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Nachhaltige Entwicklung im Bau- und Wohnungswesen

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Der ökonomische<br />

Erfolg ist<br />

unabdingbar.<br />

Prof. Dr. Klaus Struve<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong><br />

Ein Bericht über eine Fachtagung 1<br />

Wodurch wird sie vorangetrieben, welche hemmenden<br />

Faktoren gibt es?<br />

Während der hervorragend ausgerichteten Fachtagung <strong>im</strong><br />

Schloss Burgau sind viele Momente nachhaltiger <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus zur Sprache <strong>und</strong> zur Darstellung gekommen.<br />

Im vorliegenden Beitrag können nur wenige, hoffentlich<br />

bedeutsame <strong>Entwicklung</strong>slinien nachgezeichnet werden, so wie<br />

sie vom Verfasser wahrgenommen worden sind.<br />

Im ersten Abschnitt steht die Frage nach den wesentlichen, den<br />

vorantreibenden Kräften der <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Diese Kräfte sollen auch mit Blick auf Initiativen, Personen <strong>und</strong><br />

Institutionen beispielhaft dargestellt werden (Abschnitt 2, 8ff.).<br />

Nicht wenige Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer, nicht zuletzt<br />

Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter von Innovationszentren, regionalen<br />

Initiativen des <strong>Bau</strong>handwerks <strong>und</strong> von einschlägigen<br />

Institutionen verweisen unmissverständlich darauf, dass ihr<br />

sozial <strong>und</strong> ökologisch ausgerichtetes Engagement <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> in der<br />

<strong>Bau</strong>wirtschaft <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Wohnungswesen</strong> ökonomisch erfolgversprechend,<br />

am Ende erfolgreich sein muss.<br />

1 Der vorliegende Beitrag ist in Auswertung einer Fachtagung in Düren entstanden,<br />

die am 22. <strong>und</strong> 23. März 2002 <strong>im</strong> Schloss Burgau stattgef<strong>und</strong>en hat. Der Gegenstand<br />

der Tagung lautete: Bildung für eine nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Wohnungswesen</strong>. An der Tagung haben über 100 Persönlichkeiten teilgenommen,<br />

Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus dem <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong>, aus dem<br />

<strong>Bau</strong>stoffhandel, aus Einrichtungen zur Forschung, zur beruflichen Bildung <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt zur beruflichen Weiterbildung.<br />

1


Die Einheit der<br />

drei D<strong>im</strong>ensionen<br />

von Nachhaltigkeit<br />

beachten.<br />

Vertrauen<br />

schaffen ist 'harte<br />

Arbeit'!<br />

Dieses ökonomische <strong>und</strong> finanzpolitische Erfolgsprinzip mit<br />

seiner konsequenten Bindung an soziale <strong>und</strong> ökologische<br />

Verantwortung von Personen <strong>und</strong> Bürgern (Citoyen), von<br />

Eigentümern <strong>und</strong> Unternehmern (vgl. Art. 14 <strong>und</strong> 15 des<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes) ist ein wichtiger, wenn nicht der bedeutsamste<br />

Motor nachhaltiger <strong>Entwicklung</strong> in der <strong>Bau</strong>wirtschaft <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Wohnungswesen</strong>. Es bildete auf der Tagung <strong>im</strong> Schloss Burgau<br />

eine selbstverständliche Gr<strong>und</strong>lage der Auseinandersetzungen,<br />

die nicht hinterfragt wurde. Die berühmte Darstellung des<br />

Prinzips durch Rosa LUXEMBURG drängt sich auf: "Hat unser"<br />

<strong>Bau</strong>stoffhändler seine zertifizierten <strong>Bau</strong>stoffe "glücklich<br />

umgetauscht", hat unser Architekt, <strong>Bau</strong>unternehmer, Handwerker<br />

oder Dienstleister seine Arbeit nach den Regeln der<br />

Kunst ausgeführt, "hat er Lebensmittel dafür bekommen, so kann<br />

er nicht nur gesättigt <strong>und</strong> gekleidet, sondern auch stolz<br />

he<strong>im</strong>kehren: Er ist als nützliches Mitglied der Gesellschaft, seine<br />

Arbeit ist als notwendige Arbeit anerkannt worden" (1972, 119).<br />

Die <strong>im</strong>mer wieder neu, mit neuen Akzentsetzungen<br />

aufgeworfene Frage, wie, auf welche Art <strong>und</strong> Weise, das<br />

notwendige soziale <strong>und</strong> ökologische Engagement von<br />

Fachleuten, in Unternehmungen der <strong>Bau</strong>wirtschaft inhaltlich<br />

ausgerichtet, aufrechterhalten oder gar ausgeweitet, vervielfältigt<br />

werden kann, stand allerdings <strong>im</strong> Mittelpunkt der Interessen aller<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der Fachtagung. Nicht zuletzt<br />

der differenzierte Einblick in das Dürener Netzwerk<br />

<strong>Bau</strong>KomFort mit seinen vielfältigen, selbstständigen Einheiten,<br />

beispielsweise das BAU-MEDIEN-ZENTRUM, brachte bei<br />

manchem Gast der Region <strong>und</strong> Teilnehmer der Tagung, so auch<br />

be<strong>im</strong> Verfasser dieses Beitrags, den Wunsch hervor: 'Wären wir<br />

in der eigenen He<strong>im</strong>atregion auch schon so weit, wie die<br />

Experten für nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> in der Stadt <strong>und</strong> Region<br />

