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Ausgabe 7 – November 2006<br />

Schwerpunkt<br />

Drehbuch<br />

Making of<br />

Bye Bye<br />

Blackbird<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Setbericht<br />

Autopiloten Dreharbeiten<br />

1


Auf der Location-Seite des<br />

Newsletter finden Sie in jedem<br />

Heft einen bebilderten Gruß<br />

aus einer Stadt der Region.<br />

Location-Scouts aus NRW<br />

wählen für Sie die Motive aus.<br />

Sie finden sie auch in der Daten-<br />

bank www.locationnrw.de.<br />

Einwohner: 500.000<br />

Realisierte Filme (Auswahl):<br />

„Schimanski – Tod in der Siedlung“,<br />

„Die Mauer – Berlin ‘61“, „Die Sturmflut“,<br />

„Das Wunder von Bern“, „Solino“,<br />

„Elefantenherz“, „Käthchens Traum“<br />

Treffer in der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de für<br />

Duisburg und den Niederrhein:<br />

186 für Duisburg<br />

35 für den Niederrhein<br />

2<br />

Stadt Duisburg, Josip Sosic,<br />

Tel. (0203) 2833937;<br />

presseamt@duisburg.de<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

Duisburg, Susanne Kirches,<br />

Tel. (0203) 3639351;<br />

info@gfw-duisburg.de<br />

www.duisburg.de<br />

www.location-duisburg.de<br />

Grüße aus Duisburg<br />

Nicque Derenbach<br />

Locationscout<br />

Tel. (0172) 2909584;<br />

nicquelocation@aol.com<br />

LocoMotiv<br />

Tel. (0221) 1207821;<br />

info@locomotiv.de<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577075;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation<br />

@web.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Location<br />

most wanted<br />

Tel. (0700) 75747372;<br />

info@most-wanted-film.de<br />

FilmserviceRheinRuhr<br />

Tel. (0203) 4407595<br />

service@<br />

filmservicerheinruhr.de<br />

Schwerpunkt: Drehbuch<br />

Am Anfang ist<br />

das Wort<br />

Kneipe – Int/Nacht<br />

utoren und sogar<br />

AAutorinnen können<br />

über diesen Witz<br />

lachen. Die meisten zumindest.<br />

Besser <strong>als</strong> jede<br />

tiefenpsychologische<br />

Analyse spiegelt er das<br />

Selbstbild der Mehrheit<br />

der Drehbuchautoren wider.<br />

Auch wenn immer wieder<br />

die Bedeutung ihrer Arbeit geschätzt, gewürdigt<br />

und gepriesen wird, im Alltag empfinden<br />

und erleben sie es oft anders. Da fühlen<br />

sie sich ausgebeutet und machtlos. Das Ergebnis:<br />

eine gehörige Portion Selbstmitleid, die<br />

– schließlich reden wir über Autoren – ironisch<br />

gut verpackt wird.<br />

Das ist nicht ganz gerechtfertigt.<br />

Es gibt eine Menge Autoren,<br />

die gut von ihrer Schreibarbeit<br />

leben können und deren<br />

Meinung gefragt ist. So ganz<br />

ungerechtfertigt ist es aber auch<br />

nicht. Wer in Deutschland,<br />

außerhalb der Branche, kennt<br />

schon den Namen eines Drehbuchautors?<br />

Dass sie nur in Expertenkreisen<br />

bekannt sind,<br />

liegt an der verbreiteten Praxis,<br />

sie nur in seltenen Fällen zu erwähnen.<br />

Auch uns, dem Newsletter,<br />

passiert es leider trotz guten<br />

Willens immer wieder, dass<br />

wir in einer Meldung über einen Film berichten,<br />

ohne den Namen des Autors zu erwähnen.<br />

Aber auch auf den Filmplakaten muss man sie<br />

im Kleingedruckten suchen – selbst wenn sie<br />

nicht nur das Buch, sondern auch die Idee für<br />

den Film geliefert haben. Klar ist: Ein Drehbuch<br />

ohne Film ist so wertlos wie ein Roman ohne<br />

Leser, umgekehrt gilt aber auch: ohne Drehbuch<br />

kein Film.<br />

Es ist das alte Spiel zwischen Regisseuren<br />

und Autoren um die Frage, wessen Geistes Kind<br />

der fertige Film denn nun ist. Die Antwort auf<br />

die Frage „Ein Film von…“ wird auch in Zukunft<br />

eine der heiklen Fragen der Branche bleiben und<br />

– <strong>als</strong> kleine Prophezeiung –, immer häufiger wird<br />

der Name des Produzenten die Lücke füllen.<br />

Die Frage nach „Ein Film von…“ ist auch eine<br />

der Fragen, die wir in unserem Schwerpunkt<br />

„Drehbuch“ stellen wollen. Anlässlich der neuen<br />

Stoffentwicklungsförderung bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW (siehe Interview auf Seite 15), mit<br />

der es den Produzenten – und damit auch den<br />

Zwei Männer in Cordhosen sitzen an der Theke. Vor ihnen stehen<br />

zwei Bierflaschen: Autoren-Feierabend.<br />

Autor 1<br />

Was tut eine Blondine, wenn sie zum Film will?<br />

Autor 2<br />

Keine Ahnung, was denn?<br />

Autor 1<br />

Sie schläft mit dem Drehbuchautor.<br />

Autoren –<br />

ermöglicht werden soll,<br />

mehr Zeit und Geld in die Entwicklung der<br />

Drehbücher zu investieren, richten wir unser Augenmerk<br />

auf die Autoren und ihre Werke. Wir<br />

sprechen mit Xaõ Seffcheque über den veränderten<br />

Berufsalltag und mit Dennis Eick über<br />

Moden bei den Drehbuchtheorien. Wir fassen<br />

den Stand der Diskussion um das veränderte Urheberrecht<br />

zusammen, zeigen Recherchewege<br />

„Niceland“ (Kinostart: 7. November),<br />

Foto: alpha medienkontor<br />

auf und fragen, ob sich die ganze Arbeit für die<br />

Autoren überhaupt lohnt. Dazu gibt es ein Gespräch<br />

mit Drehbuchstudenten der ifs internationale<br />

filmschule köln über ihre künftigen Berufserwartungen<br />

und einen Überblick über die<br />

Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. In einem Making of zeichnen wir<br />

den Entstehungsweg des Zirkusfilms „Bye Bye<br />

Blackbird“ nach, und unser Setbesuch führt uns<br />

diesmal ins Ruhrgebiet, wo Bastian Günther mit<br />

Manfred Zapatka seinen Episodenfilm „Autopiloten“<br />

gedreht hat.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />

11 MEDIA<br />

Schwerpunkt: Drehbuch<br />

12 Multiple Dienstleister<br />

Interview mit Xaõ Seffcheque<br />

12 Ein Übergangsmedium<br />

Interview mit Dennis Eick<br />

14 Wir sind der Film<br />

Über die Urheberschaft von Filmen<br />

15 Stoffentwicklung: Reifezeit<br />

Interview mt Christina Bentlage<br />

16 Starthilfe<br />

Förderangebote in NRW<br />

16 Nicht verbiegen<br />

Interview mit Sibylle Kurz<br />

17 „Lest zu Ende!“<br />

Gesprächsrunde mit Drehbuchstudenten der ifs<br />

18 Solide Vorarbeit<br />

Recherche fürs Drehbuchschreiben<br />

19 Step by Step zum Kompromiss<br />

Autorenhonorare für Kino und Fernsehen<br />

19 Ein Korb für den 2. Korb<br />

Der Stand der Urheberrechtsreform<br />

20 Viele Wege führen zum Buch<br />

Ausbildungsangebote in NRW<br />

21 Wer ist Roland Kaiser?<br />

Am Set von „Autopiloten“<br />

22 Dreharbeiten in NRW<br />

24 Post aus der Postproduktion<br />

24 Impressum<br />

26 Trapezakt<br />

Making of „Bye Bye Blackbird”<br />

28 Mit besten Empfehlungen<br />

Bye Bye Blackbird, Can Baz, Niceland<br />

Schwerpunkt<br />

Die im Dunkeln<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Newsletter erscheint Mitte Dezember<br />

mit einem Schwerpunkt über die Menschen,<br />

die man nur selten im Abspann findet,<br />

ohne die ein Film aber trotzdem nicht entstehen<br />

könnte. Ab dem 11. Dezember ist das Heft online<br />

unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


AV-Gründerzentrum NRW<br />

Die Idee marktreif<br />

machen<br />

Mit seiner Firma Hear & See Filmpostproduktion,<br />

die er zusammen mit Jan<br />

Kondziella gegründet hat, gehört Stefan<br />

Döring zur ersten Generation von Stipendiaten<br />

des AV Gründerzentrums NRW. Für<br />

den Newsletter berichtet er über<br />

die ersten Wochen des Programms.<br />

Wie sind die ersten Erfahrungen<br />

<strong>als</strong> Stipendiat des<br />

Gründerzentrums?<br />

Es gab schon eine Menge<br />

Termine für uns. Zum Beispiel wird<br />

vom AV-Gründerzentrum aus ein<br />

umfangreiches Seminarprogramm<br />

angeboten und zwar thematisch in<br />

einem sehr breiten Spektrum, da<br />

ja auch die Stipendiaten durch die ganze Produktionspalette<br />

hindurch angelegt sind. In den<br />

ersten Seminaren ging es um die Grundfesten<br />

einer jeden Firma, von Fragen zur Steuerführung<br />

und Buchhaltung bis zur Vorstellung<br />

von Unternehmenskommunikationsmodellen.<br />

Zusammen mit Jan Kondziella haben<br />

Sie die Postproduktionsfirma Hear<br />

& See gegründet. Was ist Ihr Konzept?<br />

Wir arbeiten länger schon <strong>als</strong> Freelancer<br />

in unseren Berufen. Jan ist Editor und ich Musiker,<br />

beide bewegen wir uns hauptsächlich im<br />

Spielfilm- und <strong>Dokument</strong>arfilm-Bereich. Wir<br />

haben bei einigen Produktionen zusammen<br />

gearbeitet und festgestellt, dass es eine Lükke<br />

gibt, die wir mit unserer Firma nun zu schließen<br />

versuchen. Wir finden es immer relativ aufwändig,<br />

zwischen den Musik- und den Videoschnittplätzen<br />

zu kommunizieren in ewigen<br />

Telefonaten und ständigem Hin- und Herschieben<br />

von Datenträgern. Unser Wunsch<br />

war nun, einen Ort zu schaffen, an dem in der<br />

Vorbereitungs- oder auch Endphase eines Films<br />

tatsächlich ein Filmeditor und ein Komponist<br />

gemeinsam an einem Arbeitsplatz arbeiten<br />

und die entstehenden Probleme zusammen,<br />

praktisch interaktiv lösen. Das Ganze ist dann<br />

an ein Aufnahmestudio angeschlossen, so dass<br />

wir problemlos auch erweitern können, wenn<br />

andere Dienste oder Aufnahmen nötig sind.<br />

Die Idee ist, die einzelnen Arbeitsplätze so eng<br />

miteinander zu verschmelzen, dass man auch<br />

in der Postproduktion wieder ein richtiges<br />

Team bekommt.<br />

Gibt es bereits Projekte,<br />

die Sie unter diesen Voraussetzungen<br />

bearbeitet haben?<br />

Wir begreifen dieses Stipendium<br />

auch <strong>als</strong> Chance, um jetzt ein<br />

halbes Jahr lang erst einmal in Ruhe<br />

Demoproduktionen herzustellen,<br />

mit denen wir die Vorteile unseres<br />

Modells verdeutlichen können. Wir<br />

befinden uns <strong>als</strong>o ganz klar in einer<br />

Entwicklungsphase. Wir wollen das<br />

Modell an die ganz große Glocke<br />

hängen, sobald es wirklich marktreif ist. Und<br />

dafür machen wir die ersten kleinen Produktionen,<br />

die auch bereits anlaufen. Ansonsten<br />

versuchen wir natürlich zur Zeit gemeinsam jene<br />

Kunden, mit denen wir schon länger arbeiten,<br />

für dieses Modell zu gewinnen, denn<br />

seine Vorteile sind wirklich offensichtlich.<br />

Und dabei hilft Ihnen das Stipendium?<br />

Anstatt die laufenden Kosten, die ja nun<br />

mal auch am Anfang einer Geschäftsidee anfallen,<br />

durch einen Strudel kleinerer Jobs zu finanzieren,<br />

können wir uns voll darauf konzentrieren,<br />

diese eine Idee marktreif zu machen.<br />

Das ist unser Vorhaben, insofern hilft uns<br />

dieses Stipendium geradezu perfekt.<br />

Bewerbungen für den 2. Jahrgang<br />

des AV-Gründerzentrums NRW sind<br />

noch bis zum 15. November möglich.<br />

Alle Infos finden Sie unter<br />

www.av-gruenderzentrum.de.<br />

Neues aus der<br />

KHM<br />

Vom 22. November bis zum 6. Dezember<br />

informiert die Kölner Kunsthochschule<br />

für Medien potenzielle Studenten<br />

über ihre Studienangebote und Aufnahmekriterien.<br />

Jeweils von 10 bis 18 Uhr sind<br />

dafür Studiensekretariat und Aula geöffnet.<br />

Weitere Einblicke in die Arbeit der<br />

Filmstudenten gibt die Reihe „Best of<br />

KHM“, die im November/Dezember wöchentlich<br />

fortgesetzt wird. Jeweils ab 19<br />

Uhr laufen in der Aula Filme von ehemaligen<br />

KHM-Studenten, moderiert von ihren Professoren. Den Auftakt bildet am 8. November Züli<br />

Aladag mit „Wut“ (Drehbuch: Max Eipp), gefolgt von Jörg Kobels „Kippenberger“ (15.11.),<br />

Lars Büchels „Erbsen auf halb sechs“ (22.11., Buch: Büchel, Ruth Toma), „Import-Export“ von<br />

Eren Önsöz (29.11.), Stefan Westerwelles „Solange Du hier bist“ (06.12) und schließlich „Geschwister<br />

Vogelbach“ von Luzia Schmid am 13. Dezember.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890; info@khm.de<br />

4<br />

Stipendiat<br />

Stefan Döring<br />

Best of KHM: August Zirner und Robert<br />

Höller (links) in „Wut“ von Züli Aladag,<br />

Foto: WDR/Hardy Spitz<br />

Unlimited#1:<br />

Premiere in Köln<br />

Die ehemalige Short Cuts Cologne-Leiterin<br />

Marita Lenze hat zusammen mit Mihael<br />

Langauer und dem gemeinsamen Verein Kurzfilmfreunde<br />

Köln e.V. ein neues Kurzfilmfestival<br />

auf die Beine gestellt. Unlimited#1, das<br />

Kurzfilmfest Köln, findet erstm<strong>als</strong> vom 9. bis 12.<br />

November statt.<br />

Das Festivalzentrum und Hauptspielstätte ist<br />

neben der Filmpalette das Filmforum NRW<br />

im Museum Ludwig. Das Programm des von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der SK Stiftung<br />

Kultur geförderten Festiv<strong>als</strong> setzt sich aus einem<br />

europäischen und einem regionalen Wettbewerb<br />

sowie zahlreichen Kinder- und Sonderprogrammen<br />

u.a. zu den Arbeiten von Aki Kaurismäki,<br />

Helga Fanderl und Rainer Komers zusammen. Darüber hinaus wird am Sonntag, den<br />

12. November, die Branche auch mit einem Szenebrunch und einer Podiumsdiskussion zum Thema<br />

Kurzfilm gelockt. Näheres zum Programm findet sich unter www.kurzfilmfreun.de.<br />

Kurzfilmfreunde Köln e.V., Tel. (0221) 2588359; info@kurzfilmfreun.de<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

fördert Stoffentwicklung<br />

Seit Anfang November gibt es bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW ein neues Förderinstrument,<br />

das den Produzenten bei der dramaturgischen<br />

Weiterentwicklung eines vorliegenden Drehbuchs,<br />

der inhaltlichen Überarbeitung sowie bei<br />

zusätzlichen Recherchearbeiten und der Suche<br />

nach einem geeigneten Regisseur helfen soll.<br />

Antragsberechtigt für die Stoffentwicklungs-Förderung<br />

sind Produzenten mit Spielund<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmprojekten, Animationsfilmen<br />

sowie in Einzelfällen auch TV-Filmen, die<br />

ihren Firmen- bzw. Hauptwohnsitz in NRW ha-<br />

Oberhausen ruft Kurzfilmer<br />

Noch bis zum 15. Januar können Filmemacher<br />

ihre Beiträge für den internationalen, den deutschen<br />

und den Kinder- und Jugendfilmwettbewerb<br />

der 53. Internationalen Kurzfilmtage<br />

Oberhausen (03.-08.05.2007) einreichen.<br />

Gesucht werden vom Festival „eigensinnige<br />

Arbeiten auf Film oder Video, Filmemacher,<br />

die sich abseits ausgetretener Pfade bewegen<br />

und die ihre Arbeiten in Oberhausen der<br />

internationalen Kurzfilmszene und dem Publi-<br />

Goldener Bobby für Torus<br />

In den Räumen in der Kölner Südstadt, in denen<br />

einst Karlheinz Stockhausen seine<br />

elektroakustische Musik komponierte, hat die<br />

Torus GmbH ihr neues Domizil gefunden. Seit<br />

1996 ist das Unternehmen Dienstleister für die<br />

gesamte Bandbreite des Filmtons – vom Tonschnitt<br />

über das Sound Design, von den Foley-<br />

Aufnahmen bis hin zur Mischung. Zu den Kunden<br />

zählt u.a. Cartoon Film, für die man aktuell<br />

das Sound Design für den Kinofilm „Dodo,<br />

der kleine Affe“ besorgt. Die Geschäftsführer<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Das neue Kurzfilmfestival Unlimited#1 zeigt<br />

u.a. Super8-Filme der Künstlerin Helga Fanderl.<br />

Foto: Unlimited#1<br />

ben. Gefördert werden können maximal 80 Prozent<br />

der kalkulierten Entwicklungskosten. Neu<br />

ist ebenfalls, dass bei der Stoffentwicklung auch<br />

Pakete von bis zu fünf Projekten unterstützt werden<br />

können. Entschieden wird über die Anträge<br />

im Fördergremium der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Weitere Details zu der neuen ergänzenden Förderart<br />

erfahren Sie im ausführlichen Interview<br />

zum Thema auf Seite 15.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />

Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

kum vorstellen wollen“. Eine Genre-Beschränkung<br />

existiert ebenso wenig wie eine Einreichgebühr.<br />

Die Filme (VHS, S-VHS oder DVD) können<br />

per Post eingesandt oder über den Festiv<strong>als</strong>erver<br />

www.reelport.de hochgeladen<br />

werden. Weitere Infos über Längenbeschränkungen<br />

und das Anmeldeformular unter<br />

www.kurzfilmtage.de.<br />

Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652;<br />

info@kurzfilmtage.de<br />

Stephan Colli, Falk Möller und Josef<br />

Steinbüchel und ihr 20-köpfiges Team freuen<br />

sich nicht nur über einen gelungenen Umzug,<br />

sondern auch über einen Goldenen Bobby<br />

des Verbandes Deutscher Tonmeister<br />

VDT.<br />

Den bekam Torus für das Sound Design von<br />

„Käthchens Traum“. Die neue Adresse lautet:<br />

Annostr. 86, 50678 Köln.<br />

Torus, Tel. (0221) 789836700;<br />

info@torus-gmbh.de<br />

Filmsymposium NRW 2006<br />

Die Filmkultur im<br />

Vordergrund<br />

Den Stand der Dinge will ein gleichnamiges,<br />

ganztägiges Filmsymposium ausloten, das<br />

auf eine Idee von NRW-Kulturstaatssekretär<br />

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff zurückgeht<br />

und zu dem das Land NRW und<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW am 4. Dezember ins<br />

Filmforum ins Kino im Museum Ludwig<br />

einladen. In Kooperation mit dem Filmbüro<br />

NW und dem Netzwerk Filmkultur<br />

NRW beraten Regisseure, Produzenten, Verleiher,<br />

Festivalleiter und Autoren über die Zukunft<br />

der Filmkultur in NRW. Ein Panel beschäftigt<br />

sich u.a. mit neuen Erkenntnissen der<br />

Gehirnforschung und ihren Auswirkungen auf<br />

die Filmvermittlung, ein anderes wird sich mit<br />

den Folgen der Digitalisierung befassen. Für<br />

den Newsletter gibt Karin Knöbelspies, die<br />

das Symposium organisiert, vorab einen<br />

kleinen Einblick in das Programm,<br />

das ab November unter<br />

www.filmstiftung.de zu finden<br />

ist.<br />

Über Film wird derzeit<br />

allerorten viel geredet. Warum<br />

ein weiteres Symposium zum<br />

Thema?<br />

Das Symposium zeichnet sich<br />

schon dadurch aus, dass es von so<br />

vielen Institutionen und Organisationen<br />

der Filmszene in NRW getragen wird,<br />

die gemeinschaftlich das Programm erarbeitet<br />

haben. Das hat es so vorher noch nie gegeben.<br />

Dabei standen die Filmkultur und die<br />

für sie wesentlichen und aktuellen Fragen im<br />

Vordergrund. Film wird dabei <strong>als</strong> bedeutende<br />

Kunstgattung und wichtiger Kommunikationsort<br />

für gesellschaftliche Fragen verstanden.<br />

Gerade in technologischen und gesellschaftlichen<br />

Umbruchzeiten braucht es Orte,<br />

an denen über Film diskutiert und auch gestritten<br />

wird. Übrigens finde ich es immer gut,<br />

wenn Film Gegenstand von engagierten Diskussionen<br />

und Auseinandersetzungen ist. Das<br />

zeugt von der Vitalität der Filmszene in NRW<br />

und Deutschland.<br />

Runge.tv expandiert<br />

Die Kölner Firma Runge.tv hat sich auf Dreharbeiten<br />

außerhalb von Studios spezialisiert und<br />

bietet außerdem Full-Service für die Postproduktion<br />

– von modernsten Loggingsystemen bis<br />

hin zur Sendebanderstellung. Jetzt hat das<br />

Unternehmen eine Niederlassung in Berlin gegründet.<br />

Geschäftsführer Rudolf Runge:<br />

„Mittlerweile sind viele unserer Kunden auch<br />

dort zuhause.“ So wird in Berlin derzeit das Projekt<br />

„Big in Amerika II“ im Auftrag von MME<br />

geschnitten. 40 Mitarbeiter sind in Köln im Einsatz,<br />

zehn in Berlin. Mittelfristig, so Runge, sei<br />

ein weiterer Standort in München möglich. Für<br />

die bereits bestehenden Niederlassungen wer-<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

Karin Knöbelspies,<br />

Foto: privat<br />

Und was sind die aktuellen Fragen<br />

der Filmkultur?<br />

Wo und wofür steht die Filmkultur heute?<br />

Wie findet sie ihr Publikum angesichts von<br />

Digitalisierung, neuen Vertriebswegen und demografischen<br />

Veränderungen? Wie wird „Sehen“<br />

gelernt und was heißt das für die formale<br />

und inhaltliche Vermittlung von Filmkultur?<br />

Und am Ende des Tages steht natürlich<br />

die Frage: Wie geht es weiter mit der Filmkultur<br />

– in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und darüber<br />

hinaus?<br />

Auf welche Gäste kann man sich<br />

freuen?<br />

Zu unseren Gästen gehören die Regisseure<br />

Tom Tykwer, Valeska Grisebach, Philip<br />

Gröning, Bettina Braun, Jessica Hausner und<br />

Lutz Hachmeister, die Journalistinnen Christiane<br />

Peitz und Cristina Nord, der Biologe<br />

Matthias Uhl, Werner Ruzicka von der Duisburger<br />

Filmwoche, Thomas Krüger von der<br />

Bundeszentrale für politische Bildung, die Kölner<br />

Produzentinnen Elke Ried und Bettina Brokemper<br />

sowie NRW-Kulturstaatssekretär<br />

Hans-Heinrich<br />

Grosse-Brockhoff und <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer<br />

Michael<br />

Schmid-Ospach. Viele Menschen<br />

<strong>als</strong>o, auf die man sich freuen<br />

kann und die interessante Debatten<br />

versprechen.<br />

Wie sollte der Tag verlaufen,<br />

damit Sie am 4. Dezember<br />

abends zufrieden<br />

nach Hause gehen?<br />

Wenn die Teilnehmer spannende und<br />

auch kontroverse Diskussionen auf den Panels,<br />

in den Pausen und während des Get-Togethers<br />

erleben und selber führen, wenn aber<br />

vor allem auch neue Ideen ausgetauscht und<br />

Perspektiven für die Filmkultur entwickelt werden<br />

– dann würden ich und die vielen anderen,<br />

die an diesem Symposium mitgewirkt haben,<br />

sehr zufrieden nach Hause gehen.<br />

Die Teilnahme an dem Symposium<br />

ist kostenlos, eine Anmeldung<br />

bis zum 26. November unter der<br />

Telefonnummer 0221-5897413<br />

oder info@filmsymposium.de<br />

möglich.<br />

den neue Mitarbeiter gesucht. In diesem Jahr<br />

realisiert Runge rund 3.000 Dreh- und Schnitttage.<br />

So wurde u.a. umgezogen („Unser neues<br />

Leben“ für Filmpool/Sat.1), gekocht („Das<br />

perfekte Dinner“ für Granada/Vox, „Die Kochprofis“<br />

für Janus.tv/RTL II), gereist („Peking<br />

Express“ für MME/RTL) und gestorben („Die<br />

Kuckelkorns“ für SonyPictures/Vox). Zum Repertoire<br />

gehören auch aufwändige <strong>Dokument</strong>ationen<br />

und Features wie etwa die Umsetzung<br />

von „SternTV Reportage“, „Galileo“ (ProSieben)<br />

und „Abenteuer Leben“ (Kabel 1).<br />

Runge TV, Tel. (0221) 4998110;<br />

info@runge.tv<br />

5<br />

Afrikanisches Kino in Köln: „Faith's Corner“ von Darrell James Roodt<br />

spielt in Johannesburg. Foto: Sonrhay Empire Productions<br />

Filme aus Afrika<br />

Zum neunten Mal widmet sich FilmInitiativ Köln e.V. dem afrikanischen Kino mit einer Filmreihe<br />

im Kölner Filmhaus Kino. Vom 9. bis 15. November zeigt die Reihe „Jenseits von Europa<br />

IX“ in über 20 Vorführungen einen Querschnitt des aktuellen afrikanischen Kinos. Dabei präsentieren<br />

die Macher sowohl in Deutschland halbwegs bekannte Filme wie „Moolaadé“ von Ousmane<br />

Sembène <strong>als</strong> auch weniger bekannte Werke etwa von Raymond Rajaonarivelo aus<br />

Madagaskar, der neben anderen Gast des Festiv<strong>als</strong> sein wird, um am 14. November zwei seiner<br />

Filme vorzustellen. Zur Eröffnung wird am 9. November im Anschluss an S. Pierre Yaméogos<br />

„Delwende“ die senegalesische Band Sen-Jam live im Foyer des Filmhauses spielen. Das vollständige<br />

Programm sowie Informationen über Gäste unter www.filminitiativ.de/afrika9.<br />

FilmInitiativ Köln e.V., Tel. (0221) 4696243; mail@filminitiativ.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

ANZEIGE<br />

5


Vier Trümpfe für Oscar-Nominierung<br />

Neben Israel, das die Heimatfilm-Produktion<br />

„Sweet Mud“ von Regisseur Dror Shaul ins<br />

Rennen um den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen<br />

Film ins Rennen schickt, haben<br />

sich auch Chile, Mazedonien und Kirgisien für<br />

Filme entschieden, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW gefördert wurden.<br />

In seinem Film „En la Cama“, einer Koproduktion<br />

der Berliner Black Forest Films (ehem<strong>als</strong><br />

CMW Films) erzählt der chilenische Regisseur<br />

Matías Bize, der den deutschen Kinobesuchern<br />

durch „Sabado – Das Hochzeitstape“<br />

bekannt ist, von zwei Fremden, die sich<br />

für die Dauer einer Nacht in einem Hotelzimmer<br />

näher kommen. Auch in dem Kinofilm „Kontakt“,<br />

auf den Mazedonien bei den Oscars setzt,<br />

geht es um das Zusammentreffen zweier Men-<br />

Ehreneditorin<br />

bei Film+<br />

Die gebürtige Aachenerin Dagmar Hirtz ist<br />

Ehreneditorin beim Kölner Forum für Filmschnitt<br />

und Montagekunst Film+. Die Editorin und<br />

heutige Regisseurin, die in den 60er Jahren bei<br />

Kurt Hoffmann begann und deren Montagen<br />

in Filmen von Margarethe von Trotta,<br />

Johannes Schaaf oder Michael Verhoeven<br />

später den prägnanten<br />

Stil des Neuen<br />

Deutschen Films mit zu<br />

kreieren halfen, wird mit<br />

einer dreiteiligen Filmreihe<br />

vom 25. bis 27. November<br />

geehrt. Erstm<strong>als</strong> wird es<br />

für Film+, das von<br />

Schnitt – das Filmmagazin<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und der<br />

