Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2
Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2
Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie Teil 2
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<strong>Qualitätsmanagement</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
Technische Sauberkeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage<br />
Umgebung, Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
1. Auflage 2010<br />
Verband <strong>der</strong><br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
<strong>Teil</strong> 2
Technische Sauberkeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage<br />
Umgebung, Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
1. Auflage 2010<br />
Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e.V. (VDA)
ISSN 0943-9412<br />
Gedruckt xxx/2010<br />
Copyright 2010 by<br />
Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e.V. (VDA)<br />
<strong>Qualitätsmanagement</strong>-Center (QMC)<br />
D-10117 Berl<strong>in</strong>, Behrenstr. 35<br />
Gesamtherstellung:<br />
Henrich Druck + Medien GmbH<br />
D-60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Schwanheimer Straße 110<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
Unverb<strong>in</strong>dliche Normenempfehlung des VDA<br />
Der Verband <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie (VDA) empfiehlt se<strong>in</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n,<br />
die nachstehende Normenempfehlung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung und Aufrechterhaltung<br />
von QM-Systemen anzuwenden.<br />
Haftungsausschluss<br />
Dieser VDA-Band ist e<strong>in</strong>e Empfehlung, die je<strong>der</strong>mann frei zur<br />
Anwendung steht. Wer sie anwendet, hat für die richtige Anwendung im<br />
konkreten Fall Sorge zu tragen.<br />
Dieser VDA-Band berücksichtigt den zum Zeitpunkt <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Ausgabe herrschenden Stand <strong>der</strong> Technik. Durch das Anwenden <strong>der</strong><br />
VDA Empfehlungen entzieht sich niemand <strong>der</strong> Verantwortung für se<strong>in</strong><br />
eigenes Handeln. Je<strong>der</strong> handelt <strong>in</strong>soweit auf eigene Gefahr. E<strong>in</strong>e<br />
Haftung des VDA und <strong>der</strong>jenigen, die an VDA-Empfehlungen beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d, ist ausgeschlossen.<br />
Je<strong>der</strong> wird gebeten, wenn er bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> VDA-Empfehlung<br />
auf Unrichtigkeiten o<strong>der</strong> die Möglichkeit e<strong>in</strong>er unrichtigen Auslegung<br />
stößt, dies dem VDA umgehend mitzuteilen, damit etwaige Mängel<br />
beseitigt werden können.<br />
Normenh<strong>in</strong>weise<br />
Die im E<strong>in</strong>zelnen mit DIN-Nummer und Ausgabedatum<br />
gekennzeichneten Normzitate s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>gegeben mit Erlaubnis des<br />
DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Maßgebend für das Anwenden<br />
<strong>der</strong> Norm ist <strong>der</strong>en Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei<br />
<strong>der</strong> Beuth Verlag GmbH, 10772 Berl<strong>in</strong>, erhältlich ist.<br />
Urheberrechtsschutz<br />
Diese Schrift ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb<br />
<strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung<br />
des VDA unzulässig und strafbar. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die<br />
E<strong>in</strong>speicherung und Verarbeitung <strong>in</strong> elektronischen Systemen.<br />
Übersetzungen<br />
Diese Schrift wird auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Sprachen ersche<strong>in</strong>en. Der jeweils<br />
aktuelle Stand ist bei VDA-QMC zu erfragen.<br />
3
Vorwort - Nutzung des Leitfadens<br />
Die Inhalte dieses Bandes wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es zweijährigen<br />
Industrieverbunds mit dem Titel „Montagesauberkeit – MontSa“<br />
(Arbeitskreis 19.2) erarbeitet. Bei <strong>der</strong> Erstellung wurden sowohl die<br />
langjährigen Erfahrungen <strong>der</strong> beteiligten Firmen e<strong>in</strong>bezogen als auch die<br />
Ergebnisse umfangreicher Untersuchungen, die im Rahmen des<br />
Industrieverbundes durchgeführt wurden. Die fachlichen Inhalte wurden<br />
vom Fraunhofer IPA, das die organisatorische Leitung des Projektes<br />
übernommen hatte, zu e<strong>in</strong>em konsolidierten Abschlussbericht<br />
gebündelt.<br />
Dieser Abschlussbericht bildet die <strong>in</strong>haltliche Basis e<strong>in</strong>es Leitfadens,<br />
welcher durch das Qualitäts Management Center im VDA (VDA QMC)<br />
mit dem Titel „Technische Sauberkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage – Umgebung,<br />
Logistik, Personal und Montagee<strong>in</strong>richtungen“ als VDA Band 19.2<br />
publiziert wird.<br />
Das Recht zur Veröffentlichung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie wurde <strong>in</strong> gegenseitigem<br />
E<strong>in</strong>vernehmen <strong>der</strong> Kooperationspartner an das Qualitäts Management<br />
Center im VDA (VDA QMC) zu Normungszwecken übertragen. E<strong>in</strong><br />
Anspruch auf Vergütung aus den E<strong>in</strong>nahmen des VDA QMC zur<br />
Verbreitung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie besteht nicht.<br />
Wir danken den beteiligten Unternehmen und ihren Mitarbeitern für den<br />
E<strong>in</strong>satz bei <strong>der</strong> Ausarbeitung dieses Bandes. An <strong>der</strong> Erstellung haben<br />
folgende Firmen mitgewirkt:<br />
Arnold Umformtechnik Forchtenberg<br />
BMW Group München<br />
Cont<strong>in</strong>ental Chassis & Safety Frankfurt<br />
Cont<strong>in</strong>ental automotive Regensburg<br />
Contitech Karben<br />
Daimler AG (PKW) Stuttgart<br />
Daimler AG (NKW) Wörth<br />
Eaton Fluid Power Baden Baden<br />
ETO MAGNETIC GmbH Stockach<br />
5
6<br />
EJOT GmbH & Co. KG. Bad Berleburg<br />
FTE automotive GmbH Ebern<br />
Getrag Getriebe und Zahnradfabrik Neuenste<strong>in</strong><br />
Gläser GmbH Horb<br />
Hydac Filtertechnik GmbH Sulzbach/Saar<br />
J.Eberspächer GmbH & Co. KG Essl<strong>in</strong>gen<br />
INA Schaeffler oHG Herzogenaurach<br />
Knorr-Bremse AG Al<strong>der</strong>sbach<br />
Mahle Filtersysteme GmbH Stuttgart<br />
Mann und Hummel Ludwigsburg<br />
MAN Nutzfahrzeuge Nürnberg<br />
Maurer Magnetic AG Grün<strong>in</strong>gen (CH)<br />
Pall GmbH Dreieich<br />
Robert Bosch GmbH Schwieberd<strong>in</strong>gen<br />
TRW Lucas Automotive GmbH Koblenz<br />
Witzenmann GmbH Pforzheim<br />
Volkswagen AG Wolfsburg<br />
VOSS automotive GmbH Wipperwürth<br />
ZF Friedrichshafen AG Friedrichshafen<br />
Der Dank gilt auch all denen, die uns Anregungen bei <strong>der</strong> Erarbeitung<br />
und zur Verbesserung gegeben haben.<br />
Stuttgart / Berl<strong>in</strong>, Mai 2010<br />
VERBAND DER AUTOMOBILINDUSTRIE E. V. (VDA)
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
A: ANWENDUNGS- UND GÜLTIGKEITSBEREICH 11<br />
1 H<strong>in</strong>tergrund 11<br />
2 Anwendungsbereich 14<br />
2.1 Partikel 14<br />
2.2 Anwendung und Umsetzung 15<br />
3 Ausschlüsse 15<br />
B: KONZEPTION EINER SAUBERFERTIGUNG 17<br />
1 E<strong>in</strong>führung 17<br />
2 Grundlagen 17<br />
2.1 Partikelentstehung und Transportmechanismen 17<br />
2.2 Gruppierung von Partikelquellen 19<br />
2.3 Grundsätze <strong>der</strong> Beherrschung und M<strong>in</strong>imierung von<br />
störenden Partikeln 21<br />
3 Auslegung 23<br />
3.1 Konzept 23<br />
3.2 Anwendung 27<br />
3.3 Umsetzung 29<br />
A ANHANG 31<br />
C UMGEBUNG 33<br />
1 E<strong>in</strong>führung 33<br />
2 Grundlagen 34<br />
3 Auslegung 34<br />
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konstruktiv 35<br />
3.1.1 Klassifizierung von Sauberkeitsbereichen 35<br />
3.1.2 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (SaS) 37<br />
3.1.3 Lokale Sauberkeitsbereiche 42<br />
3.1.4 Aufstellungsplan (Layout) 43<br />
3.1.5 Materialien und Oberflächen 44<br />
3.1.6 Boden, Decke, Wand 45<br />
3.1.7 Türen, Tore, Schleusen, Zugänge, Fenster 48<br />
3.1.8 Wege und Stellplätze 48<br />
3.1.9 Versorgungstechnik / Installationen 48<br />
3.1.10 Raumluft 49<br />
3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ 50<br />
3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen 50<br />
3.2.2 Re<strong>in</strong>haltung 51<br />
3.2.3 Personal 52<br />
4 Messtechnische Erfassung des Umgebungse<strong>in</strong>flusses 52<br />
A ANHANG 53<br />
7
A.1 Erläuterungen zu luftgetragenen Partikeln 53<br />
D LOGISTIK 55<br />
1 E<strong>in</strong>führung 55<br />
2 Grundlagen 56<br />
2.1 Verpackung 56<br />
2.2 Logistische Prozesse 58<br />
3 Auslegung 59<br />
3.1 Konstruktive Maßnahmen 59<br />
3.1.1 Verpackung 59<br />
3.2. Operative Maßnahmen 70<br />
3.2.1 Re<strong>in</strong>igung von Verpackungen 70<br />
3.2.2 Inspektion von Packmitteln 71<br />
3.2.3 Zuständigkeiten – Verpackungsfestlegung 72<br />
3.2.4 Transport- und Schleusenkonzept 72<br />
3.2.5 Lagerung 77<br />
3.2.6 Entpacken und Kommissionierung 78<br />
A ANHANG 79<br />
A,1 Kle<strong>in</strong>ladungsträger - KLT 80<br />
A.2 Kunststoff-Beutel 81<br />
E PERSONAL 82<br />
1 E<strong>in</strong>führung 82<br />
2 Grundlagen 84<br />
3 Qualifizierung und Bekleidung 86<br />
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konzeptionell 86<br />
3.1.1 Schulung mit Schwerpunkt Montagesauberkeit 86<br />
3.1.2 Bekleidung 87<br />
3.1.3 Grundregeln 90<br />
3.1.4 Logistik 94<br />
3.1.5 Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs 97<br />
3.2 Flankierende Maßnahmen und Betrachtungen 98<br />
3.2.1 Mischtätigkeiten 99<br />
3.2.2 Verschleppung durch Berühren 100<br />
3.2.3 Der Werker als Partikelauslöser und -beseitiger 101<br />
3.2.4 Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken 102<br />
F MONTAGEEINRICHTUNGEN 103<br />
1 E<strong>in</strong>führung 103<br />
2 Grundlagen 104<br />
3 Auslegung 106<br />
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen - konstruktiv 106<br />
3.1.1 Gestaltungsgrundsätze 106<br />
3.1.2 Materialien und Oberflächen 107<br />
8
3.1.3 Grundaufbau 107<br />
3.1.3.1 E<strong>in</strong>hausung 109<br />
3.1.3.2 Manuelle Arbeitsplätze 111<br />
3.1.4 Betriebsmitteltechnik 113<br />
3.1.4.1 Betriebsmedien und Medienversorgungstechnik 113<br />
3.1.4.2 Hilfsstoffe 114<br />
3.1.4.3 Prüffluide und Funktionsflüssigkeiten 116<br />
3.1.4.4 Transportsysteme, Handhabungssysteme, Zuführung<br />
und Vere<strong>in</strong>zelung 116<br />
3.1.4.5 Werkstückträger und Werkstückaufnahme 118<br />
3.1.4.6 Werkzeuge und Greifer 118<br />
3.1.5 Fügeprozesse 120<br />
3.1.6 Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen 122<br />
3.1.6.1 Anwendungsbereich 123<br />
3.1.6.2 Charakterisierung ausgewählter Re<strong>in</strong>igungsverfahren 125<br />
3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ 136<br />
3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen 136<br />
3.2.2 Inbetriebnahme 137<br />
3.2.3 Betrieb 139<br />
3.2.4 Pflege (Re<strong>in</strong>haltung) 139<br />
3.2.5 Wartung / Reparatur 140<br />
3.2.6 E<strong>in</strong>richten / (Um-)Rüsten 140<br />
3.2.7 Prozessfreigabe / Freigabe für den Betrieb 141<br />
3.2.8 Stillstandszeiten 141<br />
3.2.9 E<strong>in</strong>lagerung 141<br />
3.2.10 Nacharbeit 142<br />
A ANHANG 143<br />
A.1 Vergleich von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln 143<br />
A.2 Magnetismus als Störgröße 143<br />
G MESSEN VON SAUBERKEITSEINFLÜSSEN 146<br />
1 E<strong>in</strong>führung 146<br />
2 Umgebungs- und Luftsauberkeit 146<br />
2.1 Messtechnik 146<br />
2.2 Durchführung 150<br />
2.3 Dokumentation 150<br />
3 Sauberkeit von Oberflächen 153<br />
3.1 Messtechnik 153<br />
3.2 Durchführung 156<br />
3.3 Dokumentation 156<br />
4 Sauberkeit von Flüssigkeiten 156<br />
4.1 Aufbau <strong>der</strong> Prüfung 156<br />
4.2 Durchführung 157<br />
9
5 Sauberkeit von Montageprozessen 158<br />
5.1 Messtechnik 158<br />
5.2 Durchführung 160<br />
5.3 Dokumentation 160<br />
A ANHANG 161<br />
A.1 Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Messung mit Partikelfallen 161<br />
A.2 Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) 165<br />
H BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN 166<br />
1 Begriffe und Def<strong>in</strong>itionen 166<br />
2 Abkürzungen und Formelzeichen 171<br />
3 Bibliographie 172<br />
I POTENZIALANALYSE 173<br />
1 Inhalt 173<br />
2 Zielsetzung 173<br />
3 Durchführung 173<br />
J PLANUNGSBEISPIEL 182<br />
1 Überblick 182<br />
2 Ausgangssituation 183<br />
2.1 Komponenten des Systems 183<br />
2.2 Systemaufbau 183<br />
2.3 Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen 184<br />
3 Montageumgebung 185<br />
3.1 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 185<br />
3.2 Ausführung und Gestaltung <strong>der</strong> Sauberzone 186<br />
4 Logistikkonzept 186<br />
4.1 Äußere Verpackung und Schleusensystem 186<br />
4.2 Innere Verpackung <strong>der</strong> Anlieferteile 188<br />
5 Personal 188<br />
5.1 Bekleidung 188<br />
5.2 Qualifizierung 189<br />
6 Montageprozesse 189<br />
6.1 Auslegung Fügeprozesse 189<br />
6.2 Montage <strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen 191<br />
7 Betriebsmittel 191<br />
8 Erfassung und Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen 193<br />
8.1 Umgebung 193<br />
8.2 Montageanlagen 193<br />
10
A: ANWENDUNGS- UND GÜLTIGKEITSBEREICH<br />
1 H<strong>in</strong>tergrund<br />
Dieser Leitfaden versteht sich als Hilfestellung für Planer und Qualitätsverantwortliche<br />
bei <strong>der</strong> Neuplanung o<strong>der</strong> Optimierung von Prozessen und<br />
Abläufen <strong>in</strong> sauberkeitssensiblen Montagebereichen und <strong>der</strong>en Umfeld.<br />
In vielen Fluid führenden Systemen im Automobil (bspw. Kraftstoffsystem,<br />
Bremskreisläufe, Schmier- und Hydrauliksystem, Kühl- und Klimasystem,<br />
Ansaugtrakt o<strong>der</strong> Abgasführung und Weiterbehandlung) aber auch <strong>in</strong><br />
mechanischen und elektronischen Baugruppen kann Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />
zu Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen führen. In diesem Fall werden die E<strong>in</strong>zelbauteile<br />
<strong>der</strong> betroffenen Systeme meist nach <strong>der</strong> Fertigung gere<strong>in</strong>igt und die<br />
für die Funktion notwendige Sauberkeit spezifiziert und gemessen (VDA 19<br />
Prüfung <strong>der</strong> Technischen Sauberkeit – Partikelverunre<strong>in</strong>igung funktionsrelevanter<br />
Automobilteile). Im weiteren Produktionsverlauf besteht die<br />
Gefahr, dass die zunächst h<strong>in</strong>reichend sauberen Bauteile, beim Transport,<br />
<strong>der</strong> Lagerung, <strong>der</strong> Bereitstellung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e während <strong>der</strong> Montage<br />
durch Partikele<strong>in</strong>trag o<strong>der</strong> Erzeugung wie<strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igt werden. Besteht<br />
die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> sauberkeitskritischen Systembereiche<br />
nach <strong>der</strong> Montage nicht, besteht die Gefahr, dass Partikelverunre<strong>in</strong>igung im<br />
En<strong>der</strong>zeugnis verbleibt, <strong>der</strong> potentiell funktionskritisch se<strong>in</strong> kann und die<br />
Sauberkeitsspezifikation trotz ursprünglich sauberer E<strong>in</strong>zelteile nicht<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden kann.<br />
Verschmutzung<br />
E<strong>in</strong>zelteilfertigung Montage Baugruppe<br />
Zwischenre<strong>in</strong>igung<br />
Endre<strong>in</strong>igung<br />
Urformen, Umformen, Bearbeiten<br />
Anlagen, Prozesse<br />
Umgebung, Personal<br />
Logistik: Verpackung, Transport, Lagerung<br />
Fertigungsverlauf<br />
Endre<strong>in</strong>igung<br />
Abb. A.1: Verunre<strong>in</strong>igung von Bauteilen und Baugruppen im<br />
Fertigungsverlauf. Fokus des Leitfadens im Bereich <strong>der</strong> Montage<br />
11
Das Ziel dieses Leitfadens ist es, die Entstehung von kritischen Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />
an sensiblen Stellen zu vermeiden, unvermeidbare Partikel<br />
zu entfernen und die Bauteile und Zusammenbauten vor Partikele<strong>in</strong>trag aus<br />
dem Umfeld zu schützen. Da nicht jede Partikelquelle im betrachteten<br />
Umfeld automatisch kritisch für die Funktion <strong>der</strong> gefertigten Erzeugnisse<br />
se<strong>in</strong> muss, ist e<strong>in</strong> weiteres Ziel, die relevanten Quellen zu benennen. Dies<br />
ist die Voraussetzung dafür, dass unter technischen und wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können unter<br />
Vermeidung von erhöhtem Aufwand ohne merklichen Nutzen für das<br />
Endprodukt.<br />
Neben den eigentlichen technischen Zielsetzungen soll dieser Leitfaden zur<br />
Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Planung und Optimierung<br />
von sauberkeitskritischen Montagebereichen dienen.<br />
Die Voraussetzungen für den Erfolg <strong>der</strong> Maßnahmen und damit <strong>der</strong><br />
Ausgangspunkt für diesen Leitfaden s<strong>in</strong>d:<br />
12<br />
- E<strong>in</strong>e Sauberkeitsspezifikation für Bauteile und Baugruppen, d. h. die<br />
Kenntnis, welche Partikel funktionskritisch se<strong>in</strong> können.<br />
- E<strong>in</strong>zelteile o<strong>der</strong> Baugruppen, die diese Sauberkeitsspezifikation<br />
erfüllen (bspw. nach <strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> <strong>der</strong> mechanischen<br />
Fertigung).<br />
Voraussetzung<br />
• Sauberkeitsspezifikation<br />
• technisch saubere<br />
E<strong>in</strong>zelteile<br />
MontSa-Leitfaden Zielsetzung<br />
Saubermontage<br />
technisch saubere<br />
En<strong>der</strong>zeugnisse<br />
Abb. A.2: Voraussetzungen und Ziele des Leitfadens zur Montagesauberkeit<br />
Stand <strong>der</strong> Technik und des Wissens<br />
In zahlreichen Branchen, <strong>in</strong> denen Sauberkeit für die Produktqualität<br />
entscheidend se<strong>in</strong> kann, haben sich Standards, Richtl<strong>in</strong>ien o<strong>der</strong> Normen für<br />
die re<strong>in</strong>heitsgerechte Produktion etabliert, bspw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halbleiter- und<br />
Pharma<strong>in</strong>dustrie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik. Im Bereich <strong>der</strong> technischen<br />
Sauberkeit, d. h. <strong>der</strong> Vermeidung funktionskritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie, liegen Stand 2010 lediglich Regelwerke<br />
zur Prüfung <strong>der</strong> Bauteilsauberkeit vor, nicht aber zu <strong>der</strong>en Fertigung o<strong>der</strong><br />
Weiterverarbeitung.<br />
Die Maßnahmen und Hilfestellungen für e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Montage<br />
und <strong>der</strong>en Umfeld s<strong>in</strong>d stark von den als kritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikeln, die<br />
es zu vermeiden gilt, abhängig. Aus diesem Grund können Maßnahmen,
wie sie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Branchen zielführend s<strong>in</strong>d, nicht o<strong>der</strong> nur nach sehr<br />
genauer Prüfung für die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie angewendet<br />
werden. Weiterh<strong>in</strong> kann die Übernahme von branchen- und<br />
problemfremden Lösungen mit großen Kosten verbunden se<strong>in</strong>, die teilweise<br />
ke<strong>in</strong>en Nutzen für die technische Sauberkeit br<strong>in</strong>gen. So zielen viele<br />
Maßnahme aus dem Bereich <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik und Pharma<strong>in</strong>dustrie auf<br />
die Reduktion leben<strong>der</strong> Keime ab o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>räumen nach<br />
ISO 14644 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikroelektronik auf die Kontrolle von Luft getragenen<br />
Partikeln < 5 µm; beides Fragestellungen, die bei <strong>der</strong> Produktion technisch<br />
sauberer Systeme <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie wenig Relevanz<br />
besitzen.<br />
Um den Prozess zur Umsetzung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen<br />
gezielt für die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie zu unterstützen, die<br />
relevanten Partikelquellen zu identifizieren und abzustellen und<br />
Fehl<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> wirkungsarme Sauberkeitslösungen zu vermeiden,<br />
wurde dieser Leitfaden erarbeitet.<br />
Fehler durch Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen können sich je nach Größe und Anzahl <strong>der</strong> Partikel und<br />
abhängig von den konstruktiven Gegebenheiten des gefertigten Systems <strong>in</strong><br />
verschiedener Art und Weise störend auf den Betrieb o<strong>der</strong> bereits auf die<br />
Produktion auswirken:<br />
1. Im Betrieb: E<strong>in</strong>zelne Partikel e<strong>in</strong>er kritischen Größe können z. B. auf<br />
dem Dichtsitz e<strong>in</strong>es Ventils <strong>in</strong> Lagerspalten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Engstellen (Düsen,<br />
Kanäle) dazu führen, dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em technischen System zu<br />
Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen kommen kann. Die Auswirkungen können<br />
von Undichtigkeiten bis h<strong>in</strong> zum sofortigen Systemausfall durch<br />
Verklemmen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en elektrischen Kurzschluss reichen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> fluidführenden Systemen (Kraftstoff, Schmier- und<br />
Hydrauliksystem, Kühlkreisläufen sowie Luft und Gas führende<br />
Bereiche) ist nicht nur die Sauberkeit <strong>der</strong> ausfallempf<strong>in</strong>dlichen<br />
Komponenten sicher zu stellen, son<strong>der</strong>n, aufgrund <strong>der</strong> potentiellen<br />
Mobilität <strong>der</strong> Partikel, das ganze System zu betrachten.<br />
Weiterh<strong>in</strong> können partikelverunre<strong>in</strong>igte Komponenten und Systeme<br />
höherem Verschleiß unterliegen.<br />
2. Während <strong>der</strong> Produktion: Bereits vor <strong>der</strong> Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er<br />
Komponente o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Systems können durch Partikelverunre<strong>in</strong>igungen<br />
Fehler auftreten:<br />
- Durch Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Kontaktflächen von Fügepartnern können<br />
sich z. B. Zustellkräfte, Anzugsmomente o<strong>der</strong> die exakte Position<br />
verän<strong>der</strong>n, mit Folge e<strong>in</strong>er fehlerhaften Verb<strong>in</strong>dung<br />
13
14<br />
(z. B. falsche Vorspannung e<strong>in</strong>er Schraubverb<strong>in</strong>dung mit<br />
anschließendem „Setzen“ während des Betriebs o<strong>der</strong> das schräge<br />
E<strong>in</strong>pressen e<strong>in</strong>er Buchse).<br />
- Durch die Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Kontaktflächen von Messfühler und<br />
Werkstück kann es zu Messfehlern kommen, die Pseudoausschuss<br />
verursachen. Die gilt s<strong>in</strong>ngemäß auch bei <strong>der</strong> optischen<br />
Vermessung.<br />
- Die Sauberkeit von Arbeitsplatz und E<strong>in</strong>richtungen generell kann<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Schritt h<strong>in</strong> zu steigen<strong>der</strong> Qualität und weniger<br />
Prozessfehlern darstellen. Dies ist e<strong>in</strong> Punkt <strong>der</strong> im Rahmen von<br />
5S-Maßnahmen oft betrachtet wird. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> technischen<br />
Sauberkeit, bei <strong>der</strong> das direkte Risiko für den E<strong>in</strong>trag kritischer<br />
Partikel <strong>in</strong> Baugruppen betrachtet wird, stehen diese Aspekte nicht<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Trotz sichtbaren Verunre<strong>in</strong>igungen im<br />
Montageumfeld kann durch geeignete Überlegungen und<br />
Vorkehrungen e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Produktion möglich se<strong>in</strong>.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs unterstützt die generelle Sauberkeit <strong>der</strong> Produktion auch<br />
den technischen Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die<br />
Denkweise und Haltung <strong>der</strong> an diesem Prozess beteiligten<br />
Personen.<br />
2 Anwendungsbereich<br />
2.1 Partikel<br />
Die Maßnahmen, die im Rahmen dieses Leitfadens erörtert werden,<br />
beziehen sich auf den Partikelgrößenbereich größer 5 µm <strong>in</strong> Anlehnung an<br />
VDA 19 bzw. ISO 16232 <strong>Teil</strong> 10.<br />
H<strong>in</strong>weis: Es müssen nicht alle Partikelgrößen <strong>in</strong> die Gestaltung und Optimierung e<strong>in</strong>er<br />
sauberkeitsgerechten Montage e<strong>in</strong>bezogen werden, die nach VDA 19 bzw.<br />
ISO 16232 <strong>Teil</strong> 10 spezifiziert werden können. Der betrachtete<br />
Partikelgrößenbereich richtet sich nach <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong><br />
Bauteile bzw. Baugruppe o<strong>der</strong> Systems. Für die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong><br />
Systeme im Automobil ist e<strong>in</strong>e Betrachtung ab 25 o<strong>der</strong> 50 µm ausreichend.
2.2 Anwendung und Umsetzung<br />
Die behandelten Aspekte des Leitfadens können nach Prüfung und<br />
Abgleich mit den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> montierten Baugruppe bzw. des<br />
Erzeugnisses zur Erstellung von:<br />
- Vorgehensweisen<br />
- Checklisten<br />
- Arbeitsanweisungen<br />
- Schulungen<br />
- Lastenheften<br />
herangezogen werden. Sie f<strong>in</strong>den Anwendung bei <strong>der</strong> Neuplanung o<strong>der</strong><br />
Optimierung e<strong>in</strong>er sauberkeitskritischen Montage aber auch im KVP-<br />
Prozess o<strong>der</strong> für begleitende Sauberkeitskontrollen.<br />
Die Inhalte und Maßnahmen dieses Leitfadens beziehen sich auf Partikelquellen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong>en Umfeld (siehe Abbildung A.1). Die<br />
Kapitel E: Personal und C: Umgebung und <strong>Teil</strong>e <strong>der</strong> Inhalte von Kapitel<br />
D: Logistik können aber auf weitere sauberkeitskritische Bereiche <strong>der</strong><br />
Produktion (bspw. E<strong>in</strong>zelteilfertigung o<strong>der</strong> Handhabung von En<strong>der</strong>zeugnissen)<br />
übertragen werden. Dann ist die S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> Maßnahmen im<br />
E<strong>in</strong>zelnen zu prüfen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn e<strong>in</strong>e abschließende Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>zelteile durchgeführt wird o<strong>der</strong> das Endprodukt allseitig geschlossen ist.<br />
Dieser Leitfaden leitet sich aus den Sauberkeitsfragestellungen <strong>der</strong><br />
Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie ab. Bestehen ähnliche Problemstellungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichbaren, kritischen Partikelgrößenspektrum <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Branchen, so lassen sich die Inhalte s<strong>in</strong>ngemäß übertragen.<br />
3 Ausschlüsse<br />
Die erfor<strong>der</strong>liche Sauberkeit von Kauf- und Eigenfertigungsteilen bei Bereitstellung<br />
für die Montage muss sichergestellt werden und wird z. B. durch<br />
gezielte Sauberkeitsprüfungen überwacht (VDA 19). Wie die notwendige<br />
Sauberkeit <strong>der</strong> Anlieferungsteile erzielt wird, ist nicht Gegenstand dieses<br />
Leitfadens. Folgende Themenpunkte werden demnach nicht behandelt:<br />
- <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungstechnik (ausgenommen die <strong>in</strong> die Montage<br />
<strong>in</strong>tegrierbare Re<strong>in</strong>igung)<br />
- Re<strong>in</strong>igungsgerechtes Bauteildesign<br />
15
16<br />
- Re<strong>in</strong>igungsgerechte Bearbeitung (bspw. Erzeugung kurz<br />
brechen<strong>der</strong> Späne o<strong>der</strong> Gratm<strong>in</strong>imierung)<br />
- Ob e<strong>in</strong>e Montage sauberkeitsgerecht gestaltet o<strong>der</strong> optimiert<br />
werden muss, richtet sich nach den technischen Notwendigkeiten<br />
des zu montierenden Systems. Die Existenz dieses Leitfadens<br />
alle<strong>in</strong> kann nicht zur Begründung für<br />
• die Aufstellung von Sauberkeitsgrenzwerten für <strong>Teil</strong>e,<br />
Baugruppen und Systeme<br />
• die generelle sauberkeitsgerechte Gestaltung je<strong>der</strong><br />
Montage e<strong>in</strong>schließlich Umfeld<br />
• die Durchführung von Sauberkeitsaudits<br />
verwendet werden. Dieser Leitfaden gibt Hilfestellungen beim Auff<strong>in</strong>den und<br />
Abstellen von Partikelquellen, wenn die notwendige Sauberkeit im montierten<br />
System trotz h<strong>in</strong>reichend sauberer E<strong>in</strong>zelteile nicht erreicht werden<br />
kann.
B: KONZEPTION EINER SAUBERFERTIGUNG<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Die Sauberkeitsqualität, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fertig montierten Erzeugnis<br />
erreichen lässt, wird von dem Zusammenspiel zahlreicher Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Prozesskette bestimmt.<br />
Der Anspruch dieses Leitfadens ist es, diese vielfältigen E<strong>in</strong>flussgrößen und<br />
die dazugehörigen Ursachen zu strukturieren und Lösungsansätze für die<br />
Arbeit e<strong>in</strong>es Planers o<strong>der</strong> Qualitätsbeauftragten <strong>in</strong> kompakter Form zur<br />
Verfügung zu stellen. Weiterh<strong>in</strong> wurden bei <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Empfehlungen,<br />
Vorgehensweisen und Messverfahren die branchenspezifischen<br />
Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Bezug auf Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen<br />
und kritische Partikelgrößen berücksichtigt, um<br />
e<strong>in</strong>e sauberkeitsgerechte Planung und Optimierung gezielt und effizient<br />
durchführen zu können. Um diesen Ansatz konsequent umzusetzen und<br />
sich sowohl technisch als auch sprachlich von an<strong>der</strong>en kontam<strong>in</strong>ationssensiblen<br />
Branchen zu trennen, wird bspw. die Fertigungsumgebung e<strong>in</strong>es<br />
Sauberraums o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Sauberzone geschaffen und def<strong>in</strong>iert. Damit ist es<br />
möglich e<strong>in</strong>en reglementierten Bereich für sauberes Arbeiten zu schaffen,<br />
<strong>der</strong> sich nicht primär über die Luftqualität def<strong>in</strong>iert und damit ganz bewusst<br />
von Def<strong>in</strong>itionen aus klassischen Re<strong>in</strong>raumbranchen abhebt. Dieser<br />
Sauberraum und diese Sauberzone haben neben technischen Aspekten<br />
auch die Aufgabe, die Mitarbeiter h<strong>in</strong>sichtlich sauberkeitsgerechtem<br />
Handeln zu sensibilisieren – technische Sauberkeit durch Sorgfalt.<br />
Inhalt dieses Kapitels s<strong>in</strong>d die Gruppierung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
auf die Sauberkeit zu Themenkomplexen und damit zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Kapiteln des Leitfadens, die grundlegenden Aufgaben bei <strong>der</strong><br />
sauberkeitsgerechten Gestaltung, das Konzept und die Anwendung dieses<br />
Leitfadens sowie Anmerkungen zur Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Praxis.<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Partikelentstehung und Transportmechanismen<br />
In vielen sauberkeitskritischen Branchen müssen die Bauteile während <strong>der</strong><br />
Produktion vor dem E<strong>in</strong>trag von kritischen Verunre<strong>in</strong>igungen aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
geschützt werden. In hygienesensiblen Branchen ist dies bspw. die<br />
Kontam<strong>in</strong>ation mit Keimen über die Umgebungsluft, das Personal o<strong>der</strong> den<br />
Kontakt mit Oberflächen. In <strong>der</strong> Mikroelektronik gilt es, Submikrometerpartikel<br />
aus <strong>der</strong> Umgebungsluft o<strong>der</strong> aus Prozessmedien (Flüssigkeiten und<br />
Gasen) zu filtrieren, damit sie bei Produktkontakt zu ke<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation<br />
17
führen. Im Bereich <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong>en Umfeld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil- und<br />
Zuliefer<strong>in</strong>dustrie zeigt sich e<strong>in</strong> Aspekt als beson<strong>der</strong>s kritisch: Die Erzeugung<br />
von Partikeln direkt an den Bauteilen o<strong>der</strong> Baugruppen durch Spann-, Füge-<br />
und an<strong>der</strong>e Montageprozesse. Auch im Bereich <strong>der</strong> Logistik z. B. können<br />
durch Abrieb zwischen Verpackungsmaterial und Bauteilen kritische<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen entstehen. Diese Arten <strong>der</strong> Partikelverunre<strong>in</strong>igung s<strong>in</strong>d<br />
aus zwei Gründen beson<strong>der</strong>s kritisch.<br />
18<br />
- Durch Montage- und Fügeprozesse können Partikel entstehen, die<br />
durch Ihre Größe, Form und ihr Material wesentlich<br />
funktionskritischer se<strong>in</strong> können, als sedimentierende Partikel aus<br />
<strong>der</strong> Umgebung.<br />
- Die durch Montage- und Fügeprozesse erzeugten Partikel<br />
entstehen direkt am Bauteil und bergen so e<strong>in</strong> hohes Risiko für<br />
sauberkeitskritische Funktionsflächen <strong>der</strong> zu montierenden<br />
Baugruppen o<strong>der</strong> Erzeugnisse.<br />
H<strong>in</strong>weis: Das Fügen von metallischen Bauteilen kann beispielsweise wesentlich<br />
kritischer h<strong>in</strong>sichtlich funktionsschädigen<strong>der</strong> Partikel se<strong>in</strong>, als die<br />
Sedimentation von Fasern aus <strong>der</strong> Umgebungsluft. Dies haben zahlreiche<br />
begleitende Untersuchungen bei <strong>der</strong> Erstellung dieses Leitfadens gezeigt.<br />
Welche Partikelquellen aber im E<strong>in</strong>zelfall als kritisch zu bewerten s<strong>in</strong>d,<br />
hängt von den jeweiligen Gegebenheiten <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> Sensibilität<br />
<strong>der</strong> Baugruppen auf bestimmte Partikelverunre<strong>in</strong>igungen ab, was im jeweiligen<br />
Fall zu prüfen ist. Für die Neuplanung und Optimierung e<strong>in</strong>er sauberkeitsgerechten<br />
Montage s<strong>in</strong>d alle potentiell kritischen Partikelquellen mit <strong>in</strong><br />
die Betrachtung aufzunehmen.<br />
E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit, die die Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Sachen<br />
Sauberkeit von klassischen Re<strong>in</strong>raumbranchen unterscheidet, ist <strong>der</strong><br />
Partikelgrößenbereich <strong>in</strong> dem die gefertigten Baugruppen funktionssensibel<br />
reagieren. Für die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong> gefertigten Systeme werden<br />
nach aktuellem Stand (2010) e<strong>in</strong>zelne, kompakte Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />
zwischen 200 und 1000 µm (o<strong>der</strong> größer) für Ausfälle verantwortlich<br />
gemacht und die Sauberkeitsspezifikationen dementsprechend ausgeführt.<br />
Partikel dieser Größe folgen nach ihrer Entstehung bzw. Freisetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel ihrem Impuls und <strong>der</strong> Schwerkraft (ballistische Partikel), d. h. die<br />
Reichweite <strong>der</strong> Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft ist sehr begrenzt. Erst wenn<br />
die Partikel sehr kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> das Partikelmaterial sehr leicht wird, werden die<br />
Partikel luftgetragen und können sich durch z. B. die Brownsche Molekularbewegung<br />
über längere Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft halten und mobil bleiben. Erst im<br />
Fall <strong>der</strong> „flugfähigen“ Partikel greifen Maßnahmen <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumtechnik, wie<br />
e<strong>in</strong>e Filtration <strong>der</strong> umgewälzten Luft (siehe Kapitel C: Umgebung<br />
Partikelflugfähigkeitsdiagramm)
Partikeltransportmechanismus Relevanz für die Rückverschmutzung<br />
von Bauteilen<br />
Transport über die Umgebungsluft<br />
ballistische Ausbreitung<br />
Schwerkraft<br />
Verschleppung über Oberflächen<br />
o<strong>der</strong> Personal<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
hoch aber lokal begrenzt<br />
sehr hoch aber lokal begrenzt<br />
hoch<br />
Tabelle B.1: Partikeltransportmechanismen und ihre Relevanz für die<br />
Bauteilverunre<strong>in</strong>igung<br />
2.2 Gruppierung von Partikelquellen<br />
Wie <strong>in</strong> Abbildung A.1 (siehe Kapitel A: Abwendungs- und Gültigkeitsbereich)<br />
bereits angedeutet, beg<strong>in</strong>nt das <strong>in</strong> diesem Leitfaden betrachtete<br />
System, nach <strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile auf das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation<br />
gefor<strong>der</strong>t Niveau. Ab hier beg<strong>in</strong>nt das Risiko e<strong>in</strong>er erneuten<br />
Rückverschmutzung durch zahlreiche Prozesse und E<strong>in</strong>flussgrößen, wie sie<br />
<strong>in</strong> Abbildung B.1 aufgeführt s<strong>in</strong>d. Erst nach <strong>der</strong> Endmontage zu e<strong>in</strong>em<br />
geschlossen System endet <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss äußerer Partikelquellen aus<br />
Montage und Umfeld.<br />
technisch saubere<br />
E<strong>in</strong>zelteile<br />
möglicher Partikele<strong>in</strong>trag über<br />
Abrieb von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
Verschleppung durch Personal<br />
Laufgitter über den den Anlagen<br />
Staub Staub <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft<br />
unsaubere Verpackung<br />
Verpackungsabrieb<br />
offene offene Fenster Fenster<br />
Staplerverkehr Staplerverkehr<br />
Vere<strong>in</strong>zelung Vere<strong>in</strong>zelung<br />
Fügepartikel Fügepartikel<br />
Nacharbeit<br />
usw.<br />
Nacharbeit<br />
Fertig montierte<br />
Baugruppen mit<br />
Montageverschmutzung<br />
Abb. B.1: Exemplarische, sauberkeitsrelevante E<strong>in</strong>flussgrößen zwischen<br />
E<strong>in</strong>zelteilfertigung und endmontiertem System<br />
usw.<br />
19
Zahlreiche Untersuchungen und Unternehmensbefragungen haben gezeigt,<br />
dass diese verschiedenen E<strong>in</strong>flussgrößen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />
bewertet wurden und sehr unterschiedliche Ansätze zur<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Rückverschmutzung <strong>in</strong> den unterschiedlichen<br />
Unternehmen o<strong>der</strong> auch Unternehmensstandorten getroffen wurden, mit<br />
unterschiedlichem Erfolg und stark schwankenden Kosten.<br />
Zur Strukturierung und Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Vorgehensweise erfolgt im<br />
Rahmen dieses Leitfadens e<strong>in</strong>e Gruppierung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>in</strong> die Bereiche:<br />
20<br />
- Umgebung<br />
- Logistik<br />
- Personal<br />
- Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
die auch den Kapiteln dieses Leitfadens entsprechen.<br />
Abb. B.2: Gruppierung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Sauberkeit <strong>in</strong><br />
Themenblöcke, die den Kapiteln dieses Leitfadens entsprechen
H<strong>in</strong>weis: Die Darstellung des Anwendungsbereichs dieses Leitfadens <strong>in</strong> Abbildung B.2<br />
als „Fabrikhalle“ verdeutlicht die Systemgrenze „Montage und Umfeld“. Dies<br />
bedeutet aber nicht e<strong>in</strong>e strenge Reglementierung für e<strong>in</strong>e Halle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Firma, son<strong>der</strong>n kann, dadurch dass auch Logistikprozesse mit enthalten<br />
s<strong>in</strong>d, über Grenzen von Firmen o<strong>der</strong> Standorten h<strong>in</strong>weg Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />
In den e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln werden dann die jeweiligen E<strong>in</strong>flussgrößen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Detaillierungsgrad betrachtet, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Bewertung und<br />
Optimierung/Reduzierung <strong>der</strong> Partikelquellen erlaubt. Manche E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
bzw. Partikelquellen haben auch mehrere Aspekte, die es zu<br />
berücksichtigen gilt. Die Verpackung z. B. kann durch Abrieb am Bauteil zu<br />
e<strong>in</strong>er direkten Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Bauteile beitragen, hat aber über ihre<br />
Außensauberkeit e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>fluss über den Raum. Ebenso kann<br />
das Personal als <strong>in</strong>direkte Partikelquelle über se<strong>in</strong>e Kleidung wirken<br />
(Abgabe von Flusen), an<strong>der</strong>erseits bestimmt <strong>der</strong> Werker über se<strong>in</strong><br />
Verhalten und die Ausführung <strong>der</strong> (Montage-) Tätigkeiten sehr direkt die<br />
Partikelerzeugung.<br />
2.3 Grundsätze <strong>der</strong> Beherrschung und M<strong>in</strong>imierung von störenden<br />
Partikeln<br />
Generell gilt e<strong>in</strong>e Partikelquelle als umso kritischer:<br />
- Je näher Sie sich am Bauteil bef<strong>in</strong>det<br />
- Je länger das Bauteil ihr ausgesetzt ist<br />
- Je mehr funktionskritische Partikel von ihr erzeugt werden<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Art und Größe <strong>der</strong> als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikel<br />
und den vorherrschenden Transportmechanismen ergeben sich folgende<br />
Grundsätze für <strong>der</strong>en Beherrschung:<br />
- Die Erzeugung von funktionskritischen Partikeln direkt am Bauteil<br />
o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> montierten Baugruppe ist zu vermeiden.<br />
- Alle Oberflächen und Medien wie z. B. Werkzeuge o<strong>der</strong><br />
Fertigungshilfsstoffe aber auch Verpackungsmaterialien o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Handschuh des Werkers, die <strong>in</strong> direkten Bauteilkontakt kommen,<br />
sollten ke<strong>in</strong>e funktionskritischen Partikel enthalten.<br />
- Quellen von funktionskritischen Partikeln oberhalb <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong><br />
Baugruppen s<strong>in</strong>d zu vermeiden o<strong>der</strong> abzuschotten.<br />
- Das Aufwirbeln o<strong>der</strong> Freisetzen funktionskritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
näheren Umgebung <strong>der</strong> ungeschützten Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />
ist zu vermeiden o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abschottung vorzusehen. Dies kann<br />
21
22<br />
bspw. durch Staplerverkehr, den unkontrollierten E<strong>in</strong>satz von<br />
Druckluftpistolen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en starken W<strong>in</strong>dstoß erfolgen.<br />
- Ist es nicht möglich den E<strong>in</strong>trag von Partikel auf e<strong>in</strong> unkritisches<br />
Niveau zu m<strong>in</strong>imieren, ist zu prüfen, ob e<strong>in</strong>e gezielte Abfuhr <strong>der</strong><br />
Partikel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Endre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> montierten Baugruppen möglich<br />
ist und Abhilfe schafft.<br />
Diese Überlegungen gelten, wenn die Partikel auf die sauberkeitssensiblen<br />
Funktionsflächen <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen gelangen können, was z. B.<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich ist, wenn das Bauteil verkapselt ist und die<br />
Funktionsflächen <strong>in</strong>nen liegen.<br />
Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Fällen mit<br />
Kosten für Investitionen o<strong>der</strong> den Betrieb verbunden. Um diese Kosten so<br />
ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten, erfolgt die Gestaltung und Optimierung von<br />
Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>er Montage <strong>in</strong> diesem Leitfaden nach folgenden<br />
beiden Grundsätzen:<br />
1. so sauber wie nötig, nicht wie möglich: Es s<strong>in</strong>d nur diejenigen<br />
Partikel von den Bauteilen und Baugruppen fern zu halten, die <strong>der</strong>en<br />
Funktion bee<strong>in</strong>trächtigen können. Deshalb bildet die Sauberkeitsspezifikation<br />
den Ausgangspunkt für Planung und Optimierung.<br />
2. von <strong>in</strong>nen nach außen: Partikelquellen s<strong>in</strong>d umso kritischer je näher<br />
sie sich an den Bauteilen bzw. Baugruppen bef<strong>in</strong>den. In diesem<br />
Leitfaden wird deshalb <strong>in</strong> direkte und <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
unterschieden und die abgeleiteten Maßnahmen priorisiert. So sollten<br />
immer zuerst die direkten Partikelquellen mit unmittelbarem<br />
Bauteilkontakt elim<strong>in</strong>iert werden, bevor Maßnahmen im Umfeld zum<br />
Tragen kommen.<br />
Es ist unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten selten möglich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kompletten Montage, <strong>der</strong>en Umfeld und bei allen Logistikprozessen<br />
sämtliche als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestufte Partikel vollständig zu<br />
vermeiden. Es muss aber sichergestellt werden, dass diese nicht auf<br />
sauberkeitskritische Funktionsflächen <strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />
gelangen können. Dies kann zum e<strong>in</strong>en durch e<strong>in</strong>e räumliche Trennung von<br />
Partikelquelle und Bauteil erfolgen, zum an<strong>der</strong>en durch Abläufe, die<br />
gewährleisten, dass ungeschützte, sauberkeitskritische Bauteilbereiche nur<br />
so kurz wie möglich e<strong>in</strong>er unvermeidbaren Partikelquelle ausgesetzt<br />
werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: Durch die Wahrung von Abstandsflächen zwischen Partikelquellen und<br />
sauberkeitskritischen Bereichen kann es erfor<strong>der</strong>lich werden, dass e<strong>in</strong>e<br />
sauberkeitsoptimierte Produktion mehr Platz <strong>in</strong> Anspruch nimmt als e<strong>in</strong>e
3 AUSLEGUNG<br />
3.1 Konzept<br />
Ausgangspunkt<br />
konventionelle. Durch zügige Abläufe, wie das direkte Verbauen e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>s<br />
unmittelbar nach <strong>der</strong> Entnahme aus <strong>der</strong> Verpackung, s<strong>in</strong>kt das Risiko e<strong>in</strong>er<br />
Rückverschmutzung und kann weitere Schutzmaßnahmen wie<br />
E<strong>in</strong>hausungen o. ä. überflüssig machen.<br />
Den Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen bildet die Sauberkeitsspezifikation<br />
<strong>der</strong> Bauteile, <strong>der</strong> Baugruppe bzw. des montierten Systems. Ziel<br />
ist es, während <strong>der</strong> Montage und <strong>der</strong> angrenzenden Prozesse den E<strong>in</strong>trag<br />
von Partikel, die laut Sauberkeitsspezifikation nicht im Bauteil vorkommen<br />
dürfen, nachhaltig zu vermeiden. Je mehr Informationen über die funktionskritischen<br />
Partikel bekannt s<strong>in</strong>d, umso gezielter kann die Ableitung von<br />
sauberkeitsrelevanten Maßnahmen erfolgen.<br />
Als M<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>formation sollte dabei bekannt se<strong>in</strong>, welche Partikelgröße nicht<br />
mehr vorkommen sollte. Dies kann e<strong>in</strong>er Sauberkeitsspezifikation nach<br />
VDA 19 entnommen werden:<br />
- Bei e<strong>in</strong>er Spezifikation mit Partikelzahlen pro Größenklasse<br />
entspricht dies <strong>der</strong> ersten Größenklasse <strong>in</strong> dem Null Partikel<br />
vorgegeben s<strong>in</strong>d<br />
- Bei e<strong>in</strong>er Spezifikation des maximal zulässigen größten Partikels<br />
s<strong>in</strong>d ab dieser Größe ke<strong>in</strong>e Partikel mehr zulässig<br />
H<strong>in</strong>weis: Ist die Sauberkeitsspezifikation als re<strong>in</strong> gravimetrischer Wert spezifiziert, ist<br />
e<strong>in</strong>e Ableitung dieser nicht zulässigen Partikelgröße nicht möglich, d. h.<br />
diese Sauberkeitsspezifikation ohne Zusatz<strong>in</strong>formationen ist nicht zur<br />
Ableitung weiterer Maßnahmen für die Fertigung geeignet.<br />
Anmerkung: In fluidführenden Systemen können nicht nur e<strong>in</strong>zelne, größere, funktions-<br />
kritische Partikel relevant se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch die Vielzahl <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />
Partikel, die z. B. für den Verschleiß e<strong>in</strong>es Systems maßgeblich se<strong>in</strong><br />
können. Meist treten erhöhte und verschleißrelevante Partikelzahlen erst<br />
im Betrieb durch den Abrieb <strong>in</strong> den Systemen auf und bestimmen den<br />
Zeitpunkt für den Wechsel des Betriebsfluids. Ist dieser Aspekt bereits bei<br />
<strong>der</strong> Produktion zu beachten, müssen die Partikelquellen <strong>in</strong> Montage und<br />
Umfeld h<strong>in</strong>sichtlich Menge <strong>der</strong> abgegebenen Fe<strong>in</strong>stpartikel bewertet<br />
werden und nicht nur nach großen, charakteristischen Partikeln, die gar nicht<br />
zulässig s<strong>in</strong>d.<br />
Weitere Merkmale, wie das Partikelmaterial <strong>der</strong> funktionskritischen Partikel<br />
o<strong>der</strong> die Form aber auch ganz beson<strong>der</strong>s die Information, welche Partikel<br />
23
nicht als schädigend gelten, auch wenn sie e<strong>in</strong>e zulässige Größe überschreiten,<br />
s<strong>in</strong>d sehr hilfreich und können den Aufwand und die Kosten e<strong>in</strong>er<br />
sauberkeitsgerechten Montagegestaltung stark bee<strong>in</strong>flussen.<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Beispiele zur Erläuterung:<br />
24<br />
S<strong>in</strong>d beispielsweise nur metallisch leitfähige Partikel ab e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Größe kritisch, weil das montierte System e<strong>in</strong>e Elektronik be<strong>in</strong>haltet, <strong>der</strong>en<br />
Leiterbahnen durch Partikel kurzgeschlossen werden können, müssen nur<br />
die Prozesse optimiert werden, bei denen solche Partikel auftreten.<br />
Gelten textile Fasern, die bei Anwesenheit von Personal allgegenwärtig s<strong>in</strong>d,<br />
als unkritisch für e<strong>in</strong> Produkt, kann auf aufwändige Maßnahmen zur Filterung<br />
<strong>der</strong> Luft o<strong>der</strong> Regelungen zur Personalkleidung verzichtet werden.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile sollte bei<br />
<strong>der</strong> Montage von sauberkeitssensiblen Baugruppen beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />
auf die maßlichen Toleranzen <strong>der</strong> Fügepartner gerichtet werden. Diese<br />
müssen so gewählt se<strong>in</strong>, dass beim Fügeprozess ke<strong>in</strong> Partikelabrieb<br />
entstehen kann, <strong>der</strong> die Sauberkeitsspezifikation verletzt und sich nicht mehr<br />
aus <strong>der</strong> Baugruppe entfernen lässt. Dies gilt ebenso für die Auslegung von<br />
Aufnahmen und Spannvorrichtungen, wenn dadurch das Risiko von f<br />
unktionskritischem Partikelabrieb besteht.<br />
Indirekte E<strong>in</strong>flüsse<br />
Bei diesen E<strong>in</strong>flussgrößen handelt es sich um Partikelquellen, die nicht <strong>in</strong><br />
direktem Bauteilkontakt stehen. Daher ist die negative Wirkung auf die<br />
Bauteil- und Baugruppensauberkeit <strong>in</strong> aller Regel deutlich ger<strong>in</strong>ger als bei<br />
den direkten E<strong>in</strong>flussgrößen. Dies ist durch den schmalen Pfeil <strong>in</strong> Abbildung<br />
B.3 rechts verdeutlicht. Die Aufgabe, die <strong>in</strong> diesem Bereich aus Sauberkeitssicht<br />
besteht, ist <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Bauteile vor diesem Partikele<strong>in</strong>trag. Da<br />
die Partikeltransportmechanismen bekannt und allgeme<strong>in</strong>gültig s<strong>in</strong>d (siehe<br />
Tab. B.1), ist es hier möglich, Festlegungen bezüglich Gestaltung und<br />
Maßnahmen zu treffen.<br />
Wie diese Gestaltung und die dazugehörigen Maßnahmen im E<strong>in</strong>zelnen<br />
aussehen, wird über die Sauberkeitsstufe SaS festgelegt. Die Auswahl <strong>der</strong><br />
entsprechenden Sauberkeitsstufe wird im Kapitel C: Umgebung<br />
beschrieben und erfolgt anhand <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation und somit <strong>der</strong><br />
als funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuften Partikel. Anhand e<strong>in</strong>es Diagramms zur<br />
Flugfähigkeit <strong>der</strong> Partikel kann e<strong>in</strong>e erste Abschätzung getroffen werden, ob<br />
die Produktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reglementierten Bereich (Sauberzone o<strong>der</strong><br />
Sauberraum) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>raum erfolgen sollte.<br />
Die ausgewählte Sauberkeitsstufe hat dann weitere Festlegungen zur<br />
Folge, die:<br />
- Das Raumkonzept betreffen (siehe Kapitel C: Umgebung)
- E<strong>in</strong>en Aspekt <strong>der</strong> Logistik betreffen, <strong>der</strong> mit „Logistik außen“<br />
bezeichnet wird und den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Verpackung und <strong>der</strong><br />
Entpackprozeduren auf die Produktionsumgebung beschreiben. Die<br />
entsprechenden Maßnahmen und Regelungen, wie<br />
Schleusenkonzepte, werden <strong>in</strong> Kapitel D: Logistik behandelt.<br />
- Die Kleidung des Personals betreffen und im Kapitel E: Personal<br />
beschrieben werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: Die Festlegung e<strong>in</strong>er Sauberkeitsstufe muss nicht zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e ganzen<br />
Raum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ganze Halle betreffen. Sie kann auch lokal sehr begrenzt<br />
se<strong>in</strong>, wenn nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich die Gefahr e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung<br />
besteht, da nur dort z. B. sauberkeitskritische Funktionsflächen offen liegen.<br />
Ebenso ist es möglich e<strong>in</strong>e Sauberkeitsstufe nur temporär e<strong>in</strong>zurichten, eben<br />
dann <strong>in</strong> den Zeiträumen, wenn Bauteile mit Sauberkeitsfor<strong>der</strong>ungen<br />
produziert werden.<br />
Direkte E<strong>in</strong>flüsse<br />
Hierunter werden Partikelquellen zusammengefasst, die <strong>in</strong> direktem<br />
Zusammenspiel mit den Bauteilen, <strong>der</strong>en Handhabung o<strong>der</strong> Montage<br />
entstehen. Das Risiko, dass durch diese E<strong>in</strong>flussgrößen, Partikel <strong>in</strong> die<br />
Bauteile und Baugruppen e<strong>in</strong>getragen werden, ist verglichen mit den<br />
<strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>flussgrößen sehr hoch. Dies kennzeichnet <strong>der</strong> breite Pfeil <strong>in</strong><br />
Abbildung B.3 l<strong>in</strong>ks. Die Aufgaben, die es zu lösen gilt, um die zulässigen<br />
Sauberkeitswerte <strong>der</strong> Bauteile nicht zu überschreiten, bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Vermeidung von funktionskritischen Partikeln, d. h. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entschärfung<br />
dieser Partikelquellen. Da diese Quellen je nach Bauteil bzw. Baugruppe,<br />
Montageprozess, Fügeparameter, Verpackung usw. sehr unterschiedlich<br />
se<strong>in</strong> können, ist e<strong>in</strong>e Festlegung von allgeme<strong>in</strong>gültigen Maßnahmen o<strong>der</strong><br />
Lösungen nicht möglich. Es können aber Hilfestellungen gegeben werden,<br />
um diese Partikelquellen abzustellen, bzw. e<strong>in</strong>zudämmen. E<strong>in</strong>e ergänzende<br />
o<strong>der</strong> alternative Aufgabe, wenn e<strong>in</strong>e Vermeidung von kritischen Partikeln<br />
nicht möglich ist, ist die Entfernung über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Montage <strong>in</strong>tegrierte<br />
o<strong>der</strong> abschließende Re<strong>in</strong>igung.<br />
Der Planer, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Lösungsprozess für diese anwendungsspezifischen<br />
Fragestellungen e<strong>in</strong>gebunden ist, f<strong>in</strong>det Hilfestellungen im:<br />
- Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen, zur Auslegung von Prozessen<br />
und Anlagen sowie zu <strong>der</strong>en Betrieb und Pflege.<br />
- Kapitel D: Logistik, zur Gestaltung <strong>der</strong> Logistik <strong>in</strong>nen d. h. zur<br />
direkten Umverpackung <strong>der</strong> Bauteile.<br />
25
26<br />
- Kapitel E: Personal, betreffend das Verhalten des Personals <strong>in</strong><br />
direktem Bauteilkontakt.<br />
Überprüfung<br />
Die Voraussetzung für sauberkeitsgerechte Gestaltung und Betrieb e<strong>in</strong>er<br />
Produktion ist e<strong>in</strong>e geeignete Messtechnik, die zum e<strong>in</strong>en zum Auff<strong>in</strong>den<br />
und Bewerten von Partikelquellen tauglich ist, zum an<strong>der</strong>en zur<br />
Qualifizierung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen. Messverfahren,<br />
die dafür e<strong>in</strong>gesetzt werden können und <strong>der</strong>en Anwendung s<strong>in</strong>d im Kapitel<br />
G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen beschrieben.<br />
Sobald <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Verunre<strong>in</strong>igungen durch umgebende Prozesse auf<br />
e<strong>in</strong>em Bauteil aber vor allem die Analyse von Fügepartikeln direkt am o<strong>der</strong><br />
im Bauteil untersucht werden, können bewährte Techniken <strong>der</strong> Extraktion,<br />
wie <strong>in</strong> VDA 19 beschrieben, e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dieser Form erstmals beschriebene Messtechnik ist die Anwendung<br />
sog. Partikelfallen für die Erfassung von sedimentierenden Partikeln aus <strong>der</strong><br />
Umgebung. Sie basiert auf dem Auslegen selbstkleben<strong>der</strong> Probeflächen<br />
e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Größe für e<strong>in</strong>en festgelegten Zeitraum. Je nach Aufgabenstellung<br />
ist es damit möglich, gezielt die Partikelabgabe e<strong>in</strong>zelner<br />
Prozessschritte zu ermitteln o<strong>der</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Umgebungssauberkeit, die<br />
dann über e<strong>in</strong>en Summenwert dargestellt werden kann, zu bestimmen. Zur<br />
Auswertung dieser Partikelfallen können automatisierte Mikroskope<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, wie sie für die Auszählung von Analysefiltern nach VDA<br />
19 e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Die Ergebnisse und Daten, die mit den <strong>in</strong> Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
beschriebenen Messtechniken ermittelt werden, können<br />
verwendet werden, um:<br />
- Kritische Partikelquellen aufzuf<strong>in</strong>den<br />
- Gezielte sauberkeitsrelevante Optimierungen, z. B. an Fügeprozessen,<br />
zu überprüfen.<br />
- E<strong>in</strong>e Fertigungsumgebung zu bewerten, ob sie für e<strong>in</strong>e<br />
Saubermontage geeignet ist.<br />
- Zu ermitteln, ob sich bestimmte E<strong>in</strong>flüsse auf die Sauberkeit <strong>der</strong><br />
Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen auswirken.<br />
- Erfahrungen aus laufenden Prozessen zu sammeln und für e<strong>in</strong>e<br />
Neuplanung zu nutzen.<br />
- Partikelquellen zu Visualisieren und Dokumentieren.
