Kulturgeschichte I (19. Jahrhundert)
Kulturgeschichte I (19. Jahrhundert)
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Aristoteles-Universität Thessaloniki Abt. für Deutsche Sprache und Philologie<br />
Dr. Elke Sturm-Trigonakis Sommersemester 2012<br />
<strong>Kulturgeschichte</strong> I (<strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>)<br />
1. Einführung in das Thema - Aufbau des Seminars<br />
2. Historischer Überblick I: Folgen der Französischen Revolution –<br />
Napoleon – neue Ära<br />
3. Historischer Überblick II: Zwischen Restauration und Revolution<br />
4. Historischer Überblick III: Bismarck - Expansion Europas:<br />
Kolonien<br />
5. Industrielle Revolution: Alltag (Reclam Bd. 12 : Naturalismus)<br />
6. Gesellschaft: Stellung der Kirchen / Liberalismus / Sozialismus/<br />
Marxismus (Reclam Bd. 10: Vormärz)<br />
7. Wissenschaften: Entdeckungen, Erfindungen<br />
8. Reisen, Erfahrung der Beschleunigung - Kunst (Reclam Bd. 8:<br />
Romantik I)<br />
9. Bürgertum und Adel im deutschen Kaiserreich (Reclam Bd. 11:<br />
Bürgerlicher Realismus)<br />
TEXTE (in Auszügen)<br />
1
� Barth, Reinhardt: Nachgefragt: Deutsche Geschichte. Bindlach 2004.<br />
� Benjamin, Walther: „Der Saturnring oder etwas vom Eisenbau“. In: Walther<br />
Benjamin: Das Passagenwerk. Frankfurt/ Main 1982. S.1060-1063.<br />
� Budde, Gunilla: Blütezeit des Bürgertums. Bürgerlichkeit im <strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>.<br />
Darmstadt: WBG 2009<br />
� Demokratie – Unser Auftrag. Hg. Vom Presse- und Informationsamt der<br />
Bundesregierung. Bonn 1983<br />
� DTV-Atlas zur Philosophie. München 1991.<br />
� DTV-Atlas zur Weltgeschichte. Bd. 2 München 1991.<br />
� Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermärchen.<br />
� Informationen zur Politischen Bildung 163/4: Das <strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>. Heft 1+2<br />
� Le Goff, Jaques: Die Geschichte Europas. Frankfurt/ New York 1999.<br />
� Marks, Robert B.: Die Ursprünge der modernen Welt. Eine globale<br />
Weltgeschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006<br />
� Marx, Karl/ Engels, Friedrich (1848): Manifest der Kommunistischen Partei.<br />
Stuttgart 2002.<br />
� Nerdinger, Winfried: Perspektiven der Kunst. München 1990.<br />
� Piereth, Wolfram (Hrsg.): Das <strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>. Ein Lesebuch zur deutschen<br />
Geschichte 1815- 1918. München 1997.<br />
� Rapport, Mike: 1848. Revolution in Europa. Darmstadt: WBG 2011 [2008]<br />
� Segeberg, Harro (Hg.): Technik in der Literatur. Frankfurt am Main: Suhrkamp1987<br />
� Ziegler, Dieter: Die Industrielle Revolution. Darmstadt: WBG 2009<br />
VORSCHLÄGE FÜR REFERATTHEMEN<br />
2
4. Historischer Überblick III: Bismarck. Expansion Europas: Kolonien<br />
Osmanisches Reich als Spielball europäischer Interessen (2-3)<br />
Europa und der Islam (2)<br />
Europäischer Imperialismus in Syrien (2)<br />
Das kolonialisierte Afrika<br />
Folgen der britischen Kolonialherrschaft in Nordamerika<br />
5. Industrielle Revolution: Alltag<br />
Bergbau im Ruhrgebiet<br />
Versachlichung der Arbeit<br />
Leseverstand im <strong>19.</strong> Jhdt. (2)<br />
Großstadtentwicklung (3)<br />
München (2)<br />
Kulinarische Kultur<br />
Ständische Utopie<br />
6. Gesellschaft: Stellung der Kirchen / Liberalismus / Sozialismus/ Marxismus<br />
Rolle der Kirche<br />
Marx / Engels: Das kommunistische Manifest (2)<br />
Politische Parteien<br />
7. Wissenschaften: Entdeckungen, Erfindungen<br />
Telegraphie – die Eroberung des Raumes (2)<br />
Louis Pasteur, Carl Röntgen, Sigmund Freud<br />
Elektrifizierung<br />
Charles Darwin und die Evolutionstheorie<br />
8. Reisen, Erfahrung der Beschleunigung - Kunst<br />
Romantische Reisende (2)<br />
Die Kutsche als Fortbewegungsmittel<br />
Fahren mit der Eisenbahn<br />
Photographie<br />
Malerei (C. D. Friedrich, P. Runge, Realismus)<br />
Das Phänomen Richard Wagner<br />
9. Bürgertum und Adel im deutschen Kaiserreich<br />