Düren, <strong>im</strong> Wirtschaftsraum Aachen!' Das Netzwerk<br />

<strong>Bau</strong>KomFort wurde von der FRAME GmbH aufgebaut (vgl.<br />

2002) <strong>und</strong> wird auch künftig die gemeinsamen Projekte der<br />

Initiative <strong>Bau</strong>KomFort koordinieren.<br />

Viele Referentinnen <strong>und</strong> Referenten brachten überzeugende<br />

Argumente, Daten <strong>und</strong> Fakten vor, mit denen die Dringlichkeit<br />

des sozialen <strong>und</strong> ökologischen Engagements von <strong>Bau</strong>herren <strong>und</strong><br />

<strong>Bau</strong>fachleuten in den einschlägigen Unternehmen zum Ausdruck<br />

gebracht wurde. Mit Blick auf <strong>Bau</strong>herren, die keine <strong>Bau</strong>fachleute<br />

sind, muss Not <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes gewendet werden,<br />

wenn Staatsanwälte vom '<strong>Bau</strong>wesen als Abgr<strong>und</strong> reden', als eine<br />

'Moralkloake der Nation' (vgl. Franz KARCH, Fraktale Akademie<br />

für Innovation).<br />

2


<strong>Entwicklung</strong> einer<br />

besonderen Streitkultur<br />

schafft<br />

Lernmöglichkeiten<br />

Die Zukunft des<br />

Wohnungsbaus ist<br />

die<br />

Altbausanierung.<br />

Eine Perspektive, eine sichere Plattform für die Planung <strong>und</strong><br />

Realisierung von <strong>Bau</strong>vorhaben kann es nur geben, so KARCH,<br />

wenn 'Organisationen des Vertrauens' geschaffen werden. Dieses<br />

sei 'harte Arbeit', weil es einer <strong>Entwicklung</strong> bedarf, die über die<br />

Ränder von 'Stammtischen hinaus' weist.<br />

Wichtigstes Mittel zur Schaffung von Organisationen des<br />

Vertrauens sei die '<strong>Entwicklung</strong> einer Streitkultur' zwischen den<br />

Beteiligten. Wenn sie authentisch ist, dann ermöglicht sie,<br />

eröffnet sie Lernmöglichkeiten. Im besten Falle hören<br />

<strong>Bau</strong>fachleute genauer auf die Wünsche potentieller K<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

Architekten achten differenzierter darauf, wie Personen bzw.<br />

Familien wohnen <strong>und</strong> leben. Es ist schließlich eine Tatsache,<br />

dass 'das Leben von Mitteleuropäern vor allem in geschlossenen<br />

Räumen stattfindet'. Es kann also kein höher gestecktes Ziel<br />

geben, als Gebäude <strong>und</strong> Räume zu schaffen, in denen Personen<br />

sich wohl fühlen, reine, ges<strong>und</strong>e, wohltemperierte Luft atmen.<br />

Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit in Häusern <strong>und</strong><br />

Wohnungen. Viele Neubauten <strong>und</strong> noch mehr rekonstruierte<br />

Altbauten bieten den Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern<br />

kl<strong>im</strong>atische Bedingungen, die Menschen krank machen<br />

(können).<br />

Der Experte für Altbausanierung, Jörg BRANDHORST (ADNR<br />

2002), hat auf eine ganze Reihe von Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

verwiesen, die be<strong>im</strong> Planen, be<strong>im</strong> <strong>Bau</strong>en <strong>und</strong> Rekonstruieren<br />

beachtet werden müssen: Durch die Produktion gebauter,<br />

umbauter Räume wird in den Räumen selbst ein (völlig) anderes<br />

Kl<strong>im</strong>a geschaffen, als es in der Umgebung vorherrscht. Kein<br />

<strong>Bau</strong>fachmann kann behaupten, er hätte das nicht gewusst.<br />

Da die Zukunft des <strong>Bau</strong>ens in der Altbausanierung liegt, ist es<br />

wichtiger als je zuvor in der Geschichte des <strong>Bau</strong>ens von<br />

Wohnhäusern, dass die rechten <strong>Bau</strong>elemente, die 'rechten<br />

<strong>Bau</strong>stoffe am rechten Ort' verbaut werden. Das Auftragsvolumen<br />

der deutschen <strong>Bau</strong>wirtschaft, die <strong>Bau</strong>tätigkeit am Bestand der<br />

vorhandenen Gebäude ist in den vergangenen Jahren auf über 50<br />

% angewachsen (vgl. HOLLE/STRUVE 2002, 2002a).<br />

3


Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

belegen <strong>und</strong><br />

gelassen<br />

interpretieren.<br />

Mit Blick auf die Ergebnisse von Altbausanierung müssen die<br />

Tatsachen zur Kenntnis genommen werden, die vor allem<br />

<strong>Bau</strong>herren in die Verzweiflung treiben: 'Feuchte Räume' sind<br />

nicht selten das Ergebnis unzureichender oder gar falscher<br />

Altbausanierung. Gipsputz, Tapetenkleister, die Tapeten selber<br />

<strong>und</strong> andere organische <strong>Bau</strong>stoffe bilden einen ausgezeichneten<br />

Nährboden für Sch<strong>im</strong>melpilze, auf die nicht zuletzt Kinder mit<br />

chronisch werdenden Allergien reagieren. BRANDHORST vertritt<br />

die zugespitzte Auffassung, dass 80 % aller <strong>im</strong> Handel<br />

befindlichen <strong>Bau</strong>stoffe als Sondermüll bezeichnet werden<br />

können oder gar müssen.<br />

Diese Aussage kann vor allem dann genau belegt werden, wenn<br />

die gesamte Wertschöpfungskette der <strong>Bau</strong>stoffe bzw. einzelner<br />

