Wo war Patricia? - Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe
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Survivors<br />
Mag a .<br />
Daniela Leithner<br />
sonne<br />
„Ich bin kein Eltern-Kind-Gespann“<br />
Erfahrungen jugendlicher <strong>Krebs</strong>patientInnen<br />
Die Psychologin und Psychotherapeutin<br />
Daniela Leithner hat in ihrer Masterthesis<br />
untersucht, wie Jugendliche, die<br />
im Alter zwischen 1 und 1 Jahren an<br />
<strong>Krebs</strong> erkrankt <strong>war</strong>en, ihre Abgrenzung<br />
von den Eltern und ihr Erwachsenwerden<br />
erlebten.<br />
Jugendliche streben danach, sich ein<br />
Leben außerhalb ihrer Familie aufzubauen:<br />
Sie grenzen sich von den Eltern,<br />
ihren Haltungen und ihrem Lebensstil ab,<br />
orientieren sich mehr und mehr an Gleichaltrigen.<br />
Das sind notwendige Schritte auf<br />
dem Weg zu einem selbstständigen, eigenverantwortlichen<br />
Leben. Was aber, wenn<br />
einen jungen Menschen gerade in dieser<br />
wichtigen Lebensphase eine Krankheit<br />
trifft, die lebensgefährlich sein kann? Die<br />
ihn für eine lange Zeit zu Krankenhausaufenthalten<br />
und intensiven, anstrengenden<br />
Therapien zwingt? Bedeutet das, dass er<br />
in seinem Ablösungsprozess wieder einen<br />
Schritt zurück macht und die Eltern-Kind-<br />
Beziehung wieder wichtiger wird?<br />
Diese Fotos sind auf den Nachsorge-Camps der ÖKKH entstanden<br />
10 3/10<br />
Kein Schritt zurück<br />
Mitnichten! Daniela Leithner, die für ihre<br />
qualitative Untersuchung Gespräche zwischen<br />
fünf jungen Männern und Frauen,<br />
die im Alter von 16 bis 18 Jahren an <strong>Krebs</strong> erkrankt<br />
<strong>war</strong>en, analysiert hat, kam zu einem<br />
anderen Ergebnis. Die Eltern <strong>war</strong>en im Gespräch<br />
zwischen den jungen Menschen<br />
kaum Thema und wenn, kamen sie nicht<br />
besonders gut weg: „Die <strong>war</strong>en vollkommen<br />
überfordert“ oder „Sie haben mich<br />
einfach nicht unterstützen können!“, lauten<br />
Aussagen der StudienteilnehmerInnen.<br />
„Ich bin doch ein selbstständiges Wesen<br />
und nicht irgend so ein Eltern-Kind-Gespann“,<br />
formulierte es ein anderer Teilnehmer.<br />
Freundschaften im Vordergrund<br />
Große Bedeutung dagegen kam Freunden<br />
und Gleichaltrigen zu, mit denen man<br />
über Treffen im Krankenhaus und via Telefon<br />
und Email in Kontakt blieb. Freunde<br />
wurden durch die Krankheit sogar noch<br />
bedeutender, als sie es vorher <strong>war</strong>en, weil<br />
sie als wichtige Stütze erkannt wurden.<br />
Die DiskussionsteilnehmerInnen betonten<br />
auch, dass es enorm wichtig für sie <strong>war</strong>,<br />
weiterhin Verbindung zur Clique zu haben,<br />
und dass das Ziel, nach dem Spitalsaufenthalt<br />
wieder Teil dieser zu sein, nie infrage<br />
gestellt wurde.<br />
„Diese Wahrnehmungen der jungen<br />
Menschen sind im Grunde ganz typisch<br />
jugendlich“, interpretiert Daniela Leithner<br />
die Ergebnisse. Dass sich <strong>Krebs</strong>patient-<br />
Innen unter der extremen Belastung ihrer<br />
Erkrankung so verhalten, wie gesunde<br />
Jugendliche auch, zeige, wie stark diese<br />
Lebensphase ist. „Das sollte man in der<br />
<strong>Krebs</strong>behandlung von Jugendlichen stärker<br />
berücksichtigen bzw. positiv nutzen“, sagt<br />
die Studienautorin.<br />
Kompetenz anerkennen<br />
Von den Erwachsenen er<strong>war</strong>teten die<br />
Jugendlichen, ihrem Alter entsprechend<br />
behandelt zu werden sowie auf Augenhöhe<br />
und als kompetente Gesprächspartner<br />
gesehen zu werden. Die Studienteil-