Die ideale Adelige (2)<br />
Repräsentationen des Hofes<br />
Die Gastgeberin der Salongesellschaften (3)<br />
Persönlichkeit und Privatfamilie<br />
Körperbilder (2)<br />
Warenöffentlichkeit<br />
Die Zunahme des Rauchens (2)<br />
Menschen und Moden<br />
Erziehung / doppelte Geschlechtsmoral<br />
Vom Kaiserreich zum Dritten Reich<br />
1. EINFÜHRUNG<br />
3
Als Brücke zwischen alten Verhältnissen (Politik und Alltag) und moderner Zeit<br />
(Grundlagen heutiger Forschung, Weltanschauung, Technik, Wissenschaften) - daher<br />
extrem widersprüchlich – aus unserer Sicht heute.<br />
Das „lange <strong>19.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>“, weil ab frz. Revolution 1789 bis ersten Weltkrieg 1914;<br />
das trostlose, dramatische, geniale <strong>Jahrhundert</strong> (Alltag – Politik – Wissenschaft/<br />
Technik)<br />
<strong>Jahrhundert</strong> des Dampfes / Elends / Bildung<br />
Das Bürgerliche <strong>Jahrhundert</strong><br />
Die Geburt der Nation<br />
Die Entdeckung des Ich<br />
Stichworte Neunzehntes <strong>Jahrhundert</strong>:<br />
Revolution – Restauration<br />
Technischer Fortschritt<br />
Idee der Nation<br />
Geistesgeschichtliche Höhepunkte<br />
Welt steht unter europäischem Einfluss:<br />
- Asien und Neue Welt imitieren Europa<br />
- Europa durchdringt Asien / Afrika /<br />
Australien<br />
Deutschlands Beitrag<br />
Philosophie (Hegel, Schopenhauer, Nietzsche)<br />
Musik (Wagner, Brahms, Bruckner, Strauss)<br />
Politik (Bismarck, Marx)<br />
Gemeinsam mit Europa: Naturwissenschaften / Technik / Wirtschaft<br />
2. – 4. GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK<br />
I. 1789 – 1815 Ausgang des Ancien Régime - Eintritt in neue Ära<br />
Ancien Régime: Ständesystem: Pyramide. Monarch von Gottes Gnaden.<br />
seit Ende des 18. <strong>Jahrhundert</strong>s: Menschenrechte / Frz. Revolution.<br />
Jedoch weiterhin starke Tradition des Absolutismus<br />
Reaktion in Deutschland: Klassik / Romantik /Jakobiner<br />
Begeisterung – Entsetzen- Enttäuschung<br />
1805: Sieg Napoleons > Auflösung des Heiligen Reiches Deutscher Nation,<br />
Sammelsurium aus 250 unabhängigen Fürstentümern, mit katholischem Österreich<br />
4
unter Habsburgern und protestantischem Preußen unter Hohenzollern als größte<br />
Mächte; 16 Fürsten treten aus und gründen 1806 den Rheinbund als Protektorat<br />
Napoleons: Fortschrittlich + nationales Bewusstsein<br />
Somit entsteht neben<br />
ÖSTERREICH - PREUSSEN - „DRITTES DEUTSCHLAND“<br />
Napoleonische Besatzung: Fortschritte (Code Napoléon, Gleichheit vor dem Gesetz,<br />
Religionsfreiheit, gestraffte Verwaltung, Liberalismus) – Unterdrückung: Entstehung<br />
nationalen Bewusstseins. (z.B. Brüder Grimm - Spätromantik). Handel mit England<br />
verboten – Konkurs, Krise, Armut - Hass auf Franzosen.<br />
In Preußen nach Niederlage gegen Napoleon Reformen: Ende der Leibeigenschaft<br />
der Bauern, Gewerbefreiheit, Bürger konnten Land kaufen und Adlige einen Beruf<br />
ausüben; zum ersten Mal in D kommunale Selbstverwaltung, Reorganisation der<br />
Armee mit allgemeiner Wehrpflicht (1814), Einzug der Kirchengüter und Steuern für<br />
den Adel, Emanzipation der Juden; Reform des Bildungssystems unter<br />
Erziehungsminister Wilhelm von Humboldt mit Volksschule und Gymnasium, 1810<br />
Universität Berlin ohne Lehrplan, stattdessen Forschen mit Studenten, Schließung<br />
der europäischen Häfen für englische Waren bringt Aufschwung in D wegen<br />
fehlender Konkurrenz.<br />
1816: Niederlage Napoleons in Russland (mehrere tausend Deutsche fielen).<br />
- Widerstand gegen Napoleon in Deutschland: Befreiung Deutschlands. Rachezug<br />
nach Frankreich – Sturz Napoleons.<br />
3. II. 1815 – 1860: Zwischen Restauration und Revolution<br />
1815: Wiener Kongress:<br />
Versammlung von Staatsoberhäuptern (Kaiser, Könige, Fürsten) Ministern (Herausragend:<br />
Metternich, Talleyrand trotz Niederlage F), Wissenschaftlern, Künstlern (von Beethoven<br />
