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Ausgabe 3 – Juni 2004<br />
Thema<br />
Filmkongress<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Schwerpunkt<br />
Schauspieler Dreharbeiten<br />
Setbericht<br />
Speer und Er<br />
1
Die Feuerprobe oder<br />
Benutzen<br />
Sie uns!<br />
Knapp zweihundert Jahre nach der<br />
Uraufführung in Wien erlebt Heinrich<br />
von Kleists großes historisches Ritterschauspiel<br />
erneut eine Premiere. Jürgen<br />
Flimms Filmbearbeitung des „Käthchens<br />
von Heilbronn“ – die zweite übrigens nach<br />
Eric Rohmers Adaption von 1992 – eröffnet<br />
am 19. Juni gleichzeitig den Filmkongress<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie die<br />
Cologne Conference. Der Untertitel von<br />
Kleists Theaterstück lautet „Die Feuerprobe“.<br />
Eine „Feuerprobe“ erlebt mit dieser<br />
Ausgabe auch der neue Newsletter der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, dessen Titel ein Bild von<br />
Teresa Weißbach und Tobias Moretti in<br />
den Hauptrollen von „Käthchens Traum“<br />
ziert. Mit diesem Heft präsentiert sich der<br />
Informationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> nicht<br />
nur mit neuem Format und neuem Layout,<br />
sondern auch mit mehr Inhalten. Lesenswerten,<br />
wie wir glauben. Von nun an wird<br />
es in jedem Heft einen Themenschwerpunkt<br />
geben. Der erste ist zum Start von<br />
Andres Veiels Kinodoku „Die Spielwütigen“<br />
unter dem Titel „Kostenfalle oder Sozialfall?“<br />
den Schauspielern gewidmet und<br />
bietet u.a. Hintergründe zu Gagen und<br />
Produktionskosten, Tipps für junge Schauspieler<br />
von Veronica Ferres und Peter Lohmeyer,<br />
einen kleinen Pfadfinder durch die<br />
Ausbildungsmöglichkeiten in NRW sowie<br />
einen Text von Veiel selbst.<br />
Neu im Blatt sind außerdem ein Kinoporträt,<br />
Vorstellungen geförderter Produktionen,<br />
die kurz vor dem Kinostart stehen,<br />
ein exklusiver Setbericht von den Arbeiten<br />
zu Heinrich Breloers „Speer und Er“<br />
und einiges mehr.<br />
Daneben wird der Newsletter auch<br />
weiterhin über Neuigkeiten aus dem Filmland<br />
berichten. Die Ergebnisse der Leserumfrage<br />
(für die rege Teilnahme noch<br />
einmal herzlichen Dank) haben gezeigt,<br />
wie wichtig Ihnen diese Infos sind – von<br />
den Branchen-, Festival- und Filmschulen-<br />
News bis zu der alle interessierenden Frage:<br />
Wer dreht was?<br />
Dazu brauchen wir Sie! Schicken Sie<br />
uns Ihre Informationen über Neuigkeiten<br />
aus Ihrer Firma oder von Ihren Projekten.<br />
Das Heft soll ein Magazin für die Branche<br />
aus der Branche sein – <strong>als</strong>o nutzen Sie es<br />
und benutzen Sie uns.<br />
Die „Feuerprobe“ des neuen Newsletters<br />
fällt in eine Phase, in der der deutsche<br />
Film wieder Aufwind hat: Es gab Preise<br />
in Venedig, Locarno, San Sebastian und<br />
Berlin sowie eine „preis-werte“ Einladung<br />
in den Wettbewerb von Cannes. Das „gute<br />
Gefühl“ erinnert an die Aufbruchstim-<br />
mung 1997, <strong>als</strong> „Knockin´ on Heaven´s<br />
Door“ bewies, dass der deutsche Film Besucher<br />
ins Kino locken kann, auch wenn<br />
kein TV-Komiker dabei ist. Das Hoch währte<br />
keine zwei Jahre, in denen auch unauffällige<br />
deutsche Filme locker die Millionengrenze<br />
nahmen. Heute ist der Hype<br />
ein anderer: Die hochgelobten neuen Filme<br />
können zufrieden sein, wenn sie über<br />
100.000 Besucher an der Kinokasse machen<br />
(„Gegen die Wand“ 580.000 Besucher,<br />
„Schultze Gets the Blues“ 290.000, „Die Liebe<br />
in Gedanken“ 200.000, „Lautlos“ 49.000,<br />
„Kroko“ 39.000, „Schussangst“ 3200).<br />
Gegenbeispiele wie „Good Bye, Lenin!“ und<br />
„Das Wunder von Bern“ stehen einsam für<br />
das gegenteilige Extrem. Was fehlt ist die<br />
stabilisierende Mitte (Stanislaw Muchas<br />
wunderbare, gleichnamige Doku: 3600<br />
Besucher). Den deutschen Marktanteil retten<br />
mal wieder die Komiker. Um dem frischen<br />
Hoch Konstanz zu verleihen, muss<br />
das Publikum mitgehen und das bedeutet<br />
reingehen. Auch wenn das bedeutet,<br />
dass man dafür im Kino gelegentlich seinen<br />
Kopf gebrauchen muss. Mit guten Kritiken<br />
allein lassen sich die Folgeprojekte<br />
der vielversprechenden jungen Regisseure<br />
nicht finanzieren.<br />
Einigen dieser Themen widmet sich<br />
auch der Internationale Filmkongress der<br />
<strong>Filmstiftung</strong>. Dessen Panels und Diskussionen<br />
wird der Newsletter in seiner Filmkongress-Ausgabe<br />
im Juli behandeln. In einem<br />
Spezial, das sich ausschließlich dem<br />
Kongress widmet, bieten wir dann alles<br />
noch einmal zum Nachlesen für alle, die<br />
dabei waren, und zum Neuentdecken, für<br />
die, die den Kongress verpasst haben.<br />
Viel Vergnügen mit dem neuen Newsletter<br />
wünscht<br />
RÜDIGER BERTRAM<br />
Chefredakteur<br />
4<br />
6<br />
12<br />
17<br />
20<br />
21<br />
27<br />
28<br />
28<br />
35<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen: Branche, Aus- und<br />
Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />
10 Location-Seite: Motivwechsel<br />
12 Sommerkino Open Air<br />
14 MEDIA-Seite<br />
15 Politik, Film und Balagan<br />
Bettina Brokemper über Israel<br />
16 Porträt: Kai Künnemann<br />
Spezial Filmkongress<br />
17 Käthchens Traum<br />
Der neue Film von Jürgen Flimm<br />
18 Die Kraft der Bilder<br />
Interview mit Michael Schmid-Ospach<br />
19 Kreativer Handelsüberschuss<br />
Der deutsche Film auf dem amerikanischen Markt<br />
Schwerpunkt Schauspieler:<br />
Kostenfalle oder Sozialfall?<br />
20 Nie verbiegen<br />
Interview mit Peter Lohmeyer<br />
21 Anspruch und Wirklichkeit<br />
Interview mit Elisabeth Degen<br />
22 Die fetten Jahre sind vorbei<br />
Produktionen, Gagen, Engagements<br />
22 Veronica Ferres rät …<br />
24 Spielen lernen<br />
Ausbildungswege in NRW<br />
26 Im Focus der Verhandlungen<br />
Tarifgespräche für die Branche<br />
27 Neue Helden<br />
Andres Veiel über seine „Spielwütigen“<br />
28 Stand der Dinge<br />
„Die Edelweißpiraten“ und „Die große Stille“<br />
28 Dreharbeiten<br />
32 In Postproduktion<br />
32 Setbericht<br />
Heinrich Breloers „Speer und Er“<br />
34 Making of<br />
Pepe Danquarts „Höllentour“<br />
35 Demnächst im Kino<br />
„Reconstruction“, „Fünf Uhr am Nachmittag“, „Muxmäuschenstill“<br />
35 Impressum<br />
36 Kinoporträt<br />
Lichtburg Oberhausen<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de 3
filmpool<br />
Iris Kiefer ist seit Anfang Juni die neue Leiterin<br />
des Geschäftsbereichs Fiktionale Unterhaltung<br />
bei der Kölner filmpool. Die ehemalige<br />
Geschäftsführerin von Maran Film<br />
war vor ihrem Engagement bei Maran Film<br />
Programmchefin des WWF und <strong>als</strong> Produzentin<br />
bei der Colonia Media tätig. Gisela<br />
Marx, filmpool-Geschäftsführerin, freut<br />
sich über die Verstärkung: „Wir sind überzeugt,<br />
dass fiktionale Unterhaltung auch zukünftig<br />
wesentlicher Programmbestandteil bei den<br />
großen Sendern sein wird. filmpool strebt mit<br />
Iris Kiefer kontinuierliches Wachstum in diesem<br />
Segment an.“<br />
filmpool, Tel. (0221) 921599-0;<br />
info@filmpool.de<br />
Voss tv-ateliers<br />
Auf Basis des neuen Avid DS Nitris bieten die<br />
Voss tv-ateliers in Düsseldorf in Zusammenarbeit<br />
mit der ProCine Digital in<br />
Neuss Agenturen und Produktionen die Möglichkeit<br />
einer durchgehend digitalen Postproduction<br />
in HD – High Definition. Das Filmmaterial<br />
wird auf Spirit Data Cine abgetastet<br />
und nach einer Farbkorrektur mittels Pandora<br />
Pogle unkomprimiert auf einen HD-Recorder<br />
ausgespielt. Nach dem Einladen in den<br />
Avid DS Nitris steht die ganze Funktionalität<br />
eines auflösungsunabhängigen, in Echtzeit<br />
operierenden Schnitt- und Compositing-Tools<br />
zur Verfügung. Weitere Details unter<br />
www.voss-tv.de.<br />
Nadja Rudas, Tel. (0211) 97380;<br />
info@voss-tv.de<br />
Granada<br />
Die Kölner Dependance der Granada Produktion<br />
für Film und Fernsehen GmbH hat eine<br />
neue Adresse. Seit Mitte Mai ist das Team<br />
in der Kreuzgasse 2-4 in 50667 Köln zu finden.<br />
Geändert hat sich auch die Telefonnummer<br />
(s.u.). Zur Zeit bereitet Granada in<br />
Köln für RTL die zweite Staffel von „Ich bin<br />
ein Star - holt mich hier raus“ vor.<br />
Granada, Tel. (0221) 4920480;<br />
stephan.hahn@granadamedia.de<br />
4<br />
Iris Kiefer<br />
Agentur Schwarz<br />
Seit Mitte Juni ist die Kölner Agentur<br />
Schwarz - Bürgler/Schwarz GbR in ihren<br />
neuen Räumen in der Bonner Straße 8 in<br />
50677 Köln zu erreichen. Von dort aus wollen<br />
die Experten für Nachwuchs- (6-15 Jahre)<br />
und Jungdarsteller (16-25 Jahre) Maria<br />
Schwarz und Anita Bürgler sich mit ihrer<br />
Agentur neben der Vermittlung nun auch<br />
wieder verstärkt dem Casting für Kinder und<br />
Jugendliche widmen. „Da liegt unsere Kernkompetenz<br />
und so können wir in Zukunft<br />
noch mehr junge Talente für Produktionen<br />
entdecken“, so Maria Schwarz. Zu diesem<br />
Zweck haben Schwarz und Bürgler in den größeren<br />
Räumen ein eigenes Castingstudio einrichten<br />
lassen.<br />
Derzeit arbeitet die Agentur, die auf zehn<br />
Jahre Erfahrung im Kinder und Jugendbereich<br />
(u.a. „Aimée und Jaguar“, „Fickende Fische“,<br />
„Der zehnte Sommer“) verweisen kann, am<br />
Casting für die Kinderrollen in Dieter Wedels<br />
„Mama und Papa“ (AT).<br />
Zu den bisherigen „Entdeckungen“ der<br />
Agentur gehören u.a. Daniel Brühl, Katharina<br />
Schüttler und Robert Stadtlober.<br />
Weitere „Jung-Stars“ wie z.B. Marlon<br />
Kittel, Birthe Wolter, Sebastian Kröhnert<br />
oder Paula Kalenberg stehen schon<br />
in den Startlöchern.<br />
Infos: www.agenturschwarz.de.<br />
Agentur Schwarz,<br />
Tel. (0221) 7328032;<br />
kontakt@agenturschwarz.de<br />
Media Luna<br />
„Der Markt in Cannes war sehr ergiebig für uns<br />
in diesem Jahr. Wir konnten eine ganze Reihe<br />
von De<strong>als</strong> abschließen und sehr viele neue<br />
Geschäfte auf den Weg bringen.“ Zufrieden<br />
kehrte Ida Martins aus Cannes zurück. Mit<br />
ihrem Kölner Weltvertrieb Media Luna Entertainment<br />
konnte sie an der Croisette gute<br />
Abschlüsse verzeichnen, etwa für die Cameo-Doku<br />
„The Nomi Song“ von Andrew<br />
Horn, die nun auch in den USA und in England<br />
zu sehen sein wird. Für die russische Komödie<br />
„You I Love“ konnte Media Luna Interessenten<br />
in Frankreich, Deutschland, Taiwan,<br />
Nord-Amerika und Kanada sowie in Mexiko<br />
gewinnen.<br />
Media Luna, Tel. (0221) 1392222;<br />
info@medialuna-entertainment.de<br />
SoundVision<br />
Die SoundVision Tonstudio GmbH in der<br />
Kölner Südstadt stellt ab sofort eine neu gebaute<br />
Bühne mit Aufnahmeregie für seine Geräuschemacher<br />
zur Verfügung. Die neue Bühne,<br />
so verspricht SoundVision, lässt für Foleyartists<br />
bei Kino- und Fernsehproduktionen<br />
keine Wünsche offen.<br />
Zuletzt hat Pablo Trapero seine Pandora<br />
Film Produktion „Familia Rodante“ in<br />
der Teutoburger Straße abgemischt. Direkt anschließend<br />
reiste der Autor und Regisseur zu<br />
seiner Jurymitarbeit nach Cannes weiter.<br />
Mehr Infos über aktuelle Projekte bei<br />
Soundvision unter der Rubrik „Post aus der<br />
Postproduktion“ auf Seite 32.<br />
SoundVision, Tel. (0221) 31 10 71;<br />
info@soundvision-tonstudio.de<br />
MAT im Einsatz: „Der Krieger und die Kaiserin“<br />
MAT<br />
Lunet<br />
Entertainment<br />
Nach dem Umzug des Kölner Büros der Lunet<br />
Entertainment nach Ossendorf beginnen<br />
dort die Vorbereitungen für das Pro-<br />
Sieben-Movie „Das zweite Mal“ (Regie: Peter<br />
Gersina, Buch: Matthias Dinter). Gedreht<br />
wird in Köln und Münster. Produzenten<br />
sind Annette Reeker und Ludwig zu<br />
Salm. Zu erreichen ist Lunet in der Richard-<br />
Byrd-Str. 4-8 in 50829 Köln.<br />
Lunet Entertainment,<br />
Tel. (0221) 91509100;<br />
b.lauber@lunet.tv<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Jondral Künstler-<br />
Management<br />
Marc Niki Jondral hat das Profil seiner<br />
1998 gegründete Firma Jondral Künstler-<br />
Management geändert und konzentriert<br />
sich von nun an nur noch auf Künstler zwischen<br />
16 und 30 Jahren. Außerdem wurde das<br />
Team in Zusammenarbeit mit der Agentur<br />
für Arbeit und der IHK Köln um zwei Auszubildende<br />
im Bereich Kauffrau für AV-Medien<br />
& Veranstaltungskauffrau erweitert. Alle Infos<br />
(Fotos, Viten, On-Screen Termine & News) unter<br />
www.jondral.de.<br />
Jondral Künstler-Management, Tel.<br />
(02234) 9467613; info@jondral.de<br />
Peter Braun, Gründer und Inhaber der Mobile Advanced Technology GmbH (MAT),<br />
hat seinen Firmensitz von Hamburg nach Köln verlegt, wo MAT bereits mit einer Niederlassung<br />
präsent war. Für MAT ist das Prinzip der „bewegten Kamera“ Firmenphilosophie. Das 1976 in<br />
Hamburg gegründete Unternehmen entdeckte für sich eine Nische im Markt der Filmgeräteausstatter:<br />
Kamerakräne. Aus Hollywood brachte der Firmenchef Anfang der 80er Jahre innovatives<br />
Kamera-Support-Equipment mit. Inzwischen kommen Hollywood-Produzenten und -techniker<br />
zu MAT, um sich in einer Spezialgeräte-Abteilung nach den neuesten Trends zu erkundigen.<br />
Unter dem Oberbegriff Specialized Remote Camera Systems bietet MAT neue amerikanische<br />
und europäische Filmgerätetechnik und Eigenentwicklungen an.<br />
MAT, Tel. (0221) 17926; tilmann.brockhaus@mat-film.tv<br />
Endemol<br />
Sam Davis heißt der neue Fiction-Leiter bei<br />
Endemol-Deutschland. Der Zeitsprung-<br />
Produzent wird damit Nachfolger von Susanne<br />
Wagner, die <strong>als</strong> Executive Producerin<br />
Unterhaltung Show und Daytime zu RTL<br />
wechselt. Davis, der früher bei dem Kölner<br />
Sender die Spielfilmredaktion geleitet hat, wird<br />
bei Endemol <strong>als</strong> eines der ersten Projekte das<br />
Sat.1 Movie „Einmal Liebe und zurück“ (AT)<br />
realisieren. Regie führt Oliver Dommenget.<br />
Endemol Deutschland,<br />
Tel. (0221) 650300;<br />
endemol@endemol.de
„Alarm für Cobra 11“,<br />
Foto: RTL<br />
action concept<br />
In der Kategorie „Best Action in a Foreign Film“<br />
hat das „Cobra 11“-Team der Hürther action<br />
concept GmbH zum zweiten Mal einen<br />
Taurus World Stunt Award gewonnen,<br />
diesmal für die Folge „Cobra 11 - Countdown<br />
auf der Todesbrücke“. Den Award nahm Action-Regisseur<br />
Roland Busch in L.A entgegen.<br />
zero west<br />
Seit Ende Mai ist die Kölner zero west Filmproduktion<br />
GmbH in Ehrenfeld zu erreichen.<br />
Die neue Adresse lautet Lichtstraße 38<br />
in 50825 Köln. Email, Telefon- und Faxnummern<br />
bleiben dagegen unverändert. Derzeit<br />
dreht zero west in Dortmund, Köln und Mannheim<br />
Nicole Weegmanns Kinodrama „Rabenkinder“<br />
(siehe Dreharbeiten).<br />
zero west, (0221) 91 290 25;<br />
office@zerowest.de<br />
Kanzlei W, B & E<br />
Rafaela Wilde, geschäftsführende Justitiarin<br />
des Film- und Fernsehproduzentenverbandes,<br />
hat sich nach vier Jahren <strong>als</strong><br />
geschäftsführende Anwältin der Kanzlei Heusen<br />
(vorm<strong>als</strong> pwcveltins Rechtsanwalts<br />
GmbH) zusammen mit fünf Kollegen wieder<br />
selbstständig gemacht. Die Kanzlei Wilde,<br />
Beuger & Ellner firmiert am Kaiser Wilhelm-<br />
Ring 15, 50672 Köln<br />
Wilde, Beuger & Ellner, Tel. (0221)<br />
9515630; info@wbe-law.de<br />
Pictorion das werk<br />
Die Pictorion das werk GmbH mit Sitz<br />
in Hürth hat von der Berliner av.f medienprojekte<br />
GmbH die Gesellschafteranteile<br />
von Das Werk Novalisstraße GmbH<br />
übernommen. Das Berliner Postproduktions-<br />
Unternehmen, in dem u.a. Wim Wenders<br />
„Land of Plenty“ und Hendrik Handloegtens<br />
„Liegen lernen“ den letzten Schliff bekamen,<br />
wird unverändert von den Geschäftsführern<br />
Wolf Bosse und Ulrich Sauerwein <strong>als</strong><br />
selbstständige GmbH weitergeführt. Mit der<br />
Übernahme komplettierte die Pictorion Gruppe<br />
ihre bundesweite Präsenz <strong>als</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
für digitale Bild- und Tonbearbeitung.<br />
„Wir wollten in allen Medienzentren<br />
vertreten sein“, so Thorsten Hotop,<br />
kaufmännischer Leiter der Gruppe.<br />
Sibylle Laux, Tel. (0211) 307030;<br />
post_dus@das-werk.de<br />
Pictorion Pictures<br />
Martin Zimmermann, Producer des erfolgreichen<br />
Sat.1-TV-Events „Das Wunder von<br />
Lengede“ hat zu Pictorion Pictures gewechselt,<br />
wo er für Development & Aufbau<br />
der deutschen TV- und Kino-Produktionen verantwortlich<br />
ist. Pictorion Pictures ist die Produktionsfirma<br />
der Pictorion Gruppe, zu deren<br />
Verbund auch Pictorion – das werk mit<br />
Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf,<br />
Köln-Hürth, Frankfurt am Main und München<br />
sowie RuhrSoundStudios in Dortmund gehören.<br />
Pictorion Pictures, Tel. (0233) 79340;<br />
mail@pictorion-pictures.de<br />
Rechtefreie Kunst<br />
Seit Mai stellen Doris Maile und Anja Grabenhorst<br />
mit ihrem Kölner Atelier „Geschmackssachen“<br />
Requisiten, Dekorationen<br />
und rechtefreie Kunst für Filmproduktionen<br />
her. Mehrjährige Erfahrungen können beide<br />
Frauen vorweisen: Maile <strong>als</strong> Ausstattungsassistentin<br />
und Künstlerin, Grabenhorst<br />
<strong>als</strong> Außenrequisiteurin und diplomierte Innenarchitektin.<br />
Anja Grabenhorst, Tel. (0177)<br />
2121160; anja.grabenhorst@gmx.net<br />
„Abschnitt 40“, Foto: RTL<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />
Besuch beim<br />
Verband<br />
Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski,<br />
sein Stellvertreter Volker Szezinski <strong>als</strong><br />
Leiter Programmplanung, und Dirk Eisfeld,<br />
Leiter Serien & Stories, haben in Köln für ihren<br />
Sender ihre Aufwartung beim film &<br />
fernseh produzentenverband nrw e.v..<br />
gemacht. Schawinski betonte, dass Fiction<br />
auch zukünftig eine „innovative und wichtige<br />
Farbe des Senders“ sei und dass man das<br />
Genre TV-Movie „pflegen und weiterentwikkeln“<br />
werde.<br />
Coaching<br />
Der VFFVMedia hat Birgitt Morrien<br />
zu dem Medienforumpanel „Human Resources<br />
in den Medien“ eingeladen, auf dem auch<br />
Coaching ein Thema sein wird.<br />
„Rein kognitiv ausgerichtete Lösungswege werden<br />
der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht“,<br />
behauptet die Kölner Management-Beraterin<br />
und in USA ausgebildete Kommunikationswissenschaftlerin.<br />
Als Ergebnis ihrer Arbeit verspricht<br />
die Trainerin zielsichere Unterstützung<br />
typhoon<br />
Roger Schawinski, Foto: Sat.1<br />
vor allem in beruflichen Umbruchsituationen.<br />
Zielgruppen sind neben Medienschaffenden<br />
u.a. Existenzgründer, die sich das Coaching im<br />
ersten Jahr aus Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds fördern lassen können. Auf Morriens<br />
Referenzliste stehen aber auch Firmen wie<br />
RTL oder Grundy Light Entertainment.<br />
Birgit Morrien, Tel. (0221) 7393262;<br />
contact@cop-morrien.de<br />
typhoon films zieht nach Köln. Mitte Juni verlegt die Produktionsfirma ihren Geschäftssitz<br />
von Hürth in den Stadtwaldgürtel 42 in 50931 Köln und ist dann unter der Telefonnummer (0221)<br />
2827580 zu erreichen. Einzig die Comedy-Redaktion bleibt in den MMC Studios in Hürth,<br />
um die direkte Anbindung an das Studio nicht zu verlieren.<br />
Im August eröffnet typhoon außerdem ein Büro in München, das von Fritz Wildfeuer<br />
geleitet wird. „Mit den Niederlassungen in Köln, München und Berlin decken wir die Städte ab,<br />
wo die Mehrzahl unserer Autoren und Regisseure lebt“, so Marc Conrad. Aktuell hat typhoon<br />
in Berlin die Dreharbeiten für das Sat.1-Movie „Romantic Suite“ abgeschlossen. Außerdem in<br />
Produktion sind weitere Folgen von „Abschnitt 40“ (RTL), für die typhoon im Mai mit dem Bayerischen<br />
Produzentenpreis ausgezeichnet wurde. Im Kinobereich sind zwei neue Filme für den<br />
Sommer 2005 geplant: Eine Familienkomödie und ein Drama über junge Deutsche, die im Ausland<br />
in eine Krisensituation geraten. Schon in diesem Jahr wird typhoon in der Eifel die Koproduktion<br />
„Hochzeitsfeier“ realisieren (siehe Dreharbeiten S. 31 ).<br />
typhoon films, Tel. (0221) 2827580; office@typhoonfilms.de<br />
5
Neues aus der Filmschule<br />
Stephen Frears an der ifs: Im Mai begeisterte der Regisseur in Köln<br />
<strong>als</strong> Dozent des Weiterbildungsseminars „International Producing“.<br />
Unter dem Thema „Practical Development“ vermittelte Frears jungen<br />
Produzenten, Producern und Produktionsleitern anhand von Fallbeispielen<br />
seine Arbeit an unterschiedlichen Filmprojekten. Neben der Auswahl<br />
der „Head of“-Departments (z.B. Kamera, Szenen- und Kostümbild)<br />
standen die Zusammenarbeit mit und seine Anforderungen an die<br />
Produktion im Mittelpunkt. Begleitet wurde Frears von der Produzentin<br />
Lynda Myles, Patin des Programms International Producing, mit<br />
der er bereits zwei Filme produziert hat („The Van“, „The Snapper“).<br />
Im Rahmen des Programms entwickeln die Teilnehmer in insgesamt neun<br />
Workshops über einen Zeitraum von einem Jahr ihr eigenes Projekt mit<br />
dem Ziel, es auf internationaler Ebene <strong>als</strong> abendfüllenden Spielfilm für<br />
TV oder Kino zu produzieren. Weiterbildungs-Teilnehmerin Francoise<br />
von Roy berichtet begeistert. „Stephen und Lynda gaben uns einen<br />
unvergleichlich inspirierenden Einblick in die Zusammenarbeit von<br />
Produzent und Regisseur!“<br />
Im Rahmen des medienforum nrw lädt die ifs zu verschiedenen<br />
Veranstaltungen ein. In Kooperation mit der „Cologne Conference“ wird<br />
am Montag, den 21. Juni, ein Filmmusik-Workshop mit dem argentinischen<br />
Komponisten Lalo Schifrin , der in diesem Jahr den Internationalen<br />
Filmmusikpreis Bonn erhält stattfinden. Die Reihe „Spectrum<br />
Junger Film“ von Cologne Conference, <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, KHM und ifs zeigt abends im Filmhaus über 20 fiktionale und<br />
dokumentarische Filme von Nachwuchsregisseuren. Vom 21. bis 23.<br />
Juni präsentiert sich die ifs auf dem Qualifizierungsforum „Generation<br />
M“ mit einem Infostand in der Halle 5.1 auf dem Medienforum.<br />
Vom 2. bis 4. Juli leitet Hans-Christian Schmid einen Schauspiel-Workshop<br />
an der ifs. Aus diesem Anlass zeigt das Kölner Filmhaus-Kino<br />
am Freitag, den 1. Juli, um 19 Uhr in Anwesenheit des Re-<br />
Neues aus der KHM<br />
Am 1. und 2. Juni feierten 27 Diplomanden der Kölner Kunsthochschule für Medien im<br />
Kino Cinenova ein filmreiches und stimmungsvolles Abschlussfest. Die zweitägige, so genannte<br />
„Schlussklappe“ ist die gemeinsame Premierenfeier der KHM-Absolventen, auf der sie der Öffentlichkeit<br />
ihre Werke präsentieren. Wer das verpasst hat, sollte sich vom 28. bis 31.Juli Zeit<br />
nehmen, um die „Altitude 04“ zu erleben, die Tage der offenen Tür an der KHM. In Ausstellungen,<br />
Aktionen und Filmvorführungen zeigt sich die Schule dann erneut von ihrer besten Seite<br />
. Außerdem zeigt die KHM noch bis zum 21. Juli im Kölner Off-Broadway die Reihe „Best of<br />
KHM-Dokus“.<br />
„In die Hand geschrieben“, der erste lange Spielfilm von Rouven Blankenfeld, wurde in die<br />
Reihe „Neue deutsche Kinofilme“ beim Filmfest München (26.06. - 03.07.) eingeladen. Kameramann<br />
und KHM-Student Frederik Walker benutzte für den Dreh erstm<strong>als</strong> das neue Videoformat<br />
mini-35. Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW hat die Herstellung der für den Festivalauftritt<br />
nötigen 35 mm Kopie gefördert.<br />
Auf dem Festival in Karlovy Vary (02. - 10.07.) feiert der in Serbien gedrehte Abschlussfilm<br />
von Jovan Arsenic „Povratnik / Heimkehrer“ seine internationale Premiere. Der Film war<br />
bereits im Rahmen der Cologne Conference in der Reihe „spectrum junger film“ zu sehen.<br />
KHM, Tel. (0221) 201890; info@khm.de<br />
6<br />
Kölner Filmhaus<br />
Workshops in Sachen Regie, Filmgeschäftsführung und Videojournalismus<br />
veranstaltet im Juli das Kölner Filmhaus. Film- und TV-Regisseurin<br />
Bettina Woernle bietet eine Regie-Einführung an (Regie<br />
I; 28.06. - 02.07.), und „Tatort“-Regisseur Niki Stein befasst sich mit<br />
praktischer Regiearbeit (Regie II; 5.07. - 09.07). Im Workshop von Claudia<br />
Krappen, selbst langjährige Filmgeschäftsführerin, können sich<br />
Produktionsmitarbeiter vom 8. bis 11. Juli Grundlagen und weiterführenden<br />
Kenntnisse der Filmgeschäftsführung aneignen. Schließlich<br />
coacht Ulrich Schmissat, Regisseur und Schauspieler, im Seminar<br />
„Videojournalist II – Advanced“ die Teilnehmer für Interview, Aufsager<br />
und Dramaturgie (12. - 16.07.)<br />
Infos unter www.koelner-filmhaus.de.<br />
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-31;<br />
info@koelner-filmhaus.de<br />
gisseurs seinen Film „Lichter“. Ab dem 1. August trainiert Schauspiellehrer<br />
M.K. Lewis an der ifs wieder Schauspieler für das Spiel vor der<br />
Kamera. Jeder Workshop läuft über zwei Wochen: „Camtech for Actors<br />
- Part I“ und „Scene Study“ vom 1. bis zum 13. August (Bewerbungsschluss:<br />
1. Juli), „Camtech for Actors - Part II“ und „Master Class“<br />
vom 15. bis 27. August (Bewerbungsschluss: 15. Juli). Es bestehen Fördermöglichkeiten<br />
bei FFA, GVL und den Arbeitsämtern.<br />
Interessenten des Weiterbildungsprogramms Trickfilm/Animation<br />
können sich noch bis zum 2. Juli an der ifs bewerben.<br />
Noch bis zum 19. Juli läuft die Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang<br />
Filmmontage.<br />
Infos und Bewerbungsunterlagen: www.filmschule.de<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880; info@filmschule.de<br />
AIM<br />
Nachdem es in der schwierigen Finanzsituation<br />
geglückt ist, die Arbeit von AIM KoordinationsCentrum<br />
für Ausbildung in<br />
Medienberufen fortzuführen, wird Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, auf der nächsten Mitgliederversammlung<br />
den Vorsitz des Vereins<br />
abgeben. Schmid-Ospach: „AIM leistet Wichtiges,<br />
und ich hoffe, dass mein jetziger Stellvertreter<br />
Wolfgang Fuchs, Leiter Stabsstelle<br />
Medien bei der Stadt Köln, den Vorsitz übernimmt.“<br />
AIM, Tel. (0221) 6500850;<br />
aiminfo@aim-mia.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Stephen Frears<br />
und seine Schüler,<br />
Foto: Claudia Ast<br />
Trickboxx<br />
Die Duisburger filmothek der jugend<br />
nrw e.V. verleiht kostenlos eine Trickboxx, die<br />
aus einem Tricktisch mit Leuchten und einer<br />
digitalen Kamera besteht. Mit der können Kinder<br />
den einfachen und spielenden Umgang<br />
mit dem Medium Trickfilm lernen. Ihre fertigen<br />
Filme können die stolzen „Produzenten“<br />
(zwischen 6 und 12 Jahren) Ende September<br />
beim 1. Trickboxx-Festival NRW in Essen<br />
präsentieren. Zudem werden die Werke<br />
im Fernsehen vom Offenen Kanal Essen<br />
e.V. ausgestrahlt. Auch das KI.KA-Medienmagazin<br />
„Trickboxx“ mit Reporter Juri Tetzlaff<br />
präsentiert eine Auswahl der eingereichten<br />
Filme.<br />
www.trickboxx-festival.de<br />
filmothek, Tel. (0203) 410 58 25;<br />
info@filmothek-nrw.de<br />
KunstFilmBiennale<br />
Erstm<strong>als</strong> wird der von der Verwertungsgesellschaft<br />
Bild-Kunst ausgelobte Förderpreis<br />