Hilfestellung<br />
Abb. B.3: Schematische Darstellung zur Konzeption dieses Leitfadens.<br />
Abgebildet s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsspezifikation als Startpunkt, die<br />
direkten und <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>flüsse auf die Sauberkeit, die Kapitel<br />
des Leitfadens, welche Festlegungen und Hilfestellungen zu den<br />
Sauberkeitsaufgaben geben sowie als Basis Messtechniken zur<br />
Überprüfung <strong>der</strong> Sauberkeit.<br />
Anmerkung: Von den M<strong>in</strong>dest-Maßnahmen und -anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Sauberkeitsstufe,<br />
wie sie <strong>in</strong> diesem Leitfaden empfohlen s<strong>in</strong>d, sollte nur<br />
abgewichen werden, wenn e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Qualitätsziels<br />
nachweislich ausgeschlossen werden kann. Die Anwendung von<br />
Maßnahmen höherer Sauberkeitsstufen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit e<strong>in</strong>em Mehr<br />
an Aufwand und Kosten verbunden, und muss nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />
relevante Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität zur Folge haben,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn es sich um <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>flussgrößen handelt.<br />
3.2 Anwendung<br />
Ausgangspunkt<br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
Direkter E<strong>in</strong>fluss Indirekter E<strong>in</strong>fluss<br />
Verschmutzung durch<br />
Partikelerzeugung am Bauteil<br />
Aufgabe:<br />
• Erzeugung von Partikeln, die<br />
nach Sauberkeitsspezifikation<br />
nicht zulässig s<strong>in</strong>d, vermeiden<br />
• Partikel, die nach<br />
Sauberkeitsspezifikation nicht<br />
zulässig s<strong>in</strong>d, entfernen<br />
• Auslegung von Prozessen und<br />
Anlagen durch den Planer<br />
(F Montagee<strong>in</strong>richtungen)<br />
• D Logistik (Verpackung <strong>in</strong>nen)<br />
Verschmutzung durch<br />
Partikelverschleppung auf das Bauteil<br />
Aufgabe:<br />
• Bauteil vor Partikele<strong>in</strong>trag<br />
schützen<br />
Sauberkeitsspezifikation +<br />
weitere Merkmale (Kritische<br />
Partikelarten, -materialien)<br />
Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />
(SaS) und Festlegung <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />
• Raum (C Umgebung)<br />
• D Logistik (Verpackung außen)<br />
• Bekleidung (E Personal)<br />
Überprüfung von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen:<br />
G Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
Die Inhalte dieses Leitfadens können sowohl für die Neuplanung e<strong>in</strong>er<br />
Montage und ihres Umfelds als auch bei Än<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>er bestehenden<br />
L<strong>in</strong>ie herangezogen werden:<br />
Festlegung<br />
27
Neuplanung: bei e<strong>in</strong>er Neuplanung s<strong>in</strong>d sämtliche Inhalte dieses<br />
Leitfadens zu berücksichtigen.<br />
H<strong>in</strong>weis: Werden ähnliche Produkte o<strong>der</strong> ähnliche Prozessschritte wie bei <strong>der</strong><br />
Neuplanung schon <strong>in</strong> bestehenden Montagen gefertigt bzw. e<strong>in</strong>gesetzt, so<br />
kann die bestehende Montagel<strong>in</strong>ie mit Methoden aus Kapitel G: Messen<br />
von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen h<strong>in</strong>sichtlich Partikelquellen analysiert werden<br />
und die Ergebnisse für die Neuplanung genutzt werden.<br />
Än<strong>der</strong>ungen: Bei Än<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>er bestehenden Montagel<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d nur<br />
die von Än<strong>der</strong>ungen betroffenen <strong>Teil</strong>e und entsprechenden Inhalte dieses<br />
Leitfadens heranzuziehen. Es ist aber zu prüfen, ob sich dadurch auch<br />
E<strong>in</strong>flüsse auf Bereiche ergeben, die nicht unmittelbar von <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />
betroffen s<strong>in</strong>d. Än<strong>der</strong>ungen können se<strong>in</strong>:<br />
28<br />
- Umzug / Verlagerung: Nur die beim Umzug verän<strong>der</strong>ten<br />
Randbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d zu betrachten, z. B. geän<strong>der</strong>te Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
o<strong>der</strong> <strong>Teil</strong>eanlieferung.<br />
- Produktän<strong>der</strong>ung:-<br />
Das Produkt verän<strong>der</strong>t sich h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er technischen Charakteristika:<br />
Die davon betroffenen Prozesse müssen betrachtet werden, z. B. zusätzliche<br />
o<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>te Fügeprozesse, verän<strong>der</strong>te Aufnahmen, Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Verpackung und Zuführung etc.<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation (Neue<strong>in</strong>führung o<strong>der</strong> Verschärfung):<br />
Erfüllt die montierte Baugruppe o<strong>der</strong> das Erzeugnis trotz h<strong>in</strong>reichend<br />
sauberer E<strong>in</strong>zelteile die neue Sauberkeitsspezifikation nicht, ist <strong>der</strong><br />
Montageprozess und das Umfeld h<strong>in</strong>sichtlich Partikelquellen zu analysieren<br />
(siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen, Methoden).<br />
Können die kritischen Partikelquellen, die zur Überschreitung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsspezifikation führen, erkannt werden, können zur Optimierung<br />
die Festlegungen o<strong>der</strong> Hilfestellungen <strong>der</strong> entsprechenden Kapitel<br />
herangezogen werden (z. B. Verpackungsabrieb) (siehe Kapitel D:<br />
Logistik).<br />
- Personalwechsel: Durchführung von Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich technischer Sauberkeit.<br />
- Prozessän<strong>der</strong>ungen: Bei Än<strong>der</strong>ung von Prozessparametern, o<strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>führung von Alternativprozessen, ist zu prüfen, ob dadurch <strong>der</strong><br />
Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die zu montierende Baugruppe o<strong>der</strong> das<br />
Erzeugnis verän<strong>der</strong>t wird. Es gelten die entsprechenden Kapitel des<br />
Leitfadens, die den geän<strong>der</strong>ten Prozess betreffen.
3.3 Umsetzung<br />
Da von sauberkeitsrelevanten Maßnahmen zahlreiche Stellen und<br />
Instanzen, e<strong>in</strong>er Firma o<strong>der</strong> entlang <strong>der</strong> Zulieferkette betroffen se<strong>in</strong> können,<br />
sollte zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Projektes e<strong>in</strong>e hauptverantwortliche Person<br />
benannt werden, die alle an<strong>der</strong>en Diszipl<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>bezieht und koord<strong>in</strong>iert.<br />
Dazu ist die Systemgrenze des Projektes festzulegen. Wo beg<strong>in</strong>nen die<br />
Betrachtungen, z. B. nach Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile beim Lieferanten bzw.<br />
firmen<strong>in</strong>tern, im Warene<strong>in</strong>gangslager o<strong>der</strong> bei Anlieferung an die Montage.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Sauberkeitsprojektes ist zu klären, ob alle notwendigen<br />
Informationen vorhanden s<strong>in</strong>d, alle betroffenen Stellen mit e<strong>in</strong>gebunden<br />
s<strong>in</strong>d, und die notwendigen Voraussetzungen gegeben s<strong>in</strong>d. Dabei s<strong>in</strong>d<br />
folgende Fragen zu klären:<br />
- Gibt es e<strong>in</strong>e Sauberkeitsspezifikation für die E<strong>in</strong>zelbauteile und die<br />
zu montierenden Baugruppen bzw. Systeme? Wer legt die<br />
Sauberkeitsspezifikationen fest? Ist diese Stelle <strong>in</strong> das Projekt mit<br />
e<strong>in</strong>gebunden?<br />
- Wird die Sauberkeitsspezifikation von allen Anlieferungsteilen<br />
e<strong>in</strong>gehalten und überwacht (wer re<strong>in</strong>igt, wer führt die Sauberkeitsanalysen<br />
wann und wo durch)? Dies ist die Voraussetzung für<br />
die Anwendung dieses Leitfadens.<br />
- Gibt es Ansprechpartner zum Thema Sauberkeit <strong>in</strong> allen<br />
betroffenen Diszipl<strong>in</strong>en?<br />
H<strong>in</strong>weis: Weitergehende Fragen, um Potenziale zur Verbesserung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />
aufzudecken, f<strong>in</strong>den sich im Kapitel K: Potenzialanalyse.<br />
Bei <strong>der</strong> Auslegung e<strong>in</strong>er Montage e<strong>in</strong>schließlich des Umfeldes kann <strong>in</strong> drei<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Schritten vorgegangen werden (siehe<br />
Ablaufdiagramm im Anhang):<br />
1. Es ist zu prüfen, ob die montierte Baugruppe bzw. das montierte<br />
System bereits die Sauberkeitsspezifikation erfüllt. Dazu muss die<br />
Montagel<strong>in</strong>ie bereits vorhanden se<strong>in</strong> (etwa bei nachträglich festgelegten<br />
Sauberkeitsspezifikationen). Wird die Sauberkeitsspezifikation erfüllt,<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e weiteren Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich und die Produktion kann<br />
weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen Montage erfolgen.<br />
2. Kann die Sauberkeitsspezifikation nach <strong>der</strong> Montage nicht e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden, ist zu prüfen, ob e<strong>in</strong>e abschließende Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> montierten<br />
Baugruppe bzw. des montierten Systems unter Beibehaltung aller<br />
weiteren Qualitätsmerkmale und Eigenschaften möglich ist. Weiterh<strong>in</strong><br />
ist nachzuweisen, dass damit die Sauberkeitsspezifikation e<strong>in</strong>gehalten<br />
29
30<br />
werden kann. Die Produktion kann dann ebenfalls, wie unter Punkt 1, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er konventionellen Montage durchgeführt werden mit e<strong>in</strong>er<br />
abschließenden Re<strong>in</strong>igung.<br />
3. Kann die Sauberkeitsspezifikation trotz Endre<strong>in</strong>igung nicht e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden o<strong>der</strong> ist ke<strong>in</strong>e Endre<strong>in</strong>igung möglich, können mit e<strong>in</strong>er<br />
Prozesskettenanalyse die kritischen Partikelquellen bestimmt und<br />
abgestellt werden. Dazu s<strong>in</strong>d im Rahmen <strong>der</strong> betrachteten<br />
Systemgrenze alle Prozessschritte aufzulisten und durch Messungen<br />
(siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen) und/o<strong>der</strong><br />
Expertenwissen, <strong>der</strong> Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das zu montierende System zu<br />
bestimmen. Weiterh<strong>in</strong> ist die Quelle, die für diesen Partikele<strong>in</strong>trag<br />
verantwortlich ist, zu benennen und zu gewichten. Dies kann <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Matrix aus Prozessschritten und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />
(Montagee<strong>in</strong>richtungen, Montageumgebung, Logistik und Personal)<br />
erfolgen, wie <strong>in</strong> Anhang 2 - Prozesskettenanalyse skizziert.<br />
Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e Übersicht, über die kritischsten Partikelquellen, die im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Prozessoptimierung abzustellen s<strong>in</strong>d. Die Hilfestellungen<br />
dafür f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln dieses Leitfadens wie<strong>der</strong>. Der<br />
Grad <strong>der</strong> Detaillierung von Prozessschritten und E<strong>in</strong>flussgrößen muss so<br />
gewählt werden, dass die kritischen Schritte und die Ursachen für<br />
Partikelentstehung klar benannt werden können.<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Bei <strong>der</strong> Bewertung des Partikele<strong>in</strong>trages ist neben <strong>der</strong> entstehenden Menge<br />
an Partikelverunre<strong>in</strong>igungen stets zu bewerten, wie hoch die Gefahr ist, dass<br />
dieser auf funktionskritische Stellen <strong>der</strong> Bauteile gelangen kann (direkt o<strong>der</strong><br />
durch Verschleppung). Dazu ist zu bestimmen, wo die funktionskritischen<br />
Bereiche liegen (außen liegend o<strong>der</strong> im Bauteil<strong>in</strong>neren) und ob Sie für<br />
Partikele<strong>in</strong>trag zugänglich s<strong>in</strong>d (Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen geschlossen,<br />
offen o<strong>der</strong> verkapselt).<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Aus den Überlegungen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis 1 können sich unterschiedliche<br />
Sauberkeitsstufen für verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Montage und Umgebung<br />
ergeben, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn die funktionskritischen Bereiche nur lokal<br />
o<strong>der</strong> temporär offen liegen. Weiterh<strong>in</strong> kann es <strong>in</strong> bestimmten Fällen<br />
ausreichend se<strong>in</strong>, sauberkeitsrelevante Maßnahmen o<strong>der</strong> Sauberkeitsstufen<br />
nur <strong>in</strong> bestimmten Zeit<strong>in</strong>tervallen umzusetzen, etwa dann, wenn auch<br />
Baugruppen o<strong>der</strong> Systeme ohne Sauberkeitsspezifikationen am selben<br />
Montageort aber zeitlich getrennt produziert werden.
A Anhang<br />
Anhang 1: Ablaufdiagramm: Sauberkeitsgerechte Montageplanung<br />
Anfor<strong>der</strong>ung:<br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
erfüllt<br />
ja<br />
Montage <strong>in</strong><br />
konventioneller<br />
Produktion<br />
ne<strong>in</strong><br />
Endre<strong>in</strong>igung<br />
des Systems<br />
möglich?<br />
ja<br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
erfüllt<br />
ja<br />
Montage <strong>in</strong><br />
konventioneller<br />
Produktion<br />
mit Endre<strong>in</strong>igung<br />
ne<strong>in</strong><br />
ne<strong>in</strong><br />
Prozesskettenanalyse<br />
Prozessoptimierung<br />
mit Hilfe des<br />
Leitfadens<br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
erfüllt<br />
ja<br />
Umsetzung <strong>der</strong><br />
Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Montage und<br />
Umfeld<br />
ne<strong>in</strong><br />
31
Anhang 2: Prozesskettenanalyse<br />
32<br />
Prozesskettenanalyse<br />
Darstellung <strong>der</strong> vorhandenen<br />
o<strong>der</strong> geplanten Prozesse<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
Montageumgebung<br />
Personal<br />
Logistig<br />
Detailierungsgrad<br />
muss festgelegt<br />
werden<br />
Bestimmung von kritischem<br />
Partikele<strong>in</strong>trag durch Messung<br />
o<strong>der</strong> Expertenwissen bezogen<br />
auf Aspekte von<br />
• Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
• Montageumgebung<br />
• Personal<br />
• Logistik<br />
Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüsse<br />
Prozessschritt 1.1<br />
Prozessschritt 1.2<br />
…<br />
Prozessschritt 1.n<br />
Prozessschritt 2.1<br />
Prozessschritt 2.2<br />
…<br />
Prozessschritt 2.m<br />
…<br />
Prozessschritt x.1<br />
…<br />
Prozessschritt x.y<br />
Anlagentechnik 2 1 1 4 6 1 1 1<br />
Fügeprozess 5 1 1 1 1 3 10 1<br />
Prozesshilfsstoff 1 1 1 1 1 8 3 1<br />
Vere<strong>in</strong>zelung 1 1 1 1 1 7 1 1<br />
Zuführung 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Aufnahme<br />
…<br />
6 2 1 1 1 1 5 1<br />
Luftqualität 1 1 1 1 4 1 1 1<br />
Pflegezustand 8 2 2 2 1 2 3 1<br />
Verschleppung<br />
etc.<br />
8 1 7 1 1 5 1 4<br />
Kleidung 1 1 1 1 4 1 1 5<br />
Tätigkeit<br />
…<br />
1 1 2 5 7 1 1 10<br />
Lagerung 1 1 1 1 5 1 1 6<br />
Verpackung außen 1 1 5 2 1 1 1 5<br />
Verpackungsabrieb 1 1 1 8 1 1 1 1<br />
Transport<br />
…<br />
1 1 2 1 1 1 1 1<br />
1 ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Teil</strong>esauberkeit alternativ: hoch, mittel, ger<strong>in</strong>g<br />
10 gravieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>Teil</strong>esauberkeit alternativ: rot, gelb, grün
C: UMGEBUNG<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Der Begriff Umgebung bezeichnet den Raum, <strong>der</strong> die Erzeugnisse und<br />
<strong>der</strong>en Verarbeitung umschließt.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> durchweg allen re<strong>in</strong>heitssensiblen Branchen bewährte Praxis,<br />
Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung und Sicherstellung <strong>der</strong> Erzeugnissauberkeit auf<br />
def<strong>in</strong>ierte räumliche Bereiche zu konzentrieren, um Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />
gezielt auszugrenzen. Speziell bei empf<strong>in</strong>dlichsten Produkten wie Halbleiterchips<br />
o<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Injektionslösungen, muss die Produktion <strong>in</strong><br />
Re<strong>in</strong>räumen erfolgen. Dies ist notwendig, um den E<strong>in</strong>trag und die Ausbreitung<br />
von kle<strong>in</strong>sten Partikeln o<strong>der</strong> auch Mikroorganismen über die Raumluft<br />
auszuschließen. Die Klassifizierung von Re<strong>in</strong>räumen und Re<strong>in</strong>luftbereichen<br />
endet bei e<strong>in</strong>er maximalen Partikelgröße von 5 µm /IS0 14644, VDI 2083/.<br />
Für viele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie verarbeitete Komponenten stellen die mit<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik beherrschbaren Kle<strong>in</strong>stpartikel <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong> Funktionsrisiko<br />
dar. Der Mehr-Nutzen e<strong>in</strong>er (teuren) Re<strong>in</strong>raum<strong>in</strong>stallation ist <strong>in</strong> solchen<br />
Fällen zweifelhaft. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> hochwertigsten Re<strong>in</strong>raumumgebung kann die<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik kompakte Partikel, die z. B. beim Betrieb e<strong>in</strong>er Montageanlage<br />
entstehen o<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Verpackung e<strong>in</strong>getragen werden und dabei<br />
deutlich oberhalb 5 µm liegen, nicht beherrschen [Ausnahme: An die<br />
Umgebung abgegebene flugfähige Flusen.<br />
Die Vorzüge e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten räumlichen Umgebung beschränken sich<br />
nicht alle<strong>in</strong> auf die Beherrschung <strong>der</strong> Luftatmosphäre. Die qualitätsför<strong>der</strong>nde<br />
und -stabilisierende Wirkung beruht ganz wesentlich auf <strong>der</strong> Abgrenzung<br />
gegenüber weniger sauberen Bereichen und Abläufen sowie <strong>der</strong><br />
konsequenten Organisation von Materialfluss und Nutzungsweise des<br />
betrachteten Raumes.<br />
Um dem großen Spektrum von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen von Automobilkomponenten<br />
zu entsprechen, werden <strong>in</strong> diesem Hauptkapitel angepasste<br />
räumliche Umgebungen <strong>in</strong> Form von sogenannten Sauberkeitsbereichen<br />
mit unterschiedlichen Sauberkeitsstufen zur Gestaltung und Organisation<br />
<strong>der</strong> Montageumgebung angeboten.<br />
Die Sauberkeitsstufe (SaS) bezeichnet dabei die jeweilige räumliche Gestaltungsweise<br />
sowie zugehörige Maßnahmen und Regeln e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs.<br />
Mit den Sauberkeitsstufen s<strong>in</strong>d angepasste, weitere Empfehlungen<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Personal (z. B. Bekleidung) sowie Logistik und<br />
Verpackung verbunden (s. Kapitel D: Logistik und E: Personal).<br />
33
E<strong>in</strong> Sauberkeitsbereich stellt stets auch e<strong>in</strong>e gezielt e<strong>in</strong>gerichtete Installation<br />
zur Wertschöpfung dar, die e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Sensibilisierung und<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> betreffenden Belegschaft, e<strong>in</strong>schließlich Führungsebene,<br />
erfor<strong>der</strong>t.<br />
Methoden zur Charakterisierung des Partikelaufkommens <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
beschrieben.<br />
Die Gültigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumstandards IS0 14644 und VDI 2083 bleibt von<br />
den hier vorgeschlagenen Regulierungen unberührt.<br />
2 Grundlagen<br />
Die grundlegende Funktion e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs ist die Abschottung<br />
gegenüber Verunre<strong>in</strong>igungs-E<strong>in</strong>flüssen aus nicht regulierten Bereichen wie<br />
z. B. mechanischer Bearbeitung o<strong>der</strong> Warene<strong>in</strong>gang sowie natürlichen<br />
Umwelte<strong>in</strong>flüssen. Zum E<strong>in</strong>en betrifft dies die Beherrschung und Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumluft vagabundierenden Partikeln (luftgetragene<br />
Partikel). Zum an<strong>der</strong>en wird durch geeignete Vorgaben/ Maßnahmen<br />
bezüglich Personen- und Materialtransfer <strong>der</strong> E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung und <strong>in</strong>ternen<br />
Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen vorgebeugt.<br />
Nicht zuletzt wird durch Festlegung <strong>der</strong> im Sauberkeitsbereich verwendeten<br />
Materialien und geltenden Verhaltensregeln die <strong>in</strong>terne Verschleppung auf<br />
sensible Komponenten sowie Freisetzung von Partikeln <strong>in</strong> die<br />
Raumatmosphäre e<strong>in</strong>gedämmt; unterstützt durch Maßnahmen für die<br />
Pflege des Sauberkeitsbereichs.<br />
Nach Bedarf müssen im Sauberkeitsbereich auch weitere Parameter wie<br />
Temperatur, Luftfeuchtigkeit o<strong>der</strong> Frischluftanteil an die Notwendigkeiten<br />
angepasst werden.<br />
3 Auslegung<br />
In den folgenden Abschnitten werden Maßnahmen und Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />
die verschiedenen Untergruppen e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs beschrieben<br />
und, soweit zweckmäßig und möglich, klassifiziert.<br />
34
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konstruktiv<br />
3.1.1 Klassifizierung von Sauberkeitsbereichen<br />
Sauberkeitsbereiche werden zum Schutz sensibler Oberflächen und Güter<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. E<strong>in</strong> Sauberkeitsbereich dient dazu, die festgelegte Sauberkeitsqualität<br />
von Komponenten, Hilfsstoffen und Zusammenbauten während<br />
<strong>der</strong> Verarbeitung möglichst weitgehend aufrecht zu erhalten. Das Sauberkeitsniveau<br />
soll nicht aufgrund von Umgebungse<strong>in</strong>flüssen herabgesetzt<br />
werden.<br />
In e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich wird Schmutze<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung vermieden. Die dort<br />
anfallenden Verunre<strong>in</strong>igungen werden gezielt e<strong>in</strong>gedämmt und beseitigt.<br />
Ausführung, Maßnahmen und Nutzungsweise von Sauberkeitsbereichen<br />
richten sich nach erzeugnisbezogenen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen. Je nach<br />
Sauberkeitsanspruch und Erfor<strong>der</strong>nis orientiert sich <strong>der</strong>en Gestaltung und<br />
Nutzungsweise an den nachfolgend beschriebenen Sauberkeitsstufen.<br />
Sauberkeitsbereich<br />
(Reihenfolge mit zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
Sauberkeitsstufe 0 (SaS0): Nicht regulierter<br />
Bereich<br />
� Montage und potenziell kritische Prozess<br />
(z. B. spanende Fertigung) s<strong>in</strong>d unmittelbar im<br />
selben Bereich arrangiert<br />
� ke<strong>in</strong>e sauberkeitsorientierte Regulierung (die<br />
über 5S-Welt h<strong>in</strong>ausgeht)<br />
Sauberkeitsstufe 1 (SaS1): Sauberzone<br />
� Abgrenzung gegenüber potenziell kritischen<br />
Bereichen 1) z. B. durch<br />
- Bodenmarkierung<br />
- Stellwände<br />
- Decken-Schürzen<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Bereichs<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />
Material- und Personentransfer zu<br />
angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
� ke<strong>in</strong>e über die Raumklimatisierung h<strong>in</strong>aus<br />
gehende Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
Symbol / Kennzeichnung<br />
(ke<strong>in</strong>e Kennzeichnung)<br />
Sauberzone<br />
35
Sauberkeitsstufe 2 (SaS2): Sauberraum<br />
� fest <strong>in</strong>stallierte bauliche Abgrenzung von<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen 1)<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Bereichs<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />
Material- und Personentransfer zu<br />
angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
� ke<strong>in</strong>e über die Raumklimatisierung h<strong>in</strong>aus<br />
gehende Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
Sauberkeitsstufe 3 (SaS3): Re<strong>in</strong>raum<br />
� fest <strong>in</strong>stallierte bauliche Abgrenzung von<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Bereichs<br />
� sauberkeitsorientierte Regulierung bezüglich<br />
Material- und Personentransfer zu<br />
angrenzenden bzw. an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
� ausgestattet mit Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
� ausgeprägtes „Raum im Raum-System“ mit<br />
Schleusen<br />
36<br />
Sauberraum<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
1) Sauberzone und Sauberraum s<strong>in</strong>d nicht zwangsläufig als Bereich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es auch<br />
an<strong>der</strong>weitig genutzten Raums ausgeführt. Sie können sich auch auf e<strong>in</strong>en eigenständigen<br />
Raum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> eigenständiges Gebäude beziehen.<br />
Tabelle C.1: Am Raumkonzept orientierte Sauberkeitsstufen<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Die Sauberkeit anbelangende Fehler, die bereits im Vorfeld erfolgten, können<br />
auch durch Weiterverarbeitung unter aufwendigsten Re<strong>in</strong>raumbed<strong>in</strong>gungen<br />
nicht kompensiert werden (z. B. Anlieferung gere<strong>in</strong>igter <strong>Teil</strong>e <strong>in</strong> unsauberer<br />
Verpackung o<strong>der</strong> nicht prozesssichere <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung). Durch die<br />
Handhabung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich, und sei dieser noch so<br />
hochwertig, wird e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> Hilfsstoff (Dicht- o<strong>der</strong> Schmiermittel etc.)<br />
nicht sauberer als vor o<strong>der</strong> bei dessen E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Mit Hilfe raumlufttechnischer Anlagen kann e<strong>in</strong> aktiver Abtransport flugfähiger<br />
Kle<strong>in</strong>stpartikel aus <strong>der</strong> Raumatmosphäre bewirkt werden; abhängig von<br />
Filterklassen, Luftwechselzahl und resultieren<strong>der</strong> Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />
Aufwand und Ausmaß entsprechen<strong>der</strong> Maßnahmen richten sich nach <strong>der</strong><br />
Empf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> Erzeugnisse und Prozesse gegenüber Kle<strong>in</strong>stpartikeln.<br />
Makroskopische Partikel, die während <strong>der</strong> Produktion entstehen, können<br />
dadurch nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.
3.1.2 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (SaS)<br />
Wie <strong>in</strong> Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung beschrieben, bildet<br />
die Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> Bauteile und Baugruppen die Basis für die<br />
Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe, die die räumlichen Gegebenheiten und<br />
weitere Aspekte im Bereich Personal und Logistik festlegt. Um diesen<br />
Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er kritischen Partikelgröße und e<strong>in</strong>em<br />
Raumkonzept herzustellen, kann das <strong>in</strong> Abb. C.1 dargestellte sogenannte<br />
Flugfähigkeitsdiagramm als Hilfestellung verwendet werden. Es skizziert<br />
das Ausbreitungsvermögen von Partikeln über bzw. durch die<br />
Luftatmosphäre.<br />
Dichte [g/cm³]<br />
10<br />
5<br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0,2<br />
Partikel<br />
kompakt<br />
SaS 3: Re<strong>in</strong>raum<br />
Partikel<br />
faserförmig<br />
SaS 1 + 2:<br />
Sauberzone +<br />
Sauberraum<br />
0,1<br />
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000 2000<br />
Materialbeispiele:<br />
Partikelgröße [µm]<br />
ρ(Alum<strong>in</strong>ium) = 2,7 g/cm³<br />
ρ(Stahl) = 7,8 g/cm³<br />
SaS0:<br />
konventionelle<br />
Fertigung<br />
ρ(Polystyrol) = 0,02-0,09 g/cm³<br />
Abb. C.1: Luftgetragene Partikel vs. Raumkonzept (Flugfähigkeitsdiagramm)<br />
37
In diesem Diagramm, mit den Achsen Partikelgröße und Dichte <strong>der</strong> Partikel,<br />
s<strong>in</strong>d drei Bereiche abgegrenzt:<br />
38<br />
- Das schraffierte Gebiet größer 1000 µm: Dies ist <strong>der</strong> Bereich<br />
außerhalb von Sauberkeitsspezifikationen nach VDA 19, d. h. die<br />
Produktion kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen Umgebung ohne<br />
sauberkeitsregulierende Maßnahmen erfolgen – <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe 0 (SaS0).<br />
- Das graue Gebiet oberhalb <strong>der</strong> diagonalen Trennl<strong>in</strong>ie: Partikel <strong>in</strong><br />
diesem Bereich folgen nach ihrer Entstehung bzw. Freisetzung<br />
primär <strong>der</strong> Schwerkraft, d. h. sie fallen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er kurzen<br />
Distanz zu Boden und s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft mobil.<br />
Reagieren die Bauteile bzw. Baugruppen funktionssensibel auf<br />
solche Partikel, ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik nicht zielführend,<br />
da die kritischen Partikel nicht aus <strong>der</strong> Umgebungsluft filtriert<br />
werden können, wenn Sie dort nicht mobil s<strong>in</strong>d. Die entsprechende<br />
Fertigungsumgebung mit re<strong>in</strong>luftunabhängigen Sauberkeitsmaßnahmen<br />
entspricht <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 1 und 2, <strong>der</strong> Sauberzone<br />
o<strong>der</strong> dem Sauberraum.<br />
- Das weiße Gebiet unterhalb <strong>der</strong> diagonalen Trennl<strong>in</strong>ie: In diesem<br />
Bereich können Partikel schon bei leichten Luftströmungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Raumluft mobil bleiben und sich so von ihrem Entstehungs- bzw.<br />
Freisetzungsort willkürlich ausbreiten. Reagiert e<strong>in</strong> Bauteil bzw. e<strong>in</strong>e<br />
Baugruppe auf Partikel <strong>in</strong> diesem Bereich funktionssensibel, kann<br />
als zusätzliche sauberkeitsrelevante Maßnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik hilfreich se<strong>in</strong>, diese Partikel aus <strong>der</strong> Umgebungsluft<br />
zu filtern. Die entsprechende Fertigungsumgebung entspricht <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) dem Re<strong>in</strong>raum.<br />
Die Trennl<strong>in</strong>ie zwischen dem grauen und dem weißen Bereich - die „Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie“<br />
– ist ke<strong>in</strong>e exakte Grenze und von zahlreichen Parametern<br />
<strong>der</strong> Partikel und <strong>der</strong> Luftströmung abhängig. Generell gilt: je ger<strong>in</strong>ger die<br />
Dichte und je kle<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> Partikel wird, desto höher ist die Gefahr, dass er<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft ausbreiten kann. Aber auch die Form von<br />
Partikeln hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss. Än<strong>der</strong>t sich bspw. die Gestalt <strong>der</strong><br />
Partikel von rund bzw. kompakt h<strong>in</strong> zu faserförmig, verschiebt sich die L<strong>in</strong>ie<br />
nach oben (gestrichelte L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Abbildung C.1). Damit dehnt sich auch <strong>der</strong><br />
Bereich <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe 3 aus, <strong>in</strong> dem Re<strong>in</strong>raumtechnik zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommt.<br />
H<strong>in</strong>weis: Die Position <strong>der</strong> Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie als Grenze zwischen luftgetragenen und<br />
schnell sedimentierenden Partikel wird durch folgende Überlegungen zu drei<br />
Stützstellen <strong>der</strong> Kurve plausibel:
Beispiele:<br />
E<strong>in</strong>e Polystyrol-Kugel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 1 mm (1000 µm) kann<br />
bereits über e<strong>in</strong>en leichten Lufthauch über große Strecken bewegt werden.<br />
E<strong>in</strong> 50 µm Rußpartikel <strong>der</strong> Dichte 1g/cm³ s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> Luft mit e<strong>in</strong>er<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit von 10 cm/s und bewegt sich lateral mit etwa dem gleichen<br />
Wert.<br />
Partikel mit e<strong>in</strong>er Größe von 1 µm s<strong>in</strong>d auch bei hoher Dichte überwiegend<br />
- Gelten für e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Baugruppe kompakte Partikel ab<br />
500 µm als funktionskritisch, so ist im Flugfähigkeitsdiagramm<br />
ersichtlich, dass als Fertigungsumgebung e<strong>in</strong>e Sauberzone o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Sauberraum (Sauberkeitsstufen 1 + 2) ausreichend ist.<br />
- Dürfen laut Sauberkeitsspezifikation ke<strong>in</strong>e metallischen Partikel<br />
größer 200 µm auf den Bauteilen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Baugruppen auftreten<br />
und ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion bspw. mit Stahl (7,8 g/cm³) Alum<strong>in</strong>ium (2,7<br />
g/cm³) und Magnesium (1,7 g/cm³) zu rechnen, so ergibt sich aus<br />
dem Flugfähigkeitsdiagramm e<strong>in</strong>deutig die Sauberkeitsstufe 1+2<br />
(SaS1 + 2).<br />
- Müssen, um die Sauberkeitsspezifikation zu erfüllen, auch textile<br />
Fasern ausgeschlossen werden, so verschiebt sich die<br />
Flugfähigkeitsl<strong>in</strong>ie nach oben und selbst bei Partikellängen von<br />
1000 µm, kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik und damit die<br />
Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />
- Dürfen laut Sauberkeitsspezifikation ke<strong>in</strong>e Partikel größer 10 µm <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Umgebungsluft vorhanden se<strong>in</strong>, ist die Unterstützung durch<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik <strong>in</strong> Sauberkeitsstufe 3 (SaS3) notwendig.<br />
Vergleich von Umgebungskonzepten:<br />
Die Gegenüberstellung <strong>in</strong> Tabelle C.2 beschreibt Unterschiede <strong>der</strong><br />
Umgebungskonzepte mit Blick auf die Beherrschung bzw. E<strong>in</strong>dämmung des<br />
Partikelaufkommens. Die Klassifizierung gilt nur unter <strong>der</strong> Voraussetzung,<br />
dass die für die jeweilige Sauberkeitsstufe empfohlenen Maßnahmen<br />
entsprechend umgesetzt s<strong>in</strong>d.<br />
Der Grenzwert von 5 µm wird hier explizit angeführt, um e<strong>in</strong>en Bezug zur<br />
Obergrenze <strong>der</strong> gängigen Re<strong>in</strong>raumklassifizierung herzustellen. Es soll<br />
dadurch ke<strong>in</strong>eswegs die Schlussfolgerung nahe gelegt werden, dass im<br />
Themenfeld <strong>der</strong> technischen Sauberkeit funktionsrelevanter<br />
Automobilkomponenten solche Kle<strong>in</strong>stpartikel grundsätzlich betrachtet<br />
werden bzw. beherrscht se<strong>in</strong> müssten, um das Qualitätsziel sicherzustellen.<br />
39
40<br />
Raumkonzept<br />
Verunre<strong>in</strong>igungs-<br />
risiken<br />
A) Schmutze<strong>in</strong>trag durch<br />
Verschleppung über<br />
Verpackung<br />
B) Schmutze<strong>in</strong>trag durch<br />
Verschleppung über<br />
Personal<br />
C) Schmutze<strong>in</strong>trag über<br />
die Luft von<br />
außerhalb des<br />
Bereichs<br />
D) Flusen / Staub bzw.<br />
luftgetragene Partikel<br />
> 5 µm <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Bereichs<br />
E) Raumluftpartikel < 5<br />
µm <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Bereichs<br />
F) Im Prozess<br />
entstehende träge<br />
Partikel<br />
Konventionelle<br />
Umgebung<br />
SaS0<br />
1) Unterstützt durch Überdruck im Raum<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Sauberzone<br />
SaS1<br />
Sauberraum<br />
SaS2<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
SaS3<br />
O + ++<br />
Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />
bezüglich Material- und Personentransfer<br />
O + ++<br />
Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />
bezüglich Material- und Personentransfer<br />
-/O + ++ 1)<br />
Unterstützt durch die räumliche Abgrenzung<br />
von nicht regulierten Bereichen<br />
-/O O + 2)<br />
Unterstützt durch def<strong>in</strong>ierte Maßnahmen<br />
bezüglich Bekleidung sowie e<strong>in</strong>gesetzter<br />
Materialien<br />
- - - ++ 2)<br />
- - - -<br />
2) Unterstützt durch Luft-Filtration und strömungsbasierte Wegführung entstehen<strong>der</strong><br />
Partikel<br />
Legende: ++ beherrscht mit sehr hoher Zuverlässigkeit + beherrscht, ο<br />
e<strong>in</strong>geschränkt beherrscht, - nicht beherrscht<br />
Tabelle C.2: Raumkonzept und Beherrschung von Partikeln<br />
Die positive Wirkung von Sauberkeitsbereichen zur E<strong>in</strong>dämmung von kritischen<br />
Partikeln liegt beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Faktoren A), B) und C) begründet.<br />
Die Punkte 4) und 6) <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>in</strong> Tabelle C.3 beziehen sich auf<br />
das Aufkommen luftgetragener Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre. Der<br />
eventuell starke E<strong>in</strong>fluss prozessbed<strong>in</strong>gter Partikelquellen kann hier nicht<br />
allgeme<strong>in</strong> zutreffend berücksichtigt werden.
Relativer Aufwand für E<strong>in</strong>richtung und Nutzung von Sauberkeitsbereichen<br />
Raumkonzept<br />
Aufwand / Kosten<br />
Konventionelle<br />
Umgebung<br />
SaS0<br />
Sauberzone<br />
SaS1<br />
Sauberraum<br />
SaS2<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
SaS3<br />
1. Platzbedarf ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />
2. Invest (bauseitig) ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />
3. Betriebskosten<br />
(Lufttechnik)<br />
4. Häufigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
von<br />
erzeugnisnahen, offen<br />
liegenden<br />
Oberflächen<br />
5. Häufigkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
des<br />
Bodenbereichs<br />
6. Aufwand für Schutz<br />
offenliegen<strong>der</strong><br />
Funktionsflächen<br />
7. Transferzeiten Material<br />
(speziell E<strong>in</strong>schleusen)<br />
8. Transferzeiten Personen<br />
(E<strong>in</strong>- und Ausschleusen)<br />
Ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel ger<strong>in</strong>g / mittel hoch<br />
gemäß<br />
Firmenstandard<br />
gemäß<br />
Firmenstandard<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
Hoch mittel mittel / ger<strong>in</strong>g<br />
ger<strong>in</strong>g mittel hoch (vor<br />
allem bei<br />
turbulenten<br />
Re<strong>in</strong>räumen)<br />
hoch mittel ger<strong>in</strong>g<br />
ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel mittel hoch<br />
ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g ger<strong>in</strong>g / mittel hoch<br />
Tabelle C.3: Sauberkeitsbereiche mit Blick auf relativen Aufwand und Kosten<br />
Erläuterung zu den e<strong>in</strong>zelnen Positionen:<br />
1. Aufgrund <strong>der</strong> re<strong>in</strong>lufttechnischen Anlagen und Schleusen benötigt SaS3<br />
mehr Platz. Turbulenzarme Re<strong>in</strong>raumbereiche können die Installation e<strong>in</strong>es<br />
Doppelbodens erfor<strong>der</strong>n (zusätzlicher Bedarf an Raumhöhe). SaS1 und<br />
SaS2 benötigt zusätzliche Grundfläche; vor allem bed<strong>in</strong>gt durch<br />
Barrierebereiche.<br />
2. Erhöhte Kosten für SaS3, vor allem durch re<strong>in</strong>lufttechnische Anlagen<br />
bed<strong>in</strong>gt.<br />
41
3. Erhöhte Kosten für SaS3, vor allem durch re<strong>in</strong>lufttechnische Anlagen<br />
bed<strong>in</strong>gt. Bereits ab SaS1 kann aufwändigere Technik zur<br />
Raumklimatisierung erfor<strong>der</strong>lich werden, um Wärme- sowie<br />
Feuchtigkeitslasten aus den mehr o<strong>der</strong> weniger geschlossenen<br />
Räumlichkeiten abzuführen und den Sauerstoffbedarf des Personals zu<br />
bedienen.<br />
4. SaS3: Die <strong>in</strong> den Raum e<strong>in</strong>geleitete Re<strong>in</strong>luft br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />
Partikelbelastung des Raums und <strong>der</strong> dortigen Oberflächen mit sich.<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch den erhöhten Luftwechsel, werden freigesetzte Kle<strong>in</strong>stpartikel<br />
aus dem Raum transportiert. SaS2 profitiert gegenüber SaS1 durch e<strong>in</strong>e<br />
bessere Barrierefunktion gegenüber luftgetragenen Partikeln aus<br />
angrenzenden Bereichen sowie ger<strong>in</strong>geren E<strong>in</strong>schleppung von Partikeln<br />
durch Material und Personal.<br />
5. Bei SaS3 (speziell <strong>in</strong> Bereichen mit turbulenter Mischströmung) kann<br />
die Strömung im Bodenbereich aufgewirbelte Kle<strong>in</strong>stpartikel <strong>in</strong> Richtung<br />
Produkt / Prozess (zurück-) transportieren. Daher ist <strong>in</strong> Konsequenz e<strong>in</strong>e<br />
vermehrte Bodenre<strong>in</strong>igung angezeigt.<br />
6. Der Anteil potenziell kritischer Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre nimmt<br />
von SaS0 nach SaS3 ab. Vorausgesetzt: Es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e unangemessene<br />
Partikelerzeugung im jeweiligen Raum statt.<br />
7. In Richtung SaS3 zunehmend, aufgrund des Zwiebelschalenpr<strong>in</strong>zips<br />
von Verpackungen sowie z. B. <strong>der</strong> Notwendigkeit des Umladens von Gütern<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> expliziten Re<strong>in</strong>igung vor dem E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
8. Im Wesentlichen durch Wechsel / Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bekleidung bed<strong>in</strong>gt.<br />
Beispiele für Sauberkeitsbereiche werden <strong>in</strong> Kapitel D: Logistik skizziert<br />
und erörtert.<br />
3.1.3 Lokale Sauberkeitsbereiche<br />
Partikelerzeugende Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des Sauberkeitsbereichs s<strong>in</strong>d möglichst<br />
abzuschotten (z. B. durch E<strong>in</strong>hausung; eventuell <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
gezielter Absaugung).<br />
Bedarfsweise werden lokal begrenzte Installationen zur E<strong>in</strong>dämmung von<br />
Partikeln ausschließlich o<strong>der</strong> zusätzlich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs<br />
vorgesehen<br />
42
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit zunehmendem Sauberkeitsanspruch)<br />
A) Kapselung von Anlagen, För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen, Warenpuffern und / o<strong>der</strong><br />
Arbeitsplätzen 1) zur Abschirmung:<br />
- seitlich o<strong>der</strong> nach oben<br />
- seitlich und nach oben<br />
B) Wie A) mit E<strong>in</strong>satz lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik 2) (z. B. re<strong>in</strong>e Werkbank als<br />
Arbeitsplatz o<strong>der</strong> FFU [Filter Fan Unit] an e<strong>in</strong>er Montagestation)<br />
1) Durch Kapselung (z. B. E<strong>in</strong>hausung mit Plexiglas) können von <strong>der</strong> Raumluft<br />
getragene Partikel abgeschottet werden. Im Gegeneffekt können sich<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung entstehende Partikel mangels<br />
Ausbreitungsmöglichkeit anreichern. Der Effekt dieser Maßnahme muss im<br />
E<strong>in</strong>zelfall geprüft werden.<br />
2) Durch die aufgezwungene Strömung erfolgt potenziell e<strong>in</strong>e Wegführung<br />
flugfähiger Partikel, die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung (z. B. durch mechanischen<br />
Abrieb) entstehen. Bei ungünstiger Strömungsführung kann sich e<strong>in</strong><br />
gegenteiliger Effekt e<strong>in</strong>stellen; dah<strong>in</strong>gehend, dass erzeugte Partikel auch o<strong>der</strong><br />
vermehrt <strong>in</strong> Richtung Funktionsfläche transportiert werden.<br />
In beiden Fällen ist zu berücksichtigen, dass die sensiblen Oberflächen außerhalb <strong>der</strong><br />
lokalen Sauberkeitsbereiche konsequent geschützt werden müssen, sofern die<br />
Umgebungsluft störende Partikel enthalten kann.<br />
Tabelle C.4: Möglichkeiten <strong>der</strong> lokalen E<strong>in</strong>dämmung von Partikeln<br />
Wenn Personal <strong>in</strong> die gekapselten E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>greift (z. B. Öffnen<br />
e<strong>in</strong>er Anlage bei Störung o<strong>der</strong> Umrüstung), können sich Verschleppungen<br />
aus <strong>der</strong>/<strong>in</strong> die ungeschützte Umgebung e<strong>in</strong>stellen.<br />
E<strong>in</strong>e weitere lokale Maßnahme besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Absauge<strong>in</strong>richtungen,<br />
die Partikel vom bzw. am Ort ihrer Entstehung wegführen<br />
sollen. Bei <strong>der</strong> Ausgestaltung ist zu berücksichtigen, dass die zuströmende<br />
Luft ihrerseits kritische Partikel mit sich führen könnte.<br />
Weiteres hierzu siehe Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
3.1.4 Aufstellungsplan (Layout)<br />
Bei <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es Sauberkeitsbereichs s<strong>in</strong>d u. a. folgende Aspekte<br />
mit Blick auf die Beherrschung kritischer Verunre<strong>in</strong>igungen zu berücksichtigen:<br />
1. Das Arbeitsumfeld muss leicht zu re<strong>in</strong>igen se<strong>in</strong><br />
43
44<br />
2. Positionierung von z. B. Warene<strong>in</strong>gang /-ausgang, Lagern,<br />
Materialpuffern, Vormontageplätzen, Nacharbeitsplätzen<br />
3. Position und Abstand zu Türen, Toren, Fenstern sowie Personen-<br />
und Fahrwegen?<br />
4. Positionierung partikelerzeugen<strong>der</strong> Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Sauberkeitsbereichs, z. B. Schweißen, Löten, Zerspanen?<br />
5. Positionierung beson<strong>der</strong>s sensibler Prozesse bezüglich Partikeln;<br />
z. B. Kleben, Beölen von Dichtungen o<strong>der</strong> Auftrag von Dichtmitteln?<br />
6. Festlegung bereichsübergreifen<strong>der</strong> Transferstellen / Barrieren für<br />
Material sowie Personen; z. B. separate Schleuse für Güter und<br />
Personen im Falle e<strong>in</strong>es Re<strong>in</strong>raumes?<br />
7. Trennung von Materialströmen; z. B. E<strong>in</strong>zelteile / Baugruppen sowie<br />
saubere / unsaubere <strong>Teil</strong>e <strong>in</strong>kl. <strong>der</strong> zugehörigen Bewegung von<br />
Warenträgern<br />
8. Eventuell Nutzung von Re<strong>in</strong>igungse<strong>in</strong>richtungen als Schleuse <strong>in</strong> den<br />
Sauberkeitsbereich<br />
9. Fallweise: Positionierung von montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igungsstationen<br />
im Prozessablauf (z. B. Absaugung Pleuel o<strong>der</strong> Werkstückträger)<br />
3.1.5 Materialien und Oberflächen<br />
Zur M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Ansammlung und Abgabe von Partikeln sollten bei <strong>der</strong><br />
Materialauswahl folgende Eigenschaften berücksichtigt werden:<br />
- Abriebfestigkeit<br />
- Oberflächenrauhigkeit / Porosität<br />
- Chemische Beständigkeit gegenüber Prozessfluiden sowie<br />
Re<strong>in</strong>igungsmitteln<br />
- Leitfähigkeit / Elektrostatik 1)<br />
- Magnetismus 1)<br />
1) Kann stärkere B<strong>in</strong>dung an die Oberfläche zur Folge haben.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Auf lackierte Oberflächen ist weitgehend zu verzichten (Abnutzung<br />
mit Folge <strong>der</strong> Abgabe von Lackpartikeln).
