29.01.2013 Aufrufe

Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2

Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2

Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Qualitätsmanagement</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

Technische Sauberkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage<br />

Umgebung, Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

1. Auflage 2010<br />

Verband <strong>der</strong><br />

Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>Teil</strong> 2


Technische Sauberkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage<br />

Umgebung, Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

1. Auflage 2010<br />

Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e.V. (VDA)


ISSN 0943-9412<br />

Gedruckt xxx/2010<br />

Copyright 2010 by<br />

Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e.V. (VDA)<br />

<strong>Qualitätsmanagement</strong>-Center (QMC)<br />

D-10117 Berl<strong>in</strong>, Behrenstr. 35<br />

Gesamtherstellung:<br />

Henrich Druck + Medien GmbH<br />

D-60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Schwanheimer Straße 110<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier


Unverb<strong>in</strong>dliche Normenempfehlung des VDA<br />

Der Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie (VDA) empfiehlt se<strong>in</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n,<br />

die nachstehende Normenempfehlung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung und Aufrechterhaltung<br />

von QM-Systemen anzuwenden.<br />

Haftungsausschluss<br />

Dieser VDA-Band ist e<strong>in</strong>e Empfehlung, die je<strong>der</strong>mann frei zur<br />

Anwendung steht. Wer sie anwendet, hat für die richtige Anwendung im<br />

konkreten Fall Sorge zu tragen.<br />

Dieser VDA-Band berücksichtigt den zum Zeitpunkt <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Ausgabe herrschenden Stand <strong>der</strong> Technik. Durch das Anwenden <strong>der</strong><br />

VDA Empfehlungen entzieht sich niemand <strong>der</strong> Verantwortung für se<strong>in</strong><br />

eigenes Handeln. Je<strong>der</strong> handelt <strong>in</strong>soweit auf eigene Gefahr. E<strong>in</strong>e<br />

Haftung des VDA und <strong>der</strong>jenigen, die an VDA-Empfehlungen beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, ist ausgeschlossen.<br />

Je<strong>der</strong> wird gebeten, wenn er bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> VDA-Empfehlung<br />

auf Unrichtigkeiten o<strong>der</strong> die Möglichkeit e<strong>in</strong>er unrichtigen Auslegung<br />

stößt, dies dem VDA umgehend mitzuteilen, damit etwaige Mängel<br />

beseitigt werden können.<br />

Normenh<strong>in</strong>weise<br />

Die im E<strong>in</strong>zelnen mit DIN-Nummer und Ausgabedatum<br />

gekennzeichneten Normzitate s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>gegeben mit Erlaubnis des<br />

DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Maßgebend für das Anwenden<br />

<strong>der</strong> Norm ist <strong>der</strong>en Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei<br />

<strong>der</strong> Beuth Verlag GmbH, 10772 Berl<strong>in</strong>, erhältlich ist.<br />

Urheberrechtsschutz<br />

Diese Schrift ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb<br />

<strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung<br />

des VDA unzulässig und strafbar. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die<br />

E<strong>in</strong>speicherung und Verarbeitung <strong>in</strong> elektronischen Systemen.<br />

Übersetzungen<br />

Diese Schrift wird auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Sprachen ersche<strong>in</strong>en. Der jeweils<br />

aktuelle Stand ist bei VDA-QMC zu erfragen.<br />

3


Vorwort - Nutzung des Leitfadens<br />

Die Inhalte dieses Bandes wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es zweijährigen<br />

Industrieverbunds mit dem Titel „Montagesauberkeit – MontSa“<br />

(Arbeitskreis 19.2) erarbeitet. Bei <strong>der</strong> Erstellung wurden sowohl die<br />

langjährigen Erfahrungen <strong>der</strong> beteiligten Firmen e<strong>in</strong>bezogen als auch die<br />

Ergebnisse umfangreicher Untersuchungen, die im Rahmen des<br />

Industrieverbundes durchgeführt wurden. Die fachlichen Inhalte wurden<br />

vom Fraunhofer IPA, das die organisatorische Leitung des Projektes<br />

übernommen hatte, zu e<strong>in</strong>em konsolidierten Abschlussbericht<br />

gebündelt.<br />

Dieser Abschlussbericht bildet die <strong>in</strong>haltliche Basis e<strong>in</strong>es Leitfadens,<br />

welcher durch das Qualitäts Management Center im VDA (VDA QMC)<br />

mit dem Titel „Technische Sauberkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage – Umgebung,<br />

Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen“ als VDA Band 19.2<br />

publiziert wird.<br />

Das Recht zur Veröffentlichung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie wurde <strong>in</strong> gegenseitigem<br />

E<strong>in</strong>vernehmen <strong>der</strong> Kooperationspartner an das Qualitäts Management<br />

Center im VDA (VDA QMC) zu Normungszwecken übertragen. E<strong>in</strong><br />

Anspruch auf Vergütung aus den E<strong>in</strong>nahmen des VDA QMC zur<br />

Verbreitung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie besteht nicht.<br />

Wir danken den beteiligten Unternehmen und ihren Mitarbeitern für den<br />

E<strong>in</strong>satz bei <strong>der</strong> Ausarbeitung dieses Bandes. An <strong>der</strong> Erstellung haben<br />

folgende Firmen mitgewirkt:<br />

Arnold Umformtechnik Forchtenberg<br />

BMW Group München<br />

Cont<strong>in</strong>ental Chassis & Safety Frankfurt<br />

Cont<strong>in</strong>ental automotive Regensburg<br />

Contitech Karben<br />

Daimler AG (PKW) Stuttgart<br />

Daimler AG (NKW) Wörth<br />

Eaton Fluid Power Baden Baden<br />

ETO MAGNETIC GmbH Stockach<br />

5


6<br />

EJOT GmbH & Co. KG. Bad Berleburg<br />

FTE automotive GmbH Ebern<br />

Getrag Getriebe und Zahnradfabrik Neuenste<strong>in</strong><br />

Gläser GmbH Horb<br />

Hydac Filtertechnik GmbH Sulzbach/Saar<br />

J.Eberspächer GmbH & Co. KG Essl<strong>in</strong>gen<br />

INA Schaeffler oHG Herzogenaurach<br />

Knorr-Bremse AG Al<strong>der</strong>sbach<br />

Mahle Filtersysteme GmbH Stuttgart<br />

Mann und Hummel Ludwigsburg<br />

MAN Nutzfahrzeuge Nürnberg<br />

Maurer Magnetic AG Grün<strong>in</strong>gen (CH)<br />

Pall GmbH Dreieich<br />

Robert Bosch GmbH Schwieberd<strong>in</strong>gen<br />

TRW Lucas Automotive GmbH Koblenz<br />

Witzenmann GmbH Pforzheim<br />

Volkswagen AG Wolfsburg<br />

VOSS automotive GmbH Wipperwürth<br />

ZF Friedrichshafen AG Friedrichshafen<br />

Der Dank gilt auch all denen, die uns Anregungen bei <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

und zur Verbesserung gegeben haben.<br />

Stuttgart / Berl<strong>in</strong>, Mai 2010<br />

VERBAND DER AUTOMOBILINDUSTRIE E. V. (VDA)


Inhaltsverzeichnis Seite<br />

A: ANWENDUNGS- UND GÜLTIGKEITSBEREICH 11<br />

1 H<strong>in</strong>tergrund 11<br />

2 Anwendungsbereich 14<br />

2.1 Partikel 14<br />

2.2 Anwendung und Umsetzung 15<br />

3 Ausschlüsse 15<br />

B: KONZEPTION EINER SAUBERFERTIGUNG 17<br />

1 E<strong>in</strong>führung 17<br />

2 Grundlagen 17<br />

2.1 Partikelentstehung und Transportmechanismen 17<br />

2.2 Gruppierung von Partikelquellen 19<br />

2.3 Grundsätze <strong>der</strong> Beherrschung und M<strong>in</strong>imierung von<br />

störenden Partikeln 21<br />

3 Auslegung 23<br />

3.1 Konzept 23<br />

3.2 Anwendung 27<br />

3.3 Umsetzung 29<br />

A ANHANG 31<br />

C UMGEBUNG 33<br />

1 E<strong>in</strong>führung 33<br />

2 Grundlagen 34<br />

3 Auslegung 34<br />

3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konstruktiv 35<br />

3.1.1 Klassifizierung von Sauberkeitsbereichen 35<br />

3.1.2 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (SaS) 37<br />

3.1.3 Lokale Sauberkeitsbereiche 42<br />

3.1.4 Aufstellungsplan (Layout) 43<br />

3.1.5 Materialien und Oberflächen 44<br />

3.1.6 Boden, Decke, Wand 45<br />

3.1.7 Türen, Tore, Schleusen, Zugänge, Fenster 48<br />

3.1.8 Wege und Stellplätze 48<br />

3.1.9 Versorgungstechnik / Installationen 48<br />

3.1.10 Raumluft 49<br />

3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ 50<br />

3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen 50<br />

3.2.2 Re<strong>in</strong>haltung 51<br />

3.2.3 Personal 52<br />

4 Messtechnische Erfassung des Umgebungse<strong>in</strong>flusses 52<br />

A ANHANG 53<br />

7


A.1 Erläuterungen zu luftgetragenen Partikeln 53<br />

D LOGISTIK 55<br />

1 E<strong>in</strong>führung 55<br />

2 Grundlagen 56<br />

2.1 Verpackung 56<br />

2.2 Logistische Prozesse 58<br />

3 Auslegung 59<br />

3.1 Konstruktive Maßnahmen 59<br />

3.1.1 Verpackung 59<br />

3.2. Operative Maßnahmen 70<br />

3.2.1 Re<strong>in</strong>igung von Verpackungen 70<br />

3.2.2 Inspektion von Packmitteln 71<br />

3.2.3 Zuständigkeiten – Verpackungsfestlegung 72<br />

3.2.4 Transport- und Schleusenkonzept 72<br />

3.2.5 Lagerung 77<br />

3.2.6 Entpacken und Kommissionierung 78<br />

A ANHANG 79<br />

A,1 Kle<strong>in</strong>ladungsträger - KLT 80<br />

A.2 Kunststoff-Beutel 81<br />

E PERSONAL 82<br />

1 E<strong>in</strong>führung 82<br />

2 Grundlagen 84<br />

3 Qualifizierung und Bekleidung 86<br />

3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konzeptionell 86<br />

3.1.1 Schulung mit Schwerpunkt Montagesauberkeit 86<br />

3.1.2 Bekleidung 87<br />

3.1.3 Grundregeln 90<br />

3.1.4 Logistik 94<br />

3.1.5 Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs 97<br />

3.2 Flankierende Maßnahmen und Betrachtungen 98<br />

3.2.1 Mischtätigkeiten 99<br />

3.2.2 Verschleppung durch Berühren 100<br />

3.2.3 Der Werker als Partikelauslöser und -beseitiger 101<br />

3.2.4 Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken 102<br />

F MONTAGEEINRICHTUNGEN 103<br />

1 E<strong>in</strong>führung 103<br />

2 Grundlagen 104<br />

3 Auslegung 106<br />

3.1 Maßnahmen und Empfehlungen - konstruktiv 106<br />

3.1.1 Gestaltungsgrundsätze 106<br />

3.1.2 Materialien und Oberflächen 107<br />

8


3.1.3 Grundaufbau 107<br />

3.1.3.1 E<strong>in</strong>hausung 109<br />

3.1.3.2 Manuelle Arbeitsplätze 111<br />

3.1.4 Betriebsmitteltechnik 113<br />

3.1.4.1 Betriebsmedien und Medienversorgungstechnik 113<br />

3.1.4.2 Hilfsstoffe 114<br />

3.1.4.3 Prüffluide und Funktionsflüssigkeiten 116<br />

3.1.4.4 Transportsysteme, Handhabungssysteme, Zuführung<br />

und Vere<strong>in</strong>zelung 116<br />

3.1.4.5 Werkstückträger und Werkstückaufnahme 118<br />

3.1.4.6 Werkzeuge und Greifer 118<br />

3.1.5 Fügeprozesse 120<br />

3.1.6 Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen 122<br />

3.1.6.1 Anwendungsbereich 123<br />

3.1.6.2 Charakterisierung ausgewählter Re<strong>in</strong>igungsverfahren 125<br />

3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ 136<br />

3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen 136<br />

3.2.2 Inbetriebnahme 137<br />

3.2.3 Betrieb 139<br />

3.2.4 Pflege (Re<strong>in</strong>haltung) 139<br />

3.2.5 Wartung / Reparatur 140<br />

3.2.6 E<strong>in</strong>richten / (Um-)Rüsten 140<br />

3.2.7 Prozessfreigabe / Freigabe für den Betrieb 141<br />

3.2.8 Stillstandszeiten 141<br />

3.2.9 E<strong>in</strong>lagerung 141<br />

3.2.10 Nacharbeit 142<br />

A ANHANG 143<br />

A.1 Vergleich von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln 143<br />

A.2 Magnetismus als Störgröße 143<br />

G MESSEN VON SAUBERKEITSEINFLÜSSEN 146<br />

1 E<strong>in</strong>führung 146<br />

2 Umgebungs- und Luftsauberkeit 146<br />

2.1 Messtechnik 146<br />

2.2 Durchführung 150<br />

2.3 Dokumentation 150<br />

3 Sauberkeit von Oberflächen 153<br />

3.1 Messtechnik 153<br />

3.2 Durchführung 156<br />

3.3 Dokumentation 156<br />

4 Sauberkeit von Flüssigkeiten 156<br />

4.1 Aufbau <strong>der</strong> Prüfung 156<br />

4.2 Durchführung 157<br />

9


5 Sauberkeit von Montageprozessen 158<br />

5.1 Messtechnik 158<br />

5.2 Durchführung 160<br />

5.3 Dokumentation 160<br />

A ANHANG 161<br />

A.1 Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Messung mit Partikelfallen 161<br />

A.2 Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) 165<br />

H BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN 166<br />

1 Begriffe und Def<strong>in</strong>itionen 166<br />

2 Abkürzungen und Formelzeichen 171<br />

3 Bibliographie 172<br />

I POTENZIALANALYSE 173<br />

1 Inhalt 173<br />

2 Zielsetzung 173<br />

3 Durchführung 173<br />

J PLANUNGSBEISPIEL 182<br />

1 Überblick 182<br />

2 Ausgangssituation 183<br />

2.1 Komponenten des Systems 183<br />

2.2 Systemaufbau 183<br />

2.3 Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen 184<br />

3 Montageumgebung 185<br />

3.1 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 185<br />

3.2 Ausführung und Gestaltung <strong>der</strong> Sauberzone 186<br />

4 Logistikkonzept 186<br />

4.1 Äußere Verpackung und Schleusensystem 186<br />

4.2 Innere Verpackung <strong>der</strong> Anlieferteile 188<br />

5 Personal 188<br />

5.1 Bekleidung 188<br />

5.2 Qualifizierung 189<br />

6 Montageprozesse 189<br />

6.1 Auslegung Fügeprozesse 189<br />

6.2 Montage <strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen 191<br />

7 Betriebsmittel 191<br />

8 Erfassung und Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen 193<br />

8.1 Umgebung 193<br />

8.2 Montageanlagen 193<br />

10


A: ANWENDUNGS- UND GÜLTIGKEITSBEREICH<br />

1 H<strong>in</strong>tergrund<br />

Dieser Leitfaden versteht sich als Hilfestellung für Planer und Qualitätsverantwortliche<br />

bei <strong>der</strong> Neuplanung o<strong>der</strong> Optimierung von Prozessen und<br />

Abläufen <strong>in</strong> sauberkeitssensiblen Montagebereichen und <strong>der</strong>en Umfeld.<br />

In vielen Fluid führenden Systemen im Automobil (bspw. Kraftstoffsystem,<br />

Bremskreisläufe, Schmier- und Hydrauliksystem, Kühl- und Klimasystem,<br />

Ansaugtrakt o<strong>der</strong> Abgasführung und Weiterbehandlung) aber auch <strong>in</strong><br />

mechanischen und elektronischen Baugruppen kann Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />

zu Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen führen. In diesem Fall werden die E<strong>in</strong>zelbauteile<br />

<strong>der</strong> betroffenen Systeme meist nach <strong>der</strong> Fertigung gere<strong>in</strong>igt und die<br />

für die Funktion notwendige Sauberkeit spezifiziert und gemessen (VDA 19<br />

Prüfung <strong>der</strong> Technischen Sauberkeit – Partikelverunre<strong>in</strong>igung funktionsrelevanter<br />

Automobilteile). Im weiteren Produktionsverlauf besteht die<br />

Gefahr, dass die zunächst h<strong>in</strong>reichend sauberen Bauteile, beim Transport,<br />

<strong>der</strong> Lagerung, <strong>der</strong> Bereitstellung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e während <strong>der</strong> Montage<br />

durch Partikele<strong>in</strong>trag o<strong>der</strong> Erzeugung wie<strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igt werden. Besteht<br />

die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> sauberkeitskritischen Systembereiche<br />

nach <strong>der</strong> Montage nicht, besteht die Gefahr, dass Partikelverunre<strong>in</strong>igung im<br />

En<strong>der</strong>zeugnis verbleibt, <strong>der</strong> potentiell funktionskritisch se<strong>in</strong> kann und die<br />

Sauberkeitsspezifikation trotz ursprünglich sauberer E<strong>in</strong>zelteile nicht<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden kann.<br />

Verschmutzung<br />

E<strong>in</strong>zelteilfertigung Montage Baugruppe<br />

Zwischenre<strong>in</strong>igung<br />

Endre<strong>in</strong>igung<br />

Urformen, Umformen, Bearbeiten<br />

Anlagen, Prozesse<br />

Umgebung, Personal<br />

Logistik: Verpackung, Transport, Lagerung<br />

Fertigungsverlauf<br />

Endre<strong>in</strong>igung<br />

Abb. A.1: Verunre<strong>in</strong>igung von Bauteilen und Baugruppen im<br />

Fertigungsverlauf. Fokus des Leitfadens im Bereich <strong>der</strong> Montage<br />

11


Das Ziel dieses Leitfadens ist es, die Entstehung von kritischen Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />

an sensiblen Stellen zu vermeiden, unvermeidbare Partikel<br />

zu entfernen und die Bauteile und Zusammenbauten vor Partikele<strong>in</strong>trag aus<br />

dem Umfeld zu schützen. Da nicht jede Partikelquelle im betrachteten<br />

Umfeld automatisch kritisch für die Funktion <strong>der</strong> gefertigten Erzeugnisse<br />

se<strong>in</strong> muss, ist e<strong>in</strong> weiteres Ziel, die relevanten Quellen zu benennen. Dies<br />

ist die Voraussetzung dafür, dass unter technischen und wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können unter<br />

Vermeidung von erhöhtem Aufwand ohne merklichen Nutzen für das<br />

Endprodukt.<br />

Neben den eigentlichen technischen Zielsetzungen soll dieser Leitfaden zur<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Planung und Optimierung<br />

von sauberkeitskritischen Montagebereichen dienen.<br />

Die Voraussetzungen für den Erfolg <strong>der</strong> Maßnahmen und damit <strong>der</strong><br />

Ausgangspunkt für diesen Leitfaden s<strong>in</strong>d:<br />

12<br />

- E<strong>in</strong>e Sauberkeitsspezifikation für Bauteile und Baugruppen, d. h. die<br />

Kenntnis, welche Partikel funktionskritisch se<strong>in</strong> können.<br />

- E<strong>in</strong>zelteile o<strong>der</strong> Baugruppen, die diese Sauberkeitsspezifikation<br />

erfüllen (bspw. nach <strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> <strong>der</strong> mechanischen<br />

Fertigung).<br />

Voraussetzung<br />

• Sauberkeitsspezifikation<br />

• technisch saubere<br />

E<strong>in</strong>zelteile<br />

MontSa-Leitfaden Zielsetzung<br />

Saubermontage<br />

technisch saubere<br />

En<strong>der</strong>zeugnisse<br />

Abb. A.2: Voraussetzungen und Ziele des Leitfadens zur Montagesauberkeit<br />

Stand <strong>der</strong> Technik und des Wissens<br />

In zahlreichen Branchen, <strong>in</strong> denen Sauberkeit für die Produktqualität<br />

entscheidend se<strong>in</strong> kann, haben sich Standards, Richtl<strong>in</strong>ien o<strong>der</strong> Normen für<br />

die re<strong>in</strong>heitsgerechte Produktion etabliert, bspw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halbleiter- und<br />

Pharma<strong>in</strong>dustrie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik. Im Bereich <strong>der</strong> technischen<br />

Sauberkeit, d. h. <strong>der</strong> Vermeidung funktionskritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie, liegen Stand 2010 lediglich Regelwerke<br />

zur Prüfung <strong>der</strong> Bauteilsauberkeit vor, nicht aber zu <strong>der</strong>en Fertigung o<strong>der</strong><br />

Weiterverarbeitung.<br />

Die Maßnahmen und Hilfestellungen für e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Montage<br />

und <strong>der</strong>en Umfeld s<strong>in</strong>d stark von den als kritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikeln, die<br />

es zu vermeiden gilt, abhängig. Aus diesem Grund können Maßnahmen,


wie sie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Branchen zielführend s<strong>in</strong>d, nicht o<strong>der</strong> nur nach sehr<br />

genauer Prüfung für die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie angewendet<br />

werden. Weiterh<strong>in</strong> kann die Übernahme von branchen- und<br />

problemfremden Lösungen mit großen Kosten verbunden se<strong>in</strong>, die teilweise<br />

ke<strong>in</strong>en Nutzen für die technische Sauberkeit br<strong>in</strong>gen. So zielen viele<br />

Maßnahme aus dem Bereich <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik und Pharma<strong>in</strong>dustrie auf<br />

die Reduktion leben<strong>der</strong> Keime ab o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>räumen nach<br />

ISO 14644 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikroelektronik auf die Kontrolle von Luft getragenen<br />

Partikeln < 5 µm; beides Fragestellungen, die bei <strong>der</strong> Produktion technisch<br />

sauberer Systeme <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie wenig Relevanz<br />

besitzen.<br />

Um den Prozess zur Umsetzung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen<br />

gezielt für die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie zu unterstützen, die<br />

relevanten Partikelquellen zu identifizieren und abzustellen und<br />

Fehl<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> wirkungsarme Sauberkeitslösungen zu vermeiden,<br />

wurde dieser Leitfaden erarbeitet.<br />

Fehler durch Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen können sich je nach Größe und Anzahl <strong>der</strong> Partikel und<br />

abhängig von den konstruktiven Gegebenheiten des gefertigten Systems <strong>in</strong><br />

verschiedener Art und Weise störend auf den Betrieb o<strong>der</strong> bereits auf die<br />

Produktion auswirken:<br />

1. Im Betrieb: E<strong>in</strong>zelne Partikel e<strong>in</strong>er kritischen Größe können z. B. auf<br />

dem Dichtsitz e<strong>in</strong>es Ventils <strong>in</strong> Lagerspalten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Engstellen (Düsen,<br />

Kanäle) dazu führen, dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em technischen System zu<br />

Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen kommen kann. Die Auswirkungen können<br />

von Undichtigkeiten bis h<strong>in</strong> zum sofortigen Systemausfall durch<br />

Verklemmen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en elektrischen Kurzschluss reichen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> fluidführenden Systemen (Kraftstoff, Schmier- und<br />

Hydrauliksystem, Kühlkreisläufen sowie Luft und Gas führende<br />

Bereiche) ist nicht nur die Sauberkeit <strong>der</strong> ausfallempf<strong>in</strong>dlichen<br />

Komponenten sicher zu stellen, son<strong>der</strong>n, aufgrund <strong>der</strong> potentiellen<br />

Mobilität <strong>der</strong> Partikel, das ganze System zu betrachten.<br />

Weiterh<strong>in</strong> können partikelverunre<strong>in</strong>igte Komponenten und Systeme<br />

höherem Verschleiß unterliegen.<br />

2. Während <strong>der</strong> Produktion: Bereits vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er<br />

Komponente o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Systems können durch Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />

Fehler auftreten:<br />

- Durch Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Kontaktflächen von Fügepartnern können<br />

sich z. B. Zustellkräfte, Anzugsmomente o<strong>der</strong> die exakte Position<br />

verän<strong>der</strong>n, mit Folge e<strong>in</strong>er fehlerhaften Verb<strong>in</strong>dung<br />

13


14<br />

(z. B. falsche Vorspannung e<strong>in</strong>er Schraubverb<strong>in</strong>dung mit<br />

anschließendem „Setzen“ während des Betriebs o<strong>der</strong> das schräge<br />

E<strong>in</strong>pressen e<strong>in</strong>er Buchse).<br />

- Durch die Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Kontaktflächen von Messfühler und<br />

Werkstück kann es zu Messfehlern kommen, die Pseudoausschuss<br />

verursachen. Die gilt s<strong>in</strong>ngemäß auch bei <strong>der</strong> optischen<br />

Vermessung.<br />

- Die Sauberkeit von Arbeitsplatz und E<strong>in</strong>richtungen generell kann<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Schritt h<strong>in</strong> zu steigen<strong>der</strong> Qualität und weniger<br />

Prozessfehlern darstellen. Dies ist e<strong>in</strong> Punkt <strong>der</strong> im Rahmen von<br />

5S-Maßnahmen oft betrachtet wird. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> technischen<br />

Sauberkeit, bei <strong>der</strong> das direkte Risiko für den E<strong>in</strong>trag kritischer<br />

Partikel <strong>in</strong> Baugruppen betrachtet wird, stehen diese Aspekte nicht<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Trotz sichtbaren Verunre<strong>in</strong>igungen im<br />

Montageumfeld kann durch geeignete Überlegungen und<br />

Vorkehrungen e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Produktion möglich se<strong>in</strong>.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs unterstützt die generelle Sauberkeit <strong>der</strong> Produktion auch<br />

den technischen Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

Denkweise und Haltung <strong>der</strong> an diesem Prozess beteiligten<br />

Personen.<br />

2 Anwendungsbereich<br />

2.1 Partikel<br />

Die Maßnahmen, die im Rahmen dieses Leitfadens erörtert werden,<br />

beziehen sich auf den Partikelgrößenbereich größer 5 µm <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

VDA 19 bzw. ISO 16232 <strong>Teil</strong> 10.<br />

H<strong>in</strong>weis: Es müssen nicht alle Partikelgrößen <strong>in</strong> die Gestaltung und Optimierung e<strong>in</strong>er<br />

sauberkeitsgerechten Montage e<strong>in</strong>bezogen werden, die nach VDA 19 bzw.<br />

ISO 16232 <strong>Teil</strong> 10 spezifiziert werden können. Der betrachtete<br />

Partikelgrößenbereich richtet sich nach <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong><br />

Bauteile bzw. Baugruppe o<strong>der</strong> Systems. Für die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Systeme im Automobil ist e<strong>in</strong>e Betrachtung ab 25 o<strong>der</strong> 50 µm ausreichend.


2.2 Anwendung und Umsetzung<br />

Die behandelten Aspekte des Leitfadens können nach Prüfung und<br />

Abgleich mit den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> montierten Baugruppe bzw. des<br />

Erzeugnisses zur Erstellung von:<br />

- Vorgehensweisen<br />

- Checklisten<br />

- Arbeitsanweisungen<br />

- Schulungen<br />

- Lastenheften<br />

herangezogen werden. Sie f<strong>in</strong>den Anwendung bei <strong>der</strong> Neuplanung o<strong>der</strong><br />

Optimierung e<strong>in</strong>er sauberkeitskritischen Montage aber auch im KVP-<br />

Prozess o<strong>der</strong> für begleitende Sauberkeitskontrollen.<br />

Die Inhalte und Maßnahmen dieses Leitfadens beziehen sich auf Partikelquellen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong>en Umfeld (siehe Abbildung A.1). Die<br />

Kapitel E: Personal und C: Umgebung und <strong>Teil</strong>e <strong>der</strong> Inhalte von Kapitel<br />

D: Logistik können aber auf weitere sauberkeitskritische Bereiche <strong>der</strong><br />

Produktion (bspw. E<strong>in</strong>zelteilfertigung o<strong>der</strong> Handhabung von En<strong>der</strong>zeugnissen)<br />

übertragen werden. Dann ist die S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> Maßnahmen im<br />

E<strong>in</strong>zelnen zu prüfen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn e<strong>in</strong>e abschließende Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelteile durchgeführt wird o<strong>der</strong> das Endprodukt allseitig geschlossen ist.<br />

Dieser Leitfaden leitet sich aus den Sauberkeitsfragestellungen <strong>der</strong><br />

Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie ab. Bestehen ähnliche Problemstellungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichbaren, kritischen Partikelgrößenspektrum <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Branchen, so lassen sich die Inhalte s<strong>in</strong>ngemäß übertragen.<br />

3 Ausschlüsse<br />

Die erfor<strong>der</strong>liche Sauberkeit von Kauf- und Eigenfertigungsteilen bei Bereitstellung<br />

für die Montage muss sichergestellt werden und wird z. B. durch<br />

gezielte Sauberkeitsprüfungen überwacht (VDA 19). Wie die notwendige<br />

Sauberkeit <strong>der</strong> Anlieferungsteile erzielt wird, ist nicht Gegenstand dieses<br />

Leitfadens. Folgende Themenpunkte werden demnach nicht behandelt:<br />

- <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungstechnik (ausgenommen die <strong>in</strong> die Montage<br />

<strong>in</strong>tegrierbare Re<strong>in</strong>igung)<br />

- Re<strong>in</strong>igungsgerechtes Bauteildesign<br />

15


16<br />

- Re<strong>in</strong>igungsgerechte Bearbeitung (bspw. Erzeugung kurz<br />

brechen<strong>der</strong> Späne o<strong>der</strong> Gratm<strong>in</strong>imierung)<br />

- Ob e<strong>in</strong>e Montage sauberkeitsgerecht gestaltet o<strong>der</strong> optimiert<br />

werden muss, richtet sich nach den technischen Notwendigkeiten<br />

des zu montierenden Systems. Die Existenz dieses Leitfadens<br />

alle<strong>in</strong> kann nicht zur Begründung für<br />

• die Aufstellung von Sauberkeitsgrenzwerten für <strong>Teil</strong>e,<br />

Baugruppen und Systeme<br />

• die generelle sauberkeitsgerechte Gestaltung je<strong>der</strong><br />

Montage e<strong>in</strong>schließlich Umfeld<br />

• die Durchführung von Sauberkeitsaudits<br />

verwendet werden. Dieser Leitfaden gibt Hilfestellungen beim Auff<strong>in</strong>den und<br />

Abstellen von Partikelquellen, wenn die notwendige Sauberkeit im montierten<br />

System trotz h<strong>in</strong>reichend sauberer E<strong>in</strong>zelteile nicht erreicht werden<br />

kann.


B: KONZEPTION EINER SAUBERFERTIGUNG<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Die Sauberkeitsqualität, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fertig montierten Erzeugnis<br />

erreichen lässt, wird von dem Zusammenspiel zahlreicher Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Prozesskette bestimmt.<br />

Der Anspruch dieses Leitfadens ist es, diese vielfältigen E<strong>in</strong>flussgrößen und<br />

die dazugehörigen Ursachen zu strukturieren und Lösungsansätze für die<br />

Arbeit e<strong>in</strong>es Planers o<strong>der</strong> Qualitätsbeauftragten <strong>in</strong> kompakter Form zur<br />

Verfügung zu stellen. Weiterh<strong>in</strong> wurden bei <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Empfehlungen,<br />

Vorgehensweisen und Messverfahren die branchenspezifischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Bezug auf Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen<br />

und kritische Partikelgrößen berücksichtigt, um<br />

e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Planung und Optimierung gezielt und effizient<br />

durchführen zu können. Um diesen Ansatz konsequent umzusetzen und<br />

sich sowohl technisch als auch sprachlich von an<strong>der</strong>en kontam<strong>in</strong>ationssensiblen<br />

Branchen zu trennen, wird bspw. die Fertigungsumgebung e<strong>in</strong>es<br />

Sauberraums o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Sauberzone geschaffen und def<strong>in</strong>iert. Damit ist es<br />

möglich e<strong>in</strong>en reglementierten Bereich für sauberes Arbeiten zu schaffen,<br />

<strong>der</strong> sich nicht primär über die Luftqualität def<strong>in</strong>iert und damit ganz bewusst<br />

von Def<strong>in</strong>itionen aus klassischen Re<strong>in</strong>raumbranchen abhebt. Dieser<br />

Sauberraum und diese Sauberzone haben neben technischen Aspekten<br />

auch die Aufgabe, die Mitarbeiter h<strong>in</strong>sichtlich sauberkeitsgerechtem<br />

Handeln zu sensibilisieren – technische Sauberkeit durch Sorgfalt.<br />

Inhalt dieses Kapitels s<strong>in</strong>d die Gruppierung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

auf die Sauberkeit zu Themenkomplexen und damit zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kapiteln des Leitfadens, die grundlegenden Aufgaben bei <strong>der</strong><br />

sauberkeitsgerechten Gestaltung, das Konzept und die Anwendung dieses<br />

Leitfadens sowie Anmerkungen zur Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Praxis.<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Partikelentstehung und Transportmechanismen<br />

In vielen sauberkeitskritischen Branchen müssen die Bauteile während <strong>der</strong><br />

Produktion vor dem E<strong>in</strong>trag von kritischen Verunre<strong>in</strong>igungen aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

geschützt werden. In hygienesensiblen Branchen ist dies bspw. die<br />

Kontam<strong>in</strong>ation mit Keimen über die Umgebungsluft, das Personal o<strong>der</strong> den<br />

Kontakt mit Oberflächen. In <strong>der</strong> Mikroelektronik gilt es, Submikrometerpartikel<br />

aus <strong>der</strong> Umgebungsluft o<strong>der</strong> aus Prozessmedien (Flüssigkeiten und<br />

Gasen) zu filtrieren, damit sie bei Produktkontakt zu ke<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation<br />

17


führen. Im Bereich <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong>en Umfeld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil- und<br />

Zuliefer<strong>in</strong>dustrie zeigt sich e<strong>in</strong> Aspekt als beson<strong>der</strong>s kritisch: Die Erzeugung<br />

von Partikeln direkt an den Bauteilen o<strong>der</strong> Baugruppen durch Spann-, Füge-<br />

und an<strong>der</strong>e Montageprozesse. Auch im Bereich <strong>der</strong> Logistik z. B. können<br />

durch Abrieb zwischen Verpackungsmaterial und Bauteilen kritische<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen entstehen. Diese Arten <strong>der</strong> Partikelverunre<strong>in</strong>igung s<strong>in</strong>d<br />

aus zwei Gründen beson<strong>der</strong>s kritisch.<br />

18<br />

- Durch Montage- und Fügeprozesse können Partikel entstehen, die<br />

durch Ihre Größe, Form und ihr Material wesentlich<br />

funktionskritischer se<strong>in</strong> können, als sedimentierende Partikel aus<br />

<strong>der</strong> Umgebung.<br />

- Die durch Montage- und Fügeprozesse erzeugten Partikel<br />

entstehen direkt am Bauteil und bergen so e<strong>in</strong> hohes Risiko für<br />

sauberkeitskritische Funktionsflächen <strong>der</strong> zu montierenden<br />

Baugruppen o<strong>der</strong> Erzeugnisse.<br />

H<strong>in</strong>weis: Das Fügen von metallischen Bauteilen kann beispielsweise wesentlich<br />

kritischer h<strong>in</strong>sichtlich funktionsschädigen<strong>der</strong> Partikel se<strong>in</strong>, als die<br />

Sedimentation von Fasern aus <strong>der</strong> Umgebungsluft. Dies haben zahlreiche<br />

begleitende Untersuchungen bei <strong>der</strong> Erstellung dieses Leitfadens gezeigt.<br />

Welche Partikelquellen aber im E<strong>in</strong>zelfall als kritisch zu bewerten s<strong>in</strong>d,<br />

hängt von den jeweiligen Gegebenheiten <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> Sensibilität<br />

<strong>der</strong> Baugruppen auf bestimmte Partikelverunre<strong>in</strong>igungen ab, was im jeweiligen<br />

Fall zu prüfen ist. Für die Neuplanung und Optimierung e<strong>in</strong>er sauberkeitsgerechten<br />

Montage s<strong>in</strong>d alle potentiell kritischen Partikelquellen mit <strong>in</strong><br />

die Betrachtung aufzunehmen.<br />

E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit, die die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Sachen<br />

Sauberkeit von klassischen Re<strong>in</strong>raumbranchen unterscheidet, ist <strong>der</strong><br />

Partikelgrößenbereich <strong>in</strong> dem die gefertigten Baugruppen funktionssensibel<br />

reagieren. Für die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong> gefertigten Systeme werden<br />

nach aktuellem Stand (2010) e<strong>in</strong>zelne, kompakte Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />

zwischen 200 und 1000 µm (o<strong>der</strong> größer) für Ausfälle verantwortlich<br />

gemacht und die Sauberkeitsspezifikationen dementsprechend ausgeführt.<br />

Partikel dieser Größe folgen nach ihrer Entstehung bzw. Freisetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel ihrem Impuls und <strong>der</strong> Schwerkraft (ballistische Partikel), d. h. die<br />

Reichweite <strong>der</strong> Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft ist sehr begrenzt. Erst wenn<br />

die Partikel sehr kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> das Partikelmaterial sehr leicht wird, werden die<br />

Partikel luftgetragen und können sich durch z. B. die Brownsche Molekularbewegung<br />

über längere Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft halten und mobil bleiben. Erst im<br />

Fall <strong>der</strong> „flugfähigen“ Partikel greifen Maßnahmen <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumtechnik, wie<br />

e<strong>in</strong>e Filtration <strong>der</strong> umgewälzten Luft (siehe Kapitel C: Umgebung<br />

Partikelflugfähigkeitsdiagramm)


Partikeltransportmechanismus Relevanz für die Rückverschmutzung<br />

von Bauteilen<br />

Transport über die Umgebungsluft<br />

ballistische Ausbreitung<br />

Schwerkraft<br />

Verschleppung über Oberflächen<br />

o<strong>der</strong> Personal<br />

ger<strong>in</strong>g<br />

hoch aber lokal begrenzt<br />

sehr hoch aber lokal begrenzt<br />

hoch<br />

Tabelle B.1: Partikeltransportmechanismen und ihre Relevanz für die<br />

Bauteilverunre<strong>in</strong>igung<br />

2.2 Gruppierung von Partikelquellen<br />

Wie <strong>in</strong> Abbildung A.1 (siehe Kapitel A: Abwendungs- und Gültigkeitsbereich)<br />

bereits angedeutet, beg<strong>in</strong>nt das <strong>in</strong> diesem Leitfaden betrachtete<br />

System, nach <strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile auf das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation<br />

gefor<strong>der</strong>t Niveau. Ab hier beg<strong>in</strong>nt das Risiko e<strong>in</strong>er erneuten<br />

Rückverschmutzung durch zahlreiche Prozesse und E<strong>in</strong>flussgrößen, wie sie<br />

<strong>in</strong> Abbildung B.1 aufgeführt s<strong>in</strong>d. Erst nach <strong>der</strong> Endmontage zu e<strong>in</strong>em<br />

geschlossen System endet <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss äußerer Partikelquellen aus<br />

Montage und Umfeld.<br />

technisch saubere<br />

E<strong>in</strong>zelteile<br />

möglicher Partikele<strong>in</strong>trag über<br />

Abrieb von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

Verschleppung durch Personal<br />

Laufgitter über den den Anlagen<br />

Staub Staub <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft<br />

unsaubere Verpackung<br />

Verpackungsabrieb<br />

offene offene Fenster Fenster<br />

Staplerverkehr Staplerverkehr<br />

Vere<strong>in</strong>zelung Vere<strong>in</strong>zelung<br />

Fügepartikel Fügepartikel<br />

Nacharbeit<br />

usw.<br />

Nacharbeit<br />

Fertig montierte<br />

Baugruppen mit<br />

Montageverschmutzung<br />

Abb. B.1: Exemplarische, sauberkeitsrelevante E<strong>in</strong>flussgrößen zwischen<br />

E<strong>in</strong>zelteilfertigung und endmontiertem System<br />

usw.<br />

19


Zahlreiche Untersuchungen und Unternehmensbefragungen haben gezeigt,<br />

dass diese verschiedenen E<strong>in</strong>flussgrößen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />

bewertet wurden und sehr unterschiedliche Ansätze zur<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Rückverschmutzung <strong>in</strong> den unterschiedlichen<br />

Unternehmen o<strong>der</strong> auch Unternehmensstandorten getroffen wurden, mit<br />

unterschiedlichem Erfolg und stark schwankenden Kosten.<br />

Zur Strukturierung und Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Vorgehensweise erfolgt im<br />

Rahmen dieses Leitfadens e<strong>in</strong>e Gruppierung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>in</strong> die Bereiche:<br />

20<br />

- Umgebung<br />

- Logistik<br />

- Personal<br />

- Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

die auch den Kapiteln dieses Leitfadens entsprechen.<br />

Abb. B.2: Gruppierung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Sauberkeit <strong>in</strong><br />

Themenblöcke, die den Kapiteln dieses Leitfadens entsprechen


H<strong>in</strong>weis: Die Darstellung des Anwendungsbereichs dieses Leitfadens <strong>in</strong> Abbildung B.2<br />

als „Fabrikhalle“ verdeutlicht die Systemgrenze „Montage und Umfeld“. Dies<br />

bedeutet aber nicht e<strong>in</strong>e strenge Reglementierung für e<strong>in</strong>e Halle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Firma, son<strong>der</strong>n kann, dadurch dass auch Logistikprozesse mit enthalten<br />

s<strong>in</strong>d, über Grenzen von Firmen o<strong>der</strong> Standorten h<strong>in</strong>weg Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln werden dann die jeweiligen E<strong>in</strong>flussgrößen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Detaillierungsgrad betrachtet, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Bewertung und<br />

Optimierung/Reduzierung <strong>der</strong> Partikelquellen erlaubt. Manche E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

bzw. Partikelquellen haben auch mehrere Aspekte, die es zu<br />

berücksichtigen gilt. Die Verpackung z. B. kann durch Abrieb am Bauteil zu<br />

e<strong>in</strong>er direkten Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Bauteile beitragen, hat aber über ihre<br />

Außensauberkeit e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>fluss über den Raum. Ebenso kann<br />

das Personal als <strong>in</strong>direkte Partikelquelle über se<strong>in</strong>e Kleidung wirken<br />

(Abgabe von Flusen), an<strong>der</strong>erseits bestimmt <strong>der</strong> Werker über se<strong>in</strong><br />

Verhalten und die Ausführung <strong>der</strong> (Montage-) Tätigkeiten sehr direkt die<br />

Partikelerzeugung.<br />

2.3 Grundsätze <strong>der</strong> Beherrschung und M<strong>in</strong>imierung von störenden<br />

Partikeln<br />

Generell gilt e<strong>in</strong>e Partikelquelle als umso kritischer:<br />

- Je näher Sie sich am Bauteil bef<strong>in</strong>det<br />

- Je länger das Bauteil ihr ausgesetzt ist<br />

- Je mehr funktionskritische Partikel von ihr erzeugt werden<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Art und Größe <strong>der</strong> als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikel<br />

und den vorherrschenden Transportmechanismen ergeben sich folgende<br />

Grundsätze für <strong>der</strong>en Beherrschung:<br />

- Die Erzeugung von funktionskritischen Partikeln direkt am Bauteil<br />

o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> montierten Baugruppe ist zu vermeiden.<br />

- Alle Oberflächen und Medien wie z. B. Werkzeuge o<strong>der</strong><br />

Fertigungshilfsstoffe aber auch Verpackungsmaterialien o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Handschuh des Werkers, die <strong>in</strong> direkten Bauteilkontakt kommen,<br />

sollten ke<strong>in</strong>e funktionskritischen Partikel enthalten.<br />

- Quellen von funktionskritischen Partikeln oberhalb <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong><br />

Baugruppen s<strong>in</strong>d zu vermeiden o<strong>der</strong> abzuschotten.<br />

- Das Aufwirbeln o<strong>der</strong> Freisetzen funktionskritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

näheren Umgebung <strong>der</strong> ungeschützten Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />

ist zu vermeiden o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abschottung vorzusehen. Dies kann<br />

21


22<br />

bspw. durch Staplerverkehr, den unkontrollierten E<strong>in</strong>satz von<br />

Druckluftpistolen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en starken W<strong>in</strong>dstoß erfolgen.<br />

- Ist es nicht möglich den E<strong>in</strong>trag von Partikel auf e<strong>in</strong> unkritisches<br />

Niveau zu m<strong>in</strong>imieren, ist zu prüfen, ob e<strong>in</strong>e gezielte Abfuhr <strong>der</strong><br />

Partikel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Endre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> montierten Baugruppen möglich<br />

ist und Abhilfe schafft.<br />

Diese Überlegungen gelten, wenn die Partikel auf die sauberkeitssensiblen<br />

Funktionsflächen <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen gelangen können, was z. B.<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich ist, wenn das Bauteil verkapselt ist und die<br />

Funktionsflächen <strong>in</strong>nen liegen.<br />

Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Fällen mit<br />

Kosten für Investitionen o<strong>der</strong> den Betrieb verbunden. Um diese Kosten so<br />

ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten, erfolgt die Gestaltung und Optimierung von<br />

Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>er Montage <strong>in</strong> diesem Leitfaden nach folgenden<br />

beiden Grundsätzen:<br />

1. so sauber wie nötig, nicht wie möglich: Es s<strong>in</strong>d nur diejenigen<br />

Partikel von den Bauteilen und Baugruppen fern zu halten, die <strong>der</strong>en<br />

Funktion bee<strong>in</strong>trächtigen können. Deshalb bildet die Sauberkeitsspezifikation<br />

den Ausgangspunkt für Planung und Optimierung.<br />

2. von <strong>in</strong>nen nach außen: Partikelquellen s<strong>in</strong>d umso kritischer je näher<br />

sie sich an den Bauteilen bzw. Baugruppen bef<strong>in</strong>den. In diesem<br />

Leitfaden wird deshalb <strong>in</strong> direkte und <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

unterschieden und die abgeleiteten Maßnahmen priorisiert. So sollten<br />

immer zuerst die direkten Partikelquellen mit unmittelbarem<br />

Bauteilkontakt elim<strong>in</strong>iert werden, bevor Maßnahmen im Umfeld zum<br />

Tragen kommen.<br />

Es ist unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten selten möglich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kompletten Montage, <strong>der</strong>en Umfeld und bei allen Logistikprozessen<br />

sämtliche als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestufte Partikel vollständig zu<br />

vermeiden. Es muss aber sichergestellt werden, dass diese nicht auf<br />

sauberkeitskritische Funktionsflächen <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />

gelangen können. Dies kann zum e<strong>in</strong>en durch e<strong>in</strong>e räumliche Trennung von<br />

Partikelquelle und Bauteil erfolgen, zum an<strong>der</strong>en durch Abläufe, die<br />

gewährleisten, dass ungeschützte, sauberkeitskritische Bauteilbereiche nur<br />

so kurz wie möglich e<strong>in</strong>er unvermeidbaren Partikelquelle ausgesetzt<br />

werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: Durch die Wahrung von Abstandsflächen zwischen Partikelquellen und<br />

sauberkeitskritischen Bereichen kann es erfor<strong>der</strong>lich werden, dass e<strong>in</strong>e<br />

sauberkeitsoptimierte Produktion mehr Platz <strong>in</strong> Anspruch nimmt als e<strong>in</strong>e


3 AUSLEGUNG<br />

3.1 Konzept<br />

Ausgangspunkt<br />

konventionelle. Durch zügige Abläufe, wie das direkte Verbauen e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>s<br />

unmittelbar nach <strong>der</strong> Entnahme aus <strong>der</strong> Verpackung, s<strong>in</strong>kt das Risiko e<strong>in</strong>er<br />

Rückverschmutzung und kann weitere Schutzmaßnahmen wie<br />

E<strong>in</strong>hausungen o. ä. überflüssig machen.<br />

Den Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen bildet die Sauberkeitsspezifikation<br />

<strong>der</strong> Bauteile, <strong>der</strong> Baugruppe bzw. des montierten Systems. Ziel<br />

ist es, während <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong> angrenzenden Prozesse den E<strong>in</strong>trag<br />

von Partikel, die laut Sauberkeitsspezifikation nicht im Bauteil vorkommen<br />

dürfen, nachhaltig zu vermeiden. Je mehr Informationen über die funktionskritischen<br />

Partikel bekannt s<strong>in</strong>d, umso gezielter kann die Ableitung von<br />

sauberkeitsrelevanten Maßnahmen erfolgen.<br />

Als M<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>formation sollte dabei bekannt se<strong>in</strong>, welche Partikelgröße nicht<br />

mehr vorkommen sollte. Dies kann e<strong>in</strong>er Sauberkeitsspezifikation nach<br />

VDA 19 entnommen werden:<br />

- Bei e<strong>in</strong>er Spezifikation mit Partikelzahlen pro Größenklasse<br />

entspricht dies <strong>der</strong> ersten Größenklasse <strong>in</strong> dem Null Partikel<br />

vorgegeben s<strong>in</strong>d<br />

- Bei e<strong>in</strong>er Spezifikation des maximal zulässigen größten Partikels<br />

s<strong>in</strong>d ab dieser Größe ke<strong>in</strong>e Partikel mehr zulässig<br />

H<strong>in</strong>weis: Ist die Sauberkeitsspezifikation als re<strong>in</strong> gravimetrischer Wert spezifiziert, ist<br />

e<strong>in</strong>e Ableitung dieser nicht zulässigen Partikelgröße nicht möglich, d. h.<br />

diese Sauberkeitsspezifikation ohne Zusatz<strong>in</strong>formationen ist nicht zur<br />

Ableitung weiterer Maßnahmen für die Fertigung geeignet.<br />

Anmerkung: In fluidführenden Systemen können nicht nur e<strong>in</strong>zelne, größere, funktions-<br />

kritische Partikel relevant se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch die Vielzahl <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Partikel, die z. B. für den Verschleiß e<strong>in</strong>es Systems maßgeblich se<strong>in</strong><br />

können. Meist treten erhöhte und verschleißrelevante Partikelzahlen erst<br />

im Betrieb durch den Abrieb <strong>in</strong> den Systemen auf und bestimmen den<br />

Zeitpunkt für den Wechsel des Betriebsfluids. Ist dieser Aspekt bereits bei<br />

<strong>der</strong> Produktion zu beachten, müssen die Partikelquellen <strong>in</strong> Montage und<br />

Umfeld h<strong>in</strong>sichtlich Menge <strong>der</strong> abgegebenen Fe<strong>in</strong>stpartikel bewertet<br />

werden und nicht nur nach großen, charakteristischen Partikeln, die gar nicht<br />

zulässig s<strong>in</strong>d.<br />

Weitere Merkmale, wie das Partikelmaterial <strong>der</strong> funktionskritischen Partikel<br />

o<strong>der</strong> die Form aber auch ganz beson<strong>der</strong>s die Information, welche Partikel<br />

23


nicht als schädigend gelten, auch wenn sie e<strong>in</strong>e zulässige Größe überschreiten,<br />

s<strong>in</strong>d sehr hilfreich und können den Aufwand und die Kosten e<strong>in</strong>er<br />

sauberkeitsgerechten Montagegestaltung stark bee<strong>in</strong>flussen.<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Beispiele zur Erläuterung:<br />

24<br />

S<strong>in</strong>d beispielsweise nur metallisch leitfähige Partikel ab e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Größe kritisch, weil das montierte System e<strong>in</strong>e Elektronik be<strong>in</strong>haltet, <strong>der</strong>en<br />

Leiterbahnen durch Partikel kurzgeschlossen werden können, müssen nur<br />

die Prozesse optimiert werden, bei denen solche Partikel auftreten.<br />

Gelten textile Fasern, die bei Anwesenheit von Personal allgegenwärtig s<strong>in</strong>d,<br />

als unkritisch für e<strong>in</strong> Produkt, kann auf aufwändige Maßnahmen zur Filterung<br />

<strong>der</strong> Luft o<strong>der</strong> Regelungen zur Personalkleidung verzichtet werden.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile sollte bei<br />

<strong>der</strong> Montage von sauberkeitssensiblen Baugruppen beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

auf die maßlichen Toleranzen <strong>der</strong> Fügepartner gerichtet werden. Diese<br />

müssen so gewählt se<strong>in</strong>, dass beim Fügeprozess ke<strong>in</strong> Partikelabrieb<br />

entstehen kann, <strong>der</strong> die Sauberkeitsspezifikation verletzt und sich nicht mehr<br />

aus <strong>der</strong> Baugruppe entfernen lässt. Dies gilt ebenso für die Auslegung von<br />

Aufnahmen und Spannvorrichtungen, wenn dadurch das Risiko von f<br />

unktionskritischem Partikelabrieb besteht.<br />

Indirekte E<strong>in</strong>flüsse<br />

Bei diesen E<strong>in</strong>flussgrößen handelt es sich um Partikelquellen, die nicht <strong>in</strong><br />

direktem Bauteilkontakt stehen. Daher ist die negative Wirkung auf die<br />

Bauteil- und Baugruppensauberkeit <strong>in</strong> aller Regel deutlich ger<strong>in</strong>ger als bei<br />

den direkten E<strong>in</strong>flussgrößen. Dies ist durch den schmalen Pfeil <strong>in</strong> Abbildung<br />

B.3 rechts verdeutlicht. Die Aufgabe, die <strong>in</strong> diesem Bereich aus Sauberkeitssicht<br />

besteht, ist <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Bauteile vor diesem Partikele<strong>in</strong>trag. Da<br />

die Partikeltransportmechanismen bekannt und allgeme<strong>in</strong>gültig s<strong>in</strong>d (siehe<br />

Tab. B.1), ist es hier möglich, Festlegungen bezüglich Gestaltung und<br />

Maßnahmen zu treffen.<br />

Wie diese Gestaltung und die dazugehörigen Maßnahmen im E<strong>in</strong>zelnen<br />

aussehen, wird über die Sauberkeitsstufe SaS festgelegt. Die Auswahl <strong>der</strong><br />

entsprechenden Sauberkeitsstufe wird im Kapitel C: Umgebung<br />

beschrieben und erfolgt anhand <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation und somit <strong>der</strong><br />

als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikel. Anhand e<strong>in</strong>es Diagramms zur<br />

Flugfähigkeit <strong>der</strong> Partikel kann e<strong>in</strong>e erste Abschätzung getroffen werden, ob<br />

die Produktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reglementierten Bereich (Sauberzone o<strong>der</strong><br />

Sauberraum) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>raum erfolgen sollte.<br />

Die ausgewählte Sauberkeitsstufe hat dann weitere Festlegungen zur<br />

Folge, die:<br />

- Das Raumkonzept betreffen (siehe Kapitel C: Umgebung)


- E<strong>in</strong>en Aspekt <strong>der</strong> Logistik betreffen, <strong>der</strong> mit „Logistik außen“<br />

bezeichnet wird und den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Verpackung und <strong>der</strong><br />

Entpackprozeduren auf die Produktionsumgebung beschreiben. Die<br />

entsprechenden Maßnahmen und Regelungen, wie<br />

Schleusenkonzepte, werden <strong>in</strong> Kapitel D: Logistik behandelt.<br />

- Die Kleidung des Personals betreffen und im Kapitel E: Personal<br />

beschrieben werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: Die Festlegung e<strong>in</strong>er Sauberkeitsstufe muss nicht zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e ganzen<br />

Raum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ganze Halle betreffen. Sie kann auch lokal sehr begrenzt<br />

se<strong>in</strong>, wenn nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich die Gefahr e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung<br />

besteht, da nur dort z. B. sauberkeitskritische Funktionsflächen offen liegen.<br />

Ebenso ist es möglich e<strong>in</strong>e Sauberkeitsstufe nur temporär e<strong>in</strong>zurichten, eben<br />

dann <strong>in</strong> den Zeiträumen, wenn Bauteile mit Sauberkeitsfor<strong>der</strong>ungen<br />

produziert werden.<br />

Direkte E<strong>in</strong>flüsse<br />

Hierunter werden Partikelquellen zusammengefasst, die <strong>in</strong> direktem<br />

Zusammenspiel mit den Bauteilen, <strong>der</strong>en Handhabung o<strong>der</strong> Montage<br />

entstehen. Das Risiko, dass durch diese E<strong>in</strong>flussgrößen, Partikel <strong>in</strong> die<br />

Bauteile und Baugruppen e<strong>in</strong>getragen werden, ist verglichen mit den<br />

<strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>flussgrößen sehr hoch. Dies kennzeichnet <strong>der</strong> breite Pfeil <strong>in</strong><br />

Abbildung B.3 l<strong>in</strong>ks. Die Aufgaben, die es zu lösen gilt, um die zulässigen<br />

Sauberkeitswerte <strong>der</strong> Bauteile nicht zu überschreiten, bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vermeidung von funktionskritischen Partikeln, d. h. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entschärfung<br />

dieser Partikelquellen. Da diese Quellen je nach Bauteil bzw. Baugruppe,<br />

Montageprozess, Fügeparameter, Verpackung usw. sehr unterschiedlich<br />

se<strong>in</strong> können, ist e<strong>in</strong>e Festlegung von allgeme<strong>in</strong>gültigen Maßnahmen o<strong>der</strong><br />

Lösungen nicht möglich. Es können aber Hilfestellungen gegeben werden,<br />

um diese Partikelquellen abzustellen, bzw. e<strong>in</strong>zudämmen. E<strong>in</strong>e ergänzende<br />

o<strong>der</strong> alternative Aufgabe, wenn e<strong>in</strong>e Vermeidung von kritischen Partikeln<br />

nicht möglich ist, ist die Entfernung über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Montage <strong>in</strong>tegrierte<br />

o<strong>der</strong> abschließende Re<strong>in</strong>igung.<br />

Der Planer, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Lösungsprozess für diese anwendungsspezifischen<br />

Fragestellungen e<strong>in</strong>gebunden ist, f<strong>in</strong>det Hilfestellungen im:<br />

- Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen, zur Auslegung von Prozessen<br />

und Anlagen sowie zu <strong>der</strong>en Betrieb und Pflege.<br />

- Kapitel D: Logistik, zur Gestaltung <strong>der</strong> Logistik <strong>in</strong>nen d. h. zur<br />

direkten Umverpackung <strong>der</strong> Bauteile.<br />

25


26<br />

- Kapitel E: Personal, betreffend das Verhalten des Personals <strong>in</strong><br />

direktem Bauteilkontakt.<br />

Überprüfung<br />

Die Voraussetzung für sauberkeitsgerechte Gestaltung und Betrieb e<strong>in</strong>er<br />

Produktion ist e<strong>in</strong>e geeignete Messtechnik, die zum e<strong>in</strong>en zum Auff<strong>in</strong>den<br />

und Bewerten von Partikelquellen tauglich ist, zum an<strong>der</strong>en zur<br />

Qualifizierung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen. Messverfahren,<br />

die dafür e<strong>in</strong>gesetzt werden können und <strong>der</strong>en Anwendung s<strong>in</strong>d im Kapitel<br />

G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen beschrieben.<br />

Sobald <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Verunre<strong>in</strong>igungen durch umgebende Prozesse auf<br />

e<strong>in</strong>em Bauteil aber vor allem die Analyse von Fügepartikeln direkt am o<strong>der</strong><br />

im Bauteil untersucht werden, können bewährte Techniken <strong>der</strong> Extraktion,<br />

wie <strong>in</strong> VDA 19 beschrieben, e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dieser Form erstmals beschriebene Messtechnik ist die Anwendung<br />

sog. Partikelfallen für die Erfassung von sedimentierenden Partikeln aus <strong>der</strong><br />

Umgebung. Sie basiert auf dem Auslegen selbstkleben<strong>der</strong> Probeflächen<br />

e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Größe für e<strong>in</strong>en festgelegten Zeitraum. Je nach Aufgabenstellung<br />

ist es damit möglich, gezielt die Partikelabgabe e<strong>in</strong>zelner<br />

Prozessschritte zu ermitteln o<strong>der</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Umgebungssauberkeit, die<br />

dann über e<strong>in</strong>en Summenwert dargestellt werden kann, zu bestimmen. Zur<br />

Auswertung dieser Partikelfallen können automatisierte Mikroskope<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, wie sie für die Auszählung von Analysefiltern nach VDA<br />

19 e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Die Ergebnisse und Daten, die mit den <strong>in</strong> Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

beschriebenen Messtechniken ermittelt werden, können<br />

verwendet werden, um:<br />

- Kritische Partikelquellen aufzuf<strong>in</strong>den<br />

- Gezielte sauberkeitsrelevante Optimierungen, z. B. an Fügeprozessen,<br />

zu überprüfen.<br />

- E<strong>in</strong>e Fertigungsumgebung zu bewerten, ob sie für e<strong>in</strong>e<br />

Saubermontage geeignet ist.<br />

- Zu ermitteln, ob sich bestimmte E<strong>in</strong>flüsse auf die Sauberkeit <strong>der</strong><br />

Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen auswirken.<br />

- Erfahrungen aus laufenden Prozessen zu sammeln und für e<strong>in</strong>e<br />

Neuplanung zu nutzen.<br />

- Partikelquellen zu Visualisieren und Dokumentieren.