für experimentellen Film in diesem<br />
Jahr im Rahmen der KunstFilmBiennale in<br />
Köln verliehen. Um die ausgeschriebenen<br />
25.000 Euro konkurrieren formal und inhaltlich<br />
innovative Filme oder Videos in Deutschland<br />
lebender Künstler. Voraussetzungen für<br />
eine Teilnahme bilden die Länge des Werkes<br />
(maximal 60 Minuten), Produktionsjahr (ab<br />
2003) und Alter der Regisseure (bis 35). Der<br />
Einsendeschluss für Arbeiten ist der 30. Juni<br />
2004.<br />
Vom 23. bis 25. Oktober schließlich gibt<br />
es die an der Endrunde teilnehmenden Filme<br />
im Kino des Museum Ludwig zu sehen. Bewerbungen<br />
sind ausschließlich über ein Formular<br />
auf der Website möglich.<br />
www.kunstfilmbiennale.de<br />
KunstFilmBiennale, Tel. (0221)<br />
2265731; kunstfilm@sk-kultur.de
Teamfilm Award<br />
Das Produktionsteam der „Soko Köln“ (Network<br />
Movie) ist Sieger des Teamfilm-<br />
Awards, der Anfang Juni erstm<strong>als</strong> im Kölner<br />
Filmhaus an die besten internen Drehdokus<br />
von Filmcrews verliehen wurde. „So muss ein<br />
Teamfilm sein: schräg, ironisch und sehr, sehr<br />
witzig“, lautet die Begründung der neunköpfigen<br />
Fachjury. Der zweite Preis ging an das<br />
Team des Tatorts „Sag nichts“ (Colonia Media)<br />
und das Team der Kinoproduktion „Was<br />
nützt die Liebe in Gedanken“ (X Filme). 31<br />
Film- und Fernsehproduktionen hatten sich um<br />
die neue Auszeichnung beworben. Initiator<br />
Stephan Tarnow (PLANpunkt): „Die Idee<br />
zum Team Film Award ist so gut angekommen,<br />
dass der Preis auch im nächsten Jahr vergeben<br />
wird.“<br />
www.teamfilmaward.com<br />
PLANpunkt, (0221) 91255710,<br />
tarnow@planpunkt.de<br />
Short Cuts Cologne<br />
Die siebte Ausgabe der Short Cuts Cologne<br />
findet vom 1. bis 5. Dezember statt.<br />
Über Anmeldungen in allen gängigen Videound<br />
Filmformaten freuen sich die Veranstalter<br />
noch bis zum 15. August.<br />
www.short-cuts-cologne.de.<br />
Short Cuts Cologne, Tel. (0221)<br />
22271027; scc@koelner-filmhaus.de<br />
Feminale<br />
Das 12. Kölner Frauenfilmfestival Feminale<br />
findet 2004 vom 6. bis 10. Oktober statt und<br />
präsentiert in seinem Sonderprogramm „Pionierinnen<br />
des ethnografischen Films“ mit Werken<br />
von Zora Neale Hurston, Margret<br />
Mead, Melissa Llewelyn-Davis , Jean<br />
Lydall und Judith MacDougall. Von den<br />
20er Jahren bis in die jüngere Gegenwart hinein<br />
präsentiert das Programm einen Querschnitt<br />
durch weibliche <strong>Dokument</strong>arfilmarbeit<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
Feminale e.V., Tel. (0221) 1300225;<br />
info@feminale.de<br />
Kinofest Lünen<br />
Für das Kinofest Lünen, das in diesem Jahr<br />
vom 18. bis 21. November gefeiert wird, endet<br />
die Anmeldungsfrist für die Filme am 20.<br />
August. Anmeldungsunterlagen und weitere<br />
Infos unter www.kinofestluenen.de.<br />
Kinofest Lünen, Tel. (0221) 72 95 96;<br />
kinofest@gmx.de<br />
„Heimkehrer“ von Jovan Arsenic, Foto: KHM<br />
50. Kurzfilmtage Oberhausen<br />
Die Preisträger:<br />
Internationaler Wettbewerb<br />
Großer Preis der Stadt Oberhausen ex aequo<br />
(je 3.750 EUR) an:<br />
Od – El camino, R: Martin Mejia, Kolumbien<br />
und La tresse de ma mère, R: Iris Sara<br />
Schiller, Frankreich.<br />
Hauptpreise (je 3.500 EUR) an: WASP,<br />
R: Andrea Arnold, GB und Fabulous<br />
Creatures, R: Eunjung Hwang, USA.<br />
Arte Preis (2.500 EUR) an: „1.35“, R: Milan<br />
Balog, Slowakische Republik.<br />
Preis der Jury des Ministeriums für Städtebau<br />
und Wohnen, Kultur und Sport<br />
des Landes NRW (10.000 EUR) an:<br />
WASP, R: Andrea Arnold, GB.<br />
FIPRESCI-Preis (1.500 EUR) an: Super Documentary:<br />
Zeneisenjutsu, R: Kanai<br />
Katsu, Japan.<br />
Preis der Ökumenischen Jury (1.500 EUR)<br />
an: „Britanya“, R: Marjoleine Boonstra,<br />
Niederlande.<br />
Preis der Kinojury an: „Two Cars, One<br />
Night“, Taika Waititi, Neuseeland.<br />
Preis der Internationalen Kurzfilmtage<br />
ex aequo (je 250 EUR) an:<br />
„The Epilogue“, R: William Owusu, Kenia<br />
und „Habana Holiday (Yo soy malo)“,<br />
R: Chris Maher, USA.<br />
Oberhausen-Preisträger: „Od – El Camino“ aus Kolumbien<br />
Cannes: Doppelter Whisky<br />
Deutscher Wettbewerb:<br />
1. Preis (5.000 EUR) an:<br />
„Living a Beautiful Life“, R: Corinna<br />
Schnitt<br />
3sat-Förderpreis ex aequo (je 1.250 EUR) an:<br />
„Krankenhaus“, R: Micah Magee und<br />
„Barbershop Politics“, R: Hannes Gieseler,<br />
Anja Schütze, Kartick Singh.<br />
Kinder- und Jugendfilmwettbewerb:<br />
Preis der Kinderjury (1.000 EUR) an:<br />
„Seven’s Eleven“, R: Amy Iorio, USA.<br />
Preis der Jugendjury (1.000 EUR) an:<br />
„Oranges“, R: Kristian Pithie, Australien.<br />
MuVi-Preis:<br />
1. Preis „Let’s Push Things Forward“<br />
(The Streets), R: Martin Sulzer, Andi<br />
Triendl, Julia Weiger (2.500 EUR).<br />
2. Preis: „mugen kyuukou how to<br />
believe in jesus“ (Tujiko Noriko), R:<br />
Graw Böckler (1.500 EUR).<br />
3. Preis: „Die Zeit heilt alle Wunder“<br />
(Wir sind Helden), R: Cornelia Cornelsen,<br />
Florian Giefer (1.000 EUR).<br />
Publikumspreis: „Dinge von denen“<br />
(Die Ärzte), R: Norbert Heitker (500<br />
EUR).<br />
Kleine Einladung, große Wirkung: Auch wenn die Presse noch darüber streitet, ob der Applaus<br />
nun zehn oder fünfzehn Minuten dauerte, die Aufführung von Hans Weingartners Film „Die<br />
fetten Jahre sind vorbei“ im Wettbewerb des Festival de Cannes sorgte für gute Stimmung<br />
in der deutschen Gemeinde, die in diesem Jahr wenig Grund zum Klagen hatte.<br />
Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW präsentierte sich in Cannes wieder gemeinsam mit Focus<br />
Germany und der Export-Union auf dem German Boulevard. In den Reihen des Festiv<strong>als</strong><br />
waren die Düsseldorfer Filmförderer mit zwei geförderten Filmen vertreten. Neben Jessica Hausners<br />
„Hotel“ lief in der Sektion Un Certain Regard auch die internationale Koproduktion<br />
„Whisky“. Das Werk des Regieduos Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll erhielt gleich zwei<br />
Auszeichnungen: den „Prix du regard original“ und den Kritikerpreis Fipresci. Die Koproduktion<br />
zwischen Uruguay, Argentinien und Deutschland entstand in Zusammenarbeit mit<br />
der Kölner Pandora Filmproduktion.<br />
Für Pandora-Produzent Karl Baumgartner gehen die Ehrungen auf dem 57. Filmfestival<br />
von Locarno (4. – 14.08.) gleich weiter: Dort erhält er den Rezzonico Preis für unabhängige<br />
Filmproduzenten. Herzlichen Glückwunsch „Baumi“.<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />
Duisburger<br />
Filmwoche<br />
Anmeldungen für das <strong>Dokument</strong>arfilmfestival,<br />
das in diesem Jahr vom 8. bis 14. November<br />
stattfindet und unter dem Motto „Material“<br />
steht, sind noch bis zum 25. August möglich.<br />
www.duisburg.de/filmwoche.<br />
Duisburger Filmwoche,<br />
Tel. (0203) 2834187;<br />
filmwoche.vhs@uni-duisburg.de<br />
Kurz & schön<br />
Der Internationale Nachwuchswettbewerb<br />
Kurz & schön von KHM und WDR bittet um<br />
die Einsendung von Beiträgen bis spätestens<br />
25. Juli 2004.<br />
www.kurzundschoen.khm.de.<br />
Kunsthochschule für Medien, Tel.<br />
(0221) 9499682; info@art2b.net<br />
Das ist<br />
das Ruhrgebiet<br />
Hochöfen, Zechengelände und Trinkhallen in<br />
grauer Straßenkulisse: Dass diese Ikonographie<br />
des Ruhrgebiets schon lange nicht mehr den Tatsachen<br />
entspricht, wird von den Bilderproduzenten<br />
ungern wahrgenommen. Der Strukturwandel<br />
ist in vielen Bereichen längst vollzogen,<br />
nun müssten die Bilder langsam folgen. Dazu begibt<br />
sich das Symposium „Endlich so wie überall“<br />
auf die Suche nach „neuen dokumentarischen<br />
Bildern des Ruhrgebiets“. Die <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />
im Filmbüro NW<br />
veranstaltet das umfangreiche Seminar am 30.<br />
Juni und 1. Juli im Kino SABU der Essener<br />
Lichtburg. Doku-Soaps („Harry & Toto“ oder<br />
„Abnehmen in Essen“) werden ebenso wie aktuelle<br />
Kinodokumente („Die Champions“) auf<br />
die Frage hin untersucht, ob der <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
bereits in der Lage ist, dem neuen Ruhrgebiet<br />
adäquate Bilder abzugewinnen. Anmeldungen<br />
sind online unter www.dokumentarfilminitiative.de<br />
möglich.<br />
<strong>Dokument</strong>arfilminitiative, Tel. (0208)<br />
471934; dfi@filmbuero-nw.de<br />
Preisträger in Cannes: „Whisky“, Foto: Bavaria<br />
7
Sommerblitze<br />
Nicos Ligouris’ abendfüllender <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Sommerblitze“ gewann den ersten<br />
Preis auf dem <strong>Dokument</strong>arfilmfestival in<br />
Thessaloniki. Die deutsch-griechische Koproduktion<br />
über den Betreiber einer kleinen, abgelegenen<br />
Pension im Süden Kretas entstand<br />
mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW (Produktion 2). Außerdem gewann der<br />
Film Anfang Juni auf dem Festival Ecocinema<br />
auf Rhodos den ersten Preis <strong>als</strong> bester Mittelmeerfilm.<br />
Nicos Ligouris, Tel. (030) 8812844;<br />
Will.Lig@gmx.de<br />
Hörspielpreise<br />
Am 7. Juni erhielt Elfriede Jelinek im Plenarsaal<br />
des deutschen Bundesrates den Hörspielpreis<br />
der Kriegsblinden/Preis für<br />
Radiokunst, den ihr die Jury unter Leitung<br />
von Prof. Dr. Jörg Drews für ihr Hörspiel<br />
„Jackie“ zugesprochen hatte. „Hören ist Denken“,<br />
so Jelinek in ihrer Dankesrede. Bilder<br />
würden die Menschen zwingen, sich anzupassen,<br />
das Hören schaffe dagegen private<br />
Freiräume, fern von Konsum und gesellschaftlichen<br />
Normierungen.<br />
Weniger feierlich, aber nicht weniger bedeutend,<br />
ging die Verleihung des Deutschen<br />
Kinderhörspielpreises über die Bühne, die<br />
im Rahmen eines Kinderfestes im Wuppertaler<br />
Zoo stattfand. Der Preis, den die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und die Stadt Wuppertal<br />
alle zwei Jahre vergeben, ging an Stefan<br />
Hardt und Gabriele Neumann. Die<br />
Schirmherrschaft hatte Dr. Gertrud Steinbrück<br />
übernommen.<br />
Die Kritikerjury hat aus über 50 eingereichten<br />
Kinderhörspielen einstimmig „Einfach<br />
Schnickschnack“ von Regisseur und Musiker<br />
Stefan Hardt, nach Texten von Daniil Charms,<br />
zum Sieger gekürt. Hardts Hörspiel, das aus<br />
einer Menge kleiner Geschichten besteht, wurde<br />
vom Hessischen Rundfunk (hr) und dem<br />
Norddeutschen Rundfunk (NDR) realisiert.<br />
Die Kinderjury, die aus Wuppertaler Schülern<br />
im Alter von acht bis neun Jahren bestand,<br />
entschied sich für Gabriele Neumanns Hörspiel<br />
„Mascha und Mucks, die Mäuseprinzessin“,<br />
das Regisseur Karlheinz Liefers für das DeutschlandRadio<br />
Berlin (DLR) realisierte.<br />
8<br />
Warten auf die „Sommerblitze“<br />
Murnau-Preis für Dusty, Foto: Lutterbeck<br />
Trade Show<br />
Auch in diesem Jahr ist der Kölner Cinedom<br />
Location für Deutschlands größte Kinomesse.<br />
In der Herbst Trade Show 2004 (31. 08.<br />
- 02.09.) präsentieren Verleihunternehmen mit<br />
Unterstützung der Stadt Köln ihre kommenden<br />
Kinohits. Erwartet werden mehr <strong>als</strong><br />
1000 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz und den Benelux-Staaten. Veranstalter<br />
sind die Verleiher Buena Vista, Columbia<br />
TriStar, Constantin Filmverleih,<br />
Concorde Film, Solo Filmverleih, Tobis<br />
Film, Twentieth Century Fox, UIP,<br />
Warner Bros. sowie der Central Film<br />
Vertrieb, der traditionsgemäß ein oder zwei<br />
Firmen und deren Filme vorstellt. Die Projektleitung<br />
liegt wieder beim Kölner Büro<br />
Schmitt & Teigler GbR (BST), das ab sofort<br />
Partner, Sponsoren oder Aussteller für die<br />
Herbst Trade Show akquiriert.<br />
BTS, Tel: (0221) 729596<br />
Neues Heim für<br />
Filmkritiken-Archiv<br />
Als der Film-Dienst Ende 2003 in sein neues<br />
Domizil nach Bonn zog, durfte sein im Laufe<br />
von über 40 Jahren erstelltes Kritikenarchiv<br />
aus Platzgründen nicht mit. Jetzt hat der in<br />
zehn Karteischränken sortierte Schatz eine<br />
neue Heimstatt gefunden. Die Sammlung ist<br />
in das Schriftgutarchiv des Filmmuseums<br />
Düsseldorf eingegliedert worden.<br />
Bibliothek Filmmuseum,<br />
Tel. (0211) 8993777; bibliothek.<br />
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />
Regisseurinnen<br />
Guide<br />
Das Dortmunder Internationale Frauenfilmfestival<br />
Femme Totale hat den „Regisseurinnen<br />
Guide“ herausgegeben. Für eine<br />
Schutzgebühr von fünf Euro stellt das Buch auf<br />
296 Seiten etwa 130 deutsche Regisseurinnen<br />
in Bio- und Filmografie vor. Zu beziehen ist das<br />
Werk unter www.femmetotale.de.<br />
Femme totale, Tel. (0231) 5025162;<br />
info@femmetotale.de<br />
Talking Heads bei<br />
VFFVmedia<br />
Die neuen Richtlinien zur Vergabe von Bankkrediten<br />
- kurz: „Basel II“ - sollen bis Ende 2006<br />
eingeführt sein. Schon jetzt aber führen die<br />
Banken vor der Vergabe eines Kredits eine Bonitätsprüfung,<br />
ein sogenanntes Rating, des<br />
Kreditnehmers durch. Im Rahmen der Reihe<br />
TalkingHeads des VFFVmedia Verband<br />
der Fernseh-, Film-, Multimedia- und<br />
Videowirtschaft e. V. gibt Raimund<br />
Franken von der Wuppertaler rmc rinke<br />
medien consult praktische Hinweise zur Rating-Optimierung.<br />
Die Veranstaltung „Der Tod<br />
zu Basel“ findet am 5. Juli um 19 Uhr im Hilton<br />
Cologne statt.<br />
VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0;<br />
info@vffv.de<br />
Stauffenberg<br />
World Wide<br />
... heißt ein neues <strong>Dokument</strong>arfilmprogramm,<br />
mit dem der WDR und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW aufwendige Dokus unterstützen, die für<br />
den internationalen Markt produziert werden.<br />
Die erste Förderung, die in der langfristig angelegten<br />
Reihe von der <strong>Filmstiftung</strong> vergeben<br />
wird, beträgt 475.000 Euro und geht an<br />
„Windstärke acht”, eine Produktion der<br />
Münchner Caligari Film über Amerika-Auswanderer<br />
im 19. Jahrhundert.<br />
Im September wird dafür im Hamburger<br />
Hafen ein Segelschiff mit 20 Passagieren und<br />
15 Mann Besatzung die Überfahrt nach New<br />
York wagen. Auf eine luxuriöse Kreuzfahrt<br />
können sich die Beteiligten an der 1,7 Millionen<br />
Euro teuren Produktion nicht freuen, denn<br />
an Bord erwarten sie die gleichen Bedingungen,<br />
mit denen auch die Auswanderer im Jahr<br />
1850 zu Recht kommen mussten.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Mit Jo Baiers „Stauffenberg” eröffnet zum ersten Mal ein deutscher Beitrag das Fernsehfestival<br />
in Monte Carlo (28.06. – 03.07.04). Die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />
SWR-Produktion über die Männer des 20. Juli kann auch online punkten: Die Website<br />
www.swr.de/stauffenberg wurde für den Grimme Online Award nominiert. Die Verleihung<br />
findet am 22. Juni auf Schloss Bensberg bei Köln statt.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Jo Baiers „Stauffenberg“, Foto: SWR<br />
Dusty<br />
Dem Charme der liebenswerten Hausstaubmilbe<br />
„Dusty“ (Regie: Matthias<br />
Bruhn) konnte sich auch die Jury<br />
des Friedrich-Murnau-Preises<br />
nicht entziehen. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte und vom<br />
WDR koproduzierte Produktion des<br />
Kölner Trickstudios Lutterbeck<br />
gewann bei der 10. Ausgabe des<br />
Kurzfilmpreises die Auszeichnung in<br />
der Kategorie Animationsfilm/Kinderfilm.<br />
Trickstudio Lutterbeck,<br />
Tel. (0221) 216427;<br />
info@trickstudio.de
Jean-Jacques Annaud, Foto: Uwe Völkner<br />
Medienpreis<br />
für Annaud<br />
Der französische Regisseur Jean-Jacques<br />
Annaud erhielt Anfang Mai im<br />
Aachener Rathaus für seine Verdienste<br />
um den europäischen Film den Europäischen<br />
Medienpreis. Die „Médaille<br />
Charlemagne pour des Médias Européens“<br />
wird jährlich im Zusammenhang<br />
mit dem Karlspreis vergeben.<br />
Transparenz für<br />
Europa<br />
120 direkte und indirekte Unternehmensbeteiligungen<br />
von ARD und ZDF<br />
listet der jüngste Bericht der Kommission<br />
zur Ermittlung des Finanzbedarfs<br />
der Rundfunkanstalten<br />
KEF auf. Tatsächlich waren die Rundfunkanstalten<br />
vor Jahren von der Politik<br />
ausdrücklich zum Unternehmens-Outsourcing<br />
ermuntert worden, um durch<br />
Nebeneinnahmen die Rundfunkgebühren<br />
niedrig zu halten. Für das öffentlichrechtliche<br />
„Schattenreich“ (so der Medienrechtler<br />
Reinhard Ricker) interessierte<br />
sich nun auch die EU-Kommission<br />
in Brüssel. Sie wollte im April<br />
per Fragenkatalog u.a. herausfinden, ob<br />
es „Vorzugsbehandlungen der Produktionstochtergesellschaften“<br />
wie Studio<br />
Hamburg (NDR) oder Bavaria Film<br />
(WDR, SWR, MDR) gebe. Eine der<br />
Vorhaltungen von EU-Wettbewerbs-<br />
Kommissar Mario Monti: Es sei üblich,<br />
dass die ARD von unabhängigen mittelständischen<br />
Produzenten mit Zinsen versehene<br />
Bankbürgschaften zur Absicherung<br />
des Drehvorhabens verlange. Bei ihren<br />
Töchtern verzichte sie jedoch darauf.<br />
Der WDR, über die Westdeutsche<br />
Rundfunkwerbung GmbH zu 33,35<br />
Prozent an der Bavaria beteiligt, nimmt<br />
Deutscher<br />
Medienrechtstag<br />
Am 21. Juni treffen sich in Köln Fachjuristen<br />
aus ganz Deutschland zum 7.<br />
Medienrechtstag. Unter dem Thema<br />
„Holt mich hier raus – aus dem Vertrag!“<br />
geht es um die Inhalte, die in rechtlich<br />
zulässiger Weise in Mitwirkenden- und<br />
Künstlerverträgen vereinbart werden<br />
können.<br />
www.dmrt.de.<br />
Deutscher Medienrechtstag,<br />
Tel. (0221) 272980;<br />
koeln@skwlaw.de<br />
Richtlinien:<br />
Förderung und<br />
Umsatzsteuer<br />
Da in der Vergangenheit bei einigen Finanzverwaltungen<br />
Unklarheit bestand,<br />
ob die Fördergelder der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW der Umsatzsteuer unterliegen, hat<br />
die Düsseldorfer Filmförderung ihre<br />
Richtlinien geändert. Damit soll klar geregelt<br />
werden, dass die Fördergelder<br />
nicht umsatzsteuerpflichtig sind, da kein<br />
direkter Leistungs-Ausstausch besteht. In<br />
der Praxis bedeutet das, dass der Passus<br />
3.1.6. ersatzlos gestrichen wurde.<br />
Details zu den Änderungen finden<br />
Sie auf der Website der <strong>Filmstiftung</strong>:<br />
www.filmstiftung.de.<br />
die Vorhaltungen gelassen: „Die Beschwerde<br />
ist unbegründet.“ Auf Nachfrage<br />
erklärte Gudrun Hindersin <strong>als</strong><br />
stellvertretende WDR-Pressesprecherin,<br />
die Geschäftsbeziehungen zu den<br />
Töchtern entsprächen den marktüblichen<br />
Bedingungen. Hindersinn: „Eine Quersubventionierung<br />
findet nicht statt“.<br />
Überdies seien die Beziehungen des<br />
WDR zur Bavaria transparent und unterlägen<br />
einer vielfältigen Kontrolle „namentlich<br />
durch die Aufsichtsgremien des<br />
WDR - und zukünftig weiter verstärkt –<br />
durch den Landesrechnungshof“. Eine<br />
Trennung des WDR von seiner Bavaria-<br />
Beteiligung durch die WDR mediagroup<br />
GmbH komme <strong>als</strong>o nicht infrage,<br />
„solange die mittelbare Beteiligung<br />
des WDR für diesen wirtschaftlich und<br />
unter Produktionsgesichtspunkten sinnvoll<br />
ist“. Im übrigen werde eine Veräußerung<br />
weder von der Kommission noch<br />
von den Beschwerdeführern verlangt.<br />
Den Monti-Vorstoß hatte der Verband<br />
Privater Rundfunk und Telekommunikation<br />
(VPRT) vor einem<br />
Jahr mit einer Beschwerde über die Höhe<br />
der deutschen Rundfunkgebühren initiiert.<br />
Im VPRT sind TV-Unternehmen wie<br />
RTL und ProSieben Sat.1 Media organisiert.<br />
Cinema-Retter:<br />
Christine Müh,<br />
Jens Schneiderheinze,Thomas<br />
Behm, Jochen<br />
Fengler v.l.<br />
Rettung in Münster<br />
Das preisgekrönte Münsteraner Programmkino Cinema ist wohl gerettet. Dabei stand<br />
es noch vor kurzem vor dem Aus. „Wenn die Besucherzahlen so bleiben, müssen<br />
wir im Sommer schließen“, kündigte im April Geschäftsführer Jens Schneiderheinze<br />
an. Die endgültige Entscheidung schien am seidenen Faden zu hängen – an Michael<br />
Schorrs „Schulze get`s the Blues“. Der Film sollte das für den Erhalt des Cinemas<br />
nötige Geld in die leere Kasse spülen. Die münsterschen Cineasten reagierten mit einer<br />
Abstimmung an der Kinokasse. „Schultze gets the blues“ verzeichnete mehr Gäste<br />
<strong>als</strong> erwartet - und das bei sonnigem Wetter. Auch andere Filme zogen an. Seitdem<br />
Schneiderheinze und Co-Geschäftsführer Thomas Behm an die Presse gingen,<br />
hat sich viel getan. Von den Fans kamen Sachspenden, praktische Hilfe und Geldspenden,<br />
von der Stadt Münster und den Parteien hilfreiche Zusprüche. Bei einem<br />
Fest im Mai wurden rund 7.000 Euro eingenommen. Dieses Geld sowie die Spenden<br />
flossen auf das Konto eines Fördervereins, der das Cinema nun auch in Zukunft<br />
weiter begleiten wird. Vielleicht liegt der neue Aufschwung des Cinemas auch am<br />
Schwein von Rainer Bode. Das trat nämlich am 50.Geburtstag des Geschäftsführers<br />
des NRW-Verbandes Soziokultureller Zentren in sein Leben, wurde „Scarlett“<br />
getauft und vom Geburtstagskind spontan <strong>als</strong> Glücksbringer dem Cinema gewidmet.<br />
Cinema, Tel. (0251) 30307; info@cinema-muenster.de<br />
Kino im Schloss<br />
Östlich von Köln waren bis vor ein paar<br />
Jahren noch belgische Truppen stationiert.<br />
Die Streitkräfte unterhielten Schulen,<br />
Kaufhäuser und Kinos. In Rösrath<br />
hinterließen sie beim Abzug auf dem Gelände<br />
von Schloss Venauen auch das Cinéma<br />
Athénée Royal, das zuletzt<br />
auch <strong>als</strong> Theater genutzt wurde. Allerdings<br />
haben die Soldaten alle Kinosessel<br />
abmontiert und mit nach Belgien genommen.<br />
Andreas Lüderitz, <strong>als</strong> Producer<br />
und Kulturmanager tätig, hat ein<br />
Konzept auf der Basis von public-private-partnership<br />
für ein multifunktionales<br />
Stadttheater mit Special Interest-Kino<br />
entwickelt, das im ehemaligen Athénée<br />
Royal Raum finden könnte. Das<br />
Bundesvermögenssamt, in dessen<br />
Besitz sich Schloss Venauen befindet, sowie<br />
ein Investor haben bereits Interesse<br />
signalisiert. Lüderitz hat Erfahrung mit<br />
der Umwidmung hochherrschaftlicher<br />
Gemäuer: In Rösrath entwickelte er bereits<br />
erfolgreich das Kulturzentrum<br />
Schloss Eulenbroich.<br />
Andreas Lüderitz,<br />
Tel.: 0172-420 92 54;<br />
aluederitz@web.de<br />
Kinofreie Stadt<br />
Aachen?<br />
Nach Pleiten und Mietstreitigkeiten erlebt<br />
Aachen zur Zeit einen erschreckenden<br />
Tiefstand in der Kinoversorgung: Anfang<br />
Mai gab es nur noch vier Säle und<br />
500 Kinosessel für 250.000 Einwohner.<br />
Zwar wurde das historische Capitol<br />
wieder eröffnet, doch wochenlang stand<br />
der neue Ufa-Palast (neun Säle) leer. Bei<br />
Redaktionsschluss zeichnete sich eine<br />
Übernahme durch die Gebrüder<br />
Stürtz ab, die in Alsdorf bereits den Cinetower<br />
betreiben. Hundert Meter weiter<br />
kann das Eden mit fünf Sälen nicht<br />
bespielt werden. Die Aachener Altlantis<br />
Filmtheater GmbH hatte das<br />
Ufa-Kino übernommen, scheiterte<br />
aber an Umständen, die sich aus der Insolvenz<br />
der Ufa-Gruppe ergaben: Die<br />
knapp 20 alten Mitarbeiter hatten auf<br />
Weiterbeschäftigung geklagt und gewonnen.<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 9
Netzwerk<br />
Filmstädte<br />
Leverkusen und Kevelaer sind dem<br />
Netzwerk Filmstädte NRW beigetreten<br />
und haben damit die Zahl der<br />
Mitglieder auf 23 erhöht. Unterstützt von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
haben sich nordrhein-westfälische<br />
Städte und Kreise zusammengeschlossen,<br />
um vor Ort Film- und Fernsehproduktionen<br />
bei ihrer Arbeit zu unterstützen<br />
und zu begleiten. Leverkusen<br />
(ca. 160.000 Einwohner) kann bereits<br />
auf Dreharbeiten im Stadtgebiet verweisen.<br />
Produziert wurden hier u.a. Szenen<br />
für „Alarm für Cobra 11“, die „Wochenschau“<br />
oder „Ladykracher“. Außerdem<br />
drehte Regisseur Kaspar Heidelbach<br />
am Schloss Morsbroich die Fernsehkomödie<br />
„Die verhexte Hochzeit“. In Kevelaer<br />
wurde bislang noch nicht gedreht,<br />
dabei bietet das 27.000 Einwohner<br />
zählende Städtchen im Kreis Kleve<br />
mehr <strong>als</strong> nur die berühmte Wallfahrtskulisse.<br />
FiMeA<br />
Im März wurde in Aachen der Verein<br />
Film und Medien Aachen, kurz Fi-<br />
MeA gegründet. Ziel der 21 Gründungsmitglieder<br />
ist die Bündelung und<br />
Strukturierung aller im Film- und Medienbereich<br />
tätigen Unternehmen der<br />
Region sowie die Förderung der Branche<br />
und die Außendarstellung seiner Mitglieder<br />
auf einer gemeinsamen Plattform.<br />
Ulla Nickel, Tel. (02408)<br />
989011, info@ulla-nickel.de<br />
Andreas Pelzner, Tel. (0241)<br />
9551711, ap@aixvision.com<br />
Location-<br />
Ausstellung<br />
Die Location-Ausstellung der Filmcommission<br />
NRW ist weiter auf Tour:<br />
Nach einer Kurzvisite in Brüssel sind die<br />
großformatigen Fotografien mit ausgewählten<br />
Motiven aus NRW anlässlich des<br />
75. Stadtjubiläums vom 7. bis 21. Juli im<br />
Rathaus Barmen (Öffnungszeiten:<br />
Montags bis Freitags zwischen 7.30 und<br />
20.00 Uhr) zu sehen. Die Stadt Wuppertal<br />
und die Wuppertaler Kinos Theater<br />
an der Gathe, CinemaxX und<br />
Cinetal veranstalten außerdem „Wuppertaler<br />
Kinowochen“ in denen u.a. in<br />
Wuppertal gedrehte Filme wie „Der Krieger<br />
und die Kaiserin“, „Der Poet“ und<br />
„Das Experiment“ gezeigt werden.<br />
www.wuppertal.de.<br />
10<br />
Die Städte<br />
und Kreise des<br />
Netzwerkes:<br />
Aachen<br />
Bielefeld<br />
Bochum<br />
Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Duisburg<br />
Dortmund<br />
Erftkreis<br />
Essen<br />
Hamm<br />
Herne<br />
Hürth<br />
Kevelaer<br />
Köln<br />
Leverkusen<br />
Lünen<br />
Mönchengladbach<br />
Münster<br />
Münsterland<br />
Rhein-Kreis Neuss<br />
Kreis Siegen-Wittgenstein<br />
Viersen<br />
Wuppertal<br />
Infos unter<br />
www.locationnrw.de<br />
„Motivwechsel“ lautet der<br />
programmatische Titel einer<br />
Ausstellung, die Location-<br />
Scouts aus NRW gemeinsam<br />
mit der Filmcommission<br />
NRW entwickelt haben.<br />
Mit der Auswahl der Bilder,<br />
die auch auf dem Inter-<br />
nationalen Filmkongress<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW zu<br />
sehen sind, wollen die Scouts<br />
ungewöhnliche Blicke<br />
jenseits der gewohnten<br />
Perspektiven auf das Film-<br />
land werfen. In dieser und<br />
der nächsten Ausgabe wird<br />
der Newsletter einige<br />
Locations der Ausstellung,<br />
die von Nicque Derenbach<br />
(scout & find) und<br />
Andrea Baaken (Film-<br />
commission NRW) konzipiert<br />
wurde, präsentieren.<br />
Die Bilder sind auch<br />
auf der Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de<br />
zu finden.<br />
LocoMotiv<br />
Tel. (0221) 1207821;<br />
info@locomotiv.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Location<br />
most wanted<br />
Tel. (0700) 75747372;<br />
info@most-wanted-location.de
iconworx<br />
Tel. (0234) 9117382;<br />
info@iconworx.de<br />
Motivwechsel<br />
Tobias Roelin<br />
Tel. (0172) 5324331;<br />
Roelin@t-online.de<br />
Kontakt: ZeitRaum<br />