- Elektrostatische Aufladung kann zu verstärkter Ansammlung von<br />
Partikeln an Oberflächen führen. � Abhilfe z. B. durch E<strong>in</strong>satz<br />
leitfähiger Materialien o<strong>der</strong> Ausrüstung mit Ionisationse<strong>in</strong>heiten zur<br />
Kompensation von Aufladungen.<br />
- Bei bodenseitigen Wandelementen sollten beson<strong>der</strong>s stoß- und<br />
abriebfeste Materialien verwendet werden, vor allem <strong>in</strong> Bereichen,<br />
<strong>in</strong> denen häufig Material an- und abgeliefert wird.<br />
� Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung von Blenden können E<strong>in</strong>hausungen von<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen gezielt vor mechanischer Beschädigung und<br />
Verschleiß geschützt werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: In <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>heitstechnik gilt Edelstahl als bevorzugter Werkstoff.<br />
Magnetische Komponenten und E<strong>in</strong>richtungen können das Risiko e<strong>in</strong>er<br />
Verunre<strong>in</strong>igung mit ferromagnetischen Partikeln aus dem Umfeld erhöhen.<br />
Auch können Verarbeitungs-Prozesse wie z. B. Elektronenstrahlschweißen<br />
direkt bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Siehe hierzu weitere Betrachtungen <strong>in</strong> Kapitel<br />
F: Montagee<strong>in</strong>richtungen.<br />
3.1.6 Boden, Decke, Wand<br />
Böden, Decken und Wände <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen sollten so geplant und<br />
ausgeführt se<strong>in</strong>, dass die Oberflächen e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung leicht zugänglich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Abstufungen, Vorsprünge und Löcher s<strong>in</strong>d zu vermeiden. Ecken und<br />
Verb<strong>in</strong>dungen können bei Boden/Wand- und Wand/Wand-Verb<strong>in</strong>dungen<br />
abgerundet werden, sodass e<strong>in</strong>e wirksame Re<strong>in</strong>igung erleichtert wird.<br />
Bei Wandelementen sollten beson<strong>der</strong>s Stoß- und abriebfeste Materialien<br />
verwendet werden, vor allem an den Stellen, an denen häufig Stapler,<br />
Transportwägen, Ladungsträger vorbeikommen. Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung<br />
von Edelstahlblenden können Wandbereiche gezielt vor mechanischer<br />
Beschädigung bzw. Verschleiß geschützt werden. Böden sollen rutschfest<br />
se<strong>in</strong>.<br />
H<strong>in</strong>weis: In Bereichen mit Nie<strong>der</strong>schlag von Ölen, Fetten o<strong>der</strong> sonstigen Flüssigkeiten<br />
ist eventueller Rutschgefahr vorzubeugen; z. B. durch zusätzliche<br />
Bodenmatte.<br />
45
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit<br />
zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
46<br />
Bodenbereiche<br />
Stufe 0 Stufe 1<br />
Sauberzone<br />
Stufe 2<br />
Sauberraum<br />
Stufe 3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
1. Holzboden + - - -<br />
2. Rauer, beschädigter<br />
Industrie-Estrich<br />
3. Wie 2) ohne<br />
Beschädigungen<br />
+ - - -<br />
+ + - -<br />
4. Kunststoff-Versiegelung o + + +<br />
5. Re<strong>in</strong>raum tauglicher<br />
Bodenbelag<br />
6. Schmutzfangmatte an<br />
Zugängen<br />
o o o/+ +<br />
- - o/+ +<br />
Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Tabelle C.5: Gestaltungsvarianten für Bodenbereiche<br />
Bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Bodenbeschaffenheit s<strong>in</strong>d chemische Beständigkeit<br />
(z. B. gegenüber Ölen), mechanische Beständigkeit und eventueller ESD-<br />
Schutz zu berücksichtigen. Ungeeignete Boden-Pflegemittel können die<br />
Leitfähigkeitseigenschaften nachhaltig bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Die mechanische Beanspruchung durch Materialbewegung kann reduziert<br />
werden, <strong>in</strong>dem die Güter z. B. auf Rollenwägen /-gestellen untergebracht<br />
werden; ke<strong>in</strong> direktes Abstellen von Behältern auf dem Boden.<br />
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
1. Offene Decke, z. B. mit<br />
Gitterlaufstegen, Versorgungstechnik<br />
und Dachluken<br />
2. Decke / Zwischendecke (abgehängt<br />
o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>t), nicht<br />
abriebfestes Material 1)<br />
3. Decke / Zwischendecke (abgehängt<br />
o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>t), abriebfestes<br />
Material 2)<br />
Deckenbereiche<br />
Stufe 0 Stufe 1<br />
Sauberzone<br />
Stufe 2<br />
Sauberraum<br />
Stufe 3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
+ - - -<br />
o + - -<br />
o o + +
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
Deckenbereiche<br />
Stufe 0 Stufe 1<br />
Sauberzone<br />
Stufe 2<br />
Sauberraum<br />
Stufe 3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
4. Re<strong>in</strong>raumtaugliche Deckenelemente o o o +<br />
Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
1) z. B.: Kalk, Putz, Beton, Holz (unlackiert), Gipsplatten<br />
2) z. B.: Holz (lackiert / beschichtet), Edelstahl, beschichtete Metalle, Kunststoffe<br />
(alterungsbeständig), Glas<br />
Tabelle C.6: Gestaltungsvarianten für Deckenbereiche<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Eventuelle Begehbarkeit von Deckenkonstruktionen ist zu berücksichtigen<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Deckenseitige Beleuchtungselemente sollten so ausgeführt werden, dass<br />
ke<strong>in</strong>e Staubablagerung erfolgen kann (z. B. h<strong>in</strong>ter Glas <strong>in</strong> die Decke e<strong>in</strong>gelassen<br />
o<strong>der</strong> als aufgesetztes Element <strong>in</strong> geschlossener Ausführung).<br />
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit<br />
zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
1. Poröse Wände<br />
/ Wandelemente;<br />
nicht<br />
abriebfest 1)<br />
2. Wände/Wandelemente;<br />
abriebfest 2)<br />
3. Re<strong>in</strong>raumtauglicheWandelemente<br />
Wandbereiche<br />
Stufe 0 Stufe 1<br />
Sauberzone<br />
Stufe 2<br />
Sauberraum<br />
Stufe 3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
+ - - -<br />
o + + +<br />
o o o +<br />
Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
1) z. B.: Kalk, Putz, Beton, Holz (unlackiert), Gipsplatten<br />
2) z. B.: Holz (lackiert / beschichtet), Edelstahl, beschichtete Metalle, Kunststoffe<br />
(alterungsbeständig), Glas<br />
Tabelle C.7: Gestaltungsvarianten für Wandbereiche<br />
H<strong>in</strong>weis: Durch lokale Anbr<strong>in</strong>gung von Edelstahlblenden können Wandbereiche gezielt<br />
vor mechanischer Beschädigung bzw. Verschleiß (z. B. durch Transportwägen)<br />
geschützt werden.<br />
47
3.1.7 Türen, Tore, Schleusen, Zugänge, Fenster<br />
Zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung stören<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüsse (z. B. Zugluft o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von<br />
Außenluft) bestehen unter an<strong>der</strong>em folgende Möglichkeiten, die nach<br />
Bedarf umzusetzen s<strong>in</strong>d.<br />
1. Dachluken, Fenster zw<strong>in</strong>gend geschlossen halten (Fenster evtl. mit<br />
Schloss versehen)<br />
2. Türen nur bei Verwendung öffnen und schließen (nicht zum Lüften)<br />
3. Türen / Tore mit automatischen Türschließern versehen<br />
4. Anwendung von Luftvorhängen an Türen und / o<strong>der</strong> Toren<br />
5. Türen / Tore gegen gleichzeitiges Öffnen verriegeln<br />
6. Ausführung z. B. von Toren als Doppeltor (Schleusenfunktion); ebenso<br />
Türen<br />
3.1.8 Wege und Stellplätze<br />
Folgende Empfehlungen werden gegeben:<br />
1. Auf h<strong>in</strong>reichenden Abstand offener Montage-Prozesse und offener<br />
Ladungsträger von kritischen bzw. nicht regulierten Bereichen (z. B.<br />
spanende Bearbeitung) sowie Fenstern, Türen, Toren und Wegen ist<br />
zu achten.<br />
2. Bei Gefahr <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung durch das Umfeld s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dliche<br />
Güter z. B. durch E<strong>in</strong>packen, Abdecken o<strong>der</strong> Verschließen zu schützen;<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Unterbrechungen <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen Verarbeitung.<br />
3. Transportwege und Stationen mit erhöhtem Partikelaufkommen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
kurzen Intervallen zu re<strong>in</strong>igen<br />
4. Transportaktivitäten – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Staplerverkehr – s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum zu reduzieren.<br />
3.1.9 Versorgungstechnik / Installationen<br />
Versorgungstechnik sollte möglichst <strong>in</strong> Zwischendecken und -wänden verlaufen<br />
(abgehängte o<strong>der</strong> aufgestän<strong>der</strong>te Decke).<br />
Versorgungstechnik, welche im Raum verläuft, sollte so wenig horizontale<br />
Oberflächen wie möglich bieten. Versorgungstechnik besser vertikal anordnen.<br />
48
Deckenseitige Beleuchtungselemente sollten so ausgeführt werden, dass<br />
ke<strong>in</strong>e Staubablagerung erfolgen kann (z. B. h<strong>in</strong>ter Glas <strong>in</strong> die Decke<br />
e<strong>in</strong>gelassen o<strong>der</strong> als aufgesetztes Element <strong>in</strong> geschlossener Ausführung).<br />
3.1.10 Raumluft<br />
Die hier vorgestellten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf<br />
Partikelverunre<strong>in</strong>igungen.<br />
Maßnahme<br />
(Reihenfolge mit zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
1. Ungefilterte Zuluft über<br />
Türen, Fenster /Luken, Tore<br />
o<strong>der</strong> Gebläse<br />
2. Zuluft / Umluft mit<br />
Grobfiltration;<br />
z. B. Filterklasse G3<br />
3. Zuluft / Umluft mit<br />
zusätzlicher Fe<strong>in</strong>filtration;<br />
z. B. Filterklasse F7<br />
4. Re<strong>in</strong>lufttechnische Anlage<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
Strömungsführung 1)<br />
Kriterium: Raumluft<br />
Stufe 0 Stufe 1<br />
Sauberzone<br />
Stufe 2<br />
Sauberraum<br />
Stufe 3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
+ - - -<br />
o + - -<br />
o o/+ + +<br />
o o o/+ +<br />
Legende: + = geeignet - = ungeeignet o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Bemerkung<br />
Umwälzhäufigkeit<br />
bzw. Volumenstromberücksichtigen<br />
1) Ausführung h<strong>in</strong>sichtlich turbulenten o<strong>der</strong> lam<strong>in</strong>aren sowie horizontalen o<strong>der</strong><br />
vertikalen Strömungskonzepts nach <strong>in</strong>dividuellen Erfor<strong>der</strong>nissen. Dies gilt auch<br />
für Überdruckstufen bzw. Druckgefälle zwischen unterschiedlichen räumlichen<br />
Bereichen.<br />
Tab. C.8: Raumluftkonzepte<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Regelung von Temperatur und / o<strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Korrosion o<strong>der</strong> elektrostatischer Aufladung) entsprechend separater<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Durch Aufprägung von Überdruck im betreffenden Raum kann dem<br />
E<strong>in</strong>strömen von Luft aus umgebenden Bereichen entgegengewirkt werden.<br />
Quell-Luftschläuche können durch ihre große Oberfläche zur M<strong>in</strong>imierung<br />
von Verwirbelungen (z. B. Aufwirbeln von Staub) <strong>der</strong> austretenden Luft<br />
beitragen.<br />
49
H<strong>in</strong>weis 3: Durch E<strong>in</strong>satz von Ionisationse<strong>in</strong>richtungen, die über das Medium Luft<br />
wirken, kann elektrostatische Aufladung von Oberflächen e<strong>in</strong>gedämmt<br />
werden. Fallweise ist e<strong>in</strong>e Erdung <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Oberflächen<br />
zweckmäßig.<br />
Belüftung durch geöffnete Fenster, Türen und Tore (Zugluft), die mit störenden<br />
Partikeln auf den Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>wirken kann, ist auszuschliessen.<br />
Es wird empfohlen, <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>e Klimatisierung (m<strong>in</strong>destens)<br />
zur Begrenzung <strong>der</strong> maximalen Raumtemperatur sowie zur Versorgung<br />
des Personals mit Frischluft zu <strong>in</strong>stallieren.<br />
3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ<br />
3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen<br />
Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />
<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Für die Gestaltung und Nutzung von Sauberkeitsbereichen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von Maßnahmen und Regulierungen vorzusehen, beispielsweise:<br />
1. E<strong>in</strong>deutige Kennzeichnung von Sauberkeitsbereichen sowie von Zu-<br />
und Abgängen<br />
2. Aufzeigen <strong>der</strong> vorgeschriebenen Verpackungsweise und def<strong>in</strong>itiv nicht<br />
zulässiger Verpackungsmittel bei Anlieferung, Bereitstellung und<br />
Ablieferung<br />
3. Zuständigkeiten für Re<strong>in</strong>igung, Pflege und Instandhaltung (Räumlichkeiten,<br />
Arbeitsplätze sowie Betriebsmittel)<br />
4. Re<strong>in</strong>igungs- und Wartungspläne (Raum / Arbeitsplätze / Masch<strong>in</strong>en und<br />
Anlagen)<br />
5. Bereitstellung:<br />
50<br />
- <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und E<strong>in</strong>richtungen zur Re<strong>in</strong>haltung<br />
- Fallweise: separater Werkzeuge und Hilfsmittel (<strong>in</strong>kl. Wartung und<br />
Instandhaltung), ausschließlich für den betreffenden Sauberkeitsbereich<br />
- Fallweise: spezielle Bekleidung (auch für Besucher), Schließfächer,<br />
Gar<strong>der</strong>oben, Schränke etc.
6. Koord<strong>in</strong>ation, Dokumentation und Kontrolle von Umbaumaßnahmen,<br />
Rüstvorgängen, Reparaturen und sonstigen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche<br />
7. Art und Umfang sowie Zeitpunkt und Zuständigkeit für die Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Sauberkeitsbereiche, E<strong>in</strong>richtungen und Abläufe (z. B.<br />
Monitor<strong>in</strong>g mittels Partikelfallen)<br />
8. Es ist darauf zu achten, dass die sauberkeitsorientierten<br />
Festlegungen nicht mit an<strong>der</strong>en Vorschriften und Auflagen (z. B. für<br />
Unfallverhütung, Brand- und Objektschutz) im Wi<strong>der</strong>spruch stehen.<br />
Die nachfolgende Auflistung beschreibt e<strong>in</strong>e gewisse Rangfolge mit Blick<br />
auf die Beherrschung <strong>in</strong>direkter Verunre<strong>in</strong>igungen durch Sauberkeitsbereiche;<br />
ohne Anspruch auf Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit.<br />
1. Alle<strong>in</strong> sich so zu verhalten als wäre man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hochwertigen<br />
Re<strong>in</strong>raum, br<strong>in</strong>gt schon sehr viel; z. B. Entstehung und Ausbreitung<br />
von Partikeln vermeiden (möglichst behutsamer Umgang mit Gütern<br />
und Materialien).<br />
2. Entsprechend zählt die praxisnahe Schulung und Sensibilisierung<br />
des Personals bezüglich Verschleppungsrisiken<br />
3. Starker E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Sauberkeit <strong>der</strong> Güter, mit denen <strong>der</strong> Werker <strong>in</strong><br />
Kontakt ist (Verschleppungsrisiko)<br />
4. Aktive Re<strong>in</strong>haltung: Je näher am Produkt, desto wichtiger<br />
(Arbeitsfläche ist wichtiger als Bodenbereich)<br />
5. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Bekleidung<br />
6. Beschaffenheit <strong>der</strong> Bausubstanz (verwendete Materialien und<br />
Zustand <strong>der</strong> Oberflächen)<br />
7. Filtration <strong>der</strong> Raumluft / Erhöhung <strong>der</strong> Luftwechselrate<br />
3.2.2 Re<strong>in</strong>haltung<br />
Aufgrund von Größe und Materialbeschaffenheit haben die für die hier<br />
betrachteten Anwendungen potenziell störenden Partikel e<strong>in</strong>e hohe<br />
Sedimentationsneigung und lagern sich deshalb <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe ihres<br />
Entstehungs- bzw. Freisetzungsortes ab. Insbeson<strong>der</strong>e zur Vermeidung von<br />
Verschleppungen durch direkte Berührung ist regelmäßige Re<strong>in</strong>igung<br />
(feuchtes Wischen o<strong>der</strong> Absaugen) von Arbeitsplätzen, Betriebsmitteln und<br />
Bodenbereichen) unabd<strong>in</strong>gbar. Fegen ist <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen<br />
grundsätzlich nicht zulässig.<br />
Umfang und Zeitpunkt für Re<strong>in</strong>igungsmaßnahen ist <strong>in</strong>dividuell festzulegen.<br />
51
3.2.3 Personal<br />
Das Personalverhalten bee<strong>in</strong>flusst maßgeblich die Sauberkeit und Qualität<br />
<strong>der</strong> Produkte. E<strong>in</strong>e Sensibilisierung des Personals bezüglich Sauberkeitsbereichen<br />
und zugehörigen Spielregeln ist unabd<strong>in</strong>gbar (Personalschulung).<br />
Der Aufenthalt <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen ist auf entsprechend geschultes<br />
Personal beschränkt. In diesem Zuge s<strong>in</strong>d auch Regulierungen für<br />
Besucher vorzusehen (Kurze<strong>in</strong>weisung und / o<strong>der</strong> betreuter Aufenthalt).<br />
Siehe hierzu auch Kapitel E: Personal.<br />
4 Messtechnische Erfassung des Umgebungse<strong>in</strong>flusses<br />
Das Partikelaufkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumatmosphäre resultiert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />
laufen<strong>der</strong> Produktion vor allem aus den erzeugnisspezifischen Prozessen<br />
sowie weiteren Faktoren wie Nutzungsgrad o<strong>der</strong> Personaldichte e<strong>in</strong>es<br />
<strong>in</strong>dividuellen Montagebereichs. Das Aufkommen von Makropartikeln <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Raumatmosphäre unterliegt standortspezifischen Gegebenheiten und<br />
lokalen Schwankungen. Die Sauberkeitsstufen können nicht mit allgeme<strong>in</strong><br />
gültigen Grenzwerten für messbare Größen, wie mittlere Sedimentationsrate<br />
o<strong>der</strong> Konzentration luftgetragener Partikel, belegt werden. E<strong>in</strong>e<br />
bedarfsweise Festlegung von Grenzwerten ist nach <strong>in</strong>dividuellen<br />
Erkenntnissen und Erfor<strong>der</strong>nissen zu treffen. Siehe hierzu Kapitel G:<br />
Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen.<br />
52
A ANHANG<br />
A.1 Erläuterungen zu luftgetragenen Partikeln<br />
A. Ubiquitäre Partikel<br />
Als solche werden unter dieser Überschrift diejenigen Partikel zusammengefasst,<br />
die mehr o<strong>der</strong> weniger zwangsläufig im Umfeld des Menschen<br />
anzutreffen s<strong>in</strong>d.<br />
Zu den faserförmigen Partikeln zählen vor allem Flusen, die häufig von<br />
Bekleidung, Verpackungsmaterialien, Papier sowie Wischtüchern<br />
herrühren. Deren Vorkommen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> natürlichen Atmosphäre relativ<br />
ger<strong>in</strong>g und von daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel hausgemacht. Saisonabhängig trägt die<br />
natürliche Atmosphäre e<strong>in</strong>e hohe Fracht an pflanzlichen Pollen und Samen.<br />
Ebenso treten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von bewirtschafteten Land-Flächen saisonabhängig<br />
auch kle<strong>in</strong>ste Pflanzenbestandteile und Bodenpartikel (M<strong>in</strong>eralien<br />
/ Sand) vermehrt <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Gerade was die natürlichen Schwebeteilchen<br />
anbelangt, spielt <strong>der</strong> diszipl<strong>in</strong>ierte Umgang mit Türen, Toren und<br />
Fenstern e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
Häufige typische und sozusagen hausgemachte Schwebeteilchen s<strong>in</strong>d auch<br />
Hautschuppen (mit Mikroorganismen) sowie fe<strong>in</strong>e Körperhaare des<br />
Personals. Ebenso: kompaktere Pigmentpartikel [auch Fe<strong>in</strong>staub], als<br />
Abrieb von leichten Materialien wie Kunststoffen, Holz, Gummi, Lacken etc.<br />
sowie aller Arten von Bodenbelägen; nicht zuletzt auch Ruß sowie Asche<br />
von Verbrennungsprozessen (auch Schweißprozesse, Zigarettenrauch).<br />
Insekten, beson<strong>der</strong>s die aktiv flugfähigen, mit <strong>der</strong>en Stoffwechselprodukten,<br />
haben e<strong>in</strong>e eigene Fortbewegungs- und Ausbreitungsstrategie und seien als<br />
Ausnahmefall <strong>in</strong> Sachen Partikeln zur Vollständigkeit erwähnt.<br />
B. Prozessspezifische / technische Partikel<br />
Bestimmte Erzeugnisse [speziell Filtermedien zur Fluidfiltration o<strong>der</strong><br />
Verbundwerkstoffe und Isoliermaterialien] können bei <strong>der</strong>en Verarbeitung<br />
per se faserförmige Partikel mit erhöhter Flug- und Ausbreitungsfähigkeit<br />
abgeben. Durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Luftwechselzahl, die über die übliche<br />
notwendige Rate zur Raumklimatisierung h<strong>in</strong>ausgeht, ist es möglich, den<br />
betreffenden Faseranteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre zu reduzieren bzw. die freigesetzten<br />
Fasern weg zu transportieren. E<strong>in</strong>zelheiten wie betreffen<strong>der</strong><br />
Raumbereich, Luftwechselzahl und Fe<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Schwebstofffilter [Filterklasse] s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell festzulegen. Eventuell ist auch<br />
e<strong>in</strong>e gezielte lokale Absaugung angezeigt bzw. ausreichend.<br />
53
Je näher man sich an die technischen Prozesse begibt, desto wahrsche<strong>in</strong>licher<br />
ist das Entstehen und Auftreten von Partikeln, die aufgrund <strong>der</strong><br />
Verhältnisse von Größe, spezifischem Gewicht und Formfaktor (Länge,<br />
Breite, Höhe) nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft schweben und auch durch übliche Raumluftströmungen<br />
nicht über nennenswerte Distanzen o<strong>der</strong> entgegen <strong>der</strong> Schwerkraft<br />
transportiert werden können. Hier können nur extreme Zugluft o<strong>der</strong><br />
Druckluftstöße zu e<strong>in</strong>er lokal begrenzten Ausbreitung führen. In <strong>der</strong> übergeordneten<br />
Atmosphäre e<strong>in</strong>er regulierten Fertigungsumgebung können<br />
solche potenziell kritischen Partikel nicht als luftgetragene Partikel vagabundieren.<br />
Wie<strong>der</strong>um kann bspw. die Luftströmung <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>räumen, mit<br />
typischen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten von ca. 0,5 m/s, die<br />
angesprochenen Partikel nicht (weg)transportieren. Im Gegenteil: Werden<br />
durch falsches Arrangement von Betriebsmitteln bzw. sonstiger<br />
Versperrungen lokale Geschw<strong>in</strong>digkeitsspitzen sowie e<strong>in</strong>e ungerichtete<br />
Strömung hervorgerufen, kann es erst zu e<strong>in</strong>er Ausbreitung von solchen<br />
Partikel kommen, die ansonsten mehr o<strong>der</strong> weniger ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t nach unten<br />
fallen würden.<br />
Ballistische Partikel: Die Ausbreitungsmöglichkeiten kritischer Makropartikel<br />
s<strong>in</strong>d schwerkraftbed<strong>in</strong>gtes Herabfallen am Entstehungsort sowie Verschleppung.<br />
Durch bewegte Betriebsmittelkomponenten o<strong>der</strong> auch rotierende<br />
Werkzeuge können dort vorhandene / entstehende Partikel beschleunigt<br />
und <strong>in</strong> das Umfeld geschleu<strong>der</strong>t werden.<br />
54
D: LOGISTIK<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Dieses Kapitel beschreibt die Maßnahmen zur Konzeption und Umsetzung<br />
e<strong>in</strong>es, an das Produkt angepassten Logistiksystems für sauberkeitskritische<br />
Bauteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage. Die Logistik kennzeichnet hier die Planung,<br />
Durchführung und Kontrolle des Materialflusses unter sauberkeitstechnischen<br />
Gesichtspunkten. Die Bereiche und Prozesse, die hiervon<br />
betroffen s<strong>in</strong>d, werden folgen<strong>der</strong>maßen abgegrenzt:<br />
- Verpackung<br />
- Transport (<strong>in</strong>ner- und außerbetrieblich)<br />
- Lagerung<br />
- Kommissionierung und Vere<strong>in</strong>zelung.<br />
Kernpunkte e<strong>in</strong>es sauberkeitsgerechten Logistikkonzeptes:<br />
Ziel e<strong>in</strong>er sauberkeitsgerechten Logistik ist, Bauteile, Komponenten und<br />
Aggregate <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgesehenen Sauberkeitsqualität an den Ort <strong>der</strong> Bestimmung<br />
zu br<strong>in</strong>gen. Im Speziellen wird hier die Anlieferung von Komponenten<br />
zu Montagestationen sowie die Auslieferung von Zusammenbauten zum<br />
Kunden betrachtet.<br />
Um die vorliegende Sauberkeit <strong>der</strong> Komponenten bzw. des Zusammenbaus<br />
durch die Logistik nicht negativ zu bee<strong>in</strong>flussen, dürfen diese durch die<br />
logistischen Prozesse nicht mit kritischen Partikeln verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />
Welche Partikelverunre<strong>in</strong>igungen als kritisch zu betrachten s<strong>in</strong>d, ist<br />
abhängig von <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> jeweiligen E<strong>in</strong>zelbauteile<br />
o<strong>der</strong> des Zusammenbaus. Dies bee<strong>in</strong>flusst den Aufwand zur Erhaltung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsqualität (siehe Kapitel A: Anwendungs- und Gültigkeitsbereich).<br />
Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Glie<strong>der</strong>ung des Kapitels<br />
und <strong>der</strong> behandelten Inhalte.<br />
55
Abb. D.1: Inhalte des Dokuments sauberkeitsgerechte Logistik<br />
2 GRUNDLAGEN<br />
2.1 Verpackung<br />
Wichtigster E<strong>in</strong>flussfaktor zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Sauberkeit ist die<br />
Verpackung. Diese hat die Aufgabe das Packgut (Bauteile o<strong>der</strong><br />
Baugruppen) bei Transport, Lagerung und weiterer Handhabung, bspw.<br />
Kommissionierung, vor Verunre<strong>in</strong>igung zu schützen. Durch unsachgemäße<br />
Verpackung, etwa durch E<strong>in</strong>satz verunre<strong>in</strong>igter Packstoffe o<strong>der</strong> bei<br />
ungeeigneter Packweise, kann e<strong>in</strong>e direkte Kontam<strong>in</strong>ation durch die<br />
Verpackung selbst erfolgen. Der E<strong>in</strong>fluss auf die Sauberkeit des Systems ist<br />
wesentlich, wenn die Komponenten vor und während <strong>der</strong> Montage nicht<br />
mehr gere<strong>in</strong>igt werden.<br />
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen <strong>in</strong><br />
Zusammengang mit Verpackungen.<br />
56<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Logistik<br />
• Planung<br />
• Durchführung<br />
• Kontrolle des<br />
Materialflusses<br />
Verpackung – Kapitel D 2.1<br />
Auslegung<br />
Kommissionierung<br />
Transport<br />
Lagerung<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
Zuständigkeiten<br />
Logistische Prozesse –<br />
Kapitel D 2.2<br />
<strong>in</strong>tern<br />
extern
Kontam<strong>in</strong>ation<br />
durch verunre<strong>in</strong>igtes<br />
Packmittel<br />
2<br />
Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />
Partikelabrieb<br />
am Packmittel<br />
1<br />
3<br />
Kontam<strong>in</strong>ation<br />
aus <strong>der</strong><br />
Umgebung<br />
Partikelabrieb<br />
am Bauteil<br />
Partikel-<br />
Verschleppung an:<br />
Korrosion <strong>der</strong><br />
Bauteile<br />
6<br />
Werker Betriebsmittel<br />
5<br />
angrenzende<br />
Verpackung / Bauteile<br />
Produktionsumgebung<br />
Abb. D.2: Mechanismen, welche zur Verunre<strong>in</strong>igung des Packguts führen<br />
können und durch die Verpackung bee<strong>in</strong>flusst werden<br />
Aus diesem Grund liegt <strong>der</strong> erste Schwerpunkt dieses Kapitels auf <strong>der</strong><br />
Festlegung <strong>der</strong> sauberkeitsgerechten Verpackung. Wichtig ist <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang die Unterscheidung zwischen <strong>in</strong>nerer und äußerer<br />
Verpackung, da für diese unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen zu beachten s<strong>in</strong>d.<br />
Das Packmittel, dessen <strong>in</strong>nere Oberfläche <strong>in</strong> direktem Kontakt mit dem<br />
Bauteil steht, wird als <strong>in</strong>nere Verpackung bezeichnet. Die Auslegung <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>neren Verpackung richtet sich deshalb nach den Merkmalen <strong>der</strong> Bauteile<br />
(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, Geometrie und Gewicht). Durch<br />
e<strong>in</strong>e produktangepasste <strong>in</strong>nere Verpackung kann die Verunre<strong>in</strong>igung<br />
entsprechend <strong>der</strong> Mechanismen #1 bis #5 (siehe Abb. D.2) reduziert<br />
werden.<br />
Mit äußerer Verpackung wird <strong>der</strong> Bestandteil <strong>der</strong> Verpackung bezeichnet,<br />
dessen Oberfläche aktuell <strong>in</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung steht.<br />
Etwa die Außenfläche e<strong>in</strong>es Beutels, e<strong>in</strong>es KLTs. Um Abgabe von Partikeln<br />
von <strong>der</strong> äußeren Verpackung an die Montageumgebung und somit<br />
potenzielle Partikelverschleppung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, muss auch das äußere<br />
Verpackungskonzept angepasst werden. Dieses richtet sich nach <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe (SaS) des Montagebereichs <strong>in</strong> den das Packgut<br />
e<strong>in</strong>geschleust werden soll. Dadurch wird das Risiko <strong>der</strong> Partikel-<br />
Verschleppung (siehe Abb. D.2) m<strong>in</strong>imiert.<br />
4<br />
57
Evtl. vorhandene zusätzliche Verpackungen um die direkte Bauteil-<br />
Verpackung werden als Umverpackungen bezeichnet. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür<br />
ist e<strong>in</strong>e Stretchfolie um e<strong>in</strong>en KLT. In diesem Fall ist die äußere Oberfläche<br />
<strong>der</strong> Umverpackung die äußere Verpackung. Wird die Umverpackung<br />
entfernt, so steht die Außenfläche <strong>der</strong> direkten Verpackung <strong>in</strong><br />
Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung und wird zur äußeren Verpackung. Da<br />
es sich auch um die direkte Bauteilverpackung handelt, ist diese gleichzeitig<br />
die <strong>in</strong>nere Verpackung.<br />
2.2 Logistische Prozesse<br />
E<strong>in</strong>e effektive und wirtschaftliche Auswahl des geeigneten Packmittels setzt<br />
weiterh<strong>in</strong> voraus, dass das gesamte Materialflusskonzept, von <strong>der</strong> Anlieferung<br />
<strong>der</strong> Bauteile bis zur Auslieferung <strong>der</strong> Baugruppen, durchgehend<br />
sauberkeitsgerecht festgelegt wird.<br />
Der zweite Schwerpunkt des Kapitels beschreibt hierzu das sauberkeitsgerechte<br />
E<strong>in</strong>schleusen von Komponenten <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche, <strong>der</strong>en<br />
Kommissionierung und Lagerung sowie das Verpacken und Ausschleusen<br />
<strong>der</strong> Baugruppen aus den Sauberkeitsbereichen. Wichtig ist, dass bei diesen<br />
logistischen Prozessen ke<strong>in</strong> Schmutz <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich verschleppt<br />
wird. Die Organisation und Ausführung dieser Vorgänge richten sich<br />
deshalb nach <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs.<br />
Die nachfolgende Abbildung beschreibt die Kriterien und Vorgehensweise<br />
zur Entwicklung des Verpackungskonzeptes und <strong>der</strong> logistischen Prozesse.<br />
Abb. D.3: Kriterien und Vorgehensweise zur Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />
sauberkeitsgerechten Logistikkonzepts<br />
58<br />
<strong>Teil</strong>systeme des sauberkeitsgerechten Logistikkonzepts<br />
1 Verpackungskonzept<br />
2<br />
Bauteil spezifische<br />
Merkmale<br />
Verpackung<br />
<strong>in</strong>nen<br />
Verpackung<br />
außen<br />
SaS - Sauberkeitsstufe<br />
Montagebereich<br />
Innerbetriebliches Schleusenund<br />
Transportkonzept<br />
logistische<br />
Prozesse
3 AUSLEGUNG<br />
3.1 Konstruktive Maßnahmen<br />
3.1.1 Verpackung<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Verpackung ist <strong>der</strong> Schutz des Packgutes vor Verunre<strong>in</strong>igung<br />
bei Transport, Lagerung und Handhabung. Die Festlegung des Verpackungskonzeptes<br />
unterteilt sich <strong>in</strong> die Unterpunkte <strong>in</strong>nere und äußere<br />
Verpackung.<br />
Innere Verpackung:<br />
Die Auslegung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Verpackung richtet sich nach den Merkmalen<br />
<strong>der</strong> Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen. Diese Merkmale s<strong>in</strong>d:<br />
- Sauberkeitsspezifikation<br />
- Lage <strong>der</strong> sauberkeitskritischen Oberflächen am Bauteil (Innen /<br />
Außen)<br />
- Größe und Gewicht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile, bzw. des gesamten Packgutes<br />
- Material und Oberflächenbeschaffenheit<br />
- Geometrie<br />
Diese Merkmale bilden die Kriterien zur letztendlichen Auswahl von<br />
Packweise, Packmittel und Packstoff.<br />
• Packweise<br />
Die Packweise beschreibt die grundsätzliche Art <strong>der</strong> Platzierung des<br />
Packguts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung und hat e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Entstehung von Abriebpartikeln am Bauteil und am Packmittel (siehe Abb.<br />
D.2 Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus #3 und #4). Liegen sämtliche Bauteile<br />
zusammen ohne Orientierung im Behältnis, so wird die Packweise als<br />
Schüttgut bezeichnet. Werden die E<strong>in</strong>zelbauteile zusammen im Behältnis<br />
orientiert platziert und <strong>in</strong> Schichten gestapelt, spricht man von Schichtgut.<br />
Im Gegensatz dazu werden beim Setzgut die Bauteile e<strong>in</strong>zeln mit<br />
entsprechen<strong>der</strong> Orientierung <strong>in</strong> Fächer o<strong>der</strong> Halterungen platziert. Bei<br />
großen Komponenten o<strong>der</strong> Aggregaten, welche e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> speziell<br />
angepassten Ladungsträgern verpackt werden, spricht man von<br />
E<strong>in</strong>zelstückgut.<br />
59
60<br />
Schüttgut-Packweise Schichtgut-Packweise Setzgut-Packweise<br />
Abb. D.4: Packweisen zur Positionierung des Packgutes im Packmittel<br />
Die Packweise richtet sich nach Größe, Gewicht, Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit<br />
des Packgutes. In Abhängigkeit dieser Bauteilmerkmale<br />
besteht beim Schüttgut e<strong>in</strong> hohes Risiko <strong>der</strong> Erzeugung von Abriebpartikeln,<br />
bis h<strong>in</strong> zur Beschädigung des Packguts. Beim Schichtgut ist diese<br />
Gefahr ger<strong>in</strong>ger, da die Beweglichkeit <strong>der</strong> Bauteile e<strong>in</strong>geschränkt ist und<br />
e<strong>in</strong>zelne Bauteilschichten mit Zwischenlagen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt<br />
vorliegen. Werden die Bauteile als Setzgut verpackt und entsprechend<br />
zusätzlich fixiert (beispielweise durch formschlüssige Vertiefung o<strong>der</strong><br />
Halterung), so kann die Entstehung von Abriebpartikeln und Beschädigung<br />
<strong>der</strong> Bauteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung weitgehend ausgeschlossen werden.<br />
Packweise Beschreibung Packmittel typische E<strong>in</strong>satzgebiete Beispiele<br />
Schüttgut<br />
Schichtgut<br />
Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Verpackung <strong>in</strong> alle<br />
Richtungen frei beweglich<br />
Bauteile berühren sich<br />
gegenseitig und können<br />
ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> schlagen<br />
Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Ladungsträger gestapelt<br />
e<strong>in</strong>zelne Schichten s<strong>in</strong>d<br />
mit Zwischenlagen<br />
getrennt<br />
Bauteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Schichten berühren sich<br />
Standardladungsträger<br />
und Beutel<br />
Standardladungsträger,Son<strong>der</strong>ladungsträger<br />
evtl. mit<br />
Zwischenlagen<br />
<strong>Teil</strong>e, die Aufgrund von<br />
Masse, Geometrie und<br />
Oberfläche ger<strong>in</strong>ge<br />
mechanische Schädigungswirkung<br />
haben<br />
Bauteile mit ger<strong>in</strong>ger<br />
Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />
o<strong>der</strong> ausschließlich mit<br />
<strong>in</strong>nen liegenden<br />
Funktionsflächen<br />
Bauteile, die aufgrund ihrer<br />
Masse, Größe und<br />
Oberfläche nicht geschüttet<br />
werden dürfen<br />
Bauteile mit ger<strong>in</strong>gerer<br />
Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />
o<strong>der</strong> mit <strong>in</strong>nen liegenden<br />
Funktionsflächen<br />
Schrauben,<br />
Fe<strong>der</strong>n,<br />
Dichtr<strong>in</strong>ge,<br />
Lagerkugeln<br />
Gehäuse von<br />
Turbola<strong>der</strong>n,<br />
Steuergeräte,<br />
Leitungen
Packweise Beschreibung Packmittel typische E<strong>in</strong>satzgebiete Beispiele<br />
Setzgut<br />
E<strong>in</strong>zel-<br />
Stückgut<br />
Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
angepassten Träger<br />
(Vertiefung, Fach,<br />
Formschluss) e<strong>in</strong>gesetzt<br />
Bauteile s<strong>in</strong>d im Träger<br />
fixiert o<strong>der</strong> mit ger<strong>in</strong>ger<br />
rel. Bewegung<br />
Bauteile s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelt<br />
und können sich nicht<br />
berühren<br />
Bauteile werden e<strong>in</strong>zeln<br />
(pro Ladungsträger nur<br />
e<strong>in</strong> Bauteil) verpackt und<br />
transportiert<br />
Standardladungsträger<br />
/ Son<strong>der</strong>ladungsträger,<br />
entwe<strong>der</strong> mit E<strong>in</strong>satz<br />
(z. B. Formträger,<br />
Fächerrahmen,<br />
Gefache) o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Ladungsträger selbst<br />
weist Vertiefungen<br />
o<strong>der</strong> Halterungen zur<br />
Bauteilaufnahme auf<br />
an das E<strong>in</strong>zelstückgut<br />
angepasster<br />
Son<strong>der</strong>ladungsträger,<br />
evtl. mit Formträger,<br />
Vertiefungen<br />
Bauteile mit empf<strong>in</strong>dlichen,<br />
außen liegenden<br />
Oberflächen<br />
Bauteile die automatisiert<br />
(z. B. mit Greifer)<br />
entnommen werden<br />
sperrige Bauteile<br />
schwere Bauteile<br />
mit ger<strong>in</strong>gen<br />
Abnahmemengen<br />
Kurbelwelle,<br />
Nockenwelle,<br />
Injektor,<br />
Steckerleisten<br />
Aggregate<br />
und Großkomponenten<br />
Tabelle D.1: Packweisen, zugehörige Packmittel und typische E<strong>in</strong>satzgebiete<br />
Grundsätzlich gilt: Je höher die Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> zu verpackenden<br />
Bauteile, desto wichtiger ist e<strong>in</strong>e Fixierung <strong>der</strong> Bauteile und<br />
somit das Vermeiden von Abriebpartikeln.<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Weisen die Bauteile lediglich <strong>in</strong>liegende sauberkeitskritische Oberflächen<br />
auf, beispielsweise Leitungen mit Verschlussklappen, so s<strong>in</strong>d diese<br />
Kontam<strong>in</strong>ationsmechanismen von untergeordneter Bedeutung.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Lagerkugeln haben zwar sehr hohe Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, da diese im<br />
Gegenzug sehr ger<strong>in</strong>ge Oberflächenempf<strong>in</strong>dlichkeiten aufweisen und somit<br />
ke<strong>in</strong>e Abriebpartikel erzeugen können, ist die Packweise nebensächlich.<br />
Die Tabelle D.1 fasst die Grundzüge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Packweisen, sowie<br />
typischerweise e<strong>in</strong>gesetzte Packmittel und E<strong>in</strong>satzzwecke zusammen.<br />
• Packmittel<br />
Die direkte Verunre<strong>in</strong>igung des Packgutes (siehe Abb. D.2 Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus<br />
#2) durch die Verpackung, wird durch den<br />
Sauberkeitszustand des Packmittels bestimmt. Dieser ist abhängig von <strong>der</strong><br />
Art, Nutzungsweise, Lebensdauer und Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Packmittel.<br />
Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie vorherrschende Verwendung von Behältern<br />
(bspw. Gitterboxen und KLT) aus Benutzerpoolsystemen bed<strong>in</strong>gt, dass<br />
diese nicht nur für sauberkeitskritische Erzeugnisse genutzt werden,<br />
son<strong>der</strong>n auch für die Aufnahme und den Transport stark verunre<strong>in</strong>igter<br />
Güter. Auch wenn die Behältnisse anschließend bei e<strong>in</strong>em Dienstleister<br />
gere<strong>in</strong>igt werden, hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gezeigt, dass <strong>in</strong> diesen Pool-<br />
Behältern kritische Verunre<strong>in</strong>igungen nicht ausgeschlossen werden können.<br />
Dies trifft vor allem bei undef<strong>in</strong>ierter Re<strong>in</strong>igung, z. B. Dampfstrahlen o<strong>der</strong><br />
61
Auskehren <strong>der</strong> Behälter zu. Die Eignung e<strong>in</strong>es Packmittels (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
von Pool-Behältern) zur direkten Aufnahme sauberkeitskritischer<br />
Komponenten und Baugruppen ist daher von dem Verpackungsplaner im<br />
Vorfeld zu überprüfen. Gegebenenfalls ist die Installation e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />
Behälterre<strong>in</strong>igungsanlage notwendig.<br />
Im Folgenden wird die Eignung <strong>der</strong> gängigsten Packmittel <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung an das Packgut betrachtet und bewertet. Diese<br />
s<strong>in</strong>d als Orientierungshilfe zu verstehen und können fundierte Untersuchungen<br />
seitens des Planers nicht ersetzen.<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Die Beurteilung, ob die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Baugruppe tendenziell eher hoch o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d, kann nicht an e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Partikelgröße festgemacht werden. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung kann jedoch<br />
analog zur Auswahl <strong>der</strong> Montageumgebung (z. B. Sauberraum o<strong>der</strong><br />
Sauberzone) erfolgen. Bauteile, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>raum <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe #3 montiert werden, haben somit tendenziell hohe<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Bef<strong>in</strong>den sich die sauberkeitskritischen Oberflächen im Inneren des Bauteils<br />
bspw. bei Leitungen o<strong>der</strong> Gehäusen von Turbola<strong>der</strong>n, so ist die<br />
Verschleppungsgefahr von kritischen Partikeln des Packmittels sehr ger<strong>in</strong>g.<br />
In diesem Fall können auch bei hohen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen weniger<br />
aufwändige Verpackungskonzepte herangezogen werden.<br />
Beutel: Beutel als E<strong>in</strong>wegverpackung eignen sich als Packmittel für<br />
Bauteile sämtlicher Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen. Da die Grundsauberkeit von<br />
Beuteln herstellungsbed<strong>in</strong>gt deutlich variieren kann, sollte die Eignung e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Beutelvariante (vor allem für Bauteile mit hohen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen) überprüft werden. Zur Verdeutlichung <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Grundsauberkeit von Beuteln, bef<strong>in</strong>den sich im Anhang<br />
dieses Kapitels Sauberkeitswerte von diversen Beutelvarianten bspw.<br />
Klippverschlussbeutel und Folienbeutel <strong>in</strong> verschiedenen Qualitäten.<br />
Um den E<strong>in</strong>trag von Partikeln <strong>in</strong> den Beutel ausschließen zu können, muss<br />
dieser sicher verschlossen werden. Idealerweise verfügen Beutel bereits<br />
über entsprechende Verschlussmöglichkeiten (z. B. Klipp) o<strong>der</strong> werden<br />
verschweißt. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Beutel grundsätzlich E<strong>in</strong>wegverpackungen.<br />
KLT: Die Sauberkeit e<strong>in</strong>es KLT ist stark von dessen E<strong>in</strong>satz und Re<strong>in</strong>igung<br />
abhängig. Undef<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igte KLT aus dem Pool können Späne bis<br />
mehrere Millimeter aufweisen und s<strong>in</strong>d deshalb als direkte<br />
Bauteilverpackung für sauberkeitskritische Bauteile grundsätzlich nicht<br />
geeignet. Die Bauteile sollten deshalb stets zusätzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beutel o<strong>der</strong><br />
Tiefziehfolie / Blistertray verpackt werden.<br />
62
Bei Bauteilen mit ger<strong>in</strong>ger Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung kann auf e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Innenverpackung verzichtet werden, wenn die Sauberkeit des KLT<br />
durch def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung (z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen Behälterre<strong>in</strong>igungsanlage)<br />
gewährleistet werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e bei Verwendung<br />
von KLT aus e<strong>in</strong>em geschlossenen <strong>in</strong>ternen Kreislaufsystem ist dies<br />
zulässig.<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Auch das Verschließen <strong>der</strong> kritischen Öffnungen <strong>der</strong> Bauteile mit sauberen<br />
Schutzkappen kann die Verwendung von zusätzlichen Beuteln im KLT<br />
ersetzen.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: KLT s<strong>in</strong>d stets mit Deckel zu stapeln. Stellt <strong>der</strong> Boden des oberen KLT den<br />
Deckel des unteren KLT dar, besteht die Gefahr <strong>der</strong> Partikelverschleppung <strong>in</strong><br />
das KLT-Innere. Des Weiteren sollte <strong>der</strong> Deckel den KLT-Rand umschließen.<br />
Inliegende Deckel, z. B. Standard-Deckel von C-KLT, s<strong>in</strong>d zu vermeiden.<br />
Gitterbox: Standard-Gitterboxen nach DIN 15155 bergen, aufgrund ihrer<br />
Ausführung und Nutzung, e<strong>in</strong> hohes Verunre<strong>in</strong>igungspotenzial. Diese dürfen<br />
deshalb nur mit zusätzlicher Innenverpackung e<strong>in</strong>gesetzt werden. Neben<br />
Beuteln eignen sich hierzu saubere Hohlkammerplatten (Kunststoffplatte mit<br />
Hohlprofil) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation beschichtete<br />
Hartkartonagen (siehe Abschnitt Packstoff).<br />
Holzkisten und -paletten: Holzkisten und Holzpaletten s<strong>in</strong>d analog zu<br />
Standard-Gitterboxen grundsätzlich als direkte Verpackung sauberkeitskritischer<br />
Bauteile nicht zulässig.<br />
Tiefziehfolie / Blistertray: Blister und Tiefziehfolien dienen <strong>der</strong> losen o<strong>der</strong><br />
festen Vere<strong>in</strong>zelung von Bauteilen als Setzgutverpackung. Diese werden<br />
häufig <strong>in</strong> Behältnisse e<strong>in</strong>gesetzt und dienen <strong>der</strong> Lagefixierung <strong>der</strong> Bauteile.<br />
Werden mehrere Blister gestapelt ergibt sich e<strong>in</strong>e geschlossene<br />
Innenverpackung, weshalb auch auf die Sauberkeitsqualität <strong>der</strong> Unterseite<br />
geachtet werden muss.<br />
Da Tiefziehfolien und Blister produktbezogen ausgeführt s<strong>in</strong>d und nicht im<br />
Poolsystem verwendet werden, ist das Risiko e<strong>in</strong>er Verschleppung von<br />
Partikeln an<strong>der</strong>er Bauteile deutlich ger<strong>in</strong>ger als beim KLT. Diese s<strong>in</strong>d somit<br />
zur direkten Aufnahme von Bauteilen sämtlicher Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
geeignet. Auf e<strong>in</strong>e regelmäßige Re<strong>in</strong>igung zur Sicherstellung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsqualität kann trotzdem nicht verzichtet werden. Bei hohen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen wird e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen<br />
Durchlauf-Re<strong>in</strong>igungsanlage empfohlen.<br />
• Packstoff<br />
Der Packstoff (Material des Packmittels) hat e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Entstehung von Abriebpartikeln am Packmittel selbst (siehe Abb. D.2<br />
63
Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus #3). Die Auswahl des Packmittels bestimmt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel den Packstoff, da bestimmte Packmittel nur aus bestimmten<br />
Materialien (bspw. KLT nur aus thermoplastischen Kunststoffen) erhältlich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Kartonage: Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Abriebfestigkeit s<strong>in</strong>d Kartonagen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
sauberkeitskritischen Produktion nicht als direkte Bauteilumverpackung<br />
zulässig. Ausnahmen bilden abriebfeste Kartonagen, beispielsweise<br />
beschichtete Hartkartonagen. Diese s<strong>in</strong>d zur direkten Verpackung von<br />
Bauteilen und Baugruppen geeignet, wenn organische Fasern und Partikel<br />
<strong>der</strong>en Funktion nicht bee<strong>in</strong>trächtigen können. Kartonagen s<strong>in</strong>d analog zu<br />
Beuteln nur als E<strong>in</strong>wegverpackungen zu verwenden.<br />
Papier: Standardpapier sollte grundsätzlich nicht zur Auslage von Behältern<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. VCI-Papier darf verwendet werden, wenn das Bauteil<br />
nicht kritisch auf organische Fasern / Partikel (Zellulosepartikel) reagiert. Im<br />
Zweifelsfall s<strong>in</strong>d diese durch VCI-Folie zu ersetzen.<br />
Metall: Aufgrund <strong>der</strong> hohen Entstehungsgefahr von kritischen Abriebpartikeln<br />
(<strong>in</strong>sb. bei beschichteten Metallbehältern) dürfen Bauteile nicht<br />
direkt <strong>in</strong> Metallbehälter verpackt werden.<br />
Kunststoff: Thermoplastische Kunststoffe, wie bspw. bei Standard-KLT<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, s<strong>in</strong>d als Packstoff grundsätzlich geeignet. Bauteile die aufgrund<br />
ihrer Bauform und Oberfläche Abriebpartikel am Packstoff erzeugen<br />
können, sollten entsprechend fixiert werden (siehe Abschnitt Packweise).<br />
Füllmittel: Wenn möglich auf Füllmittel verzichten. Geeignet s<strong>in</strong>d etwa<br />
Luftpolsterkissen, Luftpolsterfolie und PE-Schaumfolie. Nicht zu verwenden<br />
s<strong>in</strong>d Holzwolle, Pappe, Papier- und Kartonschnipsel, Chips, Popcorn,<br />
Textilien, etc.<br />
Trennlagen / Gefache: Trennmittel dienen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>zelung <strong>der</strong> Bauteile<br />
im Behältnis, mit dem Ziel, dass diese sich gegenseitig nicht berühren<br />
können (z. B. Gefache o<strong>der</strong> Zwischenlage). Grundsätzlich dürfen lediglich<br />
Trennmittel aus abriebarmen Materialien e<strong>in</strong>gesetzt werden. Geeignet s<strong>in</strong>d<br />
beschichtete Hartkartonagen (nur als E<strong>in</strong>wegpackmittel zu verwenden)<br />
sowie abriebfeste Holkammer- und Leichtbauplatten z. B. aus PP, PE.<br />
Zusammenfassung direkter Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen durch<br />
Packmittel<br />
64
Nachfolgende Tabelle fasst die Möglichkeiten zur M<strong>in</strong>imierung des Risikos<br />
e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung des Packgutes durch Optimierung von Packweise,<br />
Packmittel und Materialien zusammen.<br />
Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismus<br />
#1 Partikele<strong>in</strong>trag<br />
aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
#2 Verschleppung<br />
vom<br />
Packmittel auf<br />
das Packgut<br />
#3 Partikelabrieb<br />
am Packmittel<br />
#4 Partikelabrieb<br />
am Bauteil<br />
#5 Bauteil-<br />
Korrosion<br />
Beschreibung Beispiel Gegen-Maßnahmen<br />
Bauteil wird durch<br />
Partikel, welche von<br />
außen <strong>in</strong> die Verpackung<br />
gelangen, verunre<strong>in</strong>igt<br />
natürlicher Staub<br />
Partikel aus <strong>der</strong> Produktion<br />
Haare, Fasern vom Werker<br />
Packmittel s<strong>in</strong>d durch Packmittel, die<br />
Lagerung o<strong>der</strong> unsachgemäß gere<strong>in</strong>igt<br />
vorherigen Transport angeliefert und direkt weiter<br />
verunre<strong>in</strong>igt und verwendet werden<br />
verschleppen diese<br />
Partikel auf die Bauteile falsch gelagerte Packmittel<br />
Das Packmaterial gibt<br />
Partikel an das Bauteil<br />
ab o<strong>der</strong> die zu transportierenden<br />
Bauteile<br />
beschädigen die<br />
Oberfläche des<br />
Packmittels durch<br />
Abrieb und werden<br />
dabei verunre<strong>in</strong>igt<br />
Die Bauteile<br />
beschädigen sich<br />
gegenseitig und<br />
verunre<strong>in</strong>igen dabei<br />
Bauteile korrodieren<br />
während des<br />
Packvorgangs,<br />
Transports, Lagerung<br />
elektrostatisch aufgeladene<br />
Packmittel fungieren als<br />
Schmutzfänger<br />
Schüttgüter, leicht bewegliche<br />
Schichtgüter und lose<br />
Setzgüter mit scharfen<br />
Kanten <strong>in</strong> zu weichen o<strong>der</strong><br />
spröden Packmitteln, z. B.<br />
Holz, Kartonagen o<strong>der</strong><br />
poröse Kunststoffe<br />
Schüttgüter und leicht<br />
bewegliche Schichtgüter mit<br />
scharfen Kanten<br />
Bauteile aus unlegiertem<br />
o<strong>der</strong> niedrig legiertem Stahl<br />
verschließen des<br />
Ladungsträgers<br />
verwenden von Beutel im<br />
Behälter<br />
regelmäßiges Re<strong>in</strong>igen und<br />
Kontrolle <strong>der</strong> Ladungsträger<br />
sauberen Beutele<strong>in</strong>satz<br />
verwenden<br />
leitfähige Materialien<br />
verwenden<br />
gut re<strong>in</strong>igbare Materialien und<br />
Geometrien verwenden<br />
Bauteile fixieren<br />
möglichst hohe Packungsdichte<br />
bei Schichtgütern im LT<br />
bei Schüttgütern <strong>in</strong> Beutel<br />
vakuumieren, wenn Stabilität<br />
gewährleistet werden kann<br />
Verwendung abriebarmer<br />
Materialien<br />
ke<strong>in</strong>e beschädigten Packmittel<br />
verwenden<br />
Bauteile als Setzgut (z. B. mit<br />
Gefache) o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelstückgut<br />
verpacken<br />
bei Schüttgütern <strong>in</strong> Beutel<br />
vakuumieren<br />
Verwendung von VCI-<br />
Materialien als Packmittel o<strong>der</strong><br />
Korrosionsschutzmittel<br />
Bauteile nur mit Handschuhen<br />
handhaben<br />
Tabelle D.2: Verunre<strong>in</strong>igungsmechanismen des Packguts durch Verpackung<br />
und Transport sowie Möglichkeiten diese zu vermeiden bzw. zu<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
65
Äußere Verpackung:<br />
Bei den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe steht nicht <strong>der</strong> Schutz des zu verpackenden Bauteils im<br />
Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n die Wirkung des Packmittels nach außen <strong>in</strong> den<br />
Raum. Hauptaugenmerk ist die Abgabe von Partikeln und Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
an die Produktionsumgebung, was wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Verschleppung <strong>der</strong><br />
dort gelagerten, zu montierenden o<strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile führen<br />
kann.<br />
Je höher die Sauberkeitsstufe des Bereiches ist (siehe Kapitel C:<br />
Umgebung), <strong>in</strong> welche die Bauteile e<strong>in</strong>geschleust werden sollen, desto<br />
höher s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an die Verpackungs- und<br />
Hilfsmittel. E<strong>in</strong> Ladungsträger bzw. Behälter gilt dann als sauber, wenn<br />
dieser die firmenspezifischen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt.<br />
Verpackungen sollten folgende Eigenschaften aufweisen:<br />
66<br />
- Oberflächen sollten so wenig Kontam<strong>in</strong>ation wie möglich verbreiten<br />
o<strong>der</strong> erzeugen.<br />
- Sie sollten rissfreie und undurchlässige Oberflächen aufweisen.<br />
- Sie sollten Eigenschaften aufweisen, die die Entstehung von<br />
Kontam<strong>in</strong>ation durch Abrieb und Spanbildung auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß<br />
beschränken.<br />
- leicht zu re<strong>in</strong>igende Geometrien aufweisen<br />
Die Auswahl <strong>der</strong> äußeren Verpackung erfolgt <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe des Montagebereichs.<br />
KLT: Unverpackte KLT dürfen <strong>in</strong> die Sauberzone (SaS1) e<strong>in</strong>geschleust<br />
werden, wenn ke<strong>in</strong>e signifikante Verschleppungsgefahr auf kritische<br />
Bereiche besteht.<br />
KLT-Behältnisse, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberraum (SaS2) e<strong>in</strong>geschleust<br />
