Emmas Glück“ die melodramatische<br />

Geschichte einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung.<br />

Produziert wird der Kinofilm,<br />

zu dem Kamerafrau Daniela Knapp die Bilder<br />

liefert, von der Kölner Wüste Film West<br />

in Koproduktion mit der Hamburger Wüste<br />

Filmproduktion. Gedreht werden soll ab<br />

September in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Mit der<br />

Besetzung haben die Produzenten Ralph<br />

Schwingel, Stefan Schubert und Hejo<br />

Emons die Casterin Simone Bär beauftragt.<br />

Als Verleih für die 2,6 Millionen Euro teure Produktion<br />

steht timebandits bereit.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

a.elsani@wueste-film-west.de<br />

Troika Entertainment<br />

Die Hochzeitsfeier<br />

In dem kleinen Eifelort Dreiborn sollen Mitte<br />

August die Dreharbeiten zu dem Kinodrama<br />

„Die Hochzeitsfeier“ starten. Der belgische<br />

Regisseur Dominique Deruddere erzählt<br />

darin von einer Hochzeit, die wegen der Sturköpfigkeit<br />

zweier alter Männer zu eskalieren<br />

droht. Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde,<br />

Julia Schmidt, Oliver Bröcker, Lisa<br />

Maria Potthoff, Christian Näthe und<br />

Marie Luise Schramm spielen die Hauptrollen<br />

in der 8,4 Millionen Euro teuren Koproduktion.<br />

Produziert wird das Kinodrama,<br />

an dem auch RTL beteiligt ist, in Zusammenarbeit<br />

von typhoon films, Fanes Film und<br />

MMG. Für die Besetzung haben die Produzenten<br />

Marc Conrad, Norbert Preuss,<br />

Erwin Provoost und Hilde de Laere die<br />

Casterin An Dorthe Braker verpflichtet.<br />

Den Verleih in Deutschland übernimmt Constantin.<br />

Fanes Film, Tel. (089) 2725611;<br />

info@fanesfilm.de<br />

typhoon films, Tel. (0221) 2827580;<br />

office@typhoonfilms.de<br />

Der Frage, wie das Gesamtkunstwerk Liebe zwischen starken Künstlerpersönlichkeiten funktioniert,<br />

geht Regisseurin Ellen El Malki derzeit auch in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nach. Hier dreht die Kölner<br />

Troika Entertainment zur Zeit den <strong>Dokument</strong>arfilm „Das Kunststück Liebe“ in Koproduktion<br />

mit ZDF/arte. Darin spricht die Regisseurin u.a. mit der Performance-Künstlerin Marina<br />

Abramovic, Malerin und Immendorff-Gattin Oda Jaune, Männerphantasien-Autor<br />

Klaus Theweleit, Filmemacherin Agnès Varda, „Stereo Total“-Sängerin Francoise Cactus<br />

und der Experimentalfilmerin Birgit Hein über ihre Liebesbeziehungen.<br />

Soeben abgedreht hat Barbara Gräftner ihre Doku „Der Traum vom Schweben“,<br />

in der sie drei schwule Synchronschwimmer unter und über Wasser begleitet hat: Vom ersten Training<br />

mit Frauen, über den Besuch der legendären Wassershow des Cirque du Soleil in Las Vegas,<br />

bis zum Happy End eines umjubelten Auftritts im Innsbrucker Olympiastadion. Die Kinoversion der<br />

Troika-Koproduktion mit der österreichischen Bonus Film, der kanadischen BBR Production,<br />

dem ORF, W Network und dem ZDF in Zusammenarbeit mit arte soll im Herbst starten.<br />

Troika, Tel. (0221) 9320607; post@troikaentertainment.de<br />

Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 31


Post aus der<br />

Postproduktion<br />

RuhrSoundStudios Dortmund<br />

„Lauras Stern“, Prod.: BB Film<br />

„Wake of Death“, Prod.: Lucky 7 (GB)<br />

„Dot. Kill“, Prod.: Lucky 7 (GB)<br />

„Ratten 2“, Prod. Rat<br />

Pack Filmproduktion<br />

RuhrSoundStudios Köln<br />

„Himmlische Verführer“, Prod. Rheinfilm<br />

„Minenspiel“, Prod. Colonia Media<br />

Kontakt: RuhrSoundStudios ,<br />

Tel. (0231) 917600;<br />

post@ruhrsound.de<br />

SoundVision<br />

„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik,<br />

„Max Hansen“, Prod.: Icon Film,<br />

newsletter<br />

32<br />

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Nähere Informationen unter<br />

www.filmstiftung.de oder bei der<br />

Pressestelle der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Kontakt: <strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />

Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

„Passion for the Opera“, Prod.: Barbarossa<br />

Film<br />

„Kippenberger-Der Film“, Prod.: Barbarossa<br />

Film,<br />

„La Revanche des Chômeurs“, Prod. Iris<br />

Productions (Lux)<br />

Kontakt: SoundVision,<br />

Tel. (0221) 31 10 71;<br />

info@soundvision-tonstudio.de<br />

Edit Station<br />

„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik<br />

Kontakt: Edit Station, Tel. (0221)<br />

5891070; info@editstation.de<br />

Post aus der Postproduktion bitte<br />

an newsletter@filmstiftung.de<br />

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newsletter<br />

Einem überdimensionalen Schuhkarton<br />

ähnlich, steht in der Halle ein<br />

rechteckiger Bau aus weißlackiertem<br />

Holz. Tritt man hinein, steht<br />

man im Berliner Büro von Albert Speer,<br />

dem Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers. Jedenfalls<br />

sieht es so aus. Drei miteinander<br />

verbundene Räume, ein Vorzimmer und<br />

zwei Arbeitszimmer, in einem stehen Zeichenbretter,<br />

überall liegen Konstruktionsskizzen<br />

von Waffensystemen herum,<br />

von U-Booten, Panzern, Flugzeugen. Auf<br />

den Schreibtischen stehen altmodische<br />

schwarze Telefone, in der Ecke der Volksempfänger.<br />

In keinem Zimmer fehlt das<br />

Hitlerbild an der Wand.<br />

Im Mantel bei 35 Grad<br />

Während das größere der Arbeitszimmer<br />

an diesem Tag bespielt wird und mit<br />

Scheinwerfern beleuchtet ist, herrscht<br />

nebenan Dämmerstimmung. Und wie eine<br />

außerirdische Zeitmaschine, die in der<br />

vierziger Jahre Welt des 20. Jahrhunderts<br />

zwischengelandet ist, steht dort ein antennenbewehrter<br />

Rollwagen mit den Ausspiegelungsmonitoren<br />

der im Nachbarraum<br />

eingesetzten Steadycam. Dicht vor<br />

dem Monitor hockt Heinrich Breloer unter<br />

Kopfhörern und folgt gebannt der Szene<br />

nebenan. Szene 1046, SPEERS BÜRO.<br />

Es ist der 30. Januar 1945, vor den Fenstern<br />

tanzen weiße Flocken. Auch Speer<br />

und seine Sekretärin, gespielt von Sebastian<br />

Koch und Susanne Schäfer, müssen<br />

in Berlin realisieren, dass der Krieg verloren<br />

ist. „Gut, gut, gut, gut“, flüstert der Regisseur<br />

vor sich hin. Auf einmal mischt sich<br />

in die konzentrierte Ruhe des Dialogs ein<br />

unüberhörbares Rumpeln und Scheppern.<br />

Abbruch. Sebastian Koch darf den dicken<br />

Uniformwollmantel, um den ihn hier drinnen<br />

bei 35 Grad niemand beneidet, wieder<br />

ablegen und für einen Moment vor<br />

das bereitstehende Kaltgebläse flüchten,<br />

damit die Maske sich nicht in Schweißströmen<br />

davonmacht. Immerhin ist die Ursache<br />

des Lärms schnell gefunden: Der<br />

Schneecrew auf dem Dach ist das Streumaterial<br />

ausgegangen. Rasch werden die<br />

kleinen weißen Papierschnipselchen zum<br />

erneuten Einsatz wieder vom Boden aufgekehrt.<br />

Vergangenheit im Neudurchlauf.<br />

125 Stunden Interviewmaterial<br />

Heinrich Breloer dreht den Dreiteiler „Speer<br />

und Er“. In seiner bewährten „offenen<br />

Form“, der Verflechtung von nachgestellten<br />

Spielszenen und <strong>Dokument</strong>armaterial,<br />

unternimmt Breloer eine weitere<br />

„Reise in die Tiefe der deutschen Geschichte“.<br />

Nach den Manns widmen er<br />

und sein Co-Autor Horst Königstein sich<br />

nun der Familie Speer, die, wie Breloer es<br />

nennt, „auf der dunklen Seite der Geschichte<br />

gelebt hat“.<br />

Es ist ein Großprojekt. Auf mehr <strong>als</strong> anderthalbjährige<br />

Recherche und das Sammeln<br />

von nahezu 125 Stunden Interviewmaterial<br />

– darunter auch Gespräche<br />

mit drei der sechs Kinder Albert Speers –<br />

newsletter@filmstiftung.de – Postproduktion / Setbericht<br />

Es ist der 8. Juni 2004,<br />

der bis dahin heißeste Tag<br />

des Jahres. Und es fällt<br />

Schnee. Im Studio 2,<br />

einer großen Halle auf<br />

dem WDR-Gelände in<br />

Köln-Bocklemünd, bemüht<br />

sich ein schwitzendes<br />

Filmteam um<br />

Winteratmosphäre.<br />

folgten 69 Drehtage in Berchtesgaden,<br />

Nürnberg, München, Berlin, Flensburg,<br />

Goslar, Köln/Bonn und Paris. 190 Sprechrollen.<br />

1500 Komparseneinsätze. Am Gesamtbudget<br />

von 12 Millionen Euro ist die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,5 Millionen Euro<br />

beteiligt, der FFF Bayern mit 1,2 Millionen,<br />

mit kleineren Summen die Degeto, Bavaria,<br />

die europäische Filmförderung sowie<br />

mehrere Sender. Den Löwenanteil mit einem<br />

Millionenbetrag sowie technischer<br />

Beistellung, etwa beim Schnitt, trägt der<br />

WDR. Gesendet wird Anfang 2005 in der<br />

ARD.<br />

„Erzählt wird neben der Geschichte<br />

von Speer und Hitler auch die Geschichte<br />

seiner Kinder, unserer Generation, der


Am Set von „Speer und Er“<br />

Schnee im Juni<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Nachkriegsgeneration“, sagt Heinrich Breloer.<br />