RechercheLocation<br />
Tel. (0221) 132527;<br />
stefanmoeller@goldmail.de<br />
Location – newsletter@filmstiftung.de 11
Die Kinobranche scheut<br />
das schöne Wetter, und damit<br />
es nicht so schlimm kommt,<br />
wenn es schön wird, geht sie<br />
open air. Landauf, landab<br />
laden die Kinos zum sommer-<br />
lichen Out Door-Event.<br />
„Findet Nemo”, „Liegen lernen”,<br />
„L’Auberge Espanol” und „Lost<br />
in Translation” sind dabei<br />
nach einer nicht repräsentativen<br />
Umschau die Hits der<br />
kommenden Sommernächte.<br />
Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist sommerlich<br />
aktiv und veranstaltet erneut<br />
die Tour der FilmSchauPlätze, die<br />
dieses Jahr wieder durch <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> führt. Der Clou der Filmreihe: Nur<br />
für einen Tag wird die Open Air-Leinwand an<br />
einem atmosphärisch besonderen Ort aufgestellt,<br />
um dort einen zu diesem Ort passenden<br />
Film zu präsentieren. Fester Programmbestandteil<br />
ist ein Überraschungskurzfilm<br />
aus NRW, der das abendliche Filmprogramm<br />
eröffnet. Bei den einzelnen Veranstaltungsorten<br />
organisieren die lokalen Partner<br />
ein auf Ort und Film abgestimmtes Rahmenprogramm,<br />
das nicht nur kulinarische Genüsse<br />
beinhaltet. Bei allen Vorführungen ist der<br />
Eintritt frei.<br />
Filmschauplätze<br />
Wieder mit dabei sind z. B. Schloss Haag in<br />
Geldern („Harry Potter, Teil 1” am 24.07.) und<br />
das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop<br />
(„Montags in der Sonne”, 31.07.). Daneben<br />
gibt es neun neue Locations, darunter<br />
etwa der Förderturm in Bönen („Jede Menge<br />
Kohle”, 15.8.) und die Burg Adendorf in<br />
Wachtberg bei Bonn, wo NRW-Ministerpräsident<br />
Peer Steinbrück am 21. Juli die Veranstaltungsreihe<br />
mit „Das Wunder von Bern” <strong>als</strong><br />
Schirmherr eröffnet. Wer mag, kann das Land<br />
an Rhein und Ruhr cineastisch entdecken. So<br />
ist der Niederrhein u.a. mit dem<br />
Stahlwerk in Willich („Brassed off”,<br />
07.08.) und dem Abteiplatz in<br />
Kamp-Lintfort („Der Name der Rose”,<br />
06.08.) präsent. In <strong>Westfalen</strong><br />
werden u.a. der Golfplatz in Fröndenberg<br />
(„ Tin Cup”, 22.08.) und<br />
das Bergkamener Sportbootzentrum<br />
Marina Rünthe („Master and<br />
Commander”, 24.08.) zu Film-<br />
12<br />
Open air in NRW<br />
Stars unter Sternen<br />
schauplätzen und im münsterländischen Havixbeck<br />
die Burg Hülshof („Herr der Ringe III”,<br />
14.08.) Die FilmSchauPlätze sind in das europäische<br />
Projekt Cinésites eingebunden, das<br />
mittlerweile in mehreren europäischen Ländern<br />
stattfindet. Das gesamte Programm gibt<br />
es unter www.filmschauplaetze.de oder<br />
www.filmstiftung.de. Bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
ist auch das Programmheft erhältlich.<br />
Hafenlichtspiele<br />
Auf gutes Wetter hofft auch die Filmwerkstatt<br />
Düsseldorf, die während ihrer Hafenlichtspiele<br />
2004 (30.07. – 06.08.) im Medienhafen in jeder<br />
Nacht eine besondere künstlerische Note<br />
setzt – gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
Die „Nacht der Künstler” (30.07.) ist eine „Homage<br />
an Günther Uecker” - so auch der Titel<br />
der <strong>Dokument</strong>ation von Michael Kluth, die<br />
dort Kino-Premiere hat. In der folgenden „Mu-<br />
Leverkusen,<br />
Schloß<br />
Morsbroich:<br />
„Frida“<br />
sik-Nacht” (31.07.) sind u.a. die <strong>Dokument</strong>ationen<br />
„Rebel Music” über<br />
die mexikanische Zapatisten-Band<br />
Panteon Rococo und „Babylon’s Fever”<br />
über Manu Chao’s Europa-Tournee<br />
2001 zu sehen. Am 1. August<br />
blendet in der „Eine<br />
Welt-Nacht”<br />
(01.08.) der Film<br />
„Amandla!” zurück<br />
auf 40 Jahre –<br />
auch musikalischen<br />
- Kampf gegen<br />
die Rassentrennung<br />
in Südafrika.<br />
Bei Einbruch<br />
der darauffolgenden<br />
„Nacht der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>”<br />
(02.08.) kommt<br />
es in unmittelbarer Bönen: „Jede Menge Kohle“<br />
Nähe des Firmensitzes<br />
zur Aufführung<br />
von „Halbe Miete”. „A propos du film”<br />
heißt es in der „Nacht des Institut Français”<br />
(04.08.), in der eine Kurzfilm-Auswahl aus den<br />
Beständen der Cinémathèque de Toulouse zu<br />
sehen ist. Es folgen die „Nacht der filmsociety<br />
Düsseldorf” mit Helmut Käutners „Unter den<br />
Brücken” (04.08.), die „Media Art-Nacht” mit<br />
Highlights vom Media Art Festival Paris (05.08.)<br />
und zuletzt die „Nacht des Platzda! Sommerauftritts”,<br />
in der zunächst ein interaktives<br />
Rhythmus-Orchester mit 200 Instrumenten für<br />
Bewegung sorgt. Im Hauptprogramm beweist<br />
der junge texanische Filmemacher Wes Anderson<br />
mit der irrwitzigen Familien-Komödie<br />
„The Royal Tennenbaums”, dass er zu den großen<br />
Regie- und Autoren-Talenten Hollywoods<br />
zählt. Das vollständige Programm unter<br />
www.filmwerkstatt.de.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Sommerkino
Wachtberg:<br />
„Das Wunder von Bern“<br />
Stummfilmtage Bonn<br />
Jenseits des sommerlichen Main-Streams bewegen<br />
sich auch die Internationalen Stummfilmtage<br />
in Bonn (05. – 15.08.), die der Förderverein<br />
Filmkultur Bonn in Kooperation mit<br />
dem Filmmuseum München und der Bonner<br />
Kinemathek im Rahmen des „Bonner Sommers”<br />
veranstaltet. Das von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Jubiläum (20 Jahre) wird mit<br />
dem deutschen Klassiker „Die Liebe der Jeanne<br />
Ney” (1927) von G.<br />
W. Pabst eröffnet. Begleitet<br />
wird der Film<br />
von den Musikern Aljoscha<br />
und Sabrina<br />
Zimmermann mit einer<br />
eigenen Komposition.<br />
Unter freiem<br />
Himmel und bei Live-<br />
Musik kommen im<br />
Arkadenhof der Bonner<br />
Universität weitere<br />
Filmschätze aus<br />
der Frühgeschichte des Kinos zur<br />
Aufführung - vom japanischen<br />
Film „Das Schloss aus Wind und<br />
Wolken” (1928) von Toko Yamazaki<br />
über den mehrfarbig vira-<br />
Waltrop: „Montags in<br />
der Sonne – Los Lunes Al Sol“<br />
Sommerkino – newsletter@filmstiftung.de<br />
Arkadenhof der Universität,<br />
Foto: Bonner Sommerkino<br />
gierten isländischen Film „Berg Ejvind und seine<br />
Ehefrau” (1918) von Victor Sjöström bis hin<br />
zu „Shiraz, das Grabmal einer großen Liebe”<br />
(1928) von Franz Osten. Das Filmprogramm<br />
beinhalt auch Klassiker wie Luis Bunuels Meisterwerk<br />
„Ein andalusischer Hund”, Harry Piels<br />
actionreiches Zirkusdrama „Was ist los im Zirkus<br />
Beely?” und Stroheims<br />
Verführungsdrama „Törichte<br />
Frauen”. Den Abschluss des<br />
Festiv<strong>als</strong> bildet eine Movieton-Soundtrack-Version<br />
des<br />
Films „All quiet on the Western<br />
Front” von Lewis Mileston<br />
aus dem Jahr 1930.<br />
Zu den Musikern gehören<br />
in diesem Jahr<br />
neben den Zimmermanns<br />
auch<br />
wieder der Komponist,<br />
Dozent<br />
und Dirigent Günter<br />
A. Buchwald,<br />
der zu über 600<br />
kurzen und langen<br />
Stummfilmen<br />
den Kinoton geliefert<br />
hat. Auch Heiligenhaus: „Easy Rider“<br />
der Londoner<br />
Komponist, Autor,<br />
Pianist und Schauspieler Neil Brand ist bereits<br />
seit längerem Gast der Stummfilmtage.<br />
Schließlich ist Joachim Bärenz, der 2003 den<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und dem Verband<br />
der deutschen Filmkritik ausgelobten Filmkritikerpreis<br />
erhielt, seit Beginn des Bonner Sommerkinos<br />
<strong>als</strong> Musiker dabei und wird auch in<br />
diesem Jahr mit seinen Improvisationen die<br />
Stummfilme begleiten. Neu zu Gast ist der<br />
Filmkomponist Marius Ruhland, der unter anderem<br />
die Filmmusik zu Tom Tykwers „Heaven”<br />
komponierte. Das ganze Programm unter<br />
www.bonnerkinemathek.de<br />
13
Seminare für<br />
Nachwuchs-<br />
Produzenten<br />
Dass MEDIA jungen Produzenten wirksam<br />
Starthilfe gibt, hat Stephanie Bahr gleich<br />
zweimal erfahren. Erstklassige Nachhilfe<br />
in Sachen Finanzierung und Vertrieb erhielt<br />
die Bonner Produzentin im März am AK-<br />
MI Management Seminar für Film-Produzenten,<br />
einem Weiterbildungsangebot<br />
von MEDIA im griechischen Thessaloniki.<br />
Das griechische Ausbildungsinstitut organisiert<br />
ein Trainingsprogramm für Produzenten,<br />
Juristen, Redakteure und Medienschaffende<br />
aus dem Film- und TV-Bereich.<br />
„Das gewonnene Wissen aus den<br />
Vorträgen konnte man sofort in Gruppenarbeit<br />
an Hand eines konkreten Beispiels<br />
durchspielen“, so Stephanie Bahr.<br />
Für ihre junge Produktionsfirma Montagnola<br />
Productions, die eine internationale<br />
<strong>Dokument</strong>ations-Serie über Kameramänner<br />
entwickelt, fand Bahr bei AKMI<br />
einen tieferen Einblick in Businessplanning,<br />
Finanzierung und Co-Produktionen. „Jeder,<br />
der einen Einstieg in die Gründung einer<br />
eigenen Produktionsfirma sowie einen<br />
Einblick in Finanzierungsstrukturen für die<br />
Entwicklung von eigenen Projekten sucht,<br />
sollte dieses Seminar in Griechenland besuchen.<br />
Er bekommt einen intensiven<br />
Überblick, Rat und viele neue Kontakte“,<br />
sagt Bahr. Mehr Infos: www.akmikek.gr/akmimedia/<br />
Als ebenso bereichernd empfand Bahr<br />
ihre dreitägige Stippvisite im April in der<br />
Discovery Campus Masterschool in München.<br />
„Die angebotene Open Session ‚Secrets<br />
of TV - Commissioning Editors pitching<br />
their timeslots’ bot viele Anregungen<br />
und einen guten Überblick über Vertriebsstrategien.<br />
Es war eine wunderbare<br />
Einführung in die TV- und Doku-Welt. Und<br />
die Möglichkeit, von 15 Top-Redakteuren<br />
(u.a. BBC, arte, NDR, SWR, France5) Einblicke<br />
in ihre Programmgestaltung zu bekommen<br />
und zu erfahren, wie man sie am<br />
besten kontaktiert, ist wie das Öffnen einer<br />
Schatztruhe“, so Stephanie Bahr.<br />
www.discovery-campus.de<br />
MEDIA:<br />
New Talent Preis<br />
Die britische Autorin Duane Hopkins, 31,<br />
ist die erste Gewinnerin des New Talent<br />
Award. Die EU-Kommissarin für Bildung<br />
und Kultur Viviane Reding zeichnete Hopkins<br />
in Cannes für das Drehbuch „Better<br />
Things“ aus. Der Preis wird in Verbindung<br />
mit der neuen MEDIA-Entwicklungsförderung<br />
verliehen, in deren Rahmen die britische<br />
Produktionsfirma Third Films für das<br />
Projekt 50.000 Euro erhalten hat. Auch die<br />
Kölner Gebrüder Beetz Filmproduktion war<br />
in der New Talent Initiative erfolgreich. Mit<br />
ihrer Doku „Amerikas geheimer Krieg in<br />
Laos“ qualifizierte sie sich für 30.000 Euro<br />
Förderung.<br />
14<br />
Die Förderlinie MEDIA New<br />
Talent bietet Firmen, deren<br />
Mitarbeiter ein Projekt inner-<br />
halb einer Langzeit-MEDIA-<br />
Trainingsinitiative in 2002<br />
oder 2003 entwickelt haben,<br />
Unterstützung im Bereich<br />
Development. Damit ermög-<br />
licht MEDIA New Talent<br />
zusätzliche Entwicklungs-<br />
förderung für Projekte, die<br />
bereits aus dem Bereich<br />
Training von MEDIA profitiert<br />
haben.<br />
Dieter Zeppenfeld, Geschäftsführer und<br />
Produzent der Aachener Zinnober Filmund<br />
Fernsehproduktion GmbH berichtet<br />
über sein Projekt „Eiszeiten“ und seine Erfahrungen<br />
mit der Förderinitiative Media<br />
New Talent & Step By Step, das von ME-<br />
DIA unterstützte Stoffentwicklungsprogramm<br />
für Autoren und Produzententeams.<br />
Herr Zeppenfeld, worum geht es<br />
bei „Eiszeiten“?<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden<br />
viele norwegische Frauen, die Kinder<br />
von deutschen Soldaten bekommen hatten,<br />
in Norwegen interniert. Ein Teil dieser<br />
Kinder wurde nach Deutschland abgeschoben.<br />
Später, während des Kalten<br />
Kriegs, benutzte die DDR die Identitäten<br />
einiger dieser Kinder, um Spione nach Norwegen<br />
einzuschleusen. Der Film erzählt die<br />
Geschichte einer Spionin, die jetzt befürchten<br />
muss, dass ihre wahre Identität<br />
aufgedeckt wird und damit ihre Familie<br />
auseinander bricht. Regisseur wird Georg<br />
Maas sein, das Buch basiert auf einem<br />
Roman von Hannelore Hippe, von dem<br />
Maas begeistert war. So kam es zur Zusammenarbeit<br />
der beiden am Drehbuch.<br />
Bis Herbst 2005 soll die Finanzierung von<br />
„Eiszeiten“ stehen. Dann läuft die Vorbereitungszeit<br />
und 2006 soll gedreht werden.<br />
Dieter Zeppenfeld über<br />
MEDIA und sein Projekt<br />
Eiszeiten<br />
Warum haben Sie das Projekt<br />
„Eiszeiten“ ausgerechnet im Rahmen<br />
dieser Initiative eingereicht?<br />
Wir hatten über MEDIA New Talent<br />
in den News gelesen. Nach einigen Abwägungen<br />
und einer Beratung durch die<br />
MEDIA Antenne fanden wir die MEDIA<br />
New Talent Initiative geeigneter für uns <strong>als</strong><br />
die traditionelle MEDIA Developement Förderung,<br />
weil es unser erster Antrag bei<br />
MEDIA ist und auch die Kreativen des Projektes<br />
noch nicht so große Spielfilmerfahrung<br />
haben.<br />
Wie war die Erfahrung mit Step<br />
by Step?<br />
Wir haben uns dann für Step by Step<br />
entschieden, weil es eine umfangreiche<br />
Beratung anbot und die Produzenten in<br />
den Prozess einbezog. Bei Step by Step trafen<br />
sich die Autoren mit Dramaturgen dreimal<br />
eine Woche über ein halbes Jahr verteilt<br />
in Gruppen mit zwei bis drei Projekten.<br />
In der letzten Woche gab es dann<br />
noch ein Seminar für alle Produzenten, in<br />
dem über die Vermarktung der Projekte<br />
gesprochen wurde. Beide Ebenen haben<br />
uns sehr weitergeholfen. Unser Projekt war<br />
dramaturgisch durch die vielen Zeitebenen<br />
nicht so leicht in den Griff zu bekommen<br />
und da hat die Beratung bei Step by Step<br />
geholfen. Auch die Produzentenberatung<br />
war an vielen Punkten hilfreich in der Bewertung<br />
der internationalen Möglichkeiten<br />
unseres Projekts.<br />
newsletter@filmstiftung.de – MEDIA<br />
Wie kam die Verbindung mit<br />
Norwegen zustande?<br />
Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck<br />
haben wir den dänischen Produzenten<br />
Per Holst angesprochen. Der war<br />
von „Eiszeiten“ angetan und hat einen<br />
Kontakt zu Axel Hegeland in Norwegen<br />
hergestellt. Auch Axel fand das Projekt<br />
interessant und bei einem Treffen während<br />
der Berlinale haben wir uns <strong>als</strong> Koproduzenten<br />
gefunden. Manchmal geht es ja<br />
auch ganz einfach.<br />
Wollen Sie das Projekt auch<br />
weiterhin international realisieren?<br />
Wir möchten „Eiszeiten“ auch mit<br />
Eurimages-Förderung finanzieren. Axel<br />
Helgeland kümmert sich zur Zeit um andere<br />
skandinavische Produktionen. Wir haben<br />
Kontakt zu einem holländischen und<br />
einem französischen Produzenten, mit denen<br />
wir schon bei dokumentarischen Formaten<br />
zusammengearbeitet haben.<br />
Wie nutzen Sie hierbei die ME-<br />
DIA-Förderung?<br />
Im Moment braucht es <strong>als</strong> erstes ein<br />
Recherche-Tour der Autoren in Norwegen.<br />
Dazu und natürlich zum Aufbau des kompletten<br />
Koproduktionspaketes werden wir<br />
die MEDIA-Förderung einsetzen.
Eine große Delegation begleitete<br />
den NRW-Ministerpräsidenten<br />
Peer Steinbrück, <strong>als</strong> der im Mai<br />
eine politische Reise nach<br />
Israel und in die palästinensi-<br />
schen Autonomiegebiete unter-<br />
nahm. Mit dabei waren Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, sowie<br />
Bettina Brokemper, Produzentin<br />
und Geschäftsführerin der jungen<br />
Kölner Produktionsfirma Heimat-<br />
film. Brokemper hatte bereits<br />
kurz zuvor mit Neue Impuls Film<br />
beim Dreh des Films „Die Syrische<br />
Braut“ intensive Erfahrungen mit<br />
dem Leben und Arbeiten in Israel<br />
gemacht. Für den Newsletter<br />
berichtet sie von ihren Erlebnis-<br />
sen auf der Reise und während<br />
der Dreharbeiten.<br />
Erfahrung Israel<br />
Politik, Film und Balagan<br />
VON BETTINA BROKEMPER<br />
In letzter Zeit gab es zwei Brückenschläge<br />
zwischen NRW und Israel, an denen ich teilhaben<br />
durfte. Anfang Mai war Ministerpräsident<br />
Peer Steinbrück mit einer Delegation,<br />
der auch Filmschaffende und Produzenten<br />
angehörten, zu Besuch in Jerusalem.<br />
Kern des kulturellen Programms war die Teilnahme<br />
an der Eröffnung einer Konferenz<br />
deutschstämmiger Juden, „Jeckes“ genannt,<br />
deren Generation wesentlich am Aufbau und<br />
an der Gestaltung des jungen Israel mitgewirkt<br />
hat. Bereits zum Jahresende 2003 drehte die<br />
Neue Impuls Film die deutsch-israelisch- französische<br />
Koproduktion „Die Syrische Braut“ an<br />
Origin<strong>als</strong>chauplätzen in Israel.<br />
Der Spielfilm „Die Syrische Braut“ handelt<br />
von Monas Hochzeitstag, wahrscheinlich der<br />
traurigste Tag ihres Lebens, da sie nach ihrer<br />
Heirat mit dem syrischen Fernsehstar Talal nie<br />
wieder in ihr Heimatdorf in den israelisch besetzten<br />
Golanhöhen zurückkehren darf. Der<br />
Film porträtiert Monas Familie und symbolisch<br />
den gesamten Konflikt des Nahen Ostens: Juden<br />
und Araber, Israelis, Syrer, dazwischen die<br />
religiös geführte Gemeinschaft der Drusen.<br />
Menschen, deren Leben bis heute von den<br />
Grenzziehungen nach dem ersten Weltkrieg<br />
und den Folgen der Kriege 1948 und 1967 geprägt<br />
wird.<br />
Regisseur Eran Riklis, der zusammen mit<br />
der arabischen Autorin Suha Arraf das Drehbuch<br />
geschrieben hat, begann schon im Exposé-Stadium<br />
die Kooperation mit mir und Michael<br />
Eckelt, Neue Impuls Film, <strong>als</strong> Produzenten.<br />
Früh konnte auch Antoine Clermont<br />
de Tonnere, MACHT Paris, <strong>als</strong> Koproduzent gewonnen<br />
werden.<br />
Die Dreharbeiten fanden von November<br />
2003 bis Januar 2004 in der Nordhälfte Israels<br />
statt und führten das Team von Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />
in den Golanhöhen über die Vororte<br />
Jerusalems und Haifas nach Tel Aviv in eine<br />
stillgelegte Grundschule, in der Innenaufnahmen<br />
einer Polizeikaserne gedreht wurden.<br />
Die im Film ausführlich gezeigte Grenze mit<br />
Stacheldraht und UN-Zone musste an anderer<br />
Stelle nachgebaut werden.<br />
Augenfällig waren die großen Unterschiede<br />
im Klima des geographisch kleinen<br />
Landes: Einerseits der feucht-warme, dichtbesiedelte<br />
Küstenstreifen, andererseits das<br />
kühle Klima in den Bergen. Nach der ersten<br />
Woche in einem arabischen Dorf außerhalb<br />
Jerusalems war das gesamte Team erkältet.<br />
Der Drehort lag in 800 Metern Höhe und die<br />
steilen Hänge und die wenigen Stunden Sonnenlicht<br />
taten ein übriges, um sich wie im<br />
Kühlschrank zu fühlen. In den Golanhöhen lag<br />
dort, wo wir unseren Dreh im November begannen,<br />
gegen Jahresende Schnee. Silvester<br />
feierten wir zwischen zwei Drehtagen in einem<br />
drusischen Dorf, das heute ein Vorort der alten<br />
„Jeckestadt“ Haifa ist.<br />
Der Cast bestand größtenteils aus arabischen<br />
Schauspielern. Besonders bemerkenswert<br />
ist, dass ein Spielfilm in Israel zu großen<br />
Teilen auf arabisch gedreht wurde und sich dabei<br />
an das israelische Publikum wendet, das<br />
sich relativ selten mit arabischen Themen beschäftigt.<br />
Das Team setzte sich aus israelischen Juden<br />
und Arabern, Franzosen und Deutschen<br />
zusammen. Schnell ergab sich eine freundliche,<br />
sehr professionelle Atmosphäre, bei der<br />
man den Israelis die lange Erfahrung im Dreh<br />
nach US-System anmerkte: Bis zum Beginn der<br />
Intifadah wurden regelmäßig amerikanische<br />
Großproduktionen im Land gedreht. Lustig<br />
war der tägliche „Balagan“ (hebräisch für<br />
„Durcheinander“), der trotz aller Professionalität<br />
immer wieder durchscheint und dem<br />
sich die Israelis durchaus bewusst sind. Jeder<br />
hat eine eigene Meinung und die wird selbstbewusst<br />
vertreten, bis sich die in der Armee<br />
erlernte Disziplin durchsetzt. Dieses Hierarchiedenken<br />
gibt einen Eindruck vom Einfluss<br />
der Armee auf die jungen Israelis, die nach drei<br />
Jahren Wehrdienst vier Wochen Reservedienst<br />
im Jahr leisten, der Vorrang vor privater Entwicklung<br />
und beruflichen Wünschen hat. Wenn<br />
das Gespräch auf die innenpolitische Situation<br />
kam, war auffällig, dass sich alle eine friedliche<br />
Lösung wünschen, aber kaum jemand die Vision<br />
einer Lösung hat, und sich Pragmatismus und<br />
Fatalismus die Waage halten.<br />
Der Besuch mit Ministerpräsident Steinbrück<br />
vertiefte viele dieser Eindrücke auf politischer<br />
Ebene. Neben dem Besuch der Gedenkstätte<br />
Yad Vashem für die Opfer des Holocaust<br />
war die Konferenz „Die Jeckes“ ein<br />
wichtiges Erlebnis. Die eher liberalen mitteleuropäischen<br />
Juden, die <strong>als</strong> Pioniere ins Land<br />
kamen und den Staat Israel aufbauten, werden<br />
heute durch die veränderten Bevölkerungsmehrheiten<br />
marginalisiert. Neben dem<br />
eigenen schwindenden Einfluss hat dies Auswirkungen<br />
auf die politische Ausrichtung des<br />
Landes, da viele später in großer Zahl eingewanderte<br />
Nationalitäten andere politische Ansichten<br />
und einen anderen Umgang mit den<br />
arabischen Nachbarn vertreten.<br />
Oben: Bettina Brokemper<br />
Rechts: „Die Syrische Braut“<br />
Israel – newsletter@filmstiftung.de 15
Mit zero west Produzent Kai Kün-<br />
nemann, der bei dem Internatio-<br />
nalen Filmkongress der Filmstif-<br />
tung NRW in einer Case Study<br />
das Projekt „Creep“ vorstellt,<br />
eröffnet der Newsletter seine<br />
neue Reihe mit Porträts von Film-<br />
menschen aus NRW, in denen ihr<br />
Weg in den Job vorgestellt wird.<br />
Nach Schulzeit und Abitur im Jahr<br />
1987 im westfälischen Münster sollte<br />
es zunächst einmal möglichst weit<br />
weg gehen. München bot sich an,<br />
um dort Zivildienst zu leisten und gleichzeitig<br />
erste Eindrücke in der Filmbranche zu sammeln.<br />
Die erzielt Kai Künnemann aber so richtig<br />
aber erst danach in Catherine Laackmanns Kölner<br />
Metropolis Filmtheater, wo er eine kaufmännische<br />
Berufsausbildung machte. An seinem<br />
Arbeitsplatz saß ihm das „Kinopublikum<br />
quasi auf dem Schoß. Das Publikum zu verstehen<br />
und die Mechanismen, die einen Film<br />
sein Publikum finden lassen”, war für ihn im<br />
Metropolis eine der wichtigsten Erfahrungen<br />
während seiner Ausbildung. Sein Interesse für<br />
die Verleiharbeit und die Vermarktung von Filmen<br />
war geweckt.<br />
1991 wechselte Künnemann vom Ebertplatz<br />
zu Kölns größter Baustelle: dem Mediapark.<br />
Mit Gummistiefeln ausgerüstet galt es<br />
dort, den Cinedom der Constantin-Warner in<br />
Gang zu bringen. „Aufbauarbeit ist immer das<br />
Spannendste” und die beinhaltete in seinem<br />
Ressort die Programmierung der Kinos und die<br />
Verleihverhandlungen.<br />
Der Wunsch, selber noch stärker beim Filmemachen<br />
mitzutun, führte ihn 1992 zum<br />
Studium an die Filmakademie Baden-Württemberg<br />
ins schwäbische Ludwigsburg („Alle<br />
Versuche mich dem dortigen Dialekt anzupassen<br />
sind kläglich gescheitert”). In Bastian<br />
Cléves Studiengang Produktion gehörte er<br />
zum zweiten Jahrgang. Vorlesungen von Wieland<br />
Schultz-Keil oder Laurens Straub waren<br />
prägend. „Die Filmakademie war in den ersten<br />
Jahren eine fantastische Spielwiese, in der sich<br />
noch vieles finden musste und mit wahnsinniger<br />
Energie und Kreativität Projekte auf die<br />
Beine gestellt wurden.” Von dem Netzwerk der<br />
damaligen Kommilitonen profitieren die Absolventen<br />
noch heute. „Ludwigsburger sind<br />
16<br />
Porträt<br />
Kai Künnemann<br />
Kai Künnemann<br />
überall”, mittlerweile allerdings vor allem in<br />
Berlin, wie Künnemann etwas bedauernd anmerkt.<br />
Das Thema Selbständigkeit kam für den<br />
frischen Diplomanden 1996 noch zu früh und<br />
so suchte er nach einem Arbeitgeber, der Filmproduktion<br />
und Verleih unter einem Dach vereinte.<br />
Bei der Berliner Senator Film fand er in<br />
Hanno Huth einen Mentor, der ihn <strong>als</strong> seinen<br />
Assistenten in das „Kaltwasserbecken des Geschäfts”<br />
eintauchen und dann auch<br />
schwimmen ließ. Mit Senator Film verbindet<br />
Künnemann eine „turbulente, spannende<br />
Leben ist, was passiert, während man damit<br />
beschäftigt ist Pläne zu machen. John Lennon<br />
Fazit von Kai Künnemann über seinen Weg in die Medienbranche<br />
zero west<br />
Projekte:<br />
Minh-Khai<br />
Phan-Thi’s<br />
„Mein<br />
Vietnam”<br />
Christopher<br />
Smith’s<br />
„Creep“<br />
Zeit”, denn dort machte er „vielleicht die unkonventionellsten<br />
beruflichen Erfahrungen”<br />
seines bisherigen Arbeitslebens.<br />
Die Leidenschaft und Konsequenz mit der<br />
bei Senator an der Produktion und dem Herausbringen<br />
von deutschen Filmen, wie „Die<br />
Apothekerin”, „Comedian Harmonsits” oder<br />
„Aimée und Jaguar” gearbeitet wurde, hat<br />
Künnemann beeindruckt. „Verleih ist ein hartes<br />
Geschäft. Am Montag liegen die Zahlen<br />
auf dem Tisch und man weiß, was man f<strong>als</strong>ch<br />
oder richtig gemacht hat. Nur, es gibt eben keinen<br />
zweiten Anlauf.”<br />
Ende 1998 war es dann soweit: Um das<br />
Experiment Selbständigkeit zu wagen, zog es<br />
ihn wieder nach Köln. Zurück in der Domstadt<br />
arbeitete er <strong>als</strong> freier Producer und produzierte<br />
mit den Filmemachern Markus Mischkowski<br />
und Kai-Maria Steinkühler den Low-Budget-<br />
newsletter@filmstiftung.de – Porträt<br />
Spielfilm „Westend”. Der schwarz-weiß Film<br />
war zwar „nicht unbedingt ein ökonomischer<br />
Hit aber ein Publikumsliebling auf über 20<br />
internationalen Festiv<strong>als</strong> von Süd Korea, Rio<br />
De Janeiro bis nach San Francisco”.<br />
Nach der Erkenntnis, dass er nicht zum Einzelkämpfer<br />
geboren ist, fand Künnemann<br />
2002 in den <strong>Westfalen</strong> Martin Hagemann und<br />
Thomas Kufus von der Berliner zero film Partner,<br />
mit denen er die zero west Filmproduktion<br />
GmbH gründete. Dort ist er seit 2003 <strong>als</strong><br />
geschäftsführender Gesellschafter tätig.<br />
Trotz Branchenkrise hat er mit der neuen<br />
zero west ein arbeitsreiches erstes Geschäftsjahr<br />
hinter sich. Als Koproduktion mit<br />
der englischen Dan Films entstand an Drehorten<br />
in NRW und London der Film „Creep”<br />
mit Franka Potente. Dazu kamen <strong>Dokument</strong>arfilmprojekte<br />
wie Minh-Khai Phan-This „Mein<br />
Vietnam” und Sandhya Suris „Safar”.<br />
Am 23. Juni fällt die erste Klappe zu „Rabenkinder”<br />
von Regisseurin Nicole Weegmann,<br />
mit der Künnemann in Ludwigsburg zusammen<br />
studierte. Und wenn alles gut läuft,<br />
geht im Februar 2005 in Kanada Jan Schüttes<br />
Verfilmung von Kurzgeschichten von Isaac<br />
B. Singer „Old Love” in Produktion.<br />
Der zero west stehen <strong>als</strong>o produktive Zeiten<br />
bevor, in denen Künnemann die junge Firma<br />
behutsam weiter ausbauen will und in denen<br />
er „schon fast paranoid” den Overhead<br />
im Blick hält.<br />
„Was zählt, sind die Menschen mit denen<br />
man zusammenarbeitet und dass man das Gefühl<br />
hat, dort hin zu gehören, wo man steht”,<br />
so Künnemann. „Und das wird dann irgendwann<br />
auch wirtschaftlich Sinn ergeben.<br />
Oder?”
