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„Schwierig, aber nicht<br />

hoffnungslos“ lautet<br />

der Titel des Eröff-<br />

nungspanels des<br />

Internationalen<br />

Filmkongresses.<br />

Der Newsletter<br />

gibt eine Einfüh-<br />

rung zum Thema<br />

der deutsche Film<br />

auf dem ameri-<br />

kanischen Markt.<br />

Wer den deutschen Film im amerikanischen<br />

Markt sucht, der<br />

muss schon etwas genauer hinsehen.<br />

Während sich der finanzielle<br />

Rückfluss deutschen Engagements<br />

eher bescheiden ausnimmt, erweist sich<br />

Deutschland unter künstlerischem Aspekt gesehen<br />

<strong>als</strong> ein durchaus bedeutendes Exportland.<br />

Und das hat Tradition.<br />

Kreativexport<br />

Bereits in den 20er Jahren bewies Hollywood<br />

eine enorme Anziehungskraft auf deutsche<br />

Filmschaffende. Billy Wilder, Ernst Lubitsch<br />

oder F.W. Murnau gehörten einer ersten Welle<br />

an. Ihnen folgte eine Vielzahl politischer<br />

Emigranten ab den frühen 30er Jahren, deren<br />

künstlerischer Einfluss auf den US-Film unbestritten<br />

hoch war. Der gefeierte Film Noir etwa<br />

gehörte bis in die 50er hinein zu den Erfolgen<br />

der deutschen Regisseure Fritz Lang,<br />

Edgar G. Ulmer, Robert Siodmak, William Dieterle<br />

oder Curtis Bernhard. Bis heute gelang<br />

es deutschen Regisseuren immer wieder, auf<br />

dem amerikanischen Produktionsmarkt Fuß zu<br />

fassen, wie den beiden Blockbuster-Garanten<br />

Wolfgang Petersen und Roland Emmerich.<br />

Aber auch ein weniger bekannter Regisseur<br />

wie Uwe Boll, wegen künstlerischer und finanzieller<br />

Flops wie „Das erste Semester“ nach<br />

Kanada gegangen, feiert mit seinen durch eigene<br />

Fonds finanzierten Filmen beachtliche Erfolge.<br />

Seine Produktion „House of the Dead“<br />

spielte jüngst über zehn Millionen Dollar ein.<br />

Filmkongress<br />

Kreativer<br />

Exportüberschuss<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

Seit dem expressionistischen Film hat auch der<br />

Export deutscher Kameraleute eine lange Tradition:<br />

von Karl Freund bis Jost Vacano oder<br />

Michael Ballhaus und Production Designer wie<br />

Ken Adam und Rolf Zehetgruber. Auch bei den<br />

Schauspielern begann es mit Emil Jannings, der<br />

für sein Stummfilmschaffen 1929 den aller ersten<br />

Oscar für die beste Hauptrolle erhielt,<br />

recht viel versprechend. Mit Einführung des<br />

Tonfilms zeigte sich bei ihm wie bei vielen anderen<br />

das Hauptproblem: der deutsche Akzent.<br />

Dennoch gelingt es deutschen Schauspielern<br />

bis heute, in Hollywood ihr Geld zu<br />

verdienen, wenn auch größtenteils in Rollen<br />

<strong>als</strong> Deutsche, zumindest Nicht-Amerikaner.<br />

Die Liste des Exports kreativer Schaffenskraft<br />

nach Amerika ist lang, doch bringt sie dem heimischen<br />

Filmmarkt, außer Freude über den<br />

persönlichen Erfolg und einen gewissen Imagegewinn,<br />

nur wenig. Die Gazetten sind voll,<br />

wenn Til Schweiger neben Sylvester Stallone<br />

in „Driven“ spielt. Doch wenn er zwei Monate<br />

später <strong>als</strong> Star im deutschen „Was tun, wenn’s<br />

brennt“ agiert, lässt sich mit 390.000 Zuschauern<br />

ein wirklich zündender Hollywood-Effekt nicht<br />

feststellen.<br />

Kapitalexport<br />

Finanziell prägten in den letzten Jahren vor allem<br />

Filmfonds die deutsch-amerikanischen<br />