Hilfestellung<br />

Abb. B.3: Schematische Darstellung zur Konzeption dieses Leitfadens.<br />

Abgebildet s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsspezifikation als Startpunkt, die<br />

direkten und <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>flüsse auf die Sauberkeit, die Kapitel<br />

des Leitfadens, welche Festlegungen und Hilfestellungen zu den<br />

Sauberkeitsaufgaben geben sowie als Basis Messtechniken zur<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Sauberkeit.<br />

Anmerkung: Von den M<strong>in</strong>dest-Maßnahmen und -anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Sauberkeitsstufe,<br />

wie sie <strong>in</strong> diesem Leitfaden empfohlen s<strong>in</strong>d, sollte nur<br />

abgewichen werden, wenn e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Qualitätsziels<br />

nachweislich ausgeschlossen werden kann. Die Anwendung von<br />

Maßnahmen höherer Sauberkeitsstufen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit e<strong>in</strong>em Mehr<br />

an Aufwand und Kosten verbunden, und muss nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

relevante Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität zur Folge haben,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn es sich um <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>flussgrößen handelt.<br />

3.2 Anwendung<br />

Ausgangspunkt<br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

Direkter E<strong>in</strong>fluss Indirekter E<strong>in</strong>fluss<br />

Verschmutzung durch<br />

Partikelerzeugung am Bauteil<br />

Aufgabe:<br />

• Erzeugung von Partikeln, die<br />

nach Sauberkeitsspezifikation<br />

nicht zulässig s<strong>in</strong>d, vermeiden<br />

• Partikel, die nach<br />

Sauberkeitsspezifikation nicht<br />

zulässig s<strong>in</strong>d, entfernen<br />

• Auslegung von Prozessen und<br />

Anlagen durch den Planer<br />

(F Montagee<strong>in</strong>richtungen)<br />

• D Logistik (Verpackung <strong>in</strong>nen)<br />

Verschmutzung durch<br />

Partikelverschleppung auf das Bauteil<br />

Aufgabe:<br />

• Bauteil vor Partikele<strong>in</strong>trag<br />

schützen<br />

Sauberkeitsspezifikation +<br />

weitere Merkmale (Kritische<br />

Partikelarten, -materialien)<br />

Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />

(SaS) und Festlegung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />

• Raum (C Umgebung)<br />

• D Logistik (Verpackung außen)<br />

• Bekleidung (E Personal)<br />

Überprüfung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen:<br />

G Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

Die Inhalte dieses Leitfadens können sowohl für die Neuplanung e<strong>in</strong>er<br />

Montage und ihres Umfelds als auch bei Än<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>er bestehenden<br />

L<strong>in</strong>ie herangezogen werden:<br />

Festlegung<br />

27


Neuplanung: bei e<strong>in</strong>er Neuplanung s<strong>in</strong>d sämtliche Inhalte dieses<br />

Leitfadens zu berücksichtigen.<br />

H<strong>in</strong>weis: Werden ähnliche Produkte o<strong>der</strong> ähnliche Prozessschritte wie bei <strong>der</strong><br />

Neuplanung schon <strong>in</strong> bestehenden Montagen gefertigt bzw. e<strong>in</strong>gesetzt, so<br />

kann die bestehende Montagel<strong>in</strong>ie mit Methoden aus Kapitel G: Messen<br />

von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen h<strong>in</strong>sichtlich Partikelquellen analysiert werden<br />

und die Ergebnisse für die Neuplanung genutzt werden.<br />

Än<strong>der</strong>ungen: Bei Än<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>er bestehenden Montagel<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d nur<br />

die von Än<strong>der</strong>ungen betroffenen <strong>Teil</strong>e und entsprechenden Inhalte dieses<br />

Leitfadens heranzuziehen. Es ist aber zu prüfen, ob sich dadurch auch<br />

E<strong>in</strong>flüsse auf Bereiche ergeben, die nicht unmittelbar von <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />

betroffen s<strong>in</strong>d. Än<strong>der</strong>ungen können se<strong>in</strong>:<br />

28<br />

- Umzug / Verlagerung: Nur die beim Umzug verän<strong>der</strong>ten<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d zu betrachten, z. B. geän<strong>der</strong>te Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>Teil</strong>eanlieferung.<br />

- Produktän<strong>der</strong>ung:-<br />

Das Produkt verän<strong>der</strong>t sich h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er technischen Charakteristika:<br />

Die davon betroffenen Prozesse müssen betrachtet werden, z. B. zusätzliche<br />

o<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>te Fügeprozesse, verän<strong>der</strong>te Aufnahmen, Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Verpackung und Zuführung etc.<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation (Neue<strong>in</strong>führung o<strong>der</strong> Verschärfung):<br />

Erfüllt die montierte Baugruppe o<strong>der</strong> das Erzeugnis trotz h<strong>in</strong>reichend<br />

sauberer E<strong>in</strong>zelteile die neue Sauberkeitsspezifikation nicht, ist <strong>der</strong><br />

Montageprozess und das Umfeld h<strong>in</strong>sichtlich Partikelquellen zu analysieren<br />

(siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen, Methoden).<br />

Können die kritischen Partikelquellen, die zur Überschreitung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsspezifikation führen, erkannt werden, können zur Optimierung<br />

die Festlegungen o<strong>der</strong> Hilfestellungen <strong>der</strong> entsprechenden Kapitel<br />

herangezogen werden (z. B. Verpackungsabrieb) (siehe Kapitel D:<br />

Logistik).<br />

- Personalwechsel: Durchführung von Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich technischer Sauberkeit.<br />

- Prozessän<strong>der</strong>ungen: Bei Än<strong>der</strong>ung von Prozessparametern, o<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führung von Alternativprozessen, ist zu prüfen, ob dadurch <strong>der</strong><br />

Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die zu montierende Baugruppe o<strong>der</strong> das<br />

Erzeugnis verän<strong>der</strong>t wird. Es gelten die entsprechenden Kapitel des<br />

Leitfadens, die den geän<strong>der</strong>ten Prozess betreffen.


3.3 Umsetzung<br />

Da von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen zahlreiche Stellen und<br />

Instanzen, e<strong>in</strong>er Firma o<strong>der</strong> entlang <strong>der</strong> Zulieferkette betroffen se<strong>in</strong> können,<br />

sollte zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Projektes e<strong>in</strong>e hauptverantwortliche Person<br />

benannt werden, die alle an<strong>der</strong>en Diszipl<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>bezieht und koord<strong>in</strong>iert.<br />

Dazu ist die Systemgrenze des Projektes festzulegen. Wo beg<strong>in</strong>nen die<br />

Betrachtungen, z. B. nach Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile beim Lieferanten bzw.<br />

firmen<strong>in</strong>tern, im Warene<strong>in</strong>gangslager o<strong>der</strong> bei Anlieferung an die Montage.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Sauberkeitsprojektes ist zu klären, ob alle notwendigen<br />

Informationen vorhanden s<strong>in</strong>d, alle betroffenen Stellen mit e<strong>in</strong>gebunden<br />

s<strong>in</strong>d, und die notwendigen Voraussetzungen gegeben s<strong>in</strong>d. Dabei s<strong>in</strong>d<br />

folgende Fragen zu klären:<br />

- Gibt es e<strong>in</strong>e Sauberkeitsspezifikation für die E<strong>in</strong>zelbauteile und die<br />

zu montierenden Baugruppen bzw. Systeme? Wer legt die<br />

Sauberkeitsspezifikationen fest? Ist diese Stelle <strong>in</strong> das Projekt mit<br />

e<strong>in</strong>gebunden?<br />

- Wird die Sauberkeitsspezifikation von allen Anlieferungsteilen<br />

e<strong>in</strong>gehalten und überwacht (wer re<strong>in</strong>igt, wer führt die Sauberkeitsanalysen<br />

wann und wo durch)? Dies ist die Voraussetzung für<br />

die Anwendung dieses Leitfadens.<br />

- Gibt es Ansprechpartner zum Thema Sauberkeit <strong>in</strong> allen<br />

betroffenen Diszipl<strong>in</strong>en?<br />

H<strong>in</strong>weis: Weitergehende Fragen, um Potenziale zur Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />

aufzudecken, f<strong>in</strong>den sich im Kapitel K: Potenzialanalyse.<br />

Bei <strong>der</strong> Auslegung e<strong>in</strong>er Montage e<strong>in</strong>schließlich des Umfeldes kann <strong>in</strong> drei<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Schritten vorgegangen werden (siehe<br />

Ablaufdiagramm im Anhang):<br />

1. Es ist zu prüfen, ob die montierte Baugruppe bzw. das montierte<br />

System bereits die Sauberkeitsspezifikation erfüllt. Dazu muss die<br />

Montagel<strong>in</strong>ie bereits vorhanden se<strong>in</strong> (etwa bei nachträglich festgelegten<br />

Sauberkeitsspezifikationen). Wird die Sauberkeitsspezifikation erfüllt,<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e weiteren Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich und die Produktion kann<br />

weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen Montage erfolgen.<br />

2. Kann die Sauberkeitsspezifikation nach <strong>der</strong> Montage nicht e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden, ist zu prüfen, ob e<strong>in</strong>e abschließende Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> montierten<br />

Baugruppe bzw. des montierten Systems unter Beibehaltung aller<br />

weiteren Qualitätsmerkmale und Eigenschaften möglich ist. Weiterh<strong>in</strong><br />

ist nachzuweisen, dass damit die Sauberkeitsspezifikation e<strong>in</strong>gehalten<br />

29


30<br />

werden kann. Die Produktion kann dann ebenfalls, wie unter Punkt 1, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er konventionellen Montage durchgeführt werden mit e<strong>in</strong>er<br />

abschließenden Re<strong>in</strong>igung.<br />

3. Kann die Sauberkeitsspezifikation trotz Endre<strong>in</strong>igung nicht e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden o<strong>der</strong> ist ke<strong>in</strong>e Endre<strong>in</strong>igung möglich, können mit e<strong>in</strong>er<br />

Prozesskettenanalyse die kritischen Partikelquellen bestimmt und<br />

abgestellt werden. Dazu s<strong>in</strong>d im Rahmen <strong>der</strong> betrachteten<br />

Systemgrenze alle Prozessschritte aufzulisten und durch Messungen<br />

(siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen) und/o<strong>der</strong><br />

Expertenwissen, <strong>der</strong> Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das zu montierende System zu<br />

bestimmen. Weiterh<strong>in</strong> ist die Quelle, die für diesen Partikele<strong>in</strong>trag<br />

verantwortlich ist, zu benennen und zu gewichten. Dies kann <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>er Matrix aus Prozessschritten und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />

(Montagee<strong>in</strong>richtungen, Montageumgebung, Logistik und Personal)<br />

erfolgen, wie <strong>in</strong> Anhang 2 - Prozesskettenanalyse skizziert.<br />

Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e Übersicht, über die kritischsten Partikelquellen, die im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Prozessoptimierung abzustellen s<strong>in</strong>d. Die Hilfestellungen<br />

dafür f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln dieses Leitfadens wie<strong>der</strong>. Der<br />

Grad <strong>der</strong> Detaillierung von Prozessschritten und E<strong>in</strong>flussgrößen muss so<br />

gewählt werden, dass die kritischen Schritte und die Ursachen für<br />

Partikelentstehung klar benannt werden können.<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Bei <strong>der</strong> Bewertung des Partikele<strong>in</strong>trages ist neben <strong>der</strong> entstehenden Menge<br />

an Partikelverunre<strong>in</strong>igungen stets zu bewerten, wie hoch die Gefahr ist, dass<br />

dieser auf funktionskritische Stellen <strong>der</strong> Bauteile gelangen kann (direkt o<strong>der</strong><br />

durch Verschleppung). Dazu ist zu bestimmen, wo die funktionskritischen<br />

Bereiche liegen (außen liegend o<strong>der</strong> im Bauteil<strong>in</strong>neren) und ob Sie für<br />

Partikele<strong>in</strong>trag zugänglich s<strong>in</strong>d (Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen geschlossen,<br />

offen o<strong>der</strong> verkapselt).<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Aus den Überlegungen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis 1 können sich unterschiedliche<br />

Sauberkeitsstufen für verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Montage und Umgebung<br />

ergeben, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn die funktionskritischen Bereiche nur lokal<br />

o<strong>der</strong> temporär offen liegen. Weiterh<strong>in</strong> kann es <strong>in</strong> bestimmten Fällen<br />

ausreichend se<strong>in</strong>, sauberkeitsrelevante Maßnahmen o<strong>der</strong> Sauberkeitsstufen<br />

nur <strong>in</strong> bestimmten Zeit<strong>in</strong>tervallen umzusetzen, etwa dann, wenn auch<br />

Baugruppen o<strong>der</strong> Systeme ohne Sauberkeitsspezifikationen am selben<br />

Montageort aber zeitlich getrennt produziert werden.


A Anhang<br />

Anhang 1: Ablaufdiagramm: Sauberkeitsgerechte Montageplanung<br />

Anfor<strong>der</strong>ung:<br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

erfüllt<br />

ja<br />

Montage <strong>in</strong><br />

konventioneller<br />

Produktion<br />

ne<strong>in</strong><br />

Endre<strong>in</strong>igung<br />

des Systems<br />

möglich?<br />

ja<br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

erfüllt<br />

ja<br />

Montage <strong>in</strong><br />

konventioneller<br />

Produktion<br />

mit Endre<strong>in</strong>igung<br />

ne<strong>in</strong><br />

ne<strong>in</strong><br />

Prozesskettenanalyse<br />

Prozessoptimierung<br />

mit Hilfe des<br />

Leitfadens<br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

erfüllt<br />

ja<br />

Umsetzung <strong>der</strong><br />

Maßnahmen <strong>in</strong><br />

Montage und<br />

Umfeld<br />

ne<strong>in</strong><br />

31


Anhang 2: Prozesskettenanalyse<br />

32<br />

Prozesskettenanalyse<br />

Darstellung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

o<strong>der</strong> geplanten Prozesse<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

Montageumgebung<br />

Personal<br />

Logistig<br />

Detailierungsgrad<br />

muss festgelegt<br />

werden<br />

Bestimmung von kritischem<br />

Partikele<strong>in</strong>trag durch Messung<br />

o<strong>der</strong> Expertenwissen bezogen<br />

auf Aspekte von<br />

• Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

• Montageumgebung<br />

• Personal<br />

• Logistik<br />

Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüsse<br />

Prozessschritt 1.1<br />

Prozessschritt 1.2<br />

…<br />

Prozessschritt 1.n<br />

Prozessschritt 2.1<br />

Prozessschritt 2.2<br />

…<br />

Prozessschritt 2.m<br />

…<br />

Prozessschritt x.1<br />

…<br />

Prozessschritt x.y<br />

Anlagentechnik 2 1 1 4 6 1 1 1<br />

Fügeprozess 5 1 1 1 1 3 10 1<br />

Prozesshilfsstoff 1 1 1 1 1 8 3 1<br />

Vere<strong>in</strong>zelung 1 1 1 1 1 7 1 1<br />

Zuführung 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Aufnahme<br />

…<br />

6 2 1 1 1 1 5 1<br />

Luftqualität 1 1 1 1 4 1 1 1<br />

Pflegezustand 8 2 2 2 1 2 3 1<br />

Verschleppung<br />

etc.<br />

8 1 7 1 1 5 1 4<br />

Kleidung 1 1 1 1 4 1 1 5<br />

Tätigkeit<br />

…<br />

1 1 2 5 7 1 1 10<br />

Lagerung 1 1 1 1 5 1 1 6<br />

Verpackung außen 1 1 5 2 1 1 1 5<br />

Verpackungsabrieb 1 1 1 8 1 1 1 1<br />

Transport<br />

…<br />

1 1 2 1 1 1 1 1<br />

1 ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Teil</strong>esauberkeit alternativ: hoch, mittel, ger<strong>in</strong>g<br />

10 gravieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Teil</strong>esauberkeit alternativ: rot, gelb, grün


C: UMGEBUNG<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Der Begriff Umgebung bezeichnet den Raum, <strong>der</strong> die Erzeugnisse und<br />

<strong>der</strong>en Verarbeitung umschließt.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> durchweg allen re<strong>in</strong>heitssensiblen Branchen bewährte Praxis,<br />

Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung und Sicherstellung <strong>der</strong> Erzeugnissauberkeit auf<br />

def<strong>in</strong>ierte räumliche Bereiche zu konzentrieren, um Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />

gezielt auszugrenzen. Speziell bei empf<strong>in</strong>dlichsten Produkten wie Halbleiterchips<br />

o<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Injektionslösungen, muss die Produktion <strong>in</strong><br />

Re<strong>in</strong>räumen erfolgen. Dies ist notwendig, um den E<strong>in</strong>trag und die Ausbreitung<br />

von kle<strong>in</strong>sten Partikeln o<strong>der</strong> auch Mikroorganismen über die Raumluft<br />

auszuschließen. Die Klassifizierung von Re<strong>in</strong>räumen und Re<strong>in</strong>luftbereichen<br />

endet bei e<strong>in</strong>er maximalen Partikelgröße von 5 µm /IS0 14644, VDI 2083/.<br />

Für viele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie verarbeitete Komponenten stellen die mit<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik beherrschbaren Kle<strong>in</strong>stpartikel <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong> Funktionsrisiko<br />

dar. Der Mehr-Nutzen e<strong>in</strong>er (teuren) Re<strong>in</strong>raum<strong>in</strong>stallation ist <strong>in</strong> solchen<br />

Fällen zweifelhaft. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> hochwertigsten Re<strong>in</strong>raumumgebung kann die<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik kompakte Partikel, die z. B. beim Betrieb e<strong>in</strong>er Montageanlage<br />

entstehen o<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Verpackung e<strong>in</strong>getragen werden und dabei<br />

deutlich oberhalb 5 µm liegen, nicht beherrschen [Ausnahme: An die<br />

Umgebung abgegebene flugfähige Flusen.<br />

Die Vorzüge e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten räumlichen Umgebung beschränken sich<br />

nicht alle<strong>in</strong> auf die Beherrschung <strong>der</strong> Luftatmosphäre. Die qualitätsför<strong>der</strong>nde<br />

und -stabilisierende Wirkung beruht ganz wesentlich auf <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

gegenüber weniger sauberen Bereichen und Abläufen sowie <strong>der</strong><br />

konsequenten Organisation von Materialfluss und Nutzungsweise des<br />

betrachteten Raumes.<br />

Um dem großen Spektrum von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen von Automobilkomponenten<br />

zu entsprechen, werden <strong>in</strong> diesem Hauptkapitel angepasste<br />

räumliche Umgebungen <strong>in</strong> Form von sogenannten Sauberkeitsbereichen<br />

mit unterschiedlichen Sauberkeitsstufen zur Gestaltung und Organisation<br />

<strong>der</strong> Montageumgebung angeboten.<br />

Die Sauberkeitsstufe (SaS) bezeichnet dabei die jeweilige räumliche Gestaltungsweise<br />

sowie zugehörige Maßnahmen und Regeln e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs.<br />

Mit den Sauberkeitsstufen s<strong>in</strong>d angepasste, weitere Empfehlungen<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Personal (z. B. Bekleidung) sowie Logistik und<br />

Verpackung verbunden (s. Kapitel D: Logistik und E: Personal).<br />

33


E<strong>in</strong> Sauberkeitsbereich stellt stets auch e<strong>in</strong>e gezielt e<strong>in</strong>gerichtete Installation<br />

zur Wertschöpfung dar, die e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Sensibilisierung und<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> betreffenden Belegschaft, e<strong>in</strong>schließlich Führungsebene,<br />

erfor<strong>der</strong>t.<br />

Methoden zur Charakterisierung des Partikelaufkommens <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

beschrieben.<br />

Die Gültigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumstandards IS0 14644 und VDI 2083 bleibt von<br />

den hier vorgeschlagenen Regulierungen unberührt.<br />

2 Grundlagen<br />

Die grundlegende Funktion e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs ist die Abschottung<br />

gegenüber Verunre<strong>in</strong>igungs-E<strong>in</strong>flüssen aus nicht regulierten Bereichen wie<br />

z. B. mechanischer Bearbeitung o<strong>der</strong> Warene<strong>in</strong>gang sowie natürlichen<br />

Umwelte<strong>in</strong>flüssen. Zum E<strong>in</strong>en betrifft dies die Beherrschung und Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumluft vagabundierenden Partikeln (luftgetragene<br />

Partikel). Zum an<strong>der</strong>en wird durch geeignete Vorgaben/ Maßnahmen<br />

bezüglich Personen- und Materialtransfer <strong>der</strong> E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung und <strong>in</strong>ternen<br />

Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen vorgebeugt.<br />

Nicht zuletzt wird durch Festlegung <strong>der</strong> im Sauberkeitsbereich verwendeten<br />

Materialien und geltenden Verhaltensregeln die <strong>in</strong>terne Verschleppung auf<br />

sensible Komponenten sowie Freisetzung von Partikeln <strong>in</strong> die<br />

Raumatmosphäre e<strong>in</strong>gedämmt; unterstützt durch Maßnahmen für die<br />

Pflege des Sauberkeitsbereichs.<br />

Nach Bedarf müssen im Sauberkeitsbereich auch weitere Parameter wie<br />

Temperatur, Luftfeuchtigkeit o<strong>der</strong> Frischluftanteil an die Notwendigkeiten<br />

angepasst werden.<br />

3 Auslegung<br />

In den folgenden Abschnitten werden Maßnahmen und Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />

die verschiedenen Untergruppen e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs beschrieben<br />

und, soweit zweckmäßig und möglich, klassifiziert.<br />

34


3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konstruktiv<br />

3.1.1 Klassifizierung von Sauberkeitsbereichen<br />

Sauberkeitsbereiche werden zum Schutz sensibler Oberflächen und Güter<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. E<strong>in</strong> Sauberkeitsbereich dient dazu, die festgelegte Sauberkeitsqualität<br />

von Komponenten, Hilfsstoffen und Zusammenbauten während<br />

<strong>der</strong> Verarbeitung möglichst weitgehend aufrecht zu erhalten. Das Sauberkeitsniveau<br />

soll nicht aufgrund von Umgebungse<strong>in</strong>flüssen herabgesetzt<br />

werden.<br />

In e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich wird Schmutze<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung vermieden. Die dort<br />

anfallenden Verunre<strong>in</strong>igungen werden gezielt e<strong>in</strong>gedämmt und beseitigt.<br />

Ausführung, Maßnahmen und Nutzungsweise von Sauberkeitsbereichen<br />

richten sich nach erzeugnisbezogenen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen. Je nach<br />

Sauberkeitsanspruch und Erfor<strong>der</strong>nis orientiert sich <strong>der</strong>en Gestaltung und<br />

Nutzungsweise an den nachfolgend beschriebenen Sauberkeitsstufen.<br />

Sauberkeitsbereich<br />

(Reihenfolge mit zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

Sauberkeitsstufe 0 (SaS0): Nicht regulierter<br />

Bereich<br />

� Montage und potenziell kritische Prozess<br />

(z. B. spanende Fertigung) s<strong>in</strong>d unmittelbar im<br />

selben Bereich arrangiert<br />

� ke<strong>in</strong>e sauberkeitsorientierte Regulierung (die<br />

über 5S-Welt h<strong>in</strong>ausgeht)<br />

Sauberkeitsstufe 1 (SaS1): Sauberzone<br />

� Abgrenzung gegenüber potenziell kritischen<br />

Bereichen 1) z. B. durch<br />

- Bodenmarkierung<br />

- Stellwände<br />

- Decken-Schürzen<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Bereichs<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />

Material- und Personentransfer zu<br />

angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

� ke<strong>in</strong>e über die Raumklimatisierung h<strong>in</strong>aus<br />

gehende Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

Symbol / Kennzeichnung<br />

(ke<strong>in</strong>e Kennzeichnung)<br />

Sauberzone<br />

35


Sauberkeitsstufe 2 (SaS2): Sauberraum<br />

� fest <strong>in</strong>stallierte bauliche Abgrenzung von<br />

an<strong>der</strong>en Bereichen 1)<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Bereichs<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />

Material- und Personentransfer zu<br />

angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

� ke<strong>in</strong>e über die Raumklimatisierung h<strong>in</strong>aus<br />

gehende Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

Sauberkeitsstufe 3 (SaS3): Re<strong>in</strong>raum<br />

� fest <strong>in</strong>stallierte bauliche Abgrenzung von<br />

an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Bereichs<br />

� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />

Material- und Personentransfer zu<br />

angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

� ausgestattet mit Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

� ausgeprägtes „Raum im Raum-System“ mit<br />

Schleusen<br />

36<br />

Sauberraum<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

1) Sauberzone und Sauberraum s<strong>in</strong>d nicht zwangsläufig als Bereich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es auch<br />

an<strong>der</strong>weitig genutzten Raums ausgeführt. Sie können sich auch auf e<strong>in</strong>en eigenständigen<br />

Raum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> eigenständiges Gebäude beziehen.<br />

Tabelle C.1: Am Raumkonzept orientierte Sauberkeitsstufen<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Die Sauberkeit anbelangende Fehler, die bereits im Vorfeld erfolgten, können<br />

auch durch Weiterverarbeitung unter aufwendigsten Re<strong>in</strong>raumbed<strong>in</strong>gungen<br />

nicht kompensiert werden (z. B. Anlieferung gere<strong>in</strong>igter <strong>Teil</strong>e <strong>in</strong> unsauberer<br />

Verpackung o<strong>der</strong> nicht prozesssichere <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung). Durch die<br />

Handhabung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich, und sei dieser noch so<br />

hochwertig, wird e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> Hilfsstoff (Dicht- o<strong>der</strong> Schmiermittel etc.)<br />

nicht sauberer als vor o<strong>der</strong> bei dessen E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Mit Hilfe raumlufttechnischer Anlagen kann e<strong>in</strong> aktiver Abtransport flugfähiger<br />

Kle<strong>in</strong>stpartikel aus <strong>der</strong> Raumatmosphäre bewirkt werden; abhängig von<br />

Filterklassen, Luftwechselzahl und resultieren<strong>der</strong> Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Aufwand und Ausmaß entsprechen<strong>der</strong> Maßnahmen richten sich nach <strong>der</strong><br />

Empf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> Erzeugnisse und Prozesse gegenüber Kle<strong>in</strong>stpartikeln.<br />

Makroskopische Partikel, die während <strong>der</strong> Produktion entstehen, können<br />

dadurch nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.


3.1.2 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (SaS)<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung beschrieben, bildet<br />

die Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> Bauteile und Baugruppen die Basis für die<br />

Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe, die die räumlichen Gegebenheiten und<br />

weitere Aspekte im Bereich Personal und Logistik festlegt. Um diesen<br />

Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er kritischen Partikelgröße und e<strong>in</strong>em<br />

Raumkonzept herzustellen, kann das <strong>in</strong> Abb. C.1 dargestellte sogenannte<br />

Flugfähigkeitsdiagramm als Hilfestellung verwendet werden. Es skizziert<br />

das Ausbreitungsvermögen von Partikeln über bzw. durch die<br />

Luftatmosphäre.<br />

Dichte [g/cm³]<br />

10<br />

5<br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0,2<br />

Partikel<br />

kompakt<br />

SaS 3: Re<strong>in</strong>raum<br />

Partikel<br />

faserförmig<br />

SaS 1 + 2:<br />

Sauberzone +<br />

Sauberraum<br />

0,1<br />

1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000 2000<br />

Materialbeispiele:<br />

Partikelgröße [µm]<br />

ρ(Alum<strong>in</strong>ium) = 2,7 g/cm³<br />

ρ(Stahl) = 7,8 g/cm³<br />

SaS0:<br />

konventionelle<br />

Fertigung<br />

ρ(Polystyrol) = 0,02-0,09 g/cm³<br />

Abb. C.1: Luftgetragene Partikel vs. Raumkonzept (Flugfähigkeitsdiagramm)<br />

37


In diesem Diagramm, mit den Achsen Partikelgröße und Dichte <strong>der</strong> Partikel,<br />

s<strong>in</strong>d drei Bereiche abgegrenzt:<br />

38<br />

- Das schraffierte Gebiet größer 1000 µm: Dies ist <strong>der</strong> Bereich<br />

außerhalb von Sauberkeitsspezifikationen nach VDA 19, d. h. die<br />

Produktion kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen Umgebung ohne<br />

sauberkeitsregulierende Maßnahmen erfolgen – <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe 0 (SaS0).<br />

- Das graue Gebiet oberhalb <strong>der</strong> diagonalen Trennl<strong>in</strong>ie: Partikel <strong>in</strong><br />

diesem Bereich folgen nach ihrer Entstehung bzw. Freisetzung<br />

primär <strong>der</strong> Schwerkraft, d. h. sie fallen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er kurzen<br />

Distanz zu Boden und s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft mobil.<br />

Reagieren die Bauteile bzw. Baugruppen funktionssensibel auf<br />

solche Partikel, ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik nicht zielführend,<br />

da die kritischen Partikel nicht aus <strong>der</strong> Umgebungsluft filtriert<br />

werden können, wenn Sie dort nicht mobil s<strong>in</strong>d. Die entsprechende<br />

Fertigungsumgebung mit re<strong>in</strong>luftunabhängigen Sauberkeitsmaßnahmen<br />

entspricht <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 1 und 2, <strong>der</strong> Sauberzone<br />

o<strong>der</strong> dem Sauberraum.<br />

- Das weiße Gebiet unterhalb <strong>der</strong> diagonalen Trennl<strong>in</strong>ie: In diesem<br />

Bereich können Partikel schon bei leichten Luftströmungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Raumluft mobil bleiben und sich so von ihrem Entstehungs- bzw.<br />

Freisetzungsort willkürlich ausbreiten. Reagiert e<strong>in</strong> Bauteil bzw. e<strong>in</strong>e<br />

Baugruppe auf Partikel <strong>in</strong> diesem Bereich funktionssensibel, kann<br />

als zusätzliche sauberkeitsrelevante Maßnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik hilfreich se<strong>in</strong>, diese Partikel aus <strong>der</strong> Umgebungsluft<br />

zu filtern. Die entsprechende Fertigungsumgebung entspricht <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) dem Re<strong>in</strong>raum.<br />

Die Trennl<strong>in</strong>ie zwischen dem grauen und dem weißen Bereich - die „Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie“<br />

– ist ke<strong>in</strong>e exakte Grenze und von zahlreichen Parametern<br />

<strong>der</strong> Partikel und <strong>der</strong> Luftströmung abhängig. Generell gilt: je ger<strong>in</strong>ger die<br />

Dichte und je kle<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> Partikel wird, desto höher ist die Gefahr, dass er<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft ausbreiten kann. Aber auch die Form von<br />

Partikeln hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss. Än<strong>der</strong>t sich bspw. die Gestalt <strong>der</strong><br />

Partikel von rund bzw. kompakt h<strong>in</strong> zu faserförmig, verschiebt sich die L<strong>in</strong>ie<br />

nach oben (gestrichelte L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Abbildung C.1). Damit dehnt sich auch <strong>der</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 3 aus, <strong>in</strong> dem Re<strong>in</strong>raumtechnik zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommt.<br />

H<strong>in</strong>weis: Die Position <strong>der</strong> Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie als Grenze zwischen luftgetragenen und<br />

schnell sedimentierenden Partikel wird durch folgende Überlegungen zu drei<br />

Stützstellen <strong>der</strong> Kurve plausibel:


Beispiele:<br />

E<strong>in</strong>e Polystyrol-Kugel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 1 mm (1000 µm) kann<br />

bereits über e<strong>in</strong>en leichten Lufthauch über große Strecken bewegt werden.<br />

E<strong>in</strong> 50 µm Rußpartikel <strong>der</strong> Dichte 1g/cm³ s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> Luft mit e<strong>in</strong>er<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit von 10 cm/s und bewegt sich lateral mit etwa dem gleichen<br />

Wert.<br />

Partikel mit e<strong>in</strong>er Größe von 1 µm s<strong>in</strong>d auch bei hoher Dichte überwiegend<br />

- Gelten für e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Baugruppe kompakte Partikel ab<br />

500 µm als funktionskritisch, so ist im Flugfähigkeitsdiagramm<br />

ersichtlich, dass als Fertigungsumgebung e<strong>in</strong>e Sauberzone o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Sauberraum (Sauberkeitsstufen 1 + 2) ausreichend ist.<br />

- Dürfen laut Sauberkeitsspezifikation ke<strong>in</strong>e metallischen Partikel<br />

größer 200 µm auf den Bauteilen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Baugruppen auftreten<br />

und ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion bspw. mit Stahl (7,8 g/cm³) Alum<strong>in</strong>ium (2,7<br />

g/cm³) und Magnesium (1,7 g/cm³) zu rechnen, so ergibt sich aus<br />

dem Flugfähigkeitsdiagramm e<strong>in</strong>deutig die Sauberkeitsstufe 1+2<br />

(SaS1 + 2).<br />

- Müssen, um die Sauberkeitsspezifikation zu erfüllen, auch textile<br />

Fasern ausgeschlossen werden, so verschiebt sich die<br />

Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie nach oben und selbst bei Partikellängen von<br />

1000 µm, kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik und damit die<br />

Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />

- Dürfen laut Sauberkeitsspezifikation ke<strong>in</strong>e Partikel größer 10 µm <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Umgebungsluft vorhanden se<strong>in</strong>, ist die Unterstützung durch<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik <strong>in</strong> Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) notwendig.<br />

Vergleich von Umgebungskonzepten:<br />

Die Gegenüberstellung <strong>in</strong> Tabelle C.2 beschreibt Unterschiede <strong>der</strong><br />

Umgebungskonzepte mit Blick auf die Beherrschung bzw. E<strong>in</strong>dämmung des<br />

Partikelaufkommens. Die Klassifizierung gilt nur unter <strong>der</strong> Voraussetzung,<br />

dass die für die jeweilige Sauberkeitsstufe empfohlenen Maßnahmen<br />

entsprechend umgesetzt s<strong>in</strong>d.<br />

Der Grenzwert von 5 µm wird hier explizit angeführt, um e<strong>in</strong>en Bezug zur<br />

Obergrenze <strong>der</strong> gängigen Re<strong>in</strong>raumklassifizierung herzustellen. Es soll<br />

dadurch ke<strong>in</strong>eswegs die Schlussfolgerung nahe gelegt werden, dass im<br />

Themenfeld <strong>der</strong> technischen Sauberkeit funktionsrelevanter<br />

Automobilkomponenten solche Kle<strong>in</strong>stpartikel grundsätzlich betrachtet<br />

werden bzw. beherrscht se<strong>in</strong> müssten, um das Qualitätsziel sicherzustellen.<br />

39


40<br />

Raumkonzept<br />

Verunre<strong>in</strong>igungs-<br />

risiken<br />

A) Schmutze<strong>in</strong>trag durch<br />

Verschleppung über<br />

Verpackung<br />

B) Schmutze<strong>in</strong>trag durch<br />

Verschleppung über<br />

Personal<br />

C) Schmutze<strong>in</strong>trag über<br />

die Luft von<br />

außerhalb des<br />

Bereichs<br />

D) Flusen / Staub bzw.<br />

luftgetragene Partikel<br />

> 5 µm <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Bereichs<br />

E) Raumluftpartikel < 5<br />

µm <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Bereichs<br />

F) Im Prozess<br />

entstehende träge<br />

Partikel<br />

Konventionelle<br />

Umgebung<br />

SaS0<br />

1) Unterstützt durch Überdruck im Raum<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Sauberzone<br />

SaS1<br />

Sauberraum<br />

SaS2<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

SaS3<br />

O + ++<br />

Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />

bezüglich Material- und Personentransfer<br />

O + ++<br />

Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />

bezüglich Material- und Personentransfer<br />

-/O + ++ 1)<br />

Unterstützt durch die räumliche Abgrenzung<br />

von nicht regulierten Bereichen<br />

-/O O + 2)<br />

Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />

bezüglich Bekleidung sowie e<strong>in</strong>gesetzter<br />

Materialien<br />

- - - ++ 2)<br />

- - - -<br />

2) Unterstützt durch Luft-Filtration und strömungsbasierte Wegführung entstehen<strong>der</strong><br />

Partikel<br />

Legende: ++ beherrscht mit sehr hoher Zuverlässigkeit + beherrscht, ο<br />

e<strong>in</strong>geschränkt beherrscht, - nicht beherrscht<br />

Tabelle C.2: Raumkonzept und Beherrschung von Partikeln<br />

Die positive Wirkung von Sauberkeitsbereichen zur E<strong>in</strong>dämmung von kritischen<br />

Partikeln liegt beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Faktoren A), B) und C) begründet.<br />

Die Punkte 4) und 6) <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>in</strong> Tabelle C.3 beziehen sich auf<br />

das Aufkommen luftgetragener Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre. Der<br />

eventuell starke E<strong>in</strong>fluss prozessbed<strong>in</strong>gter Partikelquellen kann hier nicht<br />

allgeme<strong>in</strong> zutreffend berücksichtigt werden.


Relativer Aufwand für E<strong>in</strong>richtung und Nutzung von Sauberkeitsbereichen<br />

Raumkonzept<br />

Aufwand / Kosten<br />

Konventionelle<br />

Umgebung<br />

SaS0<br />

Sauberzone<br />

SaS1<br />

Sauberraum<br />

SaS2<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

SaS3<br />

1. Platzbedarf ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />

2. Invest (bauseitig) ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />

3. Betriebskosten<br />

(Lufttechnik)<br />

4. Häufigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />

von<br />

erzeugnisnahen, offen<br />

liegenden<br />

Oberflächen<br />

5. Häufigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />

des<br />

Bodenbereichs<br />

6. Aufwand für Schutz<br />

offenliegen<strong>der</strong><br />

Funktionsflächen<br />

7. Transferzeiten Material<br />

(speziell E<strong>in</strong>schleusen)<br />

8. Transferzeiten Personen<br />

(E<strong>in</strong>- und Ausschleusen)<br />

Ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel ger<strong>in</strong>g / mittel hoch<br />

gemäß<br />

Firmenstandard<br />

gemäß<br />

Firmenstandard<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

Hoch mittel mittel / ger<strong>in</strong>g<br />

ger<strong>in</strong>g mittel hoch (vor<br />

allem bei<br />

turbulenten<br />

Re<strong>in</strong>räumen)<br />

hoch mittel ger<strong>in</strong>g<br />

ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />

ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel hoch<br />

Tabelle C.3: Sauberkeitsbereiche mit Blick auf relativen Aufwand und Kosten<br />

Erläuterung zu den e<strong>in</strong>zelnen Positionen:<br />

1. Aufgrund <strong>der</strong> re<strong>in</strong>lufttechnischen Anlagen und Schleusen benötigt SaS3<br />

mehr Platz. Turbulenzarme Re<strong>in</strong>raumbereiche können die Installation e<strong>in</strong>es<br />

Doppelbodens erfor<strong>der</strong>n (zusätzlicher Bedarf an Raumhöhe). SaS1 und<br />

SaS2 benötigt zusätzliche Grundfläche; vor allem bed<strong>in</strong>gt durch<br />

Barrierebereiche.<br />

2. Erhöhte Kosten für SaS3, vor allem durch re<strong>in</strong>lufttechnische Anlagen<br />

bed<strong>in</strong>gt.<br />

41


3. Erhöhte Kosten für SaS3, vor allem durch re<strong>in</strong>lufttechnische Anlagen<br />

bed<strong>in</strong>gt. Bereits ab SaS1 kann aufwändigere Technik zur<br />

Raumklimatisierung erfor<strong>der</strong>lich werden, um Wärme- sowie<br />

Feuchtigkeitslasten aus den mehr o<strong>der</strong> weniger geschlossenen<br />

Räumlichkeiten abzuführen und den Sauerstoffbedarf des Personals zu<br />

bedienen.<br />

4. SaS3: Die <strong>in</strong> den Raum e<strong>in</strong>geleitete Re<strong>in</strong>luft br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />

Partikelbelastung des Raums und <strong>der</strong> dortigen Oberflächen mit sich.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch den erhöhten Luftwechsel, werden freigesetzte Kle<strong>in</strong>stpartikel<br />

aus dem Raum transportiert. SaS2 profitiert gegenüber SaS1 durch e<strong>in</strong>e<br />

bessere Barrierefunktion gegenüber luftgetragenen Partikeln aus<br />

angrenzenden Bereichen sowie ger<strong>in</strong>geren E<strong>in</strong>schleppung von Partikeln<br />

durch Material und Personal.<br />

5. Bei SaS3 (speziell <strong>in</strong> Bereichen mit turbulenter Mischströmung) kann<br />

die Strömung im Bodenbereich aufgewirbelte Kle<strong>in</strong>stpartikel <strong>in</strong> Richtung<br />

Produkt / Prozess (zurück-) transportieren. Daher ist <strong>in</strong> Konsequenz e<strong>in</strong>e<br />

vermehrte Bodenre<strong>in</strong>igung angezeigt.<br />

6. Der Anteil potenziell kritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre nimmt<br />

von SaS0 nach SaS3 ab. Vorausgesetzt: Es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e unangemessene<br />

Partikelerzeugung im jeweiligen Raum statt.<br />

7. In Richtung SaS3 zunehmend, aufgrund des Zwiebelschalenpr<strong>in</strong>zips<br />

von Verpackungen sowie z. B. <strong>der</strong> Notwendigkeit des Umladens von Gütern<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> expliziten Re<strong>in</strong>igung vor dem E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

8. Im Wesentlichen durch Wechsel / Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bekleidung bed<strong>in</strong>gt.<br />

Beispiele für Sauberkeitsbereiche werden <strong>in</strong> Kapitel D: Logistik skizziert<br />

und erörtert.<br />

3.1.3 Lokale Sauberkeitsbereiche<br />

Partikelerzeugende Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des Sauberkeitsbereichs s<strong>in</strong>d möglichst<br />

abzuschotten (z. B. durch E<strong>in</strong>hausung; eventuell <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

gezielter Absaugung).<br />

Bedarfsweise werden lokal begrenzte Installationen zur E<strong>in</strong>dämmung von<br />

Partikeln ausschließlich o<strong>der</strong> zusätzlich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs<br />

vorgesehen<br />

42


Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit zunehmendem Sauberkeitsanspruch)<br />

A) Kapselung von Anlagen, För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen, Warenpuffern und / o<strong>der</strong><br />

Arbeitsplätzen 1) zur Abschirmung:<br />

- seitlich o<strong>der</strong> nach oben<br />

- seitlich und nach oben<br />

B) Wie A) mit E<strong>in</strong>satz lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik 2) (z. B. re<strong>in</strong>e Werkbank als<br />

Arbeitsplatz o<strong>der</strong> FFU [Filter Fan Unit] an e<strong>in</strong>er Montagestation)<br />

1) Durch Kapselung (z. B. E<strong>in</strong>hausung mit Plexiglas) können von <strong>der</strong> Raumluft<br />

getragene Partikel abgeschottet werden. Im Gegeneffekt können sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung entstehende Partikel mangels<br />

Ausbreitungsmöglichkeit anreichern. Der Effekt dieser Maßnahme muss im<br />

E<strong>in</strong>zelfall geprüft werden.<br />

2) Durch die aufgezwungene Strömung erfolgt potenziell e<strong>in</strong>e Wegführung<br />

flugfähiger Partikel, die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung (z. B. durch mechanischen<br />

Abrieb) entstehen. Bei ungünstiger Strömungsführung kann sich e<strong>in</strong><br />

gegenteiliger Effekt e<strong>in</strong>stellen; dah<strong>in</strong>gehend, dass erzeugte Partikel auch o<strong>der</strong><br />

vermehrt <strong>in</strong> Richtung Funktionsfläche transportiert werden.<br />

In beiden Fällen ist zu berücksichtigen, dass die sensiblen Oberflächen außerhalb <strong>der</strong><br />

lokalen Sauberkeitsbereiche konsequent geschützt werden müssen, sofern die<br />

Umgebungsluft störende Partikel enthalten kann.<br />

Tabelle C.4: Möglichkeiten <strong>der</strong> lokalen E<strong>in</strong>dämmung von Partikeln<br />

Wenn Personal <strong>in</strong> die gekapselten E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>greift (z. B. Öffnen<br />

e<strong>in</strong>er Anlage bei Störung o<strong>der</strong> Umrüstung), können sich Verschleppungen<br />

aus <strong>der</strong>/<strong>in</strong> die ungeschützte Umgebung e<strong>in</strong>stellen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere lokale Maßnahme besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Absauge<strong>in</strong>richtungen,<br />

die Partikel vom bzw. am Ort ihrer Entstehung wegführen<br />

sollen. Bei <strong>der</strong> Ausgestaltung ist zu berücksichtigen, dass die zuströmende<br />

Luft ihrerseits kritische Partikel mit sich führen könnte.<br />

Weiteres hierzu siehe Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

3.1.4 Aufstellungsplan (Layout)<br />

Bei <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs s<strong>in</strong>d u. a. folgende Aspekte<br />

mit Blick auf die Beherrschung kritischer Verunre<strong>in</strong>igungen zu berücksichtigen:<br />

1. Das Arbeitsumfeld muss leicht zu re<strong>in</strong>igen se<strong>in</strong><br />

43


44<br />

2. Positionierung von z. B. Warene<strong>in</strong>gang /-ausgang, Lagern,<br />

Materialpuffern, Vormontageplätzen, Nacharbeitsplätzen<br />

3. Position und Abstand zu Türen, Toren, Fenstern sowie Personen-<br />

und Fahrwegen?<br />

4. Positionierung partikelerzeugen<strong>der</strong> Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Sauberkeitsbereichs, z. B. Schweißen, Löten, Zerspanen?<br />

5. Positionierung beson<strong>der</strong>s sensibler Prozesse bezüglich Partikeln;<br />

z. B. Kleben, Beölen von Dichtungen o<strong>der</strong> Auftrag von Dichtmitteln?<br />

6. Festlegung bereichsübergreifen<strong>der</strong> Transferstellen / Barrieren für<br />

Material sowie Personen; z. B. separate Schleuse für Güter und<br />

Personen im Falle e<strong>in</strong>es Re<strong>in</strong>raumes?<br />

7. Trennung von Materialströmen; z. B. E<strong>in</strong>zelteile / Baugruppen sowie<br />

saubere / unsaubere <strong>Teil</strong>e <strong>in</strong>kl. <strong>der</strong> zugehörigen Bewegung von<br />

Warenträgern<br />

8. Eventuell Nutzung von Re<strong>in</strong>igungse<strong>in</strong>richtungen als Schleuse <strong>in</strong> den<br />

Sauberkeitsbereich<br />

9. Fallweise: Positionierung von montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igungsstationen<br />

im Prozessablauf (z. B. Absaugung Pleuel o<strong>der</strong> Werkstückträger)<br />

3.1.5 Materialien und Oberflächen<br />

Zur M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Ansammlung und Abgabe von Partikeln sollten bei <strong>der</strong><br />

Materialauswahl folgende Eigenschaften berücksichtigt werden:<br />

- Abriebfestigkeit<br />

- Oberflächenrauhigkeit / Porosität<br />

- Chemische Beständigkeit gegenüber Prozessfluiden sowie<br />

Re<strong>in</strong>igungsmitteln<br />

- Leitfähigkeit / Elektrostatik 1)<br />

- Magnetismus 1)<br />

1) Kann stärkere B<strong>in</strong>dung an die Oberfläche zur Folge haben.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Auf lackierte Oberflächen ist weitgehend zu verzichten (Abnutzung<br />

mit Folge <strong>der</strong> Abgabe von Lackpartikeln).


- Elektrostatische Aufladung kann zu verstärkter Ansammlung von<br />

Partikeln an Oberflächen führen. � Abhilfe z. B. durch E<strong>in</strong>satz<br />

leitfähiger Materialien o<strong>der</strong> Ausrüstung mit Ionisationse<strong>in</strong>heiten zur<br />

Kompensation von Aufladungen.<br />

- Bei bodenseitigen Wandelementen sollten beson<strong>der</strong>s stoß- und<br />

abriebfeste Materialien verwendet werden, vor allem <strong>in</strong> Bereichen,<br />

<strong>in</strong> denen häufig Material an- und abgeliefert wird.<br />

� Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung von Blenden können E<strong>in</strong>hausungen von<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen gezielt vor mechanischer Beschädigung und<br />

Verschleiß geschützt werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: In <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>heitstechnik gilt Edelstahl als bevorzugter Werkstoff.<br />

Magnetische Komponenten und E<strong>in</strong>richtungen können das Risiko e<strong>in</strong>er<br />

Verunre<strong>in</strong>igung mit ferromagnetischen Partikeln aus dem Umfeld erhöhen.<br />

Auch können Verarbeitungs-Prozesse wie z. B. Elektronenstrahlschweißen<br />

direkt bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Siehe hierzu weitere Betrachtungen <strong>in</strong> Kapitel<br />

F: Montagee<strong>in</strong>richtungen.<br />

3.1.6 Boden, Decke, Wand<br />

Böden, Decken und Wände <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen sollten so geplant und<br />

ausgeführt se<strong>in</strong>, dass die Oberflächen e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung leicht zugänglich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Abstufungen, Vorsprünge und Löcher s<strong>in</strong>d zu vermeiden. Ecken und<br />

Verb<strong>in</strong>dungen können bei Boden/Wand- und Wand/Wand-Verb<strong>in</strong>dungen<br />

abgerundet werden, sodass e<strong>in</strong>e wirksame Re<strong>in</strong>igung erleichtert wird.<br />

Bei Wandelementen sollten beson<strong>der</strong>s Stoß- und abriebfeste Materialien<br />

verwendet werden, vor allem an den Stellen, an denen häufig Stapler,<br />

Transportwägen, Ladungsträger vorbeikommen. Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung<br />

von Edelstahlblenden können Wandbereiche gezielt vor mechanischer<br />

Beschädigung bzw. Verschleiß geschützt werden. Böden sollen rutschfest<br />

se<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>weis: In Bereichen mit Nie<strong>der</strong>schlag von Ölen, Fetten o<strong>der</strong> sonstigen Flüssigkeiten<br />

ist eventueller Rutschgefahr vorzubeugen; z. B. durch zusätzliche<br />

Bodenmatte.<br />

45


Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit<br />

zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

46<br />

Bodenbereiche<br />

Stufe 0 Stufe 1<br />

Sauberzone<br />

Stufe 2<br />

Sauberraum<br />

Stufe 3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

1. Holzboden + - - -<br />

2. Rauer, beschädigter<br />

Industrie-Estrich<br />

3. Wie 2) ohne<br />

Beschädigungen<br />

+ - - -<br />

+ + - -<br />

4. Kunststoff-Versiegelung o + + +<br />

5. Re<strong>in</strong>raum tauglicher<br />

Bodenbelag<br />

6. Schmutzfangmatte an<br />

Zugängen<br />

o o o/+ +<br />

- - o/+ +<br />

Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Tabelle C.5: Gestaltungsvarianten für Bodenbereiche<br />

Bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Bodenbeschaffenheit s<strong>in</strong>d chemische Beständigkeit<br />

(z. B. gegenüber Ölen), mechanische Beständigkeit und eventueller ESD-<br />

Schutz zu berücksichtigen. Ungeeignete Boden-Pflegemittel können die<br />

Leitfähigkeitseigenschaften nachhaltig bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />

Die mechanische Beanspruchung durch Materialbewegung kann reduziert<br />

werden, <strong>in</strong>dem die Güter z. B. auf Rollenwägen /-gestellen untergebracht<br />

werden; ke<strong>in</strong> direktes Abstellen von Behältern auf dem Boden.<br />

Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

1. Offene Decke, z. B. mit<br />

Gitterlaufstegen, Versorgungstechnik<br />

und Dachluken<br />

2. Decke / Zwischendecke (abgehängt<br />

o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>t), nicht<br />

abriebfestes Material 1)<br />

3. Decke / Zwischendecke (abgehängt<br />

o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>t), abriebfestes<br />

Material 2)<br />

Deckenbereiche<br />

Stufe 0 Stufe 1<br />

Sauberzone<br />

Stufe 2<br />

Sauberraum<br />

Stufe 3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

+ - - -<br />

o + - -<br />

o o + +


Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

Deckenbereiche<br />

Stufe 0 Stufe 1<br />

Sauberzone<br />

Stufe 2<br />

Sauberraum<br />

Stufe 3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

4. Re<strong>in</strong>raumtaugliche Deckenelemente o o o +<br />

Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

1) z. B.: Kalk, Putz, Beton, Holz (unlackiert), Gipsplatten<br />

2) z. B.: Holz (lackiert / beschichtet), Edelstahl, beschichtete Metalle, Kunststoffe<br />

(alterungsbeständig), Glas<br />

Tabelle C.6: Gestaltungsvarianten für Deckenbereiche<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Eventuelle Begehbarkeit von Deckenkonstruktionen ist zu berücksichtigen<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Deckenseitige Beleuchtungselemente sollten so ausgeführt werden, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Staubablagerung erfolgen kann (z. B. h<strong>in</strong>ter Glas <strong>in</strong> die Decke e<strong>in</strong>gelassen<br />

o<strong>der</strong> als aufgesetztes Element <strong>in</strong> geschlossener Ausführung).<br />

Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit<br />

zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

1. Poröse Wände<br />

/ Wandelemente;<br />

nicht<br />

abriebfest 1)<br />

2. Wände/Wandelemente;<br />

abriebfest 2)<br />

3. Re<strong>in</strong>raumtauglicheWandelemente<br />

Wandbereiche<br />

Stufe 0 Stufe 1<br />

Sauberzone<br />

Stufe 2<br />

Sauberraum<br />

Stufe 3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

+ - - -<br />

o + + +<br />

o o o +<br />

Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

1) z. B.: Kalk, Putz, Beton, Holz (unlackiert), Gipsplatten<br />

2) z. B.: Holz (lackiert / beschichtet), Edelstahl, beschichtete Metalle, Kunststoffe<br />

(alterungsbeständig), Glas<br />

Tabelle C.7: Gestaltungsvarianten für Wandbereiche<br />

H<strong>in</strong>weis: Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung von Edelstahlblenden können Wandbereiche gezielt<br />

vor mechanischer Beschädigung bzw. Verschleiß (z. B. durch Transportwägen)<br />

geschützt werden.<br />

47


3.1.7 Türen, Tore, Schleusen, Zugänge, Fenster<br />

Zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung stören<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüsse (z. B. Zugluft o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von<br />

Außenluft) bestehen unter an<strong>der</strong>em folgende Möglichkeiten, die nach<br />

Bedarf umzusetzen s<strong>in</strong>d.<br />

1. Dachluken, Fenster zw<strong>in</strong>gend geschlossen halten (Fenster evtl. mit<br />

Schloss versehen)<br />

2. Türen nur bei Verwendung öffnen und schließen (nicht zum Lüften)<br />

3. Türen / Tore mit automatischen Türschließern versehen<br />

4. Anwendung von Luftvorhängen an Türen und / o<strong>der</strong> Toren<br />

5. Türen / Tore gegen gleichzeitiges Öffnen verriegeln<br />

6. Ausführung z. B. von Toren als Doppeltor (Schleusenfunktion); ebenso<br />

Türen<br />

3.1.8 Wege und Stellplätze<br />

Folgende Empfehlungen werden gegeben:<br />

1. Auf h<strong>in</strong>reichenden Abstand offener Montage-Prozesse und offener<br />

Ladungsträger von kritischen bzw. nicht regulierten Bereichen (z. B.<br />

spanende Bearbeitung) sowie Fenstern, Türen, Toren und Wegen ist<br />

zu achten.<br />

2. Bei Gefahr <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung durch das Umfeld s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dliche<br />

Güter z. B. durch E<strong>in</strong>packen, Abdecken o<strong>der</strong> Verschließen zu schützen;<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Unterbrechungen <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen Verarbeitung.<br />

3. Transportwege und Stationen mit erhöhtem Partikelaufkommen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

kurzen Intervallen zu re<strong>in</strong>igen<br />

4. Transportaktivitäten – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Staplerverkehr – s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imum zu reduzieren.<br />

3.1.9 Versorgungstechnik / Installationen<br />

Versorgungstechnik sollte möglichst <strong>in</strong> Zwischendecken und -wänden verlaufen<br />

(abgehängte o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>te Decke).<br />

Versorgungstechnik, welche im Raum verläuft, sollte so wenig horizontale<br />

Oberflächen wie möglich bieten. Versorgungstechnik besser vertikal anordnen.<br />

48


Deckenseitige Beleuchtungselemente sollten so ausgeführt werden, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Staubablagerung erfolgen kann (z. B. h<strong>in</strong>ter Glas <strong>in</strong> die Decke<br />

e<strong>in</strong>gelassen o<strong>der</strong> als aufgesetztes Element <strong>in</strong> geschlossener Ausführung).<br />

3.1.10 Raumluft<br />

Die hier vorgestellten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf<br />

Partikelverunre<strong>in</strong>igungen.<br />

Maßnahme<br />

(Reihenfolge mit zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

1. Ungefilterte Zuluft über<br />

Türen, Fenster /Luken, Tore<br />

o<strong>der</strong> Gebläse<br />

2. Zuluft / Umluft mit<br />

Grobfiltration;<br />

z. B. Filterklasse G3<br />

3. Zuluft / Umluft mit<br />

zusätzlicher Fe<strong>in</strong>filtration;<br />

z. B. Filterklasse F7<br />

4. Re<strong>in</strong>lufttechnische Anlage<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Strömungsführung 1)<br />

Kriterium: Raumluft<br />

Stufe 0 Stufe 1<br />

Sauberzone<br />

Stufe 2<br />

Sauberraum<br />

Stufe 3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

+ - - -<br />

o + - -<br />

o o/+ + +<br />

o o o/+ +<br />

Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Bemerkung<br />

Umwälzhäufigkeit<br />

bzw. Volumenstromberücksichtigen<br />

1) Ausführung h<strong>in</strong>sichtlich turbulenten o<strong>der</strong> lam<strong>in</strong>aren sowie horizontalen o<strong>der</strong><br />

vertikalen Strömungskonzepts nach <strong>in</strong>dividuellen Erfor<strong>der</strong>nissen. Dies gilt auch<br />

für Überdruckstufen bzw. Druckgefälle zwischen unterschiedlichen räumlichen<br />

Bereichen.<br />

Tab. C.8: Raumluftkonzepte<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Regelung von Temperatur und / o<strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Korrosion o<strong>der</strong> elektrostatischer Aufladung) entsprechend separater<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Durch Aufprägung von Überdruck im betreffenden Raum kann dem<br />

E<strong>in</strong>strömen von Luft aus umgebenden Bereichen entgegengewirkt werden.<br />

Quell-Luftschläuche können durch ihre große Oberfläche zur M<strong>in</strong>imierung<br />

von Verwirbelungen (z. B. Aufwirbeln von Staub) <strong>der</strong> austretenden Luft<br />

beitragen.<br />

49


H<strong>in</strong>weis 3: Durch E<strong>in</strong>satz von Ionisationse<strong>in</strong>richtungen, die über das Medium Luft<br />

wirken, kann elektrostatische Aufladung von Oberflächen e<strong>in</strong>gedämmt<br />

werden. Fallweise ist e<strong>in</strong>e Erdung <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Oberflächen<br />

zweckmäßig.<br />

Belüftung durch geöffnete Fenster, Türen und Tore (Zugluft), die mit störenden<br />

Partikeln auf den Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>wirken kann, ist auszuschliessen.<br />

Es wird empfohlen, <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>e Klimatisierung (m<strong>in</strong>destens)<br />

zur Begrenzung <strong>der</strong> maximalen Raumtemperatur sowie zur Versorgung<br />

des Personals mit Frischluft zu <strong>in</strong>stallieren.<br />

3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ<br />

3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen<br />

Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />

<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Für die Gestaltung und Nutzung von Sauberkeitsbereichen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Maßnahmen und Regulierungen vorzusehen, beispielsweise:<br />

1. E<strong>in</strong>deutige Kennzeichnung von Sauberkeitsbereichen sowie von Zu-<br />

und Abgängen<br />

2. Aufzeigen <strong>der</strong> vorgeschriebenen Verpackungsweise und def<strong>in</strong>itiv nicht<br />

zulässiger Verpackungsmittel bei Anlieferung, Bereitstellung und<br />

Ablieferung<br />

3. Zuständigkeiten für Re<strong>in</strong>igung, Pflege und Instandhaltung (Räumlichkeiten,<br />

Arbeitsplätze sowie Betriebsmittel)<br />

4. Re<strong>in</strong>igungs- und Wartungspläne (Raum / Arbeitsplätze / Masch<strong>in</strong>en und<br />

Anlagen)<br />

5. Bereitstellung:<br />

50<br />

- <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und E<strong>in</strong>richtungen zur Re<strong>in</strong>haltung<br />

- Fallweise: separater Werkzeuge und Hilfsmittel (<strong>in</strong>kl. Wartung und<br />

Instandhaltung), ausschließlich für den betreffenden Sauberkeitsbereich<br />

- Fallweise: spezielle Bekleidung (auch für Besucher), Schließfächer,<br />

Gar<strong>der</strong>oben, Schränke etc.