bis Zirkusleuten und Komödianten). Neben politischen Treffen: Fest, Oper, Theater, Bälle<br />
etc.; frz. Revolution hatte Relevanz des Nationalstaates für Modernisierung gezeigt, da nur<br />
durch Beteiligung der Menschen an der Politik in Form von Demokratie einheitliche<br />
Nation möglich, doch Wiener Kongress betont gerade restaurative Prinzipien der Fürsten<br />
und des Christentums. daher<br />
ERGEBNIS: HEILIGE ALLIANZ : Kaiser von Österreich (Katholisch)<br />
König von Preußen (Protestantisch)<br />
Zar Russlands (Orthodox)<br />
Meisten Fürsten Europas treten bei - drei wichtige Ausnahmen: - Prinzregent Englands<br />
Papst<br />
Sultan<br />
PROGRAMM: RESTAURATION (der ursprünglichen absolutistischen<br />
Herrschaftsverhältnisse)<br />
5
LEGITIMITÄT (gegenüber Monarchen)<br />
SOLIDARITÄT ( untereinander – gegenüber liberalen Tendenzen)<br />
Nächste 15 Jahre: Europaweite Reaktion auf Restauration: Liberalismus<br />
Befreiungskämpfe: Serbien / Spanien /Neapel / Sardinien / Griechenland)<br />
Deutschlands Reaktion auf Wiener Kongress:<br />
Enttäuschung der national–liberalen Tendenzen ( Liberalisten: Turnvater Jahn)<br />
( Deutsche Burschenschaften)<br />
Vormärz: Zeit zwischen Wiener Kongress und 1848 = Biedermeier=deutsches Bürgertum<br />
zieht sich in Innerlichkeit und provinzielle Gemütlichkeit zurück, frustriert über Verlust<br />
des eben Erreichten – strenge Zensur, Bauernbefreiung pervertiert, da Junker Bauern von<br />
ihrem Besitz vertreiben, Preußen verlor Polen und gewann Nordrhein-Westfalen dazu –<br />
Ruck nach Westen, verklammerte Ost- und Westdeutschland – wichtig für spätere<br />
Industrialisierung! Deutscher Bund vereinigt 39 Einzelstaaten, z. T. heute noch<br />
Bundesländer wie Bayern oder Baden-Württemberg<br />
v<br />
18. Oktober 1817: WARTBURGFEST<br />
v<br />
20. September 1819<br />
Reaktion der Allianz: KALRSBACHER BESCHLÜSSE<br />
Überwachung der Professoren<br />
Entlassungen<br />
Verbot der Burschenschaften (Jahn inhaftiert)<br />
Juli 1830: Frz. Revolution – Barrikadenkämpfe – Charles X. flieht nach GB<br />
Reaktion in Deutschland: Junges Deutschland (Börne – Heine)<br />
[Kritik an Klassik, alte Generation. Politische Texte, Pamphlete]<br />
Motto: FREIHEIT wichtiger als EINHEIT<br />
1832: HAMBACHER FEST<br />
v<br />
Reaktion der Allianz: Verhaftungen / Entlassungen / Exil (Studenten, Professoren,<br />
Journalisten)/ Jagd auf Burschenschaften/ Zensur<br />
1844 Weberaufstand.<br />
Februar 1848: REVOLUTION IN EUROPA<br />
Von Kopenhagen bis Madrid<br />
Paris bis Prag<br />
Sardinien bis Berlin<br />
Ergebnis:<br />
Frankreich: Bonapartismus (Neffe Napoleons, 1851 Staatstreich)<br />
6
Deutschland: Preußisches Parlament<br />
Österreichischer Landtag<br />
Frankfurter Nationalversammlung<br />
FRANKFURTER NATIONALVERSAMMLUNG, PAULSKIRCHE<br />
Drei Fragen:<br />
1. Beziehung zwischen Einzelstaat – Gesamtstaat (Zentralisten vs.<br />
Föderalisten)<br />
2. Preußen oder Österreich als Führung Deutschlands? (Protestantisch<br />
vs. katholisch)<br />
„Kleindeutsche Linie“: Preußen als Oberhaupt Deutschlands ohne Österreich<br />
„Großdeutsche Linie“: Österreich mit einbezogen (a) nur deutschsprachige<br />
Gebiete- Spaltung Habsburgerreich. b) gesamte Donaumonarchie >neues<br />
Deutschland kein Nationalstaat!<br />
3. Beziehung zwischen Regierung – Volk ( Republikaner –<br />
Konservative)<br />
In der Paulskirche versammelten sich die geistigen Persönlichkeiten der Zeit<br />
(Historiker, Lit.wissenschaftler, Jugendbewegung, Dichter, Philosophen) jedoch<br />
keine Realpolitiker.<br />
Ergebnisse: Wahl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zum deutschen<br />
Kaiser, doch dieser vergibt einmalige Chance und lehnt ab! (Das Ganze zu<br />
demokratisch, zu revolutionär, da konstitutionelle Monarchie – in England hatte<br />
William III. schon 1688 Krone von Parlamentes und nicht von Gottes Gnaden<br />
akzeptiert!) – Zweite große Frustration der deutschen Demokraten, Trennung von<br />
