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Partizipation<br />
laut* / Ausgabe Winter 2008<br />
WAhllos<br />
Sollten Jugendliche ab 16 Jahren schon wählen dürfen?<br />
Thimo Mallon glaubt, dass sie sich intensiver mit Politik befassen als manche Erwachsene.<br />
Tim Hausschild hält dagegen, dass das auch nach hinten los gehen kann.<br />
PRO – Thimo Mallon<br />
CONTRA – Tim Hauschild<br />
Ist die richtige Wahl eine Frage <strong>de</strong>s Alters?<br />
E<br />
ine Bun<strong>de</strong>stagswahl ohne die<br />
Beteiligung von Mecklenburg-<br />
Vorpommern – ein absur<strong>de</strong>r<br />
Gedanke. Doch so unsinnig ist er<br />
gar nicht: Zwischen Schwerin und<br />
Greifswald leben etwa so viele Bürger,<br />
wie es in <strong>de</strong>r ganzen Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Jugendliche zwischen 16 und 17 gibt:<br />
Sie alle dürfen nicht wählen, da man<br />
in Deutschland bei <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stagswahlen<br />
erst ab 18 wahlberechtigt ist.<br />
W<br />
egen angeblich chronischer<br />
Politikverdrossenheit bei<br />
uns Jugendlichen haben<br />
sich einige Politiker etwas ausgedacht:<br />
16- und 17-Jährige sollen nun nicht<br />
nur bei <strong>de</strong>r Kommunalwahl in einigen<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn auch<br />
bei Bun<strong>de</strong>s- und Landtagswahlen<br />
wahlberechtigt sein. So sollen sie sich<br />
mit politischen Themen befassen und<br />
stärker eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Es wird<br />
wie<strong>de</strong>r einmal versucht, ein Problem<br />
Meinungssache<br />
Wür<strong>de</strong> man das Wahlalter auf 16<br />
herabsetzen, gäbe es etwa zwei<br />
Millionen Wähler mehr, die Politik<br />
mitgestalten dürften. Denn<br />
Themen wie Bildungsreform o<strong>de</strong>r<br />
Jugend arbeitslosigkeit gehen auch<br />
o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> Jugendliche etwas an.<br />
Außer<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong> ein Gefühl <strong>de</strong>r<br />
Zugehörigkeit entstehen, welches<br />
nebenbei das Interesse an Demokratie<br />
stärkt.<br />
durch eine schnelle Maßnahme zu<br />
lösen, die kaum <strong>de</strong>n gewünschten<br />
Effekt haben wird.<br />
Die Volljährigkeit ist und bleibt<br />
ein guter Orientierungspunkt beim<br />
Wahlrecht: Ab 18 dürfen wir Verträge<br />
abschließen, abends feiern<br />
gehen so lange wir wollen, können<br />
strafrechtlich voll belangt wer<strong>de</strong>n<br />
und dürfen eben auch wählen. Mit<br />
neuen Rechten und Pflichten dürfen<br />
wir konsequenterweise auch bei je<strong>de</strong>r<br />
Wie kommt man überhaupt zu<br />
einem Min<strong>de</strong>stwahlalter von 18? Ist<br />
man etwa nur „wahlreif“, weil man<br />
strafrechtlich voll belangt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, o<strong>de</strong>r an seinem 18. Geburtstag<br />
plötzlich reif und verständig wird?<br />
Jugendliche müssen möglichst früh<br />
aktiv mit in die Politik einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. So übernehmen sie rechtzeitig<br />
die nötige Verantwortung und<br />
schärfen ihren Blick für Politik.<br />
Wahl teilnehmen. Wenn sich dies<br />
än<strong>de</strong>rt, wer<strong>de</strong>n wir uns irgendwann<br />
die Debatte über das Wahlrecht ab 12<br />
anhören müssen. 16- und 17-jährige<br />
sind außer<strong>de</strong>m laut Umfragen genauso<br />
zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Demokratie wie<br />
18- bis 24-jährige. Nicht wählen zu<br />
dürfen, führt also nicht automatisch<br />
zu mehr Politikverdrossenheit.<br />
Ein allgemeines Wahlrecht ab 16<br />
wür<strong>de</strong> also keine Probleme lösen.<br />
Im Gegenteil: Bei Probewahlen<br />
16<br />
Also warum nicht einfach ab 16<br />
wählen lassen? Viele Jugendliche<br />
befassen sich intensiver mit <strong>de</strong>r<br />
Politik als manch ein Erwachsener.<br />
Sie erhalten jedoch keine Chance,<br />
ihrem Willen Ausdruck zu verleihen<br />
– wie sollen sie so zu politisch<br />
mündigen Personen wer<strong>de</strong>n? Je<strong>de</strong>r<br />
Mensch sollte doch das Recht haben<br />
mitzugestalten. Schließlich leben wir<br />
in einer Demokratie.<br />
mit unter 18-Jährigen ist die NPD<br />
immer wie<strong>de</strong>r stark gewesen und<br />
erreichte dabei bun<strong>de</strong>sweit über<br />
sechs Prozent, in einigen Bezirken<br />
sogar 18 Prozent.<br />
Es ist <strong>de</strong>swegen beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />
dass die Politik stärker auf uns<br />
Jugendliche eingeht und uns einbin<strong>de</strong>t.<br />
Dafür sind zielgruppengerechte<br />
Projekte o<strong>de</strong>r Initiativen sinnvoll.<br />
Die Frage <strong>de</strong>s Wahlrechts ist dabei<br />
sekundär.