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Wer <strong>als</strong> junger Schauspieler<br />
überleben will, muss<br />
umfassende Medienkompe-<br />
tenz vorweisen können.<br />
Schauspielschulen<br />
reagieren auf die neuen<br />
Anforderungen und stellen<br />
ihren Lehrplan um.<br />
Der Schauspieler ist von der unbändigen<br />
Lust getrieben, sich<br />
unaufhörlich in andere Menschen<br />
zu verwandeln, um in<br />
dem anderen am Ende sich selbst zu entdecken“,<br />
befand einst Schauspieler und<br />
Regisseur Max Reinhardt. Dem hehren<br />
Wunsch nach Selbstentdeckung steht die<br />
Praxis heute häufig entgegen: Es gibt immer<br />
weniger feste Engagements an Theatern;<br />
die Schauspieler müssen sich zunehmend<br />
andere Einkunftsquellen erschließen.<br />
Solche bietet seit dem Siegeszug<br />
der Privatsender vor allem das Fernsehen;<br />
Kinoproduktionen stellen eher das<br />
Sahnehäubchen dar. Den Film-Markt bestimmen<br />
Zeitdruck und Terminnöte. Raum<br />
für ausgiebiges Rollenstudium bleibt meist<br />
nicht - häufig ist der Schauspieler auf sich<br />
selbst angewiesen, auf gute Vorbereitung<br />
zu Hause, auf technisches Verständnis, um<br />
in den durchstrukturierten Abläufen am<br />
Set „zu funktionieren“.<br />
Produzenten und Regisseure<br />
wollen sich auf Schauspieler verlassen<br />
können<br />
Um auf diese Anforderungen nach Medienkompetenz<br />
zu reagieren, haben einige<br />
Schauspielschulen verstärkt Camera Acting<br />
und andere filmspezifische Inhalte in<br />
ihren Lehrplan aufgenommen. Neben den<br />
24<br />
Schauspielschulen in NRW<br />
Spielen lernen<br />
VON ANNA KOSKODA<br />
üblichen Basisfächern wie Stimmbildung<br />
und Sprecherziehung, Szenen- und Rollenstudium,<br />
Bewegungslehre und Körpertraining<br />
bieten sie eine spezifische Ausbildung<br />
für Film und Fernsehen an, die den<br />
Schauspielern den Einstieg ins Filmgeschäft<br />
erleichtern soll.<br />
„Produzenten und Regisseure nehmen<br />
oft die gleichen Schauspieler, weil sie sich<br />
am Set auf sie verlassen können. Dabei<br />
hätten sie gerne auch neue Gesichter“,<br />
weiß Bernd Capitain. Er ist einer der Geschäftsführer<br />
der seit Anfang des Jahres<br />
aus der Camera Acting School hervorgegangenen<br />
Film Acting School in Köln, die<br />
auf die Lücke im herkömmlichen Ausbildungssystem<br />
baut. Immer wieder bekommt<br />
die Schule Anfragen von Produzenten<br />
nach neuen Darstellern, die sich im<br />
Geschäft auskennen.<br />
Alle Abbildungen<br />
aus „Die<br />
Spielwütigen“,<br />
Fotos:<br />
timebandits<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt Schauspieler<br />
Emotionen vor der Kamera<br />
unterdrücken<br />
Denn das vermeintlich „einfache“ Agieren<br />
vor der Kamera hat so seine Tücken. „Man<br />
muss Emotionen vor der Kamera eher<br />
unterdrücken. Denn die Kamera ist wie ein<br />
Mikroskop, sie vergrößert alles“, erklärt Gereon<br />
Nussbaum, Betreiber der Arturo-<br />
Schauspielschule in Köln. Während im Theater<br />
alles etwas größer gespielt werden<br />
muss, um eine Figur im weiten Raum zum<br />
Leben zu erwecken, feilt man vor der Kamera<br />
eher an Nuancen, arbeitet mit dem<br />
Ausdruck der Augen.<br />
Neben diesem Basishandwerk gilt es<br />
jedoch auch, die Schauspielschüler mit der<br />
Technik vertraut zu machen. „Der Markt<br />
ist sehr schnell geworden. Man muss bei<br />
einem Casting in einer Minute überzeugen<br />
können“, sagt Johannes Klaus, der Studiengangsbeauftragte<br />
an der Folkwang<br />
Hochschule, Abteilung Schauspiel Bochum<br />
(früher Westfälische Schauspielschule).<br />
Dort versucht man, in Abgrenzung zur<br />
Schauspielabteilung in Essen, sich mehr auf<br />
Filmarbeit zu konzentrieren.<br />
Neben den Basis-Ausbildungen haben<br />
sich mittlerweile auch einige Weiterbildungsangebote<br />
in NRW etabliert, die sich<br />
an Schauspieler mit Erfahrung richten.<br />
„Man muss lernen, die Kamera <strong>als</strong> Partner<br />
zu begreifen, sich ihr zu öffnen“, erläutert