Kurz vor Speers Tod 1981 hat er ihn noch persönlich<br />

interviewt. Breloer nennt ihn einen<br />

„asketischen Karrieristen“, einen Intellektuellen<br />

am Zentrum der Macht. Einer, der wissen<br />

konnte, was er tat. Und sich dennoch einließ.<br />

Ein Mann, der eine zeitlang glaubte, jenseits<br />

aller Schranken von Moral und Gesittung leben<br />

zu dürfen, der Verführer und Verführter<br />

zugleich gewesen sei. Der Mensch Speer fasziniert<br />

Breloer, auch wenn er sich vor Fertigstellung<br />

des Films auf kein endgültiges Urteil<br />

festlegen möchte. Denn Filmemachen sei für<br />

ihn auch „immerwährende Such- und Erkenntnisarbeit“,<br />

das Nachstellen der Spielszenen<br />

auf der Basis von historischen <strong>Dokument</strong>en<br />

auch ein Weg um auszutesten, ob<br />

das, was Speer <strong>als</strong> Szenen und Dialoge überliefert<br />

hat, dam<strong>als</strong> „überhaupt so hat funktionieren<br />

können“.<br />

„Aber im Schneideraum muss ich alles<br />

noch mal zum Klingen und Schwingen bringen,<br />

so dass die Geschichte in der Verdichtung<br />

dann auch erhellend wirken kann.“ Dabei erlebt<br />

der Regisseur gerade die Unwägbarkeiten<br />

– Überraschungen am Set und wie gespielt<br />

wird – <strong>als</strong> produktiv: „Worauf wird der Scheinwerfer<br />

fallen, welche Geschichte will erzählt<br />

werden? Was drängt sich mir auch auf? Wie<br />

werden Spielszenen auch gebrochen durch die<br />

<strong>Dokument</strong>e?“ Im Zentrum des Films steht nicht<br />

zuletzt die Frage, wie es Speer nach dem Krieg<br />

gelingen konnte, von der Rolle des Täters in<br />

die eines ersten Zeugen zu wechseln, von des-<br />

sen Bestseller-Büchern sich die Deutschen den<br />

Führer erklären ließen. In „Speer und Er“ gehe<br />

es immer um die deutsche Vergangenheit<br />

und Gegenwart zugleich, um die Gegenwärtigkeit<br />

des Vergangenen, sagt Breloer: „Das<br />

Vergangene ist das Spiel, die Gegenwart ist die<br />

dokumentarische Aufnahme. In den Herzen<br />

rumoren die Gespenster dieser Jahre. Auf den<br />

Gesichtern der Kinder von Speer kann man sie<br />

noch deutlich sehen.“ Das sei der Kern der Geschichte,<br />

so Breloer.<br />

Götz Weidner: Der Filmarchitekt<br />

Der Mann im Hintergrund, der Breloers Bilderreise<br />

in die Vergangenheit überhaupt erst<br />

möglich macht, heißt Götz Weidner. Weidner<br />

ist Filmarchitekt. In Köln hat er noch weit spektakulärere<br />

Sets entstehen lassen <strong>als</strong> Speers Berliner<br />

Büro. So findet man sich in der selben Studiohalle,<br />

nur wenige Meter weiter, plötzlich<br />

auf der aus <strong>Dokument</strong>arfaufnahmen hinlänglich<br />

bekannten Terrasse der Berghofs wieder,<br />

Hitlers Refugium auf dem Obersalzberg.<br />

Freilich besteht hier der Berghof selbst aus<br />

nicht mehr <strong>als</strong> einer Fensterfront, und das<br />

grandiose Alpenpanorama ist ersetzt durch<br />

aufgespannten grünen Stoff, auf den später<br />

der Naturrundblick tricktechnisch einkopiert<br />

wird. Nur die Fassade einer Sommerfrische, die<br />

das harmlose Spießergesicht eines grausamen<br />

Systems gewesen ist.<br />

Eine Halle weiter hat Götz Weidner, der<br />

auch schon bei „Die Manns“ zum Team gehörte,<br />

Hitlers monumentales Arbeitszimmer<br />

aus der von Speer in Berlin erbauten Neuen<br />

Reichskanzlei eindrucksvoll wiederauferstehen<br />

lassen. Fast zu eindrucksvoll für den Geschmack<br />

des Spezialisten: „Ich wollte ja nicht,<br />

dass Leute da reinkommen und sagen: ‚Wow,<br />