werden sollen, müssen während des Transports außerhalb dieses<br />
Sauberkeitsbereichs zusätzlich verpackt werden, etwa mittels E<strong>in</strong>schlagen<br />
<strong>in</strong> Stretchfolie und Abdecken mit Haube. Mit Zwischenlagen (z.B.<br />
Hohlkammerplatten, beschichtete abriebfeste Kartonage) kann zusätzlich<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass die Transportpalette die erste bzw. unterste Lage<br />
<strong>der</strong> KLTs verunre<strong>in</strong>igt.<br />
In e<strong>in</strong>en Re<strong>in</strong>raum (SaS3) dürfen ausschließlich saubere KLT aus dem<br />
def<strong>in</strong>ierten Firmenkreislauf e<strong>in</strong>geschleust werden, welche regelmäßige
Re<strong>in</strong>igungszyklen und Kontrollen durchlaufen (ke<strong>in</strong>e undef<strong>in</strong>ierten<br />
Ladungsträger aus dem Benutzerpool-System). Bei Transport außerhalb<br />
dieses Sauberkeitsbereichs müssen KLT zusätzlich umverpackt werden,<br />
z. B. mittels E<strong>in</strong>schlagen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schweißen <strong>in</strong> Folie und Abdecken mit<br />
Haube.<br />
Gitterboxen, Beschichtete Stahl-Behälter, Metallpalette und Gestelle:<br />
Beschichtete Stahl-Behälter dürfen <strong>in</strong> die saubere Montagezone (SaS1)<br />
e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungsgefahr von kritischen<br />
Partikeln <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht. Hierzu s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />
e<strong>in</strong>zuführen, die verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass die Sauberzone verunre<strong>in</strong>igt werden<br />
kann. Diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d:<br />
- Ke<strong>in</strong>e offensichtlich beschädigten o<strong>der</strong> verschmutzten Gitterboxen<br />
e<strong>in</strong>schleusen<br />
- Abstellen <strong>der</strong> Gitterboxen <strong>in</strong> Schalungen (sog. Untertassen), um<br />
Partikel von <strong>der</strong> Unterseite <strong>der</strong> Gitterboxen e<strong>in</strong>zufangen. Diese s<strong>in</strong>d<br />
regelmäßig zu re<strong>in</strong>igen.<br />
- Behälter nicht direkt bis zur Montagel<strong>in</strong>ie fahren, son<strong>der</strong>n lediglich<br />
bis h<strong>in</strong>ter die entsprechende Zonengrenze, wo e<strong>in</strong> Umladen <strong>der</strong><br />
Bauteile auf Rollwägen stattf<strong>in</strong>det.<br />
- Das Entpacken <strong>der</strong> Gitterboxen, Entnehmen <strong>der</strong> Bauteile und<br />
Durchführung <strong>der</strong> Montagetätigkeit sollte nicht von <strong>der</strong>selben<br />
Person durchgeführt werden.<br />
In Bereichen mit SaS2 und SaS3 s<strong>in</strong>d beschichtete Stahlbehälter/Gitterboxen<br />
nicht zulässig.<br />
Unbeschichtete Metallgestelle (z. B. Rungen zur Bauteilaufnahme <strong>in</strong><br />
Re<strong>in</strong>igungsanlagen) dürfen <strong>in</strong> sämtliche Bereiche e<strong>in</strong>geschleust werden,<br />
wenn diese die entsprechende Sauberkeit aufweisen, z. B. aus Edelstahl,<br />
ohne Roststellen und Beschädigungen.<br />
Holz-GLT (z. B. Übersee-Transportkiste) und Holzpalette: Sobald e<strong>in</strong><br />
Montagebereich mit Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen belegt ist, dürfen Transportkisten<br />
aus Holz nicht verwendet werden. Holzpaletten s<strong>in</strong>d analog zu<br />
Gitterboxen zu behandeln.<br />
Kunststoff-GLT (z. B. faltbarer GLT mit <strong>in</strong>tegrierter Palette) und<br />
Kunststoffpalette: GLT-Behältnisse aus Kunststoff dürfen <strong>in</strong> die<br />
Sauberzone (SaS1) e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungs-<br />
67
gefahr kritischer Partikel <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht. Gegebenenfalls<br />
s<strong>in</strong>d Maßnahmen wie beim E<strong>in</strong>schleusen e<strong>in</strong>er Gitterbox durchzuführen.<br />
In e<strong>in</strong>en Sauberraum (SaS2) dürfen Kunststoff-GLT nur aus dem <strong>in</strong>ternen<br />
Kreislaufsystem e<strong>in</strong>geschleust werden. Zusätzlich müssen diese beim<br />
Transport außerhalb dieses Sauberkeitsbereichs umverpackt werden (z. B.<br />
Stretchfolie). Im Re<strong>in</strong>raum (SaS3) s<strong>in</strong>d Kunststoff-GLT nicht zulässig.<br />
Kunststoffpaletten dürfen nur <strong>in</strong> sauberem Zustand <strong>in</strong> Montagezonen mit<br />
SaS1 e<strong>in</strong>geschleust werden. In Sauber- und Re<strong>in</strong>räumen (SaS2 und SaS3)<br />
gilt zusätzlich, dass nur saubere Kunststoffpaletten aus dem <strong>in</strong>ternen<br />
Kreislaufsystem e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen.<br />
Tiefziehfolie / Blistertray und Beutel: Blister und Beutel dürfen <strong>in</strong> die<br />
Sauberzone SaS1 e<strong>in</strong>geschleust werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verschleppungsgefahr<br />
kritischer Partikel <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich besteht.<br />
Sollen Blister und Beutel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauber- o<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raum (SaS2 bzw.<br />
SaS3) e<strong>in</strong>gebracht werden, müssen diese während des Transports<br />
zusätzlich verpackt se<strong>in</strong>. Beispielsweise <strong>in</strong> verschlossenem KLT o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
zusätzlichem Beutel e<strong>in</strong>geschweißt.<br />
Son<strong>der</strong>ladungsträger: Son<strong>der</strong>ladungsträger s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich Material und<br />
Ausführung an die Sauberkeitsstufe anzupassen, um die Eigenpartikelabgabe<br />
und Verschleppung von Partikel <strong>in</strong> den sauberen<br />
Montagebereich zu m<strong>in</strong>imieren.<br />
Folie (als Umverpackung z. B. für KLT): Folie als Umverpackung ist vor<br />
dem E<strong>in</strong>schleusen <strong>der</strong> direkten Bauteilverpackung <strong>in</strong> den Sauberkeitsbereich<br />
zu entfernen und darf nicht mit e<strong>in</strong>gebracht werden. Das<br />
Öffnen <strong>der</strong> Folie, Entnehmen <strong>der</strong> Bauteile und Durchführung <strong>der</strong><br />
Montagetätigkeit sollte zur Vermeidung von Verschleppung nicht von<br />
<strong>der</strong>selben Person durchgeführt werden.<br />
Kartonage: Schachteln sowie Trennmittel o<strong>der</strong> Auslagen aus beschichteter<br />
(Hart-)Kartonage dürfen <strong>in</strong> die Sauberzone e<strong>in</strong>gebracht werden. In<br />
Bereichen mit höherer Sauberkeitsstufe sollten grundsätzlich ke<strong>in</strong>e<br />
Kartonagen e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />
Nachfolgende Tabelle listet die gängigen Packmittel auf und bewertet <strong>der</strong>en<br />
Eignung zur Anwendung als äußere Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe <strong>der</strong> Montage.<br />
68
Packmittel #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />
Gitterbox /<br />
Universal GLT<br />
Universal GLT<br />
aus Kunststoff<br />
sauberer (entsprechend<br />
Firmendef<strong>in</strong>ition) und evtl.<br />
mit Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />
zulässig<br />
sauberer (entsprechend<br />
Firmendef<strong>in</strong>ition) und evtl.<br />
mit Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />
zulässig<br />
nicht zulässig<br />
zulässig nur aus <strong>in</strong>ternem<br />
Kreislauf<br />
nicht zulässig<br />
Packmittel #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />
GLT aus Holz nicht zulässig<br />
KLT<br />
aus Kunststoff<br />
KLT aus Stahl<br />
(beschichtet)<br />
Palette<br />
Beutel<br />
Folie<br />
Kartonagen<br />
Son<strong>der</strong>-<br />
Ladungsträger<br />
Blistertray /<br />
Tiefziehfolie<br />
Trennmittel<br />
sauberer (entsprechend<br />
Firmendef<strong>in</strong>ition) KLT auch<br />
aus Pool zulässig<br />
nicht zulässig<br />
Holzpaletten s<strong>in</strong>d nicht<br />
zulässig<br />
Edelstahl / Kunststoff<br />
zulässig<br />
zulässig im entsprechen-den<br />
Zustand (nicht verdreckt<br />
o<strong>der</strong> beschädigt)<br />
sauberer (entsprechend<br />
Firmendef<strong>in</strong>ition) KLT mit<br />
zusätzlichen Maßnahmen,<br />
z. B. Umverpackung<br />
Holzpaletten s<strong>in</strong>d nicht zulässig<br />
zulässig nur aus <strong>in</strong>ternem<br />
Kreislauf<br />
saubere Edelstahl- / Kunststoffpaletten aus <strong>in</strong>ternem<br />
Kreislauf zulässig<br />
zulässig mit<br />
Umverpackung bei<br />
Transport<br />
zulässig mit Umverpackung<br />
bei Transport<br />
E<strong>in</strong>e evtl. vorhandene äußere Transportfolie ist vor dem E<strong>in</strong>schleusen <strong>der</strong> Bauteile <strong>in</strong><br />
den Sauberkeitsbereich zu entfernen, egal welcher Stufe<br />
beschichtete (Hart-)<br />
Kartonage zulässig<br />
nur bis <strong>in</strong> den<br />
Schleusenbereich zulässig<br />
nicht zulässig<br />
Ausführung und verwendete Materialien s<strong>in</strong>d an die Sauberkeitsstufe anzupassen, um<br />
die Eigenpartikelabgabe und Verschleppung zu m<strong>in</strong>imieren. Ggfls. Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />
notwendig<br />
zulässig im entsprechen-den<br />
Zustand (nicht verdreckt<br />
o<strong>der</strong> beschädigt)<br />
nur aus abriebarmen<br />
Materialien, auch<br />
beschichtete Kartonagen<br />
erlaubt<br />
zulässig mit Umverpackung bei Transport<br />
ke<strong>in</strong>e Partikel abgebende Materialien (Pappe, Kartonage,<br />
Papier) verwenden. Z. B. Holkammer- und<br />
Leichtbauplatten z. B. aus PP, PE zulässig<br />
Tabelle D.3: Übersicht über die Packmittel und <strong>der</strong>en Eignung als äußere<br />
Verpackung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs<br />
69
3.2. Operative Maßnahmen<br />
3.2.1 Re<strong>in</strong>igung von Verpackungen<br />
Um die gefor<strong>der</strong>te bzw. notwendige Sauberkeitsqualität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Mehrweg-Verpackungen gewährsleiten zu können, müssen diese <strong>in</strong><br />
festgelegten Intervallen gere<strong>in</strong>igt werden. Die Art des anzuwendenden<br />
Re<strong>in</strong>igungsverfahrens sowie die Häufigkeit richten sich nach den<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile bzw.<br />
Zusammenbauten und <strong>der</strong> verwendeten Packmittel bzw. Packmaterialien.<br />
Re<strong>in</strong>igungsverfahren und Eignung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Bauteil-<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung:<br />
Nachfolgende Tabelle beschreibt die gängigen Verfahren zur Re<strong>in</strong>igung von<br />
Packmitteln <strong>in</strong> Abhängigkeit des Packmittels und Materials und bewertet die<br />
Anwendbarkeit <strong>der</strong> Verfahren <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> zu verpackenden Bauteile.<br />
H<strong>in</strong>weis: Werden Mehrwegbehältnisse als direkte Verpackung für Sauberkeitskritische<br />
Bauteile verwendet, z. B. KLT o<strong>der</strong> Tiefziehfolientray, so sollten<br />
diese <strong>in</strong> festgelegten Intervallen wässrig gere<strong>in</strong>igt werden. Durch e<strong>in</strong>faches<br />
Ausblasen o<strong>der</strong> -kehren des Behältnisses kann ke<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter<br />
Sauberkeitszustand hergestellt werden.<br />
Packmittel wässrige<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
Durchlaufanla<br />
ge mit<br />
Trocknung*)<br />
KLT + -<br />
70<br />
Manueller<br />
Hochdruckre<strong>in</strong>iger<br />
(Dampfstrahler)<br />
Trockenre<strong>in</strong>igung<br />
(ausklopfen,<br />
abblasen, absaugen,<br />
abbürsten)<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Gitterboxen **) - + + -<br />
Tiefziehbehälter<br />
+ -<br />
Blistertray + -<br />
Son<strong>der</strong>ladungsträger<br />
Beutel<br />
(Standard-<br />
Folienbeutel)<br />
Hohlkammerplatten<br />
+ +<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
ke<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung, da nur als E<strong>in</strong>wegverpackung zu verwenden<br />
+ -<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nass<br />
Wischen<br />
+
GLT aus Holz **) - - + -<br />
Hauben **) - + + +<br />
Universal GLT<br />
aus Kunststoff<br />
+ +<br />
nur bei ger<strong>in</strong>gen<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
- Verfahren ist nicht geeignet / kann nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden + Verfahren ist pr<strong>in</strong>zipiell<br />
geeignet<br />
*) Trocknungsvarianten / -e<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d beispielsweise Zentrifugieren, Abdampfen o<strong>der</strong><br />
Trockengebläse<br />
**) Die Re<strong>in</strong>igung dieser Packmittel dient <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Partikelverschleppung <strong>in</strong> den<br />
Sauberkeitsbereich und weniger dem direkten Produktschutz, da diese Packmittel nicht als<br />
direkte <strong>in</strong>nere Verpackung e<strong>in</strong>gesetzt werden dürfen<br />
Tab D.4: Bewertung von Verfahren zur Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln<br />
Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen:<br />
• Hohe Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Mehrweg-Behältnisse müssen nach jedem Gebrauch vor erneuter<br />
Verwendung gere<strong>in</strong>igt werden. Die Re<strong>in</strong>igung sollte zeitlich und örtlich<br />
möglichst nah an <strong>der</strong> Verwendung durchgeführt werden. Falls dies nicht<br />
umgesetzt werden kann, müssen Transport und Lagerung <strong>der</strong> gere<strong>in</strong>igten<br />
Behältnisse so stattf<strong>in</strong>den, dass ke<strong>in</strong>e Sauberkeitsbee<strong>in</strong>trächtigung erfolgt.<br />
Falls e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung wirtschaftlich nicht durchführbar ist, muss mittels<br />
zusätzlicher E<strong>in</strong>weg-Innenverpackung (z. B. Beutel) gewährleistet werden,<br />
dass die sauberkeitskritischen Packgüter nicht verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />
• Mittlere und niedrige Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Feste Re<strong>in</strong>igungs<strong>in</strong>tervalle müssen festgelegt und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung kontrolliert<br />
werden.<br />
3.2.2 Inspektion von Packmitteln<br />
Zur Sicherstellung <strong>der</strong> notwendigen Sauberkeit des Packmittels, muss diese<br />
überprüft werden. Die Art (visuelle Betrachtung o<strong>der</strong> Prüfverfahren nach<br />
VDA 19) und Häufigkeit <strong>der</strong> Kontrolle richtet sich nach dessen Sauberkeitsspezifikation.<br />
• Inspektionsverfahren<br />
Innere (direkte) Verpackung (Blister, Beutel, Folie und KLT):<br />
- Für Produktzugewandter Fläche, spritzende Prüfung nach VDA 19<br />
(wenn möglich)<br />
71
72<br />
- Wenn nicht möglich dann alternativ: Tapelift, Wischtest mit<br />
Grenzmuster (siehe Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen)<br />
Äußere Verpackung (z. B. Gitterbox):<br />
- visuelle Begutachtung <strong>der</strong> Oberflächenbeschaffenheit anhand<br />
Grenzmuster (Bildmuster)<br />
Im Anhang f<strong>in</strong>den sich Beispiel-Prüfspezifikationen zur Prüfung <strong>der</strong><br />
Packmittelsauberkeit entsprechend Verfahren nach VDA 19 mit entsprechenden<br />
Prüfparametern.<br />
3.2.3 Zuständigkeiten – Verpackungsfestlegung<br />
Die Zuständigkeiten für das sauberkeitsgerechte Bereitstellen <strong>der</strong><br />
Behältnisse muss zwischen Kunde, Lieferant und Logistikdienstleister<br />
festgelegt werden. Bei jedem dieser drei Parteien muss e<strong>in</strong>e zuständige /<br />
verantwortliche Person für die Kontrolle benannt werden.<br />
Bestandteile dieser Vere<strong>in</strong>barung können se<strong>in</strong>:<br />
- Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung (relevante Bereiche <strong>der</strong> Behältnisse)<br />
- Wie und wann wird gere<strong>in</strong>igt<br />
- Wer re<strong>in</strong>igt die Behältnisse und kontrolliert, dokumentiert die<br />
Re<strong>in</strong>igungsqualität<br />
- Wie wird kontrolliert, wann und wie häufig<br />
- Anlieferung und Lagerung des gere<strong>in</strong>igten Leergutes<br />
- Weiteres Handl<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Behältnisse<br />
- Kennzeichnung <strong>der</strong> gere<strong>in</strong>igten Behältnisse<br />
- Maßnahmen bei nicht E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
- Festlegung des Transports und dessen Bed<strong>in</strong>gungen von und zur<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
3.2.4 Transport- und Schleusenkonzept<br />
Innerbetrieblicher Transport - Grundsätze<br />
Packmittel die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>gebracht werden, können<br />
Partikel verschleppen. Aus diesem Grund dürfen diese nur <strong>in</strong> den<br />
Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>gebracht werden, wenn sie ke<strong>in</strong>e relevanten<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen aufweisen. Da die Verpackungen je nach Transportweg<br />
und Dauer des Transports erheblich verunre<strong>in</strong>igt s<strong>in</strong>d, dürfen die äußersten
Verpackungen nicht mit <strong>in</strong> den sauberen Bereich e<strong>in</strong>gebracht werden,<br />
son<strong>der</strong>n müssen zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgewiesenen Entpackzone entfernt<br />
werden. Um zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass verunre<strong>in</strong>igte Packmittel direkt <strong>in</strong> den<br />
Sauberkeitsbereich gelangen, muss <strong>der</strong> Materialfluss über e<strong>in</strong>e operative<br />
o<strong>der</strong> physikalische Barriere reglementiert werden. Diese Barriere wird als<br />
Schleuse bezeichnet.<br />
E<strong>in</strong>schleusen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche:<br />
• Sauberzone - SaS1<br />
Zur E<strong>in</strong>schleusung von Komponenten <strong>in</strong> Ladungse<strong>in</strong>heiten, welche beim<br />
Transport nicht zusätzlich umverpackt waren, s<strong>in</strong>d organisatorische<br />
Maßnahmen notwendig, um das Risiko e<strong>in</strong>er Verschleppung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Hierzu gehört, dass Entpacken und Entnahme <strong>der</strong> Bauteile aus dem<br />
Behältnis getrennt vom Ort <strong>der</strong> Montage stattf<strong>in</strong>den. Gegebenenfalls<br />
werden die Ladungse<strong>in</strong>heiten lediglich bis h<strong>in</strong>ter die entsprechende<br />
Zonengrenze gebracht, wo e<strong>in</strong> Umladen <strong>der</strong> Bauteile stattf<strong>in</strong>det. Bei<br />
Anlieferung mit zusätzlicher Umverpackung (z. B. Komponenten <strong>in</strong> Beutel <strong>in</strong><br />
KLT) wird diese vor <strong>der</strong> Trennl<strong>in</strong>ie entfernt und die Komponenten mit <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>neren Verpackung e<strong>in</strong>gebracht.<br />
Ausschleusen <strong>der</strong><br />
Baugruppen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Git terbox<br />
E<strong>in</strong>schleusen und<br />
Ent packen <strong>der</strong><br />
Git t erbox mit den<br />
sauberen Baut eilen<br />
Beladestation<br />
Umladen <strong>der</strong><br />
Baut eile auf<br />
Rollw agen<br />
Umladestation<br />
Sauberzone<br />
Umladen <strong>der</strong><br />
Baugruppen <strong>in</strong><br />
Gitt erboxen<br />
Lagerplat z f ür saubere<br />
Packmitt el<br />
Beladen <strong>der</strong><br />
Rollw ägen mit<br />
Baugruppen<br />
E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong><br />
Baut eile <strong>in</strong><br />
Mont agestat ion<br />
Abb. D.5: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Sauberzone<br />
Montagest at ion<br />
73
74<br />
• Sauberraum - SaS2<br />
Nur Packmittel, welche beim Transport zusätzlich umverpackt s<strong>in</strong>d, dürfen<br />
nach Entpacken direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sauberraum e<strong>in</strong>gebracht werden. Die<br />
Umverpackung (z. B. Haube und Stretchfolie) wird hierzu zeitlich unmittelbar<br />
vor E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den Sauberraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgewiesenen Entpack- /<br />
Umladebereich entfernt.<br />
saubere Bauteile<br />
<strong>in</strong> KLT auf Paletten<br />
Ausschleusen <strong>der</strong><br />
Baugruppen <strong>in</strong><br />
KLT auf Paletten<br />
Entpack- /<br />
Umladebereich<br />
Abb. D.6: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Sauberraum<br />
Werden die Behältnisse ausschließlich im Sauberraum und Entpackbereich<br />
verwendet (d.h. Behältnis pendelt ausschließlich zwischen Umladebereich<br />
und Sauberraum h<strong>in</strong> und her) o<strong>der</strong> erfolgt e<strong>in</strong>e entsprechende Re<strong>in</strong>igung<br />
<strong>der</strong> Ladungsträger, muss das Behältnis zuvor nicht extra e<strong>in</strong>gepackt<br />
gewesen se<strong>in</strong> und vor E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung entpackt werden. Die Re<strong>in</strong>igungsanlage<br />
stellt e<strong>in</strong>e Schleuse dar.<br />
• Re<strong>in</strong>raum - SaS3<br />
Ausschleusen<br />
<strong>der</strong> KLT mit<br />
Baugruppen<br />
Umladen<br />
<strong>der</strong> KLT auf<br />
Rollwagen<br />
Lagern <strong>der</strong> KLT<br />
und<br />
Transportpaletten<br />
Sauberraum<br />
Beladen <strong>der</strong><br />
KLT mit den<br />
Baugruppen<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer KLT<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer Bauteile<br />
Lagerplatz für saubere<br />
Packmittel<br />
Die äußere Umverpackung, z. B. Transportfolie, wird unmittelbar vor dem<br />
E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Materialschleuse entfernt. Dadurch wird erreicht, dass <strong>der</strong><br />
Transportschmutz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e nicht sauberkeitsgerechte Verpackung nicht <strong>in</strong><br />
die Schleuse gelangt.<br />
M ontagestation<br />
Schleuse<br />
<strong>der</strong> Bauteil-<br />
Re<strong>in</strong>igungsanlage
Die Innen-Verpackung (z. B. KLT, Beutel) wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Materialschleuse<br />
e<strong>in</strong>gebracht und mit angefeuchteten Wischtüchern abgere<strong>in</strong>igt, um grobe,<br />
von <strong>der</strong> Außenverpackung herrührende Verunre<strong>in</strong>igungen zu beseitigen,<br />
bevor sie <strong>in</strong> den Re<strong>in</strong>raumbereich gebracht wird. Dieser Re<strong>in</strong>igungsschritt<br />
entfällt, wenn die Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Materialschleuse aus <strong>der</strong><br />
Innenverpackung entnommen werden (z. B. auf Blistertray o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Beutel<br />
aus dem KLT) und dann <strong>in</strong> den eigentlichen Re<strong>in</strong>raum-Montagebereich<br />
e<strong>in</strong>gebracht werden. Dies be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en doppelten Entpackvorgang.<br />
Die Re<strong>in</strong>igungsanlage stellt e<strong>in</strong>e Schleuse dar, weshalb zu re<strong>in</strong>igende<br />
Bauteile direkt von <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsanlage <strong>in</strong> den Re<strong>in</strong>raum e<strong>in</strong>gebracht<br />
werden.<br />
Ausschleusen <strong>der</strong><br />
Baugruppen <strong>in</strong><br />
KLT auf Palet ten<br />
M aterial-<br />
Schleuse<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer KLT<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer Baut eile<br />
<strong>in</strong> KLT auf Palett en<br />
Personenschleuse<br />
Ausschleusen<br />
KLT mit den<br />
Baugruppen<br />
Umladen<br />
<strong>der</strong> Baut eile<br />
Lagern <strong>der</strong> KLT<br />
und<br />
Transportpalett en<br />
Abb. D.7: Beispiel e<strong>in</strong>es Logistik-Konzeptes für die Montage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
Ausschleusen aus Sauberkeitsbereichen:<br />
Die Verpackung <strong>der</strong> Baugruppen nach <strong>der</strong> Montage dient dem Erhalt <strong>der</strong>en<br />
Sauberkeit. Die Auswahl <strong>der</strong> Verpackung richtet sich somit nach <strong>der</strong>en<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />
• Sauberkeitskritische Baugruppen:<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
Beladen <strong>der</strong><br />
KLT mit den<br />
Baugruppen<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer KLT<br />
E<strong>in</strong>schleusen<br />
sauberer Baut eile<br />
Lagerplat z f ür saubere<br />
Packmitt el<br />
Schleuse<br />
<strong>der</strong> Baut eil-<br />
Re<strong>in</strong>igungsanlage<br />
Das E<strong>in</strong>packen (direkte Bauteilverpackung) erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Baugruppen montiert wurden. Die Verpackungen / Behältnisse<br />
müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des jeweiligen Bereichs (nach<br />
außen) und des Produkts entsprechen (nach Innen). Muss die Komponente<br />
/ Baugruppe zusätzlich mit e<strong>in</strong>er Umverpackung versehen werden, welche<br />
Mont agest at ion<br />
75
nicht <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Bereichs entspricht, so erfolgt das<br />
Umverpacken außerhalb dieser.<br />
Son<strong>der</strong>fall: F<strong>in</strong>det <strong>der</strong> nachfolgende Prozessschritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich mit<br />
höherer SaS statt, richtet sich die Verpackung nach dem nachfolgenden<br />
Bereich.<br />
76<br />
• Nicht Sauberkeitskritische Baugruppen:<br />
Die Verpackungen zum Ausschleusen nicht sauberkeitskritischer<br />
Baugruppen nach <strong>der</strong> Montage müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des<br />
jeweiligen Bereichs entsprechen. Gegebenenfalls s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />
entsprechend des E<strong>in</strong>schleusens zu beachten (z. B. E<strong>in</strong>packbereich).<br />
Beispiele, für nach <strong>der</strong> Montage nicht mehr sauberkeitskritische<br />
En<strong>der</strong>zeugnisse, s<strong>in</strong>d Lenkgetriebe o<strong>der</strong> Getriebe.<br />
Zusammenfassung / Übersicht:<br />
Vorgang #1 Sauberzone #2 Sauberraum #3 Re<strong>in</strong>raum<br />
E<strong>in</strong>schleusen Entpack-Vorschriften<br />
bei nicht umverpackten<br />
Ladungse<strong>in</strong>heiten<br />
Ausschleusen<br />
nicht sauberkeitskritischer<br />
Baugruppen<br />
Ausschleusen<br />
sauberkeitskritischer<br />
Baugruppen<br />
äußerste<br />
Umverpackung, sofern<br />
vorhanden (z. B.<br />
Haube, Stretchfolie) vor<br />
<strong>der</strong> Trennl<strong>in</strong>ie entfernen<br />
und dann E<strong>in</strong>schleusen<br />
nur umverpackte<br />
Packmittel dürfen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Sauberraum<br />
e<strong>in</strong>gebracht werden<br />
Umverpackung wird im<br />
Entpackbereich<br />
unmittelbar vor dem<br />
E<strong>in</strong>schleusen entfernt<br />
bei <strong>in</strong>ternen Ladungsträger<br />
o<strong>der</strong> bei zusätzlicher<br />
Re<strong>in</strong>igung vor<br />
E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen entfällt dies<br />
Umverpackung (z. B.<br />
Haube und Stretchfolie)<br />
wird unmittelbar vor<br />
E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die<br />
Materialschleuse entfernt<br />
nächste Verpackung wird<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Material-schleuse<br />
entfernt<br />
Falls ke<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
<strong>in</strong>nere Verpackung<br />
vorhanden, ist e<strong>in</strong>e<br />
Re<strong>in</strong>igung notwendig<br />
Leergüter zum Ausschleusen und Weitertransport müssen den jeweiligen<br />
Sauberkeits-Anfor<strong>der</strong>ungen des nachfolgenden Bereichs entsprechen<br />
Das E<strong>in</strong>packen (direkte Bauteilverpackung) erfolgt <strong>in</strong> dem Bereich <strong>in</strong> die<br />
Baugruppen montiert wurden<br />
Die Verpackung / Behältnisse müssen den Packmittelanfor<strong>der</strong>ungen des<br />
jeweiligen Bereichs (Wirkung nach außen <strong>in</strong> die Umgebung) und des<br />
Produkts entsprechen (Wirkung nach <strong>in</strong>nen auf das Produkt)<br />
Son<strong>der</strong>fall: F<strong>in</strong>det <strong>der</strong> nachfolgende Prozessschritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich mit<br />
höherer SaS statt, richtet sich die Verpackung nach diesem<br />
Tabelle D.5: Grundzüge zum E<strong>in</strong>- und Ausschleusen sauberkeitskritischer<br />
Komponenten und Zusammenbauten <strong>in</strong> den Montagebereich und<br />
aus diesem heraus, <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe
Externer Transport – Grundsätze<br />
Zu beachtende Grundsätze beim externen Transport:<br />
- möglichst kurze Wege und ger<strong>in</strong>ge Zeiträume<br />
- vibrationsarm<br />
- geschützt vor Beschädigungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verpackung<br />
- sicher vor Beschädigungen <strong>der</strong> Verpackung<br />
- zusätzlich Schutz vor Nässe, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen<br />
(z. B. offene Gestelle beim Transport außerhalb <strong>der</strong><br />
Fertigungshallen s<strong>in</strong>d auf Flurför<strong>der</strong>-Fahrzeugen zusätzlich abzudecken)<br />
3.2.5 Lagerung<br />
Allgeme<strong>in</strong>es:<br />
Komponenten s<strong>in</strong>d so zu lagern, dass die Erhaltung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />
Sauberkeit für die Dauer <strong>der</strong> Lagerung sichergestellt ist. Die Lagerbereiche<br />
s<strong>in</strong>d abzugrenzen und entsprechend ihrer Sauberkeitsstufe zu kennzeichnen.<br />
Bei Außenlagerung müssen die Verpackungen witterungsbeständig se<strong>in</strong>.<br />
Oberflächenschutzschichten, Schutzanstriche und Barrieren müssen<br />
wasserdampfundurchlässig se<strong>in</strong>. Auch die Außenlagerung hat <strong>in</strong> abgegrenzten<br />
und gekennzeichneten Bereichen auf geeigneten Unterlagen (z. B.<br />
Bohlen, Paletten) zu erfolgen.<br />
Lagerung von Komponenten:<br />
Unverpackte Komponenten s<strong>in</strong>d entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Oberflächensauberkeit <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen für Lagerung, mit <strong>der</strong><br />
entsprechenden Sauberkeitsstufe zu lagern. S<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
<strong>in</strong>neren Oberflächen von Komponenten höher als an die äußeren, so dürfen<br />
diese Komponenten auch <strong>in</strong> Bereichen mit niedrigerer Sauberkeitsstufe<br />
gelagert werden, wenn sichergestellt ist, dass alle Öffnungen für die Dauer<br />
<strong>der</strong> Lagerung dicht verschlossen bleiben. Bauteile aus korrosionsempf<strong>in</strong>dlichen<br />
Materialien sollten durch entsprechende Maßnahmen, etwa<br />
durch Verpacken <strong>in</strong> VCI-Schutzfolie, geschützt werden.<br />
Verpackte Komponenten müssen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich<br />
gelagert werden, wenn durch die Verpackung das Schutzziel sichergestellt<br />
wird. Verpackte Komponenten dürfen nur dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sauberkeitsbereich<br />
gelagert werden, wenn die Verpackung o<strong>der</strong> das Auspacken die Sauberkeit<br />
77
des Lagerbereiches nicht bee<strong>in</strong>trächtigt. Für die Auspackarbeiten dürfen<br />
<strong>Teil</strong>bereiche mit abweichenden Anfor<strong>der</strong>ungen an den Sauberkeitsbereich<br />
abgegrenzt werden.<br />
Für Komponenten, die wegen Beschädigung o<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />
Oberfläche ausgeson<strong>der</strong>t wurden, s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>e Lagerbereiche e<strong>in</strong>zurichten<br />
und zu kennzeichnen.<br />
Lagerung von Packmittel:<br />
Gere<strong>in</strong>igte / saubere Packmittel müssen entsprechend <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> zu<br />
verpackenden Bauteile gelagert werden. Die Behältnisse sollten durch<br />
Kennzeichnung als gere<strong>in</strong>igt deklariert werden.<br />
3.2.6 Entpacken und Kommissionierung<br />
Allgeme<strong>in</strong> gilt, dass bei <strong>der</strong> Auswahl und Entwicklung von Ladungsträgern<br />
und Umverpackungen sauberkeitsgerechtes Öffnen und Entnahme bereits<br />
zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. Unabhängig von den Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
sollten folgende Grundzüge beachtet werden:<br />
78<br />
- Je<strong>der</strong> Benutzer ist für e<strong>in</strong>e sachgerechte Behandlung <strong>der</strong><br />
Verpackung verantwortlich.<br />
- Komponenten und Baugruppen dürfen nur <strong>in</strong> den dafür<br />
vorgesehenen Packmitteln verpackt werden.<br />
- Deckel und Abdeckungen von Behältnissen s<strong>in</strong>d so zu entwerfen<br />
und zu benutzen, dass beim Öffnen evtl. vorhandener (Transport-<br />
)Schmutz nicht <strong>in</strong> das Behältnis gelangen kann.<br />
- Kartonagen dürfen nicht aufgerissen, son<strong>der</strong>n nur an den dafür<br />
vorgesehenen Sollstellen und mit dafür vorgesehenen Werkzeugen<br />
geöffnet werden. Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kartonage-Verpackung ist<br />
dies zu berücksichtigen. Bei <strong>der</strong> Verwendung von<br />
Schneidwerkzeugen muss gewährleistet se<strong>in</strong>, dass das Packgut<br />
nicht beschädigt werden kann.<br />
- Personal, welches sauberkeitskritische Montagetätigkeiten ausführt,<br />
sollte grundsätzlich ke<strong>in</strong>e Verpackungen entfernen. Ebenso sollte<br />
das Entpacken und Kommissionieren getrennt durchgeführt<br />
werden. Ist dies nicht möglich müssen zwischenzeitlich Hände<br />
gere<strong>in</strong>igt (z. B. Feuchtwischtuch) o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>malhandschuhe getragen<br />
bzw. gewechselt werden. Strikte Trennung von partikelerzeugenden<br />
und sauberkeitskritischen Prozessen. Dadurch sollen Verschleppungen<br />
vermieden werden.
- Korrosionsempf<strong>in</strong>dliche Bauteile s<strong>in</strong>d generell mit sauberen<br />
Schutzhandschuhen zu kommissionieren.<br />
- Das Entpacken und die Lagerung von ungeschützten Bauteilen s<strong>in</strong>d<br />
räumlich getrennt (zum<strong>in</strong>dest durch Stellwände) durchzuführen.<br />
- Entpackte Bauteile s<strong>in</strong>d sofort <strong>in</strong> den entsprechenden sauberen<br />
Montage- o<strong>der</strong> Lagerbereich e<strong>in</strong>zuschleusen. Dadurch soll e<strong>in</strong>e<br />
Verschleppung durch verunre<strong>in</strong>igtes Packmaterial an<strong>der</strong>er<br />
Behältnisse vermieden werden.<br />
- Bauteile möglichst erst direkt vor <strong>der</strong>en Montage entpacken.<br />
Verschluss-Stopfen (Klebefolien, Staubplatten) erst unmittelbar vor<br />
Weiterverarbeitung entfernen.<br />
- Verdeckte Transportschäden an Verpackungen / Bauteilen s<strong>in</strong>d an<br />
die Qualitätsstelle weiterzuleiten. Beschädigte Ladungsträger und<br />
Packmittel (z. B. nach Grenzmuster) s<strong>in</strong>d auszusortieren.<br />
- Verpackungsabfälle s<strong>in</strong>d unverzüglich und nach Vorschrift zu<br />
entsorgen.<br />
- Entpackungsbereiche wegen vermehrten Schmutzaufkommens<br />
regelmäßig / häufiger feucht re<strong>in</strong>igen.<br />
- Restmengen müssen entsprechend <strong>der</strong> geltenden Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung<br />
gehandhabt werden.<br />
- Arbeitsanweisungen für das Öffnen e<strong>in</strong>es Packmittels s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
A Anhang<br />
Die hier vorgestellten Sauberkeitswerte s<strong>in</strong>d Beispielwerte aus<br />
Sauberkeitsuntersuchungen an gängigen Packmitteln verschiedener<br />
Zustände. Diese Daten sollen lediglich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck über die potenzielle<br />
Partikelbelegung von Packmitteln vermitteln und stellen somit ke<strong>in</strong>e<br />
Empfehlungen o<strong>der</strong> Vorgaben dar.<br />
79
A,1 Kle<strong>in</strong>ladungsträger - KLT<br />
Abb. D.8: Sauberkeitswerte e<strong>in</strong>es Pool-KLT<br />
Abb. D.9: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igten KLT<br />
80<br />
Partikelanzahl pro 1000cm²<br />
Partikelanzahl pro 1000cm²<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
KLT aus Pool<br />
100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />
Partikelgröße<br />
KLT def<strong>in</strong>iert gere<strong>in</strong>igt<br />
100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />
Partikelgröße
A.2 Kunststoff-Beutel<br />
Partikelanzahl pro 1000cm²<br />
Abb. D.10: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es Klippverschlussbeutels<br />
Partikelanzahl pro 1000cm²<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Klippverschlussbeutel neu<br />
50 - 100 µm 100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />
Partiklegröße<br />
Folienschlauch neu<br />
50 - 100 µm 100 - 150 µm 150 - 200 µm 200 - 400 µm 400 - 600 µm 600 - 1000 µm > 1000 µm<br />
Partikelgröße<br />
Abb. D.11: Sauberkeitswert e<strong>in</strong>es Folienschlauchs<br />
81
E: PERSONAL<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Dieses Kapitel behandelt Möglichkeiten zur E<strong>in</strong>dämmung und Beherrschung<br />
von kritischen Partikelverunre<strong>in</strong>igungen mit Blick auf das Personal. Im<br />
Vor<strong>der</strong>grund steht Personal, das direkt mit Herstellungs- Prozessen und<br />
Produkten umgeht.<br />
An erster Stelle benötigt <strong>der</strong> erfolgreiche und effiziente Betrieb e<strong>in</strong>er<br />
Saubermontage das Engagement und die tragende Unterstützung des<br />
Managements bis <strong>in</strong> die obersten Hierarchien <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />
/VDI 2083 / 11 – QS im Re<strong>in</strong>raum/.<br />
Die Zugehörigkeit des Personals <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Struktur sowie dessen<br />
Tätigkeiten reichen beispielsweise von Anlagenbediener über Monteur bis<br />
Zusteller. Diese Vielfalt von Zugriffs- und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten ist durch<br />
den Planer und Betreiber beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen. Sei es z. B. <strong>in</strong><br />
Form <strong>der</strong> Schulung des neuen Mitarbeiters <strong>der</strong> Fremdfirma, die mit <strong>der</strong><br />
regelmäßigen Re<strong>in</strong>igung des Montagebereichs beauftragt ist. O<strong>der</strong> sei es<br />
e<strong>in</strong>e Anweisung, speziell für das Verhalten bei Umbaumaßnahmen, zur<br />
E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er neuen Montagel<strong>in</strong>ie.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Beherrschung von störenden Verunre<strong>in</strong>igungen stellt das<br />
Personal, bei allen <strong>in</strong> diesem Leitfaden behandelten E<strong>in</strong>flussgrößen, e<strong>in</strong>e<br />
mit hohem Risiko behaftete Größe dar.<br />
Zufälliges o<strong>der</strong> gar willkürliches Fehlverhalten kann zu Schäden führen,<br />
<strong>der</strong>en Ursache systematisch schwerlich zu ergründen bzw. nachzuvollziehen<br />
ist. Dies kann u. a. zu hohen, aber vermeidbaren, Aufwendungen<br />
für die Ursachenklärung und zu unnötigen o<strong>der</strong> gar fälschlichen weiteren<br />
Fehlerverhütungsmaßnahmen führen.<br />
Beispiel: Bei aufwendigen Schadensanalysen mehrerer Nullkilometer-Ausfälle wurden<br />
Metallpartikel und Schleifkörper als Verursacher identifiziert. Tatsächlich<br />
stammen sie vom Abtrennen e<strong>in</strong>er nicht mehr benötigten Rahmenkonstruktion<br />
im Montagebereich. Aus Bequemlichkeit wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe bef<strong>in</strong>dliche<br />
KLT beim Flexen nicht zusätzlich abgedeckt, da die enthaltenen <strong>Teil</strong>e vorschriftsmäßig<br />
<strong>in</strong> Folienbeutel e<strong>in</strong>geschlagen waren. Bei <strong>der</strong> Entnahme <strong>der</strong><br />
<strong>Teil</strong>e erfolgte die Verschleppung <strong>der</strong> unter normalen Bed<strong>in</strong>gungen nicht<br />
vorhandenen Metallteilchen auf e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Bauteile. Inzwischen recherchiert<br />
die Qualitätssicherung bereits beim Lieferanten <strong>der</strong> Kaufteile nach <strong>der</strong><br />
eventuellen Herkunft <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />
82
Die Stelle, an <strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>trächtigung erfolgte, konnte / kann allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht ermittelt werden, da ke<strong>in</strong>e systematische Ausfallursache vorliegt,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger chaotischer Ausreißer, verursacht durch personelles<br />
Fehlverhalten.<br />
Die Stelle, an <strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>trächtigung erfolgte, konnte / kann allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht ermittelt werden, da ke<strong>in</strong>e systematische Ausfallursache vorliegt,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger chaotischer Ausreißer, verursacht durch personelles<br />
Fehlverhalten.<br />
Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d so weitreichend e<strong>in</strong>zuweisen, dass diese auch bei<br />
außerplanmäßigen Aktivitäten die eventuellen Auswirkungen auf die<br />
Sauberkeit von Produkt und Umgebung <strong>in</strong> Betracht ziehen und im<br />
Zweifelsfall weitere Instruktionen e<strong>in</strong>holen o<strong>der</strong> geeignete Maßnahmen<br />
veranlassen.<br />
Für das Personal s<strong>in</strong>d Durchgängigkeit, konsequente Regelkreise und<br />
Kont<strong>in</strong>uität die Basis e<strong>in</strong>er funktionierenden Saubermontage. Jedes<br />
unvermittelte Nachlassen <strong>in</strong> Sachen Sauberkeitsmaßnahmen (z. B. aus<br />
Kosten- o<strong>der</strong> Zeitgründen) kann e<strong>in</strong>e nachhaltige Entkräftung <strong>der</strong><br />
etablierten Spielregeln und Glaubwürdigkeit von Führungskräften und<br />
Mitarbeitern, die e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion e<strong>in</strong>nehmen, zur Folge haben.<br />
Die <strong>in</strong> den nachfolgenden Abschnitten angeführten Empfehlungen für<br />
Bekleidung sowie das Verhalten im Rahmen <strong>der</strong> logistischen<br />
Abwicklung s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs, die über<br />
die Bauteil-Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen festgelegt wird, verknüpft (siehe<br />
Kapitel C: Umgebung).<br />
Die <strong>in</strong> den nachfolgenden Abschnitten angeführten Empfehlungen für<br />
Bekleidung sowie das Verhalten im Rahmen <strong>der</strong> logistischen<br />
Abwicklung s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe des Montagebereichs, die über<br />
die Bauteil-Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen festgelegt wird, verknüpft (siehe<br />
Kapitel C: Umgebung).<br />
Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d aktiv und verantwortlich <strong>in</strong> den Sauberkeitsprozess<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen. Die Maßnahmen und Regeln s<strong>in</strong>d durchgängig und<br />
e<strong>in</strong>deutig zu gestalten, um <strong>der</strong>en Notwendigkeit und Nutzen klar zu<br />
untermauern. Als Grundlage müssen die hierzu erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und<br />
Materialien zur Verfügung gestellt werden. Sauberkeitsbezogene<br />
Tätigkeiten des Personals s<strong>in</strong>d im Arbeitsplan vorzusehen und bezüglich<br />
des Zeitaufwands e<strong>in</strong>zukalkulieren.<br />
83
2 GRUNDLAGEN<br />
Der Mitarbeiter spielt im Gefüge <strong>der</strong> Montagesauberkeit e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Rolle (siehe Abbildung E.1 und Tabelle E.1).<br />
Abb. E.1: Mitarbeiter aus Sichtweise <strong>der</strong> Montagesauberkeit<br />
84
Mensch als: Vorgang: Beispiel: Beispiel für Maßnahme:<br />
Auslöser Ausübung von<br />
Tätigkeiten, bei<br />
denen kritische<br />
Partikel entstehen<br />
(können)<br />
Überträger<br />
Fügen von Bauteilen o<strong>der</strong><br />
Ansetzen und Betätigen<br />
e<strong>in</strong>er Lasthebee<strong>in</strong>richtung.<br />
Arbeitsanweisung zur<br />
Vermeidung <strong>der</strong><br />
Partikelentstehung bzw.<br />
Beschreibung <strong>der</strong><br />
sauberkeitsgerechten<br />
Ausübung<br />
Verschleppung durch Berühren e<strong>in</strong>er unsauberen Vermeidung von<br />
Tätigkeiten mit Außenverpackung o<strong>der</strong> Mischtätigkeiten<br />
sowohl verunre<strong>in</strong>igten Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />
als auch sauberen mit ger<strong>in</strong>gerer<br />
Gegenständen Sauberkeitsstufe.<br />
Quelle Aufenthalt / Tätigkeit<br />
im Montagebereich<br />
generell<br />
Beseitiger Gezielter<br />
Sauberkeitse<strong>in</strong>griff<br />
Primär:<br />
Haare, Hautschuppen,<br />
Hautfett, Schweiß,<br />
Mikroorganismen sowie<br />
z. B. Speicheltröpfchen,<br />
Kosmetika (Hautcreme,<br />
Nagellack, Gesichtspu<strong>der</strong><br />
…).<br />
Sekundär:<br />
Abnutzung <strong>der</strong> Bekleidung<br />
(z. B. Flusen)<br />
Entfernen von Partikeln von<br />
e<strong>in</strong>er Funktionsfläche.<br />
Re<strong>in</strong>haltung von<br />
Arbeitsplatz o<strong>der</strong><br />
Betriebsmitteln<br />
Spezielle<br />
Bekleidungsvorschrift.<br />
Personalpräsenz auf e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum reduzieren.<br />
Arbeitsanweisung<br />
Tabelle E.1: Bedeutung des Personals aus Sicht <strong>der</strong> Montagesauberkeit<br />
Für e<strong>in</strong>en vorgesehenen Sauberkeitsbereich müssen Anweisungen ausgearbeitet,<br />
e<strong>in</strong>gesetzt und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung überprüft werden.<br />
Wenn Verunre<strong>in</strong>igungen, die direkt vom Menschen ausgehen, (vgl.<br />
Tabelle, Position 3.) das Produkt sowie dessen Verarbeitung stören, s<strong>in</strong>d<br />
höchste Sauberkeitsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Durch E<strong>in</strong>dämmung <strong>der</strong> Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen durch<br />
Personal kann erheblich zur Stabilisierung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität und<br />
M<strong>in</strong>imierung von Ausfällen beigetragen werden.<br />
85
3 QUALIFIZIERUNG UND BEKLEIDUNG<br />
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen – konzeptionell<br />
In den folgenden Abschnitten werden Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen<br />
beschrieben und, soweit es zweckmäßig ist, klassifiziert.<br />
3.1.1 Schulung mit Schwerpunkt Montagesauberkeit<br />
Welche Personengruppen s<strong>in</strong>d zu schulen?<br />
86<br />
- Management, betriebliche Führungskräfte<br />
- E<strong>in</strong>käufer / Beschaffer von Betriebsmitteln<br />
- Planer (Prozesse und E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Betriebsmittel)<br />
- Konstrukteure, Qualitätsplanung und -sicherung<br />
- Personal für Montage und Nacharbeit<br />
- Personal für <strong>Teil</strong>ebereitstellung und Abholung<br />
- Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>richter und Wartungspersonal, Instandhaltung …<br />
- Raumpflegepersonal<br />
- Fremdfirmen: z. B. Bauarbeiter, Servicetechniker, Re<strong>in</strong>igungsfirmen<br />
Mögliche Schulungsabschnitte:<br />
1. Grundlegende Sensibilisierung: Dieser Schulungs-Abschnitt ist <strong>in</strong>haltlich<br />
für alle Personengruppen identisch [vgl. Abschnitt B unten] und für alle<br />
Personengruppen vorzusehen; eventuell mit Ausnahme von<br />
Fremdfirmen. Er kann bezüglich Umfang und Dauer an die jeweilige<br />
Zielgruppe angepasst werden.<br />
2. Regeln zum Betreten und Aufenthalt <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen: Dieser<br />
Schulungs-Abschnitt ist <strong>in</strong>haltlich für alle Personengruppen identisch<br />
und für alle Zielgruppen vorzusehen. Kurzschulung speziell für<br />
Fremdfirmenmitarbeiter, die nur e<strong>in</strong>malig / sporadisch <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />
treten, ist probat.<br />
3. Montagenahe Logistik und Re<strong>in</strong>haltung: Dieser Schulungsabschnitt ist<br />
für alle regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saubermontage tätigen Mitarbeiter sowie für<br />
Planer vorzusehen.<br />
4. Sauberkeitsgerechte Montage: Dieser Schulungsabschnitt vermittelt<br />
Details zur M<strong>in</strong>imierung und Vermeidung von Verunre<strong>in</strong>igungen bei
Montage und Nacharbeit. Dieser Schulungsabschnitt ist für alle<br />
regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saubermontage tätigen Mitarbeiter sowie für Planer<br />
vorzusehen.<br />
5. Themenschwerpunkte aus Sauberkeitssicht: Diese<br />
Schulungsabschnitte richten sich an ausgewählte Personengruppen<br />
und vermitteln spezifische Inhalte, wie z. B. Wartung und<br />
Instandsetzung o<strong>der</strong> auch sauberkeitsgerechte Gestaltung von<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen, sauberkeitsgerechte Konstruktion<br />
Über die Häufigkeit von Schulungsmaßnahmen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />
Aktualisierung (Weiterentwicklung) o<strong>der</strong> Auffrischung (Wie<strong>der</strong>holung)<br />
können hier ke<strong>in</strong>e Empfehlungen ausgesprochen werden<br />
Schulungskonzept zur grundlegenden Sensibilisierung (<strong>in</strong>haltlicher Aufbau):<br />
- Historie; Entwicklung <strong>der</strong> Notwendigkeit von Sauberkeitsqualitätsaspekten<br />
- Um welche Störgröße geht es (Partikel; nicht Chemie). Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
(aus Prozessen und Umgebung). Darstellung, dass<br />
auch bei Montage (trotz aller Vorbestrebungen) e<strong>in</strong> Beitrag geleistet<br />
werden muss<br />
- Aufzeigen <strong>der</strong> gesamten Prozesskette (Konstruktion, Gießen,<br />
mechanische Bearbeitung, Re<strong>in</strong>igung, Transport und Lagerung …),<br />
auch bezüglich Zulieferer und Abnehmer<br />
- Größenvergleiche / Visualisierung von Partikeln<br />
- Nennung / Visualisierung von Defekten, Folgeschäden, Kosten.<br />
Beispiele (Bil<strong>der</strong>) von n. i. O.-<strong>Teil</strong>en<br />
- Konkrete Bildbeispiele: Falsch / Richtig für Maßnahmen<br />
- Persönliche Ansprache: E<strong>in</strong>zelbeitrag des E<strong>in</strong>zelnen hervorheben<br />
und betonen<br />
- Konkrete H<strong>in</strong>weise / Maßnahmen bezüglich Montagetätigkeit:<br />
Eigentlicher Fügeprozess bis Verpackung und Logistik<br />
- <strong>Teil</strong>nahmezertifikat<br />
3.1.2 Bekleidung<br />
Aus Sauberkeitssicht hat die Bekleidung unterschiedliche Funktionen:<br />
- Durch Verwendung geeigneter Textilien kann die Abgabe von<br />
Flusen erheblich e<strong>in</strong>gedämmt werden.<br />
87
88<br />
- Durch Kleidung, die ausschließlich im Sauberkeitsbereich<br />
Verwendung f<strong>in</strong>det, werden Verschleppungen aus unsaubereren<br />
Bereichen verr<strong>in</strong>gert.<br />
- Durch Abdecken von Haut- und Haarpartien wird <strong>der</strong>en (Eigen-)<br />
Partikelabgabe an die Umgebung verr<strong>in</strong>gert.<br />
- Die von nicht regulierten Bereichen abweichende Bekleidungsform<br />
hat auch e<strong>in</strong>e pädagogische Bedeutung und signalisiert die<br />
speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen und Spielregeln sowie Verantwortlichkeit<br />
<strong>in</strong> Sachen Sauberkeitsqualität.<br />
- In Montagen mit hohem Personalanteil kann flusenarme Bekleidung<br />
erheblich zur E<strong>in</strong>dämmung von Staub und Flusen beitragen.<br />
Abhängig von <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe haben sich die nachstehenden Bekleidungskonzepte<br />
bewährt.<br />
Sauberkeitsstufen und Bekleidung<br />
Anfor<strong>der</strong>ung<br />
(Reihenfolge mit<br />
zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
Oberbekleidung<br />
SaS0 SaS1<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
1. Nur private Alltagskleidung + - - -<br />
2. Nur Konventionelle<br />
Arbeitskleidung o + - -<br />
3. Übermantel / Overall,<br />
ausschließlich für den<br />
Sauberkeitsbereich<br />
(E<strong>in</strong>weg / Mehrweg),<br />
flusenarm<br />
4. Für die entsprechende<br />
Re<strong>in</strong>raumklasse<br />
empfohlene Bekleidung<br />
(E<strong>in</strong>weg / Mehrweg)<br />
Schuhwerk<br />
o o + 1) + 1)<br />
o o o +<br />
1. Nur Private Alltagsschuhe /<br />
Sicherheitsschuhe + + - -<br />
2. Private Alltagsschuhe /<br />
Sicherheitsschuhe, <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit z. B.<br />
Schuhputzmasch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />
Klebematte<br />
o o + -<br />
Bemerkung<br />
1) Abhängig von<br />
<strong>der</strong> Anwendung<br />
zu entscheiden
Anfor<strong>der</strong>ung<br />
(Reihenfolge mit<br />
zunehmendem<br />
Sauberkeitsanspruch)<br />
3. Überschuhe, E<strong>in</strong>weg /<br />
Mehrweg ausschließlich für<br />
den Sauberkeitsbereich<br />
Separate Schuhe,<br />
Mehrweg; ausschließlich<br />
für den Sauberkeitsbereich<br />
Kopfbedeckung<br />
SaS0 SaS1<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o o o +<br />
1. Ke<strong>in</strong>e + + + -<br />
2. Haarnetz / Mütze o o o/+ +<br />
3. Kopfhaube<br />
4. Mundschutz<br />
o o o o/+<br />
o o o o/+<br />
Wenn die unmittelbar vom Menschen ausgehenden Verunre<strong>in</strong>igungen stören:<br />
Bemerkung<br />
Erzeugnisabhängig <br />
Erzeugnisabhängig<br />
/ für<br />
Bartträger<br />
Kopfbedeckungen und Mundschutz sollen z. B. sich lösende Haare und Hautschuppen<br />
zurückhalten.<br />
Falls das Personal <strong>in</strong> übergebeugter Position am offenen Produkt bzw. an Funktionsflächen<br />
arbeitet,<br />
ist e<strong>in</strong>e Bedeckung des Haupthaars auch <strong>in</strong> SaS1 und SaS2 erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Legende: + = geeignet / ja - = ungeeignet / ne<strong>in</strong> o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Tabelle E.2: Sauberkeitsstufen und Bekleidung<br />
Arbeitssicherheit (z. B. Sicherheitsschuhe, Schutzhandschuhe o<strong>der</strong> Schutzhelme,<br />
Hautschutzmittel) sowie ESD- und Korrosionsschutz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell<br />
mit Sauberkeitsgesichtspunkten abzustimmen und zu regulieren.<br />
Handschuhe:<br />
- Es ist festzulegen, ob das Tragen von Handschuhen erfor<strong>der</strong>lich ist,<br />
um dadurch Güter speziell vor Partikelverunre<strong>in</strong>igung (nicht vor<br />
Korrosion) zu schützen.<br />
- Wenn aus arbeitssicherheitstechnischen Gründen Handschuhe<br />
vorgeschrieben s<strong>in</strong>d, ist <strong>der</strong>en Eignung aus sauberkeitstechnischer<br />
Sicht zu prüfen.<br />
H<strong>in</strong>weis: In <strong>der</strong> Oberfläche von Handschuhen können sich Partikel ansammeln; mit<br />
Risiko <strong>der</strong> Verschleppung.<br />
89
90<br />
- Die Bed<strong>in</strong>gungen für die Benutzung von Handschuhen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Arbeitsanweisungen festzulegen; z. B. Wechsel<strong>in</strong>tervalle.<br />
- Auch beim Tragen von Handschuhen gilt: Unnötiger Kontakt mit<br />
an<strong>der</strong>weitigen Gegenständen und Oberflächen ist zu vermeiden.<br />
Nach Bedarf s<strong>in</strong>d weitere Regeln anzuwenden:<br />
- Es dürfen ke<strong>in</strong>e verunre<strong>in</strong>igten bzw. öligen Handschuhe verwendet<br />
werden<br />
- Handschuhe nicht als Wischmittel zur Entfernung von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen verwenden<br />
- Auf den Boden gefallene Handschuhe nicht weiter verwenden<br />
- Nach Re<strong>in</strong>igungstätigkeiten an Masch<strong>in</strong>en, Werkzeugen und<br />
Arbeitsplätzen müssen die benutzten Handschuhe abgelegt bzw.<br />
frische Handschuhe angezogen werden. Dies gilt ebenso für<br />
Reparatur- und Wartungsarbeiten.<br />
3.1.3 Grundregeln<br />
Bei den nachfolgenden Empfehlungen handelt es sich vorwiegend um<br />
mögliche Inhalte von Arbeitsanweisungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Die untenstehende Klassifizierung von Verhaltensregeln lässt erkennen,<br />
dass e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen gleichermaßen auf die unterschiedlichen<br />
Sauberkeitsstufen zutreffen. Dies untermauert die Erfahrung, dass die<br />
Qualitätsverbesserung nicht ausschließlich auf <strong>der</strong> Gestaltung des Raums<br />
son<strong>der</strong>n gerade auch auf den dort herrschenden Spielregeln beruht.