Prägnanter Stil:<br />

Ehreneditorin<br />

Dagmar Hirtz,<br />

Foto: Julia<br />

von Vietinghoff<br />

6<br />

Stadt Köln organisiert<br />

wird, eine zweite Spielstätte<br />

geben: Tagsüber finden<br />

die Workshops und<br />

Filmvorführungen im Kino<br />

Off Broadway statt,<br />

während es abends zum Filmclub 813 ins Kino<br />

in der Brücke geht. Näheres zu den Schnitt<br />

Preisen und zum Programm von Film+ gibt es<br />

unter www.filmplus.de.<br />

Kontakt: Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />

info@filmplus.de<br />

Chance auf einen Oscar: die chilenisch-deutsche Koproduktion „En la Cama“,<br />

Foto: Black Forest Films<br />

schen: dem Exhäftling Janko und Zana, einem<br />

Mädchen aus der Psychiatrie. Realisiert wurde<br />

die deutsch-mazedonische Koproduktion des<br />

Mülheimer Regisseurs Sergej Stanojkovski<br />

von der Düsseldorfer Busse & Halberschmidt<br />

Filmproduktion. In der kirgisischen<br />

Koproduktion „The Wedding Chest“, an der<br />

auch die Thoeken + Möbius Filmproduktion<br />

beteiligt ist, folgt eine Französin ihrem Liebhaber<br />

in dessen Heimat: ein kleines Dorf in Kirgisien.<br />

Das Drehbuch stammt von Ekaterina<br />

Tirdatova, Regie führte Nurbek Egen.<br />

Die Entscheidung über die fünf nominierten<br />

Filme, die aus den insgesamt 61 eingereichten Filmen<br />

aus aller Welt ausgewählt werden, fällt am<br />

23. Januar. Moderiert wird die Oscar-Verleihung<br />

am 25. Februar 2007 von Ellen de Generis.<br />

Bernd Hebbering bei einer Veranstaltung anlässlich<br />

seines 65. Geburtstages in den Räumen der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW v.l.n.r.: Michael Schmid-Ospach, Anna<br />

Dünnebier, Bernd Hebbering. Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Bernd Hebbering<br />

legt Vorsitz nieder<br />

Seit der Gründung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

war Bernd Hebbering Mitglied des Aufsichtsrates<br />

der Düsseldorfer Filmförderung. Vor<br />

einem Jahr hatte er in der Kaistraße den Vorsitz<br />

des Gremiums von Wolfgang Hahn-Cremer<br />

übernommen. Auf der letzten Aufsichtsrats-Sitzung<br />

im Oktober hat der ehemalige Karstadt-Manager<br />

nun seine Mitgliedschaft und seine<br />

Funktion <strong>als</strong> Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

und der Gesellschafterversammlung nieder gelegt.<br />

Die Mitglieder der beiden Gremien sowie<br />

der Geschäftsführer Michael Schmid-<br />

Ospach und die Mitarbeiter der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW dankten ihm für seinen langjährigen Einsatz<br />

für das Film- und Fernsehland <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong>.<br />

Premiere in Los Angeles: „One Way“ mit<br />

Til Schweiger und Lauren Lee Smith, Foto: UIP<br />

„One Way“ to<br />

Hollywood<br />

Im Frühjahr drehte Til Schweiger seinen neuen<br />

Film „One Way“ in den MMC-Studios in<br />

Köln-Ossendorf. Ende Oktober feierte die Geschichte<br />

über einen Werbemanager, dessen Leben<br />

aus der Bahn gerät, auf dem Hollywood<br />

Film Festival (18.-23.10.) in Los Angeles Premiere. Autor und Regisseur der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderten Kinoproduktion ist der Schweizer Reto Salimbeni. Den deutschen<br />

Kinostart plant die Universal für den 25. Januar 2007.<br />

„Madeinusa“, ein Beitrag aus Peru, gewann den Preis für den besten Debüt-Langspielfilm, Foto: IFFF<br />

IFFF: Erstausgabe bestanden<br />

Bei der ersten Ausgabe des Internationalen<br />

Frauenfilmfestiv<strong>als</strong> DortmundIKöln<br />

IFFF ging der erstm<strong>als</strong> mit 10.000 Euro dotierte,<br />

von der Sparkasse KölnBonn gestiftete<br />

Preis für den besten Debüt-Langspielfilm<br />

an die peruanische Regisseurin Claudia<br />

Llosa. Ihr Film „Madeinusa“ spielt während einer<br />

dörflichen „Heiligen Woche“, bei der sich<br />

das Mädchen Madeinusa aus den Fesseln ihres<br />

Vaters befreit. Bei ihrer Entscheidung ließ sich<br />

die internationale Jury (Tahmineh Milani,<br />

Madhusree Dutta und Anke Scheib) u.a.<br />

von der „komplexen Charakterisierung, der Erzählstruktur<br />

und der hohen technische Qualität“<br />

beeindrucken. Mit einer lobenden Erwähnung<br />

wurde der Film „Asr e Jome / On a Friday Afternoon“<br />

von der iranischen Regisseurin Mona<br />

Zandi Haghighi ausgezeichnet – „für den<br />

Mut, Frauen, die seit Jahrhunderten zum<br />

Schweigen verurteilt sind, durch ihren Film eine<br />

Stimme zu geben“. Der mit 1.000 Euro do-<br />

Dt. Kurzfilmpreis:<br />

And the winner is?<br />

Am 16. November erfahren Carolin Schmitz<br />

und die Experimentalfilmer Christoph Girardet<br />

und Matthias Müller, ob sie mit ihren von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Filmen<br />

„Benidorm“ und „Kristall“ den Deutschen Kurzfilmpreis gewonnen haben. Für ihre Kurz-<br />

Doku „Benidorm“ ist Carolin Schmitz nach Spanien gereist, um die Folgen der demografischen Entwicklung<br />

dort zu beobachten, wo sie heute schon Realität sind: Während der Vor- und Nachsaison<br />

sind 60 Prozent aller Menschen in Benidorm über 60. Mit ihrem Experimentalfilm „Kristall“,<br />

in dem sie Objekte und Figuren über Spiegelkabinette beobachten, haben Girardet und Müller in<br />

Cannes bereits den Canal+ Preis für den besten Kurzfilm gewonnen. Mit der Nominierung für<br />

den Deutschen Kurzfilmpreis ist eine Prämie von 12.500 Euro verbunden.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

tierte Publikumspreis, gestiftet von der Zeitschrift<br />

Choices, ging an die australische Produktion<br />

„Look Both Ways“ von Sarah Watt,<br />

eine Liebesgeschichte, die das Thema der eigenen<br />

Sterblichkeit mit hoher Sensibilität behandelt<br />

und das Publikum mit seinen kunstvoll eingewobenen<br />

Animationsszenen und Fotocollagen begeisterte.<br />

Auch die Festival-Macherinnen zeigten<br />

sich nach der fünftägigen Tour de Force hoch zufrieden.<br />

Nach Veranstalterangaben sind die Besucherzahlen<br />

von etwa 6.500 im Jahr 2004 auf<br />

rund 9.000 in diesem Jahr gestiegen. Schon in<br />

sechs Monaten folgt die zweite Ausgabe in<br />

Dortmund (17.-22.04.2007), die sich mit einem<br />

neuen Programm dem Thema Musik widmen<br />

wird. Ab 2008 wird das einzige internationale<br />

Frauenfilmfestival in Deutschland dann jährlich<br />

im Frühjahr stattfinden und weiterhin zwischen<br />

Köln und Dortmund alternieren.<br />

IFFF, Tel. (0231) 5025162;<br />

info@frauenfilmfestival.eu<br />

„Benidorm“: Rentnerparadies in Spanien,<br />

Foto: unafilm/Schmitz<br />

Kinofest Lünen: Schweizer Gipfel<br />

Zum 17. Mal präsentiert das Kinofest Lünen (16.-19.11.) deutsche Filme, die im Cineworld<br />

Kino auf die Lüner Zuschauer und das Branchenpublikum warten. Zehn Filme konkurrieren dabei<br />

im Wettbewerb um die bronzene Lüdia, den Berndt-Media-Preis und den Schüler-Filmpreis<br />

des Kreises Unna 16+. Neben den von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Filmen „Gefangene“<br />

von Iain Dilthey (Buch: Ulrike Maria Hund), „Leben mit Hannah“ von Erica von Moeller<br />

(Buch: Sönke Lars Neuwöhner) und „Die österreichische Methode“, ein Projekt von fünf<br />

Regisseuren, treten in diesem Jahr u.a. vier <strong>Dokument</strong>arfilme an. Darunter auch „Losers and Winners“<br />

von Ulrike Franke und Michael Loeken, in dem sie die Demontage der Dortmunder<br />

Kokerei Kaiserstuhl begleiten. Außerdem laufen vier Filme im Kinderfilm-Wettbewerb Rakete und<br />

insgesamt 17 Kurzfilme in den Wettbewerben „Erste Hilfe“ und „Erster Gang“.<br />

„Hopp Schwiiz!“ heißt eines der drei Extras in Lünen, das das aktuelle filmische Schaffen unseres<br />

Alpen-Nachbarn in Spiel-, Kurz- und <strong>Dokument</strong>arfilmen vorstellt. Die Schweiz ist auch Thema<br />

des Branchengesprächs am Samstag.<br />

„Kultverdächtig“ ist das gleich lautende Extra mit Musikfilmen unterschiedlichster Couleur, in<br />

dem aktuelle Filme wie „Here We Come“, Nico Raschicks Porträt von DDR-Breakdancern der<br />

80er Jahre, Klassiker wie Peter F. Bringmanns „Die Heartbreakers“ (Buch: Matthias Seelig)<br />

gegenüber stehen. Das komplette Programm findet sich unter www.kinofest-luenen.de.<br />

Kinofest Lünen, Tel. (02306) 3063640; info@kinofest-luenen.de<br />

Ulrich Hub,<br />

Foto: privat<br />

Wettbewerbsbeitrag in Lünen: „Leben mit Hannah“ mit Nina Hoss, Foto: Kinofest Lünen<br />

Dt. Kinderhörspielpreis für<br />

„An der Arche um Acht“<br />

Für seine ganz eigene<br />

Sicht der Ereignisse<br />

rund um<br />

die Sintflut und die<br />

Arche Noah erhält<br />

der Berliner Autor<br />

Ulrich Hub in diesem<br />

Jahr den mit<br />

5.000 Euro dotierten Deutschen Kinderhörspielpreis.<br />

Gleichberechtigte Träger des<br />

Preises sind die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und die<br />

ARD, unterstützt von der Stadt Wuppertal.<br />

In seiner Geschichte „An der Arche um<br />

Acht“, eine Produktion des HR und NDR unter<br />

der Regie von Andrea Getto, erzählt er von<br />

drei befreundeten Pinguinen. Zwei haben eine<br />

Emmy für „Abenteuer Glück“?<br />

Einladung für die Arche, was aber wird aus ihrem<br />

Freund, wenn die Sintflut kommt?<br />

„Mit Figuren, die sich zu markanten Charakteren<br />

entfalten, spielt der Autor theologische<br />

Fragen am konkreten Katastrophenfall durch<br />

und zeigt am Beispiel der drei Pinguine, die nach<br />

göttlichem Gebot nur zwei sein dürfen, was Solidarität<br />

wert ist“, lobte die Jury (Frank Olbert,<br />

Eva-Maria Lenz, Karin Lorenz, Norbert<br />

Hummelt, Jochen Meißner und Hermann<br />

Schulz), die sich bei ihrer Sitzung im Wuppertaler<br />

Engelshaus einstimmig für das Stück<br />

entschied. Verliehen wird der Preis am 12. November<br />

im Rahmen der ARD-Hörspieltage<br />

im Zentrum für Kunst und Medientechnologie<br />

(ZKM) in Karlsruhe.<br />

Ob es wirklich geklappt hat mit dem Emmy, erfährt Annette Dittert am 20. November. Weit<br />

hat es die Filmemacherin vom ARD-Studio in New York, das sie seit April leitet, nicht zur Preisverleihung<br />

im Big Apple. Ihre vierteilige <strong>Dokument</strong>ation „Abenteuer Glück“, die von der Produktionsfirma<br />

filmquadrat im Rahmen der Worldwide Initiative von WDR und <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW entstand, ist eine von fünf deutschen Produktionen, die in diesem Jahr für den Fernseh-Oscar<br />

nominiert wurden.<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 7<br />

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Nicht umsonst<br />

in Duisburg.<br />

Wo Sie hier einen Klassiker<br />

drehen können, sagen wir<br />

Ihnen exklusiv.<br />

Kommissar Schimanski machte in Duisburg Fernsehgeschichte.<br />

Vor den Kulissen der Ruhrmetropole:<br />

gigantische Stahlwerke, Container-Schluchten<br />

im Hafen, Großstadtbeat zwischen Glas- und<br />

Stahlarchitektur. Hinter den Kulissen: engagierte<br />

Dienstleister. Sollten Sie<br />

<strong>als</strong>o mal nicht in Berlin,<br />

Hamburg oder München,<br />

aber genauso professionell drehen<br />

wollen, rufen Sie uns an.<br />

Wir zeigen Ihnen, dass man<br />

in Duisburg mordsmäßig gut<br />

drehen kann.<br />

Mehr erfahren Sie<br />

unter 0203 3639-0 und<br />

www.location-duisburg.de


Erotik bei den Short Cuts Cologne<br />

Vier Jungen tauschen Pin Up-Fotos. Das Wertvollste zeigt eine nackte Gitarrenspielerin.<br />

Eines Tages sehen sie eine Frau, die eine ähnliche Gitarre<br />

trägt. Sie beschließen herauszufinden, ob es die Frau vom Foto ist. So<br />

der Kurz-Plot des schwedischen Kurzspielfilms „Pin Up“, der in einem Erotik-Spezial<br />

des internationalen Kurzfilmfestiv<strong>als</strong> Short Cuts Cologne<br />

(29.11.-03.12.) zu sehen ist. „Die Erotic Shorts gestatten einen humorvollen<br />

Blick auf ein freizügiges Thema“, so Festival-Leiter Dirk Werner.<br />

Mit sieben erotischen und rund 130 weiteren Filmen wird das ganze Spektrum<br />

des Kurzfilms gezeigt – vom Spielfilm über den <strong>Dokument</strong>ar- und<br />

„Die Polizistin“ mit Gabriela Maria Schmeide<br />

läuft am 27. November im Kino im Museum<br />

Ludwig, Foto: Piffl Medien<br />

Neues von der ifs<br />

In „Die Polizistin“ oder „Halbe Treppe“ finden<br />

sich meisterhafte Beispiele filmischer Improvisation,<br />

die eine ganze Generation junger Filmemacher<br />

zu neuen Formen inspiriert haben.<br />

Der Regisseur beider Filme, Andreas Dresen,<br />

wird an der ifs internationale filmschule<br />

köln seine Methoden während eines dreitägigen<br />

Workshops (28.-30.11.) mit Schauspielern<br />

erarbeiten. Wer daran nicht teilnehmen kann,<br />

weil er die Bewerbungsfrist am 6. November hat<br />

verstreichen lassen, der bekommt einen Tag vor<br />

dem Workshop, am 27. November, wenigstens<br />

die Möglichkeit, bei einer „ifs-Begegnung“ „Die<br />

Polizistin“ im Kino im Museum Ludwig zu<br />

sehen und Andreas Dresen anschließend im Gespräch<br />

zu erleben. Eine weitere ifs-Begegnung,<br />

die dritte zum Thema „Die Zukunft der Arbeit“,<br />

wird es am 6. Dezember geben – wie gewohnt<br />

finden auch diese beiden „Begegnungen“ bei<br />

freiem Eintritt statt.<br />

Eine gut investierte Teilnahmegebühr hingegen<br />

müssen Maskenbildner am 16. und 17.<br />

Dezember für den ifs-Workshop „Leichen-<br />

8<br />

Humorvoller Blick auf das Thema Erotik: der schwedische Kurzfilm „Pin Up“, Foto: Short Cuts Cologne<br />

schminken, Y-Schnitt und andere kleine Wunden“<br />

anlegen. Der Maskenbildner Birger Laube<br />

(„Anatomie“, „Kammerflimmern“) verrät darin<br />

seine Techniken zum Einschminken von Wunden<br />

und der Anmutung von Leichen. Weitere<br />

Experimentalfilm hin zum Animations- und Kinderfilm. Den Mittelpunkt<br />

des Festiv<strong>als</strong> bildet wie gewohnt der Internationale Wettbewerb. Das inzwischen<br />

traditionelle Belgien Spezial widmet sich den zuweilen skurrilen<br />

Produktionen belgischer Filmemacher. Fokus Baltikum zeigt Filme aus<br />

Estland, Lettland und Litauen. Festivalzentrum ist das Kölner Filmhaus.<br />

Auf der Abschlussgala am 3. Dezember werden jeweils drei Jury- und Publikumspreise<br />

verliehen. Das komplette Festivalprogramm finden Sie unter<br />

www.short-cuts-cologne.de.<br />

Tel. (0221) 22271027; scc@koelner-filmhaus.de<br />

Informationen zu allen Veranstaltungen der ifs<br />

stehen auf der Website www.filmschule.de<br />

bereit.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Prix Arte für<br />

„Die große Stille“<br />

Am 2. Dezember erhält der Düsseldorfer Filmemacher<br />

Philip Gröning bei der Verleihung<br />

der Europäischen Filmpreise in Warschau<br />

den Prix Arte für den besten <strong>Dokument</strong>arfilm.<br />

Mit seiner Beobachtung des Lebens der<br />

Mönche in dem Karthäuserkloster Grand Chartreuse<br />

hat er sich gegen acht europäische Konkurrenten,<br />

u.a. „Unser täglich Brot“ von Nikolaus<br />

Geyrhalter, durchsetzen können.<br />

„‘Die große Stille’ ist ein großartiger Film über<br />

Menschlichkeit und unsere gemeinsamen europäischen<br />

Wurzeln“, begründet die Jury ihre<br />

Entscheidung für den kontemplativen <strong>Dokument</strong>arfilm,<br />

den der amerikanische Verleih Zeitgeist<br />

Films nun auch in den USA in die Kinos<br />

bringt.<br />

Medienforum 2007<br />

Gute Nachrichten von der Düsseldorfer LfM<br />

Nova GmbH, die das Medienforum NRW<br />

veranstaltet. Die 19. Ausgabe findet vom 17.<br />

bis 20. Juni 2007 in Köln in den Rheinparkhallen<br />

der KölnMesse statt. So gesehen bleibt alles<br />

beim Alten, obwohl das Forum im nächsten<br />

Jahr statt drei nur noch 2,1 Millionen Euro an<br />

Landeszuschüssen erhält. Um den hohen Standard<br />

zu halten, will Kölns Oberbürgermeister<br />

Fritz Schramma einen möglichen Fehlbetrag<br />

bis in Höhe von 300.000 Euro ausgleichen.<br />

„Bereits jetzt steht fest, dass die Cologne Conference<br />

nicht mehr im Rahmen des Medienforum<br />

NRW stattfinden wird“, hieß es weiter<br />

aus Düsseldorf. Dass das internationale Fernseh-<br />

und Filmfestival sich vom Medienforum<br />

trennt und nach einem Termin im Herbst Ausschau<br />

hält, war indes schon vorher bekannt.<br />

„Es gab unterschiedliche intellektuelle und strategische<br />

Ziele“, begründete Lutz Hachmeister,<br />

Mitgesellschafter der Cologne Conference<br />

GmbH, die Trennung. Während des<br />

Medienforums soll es neben dem Internationalen<br />

Filmkongress der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW auch eine Neuauflage des Fernsehfestiv<strong>als</strong><br />

Großes Fernsehen geben.<br />

LfM Nova, Tel. (0211) 77007115;<br />

info@lfm-nova.de<br />

Deutsches Filmfest:<br />

Ganz Paris…<br />

...träumt vom deutschen Film. Zumindest galt<br />

das für die Pariser, die Ende Oktober das 11.<br />

Festival des deutschen Films in der französischen<br />

Hauptstadt besucht haben. Publikumsfavorit<br />

war der Eröffnungsfilm „Emmas<br />

Glück“ von Sven Taddicken. Autorin Ruth<br />

Toma war mit Wüstefilm-Produzent Ralph<br />

Schwingel nach Paris gereist, um den von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Film dort vorzustellen.<br />

Neben dem Publikumspreis ging auch<br />

die Auszeichnung der Jury des Deutsch-französischen<br />

Jugendwerks an einen geförderten<br />

<strong>Filmstiftung</strong>sfilm: Matthias Glasners „Der<br />

freie Wille“ (Buch: Glasner, Jürgen Vogel, Judith<br />

Angerbauer) überzeugte die Jury, denn,<br />

so die Begründung: „Er ging an die Grenze, an<br />

unsere Grenze.“ Die 2.500 Euro Preisgeld sind<br />

für den französischen Verleih des Films vorgesehen.<br />

Zwischen den<br />

Künsten<br />

Das europäische Festival Temps d’images, das<br />

zum zweiten Mal im Tanzhaus NRW in Düsseldorf<br />

gastiert, widmet sich den vielfältigen Begegnungen<br />

von Video und Performing Arts. Die<br />

thematische Klammer in Düsseldorf: das Spiel mit<br />

der Illusion, Verdoppelung und Vervielfältigung.<br />

Die Filmwerkstatt Düsseldorf steuert ein<br />

ausgewähltes Filmprogramm mit dem Schwerpunkt<br />

„Doppelgänger und Zwillinge“ bei. Zu sehen<br />

sind u.a. Peter Greenaways „Ein Z und<br />

zwei Nullen“ und Alfred Hitchcocks „Vertigo“<br />

(26.11.). Auch die Reihe „Kunst-Filme & Videos“<br />

thematisiert das Wechselspiel zwischen den Künsten.<br />

So werden am 22. November in der Black<br />

Box Ausschnitte aus Filmen über die Graffiti-Szene<br />

(u.a. “Wild Style”, “Style Wars”) gezeigt. Am<br />

anschließenden Gespräch beteiligen sich u.a.<br />

Kunsthistoriker Johannes Stahl, Bananen-<br />

Sprayer Thomas Baumgärtel und Marten<br />

Dalimot, Sprayer aus Krefeld. Am 6. Dezember<br />

schließlich laufen in der gleichen Reihe und auf<br />

der gleichen Leinwand Kurzfilme von Matthias<br />

Müller.<br />

Zum Abschluss der Spielzeit 2006 schließlich<br />

lädt die Filmwerkstatt am 8. Dezember ab<br />

19.30 Uhr zum Come together in ihr Studio in<br />

der Fliednerstraße 32 in Kaiserswerth ein.<br />

Düsseldorfer Filmwerkstatt,<br />

Tel. (0211) 4080701;<br />

mail@filmwerkd.de<br />

„Dresden“: Ausgezeichnet in Köln<br />

Der ZDF-Zweiteiler „Dresden“ war einer der großen Sieger bei der Verleihung des Deutschen<br />

Fernsehpreises am 20. Oktober im Kölner Coloneum. Das Historiendrama, das von team-<br />

Worx und EOS Entertainment produziert und von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurde,<br />

erhielt die Auszeichnung in der Königsklasse „Bester Fernsehfilm/Mehrteiler“, in der u.a. auch<br />

„Die Luftbrücke“ und „Die Nachrichten“ nominiert waren.<br />

Dass die deutschen Historienstoffe auch international geschätzt werden, zeigen die Verkaufszahlen:<br />

„Dresden“ wurde bislang in 68 Länder verkauft, die ebenfalls geförderte ARD-Produktion<br />

„Stauffenberg“ in 82 Länder und „Der Untergang“ sogar in 145 Länder.<br />

Kongress-Highlight: Workshop mit Komponist Peer Raben,<br />

Foto: SoundTrackCologne<br />

Soundtrack Cologne:<br />

Zukunftsmusik<br />

Bei SoundTrackCologne geht es um die Zukunft der Musik,<br />

„denn die Musik der Zukunft ist zu einem bedeutenden Teil Medienmusik“,<br />

so Matthias Hornschuh, Filmmusiker und Mitveranstalter.<br />

Zusammen mit Medienunternehmer Michael P.<br />

Aust und Medienwissenschaftler Matthias Kapohl präsentiert<br />

er vom 23. bis 26. November im Film Forum NRW im Kölner<br />

Museum Ludwig die dritte Ausgabe des Kongresses zu<br />

Ton und Musik in Film und Medien.<br />

Eines der Highlights: Peer Raben, Komponist von „Die Venusfalle“<br />

und „Die flambierte Frau“ (beide Regie: Robert von<br />

Ackeren, Buch: Cathrina Zwerenz), von R.W. Fassbinders<br />

„Lola“ (B.: Fassbinder, Pea Fröhlich) und „Lili Marleen“<br />

(B.: Fassbinder, Lale Andersen) sowie von Wong Kar-wais<br />

„2046“, steuert ein fünfteiliges Workshop-Programm bei. Raben,<br />

der soeben mit dem World Soundtrack Lifetime Achievement Award für sein Lebenswerk<br />

geehrt wurde, vergibt bei SoundTrackCologne auch den Preis New Sound in European<br />

Film. Die Veranstaltung richtet sich an Fachbesucher und an ein film- und musikinteressiertes<br />

Publikum. Das Programm umfasst rund 35 Einzelveranstaltungen mit rechtlichen, wirtschaftlichen<br />

und kulturell-ästhetischen Schwerpunkten. Alles weitere unter www.sounktrackcologne.de.<br />

SoundTrackCologne, Tel. (0221) 9318440; info@soundtrackcologne.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

ANZEIGE<br />

Das Kinofest Lünen ist eine<br />

Veranstaltung des PRO Lünen e.V.<br />

mit freundlicher Unterstützung der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> in<br />

Kooperation mit der Sparkasse Lünen.<br />

Kinospaß für Kinder in Düsseldorf: „Der<br />

Räuber Hotzenplotz“, Foto: Constantin<br />

Düsseldorf: Ein<br />

Fest für Kinder<br />

Eine Woche lang werden beim KinderKinoFest<br />

in Düsseldorf (9.-<br />

15.11.) spannende, lustige und bewegende<br />

Filme für Filmfans von fünf<br />

bis 17 Jahren auf die Leinwand gebracht.<br />

Darunter gibt es bekannte Produktionen<br />

wie „Die wilden Hühner“<br />

und „Der Räuber Hotzenplotz“, aber<br />

auch weniger bekannte wie „Bluebird“,<br />

ein Film aus den Niederlanden,<br />

der im Kino live auf Deutsch eingesprochen<br />

wird. Ein buntes Mitmachprogramm<br />

soll helfen, Kino zu verstehen,<br />

Tricks zu durchschauen und<br />

Fragen rund um Kino und Film zu beantworten.<br />

Veranstalter sind das Medienzentrum<br />

Rheinland <strong>als</strong> gemeinsame<br />

Einrichtung des Landschaftsverbandes<br />

Rheinland<br />

und der Stadt Düsseldorf.<br />

Weitere Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> gibt es<br />

im November auch in Köln (Cinepänz,<br />

12.11-19.11) und Leverkusen<br />

(Int. Kinderfilmfest, 04.11.-<br />

14.11). Eine Übersicht über die Kinderfilmfestiv<strong>als</strong><br />

in NRW bietet www.<br />

kinderfilmfeste-nrw.de.<br />

Vorverkauf ab sofort unter<br />

Tel. 02306 / 92 72 80<br />

www.cineworld-luenen.de<br />

9


WDR & Produzenten:<br />

Ratsgespräche<br />

In regelmäßigen Gesprächsrunden wollen die<br />

Film- und Fernsehproduzenten in NRW fortan<br />

die Mitglieder des WDR-Rundfunkrates für<br />

ihre Belange sensibilisieren. Bei einem ersten<br />

Treffen notierte Erika Bock-Rosenthal, Vorsitzende<br />

des Entwicklungsausschusses des<br />

Rundfunkrates, einen umfangreichen Themenkatalog:<br />

von einer Bestandsaufnahme der<br />

hiesigen Produktionslandschaft über die technologische<br />

Entwicklung bis zum Nutzungsverhalten<br />

der Zuschauer. Natürlich soll auch über<br />

den WDR <strong>als</strong> Auftraggeber und die Standortkonkurrenz<br />

zu Hamburg, Berlin und München<br />

gesprochen werden. An dem Auftakttreffen<br />

nahmen neben dem film & fernseh produzentenverband<br />

nrw auch die Landesvertreter<br />

des Bundesverbandes deutscher<br />

Fernsehproduzenten sowie Vertreter des<br />

VFFV Media, der AG DOK und des Filmbüros<br />

NW teil.<br />

10<br />

Filmbibliothek<br />

Bielefeld<br />

Filmliteratur wird oft in kleiner Auflage verlegt.<br />

Das hat zur Folge, dass viele Bücher schon wenige<br />

Jahre nach Erscheinen nicht mehr lieferbar<br />

sind. Auch wenn das Internet viele Informationen<br />

zu aktuellen Filmen bietet, sind fundierte<br />

Abhandlungen nur spärlich zu finden,<br />

bruchstückhaft oder fehlen ganz. Das Filmhaus<br />

Bielefeld verfügt über einen Literaturbestand,<br />

der nun – systematisch erfasst – zur<br />

Nutzung bereitsteht. Ab sofort kann die Inventarliste<br />

zur Filmliteratur auf der Filmhaus-<br />

Website www.filmhaus-bielefeld.de heruntergeladen<br />

werden. Die Bücher und Zeitschriften<br />

können im Büro des Filmhauses recherchiert<br />

und gegen eine Kaution unentgeltlich<br />

ausgeliehen werden. Weiterhin verfügt das<br />

Filmhaus über ein Zeitungsausschnitt-Archiv zu<br />

vielen Regisseuren und ihren Filmen.<br />

Filmhaus Bielefeld,<br />

Tel. (0521) 177757;<br />

mail@filmhaus-bielefeld.de<br />

„Das Parfum“: schon über fünf Millionen Kino-Besucher, Foto: Constantin<br />

„Das Parfum“: Budget-Irritationen<br />

Journalist Klaus Ott machte es in der Süddeutschen Zeitung zum Thema: Bei der Finanzierung<br />

von „Das Parfum“ habe es Unstimmigkeiten bei der Darstellung der Finanzierung gegeben – auch<br />

gegenüber der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Im Detail geht es um die Beteiligung des VIP Medienfonds<br />

an dem Projekt, das bereits über fünf Millionen Menschen in die deutschen Kinos lockte.<br />