ist das toll!‘, sondern dass sie sagen: ‚Ist ja ekelhaft<br />

hier drinnen‘.“ Wofür allerdings, angesichts<br />

des überreichlich an Boden und Wänden<br />

verbauten roten Marmors (bzw. marmormäßig<br />

bedruckte Spanplatten) in dem um<br />

nur 15 Prozent verkleinerten Replikat, ebenfalls<br />

guter Grund bestünde. Dass auf dem Edelset<br />

letztlich nur an drei Tagen gedreht wird,<br />

nimmt Weidner gelassen. Der Mann ist Profi.<br />

Seit seiner phänomenalen Arbeit bei „Das<br />

Boot“ gilt Götz Weidner <strong>als</strong> Wasserspezialist.<br />

Das hat ihm nicht nur ähnliche Projekte in den<br />

USA eingebracht, etwa Jonathan Mostows „U<br />

571“, sondern kürzlich auch das Set Design<br />

bei „Das Wunder von Lengede“. Den dort von<br />

ihm für die Gesteinsformationen erstm<strong>als</strong> eingesetzten<br />

modernen Hartschaumstoff hat<br />

Weidner auch bei „Speer und Er“ benutzt, <strong>als</strong><br />

in den Bavaria Studios der Gefängnishof von<br />

Berlin-Spandau entstand, wo Speer zwanzig<br />

Jahre einsaß. Die Veränderung des Hofes über<br />

die Jahre, die Simulation aller Jahreszeiten und<br />

Wetterlagen in nur einem Monat Drehzeit, bedeuteten<br />

die größte Herausforderung bei<br />

„Speer und Er“, resümiert Weidner. Und weil<br />

es bei historischen Stoffen das harte Los der<br />

Filmarchitekten ist, dass gerade ihre beste Arbeit<br />

vom Zuschauer unbemerkt bleibt, nennt<br />

Weidner „Die unendliche Geschichte“ <strong>als</strong> für<br />

ihn besonders befriedigendes Berufserlebnis,<br />

träumt er von weiteren Aufgaben für Fantasy<br />

und Science-Fiction.<br />

Kurz darauf jedoch ist Götz Weidner wieder<br />

ganz in der Gegenwart des Studio 2 in<br />

Bocklemünd gefragt. In Speers Berliner Büro<br />

sind im Film knapp zwei Monate vergangen,<br />

und Breloer und Kameramann Gernot Roll beratschlagen,<br />

wie weit die Zerstörung durch die<br />

alliierten Bombenangriffe nun sichtbar sein soll.<br />

Götz Weidner kommt hinzu und lässt es sich<br />

nicht nehmen, höchstpersönlich einige Fensterscheiben<br />

einzuschlagen. Es ist immer noch<br />

sehr warm. Gleich wird es wieder schneien.<br />

Der Schauspieler Sebastian Koch und Albert<br />

Speer auf einem Foto von 1936;<br />

Dreharbeiten auf dem nachgebauten<br />

Spandauer Gefängnishof. Fotos: WDR, Ullstein<br />

Setbericht – newsletter@filmstiftung.de 33


Die Tour de France ist eines der größten<br />

Sportereignisse der Welt - für die<br />

einen vor, für andere direkt nach<br />

Olympia und Fußball-WM. Wenn jedoch<br />

Fußballer nach neunzig Minuten mit Wadenkrämpfen<br />

auf dem Rasen rumrollen, haben<br />

Radrennfahrer erst 60 von oft 200 Kilometern<br />

in den Beinen, dazu Sprintwertungen,<br />

vielleicht noch den einen oder anderen Alpenpass.<br />

Die Schwerstarbeiter der Landstraße<br />

vollbringen nahezu übermenschliche Leistungen.<br />

Erstaunlich, dass bislang kaum jemand<br />

diese geballte Ladung Drama und Leid<br />

mit der Kamera eingefangen hat. Oscar-Gewinner<br />

Pepe Danquart („Schwarzfahrer“) dokumentierte<br />

in „Höllentour“ mit Spielfilm-Aufwand<br />

den Thriller der Jubiläums-Tour des Jahres<br />

2003.<br />

Dorthin, wo man das Leiden spüren<br />

kann<br />

Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, und ARD-Chef Fritz Pleitgen<br />

traten 2001 mit der Idee einer Tour-Doku an<br />

Pepe Danquart heran, der sowohl mit Spiel-<br />

Pepe Danquart und Rolf Aldag<br />

Fotos: Quinte Film<br />

filmen <strong>als</strong> auch mit <strong>Dokument</strong>ationen Eindruck<br />