<strong>Bau</strong>stoffe in den Blick genommen wird. Was hilft es, einen<br />

<strong>Bau</strong>stoff mit hervorragenden Eigenschaften anzuwenden, wenn<br />

er auf der Müllkippe oder in der Müllverbrennung als Zeitbombe<br />

wirkt.<br />

Zu den Daten <strong>und</strong> Fakten, mit denen <strong>im</strong> Arbeitsbereich<br />

'Nachhaltigkeit in der <strong>Bau</strong>wirtschaft <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Wohnungswesen</strong>'<br />

umgegangen wird, müssen m. E. einige allgemeine Anmerkungen<br />

gemacht werden: Sie sollen, sie müssen verständlich<br />

<strong>und</strong> st<strong>im</strong>mig formuliert, belegt oder belegbar sein. Sie sollen, sie<br />

müssen in die aktuellen <strong>und</strong> konkreten Lebens- <strong>und</strong> Arbeitszusammenhänge<br />

der beteiligten Personen eingebettet werden.<br />

D. h., jedes Datum <strong>und</strong> Faktum <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

'Nachhaltigkeit in der <strong>Bau</strong>wirtschaft, mit nachhaltiger Bildung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung für Personen <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong>'<br />

bedarf der Interpretation <strong>und</strong> der bereits eingeforderten<br />

streitbaren Diskussion. Franz ALT, ebenfalls Referent <strong>und</strong><br />

Moderator auf der Dürener Fachtagung, ist ein streitbarer<br />

Journalist, der sein Handwerk beherrscht, der ein Gespür für die<br />

sozial- <strong>und</strong> wirtschaftspolitische Brisanz von Daten <strong>und</strong> Fakten,<br />

auch von Überzeichnungen hat. Franz ALT forderte auf der<br />

Tagung die Beendigung der vielen 'Kriege um Öl <strong>und</strong> Gas'. Der<br />

Frieden auf allen Kontinenten könne stabilisiert werden durch<br />

die Nutzung der Sonnenenergie. 'Die Sonne scheine für alle!'<br />

Und es könne auch in Deutschland realisiert werden, was in<br />

Österreich bereits Wirklichkeit ist: 15 % der Energie wird auf<br />

dem 'Acker gewonnen'. Eine solche Vorgehensweise setzt ja<br />

ebenfalls auf die intensive Nutzung der Sonnenenergie <strong>und</strong> auf<br />

den sorgfältigen Umgang mit jedem einzelnen Hektar Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Boden, mit jeder Tonne Humus oder Lös.<br />

4


<strong>Bau</strong>schutt ist kein<br />

Müll. Er ist der<br />

Wiederverwertung<br />

zuzuführen.<br />

Es sei der Verantwortungslosigkeit gesellschaftlicher Kräfte <strong>und</strong><br />

Regierungen, es sei der Perspektivlosigkeit von vielen <strong>und</strong> der<br />

Habgier von wenigen Menschen geschuldet, dass eine<br />

'ökologische Tagesschau' berichten müsse: 'Jeder Tag kostet<br />

h<strong>und</strong>ert Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten das Leben! 30.000 Hektar<br />

Wüste wird täglich von Menschen geschaffen <strong>und</strong> 86 Millionen<br />

Tonnen fruchtbarer Boden geht an jedem einzelnen Tag durch<br />

Erosion verloren!' Einer solchen verheerenden <strong>Entwicklung</strong> der<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen können sich die gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

weltpolitischen Kräfte entgegenstemmen, dann 'reiche es auf<br />

dieser Welt', so Franz ALT in seinem Dürener Referat, 'für die<br />

Bedürfnisse eines jeden Menschen, allerdings nicht für die<br />

Habgier so vieler Personen'.<br />

Andere Aussagen von Franz ALT, vor allem die Verwendung<br />

statistischer Daten, 'großer Zahlen', über die die Vorstellungen<br />

von Personen weit auseinander gehen, bedürfen der kritischen<br />

Auseinandersetzung, jedenfalls einer Konkretisierung: 'Die<br />

Hälfte allen Mülls, der in Deutschland anfällt, geschaffen wird,<br />

sei <strong>Bau</strong>schutt!' (Franz ALT). Ein solches Faktum muss m. E. in<br />

jedem Verwendungszusammenhang <strong>und</strong> mit Blick auf das<br />

Volumen, auf das Gewicht des <strong>Bau</strong>schutts <strong>und</strong> seine einzelnen<br />

Bestandteile differenziert betrachtet werden. Es ist wohl überholt<br />

oder gar falsch, <strong>Bau</strong>schutt dem Müll zuzurechnen. Von seinem<br />

Gewicht ausgehend, kann der größte Anteil des <strong>Bau</strong>schutts in<br />

Deutschland als Wertstoff bezeichnet <strong>und</strong> wiederverwendet<br />

werden. Im Internet der HANDELSKAMMER HAMBURG können<br />

die folgenden u. a. Informationen nachgelesen werden: "Die<br />

Fahrten der Abbruchtransporteure enden meist bei einer der<br />

sechs Sortieranlagen in Hamburg. Dort wird der Abfall auf<br />

Verwertungsmöglichkeiten geprüft. Sinn des Verfahrens:<br />

Möglichst große Mengen der Wiederverwertung zuzuführen.<br />

Das Kreislaufwirtschafts- <strong>und</strong> Abfallgesetz vom 27. September<br />