Der Vorwurf in der SZ: „Haben Fonds und Produktionsfirmen die Mittel privater Kapitalanleger gegenüber<br />

der staatlichen Filmförderung möglichst klein angegeben, um hohe Zuschüsse zu erhalten –<br />

und wurde zugleich der Beitrag der Anleger dem Fiskus gegenüber viel zu hoch veranschlagt, damit<br />

die privaten Geldgeber möglichst viele Steuern sparen konnten? Wurde der Staat geneppt, und<br />

falls ja, dann sogar doppelt?“<br />

Beim „Parfum“ soll es um Fondsgelder in Höhe von 20 Millionen Euro gehen, die bei der Förderentscheidung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gegenüber nicht <strong>als</strong> Finanzierungsbestandteil angegeben worden<br />

sein sollen und mit denen der Film dann überfinanziert wäre. Die <strong>Filmstiftung</strong> hatte bereits vor<br />

Erscheinen des Artikels reagiert und die PWC mit einer Prüfung der Angaben ihres Vertragspartners,<br />

des „Parfum“-Produzenten Constantin beauftragt, um die rechtmäßige Verwendung der gewährten<br />

Fördergelder zu gewährleisten. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, aber bisher gibt es keine<br />

Hinweise, dass der von Constantin vorgelegte Finanzierungsplan nicht der Wahrheit entspricht.<br />

Das ist auch nicht das Thema der Staatsanwaltschaft, deren Ermittlungen sich nur gegen VIP<br />

richten und die sich viel mehr dafür interessiert, ob der größte Teil des Geldes der VIP-Anleger<br />

wirklich steuerbegünstigtes Risiko-Kapital war oder nur investiert wurde, um <strong>als</strong> Erlösgarantie an<br />

den VIP-Fonds zurückgezahlt werden zu können.<br />

Filmherbst in Bielefeld<br />

Die ostwestfälische Filmszene ist im Jahresendspurt.<br />

Das erste Highlight ist der 17. Bielefelder<br />

Film- und Videowettbewerb, für<br />

den unter dem Motto „Hart am Limit“ Kurzfilme<br />

zum Thema „Risiko“ gefordert waren. Das<br />

Wettbewerbsprogramm geht am 2. Dezember<br />

im Theaterlabor Bielefeld über die Bühne.<br />

Veranstalter sind das Filmhaus Bielefeld und<br />

das WDR Studio Bielefeld.<br />

Als Preisgelder des von der NRW-Staatskanzlei<br />

geförderten Wettbewerbes stehen<br />

1.500 Euro zur Verfügung. Am 15. Dezember<br />

Orientierungshilfe für Lehrer<br />

Um junge Leute frühzeitig bei der Suche nach<br />

der passenden Ausbildung oder dem geeigneten<br />

Studiengang zu unterstützen, soll Berufsorientierung<br />

bereits in der Schule beginnen. Deshalb<br />

veranstaltet das nordrhein-westfälische<br />

AIM KoordinationsCentrum für Ausbildung<br />

in Medienberufen in Köln von September<br />

bis Dezember Fortbildungs-Workshops<br />

Prämien-Countdown<br />

Am 20. November vergibt die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW im Düsseldorfer Savoy Theater ihre<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien an engagierte Kinobetreiber<br />

aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Fest steht<br />

bereits, dass Bettina Böttinger die Verleihung<br />

moderieren und NRW-Kulturstaatssekretär<br />

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff ein<br />

Grußwort sprechen wird. Noch geheim dagegen<br />

sind die Höhe der Förderung, sowie die Namen<br />

der prominenten Paten.<br />

Traditionell werden die Urkunden von<br />

Schauspielern und Regisseuren überreicht, die<br />

sich so für den Einsatz der Kinobetreiber für ihre<br />

Filme bedanken und vor dem Kinostart Ausschnitte<br />

aus ihren aktuellen Produktionen prä-<br />

In Köln, so der Stand bei Redaktionsschluss,<br />

trennt sich der Verein Kölner Filmhaus endgültig<br />

von Joachim Kühn, dem bisherigen Betreiber<br />

des Filmhaus Kino. Seit knapp einem<br />

Jahr bespielt Kühn das 99-Plätze-Kino programmlich<br />

und geschäftlich in eigener Verantwortung.<br />

Zuvor hatte Kühn das Kino <strong>als</strong> Angestellter<br />

des Filmhauses geleitet. Zu der organisatorischen<br />

Trennung war es gekommen, weil<br />

sich das Kino beim Kassensturz im letzten Jahr<br />

<strong>als</strong> größter defizitärer Bereich herausgestellt hatte.<br />

Die neue Zusammenarbeit mit Kühn kam<br />

über einen Vertragsentwurf nicht hinaus. Dass<br />

es zu keiner Unterschrift kam, hat einen juristischen<br />

Hintergrund.<br />

Nach den Bestimmungen des Städtebauförderungsgesetzes,<br />

nach dem der Umbau des<br />

vormaligen Eisenbahnerversicherungs-Hauses in<br />

ein Filmhaus gefördert wurde, dürfen im Filmhaus<br />

inklusive Kino – mit Ausnahme eines Restaurantbereiches<br />

– nur „unrentierliche“ Ver-<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

findet im Kino Lichtwerk im Ravensberger<br />

Park mit der traditionellen „Magic Cookies<br />

Night“ das zweite Highlight statt.<br />

Das Filmhaus präsentiert im Rahmen eines<br />

kulinarisch-filmischen Abends ein Programm mit<br />

Kurzfilmen aus Ostwestfalen. Gezeigt werden<br />

Filme von Carsten Benger, Christine Gensheimer,<br />

Timo Katz, Sebastian Müller<br />

und anderen.<br />

Filmhaus Bielefeld,<br />

Tel. (0521) 177757;<br />

mail@filmhaus-bielefeld.de<br />

für Lehrer und Berufswahlkoordinatoren. Themen<br />

sind u.a.: Mediale Vorbilder bei der Berufswahl,<br />

die Jobwelt der Daily Soaps, die Medien-<br />

und Kommunikationsbranche <strong>als</strong> Arbeitsmarkt<br />

sowie Qualifizierungswege und Berufseinstieg.<br />

Die Teilnahme ist kostenfrei.<br />

AIM, Tel. ( 0221) 65008901;<br />

baum@aim-mia.de<br />

sentieren. Im letzten Jahr waren bei der Verleihung<br />

in der Essener Lichtburg die allerersten<br />

Bilder des Millionenerfolgs „Das Parfum“ zu sehen.<br />

Das Savoy Theater hat die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

in diesem Jahr ausgewählt, weil mit dem Savoy<br />

Atelier im selben Haus auf der ehemaligen<br />

Düsseldorfer Kinomeile Graf-Adolf-Straße<br />

nach vielen Schließungen endlich wieder ein Kinosaal<br />

bespielt wird.<br />

Seit ihrer Gründung 1991 hat die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW Programm-Prämien in Höhe von insgesamt<br />

5,3 Millionen Euro vergeben.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Kölner Filmhaus: Zukunft des Kinos?<br />

anstaltungen stattfinden. Wenn dagegen verstoßen<br />

wird, haftet der Verein. Die Haftung kann<br />

vertraglich nicht auf Kühn übertragen werden.<br />

Dass dem so ist, haben sowohl der Verein <strong>als</strong><br />

auch Kühn mit Verspätung nachvollzogen. Mit<br />

weiterer Verspätung wurde Kühn informiert,<br />

dass der Verein für den Fall des Falles keine Haftung<br />

übernehmen will. Kühn hält den Fall des<br />

Falles für unwahrscheinlich: „Da liegen noch viele<br />

Stufen davor.“ Trotz der Rechtslage wollte er<br />

„unterschreiben und weitermachen“. Inzwischen<br />

werden in Köln mehrere Fragen diskutiert.<br />

Eine lautet: Wie entwickelt sich die Kinoszene<br />

ohne tägliche Bespielung des Filmhaus-Kinos?<br />

Dass das Kino erst einmal nicht mehr täglich bespielt<br />

wird, hatte Filmhaus-Vorstand und -Geschäftsführer<br />

Peter Klas angekündigt, wobei<br />

der Saal für Festiv<strong>als</strong> und Premieren weiter zur<br />

Verfügung stehen soll.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

ber 300 europäische Autoren und<br />

ÜDrehbuchlektoren haben bereits an<br />

dem renommierten Stoffentwicklungsprogramm<br />

North by Northwest teilgenommen,<br />

das 1996 in Cannes gegründet<br />

wurde. Parallel werden zwei Programme<br />

angeboten: „Northwest Classics“ befasst<br />

sich mit der Weiterentwicklung von Spielund<br />

Fernsehfilmen während sich „Wizard<br />

of Oz“ speziell dem Kinder- und Familienfilmgenre<br />

widmet.<br />

Innerhalb von sieben Monaten finden<br />

beide Programme im Rahmen von drei<br />

einwöchigen Workshops auf der dänischen<br />

Insel Bornholm statt. Ausgewählt<br />

werden jeweils 24 Bewerber, davon 16<br />

Autoren, die mit einer ersten Drehbuchfassung<br />

oder einem Treatment einsteigen.<br />

Dazu kommen acht Assistenz-Drehbuchlektoren<br />

(z.B. Freiberufler, Angestellte<br />

von Produktionsfirmen oder Filmhochschulen).<br />

Mehr Infos zu den Teilnahmebedingungen<br />

und dem nächsten Einreichtermin<br />

gibt es unter www.n-nw.dk.<br />

2006 nahmen drei Teilnehmer aus<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> <strong>als</strong> Script Editoren<br />

teil: Julia Grünewald, Leiterin des Bereichs<br />

Drehbuch an der ifs internationale filmschule<br />

köln, Kristina Löbbert, Produzentin<br />

bei wüste film west und der Dramaturg<br />

Edgar Weiß. Nach zwei von drei Kursen<br />

erzählten die drei dem Newsletter von<br />

ihren Erfahrungen mit „North by Northwest“.<br />

Was benötigten Sie für Ihre Bewerbung?<br />

Edgar Weiß: Für die Bewerbung<br />

<strong>als</strong> Script Editor verlangt North by Northwest<br />

einen so genannten Letter of Motivation.<br />

Die Bewerber sollen beschreiben,<br />

welche Gründe sie für eine Teilnahme haben,<br />

was sie sich erhoffen und warum sie<br />

glauben, für das Programm geeignet zu<br />

sein. Unterstützt wird die Bewerbung<br />

durch zwei Empfehlungsschreiben aus der<br />

Film- und Fernsehbranche. All diese<br />

Schreiben sind in englischer Sprache einzureichen.<br />

Was war für Sie, nach bisher<br />

zwei Workshops, die stärkste Erfahrung?<br />

Kristina Löbbert: Aus der Bandbreite<br />

an positiven Erfahrungen lässt sich<br />

schwer eine einzelne hervorheben. Die<br />

Internationalität, das Netzwerken mit Kreativen<br />

und Kollegen aus den unterschiedlichen<br />

europäischen Filmländern<br />

macht natürlich einen großen Reiz des<br />

Seit zehn Jahren widmet sich „North by Northwest“ der Professionalität<br />

des Drehbuchschreibens und ist heute, kontinuierlich unterstützt durch<br />

MEDIA, eine der renommiertesten Trainingsinitiativen Europas.<br />

North by<br />

Northwest<br />

Programms aus. Intensiver Austausch über<br />

die kreativen Prozesse in den einzelnen<br />

Gruppen schweißt die Teilnehmer schnell<br />

zusammen, und der effizient organisierte<br />

Zeitplan lässt neben der vielen Arbeit<br />

auch noch genügend Zeit für geselliges<br />

Beisammensein.<br />

EW: Die beeindruckend klare Methodik<br />

des verstorbenen Drehbuchlehrers<br />

Frank Daniels wird durch engagierte und<br />

erfahrene Tutoren der USC (University of<br />

Southern California) vermittelt. Die von<br />

den Autoren eingebrachten Projekte werden<br />

dann in kleineren Gruppen und unter<br />

der Leitung eines Tutors weiter entwickelt.<br />

Die Teilnahme an diesen Sitzungen<br />

ist eine bereichernde Erfahrung, weil<br />

hier im geschützten Raum Projektentwicklung<br />

auf höchstem Niveau stattfindet.<br />

Ein weiteres Highlight sind sicher die Sitzungen<br />

mit den Pitching Tutoren, in denen<br />

es nicht nur um die Präsentation der<br />

Stoffe geht, sondern auch um die Klärung<br />

der eigenen beruflichen Ziele.<br />

Julia Grünewald: Neben vielem<br />

anderen war es die Gesprächskultur in den<br />

Gruppen. Die Skripte wurden Schritt für<br />

Schritt durchgegangen, wesentliche Fragen<br />

nach Thema, Protagonist, Plausibilität<br />

der Handlungen, Konsistenz der Figuren<br />

etc. mit einer sanften Beharrlichkeit von<br />

allen Anwesenden unter Moderation des<br />

Tutors im „sokratischen Dialog“ durchgegangen.<br />

Im Gegensatz zu vielen Stoffgesprächen,<br />

die ich aus Redaktionen, Produktionsfirmen<br />

oder auch aus unserer<br />

North by Northwest-Teilnehmer:<br />

Julia Grünewald<br />

(rechts), Kristina<br />

Löbbert und Edgar<br />

Weiß. Fotos: privat<br />

Schule kenne, wurde weniger behauptet<br />

und „gemeint“ und gedeutet, durch Assoziationen<br />

meandert und essayistisch zusammengetragen,<br />

was eine Geschichten<br />

bedeutet und was die Figuren tun könnten.<br />

Vielmehr wurde der Autor in kleinen<br />

Schritten daraufhin befragt, welche Figuren<br />

was warum tun und ob es ihm hier<br />

oder dort plausibel genug, erschöpfend<br />

in Handlung umgesetzt und transparent<br />

genug erzählt erscheint. Das Fragen steht<br />

im Zentrum dieser Gespräche. Pausen,<br />

weil keine Antwort da ist, sind erlaubt und<br />

gut!<br />

Wie war Ihr Verhältnis zu den<br />

teilnehmenden Autoren?<br />

JG: Sehr verschieden, wie die Autoren<br />

auch verschieden sind. Manche gehen<br />

sehr aktiv auf einen zu, andere versuchen<br />

zu erreichen, dass man für sie arbeitet.<br />

Ich hoffe, die Autoren waren zufrieden,<br />

ich habe jedenfalls die Tutoren um<br />

ein indirektes Feedback seitens der Autoren<br />

gebeten und nichts Gegenteiliges<br />

gehört. Ein Wer-sagt-was-Problem gab es<br />

nicht, die Stimmung ist insgesamt sehr<br />

wenig ego-problematisch, eine Erholung…<br />

EW: Gut – mit den üblichen und<br />

notwendigen Auseinandersetzungen.<br />

Die Beziehung zwischen Autor und Dramaturg<br />

führt ja zwangsläufig zu Konflikten.<br />

Es kommen sehr verschiedene Menschen<br />

zusammen, die gemeinsam ein Problem<br />

lösen sollen. Hilfreich ist dabei die<br />

Methodik. Durch gezieltes Fragen soll den<br />

Autoren geholfen werden, die Antworten<br />

in sich selbst zu finden. Die Tutoren helfen<br />

den Script Editoren beim Umgang mit<br />

den Autoren und deren Eigenarten. Durch<br />

ihre Erfahrung vermitteln sie eine wertvolle<br />

Gelassenheit.<br />

KL: Wie im Berufsalltag trifft man<br />

auch bei North by Northwest auf Autoren<br />

mit ganz unterschiedlichen Hintergründen<br />

und Herangehensweisen. Die<br />

dort praktizierte Arbeitsweise, das Augenmerk<br />

zuallererst nur auf die positiven<br />

Eigenschaften des Projekts zu richten, hat<br />

mir den Zugang auch zu den etwas sperrigeren<br />

Stoffen und Autoren sehr erleichtert.<br />

Hat Ihnen North by Northwest<br />

schon jetzt bei Ihrer Arbeit geholfen?<br />

JG: Zurzeit berate ich häufiger Studenten<br />

bei ihren Kurzfilmen. Die Studenten<br />

bekommen natürlich auch Rat von<br />

Regie- und Drehbuchprofessoren. Meine<br />

Erfahrung war nun, dass mir nach dem<br />

Programm mit meiner Beratung gelungen<br />

ist, die verschiedenen Positionen der Profs<br />

zusammen zu fassen und den Studenten<br />

zu ermöglichen, durch eigene Fragen einen<br />

Standpunkt zu finden, wie sie erzählen<br />

wollen – und nicht den der Berater.<br />

EW: Die Klarheit der Methodik vermittelt<br />

ein noch tieferes Verständnis von<br />

Dramaturgie. Es ist sehr hilfreich, zunächst<br />

nach den positiven Eigenschaften der Projekte<br />

zu suchen. Die Idee, bestimmte Fragen<br />

an den Stoff oder an die Autoren zu<br />

stellen, vereinfacht die Analyse enorm.<br />

Für mich persönlich war es wichtig,<br />

meine Arbeitsweise zu überprüfen und<br />

weiterzuentwickeln. Da ich hauptsächlich<br />

<strong>als</strong> Lektor arbeite, lese und schreibe ich<br />

zwar viel, bekomme aber wenig Feedback.<br />

Es ist eine großartige Erfahrung, in<br />

dieser Umgebung mit mehreren Autoren,<br />

Tutoren und Script Editoren wild zu fabulieren.<br />

Außerdem sind die neu geknüpften<br />

Kontakte natürlich sehr wertvoll.<br />

KL: Neben den vielen interessanten<br />

neuen Kontakten hat der Workshop<br />

durch die Vertiefung und Verbesserung<br />

des dramaturgischen Handwerkszeugs<br />

meinen Blick auf Stoffe verschärft. Die positive<br />

und Fragen stellende Herangehensweise,<br />

die bei North by Northwest<br />

vermittelt wird, versuche ich in meinen Berufsalltag<br />

mitzunehmen.<br />

Wem würden Sie das Programm<br />

empfehlen?<br />

JW: Jedem, der Stoffberatung verantwortlich<br />

übernimmt oder begleitet –<br />

eine absolute Bereicherung durch die Methode<br />

und durch die „sokratische“ Gesprächsführung!<br />

EW: Eigentlich allen Autoren, Dramaturgen<br />

und Produzenten mit einiger<br />

Berufserfahrung. Gute Englischkenntnisse<br />

und eine gewisse Kontaktfreudigkeit können<br />

nicht schaden.<br />

KL: Autoren, Produzenten und Dramaturgen,<br />

die Interesse an neuem kreativen<br />

Input und dem intensiven Austausch<br />

mit Kollegen aus ganz Europa haben.<br />

MEDIA – newsletter@filmstiftung.de 11


Schreiben Sie nach 20 Berufsjahren<br />

noch aus dem Bauch heraus?<br />

Unabhängig davon, ob er größer wird: Der<br />

Bauch hilft, wenn man wissen will, ob eine Geschichte<br />

gut ist, ob die Emotion stimmt, die<br />

Charaktere interessant sind, ob sie berührt oder<br />

langweilt. Die Routine hilft, wenn man sich nicht<br />

sicher ist, und wenn man wenig Zeit hat. Es geht<br />

aber auch um die Lust auf neue Herausforderungen:<br />

Wenn kein Feuer mehr in einem brennt,<br />

hilft auch die Routine nichts.<br />

Wie viel Drehbuch-Theorie braucht<br />

man fürs Drehbuch-Schreiben?<br />

Jedenfalls nicht so viel, wie einem suggeriert<br />

wird. Man muss vor allem ein Gefühl für<br />

die dramatische Struktur haben. Woher man<br />

das hat, interessiert niemanden, man muss es<br />

nur können. Und wenn Sie ein gutes Drehbuch<br />

abgeliefert haben, fragt niemand, ob Plotpoint<br />

Zwei nun fünf Minuten früher oder später<br />

kommt. Wenn es spannend ist, denkt kein<br />

Mensch darüber nach.<br />

Dann sind die vielen Drehbuch-Anleitungen<br />

<strong>als</strong>o für die Katz?<br />

Die vielen Bücher über Drehbücher sind<br />

vor allem für diejenigen interessant, die bereits<br />

im Metier sind und beurteilen sollen, wie gut<br />

ein Exposé oder Treatment oder eben ein Drehbuch<br />

ist. Da ist sowohl bei den Redakteuren <strong>als</strong><br />

auch bei jenen, die in Gremien und Ausschüssen<br />

über Drehbücher entscheiden – teilweise<br />

sehr deutlich erkennbar – noch Luft nach oben.<br />

Die sollten ja eigentlich den Autoren sagen können,<br />

was gut ist und was nicht, und woran sie<br />

Was genau ist eigentlich ein Drehbuch?<br />

Es kommt darauf an, wen man fragt. Für<br />

jeden ist es vermutlich etwas anderes. Zunächst<br />

einmal ist das Drehbuch die Grundlage für den<br />

Film. Ein Drehbuch ist aber auch die Vision eines<br />

Autors, die Geschichte, die er erzählen will.<br />

Dann kann man es auch ganz technisch verstehen<br />

<strong>als</strong> Instruktion für den Dreh, <strong>als</strong> Kalkulationsgrundlage,<br />

<strong>als</strong> Anleitung für die Schauspieler,<br />

<strong>als</strong> Textbuch, <strong>als</strong> Kontrollinstrument für<br />

Geldgeber – ein Drehbuch erfüllt zahllose Funktionen.<br />

Jemand hat mal gesagt, das Drehbuch<br />

„verbrennt“ beim Drehen. Das Drehbuch, im<br />

Gegensatz zum Film, wird nicht fixiert, sondern<br />

nachdem es abgedreht wurde, ist es weg, praktisch<br />

verschwunden. Der Film ist das, was bleibt.<br />

Das Drehbuch ist sozusagen ein Übergangsmedium.<br />

Eines, das allgemein nicht <strong>als</strong> Literatur<br />

verstanden wird...<br />

Jeder, der mal ein schlechtes und ein gutes<br />

Drehbuch gelesen hat, weiß ein gutes Buch<br />

zu schätzen und erkennt die Kunst, <strong>als</strong>o die<br />

Stimme des Autors. Wenn ich eine emotionale<br />

Szene lese, die gut geschrieben ist, dann<br />

nimmt mich das beim Drehbuchlesen schon mit.<br />

Das ist der Moment, an dem man den Gehalt<br />

erkennt, an dem man sehen kann, was das<br />

Drehbuch auch <strong>als</strong> eigene literarische Gattung<br />

vermag.<br />

Xaõ Seffcheque,<br />

Foto: Reinhard Weixler<br />

Xaõ Seffcheque ist ein Multitalent: Musiker („Family Five“), Redakteur des Drehbuchmagazins<br />

„Script“, Regisseur („Mom“) und Theaterschriftsteller („Helden für einen Tag“). Auch in seinem<br />

bevorzugten Beruf <strong>als</strong> Drehbuchautor lässt er sich nicht auf ein Genre festlegen. Sein Spektrum<br />

reicht vom Kino („Manta – Der Film“) über TV-Serien („Der Fahnder, „Doppelter Einsatz“, „Ein Fall<br />

