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Die Zuschauerzahlen im Amateurfußball sind in den letzen Jahren schon gesunken, ob sie weiter bergab gehen, bleibt abzuwarten. Ich denke aber, dass daran mit Sicherheit nicht nur das Fernsehprogramm schuld hat.“ Dominik Buers: „Ich bin mir nicht sicher, wo diese Entwicklung hinführen wird. Alle sprechen ja nur noch vom Geld, welches fehlen würde, um mit den großen Teams aus Europa mithalten zu können. Von da her glaube ich, dass sich die Amateurteams auch komplett vom Spielbetrieb zurückziehen könnten. Solange das Geld an die Profivereine fließt, interessiert das doch eh niemanden in der bel étage!“ Kurt Nauroschat: „Ich persönlich glaube, dass es zu keinem Zuschauerschwund kommen wird, da der Anhänger seinen Amateurverein trotz der Übertragung am Sonntagnachmittag weiterhin unterstützen wird. Vor dem Fernseher trifft man auch keine alten Bekannten, wie auf dem Platz.” Tobias Gellermann: „Die Zersplitterung der Bundesliga-Spieltage ist ein Prozess, der schon eine lange Entwicklung hinter sich hat. Da konnten auch Aktivisten wie "pro 15:30" das Rad nicht zurückdrehen. Insoweit ist dieser Beschluss nur ein weiterer Schritt in eine, wie ich denke falsche Richtung. Das sicherlich nicht jede Woche Schalke, Dortmund oder ein anderer West-Club zu dieser Spielzeit antreten wird, gibt mir eigentlich das Gefühl, dass wir weiterhin auf unsere treuen Zuschauer bauen können. Alternativ bieten wir ja im Vereinsheim die Gelegenheit auch einen Blick auf das Bundesliga-Geschehen zu werfen.” Christian Leben: „Ehrlich gesagt, kann ich die aktuell latente Aufregung nicht so ganz nachvollziehen. Denn die Leute, die bisher regelmäßig zu Spielen des BVB oder S04 fahren, kommen ja bereits jetzt schon nicht zum Amateurfußball, wenn die Sonntagsspiele der Bundesliga um 17 <strong>Uhr</strong> angesetzt sind. Okay, jetzt steht man vielleicht noch Amateure gegen Bundesliga (weiter von Seite 45) � 47 � stärker in direkter Konkurrenz zu der Premiere Live-Übertragung die zeitgleich läuft, aber das Problem ist ja nicht neu. Zu Zweitligazeiten spielte RWE auch sehr häufig sonntags um 14 <strong>Uhr</strong>. Das hat dem Essener Amateurfußball mindestens genauso viele Zuschauer gekostet. Letztendlich müssen die Leute selbst entscheiden, was ihnen lieber ist. Die Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot. Vielleicht geht der Profizirkus den meisten Leuten ja schon sehr bald auf die Nerven. Die Eintrittspreise werden immer teurer, die Zuschauer sollten während der Spiele am besten auf den Sitzen bleiben und möglichst keine übertriebenen Emotionen zeigen. Zum Essen gibt’s bald alles denkbare, nur eine vernünftige Bratwurst wird in den Stadien leider immer seltener. Das alles begleitet von Ultras, die lieber im Takt hüpfen, den Gegnern Fahnen klauen und 90 Minuten ihren langweiligen „Sing-<strong>Sa</strong>ng“ abspulen anstatt die Mannschaft lautstark zu unterstützen. Dazu Bundesligateams besetzt mit Spielern aus der ganzen Welt, aber eben bloß nicht mit Spielern aus der entsprechenden Region. Da ist ehrlicher Amateurfußball bereits jetzt eine echte Alternative. Einen Boykott kratzt die DFL doch überhaupt nicht. Die Amateure sollten als Antwort darauf lieber selbst ihre Anstoßzeiten so flexibel wie nur irgend möglich gestalten. Vorausgesetzt natürlich, Amateurspiele am Freitag- oder <strong>Sa</strong>mstagabend lassen sich mit den Arbeitszeiten der Spieler vereinbaren.“ Gerd Voegeding: „Ich persönlich finde es den Amateur-Vereinen gegenüber unverantwortlich. Damit macht man den kleinen Vereinen, die auf jeden zahlenden Zuschauer angewiesen sind, das Leben noch schwerer als sie es sowieso schon haben. Wir haben ja in unserem Vereinsheim das Glück die Bundesliga-Spiele im Bezahlfernsehen anbieten zu können, sodass Interessierte sich nicht abschrecken lassen und zu unseren Heimspielen den Weg zum Schetters Busch finden.“