1994 hat diese Zielsetzung noch einmal nachdrücklich betont.<br />

Die Bilanz spricht für sich: 2,5 Mio. Tonnen der insgesamt 5,6<br />

Mio. Tonnen Hamburger <strong>Bau</strong>abfälle in 1999 wurden<br />

wiederverwertet. 2,6 Mio. Tonnen Erdaushub wurden zur<br />

Verfüllung von Kiesgruben genutzt. Nur 0,5 Mio. Tonnen<br />

dagegen ließ die <strong>Bau</strong>wirtschaft tatsächlich entsorgen - 0,4 Mio.<br />

Tonnen gingen auf die Deponie, 0,1 Mio. Tonnen wurden<br />

verbrannt" (2002, 2). Mit solchen Informationen über die<br />

Wiederverwertung von <strong>Bau</strong>schutt aus Hamburg, die<br />

selbstverständlich auch kritisch hinterfragt werden <strong>und</strong> mit<br />

Vergleichsdaten aus anderen Regionen der Republik ergänzt<br />

werden müssen, verliert die Aussage von Franz ALT jedenfalls<br />

einen Teil ihrer bedrohlichen Wirkung.<br />

5


'Lege den Finger<br />

auf jeden Posten<br />

<strong>und</strong> frage, wie<br />

kommt er hier<br />

her?' (BRECHT)<br />

'Je bedrohter das<br />

Leben, desto<br />

blindwütiger wird<br />

gewohnt'<br />

(Gert SELLE).<br />

Es ist das Leichte, welches so schwer zu verwirklichen ist.<br />

Michael SCHARP, vom Institut für Zukunftsstudien <strong>und</strong><br />

Technologiebewertung, hat sich mit seinem Referat von allen<br />

Überzeichnungen ferngehalten. Er plädiert mit Blick auf<br />

Nachhaltigkeit be<strong>im</strong> Neubau von Eigenhe<strong>im</strong>en für sehr genaues<br />

Nachdenken über alternative Handlungsperspektiven <strong>und</strong> für<br />

eine genaue Berechnung der entstehenden Kosten. In<br />

Deutschland werden jährlich gleich hohe Summen für den<br />

Neubau <strong>und</strong> für die Rekonstruktion von Eigenhe<strong>im</strong>en<br />

ausgegeben <strong>und</strong> zwar 86 Milliarden Euro. Dieser Gleichstand<br />

auf der Kostenseite nötigt nicht nur ihn, in einem Forschungsinstitut,<br />

darüber nachzudenken, welches Gewicht den<br />

'Fahrkosten für Mobilitätsenergie' in der Familienkasse bzw. in<br />

einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zukommt. Die<br />

Rechnungen können <strong>im</strong> vorliegenden Bericht nicht<br />

nachvollzogen werden. Aber die Rechnung einer Familie, die<br />

den hohen Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong> <strong>Bau</strong>kosten in Stadtzentren <strong>und</strong><br />

Städten ausweicht, scheint aufzugehen. Selbst wenn sie zwe<strong>im</strong>al<br />

am Tag einen Weg von 8,5 km Länge - hin zur Arbeit <strong>und</strong><br />

zurück ins eigene Haus - mit dem PKW oder mit dem ÖPNV<br />

bewältigt, dann hat sie möglicherweise einen finanziellen Vorteil<br />

realisiert. Dieser Vorteil mag auch sichtbar werden in der Größe<br />

der Wohnungen. Eigentümer eines Wohnhauses, eines Neubaus<br />

für drei Personen <strong>im</strong> Haushalt, verfügen durchschnittlich über<br />

124 m 2 Wohnfläche. Mieter dagegen 'begnügen' sich mit (dem<br />

statistischen Wert von) 84 m 2 Wohnfläche.<br />

Jedes Datum, jede Berechnung, löst allerdings neue Grübeleien<br />

aus: Im statistischen Mittel kommt einem Dreipersonenhaushalt,<br />

der in einem Eigenhe<strong>im</strong> residiert, 124 m 2 Wohnfläche zu. Wie<br />

viele Personen verfügen über noch mehr Wohnfläche? Wie<br />

'blindwütig wohnen' die Menschen in Deutschland? SELLE gibt<br />

eine Antwort, die in die Überlegungen zur nachhaltigen<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong> zu passen scheinen:<br />

"Je bedrohter das Leben, desto blindwütiger wird gewohnt.<br />

Weder ökonomische noch ökologische Krisen tun dem Boom<br />

neuer 'Wohnkulturen' Abbruch. Wohnen ist zentrales<br />

Kulturereignis, Inszenierungsform des Alltags schlechthin"<br />

(1993, Klappentext).<br />

6


Dem<br />

Gemeinwesen<br />

Perspektiven<br />

eröffnen.<br />

Den<br />

Gesamtzusammenhang<br />

der <strong>Bau</strong>kultur<br />

beachten.<br />

Heinz KAULEN vom Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>, hat sich mit<br />

seinem Beitrag als einer der wenigen Referenten konsequent auf<br />

eine Perspektive konzentriert, die <strong>Entwicklung</strong>smöglichkeiten<br />

von Gemeinwesen eröffnet. Die Stadt- <strong>und</strong> Gemeinderäte<br />

müssen sich um die 'Nutzung von Industriebrachen' bemühen<br />

<strong>und</strong> um die 'Erhaltung städtischer Fauna <strong>und</strong> Flora'. Mit den<br />