weiter arbeiten könnten, aber das findet heute<br />

kaum mehr statt. Stattdessen erwartet man<br />

von Anfang an perfekte Produkte. Aber das verstehe<br />

ich nicht unter Entwicklungsarbeit, so<br />

funktioniert das Schreiben nicht!<br />

Drehbuchautoren verarbeiten oft<br />

aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen.<br />

Wie viel soziologische Kenntnisse sind<br />

nötig?<br />

Sie müssen <strong>als</strong> Autor eigentlich ein permanentes<br />

Studium Generale betreiben. Sie müssen<br />

wissen, für wen Sie schreiben und wie die<br />

Menschen strukturiert sind, die sich das angucken<br />

sollen. Wenn Sie für RTL arbeiten, ist von<br />

Bleibt es ein Übergangsmedium,<br />

weil es nicht <strong>als</strong> Literatur verwertet wird?<br />

Ich würde es stark befürworten, würden<br />

mehr Drehbücher veröffentlicht. Ich schätze das<br />

Drehbuch <strong>als</strong> Kunstform hoch ein, es wird leider<br />

nicht <strong>als</strong> solche anerkannt. Und zwar sicher<br />

deswegen, weil es natürlich vergleichsweise unbequem<br />

zu lesen ist. Leute, die damit arbeiten,<br />

kennen diese Form, alle anderen würden im<br />

Zweifelsfalle immer lieber denselben Stoff in Romanform<br />

lesen wollen. Es bedeutet sehr viel Arbeit,<br />

ein Drehbuch zu lesen, du hast diese Leerstellen,<br />

die es zu füllen gilt, und gleichsam ist<br />

es sehr technisch. Es ist eben doch eher die Konstruktionszeichnung<br />

einer Geschichte, die sich<br />

an ein ganz bestimmtes Publikum richtet.<br />

Aus welcher Funktion heraus ist es<br />

historisch überhaupt entstanden?<br />

Zu Anfang der Filmgeschichte hätte ein<br />

Drehbuch tatsächlich noch keinen Sinn ergeben:<br />

Die Filme waren sehr kurz, so genannte One-<br />

Reeler, und hatten zum Teil einen eher dokumentarischen<br />

Ansatz. Erst <strong>als</strong> die Filme länger<br />

wurden, sah man sich genötigt, ein Konzept zu<br />

verfassen, weil die Geschichten ansonsten zu<br />

zerfasern drohten. Sie wurden anspruchsvoller,<br />

und man musste das füllen. Das war der Auslöser<br />

dafür, dass man Photoplays, so hieß das<br />

dam<strong>als</strong>, geschrieben hat. Das waren wirklich nur<br />

Anleitungen – Dialoge gab es ja noch nicht –<br />

dafür, was man wann inszeniert. Als Thomas<br />

Harper Ince dann erstm<strong>als</strong> begann, mit verschiedenen<br />

Kamerateams zu arbeiten, ent-<br />

für Zwei“) bis zum Kriminaldrama<br />

(„Die dunkle Seite“). Peter Hane-<br />

mann sprach mit ihm über Last<br />

und Lust des Drehbuchschreibens.<br />

Interview mit Xaõ Seffcheque<br />

Multiple Dienst leister<br />

einem anderen Publikum die Rede <strong>als</strong> von dem,<br />

das sich in der Primetime beim ZDF einfindet.<br />

Sie sollten im Übrigen auch wissen, wie die jeweiligen<br />

Redakteure ticken – sonst scheitern Sie<br />

schon in dieser Instanz.<br />

Müssen Sie <strong>als</strong> Autor viel Fernsehen<br />

gucken?<br />

Schaden tut’s nicht. Vor allem sollten Autoren<br />

ins Kino gehen. Der Kinofilm ist innovativer,<br />

weil meistens mehr Geld, vor allem aber<br />

mehr Stoffentwicklung drin steckt. Man kann<br />

lernen, was Regisseure und Schauspieler aus<br />

dem Stoff herausgeholt haben. Die neuesten<br />

Dennis Eick,<br />

Foto: privat<br />

wickelte sich das Drehbuch weiter. Man brauchte<br />

es nun, um die Kontrolle darüber zu haben,<br />

was die verschiedenen Teams drehen. Das Drehbuch<br />

war <strong>als</strong>o von Anfang an eine sehr technisch<br />

orientierte Blaupause für den Film. Erst<br />

später, <strong>als</strong> die Geschichten länger wurden und<br />

der Dialog dazu kam, ist das Drehbuch künstlerisch<br />

anspruchsvoller geworden, weil sich erst<br />

von diesem Zeitpunkt an das Medium <strong>als</strong> solches<br />

entfalten konnte.<br />

12 newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

internationalen Trends im Fernsehen schau ich<br />

mir gerne z.B. auf dem Fernsehfestival Cologne<br />

Conference in Köln an.<br />

Was ist denn im deutschen Fernsehen<br />

angesagt?<br />

Im Serienbereich werden zunehmend ethnische<br />

Veränderungen der Gesellschaft thematisiert.<br />

Man entdeckt – leider wieder mal erst<br />

ein Jahrzehnt nach den Briten und den Amis –<br />

die Parallelkulturen, Ghettos, Randgruppen.<br />

Auch psychische Defekte sind nun salonfähig:<br />

Man zeigt Leute, die nicht stromlinienförmig<br />

schön sind und nicht stromlinienförmig denken<br />

Dennis Eick ist Redakteur im Bereich Fiction<br />

bei RTL. Promoviert hat er mit einer Analy-<br />

se internationaler Drehbuch-Handbücher,<br />

eine Arbeit, die unter dem Titel „Drehbuch-<br />

und handeln, aber trotzdem intakte Mitglieder<br />

der Gesellschaft sind. Und nach wie vor sind<br />

starke Frauen in.<br />

Und der Trend beim Fernsehfilm?<br />

Die Qualität geht eindeutig zurück. Ich frage<br />

mich zum Beispiel, ob es dem öffentlichrechtlichen<br />

Bildungsauftrag entspricht, möglichst<br />

alle Stoffe auf dem Level von „Lore“-Romanen<br />

oder alle Katastrophen der deutschen<br />

Nachkriegsgeschichte zu verfilmen. Und das unabhängig<br />

davon, ob es dafür sogar ein Publikum<br />

geben mag, denn das Publikum vermisst<br />

ja erstmal nichts, wenn ihm nichts Besseres angeboten<br />

wird.<br />

theorien“ bei UVK Medien publiziert wurde. Oliver<br />

Baumgarten sprach mit dem Drehbuchexperten, der<br />

mit einem weiteren Buch über Exposé und<br />

Treatment selbst zum Autor eines Ratgebers wurde.<br />

Interview mit Dennis Eick<br />

Ein Überga ngsmedium<br />

Verändern sich Drehbücher gemeinsam<br />

mit der Gesellschaft, mit dem<br />

Zeitgeist?<br />

Die Geschichten, die wir uns erzählen, verändern<br />

sich im Laufe der Zeit. Die Grundform<br />

der Dramaturgie aber ändert sich eigentlich<br />

nicht. Aristoteles, die drei Akte, Anfang, Mitte,<br />

Ende mit bestimmten Wendepunkten, einem<br />

Ziel des Helden usw. – so funktionieren eigentlich<br />

alle Filme. Liest man heute Drehbücher<br />

aus den 1950er Jahren, dann wird man Unterschiede<br />

feststellen können zu heutigen Drehbüchern.<br />

Allerdings nicht in der Form, sondern<br />

in den Geschichten. Filme wie „Pulp Fiction“,<br />

„21grams“ oder „8x2“, die mit nicht-linearen<br />

Strukturen arbeiten, sind tatsächlich erst in dieser<br />

Häufigkeit in den letzten Jahren entstanden.<br />

Das ist das, was ich <strong>als</strong> postmodern bezeichnen<br />

würde: Abwandlungen zu den dramaturgischen<br />

Mustern und Regeln, wie sie von Beginn an gepflegt<br />

wurden. Anfang, Mitte, Ende – das hatte<br />

man 100 Jahre so gemacht, um nun anzufangen,<br />

damit ein bisschen zu spielen, ohne das<br />

aber komplett aufzulösen.<br />

Was ist das bessere Programm?<br />

Die Kriminalgeschichte ist einer der letzten<br />

Fluchtpunkte des Schreibers geworden,<br />

wenn er eine moralische gesellschaftliche Position<br />

in den Stoff einbauen will. Trotzdem bietet<br />

das Fernsehen auch hier nur in Ausnahmefällen<br />

herausragende Geschichten. Die Sender<br />

kommen ihrem Auftrag immer weniger nach,<br />

nicht nur aus Sicht der Drehbuchautoren und<br />

Filmschaffenden, sondern auch aus Sicht jener,<br />

deren Anwälte die Filmschaffenden sein sollten<br />

– den Zuschauern.<br />

Es bleibt ja noch der Kinofilm. Ist<br />

das die Königsdisziplin?<br />

Kino ist für jeden die Königsdisziplin, aber<br />

nicht finanziell. Fürs Kino zu schreiben ist eher<br />

wie eine Medaille zu bekommen.<br />

Was hat sich sonst noch verändert?<br />

Früher ging man mit einer Idee, einer Synopsis<br />

oder einem Entwurf zum Sender oder<br />

Produzenten. Heute müssen Sie de facto mindestens<br />

ein ausgearbeitetes und möglichst von<br />

allen Fehlern bereinigtes Exposé vorlegen. Um<br />

eine Chance zu haben, dass überhaupt mit ihm<br />

weiter verhandelt wird, muss der Auto <strong>als</strong>o extrem<br />

in Vorleistung gehen. Auch die vertragliche<br />

Situation hat sich radikal geändert. Sie können<br />

nach jeder Phase ohne Angabe von Gründen<br />

rausgeschmissen werden. Und die Möglichkeiten,<br />

an der Verwertung des Produkts teilzuhaben,<br />

haben sich trotz des neuen Urheberrechts<br />

nicht verbessert. Die Verhandlungen<br />

über die Vergütungsregelungen ziehen sich jetzt<br />

schon seit über vier Jahren.<br />

Für Ihr Buch „Drehbuchtheorien“ haben<br />

Sie die Literatur übers Drehbuchschreiben<br />

vergleichend untersucht. Auf<br />

welche Unterschiede sind Sie bei den<br />

Handbüchern gestoßen?<br />

Oberflächlich betrachtet auf keine. Denn<br />

wie gesagt: Die Grundform der Geschichte ändert<br />

sich nicht. Insofern vermitteln all diese Bücher<br />

mehr oder weniger dasselbe, in unterschiedlichen<br />

Facetten. Doch schaut man genau<br />

hin, dann gibt es deutliche Unterschiede zwischen<br />

ihnen. Syd Field legt seine Plot Points auf<br />

bestimmte Seitenzahlen im Drehbuch fest, Lin-<br />

Vor etwa zehn Jahren wurden viele<br />

neue Ausbildungsangebote fürs Drehbuchschreiben<br />

entwickelt. Was ist aus<br />

den Schreibern geworden, die durch die<br />

Schulen gegangen sind?<br />

Für die meisten war kein Markt da. Als es<br />

wenige Jahre später mit dem Boom beim Fernsehfilm<br />

vorbei war, hat sich die Auftragslage<br />

auch für gestandene Autoren verschlechtert, bei<br />

gleichzeitigem Rückgang der Honorare. Es gab<br />

viele, die in ihre Brötchenjobs zurück mussten.<br />

Und während der Durststrecke 2001 bis 2004<br />

haben nicht immer die schlechtesten das Handtuch<br />

geworfen.<br />

Wie sieht es heute aus?<br />

Es sind nur wenige, die aus den Drehbuchklassen<br />

der Filmhochschulen in Köln, Ludwigsburg,<br />

München oder Potsdam abgehen<br />

und dann gar nichts zu tun kriegen. Es gibt allerdings<br />

auch viele, die nebenbei unterrichten müssen,<br />

für Zeitungen arbeiten oder was anderes<br />

machen. Nun ist es ja nichts Ehrenrühriges, Taxi<br />

zu fahren und im Jahr zwei Folgen einer Weekly<br />

zu schreiben, <strong>als</strong> multipler Dienstleister sozusagen.<br />

Kann man von prekären Strukturen<br />

sprechen?<br />

Ja, es gibt bei den Autoren durchaus eine<br />

prekäre Unter- und eine gut eingeführte<br />

Oberschicht. Aber das will kaum jemand wahr<br />

haben.<br />

da Seger gibt ihren Turning Points einen viel größeren<br />

Spielraum, deutsche Autoren wiederum<br />

bezeichnen sie <strong>als</strong> Wendepunkte, die sie auf<br />

wieder anderen Seiten festlegen. Dabei ist es<br />

natürlich Quatsch, Wendepunkte auf exakte Seitenzahlen<br />

zu fixieren, weil jede Geschichte ihren<br />

eigenen Rhythmus, ihr eigenes Muster hat,<br />

nach dem sie erzählt werden muss. Das kann<br />

man mit solch einem Regelwerk nicht darstellen.<br />

Wofür aber ein Syd Field wieder gut ist, ist<br />

die Vermittlung dieser Struktur <strong>als</strong> grundlegendes<br />

Handwerkszeug eines jeden Autoren.<br />

In der Stoffentwicklung bei RTL sind<br />

Sie täglich mit Drehbüchern konfrontiert<br />

– wie gut haben denn die deutschen Autoren<br />

den Syd Field drauf?<br />

Na ja, so schwer ist es nicht, diese Aktstruktur<br />

zu lernen. Ob man irgendwann Feinheiten<br />

der Dramaturgie beherrscht, das ist dann<br />

natürlich vom Autor abhängig. Das Handwerk<br />

<strong>als</strong>o kann man lernen, die Kreativität damit umzugehen,<br />

das ist eine Sache, die nur schwer zu<br />

vermitteln ist. Daran erkennt man dann die guten<br />

Autoren: in der Kreativität, mit denen sie Lösungen<br />

für Probleme erarbeiten.<br />

Ist denn grundsätzlich die Herangehensweise<br />

in Deutschland mit der in<br />

Hollywood vergleichbar?<br />

In Hollywood geht man das Buch strikt<br />

über diese exakten, ganz klaren Regeln an. Die<br />

Welche Branchensegmente melden<br />

noch Bedarf an?<br />

Salopp gesagt: Der Trash hat großen Bedarf<br />

an Schreibern – auch die Telenovelas und<br />

Soaps. Und nach wie vor die Gerichtsshows.<br />

Drehbücher für Gerichtsshows werden allerdings<br />

sehr schlecht bezahlt. Es gibt auch nach<br />

wie vor Bedarf im seriellen Geschäft, aber das<br />

teilen sich einige wenige Autoren auf. Für Reihen<br />

wie „Tatort“, „Polizeiruf“ oder „Kommissarin<br />

Lukas“ arbeiten meist nur Stammautoren. Wenn<br />

man da eingeführt ist, fliegt man so schnell nicht<br />

raus – da herrscht Oligarchie.<br />

Wie kommen Neueinsteiger rein?<br />

Wenn man wenigstens auf Serienniveau<br />

einsteigen will, geht das eigentlich fast nur über<br />

das Networking; die Qualität der Stoffe ist oftm<strong>als</strong><br />

nicht das wirklich Entscheidende. In den<br />

meisten Fällen geht es vielmehr um die Qualität<br />

der Kontakte, um einen Stoff dort zu lancieren<br />

wo man ihn gerne haben will. Das ist überall<br />

so – beim Fernsehen, beim Kino oder auch bei<br />

der Filmförderung.<br />

Wenn man wie Sie <strong>als</strong> Autor zwischen<br />

den Genres wechselt – wie flexibel<br />

muss man sein?<br />

Regisseure wie beispielsweise Billy Wilder,<br />

Stanley Kubrick oder Robert Altman haben sich<br />

nie auf ein Genre festlegen lassen. Vielleicht war<br />

es gerade das, was ihnen einen langen künstlerischen<br />

Atem gegeben hat. Man erneuert sich<br />

immer wieder, wenn man sich nicht sofort in<br />

das Schema des Spezialisten pressen lässt.<br />

deutsche Herangehensweise an ein Drehbuch<br />

ist eine andere: Man orientiert sich stärker am<br />

Autor, dem ja beigebracht wurde, seine eigene<br />

Stimme zu fühlen und das zu erzählen, was<br />

diese ihm sagt. Hollywood fokussiert sich fast<br />

ausschließlich auf den Zuschauer, in Deutschland<br />

passiert das nicht so wirklich. Dabei müsste<br />

die Grundfrage für jeden Drehbuchautor<br />

auch in Deutschland lauten: Wer will das sehen?<br />

Da muss man <strong>als</strong> allererstes drüber nachdenken,<br />

denn die Chance, ein Buch zu realisieren,<br />

das nur mir allein gefällt, ist ja doch gering.<br />

In Deutschland gibt es doch aber im<br />

Gegensatz zu Hollywood die Tradition<br />

des Autorenfilms...<br />

Das Drehbuch selber hat der Autorenfilm<br />

eigentlich weniger beeinflusst <strong>als</strong> vielmehr die<br />

Stellung des Autors. Autoren wurden wie früher<br />

auch Regisseure eigentlich immer klein gehalten.<br />

Herausgehoben wurden die Stars, die<br />

Schauspieler, ansonsten aber niemand. Nachdem<br />

die Auteur-Theorie in Frankreich und Europa<br />

erfolgreich die Vision des Regisseurs <strong>als</strong><br />

Mittelpunkt künstlerischen Films durchgesetzt<br />

hatte, übernahmen auch die Studios dieses Konzept<br />

und begannen ebenso erfolgreich, den<br />

„neuen Film von Alfred Hitchcock“ zu verkaufen.<br />

Das entpuppte sich <strong>als</strong> gutes Marketingkonzept.<br />

Es hat im Endeffekt aber dazu beigetragen,<br />

dass Drehbuchautoren auch weiterhin<br />

klein gehalten wurden und noch heute in<br />

Deutschland bis auf ganz wenige Ausnahmen<br />

unbekannt sind.<br />

Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de 13


me sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute<br />

lt sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels<br />

r Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen ver-<br />

ssen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass<br />

hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer<br />

arke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da<br />

r Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des<br />

toren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie<br />

h illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei,<br />

h einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht<br />

istieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd<br />

hinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstle-<br />

chen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in<br />

r öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas<br />

ringer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deut-<br />

her Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend impro-<br />

ierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein<br />

hon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außer-<br />

lb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch<br />

Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durch-<br />

setzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Or-<br />

n des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra<br />

raufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor,<br />

amaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der<br />

fachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, ein-<br />

ägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es ein-<br />

utig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich<br />

r ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produ-<br />

nten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx<br />

er X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Auto-<br />

n“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die<br />

gisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer,<br />

nktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film<br />

n...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dre-<br />

rbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von<br />

albe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und<br />

ch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films<br />

acht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regis-<br />

urs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor<br />

bert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der<br />

pra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regis-<br />

ure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung<br />

s Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft<br />

urpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage woll-<br />

die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerken-<br />

ng der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffent-<br />

hen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schwei-<br />

n. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind<br />

tures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Perso-<br />

n sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Fal-<br />

nroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer<br />

nsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch<br />

rchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste<br />

hon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und<br />

essemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen<br />

nstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel<br />

utorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank<br />

pra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum<br />

ispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man<br />

lche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwort-<br />

hen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine<br />

n TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent er-<br />

rten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Kon-<br />

rrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähn-<br />

hes geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber<br />

vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen<br />

gen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an<br />

n Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film<br />

absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann:<br />

in Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die<br />

an einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde<br />

se Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes In-<br />

iduum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnli-<br />

e Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script<br />

2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt<br />

d gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich<br />

seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letz-<br />

s verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ ha-<br />

n Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt,<br />

ss ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch<br />

eder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ bei-<br />

ielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von<br />

uckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl<br />

ehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn<br />

tor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von<br />

rselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteilig-<br />

n gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Perso-<br />

n. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind<br />

m<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich<br />

rtnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Auto-<br />

ntheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen mach-<br />

. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch ge-<br />

ten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu<br />

in, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außen-<br />

hende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren<br />

d das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich ille-<br />

l angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich<br />

en Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht exi-<br />

eren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd<br />

hinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstle-<br />

chen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in<br />

r öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas<br />

ringer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deut-<br />

her Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend impro-<br />

ierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein<br />

hon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außer-<br />

lb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch<br />

Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durch-<br />

setzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Or-<br />

n des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra<br />

raufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor,<br />

amaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der<br />

fachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, ein-<br />

ägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es ein-<br />

utig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich<br />

r ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produ-<br />

nten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx<br />

er X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Auto-<br />

n“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die<br />

gisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer,<br />

nktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film<br />

n...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dre-<br />

rbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von<br />

albe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und<br />

ch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films<br />

acht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regis-<br />

urs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor<br />

bert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der<br />

pra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regis-<br />

ure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung<br />

s Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft<br />

urpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage woll-<br />

die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerken-<br />

ng der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffent-<br />

hen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schwei-<br />

n. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind<br />

tures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Perso-<br />

n sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Fal-<br />

nroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer<br />

nsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch<br />

rchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die man einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste<br />

hon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde diese Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und<br />

essemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes Individuum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen<br />

nstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel<br />

utorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank<br />

pra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt und gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum<br />

ispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man<br />

lche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwort-<br />

hen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ haben Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine<br />

n TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent er-<br />

rten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Kon-<br />

rrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähn-<br />

hes geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber<br />

vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen<br />

gen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an<br />

n Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von derselben Person verantwortet wird.Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film<br />

absolute Teamarbeit. Für mich gehört die Formulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz, zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im Abspann:<br />

in Film von“, und es folgen gleichwertig die Namen aller an den Dreharbeiten und in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durchsetzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wichtig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der Marke, über die<br />

an einen Film zu kommunizieren vermag – und die war im Falle von „Halbe Treppe“ eben doch: Andreas Dresen. Filme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Individuums“, wusste schon Siegfried Kracauer, und würde man innerhalb und außerhalb der Branche eine Umfrage organisieren, so würde<br />

se Aussage auch heute noch niemand ernsthaft bestreiten. Und doch existiert diese Diskussion, denn bis heute hält sich hartnäckig eine Formulierung in Vorspännen und Pressemitteilungen, in Kritiken und Publikationen und damit auch im Bewusstsein der Menschen, die ein einzelnes In-<br />

iduum, in der Regel den Regisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht: „Ein Film von...“ Seit in Frankreich mittels der Autorentheorie der Regisseur zum verantwortlichen Künstler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es in Hollywood ähnli-<br />

e Tendenzen, die dazu führten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs die Leistungen aller anderen Kreativen vergessen machte. In seinem kämpferischen Grundsatzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder Wem gehört der Film?“ im Organ des Verbandes der Drehbuchautoren (script<br />

2003) erzählt etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Capra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra daraufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt<br />

d gesagt haben: „Now put your famous Capra Touch on that!“Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Urheber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchautoren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dramaturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich<br />

seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Umstand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehende oft nur schwer erkennbar sei, wem man welche Leistung zuschreiben müsse, halte man sich deshalb der Einfachheit halber an denjenigen, der <strong>als</strong> letz-<br />

s verantwortlich Hand angelegt habe. Vielleicht erscheint die Leistung des Regisseurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Autoren und das klischeehafte Bild des Hauptverantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Megafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?Für Autoren wie Werner Kließ ha-<br />

n Regisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’ die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das zurück geben, was sie sich illegal angeeignet haben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür gibt,<br />

ss ein Film dem Autor gehört. In der repräsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wissen, was der Grund der Befragten sei, sich einen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent erklärten die Story für ausschlaggebend – die Regisseure waren lediglich für ein Prozent ein Grund. Dem Autor jedoch<br />

eder zu seiner Autorschaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit einiger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre Filme für sich. „Der Untergang“ bei-<br />

ielsweise war in der Vermarktung und somit auch in der öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-Events und Filmen aus dem Hause Teamworx oder X Filme („Von den Machern von...“), von<br />

uckheimer oder den Weinsteins in Hollywood ganz zu schweigen. „Produzenten spielen von außen betrachtet in der künstlerischen Einschätzung eine untergeordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“, meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl<br />

ehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Kölner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden. Zu Recht? „Wenn<br />

tor, Regisseur und Produzent drei verschiedene Personen sind, dann ist der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film von...“, wenn Buch und Regie von<br />

Warum legt die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW ihr Augenmerk auf die Stoff-<br />

entwicklung?<br />

Wir mussten leider immer wieder<br />

feststellen, dass Filme ihr Potenzial nicht<br />

völlig ausschöpfen konnten, weil sich Ver-<br />

säumnisse in der Entwicklung der Dreh-<br />

bücher am Set oder in der Postproduktion<br />

eben einfach nicht mehr aufholen lassen.<br />

Der Grund hierfür war vielfach, dass meist<br />

die Zeit, sprich: das Geld für eine ausrei-<br />

chende Entwicklung der Stoffe fehlte, da<br />

die Projekte unter Kapital- und Finanzie-<br />

rungsdruck zu früh auf den Weg gebracht<br />

worden waren. Dieser Druck wurde auch<br />

von der Branche beklagt, und um ihn zu<br />

mindern, haben wir in Abstimmung mit<br />

dem film & fernseh produzentenverband<br />

nrw dieses neue Instrumentarium ent-<br />

wickelt.<br />

Warum konnte hier in der Ver-<br />

gangenheit die Vorbereitungsför-<br />

derung nicht schon helfen?<br />

Die Vorbereitungsförderung zielt auf<br />

die eigentliche Vorbereitung des Drehs<br />

und umfasst typischerweise die Motiv-<br />

suche, die Ausstattungsvorbereitung, das<br />

Casting, die Erstellung des Drehplans etc.<br />

Sie greift erst zu einem Zeitpunkt, an dem<br />

die dramaturgische Entwicklung weit-<br />

estgehend abgeschlossen sein sollte.<br />

Und die Stoffentwicklungsför-<br />

derung zielt nur auf die Verbesse-<br />

rung der Stoffe ab?<br />

Genau, in erster Linie sollen so die<br />

dramaturgische Weiterentwicklung und<br />

Ausdifferenzierung der Dialoge und Char-<br />

aktere sowie weitere Recherchen er-<br />

möglicht werden.<br />

Wie sieht das praktisch aus?<br />

Was muss ein Produzent machen,<br />

um die Förderung zu erhalten?<br />

Das Antragsverfahren entspricht<br />

dem üblichen Weg, das heißt zu den fünf<br />

bis sechs Einreichterminen im Jahr können<br />

die Anträge an die <strong>Filmstiftung</strong> gesandt<br />

werden. Endgültig entschieden wird dann<br />

im Förderausschuss rund acht Wochen<br />

später.<br />

Neu ist auch, dass mehrere<br />

Projekte gleichzeitig eingereicht<br />

werden können. Wie funktioniert<br />

diese Paketförderung?<br />

Mit der Paketförderung können drei<br />

bis fünf Projekte gleichzeitig gefördert<br />

werden. Sie berücksichtigt in besonderem<br />

Maße das hohe Risiko der Projektent-<br />

wicklungsphase und versetzt die Produ-<br />

zenten in die Lage, parallel die Entwik-<br />

klung von mehreren Stoffen zu betreiben.<br />

Davon erhoffen wir uns, dass vermehrt Er-<br />

folg versprechende Projekte entwickelt<br />

werden und sich so das Produktionsvo-<br />

lumen in NRW sowohl qualitativ <strong>als</strong> auch<br />

quantitativ vergrößert.<br />

Welche Vorteile bietet die Pa-<br />

ketlösung den Produzenten?<br />

Aufgrund der dünnen Kapitaldeck<br />

können viele Produzenten ihre Stoffe nicht<br />

mit der Intensität entwickeln, die die Pro-<br />

jekte brauchen und die sich die Produ-<br />

zenten auch selbst wünschen würden.<br />

Hier stellt die Paketförderung die not-<br />

wendigen Mittel, um gleichzeitig an meh-<br />

reren Projekten intensiv zu arbeiten, denn<br />

nur mit einem Drehbuch, das sein Po-<br />

tenzial voll ausschöpft, kann man den ide-<br />

alen Stab und Cast gewinnen. Und nur ei-<br />

ne solche perfekte Kombination wiede-<br />

rum ermöglicht den Produzenten in der<br />

Finanzierungsphase, die bestmöglichen<br />

Resultate zu erzielen und das Projekt aus-<br />

reichend finanziell auszustatten, ohne<br />

Rechte zu früh oder unter Wert abgeben<br />

zu müssen.<br />

Welche praktischen Bedin-<br />

gungen gibt es für die Förderung?<br />

Gefördert werden Spiel- und Do-<br />

kumentarfilmprojekte fürs Kino, in Ein-<br />

zelfällen auch Animations- und Fernseh-<br />

filme. Dabei kann die Förderung bis zu 80<br />

Prozent der kalkulierten Stoffentwik-<br />

klungskosten inklusive des Rechteerwerbs<br />

betragen, maximal jedoch bis zu 75.000<br />

Euro pro Projekt. Bei der Paketförderung<br />

sind es maximal 150.000 Euro pro Paket.<br />

Die Förderung wird <strong>als</strong> bedingt rück-<br />

zahlbares Darlehen gewährt und muss so<br />

weit wie möglich in NRW ausgegeben<br />

werden.<br />

Wie war die Zusammenarbeit<br />

mit den Produzenten bei der Ent-<br />

wicklung des Instrumentariums?<br />

Nach einem ersten grundsätzlichen<br />

Gespräch zu diesem Thema im Juli mit Mi-<br />

chael Schmid-Ospach, Claudia Droste-De-<br />

selaers und dem gesamten Vorstand des<br />

film & fernseh produzentenverbandes<br />

nrw, habe ich mit dem Vorstand Joachim<br />

Ortmanns in einer sehr konstruktiven Zu-<br />

sammenarbeit die Eckpunkte diskutiert<br />

und die Bedürfnisse der Produzenten eru-<br />

iert. Die Ausdifferenzierung des Instru-<br />

ments erfolgte dann bis September in der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

Ab wann können die Produ-<br />

zenten auf die neue Förderung zu-<br />

greifen?<br />

Die ersten Anträge können bereits<br />

zum nächsten Einreichtermin am 24. No-<br />

vember an die <strong>Filmstiftung</strong> NRW geschickt<br />

werden. Die ersten Entscheidungen wer-<br />

den dann im Januar 2007 getroffen sein.<br />

Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de 15<br />

Ende Oktober beschloss der Aufsichtsrat der <strong>Filmstiftung</strong> NRW ein neues<br />