gemacht hatte. Gerade war „Heimspiel“ im Kino<br />

gelaufen - sein Porträt des Ostberliner Eishockey-Clubs<br />

Dynamo und dessen Fans. Danquart<br />

begann seine Recherche und begleitete<br />

bereits die Tour de France 2002. Als Protagonist<br />

der „Tour der Leiden“ bot sich das<br />

deutsche Team Telekom (seit 2004: Team T-<br />

Mobile) an, bei denen die ARD <strong>als</strong> Ko-Sponsor<br />

mit dabei ist. Der Kontakt zu den Fahrern<br />

und deren Vertrauen waren Danquart besonders<br />

wichtig. Er wollte dorthin, wo sie kaputt<br />

sind, wo man das Leiden spüren kann.<br />

Parallel holte Produzentin Mirjam Quinte,<br />

die mit Danquart seit vielen Jahren zusammen<br />

arbeitet, für Quinte Film in Freiburg weitere Koproduzenten<br />

mit ins Boot. Schnell war klar,<br />

dass die aufwendige Postproduktion mit einem<br />

Etat von 1,3 Millionen Euro in Deutschland<br />

allein nicht zu stemmen sein würde. So<br />

kamen zum WDR und zu arte die Hamburger<br />

Multimedia Film- und Fernsehproduktions<br />

GmbH sowie die Dschoint Ventschr Filmproduktion<br />

aus Zürich hinzu. Überall fanden sich<br />

Tour-Fans wie Ko-Regisseur Werner Schweizer<br />

(Dschoint Ventschr) oder Hans Robert Eisenhauer<br />

(arte), die vom Projekt begeistert wa-<br />

34<br />

ren. Auch die Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

war bald gesichert.<br />

Schwierige Verhandlungen um Bildrechte<br />

Als besonders schwierig im Vorfeld erwiesen<br />

sich die Verhandlungen mit der A.S.O. (Amaury<br />

Sport Organisation) die alle (Bild-)Rechte an<br />

der Tour de France besitzt. Hier zahlte sich der<br />

Einsatz von Radsport-Fan Fritz Pleitgen aus. Der<br />

mächtige Tour-Chef Jean-Marie Leblanc fand<br />

zwar die Idee klasse, doch der Vertrag mit seinen<br />

vielen knallharten Bedingungen wurde<br />

erst zwei Tage vor dem Start der Jubiläums-<br />

Tour 2003 unterschrieben.<br />

Da war das 20-köpfige Team aus Kinoleuten<br />

schon vor Ort, das in drei Gruppen über<br />

21 Tage den gigantischen Tour-Tross aus 4500<br />

Menschen in 2500 Autos verfolgen sollte.<br />

Danquart organisierte jeden Abend ein Treffen,<br />

bei dem ein Plan für den nächsten Tag<br />

ausgegeben wurde. Der Schweizer Filip Zumbrunn<br />

war auf dem Motorrad ganz nahe beim<br />

Rennen. Fingerkameras im Mannschaftswagen<br />

nahmen die Reaktionen vom Ex-Profi und<br />

Begleiter Mario Kummer auf. Die beiden anderen<br />

Teams fingen an der Strecke die Reaktionen<br />

von Fans, Polizisten oder Reportern ein<br />

und reagierten auf aktuelle Ereignisse. Derer<br />

gab es bei der Großen Schleife von 2003 so<br />

viele, <strong>als</strong> wollte die Tour all die Dramatik der<br />

letzten hundert Jahre noch einmal zusammenfassen.<br />

Es begann mit der Verletzung<br />

des Telekom-Fahrers Andreas Klöden gleich<br />

auf der ersten Etappe. Dann stürzte auch<br />

Sprintstar Erik Zabel im dicht gedrängten Finale<br />

der sechsten Etappe bei Tempo 60,<br />

kämpfte sich aber trotz schlimmer Verletzungen<br />

bis nach Paris. Die Emotionen fuhren Achterbahn<br />

in der Magenta-Truppe: Als Klöden<br />

aufgeben musste, gewann Alexandre Winokurow<br />

die Etappe.<br />

Auf der Massagebank mit Zabel<br />

und Aldag<br />

Der leutselige und sympathische Unnaer Erik<br />

Zabel und sein Zimmergenosse Rolf Aldag bildeten<br />

das menschliche Herz der Höllentour.<br />

Pepe Danquart durfte nach den schweren<br />

Making of<br />

Höllen-<br />

Tour<br />

VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />

Schweiß, Druck, Schmerzen,<br />

Tortur – die Tour de France bietet<br />

jedes Jahr ein Maximum an<br />

Dramatik, das Pepe Danquart<br />

in „Höllentour“ eingefangen hat.<br />

Seine spannende, hautnahe<br />

<strong>Dokument</strong>ation läuft<br />

seit dem 10. Juni im Kino.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />

Etappen in ihr Zimmer, begleitete sie zur Massage<br />

und bekam Einblicke wie kaum jemand<br />

zuvor. Denn die zu kurzen Erholungsphasen<br />

zwischen Rennen, Siegerehrungen, Transfers<br />

zur nächsten Etappenstadt und üppigen Essen<br />

sind bei den extremen Anstrengungen der<br />

Tour überlebenswichtig. Auch der legendäre<br />

Betreuer und Masseur „Eule“ Dieter Ruthenberg<br />

kommt dabei zu Wort. Mit dieser intimen<br />

Innenansicht spielt der Seriensieger und damalige<br />

Ranglisten-Erste Zabel endlich einmal<br />

die Hauptrolle, während das hochdramatische<br />

Duell zwischen Jan Ullrich und dem späteren<br />

Toursieger Lance Armstrong im Hintergrund<br />

stattfindet.<br />

Während der drei Drehwochen waren<br />

nicht nur die Unwägbarkeiten eines solch einmaligen<br />

Ereignisses zu bewältigen, es drohte<br />

Danquarts Filmleuten auch immer der Ausschluss<br />

durch die strenge A.S.O., wenn gegen<br />

den Vertrag auch in nur einem Punkt verstoßen<br />

worden wäre.<br />

Neue Bilder, die man vom Fernsehen<br />

nicht kennt<br />

Insgesamt erjagte Danquarts Team unter diesen<br />

extremen Bedingungen<br />

70 Stunden<br />

Filmmaterial,<br />

das in fünf Monaten<br />

von seiner Cutterin<br />

Mona Bräuer zu einem<br />

120 Minuten<br />

packenden Doku-<br />

Thriller komprimiert<br />

wurde. Das ästhetische<br />

Konzept war<br />

schnell klar: Danquart<br />

wollte neue<br />

Bilder zeigen, die<br />

man vom TV nicht<br />

kennt. In der digitalenPostproduktion<br />

entstand ein<br />

Pastell-Look für viele<br />

Szenen, der die<br />

Buntheit des Sports<br />

dämpfen sollte und<br />

besser zur Thematik des Leidens passte. Mit<br />

110 Spuren realisierte die Bochumer Ruhr-<br />

Sound eine besonders aufwendige Mischung.<br />

Das Sounddesign entstand bei Cineplus in<br />

Köln. Nur bei den Tönen musste und konnte<br />

in Trainingslagern „nachgedreht“ werden, weil<br />

die Tour mit ihren Hubschraubern und Motorrädern<br />

einfach zu laut ist. Die Kopien wurden<br />

im Mai 2004 bei pro cine filmtechnik in<br />

Neuss gezogen.<br />

Seit dem Rohschnitt komponierte der bekannte<br />

deutsche Jazzmusiker Till Brönner an<br />

einem Soundtrack, dessen Trompete bewusst<br />

an Miles Davis Improvisationen zu Louis Malles<br />

„Fahrstuhl zum Schafott“ anklingt. Die CD<br />

zum Film wird am 14. Juni 2004 bei The-Berliner.com<br />

/ SPV veröffentlicht. Am 10. Juni wird<br />

„Höllentour“ mit circa 20 Kopien im Verleih<br />

von NFP / Filmwelt in den Kinos starten. Die<br />

nächste „Tor-Tour“ de France startet am 3. Juli<br />

in Lüttich. Pepe Danquart wird wieder dabei<br />

sein und vielleicht auch seine „Höllentour“<br />

vorführen.<br />

www.hoellentour-derfilm.de


Demnächst im Kino<br />

Reconstruction<br />

Kinostart: 10. Juni 2004<br />

Verleih: MFA+ FilmDistribution<br />

Ein junger Mann verbringt eine Liebesnacht<br />

mit einer verheirateten Frau, der er<br />

zufällig in einer Bar begegnet und die seiner<br />

Freundin zum Verwechseln ähnlich<br />

sieht. Die Nacht bleibt nicht ohne Folgen.<br />

Als der Mann am nächsten Morgen in seine<br />

Wohnung zurückkehren will, ist diese<br />

verschwunden: Hinter der Tür verbirgt sich<br />

ein Speicher. Die Frau, mit der er zusammen<br />

lebte, will ihn noch nie gesehen haben,<br />

Freunde begegnen ihm wie einem<br />

Fremden. Orientierungslos irrt der junge<br />

Mann durch die Straßen Kopenhagens,<br />

weiteren unwirklichen Begegnungen entgegen.<br />

Das Spielfilm-Debüt des dänischen Regisseurs<br />

Christoffer Boe, geboren am 7.<br />

Mai 1974, wurde 2003 beim Filmfestival<br />

in Cannes mit der „Camera d’Or“ <strong>als</strong> Bester<br />

Nachwuchsfilm ausgezeichnet und<br />

war Dänemarks Oscar-Nominierung <strong>als</strong><br />

Bester Ausländischer Film 2004. Die Liebesgeschichte<br />

ist ein Vexierspiel mit Identitäten<br />

und Handlungssträngen, eine Herausforderung<br />

der Fantasie des Zuschauers<br />

unter Verzicht auf eine lineare Erzählweise<br />

und eine schlüssige Handlung. Christoffer<br />

Boe: „Film ist Verführung. Ein Raum<br />

wird plötzlich erfüllt von der Liebe, die zwei<br />

Menschen füreinander empfinden. Obwohl<br />

sie bloß Schauspieler sind, die ihre<br />

Rolle spielen, glauben wir ihre Liebe - und<br />

fühlen den Schmerz, wenn sie sich nicht<br />

haben können.“<br />

Reconstruction<br />

(Dänemark 2003)<br />

Regie: Christoffer Boe<br />

Drehbuch: Christoffer Boe,<br />

Mogens Rukov<br />

Darsteller: Maria Bonnevie,<br />

Nikolaj Lie Kaas, Krister<br />

Henriksson, Nicolas Bro<br />

Produktion: Nordisk Film Production<br />

in Kooperation mit TV 2<br />

Fünf Uhr am<br />

Nachmittag<br />

Kinostart: 1. Juli 2004<br />

Verleih: Alamode Film<br />

Afghanistan nach dem Sturz des Taliban-<br />