Jürgen Flimm, langjähriger<br />
Intendant des Thalia Theaters<br />
Hamburg und demnächst Ruhr-<br />
triennale-Leiter, inszenierte<br />
Heinrich von Kleists „Das<br />
Käthchen von Heilbronn“ <strong>als</strong><br />
Fernsehfilm. Am 19. Juni bildet<br />
„Käthchens Traum“ den Auftakt<br />
zum Internationalen Filmkon-<br />
gress und der Cologne<br />
Conference. Der Sendetermin<br />
in der ARD ist für das Frühjahr<br />
2005 vorgesehen.<br />
Mit „Käthchens Traum“ hat der<br />
WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich<br />
Brücker) mit finanzieller Unterstützung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
eine moderne Version des 1810 uraufgeführten<br />
Theaterstücks „Das Käthchen von Heilbronn“<br />
von Heinrich von Kleist (1777 - 1811)<br />
für den Bildschirm produziert. Regie führte der<br />
Theater- und TV-Regisseur Jürgen Flimm, der<br />
1979 seine erste Intendanz am Kölner Schauspiel<br />
mit einer Inszenierung genau dieses<br />
Kleist-Stücks begonnen hatte. Das Drehbuch<br />
stammt von Fernsehautor („Tatort“) und Regisseur<br />
(„Engrazia“, 1990) Stefan Dähnert.<br />
Gentechnik, Anti-Aging, feindliche Übernahmen<br />
von Industriekonzernen (in diesem Fall<br />
in der Pharmaindustrie) und Sucht – das sind<br />
die modernen Komponenten, die Regisseur<br />
und Autor in Kleists romantisches Ritterspiel<br />
hineintragen. Als durch und durch zeitlos erweist<br />
sich das zentrale Thema der wahren Liebe.<br />
Bei Flimm und Dähnert ist Kleists<br />
männliche Hauptfigur Friedrich<br />
Wetter Graf vom Strahl (Tobias<br />
Moretti) der Chef des Gentechnik-Unternehmens<br />
Stauffen. Er hat gleich<br />
an mehreren Fronten<br />
zu kämpfen,<br />
weil<br />
Sonderausgabe<br />
Filmkongress<br />
Der nächste Newsletter erscheint<br />
Mitte Juli und wird sich ausschließlich<br />
dem Internationalen Filmkongress<br />
widmen. Die Ausgabe umfasst<br />
Berichte über die Panels, die gezeigten<br />
Filme und den Koproduktionsmarkt.<br />
Filmkongress-Premiere<br />
Käthchens<br />
Traum<br />
VON MICHAEL DLUGOSCH<br />
sein erfolgreich getestetes Präparat gegen die<br />
Alterung des Menschen kurz vor der Markteinführung<br />
steht und die Konkurrenz nicht<br />
schläft. Kunigunde von Thurneck (Julia Stemberger)<br />
wirft nicht nur für ihre eigene Firma<br />
ein Auge auf die Mixtur - sie selbst ist davon<br />
abhängig, weil sie ewig jung bleiben will. So<br />
integrieren die Filmemacher Kleists Idee der<br />
heimlichen Mensch-Maschine Kunigunde, der<br />
jede Art des Intrigierens recht ist, bis sie vom<br />
Strahl <strong>als</strong> Liebhaber gewinnen kann. Der Graf<br />
glaubt derweil an eine durch zwei Cherubim<br />
an ihn heran getragene Prophezeiung während<br />
eines Deliriums, dass er mit einer bestimmten<br />
Frau die wahre Liebe finden werde.<br />
In Wirklichkeit handelt es sich dabei um die<br />
junge Katharina aus Heilbronn. Gespielt wird<br />
sie von Teresa Weißbach, bekannt aus Leander<br />
Haußmanns „Sonnenallee“. Käthchen trifft<br />
<strong>als</strong> zunächst begeistertes Mitglied der Anti-<br />
Gentechnik-Bewegung bei einer Protestaktion<br />
auf vom Strahl. In ihm erkennt sie den ihr versprochenen<br />
„Ritter“ aus ihrer eigenen Prophezeiung<br />
wieder und folgt ihm fortan zum<br />
Unverständnis aller wie ein Schatten. Die beiden<br />
aus dem Hintergrund agierenden Engel<br />
(Armin Rohde, August Zirner) haben ihre liebe<br />
Mühe, zu erreichen, dass ein Herz zum Herzen<br />
findet.<br />
Ausnahmslos Schauspieler mit Theatererfahrung<br />
vereinigt Jürgen Flimm auf dem Bildschirm<br />
– „um Kleist gerecht werden zu können“,<br />
wie er selbst sagt. „Sprachlich ist alles<br />
Kleist. Es wird zu 99 Prozent Kleist gesprochen<br />
- ein paar Typen aus der Werbebranche lassen<br />
mal ein paar englische Brocken fallen -<br />
aber der Plot wird rein über Kleist erzählt“, so<br />
Flimm. Gleichzeitig nutzt er die Möglichkeiten<br />
des Mediums Film bis ins Detail, indem er <strong>als</strong><br />
Drehorte die Industrieanlagen im Landschaftspark<br />
Duisburg Nord und der früheren<br />
Zeche Zollverein Essen ausgewählt hat. Flimm<br />
fand dort ein Ambiente vor, das er einerseits<br />
<strong>als</strong> modern bezeichnet, das „andererseits auch<br />
wieder dem Verfall preisgegeben sei“ und somit<br />
zwar „einen morbiden Charakter, aber<br />
auch immer etwas Schönes, Geheimnisvolles“<br />
habe.<br />
Tobias Moretti <strong>als</strong> Friedrich<br />
Wetter Graf vom Strahl, Foto: WDR<br />
Spezial Filmkongress – newsletter@filmstiftung.de 17
Newsletter: Preise für deutsche<br />
Filme in Locarno, Venedig, San Sebastian<br />
und Berlin. Doch daheim in<br />
den Kinos retten die Komiker den<br />
Marktanteil. Wie kann man den<br />
hochgelobten Filmen helfen, ihr Publikum<br />
zu finden?<br />
Michael Schmid-Ospach: Wir<br />
haben ja in letzter Zeit mit „Good Bye, Lenin!”<br />
und „Das Wunder von Bern” sogar<br />
bewiesen, dass auch ausgezeichnete Filme<br />
Blockbuster werden können. Da haben<br />
wir Glück gehabt. Ich glaube aber<br />
auch, dass bei den anderen Filmen noch<br />
freie Besuchermargen sind, die wir durch<br />
verbessertes Marketing und durch ein besseres<br />
Image des deutschen Films ausschöpfen<br />
können.<br />
Wo liegen die Grenzen?<br />
Sich vorzustellen, dass wir an den<br />
Wochenenden zuschlagen, wie zum Beispiel<br />
„Troja”, halte ich für illusorisch. Aber<br />
das ist in anderen Gebieten der so genannten<br />
Bewusstseinsindustrie ähnlich:<br />
Richtig spannende neue Bücher kommen<br />
in der Auflage auch nicht an die „Jerry Cotton“<br />
Hefte heran.<br />
Das bedeutet: Hochkultur verkauft<br />
sich nicht?<br />
Verkauft sich sogar gut in der Gruppe,<br />
die für Hochkultur immer ansprechbar<br />
ist. Inwieweit sie auch andere anstecken<br />
kann, ist schwer vorherzusagen. Manchmal<br />
ist das ein echter Langstreckenlauf.<br />
Langstreckenläufer brauchen<br />
Ausdauer. Brauchen gerade kleine<br />
Filme nicht mehr Zeit im Kino, um<br />
entdeckt zu werden? Oder sollte<br />
man ihnen mit einem Neustart nicht<br />
eine zweite Chance geben?<br />
Die Situation in den Kinos ist ja nicht<br />
so, dass sie soviel Kraft und Luft hätten,<br />
sich auf schwierige Experimente besonders<br />
freudig einzulassen. Und wegen der zehn<br />
Prozent, die durch einen Neustart noch abzuschöpfen<br />
sind, erhebliche eigene Werbeanstrengungen<br />
zu machen, ist schon einiges<br />
verlangt. Ich hoffe aber, dass die intelligenteren<br />
Multiplexe und auch die geförderten<br />
kommunalen Kinos immer mal<br />
wieder Klassiker und Perlen rauskramen<br />
und in Reihen zusammen stellen. Ich könnte<br />
sofort zehn Filme sagen, die ich so gerne<br />
noch mal wieder sehen würde. Filme<br />
von denen ich denke, dass sie völlig zu Unrecht<br />
abgestürzt sind. Aber – und das gilt<br />
für Autorennen wie bei Kinos – der Zweitstart<br />
ist immer der schwierigere.<br />
Wohl auch, weil das Kino nicht<br />
mehr der einzige Ort ist, an dem man<br />
Filme sehen kann. Raubkopien werden<br />
ein Thema des Filmkongresses<br />
sein. Wie groß ist die Bedrohung?<br />
Es ist eine veritable Bedrohung.<br />
Wenn sie auf einer schlechten Kopie einen<br />
Film en miniature gesehen haben, dann<br />
gehen sie nicht noch mal ins Kino, selbst<br />
wenn er ihnen gefallen hat. Damit bringen<br />
sie sich um ein wichtiges Erlebnis und<br />
sie bringen die, die eine geistige und ma-<br />
18<br />
Zum Start des Internationalen Filmkongresses der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
verortet der Newsletter im Gespräch mit<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Chef Michael Schmid-Ospach die Lage des deutschen Films.<br />
Interview mit Michael Schmid-Ospach<br />
Die Kraft der Bilder<br />
terielle Leistung erbracht haben, um den<br />
Ertrag ihrer Arbeit. Ich bin nicht für eine<br />
Kriminalisierung überhaupt, wohl aber<br />
strikt gegen die kommerziellen Piraten. Das<br />
ist kein Kavaliersdelikt.<br />
Gibt es bei der Jugend einen<br />
Wandel der Rezeption vom Kino zum<br />
Laptop?<br />
Das wäre absolut schrecklich, wenn<br />
das Kinoerlebnis so schrumpfen würde. Ein<br />
erheblicher Verlust, denn was man mit einer<br />
kleinen gebrannten Scheibe sehen<br />
kann, auch <strong>als</strong> Gruppenerlebnis übrigens,<br />
ist mit dem, was das Kino bieten kann, ja<br />
nicht zu vergleichen. Außerdem wird ja<br />
nicht unbedingt der neue Film von Oskar<br />
Roehler illegal gebrannt. Als aber die erste<br />
Raubkopie von „Good Bye, Lenin!” in<br />
China auftauchte, las sich das in der Presse<br />
fast <strong>als</strong> eine Erfolgsmeldung für die<br />
neue Stärke des deutschen Films.<br />
Das Problem der Raubkopien ist<br />
aber nicht das einzige Thema des<br />
Filmkongresses ...<br />
Wir werden die Filmkritik noch einmal<br />
beleuchten, denn unsere Großkritiker haben<br />
auch eine Verantwortung, sich und ihre Kri-<br />
Michael<br />
Schmid-<br />
Ospach,<br />
Geschäftsführer<br />
der<br />
<strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW<br />
terien zu befragen und befragen zu lassen.<br />
Da gibt es genug Fragezeichen an die hohen<br />
Priester der endabrechnenden Kritik.<br />
Über was wird sonst noch diskutiert?<br />
Für die Branche lebenswichtig ist das<br />
Thema Verleih. Wir haben es „Lost in Distribution“<br />
genannt. Das ist ein lebenswichtiges<br />
Prolbelm der drängenden Art.<br />
Die Finanzierungsfrage ist auf dem Kongress<br />
sozusagen ein Kontinuum. Allen Themen<br />
gemeinsam ist, dass wir in einer national<br />
sich begreifenden Produktionslandschaft<br />
nicht die Erfolge haben können,<br />
die wir insgesamt brauchen, um Rückschläge<br />
überwinden zu können und stark<br />
genug zu sein, um uns gegenüber anderen<br />
Kontinenten zu öffnen und uns auch<br />
auf anderen Kontinenten zeigen zu können.<br />
Dazu gehört auch die Arbeit der<br />
Export Union, deren Gesellschafter<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> werden wird. Wie<br />
wird es dort weitergehen?<br />
Die Export Union traditioneller Art ist<br />
ja eine Selbsthilfeorganisation der Branche.<br />
Heute ist es ein größeres Unternehmen mit<br />
vielen Verbündeten. Dem trägt die angestrebte<br />
Neugliederung Rechnung. Wir haben<br />
es hier mit einem sehr schwierigen<br />
Geschäft zu tun, in dem man Filme in<br />
Frankreich ganz anders platzieren muss <strong>als</strong><br />
in Los Angeles und auf dem subtilen Markt<br />
östlich von uns. Da reicht es nicht, irgendwo<br />
beim zweiten Frühstück in Cannes einen<br />
Film nach Lettland, in die Türkei oder<br />
was weiß ich wohin zu verkaufen und<br />
dann loszulassen. Wir müssen unsere Filme<br />
auch ein Stück <strong>als</strong> Botschaften<br />
Deutschlands rund um de Welt begreifen<br />
und entsprechend begleiten. Nur zu sehen,<br />
dass man die Kasse gefüllt hat, weil<br />
man einen Film in 14 Länder verkauft hat,<br />
ist zu wenig. Da gab es ja auch schon gute<br />
Anstrengungen, aber die muss man koordinieren<br />
und aktivieren.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Spezial Filmkongress<br />
Nimmt das Ausland den deutschen<br />
Film <strong>als</strong> beachtenswertes Phänomen<br />
wahr?<br />
Natürlich wird der deutsche Film mit<br />
seinen Festivalerfolgen wahrgenommen.<br />
Da wird jetzt schon genau hingeguckt. Andererseits<br />
würde es mir schon reichen,<br />
wenn der deutsche Film endlich in der<br />
Normalität ankommt. Auf eine revolutionäre<br />
Erneuerung des Weltkinos aus<br />
Deutschland wartet niemand.<br />
Dabei passiert gerade im Doku-<br />
Bereich derzeit sehr viel. Mit „Die<br />
Spielwütigen” „Die Mitte” und „Höllentour”<br />
laufen im Juni gleich drei geförderte<br />
Dokus im Kino. Außerdem<br />
hat die <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit ihrem<br />
Gerd-Ruge-Stipendium für den<br />
Nachwuchs gesorgt. Sind weitere<br />
Doku-Initiativen in Planung?<br />
Der Ruge-Preis hat wirklich noch an<br />
Profil gewonnen. „Worldwide“ heißt ein<br />
Projekt (Details siehe Seite 6), dass sich an<br />
den internationalen Markt richtet und das<br />
wir mit WDR-Intendant Fritz Pleitgen zusammen<br />
angestossen haben. Wie übrigens<br />
die Doku „Höllentour“ auch.<br />
Was werden die Highlights des<br />
Kinoherbstes?<br />
Ich werde mich nicht <strong>als</strong> Orakel versuchen.<br />
Die sind im Augenblick nicht allzu<br />
hoch im Kurs: In Petersens „Troja” zum<br />
Beispiel kam Kassandra überhaupt nicht<br />
vor. Trotzdem denke ich, dass Otto Waalkes<br />
„Die sieben Zwerge” ein guter Film ist,<br />
der intelligente Unterhaltung verspricht,<br />
und natürlich der neue Film von Oskar<br />
Roehler „Agnes und seine Brüder”. Und<br />
dann setze ich auf die kleinen und großen<br />
Wunder. Filme, wie „Bella Martha”, die<br />
plötzlich einen unerwarteten Erfolg haben,<br />
denn wenn ich etwas ganz sicher vorhersagen<br />
kann, dann dass auch in diesem<br />
Sommer und Herbst die Bilder ihre Kraft<br />
entfalten werden.
„Schwierig, aber nicht<br />
hoffnungslos“ lautet<br />
der Titel des Eröff-<br />
nungspanels des<br />
Internationalen<br />
Filmkongresses.<br />
Der Newsletter<br />
gibt eine Einfüh-<br />
rung zum Thema<br />
der deutsche Film<br />
auf dem ameri-<br />
kanischen Markt.<br />
Wer den deutschen Film im amerikanischen<br />
Markt sucht, der<br />
muss schon etwas genauer hinsehen.<br />
Während sich der finanzielle<br />
Rückfluss deutschen Engagements<br />
eher bescheiden ausnimmt, erweist sich<br />
Deutschland unter künstlerischem Aspekt gesehen<br />
<strong>als</strong> ein durchaus bedeutendes Exportland.<br />
Und das hat Tradition.<br />
Kreativexport<br />
Bereits in den 20er Jahren bewies Hollywood<br />
eine enorme Anziehungskraft auf deutsche<br />
Filmschaffende. Billy Wilder, Ernst Lubitsch<br />
oder F.W. Murnau gehörten einer ersten Welle<br />
an. Ihnen folgte eine Vielzahl politischer<br />
Emigranten ab den frühen 30er Jahren, deren<br />
künstlerischer Einfluss auf den US-Film unbestritten<br />
hoch war. Der gefeierte Film Noir etwa<br />
gehörte bis in die 50er hinein zu den Erfolgen<br />
der deutschen Regisseure Fritz Lang,<br />
Edgar G. Ulmer, Robert Siodmak, William Dieterle<br />
oder Curtis Bernhard. Bis heute gelang<br />
es deutschen Regisseuren immer wieder, auf<br />
dem amerikanischen Produktionsmarkt Fuß zu<br />
fassen, wie den beiden Blockbuster-Garanten<br />
Wolfgang Petersen und Roland Emmerich.<br />
Aber auch ein weniger bekannter Regisseur<br />
wie Uwe Boll, wegen künstlerischer und finanzieller<br />
Flops wie „Das erste Semester“ nach<br />
Kanada gegangen, feiert mit seinen durch eigene<br />
Fonds finanzierten Filmen beachtliche Erfolge.<br />
Seine Produktion „House of the Dead“<br />
spielte jüngst über zehn Millionen Dollar ein.<br />
Filmkongress<br />
Kreativer<br />
Exportüberschuss<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
Seit dem expressionistischen Film hat auch der<br />
Export deutscher Kameraleute eine lange Tradition:<br />
von Karl Freund bis Jost Vacano oder<br />
Michael Ballhaus und Production Designer wie<br />
Ken Adam und Rolf Zehetgruber. Auch bei den<br />
Schauspielern begann es mit Emil Jannings, der<br />
für sein Stummfilmschaffen 1929 den aller ersten<br />
Oscar für die beste Hauptrolle erhielt,<br />
recht viel versprechend. Mit Einführung des<br />
Tonfilms zeigte sich bei ihm wie bei vielen anderen<br />
das Hauptproblem: der deutsche Akzent.<br />
Dennoch gelingt es deutschen Schauspielern<br />
bis heute, in Hollywood ihr Geld zu<br />
verdienen, wenn auch größtenteils in Rollen<br />
<strong>als</strong> Deutsche, zumindest Nicht-Amerikaner.<br />
Die Liste des Exports kreativer Schaffenskraft<br />
nach Amerika ist lang, doch bringt sie dem heimischen<br />
Filmmarkt, außer Freude über den<br />
persönlichen Erfolg und einen gewissen Imagegewinn,<br />
nur wenig. Die Gazetten sind voll,<br />
wenn Til Schweiger neben Sylvester Stallone<br />
in „Driven“ spielt. Doch wenn er zwei Monate<br />
später <strong>als</strong> Star im deutschen „Was tun, wenn’s<br />
brennt“ agiert, lässt sich mit 390.000 Zuschauern<br />
ein wirklich zündender Hollywood-Effekt nicht<br />
feststellen.<br />
Kapitalexport<br />
Finanziell prägten in den letzten Jahren vor allem<br />
Filmfonds die deutsch-amerikanischen<br />
Filmbeziehungen. Seit ihrer Einführung 1998<br />
sollen deutsche Anleger bis 2002 über zehn<br />
Milliarden Euro in Filmfonds angelegt haben,<br />
die fast ausschließlich den Budgets von US-Pro-<br />
duktionen zu Gute kamen. Der Clou der Fonds<br />
bestand in einer bis zu 100-prozentigen Steuerabschreibung.<br />
„Reihenweise Oscars für Minister<br />
Eichel“, titelte deshalb am 30. März<br />
2003 die Welt am Sonntag, <strong>als</strong> 13 Oscars an<br />
Filme wie „Chicago“, „Gangs of New York“<br />
oder „Herr der Ringe“ gingen, die von deutschen<br />
Fonds mitfinanziert wurden und damit<br />
auch indirekt aus der Staatskasse. Im August<br />
2003 hat das Bundesfinanzministerium mit einem<br />
Erlass das Schlupfloch gestopft, Fondseigner<br />
müssen fortan „unternehmerischen<br />
Einfluss auf Filmauswahl, Kostenkalkulation,<br />
Drehplan und Finanzierung“ nachweisen, um<br />
die Herstellereigenschaft zu erlangen und damit<br />
die Einlage steuerlich voll absetzbar zu machen.<br />
So oder so: Die Filmfonds werden der<br />
deutschen Filmwirtschaft nach wie vor kaum<br />
Nutzen bescheren. Zu wenig hat sie den lukrativen<br />
Verheißungen amerikanischer Blockbuster<br />
und damit dem Kapitalexport entgegen zu<br />
setzen.<br />
Filmexport<br />
Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika<br />
lag im letzten Jahr bei mageren 0,15<br />
Prozent - in absoluten Zahlen ausgedrückt sind<br />
dies 2,2 Millionen Zuschauer. Dennoch gibt es<br />
Grund zur Hoffnung. Seit „Lola rennt“ in den<br />
USA so begeistert aufgenommen wurde, steigt<br />
das Interesse für den deutschen Film stetig. Von<br />
den deutschen Filmstarts der letzten zwei Jahre<br />
stechen „Nirgendwo in Afrika“ nach seinem<br />
Oscar-Gewinn mit 6,2 Millionen Dollar Einspie-<br />
lergebnis, „Bella Martha“ mit 4,2 und „Goodbye,<br />
Lenin!“ mit über drei Millionen heraus.<br />
Dabei ist der US-Markt für europäische Filme<br />
generell ein schwieriges Terrain. Es hat sich<br />
gezeigt: Nur wenn der deutsche Film seinen<br />
eigenen Formen und Möglichkeiten treu<br />
bleibt, können sich die Distributions- und PR-<br />
Bemühungen auf Dauer lohnen. Einen Film<br />
speziell auf den US-Markt hin zu produzieren,<br />
hat sich hingegen <strong>als</strong> riskant erwiesen und ist<br />
bislang ausschließlich europäischen Koproduktionen<br />
gelungen. Ein Film wie Bernd Eichingers<br />
Koproduktion „Resident Evil“ etwa,<br />
der mit 40 Millionen Dollar Einspiel in den USA<br />
durchaus erfolgreich war, hat seine Herkunft<br />
formal und inhaltlich geradezu verschleiert.<br />
Geben und Nehmen<br />
Und so ist es doch letztlich ein Geben und<br />
Nehmen: Hollywood braucht für seine Entwicklung<br />
seit fast hundert Jahren den kreativen<br />
Import – dreht einen Stoff mit US-Stars<br />
neu (siehe „Bella Martha“) oder ermöglicht<br />
manchem erfolgreichen Regisseur ein Hollywood-Debüt<br />
(siehe Tom Tykwer nach „Lola<br />
rennt“). Film-Deutschland auf der anderen Seite<br />
braucht die daraus erzielte internationale<br />
Aufmerksamkeit. Sich künstlerisch komplett<br />
nach dem Branchengiganten zu richten, würde<br />
dieses System empfindlich unterbrechen.<br />
Regie-Export Roland Emmerich:<br />
„The Day After Tomorrow“, Foto: Fox<br />
Spezial Filmkongress – newsletter@filmstiftung.de 19
Foto: Senator<br />
Newsletter: Wenn Du hörst, dass es<br />
in Deutschland bis zu 20.000 Schauspieler<br />
gibt, was geht Dir da durch den<br />
Kopf?<br />
Peter Lohmeyer: Ich sehe das Schauspiel<br />
immer noch <strong>als</strong> Handwerksberuf, den<br />
man an einer vernünftigen Schule erlernen sollte.<br />
Und wer von diesen 20.000 dürfte eine<br />
Ausbildung haben? Manche schaffen es auch<br />
ohne, wie Jürgen Vogel oder Daniel Brühl.<br />
Dass die dann gleich derart berühmt sind und<br />
nach oben durch schießen, ist schön für sie,<br />
doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Ohne<br />
Ausbildung in den Job zu kommen, halte<br />
ich keineswegs für zukunftsträchtig. Wer eine<br />
Ausbildung hat, dem bietet sich dann doch<br />
zumindest die Chance, noch irgendwo in der<br />
Provinz Theater zu spielen und nicht wirklich<br />
nur auf der Straße zu sitzen.<br />
Du hast Dir in der Branche den<br />
Status <strong>als</strong> Qualitätsmann erarbeitet.<br />
Wie bist Du dahin gekommen?<br />
Gleich nach meiner Schauspielschule bot<br />
mir Ivan Nagel, dam<strong>als</strong> Intendant in Stuttgart,<br />
ein Engagement an und hatte mir die Hand<br />
darauf gegeben – das war quasi mein erster<br />
mündlicher Vertrag. Nur ein paar Tage später<br />
kamen Angebote von der Schaubühne, dem<br />
Schauspielhaus Bochum und einigen anderen.<br />
Würde man vom Fußball ausgehen, müsste<br />
man sagen, das waren die eindeutig besseren<br />
Vereine. Wie auch immer, ich habe den Vertrag<br />
mit Nagel nicht gebrochen und bin nach<br />
Stuttgart gegangen. Ich habe mich nicht verbogen,<br />
und diese Haltung habe ich bis heute<br />
durchgezogen.<br />
Und gehört nicht auch viel Glück<br />
dazu?<br />
Doch, keine Frage. Aber ich habe mich<br />
von Anfang an immer auch nach der Qualität<br />
des Buches und der Rolle gerichtet. Schließ-<br />
20<br />
lich trage ich <strong>als</strong> Schauspieler eine Verantwortung<br />
an der Geschichte und wie sie erzählt<br />
wird. Für mich macht es keinen Sinn, mich auf<br />
einen Stoff einzulassen, der vielleicht<br />
zwischendurch mal einen Durchblicker hat<br />
oder einen schönen Moment. Ein weiteres Kriterium<br />
war immer die Frage, mit wem mache<br />
ich etwas. Ich habe immer wieder Projekte<br />
abgelehnt, bei denen ich den Eindruck hatte,<br />
mit dem Regisseur werde ich mich nicht verstehen.<br />
Ich habe <strong>als</strong>o jedes Angebot sehr genau<br />
unter der Fragestellung geprüft, warum<br />
ich das machen soll und das immer auch unter<br />
Berücksichtigung der Existenzfrage. Wenn<br />
man sich künstlerisch konsequent treu bleiben<br />
will, muss man eben manchmal lernen, auch<br />
hauszuhalten.<br />
Eine Zeit lang hing Dir das Prädikat<br />
„Lowbudgetmeyer” an. Hatte das auch<br />
mal zur Folge, dass Produzenten versuchten,<br />
Dir grundsätzlich die Gagen zu<br />
kürzen?<br />
Nein, das hat noch keiner versucht. Da<br />
können mir die Leute aber auch wenig vormachen,<br />
da ich ja selbst produziert habe. Da<br />
wo Geld da ist, da hole ich mir das dann auch<br />
ab. Ansonsten weiß ich gut, dass die Gagen<br />
– wobei das heute schon wieder etwas anders<br />
aussieht – einfach so dermaßen in die Höhe<br />
gestiegen sind, dass man sich wirklich Gedanken<br />
darüber machen sollte, lieber die Qualität<br />
des Films hoch zu halten. Vielleicht einen<br />
Drehtag dazu zu gewinnen, dadurch, dass der<br />
Anteil der Schauspielergagen am Produktionsbudget<br />
niedriger ausfällt. Als ich in Spanien<br />
und England gearbeitet habe und sah,<br />
was die dort verdienen, dann muss man sich<br />
mal klar machen, dass hier ein extrem hohes<br />
Level herrschte, und die wenigsten Schauspieler<br />
wirklich verdient haben, das zu verdienen.<br />
Oft wird ja mit Quoten argumentiert...<br />
Oliver Baumgarten sprach<br />
mit Peter Lohmeyer über<br />
Schauspieler,<br />
Gagen und<br />
Gelsenkirchener Barock<br />
Nie verbiegen<br />
Es kann mir keiner erzählen, dass bestimmte<br />
Gesichter im Kino oder Fernsehen<br />
derart ziehen, um diese Summen zu rechtfertigen.<br />
Es gibt genug Gegenbeispiele, dass<br />
ein Götz George oder Til Schweiger eben nicht<br />
automatisch für Erfolge garantieren. Ich fände<br />
es ja nicht schlecht, wenn es mit solchen<br />
Stars auch in Deutschland funktionieren würde,<br />
aber wenn der Film keine Qualität hat,<br />
dann kann auch ein Daniel Brühl nicht drüber<br />
hinweg helfen. Dominik Graf hat mal zu mir<br />
gesagt: „Sei doch stolz auf den Titel Independentschauspieler”.<br />
Was gibt’s besseres <strong>als</strong><br />
unabhängig zu sein? Und wenn mal jemand<br />
eine gute Rolle wegen der Kohle abgelehnt<br />
hat, und ich habe sie angenommen, dann sage<br />
ich nur: „Danke, bist schön blöd!”, wenn<br />
es sich für die Geschichte gelohnt hat. Selbst<br />
Low Budget heißt ja, womöglich mehr zu verdienen<br />
<strong>als</strong> der Mensch, der morgens die Post<br />
bringt, und selbst der baut sich gerade sein Einfamilienhaus.<br />
So arm sind wir in Deutschland<br />
noch nicht.<br />
Du würdest <strong>als</strong>o auf einen Teil Deiner<br />
Gage verzichten, wenn dieses Geld<br />
dann nachvollziehbar in die Qualität des<br />
Films investiert würde?<br />
Ja sicher. Wenn von vorn herein klar ist,<br />
dass der Schauspieleranteil zu hoch ist, und es<br />
gibt gleich am Beginn ein offenes Gespräch<br />
mit dem Produzenten, dann kann das Sinn<br />
machen. Ich bin generell lieber am Gewinn beteiligt,<br />
<strong>als</strong> dass ich vorher an der Qualität kratze,<br />
die womöglich nachher den Gewinn ausmacht.<br />
Es muss mir lediglich einleuchten, ich<br />
muss es im Vorfeld nachvollziehen können.<br />
Wie empfindest Du aus Deiner Position<br />
heraus die Politik, zunehmend<br />
auch Society-Promis zu besetzen?<br />
Ich habe das einmal bei einem Fernsehfilm<br />
erlebt. Da sollte ein Gesicht des Senders<br />
vermarktet werden. Ich habe mir von der Kollegin<br />
dann im Vorfeld etwas angeschaut und<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />
dachte mir, wenn der Sender will, dass sie das<br />
spielt, soll sie es tun. Aber ohne mich. Ich glaube<br />
wirklich daran, dass Qualität sich durchsetzt.<br />
Klar, es gibt im deutschen Fernsehen Gewohnheitsgesichter,<br />
die wird es noch in 20<br />
Jahren geben, und neue Leute werden sich<br />
kontinuierlich in diese Gewohnheit hineinspielen.<br />
Das ist für den Gelsenkirchener Barock<br />
auch völlig in Ordnung. Ich habe das Glück,<br />
sagen zu können, dass ich meinen Beruf mit<br />
solchen Leuten nicht zusammen ausüben<br />
muss. In Filmen mit ordentlicher Qualität findet<br />
man auch heute immer noch eine wirklich<br />
gute Besetzung.<br />
Du gingst in Deiner Karriere <strong>als</strong>o<br />
konsequent der Qualität nach und bist<br />
Unwägbarkeiten der Branche aus dem<br />
Wege gegangen?<br />
Nicht aus dem Wege gegangen, ich habe<br />
mich damit auseinander gesetzt und entsprechende<br />
Konsequenzen gezogen. Ich habe<br />
in diesem Job immer versucht, auch persönlich<br />
weiter zu kommen und habe nie das<br />
Gefühl, wirklich fertig zu sein. Worauf ich baue<br />
und woraus ich meine Selbstsicherheit ziehe,<br />
ist, dass ich ständig danach suche, meine Qualität<br />
zu steigern.<br />
Was sind Deine Wünsche für die Zukunft<br />
Deiner beruflichen Zunft?<br />
Ich würde mir wünschen, dass man sich<br />
mehr zuhört, und so eine aktivere Auseinandersetzung<br />
über gute, besonders aber auch<br />
über schlechte Filme hat. Es gibt viel zu wenig<br />
Diskussionen. Ich erhoffe mir beispielsweise<br />
von der Filmakademie, ein solches Forum zu<br />
werden. Den Schauspieler an sich wünsche ich<br />
mir vom Denken her sehr viel selbständiger.<br />
Und jeder sollte immer wieder einmal<br />
zwischendurch eine Reise ans Theater machen.<br />
An der Technik kann man immer noch weiter<br />
arbeiten, heißt es im Fußball. Wie viel<br />
Schauspieler hingegen glauben zu schnell: Das<br />
war’s jetzt.