Förderinstrument: Mit der Unterstützung der Stoffentwicklung, für die<br />

auch Projektpakete beantragt werden können, wollen die Düsseldorfer<br />

Filmförderer Produzenten aus NRW bei der sorgfältigen Drehbuch-<br />

entwicklung helfen. Für den Newsletter erläutert Christina Bentlage,<br />

stellvertretende Leiterin der Projektförderung, die Eckdaten der Förde-<br />

rung, die vom film & fernsehproduzentenverband nrw e.v. bereits einhel-<br />

lig begrüßt wurde.<br />

Interview mit Christina Bentlage<br />

Stoffentwicklung:<br />

Reifezeit<br />

Die Formulierung „Ein Film von...“ erregt die Gemüter, weil sie zumeist den Regisseur <strong>als</strong> Allein-Urheber<br />

impliziert. Müsste aber nicht eigentlich der Autor die Autorschaft besitzen?<br />

klärten die Story für ausschlaggebend – die Re-<br />

gisseure waren lediglich für ein Prozent ein<br />

Grund.<br />

Dem Autor jedoch wieder zu seiner Autor-<br />

schaft zu verhelfen und damit zur Anerkennung<br />

der Tatsache, dass ohne sein Zutun der Film gar<br />

nicht existieren würde, wird schwierig. Denn es<br />

droht Konkurrenz von anderer Stelle. Seit eini-<br />

ger Zeit beanspruchen auch Produzenten ihre<br />

Filme für sich. „Der Untergang“ beispielsweise<br />

war in der Vermarktung und somit auch in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung viel mehr ein Film<br />

von Produzent Bernd Eichinger <strong>als</strong> von Regisseur<br />

Oliver Hirschbiegel. Ähnliches geschieht mit TV-<br />

Events und Filmen aus dem Hause Teamworx<br />

oder X Filme („Von den Machern von...“), von<br />

Bruckheimer oder den Weinsteins in Hollywood<br />

ganz zu schweigen.<br />

„Produzenten spielen von außen betrach-<br />

tet in der künstlerischen Einschätzung eine unter-<br />

geordnete Rolle, aber sie vermögen sich immer<br />

noch besser zu präsentieren <strong>als</strong> die Autoren“,<br />

meint Thomas Springer. Er selbst ist sowohl<br />

Drehbuchautor <strong>als</strong> auch Produzent bei der Köl-<br />

ner Tradewind Pictures. Dass Drehbuchautoren<br />

in Deutschland keine Rolle in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung spielen, wird in seinen Augen<br />

auch durch Kritiken und Festiv<strong>als</strong> gestärkt, wo<br />

jeweils die Regisseure im Mittelpunkt stünden.<br />

Zu Recht? „Wenn Autor, Regisseur und Produ-<br />

zent drei verschiedene Personen sind, dann ist<br />

der Film ein Gemeinschaftswerk“, sagt Thomas<br />

Springer, „dann wird die Zuschreibung des Films<br />

an den Regisseur der Sache nicht gerecht“. Am<br />

ehesten, so Springer, funktioniere „Ein Film<br />

von...“, wenn Buch und Regie von derselben Per-<br />

son verantwortet wird.<br />

Für Christoph Falkenroth, Drehbuchautor<br />

und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher<br />

Drehbuchautoren e.V., ist die Sache klar: „Film<br />

ist absolute Teamarbeit. Für mich gehört die For-<br />

mulierung ‚Ein Film von...’ abgeschafft, sie wird<br />

F ilme sind niem<strong>als</strong> das Produkt eines Indivi-<br />

duums“, wusste schon Siegfried Kracauer,<br />

und würde man innerhalb und außerhalb der<br />

Branche eine Umfrage organisieren, so würde<br />

diese Aussage auch heute noch niemand ernst-<br />

haft bestreiten. Und doch existiert diese Dis-<br />

kussion, denn bis heute hält sich hartnäckig ei-<br />

ne Formulierung in Vorspännen und Presse-<br />

mitteilungen, in Kritiken und Publikationen und<br />

damit auch im Bewusstsein der Menschen, die<br />

ein einzelnes Individuum, in der Regel den Re-<br />

gisseur, zum Allein-Urheber eines Films macht:<br />

„Ein Film von...“<br />

Seit in Frankreich mittels der Autorentheo-<br />

rie der Regisseur zum verantwortlichen Künst-<br />

ler stilisiert wurde, hat sich diese Idee nahezu<br />

weltweit durchgesetzt. Aber auch zuvor gab es<br />

in Hollywood ähnliche Tendenzen, die dazu führ-<br />

ten, dass der Bekanntheitsgrad des Regisseurs<br />

die Leistungen aller anderen Kreativen verges-<br />

sen machte. In seinem kämpferischen Grund-<br />

satzartikel „Autorentheorie ohne Autoren oder<br />

Wem gehört der Film?“ im Organ des Verban-<br />

des der Drehbuchautoren (script 4/2003) erzählt<br />

etwa der Drehbuchautor Hartmann Schmige<br />

von Autor Robert Riskin, der es eines Tages leid<br />

wurde, dass die hoch gelobten gemeinsamen<br />

Filme mit Regisseur Frank Capra stets einzig Ca-<br />

pra zugeschrieben wurden. Riskin soll Capra dar-<br />

aufhin 120 leere Seiten auf den Tisch geknallt<br />

und gesagt haben: „Now put your famous Ca-<br />

pra Touch on that!“<br />

Der Capra Touch, Hitchcocks Suspense – Ur-<br />

heber einer Marke zu sein, scheint Regisseuren<br />

besser zu stehen <strong>als</strong> zum Beispiel Drehbuchau-<br />

toren. Werner Kließ, selber Drehbuchautor, Dra-<br />

maturg und ehem<strong>als</strong> Produzent, erklärt sich in<br />

seinem Aufsatz „Haltet die Diebe!“ diesen Um-<br />

stand so, dass Regisseure „künstlerische Letzt-<br />

Täter eines Films“ seien. Da für Außenstehen-<br />

de oft nur schwer erkennbar sei, wem man wel-<br />

che Leistung zuschreiben müsse, halte man sich<br />

deshalb der Einfachheit halber an denjenigen,<br />

der <strong>als</strong> letztes verantwortlich Hand angelegt ha-<br />

be. Vielleicht erscheint die Leistung des Regis-<br />

seurs in diesem Sinne konkreter <strong>als</strong> die des Au-<br />

toren und das klischeehafte Bild des Haupt-<br />

verantwortlichen, der auf einem Stuhl mit Me-<br />

gafon bewaffnet am Set sitzt, einprägsamer?<br />

Für Autoren wie Werner Kließ haben Re-<br />

gisseure „mit der Formulierung ‚ein Film von...’<br />

die Autorschaft usurpiert“, und „sie müssen das<br />

zurück geben, was sie sich illegal angeeignet ha-<br />

ben“. Und Umfragen wie eine von TV Spielfilm<br />

vom Frühjahr 2005 scheinen zu belegen, dass<br />

es eindeutig eine öffentliche Meinung dafür<br />

gibt, dass ein Film dem Autor gehört. In der re-<br />

präsentativen Umfrage wollte die Zeitschrift wis-<br />

sen, was der Grund der Befragten sei, sich ei-<br />

nen Film im Kino anzuschauen. 81 Prozent er-<br />

keinem der kreativ Beteiligten gerecht.“ Eine<br />

ähnliche Haltung, nur mit anderer Konsequenz,<br />

zeigte 2001 Andreas Dresen. Im überwiegend<br />

improvisierten Film „Halbe Treppe“ heißt es im<br />

Abspann: „Ein Film von“, und es folgen gleich-<br />

wertig die Namen aller an den Dreharbeiten und<br />

in der Postproduktion beteiligter Personen. Ein<br />

fairer Zug, ganz im Sinne Kracauers. Doch durch-<br />

setzen lassen wird sich das freilich nicht, zu wich-<br />

tig ist allein schon die Griffigkeit des Labels, der<br />

Marke, über die man einen Film zu kommuni-<br />

zieren vermag – und die war im Falle von „Hal-<br />

be Treppe“ eben doch: Andreas Dresen.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

14<br />

Christina Bentlage,<br />

Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Wir sind<br />

der Film<br />

„Halbe Treppe“,<br />

Foto: Delphi Filmverleih<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN


Drehbücher schreibt man nicht nebenbei. Um sich auf sein Buch konzentrieren zu können, muss der Autor finanziell unabhängig sein. Wo die<br />

Branche das nicht leisten kann, hilft die Filmförderung oder auch mal das Preisgeld eines Wettbewerbs.<br />

as Ideal ist, wenn ein Autor die Arbeit an<br />

Dseinem Drehbuch direkt von einem Sender<br />

oder einem Produzenten bezahlt bekommt.<br />

Doch wie das mit Idealen nun mal so ist, in der<br />

Realität sind sie selten. Gerade die kleinen und<br />

mittleren Produzenten sind – chronisch unterfinanziert<br />

– meist nicht in der Lage, die mehrmonatige<br />

Drehbucharbeit <strong>als</strong> Vorschuss zu finanzieren,<br />

wenn sie noch keinen Sender für ihre<br />

Kinoproduktion im Boot haben. Es gleicht<br />

einem Teufelskreis: Um die Finanzierung zu<br />

schließen, braucht es ein Drehbuch, um ein<br />

Drehbuch zu schreiben, braucht es Geld. Hier<br />

helfen die Förderer mit ihren Drehbuchförderungen<br />

wie die Filmförderungsanstalt auf<br />

Bundesebene und die regionalen Filmförderungen<br />

in ihren jeweiligen Hoheitsgebieten.<br />

In <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gibt es zwei Wege,<br />

die beide über die <strong>Filmstiftung</strong> NRW führen:<br />

Für die Drehbuchförderung können sich Autoren<br />

aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und Produzenten<br />

deutschlandweit bewerben. Dem Antrag,<br />

der in 11-facher Ausfertigung zu den Einreichterminen<br />

an die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gesandt<br />

werden kann, muss ein Treatment und eine ausgefertigte<br />

Dialogszene sowie eine Biografie des<br />

Antragstellers beigefügt werden. Entschieden<br />

wird über die Vergabe in den Fördersitzungen<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Wer mit seinem Projekt<br />

Reicht es heute aus, <strong>als</strong> Autor gut<br />

schreiben zu können? Oder welche Fähigkeiten<br />

benötigt man sonst noch?<br />

Die Kreativität und das Talent sind natürlich<br />

absolut notwendig, um <strong>als</strong> Autor Erfolg zu<br />

haben. Aber wir haben ja eine Fülle, bzw. Überfülle<br />

an Medienschaffenden aller Richtungen.<br />

Das führt natürlich seit einiger Zeit auch zu einer<br />

stark verschärften Konkurrenzsituation. Für<br />

viele Autoren ist es deshalb lebensnotwendig,<br />

sich selber entsprechend der eigenen Qualifikationen<br />

zu präsentieren und sich aktiv auf die<br />

Suche nach Aufträgen zu machen. Vielen ist das<br />

nicht nur unangenehm, sondern gar zuwider.<br />

Sich zu präsentieren und seine Projekte und Geschichten<br />

zu pitchen wird oftm<strong>als</strong> emotional<br />

gleich gesetzt mit sich bloß zu stellen, sich zu<br />

verkaufen. Insofern muss ein Autor sich sehr intensiv<br />

mit seiner inneren Haltung zum Vermarktungsprozess<br />

seines Talents beschäftigen.<br />

Das Klappern gehört zum Handwerk.<br />

Kann man diese Fähigkeiten lernen?<br />

Ja, man kann diese Fähigkeiten sehr wohl<br />

lernen. Deshalb ist es zum Beispiel eine wichtige<br />

Entscheidung der Filmschulen gewesen, die<br />

Studenten neben dem Schreiben, Produzieren<br />

oder Regieführen auch das Pitchen zu lehren.<br />

Manche Schulen betreiben das mit mehr und<br />

manche mit weniger Nachdruck und Intensität.<br />

In Ludwigsburg ist das Pitching-Training mittlerweile<br />

sogar eine Pflichtveranstaltung für alle<br />

Studenten geworden. Und wir haben dort das<br />

Gefühl, dass es sich echt bezahlt macht. Nicht<br />

16<br />

die Jury überzeugen kann, erhält dafür eine Förderung<br />

in Höhe von bis zu 20.000 Euro, die in<br />

zwei Raten <strong>als</strong> bedingt rückzahlbares Darlehen<br />

ausgezahlt wird. Ziel ist, dass das Projekt auch<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> realisiert wird. Seit ihrer<br />

Gründung hat die <strong>Filmstiftung</strong> NRW so insgesamt<br />

mehr <strong>als</strong> 280 Drehbücher mit mehr <strong>als</strong><br />

6,6 Millionen Euro gefördert.<br />

Eine weitere Fördermöglichkeit existiert in der<br />

Düsseldorfer Kaistraße durch die Abteilung Produktion<br />

2, mit der die <strong>Filmstiftung</strong> NRW die Förderaufgaben<br />

des Filmbüros NW fortführt und vor<br />

allem kleinere und Low-Budget-Projekte unterstützt.<br />

Über die Vergabe wird drei Mal im Jahr<br />

in einem eigenen, vom Filmbüro NW benannten<br />

Gremium entschieden. Für die Einreichung<br />

Sibylle Kurz,<br />

Foto: privat<br />

Drehbuchförderung in NRW<br />

Starthilfe<br />

nur für das Selbstbewusstsein der Studenten,<br />

sondern auch für die Entscheider, vor denen gepitcht<br />

wird, ist das Leben angenehmer geworden.<br />

Die Hauptkunst bei einem Pitch besteht ja<br />

darin, in kurzer Zeit so viel relevante und emotionale<br />

Information zu vermitteln, dass der Zuhörer<br />

einfach mehr über den Stoff erfahren<br />

möchte. Es ist insofern eine Art der Verführung,<br />

dass mein Gegenüber mehr Zeit und Aufmerksamkeit<br />

auf meinen Stoff verwendet. Kurz<br />

gesagt: Pitching ist die Ökonomie der Worte<br />

und der Aufmerksamkeit.<br />

Bedeutet das, dass smartes Auftreten<br />

auch über den einen oder anderen<br />

dramaturgischen Holperer hinweghelfen<br />

kann?<br />

brauchen Autoren oder Produzenten ebenfalls<br />

ein Treatment und eine Dialogszene. Einreichtermine<br />

gibt es nicht, und auch eine regionale<br />

Anbindung des Stoffes ist nicht erforderlich. Die<br />

Förderhöhe liegt hier bei bis zu 10.000 Euro. Die<br />

Anträge und weitere Informationen über die<br />

Drehbuchförderung der Produktion 1 und Produktion<br />

2 können auf der Website der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW heruntergeladen werden.<br />

Außer der Förderung gibt es für Autoren in<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> auch noch die Möglichkeit,<br />

sich die Finanzierung ihres Buches über einen<br />

Drehbuchpreis zu sichern. In <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> gibt es derzeit zwei solcher Wettbewerbe<br />

im Münsterland und in Köln. Voraussetzung<br />

für die Teilnahme ist, dass der Stoff<br />

eine Geschichte aus der oder über die Region<br />

erzählt. In Münster wird der Preis seit 1991 alle<br />

zwei Jahre vom Filmservice Münster.Land ausgeschrieben.<br />

2005 gewann dort Heinz Winter<br />

mit seinem Buch „Het achterhoek“, für das er<br />

3.000 Euro zuzüglich dramaturgischer Beratung<br />

erhielt. Die nächste Ausschreibung erfolgt Anfang<br />

2007, der Einsendeschluss für die Stoffe<br />

ist der 31. August 2007. Verliehen wird der Preis<br />

dann im Herbst im Rahmen des Filmfestiv<strong>als</strong><br />

Münster.<br />

Deutlich höher dotiert ist der Kölner Drehbuchpreis.<br />

Dem Sieger des in diesem Jahr zum<br />

zweiten Mal ausgeschriebenen Preises „Köln-<br />

Film“ winken 15.000 Euro, die von der Imhoff<br />

Stiftung ausgelobt werden. Noch bis zum 31.<br />

Januar können Autoren ihre Ideen <strong>als</strong> Treatment<br />

bei dem Verein FilmInitiativ Köln einreichen. Eine<br />

Jury entscheidet dann, genau wie in Münster,<br />

über die Sieger.<br />

Über ähnliche Förder-Modelle denkt man<br />

derzeit auch in anderen Städten in NRW nach,<br />

verbunden mit der Hoffnung, dass die fertigen<br />

Bücher später auch in den jeweiligen Stadtgrenzen<br />

in Szene gesetzt werden.<br />

www.ffa.de<br />

www.filmstiftung.de<br />

www.filminitiativ.de<br />

www.filmservice-muenster-land.de<br />

Seit zwölf Jahren arbeitet Sibylle Kurz <strong>als</strong> Kommunikations-Trainerin für Produktions-<br />

firmen und Filmschulen. Für den Newsletter erklärt sie, wie wichtig ein überzeugender<br />

Auftritt auch für Autoren ist.<br />

Nicht verbiegen<br />

Ein klares, deutliches Nein. Warum sollte<br />

jemand einen dramaturgischen Holperer oder<br />

Fehler übersehen und milde gestimmt sein, nur<br />

weil der Autor sich nett adrett präsentiert hat.<br />

Ein f<strong>als</strong>ches Versprechen in einem Pitch abzugeben<br />

und es dann im Buch nicht zu halten, wäre<br />

fatal. Was man aber nicht vergessen darf, ist,<br />

dass ein selbstbewusstes, professionelles und<br />

respektvolles Auftreten natürlich den Eintritt in<br />

die Welt erleichtert. Aber – mein Plädoyer auch<br />

an dieser Stelle – immer in Übereinstimmung<br />

mit der eigenen Persönlichkeit. Es kostet einfach<br />

viel zu viel Kraftaufwand, sich zu verstellen oder<br />

zu glauben, man müsse eine andere Person sein,<br />

weil das allgemein hin besser ankomme.<br />

Gibt es ihn denn überhaupt noch,<br />

den „armen Poeten“, der in der undich-<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

ten Dachstube auf seine Entdeckung<br />

wartet?<br />

Ich hoffe nicht, denn er wird leider übersehen<br />

werden und weiter warten, wenn er nicht<br />

aktiv seine Karriere betreibt. Es gibt doch den<br />

netten Spruch „warum sich Hühnereier besser<br />

verkaufen <strong>als</strong> Enteneier: Weil die Hühner beim<br />

Legen gackern“. Und trotzdem bleibt ein Huhn<br />

ein Huhn und eine Ente eine Ente. Die Authentizität<br />

ist so enorm wichtig dabei – bei sich<br />

zu bleiben, seine Persönlichkeit zu unterstreichen<br />

und gleichzeitig Originalität und Kreativität und<br />

ordentliches Handwerkszeug in das Produkt einzubringen.<br />

Und das kann nur wahrgenommen<br />

werden, wenn ich nach draußen gehe. Ich empfinde<br />

es sogar <strong>als</strong> eine moralische Verpflichtung<br />

eines Kreativen seinem Talent und seiner Gabe<br />

des Schreibens gegenüber, diesem Ausdruck zu<br />

verleihen.<br />

Christiane Hütter, Young-Mi Kuen und Florian Wimmer studieren Drehbuch an der ifs internationale filmschule köln und werden voraussichtlich<br />

2007 mit dem Bachelor abschließen. Im Newslettter erzählen sie über ihr Berufsbild, über Hoffnungen und Zukunftspläne.<br />

etritt man das Glückauf-Haus, in dem die<br />

Bifs internationale filmschule köln auf fünf<br />

Etagen beheimatet ist, so wird man mit jedem<br />

Stockwerk aufs Neue an das Schwierigste<br />

erinnert, das einem das Leben immer<br />

wieder abverlangt: Entscheidungen! Das <strong>als</strong><br />

Herz des Gebäudes konzipierte Treppenhaus<br />

bietet bequeme Stiegen an, die sich auf halber<br />

Treppe plötzlich teilen. Nach links oder<br />

nach rechts, beides führt in die nächste Etage<br />

und doch: Man muss sich entscheiden.<br />

„Ich habe Diplom-Pädagogik studiert und<br />

auch abgeschlossen. Anschließend bin ich<br />

über Öffentlichkeitsarbeit im pädagogischen<br />

Bereich zum Texten gekommen, aber so richtig<br />

glücklich war ich nicht. Ich weiß auch noch<br />

nicht so genau, ob ich strikt im Drehbuchbereich<br />

bleibe“, erzählt Young-Mi Kuen sehr<br />

entspannt. Christiane Hütter hat Psychologie<br />

studiert und zwei Semester Kulturwissenschaft.<br />

Psychologie wird sie im nächsten Jahr<br />

abschließen, ebenso wie den Bachelor an der<br />

ifs. „Und dann: mal gucken!“, sagt sie lächelnd.<br />

Florian Wimmer schließlich hat vier<br />

Semester Germanistik, Philosophie und Allgemeine<br />

Sprachwissenschaften studiert und<br />

nach der Zwischenprüfung abgebrochen. Er<br />

konnte sich nicht vorstellen, irgendetwas in<br />

diesem Bereich zu machen. „Meine Affinität<br />

zu Film hingegen wurde immer stärker“, erzählt<br />

er, „so habe ich mich hier beworben und<br />

hoffe, dass alles gut wird“. Drei Entscheidungen<br />

für die Ausbildung zum Drehbuchautoren<br />

– eine Profession, für die es bis vor<br />

kurzem noch gar keine Ausbildung, geschweige<br />

denn eine mit Abschluss, gegeben<br />

hat. Das Schreiben von Drehbüchern glaubte<br />

irgendwie jeder zu können, der mal ein<br />

paar zuvor gelesen hatte – es gibt ja schließlich<br />

auch Handbücher. Mittlerweile wurde<br />

diese Meinung revidiert, und an der ifs beispielsweise<br />

werden alle zwei Jahre bis zu zehn<br />

Drehbuchstudenten der ifs<br />

„Lest zu Ende!“<br />

Autoren in einem drei Jahre dauernden Studium<br />

ausgebildet und zum Abschluss mit<br />

dem Bachelor of Arts geführt.<br />

So klar die Drei ihre Entscheidungen gefällt<br />

haben, so unklar scheinen ihnen die Zukunftsperspektiven<br />

in diesem Beruf. „Wir lernen<br />

hier an der ifs eine Menge Leute kennen,<br />

Tutoren, Redakteure usw. Und da wird einem<br />

nicht unbedingt sehr viel Mut gemacht“, erklärt<br />

Florian Wimmer die Herkunft ihrer sehr<br />

vorsichtigen Einschätzung der Aussichten.<br />

„Das ist vermutlich ein typischer Schutzmechanismus<br />

der Branche, nicht zu viel zu versprechen.<br />

Einerseits sind wir der Nachwuchs,<br />

man sagt immer wieder, man würde auf uns<br />

setzen, aber im Nebensatz klingt eben immer<br />

auch an, wie schwierig es doch eigentlich ist.<br />

Einerseits sind wir sehr dankbar, dass man<br />

ehrlich mit uns ist, andererseits wirkt das nicht<br />

immer unbedingt ermutigend.“ Dennoch:<br />

Verunsichern lassen sich die Drei nicht. „Ich<br />

fühle mich dadurch eher abgehärtet <strong>als</strong> abgeschreckt“,<br />

gibt sich Young-Mi Kuen kämpferisch.<br />

Sie ist sich noch gar nicht sicher, ob<br />

sie überhaupt in Deutschland bleibt. „Ich finde<br />

das britische Fernsehen sehr spannend und<br />

asiatische Filme faszinierend. Beides übt einen<br />

großen Reiz auf mich aus.“<br />

Auch Christiane Hütter bereitet sich dar-<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

auf vor, flexibel sein zu müssen: „Ich persönlich<br />

möchte mich gar nicht nur auf das<br />

Drehbuchschreiben festlegen. Es wird in meinem<br />

Leben einen festen Platz einnehmen,<br />

aber es wird nie das einzige sein.“<br />

Auch von einem weiteren drohenden<br />

Problem, von dem sie bereits in der Schule<br />

mitbekommen, lassen sie sich nicht abschrecken:<br />

„Man hört häufig von dem typischen<br />

Spruch: Hört sich sehr interessant an,<br />

kriegen wir aber oben nicht durch. Ich glaube<br />

einfach, dass die Entscheidungsinstanzen<br />

in Deutschland schwierig sind. Dahinter vermute<br />

ich mal die Angst davor, dass am Ende<br />

die Quote nicht stimmt. Das kriegen auch<br />

wir schon mit, dass im Grunde nur in Quoten<br />

gedacht wird“, so Florian Wimmer. So<br />

enttäuschend das klingen mag: Die Drei sind<br />

schon jetzt darauf vorbereitet, „sich nun mal<br />

irgendwie finanzieren zu müssen. Wenn man<br />

eine Zeitlang für eine Telenovela schreiben<br />

würde, dann könnte man die Erfahrungen<br />

mitnehmen für die eigenen, die besseren Stoffe“,<br />

glaubt Christiane Hütter.<br />

Auch hinsichtlich des Arbeitsprozesses<br />

scheint sich beim Nachwuchs ein verändertes<br />

Berufsbild herauszukristallisieren: „Wir<br />

könnten uns sehr gut vorstellen“, erklärt Florian<br />

Wimmer, „mit drei bis vier Leuten in ei-<br />

nem Büro kreativ zusammen zu arbeiten, jeder<br />

hat zwar seinen eigenen Stoff, aber man<br />

tauscht sich regelmäßig aus. Die Idee vom<br />

Autorengenie im einsamen Keller ist vielleicht<br />

lange schon nicht mehr zeitgemäß, und vielleicht<br />

können wir dabei mithelfen, dass sich<br />

der Prozess ein bisschen mehr öffnet, dass<br />

man offen mit Stoffen umgeht, dass man mit<br />

mehreren daran arbeiten kann, anstatt sich<br />

von anderen abzuschotten.“ Wird dann nicht,<br />

mehr <strong>als</strong> es schon heute der Fall ist, die Frage<br />

des Credits und damit die Urheberfrage<br />

zum Problem werden? Der Einwurf trifft auf<br />

Erheiterung: „Das erleben wir schon hier an<br />

der Schule“, rufen sie unisono. „Eigentlich ist<br />

die Ausbildung an der ifs anders ausgerichtet,<br />

insofern, <strong>als</strong> dass im ersten Jahr alle drei<br />

Bereiche, Regie, Buch und Produktion, gemeinsam<br />

Unterricht haben, um Einblick in die<br />

anderen Bereiche zu bekommen und sich<br />

gegenseitig besser zu verstehen“, sagt Young-<br />

Mi Kuen. Beim dritten Filmprojekt allerdings,<br />

<strong>als</strong> jeder in seiner Rolle tätig war, sah die Sache<br />

plötzlich anders aus: Da kamen Ansprüche<br />

auf Urheberschaft und Credits auf.<br />

Große Hoffnungen setzen die Drei in ihr<br />

Abschlussbuch, den 90-Minüter, die erste<br />

ernst zu nehmende Visitenkarte, die in einem<br />

zentralen Pitching Redakteuren und Produzenten<br />

präsentiert werden wird. Das Sammeln<br />

von Kontakten steht dabei stärker im<br />

Vordergrund <strong>als</strong> der Glaube, dass dieses erste<br />

Buch auch verfilmt würde.<br />

Gut vorbereitet und ohne Furcht, Entscheidungen<br />

zu treffen, werden die Studenten<br />

in einem Jahr auf den Markt entlassen.<br />

Fragt man sie, was sie sich von den Redakteuren<br />

und Produzenten da draußen wünschen,<br />

sind sie sich auch da relativ einig: „Habt<br />

Mut und verschließt euch nicht gleich gegenüber<br />

etwas, das sich vielleicht wahnsinnig anhört“,<br />

hofft Florian Wimmer. „Und vor allem“,<br />

fügt er eindringlich hinzu: „Lest zu Ende!“<br />

Drehbuchstudenten: Florian Wimmer, Christiane Hütter<br />

und Young-Mi Kuen, Foto: ifs<br />

Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de 17


Es gibt solche und solche Autoren: Die einen erfinden in ihren Geschichten ihre eigenen Welten und vertrauen darauf, dass die Zuschauer ihnen<br />

in ihre Fantasien folgen. Die anderen setzen auf sorgfältige Recherche in der Realität, und das kann dann schon mal ein Jahr und mehr dauern.<br />

ls Bernd Lichten-<br />

Aberg, Drehbuchautor<br />

von „Good Bye,<br />

Lenin!“ und Absolvent<br />

der Kunsthochschule<br />

für Medien<br />

Köln, 2003 gefragt<br />

wurde, wie er <strong>als</strong> Kölner<br />

Autor zum Experten<br />

für Fragen des<br />

Alltags im real existierenden Sozialismus werden<br />

konnte, antwortete er: „Durch Recherche.“<br />

Monate, bevor er angefangen hatte, ein Treatment<br />

zu schreiben, habe er „viel gelesen,<br />

mich mit Leuten unterhalten, <strong>Dokument</strong>ationen<br />

angeschaut“. Dabei kam ihm zugute, dass<br />

er eine Woche vor dem Mauerfall das erste Mal<br />

in Berlin gewesen war und vom Frühjahr 1990<br />

an ein Jahr dort gewohnt hat, genau in dem<br />

Jahr, in dem „Good Bye, Lenin!“ hauptsächlich<br />

spielt. Außerdem war Lichtenberg dam<strong>als</strong> etwa<br />

so alt wie die Hauptfigur und fand die Veränderungen<br />

in Ostberlin „sehr spannend“. Weil<br />

er aber nicht „aus dem Bauch heraus“ eine Geschichte<br />

erzählen konnte, die er selbst nicht erlebt<br />

hatte, musste der Kölner, <strong>als</strong> aus seinem<br />

Exposé Jahre später ein Drehbuch werden sollte,<br />

erst mal recherchieren.<br />

Für die meisten Drehbuchautoren gehört<br />

die Recherche – wie für Journalisten – zum<br />

Handwerk. Recherchiert werden Themenfelder,<br />

Historien, Filmgenres und Milieus. Wer eine Geschichte<br />

glaubwürdig erzählen will, kann es sich<br />

kaum leisten, bei Details zu schludern. Zuschauer,<br />

die über eine solche Ungenauigkeit<br />

stolpern, stellen schnell die ganze Geschichte<br />

in Frage.<br />

Krimi-Autoren etwa sollten sich in der Polizeiarbeit<br />

auskennen. Nur erfahrene Autoren,<br />

die wie Jan Hinter seit über 20 Jahren im Geschäft<br />

sind und vom „Fahnder“ über „Tatort“<br />

bis zur Serie praktisch alles gemacht haben,<br />

müssen nicht bei jedem Auftrag neu recherchieren.<br />

Hinter: „Es kommt auf den Film an und<br />

dann je nach Bedarf.“ So habe er sich, <strong>als</strong> er<br />

2001 zusammen mit Stefan Cantz den Münster-<br />

18<br />

Recherche fürs Drehbuchschreiben<br />

Solide Vorarbeit<br />

VON PETER HANEMANN<br />

Tatort entwickelte, nicht mehr intensiv in der<br />

Rechtsmedizin umsehen müssen. Das Themenfeld<br />

sei zuvor schon bei der Arbeit an der<br />

Figur des Pathologen Dr. Roth in den Köln-Tatorten<br />

eruiert worden. Für Hinter, der derzeit mit<br />

Cantz für die ZDF-Serie „Einsatz in Hamburg“<br />

schreibt, wäre es auch der f<strong>als</strong>che Ansatz, den<br />

Zuschauern weismachen zu wollen, TV-Kommissare<br />

würden zu 100 Prozent wirklichkeitsgetreu<br />

ermitteln. Hinter: „Im Fernsehen geht es<br />

um spannende Geschichten, da drückt man<br />

auch schon mal ein Auge zu.“<br />

Wenn es aber um Themen geht, die nicht<br />

so einfach abzuhandeln sind wie ein kurze<br />

Schlägerei, verlässt sich auch Hinter auf solide<br />

Recherche. So produzierte er 1997 für die Kölner<br />

Colonia Media im Auftrag des WDR den Tatort<br />

„Manila“, in dem es um ein Netzwerk international<br />

organisierter Kinderprostitution ging.<br />

Um den Zusammenhang richtig darstellen zu<br />

können, war Regisseur und Autor Niki Stein<br />

extra auf die Philippinen gefahren. Später im<br />

Film flogen auch die TV-Kommissare Ballauf und<br />

Schenk nach Fernost.<br />

Auch Romuald Karmakar hat einen Ruf <strong>als</strong><br />

Rechercheur. Seine Filme sind zugleich <strong>Dokument</strong>ationen<br />

einer intensiven Recherche. Karmakars<br />

Massenmörder-Studie „Der Totmacher“<br />

(1995, mit Götz George) ging eine umfassende<br />

Beschäftigung mit den Protokollen der Verhöre<br />

des Fritz Haarmann im Jahre 1924 voraus.<br />

Auch Schauspieler Jürgen Vogel, der zusammen<br />

mit Regisseur Matthias Glasner und Dramaturgin<br />

Judith Angerbauer das Buch des Vergewaltiger-Dramas<br />

„Der freie Wille“ erarbeitete, hat<br />

sehr viel Recherche betrieben und mit Psychologen,<br />

Therapeuten und Psychiatern, aber auch<br />

mit Tätern Interviews geführt und gesprochen.<br />

Recherche stand auch am Anfang des ZDF-<br />

Zweiteilers „Dresden“, der gerade beim Deutschen<br />

Fernsehpreis <strong>als</strong> bester Fernsehfilm/Mehrteiler<br />

ausgezeichnet wurde. Gewürdigt wurde<br />

damit auch die Arbeit von Autor Stefan Kolditz,<br />

der für „Dresden“ ein ganzes Jahr recherchiert<br />

hat. Die Entscheidung, das Thema umzusetzen,<br />

hätten er und Teamworx-Produzent Nico Hofmann<br />

„beidseitig getroffen“, erzählt Kolditz. Um<br />

die inhaltliche Dimension richtig anzugehen, sei<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