6. Koord<strong>in</strong>ation, Dokumentation und Kontrolle von Umbaumaßnahmen,<br />

Rüstvorgängen, Reparaturen und sonstigen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche<br />

7. Art und Umfang sowie Zeitpunkt und Zuständigkeit für die Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Sauberkeitsbereiche, E<strong>in</strong>richtungen und Abläufe (z. B.<br />

Monitor<strong>in</strong>g mittels Partikelfallen)<br />

8. Es ist darauf zu achten, dass die sauberkeitsorientierten<br />

Festlegungen nicht mit an<strong>der</strong>en Vorschriften und Auflagen (z. B. für<br />

Unfallverhütung, Brand- und Objektschutz) im Wi<strong>der</strong>spruch stehen.<br />

Die nachfolgende Auflistung beschreibt e<strong>in</strong>e gewisse Rangfolge mit Blick<br />

auf die Beherrschung <strong>in</strong>direkter Verunre<strong>in</strong>igungen durch Sauberkeitsbereiche;<br />

ohne Anspruch auf Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit.<br />

1. Alle<strong>in</strong> sich so zu verhalten als wäre man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hochwertigen<br />

Re<strong>in</strong>raum, br<strong>in</strong>gt schon sehr viel; z. B. Entstehung und Ausbreitung<br />

von Partikeln vermeiden (möglichst behutsamer Umgang mit Gütern<br />

und Materialien).<br />

2. Entsprechend zählt die praxisnahe Schulung und Sensibilisierung<br />

des Personals bezüglich Verschleppungsrisiken<br />

3. Starker E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Sauberkeit <strong>der</strong> Güter, mit denen <strong>der</strong> Werker <strong>in</strong><br />

Kontakt ist (Verschleppungsrisiko)<br />

4. Aktive Re<strong>in</strong>haltung: Je näher am Produkt, desto wichtiger<br />

(Arbeitsfläche ist wichtiger als Bodenbereich)<br />

5. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Bekleidung<br />

6. Beschaffenheit <strong>der</strong> Bausubstanz (verwendete Materialien und<br />

Zustand <strong>der</strong> Oberflächen)<br />

7. Filtration <strong>der</strong> Raumluft / Erhöhung <strong>der</strong> Luftwechselrate<br />

3.2.2 Re<strong>in</strong>haltung<br />

Aufgrund von Größe und Materialbeschaffenheit haben die für die hier<br />

betrachteten Anwendungen potenziell störenden Partikel e<strong>in</strong>e hohe<br />

Sedimentationsneigung und lagern sich deshalb <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe ihres<br />

Entstehungs- bzw. Freisetzungsortes ab. Insbeson<strong>der</strong>e zur Vermeidung von<br />

Verschleppungen durch direkte Berührung ist regelmäßige Re<strong>in</strong>igung<br />

(feuchtes Wischen o<strong>der</strong> Absaugen) von Arbeitsplätzen, Betriebsmitteln und<br />

Bodenbereichen) unabd<strong>in</strong>gbar. Fegen ist <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen<br />

grundsätzlich nicht zulässig.<br />

Umfang und Zeitpunkt für Re<strong>in</strong>igungsmaßnahen ist <strong>in</strong>dividuell festzulegen.<br />

51


3.2.3 Personal<br />

Das Personalverhalten bee<strong>in</strong>flusst maßgeblich die Sauberkeit und Qualität<br />

<strong>der</strong> Produkte. E<strong>in</strong>e Sensibilisierung des Personals bezüglich Sauberkeitsbereichen<br />

und zugehörigen Spielregeln ist unabd<strong>in</strong>gbar (Personalschulung).<br />

Der Aufenthalt <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen ist auf entsprechend geschultes<br />

Personal beschränkt. In diesem Zuge s<strong>in</strong>d auch Regulierungen für<br />

Besucher vorzusehen (Kurze<strong>in</strong>weisung und / o<strong>der</strong> betreuter Aufenthalt).<br />

Siehe hierzu auch Kapitel E: Personal.<br />

4 Messtechnische Erfassung des Umgebungse<strong>in</strong>flusses<br />

Das Partikelaufkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre resultiert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

laufen<strong>der</strong> Produktion vor allem aus den erzeugnisspezifischen Prozessen<br />

sowie weiteren Faktoren wie Nutzungsgrad o<strong>der</strong> Personaldichte e<strong>in</strong>es<br />

<strong>in</strong>dividuellen Montagebereichs. Das Aufkommen von Makropartikeln <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Raumatmosphäre unterliegt standortspezifischen Gegebenheiten und<br />

lokalen Schwankungen. Die Sauberkeitsstufen können nicht mit allgeme<strong>in</strong><br />

gültigen Grenzwerten für messbare Größen, wie mittlere Sedimentationsrate<br />

o<strong>der</strong> Konzentration luftgetragener Partikel, belegt werden. E<strong>in</strong>e<br />

bedarfsweise Festlegung von Grenzwerten ist nach <strong>in</strong>dividuellen<br />

Erkenntnissen und Erfor<strong>der</strong>nissen zu treffen. Siehe hierzu Kapitel G:<br />

Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen.<br />

52


A ANHANG<br />

A.1 Erläuterungen zu luftgetragenen Partikeln<br />

A. Ubiquitäre Partikel<br />

Als solche werden unter dieser Überschrift diejenigen Partikel zusammengefasst,<br />

die mehr o<strong>der</strong> weniger zwangsläufig im Umfeld des Menschen<br />

anzutreffen s<strong>in</strong>d.<br />

Zu den faserförmigen Partikeln zählen vor allem Flusen, die häufig von<br />

Bekleidung, Verpackungsmaterialien, Papier sowie Wischtüchern<br />

herrühren. Deren Vorkommen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> natürlichen Atmosphäre relativ<br />

ger<strong>in</strong>g und von daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel hausgemacht. Saisonabhängig trägt die<br />

natürliche Atmosphäre e<strong>in</strong>e hohe Fracht an pflanzlichen Pollen und Samen.<br />

Ebenso treten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von bewirtschafteten Land-Flächen saisonabhängig<br />

auch kle<strong>in</strong>ste Pflanzenbestandteile und Bodenpartikel (M<strong>in</strong>eralien<br />

/ Sand) vermehrt <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Gerade was die natürlichen Schwebeteilchen<br />

anbelangt, spielt <strong>der</strong> diszipl<strong>in</strong>ierte Umgang mit Türen, Toren und<br />

Fenstern e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Häufige typische und sozusagen hausgemachte Schwebeteilchen s<strong>in</strong>d auch<br />

Hautschuppen (mit Mikroorganismen) sowie fe<strong>in</strong>e Körperhaare des<br />

Personals. Ebenso: kompaktere Pigmentpartikel [auch Fe<strong>in</strong>staub], als<br />

Abrieb von leichten Materialien wie Kunststoffen, Holz, Gummi, Lacken etc.<br />

sowie aller Arten von Bodenbelägen; nicht zuletzt auch Ruß sowie Asche<br />

von Verbrennungsprozessen (auch Schweißprozesse, Zigarettenrauch).<br />

Insekten, beson<strong>der</strong>s die aktiv flugfähigen, mit <strong>der</strong>en Stoffwechselprodukten,<br />

haben e<strong>in</strong>e eigene Fortbewegungs- und Ausbreitungsstrategie und seien als<br />

Ausnahmefall <strong>in</strong> Sachen Partikeln zur Vollständigkeit erwähnt.<br />

B. Prozessspezifische / technische Partikel<br />

Bestimmte Erzeugnisse [speziell Filtermedien zur Fluidfiltration o<strong>der</strong><br />

Verbundwerkstoffe und Isoliermaterialien] können bei <strong>der</strong>en Verarbeitung<br />

per se faserförmige Partikel mit erhöhter Flug- und Ausbreitungsfähigkeit<br />

abgeben. Durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Luftwechselzahl, die über die übliche<br />

notwendige Rate zur Raumklimatisierung h<strong>in</strong>ausgeht, ist es möglich, den<br />

betreffenden Faseranteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre zu reduzieren bzw. die freigesetzten<br />

Fasern weg zu transportieren. E<strong>in</strong>zelheiten wie betreffen<strong>der</strong><br />

Raumbereich, Luftwechselzahl und Fe<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Schwebstofffilter [Filterklasse] s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell festzulegen. Eventuell ist auch<br />

e<strong>in</strong>e gezielte lokale Absaugung angezeigt bzw. ausreichend.<br />

53


Je näher man sich an die technischen Prozesse begibt, desto wahrsche<strong>in</strong>licher<br />

ist das Entstehen und Auftreten von Partikeln, die aufgrund <strong>der</strong><br />

Verhältnisse von Größe, spezifischem Gewicht und Formfaktor (Länge,<br />

Breite, Höhe) nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft schweben und auch durch übliche Raumluftströmungen<br />

nicht über nennenswerte Distanzen o<strong>der</strong> entgegen <strong>der</strong> Schwerkraft<br />

transportiert werden können. Hier können nur extreme Zugluft o<strong>der</strong><br />

Druckluftstöße zu e<strong>in</strong>er lokal begrenzten Ausbreitung führen. In <strong>der</strong> übergeordneten<br />

Atmosphäre e<strong>in</strong>er regulierten Fertigungsumgebung können<br />

solche potenziell kritischen Partikel nicht als luftgetragene Partikel vagabundieren.<br />

Wie<strong>der</strong>um kann bspw. die Luftströmung <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>räumen, mit<br />

typischen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten von ca. 0,5 m/s, die<br />

angesprochenen Partikel nicht (weg)transportieren. Im Gegenteil: Werden<br />

durch falsches Arrangement von Betriebsmitteln bzw. sonstiger<br />

Versperrungen lokale Geschw<strong>in</strong>digkeitsspitzen sowie e<strong>in</strong>e ungerichtete<br />

Strömung hervorgerufen, kann es erst zu e<strong>in</strong>er Ausbreitung von solchen<br />

Partikel kommen, die ansonsten mehr o<strong>der</strong> weniger ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t nach unten<br />

fallen würden.<br />

Ballistische Partikel: Die Ausbreitungsmöglichkeiten kritischer Makropartikel<br />

s<strong>in</strong>d schwerkraftbed<strong>in</strong>gtes Herabfallen am Entstehungsort sowie Verschleppung.<br />

Durch bewegte Betriebsmittelkomponenten o<strong>der</strong> auch rotierende<br />

Werkzeuge können dort vorhandene / entstehende Partikel beschleunigt<br />

und <strong>in</strong> das Umfeld geschleu<strong>der</strong>t werden.<br />

54


D: LOGISTIK<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Dieses Kapitel beschreibt die Maßnahmen zur Konzeption und Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>es, an das Produkt angepassten Logistiksystems für sauberkeitskritische<br />

Bauteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage. Die Logistik kennzeichnet hier die Planung,<br />

Durchführung und Kontrolle des Materialflusses unter sauberkeitstechnischen<br />

Gesichtspunkten. Die Bereiche und Prozesse, die hiervon<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, werden folgen<strong>der</strong>maßen abgegrenzt:<br />

- Verpackung<br />

- Transport (<strong>in</strong>ner- und außerbetrieblich)<br />

- Lagerung<br />

- Kommissionierung und Vere<strong>in</strong>zelung.<br />

Kernpunkte e<strong>in</strong>es sauberkeitsgerechten Logistikkonzeptes:<br />

Ziel e<strong>in</strong>er sauberkeitsgerechten Logistik ist, Bauteile, Komponenten und<br />

Aggregate <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgesehenen Sauberkeitsqualität an den Ort <strong>der</strong> Bestimmung<br />

zu br<strong>in</strong>gen. Im Speziellen wird hier die Anlieferung von Komponenten<br />

zu Montagestationen sowie die Auslieferung von Zusammenbauten zum<br />

Kunden betrachtet.<br />

Um die vorliegende Sauberkeit <strong>der</strong> Komponenten bzw. des Zusammenbaus<br />

durch die Logistik nicht negativ zu bee<strong>in</strong>flussen, dürfen diese durch die<br />

logistischen Prozesse nicht mit kritischen Partikeln verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />

Welche Partikelverunre<strong>in</strong>igungen als kritisch zu betrachten s<strong>in</strong>d, ist<br />

abhängig von <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> jeweiligen E<strong>in</strong>zelbauteile<br />

o<strong>der</strong> des Zusammenbaus. Dies bee<strong>in</strong>flusst den Aufwand zur Erhaltung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsqualität (siehe Kapitel A: Anwendungs- und Gültigkeitsbereich).<br />

Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Glie<strong>der</strong>ung des Kapitels<br />

und <strong>der</strong> behandelten Inhalte.<br />

55


Abb. D.1: Inhalte des Dokuments sauberkeitsgerechte Logistik<br />

2 GRUNDLAGEN<br />

2.1 Verpackung<br />

Wichtigster E<strong>in</strong>flussfaktor zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Sauberkeit ist die<br />

Verpackung. Diese hat die Aufgabe das Packgut (Bauteile o<strong>der</strong><br />

Baugruppen) bei Transport, Lagerung und weiterer Handhabung, bspw.<br />

Kommissionierung, vor Verunre<strong>in</strong>igung zu schützen. Durch unsachgemäße<br />

Verpackung, etwa durch E<strong>in</strong>satz verunre<strong>in</strong>igter Packstoffe o<strong>der</strong> bei<br />

ungeeigneter Packweise, kann e<strong>in</strong>e direkte Kontam<strong>in</strong>ation durch die<br />

Verpackung selbst erfolgen. Der E<strong>in</strong>fluss auf die Sauberkeit des Systems ist<br />

wesentlich, wenn die Komponenten vor und während <strong>der</strong> Montage nicht<br />

mehr gere<strong>in</strong>igt werden.<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen <strong>in</strong><br />

Zusammengang mit Verpackungen.<br />

56<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Logistik<br />

• Planung<br />

• Durchführung<br />

• Kontrolle des<br />

Materialflusses<br />

Verpackung – Kapitel D 2.1<br />

Auslegung<br />

Kommissionierung<br />

Transport<br />

Lagerung<br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

Zuständigkeiten<br />

Logistische Prozesse –<br />

Kapitel D 2.2<br />

<strong>in</strong>tern<br />

extern


Kontam<strong>in</strong>ation<br />

durch verunre<strong>in</strong>igtes<br />

Packmittel<br />

2<br />

Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />

Partikelabrieb<br />

am Packmittel<br />

1<br />

3<br />

Kontam<strong>in</strong>ation<br />

aus <strong>der</strong><br />

Umgebung<br />

Partikelabrieb<br />

am Bauteil<br />

Partikel-<br />

Verschleppung an:<br />

Korrosion <strong>der</strong><br />

Bauteile<br />

6<br />

Werker Betriebsmittel<br />

5<br />

angrenzende<br />

Verpackung / Bauteile<br />

Produktionsumgebung<br />

Abb. D.2: Mechanismen, welche zur Verunre<strong>in</strong>igung des Packguts führen<br />

können und durch die Verpackung bee<strong>in</strong>flusst werden<br />

Aus diesem Grund liegt <strong>der</strong> erste Schwerpunkt dieses Kapitels auf <strong>der</strong><br />

Festlegung <strong>der</strong> sauberkeitsgerechten Verpackung. Wichtig ist <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang die Unterscheidung zwischen <strong>in</strong>nerer und äußerer<br />

Verpackung, da für diese unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen zu beachten s<strong>in</strong>d.<br />

Das Packmittel, dessen <strong>in</strong>nere Oberfläche <strong>in</strong> direktem Kontakt mit dem<br />

Bauteil steht, wird als <strong>in</strong>nere Verpackung bezeichnet. Die Auslegung <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>neren Verpackung richtet sich deshalb nach den Merkmalen <strong>der</strong> Bauteile<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, Geometrie und Gewicht). Durch<br />

e<strong>in</strong>e produktangepasste <strong>in</strong>nere Verpackung kann die Verunre<strong>in</strong>igung<br />

entsprechend <strong>der</strong> Mechanismen #1 bis #5 (siehe Abb. D.2) reduziert<br />

werden.<br />

Mit äußerer Verpackung wird <strong>der</strong> Bestandteil <strong>der</strong> Verpackung bezeichnet,<br />

dessen Oberfläche aktuell <strong>in</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung steht.<br />

Etwa die Außenfläche e<strong>in</strong>es Beutels, e<strong>in</strong>es KLTs. Um Abgabe von Partikeln<br />

von <strong>der</strong> äußeren Verpackung an die Montageumgebung und somit<br />

potenzielle Partikelverschleppung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, muss auch das äußere<br />

Verpackungskonzept angepasst werden. Dieses richtet sich nach <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe (SaS) des Montagebereichs <strong>in</strong> den das Packgut<br />

e<strong>in</strong>geschleust werden soll. Dadurch wird das Risiko <strong>der</strong> Partikel-<br />

Verschleppung (siehe Abb. D.2) m<strong>in</strong>imiert.<br />

4<br />

57


Evtl. vorhandene zusätzliche Verpackungen um die direkte Bauteil-<br />

Verpackung werden als Umverpackungen bezeichnet. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür<br />

ist e<strong>in</strong>e Stretchfolie um e<strong>in</strong>en KLT. In diesem Fall ist die äußere Oberfläche<br />

<strong>der</strong> Umverpackung die äußere Verpackung. Wird die Umverpackung<br />

entfernt, so steht die Außenfläche <strong>der</strong> direkten Verpackung <strong>in</strong><br />

Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung und wird zur äußeren Verpackung. Da<br />

es sich auch um die direkte Bauteilverpackung handelt, ist diese gleichzeitig<br />

die <strong>in</strong>nere Verpackung.<br />

2.2 Logistische Prozesse<br />

E<strong>in</strong>e effektive und wirtschaftliche Auswahl des geeigneten Packmittels setzt<br />

weiterh<strong>in</strong> voraus, dass das gesamte Materialflusskonzept, von <strong>der</strong> Anlieferung<br />

<strong>der</strong> Bauteile bis zur Auslieferung <strong>der</strong> Baugruppen, durchgehend<br />

sauberkeitsgerecht festgelegt wird.<br />

Der zweite Schwerpunkt des Kapitels beschreibt hierzu das sauberkeitsgerechte<br />

E<strong>in</strong>schleusen von Komponenten <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche, <strong>der</strong>en<br />

Kommissionierung und Lagerung sowie das Verpacken und Ausschleusen<br />

<strong>der</strong> Baugruppen aus den Sauberkeitsbereichen. Wichtig ist, dass bei diesen<br />

logistischen Prozessen ke<strong>in</strong> Schmutz <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich verschleppt<br />

wird. Die Organisation und Ausführung dieser Vorgänge richten sich<br />

deshalb nach <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs.<br />

Die nachfolgende Abbildung beschreibt die Kriterien und Vorgehensweise<br />

zur Entwicklung des Verpackungskonzeptes und <strong>der</strong> logistischen Prozesse.<br />

Abb. D.3: Kriterien und Vorgehensweise zur Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />

sauberkeitsgerechten Logistikkonzepts<br />

58<br />

<strong>Teil</strong>systeme des sauberkeitsgerechten Logistikkonzepts<br />

1 Verpackungskonzept<br />

2<br />

Bauteil spezifische<br />

Merkmale<br />

Verpackung<br />

<strong>in</strong>nen<br />

Verpackung<br />

außen<br />

SaS - Sauberkeitsstufe<br />

Montagebereich<br />

Innerbetriebliches Schleusenund<br />

Transportkonzept<br />

logistische<br />

Prozesse


3 AUSLEGUNG<br />

3.1 Konstruktive Maßnahmen<br />

3.1.1 Verpackung<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Verpackung ist <strong>der</strong> Schutz des Packgutes vor Verunre<strong>in</strong>igung<br />

bei Transport, Lagerung und Handhabung. Die Festlegung des Verpackungskonzeptes<br />

unterteilt sich <strong>in</strong> die Unterpunkte <strong>in</strong>nere und äußere<br />

Verpackung.<br />

Innere Verpackung:<br />

Die Auslegung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Verpackung richtet sich nach den Merkmalen<br />

<strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen. Diese Merkmale s<strong>in</strong>d:<br />

- Sauberkeitsspezifikation<br />

- Lage <strong>der</strong> sauberkeitskritischen Oberflächen am Bauteil (Innen /<br />

Außen)<br />

- Größe und Gewicht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile, bzw. des gesamten Packgutes<br />

- Material und Oberflächenbeschaffenheit<br />

- Geometrie<br />

Diese Merkmale bilden die Kriterien zur letztendlichen Auswahl von<br />

Packweise, Packmittel und Packstoff.<br />

• Packweise<br />

Die Packweise beschreibt die grundsätzliche Art <strong>der</strong> Platzierung des<br />

Packguts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung und hat e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entstehung von Abriebpartikeln am Bauteil und am Packmittel (siehe Abb.<br />

D.2 Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus #3 und #4). Liegen sämtliche Bauteile<br />

zusammen ohne Orientierung im Behältnis, so wird die Packweise als<br />

Schüttgut bezeichnet. Werden die E<strong>in</strong>zelbauteile zusammen im Behältnis<br />

orientiert platziert und <strong>in</strong> Schichten gestapelt, spricht man von Schichtgut.<br />

Im Gegensatz dazu werden beim Setzgut die Bauteile e<strong>in</strong>zeln mit<br />

entsprechen<strong>der</strong> Orientierung <strong>in</strong> Fächer o<strong>der</strong> Halterungen platziert. Bei<br />

großen Komponenten o<strong>der</strong> Aggregaten, welche e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> speziell<br />

angepassten Ladungsträgern verpackt werden, spricht man von<br />

E<strong>in</strong>zelstückgut.<br />

59


60<br />

Schüttgut-Packweise Schichtgut-Packweise Setzgut-Packweise<br />

Abb. D.4: Packweisen zur Positionierung des Packgutes im Packmittel<br />

Die Packweise richtet sich nach Größe, Gewicht, Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit<br />

des Packgutes. In Abhängigkeit dieser Bauteilmerkmale<br />

besteht beim Schüttgut e<strong>in</strong> hohes Risiko <strong>der</strong> Erzeugung von Abriebpartikeln,<br />

bis h<strong>in</strong> zur Beschädigung des Packguts. Beim Schichtgut ist diese<br />

Gefahr ger<strong>in</strong>ger, da die Beweglichkeit <strong>der</strong> Bauteile e<strong>in</strong>geschränkt ist und<br />

e<strong>in</strong>zelne Bauteilschichten mit Zwischenlagen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt<br />

vorliegen. Werden die Bauteile als Setzgut verpackt und entsprechend<br />

zusätzlich fixiert (beispielweise durch formschlüssige Vertiefung o<strong>der</strong><br />

Halterung), so kann die Entstehung von Abriebpartikeln und Beschädigung<br />

<strong>der</strong> Bauteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung weitgehend ausgeschlossen werden.<br />

Packweise Beschreibung Packmittel typische E<strong>in</strong>satzgebiete Beispiele<br />

Schüttgut<br />

Schichtgut<br />

Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Verpackung <strong>in</strong> alle<br />

Richtungen frei beweglich<br />

Bauteile berühren sich<br />

gegenseitig und können<br />

ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> schlagen<br />

Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Ladungsträger gestapelt<br />

e<strong>in</strong>zelne Schichten s<strong>in</strong>d<br />

mit Zwischenlagen<br />

getrennt<br />

Bauteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schichten berühren sich<br />

Standardladungsträger<br />

und Beutel<br />

Standardladungsträger,Son<strong>der</strong>ladungsträger<br />

evtl. mit<br />

Zwischenlagen<br />

<strong>Teil</strong>e, die Aufgrund von<br />

Masse, Geometrie und<br />

Oberfläche ger<strong>in</strong>ge<br />

mechanische Schädigungswirkung<br />

haben<br />

Bauteile mit ger<strong>in</strong>ger<br />

Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

o<strong>der</strong> ausschließlich mit<br />

<strong>in</strong>nen liegenden<br />

Funktionsflächen<br />

Bauteile, die aufgrund ihrer<br />

Masse, Größe und<br />

Oberfläche nicht geschüttet<br />

werden dürfen<br />

Bauteile mit ger<strong>in</strong>gerer<br />

Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

o<strong>der</strong> mit <strong>in</strong>nen liegenden<br />

Funktionsflächen<br />

Schrauben,<br />

Fe<strong>der</strong>n,<br />

Dichtr<strong>in</strong>ge,<br />

Lagerkugeln<br />

Gehäuse von<br />

Turbola<strong>der</strong>n,<br />

Steuergeräte,<br />

Leitungen


Packweise Beschreibung Packmittel typische E<strong>in</strong>satzgebiete Beispiele<br />

Setzgut<br />

E<strong>in</strong>zel-<br />

Stückgut<br />

Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

angepassten Träger<br />

(Vertiefung, Fach,<br />

Formschluss) e<strong>in</strong>gesetzt<br />

Bauteile s<strong>in</strong>d im Träger<br />

fixiert o<strong>der</strong> mit ger<strong>in</strong>ger<br />

rel. Bewegung<br />

Bauteile s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelt<br />

und können sich nicht<br />

berühren<br />

Bauteile werden e<strong>in</strong>zeln<br />

(pro Ladungsträger nur<br />

e<strong>in</strong> Bauteil) verpackt und<br />

transportiert<br />

Standardladungsträger<br />

/ Son<strong>der</strong>ladungsträger,<br />

entwe<strong>der</strong> mit E<strong>in</strong>satz<br />

(z. B. Formträger,<br />

Fächerrahmen,<br />

Gefache) o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Ladungsträger selbst<br />

weist Vertiefungen<br />

o<strong>der</strong> Halterungen zur<br />

Bauteilaufnahme auf<br />

an das E<strong>in</strong>zelstückgut<br />

angepasster<br />

Son<strong>der</strong>ladungsträger,<br />

evtl. mit Formträger,<br />

Vertiefungen<br />

Bauteile mit empf<strong>in</strong>dlichen,<br />

außen liegenden<br />

Oberflächen<br />

Bauteile die automatisiert<br />

(z. B. mit Greifer)<br />

entnommen werden<br />

sperrige Bauteile<br />

schwere Bauteile<br />

mit ger<strong>in</strong>gen<br />

Abnahmemengen<br />

Kurbelwelle,<br />

Nockenwelle,<br />

Injektor,<br />

Steckerleisten<br />

Aggregate<br />

und Großkomponenten<br />

Tabelle D.1: Packweisen, zugehörige Packmittel und typische E<strong>in</strong>satzgebiete<br />

Grundsätzlich gilt: Je höher die Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> zu verpackenden<br />

Bauteile, desto wichtiger ist e<strong>in</strong>e Fixierung <strong>der</strong> Bauteile und<br />

somit das Vermeiden von Abriebpartikeln.<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Weisen die Bauteile lediglich <strong>in</strong>liegende sauberkeitskritische Oberflächen<br />

auf, beispielsweise Leitungen mit Verschlussklappen, so s<strong>in</strong>d diese<br />

Kontam<strong>in</strong>ationsmechanismen von untergeordneter Bedeutung.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Lagerkugeln haben zwar sehr hohe Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, da diese im<br />

Gegenzug sehr ger<strong>in</strong>ge Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeiten aufweisen und somit<br />

ke<strong>in</strong>e Abriebpartikel erzeugen können, ist die Packweise nebensächlich.<br />

Die Tabelle D.1 fasst die Grundzüge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Packweisen, sowie<br />

typischerweise e<strong>in</strong>gesetzte Packmittel und E<strong>in</strong>satzzwecke zusammen.<br />

• Packmittel<br />

Die direkte Verunre<strong>in</strong>igung des Packgutes (siehe Abb. D.2 Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus<br />

#2) durch die Verpackung, wird durch den<br />

Sauberkeitszustand des Packmittels bestimmt. Dieser ist abhängig von <strong>der</strong><br />

Art, Nutzungsweise, Lebensdauer und Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Packmittel.<br />

Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie vorherrschende Verwendung von Behältern<br />

(bspw. Gitterboxen und KLT) aus Benutzerpoolsystemen bed<strong>in</strong>gt, dass<br />

diese nicht nur für sauberkeitskritische Erzeugnisse genutzt werden,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die Aufnahme und den Transport stark verunre<strong>in</strong>igter<br />

Güter. Auch wenn die Behältnisse anschließend bei e<strong>in</strong>em Dienstleister<br />

gere<strong>in</strong>igt werden, hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gezeigt, dass <strong>in</strong> diesen Pool-<br />

Behältern kritische Verunre<strong>in</strong>igungen nicht ausgeschlossen werden können.<br />

Dies trifft vor allem bei undef<strong>in</strong>ierter Re<strong>in</strong>igung, z. B. Dampfstrahlen o<strong>der</strong><br />

61


Auskehren <strong>der</strong> Behälter zu. Die Eignung e<strong>in</strong>es Packmittels (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

von Pool-Behältern) zur direkten Aufnahme sauberkeitskritischer<br />

Komponenten und Baugruppen ist daher von dem Verpackungsplaner im<br />

Vorfeld zu überprüfen. Gegebenenfalls ist die Installation e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />

Behälterre<strong>in</strong>igungsanlage notwendig.<br />

Im Folgenden wird die Eignung <strong>der</strong> gängigsten Packmittel <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung an das Packgut betrachtet und bewertet. Diese<br />

s<strong>in</strong>d als Orientierungshilfe zu verstehen und können fundierte Untersuchungen<br />

seitens des Planers nicht ersetzen.<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Die Beurteilung, ob die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Baugruppe tendenziell eher hoch o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d, kann nicht an e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Partikelgröße festgemacht werden. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung kann jedoch<br />

analog zur Auswahl <strong>der</strong> Montageumgebung (z. B. Sauberraum o<strong>der</strong><br />

Sauberzone) erfolgen. Bauteile, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>raum <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe #3 montiert werden, haben somit tendenziell hohe<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Bef<strong>in</strong>den sich die sauberkeitskritischen Oberflächen im Inneren des Bauteils<br />

bspw. bei Leitungen o<strong>der</strong> Gehäusen von Turbola<strong>der</strong>n, so ist die<br />

Verschleppungsgefahr von kritischen Partikeln des Packmittels sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

In diesem Fall können auch bei hohen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen weniger<br />

aufwändige Verpackungskonzepte herangezogen werden.<br />

Beutel: Beutel als E<strong>in</strong>wegverpackung eignen sich als Packmittel für<br />

Bauteile sämtlicher Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen. Da die Grundsauberkeit von<br />

Beuteln herstellungsbed<strong>in</strong>gt deutlich variieren kann, sollte die Eignung e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Beutelvariante (vor allem für Bauteile mit hohen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen) überprüft werden. Zur Verdeutlichung <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Grundsauberkeit von Beuteln, bef<strong>in</strong>den sich im Anhang<br />

dieses Kapitels Sauberkeitswerte von diversen Beutelvarianten bspw.<br />

Klippverschlussbeutel und Folienbeutel <strong>in</strong> verschiedenen Qualitäten.<br />

Um den E<strong>in</strong>trag von Partikeln <strong>in</strong> den Beutel ausschließen zu können, muss<br />

dieser sicher verschlossen werden. Idealerweise verfügen Beutel bereits<br />

über entsprechende Verschlussmöglichkeiten (z. B. Klipp) o<strong>der</strong> werden<br />

verschweißt. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Beutel grundsätzlich E<strong>in</strong>wegverpackungen.<br />

KLT: Die Sauberkeit e<strong>in</strong>es KLT ist stark von dessen E<strong>in</strong>satz und Re<strong>in</strong>igung<br />

abhängig. Undef<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igte KLT aus dem Pool können Späne bis<br />

mehrere Millimeter aufweisen und s<strong>in</strong>d deshalb als direkte<br />

Bauteilverpackung für sauberkeitskritische Bauteile grundsätzlich nicht<br />

geeignet. Die Bauteile sollten deshalb stets zusätzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beutel o<strong>der</strong><br />

Tiefziehfolie / Blistertray verpackt werden.<br />

62


Bei Bauteilen mit ger<strong>in</strong>ger Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung kann auf e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Innenverpackung verzichtet werden, wenn die Sauberkeit des KLT<br />

durch def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung (z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen Behälterre<strong>in</strong>igungsanlage)<br />

gewährleistet werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e bei Verwendung<br />

von KLT aus e<strong>in</strong>em geschlossenen <strong>in</strong>ternen Kreislaufsystem ist dies<br />

zulässig.<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Auch das Verschließen <strong>der</strong> kritischen Öffnungen <strong>der</strong> Bauteile mit sauberen<br />

Schutzkappen kann die Verwendung von zusätzlichen Beuteln im KLT<br />

ersetzen.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: KLT s<strong>in</strong>d stets mit Deckel zu stapeln. Stellt <strong>der</strong> Boden des oberen KLT den<br />

Deckel des unteren KLT dar, besteht die Gefahr <strong>der</strong> Partikelverschleppung <strong>in</strong><br />

das KLT-Innere. Des Weiteren sollte <strong>der</strong> Deckel den KLT-Rand umschließen.<br />

Inliegende Deckel, z. B. Standard-Deckel von C-KLT, s<strong>in</strong>d zu vermeiden.<br />

Gitterbox: Standard-Gitterboxen nach DIN 15155 bergen, aufgrund ihrer<br />

Ausführung und Nutzung, e<strong>in</strong> hohes Verunre<strong>in</strong>igungspotenzial. Diese dürfen<br />

deshalb nur mit zusätzlicher Innenverpackung e<strong>in</strong>gesetzt werden. Neben<br />

Beuteln eignen sich hierzu saubere Hohlkammerplatten (Kunststoffplatte mit<br />

Hohlprofil) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation beschichtete<br />

Hartkartonagen (siehe Abschnitt Packstoff).<br />

Holzkisten und -paletten: Holzkisten und Holzpaletten s<strong>in</strong>d analog zu<br />

Standard-Gitterboxen grundsätzlich als direkte Verpackung sauberkeitskritischer<br />

Bauteile nicht zulässig.<br />

Tiefziehfolie / Blistertray: Blister und Tiefziehfolien dienen <strong>der</strong> losen o<strong>der</strong><br />

festen Vere<strong>in</strong>zelung von Bauteilen als Setzgutverpackung. Diese werden<br />

häufig <strong>in</strong> Behältnisse e<strong>in</strong>gesetzt und dienen <strong>der</strong> Lagefixierung <strong>der</strong> Bauteile.<br />

Werden mehrere Blister gestapelt ergibt sich e<strong>in</strong>e geschlossene<br />

Innenverpackung, weshalb auch auf die Sauberkeitsqualität <strong>der</strong> Unterseite<br />

geachtet werden muss.<br />

Da Tiefziehfolien und Blister produktbezogen ausgeführt s<strong>in</strong>d und nicht im<br />

Poolsystem verwendet werden, ist das Risiko e<strong>in</strong>er Verschleppung von<br />

Partikeln an<strong>der</strong>er Bauteile deutlich ger<strong>in</strong>ger als beim KLT. Diese s<strong>in</strong>d somit<br />

zur direkten Aufnahme von Bauteilen sämtlicher Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

geeignet. Auf e<strong>in</strong>e regelmäßige Re<strong>in</strong>igung zur Sicherstellung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsqualität kann trotzdem nicht verzichtet werden. Bei hohen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen wird e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen<br />

Durchlauf-Re<strong>in</strong>igungsanlage empfohlen.<br />

• Packstoff<br />

Der Packstoff (Material des Packmittels) hat e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entstehung von Abriebpartikeln am Packmittel selbst (siehe Abb. D.2<br />

63


Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus #3). Die Auswahl des Packmittels bestimmt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel den Packstoff, da bestimmte Packmittel nur aus bestimmten<br />

Materialien (bspw. KLT nur aus thermoplastischen Kunststoffen) erhältlich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Kartonage: Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Abriebfestigkeit s<strong>in</strong>d Kartonagen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

sauberkeitskritischen Produktion nicht als direkte Bauteilumverpackung<br />

zulässig. Ausnahmen bilden abriebfeste Kartonagen, beispielsweise<br />

beschichtete Hartkartonagen. Diese s<strong>in</strong>d zur direkten Verpackung von<br />

Bauteilen und Baugruppen geeignet, wenn organische Fasern und Partikel<br />

<strong>der</strong>en Funktion nicht bee<strong>in</strong>trächtigen können. Kartonagen s<strong>in</strong>d analog zu<br />

Beuteln nur als E<strong>in</strong>wegverpackungen zu verwenden.<br />

Papier: Standardpapier sollte grundsätzlich nicht zur Auslage von Behältern<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. VCI-Papier darf verwendet werden, wenn das Bauteil<br />

nicht kritisch auf organische Fasern / Partikel (Zellulosepartikel) reagiert. Im<br />

Zweifelsfall s<strong>in</strong>d diese durch VCI-Folie zu ersetzen.<br />

Metall: Aufgrund <strong>der</strong> hohen Entstehungsgefahr von kritischen Abriebpartikeln<br />

(<strong>in</strong>sb. bei beschichteten Metallbehältern) dürfen Bauteile nicht<br />

direkt <strong>in</strong> Metallbehälter verpackt werden.<br />

Kunststoff: Thermoplastische Kunststoffe, wie bspw. bei Standard-KLT<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, s<strong>in</strong>d als Packstoff grundsätzlich geeignet. Bauteile die aufgrund<br />

ihrer Bauform und Oberfläche Abriebpartikel am Packstoff erzeugen<br />

können, sollten entsprechend fixiert werden (siehe Abschnitt Packweise).<br />

Füllmittel: Wenn möglich auf Füllmittel verzichten. Geeignet s<strong>in</strong>d etwa<br />

Luftpolsterkissen, Luftpolsterfolie und PE-Schaumfolie. Nicht zu verwenden<br />

s<strong>in</strong>d Holzwolle, Pappe, Papier- und Kartonschnipsel, Chips, Popcorn,<br />

Textilien, etc.<br />

Trennlagen / Gefache: Trennmittel dienen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>zelung <strong>der</strong> Bauteile<br />

im Behältnis, mit dem Ziel, dass diese sich gegenseitig nicht berühren<br />

können (z. B. Gefache o<strong>der</strong> Zwischenlage). Grundsätzlich dürfen lediglich<br />

Trennmittel aus abriebarmen Materialien e<strong>in</strong>gesetzt werden. Geeignet s<strong>in</strong>d<br />

beschichtete Hartkartonagen (nur als E<strong>in</strong>wegpackmittel zu verwenden)<br />

sowie abriebfeste Holkammer- und Leichtbauplatten z. B. aus PP, PE.<br />

Zusammenfassung direkter Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen durch<br />

Packmittel<br />

64


Nachfolgende Tabelle fasst die Möglichkeiten zur M<strong>in</strong>imierung des Risikos<br />

e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung des Packgutes durch Optimierung von Packweise,<br />

Packmittel und Materialien zusammen.<br />

Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus<br />

#1 Partikele<strong>in</strong>trag<br />

aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

#2 Verschleppung<br />

vom<br />

Packmittel auf<br />

das Packgut<br />

#3 Partikelabrieb<br />

am Packmittel<br />

#4 Partikelabrieb<br />

am Bauteil<br />

#5 Bauteil-<br />

Korrosion<br />

Beschreibung Beispiel Gegen-Maßnahmen<br />

Bauteil wird durch<br />

Partikel, welche von<br />

außen <strong>in</strong> die Verpackung<br />

gelangen, verunre<strong>in</strong>igt<br />

natürlicher Staub<br />

Partikel aus <strong>der</strong> Produktion<br />

Haare, Fasern vom Werker<br />

Packmittel s<strong>in</strong>d durch Packmittel, die<br />

Lagerung o<strong>der</strong> unsachgemäß gere<strong>in</strong>igt<br />

vorherigen Transport angeliefert und direkt weiter<br />

verunre<strong>in</strong>igt und verwendet werden<br />

verschleppen diese<br />

Partikel auf die Bauteile falsch gelagerte Packmittel<br />

Das Packmaterial gibt<br />

Partikel an das Bauteil<br />

ab o<strong>der</strong> die zu transportierenden<br />

Bauteile<br />

beschädigen die<br />

Oberfläche des<br />

Packmittels durch<br />

Abrieb und werden<br />

dabei verunre<strong>in</strong>igt<br />

Die Bauteile<br />

beschädigen sich<br />

gegenseitig und<br />

verunre<strong>in</strong>igen dabei<br />

Bauteile korrodieren<br />

während des<br />

Packvorgangs,<br />

Transports, Lagerung<br />

elektrostatisch aufgeladene<br />

Packmittel fungieren als<br />

Schmutzfänger<br />

Schüttgüter, leicht bewegliche<br />

Schichtgüter und lose<br />

Setzgüter mit scharfen<br />

Kanten <strong>in</strong> zu weichen o<strong>der</strong><br />

spröden Packmitteln, z. B.<br />

Holz, Kartonagen o<strong>der</strong><br />

poröse Kunststoffe<br />

Schüttgüter und leicht<br />

bewegliche Schichtgüter mit<br />

scharfen Kanten<br />

Bauteile aus unlegiertem<br />

o<strong>der</strong> niedrig legiertem Stahl<br />

verschließen des<br />

Ladungsträgers<br />

verwenden von Beutel im<br />

Behälter<br />

regelmäßiges Re<strong>in</strong>igen und<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Ladungsträger<br />

sauberen Beutele<strong>in</strong>satz<br />

verwenden<br />

leitfähige Materialien<br />

verwenden<br />

gut re<strong>in</strong>igbare Materialien und<br />

Geometrien verwenden<br />

Bauteile fixieren<br />

möglichst hohe Packungsdichte<br />

bei Schichtgütern im LT<br />

bei Schüttgütern <strong>in</strong> Beutel<br />

vakuumieren, wenn Stabilität<br />

gewährleistet werden kann<br />

Verwendung abriebarmer<br />

Materialien<br />

ke<strong>in</strong>e beschädigten Packmittel<br />

verwenden<br />

Bauteile als Setzgut (z. B. mit<br />

Gefache) o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelstückgut<br />

verpacken<br />

bei Schüttgütern <strong>in</strong> Beutel<br />

vakuumieren<br />

Verwendung von VCI-<br />

Materialien als Packmittel o<strong>der</strong><br />

Korrosionsschutzmittel<br />

Bauteile nur mit Handschuhen<br />

handhaben<br />

Tabelle D.2: Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen des Packguts durch Verpackung<br />

und Transport sowie Möglichkeiten diese zu vermeiden bzw. zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

65


Äußere Verpackung:<br />

Bei den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe steht nicht <strong>der</strong> Schutz des zu verpackenden Bauteils im<br />

Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n die Wirkung des Packmittels nach außen <strong>in</strong> den<br />

Raum. Hauptaugenmerk ist die Abgabe von Partikeln und Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

an die Produktionsumgebung, was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Verschleppung <strong>der</strong><br />

dort gelagerten, zu montierenden o<strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile führen<br />

kann.<br />

Je höher die Sauberkeitsstufe des Bereiches ist (siehe Kapitel C:<br />

Umgebung), <strong>in</strong> welche die Bauteile e<strong>in</strong>geschleust werden sollen, desto<br />

höher s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an die Verpackungs- und<br />

Hilfsmittel. E<strong>in</strong> Ladungsträger bzw. Behälter gilt dann als sauber, wenn<br />

dieser die firmenspezifischen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt.<br />

Verpackungen sollten folgende Eigenschaften aufweisen:<br />

66<br />

- Oberflächen sollten so wenig Kontam<strong>in</strong>ation wie möglich verbreiten<br />

o<strong>der</strong> erzeugen.<br />

- Sie sollten rissfreie und undurchlässige Oberflächen aufweisen.<br />

- Sie sollten Eigenschaften aufweisen, die die Entstehung von<br />

Kontam<strong>in</strong>ation durch Abrieb und Spanbildung auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß<br />

beschränken.<br />

- leicht zu re<strong>in</strong>igende Geometrien aufweisen<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> äußeren Verpackung erfolgt <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe des Montagebereichs.<br />

KLT: Unverpackte KLT dürfen <strong>in</strong> die Sauberzone (SaS1) e<strong>in</strong>geschleust<br />

werden, wenn ke<strong>in</strong>e signifikante Verschleppungsgefahr auf kritische<br />

Bereiche besteht.<br />

KLT-Behältnisse, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberraum (SaS2) e<strong>in</strong>geschleust<br />

werden sollen, müssen während des Transports außerhalb dieses<br />

Sauberkeitsbereichs zusätzlich verpackt werden, etwa mittels E<strong>in</strong>schlagen<br />

<strong>in</strong> Stretchfolie und Abdecken mit Haube. Mit Zwischenlagen (z.B.<br />

Hohlkammerplatten, beschichtete abriebfeste Kartonage) kann zusätzlich<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass die Transportpalette die erste bzw. unterste Lage<br />

<strong>der</strong> KLTs verunre<strong>in</strong>igt.<br />

In e<strong>in</strong>en Re<strong>in</strong>raum (SaS3) dürfen ausschließlich saubere KLT aus dem<br />

def<strong>in</strong>ierten Firmenkreislauf e<strong>in</strong>geschleust werden, welche regelmäßige


Re<strong>in</strong>igungszyklen und Kontrollen durchlaufen (ke<strong>in</strong>e undef<strong>in</strong>ierten<br />

Ladungsträger aus dem Benutzerpool-System). Bei Transport außerhalb<br />

dieses Sauberkeitsbereichs müssen KLT zusätzlich umverpackt werden,<br />

z. B. mittels E<strong>in</strong>schlagen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißen <strong>in</strong> Folie und Abdecken mit<br />

Haube.<br />

Gitterboxen, Beschichtete Stahl-Behälter, Metallpalette und Gestelle:<br />

Beschichtete Stahl-Behälter dürfen <strong>in</strong> die saubere Montagezone (SaS1)<br />

e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungsgefahr von kritischen<br />

Partikeln <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht. Hierzu s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>zuführen, die verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass die Sauberzone verunre<strong>in</strong>igt werden<br />

kann. Diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d:<br />

- Ke<strong>in</strong>e offensichtlich beschädigten o<strong>der</strong> verschmutzten Gitterboxen<br />

e<strong>in</strong>schleusen<br />

- Abstellen <strong>der</strong> Gitterboxen <strong>in</strong> Schalungen (sog. Untertassen), um<br />

Partikel von <strong>der</strong> Unterseite <strong>der</strong> Gitterboxen e<strong>in</strong>zufangen. Diese s<strong>in</strong>d<br />

regelmäßig zu re<strong>in</strong>igen.<br />

- Behälter nicht direkt bis zur Montagel<strong>in</strong>ie fahren, son<strong>der</strong>n lediglich<br />

bis h<strong>in</strong>ter die entsprechende Zonengrenze, wo e<strong>in</strong> Umladen <strong>der</strong><br />

Bauteile auf Rollwägen stattf<strong>in</strong>det.<br />

- Das Entpacken <strong>der</strong> Gitterboxen, Entnehmen <strong>der</strong> Bauteile und<br />

Durchführung <strong>der</strong> Montagetätigkeit sollte nicht von <strong>der</strong>selben<br />

Person durchgeführt werden.<br />

In Bereichen mit SaS2 und SaS3 s<strong>in</strong>d beschichtete Stahlbehälter/Gitterboxen<br />

nicht zulässig.<br />

Unbeschichtete Metallgestelle (z. B. Rungen zur Bauteilaufnahme <strong>in</strong><br />

Re<strong>in</strong>igungsanlagen) dürfen <strong>in</strong> sämtliche Bereiche e<strong>in</strong>geschleust werden,<br />

wenn diese die entsprechende Sauberkeit aufweisen, z. B. aus Edelstahl,<br />

ohne Roststellen und Beschädigungen.<br />

Holz-GLT (z. B. Übersee-Transportkiste) und Holzpalette: Sobald e<strong>in</strong><br />

Montagebereich mit Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen belegt ist, dürfen Transportkisten<br />

aus Holz nicht verwendet werden. Holzpaletten s<strong>in</strong>d analog zu<br />

Gitterboxen zu behandeln.<br />

Kunststoff-GLT (z. B. faltbarer GLT mit <strong>in</strong>tegrierter Palette) und<br />

Kunststoffpalette: GLT-Behältnisse aus Kunststoff dürfen <strong>in</strong> die<br />

Sauberzone (SaS1) e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungs-<br />

67


gefahr kritischer Partikel <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht. Gegebenenfalls<br />

s<strong>in</strong>d Maßnahmen wie beim E<strong>in</strong>schleusen e<strong>in</strong>er Gitterbox durchzuführen.<br />

In e<strong>in</strong>en Sauberraum (SaS2) dürfen Kunststoff-GLT nur aus dem <strong>in</strong>ternen<br />

Kreislaufsystem e<strong>in</strong>geschleust werden. Zusätzlich müssen diese beim<br />

Transport außerhalb dieses Sauberkeitsbereichs umverpackt werden (z. B.<br />

Stretchfolie). Im Re<strong>in</strong>raum (SaS3) s<strong>in</strong>d Kunststoff-GLT nicht zulässig.<br />

Kunststoffpaletten dürfen nur <strong>in</strong> sauberem Zustand <strong>in</strong> Montagezonen mit<br />

SaS1 e<strong>in</strong>geschleust werden. In Sauber- und Re<strong>in</strong>räumen (SaS2 und SaS3)<br />

gilt zusätzlich, dass nur saubere Kunststoffpaletten aus dem <strong>in</strong>ternen<br />

Kreislaufsystem e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen.<br />

Tiefziehfolie / Blistertray und Beutel: Blister und Beutel dürfen <strong>in</strong> die<br />

Sauberzone SaS1 e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungsgefahr<br />

kritischer Partikel <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht.<br />

Sollen Blister und Beutel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauber- o<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raum (SaS2 bzw.<br />

SaS3) e<strong>in</strong>gebracht werden, müssen diese während des Transports<br />

zusätzlich verpackt se<strong>in</strong>. Beispielsweise <strong>in</strong> verschlossenem KLT o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

zusätzlichem Beutel e<strong>in</strong>geschweißt.<br />

Son<strong>der</strong>ladungsträger: Son<strong>der</strong>ladungsträger s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich Material und<br />

Ausführung an die Sauberkeitsstufe anzupassen, um die Eigenpartikelabgabe<br />

und Verschleppung von Partikel <strong>in</strong> den sauberen<br />

Montagebereich zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

Folie (als Umverpackung z. B. für KLT): Folie als Umverpackung ist vor<br />

dem E<strong>in</strong>schleusen <strong>der</strong> direkten Bauteilverpackung <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich<br />

zu entfernen und darf nicht mit e<strong>in</strong>gebracht werden. Das<br />

Öffnen <strong>der</strong> Folie, Entnehmen <strong>der</strong> Bauteile und Durchführung <strong>der</strong><br />

Montagetätigkeit sollte zur Vermeidung von Verschleppung nicht von<br />

<strong>der</strong>selben Person durchgeführt werden.<br />

Kartonage: Schachteln sowie Trennmittel o<strong>der</strong> Auslagen aus beschichteter<br />

(Hart-)Kartonage dürfen <strong>in</strong> die Sauberzone e<strong>in</strong>gebracht werden. In<br />

Bereichen mit höherer Sauberkeitsstufe sollten grundsätzlich ke<strong>in</strong>e<br />

Kartonagen e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />

Nachfolgende Tabelle listet die gängigen Packmittel auf und bewertet <strong>der</strong>en<br />

Eignung zur Anwendung als äußere Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe <strong>der</strong> Montage.<br />

68


Packmittel #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />

Gitterbox /<br />

Universal GLT<br />

Universal GLT<br />

aus Kunststoff<br />

sauberer (entsprechend<br />

Firmendef<strong>in</strong>ition) und evtl.<br />

mit Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />

zulässig<br />

sauberer (entsprechend<br />

Firmendef<strong>in</strong>ition) und evtl.<br />

mit Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />

zulässig<br />

nicht zulässig<br />

zulässig nur aus <strong>in</strong>ternem<br />

Kreislauf<br />

nicht zulässig<br />

Packmittel #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />

GLT aus Holz nicht zulässig<br />

KLT<br />

aus Kunststoff<br />

KLT aus Stahl<br />

(beschichtet)<br />

Palette<br />

Beutel<br />

Folie<br />

Kartonagen<br />

Son<strong>der</strong>-<br />

Ladungsträger<br />

Blistertray /<br />

Tiefziehfolie<br />

Trennmittel<br />

sauberer (entsprechend<br />

Firmendef<strong>in</strong>ition) KLT auch<br />

aus Pool zulässig<br />

nicht zulässig<br />

Holzpaletten s<strong>in</strong>d nicht<br />

zulässig<br />

Edelstahl / Kunststoff<br />

zulässig<br />

zulässig im entsprechen-den<br />

Zustand (nicht verdreckt<br />

o<strong>der</strong> beschädigt)<br />

sauberer (entsprechend<br />

Firmendef<strong>in</strong>ition) KLT mit<br />

zusätzlichen Maßnahmen,<br />

z. B. Umverpackung<br />

Holzpaletten s<strong>in</strong>d nicht zulässig<br />

zulässig nur aus <strong>in</strong>ternem<br />

Kreislauf<br />

saubere Edelstahl- / Kunststoffpaletten aus <strong>in</strong>ternem<br />

Kreislauf zulässig<br />

zulässig mit<br />

Umverpackung bei<br />

Transport<br />

zulässig mit Umverpackung<br />

bei Transport<br />

E<strong>in</strong>e evtl. vorhandene äußere Transportfolie ist vor dem E<strong>in</strong>schleusen <strong>der</strong> Bauteile <strong>in</strong><br />

den Sauberkeitsbereich zu entfernen, egal welcher Stufe<br />

beschichtete (Hart-)<br />

Kartonage zulässig<br />

nur bis <strong>in</strong> den<br />

Schleusenbereich zulässig<br />

nicht zulässig<br />

Ausführung und verwendete Materialien s<strong>in</strong>d an die Sauberkeitsstufe anzupassen, um<br />

die Eigenpartikelabgabe und Verschleppung zu m<strong>in</strong>imieren. Ggfls. Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />

notwendig<br />

zulässig im entsprechen-den<br />

Zustand (nicht verdreckt<br />

o<strong>der</strong> beschädigt)<br />

nur aus abriebarmen<br />

Materialien, auch<br />

beschichtete Kartonagen<br />

erlaubt<br />

zulässig mit Umverpackung bei Transport<br />

ke<strong>in</strong>e Partikel abgebende Materialien (Pappe, Kartonage,<br />

Papier) verwenden. Z. B. Holkammer- und<br />

Leichtbauplatten z. B. aus PP, PE zulässig<br />

Tabelle D.3: Übersicht über die Packmittel und <strong>der</strong>en Eignung als äußere<br />

Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs<br />

69


3.2. Operative Maßnahmen<br />

3.2.1 Re<strong>in</strong>igung von Verpackungen<br />

Um die gefor<strong>der</strong>te bzw. notwendige Sauberkeitsqualität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Mehrweg-Verpackungen gewährsleiten zu können, müssen diese <strong>in</strong><br />

festgelegten Intervallen gere<strong>in</strong>igt werden. Die Art des anzuwendenden<br />

Re<strong>in</strong>igungsverfahrens sowie die Häufigkeit richten sich nach den<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile bzw.<br />

Zusammenbauten und <strong>der</strong> verwendeten Packmittel bzw. Packmaterialien.<br />

Re<strong>in</strong>igungsverfahren und Eignung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Bauteil-<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung:<br />

Nachfolgende Tabelle beschreibt die gängigen Verfahren zur Re<strong>in</strong>igung von<br />

Packmitteln <strong>in</strong> Abhängigkeit des Packmittels und Materials und bewertet die<br />

Anwendbarkeit <strong>der</strong> Verfahren <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile.<br />

H<strong>in</strong>weis: Werden Mehrwegbehältnisse als direkte Verpackung für Sauberkeitskritische<br />

Bauteile verwendet, z. B. KLT o<strong>der</strong> Tiefziehfolientray, so sollten<br />

diese <strong>in</strong> festgelegten Intervallen wässrig gere<strong>in</strong>igt werden. Durch e<strong>in</strong>faches<br />

Ausblasen o<strong>der</strong> -kehren des Behältnisses kann ke<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter<br />

Sauberkeitszustand hergestellt werden.<br />

Packmittel wässrige<br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

Durchlaufanla<br />

ge mit<br />

Trocknung*)<br />

KLT + -<br />

70<br />

Manueller<br />

Hochdruckre<strong>in</strong>iger<br />

(Dampfstrahler)<br />

Trockenre<strong>in</strong>igung<br />

(ausklopfen,<br />

abblasen, absaugen,<br />

abbürsten)<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Gitterboxen **) - + + -<br />

Tiefziehbehälter<br />

+ -<br />

Blistertray + -<br />

Son<strong>der</strong>ladungsträger<br />

Beutel<br />

(Standard-<br />

Folienbeutel)<br />

Hohlkammerplatten<br />

+ +<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

ke<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung, da nur als E<strong>in</strong>wegverpackung zu verwenden<br />