E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
1. Unnötiges Berühren<br />
möglicherweise<br />
verunre<strong>in</strong>igter Oberflächen<br />
und Gegenstände ist zu<br />
unterlassen<br />
2. Personal das<br />
Montagetätigkeiten ausführt,<br />
darf nicht mit<br />
Umverpackungen <strong>in</strong><br />
Berührung kommen<br />
3. Die vorgeschriebene<br />
Bekleidung<br />
darf nicht außerhalb des<br />
Bereichs getragen werden<br />
4. Kontakt von Funktionsflächen<br />
mit <strong>der</strong> Bekleidung ist zu<br />
vermeiden<br />
5. Das vorgeschriebene<br />
Schuhwerk darf nicht<br />
außerhalb des Bereichs<br />
getragen werden<br />
6. Der Aufenthalt ist nur mit <strong>der</strong><br />
vorgeschriebenen<br />
Arbeitskleidung zulässig.<br />
7. Die E<strong>in</strong>nahme von Speisen<br />
ist nicht gestattet<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o o + +<br />
o + + +<br />
- - - 1) +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
Bemerkung<br />
1) Re<strong>in</strong>igung<br />
bei Betreten<br />
des Sauberkeitsbereichs<br />
erfor<strong>der</strong>lich<br />
Lediglich <strong>in</strong><br />
den speziell<br />
ausgewiesenen<br />
Bereichen<br />
zulässig<br />
Alternative:<br />
Als Ausnahme<br />
nur während<br />
<strong>der</strong> festgesetzten<br />
Zeiten<br />
zulässig<br />
91
E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
8. Türen und Fenster s<strong>in</strong>d<br />
geschlossen zu halten<br />
9. Alle verunre<strong>in</strong>igten<br />
Gegenstände, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
höhere Sauberkeitsstufe<br />
e<strong>in</strong>gebracht werden, müssen<br />
gere<strong>in</strong>igt werden<br />
10. Es dürfen ke<strong>in</strong>e Arbeiten, die<br />
umherfliegende Partikel<br />
verursachen, durchgeführt<br />
werden (Flexen, Ausblasen,<br />
…)<br />
11. Es ist auf das Risiko des<br />
Ablösens von Partikeln an<br />
beweglichen und / o<strong>der</strong><br />
lackierten <strong>Teil</strong>en zu achten<br />
12. Das Personal ist <strong>in</strong><br />
Verantwortung, auf<br />
Sauberkeit zu achten, bei<br />
Verwendung von<br />
Werkzeugen, Behältern und<br />
Bauteilen.<br />
13. Es ist stets darauf zu achten,<br />
dass ke<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
auf o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die <strong>Teil</strong>e fallen<br />
können<br />
92<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o + 2) + 2) +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
Bemerkung<br />
2) Ausnahme<br />
möglich, wenn<br />
Verunre<strong>in</strong>igung<br />
ausgeschlossen<br />
Gilt für<br />
Montage,<br />
Wartung,<br />
Reparatur,<br />
Umbau etc.<br />
Erfor<strong>der</strong>lichenf<br />
alls geeignete<br />
Vorsorge<br />
treffen (z. B.<br />
Absaugung,<br />
Abdeckung)<br />
Bei<br />
festgestellten<br />
Mängeln ist<br />
nach Vorschrift<br />
zu handeln<br />
z. B. beim<br />
Aus- und<br />
E<strong>in</strong>packen,<br />
beim<br />
Entnehmen<br />
aus Regalen,<br />
beim Öffnen<br />
von Anlagen<br />
und Masch<strong>in</strong>en
E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
14. Heruntergefallene <strong>Teil</strong>e<br />
gelten ohne Ausnahme als<br />
verunre<strong>in</strong>igt und müssen<br />
nach Vorschrift geson<strong>der</strong>t<br />
behandelt werden<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o + + +<br />
15. Es dürfen nur die<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Werkzeuge<br />
bereitgestellt und verwendet<br />
werden. o + + +<br />
16. Auf den Boden gefallene<br />
Werkzeuge nicht ohne<br />
vorherige Re<strong>in</strong>igung weiter<br />
verwenden<br />
17. Während Stillstand müssen<br />
geölte o<strong>der</strong> gefettete <strong>Teil</strong>e<br />
vor Verunre<strong>in</strong>igung geschützt<br />
werden (z. B. durch<br />
Abdecken).<br />
Dies Gilt s<strong>in</strong>ngemäß für<br />
Schraubensicherungslack,<br />
Kleber, Flüssigdichtmasse<br />
usw.<br />
18. Die auf / an<br />
För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />
bef<strong>in</strong>dlichen, noch nicht fertig<br />
gestellten Produkte müssen<br />
bei Stillstand <strong>der</strong><br />
Montagel<strong>in</strong>ie mit e<strong>in</strong>er<br />
Abdeckung versehen werden<br />
19. Wurden mit den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
„Re<strong>in</strong>en Werkbank“<br />
verwendeten Handschuhen<br />
Gegenstände außerhalb<br />
berührt (z. B. Heranziehen<br />
des Stuhls), müssen diese<br />
unverzüglich gewechselt<br />
werden<br />
o + + +<br />
o + o 3)<br />
o 3)<br />
o + o 3) o 3)<br />
+ + + +<br />
Bemerkung<br />
Die weitere<br />
Vorgehensweise<br />
bzw.<br />
Verwendung<br />
(z. B.<br />
Verschrotten,<br />
Re<strong>in</strong>igen) ist<br />
festzulegen<br />
Zur<br />
Bereitstellung<br />
und Ablage ist<br />
<strong>der</strong> dafür<br />
festgelegte<br />
Platz zu<br />
verwenden<br />
z. B.<br />
Abwischen mit<br />
sauberem<br />
Tuch<br />
3) Es sei denn,<br />
die umgebende<br />
Luft bewirkt<br />
e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
93
E<strong>in</strong>e Auswahl allgeme<strong>in</strong>er Verhaltensregeln für Sauberkeitsbereiche<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
20. Verunre<strong>in</strong>igungen auf<br />
Abdeckungen o<strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>hausungen s<strong>in</strong>d vor dem<br />
Öffnen bzw. Abnehmen zu<br />
entfernen<br />
21. Bei Masch<strong>in</strong>en-Störungen,<br />
Rüst- und Wartungsarbeiten<br />
sowie Baumaßnahmen s<strong>in</strong>d<br />
Ladungsträger mit <strong>der</strong><br />
vorgesehenen Abdeckung zu<br />
versehen; Folienbeutel bzw.<br />
e<strong>in</strong>gelegte Folien s<strong>in</strong>d zu<br />
schließen<br />
22. Ke<strong>in</strong>e sauberkeitskritischen<br />
Komponenten ungeschützt<br />
im Packbereich lagern<br />
94<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Tabelle E.3: Auswahl von allgeme<strong>in</strong>en Regeln und Maßnahmen<br />
3.1.4 Logistik<br />
Bemerkung<br />
Bei den nachfolgenden Empfehlungen handelt es sich vorwiegend um<br />
mögliche Inhalte von Arbeitsanweisungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
1. Je<strong>der</strong> Benutzer ist für<br />
e<strong>in</strong>e pflegliche,<br />
sachgerechte<br />
Behandlung <strong>der</strong><br />
Verpackung<br />
verantwortlich<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
+ + + +<br />
Bemerkung
Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
2. Komponenten und<br />
Zusammenbauten dürfen<br />
nur <strong>in</strong> den dafür<br />
vorgesehenen<br />
Packmitteln verpackt<br />
werden<br />
3. Beschädigte<br />
Ladungsträger und<br />
Packmittel s<strong>in</strong>d<br />
auszusortieren<br />
4. Umverpackungen dürfen<br />
nicht im Montagebereich<br />
entfernt werden<br />
5. Auspacken / Verpacken<br />
von <strong>Teil</strong>en nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Nähe <strong>der</strong> Montage<br />
6. Das direkte Abstellen<br />
von KLT bzw.<br />
Stapelbehältern mit<br />
E<strong>in</strong>zelteilen, Baugruppen<br />
o<strong>der</strong> Fertigerzeugnissen<br />
auf dem Fußboden ist<br />
nicht zulässig<br />
7. Gebrauchte<br />
Verpackungen und<br />
Abdeckungen s<strong>in</strong>d an<br />
def<strong>in</strong>ierten Plätzen<br />
abzulegen<br />
8. Entpackte Bauteile s<strong>in</strong>d<br />
sofort <strong>in</strong> den<br />
vorgesehenen Montage-<br />
o<strong>der</strong> Lagerbereich<br />
e<strong>in</strong>zuschleusen<br />
9. Ungeschützte <strong>Teil</strong>e nicht<br />
direkt an Fahrwegen,<br />
Türen, Rolltoren o<strong>der</strong><br />
Fenstern und<br />
Oberlichtern lagern<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
+ + + +<br />
+ + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
+ + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + o<br />
Bemerkung<br />
Beurteilung anhand<br />
von Vergleichsmuster<br />
Dabei können<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
z. B. auf den Boden<br />
gelangen und von dort<br />
aufgewirbelt und<br />
verschleppt werden.<br />
Ausnahme: Nur mit<br />
Son<strong>der</strong>maßnahmen<br />
Ausschließlich die<br />
dafür vorgesehenen<br />
Bereiche verwenden<br />
Besser: Verwendung<br />
von Kunststoff-<br />
Paletten,<br />
Transportwagen,<br />
Deckel usw.<br />
Dadurch soll e<strong>in</strong>e<br />
Querverunre<strong>in</strong>igung<br />
durch verunre<strong>in</strong>igtes<br />
Packmittel vermieden<br />
werden<br />
95
Auswahl von Maßnahmen: Montagenahe Logistik<br />
Maßnahme / Anfor<strong>der</strong>ung SaS0 SaS1<br />
10. Ladungsträger s<strong>in</strong>d bei<br />
Unterbrechungen des<br />
Prozesses mit <strong>der</strong><br />
vorgesehenen<br />
Abdeckung zu versehen;<br />
Folienbeutel bzw.<br />
e<strong>in</strong>gelegte Folien s<strong>in</strong>d zu<br />
schließen<br />
11. Ladungsträger dürfen<br />
nicht vorzeitig geöffnet<br />
werden, son<strong>der</strong>n erst zur<br />
Entnahme von <strong>Teil</strong>en<br />
12. Es ist darauf zu achten,<br />
das beim Entnehmen<br />
ke<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />
Ware durch verunre<strong>in</strong>igte<br />
Verpackung erfolgt<br />
13. Kartonagen dürfen nicht<br />
aufgerissen, son<strong>der</strong>n nur<br />
an entsprechenden<br />
Sollbruchstellen o<strong>der</strong> mit<br />
dafür vorgesehenen<br />
Werkzeugen geöffnet<br />
werden<br />
14. Umgeschlagene Folien,<br />
die außen verunre<strong>in</strong>igt<br />
s<strong>in</strong>d, nicht wie<strong>der</strong> nach<br />
<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>schlagen<br />
96<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
- + o 1) o 1)<br />
- + o 1) o 1)<br />
o + + +<br />
o + - 2) - 2)<br />
- + + +<br />
Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Bemerkung<br />
1) Es sei denn die<br />
umgebende Luft<br />
bewirkt e<strong>in</strong>e<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
2) Unversiegelte<br />
Kartonagematerialien<br />
s<strong>in</strong>d nicht zulässig<br />
Ladungsträger besser<br />
offen stehen lassen<br />
o<strong>der</strong> neue, saubere<br />
Folie bzw. feste<br />
Abdeckhaube<br />
darüber legen<br />
Tabelle E.4: E<strong>in</strong>ige Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> montagenahen Logistik
3.1.5 Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs<br />
Auswahl von Maßnahmen: Re<strong>in</strong>haltung<br />
Maßnahme /<br />
Anfor<strong>der</strong>ung<br />
1. Ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />
Druckluft zur<br />
manuellen Re<strong>in</strong>igung<br />
2. Der E<strong>in</strong>satz von<br />
Wischtüchern und<br />
an<strong>der</strong>en Re<strong>in</strong>igungshilfsmitteln,<br />
die Fasern<br />
und Flusen abgeben<br />
können, ist nicht<br />
gestattet<br />
3. Gebrauchte Wischtücher<br />
und Re<strong>in</strong>igungshilfsmittel<br />
nicht<br />
am Arbeitsplatz<br />
herumliegen lassen,<br />
son<strong>der</strong>n sofort zur<br />
Entsorgung <strong>in</strong> den<br />
dafür vorgesehenen<br />
Abfallbehälter<br />
4. Nach Arbeitsanweisung<br />
und bei Bedarf<br />
s<strong>in</strong>d zu re<strong>in</strong>igen:<br />
Ablagen, Arbeitsplatz,<br />
Greifbehälter, Transportbehälter,Ladungsträger,Werkstückträger,<br />
Masch<strong>in</strong>en,<br />
Vorrichtungen …<br />
5. Der Boden im Bereich<br />
des Arbeitsplatzes ist<br />
sauber zu halten<br />
6. Packbereiche s<strong>in</strong>d<br />
wegen vermehrten<br />
Schmutzaufkommens<br />
regelmäßig und<br />
häufiger feucht zu<br />
re<strong>in</strong>igen<br />
SaS0 SaS1<br />
Sauberzone<br />
SaS2<br />
Sauberraum<br />
SaS3<br />
Re<strong>in</strong>raum<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
o + + +<br />
+ + + +<br />
+ + + +<br />
o + + +<br />
Legende: + = geeignet / ja, - = ungeeignet / ne<strong>in</strong>, o = nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
Bemerkung<br />
Besser: z. B. Nutzung<br />
von Absauganlagen o<strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>satz von<br />
Staubsaugern<br />
Mehrfache Verwendung<br />
zulässig; nach Vorschrift.<br />
Arbeitsanweisung muss<br />
beschreiben, wann und<br />
wie zu re<strong>in</strong>igen und was<br />
bei Bedarf / nach<br />
eigenem Ermessen<br />
bedeutet<br />
Maßnahme hat mehr<br />
ästhetische /<br />
psychologische als<br />
funktionale Bedeutung.<br />
Tabelle E.5: Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsbereichs<br />
97
3.2 Flankierende Maßnahmen und Betrachtungen<br />
Die Mitarbeiter sollten bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs- und Gestaltungsphase von<br />
Sauberkeitsbereichen e<strong>in</strong>bezogen werden. Zur Optimierung <strong>der</strong> Saubermontage<br />
haben, mit Blick auf das Thema Personal, folgende Punkte hohe<br />
Priorität:<br />
1. Durchführung beson<strong>der</strong>s sauberkeitskritischer Montageschritte (auch <strong>in</strong><br />
Frage kommende Nacharbeitsschritte); als systematische Fehlerquelle<br />
/ direkter E<strong>in</strong>flussfaktor<br />
2. Kontrolle sensibler Bauteiloberflächen und aktives Entfernen eventuell<br />
vorhandener Verunre<strong>in</strong>igungen; als direkter E<strong>in</strong>flussfaktor<br />
3. Risiko <strong>der</strong> Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen durch Werker, die mit<br />
sauberen Funktionsflächen des Produktes umgehen; als zufällige<br />
Fehlerquelle / <strong>in</strong>direkter E<strong>in</strong>flussfaktor. Diesbezüglich kann e<strong>in</strong>e strikte<br />
Trennung von Montagetätigkeit und Nebentätigkeiten angezeigt se<strong>in</strong><br />
(Mischtätigkeit).<br />
Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />
<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen. Für<br />
das Zusammenspiel von Sauberkeitsaspekten und Personal s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Maßnahmen und Regulierungen vorzusehen, beispielsweise:<br />
1. Verantwortliche Personen für Sauberkeitsbereiche<br />
2. Zugangsberechtigungen für Sauberkeitsbereiche; Zutrittsberechtigung<br />
nur für e<strong>in</strong>geschränkten Personenkreis<br />
3. Unterrichtung und Schulung des Personals über die Sauberkeits-<br />
anfor<strong>der</strong>ungen. Festlegung von Zielgruppe (z. B. Management,<br />
Werker, Re<strong>in</strong>igungspersonal, Instandhaltung …) sowie Inhalt, Zeitpunkt<br />
und Häufigkeit für Schulungsmaßnahmen.<br />
4. E<strong>in</strong>weisung am Arbeitsplatz und dessen Umfeld<br />
5. Abläufe, wenn <strong>Teil</strong>e unsachgemäß verpackt bzw. <strong>in</strong> verunre<strong>in</strong>igtem<br />
Ladungsträger zur Verfügung gestellt wurden; ebenso Abläufe, wenn<br />
<strong>Teil</strong>e verunre<strong>in</strong>igt s<strong>in</strong>d.<br />
6. Erstellung von Anweisungen; bspw. betreffend:<br />
98<br />
- Betreten und Verlassen von Sauberkeitsbereichen sowie E<strong>in</strong>- und<br />
Ausschleusen von Gütern<br />
- Benutzung spezieller Bekleidung (falls erfor<strong>der</strong>lich) und <strong>der</strong>en<br />
Wechsel<strong>in</strong>tervalle
- Verhaltensregeln im Sauberkeitsbereich<br />
- Umgang mit sauberkeitsempf<strong>in</strong>dlichen Gütern <strong>in</strong>klusive Hilfsstoffen<br />
(Öle, Kleber, Dichtmasse, Fette, Schraubensicherungslack …)<br />
- Durchführung beson<strong>der</strong>s verunre<strong>in</strong>igungskritischer Montageschritte<br />
(auch <strong>in</strong> Frage kommende Nacharbeitsschritte)<br />
- Prüfung / Kontrolle <strong>der</strong> Sauberkeit von Verpackungen, Ladungsträgern<br />
sowie Bauteilen und Zusammenbauten<br />
- Öffnen und Schließen von Verpackungen<br />
- Benutzung von Fenstern, Türen, Toren und / o<strong>der</strong> Schleusen<br />
- E<strong>in</strong>nahme und Aufbewahrung von Speisen und Getränken<br />
- Entsorgung von Abfällen<br />
- Verhalten bei Wartung, Instandhaltung / Umbaumaßnahmen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei laufen<strong>der</strong> Produktion<br />
3.2.1 Mischtätigkeiten<br />
In <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Verunre<strong>in</strong>igungse<strong>in</strong>flüsse und -mechanismen<br />
bedeutet die Verschleppung e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten Risiken. Mischtätigkeiten <strong>der</strong><br />
Werker stellen deshalb e<strong>in</strong>en zentralen Punkt <strong>der</strong> Risikoanalyse und<br />
Vermeidungsstrategie dar. In wie weit Mischtätigkeiten e<strong>in</strong> Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko<br />
für empf<strong>in</strong>dliche Güter darstellen, ist im E<strong>in</strong>zelfall zu<br />
betrachten und zu bewerten.<br />
Bei abwechselnden Tätigkeiten des Montagepersonals können Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
durch Hände o<strong>der</strong> Handschuhe sowie über Kleidung und Schuhwerk<br />
verschleppt und auf Funktionsflächen sowie <strong>der</strong>en direkte Umgebung<br />
übertragen werden; z. B.<br />
3. Handhabung unsauberer Verpackungen und Ladungsträger (z. B.<br />
Entfernen von Außenverpackungen)<br />
4. Umgang mit ungere<strong>in</strong>igten bzw. unsauberen Bauteilen und Werkzeugen<br />
5. Mechanische Bearbeitung (z. B. Schweißstelle verputzen)<br />
6. Manuellen Montagetätigkeiten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit beölten <strong>Teil</strong>en o<strong>der</strong><br />
Umgang mit Montagehilfsflüssigkeiten<br />
7. Re<strong>in</strong>igung (z. B. Ladungsträger, Arbeitsplatz)<br />
8. Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
99
Abhilfe (z. B.):<br />
100<br />
- Mischtätigkeiten mit Verschleppungsrisiko planerisch vermeiden<br />
- Re<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> Hände nach Durchführung unsauberer Tätigkeiten<br />
- Tragen von Handschuhen während unsauberer Tätigkeiten; mit<br />
anschließendem Ablegen <strong>der</strong> benutzen Handschuhe<br />
- Tragen von E<strong>in</strong>weghandschuhen während unsauberer Tätigkeiten;<br />
mit anschließendem Verwerfen <strong>der</strong> benutzen Handschuhe<br />
3.2.2 Verschleppung durch Berühren<br />
Die hier angestellte Betrachtung gilt generell für den Werker, <strong>der</strong> mit<br />
sensiblen Funktionsoberflächen des Produktes umgeht. Die Kernaussage<br />
lautet: Berührung von potenziell verunre<strong>in</strong>igten Oberflächen, die nichts mit<br />
dem unmittelbaren/ planmäßigen Arbeitsablauf zu tun haben, ist zu<br />
unterlassen.<br />
Potenziell verunre<strong>in</strong>igte Oberflächen:<br />
• Gebrauchte Wischtücher<br />
• Fußboden / Schuhwerk<br />
• Außenverpackungen<br />
(z. B. Strechfolie / Gitterbox)<br />
• Behälterböden (z. B. Ladungsträger,<br />
Rütteltöpfe)<br />
• Werkzeuge / Werkstückaufnahmen<br />
• Betriebsmittel (<strong>in</strong>nen)<br />
• Arbeitsflächen<br />
• Bauteile ger<strong>in</strong>ger Sauberkeitsklasse<br />
• Oberseiten von Abdeckungen /<br />
Gehäusen/ Lagerregalen<br />
Werker:<br />
• Hände<br />
• Handschuhe<br />
• Kleidung<br />
Produktbereich:<br />
• Bauteile<br />
• Werkzeuge<br />
• Hilfsmittel und<br />
Hilfsstoffe<br />
• Arbeitsfläche<br />
Verschleppung von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
durch Berührung<br />
Abb. E.2: Verschleppung aufgrund des Berührens zu meiden<strong>der</strong> Oberflächen<br />
durch den Werker
Beispiel: Bed<strong>in</strong>gt durch die Gestalt des Produktes und die Montageabfolge<br />
kann es erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Werker zwangsläufig auch mit Bauteilen<br />
umgehen muss, die aus Sicht <strong>der</strong> Funktion des Zusammenbaus ke<strong>in</strong>en<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen unterliegen. Dies könnte z. B. die nicht<br />
entgratete Oberfläche e<strong>in</strong>es unsche<strong>in</strong>baren Graugussanbauteils se<strong>in</strong>. Hier<br />
könnte beispielsweise vorgegeben werden, an welchen Stellen das<br />
manuelle Greifen und Halten zur erfolgen hat, um möglichst ke<strong>in</strong>e Grate<br />
abzulösen. Eventuell bietet sich auch das Anbieten von E<strong>in</strong>wegtüchern <strong>in</strong><br />
Spen<strong>der</strong>n an, um die Hände vor dem anschließenden direkten Berühren<br />
e<strong>in</strong>er sensiblen Bauteiloberfläche (z. B. Dichtung) zu re<strong>in</strong>igen.<br />
Fälle, die dem Pr<strong>in</strong>zip des angeführten Beispiels entsprechen, f<strong>in</strong>den sich<br />
häufiger <strong>in</strong> realen Montageszenarien als planerisch vorweg genommen<br />
werden kann. Hier bewährt sich das Mitdenken des ausgebildeten und<br />
motivierten Mitarbeiters am Ort des Geschehens als Potenzial für e<strong>in</strong>en<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozess (mit durchaus relativ e<strong>in</strong>fachen<br />
Mitteln o<strong>der</strong> Maßnahmen).<br />
3.2.3 Der Werker als Partikelauslöser und -beseitiger<br />
Hier s<strong>in</strong>d Möglichkeiten <strong>der</strong> aktiven montagebegleitenden Maßnahmen des<br />
Montagepersonals angesprochen.<br />
Dabei liegt es z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zuständigkeit des Werkers, jeweils e<strong>in</strong>en ganz<br />
bestimmten Bereich <strong>der</strong> Komponenten bzw. des Zusammenbaus auf<br />
mögliche Verunre<strong>in</strong>igungen zu prüfen (visuelle 100 % Kontrolle).<br />
Die Abläufe müssen vorsehen, dass es n. i. O. -Befunde gibt und dadurch<br />
e<strong>in</strong>e Nacharbeit erfor<strong>der</strong>lich wird (Ausschleusen <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>e / des<br />
Zusammenbaus o<strong>der</strong> manuelles Entfernen <strong>der</strong> Partikel durch den Werker).<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Montageablauf <strong>in</strong>tegrierten manuellen, Partikelentfernung:<br />
Magnetangel, Absaugen, Wischen etc.<br />
Beispiele für Inhalte von Anweisungen:<br />
- Benutzte Schrauben verwerfen und durch neue ersetzen.<br />
- Die Stelle x des Aggregats ist nach dem E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Buchse mit<br />
dem Handsauger zu re<strong>in</strong>igen.<br />
- Das Schrauberbit ist zum Anziehen o<strong>der</strong> Lösen <strong>der</strong> Schraube<br />
passgenau anzusetzen.<br />
101
3.2.4 Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />
Bei e<strong>in</strong>er Reihe von Vorgängen können Partikel freigesetzt bzw.<br />
aufgewirbelt und auf ungeschützte Oberflächen übertragen werden. Diese<br />
Vorgänge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen während <strong>der</strong> Produktion nicht<br />
zulässig.<br />
102<br />
Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />
Vorgang Mögliche Abhilfe Bemerkung<br />
Fegen Feuchtes Wischen o<strong>der</strong><br />
Saugen<br />
Ausblasen / Abblasen,<br />
Trocknen mit Druckluft<br />
o<strong>der</strong> Druckgas<br />
Zugluft durch Öffnen von<br />
Türen, Fenstern,<br />
Dachluken o<strong>der</strong> Toren<br />
Saugblasen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>hausung<br />
mit gezielter Absaugung<br />
Befahrbare Tore (Rolltore /<br />
Schw<strong>in</strong>gtore) als Schleuse<br />
ausführen. Installation von<br />
Klimatechnik. Abschließbare<br />
Fenster.<br />
(Um-)Baumaßnahmen Montagebereiche<br />
beispielsweise durch<br />
Abhängungen schützen o<strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lichenfalls stilllegen.<br />
Vor Baubeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d die<br />
betreffenden Bereiche gezielt<br />
entsprechend zu<br />
organisieren. Vermehrte<br />
Re<strong>in</strong>igung, Grundre<strong>in</strong>igung<br />
nach Baumaßnahme.<br />
Aufwirbeln von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen und<br />
Ablagerung auf Umgebung<br />
und Kleidung<br />
Häufig werden dabei die<br />
regulären Materialflüsse und<br />
Abläufe gestört.<br />
Vermischung von Baustelle<br />
und Stellflächen für<br />
Ladungsträger und Güter<br />
stellt sich e<strong>in</strong>.<br />
Verschleppung durch<br />
Bewegung von Personal und<br />
Material.<br />
Tabelle E.6: Beispiele für typische Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken (siehe Tabelle E.1<br />
Bedeutung des Personals aus Sicht <strong>der</strong> Montagesauberkeit;<br />
Mensch als Auslöser)
F: MONTAGEEINRICHTUNGEN<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Bis zur eigentlichen (Weiter-)Verarbeitung s<strong>in</strong>d die montagesauberen<br />
Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel vor Verunre<strong>in</strong>igung geschützt. Während <strong>der</strong><br />
Montage s<strong>in</strong>d Komponenten sowie Produkt am unmittelbarsten den<br />
potenziell schädlichen E<strong>in</strong>flüssen <strong>der</strong> Verarbeitungsprozesse, <strong>der</strong><br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen, des Personals sowie <strong>der</strong> Umgebung ausgesetzt.<br />
Im vorliegenden Leitfaden werden Betriebsmittel wie Automaten, Anlagen,<br />
manuelle Arbeitsplätze und Montagestationen zur Vere<strong>in</strong>fachung unter dem<br />
Begriff Montagee<strong>in</strong>richtungen zusammengefasst. Zur Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> vielfältigen Bestandteile und Funktionen von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
werden diese als Gruppen <strong>in</strong> Unterkapiteln wie Werkzeuge, Hilfsstoffe etc.<br />
behandelt.<br />
Aufbau und Umfang von Montagee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />
Prozess und Erzeugnis spezifisch. Im Gegensatz zur räumlichen<br />
Montageumgebung beispielsweise, können Stand Dez. 2009 die hier<br />
vorgestellten Kriterien und Maßnahmen für Montagee<strong>in</strong>richtungen bezüglich<br />
<strong>der</strong>en Aufwand und Nutzen nicht strikt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzt o<strong>der</strong><br />
klassifiziert werden.<br />
Die angebotenen Möglichkeiten zur sauberkeitsgerechten Gestaltung und<br />
Anwendung von Montagee<strong>in</strong>richtungen müssen somit <strong>in</strong>dividuell erwogen<br />
und nach bestem Wissen umgesetzt werden.<br />
Beispiel: Im e<strong>in</strong>en Fall kann z. B. die E<strong>in</strong>hausung e<strong>in</strong>er Anlage aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
stammende, störende Partikel effizient abhalten und zu e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />
des Ergebnisses führen. Im an<strong>der</strong>en Fall werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage selbst<br />
entstehende, weitaus kritischere Partikel durch die Kapselung sozusagen<br />
e<strong>in</strong>geschlossen und aufkonzentriert, mit Folge e<strong>in</strong>er Verschlechterung des<br />
Ergebnisses.<br />
Speziell <strong>in</strong> den eigentlichen Fügeprozessen kann e<strong>in</strong> hohes Potenzial <strong>in</strong><br />
Bezug auf die produktnahe Entstehung und Freisetzung stören<strong>der</strong> Partikel<br />
vorliegen. Umgekehrt kann e<strong>in</strong> an geeigneter Stelle <strong>in</strong>stallierter Zwischen-<br />
o<strong>der</strong> Endre<strong>in</strong>igungsschritt bisher e<strong>in</strong>getragene bzw. unvermeidbare<br />
Störpartikel weitgehend beseitigen; (siehe hierzu auch gleichnamige<br />
Unterkapitel).<br />
Methoden zur Charakterisierung des Partikelaufkommens an und <strong>in</strong><br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kapitel G: Messung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
beschrieben.<br />
103
2 Grundlagen<br />
Bezogen auf Montagee<strong>in</strong>richtungen greifen vielfältige Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>:<br />
1. Partikelentstehung durch den Fügevorgang selbst, mit möglicher Folge<br />
<strong>der</strong>:<br />
104<br />
a) Partikelabgabe an Funktionsflächen des Erzeugnisses (Beispiel:<br />
Beim Schrauben entstehen Partikel <strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>den, die <strong>in</strong> den<br />
Funktionsraum fallen)<br />
b) Partikelabgabe an die Prozessumgebung sowie eventuell direkt an<br />
Funktionsflächen: z. B. Abrieb beim E<strong>in</strong>fädeln e<strong>in</strong>es Schrauber-<br />
Bits o<strong>der</strong> Splitter e<strong>in</strong>es Schlagwerkzeugs (z. B. Kunststoffhammer)<br />
c) Entsprechende Risiken können auch beim Trennen von<br />
Verb<strong>in</strong>dungen im Rahmen des Arbeits- bzw. Prozessablaufs<br />
gegeben se<strong>in</strong>; z. B. Herausdrehen von Schrauben an Lagerschalen.<br />
2. Partikelfreisetzung im Prozessbereich<br />
Umgebung<br />
Bauteile<br />
Zuführtechnik<br />
a) durch Funktionselemente <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (Betriebsmitteltechnik).<br />
Häufig: mechanischer Abrieb; z. B. L<strong>in</strong>earantrieb,<br />
Elektromotor, Zustell- und Handhabungsmechanik.<br />
b) durch Alterung und zunehmenden Verschleiß von Materialien<br />
Handhabung<br />
Montagestation<br />
Betriebsmittelkomponenten<br />
und<br />
Werkzeuge<br />
Fügeprozesse<br />
Medien / Hilfsstoffe Ladungsträger / Verpackung<br />
Personal<br />
Erzeugnis<br />
Aspekte:<br />
• Materialien<br />
• Design<br />
• Wartung<br />
• Durchsatz<br />
• Verschleiß<br />
• Alterung<br />
• Re<strong>in</strong>haltung<br />
• Integrierte<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
Abb. F.1: Montagee<strong>in</strong>richtung - Zusammentreffen vielfältiger E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
• …
3. Partikele<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den Prozessbereich, durch<br />
a) Materialzuführtechnik (z. B. verunre<strong>in</strong>igtes För<strong>der</strong>band o<strong>der</strong><br />
verunre<strong>in</strong>igter Werkstückträger),<br />
b) verunre<strong>in</strong>igte Außenflächen von Bauteilen, Werkzeugen und<br />
Ladungsträgern,<br />
c) e<strong>in</strong>greifendes Personal (z. B. Verschleppung über Hände, Ärmel<br />
…),<br />
d) luftgetragene / herabfallende Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung (z. B.<br />
mangels Kapselung o<strong>der</strong> bei Öffnen e<strong>in</strong>er Anlage bei e<strong>in</strong>er<br />
Funktionsstörung).<br />
Die Zielsetzung und Strategie bei <strong>der</strong> sauberkeitsorientierten Gestaltung<br />
von Montagee<strong>in</strong>richtungen dient <strong>der</strong> Sauberhaltung <strong>der</strong><br />
• zu verarbeitenden und bereitstehenden Funktionsflächen <strong>der</strong><br />
Bauteile,<br />
• zu verarbeitenden und bereitstehenden Hilfsstoffe; z. B.<br />
Dichtmasse,<br />
• verwendeten Werkzeuge und Montagehilfsmittel / Montagehilfen;<br />
z. B. Hülse für Montage von Wellen-Dichtr<strong>in</strong>gen,<br />
• Gegenstände (generell), die <strong>in</strong> unmittelbarem Kontakt mit<br />
Funktionsflächen s<strong>in</strong>d; z. B. auch Messfühler<br />
• Gegenstände und Oberflächen (generell), die vom Werker berührt<br />
werden müssen, um u. a. auch sauberkeitskritische Bauteile zu<br />
verarbeiten.<br />
Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit ist denjenigen Verarbeitungsprozessen und<br />
Anlagenbestandteilen zu widmen, die per se aktive Verunre<strong>in</strong>igungsquellen<br />
im direkten Umfeld empf<strong>in</strong>dlicher Güter darstellen.<br />
H<strong>in</strong>weis: Dies betrifft vor allem das Risiko durch direktes Herabfallen <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
auf die zu schützenden Gegenstände.<br />
Bei manuellen Arbeitsplätzen hat zudem die Betrachtung <strong>der</strong><br />
Verschleppungsrisiken durch den Werker e<strong>in</strong>e hohe Priorität sowie<br />
dessen E<strong>in</strong>fluss auf die Partikelentstehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art und Weise se<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dividuellen Verwendung <strong>der</strong> Werkzeuge bzw. Durchführung <strong>der</strong><br />
Montageschritte.<br />
105
3 Auslegung<br />
3.1 Maßnahmen und Empfehlungen - konstruktiv<br />
3.1.1 Gestaltungsgrundsätze<br />
Die Gestaltungsgrundsätze beschreiben Verbesserungsmöglichkeiten, die<br />
s<strong>in</strong>ngemäß an manuellen Arbeitsplätzen sowie an Montageautomaten<br />
angewendet werden können.<br />
106<br />
- M<strong>in</strong>imale Verwendung von horizontalen Oberflächen<br />
- Durch geneigte Flächen (z.B. Abdeckflächen) kann vermieden<br />
werden, dass sich dort Verunre<strong>in</strong>igungen vermehrt anhäufen o<strong>der</strong><br />
Gegenstände darauf abgelegt werden<br />
- Glatte Oberflächen ohne Vertiefungen, Spalte etc.<br />
- Ecken und Kanten möglichst abrunden<br />
- Leichte Zugänglichkeit zur Re<strong>in</strong>igung<br />
Für den Umgang mit Partikelquellen (z. B. bewegte, reibende Mechanik)<br />
bestehen folgende Ansatzpunkte:<br />
- Nicht oberhalb empf<strong>in</strong>dlicher Oberflächen anbr<strong>in</strong>gen. � Die für den<br />
Kernprozess erfor<strong>der</strong>lichen mechanischen Elemente (d. h.<br />
Partikelquellen) werden bevorzugt unterhalb <strong>der</strong> Werkstücke<br />
angebracht. Bildlich gesprochen entspricht dies sozusagen e<strong>in</strong>er<br />
über Kopf Montage bei <strong>der</strong> entstehende Partikel vom<br />
Funktionsbereich weg, nach unten fallen können.<br />
- Durch abriebarme Komponenten / Materialien ersetzen<br />
- Kapseln und / o<strong>der</strong> absaugen<br />
- Aus unmittelbarem Prozessbereich elim<strong>in</strong>ieren; z. B. mit Hilfe von<br />
Verlängerungen<br />
- E<strong>in</strong>satz von lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik zur Wegführung flugfähiger<br />
Kle<strong>in</strong>partikel<br />
H<strong>in</strong>weis: Bei Absaugungen sowie <strong>der</strong> eventuellen Durchströmung mit Re<strong>in</strong>luft ist e<strong>in</strong>e<br />
eventuelle Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Temperaturkonstanz zu berücksichtigen<br />
(z. B. Aushärten von Kleber).
Energieversorgung<br />
Montageplatz<br />
Abb. F.2: Varianten <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Partikel abgeben<strong>der</strong> Anlagentechnik<br />
3.1.2 Materialien und Oberflächen<br />
Siehe hierzu gleichlautenden Abschnitt im Kapitel C: Umgebung.<br />
3.1.3 Grundaufbau<br />
Partikel /<br />
Kondensation<br />
Der Grundaufbau bildet die Basiskonstruktion zur Integration <strong>der</strong><br />
technischen Ausrüstung. Er besteht üblicherweise aus e<strong>in</strong>er Rahmen- bzw.<br />
Trägerkonstruktion, horizontalen Flächen wie Ablage- o<strong>der</strong> Installationsflächen,<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>hausung, Zwischenwänden, eventuellen Schleusen,<br />
Beschlägen, wie z. B. Griffe o<strong>der</strong> Scharniere, Beleuchtungselementen etc.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
Werkstück<br />
- Offene, lichte Konstruktion von horizontalen Oberflächen; speziell<br />
auf Arbeits- bzw. Prozessebene � z. B. gratfreie Lochbleche.<br />
Partikel fallen dann nach unten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Falle (z. B. Schublade), wo<br />
sie nicht stören o<strong>der</strong> auf den Boden, wo sie regelmäßig entfernt<br />
werden. Großflächige Rundtakttische werden z. B. als Speichenrad<br />
gestaltet.<br />
- Vermeidung hervorstehen<strong>der</strong> Schraubenenden und -köpfe zur<br />
Erleichterung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
107
108<br />
- Vermeidung von Durchgangsverschraubungen. � z. B.<br />
Verschraubungen e<strong>in</strong>er Arbeitsfläche von unten mittels<br />
Sacklöchern.<br />
- Anbr<strong>in</strong>gung von Beschlägen und Scharnieren an <strong>der</strong> Außenseite<br />
<strong>der</strong> Anlage bzw. unterhalb kritischer Bereiche (Schmutzfänger und<br />
Partikelquelle)<br />
- Vermeidung / Entfernung von nicht (mehr) unbed<strong>in</strong>gt für den<br />
Prozess erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>bauten. Generell sollten sich nur die<br />
Gegenstände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung bef<strong>in</strong>den, die für den<br />
jeweiligen Prozess benötigt werden.<br />
- Zugänglichkeit <strong>der</strong> vorgesehenen E<strong>in</strong>bauten zum Zweck <strong>der</strong><br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
- Standardisierte Schnittstellen zum flexiblen Anschluss von<br />
Handsaugern vorsehen; z. B. für Venturisauger<br />
- Bodenseitige E<strong>in</strong>hausung bündig im Fußbodenbereich anschlagen<br />
o<strong>der</strong> so anbr<strong>in</strong>gen, dass guter Zugang zur Re<strong>in</strong>igung unter <strong>der</strong><br />
Montagee<strong>in</strong>richtung besteht.<br />
- Abluft von z. B. Ventilatoren, Elektromotoren o<strong>der</strong><br />
Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>n und -ventilen sollte nicht <strong>in</strong> das Innere <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht direkt auf sensible Oberflächen<br />
gerichtet se<strong>in</strong>.<br />
- Versorgungsleitungen (Kabel, Rohre usw.) weitgehend außerhalb<br />
des unmittelbaren Prozessbereichs führen.<br />
- Rohrleitungen und Anlagenteile, an denen es zu Kondensation<br />
kommen kann, mit Isolierung versehen.<br />
Abb. F.3: Beispiel e<strong>in</strong>es Transportsystems mit durchlässiger Oberfläche
3.1.3.1 E<strong>in</strong>hausung<br />
In <strong>der</strong> Regel können E<strong>in</strong>hausungen alle<strong>in</strong> aus Sicherheitsgründen<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden. Die E<strong>in</strong>hausung kann fallweise aus Plexiglas- o<strong>der</strong><br />
Gitterelementen sowie Schürzen gebildet werden.<br />
Sie schützt Anlagenbereiche e<strong>in</strong>erseits vor Partikeln aus <strong>der</strong><br />
Umgebungsluft, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t an<strong>der</strong>erseits aber auch, dass beim<br />
Verarbeitungsprozess entstehende Partikel <strong>in</strong> die Umgebung gelangen.<br />
Wenn sich viele Quellen für flugfähige Partikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung bef<strong>in</strong>den<br />
(z. B. Bekleidung des Personals), bewirkt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>hausung bzw. Kapselung<br />
e<strong>in</strong>e merkliche Abschottung <strong>der</strong> betreffenden Umgebungspartikel.<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik ist zu diesem Zweck nicht immer zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die E<strong>in</strong>hausung ist so auszuführen, dass sich Verunre<strong>in</strong>igungen nicht an<br />
Stellen ansammeln können, bei denen die Gefahr besteht, dass er <strong>in</strong> die<br />
Anlage h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fällt. Bei Gitterelementen ist zu bedenken, dass diese sowohl<br />
als Staubfänger fungieren als auch unkomfortabel zu re<strong>in</strong>igen s<strong>in</strong>d.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Klappen, Deckel und Türen so anbr<strong>in</strong>gen, dass Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
beim Öffnen / Entfernen nicht <strong>in</strong> die Anlage fallen<br />
- Öffnungen zur Wärmeabfuhr nicht im Deckel son<strong>der</strong>n z .B. an den<br />
Seitenwänden im Oberteil <strong>der</strong> Anlage vorsehen. Alternativ:<br />
Öffnungen durch Blenden vor h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fallenden Partikeln schützen.<br />
- siehe s<strong>in</strong>ngemäß auch vorherige und nachfolgende Unterkapitel<br />
H<strong>in</strong>weis: Verunre<strong>in</strong>igungen auf Abdeckungen / E<strong>in</strong>hausungen s<strong>in</strong>d vor dem Öffnen<br />
/ Abnehmen zu entfernen.<br />
Abb. F.4: Beispiel für E<strong>in</strong>hausung<br />
109
Durch E<strong>in</strong>hausung kann e<strong>in</strong> lokaler Bereich geschaffen werden, dessen<br />
Sauberkeitsstufe gezielt von <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Umgebung abweicht. Beispiele:<br />
Gekapselte Abblasstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Montageraum höherer Sauberkeitsstufe.<br />
Als M<strong>in</strong>ienvironment (mit o<strong>der</strong> ohne Re<strong>in</strong>lufttechnik) gestaltete<br />
Nacharbeitsstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht reglementierten Werkstatt.<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen und Re<strong>in</strong>lufttechnik:<br />
Bedarfsweise können Montagestationen als eigenständige M<strong>in</strong>ienvironments<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Grundidee dah<strong>in</strong>ter ist, nicht den<br />
gesamten umgebenden Montagebereich aufwendig, z. B. als Re<strong>in</strong>raum<br />
o<strong>der</strong> Sauberraum, gestalten zu müssen.<br />
E<strong>in</strong> wichtiges Element beim lokalen E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik bei<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen stellt die Strömungsführung zum gezielten Abtransport<br />
luftgetragener Partikel dar.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> lokalen E<strong>in</strong>dämmung luftgetragener Partikel:<br />
110<br />
A. Gezielte Kapselung von Anlagen, För<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen, Warenpuffer<br />
und / o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen 1)<br />
B. Wie A. mit E<strong>in</strong>satz lokaler Re<strong>in</strong>lufttechnik 2)<br />
1) Durch Kapselung (z. B. durch E<strong>in</strong>hausung mit Plexiglas) können <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
umgebenden Raumluft enthaltene Partikel abgeschottet werden. Im Gegeneffekt<br />
können sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung entstehende, flugfähige Partikel durch die<br />
e<strong>in</strong>geschränkte Ausbreitungsmöglichkeit anhäufen.<br />
2) Durch die aufgezwungene Strömung erfolgt potenziell e<strong>in</strong>e Wegführung<br />
luftgetragener Partikel, die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapselung (z. B. durch mechanischen<br />
Abrieb) entstehen. Bei ungünstiger Strömungsführung kann sich e<strong>in</strong> gegenteiliger<br />
Effekt e<strong>in</strong>stellen und generierte Partikel werden auch o<strong>der</strong> u. U. vermehrt <strong>in</strong><br />
Richtung Funktionsfläche transportiert. Bewegungselemente <strong>in</strong> Toträumen s<strong>in</strong>d zu<br />
vermeiden, da dort Partikel angehäuft werden.<br />
In beiden Fällen ist zu berücksichtigen, dass die Bauteile / Erzeugnisse<br />
außerhalb <strong>der</strong> M<strong>in</strong>ienvironments konsequent geschützt werden müssen,<br />
wenn die Umgebungsluft störende Partikel enthalten kann.<br />
Wenn Personal <strong>in</strong> gekapselte E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>greift (z. B. Öffnen e<strong>in</strong>er<br />
Anlage bei Störung o<strong>der</strong> Umrüstung), können sich Verschleppungen aus<br />
<strong>der</strong> ungeschützten Umgebung e<strong>in</strong>stellen.<br />
Bei <strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung lokaler Absauge<strong>in</strong>richtungen, die Partikel vom bzw. am<br />
Ort ihrer Entstehung wegführen sollen, ist zu berücksichtigen, dass die<br />
zuströmende Luft ihrerseits kritische Partikel mit sich führen könnte.
3.1.3.2 Manuelle Arbeitsplätze<br />
Manuelle Arbeitsplätze s<strong>in</strong>d dadurch gekennzeichnet, dass dort Tätigkeiten<br />
zur Erstellung des Zusammenbaus durch e<strong>in</strong>en Werker erfolgen (betrifft<br />
auch Nachbearbeitung). Neben Schritten wie z. B. E<strong>in</strong>legen von <strong>Teil</strong>en o<strong>der</strong><br />
Auftragen von Hilfsstoffen, kann dies auch die Anwendung von Werkzeugen<br />
bis h<strong>in</strong> zur manuellen o<strong>der</strong> masch<strong>in</strong>engestützten Durchführung von<br />
Fügeprozessen be<strong>in</strong>halten.<br />
Durch e<strong>in</strong> gezieltes Design des Arbeitsplatzes und <strong>der</strong> Abläufe soll<br />
sauberkeitsbezogenen Fehlermöglichkeiten des Werkers vorgebeugt<br />
werden. E<strong>in</strong> beträchtliches Fehlerpotenzial liegt im Freiheitsgrad des<br />
Werkers als Individuum (im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em Automaten) sowie dessen<br />
grundsätzlicher Motivation und aktuellen Verfassung. Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Verhaltensregeln werden im Kapitel E: Personal behandelt.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Materialtransfer und Personenverkehr auf <strong>der</strong> dem Produkt /<br />
Prozess zugewandten Seite vermeiden � Materialversorgung z. B.<br />
von <strong>der</strong> Rückseite / Seite des Arbeitsplatzes<br />
- Mischtätigkeiten <strong>der</strong> Werker, die e<strong>in</strong>e kritische Verschleppungsgefahr<br />
be<strong>in</strong>halten, sollten planerisch vom Arbeitsplan ausgeschlossen<br />
werden.<br />
- Klare Trennung zwischen Arbeitsplatz und Umgebung<br />
- Klare Trennung von Re<strong>in</strong>haltung des Arbeitsplatzes und Montagetätigkeit<br />
(Verschleppungsgefahr)<br />
- Großzügige Beleuchtung; möglichst diffuses Licht ohne<br />
Blendwirkung und Schattenwurf. � Unterstützt auch die Auff<strong>in</strong>dung<br />
und Erkennung von Partikeln.<br />
- Darauf achten, dass <strong>der</strong> Werker beim Zugriff auf Bauteile und<br />
Werkzeuge nicht über dem Erzeugnis hantieren muss. � Hierzu<br />
auch def<strong>in</strong>ierte Greiffolgen (ohne Variationsmöglichkeiten durch<br />
den Werker) festlegen.<br />
- Werkzeuge gegebenenfalls redundant bereitstellen, so dass ke<strong>in</strong><br />
Übergreifen erfor<strong>der</strong>lich und die Benutzung an mehreren Seiten<br />
möglich ist.<br />
- Def<strong>in</strong>ierte Ablagen für Werkzeuge und Hilfsmittel vorsehen. � Bis<br />
h<strong>in</strong> zum Getränkehalter (falls zulässig)<br />
- Werkzeuge und Montagehilfsmittel s<strong>in</strong>d bevorzugt hängend<br />
anzubr<strong>in</strong>gen<br />
111
112<br />
- Ablagen sowie Aufnahmen für Werkzeuge und Bauteile so<br />
gestalten, dass sie e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Auflagefläche haben. Durch e<strong>in</strong>e<br />
nach unten offene Gestaltung können Partikelansammlungen<br />
m<strong>in</strong>imiert werden.<br />
Werkstück<br />
Montageplatz<br />
Partikel<br />
Werkstück<br />
Montageplatz<br />
Abb. F.5: Beispiel e<strong>in</strong>er Bauteilaufnahme / Arbeitsfläche<br />
Partikel<br />
- Ablageflächen, Ladungsträger o<strong>der</strong> Greifschalen nicht direkt<br />
oberhalb <strong>der</strong> Arbeitsfläche anbr<strong>in</strong>gen. � Dadurch wird vermieden,<br />
dass <strong>der</strong> Bediener regelmäßig über dem Produkt zugreifen muss.<br />
- Halterungen sowie Aufnahmen für Werkzeuge nicht direkt über<br />
dem Produkt o<strong>der</strong> offenen Ladungsträgern und Greifschalen<br />
anbr<strong>in</strong>gen<br />
- Greifschalen und Ladungsträger mit empf<strong>in</strong>dlichen Gütern<br />
möglichst oberhalb von Bereichen anbr<strong>in</strong>gen, auf die <strong>der</strong> Werker oft<br />
zugreifen muss….(s. oben)<br />
- Anbieten von Kle<strong>in</strong>teilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weitgehend geschlossenen<br />
Spen<strong>der</strong> (nicht als offenes Schüttgut) � Dichtr<strong>in</strong>ge z. B. gestapelt <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Köcher unterbr<strong>in</strong>gen.<br />
- Geschlossene Regalböden verwenden, damit Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
nicht auf die untere Lage gelangen können<br />
- Greifschalen, Ladungsträger und Spen<strong>der</strong> nicht direkt unterhalb<br />
des Arbeitsbereichs anbr<strong>in</strong>gen; besser seitlich versetzt.<br />
- Siebboden <strong>in</strong> Greifbehälter e<strong>in</strong>bauen. � Partikel können sich nicht<br />
am Boden ansammeln, son<strong>der</strong>n fallen durch.
- Geschlossenen Flüssigkeitsspen<strong>der</strong> verwenden. �z. B. Pr<strong>in</strong>zip<br />
e<strong>in</strong>er Vogeltränke: Es wird immer nur die Menge an Flüssigkeit<br />
freigegeben, die gerade gebraucht wird.<br />
- Harte Auflageflächen dämpfen, um Werkstücke und Oberflächen zu<br />
schonen.<br />
� z. B. Gummimatte unter Edelstahlplatte<br />
- Verzicht auf weiche Arbeitsauflagen. � z. B. Holz o<strong>der</strong> Kunststoff,<br />
da sich Partikel dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>lagern und sich das Material leicht abnutzt.<br />
- Stoffbezüge auf Stühlen meiden; ebenso Holzstühle. � Besser:<br />
Kunststoff und Metall.<br />
- Geriffelte Anti-Rutschmatten o<strong>der</strong> Dämm-Matten wirken als<br />
Schmutznester. � Alternative: Gelgedämpftes, rutschfestes Schuhwerk.<br />
- Bei E<strong>in</strong>satz von Re<strong>in</strong>lufttechnik ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des Werkers auf die<br />
Luftführung sowie als Partikelquelle zu berücksichtigen<br />
3.1.4 Betriebsmitteltechnik<br />
Zur Betriebsmitteltechnik zählen alle zur Bewerkstelligung des Prozessablaufes<br />
erfor<strong>der</strong>lichen, mehr o<strong>der</strong> weniger dauerhaft <strong>in</strong>stallierten,<br />
Komponenten. Sie können aktiv o<strong>der</strong> passiv am Prozessablauf beteiligt<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Beispiele: Antriebe, Mechaniken wie Transportsysteme und Handhabungstechnik,<br />
För<strong>der</strong>technik, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Roboter, Bän<strong>der</strong>, Greifer (Vakuumheber),<br />
Werkstückaufnahme, Hebezeuge, Doppelgurtbän<strong>der</strong>, Ventil<strong>in</strong>sel. Auch<br />
Energieführungsketten, L<strong>in</strong>earachsen, Elektromotoren etc.<br />
Ausrüstungen und E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>e mechanische Funktion haben<br />
und zudem dauerhaft <strong>in</strong> Betrieb s<strong>in</strong>d, stellen aktive Partikelquellen dar. Die<br />
Komponenten bef<strong>in</strong>den sich häufig <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Produktes,<br />
was die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Verunre<strong>in</strong>igung erhöht.<br />
E<strong>in</strong> weiterer kritischer Punkt liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwendung von Schmierstoffen.<br />
Partikel können zunächst im Schmierstoff angereichert und dann<br />
unkontrolliert abgegeben werden (z. B. Fett an <strong>der</strong> Führungsbuchse e<strong>in</strong>es<br />
Stößels); offene L<strong>in</strong>earachsen, Antriebe, Lager, Riemengetriebe, Kugellager<br />
etc. möglichst vermeiden.<br />
3.1.4.1 Betriebsmedien und Medienversorgungstechnik<br />
Hierbei handelt es sich um Medien und zugehörige Versorgungskomponenten<br />
zum Betätigen <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung wie: Strom, Druckluft /<br />
Vakuum, Hydraulik-Flüssigkeiten, Wasser bzw. Fluide für Heizung und<br />
113
Kühlung, Öle, Fette für Komponenten <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung, Gase (z. B.<br />
für Schweißen), Löschmittel (Brandschutz) etc.<br />
Zur Versorgungstechnik zählen auch E<strong>in</strong>richtungen zur Anwendung von<br />
Hilfsstoffen, Funktionsflüssigkeiten und Prüffluiden.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
114<br />
- Versorgungstechnik sollte möglichst <strong>in</strong> Zwischendecken und -<br />
wänden verlaufen. � z. B. auch E<strong>in</strong>fassung <strong>in</strong> Kabelkanälen o<strong>der</strong><br />
Wellrohr.<br />
- Versorgungstechnik, die im Prozessbereich verläuft, sollte so wenig<br />
horizontale Oberflächen wie möglich bieten und möglichst vertikal<br />
arrangiert werden<br />
- Auf Aufbereitung von Medien achten (Gehalt stören<strong>der</strong> Substanzen<br />
wie Partikel, Öl, Wasser). � z. B. Verwendung ölfreier, trockner<br />
und gefilterter Druckluft.<br />
- Abluft von z. B. Pneumatike<strong>in</strong>heiten mittels Schlauch fassen und<br />
aus Prozessbereich führen o<strong>der</strong> Anbr<strong>in</strong>gung von Filtern.<br />
- Schläuche und Kabel (Druckluftleitungen etc.) von bewegten<br />
Elementen fixieren, um Scheuern zu vermeiden. Anwendung von<br />
Energieführungsketten.<br />
3.1.4.2 Hilfsstoffe<br />
Hilfsstoffe s<strong>in</strong>d Materialien, die zur Durchführung des Fügeprozesses<br />
erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, Bestandteil <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
notwendige, lokale Grundversorgung e<strong>in</strong>er Funktionsgruppe darstellen.<br />
Beispiele:<br />
- Öle, Fette, Seifenwasser und sonstige Gleitmittel (als Fügehilfe)<br />
- Öle, Fette und sonstige Gleitmittel (als Grundversorgung für das<br />
Erzeugnis)<br />
- Klebstoffe, Dichtungsmittel; sowie Schraubensicherungsfluide;<br />
flüssig / pastös (als Verb<strong>in</strong>dungskomponente)<br />
- Lot und Schweißdraht<br />
Die Hilfsstoffe s<strong>in</strong>d häufig <strong>in</strong> direktem Kontakt mit Funktionsflächen. Es gilt,<br />
diese Fluide und zugehörige Auftragshilfen (z. B. P<strong>in</strong>sel) sauber zu halten.<br />
Es ist zu berücksichtigen, dass sich Partikel bevorzugt an den benetzten<br />
Stellen ansammeln.
Bei manuellem Auftrag besteht die Möglichkeit, dass <strong>der</strong> Werker Partikel<br />
über Hände o<strong>der</strong> Handschuhe verschleppt. Beispiele wären hier die<br />
Dosierung mittels Ölkanne o<strong>der</strong> das Auftragen von Gleitmittel mit e<strong>in</strong>em<br />
P<strong>in</strong>sel.<br />
Vernebelung und Verschleppung <strong>der</strong> Fluide auf die umgebenden<br />
Oberflächen führt zur Anhäufung von Verunre<strong>in</strong>igungen und lässt diese<br />
ungepflegt ersche<strong>in</strong>en. Zudem besteht bei Kontakt mit den verunre<strong>in</strong>igten<br />
Oberflächen Verschleppungsgefahr. Dies erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> häufigeres Re<strong>in</strong>igen<br />
des betreffenden Bereichs.<br />
Beispiel: P<strong>in</strong>sel, Schwämmchen, Tampons, Sprühen, (F<strong>in</strong>ger � schlechte Lösung),<br />
Dispenser, (Walken im e<strong>in</strong>gefetteten Beutel (z. B. für Summe von O-R<strong>in</strong>gen /<br />
Chargenweise Befettung), Befettungsstation (Bauteilangepasst; z. B.<br />
R<strong>in</strong>göffnung <strong>in</strong> die Bauteil e<strong>in</strong>geführt und über Dosierventil befettet wird),<br />
Ölkanne, Behälter für E<strong>in</strong>tauchen (z. B. E<strong>in</strong>seifen von Tüllen.) Behälter für<br />
Fluide.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Verwendung def<strong>in</strong>ierter Sauberkeitsqualitäten <strong>der</strong> Fluide<br />
- Prozess<strong>in</strong>tegrierte Filtration des betreffenden Fluides<br />
- Sauberhalten des offen liegenden Fluides<br />
- Sauberhalten <strong>der</strong> Hilfsmittel und Werkzeuge zur Aufbr<strong>in</strong>gung des<br />
Fluides<br />
- Vermeidung <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Prozessumgebung durch das<br />
Fluid<br />
- Beölungsprozesse mit E<strong>in</strong>hausung und / o<strong>der</strong> Absaugung versehen<br />
- Silikonp<strong>in</strong>sel o<strong>der</strong> Dispenser zur Befettung verwenden, statt<br />
Haarp<strong>in</strong>sel (Haare lösen sich und bleiben am Produkt haften)<br />
- Verzicht auf Benetzung durch E<strong>in</strong>satz an<strong>der</strong>er Materialien. � z. B.<br />
trockene Funktionsbeschichtung <strong>der</strong> Oberfläche; Nano-Composites<br />
benutzen, anstelle von Öl, da leicht flüchtig, extrem dünn, fast<br />
trocken und nicht schmutzb<strong>in</strong>dend<br />
- Eventuell leicht flüchtigen Alkohol verwenden, wenn lediglich e<strong>in</strong><br />
kurzzeitiger Gleitfilm erfor<strong>der</strong>lich ist<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Nicht flüchtiges Spülmittel kann bei Drucktests zu unerwünschtem Wan<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Dichtungen führen.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Re<strong>in</strong>heitsgrade nach ISO 4406 für Fluide lassen größere Partikel unberücksichtigt.<br />
� Bedarfsweise geeignetere Spezifikation anwenden.<br />
115
3.1.4.3 Prüffluide und Funktionsflüssigkeiten<br />
Prüffluide: Hierunter werden Stoffe zusammengefasst, die für<br />
Funktionsprüfungen e<strong>in</strong>gesetzt werden, zum Beispiel Flüssigkeiten und<br />
Gase für Druckhalteprüfungen. Fallweise verbleibt e<strong>in</strong> Prüffluid auch als<br />
Funktionsflüssigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenbau. Dies ist beispielsweise bei<br />
Hydraulikflüssigkeit für e<strong>in</strong> Lenkgetriebe <strong>der</strong> Fall.<br />
Funktionsflüssigkeiten (zur Erstbefüllung): Diese s<strong>in</strong>d für den anschliessenden<br />
Betrieb des Zusammenbaus notwendig; z. B. Hydraulikflüssigkeit,<br />
Öle, Kühlmittel o<strong>der</strong> Kraftstoff.<br />
Bei diesen Stoffen (z. B. Flüssigkeiten, Gase) ist die Sauberkeit wichtig. Die<br />
Sauberkeit dieser Medien sollte def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>, da sie direkt mit dem<br />
Funktionsraum des Zusammenbaus <strong>in</strong> Kontakt kommen o<strong>der</strong> eventuell<br />
dauerhaft dar<strong>in</strong> verbleiben. Ihre Anwendung erfolgt stets <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
Funktionsprüfständen sowie Befüllstationen.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
116<br />
- siehe auch vorhergehen<strong>der</strong> Abschnitt<br />
- Sauberhalten <strong>der</strong> Adapter zur Zuführung und Entnahme von<br />
Prüffluiden<br />
Prüf- und Funktionsfluide können bei <strong>der</strong>en Anwendung eventuell auch<br />
gezielt zur Innenre<strong>in</strong>igung des Zusammenbaus genutzt werden (z. B. bei<br />
Druckprüfung) (siehe Unterkapitel 3.1.6: Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen).<br />
H<strong>in</strong>weis: In die Flüssigkeitssysteme e<strong>in</strong>getragene Mikroorganismen können zu e<strong>in</strong>er<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eigenschaften von Funktionsflüssigkeiten und somit<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Systemfunktion führen (Beispiele: Biodiesel, Z<strong>in</strong>kfraß)<br />
Funktionsprüfstände bieten auch die Möglichkeit zum prozess<strong>in</strong>tegrierten<br />
Monitor<strong>in</strong>g von Innenverunre<strong>in</strong>igungen <strong>der</strong> Prüfobjekte:<br />
- Sporadische Untersuchung <strong>der</strong> Partikelrückstände <strong>in</strong> den<br />
Aufbereitungsfiltern<br />
- Gezieltes Anbr<strong>in</strong>gen von Analyse-Filtern an <strong>der</strong> Abströmseite von<br />
Funktionsprüfständen<br />
3.1.4.4 Transportsysteme, Handhabungssysteme, Zuführung und<br />
Vere<strong>in</strong>zelung<br />
Transportsysteme: Mittels Transportsystem werden die Werkstücke<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Montagel<strong>in</strong>ie zwischen verschiedenen Stationen und<br />
Lagerorten beför<strong>der</strong>t.