„An die Grenze“:<br />

Autor Stefan Kolditz<br />

recherchierte in<br />

der eigenen<br />

Vergangenheit.<br />

Foto: Colonia Media<br />

es notwendig gewesen,<br />

sowohl die jeweils<br />

aktuellen Bücher<br />

über Dresdens<br />

Historie zu lesen, über<br />

den Stand der historisch-wissenschaftlichen<br />

Debatte im Bilde<br />

zu sein, Zeitzeugen<br />

zuzuhören <strong>als</strong><br />

auch selbst Neues auszugraben. Kolditz: „Man<br />

muss ein Augenmerk darauf haben, ob man<br />

eher in die Breite oder in die Tiefe recherchiert.“<br />

Den Stoff hat Kolditz dann gemeinsam mit Dramaturgin<br />

Carolin Haasis erarbeitet. Insgesamt<br />

wurden sieben Drehbuch-Fassungen geschrieben.<br />

Stichwort Feuersturm: Von Anfang an sei<br />

man sich darüber klar gewesen, dass man in<br />

„Dresden“ nicht voyeuristisch brennende Menschen<br />

zeigen wollte, so Kolditz. Allerdings sei<br />

es darum gegangen, die Zuschauer über den<br />

Plot einer Liebesgeschichte an die Darstellung<br />

des Feuersturms heran zu führen. Mit der Kritik<br />

nach der erfolgreichen Ausstrahlung, die Liebesgeschichte<br />

sei zu dominant gewesen und<br />

auch historisch habe es Unstimmigkeiten gegeben,<br />

geht Kolditz gelassen um. Im Fiction-Bereich<br />

komme es bei Themenstellungen wie z.B.<br />

„Dresden“ immer zur Gratwanderung zwischen<br />

Historie und heutigen Rezeptionsweisen. Kolditz:<br />

„Wir haben jedenfalls versucht, den Kern<br />

jener Zeit zu treffen.“<br />

Mitte August endeten die Dreharbeiten des<br />

TV-Movies „An die Grenze“. Im Auftrag des ZDF<br />

hat Colonia Media einen Stoff verfilmt, den Autor<br />

Kolditz „relativ autobiografisch“ nennt. Es<br />

geht um einen jungen NVA-Soldaten, der 1974<br />

an die deutsch-deutsche Grenze geschickt wird<br />

und sich dort – konfrontiert mit dem Schießbefehl<br />

– von seinem Vater emanzipiert. Weil er<br />

sich nicht auf die eigene Erinnerung verlassen<br />

wollte, hat Kolditz die Geschichte der Grenztruppen<br />

recherchiert. „Dabei sind mir die eigenen<br />

Erinnerungen zunehmend brüchig vorgekommen“,<br />

sagt er.<br />

In Deutschland kann kaum ein Drehbuchautor vom Kino leben. Wie aber sieht es mit dem Fernsehmarkt aus? Schreiben fürs Fernsehen lohnt<br />

sich mehr <strong>als</strong> fürs Kino, aber zu bislang unsicheren Konditionen. Darüber wird seit drei Jahren verhandelt.<br />

Autorenhonorare für Kino und Fernsehen<br />

Step by Step zum Kompromiss<br />

uth Toma, mit vielen Film- und Drehbuch-<br />

RPreisen ausgezeichnete Autorin, schreibt<br />

fürs Kino (u.a. „Emmas Glück“, „Solino“) und<br />

fürs Fernsehen (u.a. „Freundinnen fürs Leben“).<br />

Sie ist eine der wenigen ihres Fachs, die allein<br />

vom Schreiben fürs Kino leben könnten. Ihre<br />

Honorare, mit denen sie „ganz zufrieden ist“,<br />

lässt sie sich für beide Bereiche vom Verlag der<br />

Autoren aushandeln. „Für einen Kinofilm wird<br />

man schlechter bezahlt <strong>als</strong> für einen Fernsehfilm“,<br />

weiß Toma. Während Profis an einem<br />

Fernsehfilm kaum länger <strong>als</strong> ein halbes Jahr<br />

schreiben, gehen in einen Kinofilm gleicher Länge<br />

oft drei bis vier Jahre Arbeit am Drehbuch<br />

ein. Auch die Bonner Autorin Ulrike Maria<br />

Hund, die dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel das<br />

Drehbuch für den Spielfilm „Gefangene“ lieferte,<br />

erfuhr unlängst den monetären Unterschied<br />

zwischen Film und Fernsehen. Weil das<br />

Drama ins Kino kam – und dieser Tage in Hof<br />

aufgeführt wurde – kündigte das ZDF den Vertrag.<br />

Hund bekommt jetzt weniger für ihre Leistung.<br />

Der Kinofilm sei für Drehbuchautoren zwar<br />

Königsdisziplin, „aber eher wie eine Medaille“,<br />

sagt Autor Xaõ Seffcheque im Newsletter-Interview.<br />

Deshalb verdingen sich die allermeisten<br />

der bundesweit rund 800 bis 1000 Autoren, die<br />

ringend bedurfte das Urheberrecht einer<br />

DGeneralüberholung – da waren sich alle<br />

Beteiligten einig. Die sich rasend schnell entwickelnde<br />

digitale Gesellschaft im Informationszeitalter<br />

forderte diese Anpassung. Also<br />

wurde die umfassende Reform in zwei Stufen<br />

aufgeteilt, und nach langen Diskussionen trat<br />

am 13. September 2003 ihre erste Stufe (genannt:<br />

1. Korb) in Kraft. Orientiert an der EU-<br />

Richtlinie zum Urheberrecht wurde hier ganz<br />

generell die private Vervielfältigung urheberrechtlich<br />

geschützter Werke neu geregelt.<br />

Noch stärker wird allerdings seit langer Zeit<br />

über die zweite Reformstufe diskutiert: die Regelung<br />

zur Vergütung der Urheber für private<br />

Vervielfältigung, sprich, über Geld. Die klassischen<br />

Protagonisten in dem heftig geführten<br />

Streit sind auf der einen Seite die Geräteindustrie<br />

im Namen der Verwerter und auf der anderen<br />

Seite die Verwertungsgesellschaften im<br />

Namen der Urheber. Am 22. März 2006 hat das<br />

Bundeskabinett schließlich einen Regierungsentwurf<br />

vorgelegt, der – das dürfte die Urhe-<br />

VON PETER HANEMANN<br />

nach Schätzung des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren<br />

(VDD) professionell arbeiten, beim<br />

Fernsehen. Nach jeweils aktuellen Programmtrends<br />

schreiben sie mal mehr, mal weniger Krimi,<br />

Komödie, Comedy oder Liebesfilm – für Fiction-Formate<br />

aller Art. Was sie auch schreiben:<br />

Mit den früheren „Goldgräberzeiten und königlichen<br />

Honoraren“ sei es vorbei, so Autor<br />

Matthias Dinter, der wie Toma zwischen Kino<br />

( u.a. „Was nicht passt, wird passend gemacht“,<br />

gemeinsam mit Martin Ritzenhoff) und Fernsehen<br />

(u.a. „Das Biest im Bodensee“) wechselt.<br />

„Von Monat zu Monat gibt es immer weniger<br />

Geld für die gleiche Drehbucharbeit“, konstatiert<br />

auch VDD-Justitiar Henner Merle: „Das<br />

müssen wir stoppen.“<br />

Obwohl im Treatment, der konzentrierten<br />

dialogfreien Fassung eines Drehbuchs, schon ein<br />

Großteil der Arbeit steckt – Recherche, Ideenentwicklung,<br />

Dramatisierung, zahlen Produzenten<br />

dafür meist nur ein Viertel des Gesamthonorars.<br />

Früher musste eine Nichtabnahme begründet<br />

werden, und der Autor konnte mehrfach<br />

nacharbeiten. Bei den so genannten Step<br />

by Step-Verträgen, die sich mehr und mehr<br />

durchsetzen, kommt es nun häufig vor, dass jede<br />

einzelne Bearbeitungsstufe abgenommen<br />

Der Autor und die Urheberrechtsreform<br />

Ein Korb für den 2. Korb<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

ber trösten – jüngst im Bundesrat durchgerasselt<br />

ist. Dieser erste Korb, den sich der „2. Korb“<br />

damit eingehandelt hat, erklärt sich dadurch,<br />

dass der Entwurf nach Meinung vieler Kritiker<br />

der Geräteindustrie das Wort redet, anstatt die<br />

Rechte des Urhebers zu schützen. Ganz konkret<br />

ersetzt die Vergütungsregelung im Regierungsentwurf<br />

die Pauschalvergütung durch eine<br />

wettbewerbsorientierte Lösung. Noch konkreter:<br />

Gehen derzeit pauschal 9,21 Euro von<br />

jedem verkauften Video- oder DVD-Rekorder,<br />

bzw. -Brenner <strong>als</strong> Vergütung an die Verwertungsgesellschaften,<br />

so soll im neuen Modell die<br />

Vergütung an den Verkaufspreis gekoppelt werden<br />

und fortan nicht mehr <strong>als</strong> fünf Prozent des<br />

werden muss, damit die nächste Zahlungsrate<br />

fällig wird. Darüber hinaus hat ein Produzent<br />

nach jeder abgeschlossenen Stufe das Recht,<br />

den Vertrag einseitig zu kündigen. Der Autor hat<br />

dieses Recht nicht. Ärgerlich wird es, wenn der<br />

Autor feststellen muss, dass der Produzent nur<br />

an seiner Idee, nicht aber an deren Bearbeitung<br />

interessiert war.<br />

Im Einzelfall spielen viele Faktoren eine Rolle,<br />

nach denen ein Drehbuch bezahlt wird: das<br />

spezifische Projekt, das Verhandlungsgeschick<br />

des Autors, auch sein Standing und seine Vita.<br />

Wenn über die Bezahlung verhandelt wird, ist<br />

erst mal nur klar, dass Autoren Urheber sind –<br />

wie Regisseure und Komponisten. 2002 führte<br />

das neue Urheberrechtsgesetz mit dem Begriff<br />

der „angemessenen Vergütung“ des Urhebers<br />

an der Verwertung eine Neuerung ein.<br />

Allerdings drückte sich der Gesetzgeber vor der<br />

Definition, was „angemessen“ ist und forderte<br />

stattdessen Werknutzer und Urheber auf, angemessene<br />

Vergütungsregeln aufzustellen.<br />

Darüber wird seit drei Jahren verhandelt.<br />

Am Tisch sind alle Filmschaffenden – neben<br />

Drehbuchautoren, Regisseuren und Schauspielern<br />

auch Kameraleute, Editoren und Ausstatter.<br />

Ihnen gegenüber sitzen die Verbände<br />

der Film- und Fernsehproduzenten, die über-<br />

Verkaufspreises an den Urheber gehen. Im Beispiel<br />

hieße das: Der Verkauf eines DVD-Brenners<br />

mittlerer Qualität zum Preis von 65 Euro<br />

brächte den Urhebern nur noch 3,25 Euro. Der<br />

finanzielle Verlust wäre erheblich und schlüge<br />

sich am Ende eben schlicht und ergreifend in<br />

der Höhe des jährlichen Schecks nieder, den die<br />

Verwertungsgesellschaften den Urhebern ausstellen.<br />

Die Geräteindustrie hingegen würde es<br />

erfreuen: Sie hätte fortan im Preiskrieg kein Limit<br />

mehr nach unten und könnte ihre Absatzzahlen<br />

erheblich steigern. Außerdem, interessant<br />

gerade für Autoren, zeigt die Tendenz, dass<br />

mit Druckern beispielsweise schon länger kein<br />

wiegend ihre Vertragspartner sind. Die jeweiligen<br />

Verhandlungsschritte werden von den Produzenten<br />

mit den Fernsehsendern, die letztlich<br />

übers Geld verfügen, abgesprochen.<br />

In der Frage der Vergütung diskutierte man<br />

am Beispiel eines 90-minütigen TV-Movies bei<br />

Privatsendern. Während die Produzenten zunächst<br />

nur auf Buy Out-Modelle aus waren, <strong>als</strong>o<br />

die Bezahlung eines einmaligen Betrages bis<br />

zum Ende der gesetzlichen Schutzdauer, hatten<br />

die Urheber ein Modell im Blick, bei dem<br />

nach dem Grundhonorar bei der jeweiligen Nutzung<br />

bezahlt werden muss. Also nichts anderes<br />

<strong>als</strong> das bewährte Wiederholungshonorarmodell<br />

der Öffentlich-Rechtlichen Sender. Man<br />

näherte sich schließlich beidseitig in einem<br />

Kompromiss-Modell, nach dem alle paar Jahre<br />

eine Summe gezahlt wird, mit der ein erheblicher<br />

Teil der Nutzung vergütet wird. Ausgeschlossen<br />

wurden von Seiten der Filmschaffenden<br />

eine Reihe von Nebenrechten, für die<br />

sie sich eine Lösung über Verwertungsgesellschaften<br />

vorstellen können. Da gerade die Situation<br />

bezüglich der Nebenrechte sehr komplex<br />

ist, haben die Fernsehproduzenten – auch<br />

aus weiteren Gründen – kürzlich beschlossen,<br />

eine Verhandlungspause einzulegen, um ihre<br />

Position mit den Sendern zu klären.<br />

Geld mehr gemacht wird, sondern mit Tonern<br />

und Tinte, die vergütungsfrei, aber umso teurer<br />

an den Verbraucher gebracht werden.<br />

Neben dieser geplanten Umstellung auf eine<br />

verkaufspreisabhängige Vergütung bereitet<br />

den Urhebern aber noch ein weiterer Punkt<br />

Kummer: Der Entwurf will Vergütung aus allen<br />

diesen Geräten überhaupt nur noch dann gewährleisten,<br />

wenn nachgewiesen ist, dass sie<br />

zu mindestens zehn Prozent für Vervielfältigung<br />

urheberrechtlich geschützter Werke genutzt<br />

werden, der Rest würde <strong>als</strong> Bagatellfall ignoriert.<br />

Um <strong>als</strong>o an sein im 1. Korb verbrieftes Recht zu<br />

gelangen (oder besser: an 90 Prozent seines verbrieften<br />

Rechts), muss der Urheber selbst, stellvertretend<br />

die Verwertungsgesellschaften, die<br />

Nutzung eines jeden einzelnen Gerätetyps empirisch<br />

nachweisen. Sollten gegen diese Ergebnisse<br />

dann, was zu erwarten steht, Hersteller<br />

klagen, könnten im schlimmsten Fall sechs Jahre<br />

verstreichen, in denen der Urheber für die entsprechenden<br />

Geräte überhaupt keine Vergütung<br />

erhielte.<br />

Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de 19


Vor 15 Jahren gab es nur wenige Bücher über das Drehbuchschreiben, heute kann man die<br />

Veröffentlichungen in den Fachbuchhandlungen in Regalmetern zählen. Doch durch das<br />

Buchstudium allein lassen sich die Grundlagen des Schreibens kaum erlernen. Praktischer geht<br />

es bei den Ausbildungen und Seminaren zu, die es in NRW für Autoren gibt.<br />

itte der 1990er Jahre wurde viel-<br />

Mfach ein Defizit an qualifizierten<br />

Drehbuchautoren für die klassischen, insbesondere<br />

für neue Fernseh- und Filmformate<br />

beklagt. Hintergrund, nicht nur<br />

in NRW, war die Zunahme von Sendern<br />

und Programmen und damit auch von Eigenproduktionen.<br />

Schätzungen sprachen<br />

dam<strong>als</strong> von bis zu 10.000 Drehbüchern,<br />

die alljährlich in Deutschland benötigt<br />

würden. Zugleich konstatierten Fachleute<br />

wie ZDF-Fernsehspielchef Gunther Witte,<br />

dass „die lang andauernde Phase des<br />

Autorenfilms zu einer Vernachlässigung<br />

des Drehbuchautors <strong>als</strong> spezieller Profession“<br />

geführt habe.<br />

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen<br />

mit Drehbuchwerkstätten, Autorenwochen<br />

und Intensivseminaren skizzierten<br />

der damalige Colonia Media-Geschäftsführer<br />

Georg Feil und Drehbuchautor Jürgen<br />

Wolff in ihrem Konzept „Schreibschule“<br />

ein Modell, das in der Startphase<br />

ab 1995 zunächst in enger Anlehnung<br />

an die Kunsthochschule für Medien Köln<br />

realisiert wurde. Fortan konnten so innerhalb<br />

eines Jahres 12 bis 15 Teilnehmer berufsbegleitend<br />

die Grundlagen Einzelstoff/Spielfilm/Fernsehfilm,<br />

Serien und<br />

Unterhaltung/Show/Entertainment/Infotainment<br />

erlernen. Die Schreibschule Köln<br />

und die nachfolgende Filmschule NRW<br />

wurden organisatorisch und inhaltlich<br />

schrittweise zur ifs internationalen filmschule<br />

köln weiter entwickelt. „Die Autoren<br />

der ehemaligen Schreibschule haben<br />

sich verändert – die Schreibschule ändert<br />

sich mit ihnen“, so ifs-Geschäftsführerin<br />

Simone Stewens im Rückblick.<br />

In der Nachfolge der Schreibschule<br />

konzentriert sich die ifs-Weiterbildung<br />

Drehbuch seit 2003 darauf, professionel-<br />

20<br />

Aus- und Weiterbildung für Autoren in NRW<br />

Viele Wege<br />

führen zum Buch<br />

VON PETER HANEMANN<br />

le Autoren bei ihrer Arbeit zu unterstützen.<br />

Außerdem bietet die ifs für Autoren und<br />

Dramaturgen einen sechssemestrigen Studiengang<br />

an. Peter Hennig, an der ifs Professor<br />

für Drehbuch/Dramaturgie: „Das individuelle<br />

Schreiben bleibt im Vordergrund.“<br />

2005 verließen die ersten ausgebildeten<br />

Autoren die ifs mit einem Bachelor<br />

in der Tasche (siehe auch Seite 17). Als gemeinsames<br />

Projekt haben die Drehbuch-<br />

Studenten, die derzeit eingeschrieben sind,<br />

eine Serie erarbeitet, an der, dem Vernehmen<br />

nach, RTL interessiert ist.<br />

An der Kunsthochschule für Medien<br />

Köln wird „Drehbuch“ in der Fächergruppe<br />

Fernsehen/Film des integrierten<br />

Studiengangs Audiovisuelle Medien angeboten.<br />

„Das Schreiben von Exposés,<br />

Treatments, Drehbüchern und Konzepten<br />

ist die Grundlage jeder Arbeit in Film und<br />

Fernsehen“, sagt der für Drehbuch zuständige<br />

Professor Thomas Bauermeister.<br />

Die Fachseminare sollen Kenntnisse über<br />

die unterschiedlichen Möglichkeiten der<br />

Notation von Film- und Fernsehstoffen<br />

vermitteln und vor allem in praktischen<br />

Übungen die Kompetenz des eigenen<br />

Schreibens erweitern. Bauermeister: „Im<br />

Mittelpunkt steht dabei die Arbeit an eigenen<br />

Ideen und Geschichten sowie deren<br />

dramaturgische Bearbeitung.“ Der<br />

grundständige Studiengang mit Abschluss<br />

Diplom dauert vier, der Postgraduierten-<br />

Studiengang zwei Jahre.<br />

In die Debatte über den Personalbedarf<br />

im Medienbereich waren von vorneherein<br />

auch die Filmhäuser involviert.<br />

So finden sich im Weiterbildungsprogramm<br />

des Kölner Filmhauses alljährlich<br />

um die acht Drehbuchseminare unterschiedlicher<br />

Schwierigkeitsgrade – von<br />

Grundlagen I bis zur Autorenbetreuung.<br />

Regelmäßige Dozenten sind u.a. Tom<br />

Schlesinger, Keith Cunningham, Michael<br />

Arnal und Xaõ Seffcheque. Auch die Filmwerkstatt<br />

Münster bietet regelmäßig Basiskurse<br />

an. Hinzu kommt ein von Usch<br />

Luhn geleitetes Scriptdoctoring. Ein weiteres<br />

Drehbuchseminar wird in Kooperation<br />

mit dem Filmservice Münster Land<br />

veranstaltet – im Rahmen des alljährlich<br />

von ihm ausgeschriebenen Drehbuchwettbewerbs.<br />

In Düsseldorf schließlich<br />

kann man Drehbuchschreiben und Dramaturgie<br />

im Rahmen des regelmäßigen<br />

Programms „Filmcoaching“ erlernen. Die<br />

Veranstaltung der Filmwerkstatt Düsseldorf<br />

wird von ifs-Dozent Patrick Bennat<br />

geleitet.<br />

Noch volksnaher agieren die Volkshochschulen<br />

in NRW, bei denen das Drehbuchschreiben<br />

ebenfalls regelmäßig Thema:<br />

ob in der Video AG der VHS in Datteln<br />

oder in Köln, wo die VHS im Komed<br />

Seminare anbietet, die von „Vom Exposé<br />

zum Treatment“ bis hin zu spezialisierten<br />

Angeboten wie „Dialoge schreiben“<br />

reichen.<br />

ifs, www.filmschule.de<br />

KHM, www.khm.de<br />

Kölner Filmhaus, www.koelnerfilmhaus.de<br />

Filmwerkstatt Münster,<br />

www.filmwerkstatt.muenster.de<br />

Filmwerkstatt Düsseldorf,<br />

www.new.heimat.de/home/filmwerkstatt/<br />

VHS Datteln,<br />

www.datteln.de/4_Kultur_Bildung/7_Volkshochschule.htm<br />

VHS Köln im Komed, www.<br />

komed.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt<br />

chon morgens um sieben proben Ba-<br />

Sstian Günther und Manfred Zapatka<br />

ganz allein am Set. „Diese Ruhe ermöglicht<br />

eine konzentrierte Arbeit und ist<br />

wichtig für die Stimmung des Films“, analysiert<br />

der Regisseur. Zapatka spielt Heinz,<br />

einen alternden Schlagersänger, der die<br />

besten Jahre hinter sich hat.<br />

Gleich die erste Szene ist für alle eine<br />

Herausforderung: Kameramann Michael<br />

Kotschi will eine lange Autofahrt mit<br />

einem Telefonat auf dem Parkplatz und<br />

dem Weggang von Heinz in einer Einstellung<br />

drehen. Zapatka ist angespannt,<br />

denn damit die Perspektive stimmt, muss<br />

das Auto punktgenau parken. Die Kamera<br />

ist fest am Auto montiert, Günther sitzt<br />

auf dem Rücksitz, und Kotschi will die Sequenz<br />

über einen Watchman betrachten.<br />

Doch da ruft Tonmann Till Röllinghoff,<br />

dass ihn ein Ton störe. Quelle unbekannt.<br />

Schließlich findet er heraus, dass der<br />

drahtlose Monitor dazwischenfunkt. Also<br />

kann Kotschi erstmal nichts sehen, die<br />

Szene muss später kontrolliert werden.<br />

Auch wenn die Komparsen für diese<br />

Szene noch nicht gebraucht werden, sind<br />

sie schon am Set. Noch wissen sie nicht,<br />

was auf sie zukommt. Die beiden Freundinnen<br />

Ruth Capriotti (57) und Brigitte<br />

Kromarek (58) haben schon bei „Solino“<br />

und „Elefantenherz“ mitgemacht und<br />

freuen sich auf den Drehtag. Auch wenn<br />

sie erstmal warten müssen.<br />

Der Umgangston am Set ist freundlich<br />

und besonnen. „Das ist uns wichtig“,<br />

sagt Günther, „wir wollen niemanden dabei<br />

haben, der rumschreit und damit alle<br />

nervös macht“. Wenn er „uns“ sagt<br />

meint er sich, Kameramann Michael Kotschi<br />

und Produktionsleiter Martin Heisler.<br />

Sie haben zusammen an der Deutschen<br />

Film- und Fernsehakademie in Berlin studiert<br />

und schon einige Projekte gemeinsam<br />

umgesetzt. „Autopiloten“ ist ihr erster<br />

Spielfilm. Lichtblick-Produzent Joachim<br />

Ortmanns hat das Trio und ihr Projekt<br />

bei einem Pitch der DFFB entdeckt.<br />

Die Geschichte spielt vor allem auf<br />

den Schnellstraßen im Ruhrgebiet und erzählt<br />

von vier Männern, die sich an einem<br />

Tag darüber bewusst werden, dass sie ihren<br />

eigenen Erwartungen nicht entsprechen<br />

können. „Das Ruhrgebiet ist die ideale<br />

Kulisse für die Geschichte“, findet<br />

Günther. Hier treffen viele unterschiedliche<br />

Leute zusammen, deren Wege sich<br />

immer wieder kreuzen. Die Hauptrollen<br />

spielen Manfred Zapatka, Wolfram Koch,<br />

Charly Hübner und Walter Kreye. Schon<br />

beim Schreiben des Drehbuchs hatte<br />

Günther Manfred Zapatka <strong>als</strong> Schlagersänger<br />

Heinz im Kopf. Zapatka war von<br />

dem Buch begeistert und hat deshalb in<br />

seinem vollen Terminkalender Platz für das<br />

Projekt geschaffen. Der Drehplan musste<br />

sich allerdings nach seinen freien Tagen<br />

richten.<br />

Da aber auch die anderen Hauptdarsteller<br />

viel beschäftigt sind, muss getrickst<br />

werden. Auf dem Parkplatz in Duisburg<br />

soll Charly Hübner <strong>als</strong> Handelsvertreter<br />

vom Auto aus das Konzert von<br />

Schlagersänger Heinz ansehen. Doch<br />

Hübner ist an diesem Drehtag in Rumänien.<br />

So dreht Kotschi ein Double von hin-<br />

Es ist kalt am Sonntagmorgen auf dem<br />

Parkplatz des Duisburger Mercatorcenters.<br />

Zum Glück aber scheint die Sonne, denn Regis-<br />

seur Bastian Günther und sein Team drehen<br />

am 29. Drehtag nur Außenszenen für den<br />

Episodenfilm „Autopiloten“, in dem Manfred<br />

Zapatka eine der vier Hauptrollen spielt.<br />

Am Set von „Autopiloten“<br />

Wer ist<br />

Roland Kaiser?<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

ten über die Schulter, wie es auf die Bühne<br />

schaut. Die Anfahrt und die nahe Einstellung<br />

von Hübners Gesicht ist seit Tagen im Kasten.<br />

Zapatka ist an diesem Drehtag der einzige<br />

Schauspieler. Während er auf die Umbauten<br />

wartet, sitzt er am Rand, versenkt seinen Kopf<br />

in seiner Kapuze, sammelt sich. Die Rolle des<br />

Schlagersängers war ihm ganz fremd; mit dieser<br />

Welt hatte er so wenig zu tun, dass er nicht<br />

einmal den Namen Roland Kaiser kannte. Doch<br />

gerade das hat ihn an der Figur Heinz fasziniert.<br />

Einst hat Heinz Säle gefüllt, jetzt spielt er unter<br />

bunten Ballons vor kleinem Publikum auf Baumarkt-Eröffnungen.<br />

Das Konzert auf dem Duisburger<br />

Parkplatz ist die Schlussszene des Films<br />

und deshalb besonders wichtig. Fünf Stunden<br />

nach Drehbeginn kommen endlich die Komparsen<br />

zum Einsatz und stellen sich vor die Bühne.<br />

Doch Kostümbildnerin Almut Stier ist unzufrieden,<br />

weil die Leute zu dunkel gekleidet<br />

sind. Da ich eine knallgrüne Jacke anhabe, werde<br />

ich kurz entschlossen zur Komparsin und sor-<br />

ge für ein bisschen Farbe. Zapatka singt das von<br />

Bernd Begemann komponierte Lied „Wir werden<br />

uns umsehen“. Die Studioversion hat er bereits<br />

in einem Hamburger Tonstudio unter Anleitung<br />

des Profimusikers aufgenommen, sie<br />

wird später über den Abspann gezogen. Auf der<br />

Bühne soll Zaptaka nun zur Instrumentalversion<br />

singen. Doch wo ist die CD? Sie ist weg! Günther<br />

versucht seine Panik zu verbergen. Wie<br />

groß sie war, merkt man an seinem erlösten Lachen<br />

<strong>als</strong> Zapatka die CD aus der Tasche zieht.<br />

Aus drei Perspektiven nimmt Kotschi die Konzertszene<br />

auf: Von oben mit einem Leiterstativ,<br />

vom Dolly und aus Sicht der Bühne. Alles<br />

geht glatt.<br />

50 Komparsen haben mehrere Stunden in<br />

der Kälte gestanden, und sie sind froh, dass es<br />

vorbei ist. Lohn bekommen Ruth Capriotti und<br />

Brigitte Kromarek dafür nicht. Aber <strong>als</strong> sie erfahren,<br />

dass „Autopiloten“ der erste Spielfilm von<br />

Bastian Günther ist, ist klar: „Naja, da muss man<br />

helfen.“ Auch das ist Nachwuchsförderung.<br />

Manfred Zapatka <strong>als</strong> Schlagersänger Heinz<br />

in „Autopiloten“. Foto: Lichtblick Film/Alex Trebus.<br />

Set-Besuch – newsletter@filmstiftung.de 21


David Kross ist „Krabat“, Foto: Claussen+Wöbke+Putz<br />

Krabat<br />

Am 6. Oktober fiel in Sibiu/Rumänien die erste Klappe für Marco Kreuzpaintners Verfilmung<br />

von „Krabat“, Otfried Preußlers vielfach ausgezeichnetem Roman. Im November wird dann<br />

in den Bottroper Studios gedreht. Die Dreharbeiten sollen bis Januar 2007 dauern. Michael Gutmann<br />

hat das Drehbuch gemeinsam mit Kreuzpaintner („Sommersturm“) verfasst. Die lang erwartete<br />