Regimes: Die junge Noqreh verheimlicht<br />

ihrem gottesfürchtigen Vater ihren großen<br />

Traum: Sie möchte einmal Präsidentin Afghanistans<br />

werden. Doch angesichts unverschleierter<br />

Frauen beschließt der Vater,<br />

Kabul zu verlassen und führt seine Familie<br />

damit geradewegs in eine Katastrophe.<br />

Die 25-jährige Samira Makhmalbaf,<br />

Tochter des iranischen Regisseurs Mohsen<br />

Makhmalbaf („Reise nach Kandahar“), ist<br />

durch ihren Film „Schwarze Tafeln“ und die<br />

erste der elf Episoden des Films „11’9’’01<br />

- September 11“ bekannt geworden. Mit<br />

ihrem neuen Film „Fünf Uhr am Nachmittag“,<br />

der in Deutschland im Original mit<br />

Untertiteln in die Kinos kommt, will sie<br />

Frauen in ihrem Mut zur Veränderung<br />

unterstützen, und das nicht nur in ihrem Heimatland:<br />

„Wenn es Ärzte ohne Grenzen gibt,<br />

dann kann es auch Filmemacher ohne Grenzen<br />

geben. Kino kennt keine Grenzen.“ Beim<br />

Filmfestival in Cannes 2003 erhielt der Film<br />

den Spezialpreis der Jury und den Preis der<br />

ökumenischen Jury.<br />

Fünf Uhr am Nachmittag<br />

(Iran / Frankreich 2002)<br />

Regie: Samira Makhmalbaf<br />

Drehbuch: Samira Makhmalbaf,<br />

Mohsen Makhmalbaf<br />

Darsteller: Aghele Rezaie, Abdolgani<br />

Yousefrazi, Razi Mohebi,<br />

Marzieh Amiri<br />

Produktion: Makhmalbaf Film<br />

House, Wild Bunch und Bac Films<br />

Muxmäuschenstill<br />

Kinostart: 8. Juli 2004<br />

Verleih: X-Verleih<br />

Ein Mann nimmt das Gesetz selbst in die<br />

Hand und verfolgt und bestraft nach eigenem<br />

Gutdünken Mitmenschen wegen<br />

ihrer Vergehen. Der selbsterklärte Weltverbesserer<br />

jagt die Tempolimit-Überschreiter,<br />

die Ladendiebe, die Vergewaltiger,<br />

die Kinderporno-Ausleiher wie die<br />

Über-Rot-Geher und die Schwarzfahrer,<br />

die Ausländerhasser wie die hehlenden<br />

Ausländer. Er selbst wird später einen<br />

Mord begehen. Aus rein privaten Gründen.<br />

Zur eigenen Bestrafung wird er nicht<br />

fähig sein.<br />

„Muxmäuschenstill“ ist ein Husarenstreich:<br />

40.000 Euro hat der Film gekostet,<br />

Geld, das sich die beiden befreundeten<br />

Schauspieler Jan Henrik Stahlberg und<br />

Marcus Mittermeier bei Bekannten „zusammenschnorren“<br />

mussten. Dafür sind<br />

die Macher der Satire schon vor ihrem Kinostart<br />

reichlich belohnt worden: Bei den<br />

Filmfestiv<strong>als</strong> in Berlin und Schwerin wurde<br />

der Film zum Publikumshit, nachdem<br />

er im Januar beim Saarbrücker Max-<br />

Ophüls-Festival 2004 inklusive des Hauptpreises<br />

alle vier möglichen Auszeichnungen<br />

verliehen bekam. Für den 54. Deutschen<br />

Filmpreis 2004 ist ihr Film in den Kategorien<br />

„Bester Film“ und „Bester Nebendarsteller“<br />

(Fritz Roth) nominiert; Sarah Clara<br />

Weber erhielt die Auszeichnung für ihren<br />

Schnitt.<br />

Muxmäuschenstill<br />

(Deutschland 2002 / 2003)<br />

Regie: Marcus Mittermeier<br />

Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg<br />

Darsteller: Jan Henrik Stahlberg,<br />

Fritz Roth, Wanda Perdelwitz, Joachim<br />

Kretzer<br />

Produktion: Schiwagofilm<br />

http://www.mux-braucht-dich.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Michael Schmid-Ospach;<br />

<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten<br />

Katharina Blum<br />

Tanja Güß<br />

Peter Hanemann, A.R.T.<br />

Wolfgang Hippe, A.R.T.<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Michael Dlugosch<br />

Günter Jekubzik<br />

Anna Koskoda<br />

Heike Meyer-Döring (MEDIA)<br />

Rüdiger Schmitz-Normann<br />

Christian Seebaum<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Sonja Steinberg<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, Düsseldorf<br />

Titelfoto:<br />

„Käthchens Traum“<br />

Foto: WDR<br />

Redaktionsschluss:<br />

07. Juni 2004<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

01. Juli 2004<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

abonniert werden.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

D – 40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Demnächst im Kino – newsletter@filmstiftung.de 35


Wer in Oberhausen City den Friedensplatz<br />

überquert und in die<br />

Elsässer Straße einbiegt, der<br />

wird schon bald zu seiner Linken<br />

die lange, elegante Glasfront der Lichtburg<br />

ausmachen. Ebenerdig das Entrée, empfängt<br />

das großzügige Foyer den Gast mit einladendem<br />

und verbindlichem Schick. Die Plakatierung<br />

ist dezent und tritt vor der Würde<br />

und Geschichte des Gebäudes in den Hintergrund.<br />

Im Jahr 1931 hat Hubert Pesch die Lichtburg<br />

erbaut. „In den ersten Jahren wurde der<br />

Saal nicht nur <strong>als</strong> Kino, sondern auch <strong>als</strong> Varieté-Theater<br />