Aussagen des Referenten kamen dem Verfasser dieses Berichts<br />

Bilder von einer kürzlich getätigten Reise nach Magdeburg in<br />

den Sinn. Unter der Führung von dort ansässigen Fachleuten für<br />

die berufliche Bildung in der <strong>Bau</strong>industrie <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>handwerk<br />

war es rasch möglich, einen Überblick über die bauliche <strong>und</strong><br />

städtebauliche <strong>Entwicklung</strong> seit der Wende <strong>im</strong> Jahre 1990 zu<br />

gewinnen. Das Scheitern der (partei-)politischen Kräfte in Stadt<br />

<strong>und</strong> Land gegenüber dem Beharrungsvermögen von Gr<strong>und</strong>stückseigentümern,<br />

ihre Untätigkeit oder gar ihre Unfähigkeit,<br />

das Wirtschaftsgebaren von Investoren mit einer inhaltlich<br />

ausgerichteten, wohlverstandenen, vernünftigen <strong>Entwicklung</strong> des<br />

Gemeinwesens zu verbinden, ist allerorten wahrnehmbar <strong>und</strong> mit<br />

Händen zu greifen:<br />

Die historisch entstandene Zone für die Industrie, das Gewerbe,<br />

den Handel, die Lagerung <strong>und</strong> den Transport der Güter trennt die<br />

Stadt Magdeburg in ihrer gesamten Ausdehnung von ihrer<br />

Lebensader, der Elbe. Die einmalige Chance, hier eine Öffnung,<br />

viele Verbindungen zu schaffen, zwischen der Stadt, den<br />

Quartieren, den Menschen, den (wenigen) neuen Arbeitsplätzen<br />

<strong>und</strong> dem Fluss, der Uferzone, erscheint vielleicht nur dem<br />

hoffnungsvollen Besucher aus einer anderen Stadt völlig<br />

ungenutzt. Statt die Industriebrache für die neuen Investoren<br />

herzurichten, sind gleich mehrere Gewerbegebiete <strong>im</strong> Süden <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Norden der Stadt erschlossen worden. Sie tragen die schönen<br />

Namen 'Bördepark, Florapark <strong>und</strong> Elbepark'. Sie sind zusammen<br />

mehrere H<strong>und</strong>ert Hektar groß. Landwirtschaftlich ausgezeichneter<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden wurde dafür verbraucht, asphaltiert,<br />

versiegelt, dem die qualitativ höchste Bewertungsziffer zukommt<br />

(ca. 98 von 100), die in Deutschland möglich ist. Eine gute Tat<br />

der Stadtväter <strong>und</strong> Mütter ist das nicht. Vor allem sind auf diese<br />

Weise Schritte hin zur Schaffung einer schönen Stadt, einer Stadt<br />

mit <strong>Bau</strong>kultur vorerst verpasst worden.<br />

Zur <strong>Bau</strong>kultur gehört auch die Kultur des gemeinsamen Planens<br />

der <strong>Entwicklung</strong> einer Stadt, einer Gemeinde durch die<br />

gesellschaftlichen Kräfte, die in ihr wirken. Nicht die wenigen<br />

architektonischen Hochleistungen sollen <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen,<br />

"sondern die zahlreichen Beispiele guter Alltagsarchitektur in<br />

ihrem städtischen Zusammenhang, in ihrer Verbindung mit alten<br />

<strong>Bau</strong>ten <strong>und</strong> ihrem Bezug zum Freiraum <strong>und</strong> zur Landschaft.<br />

7


Dazu gehören Einfamilienhäuser genauso wie der Supermarkt,<br />

die Industriehalle, der Kindergarten <strong>und</strong> das Kraftwerk"<br />

(HOLLE/STRUVE 2002, 45).<br />

Ein besonderer Blick auf einzelne Initiativen <strong>und</strong><br />

Institutionen für nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> in der<br />

<strong>Bau</strong>wirtschaft<br />

Das Meisterteam Organisiert Den Umweltschutz Langfristig<br />

(MODUL) in Zusammenarbeit mit der future e. V. (vgl. ALPERS<br />

2001, MODUL 2002). Das Meisterteam ist nach seinen eigenen<br />

Angaben die größte Verb<strong>und</strong>gruppe von Handwerkern in<br />

Deutschland (800 Mitglieder). Die Handwerker haben eine<br />

Gruppe gebildet, um die <strong>Entwicklung</strong> ihrer Unternehmen<br />

langfristig 'durch aktiven Umweltschutz', durch einen Beitrag<br />

zum 'Kl<strong>im</strong>a-, Ressourcen- <strong>und</strong> Waldschutz' zu sichern (vgl.<br />

MODUL 2002).<br />

Mit dem Kooperationspartner future e. V. ist ein Bewertungs<strong>und</strong><br />

Selbstbewertungsinstrument für die Betriebe <strong>und</strong> ihre<br />

Weiterentwicklung ausgearbeitet worden. Besonderes Interesse<br />

haben die beteiligten Handwerksunternehmen an der<br />

Qualifizierung, an der Weiterbildung des Leitungspersonals 'in<br />

Sachen energetische Gebäudesanierung' <strong>und</strong> der 'Nutzung des<br />

