Der Abgang der Mächtigen - Wirtschaftsnachrichten
Der Abgang der Mächtigen - Wirtschaftsnachrichten
Der Abgang der Mächtigen - Wirtschaftsnachrichten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
56<br />
TRANSPORT & LOGISTIK<br />
Nische is beautiful<br />
ILL-Chef DI Dr. Ralph Gallob im Gespräch über die Logistik <strong>der</strong> Zukunft und darüber, warum sich die<br />
Dienstleistung in unserer Zeit immer neu erfinden muss.<br />
n Herr Dr. Gallob, die Logistikbrache<br />
wurde von <strong>der</strong> letzten Krise extrem getroffen.<br />
Was hat sich seitdem verän<strong>der</strong>t?<br />
Man hat viel gelernt, etwa auf bestimmte Indikatoren<br />
und Frühwarnsysteme zu achten.<br />
2008 wurde die Weltwirtschaft kalt erwischt,<br />
bestimmte Indikatoren wurden einfach ignoriert.<br />
Wir hatten gerade im kleinen Österreich<br />
die Meinung: „Was geht uns die Welt an?“<br />
Was blieb, ist die Volatilität, auf die wir uns<br />
als Logistiker aber bestens vorbereitet haben.<br />
Volatilität ist sehr branchenabhängig, also<br />
haben wir uns durch Marketingmaßnahmen<br />
viel breiter aufgestellt. Was sich sicherlich<br />
auch noch verän<strong>der</strong>t hat, ist das Verabschieden<br />
vom endlosen Wachstum.<br />
n Wie begegnen Sie dieser Volatilität?<br />
Durch Flexibilität, natürlich ist das in Österreich<br />
nicht immer einfach. Doch man muss<br />
sehen, dass wir hier sehr stabil leben und das<br />
geht vielleicht auf Kosten einer Flexibilisierung.<br />
Man muss den Mittelweg finden und<br />
das gelingt uns ganz gut. Wir versuchen auch<br />
immer wie<strong>der</strong> eine gewisse Marktvorschau<br />
zu treffen, das geht nicht zu 100 Prozent. In<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2012<br />
Österreich ist dieses Manko beim Thema<br />
Flexibilisierung sicherlich ein entscheidendes,<br />
warum wir in den Rankings zurückfallen.<br />
Wir haben aber kreative und leistungsbereite<br />
Leute und es lassen sich, etwa mit<br />
meinen Mitarbeitern, gute Vereinbarungen<br />
treffen. Ein großer Konzern hat es da schon<br />
schwerer.<br />
n Werden wirtschaftliche Notwendigkeiten<br />
von <strong>der</strong> Politik zu wenig gesehen?<br />
Es gibt sicher ein wechselseitiges Kommunikationsdefizit<br />
zwischen Politik und Wirtschaft.<br />
Wir müssen oft sehr rasch entscheiden,<br />
gerade als Logistiker, die Politik tickt<br />
da ganz an<strong>der</strong>s. Doch man muss zugestehen,<br />
dass wir gute Rahmenbedingungen wie<br />
Rechtssicherheit haben. Es lässt sich hier<br />
perfekt wirtschaften. Wir zahlen zwar viel<br />
Steuern, aber man bekommt etwas dafür.<br />
Nur sollten wir bereits in <strong>der</strong> Schule lernen,<br />
wie man richtig wirtschaftet.<br />
n Die ILL ist bekannt dafür, innovative<br />
Logistikdienstleistungen anzubieten.<br />
Wie läuft bei Ihnen <strong>der</strong> Innovationsprozess?<br />
DI Dr. Ralph Gallob<br />
sieht seine ILL (Industrie-Logistik-<br />
Linz) als Feinkostladen<br />
<strong>der</strong> Logistik,<br />
im CommodityundMassengeschäft<br />
will er nicht<br />
mitspielen. Foto: ILL<br />
Logistik lebt heute von <strong>der</strong> Optimierung und<br />
Optimierung braucht zwei Dinge: Wissen<br />
und Technik. Wir haben uns nie mit Standardprodukten<br />
wie Paketdiensten o.ä. auseinan<strong>der</strong>gesetzt,<br />
das ist nicht unser Thema. Die<br />
verdienen über die Menge. Wir bleiben in<br />
<strong>der</strong> Nische mit Dienstleistungen, die genau<br />
auf den Kunden passen. Wir sind hier Spezialitätenanbieter<br />
wie einige unserer Kunden.<br />
Sie sind technologisch überlegen und<br />
in <strong>der</strong> Nische ein Player, nicht in <strong>der</strong> Masse.<br />
n Was wird die Zukunft für Ihre Branche<br />
bieten?<br />
Meine Prognose für 2030 ist, dass im Commodity-Geschäft<br />
nur ein paar ganz Große<br />
übrig bleiben, und die bewältigen die Massen.<br />
Dort spielen wir nicht mit. Dazu kommen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft wie die<br />
Humanlogistik. Wenn alles in die Städte<br />
zieht, müssen die Menschen bewegt werden.<br />
Die große Kunst <strong>der</strong> Zukunft wird sein, Logistik<br />
integriert und ressourcenschonend anzubieten.<br />
Ü