genutzt“, sagt sein Enkel und<br />

heutiger Kinobetreiber Jürgen Pesch. Trotz erheblicher<br />

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />

- nur die rechte und linke Wand der Lichtburg<br />

sind noch aus der Entstehungszeit übrig geblieben<br />

- wurde die Lichtburg zunächst in altem<br />

Umfang wieder aufgebaut. Große Stars<br />

wie Caterina Valente haben noch bis in die<br />

späten 50er-Jahre in der Lichtburg mit ihren<br />

dam<strong>als</strong> 1000 Plätzen Shows mit aufwendiger<br />

Bühnenabwicklung aufgeführt. Erst 1988 verkürzten<br />

die Betreiber das Kino um den ehemaligen<br />

Bühnenbereich und schafften so einen<br />

weiteren Vorführsaal.<br />

Grundlegend umgebaut und<br />

wiederbelebt<br />

„Es sind die Kinos, die die Menschen auch<br />

nach Geschäftsschluss noch in die City locken“,<br />

begründete Michael Vesper Ende September<br />

2002 die Kinoinitiative NRW, eine Aktion<br />

in Zusammenarbeit von <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

und dem NRW Städtebauministerium. Zwei<br />

Jahre zuvor wurde die Oberhausener Lichtburg<br />

zum Modellprojekt dieser Kinoinitiative erhoben<br />

und hat bis September 2002 gemeinsam<br />

mit seinem städtischen Umfeld einen<br />

grundlegenden Umbau erfahren. Unter zusätzlicher<br />

Hilfe von der Stadt Oberhausen, der<br />

Filmförderungsanstalt und vom Land NRW<br />

wurde die Lichtburg in bemerkenswertem Aufwand<br />

aufgerüstet und zum Kern der city-nahen<br />

Wiederbelebung erkoren. Zahlreiche Gastronome<br />

und Läden haben sich im Umfeld<br />

Elsässer Straße/Helmholtzstraße mittlerweile<br />

angesiedelt. „Der gesamte Umbau hat zu einer<br />

deutlichen Verbesserung des Umfeldes geführt“,<br />

bestätigt Pesch: „Der Plan ist aufgegangen.“<br />

Mehr Raum für die Kurzfilmtage<br />

Seit diesem umfassenden Umbau verfügt die<br />

Lichtburg nun über insgesamt 860 Plätze, aufgeteilt<br />

auf fünf Säle, jeweils ausgestattet mit<br />

neuester Bild- und Tontechnik, und einen Gastronomiebereich<br />

im Foyer. Durch die Rückführung<br />

zweier 1966 von der Lichtburg abgetrennter<br />

Ladenlokale und ihre Integration<br />

in das Foyer, hat sich die Situation gerade auch<br />

während der Internationalen Kurzfilmtage<br />

Oberhausen wesentlich entspannt. 1998 hat<br />

das Festival die filmfremde Luise-Albertz-Halle<br />

Richtung Lichtburg verlassen. Die Entscheidung<br />

darüber fällten dam<strong>als</strong> die Stadt<br />

Oberhausen und der neue Festivalleiter Lars<br />

Henrik Gass unter anderem, „weil man erkannt<br />

hatte, dass das Festival durchaus Potenzial für<br />

36<br />

Mit der Lichtburg Oberhausen<br />

besitzt der Ruhrpott ein echtes<br />

Kino-Kleinod. Hier treffen sich<br />

elegante Tradition und modern-<br />

ste Bild- und Tontechnik.<br />

Alte Geschichte und<br />

neueste Technik<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

newsletter@filmstiftung.de – Kinoporträt<br />

Fotos: Lichtburg<br />

ein breiteres Publikum besitzt und überdies<br />

auch die Innenstadt befruchten könnte“, erinnert<br />

sich Jürgen Pesch. Die Zahlen bestätigen<br />

das: Seit dem ersten Festival stieg die Zahl<br />

verkaufter Karten bis 2004 um 59 Prozent.<br />

Auch Petra Rockenfeller, seit 1996 Theaterleiterin<br />

und Disponentin der Lichtburg, ist<br />

schon aus Gründen der Logistik und der Abwicklung<br />

mit ihrem zu Festivalzeiten 20-köpfigen<br />

Team für den Umbau dankbar: „Im Vergleich<br />

zu dem riesigen Gedränge vor 2002,<br />

herrschte speziell in diesem Jahr geradezu Entspannung<br />

und Routine im Handling der tausenden<br />

Besucher.“ Die Partnerschaft mit dem<br />

renommierten Festival trägt überdies dazu bei,<br />

dass die Lichtburg in Bezug auf Vorführtechnik<br />

ausgesprochen gut ausgestattet ist und<br />

beispielsweise über fest installierte Sprecherkabinen<br />

verfügt.<br />

Als Disponentin trägt Petra Rockenfeller<br />

auch für die Programmierung der Lichtburg<br />

Sorge. Bei einem Kino mit 359 Sitzen komme<br />

man natürlich an „Harry Potter“ nicht vorbei,<br />

sagt sie, doch ermögliche die Fünf-Saal-Struktur<br />

auch das gezielte Bespielen mit Arthouse.<br />

So wird es zum Beispiel bis in den Herbst hinein<br />

Europäische Filmwochen in der Lichtburg<br />

geben, eine speziell zusammen gestellte Reihe<br />

mit Beispielen aktueller europäischer Filmkunst.

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