Demokarten von Patrioten, Einigung konnte offensichtlich nur von oben erfolgen=<br />
Weg Bismarcks; zeitgleich: „Manifest der kommunistischen Partei“ von Marx und<br />
Engels.<br />
Somit: Verfassungswerk von Frankfurt: GESCHEITERT!<br />
Bürgerlich-liberale Revolution scheitert an Doppelaufgabe der Staats- und<br />
Verfassungsbildung, Front gegen sozialdemokratisch-revolutionäre Kräfte und<br />
Beharren auf Dynastien, Armeen, Bürokratien und Partikularinteressen der<br />
Einzelstaaten – Resignation des Bürgertums im bestehenden Rahmen.<br />
Jedoch: Zentrale Fragen von Nation und Verfassung (Rechtsstaat, Grundrechte,<br />
großdeutsch-kleindeutsch, Bundesstaatenprobleme) gehen in spätere Verfassungen (-<br />
Weimarer Republik / - BRD) ein, unumkehrbarere Emanzipationsprozess<br />
angestoßen, trotz nachfolgender Restauration.<br />
Preußen und AU in klarer Konkurrenz um die Führung, Parteiensystem mit<br />
Liberalismus in zwei Richtungen, Anfänge einer katholischen und einer<br />
konservativen Partei und politische Organisationen der Arbeiter beginnt sich zu<br />
etablieren. Die „Reaktion“ danach kann nicht hinter März 1848 zurück!<br />
7
Während in D Beschäftigung mit „feudalen Spinnweben“ (Schwanitz 2000, 198),<br />
� in F 1850 Napoleon III. als durch Volksabstimmung gewählter Kaiser<br />
� in Italien, das ähnlich wie D in Kleinstaaten aufgeteilt war, setzt sich<br />
Guiseppe Garibaldi aus Nizza durch und vereinigt, schon nach Vereinigung<br />
unter König Vittorio Emmanuele, 1860 endgültig die Bourbonen aus Sizilien<br />
und Neapel<br />
� amerikanischer Bürgerkrieg = verlustreichster Krieg des <strong>19.</strong> Jhs. =<br />
vordergründig Krieg um pro und contra Sklaverei, im Grunde aber zweier<br />
konträrer Produktionsweisen: im Süden pseudoaristokratische<br />
Plantagenwirtschaft mit Sklaverei, im Norden Industrie mit mobiler<br />
Arbeiterschaft unter Abraham Lincoln; vgl. D, wo Grund besitzende, feudale<br />
preußische Junker den industrialisierten Westen unterworfen hatten – fatal!<br />
4. III. 1860 –1890: Bismark - Ära / Karl Marx<br />
Gegensatz der beiden deutschen Großmächte – AU will großräumige<br />
mitteleuropäische Zoll- und Wirtschaftsunion, Preußen will deutschen Zollverein auf<br />
Süddeutschland und Hannover ausdehnen – Für PR wird 1851 Otto von Bismarck<br />
Gesandter beim Bundestag, will Gleichberechtigung mit AU; dagegen für AU Felix<br />
Fürst zu Schwarzenberg als Ministerpräsident 1848-1852 österreichischer<br />
Führungsanspruch, dabei bedeutende innere Reformen in Verwaltung, Finanzen,<br />
Schule, Universität, Bauernbefreiung; seit Ende der 50er häufige<br />
Massenveranstaltungen wie Schützen-, Turner-, Sängerfeste, 1859 anlässlich des<br />
100. Geburtstages von Friedrich Schiller Gründung des Deutschen Nationalvereins<br />
(25 000 Mitglieder!), alles mit klaren Einigungsbestrebungen, Träger ist das<br />
Bürgertum.<br />
Seit 1857 übernimmt Thronfolger Wilhelm I., ab 1861 König von Preußen, ab 1871<br />
deutscher Kaiser; Verfassungsstreitigkeiten, Streit um Dienstzeit in der Armee –<br />
1861 Ernennung Bismarcks zum Ministerpräsidenten – regiert zunächst ohne<br />
Landtag – Diktator, aber äußerst effektive Kostellation!<br />
1860 Niederlage AU gegen Frankreich Sardinien, Verlust der Lombardei (Anfänge<br />
des ital. Nationalstaates) – Zugeständnisse gegenüber den Nationalitäten, Beginn der<br />
Entwicklung zur konstitutionellen Monarchie<br />
zwischen den beiden Großmächten das „dritte D“ – fürchtete die preuß.<br />
Militärübermacht und neigte daher zu AU, war aber wegen Industrialisierung eher<br />
auf PR angewiesen,<br />
1863 Wiederbeginn der Arbeiterbewegung unter Ferdinand Lasalle: „Allgemeiner<br />
Deutscher Arbeiterverein<br />
1865 Erste deutsche Frauenkonferenz in Leipzig, weiterhin Bildung zahlreicher<br />
Frauenvereine – 1913 halbe Million Mitglieder!<br />
8
1866 Spannungen in schleswig-holsteinischer Frage (zuvor hatten PR und AU<br />
