Entwicklung von Methoden zur Echtzeitanalyse von EKG ... - FZI
Entwicklung von Methoden zur Echtzeitanalyse von EKG ... - FZI
Entwicklung von Methoden zur Echtzeitanalyse von EKG ... - FZI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
18 2 Medizinische Grundlagen<br />
Bedarf des Organismus, z.B. bei körperlicher Belastung, angepasst werden können. Diese<br />
Regelung geschieht durch das vegetative oder autonome Nervensystem (ANS), das<br />
über seine afferenten (sensorischen) Fasern Informationen wie Blutdruck, Temperatur<br />
etc. aus dem Körper aufnimmt. Über die efferenten (aktorischen) Fasern seiner beiden<br />
Antagonisten, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, wirkt das vegetative<br />
Nervensystem schließlich auf das Herz. Grundsätzlich kann man vier verschiedene Parameter<br />
der Herztätigkeit unterscheiden, die durch äußere Einflüsse manipuliert werden<br />
können [SD91]:<br />
1. Herzfrequenz durch Änderung der Frequenz der Impulsbildung im Schrittmacherzentrum<br />
(Chronotropie)<br />
2. Veränderung der Leitungsgeschwindigkeiten, v.a. im AV-Knoten (Dromotropie)<br />
3. Kontraktilität der Herzmuskulatur (Inotropie)<br />
4. Erregbarkeit durch Veränderung der Reizschwelle (Bathmotropie)<br />
Für die Chronotropie gibt es drei wesentliche Hebel: Erstens das Niveau des Schwellenpotenzials,<br />
zweitens die Steigung der spontanen Depolarisationskurve und drittens<br />
das Niveau des maximalen diastolischen Potenzials (MDP). Negativ-chronotrop, d.h.<br />
die Herzfrequenz senkend, wirken sich eine Erhöhung des Schwellenpotenzials, eine Erniedrigung<br />
des Depolarisationsgradienten und ein betragsmäßig größeres MDP aus. Die<br />
Herzfrequenz wird dagegen erhöht, wenn das Schwellenpotenzial absinkt, die Depolarisationskurve<br />
steiler wird und das MDP kleinere Betragswerte annimmt. Diese Modifikationen<br />
greifen beim Sinusknoten, wobei der Sympathikus positiv-chronotrop und<br />
der Parasympathikus negativ-chronotrop wirkt. Neben dem vegetativen Nervensystem<br />
können jedoch auch andere Faktoren v.a. auf den Depolarisationsgradienten einwirken:<br />
Eine Erniedrigung der extrazellulären Kaliumionen (Hypokaliämie) wirkt genauso<br />
wie Fieber positiv-chronotrop, eine starke Hyperkaliämie oder eine erniedrigte Körpertemperatur<br />
dagegen negativ-chronotrop. Die Wirkung des vegetativen Nervensystems<br />
nimmt zu den untergeordneten Schrittmacherzentren hin stark ab, allerdings ist auf der<br />
Ebene der tertiären Zentren eine stark positiv-bathmotrope Wirkung des Sympathikus<br />
erkennbar. Diese dient dazu, bei Ausfall der übergeordneten Erregungszentren eine<br />
genügend hohe Herzfrequenz realisieren zu können.<br />
Dromotrope Wirkungen lassen sich v.a. im Bereich des AV-Knotens nachweisen. Der<br />
Sympathikus wirkt positiv-dromotrop, d.h. die Leitungsgeschwindigkeit im Gewebe<br />
wird erhöht, der Parasympathikus negativ-dromotrop. Dabei werden das Niveau des<br />
MDP und die Anstiegssteilheit des Aktionpotenzials beeinflusst [SD91]. Wie bei der<br />
Chronotropie sind auch hier die Änderungen der Eigenschaften der Ionenkanäle für<br />
Ca 2+ und Ka + hauptverantwortlich.<br />
Die Inotropie wird im physiologischen Fall wesentlich über das vegetative Nervensystem<br />
geregelt, wobei der Sympathikus durch einen adrenerg über die β1-Rezeptoren<br />
verursachten Ca 2+ -Einstrom eine positiv-inotrope Wirkung direkt auf das Arbeitsmyokard<br />
entfalten kann. Auch bei der Inotropie können Änderungen der Körpertemperatur<br />
und der Kaliumionenkonzentration eine Rolle spielen.