+ -<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nass<br />

Wischen<br />

+


GLT aus Holz **) - - + -<br />

Hauben **) - + + +<br />

Universal GLT<br />

aus Kunststoff<br />

+ +<br />

nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

- Verfahren ist nicht geeignet / kann nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden + Verfahren ist pr<strong>in</strong>zipiell<br />

geeignet<br />

*) Trocknungsvarianten / -e<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d beispielsweise Zentrifugieren, Abdampfen o<strong>der</strong><br />

Trockengebläse<br />

**) Die Re<strong>in</strong>igung dieser Packmittel dient <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Partikelverschleppung <strong>in</strong> den<br />

Sauberkeitsbereich und weniger dem direkten Produktschutz, da diese Packmittel nicht als<br />

direkte <strong>in</strong>nere Verpackung e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen<br />

Tab D.4: Bewertung von Verfahren zur Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln<br />

Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen:<br />

• Hohe Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Mehrweg-Behältnisse müssen nach jedem Gebrauch vor erneuter<br />

Verwendung gere<strong>in</strong>igt werden. Die Re<strong>in</strong>igung sollte zeitlich und örtlich<br />

möglichst nah an <strong>der</strong> Verwendung durchgeführt werden. Falls dies nicht<br />

umgesetzt werden kann, müssen Transport und Lagerung <strong>der</strong> gere<strong>in</strong>igten<br />

Behältnisse so stattf<strong>in</strong>den, dass ke<strong>in</strong>e Sauberkeitsbee<strong>in</strong>trächtigung erfolgt.<br />

Falls e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung wirtschaftlich nicht durchführbar ist, muss mittels<br />

zusätzlicher E<strong>in</strong>weg-Innenverpackung (z. B. Beutel) gewährleistet werden,<br />

dass die sauberkeitskritischen Packgüter nicht verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />

• Mittlere und niedrige Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen:<br />

Feste Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle müssen festgelegt und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung kontrolliert<br />

werden.<br />

3.2.2 Inspektion von Packmitteln<br />

Zur Sicherstellung <strong>der</strong> notwendigen Sauberkeit des Packmittels, muss diese<br />

überprüft werden. Die Art (visuelle Betrachtung o<strong>der</strong> Prüfverfahren nach<br />

VDA 19) und Häufigkeit <strong>der</strong> Kontrolle richtet sich nach dessen Sauberkeitsspezifikation.<br />

• Inspektionsverfahren<br />

Innere (direkte) Verpackung (Blister, Beutel, Folie und KLT):<br />

- Für Produktzugewandter Fläche, spritzende Prüfung nach VDA 19<br />

(wenn möglich)<br />

71


72<br />

- Wenn nicht möglich dann alternativ: Tapelift, Wischtest mit<br />

Grenzmuster (siehe Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen)<br />

Äußere Verpackung (z. B. Gitterbox):<br />

- visuelle Begutachtung <strong>der</strong> Oberflächenbeschaffenheit anhand<br />

Grenzmuster (Bildmuster)<br />

Im Anhang f<strong>in</strong>den sich Beispiel-Prüfspezifikationen zur Prüfung <strong>der</strong><br />

Packmittelsauberkeit entsprechend Verfahren nach VDA 19 mit entsprechenden<br />

Prüfparametern.<br />

3.2.3 Zuständigkeiten – Verpackungsfestlegung<br />

Die Zuständigkeiten für das sauberkeitsgerechte Bereitstellen <strong>der</strong><br />

Behältnisse muss zwischen Kunde, Lieferant und Logistikdienstleister<br />

festgelegt werden. Bei jedem dieser drei Parteien muss e<strong>in</strong>e zuständige /<br />

verantwortliche Person für die Kontrolle benannt werden.<br />

Bestandteile dieser Vere<strong>in</strong>barung können se<strong>in</strong>:<br />

- Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung (relevante Bereiche <strong>der</strong> Behältnisse)<br />

- Wie und wann wird gere<strong>in</strong>igt<br />

- Wer re<strong>in</strong>igt die Behältnisse und kontrolliert, dokumentiert die<br />

Re<strong>in</strong>igungsqualität<br />

- Wie wird kontrolliert, wann und wie häufig<br />

- Anlieferung und Lagerung des gere<strong>in</strong>igten Leergutes<br />

- Weiteres Handl<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Behältnisse<br />

- Kennzeichnung <strong>der</strong> gere<strong>in</strong>igten Behältnisse<br />

- Maßnahmen bei nicht E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

- Festlegung des Transports und dessen Bed<strong>in</strong>gungen von und zur<br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

3.2.4 Transport- und Schleusenkonzept<br />

Innerbetrieblicher Transport - Grundsätze<br />

Packmittel die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>gebracht werden, können<br />

Partikel verschleppen. Aus diesem Grund dürfen diese nur <strong>in</strong> den<br />

Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>gebracht werden, wenn sie ke<strong>in</strong>e relevanten<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen aufweisen. Da die Verpackungen je nach Transportweg<br />

und Dauer des Transports erheblich verunre<strong>in</strong>igt s<strong>in</strong>d, dürfen die äußersten


Verpackungen nicht mit <strong>in</strong> den sauberen Bereich e<strong>in</strong>gebracht werden,<br />

son<strong>der</strong>n müssen zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgewiesenen Entpackzone entfernt<br />

werden. Um zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass verunre<strong>in</strong>igte Packmittel direkt <strong>in</strong> den<br />

Sauberkeitsbereich gelangen, muss <strong>der</strong> Materialfluss über e<strong>in</strong>e operative<br />

o<strong>der</strong> physikalische Barriere reglementiert werden. Diese Barriere wird als<br />

Schleuse bezeichnet.<br />

E<strong>in</strong>schleusen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche:<br />

• Sauberzone - SaS1<br />

Zur E<strong>in</strong>schleusung von Komponenten <strong>in</strong> Ladungse<strong>in</strong>heiten, welche beim<br />

Transport nicht zusätzlich umverpackt waren, s<strong>in</strong>d organisatorische<br />

Maßnahmen notwendig, um das Risiko e<strong>in</strong>er Verschleppung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Hierzu gehört, dass Entpacken und Entnahme <strong>der</strong> Bauteile aus dem<br />

Behältnis getrennt vom Ort <strong>der</strong> Montage stattf<strong>in</strong>den. Gegebenenfalls<br />

werden die Ladungse<strong>in</strong>heiten lediglich bis h<strong>in</strong>ter die entsprechende<br />

Zonengrenze gebracht, wo e<strong>in</strong> Umladen <strong>der</strong> Bauteile stattf<strong>in</strong>det. Bei<br />

Anlieferung mit zusätzlicher Umverpackung (z. B. Komponenten <strong>in</strong> Beutel <strong>in</strong><br />

KLT) wird diese vor <strong>der</strong> Trennl<strong>in</strong>ie entfernt und die Komponenten mit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>neren Verpackung e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Ausschleusen <strong>der</strong><br />

Baugruppen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Git terbox<br />

E<strong>in</strong>schleusen und<br />

Ent packen <strong>der</strong><br />

Git t erbox mit den<br />

sauberen Baut eilen<br />

Beladestation<br />

Umladen <strong>der</strong><br />

Baut eile auf<br />

Rollw agen<br />

Umladestation<br />

Sauberzone<br />

Umladen <strong>der</strong><br />

Baugruppen <strong>in</strong><br />

Gitt erboxen<br />

Lagerplat z f ür saubere<br />

Packmitt el<br />

Beladen <strong>der</strong><br />

Rollw ägen mit<br />

Baugruppen<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong><br />

Baut eile <strong>in</strong><br />

Mont agestat ion<br />

Abb. D.5: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Sauberzone<br />

Montagest at ion<br />

73


74<br />

• Sauberraum - SaS2<br />

Nur Packmittel, welche beim Transport zusätzlich umverpackt s<strong>in</strong>d, dürfen<br />

nach Entpacken direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberraum e<strong>in</strong>gebracht werden. Die<br />

Umverpackung (z. B. Haube und Stretchfolie) wird hierzu zeitlich unmittelbar<br />

vor E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den Sauberraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgewiesenen Entpack- /<br />

Umladebereich entfernt.<br />

saubere Bauteile<br />

<strong>in</strong> KLT auf Paletten<br />

Ausschleusen <strong>der</strong><br />

Baugruppen <strong>in</strong><br />

KLT auf Paletten<br />

Entpack- /<br />

Umladebereich<br />

Abb. D.6: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Sauberraum<br />

Werden die Behältnisse ausschließlich im Sauberraum und Entpackbereich<br />

verwendet (d.h. Behältnis pendelt ausschließlich zwischen Umladebereich<br />

und Sauberraum h<strong>in</strong> und her) o<strong>der</strong> erfolgt e<strong>in</strong>e entsprechende Re<strong>in</strong>igung<br />

<strong>der</strong> Ladungsträger, muss das Behältnis zuvor nicht extra e<strong>in</strong>gepackt<br />

gewesen se<strong>in</strong> und vor E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung entpackt werden. Die Re<strong>in</strong>igungsanlage<br />

stellt e<strong>in</strong>e Schleuse dar.<br />

• Re<strong>in</strong>raum - SaS3<br />

Ausschleusen<br />

<strong>der</strong> KLT mit<br />

Baugruppen<br />

Umladen<br />

<strong>der</strong> KLT auf<br />

Rollwagen<br />

Lagern <strong>der</strong> KLT<br />

und<br />

Transportpaletten<br />

Sauberraum<br />

Beladen <strong>der</strong><br />

KLT mit den<br />

Baugruppen<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer KLT<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer Bauteile<br />

Lagerplatz für saubere<br />

Packmittel<br />

Die äußere Umverpackung, z. B. Transportfolie, wird unmittelbar vor dem<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Materialschleuse entfernt. Dadurch wird erreicht, dass <strong>der</strong><br />

Transportschmutz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e nicht sauberkeitsgerechte Verpackung nicht <strong>in</strong><br />

die Schleuse gelangt.<br />

M ontagestation<br />

Schleuse<br />

<strong>der</strong> Bauteil-<br />

Re<strong>in</strong>igungsanlage


Die Innen-Verpackung (z. B. KLT, Beutel) wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Materialschleuse<br />

e<strong>in</strong>gebracht und mit angefeuchteten Wischtüchern abgere<strong>in</strong>igt, um grobe,<br />

von <strong>der</strong> Außenverpackung herrührende Verunre<strong>in</strong>igungen zu beseitigen,<br />

bevor sie <strong>in</strong> den Re<strong>in</strong>raumbereich gebracht wird. Dieser Re<strong>in</strong>igungsschritt<br />

entfällt, wenn die Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Materialschleuse aus <strong>der</strong><br />

Innenverpackung entnommen werden (z. B. auf Blistertray o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Beutel<br />

aus dem KLT) und dann <strong>in</strong> den eigentlichen Re<strong>in</strong>raum-Montagebereich<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden. Dies be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en doppelten Entpackvorgang.<br />

Die Re<strong>in</strong>igungsanlage stellt e<strong>in</strong>e Schleuse dar, weshalb zu re<strong>in</strong>igende<br />

Bauteile direkt von <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsanlage <strong>in</strong> den Re<strong>in</strong>raum e<strong>in</strong>gebracht<br />

werden.<br />

Ausschleusen <strong>der</strong><br />

Baugruppen <strong>in</strong><br />

KLT auf Palet ten<br />

M aterial-<br />

Schleuse<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer KLT<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer Baut eile<br />

<strong>in</strong> KLT auf Palett en<br />

Personenschleuse<br />

Ausschleusen<br />

KLT mit den<br />

Baugruppen<br />

Umladen<br />

<strong>der</strong> Baut eile<br />

Lagern <strong>der</strong> KLT<br />

und<br />

Transportpalett en<br />

Abb. D.7: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

Ausschleusen aus Sauberkeitsbereichen:<br />

Die Verpackung <strong>der</strong> Baugruppen nach <strong>der</strong> Montage dient dem Erhalt <strong>der</strong>en<br />

Sauberkeit. Die Auswahl <strong>der</strong> Verpackung richtet sich somit nach <strong>der</strong>en<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />

• Sauberkeitskritische Baugruppen:<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

Beladen <strong>der</strong><br />

KLT mit den<br />

Baugruppen<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer KLT<br />

E<strong>in</strong>schleusen<br />

sauberer Baut eile<br />

Lagerplat z f ür saubere<br />

Packmitt el<br />

Schleuse<br />

<strong>der</strong> Baut eil-<br />

Re<strong>in</strong>igungsanlage<br />

Das E<strong>in</strong>packen (direkte Bauteilverpackung) erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Baugruppen montiert wurden. Die Verpackungen / Behältnisse<br />

müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des jeweiligen Bereichs (nach<br />

außen) und des Produkts entsprechen (nach Innen). Muss die Komponente<br />

/ Baugruppe zusätzlich mit e<strong>in</strong>er Umverpackung versehen werden, welche<br />

Mont agest at ion<br />

75


nicht <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Bereichs entspricht, so erfolgt das<br />

Umverpacken außerhalb dieser.<br />

Son<strong>der</strong>fall: F<strong>in</strong>det <strong>der</strong> nachfolgende Prozessschritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich mit<br />

höherer SaS statt, richtet sich die Verpackung nach dem nachfolgenden<br />

Bereich.<br />

76<br />

• Nicht Sauberkeitskritische Baugruppen:<br />

Die Verpackungen zum Ausschleusen nicht sauberkeitskritischer<br />

Baugruppen nach <strong>der</strong> Montage müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des<br />

jeweiligen Bereichs entsprechen. Gegebenenfalls s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />

entsprechend des E<strong>in</strong>schleusens zu beachten (z. B. E<strong>in</strong>packbereich).<br />

Beispiele, für nach <strong>der</strong> Montage nicht mehr sauberkeitskritische<br />

En<strong>der</strong>zeugnisse, s<strong>in</strong>d Lenkgetriebe o<strong>der</strong> Getriebe.<br />

Zusammenfassung / Übersicht:<br />

Vorgang #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />

E<strong>in</strong>schleusen Entpack-Vorschriften<br />

bei nicht umverpackten<br />

Ladungse<strong>in</strong>heiten<br />

Ausschleusen<br />

nicht sauberkeitskritischer<br />

Baugruppen<br />

Ausschleusen<br />

sauberkeitskritischer<br />

Baugruppen<br />

äußerste<br />

Umverpackung, sofern<br />

vorhanden (z. B.<br />

Haube, Stretchfolie) vor<br />

<strong>der</strong> Trennl<strong>in</strong>ie entfernen<br />

und dann E<strong>in</strong>schleusen<br />

nur umverpackte<br />

Packmittel dürfen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Sauberraum<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden<br />

Umverpackung wird im<br />

Entpackbereich<br />

unmittelbar vor dem<br />

E<strong>in</strong>schleusen entfernt<br />

bei <strong>in</strong>ternen Ladungsträger<br />

o<strong>der</strong> bei zusätzlicher<br />

Re<strong>in</strong>igung vor<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen entfällt dies<br />

Umverpackung (z. B.<br />

Haube und Stretchfolie)<br />

wird unmittelbar vor<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die<br />

Materialschleuse entfernt<br />

nächste Verpackung wird<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Material-schleuse<br />

entfernt<br />

Falls ke<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

<strong>in</strong>nere Verpackung<br />

vorhanden, ist e<strong>in</strong>e<br />

Re<strong>in</strong>igung notwendig<br />

Leergüter zum Ausschleusen und Weitertransport müssen den jeweiligen<br />

Sauberkeits-Anfor<strong>der</strong>ungen des nachfolgenden Bereichs entsprechen<br />

Das E<strong>in</strong>packen (direkte Bauteilverpackung) erfolgt <strong>in</strong> dem Bereich <strong>in</strong> die<br />

Baugruppen montiert wurden<br />

Die Verpackung / Behältnisse müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des<br />

jeweiligen Bereichs (Wirkung nach außen <strong>in</strong> die Umgebung) und des<br />

Produkts entsprechen (Wirkung nach <strong>in</strong>nen auf das Produkt)<br />

Son<strong>der</strong>fall: F<strong>in</strong>det <strong>der</strong> nachfolgende Prozessschritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich mit<br />

höherer SaS statt, richtet sich die Verpackung nach diesem<br />

Tabelle D.5: Grundzüge zum E<strong>in</strong>- und Ausschleusen sauberkeitskritischer<br />

Komponenten und Zusammenbauten <strong>in</strong> den Montagebereich und<br />

aus diesem heraus, <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe


Externer Transport – Grundsätze<br />

Zu beachtende Grundsätze beim externen Transport:<br />

- möglichst kurze Wege und ger<strong>in</strong>ge Zeiträume<br />

- vibrationsarm<br />

- geschützt vor Beschädigungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verpackung<br />

- sicher vor Beschädigungen <strong>der</strong> Verpackung<br />

- zusätzlich Schutz vor Nässe, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen<br />

(z. B. offene Gestelle beim Transport außerhalb <strong>der</strong><br />

Fertigungshallen s<strong>in</strong>d auf Flurför<strong>der</strong>-Fahrzeugen zusätzlich abzudecken)<br />

3.2.5 Lagerung<br />

Allgeme<strong>in</strong>es:<br />

Komponenten s<strong>in</strong>d so zu lagern, dass die Erhaltung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />

Sauberkeit für die Dauer <strong>der</strong> Lagerung sichergestellt ist. Die Lagerbereiche<br />

s<strong>in</strong>d abzugrenzen und entsprechend ihrer Sauberkeitsstufe zu kennzeichnen.<br />

Bei Außenlagerung müssen die Verpackungen witterungsbeständig se<strong>in</strong>.<br />

Oberflächenschutzschichten, Schutzanstriche und Barrieren müssen<br />

wasserdampfundurchlässig se<strong>in</strong>. Auch die Außenlagerung hat <strong>in</strong> abgegrenzten<br />

und gekennzeichneten Bereichen auf geeigneten Unterlagen (z. B.<br />

Bohlen, Paletten) zu erfolgen.<br />

Lagerung von Komponenten:<br />

Unverpackte Komponenten s<strong>in</strong>d entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Oberflächensauberkeit <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen für Lagerung, mit <strong>der</strong><br />

entsprechenden Sauberkeitsstufe zu lagern. S<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

<strong>in</strong>neren Oberflächen von Komponenten höher als an die äußeren, so dürfen<br />

diese Komponenten auch <strong>in</strong> Bereichen mit niedrigerer Sauberkeitsstufe<br />

gelagert werden, wenn sichergestellt ist, dass alle Öffnungen für die Dauer<br />

<strong>der</strong> Lagerung dicht verschlossen bleiben. Bauteile aus korrosionsempf<strong>in</strong>dlichen<br />

Materialien sollten durch entsprechende Maßnahmen, etwa<br />

durch Verpacken <strong>in</strong> VCI-Schutzfolie, geschützt werden.<br />

Verpackte Komponenten müssen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich<br />

gelagert werden, wenn durch die Verpackung das Schutzziel sichergestellt<br />

wird. Verpackte Komponenten dürfen nur dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich<br />

gelagert werden, wenn die Verpackung o<strong>der</strong> das Auspacken die Sauberkeit<br />

77


des Lagerbereiches nicht bee<strong>in</strong>trächtigt. Für die Auspackarbeiten dürfen<br />

<strong>Teil</strong>bereiche mit abweichenden Anfor<strong>der</strong>ungen an den Sauberkeitsbereich<br />

abgegrenzt werden.<br />

Für Komponenten, die wegen Beschädigung o<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

Oberfläche ausgeson<strong>der</strong>t wurden, s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>e Lagerbereiche e<strong>in</strong>zurichten<br />

und zu kennzeichnen.<br />

Lagerung von Packmittel:<br />

Gere<strong>in</strong>igte / saubere Packmittel müssen entsprechend <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> zu<br />

verpackenden Bauteile gelagert werden. Die Behältnisse sollten durch<br />

Kennzeichnung als gere<strong>in</strong>igt deklariert werden.<br />

3.2.6 Entpacken und Kommissionierung<br />

Allgeme<strong>in</strong> gilt, dass bei <strong>der</strong> Auswahl und Entwicklung von Ladungsträgern<br />

und Umverpackungen sauberkeitsgerechtes Öffnen und Entnahme bereits<br />

zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. Unabhängig von den Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sollten folgende Grundzüge beachtet werden:<br />

78<br />

- Je<strong>der</strong> Benutzer ist für e<strong>in</strong>e sachgerechte Behandlung <strong>der</strong><br />

Verpackung verantwortlich.<br />

- Komponenten und Baugruppen dürfen nur <strong>in</strong> den dafür<br />

vorgesehenen Packmitteln verpackt werden.<br />

- Deckel und Abdeckungen von Behältnissen s<strong>in</strong>d so zu entwerfen<br />

und zu benutzen, dass beim Öffnen evtl. vorhandener (Transport-<br />

)Schmutz nicht <strong>in</strong> das Behältnis gelangen kann.<br />

- Kartonagen dürfen nicht aufgerissen, son<strong>der</strong>n nur an den dafür<br />

vorgesehenen Sollstellen und mit dafür vorgesehenen Werkzeugen<br />

geöffnet werden. Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kartonage-Verpackung ist<br />

dies zu berücksichtigen. Bei <strong>der</strong> Verwendung von<br />

Schneidwerkzeugen muss gewährleistet se<strong>in</strong>, dass das Packgut<br />

nicht beschädigt werden kann.<br />

- Personal, welches sauberkeitskritische Montagetätigkeiten ausführt,<br />

sollte grundsätzlich ke<strong>in</strong>e Verpackungen entfernen. Ebenso sollte<br />

das Entpacken und Kommissionieren getrennt durchgeführt<br />

werden. Ist dies nicht möglich müssen zwischenzeitlich Hände<br />

gere<strong>in</strong>igt (z. B. Feuchtwischtuch) o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>malhandschuhe getragen<br />

bzw. gewechselt werden. Strikte Trennung von partikelerzeugenden<br />

und sauberkeitskritischen Prozessen. Dadurch sollen Verschleppungen<br />

vermieden werden.


- Korrosionsempf<strong>in</strong>dliche Bauteile s<strong>in</strong>d generell mit sauberen<br />

Schutzhandschuhen zu kommissionieren.<br />

- Das Entpacken und die Lagerung von ungeschützten Bauteilen s<strong>in</strong>d<br />

räumlich getrennt (zum<strong>in</strong>dest durch Stellwände) durchzuführen.<br />

- Entpackte Bauteile s<strong>in</strong>d sofort <strong>in</strong> den entsprechenden sauberen<br />

Montage- o<strong>der</strong> Lagerbereich e<strong>in</strong>zuschleusen. Dadurch soll e<strong>in</strong>e<br />

Verschleppung durch verunre<strong>in</strong>igtes Packmaterial an<strong>der</strong>er<br />

Behältnisse vermieden werden.<br />

- Bauteile möglichst erst direkt vor <strong>der</strong>en Montage entpacken.<br />

Verschluss-Stopfen (Klebefolien, Staubplatten) erst unmittelbar vor<br />

Weiterverarbeitung entfernen.<br />

- Verdeckte Transportschäden an Verpackungen / Bauteilen s<strong>in</strong>d an<br />

die Qualitätsstelle weiterzuleiten. Beschädigte Ladungsträger und<br />

Packmittel (z. B. nach Grenzmuster) s<strong>in</strong>d auszusortieren.<br />

- Verpackungsabfälle s<strong>in</strong>d unverzüglich und nach Vorschrift zu<br />

entsorgen.<br />

- Entpackungsbereiche wegen vermehrten Schmutzaufkommens<br />

regelmäßig / häufiger feucht re<strong>in</strong>igen.<br />

- Restmengen müssen entsprechend <strong>der</strong> geltenden Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung<br />

gehandhabt werden.<br />

- Arbeitsanweisungen für das Öffnen e<strong>in</strong>es Packmittels s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

A Anhang<br />

Die hier vorgestellten Sauberkeitswerte s<strong>in</strong>d Beispielwerte aus<br />

Sauberkeitsuntersuchungen an gängigen Packmitteln verschiedener<br />

Zustände. Diese Daten sollen lediglich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck über die potenzielle<br />

Partikelbelegung von Packmitteln vermitteln und stellen somit ke<strong>in</strong>e<br />

Empfehlungen o<strong>der</strong> Vorgaben dar.<br />

79


A,1 Kle<strong>in</strong>ladungsträger - KLT<br />

Abb. D.8: Sauberkeitswerte e<strong>in</strong>es Pool-KLT<br />

Abb. D.9: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igten KLT<br />

80<br />

Partikelanzahl pro 1000cm²<br />

Partikelanzahl pro 1000cm²<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

KLT aus Pool<br />

100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />

Partikelgröße<br />

KLT def<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igt<br />

100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />

Partikelgröße


A.2 Kunststoff-Beutel<br />

Partikelanzahl pro 1000cm²<br />

Abb. D.10: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es Klippverschlussbeutels<br />

Partikelanzahl pro 1000cm²<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Klippverschlussbeutel neu<br />

50 - 100 µm 100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />

Partiklegröße<br />

Folienschlauch neu<br />

50 - 100 µm 100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />

Partikelgröße<br />

Abb. D.11: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es Folienschlauchs<br />

81


E: PERSONAL<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Dieses Kapitel behandelt Möglichkeiten zur E<strong>in</strong>dämmung und Beherrschung<br />

von kritischen Partikelverunre<strong>in</strong>igungen mit Blick auf das Personal. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht Personal, das direkt mit Herstellungs- Prozessen und<br />

Produkten umgeht.<br />

An erster Stelle benötigt <strong>der</strong> erfolgreiche und effiziente Betrieb e<strong>in</strong>er<br />

Saubermontage das Engagement und die tragende Unterstützung des<br />

Managements bis <strong>in</strong> die obersten Hierarchien <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />

/VDI 2083 / 11 – QS im Re<strong>in</strong>raum/.<br />

Die Zugehörigkeit des Personals <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Struktur sowie dessen<br />

Tätigkeiten reichen beispielsweise von Anlagenbediener über Monteur bis<br />

Zusteller. Diese Vielfalt von Zugriffs- und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten ist durch<br />

den Planer und Betreiber beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen. Sei es z. B. <strong>in</strong><br />

Form <strong>der</strong> Schulung des neuen Mitarbeiters <strong>der</strong> Fremdfirma, die mit <strong>der</strong><br />

regelmäßigen Re<strong>in</strong>igung des Montagebereichs beauftragt ist. O<strong>der</strong> sei es<br />

e<strong>in</strong>e Anweisung, speziell für das Verhalten bei Umbaumaßnahmen, zur<br />

E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er neuen Montagel<strong>in</strong>ie.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Beherrschung von störenden Verunre<strong>in</strong>igungen stellt das<br />

Personal, bei allen <strong>in</strong> diesem Leitfaden behandelten E<strong>in</strong>flussgrößen, e<strong>in</strong>e<br />

mit hohem Risiko behaftete Größe dar.<br />

Zufälliges o<strong>der</strong> gar willkürliches Fehlverhalten kann zu Schäden führen,<br />

<strong>der</strong>en Ursache systematisch schwerlich zu ergründen bzw. nachzuvollziehen<br />

ist. Dies kann u. a. zu hohen, aber vermeidbaren, Aufwendungen<br />

für die Ursachenklärung und zu unnötigen o<strong>der</strong> gar fälschlichen weiteren<br />

Fehlerverhütungsmaßnahmen führen.<br />

Beispiel: Bei aufwendigen Schadensanalysen mehrerer Nullkilometer-Ausfälle wurden<br />

Metallpartikel und Schleifkörper als Verursacher identifiziert. Tatsächlich<br />

stammen sie vom Abtrennen e<strong>in</strong>er nicht mehr benötigten Rahmenkonstruktion<br />

im Montagebereich. Aus Bequemlichkeit wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe bef<strong>in</strong>dliche<br />

KLT beim Flexen nicht zusätzlich abgedeckt, da die enthaltenen <strong>Teil</strong>e vorschriftsmäßig<br />

<strong>in</strong> Folienbeutel e<strong>in</strong>geschlagen waren. Bei <strong>der</strong> Entnahme <strong>der</strong><br />

<strong>Teil</strong>e erfolgte die Verschleppung <strong>der</strong> unter normalen Bed<strong>in</strong>gungen nicht<br />

vorhandenen Metallteilchen auf e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Bauteile. Inzwischen recherchiert<br />

die Qualitätssicherung bereits beim Lieferanten <strong>der</strong> Kaufteile nach <strong>der</strong><br />

eventuellen Herkunft <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />

82


Die Stelle, an <strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>trächtigung erfolgte, konnte / kann allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht ermittelt werden, da ke<strong>in</strong>e systematische Ausfallursache vorliegt,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger chaotischer Ausreißer, verursacht durch personelles<br />

Fehlverhalten.<br />

Die Stelle, an <strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>trächtigung erfolgte, konnte / kann allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht ermittelt werden, da ke<strong>in</strong>e systematische Ausfallursache vorliegt,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger chaotischer Ausreißer, verursacht durch personelles<br />

Fehlverhalten.<br />

Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d so weitreichend e<strong>in</strong>zuweisen, dass diese auch bei<br />

außerplanmäßigen Aktivitäten die eventuellen Auswirkungen auf die<br />

Sauberkeit von Produkt und Umgebung <strong>in</strong> Betracht ziehen und im<br />

Zweifelsfall weitere Instruktionen e<strong>in</strong>holen o<strong>der</strong> geeignete Maßnahmen<br />

veranlassen.<br />

Für das Personal s<strong>in</strong>d Durchgängigkeit, konsequente Regelkreise und<br />

Kont<strong>in</strong>uität die Basis e<strong>in</strong>er funktionierenden Saubermontage. Jedes<br />

unvermittelte Nachlassen <strong>in</strong> Sachen Sauberkeitsmaßnahmen (z. B. aus<br />

Kosten- o<strong>der</strong> Zeitgründen) kann e<strong>in</strong>e nachhaltige Entkräftung <strong>der</strong><br />

etablierten Spielregeln und Glaubwürdigkeit von Führungskräften und<br />

Mitarbeitern, die e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion e<strong>in</strong>nehmen, zur Folge haben.<br />

Die <strong>in</strong> den nachfolgenden Abschnitten angeführten Empfehlungen für<br />

Bekleidung sowie das Verhalten im Rahmen <strong>der</strong> logistischen<br />

Abwicklung s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs, die über<br />

die Bauteil-Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen festgelegt wird, verknüpft (siehe<br />

Kapitel C: Umgebung).<br />

Die <strong>in</strong> den nachfolgenden Abschnitten angeführten Empfehlungen für<br />

Bekleidung sowie das Verhalten im Rahmen <strong>der</strong> logistischen<br />

Abwicklung s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs, die über<br />

die Bauteil-Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen festgelegt wird, verknüpft (siehe<br />

Kapitel C: Umgebung).<br />

Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d aktiv und verantwortlich <strong>in</strong> den Sauberkeitsprozess<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen. Die Maßnahmen und Regeln s<strong>in</strong>d durchgängig und<br />

e<strong>in</strong>deutig zu gestalten, um <strong>der</strong>en Notwendigkeit und Nutzen klar zu<br />

untermauern. Als Grundlage müssen die hierzu erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und<br />

Materialien zur Verfügung gestellt werden. Sauberkeitsbezogene<br />

Tätigkeiten des Personals s<strong>in</strong>d im Arbeitsplan vorzusehen und bezüglich<br />

des Zeitaufwands e<strong>in</strong>zukalkulieren.<br />

83


2 GRUNDLAGEN<br />

Der Mitarbeiter spielt im Gefüge <strong>der</strong> Montagesauberkeit e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Rolle (siehe Abbildung E.1 und Tabelle E.1).<br />

Abb. E.1: Mitarbeiter aus Sichtweise <strong>der</strong> Montagesauberkeit<br />

84


Mensch als: Vorgang: Beispiel: Beispiel für Maßnahme:<br />

Auslöser Ausübung von<br />

Tätigkeiten, bei<br />

denen kritische<br />

Partikel entstehen<br />

(können)<br />

Überträger<br />

Fügen von Bauteilen o<strong>der</strong><br />

Ansetzen und Betätigen<br />

e<strong>in</strong>er Lasthebee<strong>in</strong>richtung.<br />

Arbeitsanweisung zur<br />

Vermeidung <strong>der</strong><br />

Partikelentstehung bzw.<br />

Beschreibung <strong>der</strong><br />

sauberkeitsgerechten<br />

Ausübung<br />

Verschleppung durch Berühren e<strong>in</strong>er unsauberen Vermeidung von<br />

Tätigkeiten mit Außenverpackung o<strong>der</strong> Mischtätigkeiten<br />

sowohl verunre<strong>in</strong>igten Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />

als auch sauberen mit ger<strong>in</strong>gerer<br />

Gegenständen Sauberkeitsstufe.<br />

Quelle Aufenthalt / Tätigkeit<br />

im Montagebereich<br />

generell<br />

Beseitiger Gezielter<br />

Sauberkeitse<strong>in</strong>griff<br />

Primär:<br />

Haare, Hautschuppen,<br />

Hautfett, Schweiß,<br />

Mikroorganismen sowie<br />

z. B. Speicheltröpfchen,<br />

Kosmetika (Hautcreme,<br />

Nagellack, Gesichtspu<strong>der</strong><br />

…).<br />

Sekundär:<br />

Abnutzung <strong>der</strong> Bekleidung<br />

(z. B. Flusen)<br />

Entfernen von Partikeln von<br />

e<strong>in</strong>er Funktionsfläche.<br />

Re<strong>in</strong>haltung von<br />

Arbeitsplatz o<strong>der</strong><br />

Betriebsmitteln<br />

Spezielle<br />

Bekleidungsvorschrift.<br />

Personalpräsenz auf e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imum reduzieren.<br />

Arbeitsanweisung<br />

Tabelle E.1: Bedeutung des Personals aus Sicht <strong>der</strong> Montagesauberkeit<br />

Für e<strong>in</strong>en vorgesehenen Sauberkeitsbereich müssen Anweisungen ausgearbeitet,<br />

e<strong>in</strong>gesetzt und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung überprüft werden.<br />

Wenn Verunre<strong>in</strong>igungen, die direkt vom Menschen ausgehen, (vgl.<br />

Tabelle, Position 3.) das Produkt sowie dessen Verarbeitung stören, s<strong>in</strong>d<br />

höchste Sauberkeitsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Durch E<strong>in</strong>dämmung <strong>der</strong> Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />

Personal kann erheblich zur Stabilisierung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität und<br />

M<strong>in</strong>imierung von Ausfällen beigetragen werden.<br />

85


3 QUALIFIZIERUNG UND BEKLEIDUNG<br />

3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konzeptionell<br />

In den folgenden Abschnitten werden Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen<br />

beschrieben und, soweit es zweckmäßig ist, klassifiziert.<br />

3.1.1 Schulung mit Schwerpunkt Montagesauberkeit<br />

Welche Personengruppen s<strong>in</strong>d zu schulen?<br />

86<br />

- Management, betriebliche Führungskräfte<br />

- E<strong>in</strong>käufer / Beschaffer von Betriebsmitteln<br />

- Planer (Prozesse und E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Betriebsmittel)<br />

- Konstrukteure, Qualitätsplanung und -sicherung<br />

- Personal für Montage und Nacharbeit<br />

- Personal für <strong>Teil</strong>ebereitstellung und Abholung<br />

- Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>richter und Wartungspersonal, Instandhaltung …<br />

- Raumpflegepersonal<br />

- Fremdfirmen: z. B. Bauarbeiter, Servicetechniker, Re<strong>in</strong>igungsfirmen<br />

Mögliche Schulungsabschnitte:<br />

1. Grundlegende Sensibilisierung: Dieser Schulungs-Abschnitt ist <strong>in</strong>haltlich<br />

für alle Personengruppen identisch [vgl. Abschnitt B unten] und für alle<br />

Personengruppen vorzusehen; eventuell mit Ausnahme von<br />

Fremdfirmen. Er kann bezüglich Umfang und Dauer an die jeweilige<br />

Zielgruppe angepasst werden.<br />

2. Regeln zum Betreten und Aufenthalt <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen: Dieser<br />

Schulungs-Abschnitt ist <strong>in</strong>haltlich für alle Personengruppen identisch<br />

und für alle Zielgruppen vorzusehen. Kurzschulung speziell für<br />

Fremdfirmenmitarbeiter, die nur e<strong>in</strong>malig / sporadisch <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />

treten, ist probat.<br />

3. Montagenahe Logistik und Re<strong>in</strong>haltung: Dieser Schulungsabschnitt ist<br />

für alle regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saubermontage tätigen Mitarbeiter sowie für<br />

Planer vorzusehen.<br />

4. Sauberkeitsgerechte Montage: Dieser Schulungsabschnitt vermittelt<br />

Details zur M<strong>in</strong>imierung und Vermeidung von Verunre<strong>in</strong>igungen bei


Montage und Nacharbeit. Dieser Schulungsabschnitt ist für alle<br />

regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saubermontage tätigen Mitarbeiter sowie für Planer<br />

vorzusehen.<br />

5. Themenschwerpunkte aus Sauberkeitssicht: Diese<br />

Schulungsabschnitte richten sich an ausgewählte Personengruppen<br />

und vermitteln spezifische Inhalte, wie z. B. Wartung und<br />

Instandsetzung o<strong>der</strong> auch sauberkeitsgerechte Gestaltung von<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen, sauberkeitsgerechte Konstruktion<br />

Über die Häufigkeit von Schulungsmaßnahmen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Aktualisierung (Weiterentwicklung) o<strong>der</strong> Auffrischung (Wie<strong>der</strong>holung)<br />

können hier ke<strong>in</strong>e Empfehlungen ausgesprochen werden<br />

Schulungskonzept zur grundlegenden Sensibilisierung (<strong>in</strong>haltlicher Aufbau):<br />

- Historie; Entwicklung <strong>der</strong> Notwendigkeit von Sauberkeitsqualitätsaspekten<br />

- Um welche Störgröße geht es (Partikel; nicht Chemie). Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

(aus Prozessen und Umgebung). Darstellung, dass<br />

auch bei Montage (trotz aller Vorbestrebungen) e<strong>in</strong> Beitrag geleistet<br />

werden muss<br />

- Aufzeigen <strong>der</strong> gesamten Prozesskette (Konstruktion, Gießen,<br />

mechanische Bearbeitung, Re<strong>in</strong>igung, Transport und Lagerung …),<br />

auch bezüglich Zulieferer und Abnehmer<br />

- Größenvergleiche / Visualisierung von Partikeln<br />

- Nennung / Visualisierung von Defekten, Folgeschäden, Kosten.<br />

Beispiele (Bil<strong>der</strong>) von n. i. O.-<strong>Teil</strong>en<br />

- Konkrete Bildbeispiele: Falsch / Richtig für Maßnahmen<br />

- Persönliche Ansprache: E<strong>in</strong>zelbeitrag des E<strong>in</strong>zelnen hervorheben<br />

und betonen<br />

- Konkrete H<strong>in</strong>weise / Maßnahmen bezüglich Montagetätigkeit:<br />

Eigentlicher Fügeprozess bis Verpackung und Logistik<br />

- <strong>Teil</strong>nahmezertifikat<br />

3.1.2 Bekleidung<br />

Aus Sauberkeitssicht hat die Bekleidung unterschiedliche Funktionen:<br />

- Durch Verwendung geeigneter Textilien kann die Abgabe von<br />

Flusen erheblich e<strong>in</strong>gedämmt werden.<br />

87


88<br />

- Durch Kleidung, die ausschließlich im Sauberkeitsbereich<br />

Verwendung f<strong>in</strong>det, werden Verschleppungen aus unsaubereren<br />

Bereichen verr<strong>in</strong>gert.<br />

- Durch Abdecken von Haut- und Haarpartien wird <strong>der</strong>en (Eigen-)<br />

Partikelabgabe an die Umgebung verr<strong>in</strong>gert.<br />

- Die von nicht regulierten Bereichen abweichende Bekleidungsform<br />

hat auch e<strong>in</strong>e pädagogische Bedeutung und signalisiert die<br />

speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen und Spielregeln sowie Verantwortlichkeit<br />

<strong>in</strong> Sachen Sauberkeitsqualität.<br />

- In Montagen mit hohem Personalanteil kann flusenarme Bekleidung<br />

erheblich zur E<strong>in</strong>dämmung von Staub und Flusen beitragen.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe haben sich die nachstehenden Bekleidungskonzepte<br />

bewährt.<br />

Sauberkeitsstufen und Bekleidung<br />

Anfor<strong>der</strong>ung<br />

(Reihenfolge mit<br />

zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

Oberbekleidung<br />

SaS0 SaS1<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

1. Nur private Alltagskleidung + - - -<br />

2. Nur Konventionelle<br />

Arbeitskleidung o + - -<br />

3. Übermantel / Overall,<br />

ausschließlich für den<br />

Sauberkeitsbereich<br />

(E<strong>in</strong>weg / Mehrweg),<br />

flusenarm<br />

4. Für die entsprechende<br />

Re<strong>in</strong>raumklasse<br />

empfohlene Bekleidung<br />

(E<strong>in</strong>weg / Mehrweg)<br />

Schuhwerk<br />

o o + 1) + 1)<br />

o o o +<br />

1. Nur Private Alltagsschuhe /<br />

Sicherheitsschuhe + + - -<br />

2. Private Alltagsschuhe /<br />

Sicherheitsschuhe, <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit z. B.<br />

Schuhputzmasch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

Klebematte<br />

o o + -<br />

Bemerkung<br />

1) Abhängig von<br />

<strong>der</strong> Anwendung<br />

zu entscheiden


Anfor<strong>der</strong>ung<br />

(Reihenfolge mit<br />

zunehmendem<br />

Sauberkeitsanspruch)<br />

3. Überschuhe, E<strong>in</strong>weg /<br />

Mehrweg ausschließlich für<br />

den Sauberkeitsbereich<br />

Separate Schuhe,<br />

Mehrweg; ausschließlich<br />

für den Sauberkeitsbereich<br />

Kopfbedeckung<br />

SaS0 SaS1<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o o o +<br />

1. Ke<strong>in</strong>e + + + -<br />

2. Haarnetz / Mütze o o o/+ +<br />

3. Kopfhaube<br />

4. Mundschutz<br />

o o o o/+<br />

o o o o/+<br />

Wenn die unmittelbar vom Menschen ausgehenden Verunre<strong>in</strong>igungen stören:<br />

Bemerkung<br />

Erzeugnisabhängig <br />

Erzeugnisabhängig<br />

/ für<br />

Bartträger<br />

Kopfbedeckungen und Mundschutz sollen z. B. sich lösende Haare und Hautschuppen<br />

zurückhalten.<br />

Falls das Personal <strong>in</strong> übergebeugter Position am offenen Produkt bzw. an Funktionsflächen<br />

arbeitet,<br />

ist e<strong>in</strong>e Bedeckung des Haupthaars auch <strong>in</strong> SaS1 und SaS2 erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Legende: + = geeignet / ja - = ungeeignet / ne<strong>in</strong> o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Tabelle E.2: Sauberkeitsstufen und Bekleidung<br />

Arbeitssicherheit (z. B. Sicherheitsschuhe, Schutzhandschuhe o<strong>der</strong> Schutzhelme,<br />

Hautschutzmittel) sowie ESD- und Korrosionsschutz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell<br />

mit Sauberkeitsgesichtspunkten abzustimmen und zu regulieren.<br />

Handschuhe:<br />

- Es ist festzulegen, ob das Tragen von Handschuhen erfor<strong>der</strong>lich ist,<br />

um dadurch Güter speziell vor Partikelverunre<strong>in</strong>igung (nicht vor<br />

Korrosion) zu schützen.<br />

- Wenn aus arbeitssicherheitstechnischen Gründen Handschuhe<br />

vorgeschrieben s<strong>in</strong>d, ist <strong>der</strong>en Eignung aus sauberkeitstechnischer<br />

Sicht zu prüfen.<br />

H<strong>in</strong>weis: In <strong>der</strong> Oberfläche von Handschuhen können sich Partikel ansammeln; mit<br />

Risiko <strong>der</strong> Verschleppung.<br />

89


90<br />

- Die Bed<strong>in</strong>gungen für die Benutzung von Handschuhen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Arbeitsanweisungen festzulegen; z. B. Wechsel<strong>in</strong>tervalle.<br />

- Auch beim Tragen von Handschuhen gilt: Unnötiger Kontakt mit<br />

an<strong>der</strong>weitigen Gegenständen und Oberflächen ist zu vermeiden.<br />

Nach Bedarf s<strong>in</strong>d weitere Regeln anzuwenden:<br />

- Es dürfen ke<strong>in</strong>e verunre<strong>in</strong>igten bzw. öligen Handschuhe verwendet<br />

werden<br />

- Handschuhe nicht als Wischmittel zur Entfernung von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen verwenden<br />

- Auf den Boden gefallene Handschuhe nicht weiter verwenden<br />

- Nach Re<strong>in</strong>igungstätigkeiten an Masch<strong>in</strong>en, Werkzeugen und<br />

Arbeitsplätzen müssen die benutzten Handschuhe abgelegt bzw.<br />

frische Handschuhe angezogen werden. Dies gilt ebenso für<br />

Reparatur- und Wartungsarbeiten.<br />

3.1.3 Grundregeln<br />

Bei den nachfolgenden Empfehlungen handelt es sich vorwiegend um<br />

mögliche Inhalte von Arbeitsanweisungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Die untenstehende Klassifizierung von Verhaltensregeln lässt erkennen,<br />

dass e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen gleichermaßen auf die unterschiedlichen<br />

Sauberkeitsstufen zutreffen. Dies untermauert die Erfahrung, dass die<br />

Qualitätsverbesserung nicht ausschließlich auf <strong>der</strong> Gestaltung des Raums<br />

son<strong>der</strong>n gerade auch auf den dort herrschenden Spielregeln beruht.


E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

1. Unnötiges Berühren<br />

möglicherweise<br />

verunre<strong>in</strong>igter Oberflächen<br />

und Gegenstände ist zu<br />

unterlassen<br />

2. Personal das<br />

Montagetätigkeiten ausführt,<br />

darf nicht mit<br />

Umverpackungen <strong>in</strong><br />

Berührung kommen<br />

3. Die vorgeschriebene<br />

Bekleidung<br />

darf nicht außerhalb des<br />

Bereichs getragen werden<br />

4. Kontakt von Funktionsflächen<br />

mit <strong>der</strong> Bekleidung ist zu<br />

vermeiden<br />

5. Das vorgeschriebene<br />

Schuhwerk darf nicht<br />

außerhalb des Bereichs<br />

getragen werden<br />

6. Der Aufenthalt ist nur mit <strong>der</strong><br />

vorgeschriebenen<br />

Arbeitskleidung zulässig.<br />

7. Die E<strong>in</strong>nahme von Speisen<br />

ist nicht gestattet<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o o + +<br />

o + + +<br />

- - - 1) +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

Bemerkung<br />

1) Re<strong>in</strong>igung<br />

bei Betreten<br />

des Sauberkeitsbereichs<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

Lediglich <strong>in</strong><br />

den speziell<br />

ausgewiesenen<br />

Bereichen<br />

zulässig<br />

Alternative:<br />

Als Ausnahme<br />

nur während<br />

<strong>der</strong> festgesetzten<br />

Zeiten<br />

zulässig<br />

91


E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

8. Türen und Fenster s<strong>in</strong>d<br />

geschlossen zu halten<br />

9. Alle verunre<strong>in</strong>igten<br />

Gegenstände, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

höhere Sauberkeitsstufe<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden, müssen<br />

gere<strong>in</strong>igt werden<br />

10. Es dürfen ke<strong>in</strong>e Arbeiten, die<br />

umherfliegende Partikel<br />

verursachen, durchgeführt<br />

werden (Flexen, Ausblasen,<br />

…)<br />

11. Es ist auf das Risiko des<br />

Ablösens von Partikeln an<br />

beweglichen und / o<strong>der</strong><br />

lackierten <strong>Teil</strong>en zu achten<br />

12. Das Personal ist <strong>in</strong><br />

Verantwortung, auf<br />

Sauberkeit zu achten, bei<br />

Verwendung von<br />

Werkzeugen, Behältern und<br />

Bauteilen.<br />

13. Es ist stets darauf zu achten,<br />

dass ke<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

auf o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die <strong>Teil</strong>e fallen<br />

können<br />

92<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o + 2) + 2) +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

Bemerkung<br />

2) Ausnahme<br />

möglich, wenn<br />

Verunre<strong>in</strong>igung<br />

ausgeschlossen<br />

Gilt für<br />

Montage,<br />

Wartung,<br />

Reparatur,<br />

Umbau etc.<br />

Erfor<strong>der</strong>lichenf<br />

alls geeignete<br />

Vorsorge<br />

treffen (z. B.<br />

Absaugung,<br />

Abdeckung)<br />

Bei<br />

festgestellten<br />

Mängeln ist<br />

nach Vorschrift<br />

zu handeln<br />

z. B. beim<br />

Aus- und<br />

E<strong>in</strong>packen,<br />

beim<br />

Entnehmen<br />

aus Regalen,<br />

beim Öffnen<br />

von Anlagen<br />

und Masch<strong>in</strong>en


E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

14. Heruntergefallene <strong>Teil</strong>e<br />

gelten ohne Ausnahme als<br />

verunre<strong>in</strong>igt und müssen<br />

nach Vorschrift geson<strong>der</strong>t<br />

behandelt werden<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o + + +<br />

15. Es dürfen nur die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Werkzeuge<br />

bereitgestellt und verwendet<br />

werden. o + + +<br />

16. Auf den Boden gefallene<br />

Werkzeuge nicht ohne<br />

vorherige Re<strong>in</strong>igung weiter<br />

verwenden<br />

17. Während Stillstand müssen<br />

geölte o<strong>der</strong> gefettete <strong>Teil</strong>e<br />

vor Verunre<strong>in</strong>igung geschützt<br />

werden (z. B. durch<br />

Abdecken).<br />

Dies Gilt s<strong>in</strong>ngemäß für<br />

Schraubensicherungslack,<br />

Kleber, Flüssigdichtmasse<br />

usw.<br />

18. Die auf / an<br />

För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

bef<strong>in</strong>dlichen, noch nicht fertig<br />

gestellten Produkte müssen<br />

bei Stillstand <strong>der</strong><br />

Montagel<strong>in</strong>ie mit e<strong>in</strong>er<br />

Abdeckung versehen werden<br />

19. Wurden mit den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

„Re<strong>in</strong>en Werkbank“<br />

verwendeten Handschuhen<br />

Gegenstände außerhalb<br />

berührt (z. B. Heranziehen<br />

des Stuhls), müssen diese<br />

unverzüglich gewechselt<br />

werden<br />

o + + +<br />

o + o 3)<br />

o 3)<br />

o + o 3) o 3)<br />

+ + + +<br />

Bemerkung<br />

Die weitere<br />

Vorgehensweise<br />

bzw.<br />

Verwendung<br />

(z. B.<br />

Verschrotten,<br />

Re<strong>in</strong>igen) ist<br />

festzulegen<br />

Zur<br />

Bereitstellung<br />

und Ablage ist<br />

<strong>der</strong> dafür<br />

festgelegte<br />

Platz zu<br />

verwenden<br />

z. B.<br />

Abwischen mit<br />

sauberem<br />

Tuch<br />

3) Es sei denn,<br />

die umgebende<br />

Luft bewirkt<br />

e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

93


E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

20. Verunre<strong>in</strong>igungen auf<br />

Abdeckungen o<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>hausungen s<strong>in</strong>d vor dem<br />

Öffnen bzw. Abnehmen zu<br />

entfernen<br />

21. Bei Masch<strong>in</strong>en-Störungen,<br />

Rüst- und Wartungsarbeiten<br />

sowie Baumaßnahmen s<strong>in</strong>d<br />

Ladungsträger mit <strong>der</strong><br />

vorgesehenen Abdeckung zu<br />

versehen; Folienbeutel bzw.<br />

e<strong>in</strong>gelegte Folien s<strong>in</strong>d zu<br />

schließen<br />

22. Ke<strong>in</strong>e sauberkeitskritischen<br />

Komponenten ungeschützt<br />

im Packbereich lagern<br />

94<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Tabelle E.3: Auswahl von allgeme<strong>in</strong>en Regeln und Maßnahmen<br />

3.1.4 Logistik<br />

Bemerkung<br />

Bei den nachfolgenden Empfehlungen handelt es sich vorwiegend um<br />

mögliche Inhalte von Arbeitsanweisungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

1. Je<strong>der</strong> Benutzer ist für<br />

e<strong>in</strong>e pflegliche,<br />

sachgerechte<br />

Behandlung <strong>der</strong><br />

Verpackung<br />

verantwortlich<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

+ + + +<br />

Bemerkung


Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

2. Komponenten und<br />

Zusammenbauten dürfen<br />

nur <strong>in</strong> den dafür<br />

vorgesehenen<br />

Packmitteln verpackt<br />

werden<br />

3. Beschädigte<br />

Ladungsträger und<br />

Packmittel s<strong>in</strong>d<br />

auszusortieren<br />

4. Umverpackungen dürfen<br />

nicht im Montagebereich<br />

entfernt werden<br />

5. Auspacken / Verpacken<br />

von <strong>Teil</strong>en nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> Montage<br />

6. Das direkte Abstellen<br />

von KLT bzw.<br />

Stapelbehältern mit<br />

E<strong>in</strong>zelteilen, Baugruppen<br />

o<strong>der</strong> Fertigerzeugnissen<br />

auf dem Fußboden ist<br />

nicht zulässig<br />

7. Gebrauchte<br />

Verpackungen und<br />

Abdeckungen s<strong>in</strong>d an<br />

def<strong>in</strong>ierten Plätzen<br />

abzulegen<br />

8. Entpackte Bauteile s<strong>in</strong>d<br />

sofort <strong>in</strong> den<br />

vorgesehenen Montage-<br />

o<strong>der</strong> Lagerbereich<br />

e<strong>in</strong>zuschleusen<br />

9. Ungeschützte <strong>Teil</strong>e nicht<br />

direkt an Fahrwegen,<br />

Türen, Rolltoren o<strong>der</strong><br />

Fenstern und<br />

Oberlichtern lagern<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

+ + + +<br />

+ + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

+ + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + o<br />

Bemerkung<br />

Beurteilung anhand<br />

von Vergleichsmuster<br />

Dabei können<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

z. B. auf den Boden<br />

gelangen und von dort<br />

aufgewirbelt und<br />

verschleppt werden.<br />

Ausnahme: Nur mit<br />

Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />

Ausschließlich die<br />

dafür vorgesehenen<br />

Bereiche verwenden<br />

Besser: Verwendung<br />

von Kunststoff-<br />

Paletten,<br />

Transportwagen,<br />

Deckel usw.<br />

Dadurch soll e<strong>in</strong>e<br />

Querverunre<strong>in</strong>igung<br />

durch verunre<strong>in</strong>igtes<br />

Packmittel vermieden<br />

werden<br />

95


Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />

Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />

10. Ladungsträger s<strong>in</strong>d bei<br />

Unterbrechungen des<br />

Prozesses mit <strong>der</strong><br />

vorgesehenen<br />

Abdeckung zu versehen;<br />

Folienbeutel bzw.<br />

e<strong>in</strong>gelegte Folien s<strong>in</strong>d zu<br />

schließen<br />

11. Ladungsträger dürfen<br />

nicht vorzeitig geöffnet<br />

werden, son<strong>der</strong>n erst zur<br />

Entnahme von <strong>Teil</strong>en<br />

12. Es ist darauf zu achten,<br />

das beim Entnehmen<br />

ke<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

Ware durch verunre<strong>in</strong>igte<br />

Verpackung erfolgt<br />

13. Kartonagen dürfen nicht<br />

aufgerissen, son<strong>der</strong>n nur<br />

an entsprechenden<br />

Sollbruchstellen o<strong>der</strong> mit<br />

dafür vorgesehenen<br />

Werkzeugen geöffnet<br />

werden<br />

14. Umgeschlagene Folien,<br />

die außen verunre<strong>in</strong>igt<br />

s<strong>in</strong>d, nicht wie<strong>der</strong> nach<br />

<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>schlagen<br />

96<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

- + o 1) o 1)<br />

- + o 1) o 1)<br />

o + + +<br />

o + - 2) - 2)<br />

- + + +<br />

Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Bemerkung<br />

1) Es sei denn die<br />

umgebende Luft<br />

bewirkt e<strong>in</strong>e<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

2) Unversiegelte<br />

Kartonagematerialien<br />

s<strong>in</strong>d nicht zulässig<br />

Ladungsträger besser<br />

offen stehen lassen<br />

o<strong>der</strong> neue, saubere<br />

Folie bzw. feste<br />

Abdeckhaube<br />

darüber legen<br />

Tabelle E.4: E<strong>in</strong>ige Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> montagenahen Logistik


3.1.5 Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs<br />

Auswahl von Maßnahmen: Re<strong>in</strong>haltung<br />

Maßnahme /<br />

Anfor<strong>der</strong>ung<br />

1. Ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />

Druckluft zur<br />

manuellen Re<strong>in</strong>igung<br />

2. Der E<strong>in</strong>satz von<br />

Wischtüchern und<br />

an<strong>der</strong>en Re<strong>in</strong>igungshilfsmitteln,<br />

die Fasern<br />

und Flusen abgeben<br />

können, ist nicht<br />

gestattet<br />

3. Gebrauchte Wischtücher<br />

und Re<strong>in</strong>igungshilfsmittel<br />

nicht<br />

am Arbeitsplatz<br />

herumliegen lassen,<br />

son<strong>der</strong>n sofort zur<br />

Entsorgung <strong>in</strong> den<br />

dafür vorgesehenen<br />

Abfallbehälter<br />

4. Nach Arbeitsanweisung<br />

und bei Bedarf<br />

s<strong>in</strong>d zu re<strong>in</strong>igen:<br />

Ablagen, Arbeitsplatz,<br />

Greifbehälter, Transportbehälter,Ladungsträger,Werkstückträger,<br />

Masch<strong>in</strong>en,<br />

Vorrichtungen …<br />

5. Der Boden im Bereich<br />

des Arbeitsplatzes ist<br />

sauber zu halten<br />

6. Packbereiche s<strong>in</strong>d<br />

wegen vermehrten<br />

Schmutzaufkommens<br />

regelmäßig und<br />

häufiger feucht zu<br />

re<strong>in</strong>igen<br />

SaS0 SaS1<br />

Sauberzone<br />

SaS2<br />

Sauberraum<br />

SaS3<br />

Re<strong>in</strong>raum<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

o + + +<br />

+ + + +<br />

+ + + +<br />

o + + +<br />

Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

Bemerkung<br />

Besser: z. B. Nutzung<br />

von Absauganlagen o<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz von<br />

Staubsaugern<br />

Mehrfache Verwendung<br />

zulässig; nach Vorschrift.<br />

Arbeitsanweisung muss<br />

beschreiben, wann und<br />

wie zu re<strong>in</strong>igen und was<br />

bei Bedarf / nach<br />

eigenem Ermessen<br />

bedeutet<br />

Maßnahme hat mehr<br />

ästhetische /<br />

psychologische als<br />

funktionale Bedeutung.<br />

Tabelle E.5: Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs<br />

97


3.2 Flankierende Maßnahmen und Betrachtungen<br />

Die Mitarbeiter sollten bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Gestaltungsphase von<br />

Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>bezogen werden. Zur Optimierung <strong>der</strong> Saubermontage<br />

haben, mit Blick auf das Thema Personal, folgende Punkte hohe<br />

Priorität:<br />

1. Durchführung beson<strong>der</strong>s sauberkeitskritischer Montageschritte (auch <strong>in</strong><br />

Frage kommende Nacharbeitsschritte); als systematische Fehlerquelle<br />

/ direkter E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

2. Kontrolle sensibler Bauteiloberflächen und aktives Entfernen eventuell<br />

vorhandener Verunre<strong>in</strong>igungen; als direkter E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