militärisch das Gebiet dem dänischen König abgenommen) – Bismarck findet in<br />
Italien Verbündete gegen AU – Juni-Juli „Deutscher Krieg“ – Preußen siegt bei<br />
Königgrätz (mit 17 norddeutschen Staaten) gegen AU (13 Staaten, darunter<br />
Württemberg, Baden, Bayern, Sachsen, Hannover Kurhessen, Darmstadt-Hessen<br />
etc.) – Bismarck setzt milden Frieden für AU durch, um Einmischung F und<br />
Russlands auszuschließen: Keine Gebietsabtretungen im Kernland AU, aber<br />
Verwaltung Schleswig-Holsteins an Preußen, Annektion Hannover, Kurhessen,<br />
Nassau und Frankfurt am Main, Sachsen unabhängig – Weg frei für Bildung einer<br />
deutschen Großmacht PR –<br />
1866/7 Gründung des Norddeutschen Bundes mit allen Verbündeten und Sachsen,<br />
nördliche Teile Hessens; Reichstag nach allgemeiner, gleicher und direkter Wahl –<br />
rechtsliberal-konservative Mehrheit, Bismarck wird Bundeskanzler<br />
1868 AU – Ungarn – Ausgleich – Königreich Ungarn nur noch ein Zoll- und<br />
Handelsbündnis mit AU, eigener Reichstag, eigene Ministerien<br />
wirtschaftlich wichtig: Ruhrgebiet gehört jetzt zu PR – D hat bessere<br />
Industrialisierungsvoraussetzungen als AU – übernimmt Vormachtstellung seit 50er<br />
Jahren!<br />
Nach beiderseitigen Provokationen wg. Spanischer Thronfolge<br />
1870/71 Deutsch-französischer Krieg – Gewinn PR durch überlegene Militärtechnik,<br />
Eisenbahn und Unterstützung der süddeutschen Staaten (!) – Napoleon III. gestürzt,<br />
F Republik, 1871 Ausrufung Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser im Spiegelsaal von<br />
Versailles – F muss Reparationen zahlen – enormer Wirtschaftaufschwung in D mit<br />
Zusammenbruch Ende der 70er, „Gründerjahre“! Geburtsfehler der deutschen<br />
Einheit: basiert auf gedemütigtem F (Elsass-Lothringen zu D!), Reichsgründung =<br />
Siegesfeier über F = weitere Konflikte vorprogrammiert; Einigung ohne Parlament,<br />
war ein souveräner Gründungsakt von Fürsten und Militärs, nationaler Traum der<br />
Demokraten von machthungrigem Junker Bismarck pervertiert, was sich auch in der<br />
Reichsverfassung ausdrückt: Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident allein<br />
dem Kaiser verantwortlich, nicht dem Parlament – Parteien lediglich ideologische<br />
Clubs ohne jegliche Macht, Rollenspiel als Regierungspartei und Opposition nicht<br />
gelernt.<br />
„Krieg“ gegen katholische Kirche – 1876 fast alle Bischöfe verhaftet oder<br />
ausgewiesen, staatliche Zuschüsse gestrichen, Klosterniederlassungen verboten;<br />
Mark wird Währung im ganzen Reich, Pressezensur, Gründung von<br />
Deutschkonservativer Partei und Centralverbands Deutscher Industrieller; 1877<br />
erhalten Sozialdemokraten 9% bei der Reichstagswahl<br />
1878 „Kanzler von Blut und Eisen“ – vom Liberalismus zu Konservatismus,<br />
Attentatsversuch auf Wilhelm I. gibt Anlass zu Sozialistengesetzen (ohne Beweis!);<br />
9
Ausgleich mit Katholiken und Papst; Gründung Evangelischer Arbeitervereine zum<br />
Unterlaufen des Verbots der Sozialdemokratie, Einführung von Steuern und<br />
Schutzzöllen, die das Leben enorm verteuern; regiert mit „Zuckerbrot und Peitsche“:<br />
1883 Krankenversicherungsgesetz<br />
1884 Unfallversicherungsgesetz<br />
83/84 Kolonien in Südwestafrika, Kamerun, Togo, Ostafrika, im Pazifik Neuguinea,<br />
Bismarckarchipel, Marschallinseln<br />
1887 Ende des Kulturkampfes mit Katholiken – bis heute staatliche Schulaufsicht<br />
und Zivilehe!<br />
1888 Thronfolger Friedrich III. stirbt gleich, Enkel Wilhelm II. (1859-1941)<br />
1889 Alters- und Invaliditätsversicherung; Kaiser vermittelt im Bergarbeiterstreik<br />
1890 Entlassung Bismarcks vor allem wg. persönlicher Gegensätze zwischen dem<br />
jungen, tatendurstigen Kaiser und altem, machthungrigem Kanzler<br />
5. INDUSTRIELLE REVOLUTION: ALLTAG<br />
Um 1750 leben 750 Mio. Menschen auf der Erde in „alter biologischer Ordnung“ = Nahrung,<br />
Kleidung, Obdach und Brennstoff ausschließlich aus dem Boden; bis 1850 immer mehr<br />
