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Horizonte - Clipper DJS

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Rendezvous mitten auf dem Atlantik. . .<br />

Die „Johann” hilft Katamaran aus misslicher Lage!<br />

Normalerweise werde ich zwanzig Minuten vor<br />

meinem Wachbeginn sanft durch einen<br />

Stupser an die Schulter geweckt. Doch in dieser<br />

Nacht ist es anders. An Deck scheint ein<br />

Staffellauf stattzufinden, denn viele eilige<br />

Schritte über mir lassen mich vorzeitig wach<br />

werden. Also schwinge auch ich meine Füße<br />

aus der Koje, um beim vormitternächtlichen<br />

Deckslauf mit dabei zu sein.<br />

Als ich den Niedergang zum Kartenhaus<br />

hochsteige, steht in der Backbordtür der<br />

Wachführer der Fahrwache und berichtet: „Wir<br />

sind angefunkt worden. Da verhungert einer,<br />

wenn er keinen Sprit bekommt.”<br />

„Keinen Sprit und verhungern? Verdursten<br />

meinst Du wohl?”, schmunzele ich ihn an und<br />

schaue auf den dunklen Atlantik. Stockfinster<br />

ist es, vom Mond ist nichts zu sehen. Aber ca.<br />

ein Strich an Backbord funzelt ein weißes winziges<br />

Licht am Horizont. „Der dort?”, frage ich.<br />

Er schaut in die Richtung, in die ich zeige,<br />

scheint aber noch nichts zu sehen. „Wir haben<br />

Kurs auf ihn genommen.”, bekomme ich als<br />

Antwort. Mike, Steuermann der 8-12 Abendwache,<br />

kommt hinzu und informiert mich: Eine<br />

Segelyacht benötigt Diesel, damit sie sich aus<br />

16<br />

der Flaute, in der sie sich seit längerem befindet,<br />

befreien kann. Auf dem Radar ist die<br />

Segelyacht tatsächlich nahezu voraus in drei<br />

Seemeilen Entfernung zu erkennen.<br />

Nun sind es nur noch fünf Minuten, bis meine<br />

Wache beginnt. Teils durch die Aufregung an<br />

Deck von selbst wach geworden, teils aus tiefsstem<br />

Schlaf durch die Fahrwache geweckt, ist<br />

meine Wachmannschaft vollzählig. Pünktlich<br />

um 00:00 BZ übernehmen nun wir die Fahrwache<br />

- die Hundewache.<br />

Kapitän Gerd hatte sich noch nicht schlafen<br />

gelegt. Nach den ruhigen Tagen und Nächten<br />

zuvor ist diese Aktion eine willkommene<br />

Abwechslung vom Bordalltag, weshalb Gerd<br />

das Kommando selbstverständlich gerne<br />

übernimmt.<br />

Mich beschäftigt jedoch noch eine weitere<br />

Frage: Ist es wirklich nur eine Segelyacht, die<br />

Treibstoff benötigt, oder wäre hier auch<br />

Piraterie denkbar? Denn in der vergangenen<br />

Nacht hatten wir über Inmarsat eine kurze<br />

Vermisstenmeldung erhalten. Für uns in angemessener<br />

Zeit unerreichbare 250 Seemeilen<br />

grob voraus unseres Kurses wurde ein<br />

Schlepper vermisst. Auf rund 100 Seemeilen<br />

hatten wir uns dieser Position nun, unterstützt<br />

durch den Nordäquatorialstrom und einen<br />

schwachen Eddy, angenähert. (Trotz intensiven<br />

Ausgucks haben wir den Schlepper auch<br />

später nicht entdeckt, allerdings auch keine<br />

weiteren Informationen mehr dazu empfangen.)<br />

Gerd hält den Hilferuf für ehrlich. Dennoch<br />

wird auf unserem Schiff Ausguck in jede Richtung<br />

gegangen. Weder auf dem Radar noch in<br />

Sicht ist etwas anderes als die Segelyacht<br />

zu sehen. Also beginnen wir mit den Vorbereitungen<br />

für eine Kraftstoffübergabe.

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