Beispiele: Varianten mit o<strong>der</strong> ohne Palette: rollengetrieben, Gurt / Riemengetrieben, Palette<br />
selbstfahrend (WT), Rutsche, Bürstenstrecke, Hängeschiene, Drehteller,<br />
Hubstationen, Balkenför<strong>der</strong>er, manueller Transportwagen.<br />
Da bestimmte Transportsysteme e<strong>in</strong>e große (Auflage-) fläche haben,<br />
können sich vermehrt Verunre<strong>in</strong>igungen ansammeln. Die Systeme<br />
verb<strong>in</strong>den mehrere Stationen, wodurch e<strong>in</strong> Verschleppungsrisiko entsteht.<br />
Handhabungssysteme: Innerhalb e<strong>in</strong>er Station werden damit Werkzeuge<br />
o<strong>der</strong> Bauteile bewegt. Dies kann beispielsweise mittels Robotern,<br />
L<strong>in</strong>earachsen o<strong>der</strong> Schwenke<strong>in</strong>richtungen durchgeführt werden. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel beschränkt auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Montagestation / Arbeitsplatz. Im<br />
weiteren S<strong>in</strong>ne zählen hierzu auch Zuführ- bzw. Vere<strong>in</strong>zelungse<strong>in</strong>richtungen.<br />
E<strong>in</strong>richtungen für größere bzw. schwerere Güter s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt durch die<br />
Kraftübertragung, meist direkt über dem Arbeitsbereich aufgehängt. Dabei<br />
besteht die Gefahr von herabfallendem Abrieb.<br />
Beispiele: Roboter, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong> (pneum. / hydraulisch / elektrisch), NC-Achse, handge-<br />
führte Balancer (drehmomentabgestützt und nicht drehmomentabgestützt,<br />
zur Gewichtsentlastung), L<strong>in</strong>eararm, Schlitten, Schwenkvorrichtung,<br />
Zuführschlauch, Deckenschiene, Energieführungskette.<br />
Zuführung und Vere<strong>in</strong>zelung: Greifbehälter / Greifschale (Ablagen, Aufnahmen<br />
zur Bereitstellung), Vere<strong>in</strong>zelung von Schüttgütern manuell / automatisiert,<br />
Vibrationsför<strong>der</strong>er, Stufenför<strong>der</strong>er etc.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Antriebssysteme sollte berücksichtigt werden,<br />
wie stark diese Partikel generieren.<br />
- Regelmäßige Kontrollen <strong>der</strong> Transportsysteme, um frühzeitig<br />
Abnutzungen zu erkennen und gegebenenfalls e<strong>in</strong>en Austausch<br />
vorzunehmen.<br />
- Durchlässige statt geschlossene Ausführung mit großer Fläche<br />
- Antriebe, L<strong>in</strong>earachsen, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Energieketten und sonstige<br />
beweglichen E<strong>in</strong>richtungen sollten möglichst unterhalb <strong>der</strong><br />
kritischen Bereiche angebracht se<strong>in</strong>.<br />
- Umkehrpunkte (z. B. von Bän<strong>der</strong>n) oberhalb des Produkts<br />
vermeiden<br />
117
118<br />
- Systeme zur Vere<strong>in</strong>zelung und Zuführung von Kle<strong>in</strong>teilen (z. B.<br />
Vibrationswendelför<strong>der</strong>er): Absaugnest für das vere<strong>in</strong>zelte <strong>Teil</strong><br />
vorsehen o<strong>der</strong> Öffnung <strong>in</strong> Zuführungsschiene, durch die lose<br />
Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en darunterliegenden Auffangbehälter gelangen<br />
können.<br />
3.1.4.5 Werkstückträger und Werkstückaufnahme<br />
Auf dem Werkstückträger (WT) f<strong>in</strong>det die Montage statt. Fallweise dient er<br />
auch als Transportmittel. Für identische Bauteile ist er mehrfach vorhanden<br />
und transportiert das Bauteil von e<strong>in</strong>er Fertigungsstation zur nächsten. Der<br />
WT kann aber auch nur e<strong>in</strong>mal vorkommen.<br />
In diesem Fall wird das Bauteil zur Montage auf den WT umgesetzt, dort<br />
bearbeitet und danach wie<strong>der</strong> von ihm abgehoben. Auf dem WT bef<strong>in</strong>det<br />
sich stets e<strong>in</strong>e bauteilspezifische Werkstückaufnahme: z. B. Spannbacken,<br />
Pass-Stifte, Negativform / Nest, Schwerkraft, Anschlag,<br />
Schwenkmechanik.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Werkstückträger bei Stopp vom Band ausheben o<strong>der</strong> Band<br />
anhalten; zur Vermeidung von Abrieb zwischen Band und<br />
Werkstück / Werkstückträger<br />
- Werkstücke an Greif- und Auflagekanten entgraten. Bevorzugt<br />
Radien statt Phasen an Greifern bzw. Werkstückaufnahmen.<br />
- So wenig Kontakt wie möglich zwischen WT und Produkt (Vorsicht:<br />
hohe Punktlast am Produkt).<br />
3.1.4.6 Werkzeuge und Greifer<br />
Werkzeuge s<strong>in</strong>d elementare Bestandteile von Montagee<strong>in</strong>richtungen und<br />
Fügeprozessen. Die Grenze zwischen den Begriffen Werkzeug und<br />
Montagehilfe ist fließend. Wesentlich zu unterscheiden s<strong>in</strong>d handgeführte<br />
und (teil-) automatisierte Werkzeuge. Zu den typischen handgeführten<br />
Werkzeugen zählen Hammer, Schrauber o<strong>der</strong> auch P<strong>in</strong>sel für das<br />
Auftragen von Fluiden. Greifer übernehmen im Allgeme<strong>in</strong>en die Funktion<br />
des Haltens von Komponenten.<br />
Beispiel 1: Adapter (z. B. Anschluss <strong>in</strong> Dicht-Prüfe<strong>in</strong>richtungen); Anschluss- und<br />
Kontaktwerkzeuge, Taster, Messwerkzeuge, Ausrichte- und Zentrierwerkzeuge,<br />
Schablonen, Crimpwerkzeuge (z. B. Zange zum Aufstecken von<br />
Schläuchen), Markierungswerkzeug (Drucker, Stempel, ….)
Beispiel 2: Schrauberbit, Montagehülse (O-R<strong>in</strong>g / Kolben), Schneidezange,<br />
Stemmstempel, Pressstempel, Biegestempel, Hammer, Stanzwerkzeug,<br />
Nuss, Maulschlüssel, Nietwerkzeug, Taumelwerkzeug, Klebe-, Schweiß- und<br />
Lötwerkzeuge, Sp<strong>in</strong>delschrauber<br />
Greifer: Vakuumgreifer, Magnet, Formschluss (Haken), Kraftschluss<br />
Ke<strong>in</strong>esfalls zu vernachlässigen ist die Pflege <strong>der</strong> Werkzeuge und <strong>der</strong><br />
rechtzeitige Austausch bei Mängeln.<br />
Beson<strong>der</strong>s bei handgeführten Werkzeugen, besteht e<strong>in</strong> Risiko dar<strong>in</strong>, dass<br />
die falschen Werkzeuge benutzt o<strong>der</strong> dass sie falsch angewendet werden.<br />
Kriterien und Maßnahmen:<br />
- Integrierte Bohrung im Werkzeug, mit Absaugung (z. B. bei<br />
Biegestempel)<br />
- Ke<strong>in</strong>e Schwämme zur Re<strong>in</strong>igung von Werkzeugen (Partikelspeicher!)<br />
- Vor allem bei manueller Montage: Fügehilfen, Blenden, Schablonen<br />
o<strong>der</strong> Zentrierhilfen vorsehen und verwenden. � z. B. um<br />
Beschädigung an Störkonturen auszunehmen<br />
- E<strong>in</strong>schlagen von <strong>Teil</strong>en. � Besser: E<strong>in</strong>pressen<br />
- Verwenden von Hämmern. � Besser: Geführtes Schlagwerkzeug<br />
- Hammer mit Kunststoffkopf. � Kunststoff splittert leicht. Evtl.<br />
Mess<strong>in</strong>g verwenden<br />
- Werkzeuge mit Holzgriff � Ersatz durch Metall o<strong>der</strong> Kunststoff<br />
(Holz splittert leicht)<br />
- Automatisierte Schraubenzuführung (Zuschießen). � Haltemechanik<br />
für vere<strong>in</strong>zelte Schraube erzeugt Abrieb. Alternative: manuelles<br />
Ansetzen <strong>der</strong> Schrauben…<br />
119
3.1.5 Fügeprozesse<br />
Die Zusammenstellung <strong>in</strong> Tabelle F.1 stellt e<strong>in</strong>e grobe Sondierung von<br />
Fügeverfahren vor.<br />
120<br />
Fügeverfahren<br />
Schrauben<br />
Schweißen/<br />
Löten<br />
Pressen/<br />
Quetschen/<br />
Weiten<br />
Partikelentstehung Charakteristische<br />
Partikel<br />
- beim F<strong>in</strong>den des<br />
Gew<strong>in</strong>degangs<br />
- Abrieb beim<br />
E<strong>in</strong>fädeln des<br />
Schraubwerk-zeugs<br />
- Beschichtungen und<br />
Grate platzen beim<br />
Zuschießen mittels<br />
Druckluft ab<br />
- Abrieb/Ablösung<br />
von Graten<br />
- Durch unruhiges<br />
Schweiß-/Lotbad<br />
gelangen Spritzer<br />
auf Vorrichtungen<br />
und Bauteile<br />
- Schweiß-/<br />
Lotspritzer beim<br />
Anfang / Ende<br />
- Schlacke, Zun<strong>der</strong><br />
- nie<strong>der</strong>geschlagener<br />
Rauch/Schmauch<br />
- Abrieb /<br />
Abplatzungen von<br />
Beschichtungen<br />
- Abrieb durch<br />
Relativbewegung<br />
zwischen<br />
Werkzeugen und<br />
Bauteilen<br />
- Auslaufgrate<br />
- Ausbrüche<br />
- Beschichtungsflitter<br />
- Flitter von<br />
Werkzeugen<br />
- Partikel vom<br />
Schraubenkopf<br />
- Grate aus<br />
Gew<strong>in</strong>degängen<br />
- Kugelförmige Partikel<br />
(Schweiß-/Lotperlen)<br />
- plättchenförmige<br />
Partikel<br />
- Beschichtungsabplatz<br />
ungen<br />
- Schmauch- und<br />
Rußpartikel<br />
- Kunststoffpartikel<br />
- Beschichtungsabplatz<br />
ungen<br />
- meist plättchenförmig<br />
Auswirkungen durch<br />
Partikel<br />
- Partikel von Muttern<br />
und Schrauben<br />
- Gew<strong>in</strong>delehren wirken<br />
wie Schneideisen<br />
- Beschädigung von<br />
Gew<strong>in</strong>den<br />
- Falsche Vorspannung<br />
durch erhöhte Reibung;<br />
Folge � Verb<strong>in</strong>dungen<br />
können sich lockern<br />
- Flitter werden evtl.<br />
durch Funktionsprüfung<br />
<strong>in</strong> das Bauteil gespült<br />
- lose Schweiß-/<br />
Lotspritzer fallen <strong>in</strong><br />
Hohlräume und<br />
H<strong>in</strong>terschneidungen<br />
- Schlacke, Zun<strong>der</strong> fällt <strong>in</strong><br />
Hohlräume<br />
- Undichtigkeiten<br />
- Bauteilfunktion wird<br />
durch verklemmen<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
- e<strong>in</strong>gedrückte Partikel<br />
können sich ablösen
Fügeverfahren<br />
Aufdornen/<br />
E<strong>in</strong>schlagen<br />
Partikelentstehung Charakteristische<br />
Partikel<br />
- Abrieb beim<br />
E<strong>in</strong>legen <strong>der</strong><br />
Bauteile <strong>in</strong><br />
Vorrichtungen<br />
- Spanabtrag durch<br />
nichtzentrierte<br />
Komponenten<br />
- Abrieb an<br />
Werkzeugen, <strong>Teil</strong>en<br />
und Auflagen<br />
Verstemmen - Abrieb durch<br />
Spannvorrichtungen<br />
E<strong>in</strong>- /<br />
Aufschieben<br />
E<strong>in</strong>stecken<br />
Passungen/<br />
Schrumpfen<br />
- Abrieb durch<br />
Verformung/Umformung<br />
- Ablösung von<br />
Graten,<br />
Abplatzungen von<br />
Gussoberflächen,<br />
m<strong>in</strong>imale<br />
Materialausbrüche<br />
- Abrieb/Bruchstücke<br />
von Bauteilen<br />
und/o<strong>der</strong> Fügeteilen<br />
- Abgelöste Partikel<br />
auf Arbeitsflächen<br />
- Abrieb an<br />
Werkzeugen und<br />
Auflagen<br />
- Abrieb/Ablösung von<br />
Graten<br />
- Sichelspäne<br />
- Abplatzungen von<br />
Werkzeugen und<br />
Bauteilen<br />
- Flitter<br />
- Grate<br />
- Späne<br />
- Materialausbrüche<br />
- Flitter, Grate, Partikel<br />
- Späne<br />
- Abrieb von<br />
Zentrierwerkzeugen<br />
- Abrieb, Flitter, Grate<br />
- lose Grate<br />
Tab. F.1: Charakterisierung von Fügeverfahren<br />
Auswirkungen durch<br />
Partikel<br />
- Grate können <strong>in</strong> den<br />
Funktionsraum<br />
gelangen<br />
- Grate, Späne, Flitter<br />
können <strong>in</strong> das Bauteil<br />
gelangen<br />
- Undichtigkeiten<br />
- Beschädigung von<br />
Dichtelementen<br />
- Partikel zwischen <strong>Teil</strong>en<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n exakte<br />
<strong>Teil</strong>epositionierung<br />
- falsche Passung<br />
- Undichtigkeiten<br />
- Endposition des<br />
Bauteils wird nicht<br />
erreicht<br />
- Verklemmen<br />
Fügeprozesse sowie Rückbauschritte können kritische Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Größenordnung hervorrufen, die bspw. das Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko <strong>der</strong><br />
Umgebungsatmosphäre bei Weitem übertrifft.<br />
Es wird empfohlen, an erster Stelle <strong>der</strong> Optimierungsmaßnahmen an e<strong>in</strong>er<br />
Montagel<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s die eigentlichen Fügeprozesse bezüglich möglicher<br />
Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken zu durchleuchten, um im Bedarfsfall gegen zu<br />
121
steuern. Hier s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e sowohl die fachkundigen Entwickler<br />
als auch die erfahrenen Monteure gefragt.<br />
Die <strong>in</strong> Frage kommenden kritischen Montageschritte werden planerisch<br />
anhand e<strong>in</strong>er FMEA o<strong>der</strong> Potenzialanalyse e<strong>in</strong>gegrenzt und sukzessive<br />
detailliert. Hilfreich ist hierbei die Beobachtung bzw. Analyse ähnlicher<br />
Anwendungen <strong>in</strong> bereits bestehenden L<strong>in</strong>ien.<br />
Objektives Hilfsmittel zur Bewertung ist die konventionelle<br />
Sauberkeitsprüfung sowie die Verwendung von Partikelfallen (siehe Kapitel<br />
G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen). Beide Methoden müssen<br />
eventuell an praxisnahen Fügemodellen des Erzeugnisses erfolgen, um<br />
e<strong>in</strong>en Zugang zu ermöglichen o<strong>der</strong> außerordentliche Rückbaue<strong>in</strong>flüsse<br />
auszuschließen. Eventuell kann die Computertomographie zur zerstörungsfreien<br />
Inspektion von <strong>in</strong>nenliegenden Funktionsbereichen herangezogen<br />
werden.<br />
3.1.6 Montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />
Zweck <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung ist die Entfernung von Partikeln<br />
direkt bei o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong>en Entstehung. Die Partikel können beim Fügen<br />
o<strong>der</strong> Handhaben / Vere<strong>in</strong>zeln <strong>der</strong> Bauteile entstehen.<br />
Häufig s<strong>in</strong>d die betreffenden Partikel nur lose an die Bauteile gebunden und<br />
können daher mit e<strong>in</strong>fachen Re<strong>in</strong>igungsverfahren wirksam entfernt werden.<br />
Die montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung dient <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zur direkten<br />
Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Bauteile bzw. Baugruppen.<br />
Es können auch Re<strong>in</strong>igungsschritte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Montagel<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>tegriert werden,<br />
die e<strong>in</strong>e stetige Re<strong>in</strong>haltung von Anlagenkomponenten zum Ziel haben, wie<br />
die Re<strong>in</strong>igung von Werkstückträgern, Transportbän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Greifern.<br />
Hierdurch soll die Verschleppung von Partikeln <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Montageanlagen reduziert werden. Montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung ist e<strong>in</strong><br />
serieller, meist trockener Prozess - im Gegensatz zur konventionellen<br />
<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung, die auch die Entfernung von Fertigungshilfsstoffen wie<br />
Kühlschmiermittel aus <strong>der</strong> mechanischen Bearbeitung be<strong>in</strong>haltet. Deshalb<br />
werden dort fast ausschließlich flüssigkeitsbasierte Re<strong>in</strong>igungen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Anwendungen <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />
1. Entfernen von Montagepartikeln vom Erzeugnis direkt nach <strong>der</strong>en<br />
Entstehung<br />
2. Endre<strong>in</strong>igung von Baugruppe / Funktionssystem bspw. <strong>in</strong> Funktionsprüfständen<br />
122
3. Re<strong>in</strong>haltung von Anlagenkomponenten (z. B. Transportband) zur<br />
Vermeidung von Verschleppung<br />
4. Entfernung von im Prozess freigesetzten Partikeln zur Vermeidung von<br />
Rückverschmutzung<br />
Die hier betrachteten Verfahren be<strong>in</strong>halten auch Varianten <strong>der</strong> manuellen<br />
Re<strong>in</strong>igung.<br />
3.1.6.1 Anwendungsbereich<br />
Die montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igung dient <strong>der</strong> aktiven prozess- und<br />
produktnahen Entfernung von Verunre<strong>in</strong>igungen; im S<strong>in</strong>ne dieses<br />
Leitfadens vornehmlich kritische Partikel. Der Vorzug liegt auf möglichst<br />
e<strong>in</strong>fachen Lösungen, die wie folgt zu charakterisieren s<strong>in</strong>d:<br />
• H<strong>in</strong>reichende Re<strong>in</strong>igungswirkung / prozesssicher<br />
• E<strong>in</strong>satz am Ort des Geschehens, möglichst ohne die Notwendigkeit,<br />
den zu re<strong>in</strong>igenden Gegenstand aus dem gegebenen Fluss<br />
bzw. Ablauf ausschleusen zu müssen<br />
• Möglichst ke<strong>in</strong>e zusätzliche Handhabung wie bspw. Lageän<strong>der</strong>ung,<br />
Kommissionierung (Vere<strong>in</strong>zelung o<strong>der</strong> Losbildung) o<strong>der</strong> Pufferung<br />
• Möglichst ke<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Taktzeit<br />
• Ke<strong>in</strong>e Belastung des Re<strong>in</strong>igungsguts mit Rückständen von<br />
Re<strong>in</strong>igungsmedien bzw. Fluiden, die die bestimmungsgemäße<br />
Endfunktion bee<strong>in</strong>trächtigen können. U. a. deshalb werden meist<br />
trocken wirkende Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
• Möglichst (e<strong>in</strong>fach) automatisierbar (z. B. wegen Reproduzierbarkeit)<br />
H<strong>in</strong>weis: Die (meist manuelle) Re<strong>in</strong>haltung von Arbeitsplätzen, Masch<strong>in</strong>en sowie<br />
Räumlichkeiten etc. fällt nicht unter den Begriff montage<strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />
und wird unter Pflege <strong>in</strong> entsprechenden Kapiteln behandelt. Ausgegrenzt<br />
wird auch das Feld <strong>der</strong> montagenahen konventionellen <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungstechnik:<br />
z. B. E<strong>in</strong>schleusung von Kaufteilen o<strong>der</strong> Eigenfertigungsteilen <strong>in</strong> den<br />
Montagebereich über e<strong>in</strong>e <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igungsanlage.<br />
Im Fokus steht die zuverlässige Entfernung kritischer Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />
Die Wirksamkeit e<strong>in</strong>es zu <strong>in</strong>stallierenden Re<strong>in</strong>igungsschrittes ist durch<br />
praktische Untersuchungen sicherzustellen. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann,<br />
wenn dieser zur Beseitigung stören<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen, die direkt an<br />
funktionsrelevanten Oberflächen vorliegen, vorgesehen ist.<br />
Ist die h<strong>in</strong>reichende Entfernung schädlicher Partikel nicht sichergestellt, s<strong>in</strong>d<br />
an<strong>der</strong>weitige Maßnahmen angezeigt. Solches kann z. B. Schritte zur<br />
123
Vermeidung <strong>der</strong> Entstehung von kritischen Fügepartikeln für den<br />
betreffenden Montageprozess anbelangen o<strong>der</strong> die Notwendigkeit<br />
rechtfertigen, wirksamere (eventuell aufwendigere) Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen<br />
vorzusehen.<br />
124<br />
E<strong>in</strong>satzzweck Komponente Prozessschritt Re<strong>in</strong>igungsschritt<br />
1. En<strong>der</strong>zeugnis /<br />
Baugruppe<br />
2. E<strong>in</strong>zelbauteil /<br />
Baugruppe<br />
3. Montageprozess<br />
4. Betriebsmittel-<br />
technik<br />
Wärmetauscher Druckprüfung Innenspülen mit Gas<br />
Getriebe Prüfung <strong>der</strong> Endfunktion Innenspülen mit Hydrauliköl<br />
Hydraulikleitung Nach E<strong>in</strong>schrauben des<br />
Sensors<br />
Innenspülen mit Gas<br />
Schraube Nach Vere<strong>in</strong>zelung Absaugnest<br />
ABS -Ventil Vor dem E<strong>in</strong>pressen Absaugnest<br />
Crack-Pleuel Nach dem Trennen Trennbereich: Absaugen o<strong>der</strong><br />
Trockeneisschnee<br />
Gehäuse unter -<br />
halb des<br />
Gew<strong>in</strong>degangs<br />
Dichtfläche des<br />
Gehäuses<br />
Nach Lösen <strong>der</strong><br />
Schraube<br />
Vor Auftrag des<br />
Dichtungsfluides<br />
Taumelwerkzeug Während<br />
Taumelvorgang<br />
Absaugen / Abklatschen /<br />
Magnetsonde<br />
a) Bürstenleiste mit<br />
Absaugung o<strong>der</strong><br />
b) Trockeneisschnee o<strong>der</strong><br />
c) offenes Plasma<br />
Lokale Absaugung<br />
Beölungsstation Kont<strong>in</strong>uierlich Prozessabsaugung<br />
Werkstückhalter Nach dem Verstemmen Lokale Absaugung<br />
Filtergewebe Während<br />
Konfektionieren und<br />
Plissieren<br />
Gewebeschlauch<br />
zur Wärmeisolierung<br />
Beim Aufziehen auf den<br />
Leitungsabschnitt<br />
Prozessabsaugung /<br />
eventuell lokale<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
Prozessabsaugung /<br />
eventuell lokale<br />
Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
För<strong>der</strong>band Kont<strong>in</strong>uierlich Absaugleiste evtl. komb<strong>in</strong>iert<br />
mit Bürste o<strong>der</strong> Magnetleiste<br />
Werkstückträger Unmittelbar nach<br />
Benutzung / vor<br />
Bestückung<br />
Tray o<strong>der</strong> KLT Unmittelbar nach<br />
Benutzung / vor<br />
Bestückung<br />
Absaugen / Nassre<strong>in</strong>igung /<br />
Trockeneisschnee<br />
Wischen mit feuchtem Tuch /<br />
Absaugen / Nassre<strong>in</strong>igung /<br />
Trockeneisschnee<br />
Tab. F2: Beispiele verschiedener Anwendungen <strong>der</strong> montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung
Integrierte Re<strong>in</strong>igungsschritte betreffen nicht ausschließlich Bauteile o<strong>der</strong><br />
das Erzeugnis son<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>den auch Anwendung zur erzeugnisnahen<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung direkter und <strong>in</strong>direkter Rückverschmutzung. Beispiele für<br />
verschiedene E<strong>in</strong>satzzwecke <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle F2<br />
angeführt.<br />
Die <strong>in</strong> Frage kommenden Stellen im Prozessablauf und die voraussichtlich<br />
geeigneten Re<strong>in</strong>igungsvarianten werden planerisch anhand e<strong>in</strong>er FMEA<br />
o<strong>der</strong> Potenzialanalyse e<strong>in</strong>gegrenzt und sukzessive detailliert. Hilfreich ist<br />
hierbei die Beobachtung bzw. Analyse ähnlicher Anwendungen <strong>in</strong> bereits<br />
bestehenden L<strong>in</strong>ien.<br />
Fall 1 und 2: Entfernung von Rückverschmutzungen:<br />
In diesen Fällen werden Bauteil- o<strong>der</strong> Erzeugnisoberflächen gezielt<br />
behandelt, um z. B. durch Montage- und Fügeprozesse erfolgte Rückverschmutzungen<br />
wie<strong>der</strong> zu entfernen (Re<strong>in</strong>igung unmittelbar nach erfolgtem<br />
Montageschritt).<br />
Ebenso zählt hierzu die Behandlung von E<strong>in</strong>zelkomponenten / kle<strong>in</strong>ere<br />
Baugruppen, um zum Beispiel Partikel zu entfernen, die durch die<br />
Vere<strong>in</strong>zelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rütteltopf entstanden s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> um eventuell aus <strong>der</strong><br />
Umgebung sedimentierte Partikel o<strong>der</strong> partikuläre Transportverunre<strong>in</strong>igungen<br />
zu entfernen (Re<strong>in</strong>igung unmittelbar vor e<strong>in</strong>em Montageschritt).<br />
Fall 3 und 4: Vorbeugung von Rückverschmutzung:<br />
In diesen Fällen wird die Integrierte Re<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gesetzt, um<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Erzeugnisnähe abzugreifen, um dadurch e<strong>in</strong>er<br />
Ausbreitung vorzubeugen und die Übertragung auf das Erzeugnis<br />
e<strong>in</strong>zudämmen. Die Verunre<strong>in</strong>igung wird dabei möglichst direkt bei <strong>der</strong>en<br />
Freisetzung bzw. am Freisetzungsort weggeführt (meist durch Absaugen).<br />
Weitere Ausführungen über die Re<strong>in</strong>igung speziell von Behältern (siehe<br />
Kapitel D: Logistik).<br />
H<strong>in</strong>weis: Beispiel e<strong>in</strong>es Vergleichs von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln s.Anhang.<br />
3.1.6.2 Charakterisierung ausgewählter Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
Mit Blick auf die e<strong>in</strong>gangs angesprochenen Anfor<strong>der</strong>ungen bzw.<br />
Eigenschaften ist das Spektrum <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
endlich (Beispiele siehe Tabelle F3). Der Abre<strong>in</strong>igungseffekt basiert<br />
überwiegend auf mechanischer Entfernung <strong>der</strong> Partikel, häufig <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong>en gezielter Wegführung durch e<strong>in</strong> bzw. das<br />
strömende(s) Fluid.<br />
125
Speziell die auf re<strong>in</strong> mechanischen Kräften beruhende Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />
für Partikel ist wesentlich davon abhängig, wie <strong>in</strong>tensiv die <strong>Teil</strong>chen an die<br />
betreffende Oberfläche gebunden s<strong>in</strong>d (z. B. lose o<strong>der</strong> festgetrocknet).<br />
Wann immer möglich, sollte <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsschritt unmittelbar während o<strong>der</strong><br />
nach <strong>der</strong> Entstehung kritischer Partikel erfolgen, um weiterer<br />
Verschleppung vorzubeugen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Oberflächenb<strong>in</strong>dung zu<br />
vermeiden, z. B. durch Kondensation o<strong>der</strong> Trocknung bei Montagehilfsstoffen<br />
(bspw. prozessbed<strong>in</strong>gter Ölfilm auf e<strong>in</strong>em Werkstückträger).<br />
H<strong>in</strong>weis: Unter Berücksichtigung des optimalen Zusammenwirkens von Mechanik,<br />
Chemie, Temperatur und Zeit [Kreis von S<strong>in</strong>ner] weisen die meisten <strong>der</strong><br />
angeführten Re<strong>in</strong>igungsverfahren e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />
bezüglich filmischer Rückstände auf (z. B. Ölnebel). Der Abre<strong>in</strong>igungseffekt<br />
bezüglich Partikeln ist gegeben: Aber, verglichen mit e<strong>in</strong>er abgestimmten<br />
konventionellen Nassre<strong>in</strong>igung, e<strong>in</strong>geschränkt. Dies betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
kle<strong>in</strong>eren Partikel, die zum e<strong>in</strong>en relativ hohe Oberflächenhaftkräfte<br />
aufweisen. Zum An<strong>der</strong>en erfahren sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberflächen-Grenzschicht e<strong>in</strong>es<br />
strömenden Fluids e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>gere Ablösekraft.<br />
Achtung: Die Zusammenstellung <strong>in</strong> Tabelle F3 ist bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />
Abre<strong>in</strong>igungswirkung als grobe Richtschnur zu betrachten; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
was Ölfilme anbelangt (Art <strong>der</strong> Flüssigkeit / Dampfdruck).<br />
Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />
(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />
Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />
Verfahren<br />
1. (Ab-)Saugen<br />
1)<br />
126<br />
Re<strong>in</strong>igungsfaktor<br />
Partikel,<br />
angetrocknet<br />
2. (Ab-)Blasen 1) Strömungskraft<br />
3. Innenspülen<br />
mit<br />
Druckgas 1)<br />
Relative<br />
Abre<strong>in</strong>igungswirkung<br />
Partikel,<br />
lose<br />
Strömungskraft - o -<br />
Strömungskraft<br />
o + o<br />
- + -<br />
Ölnebelfilm<br />
Legende: + = hoch;<br />
o = mittel ;<br />
- = ger<strong>in</strong>g;<br />
? = nicht bekannt<br />
Bemerkung<br />
Elektrostatische Aufladung<br />
möglich<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />
Elektrostatische Aufladung<br />
möglich
Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />
(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />
Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />
4. Innenspülen<br />
mittels Gas<br />
bei<br />
Unterdruck 1)<br />
5. Innenspülen<br />
mit<br />
Flüssigkeit<br />
Strömungskraft<br />
Strömungskraft /<br />
Zeit / Chemie /<br />
(Temperatur)<br />
6. Bürsten 1) Mechanik<br />
7. Trockeneisschnee<br />
8. Vibration mit<br />
1)<br />
Absaugen<br />
9. Offenes<br />
Plasma<br />
10. Feuchtes<br />
Wischen 1)<br />
- o -<br />
+ + +<br />
+ + -<br />
Impuls<br />
/Temperatur/<br />
Chemie/ Zeit + + +<br />
Mechanik /<br />
Strömungskraft - +/o -<br />
Chemie / Zeit<br />
Mechanik<br />
/(Chemie)<br />
11. Tapelift 1) Adhäsion<br />
- - o/+<br />
+ + +<br />
+ + -<br />
Legende: + = hoch;<br />
o = mittel ;<br />
- = ger<strong>in</strong>g;<br />
? = nicht bekannt<br />
Je nach Spülmedium bzw.<br />
Weiterverwendung kann<br />
aufwendige Innentrocknung<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren<br />
Elektrostatische Aufladung<br />
möglich.<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />
Elektrostatische Aufladung<br />
möglich,<br />
Auch für „trockene“ Filme.<br />
Elektrostatische Aufladung<br />
möglich.<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren<br />
(fallweise),<br />
Re<strong>in</strong>igungswirkung ist<br />
abhängig von <strong>der</strong><br />
chemischen<br />
Zusammensetzung des<br />
Filmes<br />
Auch für „trockene“ Filme.<br />
flusenarmes Tuch<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />
Eventueller Rückstand des<br />
adhäsiven Materials.<br />
127
Auswahl von Verfahren zur montage<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung:<br />
(Der Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong>e leicht zugängliche<br />
Oberfläche und Partikel ab 50 µm).<br />
12. Magnet 1) Feldkraft<br />
13. Entmagnetisieren<br />
1)<br />
128<br />
Feldkraft<br />
? ? -<br />
? ? -<br />
Legende: + = hoch;<br />
o = mittel ;<br />
- = ger<strong>in</strong>g;<br />
? = nicht bekannt<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren,<br />
Wirkt nur auf<br />
ferromagnetische Partikel,<br />
Wirkt nur auf<br />
ferromagnetische<br />
Materialien<br />
1) Bei den betreffenden Verfahren (ohne chemische Wirkkomponente) liefert e<strong>in</strong>e<br />
Verlängerung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsdauer im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>en gesteigerten Re<strong>in</strong>igungseffekt.<br />
Die Partikel werden entwe<strong>der</strong> spontan o<strong>der</strong> gar nicht abgelöst.<br />
Bei den strömungsbasierten Verfahren kann die Re<strong>in</strong>igungswirkung für Partikel<br />
erfahrungsgemäß durch e<strong>in</strong>e gepulste Strömung gesteigert werden (möglichst abrupte, hohe<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitsän<strong>der</strong>ung). Bei Gasen stellt sich gegenüber Flüssigkeit jedoch e<strong>in</strong>e<br />
abschwächende Dämpfung e<strong>in</strong>; aufgrund <strong>der</strong> Kompressibilität.<br />
Sichtl<strong>in</strong>ienverfahren bedeutet, dass das Verfahren e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geschränkten Umgriff hat und<br />
die <strong>in</strong>teressierende Oberfläche deshalb direkt getroffen werden muss. Die Re<strong>in</strong>igungssonde<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zu re<strong>in</strong>igende Gegenstand müssen gezielt zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bewegt / versetzt werden<br />
(Abrastern <strong>der</strong> Oberfläche), wenn größere Oberflächenbereiche behandelt werden sollen.<br />
Tab. F3: Zusammenstellung e<strong>in</strong>er Reihe <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierbarer<br />
Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
Achtung: Bei Auswahl e<strong>in</strong>es Verfahrens muss eventueller Verlust des Korrosionsschutzes<br />
berücksichtigt werden. Ebenso die chemische Verträglichkeit des<br />
Bauteilwerkstoffs mit <strong>der</strong> betreffenden Re<strong>in</strong>igungschemie sowie Material-<br />
angriff durch mechanische Re<strong>in</strong>igungskräfte.<br />
H<strong>in</strong>weis: Elektrostatischer Aufladung kann durch Anwendung von Ionisationse<strong>in</strong>richtungen<br />
begegnet werden. Ggfs. (zusätzlich / lediglich) Erdung vorsehen.<br />
Bei <strong>der</strong> Implementierung e<strong>in</strong>es Verfahrens ist vorzusehen, dass die<br />
abgelösten / freigesetzten Partikel gezielt abtransportiert werden, um<br />
auszuschließen, dass gere<strong>in</strong>igte Oberflächen bzw. <strong>der</strong>en Umfeld (erneut)<br />
verunre<strong>in</strong>igt werden.<br />
Die jeweiligen Re<strong>in</strong>igungsmedien müssen e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende<br />
Grundsauberkeit aufweisen (Bl<strong>in</strong>dwert). Bei Gasen und Flüssigkeiten kann<br />
sie durch Filtration (bevorzugt unmittelbar am Gebrauchspunkt) dargestellt<br />
werden.<br />
Bei festen Re<strong>in</strong>igungsmedien wie Bürsten, P<strong>in</strong>seln o<strong>der</strong> Tüchern muss mit<br />
Eigenpartikelabgabe gerechnet werden; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei längerem E<strong>in</strong>satz<br />
(Verschleiß). Die mehrfache Verwendung von Wischmitteln ist nicht zu
empfehlen, da sie als bestimmungsgemäße „Partikelspeicher“ früher o<strong>der</strong><br />
später die aufgenommenen Verunre<strong>in</strong>igungen unkontrolliert abgeben<br />
(Verschleppungsrisiko!)<br />
1. (Ab-)Saugen:<br />
Das re<strong>in</strong> mechanisch wirkende Absaugen ist das häufigsten e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Verfahren. Als Potenzial zur Erzeugung <strong>der</strong> Strömung steht naturgesetzlich<br />
e<strong>in</strong>e maximale Druckdifferenz von 1 bar zur Verfügung,<br />
wodurch die am Objekt erzeugbare Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit begrenzt<br />
ist.<br />
Die Unterdruckerzeugung erfolgt z. B. über druckluftgetriebene Venturidüsen,<br />
zentrale Prozessvakuumschienen mit W<strong>in</strong>dkessel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fache<br />
elektrisch betriebene Industriesauger bis h<strong>in</strong> zum leistungsfähigen<br />
Seitenkanalverdichter.<br />
Das E<strong>in</strong>satzspektrum reicht von <strong>der</strong> Prozessabsaugung zur Fassung<br />
größerer Luftmengen bei relativ niedrigen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
bis h<strong>in</strong> zur Absaugung <strong>in</strong> konturangepassten Bauteilaufnahmen mit<br />
relativ hohen örtlichen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />
Je größer die mittlere Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit ist, desto besser<br />
können auch größere (schwere / kompakte) Partikel getragen und mit<br />
dem Luftvolumenstrom wegtransportiert werden. Zur wirksamen<br />
Erfassung größerer räumlicher Bereiche können Unterdruckquellen mit<br />
hoher Leistung respektive Kapazität erfor<strong>der</strong>lich werden. Um hohe<br />
Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten an <strong>der</strong> Objektoberfläche zu erzielen,<br />
müssen die Bauteilaufnahmen möglichst geschlossen und konturgenau<br />
gestaltet werden. Dabei gilt es, das relative Optimum zwischen<br />
m<strong>in</strong>imaler Spaltdicke e<strong>in</strong>erseits und steigendem Strömungswi<strong>der</strong>stand<br />
an<strong>der</strong>erseits zu treffen. Durch gezielte Komb<strong>in</strong>ation von Spaltdicken<br />
und Öffnungen für die nachströmende Luft, können lokale Bereiche mit<br />
erhöhter Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit und somit erhöhter lokaler<br />
Re<strong>in</strong>igungswirkung gestaltet werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: Es ist darauf zu achten, ob die nachströmende Luft ihrerseits eventuell<br />
kritische Verunre<strong>in</strong>igungen enthält.<br />
Im Umgang mit manuell geführten Sonden / Handsaugern ist die Beschädigungsgefahr<br />
<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsoberfläche und die Möglichkeit <strong>der</strong><br />
Entstehung von Abrieb-Partikeln zu berücksichtigen.<br />
129
2. (Ab-)Blasen:<br />
130<br />
Beim Abblasen wird ausschließlich <strong>der</strong> mechanische Re<strong>in</strong>igungsfaktor<br />
des S<strong>in</strong>ner-Kreises genutzt. Im Vergleich zum Absaugen können<br />
höhere Drücke genutzt und damit höhere Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
und Re<strong>in</strong>igungskräfte erreicht werden. Der Impuls <strong>der</strong> Strömung nimmt<br />
aufgrund <strong>der</strong> Expansion mit wachsendem Abstand von <strong>der</strong> Düse<br />
wesentlich stärker ab, als es bei Flüssigkeiten <strong>der</strong> Fall ist. Von<br />
Bedeutung zur Beschreibung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsparameter ist nicht <strong>der</strong><br />
statische Druck an <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungssonde son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> resultierende<br />
Volumenstrom bei gegebener Düsengeometrie und -größe. Zusammen<br />
mit dem Abstand <strong>der</strong> Sonde zur Re<strong>in</strong>igungsoberfläche wird dadurch <strong>der</strong><br />
Volumenstrom pro Bauteilfläche vorgegeben, und somit <strong>der</strong> auf die<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen wirkende Impuls.<br />
Um e<strong>in</strong>e unkontrollierte Ausbreitung <strong>der</strong> abgetragenen Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
auszuschließen, ist e<strong>in</strong>e gezielte und ausreichende Fassung<br />
des anfallenden Luftvolumens durch Komb<strong>in</strong>ation von E<strong>in</strong>hausung und<br />
Prozessabsaugung zu <strong>in</strong>stallieren.<br />
Re<strong>in</strong>igung von Bauteilen <strong>in</strong> Abblas- / Absaugvorrichtungen:<br />
In Komb<strong>in</strong>ation mit Druckluft s<strong>in</strong>d Volumenstrom und Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
und somit die Abre<strong>in</strong>igungskräfte <strong>in</strong> bauteilangepassten<br />
Absaugvorrichtungen erheblich zu steigern. Damit ke<strong>in</strong> Überströmen<br />
<strong>in</strong> die Umgebung erfolgen kann, muss <strong>in</strong> diesem Falle die Absaugmimik<br />
nach außen hermetisch abgeschlossen se<strong>in</strong>. Bei offenen<br />
Absaugkammern ist zur kont<strong>in</strong>uierlichen Fassung des anfallenden<br />
Volumenstroms e<strong>in</strong>e Unterdruckquelle mit hoher Kapazität vorzusehen.<br />
Alternativ wird <strong>der</strong> Druckluftstrom <strong>in</strong> wohl abgestimmten Intervallen<br />
gepulst.<br />
Bei <strong>der</strong> gewollten Abre<strong>in</strong>igung von Oberflächenpartikeln zählt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel nicht die Re<strong>in</strong>igungsdauer son<strong>der</strong>n wirksamer Impuls respektive<br />
Betrag <strong>der</strong> Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />
3. Innenspülen mit Druckgas:<br />
Diese Anwendung kann fallweise mit vorhandenen Prüfständen zur<br />
Druck- / Funktionsprüfung komb<strong>in</strong>iert werden. Die austretende mit<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen beladene Luft kann mit Filtern und Abschei<strong>der</strong>n<br />
versehen werden, so dass e<strong>in</strong> Wegführen über e<strong>in</strong>e separate<br />
Prozessabluftschiene nicht unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich ist.
Das Prozessmedium (Luft / Gas) kann mit Filtern im Zustrom gezielt<br />
von Partikeln befreit werden.<br />
4. Innenspülen mittels Gas bei Unterdruck:<br />
Diese Anwendung kann fallweise mit vorhandenen Prüfständen zur<br />
Dichtheits- o<strong>der</strong> Funktionsprüfung komb<strong>in</strong>iert werden. Das Prozessmedium<br />
(Luft / Gas) kann mit Filtern im Zustrom gezielt von Partikeln<br />
befreit werden.<br />
5. Innenspülen mit Flüssigkeit:<br />
Zum E<strong>in</strong>satz kommen sowohl Überdruck- als auch Unterdruckvarianten.<br />
Durch die Benetzung <strong>der</strong> Innenoberfläche kommen, neben <strong>der</strong><br />
mechanischen Abre<strong>in</strong>igungswirkung, auch die Re<strong>in</strong>igungsfaktoren Zeit<br />
und Chemie zum Tragen. Je höher die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
s<strong>in</strong>d, desto besser können Partikel abgetragen und wegtransportiert<br />
werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: Bei Anwendung zur Zwischenre<strong>in</strong>igung kann e<strong>in</strong>e Verschleppung <strong>der</strong><br />
Flüssigkeit erfolgen. Auch ist dann e<strong>in</strong>e anschließende Vakuumbefüllung<br />
aufgrund von Ausgasung unter Umständen nicht mehr praktikabel.<br />
Die Re<strong>in</strong>igungsflüssigkeit kann mit Filtern im Zustrom gezielt von<br />
Partikeln befreit werden.<br />
Die Verwendung zur Re<strong>in</strong>igung kann fallweise <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
Funktionsprüfständen sowie Befüllstationen erfolgen.<br />
6. (Ab-) Bürsten:<br />
Das Bürsten ist e<strong>in</strong> mechanisch wirkendes Verfahren. Die<br />
Anwendungsvarianten reichen vom e<strong>in</strong>fachen manuellen Abre<strong>in</strong>igen<br />
mittels P<strong>in</strong>sel bis zur automatisierten Bürststation. Auch hier gilt es, die<br />
Partikel nicht nur vom Objekt zu lösen son<strong>der</strong>n auch gezielt<br />
wegzuführen. Hierzu werden i. d. R. Prozessbereich und / o<strong>der</strong> Bürste<br />
abgesaugt. In e<strong>in</strong>igen handelsüblichen Bürststationen wird zusätzlich<br />
Flüssigkeit (<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen) appliziert um die<br />
Re<strong>in</strong>igungsoberfläche zu schonen, die Partikelablösung zu verbessern<br />
und elektrostatischer Aufladung vorzubeugen.<br />
7. Trockeneisschnee:<br />
Diese Re<strong>in</strong>igungstechnologie basiert auf <strong>der</strong> Anwendung von<br />
beschleunigten CO2-Kristallen, die aus flüssigem Kohlendioxid über<br />
e<strong>in</strong>e spezielle Düse erzeugt und appliziert werden. Von den hier<br />
angeführten <strong>in</strong>tegrierbaren Verfahren weist sie die höchste<br />
131
132<br />
Re<strong>in</strong>igungswirkung auf (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf Kle<strong>in</strong>stpartikel). Im<br />
Vergleich zu e<strong>in</strong>er Station, die bspw. mit Druckluft arbeitet, ist e<strong>in</strong>e<br />
aufwendigere Anlagentechnik erfor<strong>der</strong>lich (u. a. lokale Versorgung über<br />
Gasflache). Das Re<strong>in</strong>igungsmedium verflüchtigt sich spontan und<br />
rückstandsfrei (Absaugung erfor<strong>der</strong>lich). Bed<strong>in</strong>gt durch die Art <strong>der</strong><br />
Gew<strong>in</strong>nung / Herstellung des Gases ist die CO2-Bilanz als<br />
umweltneutral zu bezeichnen. Der Prozessbereich ist (außer zur<br />
Fassung des Kohlendioxidgases) abzusaugen, um e<strong>in</strong>e unkontrollierte<br />
Ausbreitung <strong>der</strong> abgere<strong>in</strong>igten Verunre<strong>in</strong>igungen auszuschließen.<br />
8. Feuchtes Wischen:<br />
Durch Benetzung des (flusenarmen!) Tuchs werden Re<strong>in</strong>igungswirkung<br />
und Aufnahmevermögen für Partikelverunre<strong>in</strong>igungen verbessert.<br />
Ebenso wird die zu behandelnde Oberfläche geschont. Das zugesetzte<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittel kann bei Bedarf so gewählt werden, dass auch<br />
filmische Verunre<strong>in</strong>igungen entfernbar s<strong>in</strong>d (Nie<strong>der</strong>schläge von Ölnebel<br />
etc.).<br />
Beispiel: Isopropanol / Wasser Gemisch (3:2)<br />
Zur Benetzung des Tuchs können e<strong>in</strong>fache Dispenser (Pumpspray)<br />
o<strong>der</strong> z. B. e<strong>in</strong>e Laborspritzflasche dienen. Offene Flüssigkeitsbehälter<br />
s<strong>in</strong>d aus Gründen <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Flüssigkeit zu vermeiden.<br />
Das Tragen von Handschuhen bei <strong>der</strong> Wischre<strong>in</strong>igung kann nicht zuerst<br />
aus Sauberkeitsgründen son<strong>der</strong>n alle<strong>in</strong> wegen des Arbeitsschutzes<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden (z. B. Austrocknen <strong>der</strong> Haut / Allergien).<br />
Die Re<strong>in</strong>igungsflüssigkeit sollte zügig verdunsten und ke<strong>in</strong>e<br />
Inhaltsstoffe aufweisen, die als unerwünschte Trocknungsrückstände<br />
auf <strong>der</strong> behandelten Oberfläche verbleiben könnten. E<strong>in</strong>e schnelle<br />
Trocknung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t auch das Risiko, dass eventuell erfolgende<br />
Rückverschmutzungen <strong>in</strong>tensiv an <strong>der</strong> Oberfläche festtrocknen.<br />
Erfor<strong>der</strong>lichenfalls ist für e<strong>in</strong>e geeignete Belüftung des Arbeitsplatzes zu<br />
sorgen (Luftfeuchte, Lösemitteldämpfe …).<br />
In <strong>der</strong> Lackiertechnik bspw. f<strong>in</strong>den sogenannte Honigtücher<br />
Verwendung; bevorzugt zum Abklatschen von Staub. Als<br />
konfektioniertes Wischmittel braucht es vor Benutzung nicht separat<br />
benetzt zu werden. Generell s<strong>in</strong>d am Markt <strong>in</strong>zwischen vielfältige<br />
Feuchttücher für den e<strong>in</strong>maligen Gebrauch verfügbar, <strong>der</strong>en Eignung<br />
im E<strong>in</strong>zelnen zu prüfen ist. Dies gilt auch für trocken wirkende<br />
Staubb<strong>in</strong>detücher und Epibriermittel.