Sie sind an der Fritz-Kirchhoff-Schule<br />
Berlin zur Schauspielerin ausgebildet<br />
worden. War die Ausbildung auch dort,<br />
wie so häufig, eher theaterorientiert?<br />
Elisabeth Degen: Schon und das halte<br />
ich auch ehrlich für ein Manko und finde,<br />
es müsste in der Ausbildung deutlicher beides,<br />
Theater und Film, zusammen gebracht werden.<br />
Für beides zu arbeiten, entspricht ja auch<br />
der Berufsrealität. Auch die Vorbereitung auf<br />
Castings sollte im Unterricht regelmäßig thematisiert<br />
werden. Ein Casting ist auf seine Art<br />
eine eigene Welt, gerade auch im Vergleich<br />
zum Vorsprechen, weil es dort oft schlicht um<br />
Typfragen geht und man sich deshalb manchmal<br />
fast wie eine Ware behandelt fühlt.<br />
Wann haben Sie Ihre ersten Kameraarbeiten<br />
gemacht?<br />
Ich habe schon vor der Schule ein wenig<br />
für Film und Fernsehen gearbeitet, was<br />
man sich während des Unterrichts dann eher<br />
verbeten hat. Die Philosophie lautete: Geht erst<br />
ans Theater und sammelt dort Erfahrung. Und<br />
so habe ich mich zunächst drei Jahre lang aufs<br />
Theater gestürzt, was leider gleichbedeutend<br />
damit ist, für die Filmbranche erst einmal wieder<br />
außen vor zu sein. Auf der einen Seite, weil<br />
die Theater einen nicht allzu gerne für Jobs herauslassen,<br />
zum anderen weil auch Produktionen<br />
da sehr zurückhaltend sind und die<br />
vermeintlichen Probleme meiden, die Drehplanänderungen<br />
bei fest an Theatern Angestellten<br />
hervorrufen könnten. Andererseits gibt<br />
es auch Caster, die sich gerne Vorstellungen<br />
anschauen und sich da inspirieren lassen. Insgesamt<br />
hängt aber natürlich auch das mit dem<br />
Namen zusammen, denn prominentere Kollegen<br />
können sich das natürlich durchaus leisten.<br />
Wie gehen Sie vor, um sich einen<br />
gewissen Status im Beruf zu erarbeiten?<br />
Zumal die finanzielle Situation zunächst<br />
verlangen dürfte, zu nehmen, was einem<br />
geboten wird.<br />
und mit der Schauspielerin<br />
Elisabeth Degen („Aimée und<br />
Jaguar“) über den nicht selten<br />
ernüchternden Alltag des<br />
Schauspielerberufs.<br />
Anspruch<br />
und Wirklichkeit<br />
Klar, wenn Not am Mann ist, muss man<br />
das tun. Und gerade jene, die vom Theater<br />
kommen, geraten zunächst oft in einen Konflikt<br />
mit ihren Ansprüchen – das ging uns allen<br />
so. Aber man lernt auch, sich die Projekte<br />
zu suchen, die diesen Ansprüchen gerecht<br />
werden, während man parallel Rollen spielt,<br />
die dem vielleicht nicht so genügen. Wobei ich<br />
wirklich sagen muss: Das ist beides ehrliche Arbeit.<br />
Ich habe vor einem Schauspieler, der tagtäglich<br />
für eine Soap arbeitet, genau so viel Respekt<br />
wie vor einem Filmschauspieler. Letztlich<br />
sind wir alles kreative Menschen, wir wollen<br />
arbeiten, wollen uns verwirklichen.<br />
Haben Sie bei Castings manchmal<br />
das Gefühl, dass es gar nicht zwingend<br />
darum geht, den Besten zu finden, sondern<br />
sehr schnell auch darum, den Prominentesten?<br />
Das ist leider so. Daran hängt der Glaube,<br />
Prominenz bedeute gleich auch Einschaltquote.<br />
Dabei stimmt das gar nicht. Es<br />
gibt sehr viele prominent besetzte Filme mit<br />
schlechter Quote und umgekehrt. Dieser Aberglaube<br />
herrscht leider trotzdem immer noch<br />
in breitem Maße. Ich habe ähnliches auf einem<br />
Casting auch selbst erlebt. Es kam eine<br />
Kollegin mit einem größeren Namen, und<br />
zack, ist sie es, wobei ich dachte, dass das mit<br />
Schauspielqualität nichts mehr zu tun hatte.<br />
Geht das selbst bis in die kleinsten<br />
Rollen hinein?<br />
Sicher, auch das kommt vor. Wir schauen<br />
uns ja einiges aus Amerika ab, leider nicht<br />
immer das Positive. Und dort ist es gerade relativ<br />
hip, für kleinste Rollen Promis zu nehmen,<br />
um mit ihnen ein Sahnestück aufs Ganze zu<br />
setzen. In erster Linie heißt das aber für mich,<br />
dass ich weniger zu arbeiten bekomme. Man<br />
gibt auf Castings sein Herzblut, und dann öffnet<br />
sich die Tür, jemand kommt herein und<br />
wird bevorzugt. Das hat schon etwas frustrierendes<br />
und bedeutet, dass man schwer<br />
an Rollen herankommt. Das ist bitter.<br />
Wie beurteilen Sie die Gagensituation<br />
in Deutschland?<br />
Eher problematisch, denn die Schere<br />
klafft ziemlich. Mittlerweile kommen Angebote<br />
von nur 800 Euro Tagesgage herein, inklusive<br />
Anreise und Unterkunft. Das ist ein massives<br />
Problem. Da hast du mal einen Drehtag<br />
ergattert und bekommst 800 Euro, wovon<br />
Steuern, Agentur und womöglich noch Anreise<br />
abgehen. Das ist schon verdammt wenig.<br />
Es gibt Anrufe bei meiner Agentur, man<br />
suche einen Schauspieler, der bitte, bitte vor<br />
Ort wohnt. Da wird dann <strong>als</strong>o die Kartei durchgegangen<br />
nicht nach dem Kriterium, wer passt<br />
zur Rolle, sondern in erster Linie: Wer ist vor<br />
Ort! Soviel auch noch einmal zum Thema Qualität.<br />
Das ist schon absurd, aber nicht mehr ungewöhnlich.<br />
Jedem Büro-Angestellten wird<br />
völlig selbstverständlich eine Dienstreise bezahlt.<br />
Ich denke, wir verlangen da nichts Unverschämtes.<br />
Wie viele Tage im Jahr müssten Sie<br />
drehen, um gut versorgt zu sein?<br />
Es kommt natürlich darauf an, wie viel<br />
ich pro Drehtag bekomme. Aber sagen wir<br />
mal so: Wovon ich – rein technisch gesehen<br />
und bescheiden angesetzt – gut leben könnte,<br />
wären so drei Drehtage im Monat.<br />
Das ergibt etwa 12 Nebenrollen im<br />
Jahr. Das ist ziemlich viel.<br />
Das ist sehr viel und fast illusorisch. Viele<br />
von uns leben deshalb ja vom Arbeitslosengeld<br />
oder von Nebenjobs. Über Theaterprojekte<br />
und Lesungen kann ich über das Jahr<br />
verteilt natürlich auch einiges kompensieren.<br />
Aber um Arbeitslosengeld zu bekommen,<br />
müssen wir im Moment 365 Tage Beschäftigung<br />
in einem Zeitraum von drei Jahren nachweisen,<br />
was sich mit Hartz III demnächst sogar<br />
noch etwas verschärfen wird.<br />
Da muss sich die Kreativität des Berufs<br />
im persönlichen Lebensmanagement<br />
fortsetzen...<br />
Absolut. Da ist auch sehr wichtig und besonders<br />
hilfreich, wenn Du eine gute Agentur<br />
hast, die das zum Teil übernimmt. Da bin<br />
ich gut aufgehoben, aber mir ist es auch wichtig,<br />
einige Dinge selbst zu unternehmen in<br />
Richtung Theater und Lesungen, um auf diese<br />
Art weiter Kontakte zu knüpfen.<br />
Was ist Ihr beruflicher Zukunftswunsch?<br />
Was meine Arbeit anbelangt, wünschte<br />
ich mir, regelmäßiger spannende Sachen<br />
drehen zu können. Generell würde ich Castern,<br />
Besetzern und Produzenten mehr Zeit wünschen,<br />
um Fantasie bei der Besetzung von Rollen<br />
zu entwickeln. Dass selbst in Bildern von<br />
Schauspielern mehr der Mensch und weniger<br />
die Ware gesehen würde, dass man sich <strong>als</strong>o<br />
mit den Schauspielern etwas mehr auseinandersetzt.<br />
Außerdem werden Soaps und<br />
Serien fast ausschließlich unter 35 besetzt, es<br />
herrscht <strong>als</strong>o so ein seltsamer Jugendwahn,<br />
der auch nicht wirklich in die Tiefe geht. Und<br />
vor allem wünsche ich unserer gesamten Branche<br />
viel mehr Mut in jedweder Richtung.<br />
Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 21
Nach Jahren des stetigen<br />
Wachstums stagnieren<br />
die Schauspielergagen –<br />
auf hohem Niveau. Produzenten<br />
und Darsteller versuchen,<br />
sich mit der neuen Situation<br />
zu arrangieren.<br />
22<br />
Schauspielergagen<br />
Die fetten Jahre<br />
sind vorbei<br />
VON RÜDIGER SCHMITZ-NORMANN<br />
Die Neunziger waren eine goldene<br />
Zeit für Schauspieler. In den USA<br />
wurde Julia Roberts Friseur während<br />
des Drehs mit 60.000 Dollar entlohnt,<br />
Jim Carrey brauchte zwei Köche am Set<br />
– einen für sich und einen für seinen Leguan.<br />
Auch hier zu Lande wurden Darsteller nicht<br />
mehr <strong>als</strong> Schauspieler, sondern <strong>als</strong> Markenartikel<br />
gehandelt. Stars bringen Quote, so das<br />
Credo von RTL-Macher Helmut Thoma. Moderatoren<br />
und Schauspieler wurden von den<br />
aufkommenden Privatsendern abgeworben –<br />
mit viel Geld. Vorbei die Quasi-Monopolzeiten<br />
der Öffentlich-Rechtlichen, in denen Spitzendarsteller<br />
wie Hansjörg Felmy umgerechnet<br />
15.000 Euro für einen kompletten Film bekamen.<br />
„Zwischen 1991 und 2001 stiegen die<br />
Schauspielergagen jedes Jahr durchschnittlich<br />
um mindestens zehn Prozent“, so Ludwig<br />
Krecker, Leiter der Zentralabteilung Fernsehen<br />
beim ZDF. Top-Namen wie Lauterbach oder<br />
Adorf wurden in den Medien mit umgerechnet<br />
10.000 Euro pro Tag gehandelt – weder<br />
bestätigt noch dementiert. „Gerechtfertigt ist<br />
die Gage, die sich in den Verhandlungen erzielen<br />
lässt“, so der Agent Bernhard Hoestermann<br />
(Claudia Michelsen, Julia Jäger) 1998<br />
zum Focus. Durch Filmfonds war auf einmal<br />
Geld vorhanden für internationale Ko-Produktionen.<br />
Darsteller wie Til Schweiger und<br />
Franka Potente spielten plötzlich neben Sylvester<br />
Stallone und Matt Damon. Von Schweiger<br />
wurde eine Kinofilmgage von 500.000 Euro<br />
kolportiert – auch diese Zahl wurde nie<br />
kommentiert.<br />
Doch die fetten Jahre sind vorbei. „Die Zahl<br />
der eigenproduzierten Fernsehfilme sank von<br />
350 im Jahr 2001 auf 200 im Jahr 2004“, so<br />
Johannes Kreile, Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />
Deutscher Fernsehproduzenten.<br />
Verständlich: Schließlich kostet eine Sendeminute<br />
Reality-Show etwa 2000 Euro – eine<br />
Minute TV-Movie dagegen 14.000 Euro. Dass<br />
Das sagt …<br />
Veronica Ferres in „Die Manns“, Foto: WDR<br />
Veronica Ferres<br />
über Lust und Leid, Schauspielerin<br />
in Deutschland zu sein.<br />
Um <strong>als</strong> Schauspieler in Deutschland erfolgreich<br />
zu sein, muss man vor allem<br />
... „versuchen, an sich selbst zu glauben.<br />
Wenn Du es nicht tust, wir sollen es<br />
dann die anderen können? Man muss<br />
sich informieren, welche Filme und Theaterstücke<br />
in Vorbereitung sind und sich<br />
dort bewerben, wo man mit besonderem<br />
Herzblut dabei sein möchte.“<br />
Wer drei Jahre nach Ausbildungsende<br />
noch nicht von seinem Beruf leben kann, der<br />
sollte... „die Hoffnung nicht aufgeben,<br />
sich aber ein zweites Standbein schaffen!“<br />
Besser würde es dem deutschen Film<br />
gehen, wenn die Schauspielschulen... „mehr<br />
zur Selbständigkeit, zur eigenen Meinung<br />
und zur Einzigartigkeit eines jeden<br />
Künstlers ermutigen würden.“<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />
ein Tatort im Schnitt sieben Mal gesendet wird<br />
und damit seine hohen Kosten relativiert, fällt<br />
kaum ins Gewicht. Das Geld muss heute da<br />
sein. Für einen 90-Minüter bekommen die Produzenten<br />
im Schnitt 1,3 Millionen Euro, vor<br />
zwei Jahren waren es noch 1,5. Die Gagen<br />
stagnieren dagegen auf hohem Niveau. Folge:<br />
Den Produzenten laufen die Kosten weg.<br />
Die Schauspieler: Reich wird selten<br />
einer<br />
„Die Spitzengagen verzerren das Bild“, sagt<br />
Schauspieleragent Roland Forster, der unter<br />
anderem Ottfried Fischer und Sissi Perlinger<br />
vertritt. Von den rund 15.000 Darstellern in<br />
Deutschland zählen nur etwa zwei Dutzend<br />
zur Spitzengruppe. Sie verdienen geschätzte<br />
6000 bis 7500 Euro Tagesgage: Heiner Lauterbach,<br />
Heinz Hoenig, Mario Adorf, Heino<br />
Ferch, Ben Becker, Moritz Bleibtreu, Veronica Ferres,<br />
Hannelore Elsner, Senta Berger, Katja Riemann,<br />
Martina Gedeck und andere. Forsters<br />
Klient Ottfried Fischer soll für jede Folge des „Bullen“<br />
von Tölz 280.000 Euro bekommen. „Dazu<br />
sage ich überhaupt nichts“, sagt Forster.<br />
Mit der Gage sind bei den Privaten und immer<br />
öfter auch bei den Öffentlich-Rechtlichen<br />
nach dem Buy-Out-Prinzip alle Rechte abgegolten:<br />
für Auslandsverkäufe, Wiederholungen,<br />
Gewinnbeteiligung. Reich wird da selten<br />
einer – und schon gar nicht der Norm<strong>als</strong>chauspieler.<br />
„Viele arbeiten nur 20 Drehtage<br />
im Jahr“, rechnet Produzent Tom Spieß von<br />
Little Shark Entertainment vor („Das Wunder<br />
von Bern“): „Bei 2000 Euro Tagesgage macht<br />
das 40.000 Euro jährlich. Minus Steuer, minus<br />
Versicherungen.“ Bundesweit waren im April<br />
3157 Schauspieler arbeitslos gemeldet. Mancher<br />
kommt in die Schlagzeilen, so wie im letzten<br />
Jahr Bernd Herzsprung, der monatlich<br />
1300 Euro Arbeitslosengeld bezogen haben<br />
soll.
Die Sender: weniger Filme und<br />
Serien<br />
Nach einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalten<br />
wurden 2003 deutlich weniger<br />
Filme und Serien gesendet <strong>als</strong> vor fünf Jahren,<br />
vor allem bei den Privaten. Bei Pro7 sank der<br />
Anteil von 50,8 auf 24 Prozent, bei RTL von<br />
37,6 auf 25, bei Sat.1 von 39,5 auf 32,1. Die<br />
Privaten produzieren weniger, die Gewichte<br />
verschieben sich. Sat.1 beispielsweise finanziert<br />
statt vieler Filme lieber ein bis zwei TV-<br />
Ereignisse im Jahr, mit entsprechender Werbung:<br />
Die Marketingbudgets liegen bei geschätzten<br />
ein bis anderthalb Millionen. Zwischen<br />
2002 und 2004 sank die Zahl der Mitglieder<br />
des Deutschen Produzentenverbandes<br />
von 150 auf 110 – hauptsächlich wegen Insolvenz,<br />
Konkurs, Geschäftsaufgabe.<br />
Die Sender stellen weniger Geld zur Verfügung,<br />
und sie vergeben weniger Aufträge.<br />
Gleichzeitig steigt der Aufwand: „Ein Fernsehspiel,<br />
das früher mit 600 Schnitten ausgekommen<br />
ist, braucht heute 2000“, so der<br />
Kölner Produzent Gerhard Schmidt (Cologne<br />
Gemini). Dazu kommt, dass die Gagen bis zu<br />
einem Drittel der Produktionskosten auffressen.<br />
Problematisch dabei weniger die hohen<br />
Gagen der Stars, sondern der breite Anteil der<br />
Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe,<br />
die auch ihren Anteil vom Kuchen haben wollen.<br />
Ludwig Krecker vom ZDF ergänzt: „2500<br />
bis 4000 Euro Tagesgage sind im mittleren Bereich<br />
heute an der Tagesordnung.“<br />
Die Produzenten: „Notfalls wird<br />
umbesetzt“<br />
Um aus dem Kostenkarussell auszusteigen,<br />
gehen die Produzenten verschiedene Wege.<br />
Das fängt bei der Arbeit am Drehbuch an: weniger<br />
Drehorte, weniger Außenaufnahmen,<br />
weniger Nachtdrehs, weniger Nebenrollen.<br />
Größere Produktionsfirmen setzen auf eine<br />
Mischkalkulation vor allem mit gewinnträchtigen<br />
Serien. Gerhard Schmidt: „Wir produzieren<br />
Kinofilme, Fernsehspiele, Sitcoms, Doku-Soaps.<br />
Zur Zeit arbeiten wir an einer neuartigen<br />
Weekly Soap, die wir zum Minutenpreis<br />
von 1500 Euro statt der üblichen 5000<br />
produzieren.“<br />
Auch die Gehaltsverhandlungen werden<br />
wieder härter geführt. Das Gagengefüge ist<br />
transparenter geworden. Sender wie ZDF und<br />
RTL pflegen mittlerweile Datenbanken. Im ZDF<br />
-Personensuchsystem Perseus etwa sollen rund<br />
25.000 Schauspieler katalogisiert sein, mit allen<br />
Rollen und Gagen. Sender und Produzenten<br />
tauschen sich untereinander aus. Wie<br />
viel ein Schauspieler zuletzt bekommen hat,<br />
ist für die meisten Produzenten eine Produktion<br />
der Maßstab. Notfalls wird umbesetzt. Die<br />
Erfahrung der Branche zeigt: Wenn einer zweimal<br />
abgesagt hat, sagt er beim Dritten Mal zu.<br />
Andere gehen noch einen Schritt weiter<br />
und drehen gleich ohne Stars. RTL postulierte<br />
Ende der 90er eine Abkehr vom Starsystem,<br />
setzte Obergrenzen für Honorare fest, dreht<br />
seitdem am liebsten mit Nachwuchsschauspielern.<br />
Und ist damit beim Publikum genau<br />
so erfolgreich. „Schauspieler werden <strong>als</strong> Quotengarant<br />
überschätzt“, sagt auch Tom Spieß.<br />
Blueprint, der letzte Franka Potente Film, lockte<br />
100.000 Zuschauer ins Kino. Selbst Götz<br />
George floppt im Kino regelmäßig, zuletzt mit<br />
„Solo für Klarinette“ und „Viktor Vogel“.<br />
Alte neue Heimat<br />
Die Schauspieler machen das Beste aus der Situation.<br />
Wer es sich leisten kann, frischt sein<br />
Image in Nachwuchsprojekten auf, oft für einen<br />
Bruchteil der Gage. Schauspieleragent Roland<br />
Forster: „Die Bereitschaft etablierter Darsteller,<br />
für junge Regisseure oder ein prestigeträchtiges<br />
Objekt mit brisanten Themen billiger<br />
<strong>als</strong> sonst zu arbeiten, ist gestiegen.“ Ein<br />
Signal in der Branche war 1999 das Engagement<br />
von Götz George, der sonst auch schon<br />
mal 15.000 Euro Tagesgage verlangen soll: Als<br />
der Mengele-Film „Nichts <strong>als</strong> die Wahrheit“ auf<br />
der Kippe stand, finanzierte er das Projekt mit<br />
1,5 Millionen Mark eigenem Geld.<br />
Viele finden ihre neue alte Heimat bei den<br />
Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF hält seit einem<br />
Jahrzehnt seine Quote von 80 bis 90 TV-Filmen<br />
und 220 bis 250 Serienfolgen pro Jahr,<br />
auch für 2005 sind 85 Einzelstücke geplant.<br />
Ähnliches gilt für die ARD-Anstalten. Gebhard<br />
Henke, Fernsehspielchef des WDR: „Jahrelang<br />
haben die Privaten die Gagen in die Höhe getrieben,<br />
jetzt kommen die Schauspieler wieder<br />
zu uns.“ Und das mit guten Chancen. Das<br />
Publikum mag die bekannten Gesichter, die<br />
Regisseure arbeiten lieber mit Darstellern, die<br />
sie kennen. Von den etwa 9000 Rollengesprächen,<br />
die das ZDF jedes Jahr führt, scheitert<br />
nur etwa ein Prozent an der Gagenfrage.<br />
Eine Prognose für die Zukunft wagt niemand.<br />
Werden die Privaten wieder mehr produzieren,<br />
wenn die Werbekrise vorbei ist? Werden<br />
sich Container- und Casting-Shows bald<br />
erschöpfen? Sicher scheint nur: Dass in den<br />
vergangenen Jahren mehr Filme gedreht wurden,<br />
hat zu einer breiten Qualitätssteigerung<br />
geführt, auch im internationalen Vergleich.<br />
Gebhard Henke, der für den WDR u.a. die Breloer-Dokudramen<br />
und die Produktionen der<br />
Berliner X-Filme betreute: „Wenn kleinere Firmen<br />
jetzt nicht mehr drei Filme im Jahr drehen,<br />
sondern nur einen<br />
alle zwei bis drei Jahre, besteht<br />
die Gefahr, dass die<br />
Qualität wieder sinkt.“<br />
Stephanie Stremler<br />
in „Die Spielwütigen“,<br />
Foto: timebandits<br />
Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 23
Wer <strong>als</strong> junger Schauspieler<br />
überleben will, muss<br />
umfassende Medienkompe-<br />
tenz vorweisen können.<br />
Schauspielschulen<br />
reagieren auf die neuen<br />
Anforderungen und stellen<br />
ihren Lehrplan um.<br />
Der Schauspieler ist von der unbändigen<br />
Lust getrieben, sich<br />
unaufhörlich in andere Menschen<br />
zu verwandeln, um in<br />
dem anderen am Ende sich selbst zu entdecken“,<br />
befand einst Schauspieler und<br />
Regisseur Max Reinhardt. Dem hehren<br />
Wunsch nach Selbstentdeckung steht die<br />
Praxis heute häufig entgegen: Es gibt immer<br />
weniger feste Engagements an Theatern;<br />
die Schauspieler müssen sich zunehmend<br />
andere Einkunftsquellen erschließen.<br />
Solche bietet seit dem Siegeszug<br />
der Privatsender vor allem das Fernsehen;<br />
Kinoproduktionen stellen eher das<br />
Sahnehäubchen dar. Den Film-Markt bestimmen<br />
Zeitdruck und Terminnöte. Raum<br />
für ausgiebiges Rollenstudium bleibt meist<br />
nicht - häufig ist der Schauspieler auf sich<br />
selbst angewiesen, auf gute Vorbereitung<br />
zu Hause, auf technisches Verständnis, um<br />
in den durchstrukturierten Abläufen am<br />
Set „zu funktionieren“.<br />
Produzenten und Regisseure<br />
wollen sich auf Schauspieler verlassen<br />
können<br />
Um auf diese Anforderungen nach Medienkompetenz<br />
zu reagieren, haben einige<br />
Schauspielschulen verstärkt Camera Acting<br />
und andere filmspezifische Inhalte in<br />
ihren Lehrplan aufgenommen. Neben den<br />
24<br />
Schauspielschulen in NRW<br />
Spielen lernen<br />
VON ANNA KOSKODA<br />
üblichen Basisfächern wie Stimmbildung<br />
und Sprecherziehung, Szenen- und Rollenstudium,<br />
Bewegungslehre und Körpertraining<br />
bieten sie eine spezifische Ausbildung<br />
für Film und Fernsehen an, die den<br />
Schauspielern den Einstieg ins Filmgeschäft<br />
erleichtern soll.<br />
„Produzenten und Regisseure nehmen<br />
oft die gleichen Schauspieler, weil sie sich<br />
am Set auf sie verlassen können. Dabei<br />
hätten sie gerne auch neue Gesichter“,<br />
weiß Bernd Capitain. Er ist einer der Geschäftsführer<br />
der seit Anfang des Jahres<br />
aus der Camera Acting School hervorgegangenen<br />
Film Acting School in Köln, die<br />
auf die Lücke im herkömmlichen Ausbildungssystem<br />
baut. Immer wieder bekommt<br />
die Schule Anfragen von Produzenten<br />
nach neuen Darstellern, die sich im<br />
Geschäft auskennen.<br />
Alle Abbildungen<br />
aus „Die<br />
Spielwütigen“,<br />
Fotos:<br />
timebandits<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />
Emotionen vor der Kamera<br />
unterdrücken<br />
Denn das vermeintlich „einfache“ Agieren<br />
vor der Kamera hat so seine Tücken. „Man<br />
muss Emotionen vor der Kamera eher<br />
unterdrücken. Denn die Kamera ist wie ein<br />
Mikroskop, sie vergrößert alles“, erklärt Gereon<br />
Nussbaum, Betreiber der Arturo-<br />
Schauspielschule in Köln. Während im Theater<br />
alles etwas größer gespielt werden<br />
muss, um eine Figur im weiten Raum zum<br />
Leben zu erwecken, feilt man vor der Kamera<br />
eher an Nuancen, arbeitet mit dem<br />
Ausdruck der Augen.<br />
Neben diesem Basishandwerk gilt es<br />
jedoch auch, die Schauspielschüler mit der<br />
Technik vertraut zu machen. „Der Markt<br />
ist sehr schnell geworden. Man muss bei<br />
einem Casting in einer Minute überzeugen<br />
können“, sagt Johannes Klaus, der Studiengangsbeauftragte<br />
an der Folkwang<br />
Hochschule, Abteilung Schauspiel Bochum<br />
(früher Westfälische Schauspielschule).<br />
Dort versucht man, in Abgrenzung zur<br />
Schauspielabteilung in Essen, sich mehr auf<br />
Filmarbeit zu konzentrieren.<br />
Neben den Basis-Ausbildungen haben<br />
sich mittlerweile auch einige Weiterbildungsangebote<br />
in NRW etabliert, die sich<br />
an Schauspieler mit Erfahrung richten.<br />
„Man muss lernen, die Kamera <strong>als</strong> Partner<br />
zu begreifen, sich ihr zu öffnen“, erläutert
Holger Borggrefe von der ifs (internationale filmschule<br />
köln). Man müsse wissen: Wie wirke ich<br />
im Verhältnis zur Kamera, wie kommuniziere ich<br />
mit dem Kameramann, wie funktionieren die Kameralinsen,<br />
wie verhalte ich mich bei drei Kameras<br />
gleichzeitig?<br />
TV-Schauspieler haben meist nur wenig Zeit.<br />
Deshalb müssen sie lernen, sich schnell in emotionale<br />
Situationen zu versetzen, sie, wenn nötig,<br />
mehrm<strong>als</strong> zu wiederholen und immer die Anschlüsse<br />
einzelner Drehs parat zu haben.<br />
Fast jede große deutsche Stadt besitzt öffentliche<br />
und private Schauspielschulen, deren<br />
Ausbildung sich meist auf acht Semester<br />
erstreckt. In Berlin sind das etwa die Hochschule<br />
für Film und Fernsehen (HFF Konrad<br />
Wolf, Potsdam), die Universität der Künste und<br />
die Ernst-Busch-Schauspielschule, in München<br />
die Bayerische Theaterakademie August Everding<br />
oder die Otto-Falckenberg-Schule, um<br />
nur einige zu nennen. Im Folgenden stellen wir<br />
die Schauspielschulen in NRW vor.<br />
Schauspielschulen<br />
in NRW<br />
Die Folkwang Hochschule mit den Schauspielausbildungen<br />
in Essen und Bochum ist die<br />
einzige öffentliche Schule in NRW. Wer sich<br />
stärker für Film und Fernsehen interessiert, sollte<br />
sich besser in Bochum bewerben. Dort fängt<br />
man mit dem Camera Acting bereits in den ersten<br />
zwei Semestern (von acht) an. Im zweiten<br />
Semester drehen die Studenten mit den<br />
Kameraleuten der Klasse von Adolf Winkelmann<br />
(FH Dortmund) bereits möglichst eigenständig<br />
einen Film. Gleichzeitig kooperiert<br />
man mit der Kölner ifs, arbeitet gemeinsam mit<br />
dortigen Regiestudenten. Neben den Kooperationen<br />
mit dem Bochumer und dem<br />
Wuppertaler Schauspielhaus besteht seit Jahren<br />
auch eine enge Zusammenarbeit mit dem<br />
WDR, um den Praxisbezug schon möglichst<br />
früh herzustellen.<br />
Folkwang Hochschule, Klemensborn<br />
39, 45239 Essen,<br />
Tel. 0201/4903-0,<br />
www.folkwang-hochschule.de<br />
Die Ausbildung an der Arturo Schauspielschule<br />
in Köln, einer Modellschule des<br />
IDS – Berufsverband deutscher Schauspieler<br />
e.V. –, dauert ebenfalls vier Jahre. Während sich<br />
die ersten zwei Jahre auf die schauspielerischen<br />
Grundlagen konzentrieren, steht ab dem dritten<br />
Ausbildungsjahr Kamera-, aber auch<br />
Mikrofontraining verstärkt auf dem Ausbildungsplan.<br />
Die Studenten verlassen die Schule<br />
mit einem Vorsprech-Repertoire für die Bühnen,<br />
einem Ausbildungsband (Video) und einer<br />
Ausbildungs-CD (Audio), um sich bei Castern,<br />
Sendern und Produzenten vorstellen zu<br />
können. Die Ausbildung beginnt im Januar<br />
und im September und kostet 410 Euro im<br />
Monat.<br />
Arturo Schauspielschule,<br />
Widdersdorfer Str. 327, 50933 Köln,<br />
Tel. 0221/912 37 70,<br />
www.arturo-dsa.de<br />
Die Film Acting School in Köln ist eine reine<br />
Filmschauspielschule, die ihre Ausbildung<br />
auf das Spielen vor der Kamera konzentriert.<br />
18 Monate lang werden die Schüler möglichst<br />
praxisnah an den Medienalltag herangeführt.<br />
Zu den Besonderheiten der Schule gehört eine<br />
enge Zusammenarbeit mit Kölner Produktionsfirmen<br />
sowie mit zwei amerikanischen<br />
Instituten (in New York und Nebraska), die die<br />
Schüler auf internationale Koproduktionen vorbereiten<br />
sollen. Die nächsten Ausbildungskurse<br />
beginnen im Januar und August 2005 und kosten<br />
450 Euro im Monat. Der Abschlussfilm<br />
einer Klasse wird im Filmhaus Köln vor Produzenten<br />
und Castern gezeigt.<br />
Film Acting School Cologne,<br />
Hansaring 21, 50670 Köln,<br />
Tel. 0221/912 35 80<br />
www.filmactingschool.de<br />
Das Theater der Keller in Köln bietet in der<br />
hauseigenen Schauspielschule ebenfalls eine<br />
Ausbildung an, die sich jedoch mehr auf die<br />
Theaterpraxis konzentriert. Während des<br />
Hauptstudiums im 3. und 4. Jahr steht allerdings<br />
ebenfalls Film- und Fernseharbeit und<br />
Castingtraining auf dem Lehrplan. Die Klassen<br />
