Bildung Schweiz 1/ 2013 - beim LCH
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BILDUNG SCHWEIZ 1 I <strong>2013</strong> .............................................. SCHWAMM DRüBER<br />
Die Beatles<br />
machten ihre<br />
Hausaufgaben!<br />
Kürzlich lauschte ich am TV einem Interview<br />
mit dem bekannten Kinderarzt Remo Largo,<br />
in dem er dafür plädierte, Hausaufgaben an<br />
Schulen grundsätzlich abzuschaffen. Und in<br />
einer Zeitschrift liess er sich mit den Worten<br />
zitieren, eine gute Schule komme ohne Hausaufgaben<br />
aus. Tatsächlich? Muss man nun allen<br />
Schulen die Hausaufgabe erteilen, ebendiese<br />
abzuschaffen?<br />
Keineswegs. Die Grundfrage, die wir uns bei<br />
jeder schulischen Massnahme stellen müssen,<br />
ist, ob sie dem Lernen förderlich ist oder<br />
nicht. Bei einer Hausaufgabe handelt es sich<br />
zunächst lediglich um eine Aufgabe, die zum<br />
Beispiel zu Hause, jedenfalls ausserhalb des<br />
schulischen Unterrichts, erledigt werden soll.<br />
Und dabei ist ja nichts grundsätzlich Schlechtes<br />
zu finden. Es gibt freilich Hausaufgaben,<br />
auf die man ohne weiteres verzichten könnte,<br />
zum Beispiel solche, zu deren Erledigung<br />
man einfach von einer Internetseite abschreiben<br />
oder in der Pause vor der Lektion die Arbeit<br />
eines Kollegen kopieren kann. Beim Auswendiglernen<br />
von Fakten ist die Sachlage<br />
schon komplizierter. So gibt es Argumente,<br />
die plausibel machen, dass Auswendiglernen<br />
durchaus förderlich sein könnte. Ich selber<br />
habe allerdings in meinem ganzen Leben<br />
noch keine einzige Hausaufgabe gegeben, die<br />
auf reines Auswendiglernen hinausläuft und<br />
ich kenne auch zahlreiche Lehrpersonen, für<br />
die das ebenso zutrifft. Die Behauptung, wo-<br />
BILDUNG SCHWEIZ demnächst<br />
Ohne Druck kein Erfolg<br />
Wenn Schulen und Lehrpersonen für ihren<br />
Beruf oder die <strong>Bildung</strong> etwas erreichen<br />
wollen, müssen sie politischen<br />
Druck aufsetzen. Was erfolgreiche Kampagnen<br />
auszeichnet, erfuhren <strong>LCH</strong>-Mitglieder<br />
an einer Weiterbildung.<br />
nach es bei Hausaufgaben fast immer um Auswendiglernen gehe, ist also mindestens<br />
fragwürdig.<br />
Hausaufgaben können aber, wenn sie gut gemacht sind und von den Jugendlichen<br />
seriös bearbeitet werden, sehr viel bringen. Um neue Stoffe lernen und<br />
verstehen zu können, muss man sich mit ihnen vertieft auseinandersetzen und<br />
nach treffenden Erklärungen suchen und sich kritisch mit den eigenen Lernfortschritten<br />
befassen. Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund zu fordern,<br />
dass dies ausschliesslich in der Schulstube zu geschehen habe. Im Gegenteil.<br />
Wenn sich Jugendliche einzig während der Schulstunden mit einem Fachgebiet<br />
auseinandersetzen, können sie in diesem Fach niemals gleich gut werden<br />
wie Jugendliche, die das überdies noch ausserhalb des Unterrichts tun.<br />
In 10 000 Stunden zur Meisterschaft<br />
Es gibt Forschungsresultate, die den Schluss nahelegen, dass es ein Mensch<br />
erst dann zu absoluter Meisterschaft in einem Fach bringen kann, wenn er<br />
etwa 10 000 Stunden damit zugebracht hat, ganz einerlei, ob es sich dabei um<br />
Geigenspielen, Schlittschuhlaufen oder Mathematik handelt. Von den Beatles<br />
beispielsweise wird behauptet, dass sie erst dann zu Überfliegern wurden,<br />
nachdem sie in den Übungen für ihre zahlreichen Konzerte in den Hamburger<br />
Nachtclubs und während der Konzerte selbst ungefähr 10 000 Stunden Musik<br />
gemacht hatten. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn man ihnen<br />
verboten hätte, ihre Hausaufgaben zu machen…<br />
Nun ist es natürlich nicht die Aufgabe von Schulen, Jugendliche zu absoluter<br />
Meisterschaft in allen unterrichteten Gebieten zu bringen. Und es ist auch einerlei,<br />
ob es nun wirklich genau 10 000 Stunden sind oder vielleicht nur 7500<br />
oder gar 13 000. Klar ist aber, dass ich in der Regel desto besser in einer Sache<br />
werde, je länger und intensiver ich mich mit ihr befasst habe. So gesehen wäre<br />
es wirklich schade, würde man Herrn Largos Vorstellungen umsetzen, denn<br />
das würde auch die unzähligen sinnvollen Arbeitsaufträge verhindern, die Lernenden<br />
helfen, besser in einer Sache zu werden. Und genau das ist ja der tiefere<br />
Sinn von Hausaufgaben – oder sollte es jedenfalls sein: Lernenden zu helfen,<br />
besser in einer Sache werden. Armin P. Barth<br />
Ohne Erziehung keine <strong>Bildung</strong><br />
Am 3. März stimmt die <strong>Schweiz</strong> über den<br />
Verfassungsartikel zur Familienförderung<br />
ab. Die Aktion «Stimme Q» will<br />
diese Chance für eine öffentliche Diskussion<br />
zu frühkindlicher <strong>Bildung</strong>, Betreuung<br />
und Erziehung nutzen.<br />
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Ohne Recht kein Bild<br />
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Die nächste Ausgabe erscheint am 5.<br />
Februar.