Gütesiegels für Holz', welches vom Weltforstrat vergeben wird.<br />

Die mit dem FSC-Gütesiegel zertifizierten Unternehmen sind zur<br />

nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes verpflichtet. Bislang<br />

konnten nur Forstbetriebe das Gütesiegel des Weltforstrates<br />

erhalten.<br />

Aus dem Blickwinkel vom Verfasser dieses Berichts sind<br />

folgende Fragen an das Meisterteam zu stellen. Wie halten es die<br />

800 Mitglieder der Verb<strong>und</strong>gruppe mit der Erstausbildung von<br />

Jugendlichen für die verschiedenen Gewerke am <strong>Bau</strong>?<br />

Engagieren sich die Meister auch für eine ausgezeichnete,<br />

zertifizierte Arbeit <strong>im</strong> dualen System der beruflichen Bildung?<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong> ist nur<br />

mit einer f<strong>und</strong>ierten beruflichen Bildung Jugendlicher möglich,<br />

die die <strong>Bau</strong>ten errichten, rekonstruieren, gestalten <strong>und</strong> pflegen<br />

sollen.<br />

8


Die BAUMANAGEMENT-MEISTERBETRIEBE, die Haus-Verwaltungs<br />

<strong>und</strong> -Sanierungs GmbH in Trier, speziell die<br />

Wohnungsgenossenschaft am Beutelweg wurden von Heinz RIES<br />

mit eindringlicher Rede vertreten. Gleichermaßen überzeugend<br />

ist die schriftliche Darstellung der Ziele der Gesellschaft, die in<br />

Düren als Leporello verteilt wurde <strong>und</strong> deshalb in diesem<br />

Bericht vollständig zitiert wird.<br />

"Die Haus-Verwaltung <strong>und</strong> -Sanierungs GmbH wurde 1993<br />

gegründet. Wir haben heute mit fünf Meisterbetrieben den<br />

Schwerpunkt unserer Tätigkeit <strong>im</strong> Sanierungs- <strong>und</strong><br />

Neubaubereich. Auf der Basis unserer Qualitätsarbeit haben wir<br />

uns in wenigen Jahren zu einem mittelständischen Unternehmen<br />

mit r<strong>und</strong> 60 Mitarbeitern <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen entwickelt.<br />

Unser Hauptziel ist das Angebot handwerklich hochwertiger<br />

Leistungen einzelner Meisterbetriebe <strong>und</strong> integrierter Lösungen,<br />

so dass der K<strong>und</strong>e nicht mehrere unterschiedliche<br />

Handwerksbetriebe koordinieren muss. Als Ergänzung dieser<br />

ganzheitlichen Angebotspalette planen <strong>und</strong> koordinieren wir mit<br />

der Abteilung <strong>Bau</strong>management komplette <strong>Bau</strong>vorhaben (u. a.<br />

Schlüsselfertiges <strong>Bau</strong>en).<br />

Daneben verfolgen wir noch zwei weitere Ziele: Wo <strong>im</strong>mer die<br />

Qualität der Leistung gewährleistet ist, verwenden wir<br />

ökologische <strong>und</strong> nachhaltig verträgliche Produkte, um die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Menschen zu fördern <strong>und</strong> die Natur zu schonen.<br />

Ein weiteres Anliegen ist die bewusst soziale Ausrichtung<br />

unseres Betriebes. Im Rahmen unserer Möglichkeiten wollen wir<br />

für unsere MitarbeiterInnen gute <strong>und</strong> ihre Persönlichkeit<br />

fördernde Arbeitsbedingungen bieten, für Jugendliche <strong>und</strong><br />

Erwachsene Ausbildungsmöglichkeiten bereitstellen <strong>und</strong> am<br />

Arbeitsmarkt Benachteiligte in existenzsichernde Arbeit<br />

integrieren" (2002, erste Innenseite vom Leporello).<br />

Handwerker, Unternehmensleitungen vor allem in der<br />

<strong>Bau</strong>industrie, <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>handwerk <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>nebengewerbe, die<br />

mit Nachdruck darstellen, dass sie sich um die berufliche<br />

Bildung, um die Förderung der persönlichen <strong>Entwicklung</strong> von<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen, sogar um die Einbeziehung von<br />

benachteiligten Personen in 'existenzsichernde' Lohnarbeitsverhältnisse<br />

bemühen, die sind in Deutschland wirklich eine<br />

Seltenheit. Sie bedürfen der besonderen Beachtung <strong>und</strong><br />

Förderung.<br />

Das BAU-MEDIEN-ZENTRUM in Düren kann als ein Synonym des<br />

Namens, der Person von Axel LEROY angesehen werden. Er<br />

stellt gebaute, geöffnete, aufgeschnittene Räume <strong>und</strong> Raumteile<br />

9


<strong>im</strong> originalen Maßstab, mit handelsüblichen <strong>Bau</strong>stoffen dar. Auf<br />

diese Weise sollen die kenntnisreichen, planenden K<strong>und</strong>en,<br />

Einblicke gewinnen <strong>und</strong> <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes die<br />

<strong>Bau</strong>stoffe <strong>und</strong> vor allem die Verbindungen zwischen den vielen<br />

<strong>Bau</strong>elementen begreifen können.<br />

'Erst schauen, dann bauen', das ist die Devise von LEROY, mit<br />

der er die neugierigen K<strong>und</strong>en anspricht. Sie können <strong>im</strong> BAU-<br />