für die dreieinhalbjährige Ausbildung beginnen<br />
im September und kosten 350 Euro im<br />
Monat.<br />
Theater der Keller,<br />
Kleingedankstr. 6, 50677 Köln,<br />
Tel. 0221/93 22 959<br />
www.theater-der-keller.de<br />
Hartz und<br />
die Folgen der<br />
Sozialrechtsreform<br />
Für Film- und Fernsehschaffende hat die Sozialrechtsreform<br />
womöglich berufsgefährdende<br />
Folgen. Denn seit dem 1. Februar<br />
läuft für alle Arbeitnehmer der Countdown<br />
für die Anwartschaften auf das Arbeitslosengeld<br />
I. Für viele ist dies ein wichtiges Datum.<br />
Denn Arbeitslosengeld I bekommt in<br />
Zukunft nur, wer innerhalb von zwei Jahren<br />
(zuvor in drei Jahren) mindestens 360 Arbeitstage<br />
sozialversicherungsrechtlich vorweisen<br />
kann. Im Rahmen der bestehenden<br />
Regelungen und üblichen Produktionsabläufe<br />
wird dies in der Zukunft kaum noch<br />
möglich sein. Selbst wenn jemand in einer<br />
Woche deutlich mehr <strong>als</strong> 40 Stunden arbeitet,<br />
zählen nur die reinen Tage für die Anwartschaft.<br />
Der Gesetzgeber hat die Verantwortung<br />
für die Auswirkung seiner Politik<br />
in die Hand der Tarifparteien gegeben.<br />
Sonderregelungen für die Filmbranche wird<br />
der Gesetzgeber erklärtermaßen nicht einrichten.<br />
Die ifs (internationale filmschule köln)<br />
bietet Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt<br />
Filmschauspiel. Dabei gibt es zwei Arten von<br />
Workshops, zum einen vier Mal im Jahr dreitägige<br />
Lehrgänge mit internationalen Filmkünstlern,<br />
zuletzt mit Mike Figgis. Für Anfang<br />
Juli ist ein Workshop mit Hans-Christian<br />
Schmid geplant. Die zweite Art von Workshop<br />
ist umfassender. Der Schauspiellehrer M.K. Lewis<br />
aus Los Angeles bietet im August drei aufeinander<br />
aufbauende, jedoch auch getrennt<br />
zu besuchende Workshops an, die jeweils zwei<br />
Wochen dauern: Camtech for Actors Part I,<br />
Part II und die Master Class. Voraussetzung für<br />
diese Workshops ist der Abschluss einer Schauspielausbildung<br />
oder der Nachweis einer vergleichbaren<br />
praktischen zweijährigen Berufstätigkeit<br />
<strong>als</strong> Schauspieler sowie gute Englischkenntnisse.<br />
Die dreitägigen Workshops kosten<br />
450 Euro, die zweiwöchigen mit M.K. Lewis<br />
1000 Euro.<br />
ifs, Werderstr. 1, 50672 Köln,<br />
Tel. 0221/92 01 88-0,<br />
www.filmschule.de<br />
Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 25
Seit Ende März verhandeln der Bundesverband Deutscher<br />
Fernsehproduzenten (BDF), die AG Neuer Deutscher Spielfilm-<br />
produzenten und der Verband deutscher Spielfilmproduzenten<br />
mit der Gewerkschaft Ver.di, die drei Flächentarifverträge<br />
für Film- und Fernsehschaffende gekündigt hatte.<br />
Tarifgespräche<br />
Im Focus der<br />
Verhandlungen<br />
VON PETER HANEMANN<br />
26<br />
Es geht um Honorare, Urheberrechte<br />
und Arbeitsbedingungen – und um die<br />
Besonderheiten eines filmwirtschaftlichen<br />
Arbeitsmarktes, für den kurzfristige<br />
Beschäftigungsverhältnisse typisch<br />
sind. Anders <strong>als</strong> bei anderen Tarifverhandlungen<br />
stehen die Verhandlungspartner unter<br />
besonderem politischen Druck. Der Druck<br />
wird durch die Reformen des Sozialversicherungssystems<br />
erzeugt – kurz: Hartz - und durch<br />
die andauernde Spardebatte über öffentliche<br />
Ausgaben. Davon ist auch das Finanzvolumen<br />
des öffentlich-rechtlichen Systems berührt. Vor<br />
gut einem Jahr gab NRW-Ministerpräsident<br />
Peer Steinbrück den Ton an: Zuerst in Berlin<br />
und dann auf dem Medienforum NRW in Köln<br />
verlangte er ein Moratorium bei den Rundfunkgebühren<br />
und problematisierte zugleich<br />
Struktur und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunks. Im Herbst schlossen sich ihm<br />
seine Kollegen Edmund Stoiber (Bayern) und<br />
Georg Milbradt (Sachsen) an. Die Anstalten begegneten<br />
dem öffentlichen Druck mit dem<br />
Hinweis, dass sie längst begonnen hätten zu<br />
sparen. So kündigte WDR-Intendant Fritz Pleitgen<br />
für die Gebührenperiode 2005 bis 2008<br />
Beim Film geht es immer auch um Kohle:<br />
Moritz Bleibtreu und eine Tasche voller Geld<br />
in „Lola rennt“, Foto: Prokino<br />
„Einsparungen von netto 1,6 Milliarden Euro“<br />
an. Der Druck von oben wird nach unten<br />
weitergereicht. WDR-Fernsehdirektor Ulrich<br />
Deppendorf gibt ihn an Fernsehspiel-Chef<br />
Gebhard Henke mit dem Hinweis weiter, bei<br />
den Budgets zu sparen und auch auf die Höhe<br />
der Schauspielergagen zu achten. Die Botschaft<br />
kommt auch bei den Produzenten an,<br />
die seit Jahren über zu hohe Gagen klagen.<br />
Für BDF-Justitiar Johannes Kreile etwa steht<br />
fest, „dass Schauspieler mehr <strong>als</strong> angemessen<br />
bezahlt werden“.<br />
Trend zur Pauschalierung<br />
Tatsächlich aber stehen die Gagen für Schauspieler<br />
nicht im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen.<br />
Nichtsdestotrotz wollen und<br />
müssen beide Seiten definieren, welche Bezahlung<br />
für welche Leistung angemessen ist.<br />
Dazu bekommen sie Lagebeurteilungen gratis.<br />
„In den 90ern gab es eine Gagenbewegung<br />
nach oben, jetzt gibt es einen Trend nach<br />
unten“, sagt etwa Bernhard Hoestermann, Inhaber<br />
der gleichnamigen Berliner Agentur und<br />
Mitglied im Verband der Agenturen (VdA).<br />
Wer vom Abwärtstrend betroffen ist, ist unklar.<br />
Es gibt hochbezahlte Schauspieler mit benennbar<br />
hohen Preisen, die ab und an auch<br />
billig arbeiten (oder für Debüt-Reihen gar umsonst).<br />
Und es gibt weniger gut bezahlte, die<br />
nach oben kommen wollen und es deshalb für<br />
richtig halten, bei Forderungen zurückzustecken.<br />
Im Prinzip werden Schauspieler pauschal oder<br />
tageweise bezahlt. Hoestermann sieht eine<br />
Tendenz früher zu pauschalieren. Während<br />
man früher erst ab etwa zehn Tagen pauschalierte,<br />
verfahre man heute schon ab drei<br />
oder vier Drehtagen so. Hinzu komme, dass<br />
Schauspieler inzwischen bei Pauschalierungen<br />
zu prozentualen Nachlässen bereit sein müssten.<br />
Die gesamte Situation sei heute „mehr<br />
aufgefächert“, so Hoestermann. Insgesamt<br />
gebe es allseitig „Bereitschaft zu größeren<br />
Spielräumen“.<br />
Honorarrahmen nach unten offen<br />
Bislang gab es tarifvertragliche Regelungen<br />
von Schauspieler-Gagen allenfalls im Rahmen<br />
von Vergütungsregeln der Rundfunk-Anstalten.<br />
Für Kreile könnte das bei den Verhandlungen<br />
mit Ver.di „ein Anhaltspunkt“ sein.<br />
Beim WDR, beispielsweise, gibt es allerdings<br />
keine Mindestgagen, sondern nach Angaben<br />
von Ursula Lutkewitz, Fachbereichsleiterin der<br />
Honorar- und Lizenzabteilung, einen Honorarrahmen,<br />
der nach unten hin offen ist. Auch<br />
beim WDR heißt es, dass die Vergütungen<br />
vom Einzelfall abhängen.<br />
Im Kampfgetümmel der laufenden Tarifverhandlungen<br />
setzt Kreile <strong>als</strong> Verhandlungsführer<br />
der Arbeitgeberseite auf „das totale<br />
Buy Out“. Die Fernsehproduzenten wollen<br />
festschreiben, was RTL seit Jahren praktiziert:<br />
Schauspieler einmal für alles bezahlen –<br />
für ihre abgeleistete Arbeit, für TV-Wiederholungen<br />
und anderweitige Nutzungen von<br />
Programmen. Weil es auch bei RTL kein Tarifsystem<br />
für Darsteller gibt, sei das Buy Out<br />
„stets eine angenemessene Praxis der Vergütung<br />
gewesen“, so Jörg Graf (Leiter Produktionsmanagement<br />
im Bereich Business Affairs<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />
Programm). Das Modell habe auch Vorteile für<br />
Schauspieler: Sie bekämen einen Vorschuss auf<br />
Leistungen, die womöglich gar nicht anfallen.<br />
US-Import: Escalator-Modelle<br />
Es sind aber auch andere Modelle denkbar. So<br />
präferieren Ver.di und Verbände wie der VdA<br />
das Modell Folgevergütung - zunächst <strong>als</strong><br />
Grundgage für eine (definierte) Arbeitsleistung<br />
und zur Nutzung von Leistungsschutzrechten.<br />
Danach könnte festgelegt werden, was für eine<br />
Erstnutzung (im Rahmen der Kinoverwertung<br />
oder für die erste und zweite TV-Ausstrahlung)<br />
gezahlt werden muss. Geregelt wird<br />
dann auch eine Schwellenwertung etwa für<br />
die Nutzung schauspielerseitiger Leistungsschutzrechte<br />
für die Auswertung auf DVD. Aus<br />
Sicht von Ver.di könnte das über Verwertungsgesellschaften<br />
geregelt werden. Der VdA<br />
vertritt in Sachen Folgevergütung die Position,<br />
dass Schauspieler dann zur Reduktion von Gagen<br />
bereit seien, wenn auf Senderseite im Erfolgsfall<br />
ein Bonus gezahlt wird. Hier verfahren<br />
die Sender ganz unterschiedlich. Während<br />
das ZDF oft Folgevergütungen zahlt, zahlen die<br />
ARD-Anstalten teilweise und die Privaten überhaupt<br />
nicht. „Sie kalkulieren en bloc über zwei<br />
bis drei Verwertungsstufen und wollen die<br />
Künstler nicht am Erfolg beteiligen“, sagt Hoestermann.<br />
In dieser Frage wünscht er sich „eine<br />
beherzter agierende Produzentenschaft“.<br />
Auch für Kinofilm-Engagements wäre<br />
denkbar, dass Schauspieler bei steigendem Erfolg<br />
einen abgestuften Bonus bekommen –<br />
den ersten etwa nach einer zu fixierenden Zahl<br />
von Zuschauern. Vorbild für ein solches Treppenmodell<br />
sind die USA, wo so genannte<br />
Escalator-Verträge üblich sind. Man könnte dabei<br />
an mehreren Stellschrauben drehen, so etwa<br />
an der Höhe Bonuszahlen oder an der<br />
Schwelle ihres Beginns (z.B. nach 500.000<br />
oder einer Million Zuschauern usw.).<br />
Zeitkonten eröffnen<br />
Die Diskussion über die Gagenhöhe verstellt<br />
den Blick auf einen komplexen Zusammenhang<br />
von bezahlter und unbezahlter Arbeit<br />
sowie geregelter und ungeregelter Arbeitszeit,<br />
über den gerade verhandelt wird. Gemeinsames<br />
Ziel ist ein Gesamttarifvertrag, der das<br />
Gagengefüge inklusive Mindestgagen, das Urheberrecht<br />
und die Arbeitsbedingungen regelt.<br />
Für die Gewerkschaft hat die Darstellung der<br />
tatsächlichen Arbeitszeiten in sozialversicherungsrelevanten<br />
Beschäftigungszeiten (-tagen)<br />
oberste Priorität. Aus ihrer Sicht müssen Produktionsdauer<br />
und Beschäftigungstage entkoppelt<br />
werden. Ver.di fordert – nicht nur für<br />
die Berufsgruppe der Schauspieler, sondern für<br />
alle Filmschaffende, die befristet für eine Filmproduktion<br />
beschäftigt sind , die Einführung<br />
eines Zeitkontos für Mehrarbeit und Zuschläge.<br />
Im Anschluss an die Produktionszeit sollen<br />
dann entsprechend dem Zeitguthaben Ausgleichstage<br />
und, bezogen auf die gesamte Beschäftigungszeit,<br />
Urlaubstage angehängt werden.<br />
Dann hätten eben auch Schauspieler größere<br />
Chancen, im berufsbedingt häufigen Fall<br />
zeitweiliger Arbeitslosigkeit für den Bezug von<br />
Arbeitslosengeld I (siehe Kasten S. 25) genügend<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungstage<br />
vorweisen zu können.
Anfang Juni startete<br />
Andres Veiels Schauspieler-<br />
Doku „Die Spielwütigen“.<br />
Für den Newsletter schreibt<br />
der Regisseur über seine<br />
Faszination für Schauspieler.<br />
Stets habe ich eine gewisse Faszination<br />
für die Grenze von Fiktion<br />
und <strong>Dokument</strong> verspürt. Als ich<br />
über das Konzept einer Langzeitbeobachtung<br />
nachdachte, war für<br />
mich deshalb früh klar, Schauspieler in<br />
den Mittelpunkt zu stellen. Sie zu porträtieren<br />
bietet mir zwei Möglichkeiten:<br />
zum einen, die Biografie der jeweiligen<br />
Person darzustellen. Zum anderen aber<br />
vermag ein Schauspieler über die Rolle<br />
Dinge zu tun, die er sich sonst vielleicht<br />
nicht trauen würde. Auf der Bühne ist alles<br />
erlaubt, was im Leben verboten ist.<br />
Und so gelingt es mir, in Räume vorzudringen,<br />
die bei anderen Personen versperrt<br />
sind.<br />
Auf einer weiteren Ebene beschäftigt<br />
sich mein Film auch mit dem Prozess<br />
des Erwachsenwerdens. Ein guter Schauspieler<br />
muss sich in allen Tiefen erfahren<br />
haben, um mit diesen Schichten die Rolle<br />
zu füllen und zu bereichern. Das setzt<br />
eine Fähigkeit zur (Selbst)-Reflexion und<br />
Eigenverantwortung voraus. Gleichzeitig<br />
aber muss er sich andererseits immer<br />
auch ein Stück Kind bewahren. Kind sein<br />
heißt: staunen, sich überraschen lassen,<br />
verwundbar bleiben. Das Älterwerden<br />
führt in eine Welt von schmerzhaften Erfahrungen,<br />
die oftm<strong>als</strong> zwingen, sich zu<br />
schützen und so an bestimmten Stellen<br />
Mauern zu ziehen. Für einen Schauspieler<br />
ist genau das gefährlich: sich nicht offen<br />
zu halten und nicht mehr mit Neugierde<br />
auf sich und das Leben zu schauen.<br />
Um geeignete Protagonisten für<br />
meinen <strong>Dokument</strong>arfilm zu finden, wendete<br />
ich mich an die Hochschule für<br />
Schauspielkunst „Ernst-Busch“ in Berlin.<br />
Unter den 200 Bewerbern, die den ersten<br />
Test für die Aufnahme in den Jahrgang<br />
1997 bestanden hatten, suchte ich<br />
zunächst nach klarem Talent. Ich wollte<br />
nicht Gefahr laufen, dass jemand nach<br />
zwei Jahren aufhört, weil deutlich wird,<br />
ihm fehlt das Besondere und er hat letzt-<br />
Neue Helden<br />
VON ANDRES VEIEL<br />
lich nichts zu sagen. Es war nicht schwierig,<br />
auf Anhieb 20 Talentierte zu finden.<br />
Schwierig war es hingegen, Bewerber zu<br />
entdecken, die von der Idee, Schauspieler<br />
zu werden, besessen waren. Sie<br />
sollten etwas in sich tragen, das heraus<br />
musste, den Wunsch etwa, über die<br />
Bühne ein anderer zu werden, sich selbst<br />
und seinem eigenen Korsett zu entkommen.<br />
Leute mit eigenem Profil, kompromisslos<br />
und im eigentlichen Sinne<br />
spiel-wütig, die suchte ich - und habe<br />
sie am Ende auch gefunden.<br />
Das ganze Projekt steht aus heutiger<br />
Sicht <strong>als</strong> klarer Gegenpol zu den Casting-<br />
Shows. Während dort vermittelt wird,<br />
man müsse nur gut aussehen und zum<br />
rechten Zeitpunkt am rechten Ort sein<br />
und schon sei der Weg nach oben geebnet,<br />
machen „Die Spielwütigen“ deutlich,<br />
wie groß die Hindernisse sind und<br />
wie lang dieser Weg ist, auf dem zunächst<br />
sehr viel Staub gefressen werden<br />
muss. Aus der Not der meisten werdenden<br />
Schauspieler, sich ausdrücken zu<br />
wollen, wird eine Notwendigkeit mit ungemeinem<br />
Willen, sich aus einem bestimmten<br />
Umfeld zu befreien. In der<br />
Schule wird die Chance auf einen neuen<br />
Anfang gesehen, die Möglichkeit, sich<br />
vollkommen neu zu entdecken. Als Konsequenz<br />
schaut kaum jemand realistisch<br />
darauf, wie der Markt tatsächlich aussieht.<br />
Die Bewerbungen erfolgen aus einem<br />
weitgehend ungebrochenen Idealismus<br />
heraus. Die Realitäten, die dieser<br />
Markt mit sich bringt mit seinem Warencharakter,<br />
der viel über das Äußere<br />
definiert, wo erst einmal ganz andere<br />
Dinge <strong>als</strong> Qualität eine Rolle spielen –<br />
all das bricht erst am Ende der Ausbildung<br />
massiv ins Bewusstsein ein. Wer es<br />
auf die „Ernst Busch“ geschafft hat, ist<br />
in einer privilegierten Situation. 80 bis 90<br />
Prozent der Studenten schaffen den<br />
Sprung in ein Engagement. Dennoch<br />
nimmt auch dort die Zahl derjenigen, die<br />
Andres Veiel,<br />
Foto: timebandits<br />
nicht vermittelt werden können, zu. Es<br />
hat mich überrascht, wie wenig pragmatisch<br />
analysiert und wahrgenommen<br />
wird, dass sich 20.000 von etwa 22.000<br />
Schauspielern in Deutschland mit Mühe<br />
und Not durchwursteln und nur der Rest<br />
zu den Glücklichen zählt, die vom Beruf<br />
auch leben können. „Und trotzdem!“,<br />
lautet die wiederum sehr schöne Reaktion,<br />
bei der die Spielwut dann so groß<br />
ist, dass die Möglichkeit schlicht verdrängt<br />
wird, eventuell zu den 20.000 zu<br />
gehören.<br />
Wir haben mit den Aufnahmen begonnen,<br />
<strong>als</strong> sich der Boom der Privaten<br />
Sender auf dem Höhepunkt befand, <strong>als</strong><br />
sehr viele Leute spontan Rollen beim<br />
Fernsehen bekommen haben und so<br />
auch sehr viel Geld verdienten. Ende<br />
2001 dann kam der große Einbruch. Ich<br />
kenne einige Schauspieler, die davor gut<br />
durchgekommen sind und sich plötzlich<br />
nur noch mit Mühe über Wasser halten<br />
können. Andere haben sich gar neue Berufe<br />
suchen müssen. Dieses Elend der<br />
Frustration und Enttäuschung ist ein gewissermaßen<br />
unsichtbares, weil Schauspieler<br />
nun einmal diese Fähigkeiten be-<br />
sitzen, sich in andere Situationen sehr<br />
schnell einzufügen. Ich bin immer wieder<br />
erstaunt, wenn ich Bewerbungen<br />
bekomme und sehe, womit die Leute<br />
über die Jahre ihr Geld verdient haben.<br />
Deshalb springt einen dieses Elend nicht<br />
so an. Aber wenn man die Messlatte mal<br />
anders anlegt und nach dem ursprünglichen<br />
Wunsch fragt, da zeigt sich dann<br />
ein heftiges und tiefes Leiden an dieser<br />
Differenz zwischen dem, was sie wollten,<br />
und dem, was sie tun.<br />
Doch die Leute kämpfen, und sie<br />
werden weiter kämpfen. Auch wenn die<br />
wirtschaftliche Lage dafür sorgen würde,<br />
dass sich das Angebot auf dem heutigen<br />
Level einpendelt, würde das nicht<br />
bedeuten, dass es in fünf Jahren weniger<br />
Schauspieler gibt. Das Reservoir an<br />
Menschen, die sich dieser Aussicht verschrieben<br />
haben, eines Tages mit der einen<br />
großen Rolle präsent zu sein, wird<br />
nicht geringer werden.<br />
Wer auch immer es am Ende wirklich<br />
zum Filmstar schafft, den erwartet<br />
dann allerdings unter Umständen ein Rezeptionsproblem,<br />
das ich für ein sehr<br />
großes halte: dieses merkwürdige Verhältnis,<br />
das in Deutschland zu Stars besteht,<br />
diese gebrochene Beziehung zu<br />
Helden, die uns aus der Erfahrung von vor<br />
1945 weitergegeben wurde. Als wenn<br />
ein deutscher Selbsthass durchbricht: Helden<br />
haben für das F<strong>als</strong>che eingestanden,<br />
eine Identifikation verbietet sich. Trotzdem<br />
ist eine Sehnsucht nach ihnen vorhanden,<br />
und so werden einzelne Schauspieler<br />
hoch geschrieben, um sie dann wieder<br />
genussvoll zu vernichten.<br />
Ich denke, dass wir da noch sehr viel<br />
Nachholbedarf haben, Stars langfristig<br />
aufzubauen, oben zu halten und ihnen<br />
dann auch mal einen schlechten Film zu<br />
verzeihen. Wir brauchen für eine Filmkultur<br />
gute Leute, wir brauchen gute<br />
Schauspieler, und wir müssen sie auch<br />
lieben!<br />
Schwerpunkt Schauspieler – newsletter@filmstiftung.de 27
In dieser neuen Rubrik wird der Newsletter in Zukunft<br />
Produktionen vorstellen, die vor längerer Zeit gefördert wurden<br />
und jetzt in eine neue Phase treten, wie z.B. Nico von Glasows<br />
„Edelweißpiraten“ und Philips Grönings „Die große Stille“.<br />
Der Stand der Dinge<br />
Mit 180 Stunden Material kam<br />
Nico von Glasow Ende 2001<br />
nach 60 Drehtagen aus St.<br />
Petersburg zurück. Dort hatte<br />
er mit der Kamera von Jolanta Dylewska<br />
seinen Kinofilm „Edelweißpiraten“ gedreht.<br />
Unter diesem Namen hatten sich zum<br />
Ende des Krieges Kölner Arbeiterjugendliche<br />
gegen die Nazis gewehrt. „Die echten<br />
Edelweißpiraten, die wir getroffen haben,<br />
sind einfach Menschen mit dem Herz<br />
am rechten Fleck, deren Geschichte wir erzählen<br />
wollten“, erzählt von Glasow, der<br />
gemeinsam mit Niki von Glasow auch das<br />
Drehbuch geschrieben hat. Die Hauptrollen<br />
in der Koproduktion seiner Kölner<br />
Palladio Film mit dem WDR und X Filme<br />
sind mit Kölner Schülern, Bela B. von den<br />
Ärzten und Anna Thalbach besetzt. Beim<br />
Dreh spielten die Schauspieler ihre Szenen<br />
durch und wurden dabei von zwei Kameras<br />
gleichzeitig gefilmt, so dass sie oft<br />
nicht wussten, ob sie gerade gefilmt werden<br />
oder nicht. Nico von Glasow: „Die<br />
Schauspieler konzentrieren sich so stärker<br />
auf die Filmrealität und übernehmen mehr<br />
Verantwortung für die Figuren, die sie darstellen.“<br />
Über zwei Jahre dauerte die Postproduktion,<br />
die nun abgeschlossen wurde<br />
und an deren Ende eine 95-minütige<br />
Kinoversion steht. Diese soll auf einem der<br />
Herbstfestiv<strong>als</strong> zu sehen sein.<br />
Fünf Monate (vier Monate im Frühling<br />
und Sommer 2002, drei Wochen im Winter<br />
2003 und noch einmal drei Tage im Dezember<br />
2003) zog sich Philip Gröning in<br />
die Einsamkeit des Kartäuser Klosters La<br />
Grande Chartreuse bei Grenoble zurück,<br />
um das Leben der Mönche zu dokumentieren,<br />
das vom strikten Gebot des Schweigens<br />
und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt<br />
ist. Jetzt sitzt er für die nächsten sechs<br />
Wochen in der Einsamkeit des Schnitt-<br />
28<br />
Nico von Glasow am Set von<br />
„Edelweißpiraten“ und La Grande Chartreuse,<br />
Drehort für Philip Grönings „Die große Stille“,<br />
Fotos: Palladio Film und X-Verleih<br />
studios. Die Kinoauswertung seines Filmes<br />
„Die große Stille“ wird X-Verleih übernehmen.<br />
Ein Starttermin steht noch nicht<br />
fest. Geplant ist nicht nur eine Kino-, sondern<br />
auch eine TV-Version sowie ein Bildband<br />
und eine CD. Gedreht wurde das<br />
700.000 Euro teure Projekt der Philip Grö-<br />
ning Filmproduktion auf HD, 35mm und<br />
Super Acht. Im Kino wird der Film <strong>als</strong><br />
35mm Kopie in Dolby SRD/ 5.1 zu sehen<br />
und zu hören sein.<br />
Neuigkeiten gibt es auch von Grönings<br />
ebenfalls gefördertem Film „L’amour“, der<br />
jetzt endlich auf DVD erhältlich ist und zusätzlich<br />
zum aus dem Kino bekannten<br />
Schluss ein 30-minütiges alternatives Filmende<br />
bietet.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Stand der Dinge / Dreharbeiten<br />
Die Mitte der<br />
Welt<br />
Eine junge Amerikanerin, die in einer Kleinstadt<br />
im Rothaargebirge ihre Zwillinge aufzieht<br />
und in „irvingscher“ Manier alle Rückschläge<br />
und Krisen meistert, steht im<br />
Mittelpunkt der Geschichte, die Vanessa<br />
Jopp ab Ende des Jahres in NRW verfilmen<br />
will. Das Familiendrama „Die Mitte<br />
der Welt“, für das Butz Buse und<br />
Wolfgang Böhm das Drehbuch geschrieben<br />
haben, entsteht <strong>als</strong> Koproduktion<br />
der Münchner K5 Film mit der Bavaria<br />
Film. Fest steht bereits, dass Schauspielerin<br />
Iben Hjeile in der 3,85 Millionen<br />
Euro teuren Kinoproduktion vor der<br />
Kamera von Judith Kaufmann stehen<br />
wird. Mit der Besetzung weiterer Rollen<br />
hat Produzent Oliver Simon die Münchner<br />
Tolkien Casting betraut.<br />
K5 Film, Tel. (089) 65308940;<br />
info@k5film.com<br />
Homies<br />
In Dinslaken plant die Münchner fieber.film<br />
im Herbst/Winter die Dreharbeiten<br />
für den ersten Langfilm von Adnan<br />
Köse, der an gleicher Stelle gerade<br />
die Arbeiten für seinen Kurzfilm „Der Klageruf<br />
des Saz“ abgeschlossen hat. Das<br />
Drehbuch zu der Hip-Hop-Komödie<br />
„Homies“ hat Köse gemeinsam mit Andrea<br />
Kriegl geschrieben. Die Kamera<br />
übernimmt James Jacobs, das Casting<br />
Uwe Bünker. Als Produzenten für die<br />
Komödie zeichnen Clarens Grollmann<br />
und Mario Stefan verantwortlich.<br />
fieber.film, Tel. (089) 64981210;<br />
info@fieberfilm.de<br />
Durch Liebe<br />
erlöst<br />
Noch bis Mitte Juli dauern die Dreharbeiten<br />
für den historischen Zweiteiler „Durch<br />
Liebe erlöst / Das Geheimnis des<br />
Roten Hauses“, den die Kölner Network<br />
Movie in Koproduktion mit dem<br />
ZDF in Prag realisiert. Regisseur Jörg<br />
Grünler und Kameramann Daniel Koppelkamm<br />
setzen das Drehbuch von Silke<br />
Zertz in Szene. In den Hauptrollen der<br />
Verfilmung des Hedwig Courths-Mahler-Romans,<br />
der Anfang des letzten Jahrhunderts<br />
in idyllischen Schlössern, geheimnisvollen<br />
Landhäusern und in der<br />
Welt des Zirkus spielt, sind die 23-jährige<br />
Neuentdeckung Pauline Knof, Tim<br />
Bergmann und Natalia Wörner zu<br />
sehen. Produzent Reinhold Eischot erwartet<br />
„eine gekonnte Gratwanderung zwischen<br />
der traditionellen Courths-Mahler-Welt<br />
und moderner Erzählweise.“ Wird der Film<br />
ein Erfolg, planen Network Movie und das<br />
ZDF weitere Filme.<br />
Network Movie,<br />
Tel. (0221) 948880;<br />
contact@networkmovie.de
Der Schatz der<br />
weißen Falken<br />
Kurz bevor er mit seinen Eltern das Dorf verlassen<br />
wird, erlebt der elfjährige Jan mit seinen<br />
beiden Freunden Stevie und Bastie ein letztes<br />
großes gemeinsames Abenteuer. Sie finden<br />
eine Schatzkarte und machen sich auf den<br />
Weg, eine bislang unerforschte Höhle in der<br />
Fränkischen Schweiz zu suchen und ihr Geheimnis<br />
zu ergründen. Nach seinem eigenen<br />
Drehbuch erzählt Regisseur Christian Zübert<br />
in dem Jugenddrama „Der Schatz der<br />
weißen Falken“(AT) eine einfühlsame Geschichte<br />
über das Erwachsenwerden. Produziert<br />
wird der 3,8 Millionen Euro teure Kinofilm,<br />
an dem auch Sat.1 beteiligt ist und den<br />
die Falcom Media Group AG in die Filmtheater<br />
bringen will, von der Kölner Little<br />
Shark Entertainment. Gedreht werden<br />
soll im August und September in der fränkischen<br />
Schweiz und in Köln. Für das Casting<br />
zeichnet Filmcast Sabine Schwedhelm<br />
verantwortlich, für die gesamte Produktion<br />
Tom Spieß und Sönke Wortmann.<br />
Little Shark Ent., Tel. (0221) 336110;<br />
littleshark@littleshark.de<br />
Lavinia Wilson raucht in „Allein“, Foto: Lichtblick<br />
Allein<br />
Sturmflut<br />
Vom 22. September bis zum 20. Oktober<br />
dreht Regisseur Jorgo Papavassiliou mit<br />
Kamerafrau Yvonne Tratz in Köln und Umgebung<br />
den Event-Zweiteiler „Sturmflut“<br />
(AT). Vor dem Hintergrund der Hamburger<br />
Flutkatastrophe erzählt Holger Karsten<br />
Schmidt in seinem Drehbuch die Geschichte<br />
einer junge Frau, die alles verliert – außer<br />
ihrem Leben und der Gewissheit, dass es immer<br />
ein Morgen gibt. teamWorx Television<br />
& Film produziert das Katastrophendrama<br />
gemeinsam mit EOS Produktion für<br />
den Kölner Sender RTL (Redaktion: Peter<br />
Studhalter). Mit der Besetzung haben die<br />
Produzenten Nico Hofmann und Sascha<br />
Schwingel die Casterin Nina Haun beauftragt.<br />
teamWorx, Tel. (0221) 2504810;<br />
info@teamworx.de<br />
... erzählt die Geschichte von Maria, deren Leben geprägt ist durch Sucht nach Nähe, Sex-Exzesse,<br />