3. Risiko <strong>der</strong> Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen durch Werker, die mit<br />

sauberen Funktionsflächen des Produktes umgehen; als zufällige<br />

Fehlerquelle / <strong>in</strong>direkter E<strong>in</strong>flussfaktor. Diesbezüglich kann e<strong>in</strong>e strikte<br />

Trennung von Montagetätigkeit und Nebentätigkeiten angezeigt se<strong>in</strong><br />

(Mischtätigkeit).<br />

Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />

<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen. Für<br />

das Zusammenspiel von Sauberkeitsaspekten und Personal s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Maßnahmen und Regulierungen vorzusehen, beispielsweise:<br />

1. Verantwortliche Personen für Sauberkeitsbereiche<br />

2. Zugangsberechtigungen für Sauberkeitsbereiche; Zutrittsberechtigung<br />

nur für e<strong>in</strong>geschränkten Personenkreis<br />

3. Unterrichtung und Schulung des Personals über die Sauberkeits-<br />

anfor<strong>der</strong>ungen. Festlegung von Zielgruppe (z. B. Management,<br />

Werker, Re<strong>in</strong>igungspersonal, Instandhaltung …) sowie Inhalt, Zeitpunkt<br />

und Häufigkeit für Schulungsmaßnahmen.<br />

4. E<strong>in</strong>weisung am Arbeitsplatz und dessen Umfeld<br />

5. Abläufe, wenn <strong>Teil</strong>e unsachgemäß verpackt bzw. <strong>in</strong> verunre<strong>in</strong>igtem<br />

Ladungsträger zur Verfügung gestellt wurden; ebenso Abläufe, wenn<br />

<strong>Teil</strong>e verunre<strong>in</strong>igt s<strong>in</strong>d.<br />

6. Erstellung von Anweisungen; bspw. betreffend:<br />

98<br />

- Betreten und Verlassen von Sauberkeitsbereichen sowie E<strong>in</strong>- und<br />

Ausschleusen von Gütern<br />

- Benutzung spezieller Bekleidung (falls erfor<strong>der</strong>lich) und <strong>der</strong>en<br />

Wechsel<strong>in</strong>tervalle


- Verhaltensregeln im Sauberkeitsbereich<br />

- Umgang mit sauberkeitsempf<strong>in</strong>dlichen Gütern <strong>in</strong>klusive Hilfsstoffen<br />

(Öle, Kleber, Dichtmasse, Fette, Schraubensicherungslack …)<br />

- Durchführung beson<strong>der</strong>s verunre<strong>in</strong>igungskritischer Montageschritte<br />

(auch <strong>in</strong> Frage kommende Nacharbeitsschritte)<br />

- Prüfung / Kontrolle <strong>der</strong> Sauberkeit von Verpackungen, Ladungsträgern<br />

sowie Bauteilen und Zusammenbauten<br />

- Öffnen und Schließen von Verpackungen<br />

- Benutzung von Fenstern, Türen, Toren und / o<strong>der</strong> Schleusen<br />

- E<strong>in</strong>nahme und Aufbewahrung von Speisen und Getränken<br />

- Entsorgung von Abfällen<br />

- Verhalten bei Wartung, Instandhaltung / Umbaumaßnahmen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei laufen<strong>der</strong> Produktion<br />

3.2.1 Mischtätigkeiten<br />

In <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Verunre<strong>in</strong>igungse<strong>in</strong>flüsse und -mechanismen<br />

bedeutet die Verschleppung e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten Risiken. Mischtätigkeiten <strong>der</strong><br />

Werker stellen deshalb e<strong>in</strong>en zentralen Punkt <strong>der</strong> Risikoanalyse und<br />

Vermeidungsstrategie dar. In wie weit Mischtätigkeiten e<strong>in</strong> Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko<br />

für empf<strong>in</strong>dliche Güter darstellen, ist im E<strong>in</strong>zelfall zu<br />

betrachten und zu bewerten.<br />

Bei abwechselnden Tätigkeiten des Montagepersonals können Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

durch Hände o<strong>der</strong> Handschuhe sowie über Kleidung und Schuhwerk<br />

verschleppt und auf Funktionsflächen sowie <strong>der</strong>en direkte Umgebung<br />

übertragen werden; z. B.<br />

3. Handhabung unsauberer Verpackungen und Ladungsträger (z. B.<br />

Entfernen von Außenverpackungen)<br />

4. Umgang mit ungere<strong>in</strong>igten bzw. unsauberen Bauteilen und Werkzeugen<br />

5. Mechanische Bearbeitung (z. B. Schweißstelle verputzen)<br />

6. Manuellen Montagetätigkeiten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit beölten <strong>Teil</strong>en o<strong>der</strong><br />

Umgang mit Montagehilfsflüssigkeiten<br />

7. Re<strong>in</strong>igung (z. B. Ladungsträger, Arbeitsplatz)<br />

8. Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />

99


Abhilfe (z. B.):<br />

100<br />

- Mischtätigkeiten mit Verschleppungsrisiko planerisch vermeiden<br />

- Re<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> Hände nach Durchführung unsauberer Tätigkeiten<br />

- Tragen von Handschuhen während unsauberer Tätigkeiten; mit<br />

anschließendem Ablegen <strong>der</strong> benutzen Handschuhe<br />

- Tragen von E<strong>in</strong>weghandschuhen während unsauberer Tätigkeiten;<br />

mit anschließendem Verwerfen <strong>der</strong> benutzen Handschuhe<br />

3.2.2 Verschleppung durch Berühren<br />

Die hier angestellte Betrachtung gilt generell für den Werker, <strong>der</strong> mit<br />

sensiblen Funktionsoberflächen des Produktes umgeht. Die Kernaussage<br />

lautet: Berührung von potenziell verunre<strong>in</strong>igten Oberflächen, die nichts mit<br />

dem unmittelbaren/ planmäßigen Arbeitsablauf zu tun haben, ist zu<br />

unterlassen.<br />

Potenziell verunre<strong>in</strong>igte Oberflächen:<br />

• Gebrauchte Wischtücher<br />

• Fußboden / Schuhwerk<br />

• Außenverpackungen<br />

(z. B. Strechfolie / Gitterbox)<br />

• Behälterböden (z. B. Ladungsträger,<br />

Rütteltöpfe)<br />

• Werkzeuge / Werkstückaufnahmen<br />

• Betriebsmittel (<strong>in</strong>nen)<br />

• Arbeitsflächen<br />

• Bauteile ger<strong>in</strong>ger Sauberkeitsklasse<br />

• Oberseiten von Abdeckungen /<br />

Gehäusen/ Lagerregalen<br />

Werker:<br />

• Hände<br />

• Handschuhe<br />

• Kleidung<br />

Produktbereich:<br />

• Bauteile<br />

• Werkzeuge<br />

• Hilfsmittel und<br />

Hilfsstoffe<br />

• Arbeitsfläche<br />

Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

durch Berührung<br />

Abb. E.2: Verschleppung aufgrund des Berührens zu meiden<strong>der</strong> Oberflächen<br />

durch den Werker


Beispiel: Bed<strong>in</strong>gt durch die Gestalt des Produktes und die Montageabfolge<br />

kann es erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Werker zwangsläufig auch mit Bauteilen<br />

umgehen muss, die aus Sicht <strong>der</strong> Funktion des Zusammenbaus ke<strong>in</strong>en<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen unterliegen. Dies könnte z. B. die nicht<br />

entgratete Oberfläche e<strong>in</strong>es unsche<strong>in</strong>baren Graugussanbauteils se<strong>in</strong>. Hier<br />

könnte beispielsweise vorgegeben werden, an welchen Stellen das<br />

manuelle Greifen und Halten zur erfolgen hat, um möglichst ke<strong>in</strong>e Grate<br />

abzulösen. Eventuell bietet sich auch das Anbieten von E<strong>in</strong>wegtüchern <strong>in</strong><br />

Spen<strong>der</strong>n an, um die Hände vor dem anschließenden direkten Berühren<br />

e<strong>in</strong>er sensiblen Bauteiloberfläche (z. B. Dichtung) zu re<strong>in</strong>igen.<br />

Fälle, die dem Pr<strong>in</strong>zip des angeführten Beispiels entsprechen, f<strong>in</strong>den sich<br />

häufiger <strong>in</strong> realen Montageszenarien als planerisch vorweg genommen<br />

werden kann. Hier bewährt sich das Mitdenken des ausgebildeten und<br />

motivierten Mitarbeiters am Ort des Geschehens als Potenzial für e<strong>in</strong>en<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozess (mit durchaus relativ e<strong>in</strong>fachen<br />

Mitteln o<strong>der</strong> Maßnahmen).<br />

3.2.3 Der Werker als Partikelauslöser und -beseitiger<br />

Hier s<strong>in</strong>d Möglichkeiten <strong>der</strong> aktiven montagebegleitenden Maßnahmen des<br />

Montagepersonals angesprochen.<br />

Dabei liegt es z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zuständigkeit des Werkers, jeweils e<strong>in</strong>en ganz<br />

bestimmten Bereich <strong>der</strong> Komponenten bzw. des Zusammenbaus auf<br />

mögliche Verunre<strong>in</strong>igungen zu prüfen (visuelle 100 % Kontrolle).<br />

Die Abläufe müssen vorsehen, dass es n. i. O. -Befunde gibt und dadurch<br />

e<strong>in</strong>e Nacharbeit erfor<strong>der</strong>lich wird (Ausschleusen <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>e / des<br />

Zusammenbaus o<strong>der</strong> manuelles Entfernen <strong>der</strong> Partikel durch den Werker).<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Montageablauf <strong>in</strong>tegrierten manuellen, Partikelentfernung:<br />

Magnetangel, Absaugen, Wischen etc.<br />

Beispiele für Inhalte von Anweisungen:<br />

- Benutzte Schrauben verwerfen und durch neue ersetzen.<br />

- Die Stelle x des Aggregats ist nach dem E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Buchse mit<br />

dem Handsauger zu re<strong>in</strong>igen.<br />

- Das Schrauberbit ist zum Anziehen o<strong>der</strong> Lösen <strong>der</strong> Schraube<br />

passgenau anzusetzen.<br />

101


3.2.4 Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />

Bei e<strong>in</strong>er Reihe von Vorgängen können Partikel freigesetzt bzw.<br />

aufgewirbelt und auf ungeschützte Oberflächen übertragen werden. Diese<br />

Vorgänge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen während <strong>der</strong> Produktion nicht<br />

zulässig.<br />

102<br />

Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />

Vorgang Mögliche Abhilfe Bemerkung<br />

Fegen Feuchtes Wischen o<strong>der</strong><br />

Saugen<br />

Ausblasen / Abblasen,<br />

Trocknen mit Druckluft<br />

o<strong>der</strong> Druckgas<br />

Zugluft durch Öffnen von<br />

Türen, Fenstern,<br />

Dachluken o<strong>der</strong> Toren<br />

Saugblasen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>hausung<br />

mit gezielter Absaugung<br />

Befahrbare Tore (Rolltore /<br />

Schw<strong>in</strong>gtore) als Schleuse<br />

ausführen. Installation von<br />

Klimatechnik. Abschließbare<br />

Fenster.<br />

(Um-)Baumaßnahmen Montagebereiche<br />

beispielsweise durch<br />

Abhängungen schützen o<strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichenfalls stilllegen.<br />

Vor Baubeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d die<br />

betreffenden Bereiche gezielt<br />

entsprechend zu<br />

organisieren. Vermehrte<br />

Re<strong>in</strong>igung, Grundre<strong>in</strong>igung<br />

nach Baumaßnahme.<br />

Aufwirbeln von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen und<br />

Ablagerung auf Umgebung<br />

und Kleidung<br />

Häufig werden dabei die<br />

regulären Materialflüsse und<br />

Abläufe gestört.<br />

Vermischung von Baustelle<br />

und Stellflächen für<br />

Ladungsträger und Güter<br />

stellt sich e<strong>in</strong>.<br />

Verschleppung durch<br />

Bewegung von Personal und<br />

Material.<br />

Tabelle E.6: Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken (siehe Tabelle E.1<br />

Bedeutung des Personals aus Sicht <strong>der</strong> Montagesauberkeit;<br />

Mensch als Auslöser)


F: MONTAGEEINRICHTUNGEN<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Bis zur eigentlichen (Weiter-)Verarbeitung s<strong>in</strong>d die montagesauberen<br />

Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel vor Verunre<strong>in</strong>igung geschützt. Während <strong>der</strong><br />

Montage s<strong>in</strong>d Komponenten sowie Produkt am unmittelbarsten den<br />

potenziell schädlichen E<strong>in</strong>flüssen <strong>der</strong> Verarbeitungsprozesse, <strong>der</strong><br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen, des Personals sowie <strong>der</strong> Umgebung ausgesetzt.<br />

Im vorliegenden Leitfaden werden Betriebsmittel wie Automaten, Anlagen,<br />

manuelle Arbeitsplätze und Montagestationen zur Vere<strong>in</strong>fachung unter dem<br />

Begriff Montagee<strong>in</strong>richtungen zusammengefasst. Zur Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> vielfältigen Bestandteile und Funktionen von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

werden diese als Gruppen <strong>in</strong> Unterkapiteln wie Werkzeuge, Hilfsstoffe etc.<br />

behandelt.<br />

Aufbau und Umfang von Montagee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />

Prozess und Erzeugnis spezifisch. Im Gegensatz zur räumlichen<br />

Montageumgebung beispielsweise, können Stand Dez. 2009 die hier<br />

vorgestellten Kriterien und Maßnahmen für Montagee<strong>in</strong>richtungen bezüglich<br />

<strong>der</strong>en Aufwand und Nutzen nicht strikt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzt o<strong>der</strong><br />

klassifiziert werden.<br />

Die angebotenen Möglichkeiten zur sauberkeitsgerechten Gestaltung und<br />

Anwendung von Montagee<strong>in</strong>richtungen müssen somit <strong>in</strong>dividuell erwogen<br />

und nach bestem Wissen umgesetzt werden.<br />

Beispiel: Im e<strong>in</strong>en Fall kann z. B. die E<strong>in</strong>hausung e<strong>in</strong>er Anlage aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

stammende, störende Partikel effizient abhalten und zu e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

des Ergebnisses führen. Im an<strong>der</strong>en Fall werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage selbst<br />

entstehende, weitaus kritischere Partikel durch die Kapselung sozusagen<br />

e<strong>in</strong>geschlossen und aufkonzentriert, mit Folge e<strong>in</strong>er Verschlechterung des<br />

Ergebnisses.<br />

Speziell <strong>in</strong> den eigentlichen Fügeprozessen kann e<strong>in</strong> hohes Potenzial <strong>in</strong><br />

Bezug auf die produktnahe Entstehung und Freisetzung stören<strong>der</strong> Partikel<br />

vorliegen. Umgekehrt kann e<strong>in</strong> an geeigneter Stelle <strong>in</strong>stallierter Zwischen-<br />

o<strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igungsschritt bisher e<strong>in</strong>getragene bzw. unvermeidbare<br />

Störpartikel weitgehend beseitigen; (siehe hierzu auch gleichnamige<br />

Unterkapitel).<br />

Methoden zur Charakterisierung des Partikelaufkommens an und <strong>in</strong><br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kapitel G: Messung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

beschrieben.<br />

103


2 Grundlagen<br />

Bezogen auf Montagee<strong>in</strong>richtungen greifen vielfältige Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>:<br />

1. Partikelentstehung durch den Fügevorgang selbst, mit möglicher Folge<br />

<strong>der</strong>:<br />

104<br />

a) Partikelabgabe an Funktionsflächen des Erzeugnisses (Beispiel:<br />

Beim Schrauben entstehen Partikel <strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>den, die <strong>in</strong> den<br />

Funktionsraum fallen)<br />

b) Partikelabgabe an die Prozessumgebung sowie eventuell direkt an<br />

Funktionsflächen: z. B. Abrieb beim E<strong>in</strong>fädeln e<strong>in</strong>es Schrauber-<br />

Bits o<strong>der</strong> Splitter e<strong>in</strong>es Schlagwerkzeugs (z. B. Kunststoffhammer)<br />

c) Entsprechende Risiken können auch beim Trennen von<br />

Verb<strong>in</strong>dungen im Rahmen des Arbeits- bzw. Prozessablaufs<br />

gegeben se<strong>in</strong>; z. B. Herausdrehen von Schrauben an Lagerschalen.<br />

2. Partikelfreisetzung im Prozessbereich<br />

Umgebung<br />

Bauteile<br />

Zuführtechnik<br />

a) durch Funktionselemente <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (Betriebsmitteltechnik).<br />

Häufig: mechanischer Abrieb; z. B. L<strong>in</strong>earantrieb,<br />

Elektromotor, Zustell- und Handhabungsmechanik.<br />

b) durch Alterung und zunehmenden Verschleiß von Materialien<br />

Handhabung<br />

Montagestation<br />

Betriebsmittelkomponenten<br />

und<br />

Werkzeuge<br />

Fügeprozesse<br />

Medien / Hilfsstoffe Ladungsträger / Verpackung<br />

Personal<br />

Erzeugnis<br />

Aspekte:<br />

• Materialien<br />

• Design<br />

• Wartung<br />

• Durchsatz<br />

• Verschleiß<br />

• Alterung<br />

• Re<strong>in</strong>haltung<br />

• Integrierte<br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

Abb. F.1: Montagee<strong>in</strong>richtung - Zusammentreffen vielfältiger E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

• …


3. Partikele<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den Prozessbereich, durch<br />

a) Materialzuführtechnik (z. B. verunre<strong>in</strong>igtes För<strong>der</strong>band o<strong>der</strong><br />

verunre<strong>in</strong>igter Werkstückträger),<br />

b) verunre<strong>in</strong>igte Außenflächen von Bauteilen, Werkzeugen und<br />

Ladungsträgern,<br />

c) e<strong>in</strong>greifendes Personal (z. B. Verschleppung über Hände, Ärmel<br />

…),<br />

d) luftgetragene / herabfallende Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung (z. B.<br />

mangels Kapselung o<strong>der</strong> bei Öffnen e<strong>in</strong>er Anlage bei e<strong>in</strong>er<br />

Funktionsstörung).<br />

Die Zielsetzung und Strategie bei <strong>der</strong> sauberkeitsorientierten Gestaltung<br />

von Montagee<strong>in</strong>richtungen dient <strong>der</strong> Sauberhaltung <strong>der</strong><br />

• zu verarbeitenden und bereitstehenden Funktionsflächen <strong>der</strong><br />

Bauteile,<br />

• zu verarbeitenden und bereitstehenden Hilfsstoffe; z. B.<br />

Dichtmasse,<br />

• verwendeten Werkzeuge und Montagehilfsmittel / Montagehilfen;<br />

z. B. Hülse für Montage von Wellen-Dichtr<strong>in</strong>gen,<br />

• Gegenstände (generell), die <strong>in</strong> unmittelbarem Kontakt mit<br />

Funktionsflächen s<strong>in</strong>d; z. B. auch Messfühler<br />

• Gegenstände und Oberflächen (generell), die vom Werker berührt<br />

werden müssen, um u. a. auch sauberkeitskritische Bauteile zu<br />

verarbeiten.<br />

Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit ist denjenigen Verarbeitungsprozessen und<br />

Anlagenbestandteilen zu widmen, die per se aktive Verunre<strong>in</strong>igungsquellen<br />

im direkten Umfeld empf<strong>in</strong>dlicher Güter darstellen.<br />

H<strong>in</strong>weis: Dies betrifft vor allem das Risiko durch direktes Herabfallen <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

auf die zu schützenden Gegenstände.<br />

Bei manuellen Arbeitsplätzen hat zudem die Betrachtung <strong>der</strong><br />

Verschleppungsrisiken durch den Werker e<strong>in</strong>e hohe Priorität sowie<br />

dessen E<strong>in</strong>fluss auf die Partikelentstehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art und Weise se<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>dividuellen Verwendung <strong>der</strong> Werkzeuge bzw. Durchführung <strong>der</strong><br />

Montageschritte.<br />

105


3 Auslegung<br />

3.1 Maßnahmen und Empfehlungen - konstruktiv<br />

3.1.1 Gestaltungsgrundsätze<br />

Die Gestaltungsgrundsätze beschreiben Verbesserungsmöglichkeiten, die<br />

s<strong>in</strong>ngemäß an manuellen Arbeitsplätzen sowie an Montageautomaten<br />

angewendet werden können.<br />

106<br />

- M<strong>in</strong>imale Verwendung von horizontalen Oberflächen<br />

- Durch geneigte Flächen (z.B. Abdeckflächen) kann vermieden<br />

werden, dass sich dort Verunre<strong>in</strong>igungen vermehrt anhäufen o<strong>der</strong><br />

Gegenstände darauf abgelegt werden<br />

- Glatte Oberflächen ohne Vertiefungen, Spalte etc.<br />

- Ecken und Kanten möglichst abrunden<br />

- Leichte Zugänglichkeit zur Re<strong>in</strong>igung<br />

Für den Umgang mit Partikelquellen (z. B. bewegte, reibende Mechanik)<br />

bestehen folgende Ansatzpunkte:<br />

- Nicht oberhalb empf<strong>in</strong>dlicher Oberflächen anbr<strong>in</strong>gen. � Die für den<br />

Kernprozess erfor<strong>der</strong>lichen mechanischen Elemente (d. h.<br />

Partikelquellen) werden bevorzugt unterhalb <strong>der</strong> Werkstücke<br />

angebracht. Bildlich gesprochen entspricht dies sozusagen e<strong>in</strong>er<br />

über Kopf Montage bei <strong>der</strong> entstehende Partikel vom<br />

Funktionsbereich weg, nach unten fallen können.<br />

- Durch abriebarme Komponenten / Materialien ersetzen<br />

- Kapseln und / o<strong>der</strong> absaugen<br />

- Aus unmittelbarem Prozessbereich elim<strong>in</strong>ieren; z. B. mit Hilfe von<br />

Verlängerungen<br />

- E<strong>in</strong>satz von lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik zur Wegführung flugfähiger<br />

Kle<strong>in</strong>partikel<br />

H<strong>in</strong>weis: Bei Absaugungen sowie <strong>der</strong> eventuellen Durchströmung mit Re<strong>in</strong>luft ist e<strong>in</strong>e<br />

eventuelle Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Temperaturkonstanz zu berücksichtigen<br />

(z. B. Aushärten von Kleber).


Energieversorgung<br />

Montageplatz<br />

Abb. F.2: Varianten <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Partikel abgeben<strong>der</strong> Anlagentechnik<br />

3.1.2 Materialien und Oberflächen<br />

Siehe hierzu gleichlautenden Abschnitt im Kapitel C: Umgebung.<br />

3.1.3 Grundaufbau<br />

Partikel /<br />

Kondensation<br />

Der Grundaufbau bildet die Basiskonstruktion zur Integration <strong>der</strong><br />

technischen Ausrüstung. Er besteht üblicherweise aus e<strong>in</strong>er Rahmen- bzw.<br />

Trägerkonstruktion, horizontalen Flächen wie Ablage- o<strong>der</strong> Installationsflächen,<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>hausung, Zwischenwänden, eventuellen Schleusen,<br />

Beschlägen, wie z. B. Griffe o<strong>der</strong> Scharniere, Beleuchtungselementen etc.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

Werkstück<br />

- Offene, lichte Konstruktion von horizontalen Oberflächen; speziell<br />

auf Arbeits- bzw. Prozessebene � z. B. gratfreie Lochbleche.<br />

Partikel fallen dann nach unten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Falle (z. B. Schublade), wo<br />

sie nicht stören o<strong>der</strong> auf den Boden, wo sie regelmäßig entfernt<br />

werden. Großflächige Rundtakttische werden z. B. als Speichenrad<br />

gestaltet.<br />

- Vermeidung hervorstehen<strong>der</strong> Schraubenenden und -köpfe zur<br />

Erleichterung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />

107


108<br />

- Vermeidung von Durchgangsverschraubungen. � z. B.<br />

Verschraubungen e<strong>in</strong>er Arbeitsfläche von unten mittels<br />

Sacklöchern.<br />

- Anbr<strong>in</strong>gung von Beschlägen und Scharnieren an <strong>der</strong> Außenseite<br />

<strong>der</strong> Anlage bzw. unterhalb kritischer Bereiche (Schmutzfänger und<br />

Partikelquelle)<br />

- Vermeidung / Entfernung von nicht (mehr) unbed<strong>in</strong>gt für den<br />

Prozess erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>bauten. Generell sollten sich nur die<br />

Gegenstände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung bef<strong>in</strong>den, die für den<br />

jeweiligen Prozess benötigt werden.<br />

- Zugänglichkeit <strong>der</strong> vorgesehenen E<strong>in</strong>bauten zum Zweck <strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

- Standardisierte Schnittstellen zum flexiblen Anschluss von<br />

Handsaugern vorsehen; z. B. für Venturisauger<br />

- Bodenseitige E<strong>in</strong>hausung bündig im Fußbodenbereich anschlagen<br />

o<strong>der</strong> so anbr<strong>in</strong>gen, dass guter Zugang zur Re<strong>in</strong>igung unter <strong>der</strong><br />

Montagee<strong>in</strong>richtung besteht.<br />

- Abluft von z. B. Ventilatoren, Elektromotoren o<strong>der</strong><br />

Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>n und -ventilen sollte nicht <strong>in</strong> das Innere <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht direkt auf sensible Oberflächen<br />

gerichtet se<strong>in</strong>.<br />

- Versorgungsleitungen (Kabel, Rohre usw.) weitgehend außerhalb<br />

des unmittelbaren Prozessbereichs führen.<br />

- Rohrleitungen und Anlagenteile, an denen es zu Kondensation<br />

kommen kann, mit Isolierung versehen.<br />

Abb. F.3: Beispiel e<strong>in</strong>es Transportsystems mit durchlässiger Oberfläche


3.1.3.1 E<strong>in</strong>hausung<br />

In <strong>der</strong> Regel können E<strong>in</strong>hausungen alle<strong>in</strong> aus Sicherheitsgründen<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden. Die E<strong>in</strong>hausung kann fallweise aus Plexiglas- o<strong>der</strong><br />

Gitterelementen sowie Schürzen gebildet werden.<br />

Sie schützt Anlagenbereiche e<strong>in</strong>erseits vor Partikeln aus <strong>der</strong><br />

Umgebungsluft, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t an<strong>der</strong>erseits aber auch, dass beim<br />

Verarbeitungsprozess entstehende Partikel <strong>in</strong> die Umgebung gelangen.<br />

Wenn sich viele Quellen für flugfähige Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung bef<strong>in</strong>den<br />

(z. B. Bekleidung des Personals), bewirkt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>hausung bzw. Kapselung<br />

e<strong>in</strong>e merkliche Abschottung <strong>der</strong> betreffenden Umgebungspartikel.<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik ist zu diesem Zweck nicht immer zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die E<strong>in</strong>hausung ist so auszuführen, dass sich Verunre<strong>in</strong>igungen nicht an<br />

Stellen ansammeln können, bei denen die Gefahr besteht, dass er <strong>in</strong> die<br />

Anlage h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fällt. Bei Gitterelementen ist zu bedenken, dass diese sowohl<br />

als Staubfänger fungieren als auch unkomfortabel zu re<strong>in</strong>igen s<strong>in</strong>d.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Klappen, Deckel und Türen so anbr<strong>in</strong>gen, dass Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

beim Öffnen / Entfernen nicht <strong>in</strong> die Anlage fallen<br />

- Öffnungen zur Wärmeabfuhr nicht im Deckel son<strong>der</strong>n z .B. an den<br />

Seitenwänden im Oberteil <strong>der</strong> Anlage vorsehen. Alternativ:<br />

Öffnungen durch Blenden vor h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fallenden Partikeln schützen.<br />

- siehe s<strong>in</strong>ngemäß auch vorherige und nachfolgende Unterkapitel<br />

H<strong>in</strong>weis: Verunre<strong>in</strong>igungen auf Abdeckungen / E<strong>in</strong>hausungen s<strong>in</strong>d vor dem Öffnen<br />

/ Abnehmen zu entfernen.<br />

Abb. F.4: Beispiel für E<strong>in</strong>hausung<br />

109


Durch E<strong>in</strong>hausung kann e<strong>in</strong> lokaler Bereich geschaffen werden, dessen<br />

Sauberkeitsstufe gezielt von <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Umgebung abweicht. Beispiele:<br />

Gekapselte Abblasstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Montageraum höherer Sauberkeitsstufe.<br />

Als M<strong>in</strong>ienvironment (mit o<strong>der</strong> ohne Re<strong>in</strong>lufttechnik) gestaltete<br />

Nacharbeitsstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht reglementierten Werkstatt.<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen und Re<strong>in</strong>lufttechnik:<br />

Bedarfsweise können Montagestationen als eigenständige M<strong>in</strong>ienvironments<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Grundidee dah<strong>in</strong>ter ist, nicht den<br />

gesamten umgebenden Montagebereich aufwendig, z. B. als Re<strong>in</strong>raum<br />

o<strong>der</strong> Sauberraum, gestalten zu müssen.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Element beim lokalen E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik bei<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen stellt die Strömungsführung zum gezielten Abtransport<br />

luftgetragener Partikel dar.<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> lokalen E<strong>in</strong>dämmung luftgetragener Partikel:<br />

110<br />

A. Gezielte Kapselung von Anlagen, För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen, Warenpuffer<br />

und / o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen 1)<br />

B. Wie A. mit E<strong>in</strong>satz lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik 2)<br />

1) Durch Kapselung (z. B. durch E<strong>in</strong>hausung mit Plexiglas) können <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

umgebenden Raumluft enthaltene Partikel abgeschottet werden. Im Gegeneffekt<br />

können sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung entstehende, flugfähige Partikel durch die<br />

e<strong>in</strong>geschränkte Ausbreitungsmöglichkeit anhäufen.<br />

2) Durch die aufgezwungene Strömung erfolgt potenziell e<strong>in</strong>e Wegführung<br />

luftgetragener Partikel, die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung (z. B. durch mechanischen<br />

Abrieb) entstehen. Bei ungünstiger Strömungsführung kann sich e<strong>in</strong> gegenteiliger<br />

Effekt e<strong>in</strong>stellen und generierte Partikel werden auch o<strong>der</strong> u. U. vermehrt <strong>in</strong><br />

Richtung Funktionsfläche transportiert. Bewegungselemente <strong>in</strong> Toträumen s<strong>in</strong>d zu<br />

vermeiden, da dort Partikel angehäuft werden.<br />

In beiden Fällen ist zu berücksichtigen, dass die Bauteile / Erzeugnisse<br />

außerhalb <strong>der</strong> M<strong>in</strong>ienvironments konsequent geschützt werden müssen,<br />

wenn die Umgebungsluft störende Partikel enthalten kann.<br />

Wenn Personal <strong>in</strong> gekapselte E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>greift (z. B. Öffnen e<strong>in</strong>er<br />

Anlage bei Störung o<strong>der</strong> Umrüstung), können sich Verschleppungen aus<br />

<strong>der</strong> ungeschützten Umgebung e<strong>in</strong>stellen.<br />

Bei <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung lokaler Absauge<strong>in</strong>richtungen, die Partikel vom bzw. am<br />

Ort ihrer Entstehung wegführen sollen, ist zu berücksichtigen, dass die<br />

zuströmende Luft ihrerseits kritische Partikel mit sich führen könnte.


3.1.3.2 Manuelle Arbeitsplätze<br />

Manuelle Arbeitsplätze s<strong>in</strong>d dadurch gekennzeichnet, dass dort Tätigkeiten<br />

zur Erstellung des Zusammenbaus durch e<strong>in</strong>en Werker erfolgen (betrifft<br />

auch Nachbearbeitung). Neben Schritten wie z. B. E<strong>in</strong>legen von <strong>Teil</strong>en o<strong>der</strong><br />

Auftragen von Hilfsstoffen, kann dies auch die Anwendung von Werkzeugen<br />

bis h<strong>in</strong> zur manuellen o<strong>der</strong> masch<strong>in</strong>engestützten Durchführung von<br />

Fügeprozessen be<strong>in</strong>halten.<br />

Durch e<strong>in</strong> gezieltes Design des Arbeitsplatzes und <strong>der</strong> Abläufe soll<br />

sauberkeitsbezogenen Fehlermöglichkeiten des Werkers vorgebeugt<br />

werden. E<strong>in</strong> beträchtliches Fehlerpotenzial liegt im Freiheitsgrad des<br />

Werkers als Individuum (im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em Automaten) sowie dessen<br />

grundsätzlicher Motivation und aktuellen Verfassung. Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Verhaltensregeln werden im Kapitel E: Personal behandelt.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Materialtransfer und Personenverkehr auf <strong>der</strong> dem Produkt /<br />

Prozess zugewandten Seite vermeiden � Materialversorgung z. B.<br />

von <strong>der</strong> Rückseite / Seite des Arbeitsplatzes<br />

- Mischtätigkeiten <strong>der</strong> Werker, die e<strong>in</strong>e kritische Verschleppungsgefahr<br />

be<strong>in</strong>halten, sollten planerisch vom Arbeitsplan ausgeschlossen<br />

werden.<br />

- Klare Trennung zwischen Arbeitsplatz und Umgebung<br />

- Klare Trennung von Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsplatzes und Montagetätigkeit<br />

(Verschleppungsgefahr)<br />

- Großzügige Beleuchtung; möglichst diffuses Licht ohne<br />

Blendwirkung und Schattenwurf. � Unterstützt auch die Auff<strong>in</strong>dung<br />

und Erkennung von Partikeln.<br />

- Darauf achten, dass <strong>der</strong> Werker beim Zugriff auf Bauteile und<br />

Werkzeuge nicht über dem Erzeugnis hantieren muss. � Hierzu<br />

auch def<strong>in</strong>ierte Greiffolgen (ohne Variationsmöglichkeiten durch<br />

den Werker) festlegen.<br />

- Werkzeuge gegebenenfalls redundant bereitstellen, so dass ke<strong>in</strong><br />

Übergreifen erfor<strong>der</strong>lich und die Benutzung an mehreren Seiten<br />

möglich ist.<br />

- Def<strong>in</strong>ierte Ablagen für Werkzeuge und Hilfsmittel vorsehen. � Bis<br />

h<strong>in</strong> zum Getränkehalter (falls zulässig)<br />

- Werkzeuge und Montagehilfsmittel s<strong>in</strong>d bevorzugt hängend<br />

anzubr<strong>in</strong>gen<br />

111


112<br />

- Ablagen sowie Aufnahmen für Werkzeuge und Bauteile so<br />

gestalten, dass sie e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Auflagefläche haben. Durch e<strong>in</strong>e<br />

nach unten offene Gestaltung können Partikelansammlungen<br />

m<strong>in</strong>imiert werden.<br />

Werkstück<br />

Montageplatz<br />

Partikel<br />

Werkstück<br />

Montageplatz<br />

Abb. F.5: Beispiel e<strong>in</strong>er Bauteilaufnahme / Arbeitsfläche<br />

Partikel<br />

- Ablageflächen, Ladungsträger o<strong>der</strong> Greifschalen nicht direkt<br />

oberhalb <strong>der</strong> Arbeitsfläche anbr<strong>in</strong>gen. � Dadurch wird vermieden,<br />

dass <strong>der</strong> Bediener regelmäßig über dem Produkt zugreifen muss.<br />

- Halterungen sowie Aufnahmen für Werkzeuge nicht direkt über<br />

dem Produkt o<strong>der</strong> offenen Ladungsträgern und Greifschalen<br />

anbr<strong>in</strong>gen<br />

- Greifschalen und Ladungsträger mit empf<strong>in</strong>dlichen Gütern<br />

möglichst oberhalb von Bereichen anbr<strong>in</strong>gen, auf die <strong>der</strong> Werker oft<br />

zugreifen muss….(s. oben)<br />

- Anbieten von Kle<strong>in</strong>teilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weitgehend geschlossenen<br />

Spen<strong>der</strong> (nicht als offenes Schüttgut) � Dichtr<strong>in</strong>ge z. B. gestapelt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Köcher unterbr<strong>in</strong>gen.<br />

- Geschlossene Regalböden verwenden, damit Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

nicht auf die untere Lage gelangen können<br />

- Greifschalen, Ladungsträger und Spen<strong>der</strong> nicht direkt unterhalb<br />

des Arbeitsbereichs anbr<strong>in</strong>gen; besser seitlich versetzt.<br />

- Siebboden <strong>in</strong> Greifbehälter e<strong>in</strong>bauen. � Partikel können sich nicht<br />

am Boden ansammeln, son<strong>der</strong>n fallen durch.


- Geschlossenen Flüssigkeitsspen<strong>der</strong> verwenden. �z. B. Pr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>er Vogeltränke: Es wird immer nur die Menge an Flüssigkeit<br />

freigegeben, die gerade gebraucht wird.<br />

- Harte Auflageflächen dämpfen, um Werkstücke und Oberflächen zu<br />

schonen.<br />

� z. B. Gummimatte unter Edelstahlplatte<br />

- Verzicht auf weiche Arbeitsauflagen. � z. B. Holz o<strong>der</strong> Kunststoff,<br />

da sich Partikel dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>lagern und sich das Material leicht abnutzt.<br />

- Stoffbezüge auf Stühlen meiden; ebenso Holzstühle. � Besser:<br />

Kunststoff und Metall.<br />

- Geriffelte Anti-Rutschmatten o<strong>der</strong> Dämm-Matten wirken als<br />

Schmutznester. � Alternative: Gelgedämpftes, rutschfestes Schuhwerk.<br />

- Bei E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des Werkers auf die<br />

Luftführung sowie als Partikelquelle zu berücksichtigen<br />

3.1.4 Betriebsmitteltechnik<br />

Zur Betriebsmitteltechnik zählen alle zur Bewerkstelligung des Prozessablaufes<br />

erfor<strong>der</strong>lichen, mehr o<strong>der</strong> weniger dauerhaft <strong>in</strong>stallierten,<br />

Komponenten. Sie können aktiv o<strong>der</strong> passiv am Prozessablauf beteiligt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Beispiele: Antriebe, Mechaniken wie Transportsysteme und Handhabungstechnik,<br />

För<strong>der</strong>technik, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Roboter, Bän<strong>der</strong>, Greifer (Vakuumheber),<br />

Werkstückaufnahme, Hebezeuge, Doppelgurtbän<strong>der</strong>, Ventil<strong>in</strong>sel. Auch<br />

Energieführungsketten, L<strong>in</strong>earachsen, Elektromotoren etc.<br />

Ausrüstungen und E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>e mechanische Funktion haben<br />

und zudem dauerhaft <strong>in</strong> Betrieb s<strong>in</strong>d, stellen aktive Partikelquellen dar. Die<br />

Komponenten bef<strong>in</strong>den sich häufig <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Produktes,<br />

was die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung erhöht.<br />

E<strong>in</strong> weiterer kritischer Punkt liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwendung von Schmierstoffen.<br />

Partikel können zunächst im Schmierstoff angereichert und dann<br />

unkontrolliert abgegeben werden (z. B. Fett an <strong>der</strong> Führungsbuchse e<strong>in</strong>es<br />

Stößels); offene L<strong>in</strong>earachsen, Antriebe, Lager, Riemengetriebe, Kugellager<br />

etc. möglichst vermeiden.<br />

3.1.4.1 Betriebsmedien und Medienversorgungstechnik<br />

Hierbei handelt es sich um Medien und zugehörige Versorgungskomponenten<br />

zum Betätigen <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung wie: Strom, Druckluft /<br />

Vakuum, Hydraulik-Flüssigkeiten, Wasser bzw. Fluide für Heizung und<br />

113


Kühlung, Öle, Fette für Komponenten <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung, Gase (z. B.<br />

für Schweißen), Löschmittel (Brandschutz) etc.<br />

Zur Versorgungstechnik zählen auch E<strong>in</strong>richtungen zur Anwendung von<br />

Hilfsstoffen, Funktionsflüssigkeiten und Prüffluiden.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

114<br />

- Versorgungstechnik sollte möglichst <strong>in</strong> Zwischendecken und -<br />

wänden verlaufen. � z. B. auch E<strong>in</strong>fassung <strong>in</strong> Kabelkanälen o<strong>der</strong><br />

Wellrohr.<br />

- Versorgungstechnik, die im Prozessbereich verläuft, sollte so wenig<br />

horizontale Oberflächen wie möglich bieten und möglichst vertikal<br />

arrangiert werden<br />

- Auf Aufbereitung von Medien achten (Gehalt stören<strong>der</strong> Substanzen<br />

wie Partikel, Öl, Wasser). � z. B. Verwendung ölfreier, trockner<br />

und gefilterter Druckluft.<br />

- Abluft von z. B. Pneumatike<strong>in</strong>heiten mittels Schlauch fassen und<br />

aus Prozessbereich führen o<strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Filtern.<br />

- Schläuche und Kabel (Druckluftleitungen etc.) von bewegten<br />

Elementen fixieren, um Scheuern zu vermeiden. Anwendung von<br />

Energieführungsketten.<br />

3.1.4.2 Hilfsstoffe<br />

Hilfsstoffe s<strong>in</strong>d Materialien, die zur Durchführung des Fügeprozesses<br />

erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, Bestandteil <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

notwendige, lokale Grundversorgung e<strong>in</strong>er Funktionsgruppe darstellen.<br />

Beispiele:<br />

- Öle, Fette, Seifenwasser und sonstige Gleitmittel (als Fügehilfe)<br />

- Öle, Fette und sonstige Gleitmittel (als Grundversorgung für das<br />

Erzeugnis)<br />

- Klebstoffe, Dichtungsmittel; sowie Schraubensicherungsfluide;<br />

flüssig / pastös (als Verb<strong>in</strong>dungskomponente)<br />

- Lot und Schweißdraht<br />

Die Hilfsstoffe s<strong>in</strong>d häufig <strong>in</strong> direktem Kontakt mit Funktionsflächen. Es gilt,<br />

diese Fluide und zugehörige Auftragshilfen (z. B. P<strong>in</strong>sel) sauber zu halten.<br />

Es ist zu berücksichtigen, dass sich Partikel bevorzugt an den benetzten<br />

Stellen ansammeln.


Bei manuellem Auftrag besteht die Möglichkeit, dass <strong>der</strong> Werker Partikel<br />

über Hände o<strong>der</strong> Handschuhe verschleppt. Beispiele wären hier die<br />

Dosierung mittels Ölkanne o<strong>der</strong> das Auftragen von Gleitmittel mit e<strong>in</strong>em<br />

P<strong>in</strong>sel.<br />

Vernebelung und Verschleppung <strong>der</strong> Fluide auf die umgebenden<br />

Oberflächen führt zur Anhäufung von Verunre<strong>in</strong>igungen und lässt diese<br />

ungepflegt ersche<strong>in</strong>en. Zudem besteht bei Kontakt mit den verunre<strong>in</strong>igten<br />

Oberflächen Verschleppungsgefahr. Dies erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> häufigeres Re<strong>in</strong>igen<br />

des betreffenden Bereichs.<br />

Beispiel: P<strong>in</strong>sel, Schwämmchen, Tampons, Sprühen, (F<strong>in</strong>ger � schlechte Lösung),<br />

Dispenser, (Walken im e<strong>in</strong>gefetteten Beutel (z. B. für Summe von O-R<strong>in</strong>gen /<br />

Chargenweise Befettung), Befettungsstation (Bauteilangepasst; z. B.<br />

R<strong>in</strong>göffnung <strong>in</strong> die Bauteil e<strong>in</strong>geführt und über Dosierventil befettet wird),<br />

Ölkanne, Behälter für E<strong>in</strong>tauchen (z. B. E<strong>in</strong>seifen von Tüllen.) Behälter für<br />

Fluide.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Verwendung def<strong>in</strong>ierter Sauberkeitsqualitäten <strong>der</strong> Fluide<br />

- Prozess<strong>in</strong>tegrierte Filtration des betreffenden Fluides<br />

- Sauberhalten des offen liegenden Fluides<br />

- Sauberhalten <strong>der</strong> Hilfsmittel und Werkzeuge zur Aufbr<strong>in</strong>gung des<br />

Fluides<br />

- Vermeidung <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Prozessumgebung durch das<br />

Fluid<br />

- Beölungsprozesse mit E<strong>in</strong>hausung und / o<strong>der</strong> Absaugung versehen<br />

- Silikonp<strong>in</strong>sel o<strong>der</strong> Dispenser zur Befettung verwenden, statt<br />

Haarp<strong>in</strong>sel (Haare lösen sich und bleiben am Produkt haften)<br />

- Verzicht auf Benetzung durch E<strong>in</strong>satz an<strong>der</strong>er Materialien. � z. B.<br />

trockene Funktionsbeschichtung <strong>der</strong> Oberfläche; Nano-Composites<br />

benutzen, anstelle von Öl, da leicht flüchtig, extrem dünn, fast<br />

trocken und nicht schmutzb<strong>in</strong>dend<br />

- Eventuell leicht flüchtigen Alkohol verwenden, wenn lediglich e<strong>in</strong><br />

kurzzeitiger Gleitfilm erfor<strong>der</strong>lich ist<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Nicht flüchtiges Spülmittel kann bei Drucktests zu unerwünschtem Wan<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Dichtungen führen.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Re<strong>in</strong>heitsgrade nach ISO 4406 für Fluide lassen größere Partikel unberücksichtigt.<br />

� Bedarfsweise geeignetere Spezifikation anwenden.<br />

115


3.1.4.3 Prüffluide und Funktionsflüssigkeiten<br />

Prüffluide: Hierunter werden Stoffe zusammengefasst, die für<br />

Funktionsprüfungen e<strong>in</strong>gesetzt werden, zum Beispiel Flüssigkeiten und<br />

Gase für Druckhalteprüfungen. Fallweise verbleibt e<strong>in</strong> Prüffluid auch als<br />

Funktionsflüssigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenbau. Dies ist beispielsweise bei<br />

Hydraulikflüssigkeit für e<strong>in</strong> Lenkgetriebe <strong>der</strong> Fall.<br />

Funktionsflüssigkeiten (zur Erstbefüllung): Diese s<strong>in</strong>d für den anschliessenden<br />

Betrieb des Zusammenbaus notwendig; z. B. Hydraulikflüssigkeit,<br />

Öle, Kühlmittel o<strong>der</strong> Kraftstoff.<br />

Bei diesen Stoffen (z. B. Flüssigkeiten, Gase) ist die Sauberkeit wichtig. Die<br />

Sauberkeit dieser Medien sollte def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>, da sie direkt mit dem<br />

Funktionsraum des Zusammenbaus <strong>in</strong> Kontakt kommen o<strong>der</strong> eventuell<br />

dauerhaft dar<strong>in</strong> verbleiben. Ihre Anwendung erfolgt stets <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Funktionsprüfständen sowie Befüllstationen.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

116<br />

- siehe auch vorhergehen<strong>der</strong> Abschnitt<br />

- Sauberhalten <strong>der</strong> Adapter zur Zuführung und Entnahme von<br />

Prüffluiden<br />

Prüf- und Funktionsfluide können bei <strong>der</strong>en Anwendung eventuell auch<br />

gezielt zur Innenre<strong>in</strong>igung des Zusammenbaus genutzt werden (z. B. bei<br />

Druckprüfung) (siehe Unterkapitel 3.1.6: Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen).<br />

H<strong>in</strong>weis: In die Flüssigkeitssysteme e<strong>in</strong>getragene Mikroorganismen können zu e<strong>in</strong>er<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eigenschaften von Funktionsflüssigkeiten und somit<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Systemfunktion führen (Beispiele: Biodiesel, Z<strong>in</strong>kfraß)<br />

Funktionsprüfstände bieten auch die Möglichkeit zum prozess<strong>in</strong>tegrierten<br />

Monitor<strong>in</strong>g von Innenverunre<strong>in</strong>igungen <strong>der</strong> Prüfobjekte:<br />

- Sporadische Untersuchung <strong>der</strong> Partikelrückstände <strong>in</strong> den<br />

Aufbereitungsfiltern<br />

- Gezieltes Anbr<strong>in</strong>gen von Analyse-Filtern an <strong>der</strong> Abströmseite von<br />

Funktionsprüfständen<br />

3.1.4.4 Transportsysteme, Handhabungssysteme, Zuführung und<br />

Vere<strong>in</strong>zelung<br />

Transportsysteme: Mittels Transportsystem werden die Werkstücke<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Montagel<strong>in</strong>ie zwischen verschiedenen Stationen und<br />

Lagerorten beför<strong>der</strong>t.


Beispiele: Varianten mit o<strong>der</strong> ohne Palette: rollengetrieben, Gurt / Riemengetrieben, Palette<br />

selbstfahrend (WT), Rutsche, Bürstenstrecke, Hängeschiene, Drehteller,<br />

Hubstationen, Balkenför<strong>der</strong>er, manueller Transportwagen.<br />

Da bestimmte Transportsysteme e<strong>in</strong>e große (Auflage-) fläche haben,<br />

können sich vermehrt Verunre<strong>in</strong>igungen ansammeln. Die Systeme<br />

verb<strong>in</strong>den mehrere Stationen, wodurch e<strong>in</strong> Verschleppungsrisiko entsteht.<br />

Handhabungssysteme: Innerhalb e<strong>in</strong>er Station werden damit Werkzeuge<br />

o<strong>der</strong> Bauteile bewegt. Dies kann beispielsweise mittels Robotern,<br />

L<strong>in</strong>earachsen o<strong>der</strong> Schwenke<strong>in</strong>richtungen durchgeführt werden. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel beschränkt auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Montagestation / Arbeitsplatz. Im<br />

weiteren S<strong>in</strong>ne zählen hierzu auch Zuführ- bzw. Vere<strong>in</strong>zelungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

E<strong>in</strong>richtungen für größere bzw. schwerere Güter s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt durch die<br />

Kraftübertragung, meist direkt über dem Arbeitsbereich aufgehängt. Dabei<br />

besteht die Gefahr von herabfallendem Abrieb.<br />

Beispiele: Roboter, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong> (pneum. / hydraulisch / elektrisch), NC-Achse, handge-<br />

führte Balancer (drehmomentabgestützt und nicht drehmomentabgestützt,<br />

zur Gewichtsentlastung), L<strong>in</strong>eararm, Schlitten, Schwenkvorrichtung,<br />

Zuführschlauch, Deckenschiene, Energieführungskette.<br />

Zuführung und Vere<strong>in</strong>zelung: Greifbehälter / Greifschale (Ablagen, Aufnahmen<br />

zur Bereitstellung), Vere<strong>in</strong>zelung von Schüttgütern manuell / automatisiert,<br />

Vibrationsför<strong>der</strong>er, Stufenför<strong>der</strong>er etc.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Antriebssysteme sollte berücksichtigt werden,<br />

wie stark diese Partikel generieren.<br />

- Regelmäßige Kontrollen <strong>der</strong> Transportsysteme, um frühzeitig<br />

Abnutzungen zu erkennen und gegebenenfalls e<strong>in</strong>en Austausch<br />

vorzunehmen.<br />

- Durchlässige statt geschlossene Ausführung mit großer Fläche<br />

- Antriebe, L<strong>in</strong>earachsen, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Energieketten und sonstige<br />

beweglichen E<strong>in</strong>richtungen sollten möglichst unterhalb <strong>der</strong><br />

kritischen Bereiche angebracht se<strong>in</strong>.<br />

- Umkehrpunkte (z. B. von Bän<strong>der</strong>n) oberhalb des Produkts<br />

vermeiden<br />

117


118<br />

- Systeme zur Vere<strong>in</strong>zelung und Zuführung von Kle<strong>in</strong>teilen (z. B.<br />

Vibrationswendelför<strong>der</strong>er): Absaugnest für das vere<strong>in</strong>zelte <strong>Teil</strong><br />

vorsehen o<strong>der</strong> Öffnung <strong>in</strong> Zuführungsschiene, durch die lose<br />

Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en darunterliegenden Auffangbehälter gelangen<br />

können.<br />

3.1.4.5 Werkstückträger und Werkstückaufnahme<br />

Auf dem Werkstückträger (WT) f<strong>in</strong>det die Montage statt. Fallweise dient er<br />

auch als Transportmittel. Für identische Bauteile ist er mehrfach vorhanden<br />

und transportiert das Bauteil von e<strong>in</strong>er Fertigungsstation zur nächsten. Der<br />

WT kann aber auch nur e<strong>in</strong>mal vorkommen.<br />

In diesem Fall wird das Bauteil zur Montage auf den WT umgesetzt, dort<br />

bearbeitet und danach wie<strong>der</strong> von ihm abgehoben. Auf dem WT bef<strong>in</strong>det<br />

sich stets e<strong>in</strong>e bauteilspezifische Werkstückaufnahme: z. B. Spannbacken,<br />

Pass-Stifte, Negativform / Nest, Schwerkraft, Anschlag,<br />

Schwenkmechanik.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Werkstückträger bei Stopp vom Band ausheben o<strong>der</strong> Band<br />

anhalten; zur Vermeidung von Abrieb zwischen Band und<br />

Werkstück / Werkstückträger<br />

- Werkstücke an Greif- und Auflagekanten entgraten. Bevorzugt<br />

Radien statt Phasen an Greifern bzw. Werkstückaufnahmen.<br />

- So wenig Kontakt wie möglich zwischen WT und Produkt (Vorsicht:<br />

hohe Punktlast am Produkt).<br />

3.1.4.6 Werkzeuge und Greifer<br />

Werkzeuge s<strong>in</strong>d elementare Bestandteile von Montagee<strong>in</strong>richtungen und<br />

Fügeprozessen. Die Grenze zwischen den Begriffen Werkzeug und<br />

Montagehilfe ist fließend. Wesentlich zu unterscheiden s<strong>in</strong>d handgeführte<br />

und (teil-) automatisierte Werkzeuge. Zu den typischen handgeführten<br />

Werkzeugen zählen Hammer, Schrauber o<strong>der</strong> auch P<strong>in</strong>sel für das<br />

Auftragen von Fluiden. Greifer übernehmen im Allgeme<strong>in</strong>en die Funktion<br />

des Haltens von Komponenten.<br />

Beispiel 1: Adapter (z. B. Anschluss <strong>in</strong> Dicht-Prüfe<strong>in</strong>richtungen); Anschluss- und<br />

Kontaktwerkzeuge, Taster, Messwerkzeuge, Ausrichte- und Zentrierwerkzeuge,<br />

Schablonen, Crimpwerkzeuge (z. B. Zange zum Aufstecken von<br />

Schläuchen), Markierungswerkzeug (Drucker, Stempel, ….)


