Horizonte - Clipper DJS
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Der siebzigste Geburtstag<br />
„Albatros” wird stolze 70 Jahre alt! Kathi Petras<br />
Bei CLIPPER werden in 2012 gleich zwei<br />
runde Schiffsgeburtstage gefeiert. Neben dem<br />
125. der „Amphitrite“ (s.S.19-20) wird auch die<br />
„Albatros“ stolze 70 Jahre alt.<br />
Gebaut wurde das hölzerne Frachtschiff<br />
damals im Auftrag eines dänischen Reeders in<br />
einer sehr turbulenten Zeit. Während ihres<br />
Stapellaufs im Mai 1942 wütete der zweite<br />
Weltkrieg und dieser hatte zur Folge, dass<br />
sich durch die aufgeblähte Rüstungsindustrie<br />
fast alle für den Schiffbau benötigten<br />
Werkstoffe verknappten. Zusätzlich verbrauchte<br />
das bisher größte Schiffsbauunterfangen<br />
Materialien für die Herstellung<br />
der sogenannten Kriegsfischkutter (KFK).<br />
Allein davon wurden ab 1942 1072 dieser<br />
Kutter durch die damalige deutsche Kriegsmarine<br />
in Auftrag gegeben und in sieben<br />
europäischen Ländern von insgesamt 42<br />
Werften 612 Stück gebaut.<br />
Selbst im neutralen Schweden wurden<br />
Kriegsfischkutter, ohne dass man es dort<br />
wusste, gebaut. Diese Order waren als<br />
Aufträge für „normale” Fischkutter getarnt und<br />
wurden vom damaligen Reichsernährungsministerium<br />
vergeben. Die mit Fanggeschirr<br />
ausgelieferten Kutter wurden auf deutschen<br />
Werften im Ostseeraum zu kriegstauglichen<br />
Schiffen umgerüstet.<br />
Trotz der widerlichen Umstände schaffte man<br />
es damals, auf der Hobro Skibsværft, K.A.<br />
Tommerup in Hobro, ein qualitativ hochwertiges<br />
und eines der letzten in Dänemark in<br />
<strong>Clipper</strong>form gebauten Motorsegler mit dem<br />
damaligen Namen „Dagmar Larsen“ fertig zu<br />
stellen. Die Geschichte des Schiffes verlief<br />
ähnlich wie bei vielen dieser Schiffe: es wechselten<br />
mehrfach die Eigner und Namen wie<br />
ebenso die Aufgaben vom Frachttransport bis<br />
hin zur Stein- und Heringsfischerei; erforder-<br />
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liche Umbauten erfolgten entsprechend.<br />
Irgendwann wurde das Schiff unwirtschaftlich<br />
durch den Konkurrenzdruck modernerer<br />
Fahrzeuge.Dem glücklichen Zufall ist es zu<br />
verdanken, dass es nicht abgewrackt, sondern<br />
von einem englischen Brüderpaar die Schönheit<br />
der Linien des Schiffes erkannt wurde. Sie<br />
kauften es und setzten das Schiff nach einem<br />
Umbau zum Topsegelschoner zu Charterreisen<br />
in englischen Gewässern ein. Dort<br />
wurde es sogar auch TV-Star in einer bekannten<br />
Serie.Erneut zum Verkauf stand das Schiff<br />
wieder 1978 und wurde von CLIPPER<br />
Deutsches Jugendwerk zur See e.V. erworben.<br />
Seither fährt es unter dem Namen<br />
„Albatros“ und ist während jeder Segelsaison<br />
auf dem Nord- und Ostseegebiet von April bis<br />
Oktober unterwegs.<br />
Als besondere Anekdote sei hier noch eine<br />
kleine Geschichte zu erwähnen. Unmittelbar<br />
vor einer Regattafahrt – der Regatta Tall<br />
Ships’ Race 1983 – verhakte sich vor der<br />
dänischen Insel Falster ein Granitfindling im<br />
Anker der „Albatros“. Da der Stein auch nach<br />
Ankerhieven nicht vom Anker gelöst werden<br />
konnte, segelte sie die gesamte vorgesehene<br />
Strecke rund Gotland nach Karlskrona in<br />
Schweden mit ihm. Erst nach Ende der<br />
Regatta wurde der Findling geborgen und mit<br />
einer eingemeißelten Inschrift „Albatros, Tall<br />
Ships’ Race 1983“ dem schwedischen König<br />
auf dem Marktplatz von Karlskrona öffentlich<br />
überreicht.<br />
Einige Tausend Jugendliche und auch<br />
Erwachsene haben ihre Segelerfahrung auf<br />
der „Albatros“ gemacht, die Kameradschaft<br />
erlebt und das Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />
verspürt. Wünschen wir dem Schiff<br />
weiterhin gute Reisen, viele weitere Jahre bei<br />
CLIPPER und nun erst einmal ein tolles<br />
Geburtstagsjahr.