MEDIEN-ZENTRUM ihre Wahrnehmung der verschiedenen<br />

Qualitäten von <strong>Bau</strong>stoffen, <strong>Bau</strong>elementen <strong>und</strong> <strong>Bau</strong>konstruktionen<br />

schulen <strong>und</strong> sich zu kompetenten <strong>Bau</strong>herren entwickeln,<br />

die mehr oder weniger gut planenden Architekten bzw.<br />

arbeitenden <strong>Bau</strong>arbeitern auch kommunikativ Widerstand leisten<br />

können.<br />

Im BAU-MEDIEN-ZENTRUM wird davon ausgegangen, dass die<br />

Realisierung von nachhaltig wirkenden <strong>Bau</strong>ten <strong>und</strong><br />

funktionsfähig ausgestatteten, gestalteten Räumen nur möglich<br />

ist, wenn alle an der Planung <strong>und</strong> Realisierung Beteiligten ihren<br />

Ideenreichtum, ihre Entscheidungsfreudigkeit, ihre Kompetenz<br />

einbringen. In den Übergängen, in den Verbindungen zwischen<br />

<strong>Bau</strong>elementen kommen die Fragen auf <strong>und</strong> die Probleme zum<br />

Ausdruck, die <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>schadensbericht der B<strong>und</strong>esregierung Seite<br />

um Seite füllen. Im BAU-MEDIEN-ZENTRUM sind an geeigneten<br />

Stellen der aufgeschnittenen <strong>Bau</strong>elemente <strong>und</strong> konstruktiven<br />

Verbindungen <strong>Bau</strong>fehler gekennzeichnet <strong>und</strong> beschrieben. Damit<br />

wird auf den unversöhnlichen Gegensatz zwischen der<br />

planenden Vernunft, der <strong>Bau</strong>tätigkeit, der Gestaltung von<br />

Handwerkern <strong>und</strong> den Machwerken von Personen hingewiesen,<br />

die für den Pfusch am <strong>Bau</strong> verantwortlich sind.<br />

Nicht <strong>im</strong>mer, <strong>und</strong> das können Fachleute für den Berufsbildungsprozess<br />

<strong>im</strong> <strong>Bau</strong>handwerk <strong>und</strong> in der <strong>Bau</strong>industrie<br />

bestätigen, ist Habgier von Handwerkern <strong>und</strong> Unternehmern<br />

Ursache für Fehler <strong>und</strong> Mängel am <strong>Bau</strong>. Sorgfältige Analysen<br />

der <strong>Bau</strong>schadensberichte der B<strong>und</strong>esregierung, aber gleichermaßen<br />

der sogenannte ges<strong>und</strong>e Menschenverstand von <strong>Bau</strong>fachleuten<br />

bringen <strong>im</strong>mer wieder die Erkenntnis hervor, dass<br />

Nachlässigkeit <strong>und</strong> Oberflächlichkeit be<strong>im</strong> Planen <strong>und</strong><br />

Realisieren von <strong>Bau</strong>elementen <strong>und</strong> <strong>Bau</strong>ten viele Fehler <strong>und</strong><br />

Mängel hervorbringen. Die Qualität der beruflichen Erstausbildung<br />

für die <strong>Bau</strong>facharbeiter muss angehoben werden.<br />

Zusammen mit ständigen Qualitätskontrollen am entstehenden<br />

<strong>und</strong> fertigen Produkt bzw. an den Dienstleistungen kann eine<br />

Verbesserung der Situation bewirkt werden. Allein der Blick auf<br />

den Geldwert best<strong>im</strong>mter <strong>Bau</strong>elemente, Ausstattungsgegenstände<br />

<strong>und</strong> Einbauleistungen beispielsweise von Bädern <strong>und</strong><br />

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Küchen, die zwischen Zehn- <strong>und</strong> Fünfzigtausend Euro kosten,<br />

verdeutlicht die Tatsache, dass Investitionen in den Berufsbildungsprozess<br />

vonnöten sind.<br />

Die Wahrnehmung der Referate <strong>und</strong> Diskussionsbeiträge auf der<br />

Dürener Tagung mit dem Tenor 'Bildung für eine nachhaltige<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wohnungswesen</strong>' bringt doch eine<br />

Reihe von Enttäuschungen hervor. Es war wesentlich die Rede<br />

von Qualifizierung, von ökonomischer, ökologischer <strong>und</strong><br />

technischer Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung von Leitungspersonal in<br />

Handwerksbetrieben, in Betrieben der <strong>Bau</strong>wirtschaft. Die aber<br />

bekommen den Kopf nur frei für ihre Arbeit auf der<br />

Leitungsebene, für die Planung <strong>und</strong> Vorbereitung der<br />

Produktion, für die Personal- <strong>und</strong> Personaleinsatzplanung, für<br />

die organisatorische, kaufmännische Seite des Ganzen, wenn für<br />

die <strong>Bau</strong>tätigkeit, für die Ausstattung der <strong>Bau</strong>ten, für die<br />

Gestaltung der Räume sorgfältig <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legend ausgebildetes<br />

Fachpersonal vorhanden ist.<br />

Offensichtlich ist es erforderlich, dass sich die Jugendlichen, die<br />

bauen <strong>und</strong> gestalten wollen, sich darauf gründlich vorbereiten,<br />

sich dafür umfassend beruflich bilden, in den staatlichen<br />

Berufsschulen, in den Betrieben, mit qualifiziertem Personal<br />

(vgl. JÜRGENSEN 2002). Eine solche Anstrengung der körperlichen<br />

<strong>und</strong> der Willenskräfte von jugendlichen <strong>und</strong> erwachsenen<br />