Ergänzend seien Wattestäbchen angesprochen, die <strong>in</strong> verschiedensten<br />
Formen, Größen und Materialien verfügbar s<strong>in</strong>d und, ebenfalls<br />
befeuchtet, für kle<strong>in</strong>ere Öffnungen sowie Ecken- und Kantenbereiche <strong>in</strong><br />
Frage kommen.<br />
Alle Arten von Wischmitteln s<strong>in</strong>d stets nur e<strong>in</strong>malig zu verwenden. Am<br />
Verwendungsort ist e<strong>in</strong>e Entsorgungsmöglichkeit vorzusehen.<br />
9. Offenes Plasma:<br />
Aus e<strong>in</strong>gangs genannten Gründen wird hier ausschließlich die relativ<br />
e<strong>in</strong>fache, <strong>in</strong>l<strong>in</strong>e-fähige Anwendung offener Plasmen, die <strong>in</strong><br />
Umgebungsatmosphäre zum E<strong>in</strong>satz kommen, <strong>in</strong> die Betrachtung<br />
e<strong>in</strong>bezogen. Die Plasmatechnologie ist pr<strong>in</strong>zipiell nicht zur Entfernung<br />
von makroskopischen bzw. anorganischen Partikeln vorgesehen und<br />
geeignet. Sie hat ihren Stellenwert vor allem zur <strong>der</strong> Entfernung<br />
filmischer organischer Oberflächensubstanzen sowie zur Aktivierung<br />
von Oberflächen zwecks Haftvermittlung. Es existieren auch Varianten,<br />
die mit Druckgas komb<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d und von daher auch den Abtrag von<br />
Partikeln unterstützen.<br />
10. Vibration (mit Absaugen):<br />
Hier wird <strong>der</strong> Gegenstand, Bauteil o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachere Baugruppe,<br />
mechanisch <strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gung versetzt. Trägheitsbed<strong>in</strong>gt lösen sich<br />
Partikel und Flüssigkeiten. Die Re<strong>in</strong>igungswirkung wird <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit Saugen / Blasen gesteigert. Zur optimalen Anwendung ist e<strong>in</strong>e<br />
Anpassung <strong>der</strong> Bauteilaufnahme / Re<strong>in</strong>igungsvorrichtung an das Objekt<br />
erfor<strong>der</strong>lich; im Wesentlichen bezüglich dessen Kontur und Masse.<br />
11. Tapelift (Abklatschen):<br />
a) Adhäsive Folien mit Klebe- o<strong>der</strong> Gelschicht werden durch<br />
Abklatschen von Partikeln nicht nur zu analytischen Probenahmen<br />
son<strong>der</strong>n auch zur lokalen Re<strong>in</strong>igung verwendet.<br />
Im Gegensatz zum Wischen wird das Tape statisch aufgesetzt und<br />
nicht relativ zur Oberfläche bewegt. E<strong>in</strong>e Variante besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Benutzung drehbarer Rollen, wie sie s<strong>in</strong>ngemäß im Haushalt als<br />
e<strong>in</strong>fache Re<strong>in</strong>igungsartikel für Bekleidung zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Diverse Untersuchungen des Fraunhofer IPA zeigen, dass die<br />
jeweiligen Tape-Materialien e<strong>in</strong>e gewisse Selektivität gegenüber <strong>der</strong><br />
entfernbaren Partikelgröße aufweisen. Diese ist u. a. abhängig von Art<br />
<strong>der</strong> adhäsiven Schicht, Flexibilität des Tapes und Rauhigkeit <strong>der</strong><br />
Re<strong>in</strong>igungsoberfläche. Vorhandene hohe Partikel und Oberflächen-<br />
133
134<br />
strukturen schränken die Extrahierbarkeit kle<strong>in</strong>erer Partikel mehr o<strong>der</strong><br />
weniger e<strong>in</strong>. Eventuell können kle<strong>in</strong>ere Partikel durch wie<strong>der</strong>holte<br />
Behandlung mit frischem Tape vermehrt abgegriffen werden.<br />
Für e<strong>in</strong>e reproduzierbare Anwendung ist die Flächenpressung (Kraft pro<br />
Fläche) <strong>der</strong> wesentliche Parameter. Deshalb s<strong>in</strong>d Abklatsch-<br />
Vorrichtungen s<strong>in</strong>nvoll, <strong>der</strong>en Bauweise e<strong>in</strong>e Vorgabe und E<strong>in</strong>stellung<br />
des Anpressdrucks ermöglicht; z. B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Fe<strong>der</strong>mechanismus<br />
mit Anschlag. Die Kontaktdauer mit <strong>der</strong> Oberfläche ist von<br />
untergeordneter Bedeutung.<br />
E<strong>in</strong> Begleitnutzen des Abklatschens ist, dass die beaufschlagte Tape-<br />
Oberfläche zur Analyse und Bewertung <strong>der</strong> gesammelten Partikel<br />
herangezogen werden kann.<br />
b) Re<strong>in</strong>igungs-Knetmasse:<br />
Diese Art von plastischer Masse zum Abklatschen von Partikeln ist <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektronikfertigung zu f<strong>in</strong>den. Von Vorteil ist,<br />
dass auch dreidimensionale bzw. schwierige Strukturen (speziell Ecken<br />
und Kanten) relativ gut erreicht werden. Die Masse wird auch wirksam<br />
zur Entfernung von Partikeln an Händen und Handschuhen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Sie kann über längere Zeiträume genutzt werden, da die<br />
aufgenommenen Partikel nachhaltig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Masse e<strong>in</strong>gelagert und<br />
gespeichert werden (Achtung: Dabei aber auch sukzessive<br />
Anreicherung von Fetten und Ölen).<br />
12. Magnet:<br />
Diese Art von Re<strong>in</strong>igungssonde vermag naturgemäß lediglich auf<br />
ferromagnetische Partikel zu wirken und stellt e<strong>in</strong>e selektive Form des<br />
Abklatschens dar, bei <strong>der</strong> zudem ke<strong>in</strong>e mechanische Berührung <strong>der</strong><br />
Re<strong>in</strong>igungsoberfläche erfolgen muss.<br />
Die Entfernung <strong>der</strong> gesammelten Partikel von Permanentmagneten<br />
erfolgt z. B. durch Abbürsten (aber nicht im Sauberkeitsbereich!) o<strong>der</strong><br />
feuchtes Abwischen. Probat ist auch das Anbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Tapes, das<br />
dann lediglich mit den darauf bef<strong>in</strong>dlichen Partikeln vom Magneten<br />
abgezogen wird. Bei Elektromagneten erfolgt zusätzlich die Entfernung<br />
<strong>der</strong> aufgenommenen Partikel durch Abschalten <strong>der</strong> zur Erzeugung <strong>der</strong><br />
magnetischen Wirkung benötigten Spannungsversorgung.<br />
Achtung: Mögliche unerwünschte Aufmagnetisierung des Re<strong>in</strong>igungsobjekts<br />
berücksichtigen
13. Entmagnetisieren:<br />
Durch Entmagnetisierung kann die betreffende B<strong>in</strong>dung entsprechen<strong>der</strong><br />
Partikelarten an das metallische Oberflächenmaterial aufgehoben<br />
werden. Wie bei <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsprüfung (vgl. VDA 19) kann dies<br />
e<strong>in</strong>e notwendige bzw. s<strong>in</strong>nvolle Maßnahme zur Unterstützung e<strong>in</strong>es<br />
darauf folgenden Re<strong>in</strong>igungsprozesses se<strong>in</strong>.<br />
Achtung: Eventuellen Verlust gewünschter magnetischer Eigenschaften<br />
berücksichtigen.<br />
Weitere Betrachtungen zum Thema Magnetismus s. Anhang.<br />
14. Sonstige:<br />
a) Lageän<strong>der</strong>ung / Rütteln:<br />
Simples Rotieren / auf den Kopf drehen <strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igten Komponente<br />
bewirkt, dass gröbere Partikel aufgrund <strong>der</strong> Schwerkraft nach unten<br />
wegfallen, wo sie z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wanne aufgefangen und sporadisch<br />
entsorgt werden. Dies ist z. B. als e<strong>in</strong>fache Maßnahme für e<strong>in</strong>en<br />
umlaufenden Werkstückträger denkbar. Die Partikelablösung kann<br />
durch Rütteln (bspw. Anregung über e<strong>in</strong>en Vibrationsmechanismus)<br />
o<strong>der</strong> gezielte Schläge an unempf<strong>in</strong>dliche / geeignete Stellen unterstützt<br />
werden. Achtung: Gefahr <strong>der</strong> Beschädigung und Erzeugung<br />
zusätzlicher Partikel berücksichtigen!<br />
b) Ionisation:<br />
Als bewährtes Mittel zum Schutz gegen statische Aufladung kommen<br />
verschiedene Varianten von Ionenquellen auch als probates Mittel <strong>in</strong><br />
Bereichen <strong>in</strong> Frage, <strong>in</strong> denen die elektrostatische B<strong>in</strong>dung organischer<br />
Fasern und Kunststoffpartikel an Produktoberflächen e<strong>in</strong>gedämmt<br />
werden soll.<br />
Die Effizienz <strong>in</strong> Frage kommen<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsverfahren ist im E<strong>in</strong>zelfall zu<br />
erproben.<br />
Objektives Werkzeug zur Bewertung des Re<strong>in</strong>igungserfolgs ist e<strong>in</strong><br />
Vorher / Nachher-Vergleich an Prüflosen von ungere<strong>in</strong>igten / gere<strong>in</strong>igten<br />
Objekten anhand konventioneller Sauberkeitsprüfung (vgl. Beispiel im<br />
Anhang sowie Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen)<br />
135
3.2 Maßnahmen und Empfehlungen – operativ<br />
3.2.1 Begleitende / ergänzende Maßnahmen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen bezüglich Sauberkeit von Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d bereits bei <strong>der</strong> Planung zu berücksichtigen und als<br />
Bestandteil des Lastenhefts mit dem Betriebsmittelhersteller festzulegen.<br />
Um die Gefahr <strong>der</strong> Kontam<strong>in</strong>ation während des Produzierens und<br />
Verpackens zu reduzieren, müssen Planung und Gestaltung von<br />
Betriebsmitteln so erfolgen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> späteren Produktion ke<strong>in</strong>e<br />
Kontam<strong>in</strong>ationsquellen auftreten, die nach Anlagen<strong>in</strong>betriebnahme schwer<br />
zu beheben s<strong>in</strong>d.<br />
Bei <strong>der</strong> Planung ist sicherzustellen, dass die Maßnahmen nicht mit an<strong>der</strong>en<br />
Vorschriften und Auflagen (z. B. für Unfallverhütung, Brand- und<br />
Objektschutz) im Wi<strong>der</strong>spruch stehen.<br />
Wo immer möglich bzw. erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität<br />
<strong>in</strong> die Gestaltung und Organisation des Montagebetriebs e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Folgende weitere Punkte s<strong>in</strong>d mit Blick auf die Sauberkeitsqualität zu<br />
berücksichtigen:<br />
a) Möglichst frühzeitig im Vorfeld <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung:<br />
136<br />
o Auswahl <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung und des Fügeverfahrens<br />
mit Blick auf Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken<br />
o Design <strong>der</strong> Fügepartner mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />
M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Partikelentstehung bzw. Beherrschung<br />
entstehen<strong>der</strong> Partikel (z. B. Maßhaltigkeit und Toleranzen,<br />
Beschichtungssysteme)<br />
o Berücksichtigung von Material und Oberflächenbeschaffenheit<br />
von Fügepartnern sowie Werkzeugen bezüglich<br />
Partikelentstehung<br />
o Design <strong>der</strong> Fügeparameter mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />
M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Partikelentstehung bzw. Beherrschung<br />
entstehen<strong>der</strong> Partikel<br />
b) Integration <strong>der</strong> Montagee<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> das Sauberkeitsstufenkonzept.<br />
Gestaltung e<strong>in</strong>es Betriebsmittels auch <strong>in</strong><br />
Abstimmung mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umgebung, <strong>in</strong> die<br />
dieses <strong>in</strong>tegriert wird. Das bedeutet z. B. Schutz <strong>der</strong><br />
Umgebung vor Verunre<strong>in</strong>igungen des Betriebsmittels und / o<strong>der</strong>
umgekehrt. Eventueller E<strong>in</strong>satz von (lokaler) Re<strong>in</strong>lufttechnik zur<br />
M<strong>in</strong>imierung luftgetragener Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung o<strong>der</strong><br />
aus dem Prozess; z. B. beim Konfektionieren von<br />
Filtermaterialien (Luftfilter, Ölfilter ..), die als solche mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger stark Partikel abgeben können.<br />
c) Def<strong>in</strong>ierte (und messbare) Sauberkeit von z. B. Prozess- und Hilfsmedien;<br />
wie z. B. Gleitmittel<br />
3.2.2 Inbetriebnahme<br />
Die Vorgaben für die Sauberkeit e<strong>in</strong>er Montagee<strong>in</strong>richtung vor<br />
Inbetriebnahme s<strong>in</strong>d im Lastenheft vermerkt.<br />
Vor Inbetriebnahme ist sicherzustellen, dass die Anlage gere<strong>in</strong>igt und<br />
optisch sauber ist. Dies schließt Partikel e<strong>in</strong>, die bei <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong><br />
Montagee<strong>in</strong>richtung entstanden s<strong>in</strong>d, aber auch Transportverunre<strong>in</strong>igungen<br />
und Partikel, die beim Aufbau o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richten e<strong>in</strong>er Anlage entstanden s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e gezielte Re<strong>in</strong>igung und Kontrolle erfolgt <strong>in</strong> folgenden Bereichen:<br />
- Kontaktstellen mit dem Werkstück (Aufnahmen, Werkstück-<br />
träger, …)<br />
- Werkzeuge<br />
- Bereiche oberhalb des Werkstücks<br />
Die Festlegung <strong>der</strong> notwendigen Sauberkeit dieser Bereiche erfolgt <strong>in</strong><br />
Anlehnung an die Sauberkeitsspezifikation <strong>der</strong> Werkstücke.<br />
H<strong>in</strong>weis: Beim Betrieb von Anlagen bzw. Anlagenkomponenten kann es durch Abrieb<br />
zu e<strong>in</strong>em stetigen Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Anlage o<strong>der</strong> auf die Werkstücke<br />
kommen. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inbetriebnahmephase kann dieser Partikele<strong>in</strong>trag<br />
durch das E<strong>in</strong>laufverhalten <strong>der</strong> Anlagenkomponenten erhöht se<strong>in</strong>, so<br />
dass e<strong>in</strong>e Nachre<strong>in</strong>igung erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />
137
Abb. F.6: Betrachtung von Partikelentstehung und Nutzungsdauer<br />
H<strong>in</strong>weis: Werden Baugruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage o<strong>der</strong> für Tests mit Fluiden befüllt, so ist<br />
zu gewährleisten, dass die (unbefilterten) Zuleitungen vor Inbetriebnahme<br />
gere<strong>in</strong>igt / gespült werden, wenn das Risiko e<strong>in</strong>es Partikele<strong>in</strong>trags besteht.<br />
Produktionsanlaufphase / Abnahmephase / Lernphase<br />
In <strong>der</strong> Phase nach <strong>der</strong> Inbetriebnahme ist die Anlage h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Partikelerzeugung und -e<strong>in</strong>trag zu charakterisieren und optimieren sowie die<br />
Verantwortlichkeiten festzulegen (Planer / Betreiber):<br />
138<br />
- Analyse: Wo fallen kritische Partikel an?<br />
◦ In Prozessen<br />
◦ Durch die Anlage<br />
◦ Aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
- Optimierung / Gegenmaßnahmen:<br />
◦ Nachbesserung durch den Lieferanten<br />
◦ Optimierung von Prozessen, Nachrüstung <strong>in</strong>tegrierter<br />
Re<strong>in</strong>igungsschritte o<strong>der</strong> gezielte Abfuhr von Montagepartikeln<br />
(z. B. durch Absaugung)
3.2.3 Betrieb<br />
◦ Erstellung von Re<strong>in</strong>igungsplänen durch z. B. Meister,<br />
Werker, Qualitätssicherung, Planer und / o<strong>der</strong> Instandhaltung.<br />
Die Re<strong>in</strong>igungspläne sollten auch im Wartungsplan<br />
h<strong>in</strong>terlegt werden.<br />
Die Verantwortung für die Sauberkeit <strong>der</strong> Anlagen im Betrieb liegt beim<br />
Betreiber. Die Durchführungsverantwortung kann übertragen werden,<br />
beispielsweise an: Instandhaltung, Werker …<br />
Im Betrieb ist sicherzustellen, dass die Re<strong>in</strong>igungspläne e<strong>in</strong>gehalten werden<br />
und die Durchführung dokumentiert wird. Im Bedarfsfall s<strong>in</strong>d die<br />
Re<strong>in</strong>igungspläne zu optimieren.<br />
H<strong>in</strong>weis: Parallel zum Betrieb sollten Sauberkeitsanalysen an den Anlagen, den<br />
Werkstücken und / o<strong>der</strong> Endprodukten (<strong>in</strong> Abhängigkeit von den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen) durchgeführt werden (Monitor<strong>in</strong>g).<br />
3.2.4 Pflege (Re<strong>in</strong>haltung)<br />
Die folgenden Punkte s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung von Anlagen und<br />
Montagearbeitsplätzen zu beachten, unabhängig ob die Re<strong>in</strong>igung vor <strong>der</strong><br />
Inbetriebnahme, während des Betriebs o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Wartung erfolgt:<br />
- Es sollten nur geeignete und freigegebenen Re<strong>in</strong>igungsmittel<br />
verwendet werden (z. B. flusenfreie Tücher und materialkompatible<br />
Re<strong>in</strong>iger)<br />
- Die Re<strong>in</strong>igungs- und Wartungspläne können zur Darstellung von<br />
Re<strong>in</strong>igungsstellen und -arbeiten durch Sichtkataloge ergänzt<br />
werden.<br />
- Werden visuelle Verunre<strong>in</strong>igungen beim Betrieb, bei <strong>der</strong> Wartung<br />
o<strong>der</strong> bei Rüsten / E<strong>in</strong>richten erzeugt, müssen diese durch den<br />
verursachenden Werker, Instandhalter o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richter nach <strong>der</strong><br />
Arbeit entfernt werden (Verursacherpr<strong>in</strong>zip). Diese Verantwortlichkeiten<br />
können an an<strong>der</strong>e Personengruppen abgegeben werden,<br />
wenn dies an entsprechen<strong>der</strong> Stelle festgelegt und dokumentiert ist<br />
(Wartungs- o<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsplan). Zur Entstehung nicht visueller<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen, z. B. Mikropartikel, die e<strong>in</strong> Funktionsrisiko<br />
darstellen können, kann e<strong>in</strong>e FMEA durchgeführt werden und evtl.<br />
zusätzliche Re<strong>in</strong>igungsmaßnahmen notwendig werden.<br />
139
3.2.5 Wartung / Reparatur<br />
Das Wartungspersonal (Instandhaltung) ist h<strong>in</strong>sichtlich technischer<br />
Sauberkeit zu sensibilisieren und zu schulen. Betriebsfremde sollten e<strong>in</strong>e<br />
entsprechende E<strong>in</strong>weisung erhalten.<br />
Der Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit sollte unter E<strong>in</strong>beziehung aller relevanten<br />
Instanzen (z. B. Planer) <strong>in</strong> den Wartungsplan aufgenommen werden. Dies<br />
kann folgende Punkte e<strong>in</strong>schließen:<br />
140<br />
- Schmutzstellen, die im normalen Betrieb unzugänglich s<strong>in</strong>d, sollten<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Wartung (etwa bei Öffnen von Anlagen o<strong>der</strong><br />
Abnehmen von Verblendungen) gere<strong>in</strong>igt werden.<br />
- Tauschteile s<strong>in</strong>d vor dem E<strong>in</strong>bau zu re<strong>in</strong>igen.<br />
- Es ist ausschließlich sauberes Werkzeug bereitzustellen und zu<br />
verwenden.<br />
- Partikelabrieb ist bei Wartungsarbeiten zu vermeiden. Ist die nicht<br />
möglich, wie bei trennenden o<strong>der</strong> bearbeitenden Arbeitsschritten<br />
(Flexen, Bohren, …), dann müssen diese Arbeiten genehmigt<br />
werden und entsprechende Schutzmaßnahmen (Abdecken,<br />
Absaugen, …) getroffen werden.<br />
- Im Wartungsfall ist e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung von Bauteilen /<br />
Werkstücken auszuschließen. Dazu sollten die betroffenen <strong>Teil</strong>e<br />
aus <strong>der</strong> Anlage entfernt werden o<strong>der</strong> falls dies nicht möglich ist<br />
(Datenverlust <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung) s<strong>in</strong>d sie vor Verunre<strong>in</strong>igung zu<br />
schützen. Im E<strong>in</strong>zelfall kann e<strong>in</strong> gezieltes Ausschleusen, Re<strong>in</strong>igen<br />
und wie<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schleusen von <strong>Teil</strong>en notwendig se<strong>in</strong>, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Verschrotten, wenn e<strong>in</strong> Schutz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung nicht möglich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
H<strong>in</strong>weis: Vorbeugende Wartung: Es kann notwendig se<strong>in</strong>, Anlagenkomponenten<br />
aufgrund erhöhter Abgabe von Verunre<strong>in</strong>igungen auszutauschen, auch wenn<br />
sie noch funktionstüchtig s<strong>in</strong>d (bereits vor dem Ausfall e<strong>in</strong>er Komponente<br />
kann es zu erhöhtem Partikelabrieb kommen).<br />
3.2.6 E<strong>in</strong>richten / (Um-)Rüsten<br />
Entsprechend den Verhaltensregeln bei <strong>der</strong> Wartung s<strong>in</strong>d die betroffenen<br />
E<strong>in</strong>richter o<strong>der</strong> Werker h<strong>in</strong>sichtlich technischer Sauberkeit zu sensibilisieren<br />
und zu schulen. Die E<strong>in</strong>richtanweisung ist zu beachten.<br />
Der Aspekt <strong>der</strong> Sauberkeit sollte <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtanweisungen (erstellt durch<br />
Masch<strong>in</strong>enhersteller und / o<strong>der</strong> Planer) berücksichtigt werden.
Insbeson<strong>der</strong>e Werkzeuge, Aufnahmen und <strong>der</strong>en direktes Umfeld s<strong>in</strong>d nach<br />
dem Rüsten zu re<strong>in</strong>igen.<br />
3.2.7 Prozessfreigabe / Freigabe für den Betrieb<br />
E<strong>in</strong>e Freigabe h<strong>in</strong>sichtlich Sauberkeit erfolgt jeweils nach Inbetriebnahme,<br />
Wartung, Reparatur, Rüsten und E<strong>in</strong>richten.<br />
Die Freigabe erfolgt durch den Betreiber:<br />
- Nach Checkliste<br />
- Durch visuelle Kontrolle <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
- Bedarfsweise mittels zusätzlicher Sauberkeitsanalytik<br />
(beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eskalationsstufe aufgrund e<strong>in</strong>er<br />
Reklamation o<strong>der</strong> aufbauend auf e<strong>in</strong>er FMEA)<br />
3.2.8 Stillstandszeiten<br />
In Stillstandszeiten wie z. B. über Nacht, am Wochenende o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Betriebsferien muss e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung von <strong>Teil</strong>en ausgeschlossen<br />
werden:<br />
- Nach Möglichkeit Anlage leerfahren<br />
- Der Betreiber / Planer prüft, ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillstandszeit das Risiko<br />
e<strong>in</strong>es Partikele<strong>in</strong>trags droht (etwaige Baumaßnahmen,<br />
Wartungsarbeiten, Filterwechsel, Bodensanierung, Masch<strong>in</strong>enaufbau<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung, … o<strong>der</strong> normaler Partikele<strong>in</strong>trag aus <strong>der</strong><br />
Umgebung über längere Zeit) und veranlasst gegebenenfalls<br />
entsprechende Schutzmaßnahmen (Abdecken, Abschotten,<br />
Re<strong>in</strong>igen).<br />
Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><strong>in</strong>betriebnahme gelten die sauberkeitsrelevanten Punkte aus<br />
Abschnitt 3.2.7 Prozessfreigabe.<br />
3.2.9 E<strong>in</strong>lagerung<br />
Die E<strong>in</strong>lagerung zur vorübergehenden Stilllegung e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />
Anlage sollte so erfolgen, dass <strong>der</strong> Schutz vor Staub und Korrosion<br />
sichergestellt ist.<br />
Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><strong>in</strong>betriebnahme gelten die sauberkeitsrelevanten Punkte <strong>der</strong><br />
Abschnitte 3.2.4 Inbetriebnahme und 3.2.7 Prozessfreigabe.<br />
141
3.2.10 Nacharbeit<br />
Werden zur Nacharbeit <strong>Teil</strong>e aus dem Produktionsprozess entnommen und<br />
wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschleust, kann dies zu Verunre<strong>in</strong>igung und Partikele<strong>in</strong>trag <strong>in</strong><br />
<strong>Teil</strong>e und Anlagen führen, d. h. die technische Sauberkeit ist als Aspekt im<br />
Nacharbeitskonzept zu <strong>in</strong>tegrieren:<br />
142<br />
- Die Nacharbeit sollte an e<strong>in</strong>em separaten Arbeitsplatz durchgeführt<br />
werden. Wenn das Risiko <strong>der</strong> Partikelerzeugung durch die<br />
Nacharbeit besteht, sollte <strong>der</strong> Nacharbeitsplatz außerhalb des<br />
Bereichs <strong>der</strong> Saubermontage liegen.<br />
- Achtung! Bei <strong>der</strong> Demontage (z. B. Entschrauben) können Partikel<br />
entstehen<br />
- Durch die Nacharbeit selbst können Partikel generiert werden (z. B.<br />
Partikel durch Entgraten)<br />
- Das Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>schleusen von <strong>Teil</strong>en aus <strong>der</strong> Nacharbeit aber auch<br />
von ausgeschleusten Prüfteilen o<strong>der</strong> Pseudoausschuss, darf nur im<br />
zulässigen Sauberkeitszustand <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>e erfolgen (gilt ebenfalls für<br />
Kle<strong>in</strong>teile <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>technik)
A Anhang<br />
A.1 Vergleich von Varianten zur Re<strong>in</strong>igung von Pleueln<br />
Abbildung F7 zeigt Ergebnisse <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Fügeflächen von Crack-<br />
Pleueln nach dem Trennen unmittelbar vor <strong>der</strong>en Montage. Der nach<br />
Anwendung unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsverfahren vorliegende Sauberkeitszustand<br />
wurde durch Bauteilsauberkeitsprüfung ermittelt.<br />
Partikelanzahl pro Bauteil<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
50 -<br />
100<br />
µm<br />
100 -<br />
150<br />
µm<br />
150 -<br />
200<br />
µm<br />
Abb. F7: Sauberkeitswert vergleichbarer Prüflose nach Anwendung<br />
unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
Die Prüfre<strong>in</strong>igung erfolgte mittels Spritzen: Jeweils 3 Prüflose pro<br />
Re<strong>in</strong>igungsvariante, Prüflosgröße =5 Mal 2 Pleuelhälften.<br />
A.2 Magnetismus als Störgröße<br />
Vergleich unterschiedlicher Re<strong>in</strong>igungsvarianten<br />
(metallisch glänzende Partikel)<br />
Im Zusammenhang von Verunre<strong>in</strong>igungsrisiken und Magnetismus s<strong>in</strong>d<br />
folgende Phänomene, die auf dem Vorhandense<strong>in</strong> von magnetischen<br />
Kräften beruhen, von Interesse:<br />
c) Das Anhaften und Ansammeln von ferromagnetischen Partikeln an<br />
solchen Oberflächen, die e<strong>in</strong>en gewissen Magnetisierungsgrad<br />
aufweisen.<br />
200 -<br />
400<br />
µm<br />
400 -<br />
600<br />
µm<br />
600 -<br />
1000<br />
µm<br />
> 1000<br />
µm<br />
ungere<strong>in</strong>igt (Referenz) 178,1 97,1 35,1 28,2 2,0 0,9 0,3<br />
Absaugen 198,9 89,7 28,5 18,6 1,3 0,1 0,1<br />
Absaugen + Abblasen 153,1 72,1 24,9 12,9 0,5 0,1 0,0<br />
Absaugen + CO2 82,9 33,9 9,1 5,1 0,1 0,1 0,0<br />
143
144<br />
c) Das Anhaften und Ansammeln von Partikeln, die e<strong>in</strong>en gewissen<br />
Magnetisierungsgrad aufweisen an ferromagnetischen Oberflächen<br />
c) und b) <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
Häufig kommt es zu e<strong>in</strong>er bevorzugten Ansammlung an Ecken und Kanten<br />
von entsprechenden Objekten, da dort das lokale Streufeld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
relativ stark ausgeprägt ist.<br />
Durch die magnetische Kraft s<strong>in</strong>d die betreffenden Partikel relativ stärker an<br />
die Oberfläche gebunden, was bspw. e<strong>in</strong>e effiziente Abre<strong>in</strong>igung im<br />
Vergleich zu re<strong>in</strong> adhäsiv gebunden Partikeln erschwert.<br />
Als Folge kann die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Verarbeitungsfehlern,<br />
Fehlfunktionen o<strong>der</strong> Pseudofehlern zunehmen.<br />
An dieser Stelle können ke<strong>in</strong>e quantitativen Aussagen respektive<br />
Grenzwerte benannt werden. Es wird angeregt, eventuelle E<strong>in</strong>flüsse von<br />
Magnetismus im Rahmen <strong>der</strong> Risikoanalyse über die Montagesauberkeit<br />
mit <strong>in</strong> Betracht zu ziehen.<br />
H<strong>in</strong>weis: Diese Empfehlung gilt s<strong>in</strong>ngemäß auch für die Betrachtung elektrostatisch<br />
bed<strong>in</strong>gter Ansammlung von Partikeln als Risikopotenzial.<br />
Mögliche Ursachen für e<strong>in</strong>e Aufmagnetisierung bzw. das Vorhandense<strong>in</strong><br />
von Magnetismus s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em:<br />
• Lasthebemagnete<br />
• Magnetische Spannvorrichtungen (bei Masch<strong>in</strong>en)<br />
• Bithalter und z. B. Schraubenzieher; magnetische Werkzeughalter<br />
• Elektromotoren (z. B. Flur-För<strong>der</strong>zeug)<br />
• Bearbeitung (beson<strong>der</strong>s bei lokaler Umformung bei fehlendem<br />
Schmiermittel)<br />
• Schweißprozesse (E<strong>in</strong>fluss durch den verwendeten Gleich-Strom)<br />
• Mess- Uhrenstän<strong>der</strong> (mit Permanentmagnet zur flexiblen<br />
Anbr<strong>in</strong>gung z. B. <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en)<br />
• Kaltumformen (nur bed<strong>in</strong>gt)<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Streufeldes können sich z. B. während des Transports<br />
o<strong>der</strong> durch Lagerung des Bauteils <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es Transformators<br />
ergeben.
Abhilfemöglichkeiten:<br />
• Wechsel des Grundmaterials / E<strong>in</strong>satz nicht magnetisierbarer<br />
Werkstoffe<br />
• Konstruktive Vermeidung von scharfen Kanten<br />
• Verzicht auf den Prozess bzw. alternativen Prozess e<strong>in</strong>setzen<br />
• Gezielte Partikelfangmagnete e<strong>in</strong>setzen (z. B. magn. Öl-Ablassschraube,<br />
Magnetfilterkerzen)<br />
• Aktives Entmagnetisieren (Erwärmung über Curie-Temperatur, o<strong>der</strong><br />
Wechselfeldentmagnetisierung)<br />
• Gezielte magnetische Funktion / Eigenschaften erst durch<br />
Aufmagnetisieren am Ende des Prozesses herstellen<br />
145
G: MESSEN VON SAUBERKEITSEINFLÜSSEN<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Wie <strong>in</strong> Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung beschrieben,<br />
können die im folgenden aufgeführten Messverfahren e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />
um kritische Partikelquellen aufzuf<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> gezielte sauberkeitsrelevante<br />
Optimierungen bspw. an Fügeverfahren zu überprüfen. Dies kann im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Prozesskettenanalyse (siehe Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er<br />
Sauberfertigung) bzw. Potenzialanalyse (siehe Kapitel K: Potenzialanalyse)<br />
erfolgen. Damit lassen sich auch Erfahrungen aus laufenden<br />
Prozessen sammeln, die dann für e<strong>in</strong>e Neuplanung genutzt werden können.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist es damit möglich, e<strong>in</strong>e Fertigungsumgebung zu bewerten, ob<br />
sie für e<strong>in</strong>e Saubermontage geeignet ist. Prozesse o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussgrößen, die<br />
im Verdacht stehen als Partikelquelle aktiv zu se<strong>in</strong>, lassen sich somit<br />
visualisieren, quantifizieren und dokumentieren.<br />
Durch Untersuchungen mit Methoden nach VDA 19 kann ermittelt werden,<br />
wie sich bestimmte E<strong>in</strong>flüsse direkt auf Bauteile o<strong>der</strong> Baugruppen<br />
auswirken.<br />
2 Umgebungs- und Luftsauberkeit<br />
Die Sauberkeit <strong>der</strong> Umgebungsluft ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann <strong>in</strong> Betracht zu<br />
ziehen, wenn sich kritische Partikelquellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Bauteilen o<strong>der</strong><br />
Baugruppen bef<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en funktionskritische Bereiche über e<strong>in</strong>en<br />
längeren Zeitraum ungeschützt s<strong>in</strong>d. In nicht reglementierten Bereichen<br />
kann die Umgebungs- und Luftsauberkeit großen Schwankungen<br />
unterliegen, z. B. durch unkontrollierte Prozesse o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussgrößen wie<br />
Staplerverkehr aber auch durch jahreszeitliche E<strong>in</strong>flüsse.<br />
2.1 Messtechnik<br />
Luftpartikelzähler<br />
Luftpartikelzähler nach dem Streulicht- o<strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktionspr<strong>in</strong>zip werden <strong>in</strong><br />
Re<strong>in</strong>räumen zur Überwachung <strong>der</strong> Luftqualität und zum Auff<strong>in</strong>den von<br />
Partikelquellen e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei wird e<strong>in</strong> bestimmter Luftvolumenstrom<br />
(meist 1 Kubikfuß / M<strong>in</strong>ute) durch e<strong>in</strong>e optische Messezelle gesaugt und die<br />
Partikel gezählt und nach Größe klassifiziert.<br />
146
Luftpartikelzähler eignen sich nicht für die Charakterisierung <strong>der</strong><br />
Umgebungsluft h<strong>in</strong>sichtlich Partikel >25 µm <strong>in</strong> Sauberzonen, Sauberräumen<br />
und e<strong>in</strong>er konventionellen Umgebung (SaS0 - 2) aus folgenden Gründen:<br />
- Die meisten marktverfügbaren Geräte s<strong>in</strong>d für den E<strong>in</strong>satz im<br />
Re<strong>in</strong>raum konzipiert. Der Messbereich beg<strong>in</strong>nt im<br />
Submikrometerbereich und endet bei wenigen Mikrometern. Des<br />
Weiteren s<strong>in</strong>d die Messzellen oft so sensitiv, dass e<strong>in</strong>e<br />
unkontrollierte Umgebungsluft zur Überlastung und Verunre<strong>in</strong>igung<br />
<strong>der</strong> Messzelle führt.<br />
- Auch Luftpartikelzähler, die pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, größere<br />
Partikel, wie Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil- und Zuliefer<strong>in</strong>dustrie als<br />
funktionskritisch e<strong>in</strong>gestuft werden, zu detektieren, können nur<br />
bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die zu messenden großen<br />
Partikel f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ger Zahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebungsluft. Um<br />
diese zu erfassen, werden demnach lange Messzeiten benötigt.<br />
Das setzt für e<strong>in</strong>e vollflächige Überwachung, z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Montagehalle, den E<strong>in</strong>satz zahlreicher Partikelzähler voraus, was<br />
aus Kostengründen nicht s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />
Wenn Luftpartikelzähler <strong>in</strong> SaS3 (Re<strong>in</strong>raum) e<strong>in</strong>gesetzt werden, dann sollte<br />
dies konform zu ISO 14644-1 erfolgen.<br />
Staubmessgeräte<br />
Bei diesen Messgeräten wird mittels e<strong>in</strong>er Saugpumpe e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter<br />
Luftvolumenstrom aus <strong>der</strong> zu bewertenden Umgebung über e<strong>in</strong>en<br />
Membranfilter gesaugt und die Partikel aus <strong>der</strong> Luft dort abgeschieden<br />
(bspw. 8 µm Cellulosennitrat, Durchmesser 15 mm). Nach e<strong>in</strong>er<br />
festgelegten Messzeit wird <strong>der</strong> Filter entnommen und kann gravimetrisch,<br />
lichtmikroskopisch o<strong>der</strong> rasterelektronenmikroskopisch ausgewertet<br />
werden. Damit kann die Gesamtstaubmasse pro Luftvolumen, die<br />
Partikelgrößenverteilung, bzw. die elementare Zusammensetzung <strong>der</strong><br />
Staubpartikel ermittelt werden.<br />
Partikelfallen<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Überwachung von Luftpartikeln, die e<strong>in</strong>e Korrelation<br />
zur tatsächlichen Belastung von Oberflächen (z. B. auch offen gelagerten<br />
Bauteilen) zulässt, ist die Verwendung von Sedimentationsflächen. Dabei<br />
werden horizontale Probeflächen e<strong>in</strong>er festgelegten Größe für e<strong>in</strong>en<br />
def<strong>in</strong>ierten Zeitraum ausgelegt und anschließend die sedimentierten Partikel<br />
mikroskopisch gezählt und vermessen.<br />
147
Diese Sedimentationsflächen können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong>verschließbaren<br />
Träger e<strong>in</strong>gebracht werden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en geschützten Transport bis zur<br />
mikroskopischen Auswertung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e anschließende Archivierung zulässt.<br />
Die Komb<strong>in</strong>ation aus Sedimentationsfläche und Träger wird als Partikelfalle<br />
bezeichnet.<br />
Die Partikelfalle besteht vorzugsweise aus e<strong>in</strong>em runden, doppelseitigem<br />
Klebepad und e<strong>in</strong>em Kunststoffträgerrahmen, wie er zur Archivierung von<br />
Analysefiltern aus Bauteilsauberkeitsanalysen verwendet wird. Das<br />
Klebepad wird mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Klebeseite <strong>in</strong> den Kunststoffträger geklebt. Die<br />
zweite Klebeseite dient als Sedimentationsfläche für die Partikelmessung<br />
(siehe Abbildung). Die Schutzfolie auf dieser zweiten Klebeseite wird erst<br />
zur Messung entfernt.<br />
Sedimentationsfeld<br />
doppelseitig klebend<br />
Ø 47mm<br />
Abb. G.1: Schematischer Aufbau e<strong>in</strong>er Partikelfalle<br />
Die Verwendung von Partikelfallen mit diesem Aufbau bietet folgende<br />
Vorteile:<br />
148<br />
Beschriftungsfeld<br />
Auswertefeld<br />
Ø
Bauteilsauberkeitsanalysen verwendet werden und <strong>in</strong> vielen Firmen<br />
bereits verfügbar s<strong>in</strong>d. Auswertung nach VDA 19 Kapitel F3.<br />
- Die sedimentierten Partikel s<strong>in</strong>d durch die Klebeschicht fixiert (die<br />
Falle ist nach <strong>der</strong> Messung transportabel). Die Partikelfalle wird<br />
nach <strong>der</strong> Messzeit verdeckelt und ist vor weiterem Partikele<strong>in</strong>trag<br />
geschützt<br />
- Die Messfläche besitzt e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Größe<br />
- Die Handhabung ist e<strong>in</strong>fach<br />
- Durch die ger<strong>in</strong>gen Kosten für die Anfertigung <strong>der</strong> Partikelfallen und<br />
die Verwendung etablierter Mikroskopsysteme s<strong>in</strong>d die Gesamkosten<br />
für diese Analysetechnik sehr ger<strong>in</strong>g.<br />
- Neben dem Ergebnis <strong>der</strong> automatisierten mikroskopischen Analyse<br />
(Partikelgrößenverteilung) können die sedimentierten Partikel auch<br />
visuell bewertet werden und bei Bedarf weiteren Analysen zugeführt<br />
werden (z. B. REM EDX).<br />
H<strong>in</strong>weis 1: Der hier beschriebene Aufbau von Partikelfallen ist für die Analyse von<br />
Partikeln >50 µm geeignet. Werden kle<strong>in</strong>ere Partikelgrößen überwacht<br />
und / o<strong>der</strong> höhere Mikroskopvergrößerungen e<strong>in</strong>gesetzt, ist zu prüfen, ob die<br />
Ebenheit <strong>der</strong> Sedimentationsfläche noch im Tiefenschärfenbereich <strong>der</strong><br />
Mikroskopoptik liegt.<br />
H<strong>in</strong>weis 2: Bei sehr hohen Umgebungssauberkeiten sollte überprüft werden, ob die<br />
Grundsauberkeit <strong>der</strong> Klebefläche entsprechend hoch ist, um die ger<strong>in</strong>ge<br />
Anzahl an sedimentierenden Partikeln noch auflösen zu können<br />
(Partikelfallenbl<strong>in</strong>dwert).<br />
Alternativ können zu Partikelfallen auch folgenden Sedimentationskollektoren<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden:<br />
- Mit Öl benetzte Analysefiltermembranen. Dabei übernimmt das Öl<br />
die Aufgabe, die Partikel zu b<strong>in</strong>den.<br />
- Offene flüssigkeitsgefüllte Petrischalen. Die Flüssigkeit, die die<br />
sedimentierten Partikel b<strong>in</strong>det, wird anschließend über e<strong>in</strong>en<br />
Analysefilter filtriert (VDA 19 F1).<br />
Die Auswertung erfolgt <strong>in</strong> beiden Fällen ebenfalls mittels automatisierter<br />
Mikroskopie.<br />
149
2.2 Durchführung<br />
Zur Anwendung und Handhabung von Partikelfallen siehe Anhang A.1<br />
Partikelfallen können für zwei Fragestellungen e<strong>in</strong>gesetzt werden:<br />
150<br />
- Untersuchung von Prozessen und Charakterisierung von<br />
Partikelquellen (siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen).<br />
- Großflächige Untersuchung <strong>der</strong> Umgebungsluft zur Bewertung<br />
verschiedener Standorte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Produktionsbereichs<br />
(Hallenmonitor<strong>in</strong>g).<br />
Für diesen zweiten Punkt werden verschiedene Messstellen def<strong>in</strong>iert, die<br />
entwe<strong>der</strong> von beson<strong>der</strong>em Interesse s<strong>in</strong>d (Fahrwege, Lagerplätze,<br />
Schleusenbereiche,…) o<strong>der</strong> die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raster angelegt se<strong>in</strong> können<br />
(siehe Anhang A.2). Die Partikelfallen werden für diese Überwachung zur<br />
gleichen Zeit und für den identischen Zeitraum ausgelegt (z. B. e<strong>in</strong>e<br />
Woche). Um die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Messwerte zu erhöhen, sollten alle<br />
Partikelfallen <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Höhe vom Boden positioniert werden<br />
(beispielsweise 1,7m).<br />
H<strong>in</strong>weis: Die Anzahl <strong>der</strong> sedimentierenden Partikel ist von <strong>der</strong> Höhe vom Boden<br />
abhängig. Je näher am Boden die Partikelfalle aufgestellt wird, desto größer<br />
ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Partikelnie<strong>der</strong>schlag.<br />
2.3 Dokumentation<br />
Die mikroskopische Auswertung <strong>der</strong> Partikelfallen erfolgt nach VDA 19 F3,<br />
die Dokumentation entsprechend nach VDA 19 G 3.2. Als Bezugsgröße<br />
kann die Angabe pro Partikelfalle o<strong>der</strong> umgerechnet auf 1000 cm² erfolgen.<br />
Die Messzeit, d .h. die Zeit, die die Partikelfalle zur Sedimentation ausgelegt<br />
ist, sollte dokumentiert werden. Wenn Ergebnisse unterschiedlicher<br />
Messorte verglichen werden sollen, ist die Messzeit entsprechend gleich<br />
lang zu wählen.<br />
H<strong>in</strong>weis: Bedarfsweise und anwendungsspezifisch s<strong>in</strong>d weitere E<strong>in</strong>flussgrößen wie<br />
Betriebszustände zu dokumentieren.<br />
Für e<strong>in</strong>e langfristige, fertigungsbegleitende Überwachung kann folgende<br />
Dokumentation verwendet werden. Dabei werden die Analyseergebnisse<br />
(Partikelgrößenverteilung) <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Partikelgrößenklassen mit<br />
e<strong>in</strong>em Gewichtungsfaktor multipliziert und die gewichteten Partikelzahlen
summiert. Durch die höhere Gewichtung <strong>der</strong> größeren Partikel wird dem<br />
wachsenden Schädigungspotential <strong>der</strong> Partikel Rechnung getragen.<br />
H<strong>in</strong>weis: Abhängig von <strong>der</strong> Anwendung kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, nur bestimmte<br />
Partikelarten <strong>in</strong> die Betrachtung e<strong>in</strong>zubeziehen o<strong>der</strong> diese bewusst<br />
auszuschließen (z. B. Flusen, metallische Partikel, …).<br />
Partikelgröße<br />
[µm]<br />
Größenklasse<br />
nach VDA 19<br />
Gewichtungsfaktor<br />
quadratisch<br />
5 ≤ x < 15 B 0<br />
15 ≤ x < 25 C 0<br />
25 ≤ x < 50 D 0<br />
50 ≤ x < 100 E 1<br />
100 ≤ x < 150 F 4<br />
150 ≤ x < 200 G 9<br />
200 ≤ x < 400 H 16<br />
400 ≤ x < 600 I 64<br />
600 ≤ x < 1000 J 144<br />
1000 ≤ x K 400<br />
Tab. G.1: Partikelgrößen abhängige Gewichtungsfaktoren bei <strong>der</strong><br />
Bestimmung <strong>der</strong> Sedimentationszahl<br />
Der so entstandene Summenwert wird auf e<strong>in</strong>e Fläche von 1000cm²<br />
normiert und auf e<strong>in</strong>e Messzeit von e<strong>in</strong>er Stunde bezogen. Das Ergebnis ist<br />
die sog. Sedimentationszahl o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Illigwert.<br />
Die Verwendung von e<strong>in</strong>heitlichen Illigwerten hat folgende Vorteile.<br />
- Die Sedimentationsergebnisse s<strong>in</strong>d durch vere<strong>in</strong>heitlichte Bezugsgrößen<br />
vergleichbar<br />
- Durch die Komprimierung <strong>der</strong> Ergebnisse auf e<strong>in</strong>e Zahl pro<br />
Messstelle lassen sich die Ergebnisse besser dokumentieren und<br />
e<strong>in</strong>facher vergleichen (allerd<strong>in</strong>gs geht dabei Detail<strong>in</strong>formation<br />
verloren).<br />
Mögliche Arten <strong>der</strong> Darstellung von Illigwerten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Anhang A.2.<br />
151
Am folgenden Beispiel wird die Berechnung des Illigwerts demonstriert für<br />
e<strong>in</strong>e Partikelfalle mit e<strong>in</strong>er Woche Messzeit, die mit e<strong>in</strong>em<br />
Auswertedurchmesser von 44 mm lichtmikroskopisch analysiert wurde:<br />
152<br />
Partikelgröße<br />
[µm]<br />
Bsp.<br />
Ergebnis<br />
Gewichtungsfaktor<br />
Gewichtete<br />
Partikelzahl<br />
5 ≤ x < 15 - 0 0<br />
15 ≤ x < 25 - 0 0<br />
25 ≤ x < 50 1620 0 0<br />
50 ≤ x < 100 374 1 374<br />
100 ≤ x < 150 57 4 228<br />
150 ≤ x < 200 43 9 387<br />
200 ≤ x < 400 15 16 240<br />
400 ≤ x < 600 7 64 448<br />
600 ≤ x < 1000 2 144 288<br />
1000 ≤ x 3 400 1200<br />
Summe: 3165<br />
Normiert auf 1000 cm² und e<strong>in</strong>e Stunde x 0,39 *) 1234<br />
Illigwert [1/1000<br />
cm²h]<br />
1234<br />
*) Auswertedurchmesser am Mikroskop 44 mm: Messfläche (πr²) 15,2 cm²<br />
Probenahmedauer (Sedimentationszeit) 1 Woche = 168 h<br />
Normierungsfaktor:<br />
Tab. G.2: Bestimmung <strong>der</strong> Sedimentationszahl (Illigwert)<br />
H<strong>in</strong>weis: Die Sedimentationszahl ist nicht zur Angabe und Charakterisierung von<br />
Bauteilsauberkeiten (Grenzwertspezifikationen, Prüfung <strong>der</strong> technischen<br />
Sauberkeit nach VDA 19) vorgesehen.
3 Sauberkeit von Oberflächen<br />
Die <strong>in</strong> diesem Kapitel vorgestellten Prüfmethoden können Anwendung<br />
f<strong>in</strong>den, wenn sich die zu <strong>in</strong>spizierenden Oberflächen von ihrer Größe, dem<br />
Material o<strong>der</strong> aus weiteren Gründen nicht für e<strong>in</strong>e flüssigkeitsbasierte<br />
Prüfung nach VDA 19 eignen.<br />
3.1 Messtechnik<br />
Direkte Messverfahren:<br />
Das e<strong>in</strong>zige direkte Messverfahren zur Erfassung von Partikeln (>50 µm)<br />
auf technischen Oberflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konventionellen o<strong>der</strong> Sauberraumumgebung<br />
ist e<strong>in</strong> Streiflichtpartikelzählersystem. Durch die nahezu parallele<br />
Beleuchtung <strong>der</strong> Oberfläche werden Oberflächenstrukturen ausgeblendet<br />
und die auf <strong>der</strong> Oberfläche liegenden Partikel ersche<strong>in</strong>en als helle<br />
Ereignisse die von e<strong>in</strong>er Kamera aufgenommen werden und h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Anzahl und Größe vermessen werden. Die kle<strong>in</strong>e Messfläche macht die<br />
Aufnahme vieler Messpunkte notwendig, um e<strong>in</strong>e Gesamtaussage über den<br />
Sauberkeitszustand e<strong>in</strong>er Oberfläche zu erhalten.<br />
Abb. G.2: Das Streiflichtmessverfahren zur Bestimmung von Oberflächenpartikeln<br />
Indirekte Messverfahren:<br />
Ähnlich wie bei den Bauteilsauberkeitsanalysen werden bei den <strong>in</strong>direkten<br />
Verfahren die Partikel von <strong>der</strong> Oberfläche abgelöst und e<strong>in</strong>em direkten<br />
Messverfahren zugeführt.<br />
Dabei scheidet <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsprüfung etablierte Weg über<br />
e<strong>in</strong>e qualifizierbare Flüssigextraktion für die meisten <strong>der</strong> zu untersuchenden<br />
153
Oberflächen aus (Arbeitsplätze, Anlagenteile, …). Auch das Abblasen<br />
mittels Luft ergibt ke<strong>in</strong>e praktikable Analysemethode.<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Extraktion von Oberflächenpartikeln mittels Luft ist das<br />
Absaugen <strong>der</strong> relevanten Oberflächenpartikel und das Sammeln <strong>der</strong><br />
Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Filterspannstelle im Absaugstrom. Der Vorteil dieses<br />
Verfahrens liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Anwendung und <strong>der</strong> Auswertung des<br />
Analysefilters mittels <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche etablierter, automatisierter Mikroskopie.<br />
Dieses Verfahren kann nur für lose anhaftende Oberflächenpartikel<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Abb. G.3: Absaugende Probenahme mit optischer Auswertung des<br />
Analysefilters<br />
E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Extraktion von Partikeln von Oberflächen ist<br />
das Abwischen mit e<strong>in</strong>em hellen Träger (Weißer Handschuh, weißes<br />
Tuch). Dadurch werden Partikel von <strong>der</strong> Oberfläche nicht nur abgelöst<br />
son<strong>der</strong>n auch aufkumuliert (auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Fläche zusammen<br />
geschoben). Dadurch werden die Partikel vor dem hellen H<strong>in</strong>tergrund als<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger dunkler Grauwert für das menschliche Auge sichtbar<br />
und bewertbar. Da die Extraktionswirkung je nach Durchführung schwankt,<br />
die Messfläche nicht def<strong>in</strong>iert ist und die Auswertung (Grauwert) subjektiv<br />
ist, kann dieses Verfahren nur zur qualitativen Bewertung e<strong>in</strong>er<br />
Oberflächensauberkeit verwendet werden.<br />
H<strong>in</strong>weis: Zur genaueren Analyse <strong>der</strong> abgewischten Partikel können diese z. B. mittels<br />
Ultraschallbad von den Wischmedien wie<strong>der</strong> abgelöst werden und wie bei<br />
e<strong>in</strong>er Bauteilsauberkeitsanalyse auf e<strong>in</strong>e Analysefiltermembran übertragen<br />
werden. Diese ist dann mit verschiedenen Verfahren auswertbar.<br />
154<br />
Filterspannstelle<br />
mit Analysefilter<br />
Absaugen von<br />
losen Partikeln<br />
auf Oberflächen<br />
Mikroskopische Auswertung<br />
des Analysefilters
Partikel können auch auf e<strong>in</strong>en kontrastreichen Träger übertragen werden,<br />
ohne e<strong>in</strong> Aufkumulieren, wie beim Wischtest. Dies kann beispielsweise<br />
durch das Aufdrücken und Wie<strong>der</strong>ablösen e<strong>in</strong>es transparenten<br />
Klebstreifens auf die zu bewertende Oberfläche erfolgen. Die Partikel<br />
bleiben dabei am Klebestreifen haften und können von <strong>der</strong> Oberfläche<br />
abgenommen werden. Zur besseren Sichtbarkeit und zur Archivierung wird<br />
<strong>der</strong> Klebestreifen auf e<strong>in</strong>e Unterlage geklebt, die e<strong>in</strong>en guten Kontrast zu<br />
den Partikeln bildet. E<strong>in</strong>e weitere Analyse z. B. mittels REM EDX ist dann<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht möglich.<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit den Klebestreifentest zu vere<strong>in</strong>heitlichen und die<br />
Anwendung von Standardanalysemikroskopen aus <strong>der</strong> Bauteilsauberkeitsanalyse<br />
zu ermöglichen, ist die Ausführung als Stempeltest. Die<br />
folgenden Abbildungen zeigen zwei Möglichkeiten für den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />
Probenahmestempels und die pr<strong>in</strong>zipielle Durchführung <strong>der</strong> Messung. Bei<br />
<strong>der</strong> Variante auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite ist <strong>der</strong> Anpressdruck durch e<strong>in</strong><br />
Fe<strong>der</strong>element und e<strong>in</strong>en Anschlag def<strong>in</strong>iert. Die rechte Variante stellt nur<br />
e<strong>in</strong>en Stempel dar, bei dem <strong>der</strong> Anpressdruck durch die durchführende<br />
Person bestimmt ist.<br />
Partikelfalle am fe<strong>der</strong>nde Messort platzieren und<br />
öffnen Element<br />
Stempel<br />
Decke<br />
Flexible<br />
Unterlag<br />
Klebepa Überprüfen <strong>der</strong> Sauberkeitse<strong>in</strong>flüsse S.<br />
1)<br />
Aufsetzen auf Oberfläche<br />
Def<strong>in</strong>ierter Anpressdruck über<br />
Fe<strong>der</strong>vorspannung<br />
1)<br />
Stempel<br />
Aufsetzen auf Oberfläche ohne<br />
def<strong>in</strong>ierten Anpressdruck<br />
-<br />
Deckel<br />
155
2)<br />
Abb. G.4: Probenahme mit Klebestempel und optischer Auswertung<br />
3.2 Durchführung<br />
Die Durchführung erfolgt je nach Verfahren und ist nicht standardisiert. Für<br />
die Durchführung <strong>der</strong> Stempeltests wird aktuell e<strong>in</strong> Vorschlag für e<strong>in</strong>e<br />
standardisierte Durchführung erarbeitet.<br />
3.3 Dokumentation<br />
Die Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse ist vom Prüfverfahren abhängig. Die<br />
Messergebnisse von verschiedenen Prüfverfahren können untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
nicht verglichen werden. Die Ergebnisse verschiedener Messungen mit e<strong>in</strong><br />
und demselben Prüfverfahren können nur verglichen werden, wenn alle<br />
ergebnisrelevanten Parameter identisch s<strong>in</strong>d.<br />
Für Messverfahren, <strong>der</strong>en Analyse auf e<strong>in</strong>er automatisierten,<br />
mikroskopischen Auswertung beruht, sollte die Auswertung und Dokumentation<br />
nach VDA 19 erfolgen.<br />
4 Sauberkeit von Flüssigkeiten<br />
4.1 Aufbau <strong>der</strong> Prüfung<br />
Die Prüfung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit von Flüssigkeiten die zur Montage,<br />
zum Test o<strong>der</strong> zur Befüllung von Aggregaten aber auch zum Betrieb von<br />
Produktionsanlagen (Hydraulikflüssigkeiten, Re<strong>in</strong>igungsmedien) e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, erfolgt hier <strong>in</strong> Anlehnung an die Prüfung nach VDA 19. Die zu<br />
analysierende Flüssigkeitsprobe e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Nachspülflüssigkeit<br />
entspricht dabei <strong>der</strong> Analyseflüssigkeit nach VDA 19.<br />
156<br />
Automatisierte<br />
mikroskopische<br />
Analyse des<br />
Klebepads<br />
2)<br />
Alternativ<br />
Auswertung<br />
direkt am<br />
Stempel
Die Menge an Prüfflüssigkeit ist nach Bedarf und Fragestellung festzulegen,<br />
sollte aber m<strong>in</strong>destens 100ml betragen. Die Abtrennung <strong>der</strong> Partikel aus <strong>der</strong><br />
Flüssigkeit erfolgt über Vakuum- o<strong>der</strong> Druckfiltration. Die Festlegung <strong>der</strong><br />
Filterporenweite erfolgt <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Sauberkeitsspezifikation<br />
(1/5 – 1/10 <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>sten zu vermessenden Partikelgröße).<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Analysemembran erfolgt ebenfalls <strong>in</strong> Anlehnung an<br />
VDA 19 mittels automatisierter Mikroskopie o<strong>der</strong> Gravimetrie. Bei <strong>der</strong><br />
Analyse ist zu beachten, dass Wirkstoffe aus den Prüfflüssigkeiten<br />
ausfiltriert werden können, die sich im Analyseergebnis zeigen aber ke<strong>in</strong>e<br />
Partikelverunre<strong>in</strong>igung darstellen (beispielsweise Additive <strong>in</strong> Ölen).<br />
H<strong>in</strong>weis: Für die Sauberkeitsanalyse von Fetten gibt es <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e geeignete<br />
Prüfung.<br />
4.2 Durchführung<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> Filtration sowie die Behandlung und Konditionierung<br />
<strong>der</strong> Analysefilter erfolgt <strong>in</strong> Anlehnung an VDA 19. Bedarfsweise kann die zu<br />
analysierende Flüssigkeit mit nie<strong>der</strong>viskoseren, mischbaren Flüssigkeiten<br />
(Sauberkeit nach Bl<strong>in</strong>dwertkriterium) verdünnt werden, um die Filtration zu<br />
beschleunigen. Anschließend s<strong>in</strong>d sämtliche Oberflächen, die mit <strong>der</strong><br />
Prüfflüssigkeit <strong>in</strong> Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d (Trichter, Probengefäß, …), mit<br />
Nachspülflüssigkeit (Sauberkeit nach Bl<strong>in</strong>dwertkriterium) zu spülen.<br />
Bl<strong>in</strong>dwertbestimmung: sämtliche Flüssigkeitsvolum<strong>in</strong>a, die zur Verdünnung<br />
<strong>der</strong> Probe o<strong>der</strong> zum Nachspülen von Probengefäßen und<br />
Filtrationsgerätschaften verwendet werden, werden <strong>in</strong> die<br />
Bl<strong>in</strong>dwertbestimmung e<strong>in</strong>bezogen. Dasselbe gilt für alle Oberflächen, mit<br />
denen die Analyseflüssigkeit <strong>in</strong> Berührung kommt.<br />
H<strong>in</strong>weis: Beim Umgang mit leicht flüchtigen, brennbaren, giftigen o<strong>der</strong> explosiven<br />
Flüssigkeiten s<strong>in</strong>d die entsprechenden Sicherheitsrichtl<strong>in</strong>ien zu<br />
beachten.Dokumentation<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Sauberkeitsanalysen werden pro 100ml Prüfflüssigkeit<br />
angegeben. Volum<strong>in</strong>a von Flüssigkeiten, die zur Probenverdünnung o<strong>der</strong><br />
zum Nachspülen verwendet werden, gehen nicht <strong>in</strong> die Berechnung des<br />
Ergebnisses e<strong>in</strong>. Die Ergebnisausgabe nach mikroskopischer Auszählung<br />
erfolgt auf 0,1 Partikel genau.<br />
Bei gravimetrischer Auswertung gelten die Rundungsregeln nach VDA 19<br />
für das jeweilige E<strong>in</strong>zelergebnis. Die Umrechnung auf 100 ml erfolgt erst<br />
nach dem Runden.<br />
Die Tabelle zeigt die Ergebnisdarstellung folgen<strong>der</strong> beispielhafter Analyse:<br />
157
158<br />
- Prüfflüssigkeit: 700 ml Dieselkraftstoff<br />
- Filtration: Vakuumfiltration, Analysefilter 5 µm PET-Siebgewebe<br />
- Nachspülflüssigkeit: 200 ml Benz<strong>in</strong><br />
- Mikroskopische Auswertung nach VDA 19 F3<br />
Partikelgröße Beispielhaftes Analyseergebnis<br />
aus 700 ml Analyseflüssigkeit<br />
und 200 ml Nachspülflüssigkeit<br />
Ergebnisdarstellung<br />
[Partikel / 100ml]<br />
5 ≤ x < 15 - -<br />
15 ≤ x < 25 - -<br />
25 ≤ x < 50 984 140,6<br />
50 ≤ x < 100 198 28,3<br />
100 ≤ x < 150 73 10,4<br />
150 ≤ x < 200 29 4,1<br />
200 ≤ x < 400 24 3,4<br />
400 ≤ x < 600 9 1,3<br />
600 ≤ x < 1000 2 0,3<br />
1000 ≤ x 0 0<br />
Tab. G.3: Beispiel für die Bestimmung von Fluidsauberkeiten<br />
Die Festlegung des zulässigen Bl<strong>in</strong>dwerts erfolgt <strong>in</strong> Analogie zu VDA 19.<br />
5 Sauberkeit von Montageprozessen<br />
5.1 Messtechnik<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Punkt bei <strong>der</strong> Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Montage und <strong>der</strong>en Umfeld ist die Charakterisierung von Prozessen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong>en Partikelerzeugung. Dies kann auf folgende Art und Weise<br />
geschehen:<br />
- E<strong>in</strong> Testbauteil <strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertem Sauberkeitszustand wird durch den<br />
Prozess geschleust und anschließend e<strong>in</strong>e Sauberkeitsanalyse<br />
nach VDA 19 mittels Flüssigkeitsextraktion durchgeführt.