Menschen nutzen Steinkohle zur Erzeugung von Wärme und setzen Wärme mit Hilfe von<br />
Dampfmaschinen in Bewegung um = Übergang in neue Ordnung, in der Energiezufluss nicht<br />
mehr auf Sonne beschränkt, bedeutet den Anfang der Industriellen Revolution, deren<br />
Relevanz der viel älteren Agrarrevolution gleichkommt! Ausgelöst durch<br />
Konjunktur=Bündelung verschiedener Faktoren: Erschöpfung des Wachstumspotentials der<br />
alten biologischen Ordnung, Ausweitung der europäischen Konflikte auf gesamten Erdball,<br />
Beschaffenheit der Kolonien in der Neuen Welt, Zufall der Existenz von leicht zugänglichen<br />
Kohlegruben in England.<br />
Besonders bedeutsam: Textilindustrie – warum gerade in GB derart rasante<br />
Industrialisierung?<br />
Um 1700 war Indien weltweit der größte Exporteur von Baumwollstoffen („Kaliko“), lieferte<br />
um 1750 ein Viertel der gesamten Weltproduktion, enormer Wettbewewerbsvorteil, da<br />
Landwirtschaft höchst ertragreich: in Indien (auch in China oder Japan) war Verhältnis Ernte<br />
: Aussaat wie 20 : 1, in GB höchstens 8: 1, also mehr als doppelt so effizient, d.h. indischer<br />
Haushalt musste weniger als englischer (vorindustriell 60-80%) für Nahrungsmittel ausgeben<br />
– Kaufkraft auch bei niedrigeren Löhnen höher – konnten billiger produzieren. Wie Umkehr<br />
dieser Verhältnisse? Indem GB Niederländer vom asiatischen Markt verdrängt und allmählich<br />
indisches Mogulreich erobert (1857 formal britische Kolonie), ferner 1707 Protektionismus<br />
durch Verbot der Einfuhr indischer Textilien nach GB, zudem nach Siebenjährigem Krieg mit<br />
F große Gebietszuwächse in Nordamerika – riesiger Exportmarkt und Handelsdreieck mit<br />
Gewinnen an jeder Ecke: Nahrungsmittelproduktion in Südamerika und in der Karibik mit<br />
Plantagenwirtschaft – diese nach Nordamerika, wo vor allem Tabak und Baumwolle angebaut<br />
wurde – diese Rohstoffe nach England importiert, wo sie durch Textilindustrie verarbeitet<br />
wurden und erneut exportiert wurden nach Amerika – dort durften ausschließlich britische<br />
Fertigprodukte vertrieben werden, keine Eigenproduktion, keine Ware von konkurrierenden<br />
Mächten wie F oder NL, ferner Textilexporte nach Westafrika zum Tausch gegen Sklaven,<br />
10
die in die Karibik transportiert wurden. Nach nordamerikanischer Unabhängigkeit 1776<br />
setzen Briten weltweiten „Freihandel“ durch, heben Protektionismus und Merkantilismus auf,<br />
mit Hilfe verschiedener technischer Erfindungen produziert Textilindustrie in Manchester<br />
immer billiger und hat zugleich riesige Absatzmärkte – Kolonial- und Textilwirtschaft gehen<br />
Hand in Hand: 1840 exportiert GB 183 Mio. Meter Textilien ins europ. Ausland, aber 483<br />
Mio., nach Asien, Afrika und Amerika! Um 1840 Deindustrialisierung Indiens,<br />
Textilindustrie verfällt!<br />
Beginnt mit Dampfmaschine, Spinnmaschine und mechanischem Webstuhl in GB Ende des<br />
18. Jhdts. (wichtig: Ernährungsproblem durch rationellere Landwirtschaft gelöst!), dann in D<br />
eingeführt, ab 1850 rasante Veränderung in allen Lebensbereichen – von Agrargesellschaft<br />
(1830 noch 4/5 der Bevölkerung in D, 1880 nur noch 50% in Landwirtschaft tätig!);<br />
Massenfabrikation statt Einzelanfertigung, arbeitslose gewordenen Handwerker verkaufen<br />
ihre Arbeitskraft in Fabriken, Industriereviere entstehen, Eisenbahn und Dampfschifffahrt<br />
ermöglichen Transport über weite Strecken, ab 1860 etwa D führend in Eisen- und<br />
Stahlindustrie (Krupp, Klöckner, Mannesmann im Ruhrgebiet, Borsig in Berlin haben<br />
Weltruf!) – Entstehung von Kapitalgesellschaften (meist Aktiengesellschaften) zur<br />
Finanzierung großer Projekte, Gründung von Großbanken; wichtig: „Agrikulturchemie“ –<br />
künstliche Düngung schafft wesentlich höhere landwirtschaftliche Erträge,<br />
Massenverelendung allmählich überwunden; aber:<br />
Soziale Frage = Diskrepanz zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und krassen sozialen<br />