<strong>Bau</strong>arbeitern <strong>und</strong> Handwerkern hat zur Voraussetzung, dass sie<br />

in den Betrieben sichere Arbeitsplätze vorfinden <strong>und</strong> gut bezahlt<br />

werden. Auch davon war auf der Dürener Tagung die Rede: 'Mit<br />

einer Gewinnbeteiligung von 25 % für die produzierenden <strong>und</strong><br />

gestaltenden Handwerker steigt nicht nur die Qualität der<br />

Leistungen am <strong>Bau</strong>!'<br />

Literatur<br />

ADNR: Arbeitsgemeinschaft für Dämmstoffe aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen e. V. (Mappe mit umfangreichem<br />

Informationsmaterial), Bonn 2002<br />

ALPERS, Annette: MODUL für den Wettbewerb. Ein Konzept für<br />

nachhaltiges Wirtschaften <strong>im</strong> Handwerk, in: Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Umwelt. Zeitschrift für umweltorientierte Unternehmenspolitik<br />

von future e. V., 14 (2001) 4, 8f<br />

BAUMANAGEMENT MEISTERBETRIEBE: Haus-Verwaltungs <strong>und</strong><br />

Sanierungs GmbH. Informationsblatt. Trier 2002<br />

11


BAU-MEDIEN-ZENTRUM: Eine alternative <strong>Bau</strong>ausstellung. 'Erst<br />

schauen, dann bauen!' Mirweilerweg 22a, 52349 Düren, mail:<br />

info@bmz-dueren.de<br />

BLOY, Werner; HAHNE, Klaus; STRUVE, Klaus (Hrsg.): <strong>Bau</strong>en<br />

<strong>und</strong> Gestalten <strong>im</strong> neuen Jahrh<strong>und</strong>ert. Herausforderungen an<br />

berufliche Bildung. Bielefeld: Bertelsmann 2002<br />

FRAME GmbH (Fraktale Akademie für Innovation 2002):<br />

Bildung für eine nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Wohnungswesen</strong> Deutschlands durch Vernetzung von<br />

Kompetenzträgern zum virtuellen Unternehmen. Initiative<br />

<strong>Bau</strong>KomFort. Düren 2002, RKwirtz@aol.com,<br />

www.BAUKOMFORT.de<br />

GRÜNE KOHLE - Biomassekraftwerke haben Zukunft, in: Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Umwelt. Zeitschrift für umweltorientierte Unternehmenspolitik<br />

von future e. V., 14 Jg. (2001) 3, 11<br />

HANDELSKAMMER HAMBURG: <strong>Bau</strong>abfalltransport - Entsorgung<br />

<strong>im</strong> Dienst der Umwelt. Hamburg 15.02.2002,<br />

www.hamburg.ihk.de<br />

HOLLE, Hans-Jürgen; STRUVE, Klaus (2002): Zur Best<strong>im</strong>mung<br />

des Zusammenhanges zwischen den Berufsfeldern<br />

<strong>Bau</strong>technik, Holz- <strong>und</strong> Kunststofftechnik, Farbtechnik <strong>und</strong><br />

Raumgestaltung, in: BLOY/HAHNE/STRUVE 2002, 45-57<br />

HOLLE, Hans-Jürgen; STRUVE, Klaus (2002a): Kerncurriculum<br />

für die Didaktik der beruflichen Fachrichtungen: <strong>Bau</strong>technik,<br />

Holz- <strong>und</strong> Kunststofftechnik, Farbtechnik <strong>und</strong> Raumgestaltung,<br />

in: BLOY/HAHNE/STRUVE 2002, 59-67<br />

INSTITUT FÜR FERTIGTEILTECHNIK UND FERTIGBAU, We<strong>im</strong>ar<br />

e. V. (Hrsg.): Aktueller Holzbau. Wanderausstellung zum<br />

Stand des Holzbaus in Thüringen <strong>und</strong> <strong>im</strong> deutschsprachigen<br />

Raum - Dokumentation. We<strong>im</strong>ar (2002)<br />

JÜRGENSEN, Johannes: Möglichkeiten <strong>und</strong> Konsequenzen eines<br />

produktorientierten Unterrichts - dargestellt am Beispiel des<br />

Berufsschulunterrichts für Auszubildende <strong>im</strong> Tischlerhandwerk,<br />

in: BLOY/HAHNE/STRUVE 2002, 110-128<br />

KLEMISCH, Herbert: Nachhaltigkeit <strong>im</strong> Handwerk. Erfahrungen<br />

aus Schreinereibetrieben, in: Unternehmen <strong>und</strong> Umwelt.<br />

Zeitschrift für umweltorientierte Unternehmenspolitik von<br />

future e. V., 14. Jg. (2001) 3, 24f<br />

12


KORTLEBEL, Uwe: Integrative Planung <strong>im</strong> Kompetenz–Netzwerk:<br />

ein Weg zum nachhaltigen, ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

qualitätsgesicherten Haus. Aachen: Maschinenmanuskript<br />

2002, 1-8<br />

LUXEMBURG, Rosa: Einführung in die Nationalökonomie.<br />

Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1972, (Rowohlts Klassiker,<br />

Band 268)<br />

MODUL: 'Meisterteam organisiert den Umweltschutz langfristig'.<br />

Projektinformation 03/2002.<br />

SELLE, Gert: Die eigenen vier Wände. Zur verborgenen<br />

Geschichte des Wohnens. Frankfurt/M., New York: Campus<br />

Verlag 1993.<br />

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