Filmbeziehungen. Seit ihrer Einführung 1998<br />

sollen deutsche Anleger bis 2002 über zehn<br />

Milliarden Euro in Filmfonds angelegt haben,<br />

die fast ausschließlich den Budgets von US-Pro-<br />

duktionen zu Gute kamen. Der Clou der Fonds<br />

bestand in einer bis zu 100-prozentigen Steuerabschreibung.<br />

„Reihenweise Oscars für Minister<br />

Eichel“, titelte deshalb am 30. März<br />

2003 die Welt am Sonntag, <strong>als</strong> 13 Oscars an<br />

Filme wie „Chicago“, „Gangs of New York“<br />

oder „Herr der Ringe“ gingen, die von deutschen<br />

Fonds mitfinanziert wurden und damit<br />

auch indirekt aus der Staatskasse. Im August<br />

2003 hat das Bundesfinanzministerium mit einem<br />

Erlass das Schlupfloch gestopft, Fondseigner<br />

müssen fortan „unternehmerischen<br />

Einfluss auf Filmauswahl, Kostenkalkulation,<br />

Drehplan und Finanzierung“ nachweisen, um<br />

die Herstellereigenschaft zu erlangen und damit<br />

die Einlage steuerlich voll absetzbar zu machen.<br />

So oder so: Die Filmfonds werden der<br />

deutschen Filmwirtschaft nach wie vor kaum<br />

Nutzen bescheren. Zu wenig hat sie den lukrativen<br />

Verheißungen amerikanischer Blockbuster<br />

und damit dem Kapitalexport entgegen zu<br />

setzen.<br />

Filmexport<br />

Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika<br />

lag im letzten Jahr bei mageren 0,15<br />

Prozent - in absoluten Zahlen ausgedrückt sind<br />

dies 2,2 Millionen Zuschauer. Dennoch gibt es<br />

Grund zur Hoffnung. Seit „Lola rennt“ in den<br />

USA so begeistert aufgenommen wurde, steigt<br />

das Interesse für den deutschen Film stetig. Von<br />

den deutschen Filmstarts der letzten zwei Jahre<br />

stechen „Nirgendwo in Afrika“ nach seinem<br />

Oscar-Gewinn mit 6,2 Millionen Dollar Einspie-<br />

lergebnis, „Bella Martha“ mit 4,2 und „Goodbye,<br />

Lenin!“ mit über drei Millionen heraus.<br />

Dabei ist der US-Markt für europäische Filme<br />

generell ein schwieriges Terrain. Es hat sich<br />

gezeigt: Nur wenn der deutsche Film seinen<br />

eigenen Formen und Möglichkeiten treu<br />

bleibt, können sich die Distributions- und PR-<br />

Bemühungen auf Dauer lohnen. Einen Film<br />

speziell auf den US-Markt hin zu produzieren,<br />

hat sich hingegen <strong>als</strong> riskant erwiesen und ist<br />

bislang ausschließlich europäischen Koproduktionen<br />

gelungen. Ein Film wie Bernd Eichingers<br />

Koproduktion „Resident Evil“ etwa,<br />

der mit 40 Millionen Dollar Einspiel in den USA<br />

durchaus erfolgreich war, hat seine Herkunft<br />

formal und inhaltlich geradezu verschleiert.<br />

Geben und Nehmen<br />

Und so ist es doch letztlich ein Geben und<br />

Nehmen: Hollywood braucht für seine Entwicklung<br />

seit fast hundert Jahren den kreativen<br />

Import – dreht einen Stoff mit US-Stars<br />

neu (siehe „Bella Martha“) oder ermöglicht<br />

manchem erfolgreichen Regisseur ein Hollywood-Debüt<br />

(siehe Tom Tykwer nach „Lola<br />

rennt“). Film-Deutschland auf der anderen Seite<br />

braucht die daraus erzielte internationale<br />

Aufmerksamkeit. Sich künstlerisch komplett<br />

nach dem Branchengiganten zu richten, würde<br />

dieses System empfindlich unterbrechen.<br />

Regie-Export Roland Emmerich:<br />

„The Day After Tomorrow“, Foto: Fox<br />

Spezial Filmkongress – newsletter@filmstiftung.de 19

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