Leinwandadaption des Jugendbuchklassikers erzählt die magische Geschichte des 14-jährigen Waisenjungen<br />

Krabat, der im ausgehenden 17. Jahrhundert in die Schwarze Mühle am Koselbruch gelangt.<br />

Dort ist er zunächst fasziniert von dem zauberkundigen und mächtigen Meister. Doch <strong>als</strong> er<br />

erkennt, wie hoch der Preis der Macht ist, wendet er sich gegen seinen Meister und kämpft mutig<br />

für die Freiheit, die er nur mit Hilfe der bedingungslosen Liebe eines Mädchens erringen kann.<br />

Als Darsteller der mit über acht Millionen Euro budgetierten Produktion stehen u.a. David Kross,<br />

Daniel Brühl, Christian Redl, Robert Stadlober, Paula Kalenberg und Anna Thalbach<br />

unter Vertrag. An Dorthe Braker hat die prominente Besetzung gecastet. Realisiert wird<br />

„Krabat“ von Claussen+Wöbke+Putz gemeinsam mit der Krabat Filmproduktion und in<br />

Koproduktion mit Seven Pictures. Für die Bilder sorgt Kameramann Daniel Gottschalk. Als<br />

Verleih haben die Produzenten Uli Putz, Jakob Claussen und Thomas Wöbke sowie ihr<br />

Koproduzent Stefan Gärtner bereits 20th Century Fox gewinnen können; <strong>als</strong> Sender ist Pro-<br />

Sieben (Redaktion: Christian Balz) an der Romanverfilmung beteiligt.<br />

Claussen+Wöbke+Putz, Tel. (089) 2311010; zentrale@cwp-film.com<br />

Ironman<br />

Die wahre Geschichte des deutschen Ultra-Triathleten<br />

Andreas Niedrig, der sich vom Junkie<br />

zum Weltklasse-Sportler wandelte, verfilmen<br />

enigma film und Regisseur Adnan G. Köse<br />

ab Februar 2007. Lange Zeit lebte der Oer-<br />

Erkenschwicker Niedrig ein Leben auf der Suche<br />

nach dem nächsten Schuss, immer bemüht,<br />

die Sucht vor seiner Frau und der Tochter zu verheimlichen,<br />

bis alles außer Kontrolle geriet. Verlassen<br />

von seiner Frau und verfolgt von der Drogenmafia<br />

fasst er den Entschluss, sich zu ändern:<br />

vom Drogenabhängigen zum „Ironman“.<br />

Das Drehbuch für den Kinofilm hat Regisseur<br />

Köse gemeinsam mit Fritjof Hohagen<br />

und Produzent Clarens Grollmann geschrieben.<br />

Max Riemelt, Jasmin Schwiers,<br />

Axel Stein, Robert Gwisdek und Ingo<br />

Naujocks werden in diesem Winter vor der<br />

Kamera von James Jacobs stehen. Für das<br />

Casting ist Bünker Casting zuständig. Drehorte<br />

sind Dinslaken und Umgebung, Amsterdam<br />

sowie Lanzarote.<br />

enigma film, Tel. (089) 64958171;<br />

contact@enigmafilm.de<br />

22<br />

Finnischer Tango<br />

Die Kinokomödie „Finnischer Tango“ erzählt<br />

vom coolen Lebensgefühl des Tangomusikers<br />

Alexander. Auf der Flucht vor Geldeintreibern<br />

taucht er bei einer Behindertengruppe unter.<br />

Allerdings muss er, um eine Rolle in dem Theater<br />

zu bekommen, sich selbst <strong>als</strong> behindert ausgeben.<br />

Mit Hilfe der liebenswerten, aber<br />

manchmal auch abgründigen Leute, gewinnt<br />

er seinen Glauben an den Wert der Freundschaft<br />

zurück.<br />

Geisberg Studios und Eike Besuden<br />

Film realisieren die Komödie, die voraussichtlich<br />

ab Januar in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Bremen<br />

und Niedersachsen gedreht wird, mit einem<br />

Budget von 1,3 Millionen Euro in Kooperation<br />

mit dem NDR (Redaktion: Jeanette Würl)<br />

und Radio Bremen (Redaktion; Annette<br />

Strelow). Regie führt Buket Alakus nach<br />

einem Buch von Marcus Hertneck. Produzent<br />

Eike Besuden konnte <strong>als</strong> Verleih jetfilm<br />

gewinnen. Die Darsteller stehen noch nicht fest.<br />

Geisberg Studios, Tel. (0421) 790100;<br />

info@geisbergstudios.de<br />

Tell<br />

In den MMC Studios Köln fiel am 6. Oktober<br />

die letzte Klappe für „Tell“. Mike Müller,<br />

Axel Stein, Christian Tramitz, Udo Kier,<br />

Ellenie Salvo Gonzalez und Michael<br />

Kessler sind die Protagonisten der deutschschweizerischen<br />

Koproduktion von MMC Independent<br />

aus Köln und Zodiac Pictures<br />

aus Luzern (Produzenten: Lukas Hobi und<br />

Reto Schaerli). Als Koproduzenten zeichnen<br />

Mike Krüger, Bastie Griese und Maren<br />

Elbrechtz für das Projekt verantwortlich. Der<br />

Film erzählt eine komödiantische Fassung der<br />

Geschichte des Schweizer Nationalhelden Wilhelm<br />

Tell. Denn Tell (Müller) ist hier Österreicher,<br />

der gemeinsam mit VAL-THA (phonetisch für<br />

Walter), einem jungen Eskimo-Prinzen (Stein),<br />

durch die Schweiz zieht. Das Buch für die rund<br />

vier Millionen Euro teure Komödie stammt von<br />

Jürgen Ladenburger, bei der Umsetzung arbeitet<br />

Regisseur Mike Eschmann mit Kameramann<br />

Roland Schmid zusammen. Universal<br />

Pictures will den Film im Herbst 2007<br />

in die Kinos bringen.<br />

MMC Independent Köln,<br />

Tel. (02233) 517490;<br />

presse@mmc.de<br />

Götz George (links) und Burghart Klaußner<br />

in „Der Novembermann“, Foto: WDR/Sandra Hoever<br />

Der Novembermann<br />

Ein erster November wie viele zuvor. Hermann Drömer<br />

(Burghart Klaußner), evangelischer Pfarrer in Rekklinghausen,<br />

verabschiedet seine Frau Lena, die wie immer<br />

vier Wochen in die Toskana fährt. Doch diesmal kehrt<br />

Lena nicht zurück. Sie kommt bei einem Busunfall ums<br />

Leben – nicht im Süden, sondern im Norden. Hermann<br />

begibt sich auf ihre Spuren und landet auf der Insel Sylt,<br />

wo er auf Lenas „Novembermann“ trifft: Henry (Götz<br />

George), ein Klavierlehrer, der blind aber voller unstillbarem<br />

Lebenshunger allein in einem Haus am Rand der Dünen wohnt. Hermann beginnt zu ahnen,<br />

dass der blinde Henry seine Lena womöglich besser kannte <strong>als</strong> er selbst. Seine unfreiwillige<br />

Reise in den Norden wird zusehends eine Reise in sein eigenes Herz, in die Abgründe einer Lebenskatastrophe,<br />

an deren Rand er seit Jahren lebt.<br />

Das hochkarätig besetzte Fernsehspiel, in dem u.a. Barbara Auer und Bernadette Heerwagen<br />

zu sehen sind, entstand im Auftrag des WDR (Redaktion: Michael André) und Arte<br />

(Andreas Schreitmüller) bis zum 13. Oktober an Schauplätzen in Aachen, Bonn, Dormagen<br />

und auf Sylt. Regie bei der filmpool-Produktion (Produzentin: Iris Kiefer) führte Jobst Oetzmann<br />

nach einem Buch von Magnus Vattrodt. Für das Casting war Anja Dihrberg, für die<br />

Bilder Kameramann Volker Tittel zuständig.<br />

filmpool, Tel. (0221) 921599-42; felix.wesseler@filmpool.de<br />

Nulli und<br />

Priesemut<br />

Eine neue Folge der Trickserie „Nulli<br />

und Priesemut“ mit dem Titel „Ein<br />

dicker Moppelhase“ entstand bis Oktober<br />

in Köln. Steinmetz Trick hat<br />

den Animationsfilm im Auftrag des<br />

WDR (Redaktion: Manuela Lumb)<br />

für die „Sendung mit der Maus“ erstellt. Regie führt Udo Steinmetz nach dem Buch von Matthias<br />

Sodtke. Der Hase Nulli und der Frosch Priesemut sind dickste Freunde – leider für Nulli zunehmend<br />

im wahrsten Sinne des Wortes: Er isst zu viel und nimmt immer mehr zu. Das will er natürlich<br />

erstmal nicht wahr haben, und so entsteht Streit. Doch nach der Versöhnung gehen sie gemeinsam<br />

das Problem an. Die Animation übernahmen Conny Nass und Gero Schlierkamp.<br />

Steinmetz Trick, Tel. (0221) 517670; steinmetz-trick@t-online.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />

Hannas Words<br />

Ein romantisches Künstlerdrama mit dem Arbeitstitel<br />

„Hannas Words“ steht für Februar/März<br />

2007 in Köln und Stuttgart auf dem<br />

Drehplan. Sabine Derflinger führt Regie<br />

nach einem Buch von Dagmar Gabler und<br />

erzählt die Geschichte von Martin, einem Nu-<br />

Jazz-Trompeter, der seine bisherige Liebe enttäuscht<br />

verlässt, weil er meint, sie liebt nur seine<br />

musikalischen Leistungen. Am Rande der Gesellschaft<br />

trifft er auf eine sterbende Frau, Christine,<br />

die ihm ihren Schmerz und ihre Sehnsucht<br />

in Form von Gedichten hinterlässt. Findet er<br />

durch sie den Weg zu sich selbst, einer lebbaren<br />

Liebe und zur Musik?<br />

Mediopolis Köln realisiert den Kinofilm<br />

in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:<br />

Andrea Hanke) sowie den Koproduzenten<br />

Dschoint Ventschr und Green Sky Films.<br />

Produzent Alexander Ris hat ein Budget von<br />

zwei Millionen Euro veranschlagt. Um die Besetzung<br />

der Rollen kümmert sich Anja Dihrberg.<br />

Neue Visionen soll den Film in die Kinos<br />

bringen.<br />

Mediopolis Köln,<br />

Tel. (0221) 952903-21;<br />

koeln.office@mediopolis-online.de<br />

Hase Nulli hat ein Figurproblem,<br />

Foto: WDR<br />

„Der Teufelsbraten“: Anna Fischer und Alice Dwyer<br />

(unten), Foto: WDR/Colonia Media/Thomas Kost<br />

Colonia Media<br />

Hildegard wächst in äußerst engen, von Armut,<br />

sozialer Deklassierung und religiöser Bigotterie<br />

geprägten Verhältnissen der 50er Jahre auf.<br />

„Düvelsbrode“, Teufelsbraten, wird sie von ihrer<br />

Familie geschimpft. Die Tochter eines ungelernten<br />

Fabrikarbeiters und einer Putzfrau will<br />

mit ihrem unbeugsamen Willen Lesen und<br />

Schreiben lernen. Gegen die Skepsis ihrer Eltern<br />

und alle Widerstände, aber unterstützt von aufgeschlossenen<br />

Lehrern und getrieben von einer<br />

großen Leidenschaft für die Literatur, kämpft<br />

sie sich durch, um am Ende ihren eigenen Weg<br />

zu gehen. Der Zweiteiler „Der Teufelsbraten“<br />

basiert auf dem Roman „Das verborgene<br />

Wort“ von Ulla Hahn, einer der wichtigsten<br />

deutschsprachigen Lyrikerinnen. Colonia<br />

Media dreht die zwei 90-Minüter im Auftrag<br />

von WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker)<br />

und arte (Andreas Schreitmüller)<br />

noch bis zum 20. Dezember in Köln und Umgebung.<br />

Als Produzent steht Günter Rohrbach<br />

hinter der hochkarätig besetzten Produktion,<br />

in der u.a. Peter Franke, Barbara<br />

Nüsse, Margarita Broich, Ulrich Noethen<br />

und Anna Fischer mitspielen. Das Casting<br />

besorgten Ingeborg Mollitoris, Sabine<br />

Schwedhelm und Maria Schwarz.<br />

Regie bei der Emanzipationsgeschichte führt<br />

Hermine Huntgeburth nach einem Buch<br />

von Volker Einrauch. Für die Bilder ist Kameramann<br />

Sebastian Edschmid zuständig.<br />

In Köln, Wuppertal, Bonn und Münster entstand<br />

bis 27. Oktober die neue Folge eines<br />

Münster-“Tatorts“ mit dem Arbeitstitel „Ruhe<br />

sanft“. Wie immer besteht das Team aus<br />

Kommissar Thiel (Axel Prahl), Rechtsmediziner<br />

Boerne (Jan Josef Liefers) und Gerichtsmedizinerin<br />

Alberich (ChrisTine Urspruch).<br />

Thiel befindet sich gerade auf dem<br />

Weg in den Urlaub, <strong>als</strong> ins Rechtsmedizinische<br />

Institut seines Kollegen Boerne eingebrochen<br />

wird. Am nächsten Tag wird auch noch der Bestatter<br />

Gerd Hönninger tot aufgefunden, und<br />

im Internet finden sich Fotos von Leichen, die<br />

mit einer weißen Lilie geschmückt sind. Schon<br />

bald erregt der Bruder des Bestatters den Verdacht<br />

der Ermittler. Regisseur Manfred Stelzer<br />

setzt gemeinsam mit Kameramann Egon<br />

Werdin das Drehbuch von Stefan Cantz<br />

und Jan Hinter in Szene. Die Colonia Media<br />

realisiert den „Tatort“ im Auftrag des WDR<br />

(Redaktion: Anke Scheib-Krause). Als Produzentin<br />

zeichnet Sonja Goslicki verantwortlich,<br />

das Casting besorgte Anja Dihrberg.<br />

Neben dem Haupt-Cast finden sich in der<br />

Besetzungsliste Friederike Kempter,<br />

Mechthild Großmann, Claus D. Clausnitzer,<br />

Michael Lott, Marion Mitterhammer<br />

und Hans Czypionka.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Wilsberg<br />

Wilsberg steht „Unter Anklage“ (AT). So<br />

auch der Titel einer neuen „Wilsberg“-Folge,<br />

die noch bis zum 6. Dezember in Köln und<br />

Münster entsteht. Das Drehbuch dazu stammt<br />

von Timo Berndt. Darin lehnt Wilsberg die<br />

Offerte einer jungen hübschen Frau ab und sieht<br />

sich am nächsten Tag mit dem Vorwurf der Vergewaltigung<br />

konfrontiert. Neben dem festen<br />

Schauspieler-Team aus Leonard Lansink,<br />

Oliver Korritke, Rita Russek, Ina Paule<br />

Klink und Roland Jankowsky spielt in<br />

dieser Folge auch Florian Panzner mit.<br />

„Wiedertäufer“ (AT) heißt die zweite „Wilsberg“-Folge,<br />

bei der ebenfalls Martin Gies Regie<br />

führt. Für beide Folgen zeichnet Produzentin<br />

Micha Terjung verantwortlich, die auch Kameramann<br />

Thomas Etzold verpflichtet hat.<br />

In „Wiedertäufer“ wird Wilsberg beauftragt, Anschläge<br />

gegen die Kirche zu untersuchen, zu denen<br />

sich eine Gruppe namens „Wiedertäufer“<br />

bekennt. Das Drehbuch stammt von Ecki Ziedrich.<br />

In diesem Fall spielen <strong>als</strong> Gäste Michael<br />

Mendl und Naomi Krauss mit. Beide Folgen<br />

entstehen im Auftrag des ZDF (Redaktion:<br />

Martin R. Neumann). Sabine Weimann<br />

besorgte das Casting.<br />

Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;<br />

info@colognefilm.de<br />

Meet the Devil<br />

Christian Ulmen, Heike Makatsch und Regisseur Lars<br />

Becker (von links) beim Dreh von „Schade um das<br />

schöne Geld“,Foto: Network Movie/Stephan Persch<br />

Der Suspense-Thriller „Meet the Devil“ handelt von einem teuflischen Pakt: Ein Detektiv im Morddezernat<br />

einer Großstadt macht einen zweifelhaften Handel mit einem Mörder, der übernatürliche<br />

Fähigkeiten zu besitzen scheint. Gegen Straffreiheit verspricht dieser, die vor Jahren gestorbene<br />

Frau des Polizisten wieder ins Leben zurück zu holen.<br />

Screencraft Entertainment und die Koproduzenten Gynormous Pictures und Eagle<br />

Pictures wollen den Kinofilm von Ende Februar 2007 an zunächst in Vancouver, ab März dann<br />

in Köln drehen. Josef Rusnak inszeniert die düstere Geschichte nach seinem eigenen Drehbuch.<br />

Als Schauspieler sind bisher Joshua Jackson und Jessica Schwarz eingeplant. Als Produzenten<br />

stehen Mathias Wittich und Julia Volk, <strong>als</strong> Koproduzenten Rosanne Milliken und Ciro<br />

Dammicco hinter der Produktion, die über ein Budget von 5,5 Millionen Euro verfügt. Für die<br />

Bilder soll Kameramann Wedigo von Schultzendorff sorgen.<br />

Screencraft, Tel. (089) 95995400; j.volk@screencraft.de<br />

Network Movie<br />

Für den Familien-Thriller „Es gibt kein Morgen<br />

mehr“, den Network Movie (Produzent:<br />

Reinhold Elschot) für das ZDF (Redaktion:<br />

Daniel Blum) realisiert, fiel Ende Oktober<br />

die letzte Klappe. Regie führt Matti Geschonneck<br />

nach einem Buch von Hannah Hollinger. Maja Maranow spielt darin Annabelle,<br />

die nach vielen Jahren im Ausland nach Deutschland zurückkehrt und erfährt, dass ihre eigenen<br />

Eltern beschlossen haben, in wenigen Wochen gemeinsam ihrem Leben ein Ende zu setzen.<br />

Als jedoch Annabelles Mutter (Nicole Heesters) stirbt und der Vater (Friedrich von Thun)<br />

den Selbstmord überlebt, beginnt eine Suche nach Schuld und Wahrheit. Neben wenigen Drehtagen<br />

in Holland und auf Mallorca entstand der Film hauptsächlich an Drehorten in Köln und Bonn.<br />

Als weitere Darsteller standen Katharina Böhm, Dietz-Werner Steck, Thomas Dannemann<br />

sowie Bernhard Schütz vor der Kamera von Carl F. Koschnick.<br />

Noch bis zum 12. November dauern die Dreharbeiten für Lars Beckers neue Komödie „Schade<br />

um das schöne Geld“, die er nach seinem eigenen Buch realisiert und in der Heike Makatsch,<br />

Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde, Gustav Peter Wöhler, Christian Ulmen,<br />

Cosma Shiva Hagen, Ingo Naujocks und Milton Welsh zu sehen sind. Für die Bilder sorgt<br />

Kameramann Hannes Hubach. Schauplatz ist ein verschlafenes Nest an der Nordsee im Herbst:<br />

ein verlassener Badestrand, eine marode Fischfabrik, rostige Kähne und jede Menge Menschen,<br />

die von einem besseren Leben träumen. Friesisch grauer Alltag. Doch der gerät durcheinander, <strong>als</strong><br />

ein 50-Millionen-Lottogewinn die dörfliche Tippgemeinschaft aufmischt. Network Movie (Produzent:<br />

Reinhold Elschot) erstellt die TV-Komödie in Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion:<br />

Daniel Blum). Gedreht wird in Greetsiel, Norddeich und in Köln.<br />

Network Movie, Tel. (0221) 948880; contact@networkmovie.de<br />

Das Team der Krimi-Comedy „Dr. Psycho“:<br />

Hinnerk Schönemann, Roeland Wiesnekker,<br />

Christian Ulmen, Anneke Kim Sarnau und<br />

Ulrich Gebauer.<br />

Foto: Kai Schulz/ProSieben<br />

Dr. Psycho<br />

Polizeipsychologe Max Munzl (Christian<br />

Ulmen) scheint bei der SoKo gegen organisierte Kriminalität ziemlich fehl am Platz. Der hart<br />

gesottenen Einheit fehlt es ständig an Personal und Equipment, aber ausgerechnet für einen „Psychokasper“<br />

ist nun offenbar Geld da. Damit hat Max von Anfang an einen schweren Stand in der So-<br />

Ko, zumal er nicht nur eigene Vorstellungen von der Verbrechensbekämpfung hat, sondern auch<br />

seine neuen Kollegen für durchaus therapiebedürftig hält.<br />

Brainpool TV (Produzent: Ralf Husmann) hat in Köln und Umgebung die neue Krimi-Comedy-Serie<br />

für ProSieben (Redaktion: Eva Franz) abgedreht, in der neben Ulmen auch Anneke<br />

Kim Sarnau, Hinnerk Schönemann, Ulrich Gebauer und Roeland Wiesnekker<br />

mitwirken. Regie führten Ralf Huettner und Richard Huber, unterstützt von den Kameramännern<br />

Christian Rein und Diethard Prengel. Die Drehbücher zu der TV-Serie haben<br />

sich Ralf Husmann (Headwriter), Lars Albaum, Andreas Heckmann und Moritz Netenjakob<br />

ausgedacht. Die neue Serie soll 2007 auf ProSieben starten.<br />

Brainpool TV, Tel. (0221) 65093300; xstratmann@brainpool.de<br />

Stolperstein<br />

Troika Entertainment realisiert einen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

über die so genannten Stolpersteine<br />

des Künstlers Gunter Demnig, die an<br />

die Opfer des NS-Regimes erinnern. Die Doku<br />

„Stolperstein“ entsteht im Auftrag von WDR<br />

(Christiane Hinz), NDR/Arte (Ulrike Dotzer)<br />

und VRT Canvas (Paul Pauwels) noch<br />

bis Januar 2007 an Schauplätzen u.a. in Köln<br />

und Krefeld. Dörte Franke führt Regie nach<br />

ihrem eigenen Drehbuch. Kameramann Börres<br />

Weiffenbach sorgt für die Bilder. Als Produzenten<br />

zeichnen Michael P. Aust (Troika)<br />

und Andrea Ufer (Hanfgarn & Ufer) für<br />

das Projekt verantwortlich.<br />

Troika Entertainment,<br />

Tel. (0221) 9320607;<br />

michael@troikaentertainment.de<br />

Unsere 60er Jahre<br />

Die erfolgreiche Doku-Serie „Unsere 50er Jahre<br />

– wie wir wurden, was wir wurden“, die im<br />

November 2005 im Ersten lief, wird fortgesetzt.<br />

Zero one film Berlin dreht Ende<br />

2006/Anfang 2007 die Doku-Serie „Unsere<br />

60er Jahre“. Auch hier soll Zeitgeschichte konsequent<br />

<strong>als</strong> dokumentarische Familien- und Alltagsgeschichte<br />

erzählt werden, aus der Sicht der<br />

Menschen in den beiden deutschen Staaten.<br />

Sechs 45-minütige Folgen entstehen u.a. in<br />

NRW. Regie führt Michael Wulfes. Als Sender<br />

stehen ARD, WDR und hr (Redaktion:<br />

Esther Schapira) hinter dem Projekt, das Produzent<br />

Thomas Kufus derzeit vorbereitet. Die<br />

Kamera soll Volker Tittel führen. Die Serie soll<br />

im Herbst/Winter 2007 im Ersten ausgestrahlt<br />

werden.<br />

zero one film, Tel. (030) 39066340;<br />

mareike@zeroone.de<br />

Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 23


Tarragona<br />

Noch bis Ende November entsteht der TV-Zweiteiler<br />

„Tarragona“, den Zeitsprung Entertainment<br />

für RTL (Redaktion: Barbara<br />

Thielen, Monika Hernàndez) entwickelt<br />

hat. Gedreht wurde bisher in Spanien, Mitte November<br />

wechselt das Team nach Köln. Als Darsteller<br />

stehen Sophie von Kessel, Tim<br />

Bergmann, Johannes Brandrup, Hanns<br />

Zischler, Herbert Knaup, Laura Tonke<br />

und Johannes Zirner vor der Kamera von<br />

Alexander Fischerkoesen. Vor dem Hintergrund<br />

der Feuerkatastrophe von 1978, bei der<br />

auf einem spanischen Campingplatz viele Deutsche<br />

verletzt und getötet wurden, setzt Regisseur<br />

Peter Keglevic das Drama nach einem<br />

Buch von Timo Berndt in Szene. Als Produzenten<br />

stehen Ica Souvignier, Roland Hergert<br />

und Michael Souvignier sowie <strong>als</strong> Koproduzenten<br />

Jan Mojto und EOS Entertainment<br />

hinter dem Projekt.<br />

Zeitsprung Entertainment,<br />

Tel. (0221) 9498020;<br />

info@zeitsprung.de<br />

Kontra<br />

Am 30. Oktober fiel die erste Klappe für den Kinofilm<br />

„Kontra“ von Regisseur Athanasios<br />

Karanikolas, den er nach seinem eigenen<br />

Buch noch bis Anfang Dezember in Wuppertal<br />

dreht. Elli, eine griechische Immigrantin, lebt<br />

seit ihrer Kindheit in Deutschland. Als sie ihre<br />

Arbeit verliert, will sie nach Griechenland zurück,<br />

obwohl sie das Land nur aus Erzählungen kennt.<br />

Doch bevor es dazu kommt, stellen sich ihr Hindernisse<br />

in den Weg: Ihre Nichte wird bei ihr einquartiert,<br />

und ihr Exfreund taucht aus dem<br />

Nichts wieder auf, so dass sie gezwungen wird,<br />

sich zu entscheiden, wohin und zu wem sie gehört.<br />

Der Debütfilm entsteht <strong>als</strong> Kooperation<br />

von unafilm (Produzent: Titus Kreyenberg)<br />

und ZDF/Das Kleine Fernsehspiel (Redaktion:<br />

Lucas Schmidt). Für die Bilder sorgt<br />

Kamerafrau Susanne Schüle.<br />

unafilm, Tel. (0221) 3480280;<br />

office@unafilm.de<br />

Gegenüber<br />

Dass häusliche Gewalt nicht immer vom Mann<br />

ausgehen muss, erzählt der Kinofilm „Gegenüber“,<br />

den die Kölner Heimatfilm und Produzentin<br />

Bettina Brokemper gemeinsam<br />

mit dem WDR (Redaktion: Andrea Hanke)<br />

produzieren. KHM-Absolvent Jan Bonny<br />

führt dabei Regie nach einem Buch, das er mit<br />

Christina Ebelt geschrieben hat. Es handelt<br />

von Anne (Viktoria Trauttmansdorff) und<br />

Georg (Matthias Brandt). Sie ist Lehrerin, er<br />

Polizist, die gemeinsamen Kinder sind bereits aus<br />

dem Haus. Ein scheinbar perfektes Pärchen,<br />

doch Georgs Narben und Prellungen erzählen<br />

eine andere Geschichte…<br />

Die Dreharbeiten finden vom 8. November<br />

bis 21. Dezember in Essen statt. Für die Bilder<br />

sorgt Kameramann Bernhard Keller. Als<br />

Budget für das Drama sind 800.000 Euro vorgesehen.<br />

Für die Besetzung der Rollen sorgt Susanne<br />

Ritter Casting.<br />

Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990;<br />

office@heimatfilm.biz<br />

24<br />

Ruhr Sound Studios<br />

Mein alter Freund Fritz (TV)<br />

Sound Design und Mischung<br />

Regie: Dieter Wedel<br />

Produktion: All Media Pictures GmbH<br />

An die Grenze (TV)<br />

Sound Design und Mischung<br />

Regie: Urs Egger<br />

Produktion: Colonia Media<br />

Vollidiot (Teaser/Kino)<br />

Sound Design und Mischung<br />

Regie: Tobi Baumann<br />

Produktion: Senator Film<br />

True North (Kino)<br />

Deutsche Synchronmischung<br />

Regie: Steve Hudson<br />

Produktion: Ariel Films<br />

Rennschwein Rudi Rüssel II (Kino)<br />

Mischung<br />

Regie: Peter Timm<br />

Produktion: Relevant Film<br />

Ruhr Sound Studios GmbH<br />

Tel. (0231) 917600;<br />

post@ruhrsound.de<br />

www.ruhrsound.de<br />

Volker Bruch in „Das Opfer“.<br />

Foto: WDR/Oliver Feist<br />

Das Opfer<br />

Jörg Schüttauf, Inka Friedrich<br />

und Volker Bruch stehen<br />

noch bis zum 17. November am<br />

Niederrhein (im Raum Kleve/Emmerich)<br />

vor der Kamera von Eva<br />

Fleig. Dort entsteht das TV-<br />

Psychodrama „Das Opfer“, das<br />

Cinecentrum Berlin (Produzentin:<br />

Dagmar Rosenbauer)<br />

im Auftrag des WDR (Redaktion:<br />

Michael André) dreht. Nils<br />

Willbrandt führt Regie nach seinem<br />

eigenen Buch. Es handelt von<br />

einem Gewaltverbrechen, das mittlerweile<br />

elf Jahre zurück liegt. Dam<strong>als</strong><br />

wurde die zwölfjährige Paula<br />

Wagner das Opfer eines furchtbaren<br />

Verbrechens – vergewaltigt<br />

und ermordet von ihrem Tennislehrer. Elf Jahre, in denen die Eltern das Geschehen nur schwer verarbeiten<br />

konnten. Ihre zweite Tochter Lilli ist heute sieben Jahre alt und weiß nichts von ihrer großen<br />

