als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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Wer in Oberhausen City den Friedensplatz<br />
überquert und in die<br />
Elsässer Straße einbiegt, der<br />
wird schon bald zu seiner Linken<br />
die lange, elegante Glasfront der Lichtburg<br />
ausmachen. Ebenerdig das Entrée, empfängt<br />
das großzügige Foyer den Gast mit einladendem<br />
und verbindlichem Schick. Die Plakatierung<br />
ist dezent und tritt vor der Würde<br />
und Geschichte des Gebäudes in den Hintergrund.<br />
Im Jahr 1931 hat Hubert Pesch die Lichtburg<br />
erbaut. „In den ersten Jahren wurde der<br />
Saal nicht nur <strong>als</strong> Kino, sondern auch <strong>als</strong> Varieté-Theater<br />
genutzt“, sagt sein Enkel und<br />
heutiger Kinobetreiber Jürgen Pesch. Trotz erheblicher<br />
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />
- nur die rechte und linke Wand der Lichtburg<br />
sind noch aus der Entstehungszeit übrig geblieben<br />
- wurde die Lichtburg zunächst in altem<br />
Umfang wieder aufgebaut. Große Stars<br />
wie Caterina Valente haben noch bis in die<br />
späten 50er-Jahre in der Lichtburg mit ihren<br />
dam<strong>als</strong> 1000 Plätzen Shows mit aufwendiger<br />
Bühnenabwicklung aufgeführt. Erst 1988 verkürzten<br />
die Betreiber das Kino um den ehemaligen<br />
Bühnenbereich und schafften so einen<br />
weiteren Vorführsaal.<br />
Grundlegend umgebaut und<br />
wiederbelebt<br />
„Es sind die Kinos, die die Menschen auch<br />
nach Geschäftsschluss noch in die City locken“,<br />
begründete Michael Vesper Ende September<br />
2002 die Kinoinitiative NRW, eine Aktion<br />
in Zusammenarbeit von <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
und dem NRW Städtebauministerium. Zwei<br />
Jahre zuvor wurde die Oberhausener Lichtburg<br />
zum Modellprojekt dieser Kinoinitiative erhoben<br />
und hat bis September 2002 gemeinsam<br />
mit seinem städtischen Umfeld einen<br />
grundlegenden Umbau erfahren. Unter zusätzlicher<br />
Hilfe von der Stadt Oberhausen, der<br />
Filmförderungsanstalt und vom Land NRW<br />
wurde die Lichtburg in bemerkenswertem Aufwand<br />
aufgerüstet und zum Kern der city-nahen<br />
Wiederbelebung erkoren. Zahlreiche Gastronome<br />
und Läden haben sich im Umfeld<br />
Elsässer Straße/Helmholtzstraße mittlerweile<br />
angesiedelt. „Der gesamte Umbau hat zu einer<br />
deutlichen Verbesserung des Umfeldes geführt“,<br />
bestätigt Pesch: „Der Plan ist aufgegangen.“<br />
Mehr Raum für die Kurzfilmtage<br />
Seit diesem umfassenden Umbau verfügt die<br />
Lichtburg nun über insgesamt 860 Plätze, aufgeteilt<br />
auf fünf Säle, jeweils ausgestattet mit<br />
neuester Bild- und Tontechnik, und einen Gastronomiebereich<br />
im Foyer. Durch die Rückführung<br />
zweier 1966 von der Lichtburg abgetrennter<br />
Ladenlokale und ihre Integration<br />
in das Foyer, hat sich die Situation gerade auch<br />
während der Internationalen Kurzfilmtage<br />
Oberhausen wesentlich entspannt. 1998 hat<br />
das Festival die filmfremde Luise-Albertz-Halle<br />
Richtung Lichtburg verlassen. Die Entscheidung<br />
darüber fällten dam<strong>als</strong> die Stadt<br />
Oberhausen und der neue Festivalleiter Lars<br />
Henrik Gass unter anderem, „weil man erkannt<br />
hatte, dass das Festival durchaus Potenzial für<br />
36<br />
Mit der Lichtburg Oberhausen<br />
besitzt der Ruhrpott ein echtes<br />
Kino-Kleinod. Hier treffen sich<br />
elegante Tradition und modern-<br />
ste Bild- und Tontechnik.<br />
Alte Geschichte und<br />
neueste Technik<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
newsletter@filmstiftung.de – Kinoporträt<br />
Fotos: Lichtburg<br />
ein breiteres Publikum besitzt und überdies<br />
auch die Innenstadt befruchten könnte“, erinnert<br />
sich Jürgen Pesch. Die Zahlen bestätigen<br />
das: Seit dem ersten Festival stieg die Zahl<br />
verkaufter Karten bis 2004 um 59 Prozent.<br />
Auch Petra Rockenfeller, seit 1996 Theaterleiterin<br />
und Disponentin der Lichtburg, ist<br />
schon aus Gründen der Logistik und der Abwicklung<br />
mit ihrem zu Festivalzeiten 20-köpfigen<br />
Team für den Umbau dankbar: „Im Vergleich<br />
zu dem riesigen Gedränge vor 2002,<br />
herrschte speziell in diesem Jahr geradezu Entspannung<br />
und Routine im Handling der tausenden<br />
Besucher.“ Die Partnerschaft mit dem<br />
renommierten Festival trägt überdies dazu bei,<br />
dass die Lichtburg in Bezug auf Vorführtechnik<br />
ausgesprochen gut ausgestattet ist und<br />
beispielsweise über fest installierte Sprecherkabinen<br />
verfügt.<br />
Als Disponentin trägt Petra Rockenfeller<br />
auch für die Programmierung der Lichtburg<br />
Sorge. Bei einem Kino mit 359 Sitzen komme<br />
man natürlich an „Harry Potter“ nicht vorbei,<br />
sagt sie, doch ermögliche die Fünf-Saal-Struktur<br />
auch das gezielte Bespielen mit Arthouse.<br />
So wird es zum Beispiel bis in den Herbst hinein<br />
Europäische Filmwochen in der Lichtburg<br />
geben, eine speziell zusammen gestellte Reihe<br />
mit Beispielen aktueller europäischer Filmkunst.