Tabletten und Alkohol – bis sie Jan kennen lernt und mit ihm die aufrichtige Liebe. Nach<br />
seinem eigenen Drehbuch inszenierte KHM-Absolvent Thomas Durchschlag mit seinem<br />
Kameramann Michael Wiesweg seinen Debütfilm, der bis Mitte Juni in Essen und den Niederlanden<br />
gedreht wurde. Die Produktion der Kölner Lichtblick-Film entsteht im Rahmen der<br />
Six Pack Initiative, bei der sich der WDR (Redaktion: Michael André) und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW die Produktionskosten eines Debütfilms teilen. Für die Hauptrollen in dem Fernsehdrama<br />
konnte Produzent Joachim Ortmanns die Schauspieler Lavinia Wilson, Maximilian<br />
Brückner, Richy Müller und Victoria Mayer begeistern.<br />
„Delphinkinder“ heißt die neue Doku Soup von Lichtblick. Regisseurin Claudia Richarz<br />
begleitet für den WDR und arte in einer Langzeitbeobachtung Familien mit schwerbehinderten<br />
Kindern, die durch den spielerischen Kontakt mit Delphinen überraschende Fortschritte machen.<br />
Lichtblick, Tel. (0221) 9257520; info@lichtblick-film.de<br />
Cologne Film<br />
Kann man aus einer gesanglichen Niete einen Popstar und Chartbreaker machen? Die Wette<br />
zweier Musikproduzenten und die 17-jährige Jenny, die es am Schluss allen beweisen will, liefern<br />
die Geschichte für eine TV-Komödie, die Oliver Schmitz im Auftrag von Cologne Film<br />
für Pro Sieben (Redaktion: Christian Balz) in Szene setzt. Gedreht wird das TV-Movie „Die<br />
Wette“, das nach einem Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn entsteht, mit der Kamera<br />
von Uwe Schäfer noch bis Mitte Juli in Köln. Für die Hauptrollen konnte Produzentin Micha<br />
Terjung die Schauspieler Zoe Weiland und Stefan Jürgens unter Vertrag nehmen.<br />
Von August bis Oktober stehen gleich zwei Münster-Krimis auf dem Drehplan der Kölner<br />
Cologne Film. Regie bei den Folgen „Wilsberg isst vietnamesisch“ (Drehbuch: Jürgen<br />
Kehrer) und „Wilsberg und das Objekt der Begierde“ (Drehbuch: Ulli Stephan)<br />
führt Buddy Giovinazzo. Die Hauptrollen in der ZDF-Produktion (Redaktion: Martin R.<br />
Neumann) spielen wie gewohnt Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek<br />
und Ina Paule Klink. Bei der Besetzung der weiteren Rollen verlässt sich Produzentin<br />
Micha Terjung auf Casterin Sabine Bresser. Drehorte sind Münster und Köln.<br />
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; info@colognefilm.de<br />
Gruppe 5<br />
Das Elefantenhaus des Kölner Zoos war eine<br />
von vielen Locations, an der die Kölner Gruppe<br />
5 Filmproduktion ihre Doku über das<br />
Leben von Prof. Bernhard Grzimek für<br />
ZDF und arte drehte. Dort stellte die Gruppe<br />
5 einen Scherz des Naturschützers, Zoo-Direktors<br />
und Oscar-Preisträgers nach. 1948 hatte<br />
Grzimek mit der Ankündigung in den Frankfurter<br />
Zoo gelockt, einen sagenumwobenen<br />
weißen Elefant aus Burma zu präsentieren.<br />
Wie dam<strong>als</strong> half man auch jetzt mit Farbe<br />
nach. In Köln wurde die Elefantendame Savani<br />
für die Szene mit Kalkfarbe geweißt. Das sei<br />
für die dicke Haut völlig harmlos, versicherte<br />
Zoodirektor Gunther Nogge: „Sonst hätten<br />
wir uns auf so etwas gar nicht eingelassen.“<br />
Das „Grzimek“-Porträt ist eine von vielen<br />
<strong>Dokument</strong>ationen, die Uwe Kersken mit<br />
seiner Gruppe 5 derzeit produziert. In Vorbereitung<br />
sind u.a. ein Zweiteiler über die 800jährige<br />
Geschichte der Mongolei (ZDF, arte,<br />
SBS, ORF), eine Doku über die Natur- und<br />
Kulturgeschichte der Eiche (ZDF, arte und<br />
ZDF-Enterprises), eine fünfteilige Serie sowie<br />
eine 90-minütige Kinofassung über die<br />
Geschichte des Judentums (arte, WDR, NDR,<br />
BR, SWR, RBB) und „Update 2055“ über<br />
die Welt in 50 Jahren für das ZDF, ZDF-Enterprises,<br />
Mediaset, France 2 und WNET<br />
Thirteen in Kooperation mit der Abteilung<br />
für Animation der Filmakademie Ludwigsburg.<br />
Für diese und weitere Projekte sucht die<br />
Gruppe 5 regelmäßig Mitarbeiter für die Unterstützung<br />
im Bereich Recherche, Entwicklung<br />
Produktion und Postproduktion.<br />
Gruppe 5, Tel. (0221) 946 7070;<br />
info@gruppe5film.de<br />
Müller & Seelig<br />
Noch bis zum 7. Juli dauern die Dreharbeiten<br />
für den ersten Münster-„Tatort“, den die Kölner<br />
Müller & Seelig Filmproduktion für<br />
den WDR (Redaktion: Helge Poche) produziert.<br />
Mit dem Krimi „Eine Leiche zuviel“<br />
verfilmt Regisseur Kaspar Heidelbach ein<br />
Drehbuch von Dorothee Schön und Georg<br />
Schott, in dem es um einen fast perfekten<br />
Mord geht. Neben dem bewährten<br />
„Tatort“-Duo Jan Josef Liefers und Axel<br />
Prahl stehen u.a. Friederike Kempter,<br />
Mechthild Großmann, ChrisTine Urspruch,<br />
Claus D. Clausnitzer, Jürgen<br />
Hentsch, Nele Mueller-Stöfen, Stefan<br />
Gebelhoff vor der Kamera von Clemens<br />
Messow. Als Produzenten zeichnen Jutta<br />
Müller und Matthias Seelig verantwortlich.<br />
Matthias Seelig hat auch das Drehbuch zu<br />
dem Zweiteiler „Paparazzo“ geschrieben,<br />
den Connie Walther voraussichtlich im September<br />
auch in NRW realisieren wird. David<br />
Rott und Sascha Göpel spielen darin zwei<br />
erfolgreiche Paparazzi, die sich auf die Jagd<br />
nach dem Foto einer Schauspielerin machen,<br />
die sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit<br />
zurück gezogen hat. Das Casting für die<br />
Koproduktion der Müller & Seelig Filmproduktion<br />
mit dem WDR (Redaktion: Alexander<br />
Wesemann) hat An Dorthe Braker<br />
übernommen, die Bildgestaltung Kameramann<br />
Peter Nix.<br />
Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150;<br />
m2sfilm@aol.com<br />
Ohne Gnade<br />
Für den August plant die Potsdamer Top Story<br />
Filmproduction die Dreharbeiten für<br />
Birgit Steins Komödie „Ohne Gnade“.<br />
Gedreht werden soll die zwei Millionen Euro<br />
teure, deutsch-englische Koproduktion mit der<br />
Kamera von Wedigo von Schulzendorf<br />
in Köln und Berlin. Als Produzenten zeichnen<br />
Jutta Rabe, Birgit Stein und Terence S.<br />
Potter verantwortlich.<br />
Top Story, Tel. (03 31) 740 49 40;<br />
topstory@t-online.de<br />
Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 29
Lively up yourself<br />
Nach den Dreharbeiten in Köln und Düsseldorf fiel Anfang Juni auf Jamaika die letzte Klappe für Ed Herzogs Kinofilm „Lively up yourself“.<br />
Heike Makatsch, Carl Bradshaw, Wotan Wilke Möhring, Nikki Anuka-Bird, Michael Gwisdek und Ivan Shvedoff spielen<br />
die Hauptrollen in dem Feel-Good-Movie über eine Country-Sängerin, deren Reise nach Nashville in der Reggae-Hochburg Jamaika endet. Realisiert<br />
wird die Komödie von der Egoli Tossell Film AG <strong>als</strong> Koproduktion mit dem Medienfonds German Film Produktions GmbH<br />
& Co KG sowie der Deutschen Columbia Pictures. Den Verleih übernimmt timebandits.<br />
Egoli Tossell Film, Tel. (030) 2465650; contact@egolitossell.com<br />
Unkenrufe<br />
Krystyna Janda und Matthias Habich<br />
spielen die Hauptrollen in der Verfilmung von<br />
Günter Grass´ Roman „Unkenrufe“, den<br />
der polnische Regisseur Robert Glinski mit<br />
seinem Kameramann Jacek Petrycki ab Ende<br />
August in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Polen, Italien<br />
und Litauen drehen will. Nach einem Drehbuch<br />
von Klaus Richter erzählt der Kinofilm<br />
die heiter-melancholische Liebesgeschichte<br />
zwischen einem Deutschen und einer<br />
Polin, in der der Einzug des Kapitalismus<br />
mit satirischer Schärfe beleuchtet wird. Produziert<br />
wird die deutsch-polnische Koprodukton<br />
von Ziegler Film Köln, der Berliner<br />
Ziegler Film und der Warschauer Filmcontract<br />
gemeinsam mit der Degeto und<br />
TVP. Für den Verleih konnten die Produzentinnen<br />
Elke Ried und Regina Ziegler<br />
bereits Salzgeber begeistern. Die Besetzung<br />
übernimmt Casterin Sigrid Emmerich.<br />
Ziegler Film, Tel. (030) 3209050;<br />
info@ziegler-film.com<br />
30<br />
Frauenflüsterer<br />
Das zweite Mal<br />
Bevor Valerie ihre erste Liebe heiratet, wollen<br />
ihr Freundinnen zu einem zweiten Mal verhelfen,<br />
damit sie, bevor sie sich nun ewig bindet,<br />
nicht nur mit einem Mann geschlafen hat.<br />
Eine freche und sympathische Komödie mit einem<br />
Ensemble im Stil von „Sex and the City“<br />
verspricht Matthias Dinter mit seinem<br />
Drehbuch „Das zweite Mal“, das noch bis<br />
Mitte Juli von Regisseur Peter Gersina und<br />
Kameramann Markus Hausen in Köln und<br />
Münster in Szene gesetzt wird. Produziert wird<br />
die Romantic Comedy von der Kölner Lunet<br />
Entertainment für Pro Sieben (Redaktion:<br />
Christian Balz). Mit der Besetzung haben<br />
die Produzenten Annette Reeker und Ludwig<br />
zu Salm den Caster Emrah Ertem betraut.<br />
Lunet Entertainment,<br />
Tel. (0221) 91 50 91 00;<br />
b.lauber@lunet.tv<br />
Maria an Callas<br />
Für Mitte September plant Regisseurin Petra<br />
K. Wagner die Dreharbeiten für ihr Kinodrama<br />
„Maria an Callas“, für das sie selbst<br />
das Drehbuch geschrieben hat. Götz George,<br />
Claudia Michelsen, Vadim Glowna,<br />
Elisabeth Trissenaar und Inga<br />
Busch spielen die Hauptrollen in der Geschichte<br />
über einen Mann, der nach dem Tod<br />
seiner Frau auf ihrem Computer eine E-Mail-<br />
Freundin von ihr entdeckt und die Korrespondenz<br />
unter ihrem Namen weiterführt. Die<br />
Bilder für die 2,5 Millionen Euro teure Koproduktion<br />
der Berliner Moonfilm mit der<br />
BB Film und dem NDR (Redaktion: Barbara<br />
Beauvais) liefert Kameramann Peter<br />
Polsak. Als Verleih konnten die Produzenten<br />
Erik Stappenbeck und Michael Braun<br />
bereits Nighthawks Pictures für ihren Film<br />
begeistern.<br />
Moonfilm, Tel. (030) 41107102;<br />
post@moonfilm.de<br />
War es Mord oder ein Unfall? Ihre Ermittlungen nach dem Tod eines Münsteraner Gastwirts führen Kommissar Thiel und<br />
Dr. Boerne auf einen Reiterhof, wo sie es bald mit einem entführten und kastrierten Zuchthengst namens Rasputin und<br />
einer weiteren Leiche zu tun bekommen. In dem neuen Münster-„Tatort“ „Frauenflüsterer“, den die Colonia Media<br />
für den WDR (Redaktion: Helga Poche) realisiert, setzt Regisseur Kaspar Heidelbach ein Drehbuch von Stefan<br />
Cantz und Jan Hinter in Szene. Gedreht werden soll der Krimi, für den Kameramann Clemens Messow die<br />
Bilder liefert, vom 20. Juli bis zum 20. August in Münster und Köln. Bei der Besetzung kann sich Produzentin Sonja Goslicki<br />
wieder auf den Stammcast mit Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Friderike Kemper, ChrisTine Urspruch<br />
und Mechthild Großmann verlassen. Mit der Besetzung weiterer Rollen ist Anja Dihrberg betraut.<br />
Für die Kölner „Tatort“-Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) fiel Ende Mai die<br />
letzte Klappe für ihren neuen Fall „Schürfwunden“. Regie führte Niki Stein, der gemeinsam mit Frank Posiadly<br />
auch das Drehbuch für den WDR-Krimi geschrieben hat.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />
Heike Makatsch in „Lively up yourself“,<br />
Foto: Egoli Tossell Film<br />
Was wäre wenn<br />
Anfang Juni beendete Regisseur und Autor<br />
Dennis Satin in Köln und Umgebung die<br />
Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Was<br />
wäre wenn ...“ (AT). Johannes Brandrup,<br />
Julia Stinshoff, Andreas<br />
Schmitz, Hildegard Schmahl und Max<br />
Urlacher spielen die Hauptrollen in der romantischen<br />
Komödie, die die Hamburger Relevant<br />
Film Produktionsgesellschaft<br />
für Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé) realisiert.<br />
Für die Bilder zeichnet Kameramann<br />
Sven Kirsten verantwortlich, für die gesamte<br />
Produktion Heike Wiehle-Timm.<br />
Relevant Film, Tel. (040) 4132710;<br />
info@relevantfilm.de<br />
Mama und Papa<br />
Noch läuft das Casting und auch die Location-<br />
Scouts sind noch unterwegs für Dieter Wedels<br />
neues Fernsehprojekt „Mama und Papa“<br />
(AT), das er ab September in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> drehen will. In dem Zweiteiler, den<br />
die Berliner MedienKontor Movie GmbH<br />
für das ZDF (Redaktion: Caroline von Senden<br />
und Pit Rampelt) produziert, erzählt<br />
Wedel vom Ende einer Liebe und der Scheidung<br />
einer langwährenden Ehe. Mit dem Casting<br />
für das TV-Drama hat Produzent Jürgen<br />
Kriwitz die Agentur von Sabine Schroth<br />
beauftragt.<br />
Medienkontor, Tel. (030) 254320;<br />
info@medienkontor.de<br />
Barfuss<br />
33 Tage in Köln und fünf Tage in Hamburg stehen<br />
auf dem Drehplan des neuen Regieprojekts<br />
von Til Schweiger, das er noch bis Ende<br />
Juli in Szene setzt. In der romantischen Komödie<br />
„Barfuss“ steht Schweiger nicht nur<br />
<strong>als</strong> Regisseur hinter der Kamera von Christof<br />
Wahl, sondern gemeinsam mit Johanna<br />
Wokalek, Steffen Wink, Alexandra<br />
Neldel, Michael Mendl und Nadja Tiller<br />
auch davor. Außerdem dabei: Markus-<br />
Maria Profitlich, Axel Stein, Jürgen Vogel,<br />
Armin Rohde und Michael Gwisdek.<br />
Das Drehbuch, das Schweiger gemeinsam<br />
mit Jann Preuss geschrieben hat, erzählt<br />
die Geschichte von Nick und Leila. Leila<br />
ist aus der Psychiatrie entflohen, hochgradig<br />
selbstmordgefährdet und steht eines Tages<br />
barfuß in Nicks Küche. Der Lebenskünstler<br />
tut alles, um sie los zu werden, bis ihm klar<br />
wird, dass auch er Verantwortung übernehmen<br />
muss. Produziert wird die Kinoproduktion<br />
von der Kölner Barefoot Films in Zusammenarbeit<br />
mit Mr. Brown Entertainment<br />
sowie Buena Vista Int.<br />
Barefoot Films, Tel. (0221) 5060870;<br />
info@barefootfilms.de
Ein Freund von mir<br />
In Düsseldorf, Köln und Hamburg setzt Sebastian<br />
Schipper seinen neuen Film „Ein<br />
Freund von mir“ in Szene. Für die Hauptrollen<br />
in der Kinokomödie, die von November<br />
bis Dezember gedreht werden soll, sind bereits<br />
Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sabine<br />
Timoteo eingeplant. Nach seinem eigenen<br />
Drehbuch und mit der Kamera von Oliver<br />
Bokelberg erzählt Schipper von Karl, einem<br />
High Potential der in seinem Leben alles<br />
richtig gemacht zu haben scheint und keine<br />
Überraschungen mehr erwartet, bis er eines<br />
Tages Hans kennen lernt. Die Berliner X Filme<br />
Creative Pool produziert die drei Millionen<br />
Euro teure Kinokomödie, für die Sebastian<br />
Zühr mit Film 1 <strong>als</strong> ausführender<br />
Produzent verantwortlich zeichnet. Mit der Besetzung<br />
der Hauptrollen haben die Produzenten<br />
Maria Köpf und TomTykwer die<br />
Casterin Nessie Nesslauer sowie für weitere<br />
Rollen klein + schwarz beauftragt. X<br />
Verleih wird den Film in die Kinos bringen.<br />
X Filme, Tel. (030) 2308330;<br />
info@x-filme.de<br />
The Drop<br />
Til Schweiger, Thomas Kretschmann,<br />
Matthias Schweighöfer, Huub Stapel<br />
und Udo Kier spielen die Hauptrollen in „The<br />
Drop“. Das Action-Abenteuer voller Witz und<br />
Spannung spielt während des 2. Weltkrieges<br />
in Holland und erzählt von der Jagd nach einem<br />
spektakulären Kunst- und Juwelenschatz<br />
auf den gleich mehrere Gruppen scharf sind<br />
– auf deutscher wie auf alliierter Seite. Gedreht<br />
werden soll die elf Millionen Euro teure Koproduktion<br />
der Rhino GmbH mit Mr.<br />
Brown Entertainment ab Mitte August in<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Regisseur Harry<br />
Hook setzt dabei ein Drehbuch von Roy<br />
Mitchell, Gary Young und Colin Teague<br />
in Szene. Als Verleih konnte Produzent Gregory<br />
Browne bereits Buena Vista für das<br />
Projekt überzeugen.<br />
Rhino GmbH, Tel. (030) 89733681;<br />
melanieflemming@hotmail.com<br />
Goldsucher<br />
Noch bis in den Juli dreht Rolf Schübel mit<br />
seinem Kameramann Holly Fink in der Türkei<br />
den TV-Zweiteiler „Goldsucher“, in dem<br />
Lale Yavas, Erhan Emre, Tim Seyfi und<br />
Hilmi Sözer die Hauptrollen spielen. Das<br />
Drama, das auch in Oberhausen und Köln gedreht<br />
wurde, umfasst einen Zeitraum von 20<br />
Jahren und erzählt vom Aufbruch der ersten<br />
türkischen Gastarbeiter in ihre neue Heimat<br />
Deutschland. Realisiert wird die aufwendige<br />
Fernsehproduktion von Kadir Sözen und seiner<br />
Filmfabrik für den WDR (Redaktion:<br />
Wolf-Dietrich Brücker).<br />
Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670;<br />
info@filmfabrik.net<br />
Rabenkinder<br />
Mitte Juni beginnen die Dreharbeiten von Nicole<br />
Weegmanns Kinofilm „Rabenkinder“,<br />
den sie mit der Kamera von Stephan Schuh<br />
in Dortmund, Köln und Mannheim in Szene<br />
setzt. Das Drehbuch, das die Regisseurin gemeinsam<br />
mit Jürgen Matthäi geschrieben<br />
hat, erzählt von der 13-jährigen Jasmin, die<br />
nicht nur erfährt, dass sie adoptiert wurde,<br />
sondern auch, dass sie eine 16 Jahre alte<br />
Schwester hat, die in einem Heim für schwererziehbare<br />
Jugendliche lebt. Gemeinsam machen<br />
sich die ungleichen Schwestern auf die<br />
Suche nach ihrer Mutter. Die Kölner zero<br />
west Filmproduktion realisiert den Stoff<br />
für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke)<br />
und den SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve).<br />
Die Hauprtrollen in dem Drama, das<br />
von Kai Künnemann produziert wird, spielen<br />
Fina Richardt, Ellen Kronwald,<br />
Horst Günter Marx, Harald Wahmbrunn<br />
und Geno Lechner.<br />
zero west, Tel. (0221) 9129025;<br />
office@zerowest.de<br />
Tatfilm<br />
Schwerelos im Pool:<br />
„Der Traum vom Schweben“,<br />
Foto: Troika<br />
Für Mitte Oktober bis Ende November plant<br />
die Kölner Tatfilm die Dreharbeiten für das<br />
zeitgeschichtliche TV-Drama „Endspiel im<br />
Kosovo”, an dem neben dem kanadischen<br />
Fernsehen auch WDR und arte beteiligt sind.<br />
Erzählt wird die Geschichte von Louise Arbour,<br />
der es <strong>als</strong> Chefanklägerin des Kriegsgerichtshofes<br />
in Den Haag gegen massive<br />
Widerstände aus allen Lagern gelang, Slobodan<br />
Milosevic vor Gericht zu stellen. Regie<br />
bei der internationalen Koproduktion, an<br />
der auch die kanadische Galafilm Productions<br />
und die irische Little Bird beteiligt<br />
ist, soll der in Quebec lebende Regisseur<br />
Charles Binamé führen.<br />
Direkt im Anschluss steht das nächste Projekt<br />
der Tatfilm auf dem Terminplan: Dito<br />
Tsintsadze, der mit seiner Tatfilm-Produktion<br />
„Schussangst” den ersten Preis in San Sebastian<br />
gewann, dreht im November und Dezember<br />
in NRW-Studios und an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />
in Barcelona das Kinodrama<br />
„Adios”, in dem sich ein junges Mädchen auf<br />
die Suche nach seiner Mutter macht. Als Produzentin<br />
zeichnet bei beiden Produktionen<br />
Christine Ruppert verantwortlich.<br />
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />
info@tatfilm.de<br />
Emmas Glück<br />
Als Max erfährt, dass er todkrank ist, greift er<br />
in die Kasse, um seine letzten Tage in Mexiko<br />
zu genießen. Doch soweit kommt er nicht.<br />
Stattdessen landet er in den starken Armen der<br />
Schweinezüchterin Emma. Nach dem Roman<br />
von Claudia Schreiber, den sie selbst gemeinsam<br />
mit Ruth Toma für die Kinoleinwand<br />
adaptiert hat, erzählt Sven Taddikken<br />
in „Emmas Glück“ die melodramatische<br />
Geschichte einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung.<br />
Produziert wird der Kinofilm,<br />
zu dem Kamerafrau Daniela Knapp die Bilder<br />
liefert, von der Kölner Wüste Film West<br />
in Koproduktion mit der Hamburger Wüste<br />
Filmproduktion. Gedreht werden soll ab<br />
September in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Mit der<br />
Besetzung haben die Produzenten Ralph<br />
Schwingel, Stefan Schubert und Hejo<br />
Emons die Casterin Simone Bär beauftragt.<br />
Als Verleih für die 2,6 Millionen Euro teure Produktion<br />
steht timebandits bereit.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
a.elsani@wueste-film-west.de<br />
Troika Entertainment<br />
Die Hochzeitsfeier<br />
In dem kleinen Eifelort Dreiborn sollen Mitte<br />
August die Dreharbeiten zu dem Kinodrama<br />
„Die Hochzeitsfeier“ starten. Der belgische<br />
Regisseur Dominique Deruddere erzählt<br />
darin von einer Hochzeit, die wegen der Sturköpfigkeit<br />
zweier alter Männer zu eskalieren<br />
droht. Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde,<br />
Julia Schmidt, Oliver Bröcker, Lisa<br />
Maria Potthoff, Christian Näthe und<br />
Marie Luise Schramm spielen die Hauptrollen<br />
in der 8,4 Millionen Euro teuren Koproduktion.<br />
Produziert wird das Kinodrama,<br />
an dem auch RTL beteiligt ist, in Zusammenarbeit<br />
von typhoon films, Fanes Film und<br />
MMG. Für die Besetzung haben die Produzenten<br />
Marc Conrad, Norbert Preuss,<br />
Erwin Provoost und Hilde de Laere die<br />
Casterin An Dorthe Braker verpflichtet.<br />
Den Verleih in Deutschland übernimmt Constantin.<br />
Fanes Film, Tel. (089) 2725611;<br />
info@fanesfilm.de<br />
typhoon films, Tel. (0221) 2827580;<br />
office@typhoonfilms.de<br />
Der Frage, wie das Gesamtkunstwerk Liebe zwischen starken Künstlerpersönlichkeiten funktioniert,<br />
geht Regisseurin Ellen El Malki derzeit auch in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nach. Hier dreht die Kölner<br />
Troika Entertainment zur Zeit den <strong>Dokument</strong>arfilm „Das Kunststück Liebe“ in Koproduktion<br />
mit ZDF/arte. Darin spricht die Regisseurin u.a. mit der Performance-Künstlerin Marina<br />
Abramovic, Malerin und Immendorff-Gattin Oda Jaune, Männerphantasien-Autor<br />
Klaus Theweleit, Filmemacherin Agnès Varda, „Stereo Total“-Sängerin Francoise Cactus<br />
und der Experimentalfilmerin Birgit Hein über ihre Liebesbeziehungen.<br />
Soeben abgedreht hat Barbara Gräftner ihre Doku „Der Traum vom Schweben“,<br />
in der sie drei schwule Synchronschwimmer unter und über Wasser begleitet hat: Vom ersten Training<br />
mit Frauen, über den Besuch der legendären Wassershow des Cirque du Soleil in Las Vegas,<br />
bis zum Happy End eines umjubelten Auftritts im Innsbrucker Olympiastadion. Die Kinoversion der<br />
Troika-Koproduktion mit der österreichischen Bonus Film, der kanadischen BBR Production,<br />
dem ORF, W Network und dem ZDF in Zusammenarbeit mit arte soll im Herbst starten.<br />
Troika, Tel. (0221) 9320607; post@troikaentertainment.de<br />
Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 31
Post aus der<br />
Postproduktion<br />
RuhrSoundStudios Dortmund<br />
„Lauras Stern“, Prod.: BB Film<br />
„Wake of Death“, Prod.: Lucky 7 (GB)<br />
„Dot. Kill“, Prod.: Lucky 7 (GB)<br />
„Ratten 2“, Prod. Rat<br />
Pack Filmproduktion<br />
RuhrSoundStudios Köln<br />
„Himmlische Verführer“, Prod. Rheinfilm<br />
„Minenspiel“, Prod. Colonia Media<br />
Kontakt: RuhrSoundStudios ,<br />
Tel. (0231) 917600;<br />
post@ruhrsound.de<br />
SoundVision<br />
„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik,<br />
„Max Hansen“, Prod.: Icon Film,<br />
newsletter<br />
32<br />
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Nähere Informationen unter<br />
www.filmstiftung.de oder bei der<br />
Pressestelle der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
Kontakt: <strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />
Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
„Passion for the Opera“, Prod.: Barbarossa<br />
Film<br />
„Kippenberger-Der Film“, Prod.: Barbarossa<br />
Film,<br />
„La Revanche des Chômeurs“, Prod. Iris<br />
Productions (Lux)<br />
Kontakt: SoundVision,<br />
Tel. (0221) 31 10 71;<br />
info@soundvision-tonstudio.de<br />
Edit Station<br />
„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik<br />
Kontakt: Edit Station, Tel. (0221)<br />
5891070; info@editstation.de<br />
Post aus der Postproduktion bitte<br />
an newsletter@filmstiftung.de<br />
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newsletter<br />
Einem überdimensionalen Schuhkarton<br />
ähnlich, steht in der Halle ein<br />
rechteckiger Bau aus weißlackiertem<br />
Holz. Tritt man hinein, steht<br />
man im Berliner Büro von Albert Speer,<br />
dem Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers. Jedenfalls<br />
sieht es so aus. Drei miteinander<br />
verbundene Räume, ein Vorzimmer und<br />
zwei Arbeitszimmer, in einem stehen Zeichenbretter,<br />
überall liegen Konstruktionsskizzen<br />
von Waffensystemen herum,<br />
von U-Booten, Panzern, Flugzeugen. Auf<br />
den Schreibtischen stehen altmodische<br />
schwarze Telefone, in der Ecke der Volksempfänger.<br />
In keinem Zimmer fehlt das<br />
Hitlerbild an der Wand.<br />
Im Mantel bei 35 Grad<br />
Während das größere der Arbeitszimmer<br />
an diesem Tag bespielt wird und mit<br />
Scheinwerfern beleuchtet ist, herrscht<br />
nebenan Dämmerstimmung. Und wie eine<br />
außerirdische Zeitmaschine, die in der<br />
vierziger Jahre Welt des 20. Jahrhunderts<br />
zwischengelandet ist, steht dort ein antennenbewehrter<br />
Rollwagen mit den Ausspiegelungsmonitoren<br />
der im Nachbarraum<br />
eingesetzten Steadycam. Dicht vor<br />
dem Monitor hockt Heinrich Breloer unter<br />
Kopfhörern und folgt gebannt der Szene<br />
nebenan. Szene 1046, SPEERS BÜRO.<br />
Es ist der 30. Januar 1945, vor den Fenstern<br />
tanzen weiße Flocken. Auch Speer<br />
und seine Sekretärin, gespielt von Sebastian<br />
Koch und Susanne Schäfer, müssen<br />
in Berlin realisieren, dass der Krieg verloren<br />
ist. „Gut, gut, gut, gut“, flüstert der Regisseur<br />
vor sich hin. Auf einmal mischt sich<br />
in die konzentrierte Ruhe des Dialogs ein<br />
unüberhörbares Rumpeln und Scheppern.<br />
Abbruch. Sebastian Koch darf den dicken<br />
Uniformwollmantel, um den ihn hier drinnen<br />
bei 35 Grad niemand beneidet, wieder<br />
ablegen und für einen Moment vor<br />
das bereitstehende Kaltgebläse flüchten,<br />
damit die Maske sich nicht in Schweißströmen<br />
davonmacht. Immerhin ist die Ursache<br />
des Lärms schnell gefunden: Der<br />
Schneecrew auf dem Dach ist das Streumaterial<br />
ausgegangen. Rasch werden die<br />
kleinen weißen Papierschnipselchen zum<br />
erneuten Einsatz wieder vom Boden aufgekehrt.<br />
Vergangenheit im Neudurchlauf.<br />
125 Stunden Interviewmaterial<br />
Heinrich Breloer dreht den Dreiteiler „Speer<br />
und Er“. In seiner bewährten „offenen<br />
Form“, der Verflechtung von nachgestellten<br />
Spielszenen und <strong>Dokument</strong>armaterial,<br />