Schwester. Völlig unvermittelt taucht Paulas Mörder wieder in dem kleinen Ort am Niederrhein<br />

auf und mit ihm nicht nur die schmerzliche Erinnerung, sondern in den Augen der Wagners auch<br />

eine mögliche Bedrohung für Lilli. Simone Bär hat die Darsteller gecastet.<br />

Cinecentrum Berlin, Tel. (02871) 236810; opfer@cinecentrum-berlin.de<br />

NOB Studios<br />

Sechser Pack (TV)<br />

Avid-Schnitt und Audio-Post-Production<br />

Regie: Dirk Nabersberg, Michael Stelzer<br />

Produktion: Sony Pictures Film und Fernsehproduktions<br />

GmbH<br />

NOB Studios GmbH<br />

Tel. (02233) 969 4020;<br />

andreas.dreyhaupt@nob.de<br />

www.nob.de<br />

SoundVision<br />

Vivere (Kino)<br />

Dolby Digital 5.1-Mischung, Sound Design,<br />

Geräuschaufnahmen, Nachsynchronisation<br />

Regie: Angelina Maccarone<br />

Produktion: Elsani Film<br />

WWW – What a<br />

wonderful world (Kino)<br />

Dolby Digital 5.1-Mischung, Deutsche<br />

Synchronisation<br />

Regie: Faouzi Bensaïdi<br />

Produktion: Heimatfilm<br />

Sweet Mud (Kino)<br />

Dolby Digital 5.1-Mischung<br />

Regie: Dror Shaul<br />

Produktion: Heimatfilm<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />

Du gehörst mir<br />

Tobias Moretti und Katharina Lorenz<br />

spielen die Hauptrollen in einem Psychodrama,<br />

das Müller & Seelig Film im Auftrag des<br />

ZDF (Redaktion: Anja Helmling-Grob) noch<br />

bis zum 14. November in Köln dreht. Das Drehbuch<br />

zu „Du gehörst mir“ stammt von Annemarie<br />

Schoenle nach ihrem gleichnamigen<br />

Roman. In Szene gesetzt wird es von Re-<br />

Tobias Moretti, Katharina Lorenz und<br />

Walter Kreye (von links) in „Du gehörst mir“,<br />

Foto: Martin Kurtenbach<br />

POST AUS DER POSTPRODUKTION<br />

Beautiful Bitch (Kino)<br />

Dolby Digital 5.1-Mischung , Sound Design,<br />

Geräuschaufnahmen, Nachsynchronisation<br />

Regie: Martin Theo Krieger<br />

Produktion: Riva Filmproduktion<br />

Armin – Kleine Menschen<br />

in großen Räumen (Kino)<br />

Dolby Digital 5.1-Mischung, Geräuschaufnahmen<br />

Regie: Ognjen Svilicic<br />

Produktion: Busse & Halberschmidt<br />

Bona Nox (Animation, TV)<br />

TV-Mischung, Sound Design, Geräuschaufnahmen,<br />

Sprachaufnahmen<br />

Regie: Alexandra Schatz<br />

Produktion: Alexandra Schatz Filmproduktion<br />

Armageddon (TV)<br />

Englische und Deutsche TV-Mischung,<br />

Sound Design, Geräuschaufnahmen,<br />

Sprachaufnahmen, Synchronisation<br />

Regie: Stefan Schneider<br />

Produktion: Gruppe 5<br />

Im Keller des Pharaos (TV)<br />

TV-Mischung, Sprachaufnahmen<br />

Regie: Thomas Weidenbach<br />

Produktion: Längengrad Filmproduktion<br />

gisseur Tobias Ineichen mit Hilfe seines Kameramanns<br />

Lukas Strebel. Der Film erzählt<br />

von Melanie und Wolf, einem scheinbar glücklichen<br />

Paar, das sich schon bald nach ihrer ersten<br />

Begegnung zur Hochzeit entschließt. Erst<br />

allmählich merkt die Journalistin Melanie, dass<br />

hinter Wolfs Anbetung und Fürsorge totale Besitzansprüche<br />

und krankhafte Eifersucht stecken.<br />

Als ihr schließlich klar wird, dass er sie auf Schritt<br />

und Tritt überwacht, wird aus dem Ehedrama<br />

ein Kampf auf Leben und Tod.<br />

Müller & Seelig, Tel. (0221) 94215-0;<br />

produktion@muellerseelig.de<br />

Stille Nacht,<br />

eilige Nacht (Animation, TV)<br />

TV-Mischung, Sound Design, Geräuschaufnahmen,<br />

Sprachaufnahmen<br />

Regie: Alexandra Schatz<br />

Produktion: Alexandra Schatz<br />

Update 2056 „The World<br />

in 50 Years“ (TV)<br />

Englische und Deutsche TV-Mischung,<br />

Sound Design, Geräuschaufnahmen,<br />

Sprachaufnahmen, Synchronisation<br />

Regie: Meike Hemschemeier, Lars Montag<br />

Produktion: Gruppe 5<br />

Charlie und Lola (Animation, TV)<br />

TV-Mischung, Synchronisation<br />

Regie: Karen Thilo, Martin Frei-Borchers<br />

Produktion: WDR<br />

Spielverderber (Kino)<br />

Festival-Mischung, Vertonung,<br />

Geräuschaufnahmen<br />

Regie: Georg Nonnenmacher, Henning<br />

Drechsler<br />

Produktion: Busse & Halberschmidt<br />

Lieben (Kino)<br />

Dolby SR-Mischung<br />

Regie: Rouven Blankenfeld<br />

Produktion: KHM<br />

Vollidiot<br />

Der Novembermann (TV)<br />

TV-Mischung, Geräuschaufnahmen,<br />

Sound Design<br />

Regie: Jobst Oetzmann<br />

Produktion: Filmpool<br />

SoundVision GmbH,<br />

Tel. (0221) 311071;<br />

info@soundvision-tonstudio.de<br />

www.soundvision-tonstudio.de<br />

Cine plus<br />

Mr. Bundesrepublik –<br />

Hans-Dietrich Genscher (TV)<br />

Produktion: Ziegler Film<br />

.<br />

Günter Grass (TV)<br />

Regie: Nadja Frenz, Sigrun Matthiesen<br />

Produktion: Ziegler Film<br />

.<br />

Die Dreisten Drei (TV)<br />

Regie: Dietmar Schuch, Martin Przyborowski,<br />

Dirk Nabersberg<br />

Produktion: O.P.A.<br />

Spoons (TV)<br />

Regie: Stephen Manuel<br />

Produktion: Endemol<br />

Papa allein daheim (TV)<br />

Regie: Dorothee Schulz-Eckhardt<br />

Produktion: KaRo Entertainment<br />

.<br />

„Vollidiot“ Oliver Pocher zwischen Anke Engelke und Oliver Fleischer,<br />

Foto: Senator Film<br />

Am 2. Oktober endeten die Dreharbeiten in Köln zu der Senator-/Goldkind-Film-Produktion<br />

„Vollidiot“ mit Oliver Pocher in der Hauptrolle. Er spielt den großmäuligen, sexistischen, überheblichen<br />

und sich selbst überschätzenden Loser Simon Peters, der kein Fettnäpfchen auslässt. Neben<br />

Pocher standen Anke Engelke, Ellenie Salvo Gonzalez, Herbert Feuerstein, Tanja<br />

Wenzel und Oliver Fleischer vor der Kamera von Jo Heim. Regie führte Tobi Naumann.<br />

Für das Drehbuch adaptierte Comedy-Autor Tommy Jaud gemeinsam mit Christian Zübert<br />

seinen gleichnamigen Roman. Als Produzenten stehen Christoph Müller und Sven Burgemeister<br />

hinter dem Projekt. Der Senator Film Verleih will den Film im April 2007 in die Kinos<br />

bringen.<br />

Senator, Tel. (030) 88091-644; p.barona@senator.de<br />

Muslim in Berlin (TV)<br />

Regie: Gerd Monheim<br />

Produktion: Telekult<br />

Chartres (TV)<br />

Regie: Daniel Finkernagel<br />

Produktion: Finkernagel & Lück<br />

Medienproduktion<br />

Money Coach (TV)<br />

Regie: Sylvia Fahrenkrog-Petersen<br />

Produktion: Good Times<br />

Fernsehproduktion<br />

Porsche (TV)<br />

Regie: Andre Schäfer<br />

Produktion: Florianfilm<br />

Schwesterherz (Kino)<br />

Regie: Ed Herzog<br />

Produktion: Egoli Tossell<br />

Vollgas (TV)<br />

Regie: Uli Baumann<br />

Produktion: UMB movie doc GmbH<br />

Bella Italia (TV)<br />

Regie: Beatrice Schädetesle<br />

Produktion: Broadview TV<br />

cine plus Köln GmbH,<br />

Tel. (0221) 5000 3000; karsten.vetten@cine-plus.de<br />

www.cine-plus.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum, Tanja Güß,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Michael Dlugosch, Tatjana<br />

Kimmel, Anna Koskoda,<br />

Heike Meyer-Döring (MEDIA),<br />

Uwe Mies<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Sonja Steinberg<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf, alfred<br />

friese<br />

Titel:<br />

„Niceland“,<br />

Foto: alpha medienkontor<br />

Redaktionsschluss:<br />

30. Oktober 2006<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Sonja Steinberg<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

25. November 2006<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW abonniert werden.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die<br />

größtmögliche Aktualität für<br />

die Download-Nutzer. Wir<br />

bitten dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für ihre<br />

Unterstützung und die Bilder<br />

zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

D – 40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Dreharbeiten/Post aus der Postproduktion – newsletter@filmstiftung.de 25


„Bye Bye Blackbird“,<br />

Foto: Reverse Angle<br />

Es war ein langer Weg: Wenn „Bye Bye Blackbird“ am 30. November in die Kinos kommt, dann hat es von ersten<br />

Planungen in 2002 über die Dreharbeiten 2003 sowie eine anschließende Post-Produktionsphase in Digit<strong>als</strong>tudio<br />

und Schneideraum rund vier Jahre gedauert, bis die zartbittere Romanze aus dem Zirkusmilieu im Paris des Jahres<br />

1900 nun zur Auswertung kommt.<br />

te Schneider war die erste Koproduzentin, der Jani Thilt-<br />

Uges von der luxemburgischen Produktionsfirma Samsa<br />

Film das Drehbuch zugeschickt hat. Schneider, dam<strong>als</strong> noch<br />

Geschäftsführerin von Road Movies, begeisterte sich sofort<br />

für das Projekt. Da aber eine Geschichte in historischen Kulissen<br />

zwangsläufig ausstatterischen Aufwand beim Dekor und<br />

den Kostümen mit sich bringt, wurden für die Finanzierung<br />

mit der englischen Firma Ipso Facto Films sowie der österreichischen<br />

Produktionsgesellschaft Dor Film zwei weitere Koproduzenten<br />

ins Boot geholt.<br />

„Koproduktionen sind ja nichts Ungewöhnliches. In diesem<br />

Fall wäre es für ein kleines Filmland wie Luxemburg unmöglich<br />

gewesen, eine solche Produktion ohne internationale Partner zu<br />

stemmen“, so Ute Schneider. Andererseits bergen internationale<br />

Konstellationen ihre eigenen Tücken. Zwar gab es für die jeweiligen<br />

Produktionspartner in der Entwicklungsphase noch die<br />

Möglichkeit, inhaltliche Interessen am Drehbuch einzubringen,<br />

das von Arif Ali Shah nach einem Entwurf von Robinson Savary<br />

und Patrick Faure verfasst wurde. So wurde bereits früh entschieden,<br />

dass der Film im Interesse der englischen Partner in englischer<br />

Sprache gedreht wird. In der Produktionsphase und beim<br />

Schnitt dagegen sinkt die Möglichkeit der Einflussnahme. „Wenn<br />

man sich auf die Regie geeinigt hat, nehmen die Dinge ihren Lauf“,<br />

sagt Peter Schwartzkopff. Er kam neu <strong>als</strong> Produzent ins Spiel, <strong>als</strong><br />

noch in der Finanzierungsphase Road Movies von der Produktionsfirma<br />

Reverse Angle Factory gekauft wurde. Ute Schneider<br />

blieb auch in der neuen Firma <strong>als</strong> Produzentin dem Projekt verbunden.<br />

Making of „Bye Bye Blackbird“<br />

Ein Trapezakt<br />

VON UWE MIES<br />

Für die internationale Koproduktion konnten nun vom Hauptproduzenten<br />

Samsa Film auch europäische Fördergelder, in diesem<br />

Fall bei den in Straßburg ansässigen Eurimages, für alle beteiligten<br />

Produktionsfirmen beantragt werden; gemäß Anteil der<br />

Herstellungskosten für die jeweiligen Produktionsfirmen wurden<br />

insgesamt 600.000 Euro bewilligt. Den größten inländischen Förderanteil<br />

bestritt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 430.000 Euro Produktionsförderung,<br />

die für die Dreharbeiten in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

eingeplant waren. Zwar wurden die Studiobauten für die<br />

Zirkusszenen in einem Luxemburger Studio eingerichtet, für die<br />

Kulisse eines zeitgenössischen Varietés aber hatte Ute Schneider<br />

einen alten, ausrangierten Bahnhof in Wuppertal ausfindig gemacht,<br />

wo in den Dekors des belgischen Ausstatters Wilbert van<br />

Dorp das in einem italienischen Varieté stattfindende Finale gedreht<br />

wurde.<br />

Weitere Produktionsförderung kam schließlich in Höhe von<br />

175.000 Euro über die MFG Baden-Württemberg herein, weil für<br />

die digitale Nachbereitung des weitgehend auf 35mm gedrehten<br />

Films die Stuttgarter Digit<strong>als</strong>chmiede Gadget Mediengestaltung<br />

Starzmann & Wolf GbR ausgesucht und beauftragt wurde.<br />

Der endgültige Kostenstand für die Produktion belief sich auf insgesamt<br />

sechs Millionen Euro.<br />

Die Besetzung der Hauptrollen wurde wesentlich vom Sujet<br />

selbst beeinflusst. Regisseur Robinson Savary, Sohn des Zirkusunternehmers<br />

und Theaterregisseurs Jérome Savary (Le Grand Magic<br />

Circus), wählte James Thiérrée, ein Enkel Charlie Chaplins und<br />

selbst Zirkusbetreiber, weil er neben Schauspiel auch über eine<br />

akrobatische Ausbildung verfügt. Auch Izabella Miko konnte für<br />

die Rolle der Artistin Alice entsprechende physische Vorausset-<br />

zungen einbringen. Beide Akteure konnten somit die Trapeznummern<br />

im Film ohne Double bestreiten, was dem gestalterischen<br />

Spielraum und letztlich der Glaubwürdigkeit zugute kam.<br />

Silvester 2003 waren die Dreharbeiten beendet. Es folgte ein<br />

Jahr im Schneideraum, um den Film zu montieren. Eine zweite<br />

Editorin wurde hinzugezogen, außerdem forderte die digitale<br />

Nachbereitung ihre Zeit. Schließlich kam die Musik hinzu, auf den<br />

Film hin komponiert und eingespielt von der amerikanischen Band<br />

Mercury Rev.<br />

Ende 2004 war der Film fertig und Reverse Angle <strong>als</strong> Produzent<br />

und deutscher Verleiher machte sich daran, den Film auf Festiv<strong>als</strong><br />

zu platzieren. Nach der Präsentation auf dem Filmmarkt in<br />

Cannes folgten Festivalauftritte in Tokio und Kairo, La Rochelle<br />

und im kalifornischen Mill Valley sowie dem Taormina BNL Film<br />

Fest, wo es neben anderen Auszeichnungen auch den Publikumspreis<br />

gab. Seine deutsche Uraufführung erlebte der Film auf<br />

dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg. In sorgfältiger<br />

Planung wurde nun der deutsche Kinostart avisiert. Die<br />

Wintersaison 2005/06 war bereits überbucht, eine Sommerauswertung<br />

kam wegen der düster melancholischen Gestaltung<br />

nicht in Frage. „Dies ist ein Winterfilm, ein Märchen für Erwachsene<br />

für die Zeit der Melancholie“, sind sich Ute Schneider<br />

und Peter Schwartzkopff einig. Der Starttermin unmittelbar zur<br />

Adventszeit entspricht damit den Vorstellungen von Verleiher Reverse<br />

Angle, der auch die deutschen Rechte für nationale Fernsehverkäufe<br />

und die spätere Auswertung auf DVD innehat. Seit<br />

dem 12. Oktober läuft „Bye Bye Blackbird“ bereits in den französischen<br />

Kinos. Ute Schneider: „Als Produzent braucht man eben<br />

einen langen Atem. Aber das ist völlig normal.“<br />

Making of – newsletter@filmstiftung.de 27


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfehlungen<br />

Can Baz<br />

Kinostart: 2. November<br />

Verleih: RealFiction Filmverleih<br />

egisseurin Özay Sahin kam 1976 im türki-<br />

Rschen Teil Kurdistans zur Welt. Nachdem sie<br />

lange in Istanbul <strong>als</strong> Schauspielerin gearbeitet<br />

hatte, wagte sie 2002 den Schritt nach Deutschland.<br />

Als Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin<br />

von Kurzfilmen sammelte sie Erfahrungen.<br />

Nun debütiert Sahin mit einem sehr<br />

persönlichen Langfilm: einer <strong>Dokument</strong>ation.<br />

Die Straßenkinder und -musikanten, die Sahin<br />

porträtiert, sind für sie nicht irgendwer. Es<br />

sind ihre einstigen Istanbuler Weggefährten. Mit<br />

der Gruppe Siya Siyabend zog sie in ihrer Freizeit<br />

durch die Straßen des Stadtteils Beyoglu. Zur<br />

Musik ihrer Freunde stellte sie selbst dam<strong>als</strong> ih-<br />

28<br />

re Fähigkeiten <strong>als</strong> Jongleurin unter Beweis. „Can<br />

Baz“ ist ein persischer Begriff mit doppelter Bedeutung.<br />

Er steht für Akrobat, Seiltänzer. Gleichzeitig<br />

wird so ein Mensch bezeichnet, der mit<br />

seinem Leben spielt. Als Kurden in Istanbul unter<br />

Nichtzugehörigkeit leidend, ersticken Özay<br />

Sahins alte Kumpane ihren Frust im Drogenkonsum.<br />

Immer an der Seite der Gruppe Siya Siyabend<br />

war der 16-jährige Hasan. Immer, ununterbrochen,<br />

an seiner Seite: Klebstoff zum<br />

Schnüffeln. „Can Baz“ wirft nicht nur einen Blick<br />

auf die Istanbuler Kleinkunstszene. Er zeigt zudem<br />

die Suche heimatloser Kurden nach Freiheit<br />

und Identität.<br />

Deutschland 2004/05<br />

Can Baz – Derjenige, der mit seinem Leben spielt<br />

Regie, Drehbuch und Produktion: Özay Sahin; Mitwirkende:<br />

Gruppe Siya Siyabend, Hasan Isik<br />

www.can-baz.de<br />

www.realfictionfilme.de<br />

Niceland<br />

Kinostart: 7. Dezember<br />

Verleih: alpha medienkontor<br />

enn man jemandem nachsagen kann,<br />

Wdass er sich nicht an den elementaren<br />

Prinzipien des Filmemachens orientiert, dann ist<br />

es Fridrik Thor Fridriksson. Islands heute renommiertester<br />

Filmregisseur begann seine Karriere,<br />

indem er einen Kinosaal anmietete und<br />

wochenlang für ein selbst inszeniertes Werk die<br />

Werbetrommel rührte. Das Publikum sah einen<br />

Film. Nicht die ankündigte Verfilmung einer Saga.<br />

Er zeigte nur das Buch selbst. Von der ersten<br />

Seite bis zur letzten. Das Eintrittsgeld finanzierte<br />

ihm Anfang der 80er Jahre den Start<br />

seiner Karriere. Experimentalfilmer blieb er – und<br />

unkonventionell. Seine Helden auf der Leinwand<br />

sind die einfachen Menschen des Alltags,<br />

die Außenseiter der Gesellschaft.<br />

Bye Bye Blackbird<br />

Kinostart: 30. November<br />

Verleih: Reverse Angle Pictures<br />

ie gelähmt taumelt der Wanderarbeiter Jo-<br />

Wseph nach dem Tod seines besten Freundes<br />

bei Bauarbeiten in schwindelnder Höhe dahin.<br />

Dann weckt ein Zirkusplakat seine Aufmerksamkeit.<br />

Die schöne Trapezkünstlerin darauf<br />

erscheint Joseph wie ein Engel, der ihn zurück<br />

ins Leben ruft. Joseph heuert beim Zirkus<br />

an und verdingt sich zunächst <strong>als</strong> Mann fürs Grobe<br />

beim Zeltbau, bis seine akrobatischen Fähigkeiten<br />

den Direktor Lord Dempsey auf Joseph<br />

aufmerksam machen. Im Blick auf eine dringend<br />

benötigte Sensation geht er auf Josephs Vorschlag<br />

für eine gemeinsame Trapeznummer mit<br />

der Artistin Alice ein. Trunken von Liebe und<br />

Glück lebt Joseph nur noch für die gemeinsame<br />

Zeit mit Alice. Die Avancen der Dressurreiterin<br />

Nina ignoriert er ebenso wie warnende Worte<br />

des Clowns Robert. Immer höher schwingt sich<br />

Joseph hinauf und mitten hinein in die Fänge eines<br />

erbarmungslosen Schicks<strong>als</strong>.<br />

Paris um 1900 bildet die illustre Kulisse für<br />

eine zartbittere Liebesgeschichte aus dem Zirkusmilieu.<br />

Regisseur Robinson Savary, der zusammen<br />

mit Patrick Faure die Vorlage zum Drehbuch<br />

verfasste, kennt sich aus im Milieu. Sein<br />

Vater Jérome Savary leitete bereits ein Zirkusunternehmen,<br />

das Robinson unter dem Titel Le<br />

Grand Magic Circus zu einer musikalischen Revue<br />

in nostalgischer Ausstattung weiterentwickelt<br />

hat.<br />

Für die zentralen Rollen besetzte Robinson<br />

Savary mit James Thiérrée, Enkel von Charlie<br />

Chaplin und seinerseits gelernter Akrobat, sowie<br />

der ebenfalls akrobatisch befähigten Izabella<br />

Miko zwei attraktive Nachwuchsakteure, denen<br />

er neben Jodhi May auch die renommierten<br />

Bühnen- und Leinwandveteranen Sir Derek Jacobi<br />

und Michael Lonsdale zur Seite stellte.<br />

Nach „Children of Nature – Eine Reise“<br />

(1991) und „Engel des Universums“ (1997) versteht<br />

der Regisseur seinen neuen Film „Niceland“<br />

<strong>als</strong> Abschluss einer Trilogie. Zwei sich liebende<br />

geistig Zurückgebliebene driften auseinander,<br />

nachdem Jed (Martin Compston) indirekt den<br />

Tod der Katze seiner Freundin verschuldet hat.<br />

Chloe (Gudrún Bjarnadóttir), die den Lebensmut<br />

verloren hat, fällt ins Koma. Der verzweifelte<br />

Teenager Jed begibt sich auf die Suche nach<br />

dem Sinn des Lebens. Kann ihm der eigenbrötlerische<br />

Eremit Max (Gary Lewis) helfen? Im<br />

Fernsehen gab er vor, den Sinn des Lebens tatsächlich<br />

gefunden zu haben. Dabei ist Max, der<br />

den TV-Reporter nur loswerden wollte, selber<br />

ein Sinnsucher mit dunklen Flecken in der Vergangenheit.<br />

Erstm<strong>als</strong> inszeniert Fridrik Thor Fridriksson eine<br />

internationale Koproduktion, deren Handlung<br />

nicht ortsgebunden ist. Der Film könnte überall<br />

spielen. Um diese Universalität, eine Art<br />

newsletter@filmstiftung.de – Kinostarts<br />

„Bye Bye Blackbird“ entstand zu weiten Teilen<br />

in Studiobauten in Luxemburg und Wuppertal,<br />

die digitalen Trickeffekte wurden in Stuttgart<br />

hergestellt. Nach der Präsentation auf dem<br />

Filmmarkt in Cannes war „Bye Bye Blackbird“<br />

u.a. im Wettbewerb der Festiv<strong>als</strong> von Tokio und<br />

Kairo vertreten. Auf dem Taormina BNL Film Fest<br />

errang er mehrere Preise, darunter für die beste<br />

Kamera und den Zuschauerpreis. Die deutsche<br />

Premiere erfolgte auf dem Internationalen<br />

Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2005.<br />

Luxemburg/Deutschland/Großbritannien/Österreich<br />

2005<br />

Regie: Robinson Savary; Buch: Arif Ali Shah; Darsteller:<br />

James Thiérrée, Derek Jacobi, Jodhi May,<br />

Izabella Miko, Michael Lonsdale, Niklas Ek, Claire<br />

Johnston, Claudine Peters; Produktion: Samsa<br />

Films in Koproduktion mit Reverse Angle Factory,<br />

Ipso Facto Films Ltd. und Dor Film Produktionsgesellschaft<br />

www.byebyeblackbird.com<br />

„Nicht-Nationalität“ zu erzeugen, drehte das<br />

Filmteam auf Englisch, vornehmlich mit britischen<br />

Schauspielern, die aus Arthouse-Produktionen<br />

wie „Sweet Sixteen“ und „Billy Elliot“<br />

bekannt sind. Dem romantischen Dorfidyll des<br />

isländischen Örtchens Keflavik wurden Großstadt-Szenen<br />

entgegengesetzt. Als Kulisse dienten<br />

die Düsseldorfer Frank-Gehry-Bauten im Medienhafen<br />

sowie Köln und Leverkusen. Der<br />

Kontrast verbildlicht das Verlorensein der Figuren,<br />

die versuchen, den existentiellen Fragen des<br />

Lebens auf den Grund zu gehen.<br />

GB/Deutschland/Dänemark/Island 2004<br />

Regie: Fridrik Thor Fridriksson; Drehbuch: Huldar<br />

Breidfjord; Darsteller: Martin Compston, Gary Lewis,<br />

Gudrún Maria Bjarnadóttir, Peter Capaldi, Kerry<br />

Fox, Timothy Lang; Produktion: Skúli Fr. Malmqvist,<br />

Thor S. Sigurjonsson; Film and Music Entertainment<br />

Ltd., Nibus Film ApS, Tradewind Pictures<br />

GmbH, Zik Zak Kvikmyndir / Zik Zak Filmworks<br />

www.alpha-medienkontor.de<br />

www.tradewind-pictures.de

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