Beispiel 2: Schrauberbit, Montagehülse (O-R<strong>in</strong>g / Kolben), Schneidezange,<br />

Stemmstempel, Pressstempel, Biegestempel, Hammer, Stanzwerkzeug,<br />

Nuss, Maulschlüssel, Nietwerkzeug, Taumelwerkzeug, Klebe-, Schweiß- und<br />

Lötwerkzeuge, Sp<strong>in</strong>delschrauber<br />

Greifer: Vakuumgreifer, Magnet, Formschluss (Haken), Kraftschluss<br />

Ke<strong>in</strong>esfalls zu vernachlässigen ist die Pflege <strong>der</strong> Werkzeuge und <strong>der</strong><br />

rechtzeitige Austausch bei Mängeln.<br />

Beson<strong>der</strong>s bei handgeführten Werkzeugen, besteht e<strong>in</strong> Risiko dar<strong>in</strong>, dass<br />

die falschen Werkzeuge benutzt o<strong>der</strong> dass sie falsch angewendet werden.<br />

Kriterien und Maßnahmen:<br />

- Integrierte Bohrung im Werkzeug, mit Absaugung (z. B. bei<br />

Biegestempel)<br />

- Ke<strong>in</strong>e Schwämme zur Re<strong>in</strong>igung von Werkzeugen (Partikelspeicher!)<br />

- Vor allem bei manueller Montage: Fügehilfen, Blenden, Schablonen<br />

o<strong>der</strong> Zentrierhilfen vorsehen und verwenden. � z. B. um<br />

Beschädigung an Störkonturen auszunehmen<br />

- E<strong>in</strong>schlagen von <strong>Teil</strong>en. � Besser: E<strong>in</strong>pressen<br />

- Verwenden von Hämmern. � Besser: Geführtes Schlagwerkzeug<br />

- Hammer mit Kunststoffkopf. � Kunststoff splittert leicht. Evtl.<br />

Mess<strong>in</strong>g verwenden<br />

- Werkzeuge mit Holzgriff � Ersatz durch Metall o<strong>der</strong> Kunststoff<br />

(Holz splittert leicht)<br />

- Automatisierte Schraubenzuführung (Zuschießen). � Haltemechanik<br />

für vere<strong>in</strong>zelte Schraube erzeugt Abrieb. Alternative: manuelles<br />

Ansetzen <strong>der</strong> Schrauben…<br />

119


3.1.5 Fügeprozesse<br />

Die Zusammenstellung <strong>in</strong> Tabelle F.1 stellt e<strong>in</strong>e grobe Sondierung von<br />

Fügeverfahren vor.<br />

120<br />

Fügeverfahren<br />

Schrauben<br />

Schweißen/<br />

Löten<br />

Pressen/<br />

Quetschen/<br />

Weiten<br />

Partikelentstehung Charakteristische<br />

Partikel<br />

- beim F<strong>in</strong>den des<br />

Gew<strong>in</strong>degangs<br />

- Abrieb beim<br />

E<strong>in</strong>fädeln des<br />

Schraubwerk-zeugs<br />

- Beschichtungen und<br />

Grate platzen beim<br />

Zuschießen mittels<br />

Druckluft ab<br />

- Abrieb/Ablösung<br />

von Graten<br />

- Durch unruhiges<br />

Schweiß-/Lotbad<br />

gelangen Spritzer<br />

auf Vorrichtungen<br />

und Bauteile<br />

- Schweiß-/<br />

Lotspritzer beim<br />

Anfang / Ende<br />

- Schlacke, Zun<strong>der</strong><br />

- nie<strong>der</strong>geschlagener<br />

Rauch/Schmauch<br />

- Abrieb /<br />

Abplatzungen von<br />

Beschichtungen<br />

- Abrieb durch<br />

Relativbewegung<br />

zwischen<br />

Werkzeugen und<br />

Bauteilen<br />

- Auslaufgrate<br />

- Ausbrüche<br />

- Beschichtungsflitter<br />

- Flitter von<br />

Werkzeugen<br />

- Partikel vom<br />

Schraubenkopf<br />

- Grate aus<br />

Gew<strong>in</strong>degängen<br />

- Kugelförmige Partikel<br />

(Schweiß-/Lotperlen)<br />

- plättchenförmige<br />

Partikel<br />

- Beschichtungsabplatz<br />

ungen<br />

- Schmauch- und<br />

Rußpartikel<br />

- Kunststoffpartikel<br />

- Beschichtungsabplatz<br />

ungen<br />

- meist plättchenförmig<br />

Auswirkungen durch<br />

Partikel<br />

- Partikel von Muttern<br />

und Schrauben<br />

- Gew<strong>in</strong>delehren wirken<br />

wie Schneideisen<br />

- Beschädigung von<br />

Gew<strong>in</strong>den<br />

- Falsche Vorspannung<br />

durch erhöhte Reibung;<br />

Folge � Verb<strong>in</strong>dungen<br />

können sich lockern<br />

- Flitter werden evtl.<br />

durch Funktionsprüfung<br />

<strong>in</strong> das Bauteil gespült<br />

- lose Schweiß-/<br />

Lotspritzer fallen <strong>in</strong><br />

Hohlräume und<br />

H<strong>in</strong>terschneidungen<br />

- Schlacke, Zun<strong>der</strong> fällt <strong>in</strong><br />

Hohlräume<br />

- Undichtigkeiten<br />

- Bauteilfunktion wird<br />

durch verklemmen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

- e<strong>in</strong>gedrückte Partikel<br />

können sich ablösen


Fügeverfahren<br />

Aufdornen/<br />

E<strong>in</strong>schlagen<br />

Partikelentstehung Charakteristische<br />

Partikel<br />

- Abrieb beim<br />

E<strong>in</strong>legen <strong>der</strong><br />

Bauteile <strong>in</strong><br />

Vorrichtungen<br />

- Spanabtrag durch<br />

nichtzentrierte<br />

Komponenten<br />

- Abrieb an<br />

Werkzeugen, <strong>Teil</strong>en<br />

und Auflagen<br />

Verstemmen - Abrieb durch<br />

Spannvorrichtungen<br />

E<strong>in</strong>- /<br />

Aufschieben<br />

E<strong>in</strong>stecken<br />

Passungen/<br />

Schrumpfen<br />

- Abrieb durch<br />

Verformung/Umformung<br />

- Ablösung von<br />

Graten,<br />

Abplatzungen von<br />

Gussoberflächen,<br />

m<strong>in</strong>imale<br />

Materialausbrüche<br />

- Abrieb/Bruchstücke<br />

von Bauteilen<br />

und/o<strong>der</strong> Fügeteilen<br />

- Abgelöste Partikel<br />

auf Arbeitsflächen<br />

- Abrieb an<br />

Werkzeugen und<br />

Auflagen<br />

- Abrieb/Ablösung von<br />

Graten<br />

- Sichelspäne<br />

- Abplatzungen von<br />

Werkzeugen und<br />

Bauteilen<br />

- Flitter<br />

- Grate<br />

- Späne<br />

- Materialausbrüche<br />

- Flitter, Grate, Partikel<br />

- Späne<br />

- Abrieb von<br />

Zentrierwerkzeugen<br />

- Abrieb, Flitter, Grate<br />

- lose Grate<br />

Tab. F.1: Charakterisierung von Fügeverfahren<br />

Auswirkungen durch<br />

Partikel<br />

- Grate können <strong>in</strong> den<br />

Funktionsraum<br />

gelangen<br />

- Grate, Späne, Flitter<br />

können <strong>in</strong> das Bauteil<br />

gelangen<br />

- Undichtigkeiten<br />

- Beschädigung von<br />

Dichtelementen<br />

- Partikel zwischen <strong>Teil</strong>en<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n exakte<br />

<strong>Teil</strong>epositionierung<br />

- falsche Passung<br />

- Undichtigkeiten<br />

- Endposition des<br />

Bauteils wird nicht<br />

erreicht<br />

- Verklemmen<br />

Fügeprozesse sowie Rückbauschritte können kritische Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Größenordnung hervorrufen, die bspw. das Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko <strong>der</strong><br />

Umgebungsatmosphäre bei Weitem übertrifft.<br />

Es wird empfohlen, an erster Stelle <strong>der</strong> Optimierungsmaßnahmen an e<strong>in</strong>er<br />

Montagel<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s die eigentlichen Fügeprozesse bezüglich möglicher<br />

Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken zu durchleuchten, um im Bedarfsfall gegen zu<br />

121


steuern. Hier s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e sowohl die fachkundigen Entwickler<br />

als auch die erfahrenen Monteure gefragt.<br />

Die <strong>in</strong> Frage kommenden kritischen Montageschritte werden planerisch<br />

anhand e<strong>in</strong>er FMEA o<strong>der</strong> Potenzialanalyse e<strong>in</strong>gegrenzt und sukzessive<br />

detailliert. Hilfreich ist hierbei die Beobachtung bzw. Analyse ähnlicher<br />

Anwendungen <strong>in</strong> bereits bestehenden L<strong>in</strong>ien.<br />

Objektives Hilfsmittel zur Bewertung ist die konventionelle<br />

Sauberkeitsprüfung sowie die Verwendung von Partikelfallen (siehe Kapitel<br />

G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen). Beide Methoden müssen<br />

eventuell an praxisnahen Fügemodellen des Erzeugnisses erfolgen, um<br />

e<strong>in</strong>en Zugang zu ermöglichen o<strong>der</strong> außerordentliche Rückbaue<strong>in</strong>flüsse<br />

auszuschließen. Eventuell kann die Computertomographie zur zerstörungsfreien<br />

Inspektion von <strong>in</strong>nenliegenden Funktionsbereichen herangezogen<br />

werden.<br />

3.1.6 Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />

Zweck <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung ist die Entfernung von Partikeln<br />

direkt bei o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong>en Entstehung. Die Partikel können beim Fügen<br />

o<strong>der</strong> Handhaben / Vere<strong>in</strong>zeln <strong>der</strong> Bauteile entstehen.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d die betreffenden Partikel nur lose an die Bauteile gebunden und<br />

können daher mit e<strong>in</strong>fachen Re<strong>in</strong>igungsverfahren wirksam entfernt werden.<br />

Die montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung dient <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zur direkten<br />

Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Bauteile bzw. Baugruppen.<br />

Es können auch Re<strong>in</strong>igungsschritte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Montagel<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>tegriert werden,<br />

die e<strong>in</strong>e stetige Re<strong>in</strong>haltung von Anlagenkomponenten zum Ziel haben, wie<br />

die Re<strong>in</strong>igung von Werkstückträgern, Transportbän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Greifern.<br />

Hierdurch soll die Verschleppung von Partikeln <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Montageanlagen reduziert werden. Montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung ist e<strong>in</strong><br />

serieller, meist trockener Prozess - im Gegensatz zur konventionellen<br />

<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung, die auch die Entfernung von Fertigungshilfsstoffen wie<br />

Kühlschmiermittel aus <strong>der</strong> mechanischen Bearbeitung be<strong>in</strong>haltet. Deshalb<br />

werden dort fast ausschließlich flüssigkeitsbasierte Re<strong>in</strong>igungen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Anwendungen <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />

1. Entfernen von Montagepartikeln vom Erzeugnis direkt nach <strong>der</strong>en<br />

Entstehung<br />

2. Endre<strong>in</strong>igung von Baugruppe / Funktionssystem bspw. <strong>in</strong> Funktionsprüfständen<br />

122


3. Re<strong>in</strong>haltung von Anlagenkomponenten (z. B. Transportband) zur<br />

Vermeidung von Verschleppung<br />

4. Entfernung von im Prozess freigesetzten Partikeln zur Vermeidung von<br />

Rückverschmutzung<br />

Die hier betrachteten Verfahren be<strong>in</strong>halten auch Varianten <strong>der</strong> manuellen<br />

Re<strong>in</strong>igung.<br />

3.1.6.1 Anwendungsbereich<br />

Die montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung dient <strong>der</strong> aktiven prozess- und<br />

produktnahen Entfernung von Verunre<strong>in</strong>igungen; im S<strong>in</strong>ne dieses<br />

Leitfadens vornehmlich kritische Partikel. Der Vorzug liegt auf möglichst<br />

e<strong>in</strong>fachen Lösungen, die wie folgt zu charakterisieren s<strong>in</strong>d:<br />

• H<strong>in</strong>reichende Re<strong>in</strong>igungswirkung / prozesssicher<br />

• E<strong>in</strong>satz am Ort des Geschehens, möglichst ohne die Notwendigkeit,<br />

den zu re<strong>in</strong>igenden Gegenstand aus dem gegebenen Fluss<br />

bzw. Ablauf ausschleusen zu müssen<br />

• Möglichst ke<strong>in</strong>e zusätzliche Handhabung wie bspw. Lageän<strong>der</strong>ung,<br />

Kommissionierung (Vere<strong>in</strong>zelung o<strong>der</strong> Losbildung) o<strong>der</strong> Pufferung<br />

• Möglichst ke<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Taktzeit<br />

• Ke<strong>in</strong>e Belastung des Re<strong>in</strong>igungsguts mit Rückständen von<br />

Re<strong>in</strong>igungsmedien bzw. Fluiden, die die bestimmungsgemäße<br />

Endfunktion bee<strong>in</strong>trächtigen können. U. a. deshalb werden meist<br />

trocken wirkende Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

• Möglichst (e<strong>in</strong>fach) automatisierbar (z. B. wegen Reproduzierbarkeit)<br />

H<strong>in</strong>weis: Die (meist manuelle) Re<strong>in</strong>haltung von Arbeitsplätzen, Masch<strong>in</strong>en sowie<br />

Räumlichkeiten etc. fällt nicht unter den Begriff montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />

und wird unter Pflege <strong>in</strong> entsprechenden Kapiteln behandelt. Ausgegrenzt<br />

wird auch das Feld <strong>der</strong> montagenahen konventionellen <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungstechnik:<br />

z. B. E<strong>in</strong>schleusung von Kaufteilen o<strong>der</strong> Eigenfertigungsteilen <strong>in</strong> den<br />

Montagebereich über e<strong>in</strong>e <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungsanlage.<br />

Im Fokus steht die zuverlässige Entfernung kritischer Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />

Die Wirksamkeit e<strong>in</strong>es zu <strong>in</strong>stallierenden Re<strong>in</strong>igungsschrittes ist durch<br />

praktische Untersuchungen sicherzustellen. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann,<br />

wenn dieser zur Beseitigung stören<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen, die direkt an<br />

funktionsrelevanten Oberflächen vorliegen, vorgesehen ist.<br />

Ist die h<strong>in</strong>reichende Entfernung schädlicher Partikel nicht sichergestellt, s<strong>in</strong>d<br />

an<strong>der</strong>weitige Maßnahmen angezeigt. Solches kann z. B. Schritte zur<br />

123


Vermeidung <strong>der</strong> Entstehung von kritischen Fügepartikeln für den<br />

betreffenden Montageprozess anbelangen o<strong>der</strong> die Notwendigkeit<br />

rechtfertigen, wirksamere (eventuell aufwendigere) Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen<br />

vorzusehen.<br />

124<br />

E<strong>in</strong>satzzweck Komponente Prozessschritt Re<strong>in</strong>igungsschritt<br />

1. En<strong>der</strong>zeugnis /<br />

Baugruppe<br />

2. E<strong>in</strong>zelbauteil /<br />

Baugruppe<br />

3. Montageprozess<br />

4. Betriebsmittel-<br />

technik<br />

Wärmetauscher Druckprüfung Innenspülen mit Gas<br />

Getriebe Prüfung <strong>der</strong> Endfunktion Innenspülen mit Hydrauliköl<br />

Hydraulikleitung Nach E<strong>in</strong>schrauben des<br />

Sensors<br />

Innenspülen mit Gas<br />

Schraube Nach Vere<strong>in</strong>zelung Absaugnest<br />

ABS -Ventil Vor dem E<strong>in</strong>pressen Absaugnest<br />

Crack-Pleuel Nach dem Trennen Trennbereich: Absaugen o<strong>der</strong><br />

Trockeneisschnee<br />

Gehäuse unter -<br />

halb des<br />

Gew<strong>in</strong>degangs<br />

Dichtfläche des<br />

Gehäuses<br />

Nach Lösen <strong>der</strong><br />

Schraube<br />

Vor Auftrag des<br />

Dichtungsfluides<br />

Taumelwerkzeug Während<br />

Taumelvorgang<br />

Absaugen / Abklatschen /<br />

Magnetsonde<br />

a) Bürstenleiste mit<br />

Absaugung o<strong>der</strong><br />

b) Trockeneisschnee o<strong>der</strong><br />

c) offenes Plasma<br />

Lokale Absaugung<br />

Beölungsstation Kont<strong>in</strong>uierlich Prozessabsaugung<br />

Werkstückhalter Nach dem Verstemmen Lokale Absaugung<br />

Filtergewebe Während<br />

Konfektionieren und<br />

Plissieren<br />

Gewebeschlauch<br />

zur Wärmeisolierung<br />

Beim Aufziehen auf den<br />

Leitungsabschnitt<br />

Prozessabsaugung /<br />

eventuell lokale<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

Prozessabsaugung /<br />

eventuell lokale<br />

Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

För<strong>der</strong>band Kont<strong>in</strong>uierlich Absaugleiste evtl. komb<strong>in</strong>iert<br />

mit Bürste o<strong>der</strong> Magnetleiste<br />

Werkstückträger Unmittelbar nach<br />

Benutzung / vor<br />

Bestückung<br />

Tray o<strong>der</strong> KLT Unmittelbar nach<br />

Benutzung / vor<br />

Bestückung<br />

Absaugen / Nassre<strong>in</strong>igung /<br />

Trockeneisschnee<br />

Wischen mit feuchtem Tuch /<br />

Absaugen / Nassre<strong>in</strong>igung /<br />

Trockeneisschnee<br />

Tab. F2: Beispiele verschiedener Anwendungen <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung


Integrierte Re<strong>in</strong>igungsschritte betreffen nicht ausschließlich Bauteile o<strong>der</strong><br />

das Erzeugnis son<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>den auch Anwendung zur erzeugnisnahen<br />

Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung direkter und <strong>in</strong>direkter Rückverschmutzung. Beispiele für<br />

verschiedene E<strong>in</strong>satzzwecke <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle F2<br />

angeführt.<br />

Die <strong>in</strong> Frage kommenden Stellen im Prozessablauf und die voraussichtlich<br />

geeigneten Re<strong>in</strong>igungsvarianten werden planerisch anhand e<strong>in</strong>er FMEA<br />

o<strong>der</strong> Potenzialanalyse e<strong>in</strong>gegrenzt und sukzessive detailliert. Hilfreich ist<br />

hierbei die Beobachtung bzw. Analyse ähnlicher Anwendungen <strong>in</strong> bereits<br />

bestehenden L<strong>in</strong>ien.<br />

Fall 1 und 2: Entfernung von Rückverschmutzungen:<br />

In diesen Fällen werden Bauteil- o<strong>der</strong> Erzeugnisoberflächen gezielt<br />

behandelt, um z. B. durch Montage- und Fügeprozesse erfolgte Rückverschmutzungen<br />

wie<strong>der</strong> zu entfernen (Re<strong>in</strong>igung unmittelbar nach erfolgtem<br />

Montageschritt).<br />

Ebenso zählt hierzu die Behandlung von E<strong>in</strong>zelkomponenten / kle<strong>in</strong>ere<br />

Baugruppen, um zum Beispiel Partikel zu entfernen, die durch die<br />

Vere<strong>in</strong>zelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rütteltopf entstanden s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> um eventuell aus <strong>der</strong><br />

Umgebung sedimentierte Partikel o<strong>der</strong> partikuläre Transportverunre<strong>in</strong>igungen<br />

zu entfernen (Re<strong>in</strong>igung unmittelbar vor e<strong>in</strong>em Montageschritt).<br />

Fall 3 und 4: Vorbeugung von Rückverschmutzung:<br />

In diesen Fällen wird die Integrierte Re<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gesetzt, um<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Erzeugnisnähe abzugreifen, um dadurch e<strong>in</strong>er<br />

Ausbreitung vorzubeugen und die Übertragung auf das Erzeugnis<br />

e<strong>in</strong>zudämmen. Die Verunre<strong>in</strong>igung wird dabei möglichst direkt bei <strong>der</strong>en<br />

Freisetzung bzw. am Freisetzungsort weggeführt (meist durch Absaugen).<br />

Weitere Ausführungen über die Re<strong>in</strong>igung speziell von Behältern (siehe<br />

Kapitel D: Logistik).<br />

H<strong>in</strong>weis: Beispiel e<strong>in</strong>es Vergleichs von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln s.Anhang.<br />

3.1.6.2 Charakterisierung ausgewählter Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

Mit Blick auf die e<strong>in</strong>gangs angesprochenen Anfor<strong>der</strong>ungen bzw.<br />

Eigenschaften ist das Spektrum <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

endlich (Beispiele siehe Tabelle F3). Der Abre<strong>in</strong>igungseffekt basiert<br />

überwiegend auf mechanischer Entfernung <strong>der</strong> Partikel, häufig <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong>en gezielter Wegführung durch e<strong>in</strong> bzw. das<br />

strömende(s) Fluid.<br />

125


Speziell die auf re<strong>in</strong> mechanischen Kräften beruhende Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />

für Partikel ist wesentlich davon abhängig, wie <strong>in</strong>tensiv die <strong>Teil</strong>chen an die<br />

betreffende Oberfläche gebunden s<strong>in</strong>d (z. B. lose o<strong>der</strong> festgetrocknet).<br />

Wann immer möglich, sollte <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsschritt unmittelbar während o<strong>der</strong><br />

nach <strong>der</strong> Entstehung kritischer Partikel erfolgen, um weiterer<br />

Verschleppung vorzubeugen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Oberflächenb<strong>in</strong>dung zu<br />

vermeiden, z. B. durch Kondensation o<strong>der</strong> Trocknung bei Montagehilfsstoffen<br />

(bspw. prozessbed<strong>in</strong>gter Ölfilm auf e<strong>in</strong>em Werkstückträger).<br />

H<strong>in</strong>weis: Unter Berücksichtigung des optimalen Zusammenwirkens von Mechanik,<br />

Chemie, Temperatur und Zeit [Kreis von S<strong>in</strong>ner] weisen die meisten <strong>der</strong><br />

angeführten Re<strong>in</strong>igungsverfahren e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />

bezüglich filmischer Rückstände auf (z. B. Ölnebel). Der Abre<strong>in</strong>igungseffekt<br />

bezüglich Partikeln ist gegeben: Aber, verglichen mit e<strong>in</strong>er abgestimmten<br />

konventionellen Nassre<strong>in</strong>igung, e<strong>in</strong>geschränkt. Dies betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

kle<strong>in</strong>eren Partikel, die zum e<strong>in</strong>en relativ hohe Oberflächenhaftkräfte<br />

aufweisen. Zum An<strong>der</strong>en erfahren sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberflächen-Grenzschicht e<strong>in</strong>es<br />

strömenden Fluids e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>gere Ablösekraft.<br />

Achtung: Die Zusammenstellung <strong>in</strong> Tabelle F3 ist bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Abre<strong>in</strong>igungswirkung als grobe Richtschnur zu betrachten; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

was Ölfilme anbelangt (Art <strong>der</strong> Flüssigkeit / Dampfdruck).<br />

Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />

(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />

Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />

Verfahren<br />

1. (Ab-)Saugen<br />

1)<br />

126<br />

Re<strong>in</strong>igungsfaktor<br />

Partikel,<br />

angetrocknet<br />

2. (Ab-)Blasen 1) Strömungskraft<br />

3. Innenspülen<br />

mit<br />

Druckgas 1)<br />

Relative<br />

Abre<strong>in</strong>igungswirkung<br />

Partikel,<br />

lose<br />

Strömungskraft - o -<br />

Strömungskraft<br />

o + o<br />

- + -<br />

Ölnebelfilm<br />

Legende: + = hoch;<br />

o = mittel ;<br />

- = ger<strong>in</strong>g;<br />

? = nicht bekannt<br />

Bemerkung<br />

Elektrostatische Aufladung<br />

möglich<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />

Elektrostatische Aufladung<br />

möglich


Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />

(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />

Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />

4. Innenspülen<br />

mittels Gas<br />

bei<br />

Unterdruck 1)<br />

5. Innenspülen<br />

mit<br />

Flüssigkeit<br />

Strömungskraft<br />

Strömungskraft /<br />

Zeit / Chemie /<br />

(Temperatur)<br />

6. Bürsten 1) Mechanik<br />

7. Trockeneisschnee<br />

8. Vibration mit<br />

1)<br />

Absaugen<br />

9. Offenes<br />

Plasma<br />

10. Feuchtes<br />

Wischen 1)<br />

- o -<br />

+ + +<br />

+ + -<br />

Impuls<br />

/Temperatur/<br />

Chemie/ Zeit + + +<br />

Mechanik /<br />

Strömungskraft - +/o -<br />

Chemie / Zeit<br />

Mechanik<br />

/(Chemie)<br />

11. Tapelift 1) Adhäsion<br />

- - o/+<br />

+ + +<br />

+ + -<br />

Legende: + = hoch;<br />

o = mittel ;<br />

- = ger<strong>in</strong>g;<br />

? = nicht bekannt<br />

Je nach Spülmedium bzw.<br />

Weiterverwendung kann<br />

aufwendige Innentrocknung<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren<br />

Elektrostatische Aufladung<br />

möglich.<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />

Elektrostatische Aufladung<br />

möglich,<br />

Auch für „trockene“ Filme.<br />

Elektrostatische Aufladung<br />

möglich.<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren<br />

(fallweise),<br />

Re<strong>in</strong>igungswirkung ist<br />

abhängig von <strong>der</strong><br />

chemischen<br />

Zusammensetzung des<br />

Filmes<br />

Auch für „trockene“ Filme.<br />

flusenarmes Tuch<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />

Eventueller Rückstand des<br />

adhäsiven Materials.<br />

127


Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />

(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />

Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />

12. Magnet 1) Feldkraft<br />

13. Entmagnetisieren<br />

1)<br />

128<br />

Feldkraft<br />

? ? -<br />

? ? -<br />

Legende: + = hoch;<br />

o = mittel ;<br />

- = ger<strong>in</strong>g;<br />

? = nicht bekannt<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />

Wirkt nur auf<br />

ferromagnetische Partikel,<br />

Wirkt nur auf<br />

ferromagnetische<br />

Materialien<br />

1) Bei den betreffenden Verfahren (ohne chemische Wirkkomponente) liefert e<strong>in</strong>e<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsdauer im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>en gesteigerten Re<strong>in</strong>igungseffekt.<br />

Die Partikel werden entwe<strong>der</strong> spontan o<strong>der</strong> gar nicht abgelöst.<br />

Bei den strömungsbasierten Verfahren kann die Re<strong>in</strong>igungswirkung für Partikel<br />

erfahrungsgemäß durch e<strong>in</strong>e gepulste Strömung gesteigert werden (möglichst abrupte, hohe<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsän<strong>der</strong>ung). Bei Gasen stellt sich gegenüber Flüssigkeit jedoch e<strong>in</strong>e<br />

abschwächende Dämpfung e<strong>in</strong>; aufgrund <strong>der</strong> Kompressibilität.<br />

Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren bedeutet, dass das Verfahren e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geschränkten Umgriff hat und<br />

die <strong>in</strong>teressierende Oberfläche deshalb direkt getroffen werden muss. Die Re<strong>in</strong>igungssonde<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zu re<strong>in</strong>igende Gegenstand müssen gezielt zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bewegt / versetzt werden<br />

(Abrastern <strong>der</strong> Oberfläche), wenn größere Oberflächenbereiche behandelt werden sollen.<br />

Tab. F3: Zusammenstellung e<strong>in</strong>er Reihe <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierbarer<br />

Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

Achtung: Bei Auswahl e<strong>in</strong>es Verfahrens muss eventueller Verlust des Korrosionsschutzes<br />

berücksichtigt werden. Ebenso die chemische Verträglichkeit des<br />

Bauteilwerkstoffs mit <strong>der</strong> betreffenden Re<strong>in</strong>igungschemie sowie Material-<br />

angriff durch mechanische Re<strong>in</strong>igungskräfte.<br />

H<strong>in</strong>weis: Elektrostatischer Aufladung kann durch Anwendung von Ionisationse<strong>in</strong>richtungen<br />

begegnet werden. Ggfs. (zusätzlich / lediglich) Erdung vorsehen.<br />

Bei <strong>der</strong> Implementierung e<strong>in</strong>es Verfahrens ist vorzusehen, dass die<br />

abgelösten / freigesetzten Partikel gezielt abtransportiert werden, um<br />

auszuschließen, dass gere<strong>in</strong>igte Oberflächen bzw. <strong>der</strong>en Umfeld (erneut)<br />

verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />

Die jeweiligen Re<strong>in</strong>igungsmedien müssen e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende<br />

Grundsauberkeit aufweisen (Bl<strong>in</strong>dwert). Bei Gasen und Flüssigkeiten kann<br />

sie durch Filtration (bevorzugt unmittelbar am Gebrauchspunkt) dargestellt<br />

werden.<br />

Bei festen Re<strong>in</strong>igungsmedien wie Bürsten, P<strong>in</strong>seln o<strong>der</strong> Tüchern muss mit<br />

Eigenpartikelabgabe gerechnet werden; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei längerem E<strong>in</strong>satz<br />

(Verschleiß). Die mehrfache Verwendung von Wischmitteln ist nicht zu


empfehlen, da sie als bestimmungsgemäße „Partikelspeicher“ früher o<strong>der</strong><br />

später die aufgenommenen Verunre<strong>in</strong>igungen unkontrolliert abgeben<br />

(Verschleppungsrisiko!)<br />

1. (Ab-)Saugen:<br />

Das re<strong>in</strong> mechanisch wirkende Absaugen ist das häufigsten e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Verfahren. Als Potenzial zur Erzeugung <strong>der</strong> Strömung steht naturgesetzlich<br />

e<strong>in</strong>e maximale Druckdifferenz von 1 bar zur Verfügung,<br />

wodurch die am Objekt erzeugbare Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit begrenzt<br />

ist.<br />

Die Unterdruckerzeugung erfolgt z. B. über druckluftgetriebene Venturidüsen,<br />

zentrale Prozessvakuumschienen mit W<strong>in</strong>dkessel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fache<br />

elektrisch betriebene Industriesauger bis h<strong>in</strong> zum leistungsfähigen<br />

Seitenkanalverdichter.<br />

Das E<strong>in</strong>satzspektrum reicht von <strong>der</strong> Prozessabsaugung zur Fassung<br />

größerer Luftmengen bei relativ niedrigen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

bis h<strong>in</strong> zur Absaugung <strong>in</strong> konturangepassten Bauteilaufnahmen mit<br />

relativ hohen örtlichen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

Je größer die mittlere Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit ist, desto besser<br />

können auch größere (schwere / kompakte) Partikel getragen und mit<br />

dem Luftvolumenstrom wegtransportiert werden. Zur wirksamen<br />

Erfassung größerer räumlicher Bereiche können Unterdruckquellen mit<br />

hoher Leistung respektive Kapazität erfor<strong>der</strong>lich werden. Um hohe<br />

Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten an <strong>der</strong> Objektoberfläche zu erzielen,<br />

müssen die Bauteilaufnahmen möglichst geschlossen und konturgenau<br />

gestaltet werden. Dabei gilt es, das relative Optimum zwischen<br />

m<strong>in</strong>imaler Spaltdicke e<strong>in</strong>erseits und steigendem Strömungswi<strong>der</strong>stand<br />

an<strong>der</strong>erseits zu treffen. Durch gezielte Komb<strong>in</strong>ation von Spaltdicken<br />

und Öffnungen für die nachströmende Luft, können lokale Bereiche mit<br />

erhöhter Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit und somit erhöhter lokaler<br />

Re<strong>in</strong>igungswirkung gestaltet werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: Es ist darauf zu achten, ob die nachströmende Luft ihrerseits eventuell<br />

kritische Verunre<strong>in</strong>igungen enthält.<br />

Im Umgang mit manuell geführten Sonden / Handsaugern ist die Beschädigungsgefahr<br />

<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsoberfläche und die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Entstehung von Abrieb-Partikeln zu berücksichtigen.<br />

129


2. (Ab-)Blasen:<br />

130<br />

Beim Abblasen wird ausschließlich <strong>der</strong> mechanische Re<strong>in</strong>igungsfaktor<br />

des S<strong>in</strong>ner-Kreises genutzt. Im Vergleich zum Absaugen können<br />

höhere Drücke genutzt und damit höhere Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

und Re<strong>in</strong>igungskräfte erreicht werden. Der Impuls <strong>der</strong> Strömung nimmt<br />

aufgrund <strong>der</strong> Expansion mit wachsendem Abstand von <strong>der</strong> Düse<br />

wesentlich stärker ab, als es bei Flüssigkeiten <strong>der</strong> Fall ist. Von<br />

Bedeutung zur Beschreibung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsparameter ist nicht <strong>der</strong><br />

statische Druck an <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungssonde son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> resultierende<br />

Volumenstrom bei gegebener Düsengeometrie und -größe. Zusammen<br />

mit dem Abstand <strong>der</strong> Sonde zur Re<strong>in</strong>igungsoberfläche wird dadurch <strong>der</strong><br />

Volumenstrom pro Bauteilfläche vorgegeben, und somit <strong>der</strong> auf die<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen wirkende Impuls.<br />

Um e<strong>in</strong>e unkontrollierte Ausbreitung <strong>der</strong> abgetragenen Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

auszuschließen, ist e<strong>in</strong>e gezielte und ausreichende Fassung<br />

des anfallenden Luftvolumens durch Komb<strong>in</strong>ation von E<strong>in</strong>hausung und<br />

Prozessabsaugung zu <strong>in</strong>stallieren.<br />

Re<strong>in</strong>igung von Bauteilen <strong>in</strong> Abblas- / Absaugvorrichtungen:<br />

In Komb<strong>in</strong>ation mit Druckluft s<strong>in</strong>d Volumenstrom und Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und somit die Abre<strong>in</strong>igungskräfte <strong>in</strong> bauteilangepassten<br />

Absaugvorrichtungen erheblich zu steigern. Damit ke<strong>in</strong> Überströmen<br />

<strong>in</strong> die Umgebung erfolgen kann, muss <strong>in</strong> diesem Falle die Absaugmimik<br />

nach außen hermetisch abgeschlossen se<strong>in</strong>. Bei offenen<br />

Absaugkammern ist zur kont<strong>in</strong>uierlichen Fassung des anfallenden<br />

Volumenstroms e<strong>in</strong>e Unterdruckquelle mit hoher Kapazität vorzusehen.<br />

Alternativ wird <strong>der</strong> Druckluftstrom <strong>in</strong> wohl abgestimmten Intervallen<br />

gepulst.<br />

Bei <strong>der</strong> gewollten Abre<strong>in</strong>igung von Oberflächenpartikeln zählt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel nicht die Re<strong>in</strong>igungsdauer son<strong>der</strong>n wirksamer Impuls respektive<br />

Betrag <strong>der</strong> Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

3. Innenspülen mit Druckgas:<br />

Diese Anwendung kann fallweise mit vorhandenen Prüfständen zur<br />

Druck- / Funktionsprüfung komb<strong>in</strong>iert werden. Die austretende mit<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen beladene Luft kann mit Filtern und Abschei<strong>der</strong>n<br />

versehen werden, so dass e<strong>in</strong> Wegführen über e<strong>in</strong>e separate<br />

Prozessabluftschiene nicht unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich ist.


Das Prozessmedium (Luft / Gas) kann mit Filtern im Zustrom gezielt<br />

von Partikeln befreit werden.<br />

4. Innenspülen mittels Gas bei Unterdruck:<br />

Diese Anwendung kann fallweise mit vorhandenen Prüfständen zur<br />

Dichtheits- o<strong>der</strong> Funktionsprüfung komb<strong>in</strong>iert werden. Das Prozessmedium<br />

(Luft / Gas) kann mit Filtern im Zustrom gezielt von Partikeln<br />

befreit werden.<br />

5. Innenspülen mit Flüssigkeit:<br />

Zum E<strong>in</strong>satz kommen sowohl Überdruck- als auch Unterdruckvarianten.<br />

Durch die Benetzung <strong>der</strong> Innenoberfläche kommen, neben <strong>der</strong><br />

mechanischen Abre<strong>in</strong>igungswirkung, auch die Re<strong>in</strong>igungsfaktoren Zeit<br />

und Chemie zum Tragen. Je höher die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

s<strong>in</strong>d, desto besser können Partikel abgetragen und wegtransportiert<br />

werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: Bei Anwendung zur Zwischenre<strong>in</strong>igung kann e<strong>in</strong>e Verschleppung <strong>der</strong><br />

Flüssigkeit erfolgen. Auch ist dann e<strong>in</strong>e anschließende Vakuumbefüllung<br />

aufgrund von Ausgasung unter Umständen nicht mehr praktikabel.<br />

Die Re<strong>in</strong>igungsflüssigkeit kann mit Filtern im Zustrom gezielt von<br />

Partikeln befreit werden.<br />

Die Verwendung zur Re<strong>in</strong>igung kann fallweise <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

Funktionsprüfständen sowie Befüllstationen erfolgen.<br />

6. (Ab-) Bürsten:<br />

Das Bürsten ist e<strong>in</strong> mechanisch wirkendes Verfahren. Die<br />

Anwendungsvarianten reichen vom e<strong>in</strong>fachen manuellen Abre<strong>in</strong>igen<br />

mittels P<strong>in</strong>sel bis zur automatisierten Bürststation. Auch hier gilt es, die<br />

Partikel nicht nur vom Objekt zu lösen son<strong>der</strong>n auch gezielt<br />

wegzuführen. Hierzu werden i. d. R. Prozessbereich und / o<strong>der</strong> Bürste<br />

abgesaugt. In e<strong>in</strong>igen handelsüblichen Bürststationen wird zusätzlich<br />

Flüssigkeit (<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen) appliziert um die<br />

Re<strong>in</strong>igungsoberfläche zu schonen, die Partikelablösung zu verbessern<br />

und elektrostatischer Aufladung vorzubeugen.<br />

7. Trockeneisschnee:<br />

Diese Re<strong>in</strong>igungstechnologie basiert auf <strong>der</strong> Anwendung von<br />

beschleunigten CO2-Kristallen, die aus flüssigem Kohlendioxid über<br />

e<strong>in</strong>e spezielle Düse erzeugt und appliziert werden. Von den hier<br />

angeführten <strong>in</strong>tegrierbaren Verfahren weist sie die höchste<br />

131


132<br />

Re<strong>in</strong>igungswirkung auf (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf Kle<strong>in</strong>stpartikel). Im<br />

Vergleich zu e<strong>in</strong>er Station, die bspw. mit Druckluft arbeitet, ist e<strong>in</strong>e<br />

aufwendigere Anlagentechnik erfor<strong>der</strong>lich (u. a. lokale Versorgung über<br />

Gasflache). Das Re<strong>in</strong>igungsmedium verflüchtigt sich spontan und<br />

rückstandsfrei (Absaugung erfor<strong>der</strong>lich). Bed<strong>in</strong>gt durch die Art <strong>der</strong><br />

Gew<strong>in</strong>nung / Herstellung des Gases ist die CO2-Bilanz als<br />

umweltneutral zu bezeichnen. Der Prozessbereich ist (außer zur<br />

Fassung des Kohlendioxidgases) abzusaugen, um e<strong>in</strong>e unkontrollierte<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> abgere<strong>in</strong>igten Verunre<strong>in</strong>igungen auszuschließen.<br />

8. Feuchtes Wischen:<br />

Durch Benetzung des (flusenarmen!) Tuchs werden Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />

und Aufnahmevermögen für Partikelverunre<strong>in</strong>igungen verbessert.<br />

Ebenso wird die zu behandelnde Oberfläche geschont. Das zugesetzte<br />

Re<strong>in</strong>igungsmittel kann bei Bedarf so gewählt werden, dass auch<br />

filmische Verunre<strong>in</strong>igungen entfernbar s<strong>in</strong>d (Nie<strong>der</strong>schläge von Ölnebel<br />

etc.).<br />

Beispiel: Isopropanol / Wasser Gemisch (3:2)<br />

Zur Benetzung des Tuchs können e<strong>in</strong>fache Dispenser (Pumpspray)<br />

o<strong>der</strong> z. B. e<strong>in</strong>e Laborspritzflasche dienen. Offene Flüssigkeitsbehälter<br />

s<strong>in</strong>d aus Gründen <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Flüssigkeit zu vermeiden.<br />

Das Tragen von Handschuhen bei <strong>der</strong> Wischre<strong>in</strong>igung kann nicht zuerst<br />

aus Sauberkeitsgründen son<strong>der</strong>n alle<strong>in</strong> wegen des Arbeitsschutzes<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden (z. B. Austrocknen <strong>der</strong> Haut / Allergien).<br />

Die Re<strong>in</strong>igungsflüssigkeit sollte zügig verdunsten und ke<strong>in</strong>e<br />

Inhaltsstoffe aufweisen, die als unerwünschte Trocknungsrückstände<br />

auf <strong>der</strong> behandelten Oberfläche verbleiben könnten. E<strong>in</strong>e schnelle<br />

Trocknung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t auch das Risiko, dass eventuell erfolgende<br />

Rückverschmutzungen <strong>in</strong>tensiv an <strong>der</strong> Oberfläche festtrocknen.<br />

Erfor<strong>der</strong>lichenfalls ist für e<strong>in</strong>e geeignete Belüftung des Arbeitsplatzes zu<br />

sorgen (Luftfeuchte, Lösemitteldämpfe …).<br />

In <strong>der</strong> Lackiertechnik bspw. f<strong>in</strong>den sogenannte Honigtücher<br />

Verwendung; bevorzugt zum Abklatschen von Staub. Als<br />

konfektioniertes Wischmittel braucht es vor Benutzung nicht separat<br />

benetzt zu werden. Generell s<strong>in</strong>d am Markt <strong>in</strong>zwischen vielfältige<br />

Feuchttücher für den e<strong>in</strong>maligen Gebrauch verfügbar, <strong>der</strong>en Eignung<br />

im E<strong>in</strong>zelnen zu prüfen ist. Dies gilt auch für trocken wirkende<br />

Staubb<strong>in</strong>detücher und Epibriermittel.


Ergänzend seien Wattestäbchen angesprochen, die <strong>in</strong> verschiedensten<br />

Formen, Größen und Materialien verfügbar s<strong>in</strong>d und, ebenfalls<br />

befeuchtet, für kle<strong>in</strong>ere Öffnungen sowie Ecken- und Kantenbereiche <strong>in</strong><br />

Frage kommen.<br />

Alle Arten von Wischmitteln s<strong>in</strong>d stets nur e<strong>in</strong>malig zu verwenden. Am<br />

Verwendungsort ist e<strong>in</strong>e Entsorgungsmöglichkeit vorzusehen.<br />

9. Offenes Plasma:<br />

Aus e<strong>in</strong>gangs genannten Gründen wird hier ausschließlich die relativ<br />

e<strong>in</strong>fache, <strong>in</strong>l<strong>in</strong>e-fähige Anwendung offener Plasmen, die <strong>in</strong><br />

Umgebungsatmosphäre zum E<strong>in</strong>satz kommen, <strong>in</strong> die Betrachtung<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Die Plasmatechnologie ist pr<strong>in</strong>zipiell nicht zur Entfernung<br />

von makroskopischen bzw. anorganischen Partikeln vorgesehen und<br />

geeignet. Sie hat ihren Stellenwert vor allem zur <strong>der</strong> Entfernung<br />

filmischer organischer Oberflächensubstanzen sowie zur Aktivierung<br />

von Oberflächen zwecks Haftvermittlung. Es existieren auch Varianten,<br />

die mit Druckgas komb<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d und von daher auch den Abtrag von<br />

Partikeln unterstützen.<br />

10. Vibration (mit Absaugen):<br />

Hier wird <strong>der</strong> Gegenstand, Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachere Baugruppe,<br />

mechanisch <strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gung versetzt. Trägheitsbed<strong>in</strong>gt lösen sich<br />

Partikel und Flüssigkeiten. Die Re<strong>in</strong>igungswirkung wird <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit Saugen / Blasen gesteigert. Zur optimalen Anwendung ist e<strong>in</strong>e<br />

Anpassung <strong>der</strong> Bauteilaufnahme / Re<strong>in</strong>igungsvorrichtung an das Objekt<br />

erfor<strong>der</strong>lich; im Wesentlichen bezüglich dessen Kontur und Masse.<br />

11. Tapelift (Abklatschen):<br />

a) Adhäsive Folien mit Klebe- o<strong>der</strong> Gelschicht werden durch<br />

Abklatschen von Partikeln nicht nur zu analytischen Probenahmen<br />

son<strong>der</strong>n auch zur lokalen Re<strong>in</strong>igung verwendet.<br />

Im Gegensatz zum Wischen wird das Tape statisch aufgesetzt und<br />

nicht relativ zur Oberfläche bewegt. E<strong>in</strong>e Variante besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Benutzung drehbarer Rollen, wie sie s<strong>in</strong>ngemäß im Haushalt als<br />

e<strong>in</strong>fache Re<strong>in</strong>igungsartikel für Bekleidung zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

Diverse Untersuchungen des Fraunhofer IPA zeigen, dass die<br />

jeweiligen Tape-Materialien e<strong>in</strong>e gewisse Selektivität gegenüber <strong>der</strong><br />

entfernbaren Partikelgröße aufweisen. Diese ist u. a. abhängig von Art<br />

<strong>der</strong> adhäsiven Schicht, Flexibilität des Tapes und Rauhigkeit <strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>igungsoberfläche. Vorhandene hohe Partikel und Oberflächen-<br />

133


134<br />

strukturen schränken die Extrahierbarkeit kle<strong>in</strong>erer Partikel mehr o<strong>der</strong><br />

weniger e<strong>in</strong>. Eventuell können kle<strong>in</strong>ere Partikel durch wie<strong>der</strong>holte<br />

Behandlung mit frischem Tape vermehrt abgegriffen werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e reproduzierbare Anwendung ist die Flächenpressung (Kraft pro<br />

Fläche) <strong>der</strong> wesentliche Parameter. Deshalb s<strong>in</strong>d Abklatsch-<br />

Vorrichtungen s<strong>in</strong>nvoll, <strong>der</strong>en Bauweise e<strong>in</strong>e Vorgabe und E<strong>in</strong>stellung<br />

des Anpressdrucks ermöglicht; z. B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Fe<strong>der</strong>mechanismus<br />

mit Anschlag. Die Kontaktdauer mit <strong>der</strong> Oberfläche ist von<br />

untergeordneter Bedeutung.<br />

E<strong>in</strong> Begleitnutzen des Abklatschens ist, dass die beaufschlagte Tape-<br />

Oberfläche zur Analyse und Bewertung <strong>der</strong> gesammelten Partikel<br />

herangezogen werden kann.<br />

b) Re<strong>in</strong>igungs-Knetmasse:<br />

Diese Art von plastischer Masse zum Abklatschen von Partikeln ist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektronikfertigung zu f<strong>in</strong>den. Von Vorteil ist,<br />

dass auch dreidimensionale bzw. schwierige Strukturen (speziell Ecken<br />

und Kanten) relativ gut erreicht werden. Die Masse wird auch wirksam<br />

zur Entfernung von Partikeln an Händen und Handschuhen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Sie kann über längere Zeiträume genutzt werden, da die<br />

aufgenommenen Partikel nachhaltig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Masse e<strong>in</strong>gelagert und<br />

gespeichert werden (Achtung: Dabei aber auch sukzessive<br />

Anreicherung von Fetten und Ölen).<br />

12. Magnet:<br />

Diese Art von Re<strong>in</strong>igungssonde vermag naturgemäß lediglich auf<br />

ferromagnetische Partikel zu wirken und stellt e<strong>in</strong>e selektive Form des<br />

Abklatschens dar, bei <strong>der</strong> zudem ke<strong>in</strong>e mechanische Berührung <strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>igungsoberfläche erfolgen muss.<br />

Die Entfernung <strong>der</strong> gesammelten Partikel von Permanentmagneten<br />

erfolgt z. B. durch Abbürsten (aber nicht im Sauberkeitsbereich!) o<strong>der</strong><br />

feuchtes Abwischen. Probat ist auch das Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Tapes, das<br />

dann lediglich mit den darauf bef<strong>in</strong>dlichen Partikeln vom Magneten<br />

abgezogen wird. Bei Elektromagneten erfolgt zusätzlich die Entfernung<br />

<strong>der</strong> aufgenommenen Partikel durch Abschalten <strong>der</strong> zur Erzeugung <strong>der</strong><br />

magnetischen Wirkung benötigten Spannungsversorgung.<br />

Achtung: Mögliche unerwünschte Aufmagnetisierung des Re<strong>in</strong>igungsobjekts<br />

berücksichtigen


13. Entmagnetisieren:<br />

Durch Entmagnetisierung kann die betreffende B<strong>in</strong>dung entsprechen<strong>der</strong><br />

Partikelarten an das metallische Oberflächenmaterial aufgehoben<br />

werden. Wie bei <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsprüfung (vgl. VDA 19) kann dies<br />

e<strong>in</strong>e notwendige bzw. s<strong>in</strong>nvolle Maßnahme zur Unterstützung e<strong>in</strong>es<br />

darauf folgenden Re<strong>in</strong>igungsprozesses se<strong>in</strong>.<br />

Achtung: Eventuellen Verlust gewünschter magnetischer Eigenschaften<br />

berücksichtigen.<br />

Weitere Betrachtungen zum Thema Magnetismus s. Anhang.<br />

14. Sonstige:<br />

a) Lageän<strong>der</strong>ung / Rütteln:<br />

Simples Rotieren / auf den Kopf drehen <strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igten Komponente<br />

bewirkt, dass gröbere Partikel aufgrund <strong>der</strong> Schwerkraft nach unten<br />

wegfallen, wo sie z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wanne aufgefangen und sporadisch<br />

entsorgt werden. Dies ist z. B. als e<strong>in</strong>fache Maßnahme für e<strong>in</strong>en<br />

umlaufenden Werkstückträger denkbar. Die Partikelablösung kann<br />

durch Rütteln (bspw. Anregung über e<strong>in</strong>en Vibrationsmechanismus)<br />

o<strong>der</strong> gezielte Schläge an unempf<strong>in</strong>dliche / geeignete Stellen unterstützt<br />

werden. Achtung: Gefahr <strong>der</strong> Beschädigung und Erzeugung<br />

zusätzlicher Partikel berücksichtigen!<br />

b) Ionisation:<br />

Als bewährtes Mittel zum Schutz gegen statische Aufladung kommen<br />

verschiedene Varianten von Ionenquellen auch als probates Mittel <strong>in</strong><br />

Bereichen <strong>in</strong> Frage, <strong>in</strong> denen die elektrostatische B<strong>in</strong>dung organischer<br />

Fasern und Kunststoffpartikel an Produktoberflächen e<strong>in</strong>gedämmt<br />

werden soll.<br />

Die Effizienz <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsverfahren ist im E<strong>in</strong>zelfall zu<br />

erproben.<br />

Objektives Werkzeug zur Bewertung des Re<strong>in</strong>igungserfolgs ist e<strong>in</strong><br />

Vorher / Nachher-Vergleich an Prüflosen von ungere<strong>in</strong>igten / gere<strong>in</strong>igten<br />

Objekten anhand konventioneller Sauberkeitsprüfung (vgl. Beispiel im<br />

Anhang sowie Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen)<br />

135


3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ<br />

3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen bezüglich Sauberkeit von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d bereits bei <strong>der</strong> Planung zu berücksichtigen und als<br />

Bestandteil des Lastenhefts mit dem Betriebsmittelhersteller festzulegen.<br />

Um die Gefahr <strong>der</strong> Kontam<strong>in</strong>ation während des Produzierens und<br />

Verpackens zu reduzieren, müssen Planung und Gestaltung von<br />

Betriebsmitteln so erfolgen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> späteren Produktion ke<strong>in</strong>e<br />

Kontam<strong>in</strong>ationsquellen auftreten, die nach Anlagen<strong>in</strong>betriebnahme schwer<br />

zu beheben s<strong>in</strong>d.<br />

Bei <strong>der</strong> Planung ist sicherzustellen, dass die Maßnahmen nicht mit an<strong>der</strong>en<br />

Vorschriften und Auflagen (z. B. für Unfallverhütung, Brand- und<br />

Objektschutz) im Wi<strong>der</strong>spruch stehen.<br />

Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />

<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Folgende weitere Punkte s<strong>in</strong>d mit Blick auf die Sauberkeitsqualität zu<br />

berücksichtigen:<br />

a) Möglichst frühzeitig im Vorfeld <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung:<br />

136<br />

o Auswahl <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung und des Fügeverfahrens<br />

mit Blick auf Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />

o Design <strong>der</strong> Fügepartner mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />

M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Partikelentstehung bzw. Beherrschung<br />

entstehen<strong>der</strong> Partikel (z. B. Maßhaltigkeit und Toleranzen,<br />

Beschichtungssysteme)<br />

o Berücksichtigung von Material und Oberflächenbeschaffenheit<br />

von Fügepartnern sowie Werkzeugen bezüglich<br />

Partikelentstehung<br />

o Design <strong>der</strong> Fügeparameter mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />

M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Partikelentstehung bzw. Beherrschung<br />

entstehen<strong>der</strong> Partikel<br />

b) Integration <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> das Sauberkeitsstufenkonzept.<br />

Gestaltung e<strong>in</strong>es Betriebsmittels auch <strong>in</strong><br />

Abstimmung mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umgebung, <strong>in</strong> die<br />

dieses <strong>in</strong>tegriert wird. Das bedeutet z. B. Schutz <strong>der</strong><br />

Umgebung vor Verunre<strong>in</strong>igungen des Betriebsmittels und / o<strong>der</strong>


umgekehrt. Eventueller E<strong>in</strong>satz von (lokaler) Re<strong>in</strong>lufttechnik zur<br />

M<strong>in</strong>imierung luftgetragener Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung o<strong>der</strong><br />

aus dem Prozess; z. B. beim Konfektionieren von<br />

Filtermaterialien (Luftfilter, Ölfilter ..), die als solche mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger stark Partikel abgeben können.<br />

c) Def<strong>in</strong>ierte (und messbare) Sauberkeit von z. B. Prozess- und Hilfsmedien;<br />

wie z. B. Gleitmittel<br />

3.2.2 Inbetriebnahme<br />

Die Vorgaben für die Sauberkeit e<strong>in</strong>er Montagee<strong>in</strong>richtung vor<br />

Inbetriebnahme s<strong>in</strong>d im Lastenheft vermerkt.<br />

Vor Inbetriebnahme ist sicherzustellen, dass die Anlage gere<strong>in</strong>igt und<br />

optisch sauber ist. Dies schließt Partikel e<strong>in</strong>, die bei <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong><br />

Montagee<strong>in</strong>richtung entstanden s<strong>in</strong>d, aber auch Transportverunre<strong>in</strong>igungen<br />

und Partikel, die beim Aufbau o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richten e<strong>in</strong>er Anlage entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e gezielte Re<strong>in</strong>igung und Kontrolle erfolgt <strong>in</strong> folgenden Bereichen:<br />

- Kontaktstellen mit dem Werkstück (Aufnahmen, Werkstück-<br />

träger, …)<br />

- Werkzeuge<br />

- Bereiche oberhalb des Werkstücks<br />

Die Festlegung <strong>der</strong> notwendigen Sauberkeit dieser Bereiche erfolgt <strong>in</strong><br />

Anlehnung an die Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> Werkstücke.<br />

H<strong>in</strong>weis: Beim Betrieb von Anlagen bzw. Anlagenkomponenten kann es durch Abrieb<br />

zu e<strong>in</strong>em stetigen Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Anlage o<strong>der</strong> auf die Werkstücke<br />

kommen. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase kann dieser Partikele<strong>in</strong>trag<br />

durch das E<strong>in</strong>laufverhalten <strong>der</strong> Anlagenkomponenten erhöht se<strong>in</strong>, so<br />

dass e<strong>in</strong>e Nachre<strong>in</strong>igung erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />

137


Abb. F.6: Betrachtung von Partikelentstehung und Nutzungsdauer<br />

H<strong>in</strong>weis: Werden Baugruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage o<strong>der</strong> für Tests mit Fluiden befüllt, so ist<br />

zu gewährleisten, dass die (unbefilterten) Zuleitungen vor Inbetriebnahme<br />

gere<strong>in</strong>igt / gespült werden, wenn das Risiko e<strong>in</strong>es Partikele<strong>in</strong>trags besteht.<br />

Produktionsanlaufphase / Abnahmephase / Lernphase<br />

In <strong>der</strong> Phase nach <strong>der</strong> Inbetriebnahme ist die Anlage h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Partikelerzeugung und -e<strong>in</strong>trag zu charakterisieren und optimieren sowie die<br />

Verantwortlichkeiten festzulegen (Planer / Betreiber):<br />

138<br />

- Analyse: Wo fallen kritische Partikel an?<br />

◦ In Prozessen<br />

◦ Durch die Anlage<br />

◦ Aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

- Optimierung / Gegenmaßnahmen:<br />

◦ Nachbesserung durch den Lieferanten<br />

◦ Optimierung von Prozessen, Nachrüstung <strong>in</strong>tegrierter<br />

Re<strong>in</strong>igungsschritte o<strong>der</strong> gezielte Abfuhr von Montagepartikeln<br />

(z. B. durch Absaugung)


3.2.3 Betrieb<br />

◦ Erstellung von Re<strong>in</strong>igungsplänen durch z. B. Meister,<br />

Werker, Qualitätssicherung, Planer und / o<strong>der</strong> Instandhaltung.<br />

Die Re<strong>in</strong>igungspläne sollten auch im Wartungsplan<br />

h<strong>in</strong>terlegt werden.<br />

Die Verantwortung für die Sauberkeit <strong>der</strong> Anlagen im Betrieb liegt beim<br />

Betreiber. Die Durchführungsverantwortung kann übertragen werden,<br />

beispielsweise an: Instandhaltung, Werker …<br />

Im Betrieb ist sicherzustellen, dass die Re<strong>in</strong>igungspläne e<strong>in</strong>gehalten werden<br />

und die Durchführung dokumentiert wird. Im Bedarfsfall s<strong>in</strong>d die<br />

Re<strong>in</strong>igungspläne zu optimieren.<br />

H<strong>in</strong>weis: Parallel zum Betrieb sollten Sauberkeitsanalysen an den Anlagen, den<br />

Werkstücken und / o<strong>der</strong> Endprodukten (<strong>in</strong> Abhängigkeit von den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen) durchgeführt werden (Monitor<strong>in</strong>g).<br />

3.2.4 Pflege (Re<strong>in</strong>haltung)<br />

Die folgenden Punkte s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung von Anlagen und<br />

Montagearbeitsplätzen zu beachten, unabhängig ob die Re<strong>in</strong>igung vor <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme, während des Betriebs o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Wartung erfolgt:<br />

- Es sollten nur geeignete und freigegebenen Re<strong>in</strong>igungsmittel<br />

verwendet werden (z. B. flusenfreie Tücher und materialkompatible<br />

Re<strong>in</strong>iger)<br />

- Die Re<strong>in</strong>igungs- und Wartungspläne können zur Darstellung von<br />

Re<strong>in</strong>igungsstellen und -arbeiten durch Sichtkataloge ergänzt<br />

werden.<br />

- Werden visuelle Verunre<strong>in</strong>igungen beim Betrieb, bei <strong>der</strong> Wartung<br />

o<strong>der</strong> bei Rüsten / E<strong>in</strong>richten erzeugt, müssen diese durch den<br />

verursachenden Werker, Instandhalter o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richter nach <strong>der</strong><br />

Arbeit entfernt werden (Verursacherpr<strong>in</strong>zip). Diese Verantwortlichkeiten<br />

können an an<strong>der</strong>e Personengruppen abgegeben werden,<br />

wenn dies an entsprechen<strong>der</strong> Stelle festgelegt und dokumentiert ist<br />

(Wartungs- o<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsplan). Zur Entstehung nicht visueller<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen, z. B. Mikropartikel, die e<strong>in</strong> Funktionsrisiko<br />

darstellen können, kann e<strong>in</strong>e FMEA durchgeführt werden und evtl.<br />

zusätzliche Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen notwendig werden.<br />

139


3.2.5 Wartung / Reparatur<br />

Das Wartungspersonal (Instandhaltung) ist h<strong>in</strong>sichtlich technischer<br />

Sauberkeit zu sensibilisieren und zu schulen. Betriebsfremde sollten e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende E<strong>in</strong>weisung erhalten.<br />

Der Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit sollte unter E<strong>in</strong>beziehung aller relevanten<br />

Instanzen (z. B. Planer) <strong>in</strong> den Wartungsplan aufgenommen werden. Dies<br />

kann folgende Punkte e<strong>in</strong>schließen:<br />

140<br />

- Schmutzstellen, die im normalen Betrieb unzugänglich s<strong>in</strong>d, sollten<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Wartung (etwa bei Öffnen von Anlagen o<strong>der</strong><br />

Abnehmen von Verblendungen) gere<strong>in</strong>igt werden.<br />

- Tauschteile s<strong>in</strong>d vor dem E<strong>in</strong>bau zu re<strong>in</strong>igen.<br />

- Es ist ausschließlich sauberes Werkzeug bereitzustellen und zu<br />

verwenden.<br />

- Partikelabrieb ist bei Wartungsarbeiten zu vermeiden. Ist die nicht<br />

möglich, wie bei trennenden o<strong>der</strong> bearbeitenden Arbeitsschritten<br />

(Flexen, Bohren, …), dann müssen diese Arbeiten genehmigt<br />

werden und entsprechende Schutzmaßnahmen (Abdecken,<br />

Absaugen, …) getroffen werden.<br />

- Im Wartungsfall ist e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung von Bauteilen /<br />

Werkstücken auszuschließen. Dazu sollten die betroffenen <strong>Teil</strong>e<br />

aus <strong>der</strong> Anlage entfernt werden o<strong>der</strong> falls dies nicht möglich ist<br />

(Datenverlust <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung) s<strong>in</strong>d sie vor Verunre<strong>in</strong>igung zu<br />

schützen. Im E<strong>in</strong>zelfall kann e<strong>in</strong> gezieltes Ausschleusen, Re<strong>in</strong>igen<br />

und wie<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schleusen von <strong>Teil</strong>en notwendig se<strong>in</strong>, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Verschrotten, wenn e<strong>in</strong> Schutz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung nicht möglich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

H<strong>in</strong>weis: Vorbeugende Wartung: Es kann notwendig se<strong>in</strong>, Anlagenkomponenten<br />

aufgrund erhöhter Abgabe von Verunre<strong>in</strong>igungen auszutauschen, auch wenn<br />

sie noch funktionstüchtig s<strong>in</strong>d (bereits vor dem Ausfall e<strong>in</strong>er Komponente<br />

kann es zu erhöhtem Partikelabrieb kommen).<br />

3.2.6 E<strong>in</strong>richten / (Um-)Rüsten<br />

Entsprechend den Verhaltensregeln bei <strong>der</strong> Wartung s<strong>in</strong>d die betroffenen<br />

E<strong>in</strong>richter o<strong>der</strong> Werker h<strong>in</strong>sichtlich technischer Sauberkeit zu sensibilisieren<br />

und zu schulen. Die E<strong>in</strong>richtanweisung ist zu beachten.<br />

Der Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit sollte <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtanweisungen (erstellt durch<br />

Masch<strong>in</strong>enhersteller und / o<strong>der</strong> Planer) berücksichtigt werden.