unternimmt Breloer eine weitere<br />
„Reise in die Tiefe der deutschen Geschichte“.<br />
Nach den Manns widmen er<br />
und sein Co-Autor Horst Königstein sich<br />
nun der Familie Speer, die, wie Breloer es<br />
nennt, „auf der dunklen Seite der Geschichte<br />
gelebt hat“.<br />
Es ist ein Großprojekt. Auf mehr <strong>als</strong> anderthalbjährige<br />
Recherche und das Sammeln<br />
von nahezu 125 Stunden Interviewmaterial<br />
– darunter auch Gespräche<br />
mit drei der sechs Kinder Albert Speers –<br />
newsletter@filmstiftung.de – Postproduktion / Setbericht<br />
Es ist der 8. Juni 2004,<br />
der bis dahin heißeste Tag<br />
des Jahres. Und es fällt<br />
Schnee. Im Studio 2,<br />
einer großen Halle auf<br />
dem WDR-Gelände in<br />
Köln-Bocklemünd, bemüht<br />
sich ein schwitzendes<br />
Filmteam um<br />
Winteratmosphäre.<br />
folgten 69 Drehtage in Berchtesgaden,<br />
Nürnberg, München, Berlin, Flensburg,<br />
Goslar, Köln/Bonn und Paris. 190 Sprechrollen.<br />
1500 Komparseneinsätze. Am Gesamtbudget<br />
von 12 Millionen Euro ist die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,5 Millionen Euro<br />
beteiligt, der FFF Bayern mit 1,2 Millionen,<br />
mit kleineren Summen die Degeto, Bavaria,<br />
die europäische Filmförderung sowie<br />
mehrere Sender. Den Löwenanteil mit einem<br />
Millionenbetrag sowie technischer<br />
Beistellung, etwa beim Schnitt, trägt der<br />
WDR. Gesendet wird Anfang 2005 in der<br />
ARD.<br />
„Erzählt wird neben der Geschichte<br />
von Speer und Hitler auch die Geschichte<br />
seiner Kinder, unserer Generation, der
Am Set von „Speer und Er“<br />
Schnee im Juni<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
Nachkriegsgeneration“, sagt Heinrich Breloer.<br />
Kurz vor Speers Tod 1981 hat er ihn noch persönlich<br />
interviewt. Breloer nennt ihn einen<br />
„asketischen Karrieristen“, einen Intellektuellen<br />
am Zentrum der Macht. Einer, der wissen<br />
konnte, was er tat. Und sich dennoch einließ.<br />
Ein Mann, der eine zeitlang glaubte, jenseits<br />
aller Schranken von Moral und Gesittung leben<br />
zu dürfen, der Verführer und Verführter<br />
zugleich gewesen sei. Der Mensch Speer fasziniert<br />
Breloer, auch wenn er sich vor Fertigstellung<br />
des Films auf kein endgültiges Urteil<br />
festlegen möchte. Denn Filmemachen sei für<br />
ihn auch „immerwährende Such- und Erkenntnisarbeit“,<br />
das Nachstellen der Spielszenen<br />
auf der Basis von historischen <strong>Dokument</strong>en<br />
auch ein Weg um auszutesten, ob<br />
das, was Speer <strong>als</strong> Szenen und Dialoge überliefert<br />
hat, dam<strong>als</strong> „überhaupt so hat funktionieren<br />
können“.<br />
„Aber im Schneideraum muss ich alles<br />
noch mal zum Klingen und Schwingen bringen,<br />
so dass die Geschichte in der Verdichtung<br />
dann auch erhellend wirken kann.“ Dabei erlebt<br />
der Regisseur gerade die Unwägbarkeiten<br />
– Überraschungen am Set und wie gespielt<br />
wird – <strong>als</strong> produktiv: „Worauf wird der Scheinwerfer<br />
fallen, welche Geschichte will erzählt<br />
werden? Was drängt sich mir auch auf? Wie<br />
werden Spielszenen auch gebrochen durch die<br />
<strong>Dokument</strong>e?“ Im Zentrum des Films steht nicht<br />
zuletzt die Frage, wie es Speer nach dem Krieg<br />
gelingen konnte, von der Rolle des Täters in<br />
die eines ersten Zeugen zu wechseln, von des-<br />
sen Bestseller-Büchern sich die Deutschen den<br />
Führer erklären ließen. In „Speer und Er“ gehe<br />
es immer um die deutsche Vergangenheit<br />
und Gegenwart zugleich, um die Gegenwärtigkeit<br />
des Vergangenen, sagt Breloer: „Das<br />
Vergangene ist das Spiel, die Gegenwart ist die<br />
dokumentarische Aufnahme. In den Herzen<br />
rumoren die Gespenster dieser Jahre. Auf den<br />
Gesichtern der Kinder von Speer kann man sie<br />
noch deutlich sehen.“ Das sei der Kern der Geschichte,<br />
so Breloer.<br />
Götz Weidner: Der Filmarchitekt<br />
Der Mann im Hintergrund, der Breloers Bilderreise<br />
in die Vergangenheit überhaupt erst<br />
möglich macht, heißt Götz Weidner. Weidner<br />
ist Filmarchitekt. In Köln hat er noch weit spektakulärere<br />
Sets entstehen lassen <strong>als</strong> Speers Berliner<br />
Büro. So findet man sich in der selben Studiohalle,<br />
nur wenige Meter weiter, plötzlich<br />
auf der aus <strong>Dokument</strong>arfaufnahmen hinlänglich<br />
bekannten Terrasse der Berghofs wieder,<br />
Hitlers Refugium auf dem Obersalzberg.<br />
Freilich besteht hier der Berghof selbst aus<br />
nicht mehr <strong>als</strong> einer Fensterfront, und das<br />
grandiose Alpenpanorama ist ersetzt durch<br />
aufgespannten grünen Stoff, auf den später<br />
der Naturrundblick tricktechnisch einkopiert<br />
wird. Nur die Fassade einer Sommerfrische, die<br />
das harmlose Spießergesicht eines grausamen<br />
Systems gewesen ist.<br />
Eine Halle weiter hat Götz Weidner, der<br />
auch schon bei „Die Manns“ zum Team gehörte,<br />
Hitlers monumentales Arbeitszimmer<br />
aus der von Speer in Berlin erbauten Neuen<br />
Reichskanzlei eindrucksvoll wiederauferstehen<br />
lassen. Fast zu eindrucksvoll für den Geschmack<br />
des Spezialisten: „Ich wollte ja nicht,<br />
dass Leute da reinkommen und sagen: ‚Wow,<br />
ist das toll!‘, sondern dass sie sagen: ‚Ist ja ekelhaft<br />
hier drinnen‘.“ Wofür allerdings, angesichts<br />
des überreichlich an Boden und Wänden<br />
verbauten roten Marmors (bzw. marmormäßig<br />
bedruckte Spanplatten) in dem um<br />
nur 15 Prozent verkleinerten Replikat, ebenfalls<br />
guter Grund bestünde. Dass auf dem Edelset<br />
letztlich nur an drei Tagen gedreht wird,<br />
nimmt Weidner gelassen. Der Mann ist Profi.<br />
Seit seiner phänomenalen Arbeit bei „Das<br />
Boot“ gilt Götz Weidner <strong>als</strong> Wasserspezialist.<br />
Das hat ihm nicht nur ähnliche Projekte in den<br />
USA eingebracht, etwa Jonathan Mostows „U<br />
571“, sondern kürzlich auch das Set Design<br />
bei „Das Wunder von Lengede“. Den dort von<br />
ihm für die Gesteinsformationen erstm<strong>als</strong> eingesetzten<br />
modernen Hartschaumstoff hat<br />
Weidner auch bei „Speer und Er“ benutzt, <strong>als</strong><br />
in den Bavaria Studios der Gefängnishof von<br />
Berlin-Spandau entstand, wo Speer zwanzig<br />
Jahre einsaß. Die Veränderung des Hofes über<br />
die Jahre, die Simulation aller Jahreszeiten und<br />
Wetterlagen in nur einem Monat Drehzeit, bedeuteten<br />
die größte Herausforderung bei<br />
„Speer und Er“, resümiert Weidner. Und weil<br />
es bei historischen Stoffen das harte Los der<br />
Filmarchitekten ist, dass gerade ihre beste Arbeit<br />
vom Zuschauer unbemerkt bleibt, nennt<br />
Weidner „Die unendliche Geschichte“ <strong>als</strong> für<br />
ihn besonders befriedigendes Berufserlebnis,<br />
träumt er von weiteren Aufgaben für Fantasy<br />
und Science-Fiction.<br />
Kurz darauf jedoch ist Götz Weidner wieder<br />
ganz in der Gegenwart des Studio 2 in<br />
Bocklemünd gefragt. In Speers Berliner Büro<br />
sind im Film knapp zwei Monate vergangen,<br />
und Breloer und Kameramann Gernot Roll beratschlagen,<br />
wie weit die Zerstörung durch die<br />
alliierten Bombenangriffe nun sichtbar sein soll.<br />
Götz Weidner kommt hinzu und lässt es sich<br />
nicht nehmen, höchstpersönlich einige Fensterscheiben<br />
einzuschlagen. Es ist immer noch<br />
sehr warm. Gleich wird es wieder schneien.<br />
Der Schauspieler Sebastian Koch und Albert<br />
Speer auf einem Foto von 1936;<br />
Dreharbeiten auf dem nachgebauten<br />
Spandauer Gefängnishof. Fotos: WDR, Ullstein<br />
Setbericht – newsletter@filmstiftung.de 33
Die Tour de France ist eines der größten<br />
Sportereignisse der Welt - für die<br />
einen vor, für andere direkt nach<br />
Olympia und Fußball-WM. Wenn jedoch<br />
Fußballer nach neunzig Minuten mit Wadenkrämpfen<br />
auf dem Rasen rumrollen, haben<br />
Radrennfahrer erst 60 von oft 200 Kilometern<br />
in den Beinen, dazu Sprintwertungen,<br />
vielleicht noch den einen oder anderen Alpenpass.<br />
Die Schwerstarbeiter der Landstraße<br />
vollbringen nahezu übermenschliche Leistungen.<br />
Erstaunlich, dass bislang kaum jemand<br />
diese geballte Ladung Drama und Leid<br />
mit der Kamera eingefangen hat. Oscar-Gewinner<br />
Pepe Danquart („Schwarzfahrer“) dokumentierte<br />
in „Höllentour“ mit Spielfilm-Aufwand<br />
den Thriller der Jubiläums-Tour des Jahres<br />
2003.<br />
Dorthin, wo man das Leiden spüren<br />
kann<br />
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, und ARD-Chef Fritz Pleitgen<br />
traten 2001 mit der Idee einer Tour-Doku an<br />
Pepe Danquart heran, der sowohl mit Spiel-<br />
Pepe Danquart und Rolf Aldag<br />
Fotos: Quinte Film<br />
filmen <strong>als</strong> auch mit <strong>Dokument</strong>ationen Eindruck<br />
gemacht hatte. Gerade war „Heimspiel“ im Kino<br />
gelaufen - sein Porträt des Ostberliner Eishockey-Clubs<br />
Dynamo und dessen Fans. Danquart<br />
begann seine Recherche und begleitete<br />
bereits die Tour de France 2002. Als Protagonist<br />
der „Tour der Leiden“ bot sich das<br />
deutsche Team Telekom (seit 2004: Team T-<br />
Mobile) an, bei denen die ARD <strong>als</strong> Ko-Sponsor<br />
mit dabei ist. Der Kontakt zu den Fahrern<br />
und deren Vertrauen waren Danquart besonders<br />
wichtig. Er wollte dorthin, wo sie kaputt<br />
sind, wo man das Leiden spüren kann.<br />
Parallel holte Produzentin Mirjam Quinte,<br />
die mit Danquart seit vielen Jahren zusammen<br />
arbeitet, für Quinte Film in Freiburg weitere Koproduzenten<br />
mit ins Boot. Schnell war klar,<br />
dass die aufwendige Postproduktion mit einem<br />
Etat von 1,3 Millionen Euro in Deutschland<br />
allein nicht zu stemmen sein würde. So<br />
kamen zum WDR und zu arte die Hamburger<br />
Multimedia Film- und Fernsehproduktions<br />
GmbH sowie die Dschoint Ventschr Filmproduktion<br />
aus Zürich hinzu. Überall fanden sich<br />
Tour-Fans wie Ko-Regisseur Werner Schweizer<br />
(Dschoint Ventschr) oder Hans Robert Eisenhauer<br />
(arte), die vom Projekt begeistert wa-<br />
34<br />
ren. Auch die Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
war bald gesichert.<br />
Schwierige Verhandlungen um Bildrechte<br />
Als besonders schwierig im Vorfeld erwiesen<br />
sich die Verhandlungen mit der A.S.O. (Amaury<br />
Sport Organisation) die alle (Bild-)Rechte an<br />
der Tour de France besitzt. Hier zahlte sich der<br />
Einsatz von Radsport-Fan Fritz Pleitgen aus. Der<br />
mächtige Tour-Chef Jean-Marie Leblanc fand<br />
zwar die Idee klasse, doch der Vertrag mit seinen<br />
vielen knallharten Bedingungen wurde<br />
erst zwei Tage vor dem Start der Jubiläums-<br />
Tour 2003 unterschrieben.<br />
Da war das 20-köpfige Team aus Kinoleuten<br />
schon vor Ort, das in drei Gruppen über<br />
21 Tage den gigantischen Tour-Tross aus 4500<br />
Menschen in 2500 Autos verfolgen sollte.<br />
Danquart organisierte jeden Abend ein Treffen,<br />
bei dem ein Plan für den nächsten Tag<br />
ausgegeben wurde. Der Schweizer Filip Zumbrunn<br />
war auf dem Motorrad ganz nahe beim<br />
Rennen. Fingerkameras im Mannschaftswagen<br />
nahmen die Reaktionen vom Ex-Profi und<br />
Begleiter Mario Kummer auf. Die beiden anderen<br />
Teams fingen an der Strecke die Reaktionen<br />
von Fans, Polizisten oder Reportern ein<br />
und reagierten auf aktuelle Ereignisse. Derer<br />
gab es bei der Großen Schleife von 2003 so<br />
viele, <strong>als</strong> wollte die Tour all die Dramatik der<br />
letzten hundert Jahre noch einmal zusammenfassen.<br />
Es begann mit der Verletzung<br />
des Telekom-Fahrers Andreas Klöden gleich<br />
auf der ersten Etappe. Dann stürzte auch<br />
Sprintstar Erik Zabel im dicht gedrängten Finale<br />
der sechsten Etappe bei Tempo 60,<br />
kämpfte sich aber trotz schlimmer Verletzungen<br />
bis nach Paris. Die Emotionen fuhren Achterbahn<br />
in der Magenta-Truppe: Als Klöden<br />
aufgeben musste, gewann Alexandre Winokurow<br />
die Etappe.<br />
Auf der Massagebank mit Zabel<br />
und Aldag<br />
Der leutselige und sympathische Unnaer Erik<br />
Zabel und sein Zimmergenosse Rolf Aldag bildeten<br />
das menschliche Herz der Höllentour.<br />
Pepe Danquart durfte nach den schweren<br />
Making of<br />
Höllen-<br />
Tour<br />
VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />
Schweiß, Druck, Schmerzen,<br />
Tortur – die Tour de France bietet<br />
jedes Jahr ein Maximum an<br />
Dramatik, das Pepe Danquart<br />
in „Höllentour“ eingefangen hat.<br />
Seine spannende, hautnahe<br />
<strong>Dokument</strong>ation läuft<br />
seit dem 10. Juni im Kino.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />
Etappen in ihr Zimmer, begleitete sie zur Massage<br />
und bekam Einblicke wie kaum jemand<br />
zuvor. Denn die zu kurzen Erholungsphasen<br />
zwischen Rennen, Siegerehrungen, Transfers<br />
zur nächsten Etappenstadt und üppigen Essen<br />
sind bei den extremen Anstrengungen der<br />
Tour überlebenswichtig. Auch der legendäre<br />
Betreuer und Masseur „Eule“ Dieter Ruthenberg<br />
kommt dabei zu Wort. Mit dieser intimen<br />
Innenansicht spielt der Seriensieger und damalige<br />
Ranglisten-Erste Zabel endlich einmal<br />
die Hauptrolle, während das hochdramatische<br />
Duell zwischen Jan Ullrich und dem späteren<br />
Toursieger Lance Armstrong im Hintergrund<br />
stattfindet.<br />
Während der drei Drehwochen waren<br />
nicht nur die Unwägbarkeiten eines solch einmaligen<br />
Ereignisses zu bewältigen, es drohte<br />
Danquarts Filmleuten auch immer der Ausschluss<br />
durch die strenge A.S.O., wenn gegen<br />
den Vertrag auch in nur einem Punkt verstoßen<br />
worden wäre.<br />
Neue Bilder, die man vom Fernsehen<br />
nicht kennt<br />
Insgesamt erjagte Danquarts Team unter diesen<br />
extremen Bedingungen<br />
70 Stunden<br />
Filmmaterial,<br />
das in fünf Monaten<br />
von seiner Cutterin<br />
Mona Bräuer zu einem<br />
120 Minuten<br />
packenden Doku-<br />
Thriller komprimiert<br />
wurde. Das ästhetische<br />
Konzept war<br />
schnell klar: Danquart<br />
wollte neue<br />
Bilder zeigen, die<br />
man vom TV nicht<br />
kennt. In der digitalenPostproduktion<br />
entstand ein<br />
Pastell-Look für viele<br />
Szenen, der die<br />
Buntheit des Sports<br />
dämpfen sollte und<br />
besser zur Thematik des Leidens passte. Mit<br />
110 Spuren realisierte die Bochumer Ruhr-<br />
Sound eine besonders aufwendige Mischung.<br />
Das Sounddesign entstand bei Cineplus in<br />
Köln. Nur bei den Tönen musste und konnte<br />
in Trainingslagern „nachgedreht“ werden, weil<br />
die Tour mit ihren Hubschraubern und Motorrädern<br />
einfach zu laut ist. Die Kopien wurden<br />
im Mai 2004 bei pro cine filmtechnik in<br />
Neuss gezogen.<br />
Seit dem Rohschnitt komponierte der bekannte<br />
deutsche Jazzmusiker Till Brönner an<br />
einem Soundtrack, dessen Trompete bewusst<br />
an Miles Davis Improvisationen zu Louis Malles<br />
„Fahrstuhl zum Schafott“ anklingt. Die CD<br />
zum Film wird am 14. Juni 2004 bei The-Berliner.com<br />
/ SPV veröffentlicht. Am 10. Juni wird<br />
„Höllentour“ mit circa 20 Kopien im Verleih<br />
von NFP / Filmwelt in den Kinos starten. Die<br />
nächste „Tor-Tour“ de France startet am 3. Juli<br />
in Lüttich. Pepe Danquart wird wieder dabei<br />
sein und vielleicht auch seine „Höllentour“<br />
vorführen.<br />
www.hoellentour-derfilm.de
Demnächst im Kino<br />
Reconstruction<br />
Kinostart: 10. Juni 2004<br />
Verleih: MFA+ FilmDistribution<br />
Ein junger Mann verbringt eine Liebesnacht<br />
mit einer verheirateten Frau, der er<br />
zufällig in einer Bar begegnet und die seiner<br />
Freundin zum Verwechseln ähnlich<br />
sieht. Die Nacht bleibt nicht ohne Folgen.<br />
Als der Mann am nächsten Morgen in seine<br />
Wohnung zurückkehren will, ist diese<br />
verschwunden: Hinter der Tür verbirgt sich<br />
ein Speicher. Die Frau, mit der er zusammen<br />
lebte, will ihn noch nie gesehen haben,<br />
Freunde begegnen ihm wie einem<br />
Fremden. Orientierungslos irrt der junge<br />
Mann durch die Straßen Kopenhagens,<br />
weiteren unwirklichen Begegnungen entgegen.<br />
Das Spielfilm-Debüt des dänischen Regisseurs<br />
Christoffer Boe, geboren am 7.<br />
Mai 1974, wurde 2003 beim Filmfestival<br />
in Cannes mit der „Camera d’Or“ <strong>als</strong> Bester<br />
Nachwuchsfilm ausgezeichnet und<br />
war Dänemarks Oscar-Nominierung <strong>als</strong><br />
Bester Ausländischer Film 2004. Die Liebesgeschichte<br />
ist ein Vexierspiel mit Identitäten<br />
und Handlungssträngen, eine Herausforderung<br />
der Fantasie des Zuschauers<br />
unter Verzicht auf eine lineare Erzählweise<br />
und eine schlüssige Handlung. Christoffer<br />
Boe: „Film ist Verführung. Ein Raum<br />
wird plötzlich erfüllt von der Liebe, die zwei<br />
Menschen füreinander empfinden. Obwohl<br />
sie bloß Schauspieler sind, die ihre<br />
Rolle spielen, glauben wir ihre Liebe - und<br />
fühlen den Schmerz, wenn sie sich nicht<br />
haben können.“<br />
Reconstruction<br />
(Dänemark 2003)<br />
Regie: Christoffer Boe<br />
Drehbuch: Christoffer Boe,<br />
Mogens Rukov<br />
Darsteller: Maria Bonnevie,<br />
Nikolaj Lie Kaas, Krister<br />
Henriksson, Nicolas Bro<br />
Produktion: Nordisk Film Production<br />
in Kooperation mit TV 2<br />
Fünf Uhr am<br />
Nachmittag<br />
Kinostart: 1. Juli 2004<br />
Verleih: Alamode Film<br />
Afghanistan nach dem Sturz des Taliban-<br />
Regimes: Die junge Noqreh verheimlicht<br />
ihrem gottesfürchtigen Vater ihren großen<br />
Traum: Sie möchte einmal Präsidentin Afghanistans<br />
werden. Doch angesichts unverschleierter<br />
Frauen beschließt der Vater,<br />
Kabul zu verlassen und führt seine Familie<br />
damit geradewegs in eine Katastrophe.<br />
Die 25-jährige Samira Makhmalbaf,<br />
Tochter des iranischen Regisseurs Mohsen<br />
Makhmalbaf („Reise nach Kandahar“), ist<br />
durch ihren Film „Schwarze Tafeln“ und die<br />
erste der elf Episoden des Films „11’9’’01<br />
- September 11“ bekannt geworden. Mit<br />
ihrem neuen Film „Fünf Uhr am Nachmittag“,<br />
der in Deutschland im Original mit<br />
Untertiteln in die Kinos kommt, will sie<br />
Frauen in ihrem Mut zur Veränderung<br />
unterstützen, und das nicht nur in ihrem Heimatland:<br />
„Wenn es Ärzte ohne Grenzen gibt,<br />
dann kann es auch Filmemacher ohne Grenzen<br />
geben. Kino kennt keine Grenzen.“ Beim<br />
Filmfestival in Cannes 2003 erhielt der Film<br />
den Spezialpreis der Jury und den Preis der<br />
ökumenischen Jury.<br />
Fünf Uhr am Nachmittag<br />
(Iran / Frankreich 2002)<br />
Regie: Samira Makhmalbaf<br />
Drehbuch: Samira Makhmalbaf,<br />
Mohsen Makhmalbaf<br />
Darsteller: Aghele Rezaie, Abdolgani<br />
Yousefrazi, Razi Mohebi,<br />
Marzieh Amiri<br />
Produktion: Makhmalbaf Film<br />
House, Wild Bunch und Bac Films<br />
Muxmäuschenstill<br />
Kinostart: 8. Juli 2004<br />
Verleih: X-Verleih<br />
Ein Mann nimmt das Gesetz selbst in die<br />
Hand und verfolgt und bestraft nach eigenem<br />
Gutdünken Mitmenschen wegen<br />
ihrer Vergehen. Der selbsterklärte Weltverbesserer<br />
jagt die Tempolimit-Überschreiter,<br />
die Ladendiebe, die Vergewaltiger,<br />
die Kinderporno-Ausleiher wie die<br />
Über-Rot-Geher und die Schwarzfahrer,<br />
die Ausländerhasser wie die hehlenden<br />
Ausländer. Er selbst wird später einen<br />
Mord begehen. Aus rein privaten Gründen.<br />
Zur eigenen Bestrafung wird er nicht<br />
fähig sein.<br />
„Muxmäuschenstill“ ist ein Husarenstreich:<br />
40.000 Euro hat der Film gekostet,<br />
Geld, das sich die beiden befreundeten<br />
Schauspieler Jan Henrik Stahlberg und<br />
Marcus Mittermeier bei Bekannten „zusammenschnorren“<br />
mussten. Dafür sind<br />
die Macher der Satire schon vor ihrem Kinostart<br />
reichlich belohnt worden: Bei den<br />
Filmfestiv<strong>als</strong> in Berlin und Schwerin wurde<br />
der Film zum Publikumshit, nachdem<br />
er im Januar beim Saarbrücker Max-<br />
Ophüls-Festival 2004 inklusive des Hauptpreises<br />
alle vier möglichen Auszeichnungen<br />
verliehen bekam. Für den 54. Deutschen<br />
Filmpreis 2004 ist ihr Film in den Kategorien<br />
„Bester Film“ und „Bester Nebendarsteller“<br />
(Fritz Roth) nominiert; Sarah Clara<br />
Weber erhielt die Auszeichnung für ihren<br />
Schnitt.<br />
Muxmäuschenstill<br />
(Deutschland 2002 / 2003)<br />
Regie: Marcus Mittermeier<br />
Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg<br />
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg,<br />
Fritz Roth, Wanda Perdelwitz, Joachim<br />
Kretzer<br />
Produktion: Schiwagofilm<br />
http://www.mux-braucht-dich.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Michael Schmid-Ospach;<br />
<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten<br />
Katharina Blum<br />
Tanja Güß<br />
Peter Hanemann, A.R.T.<br />
Wolfgang Hippe, A.R.T.<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Michael Dlugosch<br />
Günter Jekubzik<br />
Anna Koskoda<br />
Heike Meyer-Döring (MEDIA)<br />
Rüdiger Schmitz-Normann<br />
Christian Seebaum<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Sonja Steinberg<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, Düsseldorf<br />
Titelfoto:<br />
„Käthchens Traum“<br />
Foto: WDR<br />
Redaktionsschluss:<br />
07. Juni 2004<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
01. Juli 2004<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
abonniert werden.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
D – 40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Demnächst im Kino – newsletter@filmstiftung.de 35
Wer in Oberhausen City den Friedensplatz<br />
überquert und in die<br />
Elsässer Straße einbiegt, der<br />
wird schon bald zu seiner Linken<br />
die lange, elegante Glasfront der Lichtburg<br />
ausmachen. Ebenerdig das Entrée, empfängt<br />
das großzügige Foyer den Gast mit einladendem<br />
und verbindlichem Schick. Die Plakatierung<br />
ist dezent und tritt vor der Würde<br />
und Geschichte des Gebäudes in den Hintergrund.<br />
Im Jahr 1931 hat Hubert Pesch die Lichtburg<br />
erbaut. „In den ersten Jahren wurde der<br />
Saal nicht nur <strong>als</strong> Kino, sondern auch <strong>als</strong> Varieté-Theater<br />
genutzt“, sagt sein Enkel und<br />
heutiger Kinobetreiber Jürgen Pesch. Trotz erheblicher<br />
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />
- nur die rechte und linke Wand der Lichtburg<br />
sind noch aus der Entstehungszeit übrig geblieben<br />
- wurde die Lichtburg zunächst in altem<br />
Umfang wieder aufgebaut. Große Stars<br />
wie Caterina Valente haben noch bis in die<br />
späten 50er-Jahre in der Lichtburg mit ihren<br />
dam<strong>als</strong> 1000 Plätzen Shows mit aufwendiger<br />
Bühnenabwicklung aufgeführt. Erst 1988 verkürzten<br />
die Betreiber das Kino um den ehemaligen<br />
Bühnenbereich und schafften so einen<br />
weiteren Vorführsaal.<br />
Grundlegend umgebaut und<br />
wiederbelebt<br />
„Es sind die Kinos, die die Menschen auch<br />
nach Geschäftsschluss noch in die City locken“,<br />
begründete Michael Vesper Ende September<br />
2002 die Kinoinitiative NRW, eine Aktion<br />
in Zusammenarbeit von <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
und dem NRW Städtebauministerium. Zwei<br />
Jahre zuvor wurde die Oberhausener Lichtburg<br />
zum Modellprojekt dieser Kinoinitiative erhoben<br />
und hat bis September 2002 gemeinsam<br />
mit seinem städtischen Umfeld einen<br />
grundlegenden Umbau erfahren. Unter zusätzlicher<br />
Hilfe von der Stadt Oberhausen, der<br />
Filmförderungsanstalt und vom Land NRW<br />
wurde die Lichtburg in bemerkenswertem Aufwand<br />
aufgerüstet und zum Kern der city-nahen<br />
Wiederbelebung erkoren. Zahlreiche Gastronome<br />
und Läden haben sich im Umfeld<br />
Elsässer Straße/Helmholtzstraße mittlerweile<br />
angesiedelt. „Der gesamte Umbau hat zu einer<br />
deutlichen Verbesserung des Umfeldes geführt“,<br />
bestätigt Pesch: „Der Plan ist aufgegangen.“<br />
Mehr Raum für die Kurzfilmtage<br />
Seit diesem umfassenden Umbau verfügt die<br />
Lichtburg nun über insgesamt 860 Plätze, aufgeteilt<br />
auf fünf Säle, jeweils ausgestattet mit<br />
neuester Bild- und Tontechnik, und einen Gastronomiebereich<br />
im Foyer. Durch die Rückführung<br />
zweier 1966 von der Lichtburg abgetrennter<br />
Ladenlokale und ihre Integration<br />
in das Foyer, hat sich die Situation gerade auch<br />
während der Internationalen Kurzfilmtage<br />
Oberhausen wesentlich entspannt. 1998 hat<br />
das Festival die filmfremde Luise-Albertz-Halle<br />
Richtung Lichtburg verlassen. Die Entscheidung<br />
darüber fällten dam<strong>als</strong> die Stadt<br />
Oberhausen und der neue Festivalleiter Lars<br />
Henrik Gass unter anderem, „weil man erkannt<br />
hatte, dass das Festival durchaus Potenzial für<br />
36<br />
Mit der Lichtburg Oberhausen<br />
besitzt der Ruhrpott ein echtes<br />
Kino-Kleinod. Hier treffen sich<br />
elegante Tradition und modern-<br />
ste Bild- und Tontechnik.<br />
Alte Geschichte und<br />
neueste Technik<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
newsletter@filmstiftung.de – Kinoporträt<br />
Fotos: Lichtburg<br />
ein breiteres Publikum besitzt und überdies<br />
auch die Innenstadt befruchten könnte“, erinnert<br />
sich Jürgen Pesch. Die Zahlen bestätigen<br />
das: Seit dem ersten Festival stieg die Zahl<br />
verkaufter Karten bis 2004 um 59 Prozent.<br />
Auch Petra Rockenfeller, seit 1996 Theaterleiterin<br />
und Disponentin der Lichtburg, ist<br />
schon aus Gründen der Logistik und der Abwicklung<br />
mit ihrem zu Festivalzeiten 20-köpfigen<br />
Team für den Umbau dankbar: „Im Vergleich<br />
zu dem riesigen Gedränge vor 2002,<br />
herrschte speziell in diesem Jahr geradezu Entspannung<br />
und Routine im Handling der tausenden<br />
Besucher.“ Die Partnerschaft mit dem<br />
renommierten Festival trägt überdies dazu bei,<br />
dass die Lichtburg in Bezug auf Vorführtechnik<br />
ausgesprochen gut ausgestattet ist und<br />
beispielsweise über fest installierte Sprecherkabinen<br />
verfügt.<br />
Als Disponentin trägt Petra Rockenfeller<br />
auch für die Programmierung der Lichtburg<br />
Sorge. Bei einem Kino mit 359 Sitzen komme<br />
man natürlich an „Harry Potter“ nicht vorbei,<br />
sagt sie, doch ermögliche die Fünf-Saal-Struktur<br />
auch das gezielte Bespielen mit Arthouse.<br />
So wird es zum Beispiel bis in den Herbst hinein<br />
Europäische Filmwochen in der Lichtburg<br />
geben, eine speziell zusammen gestellte Reihe<br />
mit Beispielen aktueller europäischer Filmkunst.