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Gespaltene Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Belarus ...

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Armee ab Herbst 1943 zur Öffnung der Massengräber sowie zur<br />

Verbrennung des Großteils der Leichen der Opfer, um die Spuren der<br />

Verbrechen zu verwischen. Die meisten der im Lager Internierten<br />

wur<strong>den</strong> mit der Liquidierung des Lagers im Sommer 1944 ermordet. 20<br />

Zum org<strong>an</strong>isierten Mord <strong>an</strong> Jüd<strong>in</strong>nen und Ju<strong>den</strong>, KommunistInnen<br />

und <strong>an</strong>deren kamen <strong>in</strong> <strong>Belarus</strong>‟ die Verschleppung von ca. 380.000<br />

Menschen zur Zw<strong>an</strong>gsarbeit nach Deutschl<strong>an</strong>d und der Terror <strong>in</strong>sbesondere<br />

gegen die ländliche Bevölkerung h<strong>in</strong>zu. E<strong>in</strong>e Folge der nationalsozialistischen<br />

Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik war die Entstehung<br />

e<strong>in</strong>er starken Partis<strong>an</strong>enbewegung, die <strong>in</strong> <strong>Belarus</strong>‟ durch die<br />

weiten Sumpf- und Waldgebiete begünstigt wurde. Allerd<strong>in</strong>gs k<strong>an</strong>n<br />

nicht von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Volkskrieg gegen die deutsche Besatzungsmacht<br />

gesprochen wer<strong>den</strong>, da es sowohl prosowjetische als<br />

auch national orientierte – belarusische, polnische und sogar jüdische –<br />

Partis<strong>an</strong>ene<strong>in</strong>heiten gab, die ebenso gegene<strong>in</strong><strong>an</strong>der kämpften. 21<br />

Im Rahmen der Kampfh<strong>an</strong>dlungen, der „Partis<strong>an</strong>enbekämpfung“<br />

und der Politik der „verbr<strong>an</strong>nten Erde“ beim Rückzug der deutschen<br />

Armeen wur<strong>den</strong> nach offiziellen Angaben über 9.000 Dörfer und 209<br />

Städte fast vollständig dem Erdbo<strong>den</strong> gleichgemacht. 22 Alle<strong>in</strong> der Verdacht,<br />

e<strong>in</strong> Dorf oder e<strong>in</strong>e Familie beherberge Partis<strong>an</strong>Innen oder unterstütze<br />

die Untergrundbewegung, genügte <strong>den</strong> deutschen Besatzungsbehör<strong>den</strong><br />

als Rechtfertigung für Strafaktionen gegen das betreffende<br />

Dorf oder die jeweilige Familie. Das Spektrum dieser Strafaktionen<br />

reichte von der Verschleppung der „Schuldigen“ zur Zw<strong>an</strong>gsarbeit<br />

oder <strong>in</strong> Konzentrationslager über deren sofortige H<strong>in</strong>richtung bis h<strong>in</strong><br />

zur völligen Vernichtung des Dorfes mitsamt se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wohnerschaft.<br />

Dieses Schicksal hatte 1943 auch das Dorf Chatyn‟ ereilt, dessen BewohnerInnen<br />

bei lebendigem Leibe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Scheune verbr<strong>an</strong>nt wur<strong>den</strong>.<br />

Das oben bereits erwähnte Denkmal des sowjetischen Künstlers<br />

Leonid Lev<strong>in</strong> wurde Ende der 1960er <strong>an</strong> der Stelle des zerstörten Dorfes<br />

errichtet und gilt <strong>in</strong> <strong>Belarus</strong>‟ u.a. als Symbol für alle <strong>an</strong>deren während<br />

des Krieges mitsamt ihrer Bevölkerung vernichteten Dörfer. 23<br />

20<br />

Vgl. Chiari, Das Schicksal der weißrussischen Ju<strong>den</strong>, S. 288 und S. 291ff. Zu Trostenec<br />

vgl. Christi<strong>an</strong> Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik<br />

<strong>in</strong> Weißrussl<strong>an</strong>d 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 768ff.<br />

21<br />

Vgl. Rentrop, Arbeiten <strong>an</strong> der <strong>Er<strong>in</strong>nerung</strong>, S. 147f.<br />

22<br />

Vgl. ebd., S. 147.<br />

23<br />

Vgl. Bernd Boll, Chatyn‟ 1943, <strong>in</strong>: Gerd R. Ueberschär (Hg.), Orte des Grauens.<br />

Verbrechen im <strong>Zweiten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>, Darmstadt 2003, S. 19-29.<br />

20

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