Missständen; Teufelskreis aus Bevölkerungsexplosion und Landflucht der verarmten<br />
Kleinbauern und arbeitslosen Handwerker – Überangebot an Arbeitskräften in<br />
Industrierevieren – Frauen- und Kinderarbeit als billigste Arbeitskraft – miserable Löhne –<br />
Massenarmut, Existenzbedrohung bei Konjunkturschwankungen, Krankheit, Tod eines<br />
Familienmitglieds; hohe Unfallhäufigkeit! Folge:<br />
Zunächst private Initiative, dann kirchliche Organisationen und Arbeitervereine werden<br />
gegründet, um schlimmste Not zu lindern – Anfänge der Arbeiterbewegung, Marx (1818-<br />
1883)<br />
Bevölkerungsexplosion: Europa (Vgl. Schulze C:32f.<br />
1750: ------ 130 Millionen Einwohner<br />
1800: ----- 180 Mill. Einwohner<br />
1850: ----- 266 Mill. Einwohner<br />
1900: ------ 401 Mill. Einwohner<br />
50 Jahren – 50 Mill. Einwohner<br />
50 Jahren – 86 Mill. Einwohner<br />
50 Jahren – 140 Mill. Einwohner<br />
Europäische Wanderungsbewegung (Vgl. Rößler C: 37-39)<br />
<strong>19.</strong><strong>Jahrhundert</strong>: 85% wandert fort: - 15% Übersee<br />
in die Städte ( 1801 : 21 Städte in Europa mit über 100.000<br />
1901: 147 Städte)<br />
11
Zwischen 1850-1900 wandern über 16 Millionen Europäer aus. Darunter 5 Millionen<br />
Deutsche, wobei über 40% Frauen (als Töchter, Schwestern, Frauen, Witwen, Alleinstehende<br />
und Bräute!).<br />
Das Ergebnis: Massenelend, Pauperismus<br />
(vgl. Braudel 528ff; Wehler C:33-36)<br />
Arbeiterschaft als Opfer der Frühindustrialisierung: Drohung mit Entlassung, Geldstrafen,<br />
Lohnsenkung auf Grund von Konkurrenz, Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen,<br />
als billige Arbeitskräfte: Frauen und Kinder;<br />
Arbeitszeit: 1825: 82,5 Wochenstunden ---- 1910: 57 Wochenstunden<br />
Wandel der Lebensbedingungen: Aufgabe der bäuerlichen oder halbbäuerlichen Basis und<br />
Abhängigkeit vom Markt!<br />
Hungersnot<br />
Wohnungsnot aufgrund von Verstädterung<br />
Bürgertum<br />
Phase A) Abgrenzung nach oben: Adel, Absolutismus, Orthodoxie, alte Strukturen<br />
Phase B) Abgrenzung nach unten: Arbeiterklasse, Proletariat<br />
Kultur des Bürgertums basierte auf<br />
� eigene Leistung (Vereine usw.)<br />
� Bildung statt Religion<br />
� Verhältnis zu Kunst / Ästhetik<br />
� Verhältnis zu Wissenschaft und Fortschritt<br />
� Wohngebiet: Stadt<br />
� Manieren / Kleidung / Körperhygiene - Lebenshygiene<br />
Weitere Themen:<br />
„Helden der neuen Zeit“ (Krupp – Stinnes – Flick)<br />
„Männerbünde – Männerbande (Herrenclubs, Burschenschaften, Freimaurer, Mafia)<br />
Migration<br />
6. GESELLSCHAFT<br />
Antwort auf miserable Lebensbedingungen durch industrielle Revolution:<br />
3 Stadien in der Entwicklung hin zum Sozialstaat<br />
a) 1815-1871: Visionen, Ideologien, Revolten (1848: Einschnitt)<br />
b) 1871-1914: Organisierte Arbeiterschaft (Genossenschaften, Verbände)<br />
c) Politische, staatliche Reformen (Bismarck; eigentlich im 20 Jh.)<br />
In Krisenphasen krassere Konfrontationen und Forderungen.<br />
4 Faktoren:<br />
� Theoretiker sozialer Reformen<br />
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� Genossenschaften<br />
� Arbeiterparteien<br />
� Staat<br />
A) Ideologisch – politische Wende: Soziale Fragestellungen werden zum Teil der Politik<br />
(England, Fr., Dt.)<br />
Neues Vokabular: Industrie, Proletariat, Masse, Sozialismus, Kapitalismus,<br />
Kommunismus.<br />
Klassenkampf schon immer – doch im <strong>19.</strong>Jh. bewusster Gegenstand politischer Debatten /<br />
theoretischer Auseinandersetzungen: Ideologien.<br />
Conte Saint Simon / Marx, Engels : Kommunistisches Manifest 1848.<br />
B) Die Arbeiterschaft organisiert sich:<br />
Oft Diskrepanz zwischen Theorie - Praxis<br />
Arbeiter ergreifen die Initiative, realistisch, fern von Ideologien, Theorien und Fanatismen<br />
Liberalismus / Sozialismus/ Marxismus<br />
Bürgerliche Frauenbewegung<br />
Frauenbewegung<br />
Luise Otto 1865 : Gründung des ADF (Allgemeiner Deutscher Frauenverein)<br />
Forderungen:<br />