Insbeson<strong>der</strong>e Werkzeuge, Aufnahmen und <strong>der</strong>en direktes Umfeld s<strong>in</strong>d nach<br />

dem Rüsten zu re<strong>in</strong>igen.<br />

3.2.7 Prozessfreigabe / Freigabe für den Betrieb<br />

E<strong>in</strong>e Freigabe h<strong>in</strong>sichtlich Sauberkeit erfolgt jeweils nach Inbetriebnahme,<br />

Wartung, Reparatur, Rüsten und E<strong>in</strong>richten.<br />

Die Freigabe erfolgt durch den Betreiber:<br />

- Nach Checkliste<br />

- Durch visuelle Kontrolle <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />

- Bedarfsweise mittels zusätzlicher Sauberkeitsanalytik<br />

(beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eskalationsstufe aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

Reklamation o<strong>der</strong> aufbauend auf e<strong>in</strong>er FMEA)<br />

3.2.8 Stillstandszeiten<br />

In Stillstandszeiten wie z. B. über Nacht, am Wochenende o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Betriebsferien muss e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung von <strong>Teil</strong>en ausgeschlossen<br />

werden:<br />

- Nach Möglichkeit Anlage leerfahren<br />

- Der Betreiber / Planer prüft, ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillstandszeit das Risiko<br />

e<strong>in</strong>es Partikele<strong>in</strong>trags droht (etwaige Baumaßnahmen,<br />

Wartungsarbeiten, Filterwechsel, Bodensanierung, Masch<strong>in</strong>enaufbau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung, … o<strong>der</strong> normaler Partikele<strong>in</strong>trag aus <strong>der</strong><br />

Umgebung über längere Zeit) und veranlasst gegebenenfalls<br />

entsprechende Schutzmaßnahmen (Abdecken, Abschotten,<br />

Re<strong>in</strong>igen).<br />

Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><strong>in</strong>betriebnahme gelten die sauberkeitsrelevanten Punkte aus<br />

Abschnitt 3.2.7 Prozessfreigabe.<br />

3.2.9 E<strong>in</strong>lagerung<br />

Die E<strong>in</strong>lagerung zur vorübergehenden Stilllegung e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

Anlage sollte so erfolgen, dass <strong>der</strong> Schutz vor Staub und Korrosion<br />

sichergestellt ist.<br />

Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><strong>in</strong>betriebnahme gelten die sauberkeitsrelevanten Punkte <strong>der</strong><br />

Abschnitte 3.2.4 Inbetriebnahme und 3.2.7 Prozessfreigabe.<br />

141


3.2.10 Nacharbeit<br />

Werden zur Nacharbeit <strong>Teil</strong>e aus dem Produktionsprozess entnommen und<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschleust, kann dies zu Verunre<strong>in</strong>igung und Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong><br />

<strong>Teil</strong>e und Anlagen führen, d. h. die technische Sauberkeit ist als Aspekt im<br />

Nacharbeitskonzept zu <strong>in</strong>tegrieren:<br />

142<br />

- Die Nacharbeit sollte an e<strong>in</strong>em separaten Arbeitsplatz durchgeführt<br />

werden. Wenn das Risiko <strong>der</strong> Partikelerzeugung durch die<br />

Nacharbeit besteht, sollte <strong>der</strong> Nacharbeitsplatz außerhalb des<br />

Bereichs <strong>der</strong> Saubermontage liegen.<br />

- Achtung! Bei <strong>der</strong> Demontage (z. B. Entschrauben) können Partikel<br />

entstehen<br />

- Durch die Nacharbeit selbst können Partikel generiert werden (z. B.<br />

Partikel durch Entgraten)<br />

- Das Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>schleusen von <strong>Teil</strong>en aus <strong>der</strong> Nacharbeit aber auch<br />

von ausgeschleusten Prüfteilen o<strong>der</strong> Pseudoausschuss, darf nur im<br />

zulässigen Sauberkeitszustand <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>e erfolgen (gilt ebenfalls für<br />

Kle<strong>in</strong>teile <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>technik)


A Anhang<br />

A.1 Vergleich von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln<br />

Abbildung F7 zeigt Ergebnisse <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Fügeflächen von Crack-<br />

Pleueln nach dem Trennen unmittelbar vor <strong>der</strong>en Montage. Der nach<br />

Anwendung unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsverfahren vorliegende Sauberkeitszustand<br />

wurde durch Bauteilsauberkeitsprüfung ermittelt.<br />

Partikelanzahl pro Bauteil<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

50 -<br />

100<br />

µm<br />

100 -<br />

150<br />

µm<br />

150 -<br />

200<br />

µm<br />

Abb. F7: Sauberkeitswert vergleichbarer Prüflose nach Anwendung<br />

unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />

Die Prüfre<strong>in</strong>igung erfolgte mittels Spritzen: Jeweils 3 Prüflose pro<br />

Re<strong>in</strong>igungsvariante, Prüflosgröße =5 Mal 2 Pleuelhälften.<br />

A.2 Magnetismus als Störgröße<br />

Vergleich unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsvarianten<br />

(metallisch glänzende Partikel)<br />

Im Zusammenhang von Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken und Magnetismus s<strong>in</strong>d<br />

folgende Phänomene, die auf dem Vorhandense<strong>in</strong> von magnetischen<br />

Kräften beruhen, von Interesse:<br />

c) Das Anhaften und Ansammeln von ferromagnetischen Partikeln an<br />

solchen Oberflächen, die e<strong>in</strong>en gewissen Magnetisierungsgrad<br />

aufweisen.<br />

200 -<br />

400<br />

µm<br />

400 -<br />

600<br />

µm<br />

600 -<br />

1000<br />

µm<br />

> 1000<br />

µm<br />

ungere<strong>in</strong>igt (Referenz) 178,1 97,1 35,1 28,2 2,0 0,9 0,3<br />

Absaugen 198,9 89,7 28,5 18,6 1,3 0,1 0,1<br />

Absaugen + Abblasen 153,1 72,1 24,9 12,9 0,5 0,1 0,0<br />

Absaugen + CO2 82,9 33,9 9,1 5,1 0,1 0,1 0,0<br />

143


144<br />

c) Das Anhaften und Ansammeln von Partikeln, die e<strong>in</strong>en gewissen<br />

Magnetisierungsgrad aufweisen an ferromagnetischen Oberflächen<br />

c) und b) <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

Häufig kommt es zu e<strong>in</strong>er bevorzugten Ansammlung an Ecken und Kanten<br />

von entsprechenden Objekten, da dort das lokale Streufeld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

relativ stark ausgeprägt ist.<br />

Durch die magnetische Kraft s<strong>in</strong>d die betreffenden Partikel relativ stärker an<br />

die Oberfläche gebunden, was bspw. e<strong>in</strong>e effiziente Abre<strong>in</strong>igung im<br />

Vergleich zu re<strong>in</strong> adhäsiv gebunden Partikeln erschwert.<br />

Als Folge kann die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Verarbeitungsfehlern,<br />

Fehlfunktionen o<strong>der</strong> Pseudofehlern zunehmen.<br />

An dieser Stelle können ke<strong>in</strong>e quantitativen Aussagen respektive<br />

Grenzwerte benannt werden. Es wird angeregt, eventuelle E<strong>in</strong>flüsse von<br />

Magnetismus im Rahmen <strong>der</strong> Risikoanalyse über die Montagesauberkeit<br />

mit <strong>in</strong> Betracht zu ziehen.<br />

H<strong>in</strong>weis: Diese Empfehlung gilt s<strong>in</strong>ngemäß auch für die Betrachtung elektrostatisch<br />

bed<strong>in</strong>gter Ansammlung von Partikeln als Risikopotenzial.<br />

Mögliche Ursachen für e<strong>in</strong>e Aufmagnetisierung bzw. das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Magnetismus s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Lasthebemagnete<br />

• Magnetische Spannvorrichtungen (bei Masch<strong>in</strong>en)<br />

• Bithalter und z. B. Schraubenzieher; magnetische Werkzeughalter<br />

• Elektromotoren (z. B. Flur-För<strong>der</strong>zeug)<br />

• Bearbeitung (beson<strong>der</strong>s bei lokaler Umformung bei fehlendem<br />

Schmiermittel)<br />

• Schweißprozesse (E<strong>in</strong>fluss durch den verwendeten Gleich-Strom)<br />

• Mess- Uhrenstän<strong>der</strong> (mit Permanentmagnet zur flexiblen<br />

Anbr<strong>in</strong>gung z. B. <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en)<br />

• Kaltumformen (nur bed<strong>in</strong>gt)<br />

Än<strong>der</strong>ungen des Streufeldes können sich z. B. während des Transports<br />

o<strong>der</strong> durch Lagerung des Bauteils <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es Transformators<br />

ergeben.


Abhilfemöglichkeiten:<br />

• Wechsel des Grundmaterials / E<strong>in</strong>satz nicht magnetisierbarer<br />

Werkstoffe<br />

• Konstruktive Vermeidung von scharfen Kanten<br />

• Verzicht auf den Prozess bzw. alternativen Prozess e<strong>in</strong>setzen<br />

• Gezielte Partikelfangmagnete e<strong>in</strong>setzen (z. B. magn. Öl-Ablassschraube,<br />

Magnetfilterkerzen)<br />

• Aktives Entmagnetisieren (Erwärmung über Curie-Temperatur, o<strong>der</strong><br />

Wechselfeldentmagnetisierung)<br />

• Gezielte magnetische Funktion / Eigenschaften erst durch<br />

Aufmagnetisieren am Ende des Prozesses herstellen<br />

145


G: MESSEN VON SAUBERKEITSEINFLÜSSEN<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung beschrieben,<br />

können die im folgenden aufgeführten Messverfahren e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />

um kritische Partikelquellen aufzuf<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> gezielte sauberkeitsrelevante<br />

Optimierungen bspw. an Fügeverfahren zu überprüfen. Dies kann im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Prozesskettenanalyse (siehe Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er<br />

Sauberfertigung) bzw. Potenzialanalyse (siehe Kapitel K: Potenzialanalyse)<br />

erfolgen. Damit lassen sich auch Erfahrungen aus laufenden<br />

Prozessen sammeln, die dann für e<strong>in</strong>e Neuplanung genutzt werden können.<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist es damit möglich, e<strong>in</strong>e Fertigungsumgebung zu bewerten, ob<br />

sie für e<strong>in</strong>e Saubermontage geeignet ist. Prozesse o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussgrößen, die<br />

im Verdacht stehen als Partikelquelle aktiv zu se<strong>in</strong>, lassen sich somit<br />

visualisieren, quantifizieren und dokumentieren.<br />

Durch Untersuchungen mit Methoden nach VDA 19 kann ermittelt werden,<br />

wie sich bestimmte E<strong>in</strong>flüsse direkt auf Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />

auswirken.<br />

2 Umgebungs- und Luftsauberkeit<br />

Die Sauberkeit <strong>der</strong> Umgebungsluft ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann <strong>in</strong> Betracht zu<br />

ziehen, wenn sich kritische Partikelquellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Bauteilen o<strong>der</strong><br />

Baugruppen bef<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en funktionskritische Bereiche über e<strong>in</strong>en<br />

längeren Zeitraum ungeschützt s<strong>in</strong>d. In nicht reglementierten Bereichen<br />

kann die Umgebungs- und Luftsauberkeit großen Schwankungen<br />

unterliegen, z. B. durch unkontrollierte Prozesse o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussgrößen wie<br />

Staplerverkehr aber auch durch jahreszeitliche E<strong>in</strong>flüsse.<br />

2.1 Messtechnik<br />

Luftpartikelzähler<br />

Luftpartikelzähler nach dem Streulicht- o<strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktionspr<strong>in</strong>zip werden <strong>in</strong><br />

Re<strong>in</strong>räumen zur Überwachung <strong>der</strong> Luftqualität und zum Auff<strong>in</strong>den von<br />

Partikelquellen e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei wird e<strong>in</strong> bestimmter Luftvolumenstrom<br />

(meist 1 Kubikfuß / M<strong>in</strong>ute) durch e<strong>in</strong>e optische Messezelle gesaugt und die<br />

Partikel gezählt und nach Größe klassifiziert.<br />

146


Luftpartikelzähler eignen sich nicht für die Charakterisierung <strong>der</strong><br />

Umgebungsluft h<strong>in</strong>sichtlich Partikel >25 µm <strong>in</strong> Sauberzonen, Sauberräumen<br />

und e<strong>in</strong>er konventionellen Umgebung (SaS0 - 2) aus folgenden Gründen:<br />

- Die meisten marktverfügbaren Geräte s<strong>in</strong>d für den E<strong>in</strong>satz im<br />

Re<strong>in</strong>raum konzipiert. Der Messbereich beg<strong>in</strong>nt im<br />

Submikrometerbereich und endet bei wenigen Mikrometern. Des<br />

Weiteren s<strong>in</strong>d die Messzellen oft so sensitiv, dass e<strong>in</strong>e<br />

unkontrollierte Umgebungsluft zur Überlastung und Verunre<strong>in</strong>igung<br />

<strong>der</strong> Messzelle führt.<br />

- Auch Luftpartikelzähler, die pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, größere<br />

Partikel, wie Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie als<br />

funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuft werden, zu detektieren, können nur<br />

bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die zu messenden großen<br />

Partikel f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ger Zahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft. Um<br />

diese zu erfassen, werden demnach lange Messzeiten benötigt.<br />

Das setzt für e<strong>in</strong>e vollflächige Überwachung, z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Montagehalle, den E<strong>in</strong>satz zahlreicher Partikelzähler voraus, was<br />

aus Kostengründen nicht s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

Wenn Luftpartikelzähler <strong>in</strong> SaS3 (Re<strong>in</strong>raum) e<strong>in</strong>gesetzt werden, dann sollte<br />

dies konform zu ISO 14644-1 erfolgen.<br />

Staubmessgeräte<br />

Bei diesen Messgeräten wird mittels e<strong>in</strong>er Saugpumpe e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter<br />

Luftvolumenstrom aus <strong>der</strong> zu bewertenden Umgebung über e<strong>in</strong>en<br />

Membranfilter gesaugt und die Partikel aus <strong>der</strong> Luft dort abgeschieden<br />

(bspw. 8 µm Cellulosennitrat, Durchmesser 15 mm). Nach e<strong>in</strong>er<br />

festgelegten Messzeit wird <strong>der</strong> Filter entnommen und kann gravimetrisch,<br />

lichtmikroskopisch o<strong>der</strong> rasterelektronenmikroskopisch ausgewertet<br />

werden. Damit kann die Gesamtstaubmasse pro Luftvolumen, die<br />

Partikelgrößenverteilung, bzw. die elementare Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Staubpartikel ermittelt werden.<br />

Partikelfallen<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Überwachung von Luftpartikeln, die e<strong>in</strong>e Korrelation<br />

zur tatsächlichen Belastung von Oberflächen (z. B. auch offen gelagerten<br />

Bauteilen) zulässt, ist die Verwendung von Sedimentationsflächen. Dabei<br />

werden horizontale Probeflächen e<strong>in</strong>er festgelegten Größe für e<strong>in</strong>en<br />

def<strong>in</strong>ierten Zeitraum ausgelegt und anschließend die sedimentierten Partikel<br />

mikroskopisch gezählt und vermessen.<br />

147


Diese Sedimentationsflächen können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong>verschließbaren<br />

Träger e<strong>in</strong>gebracht werden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en geschützten Transport bis zur<br />

mikroskopischen Auswertung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e anschließende Archivierung zulässt.<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation aus Sedimentationsfläche und Träger wird als Partikelfalle<br />

bezeichnet.<br />

Die Partikelfalle besteht vorzugsweise aus e<strong>in</strong>em runden, doppelseitigem<br />

Klebepad und e<strong>in</strong>em Kunststoffträgerrahmen, wie er zur Archivierung von<br />

Analysefiltern aus Bauteilsauberkeitsanalysen verwendet wird. Das<br />

Klebepad wird mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Klebeseite <strong>in</strong> den Kunststoffträger geklebt. Die<br />

zweite Klebeseite dient als Sedimentationsfläche für die Partikelmessung<br />

(siehe Abbildung). Die Schutzfolie auf dieser zweiten Klebeseite wird erst<br />

zur Messung entfernt.<br />

Sedimentationsfeld<br />

doppelseitig klebend<br />

Ø 47mm<br />

Abb. G.1: Schematischer Aufbau e<strong>in</strong>er Partikelfalle<br />

Die Verwendung von Partikelfallen mit diesem Aufbau bietet folgende<br />

Vorteile:<br />

148<br />

Beschriftungsfeld<br />

Auswertefeld<br />

Ø


Bauteilsauberkeitsanalysen verwendet werden und <strong>in</strong> vielen Firmen<br />

bereits verfügbar s<strong>in</strong>d. Auswertung nach VDA 19 Kapitel F3.<br />

- Die sedimentierten Partikel s<strong>in</strong>d durch die Klebeschicht fixiert (die<br />

Falle ist nach <strong>der</strong> Messung transportabel). Die Partikelfalle wird<br />

nach <strong>der</strong> Messzeit verdeckelt und ist vor weiterem Partikele<strong>in</strong>trag<br />

geschützt<br />

- Die Messfläche besitzt e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Größe<br />

- Die Handhabung ist e<strong>in</strong>fach<br />

- Durch die ger<strong>in</strong>gen Kosten für die Anfertigung <strong>der</strong> Partikelfallen und<br />

die Verwendung etablierter Mikroskopsysteme s<strong>in</strong>d die Gesamkosten<br />

für diese Analysetechnik sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

- Neben dem Ergebnis <strong>der</strong> automatisierten mikroskopischen Analyse<br />

(Partikelgrößenverteilung) können die sedimentierten Partikel auch<br />

visuell bewertet werden und bei Bedarf weiteren Analysen zugeführt<br />

werden (z. B. REM EDX).<br />

H<strong>in</strong>weis 1: Der hier beschriebene Aufbau von Partikelfallen ist für die Analyse von<br />

Partikeln >50 µm geeignet. Werden kle<strong>in</strong>ere Partikelgrößen überwacht<br />

und / o<strong>der</strong> höhere Mikroskopvergrößerungen e<strong>in</strong>gesetzt, ist zu prüfen, ob die<br />

Ebenheit <strong>der</strong> Sedimentationsfläche noch im Tiefenschärfenbereich <strong>der</strong><br />

Mikroskopoptik liegt.<br />

H<strong>in</strong>weis 2: Bei sehr hohen Umgebungssauberkeiten sollte überprüft werden, ob die<br />

Grundsauberkeit <strong>der</strong> Klebefläche entsprechend hoch ist, um die ger<strong>in</strong>ge<br />

Anzahl an sedimentierenden Partikeln noch auflösen zu können<br />

(Partikelfallenbl<strong>in</strong>dwert).<br />

Alternativ können zu Partikelfallen auch folgenden Sedimentationskollektoren<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden:<br />

- Mit Öl benetzte Analysefiltermembranen. Dabei übernimmt das Öl<br />

die Aufgabe, die Partikel zu b<strong>in</strong>den.<br />

- Offene flüssigkeitsgefüllte Petrischalen. Die Flüssigkeit, die die<br />

sedimentierten Partikel b<strong>in</strong>det, wird anschließend über e<strong>in</strong>en<br />

Analysefilter filtriert (VDA 19 F1).<br />

Die Auswertung erfolgt <strong>in</strong> beiden Fällen ebenfalls mittels automatisierter<br />

Mikroskopie.<br />

149


2.2 Durchführung<br />

Zur Anwendung und Handhabung von Partikelfallen siehe Anhang A.1<br />

Partikelfallen können für zwei Fragestellungen e<strong>in</strong>gesetzt werden:<br />

150<br />

- Untersuchung von Prozessen und Charakterisierung von<br />

Partikelquellen (siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen).<br />

- Großflächige Untersuchung <strong>der</strong> Umgebungsluft zur Bewertung<br />

verschiedener Standorte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Produktionsbereichs<br />

(Hallenmonitor<strong>in</strong>g).<br />

Für diesen zweiten Punkt werden verschiedene Messstellen def<strong>in</strong>iert, die<br />

entwe<strong>der</strong> von beson<strong>der</strong>em Interesse s<strong>in</strong>d (Fahrwege, Lagerplätze,<br />

Schleusenbereiche,…) o<strong>der</strong> die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raster angelegt se<strong>in</strong> können<br />

(siehe Anhang A.2). Die Partikelfallen werden für diese Überwachung zur<br />

gleichen Zeit und für den identischen Zeitraum ausgelegt (z. B. e<strong>in</strong>e<br />

Woche). Um die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Messwerte zu erhöhen, sollten alle<br />

Partikelfallen <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Höhe vom Boden positioniert werden<br />

(beispielsweise 1,7m).<br />

H<strong>in</strong>weis: Die Anzahl <strong>der</strong> sedimentierenden Partikel ist von <strong>der</strong> Höhe vom Boden<br />

abhängig. Je näher am Boden die Partikelfalle aufgestellt wird, desto größer<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Partikelnie<strong>der</strong>schlag.<br />

2.3 Dokumentation<br />

Die mikroskopische Auswertung <strong>der</strong> Partikelfallen erfolgt nach VDA 19 F3,<br />

die Dokumentation entsprechend nach VDA 19 G 3.2. Als Bezugsgröße<br />

kann die Angabe pro Partikelfalle o<strong>der</strong> umgerechnet auf 1000 cm² erfolgen.<br />

Die Messzeit, d .h. die Zeit, die die Partikelfalle zur Sedimentation ausgelegt<br />

ist, sollte dokumentiert werden. Wenn Ergebnisse unterschiedlicher<br />

Messorte verglichen werden sollen, ist die Messzeit entsprechend gleich<br />

lang zu wählen.<br />

H<strong>in</strong>weis: Bedarfsweise und anwendungsspezifisch s<strong>in</strong>d weitere E<strong>in</strong>flussgrößen wie<br />

Betriebszustände zu dokumentieren.<br />

Für e<strong>in</strong>e langfristige, fertigungsbegleitende Überwachung kann folgende<br />

Dokumentation verwendet werden. Dabei werden die Analyseergebnisse<br />

(Partikelgrößenverteilung) <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Partikelgrößenklassen mit<br />

e<strong>in</strong>em Gewichtungsfaktor multipliziert und die gewichteten Partikelzahlen


summiert. Durch die höhere Gewichtung <strong>der</strong> größeren Partikel wird dem<br />

wachsenden Schädigungspotential <strong>der</strong> Partikel Rechnung getragen.<br />

H<strong>in</strong>weis: Abhängig von <strong>der</strong> Anwendung kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, nur bestimmte<br />

Partikelarten <strong>in</strong> die Betrachtung e<strong>in</strong>zubeziehen o<strong>der</strong> diese bewusst<br />

auszuschließen (z. B. Flusen, metallische Partikel, …).<br />

Partikelgröße<br />

[µm]<br />

Größenklasse<br />

nach VDA 19<br />

Gewichtungsfaktor<br />

quadratisch<br />

5 ≤ x < 15 B 0<br />

15 ≤ x < 25 C 0<br />

25 ≤ x < 50 D 0<br />

50 ≤ x < 100 E 1<br />

100 ≤ x < 150 F 4<br />

150 ≤ x < 200 G 9<br />

200 ≤ x < 400 H 16<br />

400 ≤ x < 600 I 64<br />

600 ≤ x < 1000 J 144<br />

1000 ≤ x K 400<br />

Tab. G.1: Partikelgrößen abhängige Gewichtungsfaktoren bei <strong>der</strong><br />

Bestimmung <strong>der</strong> Sedimentationszahl<br />

Der so entstandene Summenwert wird auf e<strong>in</strong>e Fläche von 1000cm²<br />

normiert und auf e<strong>in</strong>e Messzeit von e<strong>in</strong>er Stunde bezogen. Das Ergebnis ist<br />

die sog. Sedimentationszahl o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Illigwert.<br />

Die Verwendung von e<strong>in</strong>heitlichen Illigwerten hat folgende Vorteile.<br />

- Die Sedimentationsergebnisse s<strong>in</strong>d durch vere<strong>in</strong>heitlichte Bezugsgrößen<br />

vergleichbar<br />

- Durch die Komprimierung <strong>der</strong> Ergebnisse auf e<strong>in</strong>e Zahl pro<br />

Messstelle lassen sich die Ergebnisse besser dokumentieren und<br />

e<strong>in</strong>facher vergleichen (allerd<strong>in</strong>gs geht dabei Detail<strong>in</strong>formation<br />

verloren).<br />

Mögliche Arten <strong>der</strong> Darstellung von Illigwerten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Anhang A.2.<br />

151


Am folgenden Beispiel wird die Berechnung des Illigwerts demonstriert für<br />

e<strong>in</strong>e Partikelfalle mit e<strong>in</strong>er Woche Messzeit, die mit e<strong>in</strong>em<br />

Auswertedurchmesser von 44 mm lichtmikroskopisch analysiert wurde:<br />

152<br />

Partikelgröße<br />

[µm]<br />

Bsp.<br />

Ergebnis<br />

Gewichtungsfaktor<br />

Gewichtete<br />

Partikelzahl<br />

5 ≤ x < 15 - 0 0<br />

15 ≤ x < 25 - 0 0<br />

25 ≤ x < 50 1620 0 0<br />

50 ≤ x < 100 374 1 374<br />

100 ≤ x < 150 57 4 228<br />

150 ≤ x < 200 43 9 387<br />

200 ≤ x < 400 15 16 240<br />

400 ≤ x < 600 7 64 448<br />

600 ≤ x < 1000 2 144 288<br />

1000 ≤ x 3 400 1200<br />

Summe: 3165<br />

Normiert auf 1000 cm² und e<strong>in</strong>e Stunde x 0,39 *) 1234<br />

Illigwert [1/1000<br />

cm²h]<br />

1234<br />

*) Auswertedurchmesser am Mikroskop 44 mm: Messfläche (πr²) 15,2 cm²<br />

Probenahmedauer (Sedimentationszeit) 1 Woche = 168 h<br />

Normierungsfaktor:<br />

Tab. G.2: Bestimmung <strong>der</strong> Sedimentationszahl (Illigwert)<br />

H<strong>in</strong>weis: Die Sedimentationszahl ist nicht zur Angabe und Charakterisierung von<br />

Bauteilsauberkeiten (Grenzwertspezifikationen, Prüfung <strong>der</strong> technischen<br />

Sauberkeit nach VDA 19) vorgesehen.


3 Sauberkeit von Oberflächen<br />

Die <strong>in</strong> diesem Kapitel vorgestellten Prüfmethoden können Anwendung<br />

f<strong>in</strong>den, wenn sich die zu <strong>in</strong>spizierenden Oberflächen von ihrer Größe, dem<br />

Material o<strong>der</strong> aus weiteren Gründen nicht für e<strong>in</strong>e flüssigkeitsbasierte<br />

Prüfung nach VDA 19 eignen.<br />

3.1 Messtechnik<br />

Direkte Messverfahren:<br />

Das e<strong>in</strong>zige direkte Messverfahren zur Erfassung von Partikeln (>50 µm)<br />

auf technischen Oberflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen o<strong>der</strong> Sauberraumumgebung<br />

ist e<strong>in</strong> Streiflichtpartikelzählersystem. Durch die nahezu parallele<br />

Beleuchtung <strong>der</strong> Oberfläche werden Oberflächenstrukturen ausgeblendet<br />

und die auf <strong>der</strong> Oberfläche liegenden Partikel ersche<strong>in</strong>en als helle<br />

Ereignisse die von e<strong>in</strong>er Kamera aufgenommen werden und h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Anzahl und Größe vermessen werden. Die kle<strong>in</strong>e Messfläche macht die<br />

Aufnahme vieler Messpunkte notwendig, um e<strong>in</strong>e Gesamtaussage über den<br />

Sauberkeitszustand e<strong>in</strong>er Oberfläche zu erhalten.<br />

Abb. G.2: Das Streiflichtmessverfahren zur Bestimmung von Oberflächenpartikeln<br />

Indirekte Messverfahren:<br />

Ähnlich wie bei den Bauteilsauberkeitsanalysen werden bei den <strong>in</strong>direkten<br />

Verfahren die Partikel von <strong>der</strong> Oberfläche abgelöst und e<strong>in</strong>em direkten<br />

Messverfahren zugeführt.<br />

Dabei scheidet <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsprüfung etablierte Weg über<br />

e<strong>in</strong>e qualifizierbare Flüssigextraktion für die meisten <strong>der</strong> zu untersuchenden<br />

153


Oberflächen aus (Arbeitsplätze, Anlagenteile, …). Auch das Abblasen<br />

mittels Luft ergibt ke<strong>in</strong>e praktikable Analysemethode.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Extraktion von Oberflächenpartikeln mittels Luft ist das<br />

Absaugen <strong>der</strong> relevanten Oberflächenpartikel und das Sammeln <strong>der</strong><br />

Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Filterspannstelle im Absaugstrom. Der Vorteil dieses<br />

Verfahrens liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Anwendung und <strong>der</strong> Auswertung des<br />

Analysefilters mittels <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche etablierter, automatisierter Mikroskopie.<br />

Dieses Verfahren kann nur für lose anhaftende Oberflächenpartikel<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Abb. G.3: Absaugende Probenahme mit optischer Auswertung des<br />

Analysefilters<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Extraktion von Partikeln von Oberflächen ist<br />

das Abwischen mit e<strong>in</strong>em hellen Träger (Weißer Handschuh, weißes<br />

Tuch). Dadurch werden Partikel von <strong>der</strong> Oberfläche nicht nur abgelöst<br />

son<strong>der</strong>n auch aufkumuliert (auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Fläche zusammen<br />

geschoben). Dadurch werden die Partikel vor dem hellen H<strong>in</strong>tergrund als<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger dunkler Grauwert für das menschliche Auge sichtbar<br />

und bewertbar. Da die Extraktionswirkung je nach Durchführung schwankt,<br />

die Messfläche nicht def<strong>in</strong>iert ist und die Auswertung (Grauwert) subjektiv<br />

ist, kann dieses Verfahren nur zur qualitativen Bewertung e<strong>in</strong>er<br />

Oberflächensauberkeit verwendet werden.<br />

H<strong>in</strong>weis: Zur genaueren Analyse <strong>der</strong> abgewischten Partikel können diese z. B. mittels<br />

Ultraschallbad von den Wischmedien wie<strong>der</strong> abgelöst werden und wie bei<br />

e<strong>in</strong>er Bauteilsauberkeitsanalyse auf e<strong>in</strong>e Analysefiltermembran übertragen<br />

werden. Diese ist dann mit verschiedenen Verfahren auswertbar.<br />

154<br />

Filterspannstelle<br />

mit Analysefilter<br />

Absaugen von<br />

losen Partikeln<br />

auf Oberflächen<br />

Mikroskopische Auswertung<br />

des Analysefilters


Partikel können auch auf e<strong>in</strong>en kontrastreichen Träger übertragen werden,<br />

ohne e<strong>in</strong> Aufkumulieren, wie beim Wischtest. Dies kann beispielsweise<br />

durch das Aufdrücken und Wie<strong>der</strong>ablösen e<strong>in</strong>es transparenten<br />

Klebstreifens auf die zu bewertende Oberfläche erfolgen. Die Partikel<br />

bleiben dabei am Klebestreifen haften und können von <strong>der</strong> Oberfläche<br />

abgenommen werden. Zur besseren Sichtbarkeit und zur Archivierung wird<br />

<strong>der</strong> Klebestreifen auf e<strong>in</strong>e Unterlage geklebt, die e<strong>in</strong>en guten Kontrast zu<br />

den Partikeln bildet. E<strong>in</strong>e weitere Analyse z. B. mittels REM EDX ist dann<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht möglich.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit den Klebestreifentest zu vere<strong>in</strong>heitlichen und die<br />

Anwendung von Standardanalysemikroskopen aus <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsanalyse<br />

zu ermöglichen, ist die Ausführung als Stempeltest. Die<br />

folgenden Abbildungen zeigen zwei Möglichkeiten für den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Probenahmestempels und die pr<strong>in</strong>zipielle Durchführung <strong>der</strong> Messung. Bei<br />

<strong>der</strong> Variante auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite ist <strong>der</strong> Anpressdruck durch e<strong>in</strong><br />

Fe<strong>der</strong>element und e<strong>in</strong>en Anschlag def<strong>in</strong>iert. Die rechte Variante stellt nur<br />

e<strong>in</strong>en Stempel dar, bei dem <strong>der</strong> Anpressdruck durch die durchführende<br />

Person bestimmt ist.<br />

Partikelfalle am fe<strong>der</strong>nde Messort platzieren und<br />

öffnen Element<br />

Stempel<br />

Decke<br />

Flexible<br />

Unterlag<br />

Klebepa Überprüfen <strong>der</strong> Sauberkeitse<strong>in</strong>flüsse S.<br />

1)<br />

Aufsetzen auf Oberfläche<br />

Def<strong>in</strong>ierter Anpressdruck über<br />

Fe<strong>der</strong>vorspannung<br />

1)<br />

Stempel<br />

Aufsetzen auf Oberfläche ohne<br />

def<strong>in</strong>ierten Anpressdruck<br />

-<br />

Deckel<br />

155


2)<br />

Abb. G.4: Probenahme mit Klebestempel und optischer Auswertung<br />

3.2 Durchführung<br />

Die Durchführung erfolgt je nach Verfahren und ist nicht standardisiert. Für<br />

die Durchführung <strong>der</strong> Stempeltests wird aktuell e<strong>in</strong> Vorschlag für e<strong>in</strong>e<br />

standardisierte Durchführung erarbeitet.<br />

3.3 Dokumentation<br />

Die Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse ist vom Prüfverfahren abhängig. Die<br />

Messergebnisse von verschiedenen Prüfverfahren können untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

nicht verglichen werden. Die Ergebnisse verschiedener Messungen mit e<strong>in</strong><br />

und demselben Prüfverfahren können nur verglichen werden, wenn alle<br />

ergebnisrelevanten Parameter identisch s<strong>in</strong>d.<br />

Für Messverfahren, <strong>der</strong>en Analyse auf e<strong>in</strong>er automatisierten,<br />

mikroskopischen Auswertung beruht, sollte die Auswertung und Dokumentation<br />

nach VDA 19 erfolgen.<br />

4 Sauberkeit von Flüssigkeiten<br />

4.1 Aufbau <strong>der</strong> Prüfung<br />

Die Prüfung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit von Flüssigkeiten die zur Montage,<br />

zum Test o<strong>der</strong> zur Befüllung von Aggregaten aber auch zum Betrieb von<br />

Produktionsanlagen (Hydraulikflüssigkeiten, Re<strong>in</strong>igungsmedien) e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, erfolgt hier <strong>in</strong> Anlehnung an die Prüfung nach VDA 19. Die zu<br />

analysierende Flüssigkeitsprobe e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Nachspülflüssigkeit<br />

entspricht dabei <strong>der</strong> Analyseflüssigkeit nach VDA 19.<br />

156<br />

Automatisierte<br />

mikroskopische<br />

Analyse des<br />

Klebepads<br />

2)<br />

Alternativ<br />

Auswertung<br />

direkt am<br />

Stempel


Die Menge an Prüfflüssigkeit ist nach Bedarf und Fragestellung festzulegen,<br />

sollte aber m<strong>in</strong>destens 100ml betragen. Die Abtrennung <strong>der</strong> Partikel aus <strong>der</strong><br />

Flüssigkeit erfolgt über Vakuum- o<strong>der</strong> Druckfiltration. Die Festlegung <strong>der</strong><br />

Filterporenweite erfolgt <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation<br />

(1/5 – 1/10 <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>sten zu vermessenden Partikelgröße).<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Analysemembran erfolgt ebenfalls <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

VDA 19 mittels automatisierter Mikroskopie o<strong>der</strong> Gravimetrie. Bei <strong>der</strong><br />

Analyse ist zu beachten, dass Wirkstoffe aus den Prüfflüssigkeiten<br />

ausfiltriert werden können, die sich im Analyseergebnis zeigen aber ke<strong>in</strong>e<br />

Partikelverunre<strong>in</strong>igung darstellen (beispielsweise Additive <strong>in</strong> Ölen).<br />

H<strong>in</strong>weis: Für die Sauberkeitsanalyse von Fetten gibt es <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e geeignete<br />

Prüfung.<br />

4.2 Durchführung<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> Filtration sowie die Behandlung und Konditionierung<br />

<strong>der</strong> Analysefilter erfolgt <strong>in</strong> Anlehnung an VDA 19. Bedarfsweise kann die zu<br />

analysierende Flüssigkeit mit nie<strong>der</strong>viskoseren, mischbaren Flüssigkeiten<br />

(Sauberkeit nach Bl<strong>in</strong>dwertkriterium) verdünnt werden, um die Filtration zu<br />

beschleunigen. Anschließend s<strong>in</strong>d sämtliche Oberflächen, die mit <strong>der</strong><br />

Prüfflüssigkeit <strong>in</strong> Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d (Trichter, Probengefäß, …), mit<br />

Nachspülflüssigkeit (Sauberkeit nach Bl<strong>in</strong>dwertkriterium) zu spülen.<br />

Bl<strong>in</strong>dwertbestimmung: sämtliche Flüssigkeitsvolum<strong>in</strong>a, die zur Verdünnung<br />

<strong>der</strong> Probe o<strong>der</strong> zum Nachspülen von Probengefäßen und<br />

Filtrationsgerätschaften verwendet werden, werden <strong>in</strong> die<br />

Bl<strong>in</strong>dwertbestimmung e<strong>in</strong>bezogen. Dasselbe gilt für alle Oberflächen, mit<br />

denen die Analyseflüssigkeit <strong>in</strong> Berührung kommt.<br />

H<strong>in</strong>weis: Beim Umgang mit leicht flüchtigen, brennbaren, giftigen o<strong>der</strong> explosiven<br />

Flüssigkeiten s<strong>in</strong>d die entsprechenden Sicherheitsrichtl<strong>in</strong>ien zu<br />

beachten.Dokumentation<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Sauberkeitsanalysen werden pro 100ml Prüfflüssigkeit<br />

angegeben. Volum<strong>in</strong>a von Flüssigkeiten, die zur Probenverdünnung o<strong>der</strong><br />

zum Nachspülen verwendet werden, gehen nicht <strong>in</strong> die Berechnung des<br />

Ergebnisses e<strong>in</strong>. Die Ergebnisausgabe nach mikroskopischer Auszählung<br />

erfolgt auf 0,1 Partikel genau.<br />

Bei gravimetrischer Auswertung gelten die Rundungsregeln nach VDA 19<br />

für das jeweilige E<strong>in</strong>zelergebnis. Die Umrechnung auf 100 ml erfolgt erst<br />

nach dem Runden.<br />

Die Tabelle zeigt die Ergebnisdarstellung folgen<strong>der</strong> beispielhafter Analyse:<br />

157


158<br />

- Prüfflüssigkeit: 700 ml Dieselkraftstoff<br />

- Filtration: Vakuumfiltration, Analysefilter 5 µm PET-Siebgewebe<br />

- Nachspülflüssigkeit: 200 ml Benz<strong>in</strong><br />

- Mikroskopische Auswertung nach VDA 19 F3<br />

Partikelgröße Beispielhaftes Analyseergebnis<br />

aus 700 ml Analyseflüssigkeit<br />

und 200 ml Nachspülflüssigkeit<br />

Ergebnisdarstellung<br />

[Partikel / 100ml]<br />

5 ≤ x < 15 - -<br />

15 ≤ x < 25 - -<br />

25 ≤ x < 50 984 140,6<br />

50 ≤ x < 100 198 28,3<br />

100 ≤ x < 150 73 10,4<br />

150 ≤ x < 200 29 4,1<br />

200 ≤ x < 400 24 3,4<br />

400 ≤ x < 600 9 1,3<br />

600 ≤ x < 1000 2 0,3<br />

1000 ≤ x 0 0<br />

Tab. G.3: Beispiel für die Bestimmung von Fluidsauberkeiten<br />

Die Festlegung des zulässigen Bl<strong>in</strong>dwerts erfolgt <strong>in</strong> Analogie zu VDA 19.<br />

5 Sauberkeit von Montageprozessen<br />

5.1 Messtechnik<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Punkt bei <strong>der</strong> Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Montage und <strong>der</strong>en Umfeld ist die Charakterisierung von Prozessen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong>en Partikelerzeugung. Dies kann auf folgende Art und Weise<br />

geschehen:<br />

- E<strong>in</strong> Testbauteil <strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertem Sauberkeitszustand wird durch den<br />

Prozess geschleust und anschließend e<strong>in</strong>e Sauberkeitsanalyse<br />

nach VDA 19 mittels Flüssigkeitsextraktion durchgeführt.


- Die durch e<strong>in</strong>en Prozessschritt generierten Partikel können direkt<br />

bei <strong>der</strong> Entstehung durch Absaugen über e<strong>in</strong>e Filterspannstelle auf<br />

e<strong>in</strong>e Analysefiltermembran übertragen werden (siehe Kapitel F:<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen).<br />

- Partikelfallen können möglichst nahe an (und unter) die potentielle<br />

Partikelquelle (z. B. Fügeprozess) positioniert werden. Die durch<br />

den Prozess generierten Partikel sedimentieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Falle und<br />

können analysiert werden.<br />

Flüssigextraktion von<br />

Montage- o<strong>der</strong><br />

Prozesspartikeln<br />

Prüfung nach VDA 19<br />

Flüssigextraktion von<br />

Montage- o<strong>der</strong><br />

Prozesspartikeln<br />

Prüfung nach VDA 19<br />

Absaugen von<br />

Montage- o<strong>der</strong><br />

Prozesspartikeln<br />

Abb. G.5: Charakterisierung von Fügeprozessen mittels flüssigkeitsbasierter<br />

Probenahme nach VDA 19, Probenahme durch Absaugen sowie<br />

Erfassung <strong>der</strong> abgegebenen Partikel mittels Partikelfalle<br />

101<br />

159


5.2 Durchführung<br />

Die Flüssigextraktion erfolgt nach durchlaufen <strong>der</strong> relevanten Prozessschritte<br />

nach VDA 19. Absaugen und Auffangen mittels Partikelfalle laufen<br />

zeitlich parallel zum untersuchten Prozessschritt und erfolgen räumlich so<br />

dicht wie möglich.<br />

5.3 Dokumentation<br />

Auswertung und Dokumentation <strong>der</strong> automatisierten, mikroskopischen<br />

Analyse erfolgt nach VDA 19. E<strong>in</strong>e Angabe <strong>der</strong> Ergebnisse pro<br />

E<strong>in</strong>heitsgröße, wie bei <strong>der</strong> Bauteilprüfung pro 1000 cm² o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Analyse<br />

von Flüssigkeiten pro 100 ml, ist nicht s<strong>in</strong>nvoll, da es um die<br />

Charakterisierung e<strong>in</strong>es Prozesses geht.<br />

160


A Anhang<br />

A.1 Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Messung mit Partikelfallen<br />

1. Aufstellen <strong>der</strong> Partikelfalle<br />

a) Die Partikelfalle ist zur Messung sedimentieren<strong>der</strong> Partikel gedacht<br />

und bevorzugt waagerecht anzubr<strong>in</strong>gen.<br />

b) Besteht die Gefahr, dass die Partikelfalle während <strong>der</strong> Messzeit<br />

verrutschen kann, so ist diese zu fixieren. Bewährt hat sich dazu e<strong>in</strong><br />

Stück doppelseitiges Klebeband (1 x 2 cm), das auf <strong>der</strong> Unterseite<br />

angebracht wird. Achtung, wird die Partikelfalle vollflächig mit<br />

doppelseitigem Klebeband fixiert, ist sie schwierig zu lösen, es kann<br />

zum Bruch des Kunststoffträgers führen.<br />

c) Wird die Partikelfalle zur Charakterisierung e<strong>in</strong>es Prozesses<br />

e<strong>in</strong>gesetzt (im Gegensatz zur Überwachung <strong>der</strong> Umgebungssauberkeit),<br />

sollte sie stets unterhalb und so nahe wie möglich an<br />

<strong>der</strong> zu untersuchenden Partikelquelle angebracht se<strong>in</strong> (Partikeltransport<br />

durch Schwerkraft).<br />

d) Die Partikelfalle kann ortsfest aber auch beweglich, z. B. auf e<strong>in</strong>em<br />

Werkstückträger o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Transportverpackung, angebracht<br />

werden.<br />

e) Bei Bedarf ist die Partikelfalle zu kennzeichnen (Warnschild o. ä.)<br />

um die Entfernung o<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung durch nicht <strong>in</strong>formiertes<br />

Personal zu vermeiden<br />

2. Aktivieren <strong>der</strong> Partikelfalle<br />

a) Die Partikelfalle verfügt über e<strong>in</strong> Beschriftungsfeld, das zur späteren<br />

Zuordnung des Messortes bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Fallen, vor <strong>der</strong><br />

Messung mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Kennzeichnung versehen wird<br />

(bevorzugt mit wasserfestem Stift).<br />

b) Abnehmen des transparenten Deckels. Der Deckel muss bis zum<br />

Ende <strong>der</strong> Messung und Wie<strong>der</strong>verschließen <strong>der</strong> Falle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sauberen Umverpackung aufbewahrt werden (z. B. neuer PE-<br />

Beutel). Wird <strong>der</strong> Deckel verunre<strong>in</strong>igt, besteht die Gefahr, dass<br />

Partikel beim Verschließen <strong>der</strong> Falle auf die Messfläche/ Sedimentationsfeld<br />

fallen und das Messergebnis verfälscht wird.<br />

c) Abziehen <strong>der</strong> oberen Schutzfolie. Schutzfolie mit P<strong>in</strong>zette am Rand<br />

<strong>der</strong> Messfläche / Sedimentationsfeld anheben und abziehen. Darauf<br />

achten das die Messfläche (klebrige Schicht) dabei nicht beschädigt<br />

o<strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igt wird. Danach ist die Falle scharf, sedimentierende<br />

161


162<br />

Partikel werden gesammelt. Die Schutzfolie muss nicht aufbewahrt<br />

werden.<br />

3. Expositionszeit<br />

a) Je nach zu untersuchen<strong>der</strong> Partikelquelle kann die Messzeit<br />

schwanken. Bewährt haben sich im Montagebereich von<br />

Automobilkomponenten (ke<strong>in</strong> übermäßiges Partikelaufkommen<br />

durch spanende, schleifende o<strong>der</strong> strahlende Prozesse) Messzeiten<br />

von e<strong>in</strong>er Woche. Wird e<strong>in</strong> spezieller Vorgang untersucht, <strong>der</strong> an<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitspanne gebunden ist, z. B. <strong>der</strong> Umlauf e<strong>in</strong>es<br />

Warenträgers o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Transport von e<strong>in</strong>em Standort zu e<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en, dann ist die Messzeit durch die Dauer des Vorgangs<br />

bestimmt.<br />

b) Achtung nicht <strong>in</strong> die Partikelfalle fassen, nicht repräsentative<br />

Vorgänge oberhalb <strong>der</strong> Falle vermeiden.<br />

4. Deaktivieren <strong>der</strong> Partikelfalle, Transport zur Analyse<br />

a) Schließen <strong>der</strong> Falle mit dem sauberen, transparenten<br />

Kunststoffdeckel. Der Deckel ist bis zur Auswertung gegen<br />

versehentliches Öffnen zu sichern (z. B. Fixieren mit e<strong>in</strong>em<br />

Klebestreifen o<strong>der</strong> formschlüssige Verpackung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schachtel…)<br />

b) Die Falle ist jetzt entschärft, d. h. es werden ke<strong>in</strong>e weiteren Partikel<br />

gesammelt.<br />

c) Die Partikelfallen s<strong>in</strong>d für die Auszählung mit automatisierten<br />

Mikroskopen gedacht. Der Transport zum Analyseort sollte<br />

sorgsam erfolgen. Zwar s<strong>in</strong>d die Partikel über e<strong>in</strong>e Klebeschicht an<br />

die Messfläche gebunden, es kann aber bei Erschütterungen nicht<br />

ausgeschlossen werden, dass sich Partikel wie<strong>der</strong> lösen. Dies vor<br />

Öffnen <strong>der</strong> Falle bei <strong>der</strong> Analyse überprüfen.<br />

5. Analyse<br />

a) Die Auswertung <strong>der</strong> Partikelfalle (Bestimmung <strong>der</strong><br />

Partikelgrößenverteilung) erfolgt mit automatisierten Mikroskopen,<br />

wie sie zur Auszählung von Analysefiltern für die<br />

Bauteilsauberkeitsanalytik e<strong>in</strong>gesetzt werden (Auflichtbeleuchtung<br />

vorausgesetzt). Es können die Auswerteprogramme und<br />

E<strong>in</strong>stellungen verwendet werden.<br />

b) Der Mikroskoptisch muss mit e<strong>in</strong>em geeigneten Halter zur<br />

Aufnahme und Fixierung <strong>der</strong> Partikelfalle ausgerüstet se<strong>in</strong>.


c) Wird mit polarisiertem Licht gearbeitet, muss <strong>der</strong> Deckel <strong>der</strong><br />

Partikelfalle bei <strong>der</strong> mikroskopischen Auszählung geöffnet se<strong>in</strong>.<br />

Dabei ist sicherzustellen, dass e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

Kollektorfläche bei <strong>der</strong> Analyse ausgeschlossen werden kann.<br />

d) An dengeöffneten Partikelfallen können auch weitergehende<br />

Analysen, z. B. REM EDX, durchgeführt werden.<br />

Schutzfolie mit<br />

P<strong>in</strong>zette entfernen<br />

Messzeiten:<br />

E<strong>in</strong>e Woche => 168 h<br />

E<strong>in</strong>e Schicht => 8 h<br />

Flexibel je nach Fragestellung<br />

Sedimentierende Partikel<br />

sammeln sich auf <strong>der</strong><br />

klebenden Messfläche<br />

163


Abb. G.6: Durchführung e<strong>in</strong>er Messung mit Partikelfalle<br />

164<br />

Partikelfalle<br />

schließen<br />

Transport zur<br />

Analyse<br />

Partikelzahl<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

15-25µm 25-50µm 50-100µm 100-<br />

150µm<br />

Analyser e<strong>in</strong>er "Partikelfalle"<br />

Automatisierte<br />

mikroskopische<br />

Analyse<br />

150-<br />

200µm<br />

Partikelgrößenkanal<br />

200-<br />

400µm<br />

400-<br />

600µm<br />

600- >1000µm<br />

1000µm


A.2 Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten)<br />

Beispielhafte Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) im Raster<br />

von 30 Messstellen<br />

Illigwert<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

A<br />

B<br />

Koord<strong>in</strong>ate 1<br />

1<br />

A B C<br />

Koord<strong>in</strong>ate 1<br />

D E<br />

C<br />

D<br />

E<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Illigwert<br />

400-600<br />

200-400<br />

0-200<br />

Koord<strong>in</strong>ate 2<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Koord<strong>in</strong>ate 2<br />

Beispielhafte Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) im Raster<br />

von 30 Messstellen<br />

165


H: BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN<br />

1 Begriffe und Def<strong>in</strong>itionen<br />

A<br />

Äußere Verpackung (Außenverpackung): Der <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> Verpackungen,<br />

dessen Oberfläche <strong>in</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung, angrenzenden<br />

Oberflächen o<strong>der</strong> dem Personal steht.<br />

B<br />

Ballistische Partikel: Partikel, welche aufgrund ihrer Größe und Dichte<br />

e<strong>in</strong>e starke Sedimentationswirkung besitzen, sich jedoch durch e<strong>in</strong>en<br />

Stoßimpuls von ihrer Quelle ausbreiten.<br />

Barriere: Mittel o<strong>der</strong> Maßnahme (physikalisch / operativ) zur Abtrennung<br />

[ISO 14644-7:2004, 3.4]<br />

Baugruppe: Funktionssystem (bspw. Lenkung o<strong>der</strong> Getriebe) o<strong>der</strong> dessen<br />

Zwischenprodukt, durch Fügen aus E<strong>in</strong>zelkomponenten hergestellt.<br />

Behälter: Formstabiles Packmittel für e<strong>in</strong> ganz zu umschließendes Packgut<br />

[DIN 55405:2006-11]<br />

Betreiber: Derjenige, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e beschafft, benutzt o<strong>der</strong> für die<br />

Benutzung bereitstellt, z. B. <strong>der</strong> Unternehmer, <strong>der</strong> Werks- o<strong>der</strong><br />

Betriebsleiter, <strong>der</strong> Abteilungsleiter.<br />

Betriebsmitteltechnik: Alle zur Bewerkstelligung des Prozessablaufs<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Komponenten.<br />

D<br />

Def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln: Entfernung von Verunre<strong>in</strong>igung<br />

mit e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>igungsverfahren bei genau def<strong>in</strong>ierten und gleich bleibenden<br />

Prozessparametern, z. B. Spritzdruck und Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen<br />

Re<strong>in</strong>igungsanlage zur Erreichung e<strong>in</strong>er vorgegebenen Sauberkeitsqualität.<br />

E<br />

E<strong>in</strong>hausung: Physikalische Abtrennung e<strong>in</strong>er Anlage, zum Zweck des<br />

Mitarbeiter- o<strong>der</strong> Produktschutzes<br />

E<strong>in</strong>satz: Formteile zur Trennung, Fixierung und zum Schutz von<br />

Packgütern <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Verpackung o<strong>der</strong> Ladee<strong>in</strong>heit, bspw. Gefache<br />

[DIN 55405:2006-11].<br />

166


ESD (Electro Static Discharge): Übergang von Ladungen zwischen Körpern<br />

mit verschiedenen elektrostatischen Potentialen, verursacht durch direkten<br />

Kontakt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>fluenziert durch e<strong>in</strong> elektrostatisches Feld<br />

F<br />

Funktionskritische Partikel: Siehe kritisches Partikel.<br />

Faser: Nichtmetallisch glänzen<strong>der</strong> Partikel dessen Längen/Breitenverhältnis<br />

< 10 ist, o<strong>der</strong> dessen Kompaktheit < 30 % ist.<br />

G<br />

Größenklasse: Partikelgrößenklassen def<strong>in</strong>iert nach ISO 16232-10 und<br />

VDA 19 S. 178<br />

Gitterbox: [DIN 15155]<br />

H<br />

Hilfsstoffe: Materialien, die zur Durchführung des Fügeprozesses erfor<strong>der</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>d, Bestandteil <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e notwendige,<br />

lokale Grundversorgung e<strong>in</strong>er Funktionsgruppe darstellen.<br />

I<br />

Innere Verpackung: Die Oberfläche des Packmittels, welches <strong>in</strong> direktem<br />

Kontakt mit dem Bauteil steht, bspw. Innenseite e<strong>in</strong>es KLT o<strong>der</strong> Beutels.<br />

K<br />

Konventionelle Fertigung / Montage / Umgebung: Nicht h<strong>in</strong>sichtlich<br />

technischer Sauberkeit reglementierte Fertigung / Montage / Umgebung.<br />

Kontam<strong>in</strong>ation: Unerwünschter Stoff, welcher potenziell e<strong>in</strong>e negative<br />

Auswirkung auf die Qualität e<strong>in</strong>es Erzeugnisses aufweist.<br />

Kritisches Partikel: <strong>Teil</strong>chen spezifischer Beschaffenheit, dessen<br />

Vorhandense<strong>in</strong> – nach Stand des Wissens – die Qualität des Bauteils<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Killerpartikel: E<strong>in</strong>zelnes hoch kritisches Partikel das zum Ausfall e<strong>in</strong>er<br />

Komponente, Baugruppe o<strong>der</strong> des Gesamtsystems führen kann.<br />

L<br />

Ladungsträger: Behälter aller Art, bspw. KLT, Gitterbox, Schraubköcher.<br />

Luftgetragene Partikel: Flüssige o<strong>der</strong> feste <strong>Teil</strong>chen, die aufgrund von<br />

Molekularbewegung, Strömungsverhältnissen und / o<strong>der</strong> Bewegungsenergie<br />

167


nicht direkt sedimentieren und daher im statistischen Mittel e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Verweildauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftphase haben und über größere Entfernungen von<br />

<strong>der</strong>en Quelle <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten können. Durch e<strong>in</strong>e gerichtete Strömung<br />

und / o<strong>der</strong> Kapselung können diese fallweise gezielt e<strong>in</strong>gedämmt werden.<br />

Luftqualität: Die Luftqualität (Luftgüte) beschreibt die Beschaffenheit <strong>der</strong><br />

Luft bezogen auf den Anteil <strong>der</strong> Luftverunre<strong>in</strong>igungen.<br />

M<br />

Makropartikel: Partikel mit e<strong>in</strong>em Äquivalentdurchmesser o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

maximalen Ausdehnung größer als 5 µm<br />

Mischtätigkeit: Wechselnde Durchführung von Tätigkeiten. Mischtätigkeit<br />

kann Verschleppung zur Folge haben.<br />

Montageverunre<strong>in</strong>igung: Verunre<strong>in</strong>igung, welche bei Montagevorgängen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Umfeld entsteht und die technische Sauberkeit <strong>der</strong> Baugruppe<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

P<br />

Packhilfsmittel: Verpackungskomponente, die zusammen mit dem<br />

Packmittel die Gesamtheit <strong>der</strong> Funktion e<strong>in</strong>er Verpackung erbr<strong>in</strong>gt, bspw.<br />

Gefache, Füllstoffe [DIN 55405:2006-11].<br />

Packmittel: Verpackungskomponente, die den Hauptbestandteil <strong>der</strong><br />

Verpackung bildet und zur Aufnahme von Packgut bestimmt ist. Sie dient<br />

dem teilweisen o<strong>der</strong> vollständigen Umschließen o<strong>der</strong> Zusammenfassen des<br />

Packgutes. Als Hauptbestandteil <strong>der</strong> Verpackung bee<strong>in</strong>flusst das Packmittel<br />

wesentlich <strong>der</strong>en Schutzfunktion. Für formstabile Packmittel mit hohem<br />

Vorfertigungsgrad (z. B. Flasche Dose, Kiste) wird ebenfalls <strong>der</strong> Begriff<br />

Behältnis verwendet [DIN 55405:2006-11].<br />

Packgut: Gut, das zu verpacken o<strong>der</strong> verpackt ist, etwa Bauteile o<strong>der</strong><br />

Baugruppen [DIN 55405:2006-11].<br />

Packstoff: Werkstoff, aus denen die Verpackungskomponenten<br />

(Packmittel und Packhilfsmittel) hergestellt s<strong>in</strong>d [DIN 55405:2006-11].<br />

Packweise: Die Packweise beschreibt die Art und Weise <strong>der</strong> Platzierung<br />

des Packguts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung, bspw. Schüttgut o<strong>der</strong> Setzgut.<br />

Poolbehälter: Geme<strong>in</strong>same Verwendung von Behälter (z. B. KLT) durch<br />

mehrere Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreislaufsystem.<br />

168


Partikel: Partikel s<strong>in</strong>d feste Körper aus Metall, Kunststoff, Keramik,<br />

M<strong>in</strong>eralien, Gummi o<strong>der</strong> Salzen. Pastöse Anteile gelten nicht als Partikel.<br />

Partikelfalle: Adhäsive Fläche zur Sammlung und Fixierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Umgebungsluft vorhandener, sedimentationsfähiger Partikel.<br />

Partikelquelle: Gegenstand o<strong>der</strong> Vorgang <strong>der</strong> Partikel generiert und abgibt.<br />

R<br />

Re<strong>in</strong>e Werkbank: Auch M<strong>in</strong>ienvironment. Lokaler Bereich mit im Vergleich<br />

zur Umgebung höherer Sauberkeitsstufe. Üblicherweise handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>e manuelle Arbeitsstation mit E<strong>in</strong>hausung und eigener Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />

zur E<strong>in</strong>dämmung luftgetragener Partikel. Bei automatisierten Stationen hat<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumtechnik <strong>der</strong> Begriff M<strong>in</strong>ienvironment etabliert.<br />

Re<strong>in</strong>raum: Raum, <strong>in</strong> dem die Konzentration luftgetragener Partikel geregelt<br />

wird, <strong>der</strong> so konstruiert und verwendet wird, dass die Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

Raum e<strong>in</strong>geschleppten bzw. im Raum entstehenden und abgelagerten<br />

Partikel kle<strong>in</strong>stmöglich ist, und <strong>in</strong> dem an<strong>der</strong>e re<strong>in</strong>heitsrelevante Parameter<br />

wie Temperatur, Feuchte und Druck nach Bedarf geregelt werden [ISO<br />

14644-1]. Der Re<strong>in</strong>raum wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe (SaS) 3 deklariert<br />

Re<strong>in</strong>haltung: Entfernen von Verunre<strong>in</strong>igungen an dauerhaft <strong>in</strong>stallierten<br />

Gegenständen bzw. Oberflächen, vornehmlich zur Vermeidung von<br />

Verschleppungen, Übertragung durch Sedimentation und / o<strong>der</strong> Aufwertung<br />

<strong>der</strong> optischen Anmutung.<br />

Rückverschmutzung: Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sauberkeit e<strong>in</strong>er zuvor<br />

gere<strong>in</strong>igten Komponente o<strong>der</strong> Baugruppe.<br />

S<br />

Sauberkeit: Nichtvorhandense<strong>in</strong> unerwünschter Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />

Sauberkeitsbereich: Raum o<strong>der</strong> abgegrenzter <strong>Teil</strong> e<strong>in</strong>es Raumes, <strong>der</strong> zum<br />

Zweck <strong>der</strong> Fertigung, Montage und Lagerung von Komponenten und<br />

Systemen e<strong>in</strong>gerichtet wird und für den entsprechende Maßnahmen zur<br />

Erreichung und Erhaltung <strong>der</strong> Oberflächensauberkeit getroffen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />

Sauberkeitsbereich kann z. B. auch durch Verpackung und Gehäuse<br />

gebildet werden.<br />

Sauberkeitsgerecht: Den Sauberkeitszustand nicht bee<strong>in</strong>trächtigend<br />

(siehe VDA 19 S. 199)<br />

169


Sauberkeitsspezifikation: Zusammenstellung <strong>der</strong> Sauberkeitswerte für e<strong>in</strong><br />

Objekt verbunden mit e<strong>in</strong>er geeigneten Prüfspezifikation.<br />

Sauberkeitsstufe: Klassifizierung des Sauberkeitsbereiches.<br />

Saubermontage: Sauberkeitsgerechte Montage.<br />

Sauberraum: Fest <strong>in</strong>stallierter Raum, <strong>der</strong> durch geeignete Gestaltung<br />

sowie Regulierungen bezüglich Personal, Logistik, Pflege und<br />

Herstellungsprozessen zur Erhaltung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit des<br />

Erzeugnisses beiträgt.<br />

Der Sauberraum wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe (SaS) 2 deklariert<br />

Sauberzone: Abgegrenzter räumlicher Bereich, <strong>der</strong> durch geeignete<br />

Gestaltung sowie Regulierungen bezüglich Personal, Logistik, Pflege und<br />

Herstellungsprozessen zur Erhaltung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit des<br />

Erzeugnisses beiträgt.<br />

Die Sauberzone wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe (SaS) 1 deklariert<br />

Schmutzfangmatte (auch Staubb<strong>in</strong>dematte): Bodenelement (Mehrweg-<br />

o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>weg) zur E<strong>in</strong>dämmung von Verschleppungen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen.<br />

T<br />

Technische Sauberkeit: Freiheit e<strong>in</strong>er Kontrollfläche / Funktionsfläche von<br />

funktionskritischen Verunre<strong>in</strong>igungen aus Herstellung und Umgebung.<br />

U<br />

Umverpackung: Zusätzliche Verpackung, die die <strong>in</strong>nere (direkte) Bauteil-<br />

Verpackung vollständig umhüllt, mit dem Ziel diese vor Verunre<strong>in</strong>igung bei<br />

Transport zu schützen (zweite Barriere). Die äußere Verpackung muss als<br />

erste geöffnet werden, um an das Packgut zu gelangen.<br />

Undef<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln: Entfernung von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen mit nicht def<strong>in</strong>ierten und/ o<strong>der</strong> schwankenden<br />

Parametern, z. B. manuelles Abspritzen, Abbürsten o<strong>der</strong> Auskehren e<strong>in</strong>es<br />

Behälters. Die Erreichung <strong>der</strong> gewünschten Sauberkeitsqualität ist dabei<br />

nicht sichergestellt.<br />

170


V<br />

Verpackung: Gesamtheit aller Verpackungsmaterialien zur Erfüllung e<strong>in</strong>er<br />

vorgegebenen Verpackungsaufgabe. Sie dient dem Schutz des Packgutes,<br />

des Menschen und <strong>der</strong> Umwelt, <strong>der</strong> Rationalisierung bei <strong>der</strong> Handhabung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Produktion [DIN 55405:2006-11].<br />

Verschleppung: Unerwünschte Übertragung von Verunre<strong>in</strong>igungen auf<br />

an<strong>der</strong>e Bereiche und Objekte.<br />

Verunre<strong>in</strong>igung: Jedwede partikelförmige, molekulare, nicht<br />

partikelförmige o<strong>der</strong> biologische E<strong>in</strong>heit, die sich auf das Produkt o<strong>der</strong> den<br />

Prozess nachteilig auswirken kann [ISO 14644-4:2001, 3.5]<br />

2 Abkürzungen und Formelzeichen<br />

5S:<br />

Ist e<strong>in</strong>e systematische Methodik, die <strong>in</strong> fünf Schritten zu e<strong>in</strong>em sauberen<br />

und gut organisierten Arbeitsbereich führt. Sie ist zentraler Bestandteil des<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozesses.<br />

Die fünf Schritte glie<strong>der</strong>n sich mit Ihren Grundsätzen wie folgt:<br />

Sortieren: Der Arbeitsplatz ist zum Arbeiten und nicht zum<br />

Lagern da!<br />

Systematisieren: Für jedes <strong>Teil</strong> gibt es genau e<strong>in</strong>en Platz und alles<br />

bef<strong>in</strong>det sich an se<strong>in</strong>em Platz!<br />

Sauberkeit: Re<strong>in</strong>igen ist Überprüfen!<br />

Standardisieren: Es gibt ke<strong>in</strong>e Verbesserungen ohne Standards!<br />

Selbstdiszipl<strong>in</strong>: Es ist e<strong>in</strong>facher Ordnung zu halten als Ordnung<br />

zu schaffen!<br />

FFU: Filter Fan Unit<br />

Konfektionierte modulare E<strong>in</strong>heit zur Re<strong>in</strong>lufterzeugung<br />

FMEA: Failure Mode and Effects Analysis:<br />

Fehlermöglichkeits- und E<strong>in</strong>flussanalyse<br />

KLT: Kle<strong>in</strong>ladungsträger<br />

Oben offener, dauerhafter, wie<strong>der</strong> verwendbarer, starrer, rechteckiger<br />

Modulkörper, <strong>der</strong> manuell und/o<strong>der</strong> mechanisch gehandhabt werden kann<br />

und das zentrale Element e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>ladungsträgersystems darstellt [DIN<br />

EN 13199-1:2000].<br />

171


VCI-Folie: Volatile-Corrosive-Inhibitor-Folie<br />

Mit Additiven versetzte Kunststofffolie, die durch Abgabe dieser Additive<br />

während des Transportes und <strong>der</strong> Lagerung e<strong>in</strong>e Korrosion von<br />

Metalloberflächen des Packgutes verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll [DIN 55405:2006-11].<br />

SaS: Sauberkeitsstufe<br />

Klassifizierung des Sauberkeitsbereiches<br />

3 Bibliographie<br />

DIN EN 13199: <strong>Teil</strong> 1 bis 3:2000-10 Kle<strong>in</strong>ladungsträgersysteme<br />

DIN EN ISO 14644-4:2001; Re<strong>in</strong>räume und zugehörige Re<strong>in</strong>raumbereiche.<br />

<strong>Teil</strong> 4: Planung, Ausführung und Erst<strong>in</strong>betriebnahme (ISO 14644-1 : 2001)<br />

DIN 15155: Gitterbox<br />

DIN ISO 16232: Straßenfahrzeuge - Sauberkeit von Komponenten für<br />

Fluidsysteme<br />

DIN 25410: Kerntechnische Anlagen - Oberflächensauberkeit von<br />

Komponenten; April 2001<br />

DIN 55405:2006-11 Verpackung – Term<strong>in</strong>ologie – Begriffe<br />

ISO 4406: Fluidtechnik - Hydraulik-Druckflüssigkeiten - Zahlenschlüssel für<br />

den Grad <strong>der</strong> Verschmutzung durch feste Partikel<br />

ISO 8573-1: Norm , 2001-02 Druckluft - <strong>Teil</strong> 1: Verunre<strong>in</strong>igungen und<br />

Re<strong>in</strong>heitsklassen<br />

VDA Band 4: Produkt-und Prozess FMEA<br />

VDA Band 19: Prüfung <strong>der</strong> Technischen Sauberkeit - Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />

funktionsrelevanter Automobilbauteile -<br />

VDA 4500:2006-1: Kle<strong>in</strong>ladungsträger (KLT-)Systeme<br />

VDI 2083: Re<strong>in</strong>raumtechnik<br />

172


I: POTENZIALANALYSE<br />

1 Inhalt<br />

In diesem Kapitel f<strong>in</strong>den sich Fragelisten, die helfen sollen die Sauberkeit<br />

von Baugruppen aus <strong>der</strong> Montage zu verbessern bzw.<br />

Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen prozesssicher e<strong>in</strong>zuhalten. Ziel dieser Fragen ist<br />

es, den Planer o<strong>der</strong> Mitarbeiter aus Qualitätssicherung systematisch auf die<br />

E<strong>in</strong>flussgrößen (Schwachstellen bzw. Potenziale) <strong>der</strong> Bauteilsauberkeit<br />

h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Schwerpunkt des Fragenkatalogs liegt auf den <strong>in</strong> den Hauptkapiteln des<br />

MontSa-Leitfadens betrachteten und beschriebenen E<strong>in</strong>flussgrößen auf die<br />

Sauberkeit <strong>der</strong> En<strong>der</strong>zeugnisse. Die weiteren mit H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Sauberkeit relevanten Stellen (bspw. Entwicklung) werden hier ausdrücklich<br />

nicht betrachtet, da diese nicht Inhalt des Leitfadens s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

hiervon stellt die <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung dar, da diese e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen<br />

Fertigung und Montage bildet o<strong>der</strong> bisweilen <strong>in</strong> die Montage <strong>in</strong>tegriert ist.<br />

2 Zielsetzung<br />

Die Anwendung dieser Fragenlisten soll helfen Schwachstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sauberkeitskette zu erkennen, um so Potenziale zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsqualität identifizieren zu können. Diese sog. Potenzialanalyse<br />

soll nicht im Rahmen von Prozess-Audits wie VDA 6.3 o<strong>der</strong> Arbeitsplatz-<br />

Audits nach 5S im Kunden-/Lieferantenverhältnis durchgeführt werden o<strong>der</strong><br />

diese ersetzen. Die Potenzialanalyse dient vielmehr als <strong>in</strong>terne Hilfestellung<br />

zur Auff<strong>in</strong>dung von Möglichkeiten zur effizienten Steigerung und<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d die Fragen <strong>in</strong><br />

diesem Kapitel möglichst offen formuliert und sollen nicht mit e<strong>in</strong>em<br />

Punktesystem (z. B. mit e<strong>in</strong>er Skala von 1 bis 10) bewertet werden. Des<br />

Weiteren f<strong>in</strong>det sich hier ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Protokollschema.<br />

Der Anwen<strong>der</strong> des Fragenkatalogs soll sich anhand <strong>der</strong> offenen Fragen<br />

gezielt h<strong>in</strong>terfragen, ob er sämtliche sauberkeitsrelevante E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

betrachtet hat und e<strong>in</strong>e lückenlose Sauberkeitskette <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Montagefertigung besteht. Dieser Fragenkatalog stellt somit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne<br />

Ergänzung von Audits nach VDA 6.3 o<strong>der</strong> 5S dar.<br />

3 Durchführung<br />

Die Häufigkeit und das Ausmaß e<strong>in</strong>er Potenzialanalyse ist abhängig von<br />

den spezifischen Gegebenheiten <strong>der</strong> jeweiligen sauberkeitskritischen<br />

173


Montagefertigung und kann nicht verb<strong>in</strong>dlich vorgegeben werden. Aus<br />

diesem Grund wird hier nicht die Art und Weise <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er<br />

Potenzialanalyse reguliert. Dies obliegt <strong>der</strong> Eigenverantwortung des<br />

Verantwortlichen. Pr<strong>in</strong>zipiell gelten jedoch ähnliche Grundsätze wie bei <strong>der</strong><br />

Planung <strong>der</strong> Montagefertigung (siehe Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er<br />

Sauberfertigung).<br />

Die Durchführung e<strong>in</strong>er Schwachstellenanalyse wird empfohlen bei:<br />

174<br />

- E<strong>in</strong>führung von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen für bestehende Montagefertigungen<br />

o<strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er neuen Produktgeneration<br />

- Nichte<strong>in</strong>haltung von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an die Erzeugnisse<br />

- Än<strong>der</strong>ung von Prozessen und Abläufen <strong>in</strong> bestehenden Montagefertigungen<br />

Sämtliche von <strong>der</strong> Sauberkeitsstrategie e<strong>in</strong>er Firma betroffenen Stellen und<br />

Instanzen sollten zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Potenzialanalyse mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Des Weiteren muss e<strong>in</strong>e hauptverantwortliche Person benannt werden, die<br />

die Potenzialanalyse koord<strong>in</strong>iert, durchführt und auswertet.<br />

4 Fragenkatalog<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Qualitätssicherung<br />

Welche Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen bestehen und welche Arten von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen müssen beherrscht werden<br />

S<strong>in</strong>d die Materialen / <strong>Teil</strong>e zur Weiterverarbeitung geeignet<br />

(Zukaufteile und Eigenfertigteile aus an<strong>der</strong>en Firmenstandorten),<br />

s<strong>in</strong>d Sauberkeitszustände bekannt und geregelt.<br />

Worauf gründen sich die Anfor<strong>der</strong>ungen und wie wirken sich<br />

Abweichungen auf das En<strong>der</strong>zeugnis aus<br />

Welches s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>ternen Konsequenzen bei Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsspezifikation<br />

Wie wird bei verunre<strong>in</strong>igten Bauteilen und Baugruppen verfahren<br />

(Regelkreis Eskalation)<br />

6 Wie wird die Sauberkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Teil</strong>e überprüft<br />

7<br />

In welcher Art und Weise existieren Prüfpläne (Umfang, Intervalle)<br />

für Sauberkeitsprüfung von Bauteilen und Baugruppen für<br />

Serienstart und prozessbegleitende Prüfung


Qualitätssicherung<br />

8 Wie wird die Sauberkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Hilfsstoffe überprüft<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsspezifikationen für Verpackungen für<br />

An- und Ablieferung (Bauteile und Produkte)<br />

Wie werden die Montage-Prozesse bezüglich Entstehung kritischer<br />

Partikel untersucht / betrachtet<br />

Wie wird die Montage-Umgebung bezüglich E<strong>in</strong>trag kritischer<br />

Partikel untersucht / betrachtet<br />

12 Werden Bauteile zeitnah montiert<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Wie wurden die Tätigkeiten des Personals h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Mischtätigkeiten / Verschleppungspotenzial bewertet und optimiert<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Präventivmaßnahmen um Verunre<strong>in</strong>igung zu<br />

vermeiden und zu reduzieren<br />

Wie wird die Wirksamkeit <strong>der</strong> Maßnahmen überprüft und<br />

dokumentiert<br />

Wie werden regelmäßig Sauberkeitsaudits durchgeführt,<br />

dokumentiert und mit e<strong>in</strong>em Zeitplan zur Umsetzung h<strong>in</strong>terlegt<br />

Tab. I.1: Fragenkatalog zum Qualitätssicherungssystem<br />

Umgebung<br />

1 Welche E<strong>in</strong>stufung <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche ist vorgesehen<br />

2 In welcher Art und Weise s<strong>in</strong>d Sauberkeitsbereiche <strong>in</strong>stalliert<br />

3 S<strong>in</strong>d die Sauberkeitsbereiche e<strong>in</strong>deutig ausgewiesen und<br />

entsprechend abgetrennt<br />

4 Welche Sauberkeitsstufe ist den Sauberkeitsbereichen zugewiesen<br />

5 Entspricht die Ausführung des Sauberkeitsbereichs <strong>der</strong><br />

ausgewiesenen Stufe<br />

6 S<strong>in</strong>d die Hilfsmittel für die Sauberkeitsstufe geeignet, <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsstufe angemessen<br />

7 Wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag kritischer Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung bewertet<br />

8 Gibt es H<strong>in</strong>weise zur Handhabung von Gebäudeöffnungen<br />

(Türen/Toren/Fenstern/Dachluken)<br />

175


176<br />

Umgebung<br />

9 Wird Lüftungstechnik e<strong>in</strong>gesetzt und wie wird <strong>der</strong>en Funktion<br />

sichergestellt?<br />

10 S<strong>in</strong>d Bee<strong>in</strong>trächtigungen durch mögliche Kondensation<br />

(Luftfeuchtigkeit) berücksichtigt; bspw. Korrosion,<br />

Haftungsprobleme bei Klebeprozessen.<br />

11 Wie s<strong>in</strong>d Schleusenkonzepte organisiert?<br />

12 S<strong>in</strong>d ausreichende und geeignete Lagerplätze vorhanden (Bauteile,<br />

Hilfsstoffe, ..)<br />

13 S<strong>in</strong>d die Produkte <strong>in</strong> Regalen / an Arbeitsstationen / <strong>Teil</strong>e-<br />

Bereitstellung gegen E<strong>in</strong>trag von Partikeln geschützt<br />

14 Gibt es potenzielle, deckenseitige Partikelquellen (Laufstege,<br />

Lüftungsanlagen, Lasthebee<strong>in</strong>richtungen) und wurden<br />

entsprechende Maßnahmen zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es<br />

Partikele<strong>in</strong>trages getroffen<br />

15 S<strong>in</strong>d die Versorgungs- / Hebee<strong>in</strong>richtungen über den<br />

Montageplätzen so abgeschirmt, dass ke<strong>in</strong> Schmutz herabfallen<br />

kann<br />

16 S<strong>in</strong>d die Lichtverhältnisse zur Erkennung von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

geeignet<br />

17 Ist die E<strong>in</strong>richtung so beschaffen, dass <strong>der</strong> Fußboden problemlos<br />

gere<strong>in</strong>igt werden kann bzw. e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung möglich ist<br />

18 Gibt es e<strong>in</strong>en Raumpflegeplan zur regelmäßigen Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />

Böden, <strong>der</strong> Arbeitsplätze und Lagerflächen mit entsprechenden<br />

Verantwortlichkeiten<br />

19 In welcher Art und Weise wurden die Re<strong>in</strong>igungspläne verifiziert<br />

20 S<strong>in</strong>d S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung dem Personal bekannt (MA<br />

befragen)<br />

21 Wird die vorgesehene Bekleidung vorschriftsmäßig getragen<br />

22 Werden nur Flusen abgabearme Re<strong>in</strong>igungstücher verwendet<br />

23 Gibt es Regelungen bei Umbaumaßnahmen / Instandhaltung<br />

Tab. I.2: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Umgebung«


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Logistik<br />

Ist die durchgängige Rückverfolgbarkeit im gesamten Materialfluss<br />

geplant und dokumentiert<br />

Wie wird gewährleistet, dass ke<strong>in</strong>e kritischen Partikel <strong>in</strong> den<br />

Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>getragen werden? Wie sieht das<br />

sauberkeitsgerechte Materialflusskonzept aus<br />

S<strong>in</strong>d die verschiedenen Sauberkeitsbereiche durch Schleusen,<br />

Abstandsflächen und/o<strong>der</strong> Trennvorrichtungen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abgegrenzt<br />

Wie wird <strong>der</strong> Materialfluss <strong>der</strong> sauberen und verunre<strong>in</strong>igten <strong>Teil</strong>e<br />

konsequent getrennt<br />

5 Werden Bauteile zeitnah weiterverarbeitet<br />

6<br />

Wie s<strong>in</strong>d die Lagerflächen für verunre<strong>in</strong>igte und gere<strong>in</strong>igte<br />

Behältnisse getrennt und s<strong>in</strong>d diese e<strong>in</strong>deutig gekennzeichnet<br />

7 Gibt es Re<strong>in</strong>igungsvorschriften für Lager- und Stellplätze<br />

8<br />

9<br />

Gibt es Entpack- und Entnahmevorschriften, die berücksichtigen,<br />

dass ke<strong>in</strong>e Partikel auf die Produkte gelangen<br />

Wird das Entfernen schmutziger (Um-)Verpackung und Entnehmen<br />

sauberkeitskritischer Bauteile getrennt durchgeführt (nicht direkt von<br />

<strong>der</strong>selben Person) und s<strong>in</strong>d die Zuständigkeiten klar def<strong>in</strong>iert<br />

10 Vorschriften zum Bestücken / Beladen (E<strong>in</strong>packen)<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Ist das Verpackungskonzept für die zu verarbeitenden Bauteile,<br />

Komponenten und Baugruppen sauberkeitsgerecht (Schutz gegen<br />

Verunre<strong>in</strong>igung, Korrosion und Beschädigung)<br />

Entsprechen die Packmittel <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (z. B. ke<strong>in</strong>e<br />

Kartonagen …)<br />

Gibt es Sauberkeitsvorschriften für Packmittel<br />

(Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, Bewertung <strong>der</strong> Sauberkeit /<br />

Grenzmuster …<br />

14 Wird die Packmittelsauberkeit überprüft<br />

15<br />

Wie wird das Packmittel- und Behältermanagement (<strong>in</strong>kl.<br />

Re<strong>in</strong>haltung, Kontrolle) umgesetzt<br />

16 Existieren Re<strong>in</strong>igungspläne für Ladungsträger und E<strong>in</strong>sätze<br />

177


17<br />

178<br />

Logistik<br />

S<strong>in</strong>d die gere<strong>in</strong>igten / sauberen Behältnisse gegen Verunre<strong>in</strong>igung<br />

geschützt<br />

18 Wie werden Rückverschmutzungen vermieden<br />

19<br />

20<br />

21<br />

Werden Packmittel und Verpackungen unzulässig auf dem Boden<br />

abgestellt<br />

Werden Ladungsträger und Hebezeuge verwendet, welche selbst<br />

e<strong>in</strong>e Partikelquelle darstellen. Ist das Transporthandl<strong>in</strong>g so geplant,<br />

dass Beschädigung und Verunre<strong>in</strong>igung vermieden wird<br />

Wird sichergestellt, dass E<strong>in</strong>wegverpackungen nicht mehrfach<br />

verwendet werden<br />

Tab. I.3: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Logistik«<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Personal<br />

Wer ist <strong>der</strong> übergeordnete Verantwortliche für den<br />

Sauberkeitsbereich<br />

Wie wird die Re<strong>in</strong>haltung und Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />

gewährleistet (Anweisungen)<br />

Wie s<strong>in</strong>d die Verantwortlichkeiten zur Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />

festgelegt<br />

Wie wird das Personal auf den Umgang mit sauberkeitskritischen<br />

Erzeugnissen geschult. S<strong>in</strong>d die Schulungs<strong>in</strong>halte und –teilnahme<br />

entsprechend dokumentiert<br />

Wie werden externe und <strong>in</strong>terne Dienstleister (z. B. Instandhaltung,<br />

Re<strong>in</strong>igung) geschult und e<strong>in</strong>gewiesen<br />

6 Wie werden die betroffenen Mitarbeiter bezüglich 5S geschult<br />

7 Wie erfolgt die E<strong>in</strong>weisung am Arbeitsplatz<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Wie ist <strong>in</strong> den Arbeitsanweisungen das Thema Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

verankert<br />

S<strong>in</strong>d die Arbeitsanweisungen allen betroffenen Mitarbeitern<br />

bekannt und werden diese auch umgesetzt<br />

Wie werden Mitarbeiter über die Konsequenzen von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen für das Produkt und das Unternehmen aufgeklärt


11<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Konsequenzen, wenn Spielregeln nicht<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden<br />

12 Wie sieht das Bekleidungskonzept aus<br />

13<br />

14<br />

Wie wird sichergestellt, dass die vorgeschriebene Kleidung korrekt<br />

getragen und gewechselt wird<br />

Wie werden Verbesserungsvorschläge <strong>der</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>geholt<br />

und umgesetzt (def<strong>in</strong>ierter Prozess)<br />

Tab. I.4: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Personal«<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

Entsprechen die verwendeten Prozesse, Messmittel, Hilfsstoffe und<br />

Werkzeuge dem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> dem jeweiligen Sauberkeitsbereich und<br />

Prozess<br />

Werden Produkte mit unterschiedlichen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>e gefertigt<br />

Wurden die Montageverfahren bezüglich Partikelentstehung und -<br />

e<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das Erzeugnis überprüft / bewertet<br />

Wurden, z.B. im Rahmen e<strong>in</strong>er System FMEA, die<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen (Betriebsmittel/Hilfsmittel) bezüglich<br />

Entstehung kritischer Partikel überprüft / bewertet (z. B.<br />

Partikelentstehung an Transportbän<strong>der</strong>, Werkzeugen,<br />

Hebee<strong>in</strong>richtungen an Führungsschienen, etc.) und optimiert<br />

5 S<strong>in</strong>d die Montagee<strong>in</strong>richtungen gemäß den Ergebnissen aus 1 und<br />

2 sauberkeitsgerecht gestaltet und gegen Verunre<strong>in</strong>igung von<br />

außen geschützt und ist die Montageposition so gewählt, dass<br />

entstehende Partikel nicht auf kritische Bauteiloberflächen<br />

gelangen können.<br />

6 Wurden magnetische E<strong>in</strong>flüsse (Aufmagnetisierung <strong>der</strong> Bauteile<br />

durch Werkzeuge und Montageprozesse) auf das Bauteil<br />

betrachtet<br />

7 S<strong>in</strong>d Arbeitsplätze sauber<br />

8 S<strong>in</strong>d Arbeitsplätze und Abstellflächen vor Verunre<strong>in</strong>igung durch das<br />

Umfeld geschützt<br />

9 Werden Halbfertigteile / Hilfsstoffe / E<strong>in</strong>zelteile (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

gefettete <strong>Teil</strong>e) bei Betriebsruhe (z. B. Schichtende, Pausen)<br />

179


180<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

ausreichend geschützt<br />

10 S<strong>in</strong>d Werkzeuge und Messmittel <strong>in</strong> sauberem Zustand<br />

11 Wird Material und Werkzeug an geeigneten und vorgesehenen<br />

Stellen gelagert<br />

12 Werden mechanische Schlag und Klopfprozesse durch geeignete<br />

Maßnahmen ersetzt / entschärft<br />

13 F<strong>in</strong>den montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igungsprozesse von Bauteilen und<br />

Baugruppen statt, wenn ja wie s<strong>in</strong>d diese geregelt und überwacht.<br />

14 S<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>richtungen / Maßnahmen zur Beseitigung von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen vorhanden (z.B. lokale Absaugung, Magnet,<br />

Klebeband) und wie werden diese geregelt.<br />

15 S<strong>in</strong>d Maßnahmen zur Vermeidung und Beseitigung von<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Montagestationen vorgesehen<br />

16 S<strong>in</strong>d die Verantwortlichkeiten zur Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />

Montagestationen und -arbeitsplätze festgelegt<br />

17 Gibt es Re<strong>in</strong>haltungspläne für Arbeitsplätze und Montageanlagen,<br />

<strong>in</strong> denen Intervalle und Prozesse festgeschrieben s<strong>in</strong>d<br />

18 S<strong>in</strong>d die entsprechenden Re<strong>in</strong>igungsmittel bereit gestellt (z.B.<br />

Absauge<strong>in</strong>richtung)<br />

19 S<strong>in</strong>d die Arbeitsplätze re<strong>in</strong>igungsgerecht gestaltet<br />

20 S<strong>in</strong>d die Lager und Regale re<strong>in</strong>igungsgerecht gestaltet<br />

21 Wird bei Prozessän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die Sauberkeit<br />

betrachtet, z. B. Späne schieben beim E<strong>in</strong>pressen<br />

22 Wurde die Nacharbeit bez. kritischer Prozesse bewertet und wie<br />

s<strong>in</strong>d diese reguliert. (z.B. Ausweisung von Verbotszonen,<br />

Abdeckung, Re<strong>in</strong>igung…)<br />

23 Ist sichergestellt, dass <strong>Teil</strong>e nur <strong>in</strong> den dafür vorgesehenen<br />

Zonen / Räumen mechanisch nachbearbeitet und nachgere<strong>in</strong>igt<br />

werden<br />

Tab. I.5: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Montagee<strong>in</strong>richtungen«


1<br />

2<br />

<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung<br />

Wie sieht das Re<strong>in</strong>igungskonzept für E<strong>in</strong>gangsteile /<br />

Zwischenerzeugnisse o<strong>der</strong> Endprodukte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage aus (extern<br />

/ <strong>in</strong>tern; zentral / dezentral)<br />

Wie und <strong>in</strong> welcher Häufigkeit wird die Wirksamkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />

überprüft (Prozess, Produkt, Re<strong>in</strong>heit des Re<strong>in</strong>igungsmediums)<br />

3 Welche Wartungs<strong>in</strong>tervalle (Filterwechsel, Medienüberwachung,<br />

etc.) s<strong>in</strong>d festgelegte, um die Re<strong>in</strong>igungswirkung zu erhalten /<br />

gewährleisten<br />

4 Wie wurde überprüft, ob <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsschritt / Re<strong>in</strong>igungsmedium<br />

ke<strong>in</strong>e neg. Auswirkungen (z. B. Partikelverschleppung,<br />

Ölverschleppung) auf vorherige und nachfolgende Prozesse hat<br />

5 Es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong> Material- / Oberflächenangriff durch das<br />

Re<strong>in</strong>igungsmedium statt<br />

6 Wurden magnetische E<strong>in</strong>flüsse auf das Re<strong>in</strong>igungsergebnis<br />

betrachtet<br />

Tab. I.6: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung«<br />

181


J: PLANUNGSBEISPIEL<br />

1 Überblick<br />

In diesem Kapitel wird anhand e<strong>in</strong>es Beispiels die Handhabung dieses<br />

Leitfadens zur Planung e<strong>in</strong>es sauberkeitssensiblen Montagebereichs sowie<br />

zur Überprüfung und Optimierung von Abläufen und Prozessen aufgezeigt.<br />

Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> fiktives Beispiel, jedoch mit möglichst<br />

hohen praktischem Bezug.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen hier betrachteten Ablaufschritte müssen nicht zwangsläufig <strong>in</strong><br />

chronologischer Reihenfolge abgearbeitet werden, son<strong>der</strong>n können je nach<br />

Firmen <strong>in</strong>terner Ausgangssituation auch parallel behandelt werden. Des<br />

Weiteren soll hier ebenfalls nicht vorgeschrieben werden, welche Personen<br />

<strong>in</strong> die Planung e<strong>in</strong>bezogen werden müssen. Siehe hierzu auch Kapitel B:<br />

Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung.<br />

Der Ablauf <strong>der</strong> Planung sowie die Position <strong>der</strong> entsprechenden Abschnitte<br />

und Kapitel im Leitfaden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. K.1 dargestellt.<br />

Abb. J.1: Ablaufschema und Position <strong>der</strong> Inhalte im Leitfaden<br />

182<br />

Gestaltung von<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen,<br />

Betriebsmittel, Hilfsstoffe<br />

S. 64 - 69<br />

Auslegung von<br />

Fügeprozessen<br />

S. 73 - 74<br />

Montage <strong>in</strong>tegrierte<br />

Re<strong>in</strong>igung<br />

S. 74 - 82<br />

Betrieb und<br />

Re<strong>in</strong>haltung von<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

S. 82 - 87<br />

Sauberkeits -<br />

Spezifikation<br />

“<strong>in</strong>nere“<br />

Verpackung<br />

S. 36 - 40<br />

Auswahl SaS –<br />

Umgebungskonzept<br />

S. 21 - 26<br />

Entwicklung<br />

Logistikkonzept –<br />

“äußere“ Verpackung<br />

u. Schleusensystem<br />

S. 40 - 42, 44 - 47<br />

Personal - Qualifizierung und Sensibilisierung S. 53, 56 - 60<br />

Personal Auswahl –<br />

Bekleidungskonzept<br />

S. 54 - 55<br />

Gestaltung <strong>der</strong><br />

Montageumgebung<br />

S. 26 - 32<br />

Fertigungslayout


2 Ausgangssituation<br />

2.1 Komponenten des Systems<br />

Aufgabe ist die Planung und Umsetzung e<strong>in</strong>er Montagel<strong>in</strong>ie für den<br />

Zusammenbau e<strong>in</strong>es sauberkeitskritischen hydraulisch-mechanischen<br />

Funktionssystems. Dieses System besteht aus den vier folgenden<br />

Hauptkomponenten:<br />

Abb. J.2: Gehäuse aus Alum<strong>in</strong>iumdruckguss (l<strong>in</strong>ks) und Kolben aus Stahl<br />

(rechts)<br />

Abb. J.3: Radialwellendichtung aus Stahl mit Polymere<strong>in</strong>satz (l<strong>in</strong>ks) und<br />

Stahlleitung mit Mess<strong>in</strong>gverschraubung (rechts)<br />

2.2 Systemaufbau<br />

Der Zusammenbau des Gesamtsystems erfolgt durch das Zusammenfügen<br />

<strong>der</strong> vier Hauptkomponenten. Im ersten Schritt erfolgt hierzu das<br />

E<strong>in</strong>schieben des Kolbens <strong>in</strong> das Alum<strong>in</strong>iumgehäuse. Anschließend wir über<br />

die Kolbenstange die Wellendichtung <strong>in</strong> das Gehäuse e<strong>in</strong>gepresst. Mit dem<br />

E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> beiden Hydraulikleitungen und Anbr<strong>in</strong>gen von Verschluss-<br />

183


Stopfen endet die Montageprozesskette. Das Gesamtsystem ist <strong>in</strong> Abb. K.4<br />

dargestellt.<br />

Abb. J.4: Montiertes hydraulisch-mechanisches Gesamtsystem<br />

2.3 Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Sauberkeitsspezifikation entsprechend VDA 19: max. 25 Partikel pro 1000<br />

cm² > 200 µm, ke<strong>in</strong>e Partikel > 400 µm zulässig.<br />

Da das System hauptsächlich kritisch gegenüber abrasiven Partikeln<br />

reagiert, gibt es separate Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich anorganischen (Metalle,<br />

Keramiken und M<strong>in</strong>erale) und organischen Partikeln. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

werden organische Fasern getrennt betrachtet. Folgende Spezifikationen<br />

gelten für das System:<br />

184<br />

Partikelmaterial Partikelgröße<br />

Anorganik (Metalle, Keramiken,<br />

M<strong>in</strong>erale)<br />

> 200 µm (je 1000 cm² max. 25<br />

Partikel)<br />

> 400 µm nicht zulässig<br />

Organik (Kunststoffe, Elastomere) zulässig bis 1000 µm<br />

organische Fasern ke<strong>in</strong>e Reglementierung<br />

Tab. J.1: Sauberkeitsspezifikation an das hydraulisch-mechanische System


3 Montageumgebung<br />

3.1 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />

In das Flugfähigkeitsdiagramm (siehe Kapitel C: Umgebung Abb. C.1)<br />

werden die kritische Partikelgröße und das Partikelmaterial e<strong>in</strong>gegeben.<br />

Anorganische Partikel ab 400 µm müssen ausgeschlossen werden. Als<br />

ger<strong>in</strong>gste Dichte <strong>der</strong> relevanten Partikelmaterialien wird 2,7 g/cm³<br />

(Alum<strong>in</strong>ium) angenommen. Werden diese Werte <strong>in</strong> das Diagramm<br />

e<strong>in</strong>gegeben, ergibt sich daraus, dass e<strong>in</strong>e Sauberzone o<strong>der</strong> Sauberraum<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist (siehe Abb. K.5). E<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>raum ist für diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

nicht notwendig, e<strong>in</strong>e konventionelle Produktionsumgebung h<strong>in</strong>gegen nicht<br />

ausreichend.<br />

Alum<strong>in</strong>ium<br />

Dichte [g/cm³]<br />

10<br />

5<br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0,2<br />

Partikel<br />

kompakt<br />

SaS 3: Re<strong>in</strong>raum<br />

0,1<br />

1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000 2000<br />

Materialbeispiele:<br />

ρ(Alum<strong>in</strong>ium) = 2,7 g/cm³<br />

ρ(Stahl) = 7,8 g/cm³<br />

ρ(Polystyrol) = 0,02-0,09 g/cm³<br />

Partikel<br />

faserförmig<br />

SaS 1 + 2:<br />

Sauberzone +<br />

Sauberraum<br />

400 µm<br />

Partikelgröße [µm]<br />

Abb. J.5: Flugfähigkeitsdiagramm zur Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />

SaS 0:<br />

konventionelle<br />

Fertigung<br />

Um weiter zu detaillieren, ob e<strong>in</strong>e Sauberzone ausreichend o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Montage im Sauberraum notwendig ist, müssen nun die Eigenschaften<br />

dieser beiden Konzepte näher betrachtet werden (siehe Kapitel C:<br />

Umgebung Tabelle C.2). Daraus ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Sauberraum den<br />

E<strong>in</strong>trag von Partikeln über die Luft sowie durch Personal und Verpackung<br />

wirksamer reglementiert. Es handelt sich jedoch, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den<br />

luftgetragenen und den durch das Personal verursachten Partikel um<br />

organische Verunre<strong>in</strong>igungen, welche die korrekte Funktion des hier<br />

behandelten Systems nicht bee<strong>in</strong>trächtigen. Somit ist das Konzept <strong>der</strong><br />

185


Sauberkeitsstufe SaS1 (Sauberzone) <strong>in</strong> diesem Beispiel ausreichend für die<br />

Montageumgebung.<br />

3.2 Ausführung und Gestaltung <strong>der</strong> Sauberzone<br />

Die Sauberzone ist gekennzeichnet durch:<br />

186<br />

- örtliche Trennung:<br />

o Abstand zu konventioneller Fertigung<br />

o ke<strong>in</strong>e Partikel erzeugenden Prozesse <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Sauberzone o<strong>der</strong> unmittelbar daran angrenzend<br />

- Reglementierung <strong>der</strong> logistischen Prozesse:<br />

o ke<strong>in</strong> Staplerverkehr <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Zone<br />

o Bauteile dürfen nicht mit Transportverpackungen direkt an<br />

die Montagestationen gebracht werden<br />

- qualifiziertes Personal:<br />

o Montagewerker s<strong>in</strong>d speziell darauf geschult,<br />

Partikelverschleppung zu vermeiden<br />

Die Kennzeichnung <strong>der</strong> Sauberzone erfolgt <strong>in</strong> diesem Fall durch e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>fache Bodenmarkierung.<br />

Die Gestaltungsgrundzüge e<strong>in</strong>er Sauberzone s<strong>in</strong>d im Kapitel C:<br />

Umgebung 3.1.5 beschrieben. Für die Ausführung <strong>der</strong> Sauberzone als<br />

Montageumgebung für das Fallbeispiel wird empfohlen:<br />

- versiegelter Industrieboden,<br />

- entsprechend abriebfest, glatt (gute Re<strong>in</strong>igbarkeit) und helle Farbe,<br />

- ke<strong>in</strong>e Gitterstege o<strong>der</strong> Überwege über <strong>der</strong> Zone,<br />

- versiegelter Deckenputz.<br />

4 Logistikkonzept<br />

4.1 Äußere Verpackung und Schleusensystem<br />

Entsprechend den empfohlenen Auslegungskriterien wird e<strong>in</strong> Umladebereich<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, an dem die äußere Transportverpackung entfernt wird<br />

o<strong>der</strong> die Bauteile <strong>in</strong> saubere Ladungsträger umgeladen werden, welche<br />

ausschließlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberzone verwendet werden.


Gehäuse und Kolben: Die Gehäuse und Kolben werden aufgrund ihrer<br />

Größe <strong>in</strong> Gitterboxen angeliefert. Die Gitterboxen werden von e<strong>in</strong>em<br />

Zusteller / Logistiker an dem markierten Umladebereich abgestellt. Dort<br />

öffnet er auch die verunre<strong>in</strong>igte Transportfolie. Der Montagewerker<br />

entnimmt e<strong>in</strong>zelne Gehäuse-Chargen (ohne die äußere Verpackung zu<br />

handhaben) entsprechend Bedarf und br<strong>in</strong>gt diese über e<strong>in</strong>en Rollenwagen<br />

zur Montagestation.<br />

Leitungen und Wellendichtungen: Die Leitungen und Wellendichtungen<br />

werden <strong>in</strong> KLT angeliefert. Die KLT werden vom Zusteller / Logistiker an<br />

das KLT-Regal an <strong>der</strong> Zonengrenze gebracht. Dort entfernt er auch die<br />

verunre<strong>in</strong>igten Deckel. Der Montagewerker entnimmt lediglich die Bauteile<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong>en <strong>in</strong>neren Verpackung (Beutel o<strong>der</strong> Blister) ohne den KLT zu<br />

handhaben.<br />

Montiertes System: E<strong>in</strong>e leere Gitterbox wird vom Zusteller an <strong>der</strong><br />

Zonengrenze bereit gestellt und mit Folie ausgeschlagen. Der<br />

Montagewerker br<strong>in</strong>gt die gefertigten Erzeugnisse chargenweise auf<br />

Rollenwägen zur Beladestation. Die Erzeugnisse werden zum mechanischen<br />

Schutz mittels Gefache und Zwischenlagen als Setzgut durch den<br />

Zusteller / Logistiker <strong>in</strong> die ausgeschlagene Gitterbox verpackt.<br />

Der spätere Ende<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> montierten Systeme erfolgt <strong>in</strong> SaS0. Deshalb<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e sauberkeitsbezogenen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Endverpackung<br />

gestellt. Die Systeme s<strong>in</strong>d durch das erfolgte Verschließen vor kritischen<br />

Rückverschmutzungen geschützt.<br />

konventionelle<br />

Fertigung<br />

Auslieferung <strong>der</strong><br />

Systeme <strong>in</strong><br />

Gitterboxen<br />

Anlieferung<br />

Gitterboxen<br />

Anlieferung KLT<br />

Beladestation<br />

Gitterboxen<br />

Sauberzone<br />

Umladen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelteile auf<br />

Rollwagen<br />

Entnahme <strong>der</strong><br />

Beutel / Trays<br />

Beladen von<br />

Rollwagen mit<br />

Systemen<br />

Abb. K.6: Schleusensystem zur Anlieferung und E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>der</strong><br />

sauberkeitskritischen Bauteile <strong>in</strong> die Sauberzone<br />

KLT<br />

KLT-Regal<br />

Montagel<strong>in</strong>ie<br />

187


4.2 Innere Verpackung <strong>der</strong> Anlieferteile<br />

Gehäuse und Kolben: Die Gehäuse und Kolben werden hier <strong>in</strong> den<br />

Gitterboxen mittels Gefachen aus abriebarmen PP-Hohlkammerplatten<br />

vere<strong>in</strong>zelt. Dadurch wird die Entstehung von Abriebpartikeln verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Zusätzlich wird die komplette Gitterbox mit e<strong>in</strong>em reisfesten Folienbeutel<br />

ausgelegt, um die Bauteile gegenüber Verunre<strong>in</strong>igungen durch die<br />

Umgebung o<strong>der</strong> durch die Gitterbox selbst zu schützen.<br />

Wellendichtr<strong>in</strong>ge: Die Wellendichtr<strong>in</strong>ge werden <strong>in</strong> Tiefziehfolientrays mit<br />

angepassten Vertiefungen gesetzt. Die Trays werden <strong>in</strong> KLT gestapelt, so<br />

dass diese e<strong>in</strong>e geschlossene Verpackung <strong>in</strong>nerhalb des KLT bilden.<br />

Leitungen: Da bei den Leitungen <strong>in</strong> diesem Beispiel aufgrund <strong>der</strong>en<br />

Geometrie, die Entstehung von kritischen Abriebpartikeln im Inneren<br />

ausgeschlossen werden kann, werden diese <strong>in</strong> KLT geschichtet. Die KLT<br />

werden mit e<strong>in</strong>em Folienbeutel als <strong>in</strong>nere Verpackung ausgeschlagen.<br />

Es werden <strong>in</strong> diesem Fall ausschließlich KLT mit umschließendem Deckel<br />

verwendet. Innenliegende Deckel, welche nur durch Schrägstellen geöffnet<br />

werden können s<strong>in</strong>d nicht zulässig. Gitterboxen welche übermäßige<br />

Verunre<strong>in</strong>igungen o<strong>der</strong> Beschädigungen aufweisen werden aussortiert.<br />

Hierzu werden Grenzmusterbil<strong>der</strong> angebracht.<br />

5 Personal<br />

5.1 Bekleidung<br />

Hilfestellungen zur Auswahl des angepassten Bekleidungskonzepts <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe f<strong>in</strong>den sich im Kapitel E: Personal <strong>in</strong><br />

Tab. E.2. Mit Blick auf die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung ist <strong>in</strong> diesem Beispiel<br />

ke<strong>in</strong> spezielles Bekleidungskonzept zur Reduzierung <strong>der</strong> Partikelabgabe<br />

durch den Werker o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Alltagskleidung notwendig. Das<br />

Bekleidungskonzept dient <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> Erkennung <strong>der</strong> für die Arbeit im<br />

Sauberkeitsbereich geschulten Werker sowie <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong><br />

Verschleppung von Partikeln:<br />

188<br />

- an<strong>der</strong>sfarbige Arbeitsmäntel und -schuhe zur Erkennung <strong>der</strong><br />

Werker für den Sauberkeitsbereich,<br />

- die Schuhe dürfen ke<strong>in</strong>e dunklen Sohlen aufweisen, um ke<strong>in</strong>e<br />

Abriebspuren im Sauberkeitsbereich zu h<strong>in</strong>terlassen


- Mantel und Schuhe werden nur <strong>in</strong> diesem Sauberkeitsbereich<br />

getragen und am Rand <strong>der</strong> Sauberzone <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dafür<br />

vorgesehenen Schrank gelagert,<br />

- das Tragen von Handschuhen, Bartmasken o<strong>der</strong> Haarnetzen ist<br />

aus Sauberkeitssicht nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

5.2 Qualifizierung<br />

Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberzone e<strong>in</strong>gesetzte Personal wird gezielt h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Auswirkung von Partikelverunre<strong>in</strong>igungen sensibilisiert und motiviert:<br />

- Be- und Entkleideprozedur<br />

- Vermeidung <strong>der</strong> Partikelverschleppung:<br />

o ke<strong>in</strong> unnötiges Berühren möglicherweise verunre<strong>in</strong>igter<br />

Oberflächen und Gegenstände<br />

o gezielte Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Hände nach Verunre<strong>in</strong>igung<br />

- E<strong>in</strong>weisung bezüglich <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Oberflächen <strong>in</strong> und an<br />

den Prozessstationen sowie am Arbeitsplatz<br />

- Kontrolle sensibler Bauteiloberflächen und aktives Entfernen<br />

eventuell vorhandener Verunre<strong>in</strong>igungen (z. B. durch Absaugen,<br />

ke<strong>in</strong> Abblasen).<br />

6 Montageprozesse<br />

Fügeprozesse können kritische Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung<br />

hervorrufen, die das Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko <strong>der</strong> Umgebungsatmosphäre und<br />

des Personals bei Weitem übertrifft. Auch <strong>in</strong> diesem Beispiel ist die<br />

Optimierung <strong>der</strong> Fügeprozesse e<strong>in</strong> zentraler Bestandteil <strong>der</strong><br />

Montageplanung.<br />

6.1 Auslegung Fügeprozesse<br />

Die zur Montage des hydraulisch-mechanischen Systems notwendigen<br />

Fügeprozesse s<strong>in</strong>d<br />

- E<strong>in</strong>schieben des Kolbens <strong>in</strong> das Alum<strong>in</strong>iumgehäuse,<br />

- E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Wellendichtung über die Kolbenstange <strong>in</strong> das<br />

Gehäuse und<br />

- E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> beiden Hydraulikleitungen <strong>in</strong> das Gehäuse.<br />

189


Die damit verbundenen Risiken f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />

3.1.5.<br />

190<br />

Verfahren Partikelentstehung Charakteristisch<br />

e Partikel<br />

Schrauben<br />

Pressen/<br />

Quetschen/<br />

Weiten<br />

E<strong>in</strong>-/<br />

Aufschieben<br />

E<strong>in</strong>stecken<br />

- beim F<strong>in</strong>den des<br />

Gew<strong>in</strong>degangs<br />

- Abrieb beim<br />

E<strong>in</strong>fädeln des<br />

Schraubwerkzeugs<br />

- Beschichtungen und<br />

Grate platzen beim<br />

Zuschießen mittels<br />

Druckluft ab<br />

- Abrieb/Ablösung von<br />

Graten<br />

- Abrieb /<br />

Abplatzungen von<br />

Beschichtungen<br />

- Abrieb durch<br />

Relativbewegung<br />

zwischen<br />

Werkzeugen und<br />

Bauteilen<br />

- Abrieb/Bruchstücke<br />

von Bauteilen<br />

und/o<strong>der</strong> Fügeteilen<br />

- Abgelöste Partikel<br />

auf Arbeitsflächen<br />

- Auslaufgrate<br />

- Ausbrüche<br />

- Beschichtungsflitter<br />

- Flitter von<br />

Werkzeugen<br />

- Partikel vom<br />

Schraubenkopf<br />

- Grate aus<br />

Gew<strong>in</strong>degängen<br />

- Beschichtungs<br />

abplatzungen<br />

- meist<br />

plättchenförmig<br />

- Flitter, Grate,<br />

Partikel<br />

- Späne<br />

- Abrieb von<br />

Zentrierwerkze<br />

ugen<br />

Auswirkungen<br />

durch Partikel<br />

- Gew<strong>in</strong>delehren<br />

wirken wie<br />

Schneideisen<br />

- Falsche Vorspannung<br />

durch erhöhte<br />

Reibung; Folge �<br />

Verb<strong>in</strong>dungen<br />

können sich lockern<br />

- Flitter werden evtl.<br />

durch Funktionsprüfung<br />

<strong>in</strong> das Bauteil<br />

gespült<br />

- Bauteilfunktion wird<br />

durch verklemmen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

- e<strong>in</strong>gedrückte Partikel<br />

können sich ablösen<br />

- Partikel zwischen<br />

<strong>Teil</strong>en verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

exakte <strong>Teil</strong>epositionierung<br />

- falsche Passung<br />

- Undichtigkeiten<br />

Tabelle J.2: Auszug aus <strong>der</strong> Charakterisierungsliste <strong>der</strong> Fügeverfahren<br />

Für die drei hier betrachteten Fügeverfahren kommen die folgenden Maßnahmen<br />

zum tragen:<br />

E<strong>in</strong>schrauben Leitungen: Beim E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> Leitungen ist darauf zu<br />

achten, dass <strong>der</strong> Werker das Gew<strong>in</strong>de korrekt ansetzt und nicht verkantet.<br />

Diese Verschraubung darf nicht mehr gelöst werden, da dadurch potenziell


entstandene, aber e<strong>in</strong>geklemmte Partikel direkt <strong>in</strong> das Innere des Gehäuses<br />

und somit <strong>in</strong> den kritischen Bereich gelangen.<br />

E<strong>in</strong>schieben des Kolbens: Bei unsachgemäßen E<strong>in</strong>schieben des Kolbens<br />

kann Partikelabrieb durch die Relativbewegung <strong>der</strong> beiden Fügepartner<br />

entstehen, was zu e<strong>in</strong>er Undichtigkeit führen kann. Durch e<strong>in</strong>e exakte<br />

zentrische Positionierung ohne Verkippung beim E<strong>in</strong>schieben wird dies<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Zusätzlich wird hier die Kolbenaußenfläche vor dem E<strong>in</strong>schieben<br />

befettet.<br />

E<strong>in</strong>pressen Wellendichtung: Auch beim E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Wellendichtung<br />

ist e<strong>in</strong>e exakte zentrische Positionierung zum Gehäuse notwendig, um<br />

Partikelentstehung zu m<strong>in</strong>imieren. E<strong>in</strong>e schräg e<strong>in</strong>gepresste<br />

Wellendichtung darf nicht mehr gelöst werden. In diesem Beispiel ist die<br />

Baugruppe dann auszuson<strong>der</strong>n.<br />

6.2 Montage <strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />

Die Möglichkeiten zur Montage <strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung werden <strong>in</strong> Kapitel F:<br />

Montagee<strong>in</strong>richtungen 3.1.6 beschrieben und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satzgebiet und -<br />

grenzen erläutert.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Bauform des Systems (<strong>in</strong>nen liegende kritische Oberflächen)<br />

und Erfahrungen aus Vorserien werden die folgenden zwei Montage<br />

<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igungsschritte e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

1. Vakuumsaugen durch die Leitungen beim E<strong>in</strong>schrauben<br />

Vor dem E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> jeweiligen Leitung wird e<strong>in</strong>e Absaugdüse an das<br />

Leitungsende angebracht. Die beim E<strong>in</strong>schrauben entstehenden Partikel<br />

werden durch die Leitung gezielt abtransportiert.<br />

2. Spülen des Komplettsystems<br />

Das En<strong>der</strong>zeugnis wird abschließend auf e<strong>in</strong>em Prüfstand auf Dichtigkeit<br />

getestet. Dieser Prüfstand wird hier gleichzeitig als Innenspülstand<br />

betrieben, um lose Partikel mit <strong>der</strong> Hydraulik-Prüfflüssigkeit auszutragen.<br />

7 Betriebsmittel<br />

Für den Prozess Fügen von Kolbenstange und Gehäuse wird hier die<br />

sauberkeitsgerechte Auslegung <strong>der</strong> zugehörigen Montagestation<br />

beschrieben. Zuvor erfolgte e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme mittels Partikelfallen<br />

an e<strong>in</strong>er ähnlichen, bereits bestehenden Montageanlage (siehe Abb. K.7<br />

191


l<strong>in</strong>ks). Die Ausführung <strong>der</strong> bestehenden Anlage und die Umsetzung <strong>der</strong><br />

Sauberkeitsoptimierten Anlage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. K.7 (rechts) dargestellt.<br />

Folgende Än<strong>der</strong>ungen wurden vorgenommen:<br />

192<br />

- Überkopfmontage: Die Öffnung des Gehäuses zeigt nach unten, so<br />

dass das E<strong>in</strong>schieben des Kolbens von unten erfolgen kann<br />

- Die bewegten Komponenten (Greifer, L<strong>in</strong>earachsen, Energieführungsketten)<br />

s<strong>in</strong>d neben o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> Produkte<br />

angebracht<br />

- Die Anbr<strong>in</strong>gung von Abdeckungen über Bauteil-Transferstrecken ist<br />

mit Blick auf die ger<strong>in</strong>ge Rückverschmutzungsgefahr durch die<br />

Umgebung (Sauberzone) nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

- Durch die offene lichte Konstruktion, fallen entstehende Partikel <strong>in</strong><br />

unkritische Bereiche.<br />

Des Weiteren werden folgende Grundsätze befolgt:<br />

- Auflageflächen s<strong>in</strong>d schräg angeordnet, um Partikelansammlungen<br />

zu vermeiden.<br />

- Re<strong>in</strong>igungsgerechte Ausführung, ke<strong>in</strong>e unzugänglichen Ecken,<br />

Kanten, hervorstehende Schraubenköpfe, etc.<br />

- An Werkstückaufnahmen und Greifern s<strong>in</strong>d Ecken und Kanten<br />

verrundet.<br />

- Durch die gezielte Gestaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteilbereitstellung, wird e<strong>in</strong><br />

Übergreifen des Werkers über die Arbeitsstation vermieden.<br />

bisherige Anlage<br />

Überarbeitete<br />

Anlage<br />

Abb. J.7: Beispiele für e<strong>in</strong>e potenziell kritische und e<strong>in</strong>e verbesserte<br />

Ausführung <strong>der</strong> Mechanik <strong>der</strong> Montagestation zum E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong><br />

Wellendichtung


8 Erfassung und Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

Die Luftatmosphäre <strong>der</strong> <strong>in</strong>zwischen realisierten Sauberzone und die<br />

Partikelerzeugung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stallierten Betriebsmittel werden mit Hilfe von<br />

Partikelfallen überprüft (siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />

2.1 und Kapitel C: Umgebung Anhang A.1).<br />

8.1 Umgebung<br />

Fünf Partikelfallen werden für die Dauer e<strong>in</strong>er Arbeitswoche an vom<br />

Personal nicht bee<strong>in</strong>trächtigten Messpositionen ausgelegt (auf Schaltschrank,<br />

Montageanlage, etc.). Anschließend werden die Partikelfallen mit<br />

e<strong>in</strong>em Auflichtmikroskop entsprechend VDA 19 ausgewertet.<br />

Partikelanzahl<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

auf KLT-Regal<br />

Partikelanzahl pro Messposition > 100 µm<br />

auf<br />

Schaltschrank<br />

bei Sation A<br />

Abb. K.8: Partikele<strong>in</strong>trag über die Umgebungsatmosphäre<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass kaum kritische Partikel > 100 µm e<strong>in</strong>getragen<br />

werden. Betrachtet man die Ergebnisse > 400 µm s<strong>in</strong>d ausschließlich org.<br />

Fasern auf den Partikelfallen. Der E<strong>in</strong>trag über die Umgebungsatmosphäre<br />

ist unkritisch.<br />

8.2 Montageanlagen<br />

Partikel > 100 µm (ohne Fasern)<br />

org. Fasern > 100 µm<br />

Partikel > 100 µm (metal. glänzend)<br />

auf<br />

Steuerpult<br />

auf Station B<br />

Die Abb. K.9 zeigt die Befunde <strong>der</strong> Bestandsaufnahme an <strong>der</strong><br />

Montageanlage (E<strong>in</strong>schieben des Kolbens) vor <strong>der</strong> Optimierung. Zur<br />

Überprüfung werden die Partikelfallen unter bewegte Elemente <strong>in</strong><br />

Produktnähe (Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, L<strong>in</strong>earachsen, Energieführungsketten),<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Montagestation positioniert. Die weitere Vorgehensweise und<br />

Bewertung erfolgt analog.<br />

Partikelanzahl<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

auf KLT-Regal<br />

Partikelanzahl pro Messposition > 400 µm<br />

auf<br />

Schaltschrank<br />

Partikel > 400 µm (ohne Fasern)<br />

org. Fasern > 400 µm<br />

Partikel > 400 µm (metal. glänzend)<br />

bei Sation A<br />

auf<br />

Steuerpult<br />

auf Station B<br />

193


Partikelanzahl<br />

Abb. K.9: Mit Partikelfallen erfasste Partikel <strong>in</strong> ausgewählten Positionen <strong>in</strong><br />

Montageanlagen<br />

Die Partikelfalle unter <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earachse sticht hervor. Hier werden deutlich<br />

metallische Partikel > 100 µm und sogar > 400 µm erzeugt. Da hier e<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Partikelquelle besteht, wurde die Anlage entsprechend Abb.<br />

K.7 optimiert.<br />

194<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Partikelanzahl pro Messposition > 100 µm<br />

unter L<strong>in</strong>earachse<br />

unter<br />

Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Partikel > 100 µm (ohne Fasern)<br />

org. Fasern > 100 µm<br />

Partikel > 100 µm (metal. glänzend)<br />

unter<br />

Kabelschleppe<br />

unter Greifer<br />

Partikelanzahl<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Partikelanzahl pro Messposition > 400 µm<br />

unter L<strong>in</strong>earachse<br />

unter<br />

Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Partikel > 400 µm (ohne Fasern)<br />

org. Fasern > 400 µm<br />

Partikel > 400 µm (metal. glänzend)<br />

unter<br />

Kabelschleppe<br />

unter Greifer


<strong>Qualitätsmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

Den aktuellen Stand <strong>der</strong> veröffentlichten VDA Bände zum <strong>Qualitätsmanagement</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie (QAI) f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />

http://www.vda-qmc.de.<br />

Auf dieser Homepage können Sie auch direkt bestellen.<br />

Bezug:<br />

Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e.V. (VDA)<br />

<strong>Qualitätsmanagement</strong> Center (QMC)<br />

D-10117 Berl<strong>in</strong>, Behrenstr. 35<br />

Telefon +49 (0) 30 89 78 42-235, Telefax +49 (0) 30 89 78 42-605<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@vda-qmc.de, Internet: www.vda-qmc.de<br />

195


196

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!