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27 laut* / Ausgabe Winter 2008 Partizipation<br />
M<br />
einungsfreiheit! Gleichberechtigung!<br />
Partizipation!“ Rund 40 Jugendliche<br />
stehen auf <strong>de</strong>n Treppen <strong>de</strong>s Reichstagsgebäu<strong>de</strong>s<br />
und schreien wild durcheinan<strong>de</strong>r –<br />
es sind die Teilnehmer <strong>de</strong>s Jugendmedienworkshops.<br />
Einige singen die Nationalhymne, an<strong>de</strong>re<br />
halten <strong>de</strong>n aufgeblasenen Buchstaben „D“ in <strong>de</strong>r<br />
Hand – D wie Demokratie. Nach einer Minute<br />
verstummt die Menge und Thomas Krüger, Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung,<br />
zitiert Winston Churchill: „Wenn es morgens<br />
um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann<br />
sicher sein, dass es <strong>de</strong>r Milchmann ist, dann weiß<br />
ich, dass ich in einer Demokratie lebe.“ Auch<br />
Susanne Kastner, Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Bun<strong>de</strong>stages, nimmt das Megafon in die Hand:<br />
„Demokratie braucht Demokraten!“<br />
„Was machen die da?“ fragt sich ein Tourist.<br />
Kastner, Krüger und die Jugendlichen veranstalten<br />
zum Thema Demokratie einen Smart Mob – ein<br />
Flash Mob mit Nachricht.<br />
Gewöhnlich verabre<strong>de</strong>n sich dafür frem<strong>de</strong><br />
Menschen per Internet o<strong>de</strong>r Mobiltelefon zu<br />
kurzen, oft skurrilen Aktionen. Sie legen sich<br />
gemeinsam auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r veranstalten eine<br />
Kissenschlacht an öffentlichen Plätzen.<br />
An diesem Morgen geht es vergleichsweise<br />
bedächtig zu. Viele <strong>de</strong>r Touristen und Passanten<br />
machen verdutzte Gesichter als sie die Szene<br />
vor <strong>de</strong>m hohen Haus beobachten. „Was war das<br />
<strong>de</strong>nn?“, wun<strong>de</strong>rt sich ein junger Mann. „Dürfen<br />
die das überhaupt?“ Normalerweise sind direkt<br />
am Bun<strong>de</strong>stag keine politischen Kundgebungen<br />
zugelassen. „Aber wir werben ja für die Demokratie“,<br />
sagt Susanne Kastner.<br />
Eine Passantin gibt zu, auch nach <strong>de</strong>r Aktion<br />
„keine Ahnung“ zu haben, worum es <strong>de</strong>n Mobbern<br />
<strong>de</strong>nn nun ging. „Schwachsinnig“ fin<strong>de</strong>t sie es. Ganz<br />
an<strong>de</strong>rs sieht das Alfhild Böhringer, sie ist Projektleiterin<br />
<strong>de</strong>s Jugendmedienworkshops im Deutschen<br />
Bun<strong>de</strong>stag. „Es ist eine an<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Meinungsäußerung und nicht so verkrampft. Das<br />
fin<strong>de</strong> ich gut.“ Susanne Kastner war nur über die<br />
wenigen Zuschauer enttäuscht, die <strong>de</strong>r Smart Mob<br />
um neun Uhr morgens hatte, wo doch nachmittags<br />
immer lange Schlangen vor <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> stehen.<br />
Ob die lauten Schreie sie alle vertrieben haben?<br />
Schrei nach Demokratie<br />
Wenn morgens<br />
Der milchmAnn kommt<br />
Die Teilnehmer <strong>de</strong>s Jugendmedienworkshops veranstalten einen Smart Mob.<br />
Von Julia Schnorrer und Jean von Agris<br />
Die Veranstalter machen sich stark für Demokratie:<br />
Elisa Gärtner (Jugendpresse Deutschland e.V.),<br />
Susanne Kastner (Deutscher Bun<strong>de</strong>stag) und Thomas<br />
Krüger (Bun<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung)<br />
Flash Mob<br />
Nanu, wo kommen plötzlich so viele Menschen<br />
her? Und wieso essen sie alle gleichzeitig eine<br />
Banane? Wenn dir etwas ähnlich Skurriles passiert,<br />
bist du vermutlich in einen Flash Mob geraten.<br />
Viele Menschen, die sich untereinan<strong>de</strong>r nicht kennen,<br />
treffen sich zu einem abgestimmten Zeitpunkt an<br />
einem Ort, han<strong>de</strong>ln i<strong>de</strong>ntisch und verschwin<strong>de</strong>n nach<br />
wenigen Augenblicken wie<strong>de</strong>r. Verabre<strong>de</strong>t haben sie<br />
sich über das Internet o<strong>de</strong>r per Handy.<br />
Obwohl die Ursprungsi<strong>de</strong>e unpolitisch war, gibt es<br />
mittlerweile auch Flashmobs mit politischem Hintergrund.<br />
Bei diesen so genannten Smart Mobs wollen<br />
die Teilnehmer einem bestimmten politischen o<strong>de</strong>r<br />
gesellschaftlichen Ziel zu Aufmerksamkeit verhelfen.