1. Das Recht der Frauen auf Bildung<br />
2. Das Recht der Frauen auf Arbeit<br />
3. Das Recht der Frauen auf freie Berufswahl<br />
Vortragsabende. In ganz Deutschland Gründung von Ortsverbänden: innerhalb von 5 Jahren<br />
von 34 auf 10.000!<br />
Forderung in den 80er Jahren: Zugang der Frauen zum Universitätsstudium bzw.<br />
akademischen Berufen. [erst ab 1899 auch Mädchen Abitur. Ab 1908 dürfen Frauen in<br />
Preußen studieren].<br />
[ Die Forderung nach Frauenwahlrecht wurde erst 1918 erfüllt!]<br />
Proletarische Frauenbewegung<br />
Clara Zetkin : Gründerin. Arbeiterinnenvereine ab 1870<br />
Forderungen:<br />
1. Absolutes Verbot der Nachtarbeit<br />
2. Gesetzlicher Achtstundentag<br />
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3. Freigabe des Sonnabendnachmittags<br />
4. Schutzzeit für Schwangere und Wöchnerinnen (vier Wochen vor, sechs Wochen nach der<br />
Geburt)<br />
5. Gleicher Lohn für beide Geschlechter<br />
Während die bürgerliche Frauenbewegung einen Kampf gegen die Männer der eigenen<br />
Klasse führte, kämpften Proletarier gemeinsam, Frauen und Männer, gegen die<br />
Kapitalherrschaft.<br />
7. INNOVATIONEN – ENTDECKUNGEN - ERFINDUNGEN<br />
Verbindung von Technik – Wissenschaft - Industrie<br />
Industrie � Industria: Fleiß<br />
Neue Energiegewinnung und Energieproduktion<br />
Neuartig ist nicht die Nutzung von Energiequellen in der Technik (z B. Wasser, Wind),<br />
sondern die „Künstliche“ Energiegewinnung durch Bearbeitung von Kraftstoffen – weg von<br />
der alten biologischen Ordnung!<br />
Somit:<br />
� unbegrenzte Mengen<br />
� Transport- und Übertragungsmöglichkeiten<br />
� unabhängig von Jahreszeiten oder Wetterbedingungen<br />
� Loslösung der Industrie von Standort (z. B. am Fluss o.ä.)<br />
Neue Apparatursysteme<br />
Maschinen in den Fabriken<br />
Lokomobilen in Transport und Verkehr (Lokomotive, Schiffe, Autos)<br />
Netzapparaturen in Licht – Kraft- und Wasserversorgung<br />
Telekommunikation (Telephon, Telegraph)<br />
Das Phänomen England<br />
England: Technik im Dienste der Industrie:<br />
James Watt: Dampfmaschine 1776: - Bergbau (Dampfpumpen gegen<br />
Überschwemmung von Stollen.<br />
- Textilindustrie (Spinnmaschinen, Webmaschinen – später mit<br />
Dampf. 1835: ein Arbeiter kann mit der Spinnmaschine soviel Baumwolle produzieren wie<br />
200 Arbeiter zuvor!<br />
Zentren der Technik und der Wissenschaft: Birmingham, Manchester (nicht London – dort<br />
Markt!)<br />
Baumwolle: Monopolstellung weltweit (auch gegen die ursprüngliche indische Produktion)<br />
Eisen: Anfangs nur für Kanonen, dann auch für die neuen Dampfschiffe, ferner Eisenbahn:<br />
England exportiert Schienen<br />
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Bedingung: Bevölkerungszuwachs im 18. Jh. um 64%, somit zahlreiche Arbeitskräfte<br />
Agrarreformen: durch wissenschaftlich fundierten Anbau mit Dünger bessere Nutzung der<br />
Flächen - somit im Lauf des <strong>19.</strong> Jhs. das Ernährungsproblem gelöst!<br />
Entwicklungsmodell:<br />
Phase A: In einem Bereich sprunghafte Entwicklung: (England: Baumwolle / Deutschland,<br />
Frankreich: Eisenbahn / Schweden: Bergbau, Holzindustrie)<br />
Phase B: Kapital: Einträge fließen in andere Bereiche<br />
Phase C: Entscheidung über die Entwicklungsrichtung – kapitalistischer Verbraucherstaat<br />
und sozialer Staat.<br />
8. REISEN – ERFAHRUNG DER BESCHLEUNIGUNG – KUNST<br />
Eisenbahn<br />
Die erste für alle sichtbare Maschine (Fabrikmaschinen nur wenigen bekannt)<br />
Reaktion:<br />
Aberglauben (Der Teufel holt sich zwischen den Stationen Menschen – bei jedem Halt einer<br />
weniger!)<br />
Hass (Arbeiter gegen Maschinen)<br />
Metapher für Beschleunigung, Veränderung, Fortschritt. (Vgl. Gendolla. C: 119)<br />
Symbol für Liberale, Reformisten, Demokraten (Vgl. Sieferle. C: 42-45)<br />
In der Malerei: W. Turner: Eisenbahngemälde 1844<br />
Impressionismus<br />
9. BÜRGERTUM UND ADEL IM KAISERREICH<br />
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