- Die durch e<strong>in</strong>en Prozessschritt generierten Partikel können direkt<br />
bei <strong>der</strong> Entstehung durch Absaugen über e<strong>in</strong>e Filterspannstelle auf<br />
e<strong>in</strong>e Analysefiltermembran übertragen werden (siehe Kapitel F:<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen).<br />
- Partikelfallen können möglichst nahe an (und unter) die potentielle<br />
Partikelquelle (z. B. Fügeprozess) positioniert werden. Die durch<br />
den Prozess generierten Partikel sedimentieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Falle und<br />
können analysiert werden.<br />
Flüssigextraktion von<br />
Montage- o<strong>der</strong><br />
Prozesspartikeln<br />
Prüfung nach VDA 19<br />
Flüssigextraktion von<br />
Montage- o<strong>der</strong><br />
Prozesspartikeln<br />
Prüfung nach VDA 19<br />
Absaugen von<br />
Montage- o<strong>der</strong><br />
Prozesspartikeln<br />
Abb. G.5: Charakterisierung von Fügeprozessen mittels flüssigkeitsbasierter<br />
Probenahme nach VDA 19, Probenahme durch Absaugen sowie<br />
Erfassung <strong>der</strong> abgegebenen Partikel mittels Partikelfalle<br />
101<br />
159
5.2 Durchführung<br />
Die Flüssigextraktion erfolgt nach durchlaufen <strong>der</strong> relevanten Prozessschritte<br />
nach VDA 19. Absaugen und Auffangen mittels Partikelfalle laufen<br />
zeitlich parallel zum untersuchten Prozessschritt und erfolgen räumlich so<br />
dicht wie möglich.<br />
5.3 Dokumentation<br />
Auswertung und Dokumentation <strong>der</strong> automatisierten, mikroskopischen<br />
Analyse erfolgt nach VDA 19. E<strong>in</strong>e Angabe <strong>der</strong> Ergebnisse pro<br />
E<strong>in</strong>heitsgröße, wie bei <strong>der</strong> Bauteilprüfung pro 1000 cm² o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Analyse<br />
von Flüssigkeiten pro 100 ml, ist nicht s<strong>in</strong>nvoll, da es um die<br />
Charakterisierung e<strong>in</strong>es Prozesses geht.<br />
160
A Anhang<br />
A.1 Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Messung mit Partikelfallen<br />
1. Aufstellen <strong>der</strong> Partikelfalle<br />
a) Die Partikelfalle ist zur Messung sedimentieren<strong>der</strong> Partikel gedacht<br />
und bevorzugt waagerecht anzubr<strong>in</strong>gen.<br />
b) Besteht die Gefahr, dass die Partikelfalle während <strong>der</strong> Messzeit<br />
verrutschen kann, so ist diese zu fixieren. Bewährt hat sich dazu e<strong>in</strong><br />
Stück doppelseitiges Klebeband (1 x 2 cm), das auf <strong>der</strong> Unterseite<br />
angebracht wird. Achtung, wird die Partikelfalle vollflächig mit<br />
doppelseitigem Klebeband fixiert, ist sie schwierig zu lösen, es kann<br />
zum Bruch des Kunststoffträgers führen.<br />
c) Wird die Partikelfalle zur Charakterisierung e<strong>in</strong>es Prozesses<br />
e<strong>in</strong>gesetzt (im Gegensatz zur Überwachung <strong>der</strong> Umgebungssauberkeit),<br />
sollte sie stets unterhalb und so nahe wie möglich an<br />
<strong>der</strong> zu untersuchenden Partikelquelle angebracht se<strong>in</strong> (Partikeltransport<br />
durch Schwerkraft).<br />
d) Die Partikelfalle kann ortsfest aber auch beweglich, z. B. auf e<strong>in</strong>em<br />
Werkstückträger o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Transportverpackung, angebracht<br />
werden.<br />
e) Bei Bedarf ist die Partikelfalle zu kennzeichnen (Warnschild o. ä.)<br />
um die Entfernung o<strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung durch nicht <strong>in</strong>formiertes<br />
Personal zu vermeiden<br />
2. Aktivieren <strong>der</strong> Partikelfalle<br />
a) Die Partikelfalle verfügt über e<strong>in</strong> Beschriftungsfeld, das zur späteren<br />
Zuordnung des Messortes bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Fallen, vor <strong>der</strong><br />
Messung mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Kennzeichnung versehen wird<br />
(bevorzugt mit wasserfestem Stift).<br />
b) Abnehmen des transparenten Deckels. Der Deckel muss bis zum<br />
Ende <strong>der</strong> Messung und Wie<strong>der</strong>verschließen <strong>der</strong> Falle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
sauberen Umverpackung aufbewahrt werden (z. B. neuer PE-<br />
Beutel). Wird <strong>der</strong> Deckel verunre<strong>in</strong>igt, besteht die Gefahr, dass<br />
Partikel beim Verschließen <strong>der</strong> Falle auf die Messfläche/ Sedimentationsfeld<br />
fallen und das Messergebnis verfälscht wird.<br />
c) Abziehen <strong>der</strong> oberen Schutzfolie. Schutzfolie mit P<strong>in</strong>zette am Rand<br />
<strong>der</strong> Messfläche / Sedimentationsfeld anheben und abziehen. Darauf<br />
achten das die Messfläche (klebrige Schicht) dabei nicht beschädigt<br />
o<strong>der</strong> verunre<strong>in</strong>igt wird. Danach ist die Falle scharf, sedimentierende<br />
161
162<br />
Partikel werden gesammelt. Die Schutzfolie muss nicht aufbewahrt<br />
werden.<br />
3. Expositionszeit<br />
a) Je nach zu untersuchen<strong>der</strong> Partikelquelle kann die Messzeit<br />
schwanken. Bewährt haben sich im Montagebereich von<br />
Automobilkomponenten (ke<strong>in</strong> übermäßiges Partikelaufkommen<br />
durch spanende, schleifende o<strong>der</strong> strahlende Prozesse) Messzeiten<br />
von e<strong>in</strong>er Woche. Wird e<strong>in</strong> spezieller Vorgang untersucht, <strong>der</strong> an<br />
e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitspanne gebunden ist, z. B. <strong>der</strong> Umlauf e<strong>in</strong>es<br />
Warenträgers o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Transport von e<strong>in</strong>em Standort zu e<strong>in</strong>em<br />
an<strong>der</strong>en, dann ist die Messzeit durch die Dauer des Vorgangs<br />
bestimmt.<br />
b) Achtung nicht <strong>in</strong> die Partikelfalle fassen, nicht repräsentative<br />
Vorgänge oberhalb <strong>der</strong> Falle vermeiden.<br />
4. Deaktivieren <strong>der</strong> Partikelfalle, Transport zur Analyse<br />
a) Schließen <strong>der</strong> Falle mit dem sauberen, transparenten<br />
Kunststoffdeckel. Der Deckel ist bis zur Auswertung gegen<br />
versehentliches Öffnen zu sichern (z. B. Fixieren mit e<strong>in</strong>em<br />
Klebestreifen o<strong>der</strong> formschlüssige Verpackung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Schachtel…)<br />
b) Die Falle ist jetzt entschärft, d. h. es werden ke<strong>in</strong>e weiteren Partikel<br />
gesammelt.<br />
c) Die Partikelfallen s<strong>in</strong>d für die Auszählung mit automatisierten<br />
Mikroskopen gedacht. Der Transport zum Analyseort sollte<br />
sorgsam erfolgen. Zwar s<strong>in</strong>d die Partikel über e<strong>in</strong>e Klebeschicht an<br />
die Messfläche gebunden, es kann aber bei Erschütterungen nicht<br />
ausgeschlossen werden, dass sich Partikel wie<strong>der</strong> lösen. Dies vor<br />
Öffnen <strong>der</strong> Falle bei <strong>der</strong> Analyse überprüfen.<br />
5. Analyse<br />
a) Die Auswertung <strong>der</strong> Partikelfalle (Bestimmung <strong>der</strong><br />
Partikelgrößenverteilung) erfolgt mit automatisierten Mikroskopen,<br />
wie sie zur Auszählung von Analysefiltern für die<br />
Bauteilsauberkeitsanalytik e<strong>in</strong>gesetzt werden (Auflichtbeleuchtung<br />
vorausgesetzt). Es können die Auswerteprogramme und<br />
E<strong>in</strong>stellungen verwendet werden.<br />
b) Der Mikroskoptisch muss mit e<strong>in</strong>em geeigneten Halter zur<br />
Aufnahme und Fixierung <strong>der</strong> Partikelfalle ausgerüstet se<strong>in</strong>.
c) Wird mit polarisiertem Licht gearbeitet, muss <strong>der</strong> Deckel <strong>der</strong><br />
Partikelfalle bei <strong>der</strong> mikroskopischen Auszählung geöffnet se<strong>in</strong>.<br />
Dabei ist sicherzustellen, dass e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />
Kollektorfläche bei <strong>der</strong> Analyse ausgeschlossen werden kann.<br />
d) An dengeöffneten Partikelfallen können auch weitergehende<br />
Analysen, z. B. REM EDX, durchgeführt werden.<br />
Schutzfolie mit<br />
P<strong>in</strong>zette entfernen<br />
Messzeiten:<br />
E<strong>in</strong>e Woche => 168 h<br />
E<strong>in</strong>e Schicht => 8 h<br />
Flexibel je nach Fragestellung<br />
Sedimentierende Partikel<br />
sammeln sich auf <strong>der</strong><br />
klebenden Messfläche<br />
163
Abb. G.6: Durchführung e<strong>in</strong>er Messung mit Partikelfalle<br />
164<br />
Partikelfalle<br />
schließen<br />
Transport zur<br />
Analyse<br />
Partikelzahl<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
15-25µm 25-50µm 50-100µm 100-<br />
150µm<br />
Analyser e<strong>in</strong>er "Partikelfalle"<br />
Automatisierte<br />
mikroskopische<br />
Analyse<br />
150-<br />
200µm<br />
Partikelgrößenkanal<br />
200-<br />
400µm<br />
400-<br />
600µm<br />
600- >1000µm<br />
1000µm
A.2 Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten)<br />
Beispielhafte Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) im Raster<br />
von 30 Messstellen<br />
Illigwert<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
A<br />
B<br />
Koord<strong>in</strong>ate 1<br />
1<br />
A B C<br />
Koord<strong>in</strong>ate 1<br />
D E<br />
C<br />
D<br />
E<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Illigwert<br />
400-600<br />
200-400<br />
0-200<br />
Koord<strong>in</strong>ate 2<br />
6<br />
5<br />
4<br />
Koord<strong>in</strong>ate 2<br />
Beispielhafte Visualisierung von Sedimentationszahlen (Illigwerten) im Raster<br />
von 30 Messstellen<br />
165
H: BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN<br />
1 Begriffe und Def<strong>in</strong>itionen<br />
A<br />
Äußere Verpackung (Außenverpackung): Der <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> Verpackungen,<br />
dessen Oberfläche <strong>in</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umgebung, angrenzenden<br />
Oberflächen o<strong>der</strong> dem Personal steht.<br />
B<br />
Ballistische Partikel: Partikel, welche aufgrund ihrer Größe und Dichte<br />
e<strong>in</strong>e starke Sedimentationswirkung besitzen, sich jedoch durch e<strong>in</strong>en<br />
Stoßimpuls von ihrer Quelle ausbreiten.<br />
Barriere: Mittel o<strong>der</strong> Maßnahme (physikalisch / operativ) zur Abtrennung<br />
[ISO 14644-7:2004, 3.4]<br />
Baugruppe: Funktionssystem (bspw. Lenkung o<strong>der</strong> Getriebe) o<strong>der</strong> dessen<br />
Zwischenprodukt, durch Fügen aus E<strong>in</strong>zelkomponenten hergestellt.<br />
Behälter: Formstabiles Packmittel für e<strong>in</strong> ganz zu umschließendes Packgut<br />
[DIN 55405:2006-11]<br />
Betreiber: Derjenige, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e beschafft, benutzt o<strong>der</strong> für die<br />
Benutzung bereitstellt, z. B. <strong>der</strong> Unternehmer, <strong>der</strong> Werks- o<strong>der</strong><br />
Betriebsleiter, <strong>der</strong> Abteilungsleiter.<br />
Betriebsmitteltechnik: Alle zur Bewerkstelligung des Prozessablaufs<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Komponenten.<br />
D<br />
Def<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln: Entfernung von Verunre<strong>in</strong>igung<br />
mit e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>igungsverfahren bei genau def<strong>in</strong>ierten und gleich bleibenden<br />
Prozessparametern, z. B. Spritzdruck und Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wässrigen<br />
Re<strong>in</strong>igungsanlage zur Erreichung e<strong>in</strong>er vorgegebenen Sauberkeitsqualität.<br />
E<br />
E<strong>in</strong>hausung: Physikalische Abtrennung e<strong>in</strong>er Anlage, zum Zweck des<br />
Mitarbeiter- o<strong>der</strong> Produktschutzes<br />
E<strong>in</strong>satz: Formteile zur Trennung, Fixierung und zum Schutz von<br />
Packgütern <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Verpackung o<strong>der</strong> Ladee<strong>in</strong>heit, bspw. Gefache<br />
[DIN 55405:2006-11].<br />
166
ESD (Electro Static Discharge): Übergang von Ladungen zwischen Körpern<br />
mit verschiedenen elektrostatischen Potentialen, verursacht durch direkten<br />
Kontakt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>fluenziert durch e<strong>in</strong> elektrostatisches Feld<br />
F<br />
Funktionskritische Partikel: Siehe kritisches Partikel.<br />
Faser: Nichtmetallisch glänzen<strong>der</strong> Partikel dessen Längen/Breitenverhältnis<br />
< 10 ist, o<strong>der</strong> dessen Kompaktheit < 30 % ist.<br />
G<br />
Größenklasse: Partikelgrößenklassen def<strong>in</strong>iert nach ISO 16232-10 und<br />
VDA 19 S. 178<br />
Gitterbox: [DIN 15155]<br />
H<br />
Hilfsstoffe: Materialien, die zur Durchführung des Fügeprozesses erfor<strong>der</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>d, Bestandteil <strong>der</strong> Fügeverb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e notwendige,<br />
lokale Grundversorgung e<strong>in</strong>er Funktionsgruppe darstellen.<br />
I<br />
Innere Verpackung: Die Oberfläche des Packmittels, welches <strong>in</strong> direktem<br />
Kontakt mit dem Bauteil steht, bspw. Innenseite e<strong>in</strong>es KLT o<strong>der</strong> Beutels.<br />
K<br />
Konventionelle Fertigung / Montage / Umgebung: Nicht h<strong>in</strong>sichtlich<br />
technischer Sauberkeit reglementierte Fertigung / Montage / Umgebung.<br />
Kontam<strong>in</strong>ation: Unerwünschter Stoff, welcher potenziell e<strong>in</strong>e negative<br />
Auswirkung auf die Qualität e<strong>in</strong>es Erzeugnisses aufweist.<br />
Kritisches Partikel: <strong>Teil</strong>chen spezifischer Beschaffenheit, dessen<br />
Vorhandense<strong>in</strong> – nach Stand des Wissens – die Qualität des Bauteils<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Killerpartikel: E<strong>in</strong>zelnes hoch kritisches Partikel das zum Ausfall e<strong>in</strong>er<br />
Komponente, Baugruppe o<strong>der</strong> des Gesamtsystems führen kann.<br />
L<br />
Ladungsträger: Behälter aller Art, bspw. KLT, Gitterbox, Schraubköcher.<br />
Luftgetragene Partikel: Flüssige o<strong>der</strong> feste <strong>Teil</strong>chen, die aufgrund von<br />
Molekularbewegung, Strömungsverhältnissen und / o<strong>der</strong> Bewegungsenergie<br />
167
nicht direkt sedimentieren und daher im statistischen Mittel e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Verweildauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftphase haben und über größere Entfernungen von<br />
<strong>der</strong>en Quelle <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten können. Durch e<strong>in</strong>e gerichtete Strömung<br />
und / o<strong>der</strong> Kapselung können diese fallweise gezielt e<strong>in</strong>gedämmt werden.<br />
Luftqualität: Die Luftqualität (Luftgüte) beschreibt die Beschaffenheit <strong>der</strong><br />
Luft bezogen auf den Anteil <strong>der</strong> Luftverunre<strong>in</strong>igungen.<br />
M<br />
Makropartikel: Partikel mit e<strong>in</strong>em Äquivalentdurchmesser o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />
maximalen Ausdehnung größer als 5 µm<br />
Mischtätigkeit: Wechselnde Durchführung von Tätigkeiten. Mischtätigkeit<br />
kann Verschleppung zur Folge haben.<br />
Montageverunre<strong>in</strong>igung: Verunre<strong>in</strong>igung, welche bei Montagevorgängen<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Umfeld entsteht und die technische Sauberkeit <strong>der</strong> Baugruppe<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
P<br />
Packhilfsmittel: Verpackungskomponente, die zusammen mit dem<br />
Packmittel die Gesamtheit <strong>der</strong> Funktion e<strong>in</strong>er Verpackung erbr<strong>in</strong>gt, bspw.<br />
Gefache, Füllstoffe [DIN 55405:2006-11].<br />
Packmittel: Verpackungskomponente, die den Hauptbestandteil <strong>der</strong><br />
Verpackung bildet und zur Aufnahme von Packgut bestimmt ist. Sie dient<br />
dem teilweisen o<strong>der</strong> vollständigen Umschließen o<strong>der</strong> Zusammenfassen des<br />
Packgutes. Als Hauptbestandteil <strong>der</strong> Verpackung bee<strong>in</strong>flusst das Packmittel<br />
wesentlich <strong>der</strong>en Schutzfunktion. Für formstabile Packmittel mit hohem<br />
Vorfertigungsgrad (z. B. Flasche Dose, Kiste) wird ebenfalls <strong>der</strong> Begriff<br />
Behältnis verwendet [DIN 55405:2006-11].<br />
Packgut: Gut, das zu verpacken o<strong>der</strong> verpackt ist, etwa Bauteile o<strong>der</strong><br />
Baugruppen [DIN 55405:2006-11].<br />
Packstoff: Werkstoff, aus denen die Verpackungskomponenten<br />
(Packmittel und Packhilfsmittel) hergestellt s<strong>in</strong>d [DIN 55405:2006-11].<br />
Packweise: Die Packweise beschreibt die Art und Weise <strong>der</strong> Platzierung<br />
des Packguts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verpackung, bspw. Schüttgut o<strong>der</strong> Setzgut.<br />
Poolbehälter: Geme<strong>in</strong>same Verwendung von Behälter (z. B. KLT) durch<br />
mehrere Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreislaufsystem.<br />
168
Partikel: Partikel s<strong>in</strong>d feste Körper aus Metall, Kunststoff, Keramik,<br />
M<strong>in</strong>eralien, Gummi o<strong>der</strong> Salzen. Pastöse Anteile gelten nicht als Partikel.<br />
Partikelfalle: Adhäsive Fläche zur Sammlung und Fixierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Umgebungsluft vorhandener, sedimentationsfähiger Partikel.<br />
Partikelquelle: Gegenstand o<strong>der</strong> Vorgang <strong>der</strong> Partikel generiert und abgibt.<br />
R<br />
Re<strong>in</strong>e Werkbank: Auch M<strong>in</strong>ienvironment. Lokaler Bereich mit im Vergleich<br />
zur Umgebung höherer Sauberkeitsstufe. Üblicherweise handelt es sich um<br />
e<strong>in</strong>e manuelle Arbeitsstation mit E<strong>in</strong>hausung und eigener Re<strong>in</strong>lufttechnik<br />
zur E<strong>in</strong>dämmung luftgetragener Partikel. Bei automatisierten Stationen hat<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>raumtechnik <strong>der</strong> Begriff M<strong>in</strong>ienvironment etabliert.<br />
Re<strong>in</strong>raum: Raum, <strong>in</strong> dem die Konzentration luftgetragener Partikel geregelt<br />
wird, <strong>der</strong> so konstruiert und verwendet wird, dass die Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />
Raum e<strong>in</strong>geschleppten bzw. im Raum entstehenden und abgelagerten<br />
Partikel kle<strong>in</strong>stmöglich ist, und <strong>in</strong> dem an<strong>der</strong>e re<strong>in</strong>heitsrelevante Parameter<br />
wie Temperatur, Feuchte und Druck nach Bedarf geregelt werden [ISO<br />
14644-1]. Der Re<strong>in</strong>raum wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe (SaS) 3 deklariert<br />
Re<strong>in</strong>haltung: Entfernen von Verunre<strong>in</strong>igungen an dauerhaft <strong>in</strong>stallierten<br />
Gegenständen bzw. Oberflächen, vornehmlich zur Vermeidung von<br />
Verschleppungen, Übertragung durch Sedimentation und / o<strong>der</strong> Aufwertung<br />
<strong>der</strong> optischen Anmutung.<br />
Rückverschmutzung: Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sauberkeit e<strong>in</strong>er zuvor<br />
gere<strong>in</strong>igten Komponente o<strong>der</strong> Baugruppe.<br />
S<br />
Sauberkeit: Nichtvorhandense<strong>in</strong> unerwünschter Verunre<strong>in</strong>igungen.<br />
Sauberkeitsbereich: Raum o<strong>der</strong> abgegrenzter <strong>Teil</strong> e<strong>in</strong>es Raumes, <strong>der</strong> zum<br />
Zweck <strong>der</strong> Fertigung, Montage und Lagerung von Komponenten und<br />
Systemen e<strong>in</strong>gerichtet wird und für den entsprechende Maßnahmen zur<br />
Erreichung und Erhaltung <strong>der</strong> Oberflächensauberkeit getroffen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />
Sauberkeitsbereich kann z. B. auch durch Verpackung und Gehäuse<br />
gebildet werden.<br />
Sauberkeitsgerecht: Den Sauberkeitszustand nicht bee<strong>in</strong>trächtigend<br />
(siehe VDA 19 S. 199)<br />
169
Sauberkeitsspezifikation: Zusammenstellung <strong>der</strong> Sauberkeitswerte für e<strong>in</strong><br />
Objekt verbunden mit e<strong>in</strong>er geeigneten Prüfspezifikation.<br />
Sauberkeitsstufe: Klassifizierung des Sauberkeitsbereiches.<br />
Saubermontage: Sauberkeitsgerechte Montage.<br />
Sauberraum: Fest <strong>in</strong>stallierter Raum, <strong>der</strong> durch geeignete Gestaltung<br />
sowie Regulierungen bezüglich Personal, Logistik, Pflege und<br />
Herstellungsprozessen zur Erhaltung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit des<br />
Erzeugnisses beiträgt.<br />
Der Sauberraum wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe (SaS) 2 deklariert<br />
Sauberzone: Abgegrenzter räumlicher Bereich, <strong>der</strong> durch geeignete<br />
Gestaltung sowie Regulierungen bezüglich Personal, Logistik, Pflege und<br />
Herstellungsprozessen zur Erhaltung <strong>der</strong> technischen Sauberkeit des<br />
Erzeugnisses beiträgt.<br />
Die Sauberzone wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> VDA 19.2 als Sauberkeitsbereich <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe (SaS) 1 deklariert<br />
Schmutzfangmatte (auch Staubb<strong>in</strong>dematte): Bodenelement (Mehrweg-<br />
o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>weg) zur E<strong>in</strong>dämmung von Verschleppungen <strong>in</strong> Sauberkeitsbereichen.<br />
T<br />
Technische Sauberkeit: Freiheit e<strong>in</strong>er Kontrollfläche / Funktionsfläche von<br />
funktionskritischen Verunre<strong>in</strong>igungen aus Herstellung und Umgebung.<br />
U<br />
Umverpackung: Zusätzliche Verpackung, die die <strong>in</strong>nere (direkte) Bauteil-<br />
Verpackung vollständig umhüllt, mit dem Ziel diese vor Verunre<strong>in</strong>igung bei<br />
Transport zu schützen (zweite Barriere). Die äußere Verpackung muss als<br />
erste geöffnet werden, um an das Packgut zu gelangen.<br />
Undef<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igung von Packmitteln: Entfernung von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen mit nicht def<strong>in</strong>ierten und/ o<strong>der</strong> schwankenden<br />
Parametern, z. B. manuelles Abspritzen, Abbürsten o<strong>der</strong> Auskehren e<strong>in</strong>es<br />
Behälters. Die Erreichung <strong>der</strong> gewünschten Sauberkeitsqualität ist dabei<br />
nicht sichergestellt.<br />
170
V<br />
Verpackung: Gesamtheit aller Verpackungsmaterialien zur Erfüllung e<strong>in</strong>er<br />
vorgegebenen Verpackungsaufgabe. Sie dient dem Schutz des Packgutes,<br />
des Menschen und <strong>der</strong> Umwelt, <strong>der</strong> Rationalisierung bei <strong>der</strong> Handhabung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Produktion [DIN 55405:2006-11].<br />
Verschleppung: Unerwünschte Übertragung von Verunre<strong>in</strong>igungen auf<br />
an<strong>der</strong>e Bereiche und Objekte.<br />
Verunre<strong>in</strong>igung: Jedwede partikelförmige, molekulare, nicht<br />
partikelförmige o<strong>der</strong> biologische E<strong>in</strong>heit, die sich auf das Produkt o<strong>der</strong> den<br />
Prozess nachteilig auswirken kann [ISO 14644-4:2001, 3.5]<br />
2 Abkürzungen und Formelzeichen<br />
5S:<br />
Ist e<strong>in</strong>e systematische Methodik, die <strong>in</strong> fünf Schritten zu e<strong>in</strong>em sauberen<br />
und gut organisierten Arbeitsbereich führt. Sie ist zentraler Bestandteil des<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozesses.<br />
Die fünf Schritte glie<strong>der</strong>n sich mit Ihren Grundsätzen wie folgt:<br />
Sortieren: Der Arbeitsplatz ist zum Arbeiten und nicht zum<br />
Lagern da!<br />
Systematisieren: Für jedes <strong>Teil</strong> gibt es genau e<strong>in</strong>en Platz und alles<br />
bef<strong>in</strong>det sich an se<strong>in</strong>em Platz!<br />
Sauberkeit: Re<strong>in</strong>igen ist Überprüfen!<br />
Standardisieren: Es gibt ke<strong>in</strong>e Verbesserungen ohne Standards!<br />
Selbstdiszipl<strong>in</strong>: Es ist e<strong>in</strong>facher Ordnung zu halten als Ordnung<br />
zu schaffen!<br />
FFU: Filter Fan Unit<br />
Konfektionierte modulare E<strong>in</strong>heit zur Re<strong>in</strong>lufterzeugung<br />
FMEA: Failure Mode and Effects Analysis:<br />
Fehlermöglichkeits- und E<strong>in</strong>flussanalyse<br />
KLT: Kle<strong>in</strong>ladungsträger<br />
Oben offener, dauerhafter, wie<strong>der</strong> verwendbarer, starrer, rechteckiger<br />
Modulkörper, <strong>der</strong> manuell und/o<strong>der</strong> mechanisch gehandhabt werden kann<br />
und das zentrale Element e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>ladungsträgersystems darstellt [DIN<br />
EN 13199-1:2000].<br />
171
VCI-Folie: Volatile-Corrosive-Inhibitor-Folie<br />
Mit Additiven versetzte Kunststofffolie, die durch Abgabe dieser Additive<br />
während des Transportes und <strong>der</strong> Lagerung e<strong>in</strong>e Korrosion von<br />
Metalloberflächen des Packgutes verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll [DIN 55405:2006-11].<br />
SaS: Sauberkeitsstufe<br />
Klassifizierung des Sauberkeitsbereiches<br />
3 Bibliographie<br />
DIN EN 13199: <strong>Teil</strong> 1 bis 3:2000-10 Kle<strong>in</strong>ladungsträgersysteme<br />
DIN EN ISO 14644-4:2001; Re<strong>in</strong>räume und zugehörige Re<strong>in</strong>raumbereiche.<br />
<strong>Teil</strong> 4: Planung, Ausführung und Erst<strong>in</strong>betriebnahme (ISO 14644-1 : 2001)<br />
DIN 15155: Gitterbox<br />
DIN ISO 16232: Straßenfahrzeuge - Sauberkeit von Komponenten für<br />
Fluidsysteme<br />
DIN 25410: Kerntechnische Anlagen - Oberflächensauberkeit von<br />
Komponenten; April 2001<br />
DIN 55405:2006-11 Verpackung – Term<strong>in</strong>ologie – Begriffe<br />
ISO 4406: Fluidtechnik - Hydraulik-Druckflüssigkeiten - Zahlenschlüssel für<br />
den Grad <strong>der</strong> Verschmutzung durch feste Partikel<br />
ISO 8573-1: Norm , 2001-02 Druckluft - <strong>Teil</strong> 1: Verunre<strong>in</strong>igungen und<br />
Re<strong>in</strong>heitsklassen<br />
VDA Band 4: Produkt-und Prozess FMEA<br />
VDA Band 19: Prüfung <strong>der</strong> Technischen Sauberkeit - Partikelverunre<strong>in</strong>igung<br />
funktionsrelevanter Automobilbauteile -<br />
VDA 4500:2006-1: Kle<strong>in</strong>ladungsträger (KLT-)Systeme<br />
VDI 2083: Re<strong>in</strong>raumtechnik<br />
172
I: POTENZIALANALYSE<br />
1 Inhalt<br />
In diesem Kapitel f<strong>in</strong>den sich Fragelisten, die helfen sollen die Sauberkeit<br />
von Baugruppen aus <strong>der</strong> Montage zu verbessern bzw.<br />
Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen prozesssicher e<strong>in</strong>zuhalten. Ziel dieser Fragen ist<br />
es, den Planer o<strong>der</strong> Mitarbeiter aus Qualitätssicherung systematisch auf die<br />
E<strong>in</strong>flussgrößen (Schwachstellen bzw. Potenziale) <strong>der</strong> Bauteilsauberkeit<br />
h<strong>in</strong>zuweisen.<br />
Schwerpunkt des Fragenkatalogs liegt auf den <strong>in</strong> den Hauptkapiteln des<br />
MontSa-Leitfadens betrachteten und beschriebenen E<strong>in</strong>flussgrößen auf die<br />
Sauberkeit <strong>der</strong> En<strong>der</strong>zeugnisse. Die weiteren mit H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Sauberkeit relevanten Stellen (bspw. Entwicklung) werden hier ausdrücklich<br />
nicht betrachtet, da diese nicht Inhalt des Leitfadens s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
hiervon stellt die <strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung dar, da diese e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen<br />
Fertigung und Montage bildet o<strong>der</strong> bisweilen <strong>in</strong> die Montage <strong>in</strong>tegriert ist.<br />
2 Zielsetzung<br />
Die Anwendung dieser Fragenlisten soll helfen Schwachstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Sauberkeitskette zu erkennen, um so Potenziale zur Verbesserung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsqualität identifizieren zu können. Diese sog. Potenzialanalyse<br />
soll nicht im Rahmen von Prozess-Audits wie VDA 6.3 o<strong>der</strong> Arbeitsplatz-<br />
Audits nach 5S im Kunden-/Lieferantenverhältnis durchgeführt werden o<strong>der</strong><br />
diese ersetzen. Die Potenzialanalyse dient vielmehr als <strong>in</strong>terne Hilfestellung<br />
zur Auff<strong>in</strong>dung von Möglichkeiten zur effizienten Steigerung und<br />
Stabilisierung <strong>der</strong> Sauberkeitsqualität. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d die Fragen <strong>in</strong><br />
diesem Kapitel möglichst offen formuliert und sollen nicht mit e<strong>in</strong>em<br />
Punktesystem (z. B. mit e<strong>in</strong>er Skala von 1 bis 10) bewertet werden. Des<br />
Weiteren f<strong>in</strong>det sich hier ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Protokollschema.<br />
Der Anwen<strong>der</strong> des Fragenkatalogs soll sich anhand <strong>der</strong> offenen Fragen<br />
gezielt h<strong>in</strong>terfragen, ob er sämtliche sauberkeitsrelevante E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
betrachtet hat und e<strong>in</strong>e lückenlose Sauberkeitskette <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Montagefertigung besteht. Dieser Fragenkatalog stellt somit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne<br />
Ergänzung von Audits nach VDA 6.3 o<strong>der</strong> 5S dar.<br />
3 Durchführung<br />
Die Häufigkeit und das Ausmaß e<strong>in</strong>er Potenzialanalyse ist abhängig von<br />
den spezifischen Gegebenheiten <strong>der</strong> jeweiligen sauberkeitskritischen<br />
173
Montagefertigung und kann nicht verb<strong>in</strong>dlich vorgegeben werden. Aus<br />
diesem Grund wird hier nicht die Art und Weise <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er<br />
Potenzialanalyse reguliert. Dies obliegt <strong>der</strong> Eigenverantwortung des<br />
Verantwortlichen. Pr<strong>in</strong>zipiell gelten jedoch ähnliche Grundsätze wie bei <strong>der</strong><br />
Planung <strong>der</strong> Montagefertigung (siehe Kapitel B: Konzeption e<strong>in</strong>er<br />
Sauberfertigung).<br />
Die Durchführung e<strong>in</strong>er Schwachstellenanalyse wird empfohlen bei:<br />
174<br />
- E<strong>in</strong>führung von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen für bestehende Montagefertigungen<br />
o<strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er neuen Produktgeneration<br />
- Nichte<strong>in</strong>haltung von Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen an die Erzeugnisse<br />
- Än<strong>der</strong>ung von Prozessen und Abläufen <strong>in</strong> bestehenden Montagefertigungen<br />
Sämtliche von <strong>der</strong> Sauberkeitsstrategie e<strong>in</strong>er Firma betroffenen Stellen und<br />
Instanzen sollten zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Potenzialanalyse mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Des Weiteren muss e<strong>in</strong>e hauptverantwortliche Person benannt werden, die<br />
die Potenzialanalyse koord<strong>in</strong>iert, durchführt und auswertet.<br />
4 Fragenkatalog<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Qualitätssicherung<br />
Welche Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen bestehen und welche Arten von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen müssen beherrscht werden<br />
S<strong>in</strong>d die Materialen / <strong>Teil</strong>e zur Weiterverarbeitung geeignet<br />
(Zukaufteile und Eigenfertigteile aus an<strong>der</strong>en Firmenstandorten),<br />
s<strong>in</strong>d Sauberkeitszustände bekannt und geregelt.<br />
Worauf gründen sich die Anfor<strong>der</strong>ungen und wie wirken sich<br />
Abweichungen auf das En<strong>der</strong>zeugnis aus<br />
Welches s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>ternen Konsequenzen bei Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsspezifikation<br />
Wie wird bei verunre<strong>in</strong>igten Bauteilen und Baugruppen verfahren<br />
(Regelkreis Eskalation)<br />
6 Wie wird die Sauberkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Teil</strong>e überprüft<br />
7<br />
In welcher Art und Weise existieren Prüfpläne (Umfang, Intervalle)<br />
für Sauberkeitsprüfung von Bauteilen und Baugruppen für<br />
Serienstart und prozessbegleitende Prüfung
Qualitätssicherung<br />
8 Wie wird die Sauberkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Hilfsstoffe überprüft<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Welches s<strong>in</strong>d die Sauberkeitsspezifikationen für Verpackungen für<br />
An- und Ablieferung (Bauteile und Produkte)<br />
Wie werden die Montage-Prozesse bezüglich Entstehung kritischer<br />
Partikel untersucht / betrachtet<br />
Wie wird die Montage-Umgebung bezüglich E<strong>in</strong>trag kritischer<br />
Partikel untersucht / betrachtet<br />
12 Werden Bauteile zeitnah montiert<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Wie wurden die Tätigkeiten des Personals h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Mischtätigkeiten / Verschleppungspotenzial bewertet und optimiert<br />
Welches s<strong>in</strong>d die Präventivmaßnahmen um Verunre<strong>in</strong>igung zu<br />
vermeiden und zu reduzieren<br />
Wie wird die Wirksamkeit <strong>der</strong> Maßnahmen überprüft und<br />
dokumentiert<br />
Wie werden regelmäßig Sauberkeitsaudits durchgeführt,<br />
dokumentiert und mit e<strong>in</strong>em Zeitplan zur Umsetzung h<strong>in</strong>terlegt<br />
Tab. I.1: Fragenkatalog zum Qualitätssicherungssystem<br />
Umgebung<br />
1 Welche E<strong>in</strong>stufung <strong>in</strong> Sauberkeitsbereiche ist vorgesehen<br />
2 In welcher Art und Weise s<strong>in</strong>d Sauberkeitsbereiche <strong>in</strong>stalliert<br />
3 S<strong>in</strong>d die Sauberkeitsbereiche e<strong>in</strong>deutig ausgewiesen und<br />
entsprechend abgetrennt<br />
4 Welche Sauberkeitsstufe ist den Sauberkeitsbereichen zugewiesen<br />
5 Entspricht die Ausführung des Sauberkeitsbereichs <strong>der</strong><br />
ausgewiesenen Stufe<br />
6 S<strong>in</strong>d die Hilfsmittel für die Sauberkeitsstufe geeignet, <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsstufe angemessen<br />
7 Wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag kritischer Partikel aus <strong>der</strong> Umgebung bewertet<br />
8 Gibt es H<strong>in</strong>weise zur Handhabung von Gebäudeöffnungen<br />
(Türen/Toren/Fenstern/Dachluken)<br />
175
176<br />
Umgebung<br />
9 Wird Lüftungstechnik e<strong>in</strong>gesetzt und wie wird <strong>der</strong>en Funktion<br />
sichergestellt?<br />
10 S<strong>in</strong>d Bee<strong>in</strong>trächtigungen durch mögliche Kondensation<br />
(Luftfeuchtigkeit) berücksichtigt; bspw. Korrosion,<br />
Haftungsprobleme bei Klebeprozessen.<br />
11 Wie s<strong>in</strong>d Schleusenkonzepte organisiert?<br />
12 S<strong>in</strong>d ausreichende und geeignete Lagerplätze vorhanden (Bauteile,<br />
Hilfsstoffe, ..)<br />
13 S<strong>in</strong>d die Produkte <strong>in</strong> Regalen / an Arbeitsstationen / <strong>Teil</strong>e-<br />
Bereitstellung gegen E<strong>in</strong>trag von Partikeln geschützt<br />
14 Gibt es potenzielle, deckenseitige Partikelquellen (Laufstege,<br />
Lüftungsanlagen, Lasthebee<strong>in</strong>richtungen) und wurden<br />
entsprechende Maßnahmen zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es<br />
Partikele<strong>in</strong>trages getroffen<br />
15 S<strong>in</strong>d die Versorgungs- / Hebee<strong>in</strong>richtungen über den<br />
Montageplätzen so abgeschirmt, dass ke<strong>in</strong> Schmutz herabfallen<br />
kann<br />
16 S<strong>in</strong>d die Lichtverhältnisse zur Erkennung von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
geeignet<br />
17 Ist die E<strong>in</strong>richtung so beschaffen, dass <strong>der</strong> Fußboden problemlos<br />
gere<strong>in</strong>igt werden kann bzw. e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung möglich ist<br />
18 Gibt es e<strong>in</strong>en Raumpflegeplan zur regelmäßigen Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong><br />
Böden, <strong>der</strong> Arbeitsplätze und Lagerflächen mit entsprechenden<br />
Verantwortlichkeiten<br />
19 In welcher Art und Weise wurden die Re<strong>in</strong>igungspläne verifiziert<br />
20 S<strong>in</strong>d S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung dem Personal bekannt (MA<br />
befragen)<br />
21 Wird die vorgesehene Bekleidung vorschriftsmäßig getragen<br />
22 Werden nur Flusen abgabearme Re<strong>in</strong>igungstücher verwendet<br />
23 Gibt es Regelungen bei Umbaumaßnahmen / Instandhaltung<br />
Tab. I.2: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Umgebung«
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Logistik<br />
Ist die durchgängige Rückverfolgbarkeit im gesamten Materialfluss<br />
geplant und dokumentiert<br />
Wie wird gewährleistet, dass ke<strong>in</strong>e kritischen Partikel <strong>in</strong> den<br />
Sauberkeitsbereich e<strong>in</strong>getragen werden? Wie sieht das<br />
sauberkeitsgerechte Materialflusskonzept aus<br />
S<strong>in</strong>d die verschiedenen Sauberkeitsbereiche durch Schleusen,<br />
Abstandsflächen und/o<strong>der</strong> Trennvorrichtungen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
abgegrenzt<br />
Wie wird <strong>der</strong> Materialfluss <strong>der</strong> sauberen und verunre<strong>in</strong>igten <strong>Teil</strong>e<br />
konsequent getrennt<br />
5 Werden Bauteile zeitnah weiterverarbeitet<br />
6<br />
Wie s<strong>in</strong>d die Lagerflächen für verunre<strong>in</strong>igte und gere<strong>in</strong>igte<br />
Behältnisse getrennt und s<strong>in</strong>d diese e<strong>in</strong>deutig gekennzeichnet<br />
7 Gibt es Re<strong>in</strong>igungsvorschriften für Lager- und Stellplätze<br />
8<br />
9<br />
Gibt es Entpack- und Entnahmevorschriften, die berücksichtigen,<br />
dass ke<strong>in</strong>e Partikel auf die Produkte gelangen<br />
Wird das Entfernen schmutziger (Um-)Verpackung und Entnehmen<br />
sauberkeitskritischer Bauteile getrennt durchgeführt (nicht direkt von<br />
<strong>der</strong>selben Person) und s<strong>in</strong>d die Zuständigkeiten klar def<strong>in</strong>iert<br />
10 Vorschriften zum Bestücken / Beladen (E<strong>in</strong>packen)<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Ist das Verpackungskonzept für die zu verarbeitenden Bauteile,<br />
Komponenten und Baugruppen sauberkeitsgerecht (Schutz gegen<br />
Verunre<strong>in</strong>igung, Korrosion und Beschädigung)<br />
Entsprechen die Packmittel <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe (z. B. ke<strong>in</strong>e<br />
Kartonagen …)<br />
Gibt es Sauberkeitsvorschriften für Packmittel<br />
(Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen, Bewertung <strong>der</strong> Sauberkeit /<br />
Grenzmuster …<br />
14 Wird die Packmittelsauberkeit überprüft<br />
15<br />
Wie wird das Packmittel- und Behältermanagement (<strong>in</strong>kl.<br />
Re<strong>in</strong>haltung, Kontrolle) umgesetzt<br />
16 Existieren Re<strong>in</strong>igungspläne für Ladungsträger und E<strong>in</strong>sätze<br />
177
17<br />
178<br />
Logistik<br />
S<strong>in</strong>d die gere<strong>in</strong>igten / sauberen Behältnisse gegen Verunre<strong>in</strong>igung<br />
geschützt<br />
18 Wie werden Rückverschmutzungen vermieden<br />
19<br />
20<br />
21<br />
Werden Packmittel und Verpackungen unzulässig auf dem Boden<br />
abgestellt<br />
Werden Ladungsträger und Hebezeuge verwendet, welche selbst<br />
e<strong>in</strong>e Partikelquelle darstellen. Ist das Transporthandl<strong>in</strong>g so geplant,<br />
dass Beschädigung und Verunre<strong>in</strong>igung vermieden wird<br />
Wird sichergestellt, dass E<strong>in</strong>wegverpackungen nicht mehrfach<br />
verwendet werden<br />
Tab. I.3: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Logistik«<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Personal<br />
Wer ist <strong>der</strong> übergeordnete Verantwortliche für den<br />
Sauberkeitsbereich<br />
Wie wird die Re<strong>in</strong>haltung und Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />
gewährleistet (Anweisungen)<br />
Wie s<strong>in</strong>d die Verantwortlichkeiten zur Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />
festgelegt<br />
Wie wird das Personal auf den Umgang mit sauberkeitskritischen<br />
Erzeugnissen geschult. S<strong>in</strong>d die Schulungs<strong>in</strong>halte und –teilnahme<br />
entsprechend dokumentiert<br />
Wie werden externe und <strong>in</strong>terne Dienstleister (z. B. Instandhaltung,<br />
Re<strong>in</strong>igung) geschult und e<strong>in</strong>gewiesen<br />
6 Wie werden die betroffenen Mitarbeiter bezüglich 5S geschult<br />
7 Wie erfolgt die E<strong>in</strong>weisung am Arbeitsplatz<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Wie ist <strong>in</strong> den Arbeitsanweisungen das Thema Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
verankert<br />
S<strong>in</strong>d die Arbeitsanweisungen allen betroffenen Mitarbeitern<br />
bekannt und werden diese auch umgesetzt<br />
Wie werden Mitarbeiter über die Konsequenzen von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen für das Produkt und das Unternehmen aufgeklärt
11<br />
Welches s<strong>in</strong>d die Konsequenzen, wenn Spielregeln nicht<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden<br />
12 Wie sieht das Bekleidungskonzept aus<br />
13<br />
14<br />
Wie wird sichergestellt, dass die vorgeschriebene Kleidung korrekt<br />
getragen und gewechselt wird<br />
Wie werden Verbesserungsvorschläge <strong>der</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>geholt<br />
und umgesetzt (def<strong>in</strong>ierter Prozess)<br />
Tab. I.4: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Personal«<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
Entsprechen die verwendeten Prozesse, Messmittel, Hilfsstoffe und<br />
Werkzeuge dem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> dem jeweiligen Sauberkeitsbereich und<br />
Prozess<br />
Werden Produkte mit unterschiedlichen Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>e gefertigt<br />
Wurden die Montageverfahren bezüglich Partikelentstehung und -<br />
e<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> das Erzeugnis überprüft / bewertet<br />
Wurden, z.B. im Rahmen e<strong>in</strong>er System FMEA, die<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen (Betriebsmittel/Hilfsmittel) bezüglich<br />
Entstehung kritischer Partikel überprüft / bewertet (z. B.<br />
Partikelentstehung an Transportbän<strong>der</strong>, Werkzeugen,<br />
Hebee<strong>in</strong>richtungen an Führungsschienen, etc.) und optimiert<br />
5 S<strong>in</strong>d die Montagee<strong>in</strong>richtungen gemäß den Ergebnissen aus 1 und<br />
2 sauberkeitsgerecht gestaltet und gegen Verunre<strong>in</strong>igung von<br />
außen geschützt und ist die Montageposition so gewählt, dass<br />
entstehende Partikel nicht auf kritische Bauteiloberflächen<br />
gelangen können.<br />
6 Wurden magnetische E<strong>in</strong>flüsse (Aufmagnetisierung <strong>der</strong> Bauteile<br />
durch Werkzeuge und Montageprozesse) auf das Bauteil<br />
betrachtet<br />
7 S<strong>in</strong>d Arbeitsplätze sauber<br />
8 S<strong>in</strong>d Arbeitsplätze und Abstellflächen vor Verunre<strong>in</strong>igung durch das<br />
Umfeld geschützt<br />
9 Werden Halbfertigteile / Hilfsstoffe / E<strong>in</strong>zelteile (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
gefettete <strong>Teil</strong>e) bei Betriebsruhe (z. B. Schichtende, Pausen)<br />
179
180<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
ausreichend geschützt<br />
10 S<strong>in</strong>d Werkzeuge und Messmittel <strong>in</strong> sauberem Zustand<br />
11 Wird Material und Werkzeug an geeigneten und vorgesehenen<br />
Stellen gelagert<br />
12 Werden mechanische Schlag und Klopfprozesse durch geeignete<br />
Maßnahmen ersetzt / entschärft<br />
13 F<strong>in</strong>den montage<strong>in</strong>tegrierte Re<strong>in</strong>igungsprozesse von Bauteilen und<br />
Baugruppen statt, wenn ja wie s<strong>in</strong>d diese geregelt und überwacht.<br />
14 S<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>richtungen / Maßnahmen zur Beseitigung von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen vorhanden (z.B. lokale Absaugung, Magnet,<br />
Klebeband) und wie werden diese geregelt.<br />
15 S<strong>in</strong>d Maßnahmen zur Vermeidung und Beseitigung von<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Montagestationen vorgesehen<br />
16 S<strong>in</strong>d die Verantwortlichkeiten zur Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />
Montagestationen und -arbeitsplätze festgelegt<br />
17 Gibt es Re<strong>in</strong>haltungspläne für Arbeitsplätze und Montageanlagen,<br />
<strong>in</strong> denen Intervalle und Prozesse festgeschrieben s<strong>in</strong>d<br />
18 S<strong>in</strong>d die entsprechenden Re<strong>in</strong>igungsmittel bereit gestellt (z.B.<br />
Absauge<strong>in</strong>richtung)<br />
19 S<strong>in</strong>d die Arbeitsplätze re<strong>in</strong>igungsgerecht gestaltet<br />
20 S<strong>in</strong>d die Lager und Regale re<strong>in</strong>igungsgerecht gestaltet<br />
21 Wird bei Prozessän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die Sauberkeit<br />
betrachtet, z. B. Späne schieben beim E<strong>in</strong>pressen<br />
22 Wurde die Nacharbeit bez. kritischer Prozesse bewertet und wie<br />
s<strong>in</strong>d diese reguliert. (z.B. Ausweisung von Verbotszonen,<br />
Abdeckung, Re<strong>in</strong>igung…)<br />
23 Ist sichergestellt, dass <strong>Teil</strong>e nur <strong>in</strong> den dafür vorgesehenen<br />
Zonen / Räumen mechanisch nachbearbeitet und nachgere<strong>in</strong>igt<br />
werden<br />
Tab. I.5: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »Montagee<strong>in</strong>richtungen«
1<br />
2<br />
<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung<br />
Wie sieht das Re<strong>in</strong>igungskonzept für E<strong>in</strong>gangsteile /<br />
Zwischenerzeugnisse o<strong>der</strong> Endprodukte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage aus (extern<br />
/ <strong>in</strong>tern; zentral / dezentral)<br />
Wie und <strong>in</strong> welcher Häufigkeit wird die Wirksamkeit <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
überprüft (Prozess, Produkt, Re<strong>in</strong>heit des Re<strong>in</strong>igungsmediums)<br />
3 Welche Wartungs<strong>in</strong>tervalle (Filterwechsel, Medienüberwachung,<br />
etc.) s<strong>in</strong>d festgelegte, um die Re<strong>in</strong>igungswirkung zu erhalten /<br />
gewährleisten<br />
4 Wie wurde überprüft, ob <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungsschritt / Re<strong>in</strong>igungsmedium<br />
ke<strong>in</strong>e neg. Auswirkungen (z. B. Partikelverschleppung,<br />
Ölverschleppung) auf vorherige und nachfolgende Prozesse hat<br />
5 Es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong> Material- / Oberflächenangriff durch das<br />
Re<strong>in</strong>igungsmedium statt<br />
6 Wurden magnetische E<strong>in</strong>flüsse auf das Re<strong>in</strong>igungsergebnis<br />
betrachtet<br />
Tab. I.6: Fragenkatalog zur E<strong>in</strong>flussgröße »<strong>Teil</strong>ere<strong>in</strong>igung«<br />
181
J: PLANUNGSBEISPIEL<br />
1 Überblick<br />
In diesem Kapitel wird anhand e<strong>in</strong>es Beispiels die Handhabung dieses<br />
Leitfadens zur Planung e<strong>in</strong>es sauberkeitssensiblen Montagebereichs sowie<br />
zur Überprüfung und Optimierung von Abläufen und Prozessen aufgezeigt.<br />
Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> fiktives Beispiel, jedoch mit möglichst<br />
hohen praktischem Bezug.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen hier betrachteten Ablaufschritte müssen nicht zwangsläufig <strong>in</strong><br />
chronologischer Reihenfolge abgearbeitet werden, son<strong>der</strong>n können je nach<br />
Firmen <strong>in</strong>terner Ausgangssituation auch parallel behandelt werden. Des<br />
Weiteren soll hier ebenfalls nicht vorgeschrieben werden, welche Personen<br />
<strong>in</strong> die Planung e<strong>in</strong>bezogen werden müssen. Siehe hierzu auch Kapitel B:<br />
Konzeption e<strong>in</strong>er Sauberfertigung.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Planung sowie die Position <strong>der</strong> entsprechenden Abschnitte<br />
und Kapitel im Leitfaden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. K.1 dargestellt.<br />
Abb. J.1: Ablaufschema und Position <strong>der</strong> Inhalte im Leitfaden<br />
182<br />
Gestaltung von<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen,<br />
Betriebsmittel, Hilfsstoffe<br />
S. 64 - 69<br />
Auslegung von<br />
Fügeprozessen<br />
S. 73 - 74<br />
Montage <strong>in</strong>tegrierte<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
S. 74 - 82<br />
Betrieb und<br />
Re<strong>in</strong>haltung von<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
S. 82 - 87<br />
Sauberkeits -<br />
Spezifikation<br />
“<strong>in</strong>nere“<br />
Verpackung<br />
S. 36 - 40<br />
Auswahl SaS –<br />
Umgebungskonzept<br />
S. 21 - 26<br />
Entwicklung<br />
Logistikkonzept –<br />
“äußere“ Verpackung<br />
u. Schleusensystem<br />
S. 40 - 42, 44 - 47<br />
Personal - Qualifizierung und Sensibilisierung S. 53, 56 - 60<br />
Personal Auswahl –<br />
Bekleidungskonzept<br />
S. 54 - 55<br />
Gestaltung <strong>der</strong><br />
Montageumgebung<br />
S. 26 - 32<br />
Fertigungslayout
2 Ausgangssituation<br />
2.1 Komponenten des Systems<br />
Aufgabe ist die Planung und Umsetzung e<strong>in</strong>er Montagel<strong>in</strong>ie für den<br />
Zusammenbau e<strong>in</strong>es sauberkeitskritischen hydraulisch-mechanischen<br />
Funktionssystems. Dieses System besteht aus den vier folgenden<br />
Hauptkomponenten:<br />
Abb. J.2: Gehäuse aus Alum<strong>in</strong>iumdruckguss (l<strong>in</strong>ks) und Kolben aus Stahl<br />
(rechts)<br />
Abb. J.3: Radialwellendichtung aus Stahl mit Polymere<strong>in</strong>satz (l<strong>in</strong>ks) und<br />
Stahlleitung mit Mess<strong>in</strong>gverschraubung (rechts)<br />
2.2 Systemaufbau<br />
Der Zusammenbau des Gesamtsystems erfolgt durch das Zusammenfügen<br />
<strong>der</strong> vier Hauptkomponenten. Im ersten Schritt erfolgt hierzu das<br />
E<strong>in</strong>schieben des Kolbens <strong>in</strong> das Alum<strong>in</strong>iumgehäuse. Anschließend wir über<br />
die Kolbenstange die Wellendichtung <strong>in</strong> das Gehäuse e<strong>in</strong>gepresst. Mit dem<br />
E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> beiden Hydraulikleitungen und Anbr<strong>in</strong>gen von Verschluss-<br />
183
Stopfen endet die Montageprozesskette. Das Gesamtsystem ist <strong>in</strong> Abb. K.4<br />
dargestellt.<br />
Abb. J.4: Montiertes hydraulisch-mechanisches Gesamtsystem<br />
2.3 Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Sauberkeitsspezifikation entsprechend VDA 19: max. 25 Partikel pro 1000<br />
cm² > 200 µm, ke<strong>in</strong>e Partikel > 400 µm zulässig.<br />
Da das System hauptsächlich kritisch gegenüber abrasiven Partikeln<br />
reagiert, gibt es separate Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich anorganischen (Metalle,<br />
Keramiken und M<strong>in</strong>erale) und organischen Partikeln. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
werden organische Fasern getrennt betrachtet. Folgende Spezifikationen<br />
gelten für das System:<br />
184<br />
Partikelmaterial Partikelgröße<br />
Anorganik (Metalle, Keramiken,<br />
M<strong>in</strong>erale)<br />
> 200 µm (je 1000 cm² max. 25<br />
Partikel)<br />
> 400 µm nicht zulässig<br />
Organik (Kunststoffe, Elastomere) zulässig bis 1000 µm<br />
organische Fasern ke<strong>in</strong>e Reglementierung<br />
Tab. J.1: Sauberkeitsspezifikation an das hydraulisch-mechanische System
3 Montageumgebung<br />
3.1 Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />
In das Flugfähigkeitsdiagramm (siehe Kapitel C: Umgebung Abb. C.1)<br />
werden die kritische Partikelgröße und das Partikelmaterial e<strong>in</strong>gegeben.<br />
Anorganische Partikel ab 400 µm müssen ausgeschlossen werden. Als<br />
ger<strong>in</strong>gste Dichte <strong>der</strong> relevanten Partikelmaterialien wird 2,7 g/cm³<br />
(Alum<strong>in</strong>ium) angenommen. Werden diese Werte <strong>in</strong> das Diagramm<br />
e<strong>in</strong>gegeben, ergibt sich daraus, dass e<strong>in</strong>e Sauberzone o<strong>der</strong> Sauberraum<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist (siehe Abb. K.5). E<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>raum ist für diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
nicht notwendig, e<strong>in</strong>e konventionelle Produktionsumgebung h<strong>in</strong>gegen nicht<br />
ausreichend.<br />
Alum<strong>in</strong>ium<br />
Dichte [g/cm³]<br />
10<br />
5<br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0,2<br />
Partikel<br />
kompakt<br />
SaS 3: Re<strong>in</strong>raum<br />
0,1<br />
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1000 2000<br />
Materialbeispiele:<br />
ρ(Alum<strong>in</strong>ium) = 2,7 g/cm³<br />
ρ(Stahl) = 7,8 g/cm³<br />
ρ(Polystyrol) = 0,02-0,09 g/cm³<br />
Partikel<br />
faserförmig<br />
SaS 1 + 2:<br />
Sauberzone +<br />
Sauberraum<br />
400 µm<br />
Partikelgröße [µm]<br />
Abb. J.5: Flugfähigkeitsdiagramm zur Auswahl <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe<br />
SaS 0:<br />
konventionelle<br />
Fertigung<br />
Um weiter zu detaillieren, ob e<strong>in</strong>e Sauberzone ausreichend o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Montage im Sauberraum notwendig ist, müssen nun die Eigenschaften<br />
dieser beiden Konzepte näher betrachtet werden (siehe Kapitel C:<br />
Umgebung Tabelle C.2). Daraus ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Sauberraum den<br />
E<strong>in</strong>trag von Partikeln über die Luft sowie durch Personal und Verpackung<br />
wirksamer reglementiert. Es handelt sich jedoch, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den<br />
luftgetragenen und den durch das Personal verursachten Partikel um<br />
organische Verunre<strong>in</strong>igungen, welche die korrekte Funktion des hier<br />
behandelten Systems nicht bee<strong>in</strong>trächtigen. Somit ist das Konzept <strong>der</strong><br />
185
Sauberkeitsstufe SaS1 (Sauberzone) <strong>in</strong> diesem Beispiel ausreichend für die<br />
Montageumgebung.<br />
3.2 Ausführung und Gestaltung <strong>der</strong> Sauberzone<br />
Die Sauberzone ist gekennzeichnet durch:<br />
186<br />
- örtliche Trennung:<br />
o Abstand zu konventioneller Fertigung<br />
o ke<strong>in</strong>e Partikel erzeugenden Prozesse <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Sauberzone o<strong>der</strong> unmittelbar daran angrenzend<br />
- Reglementierung <strong>der</strong> logistischen Prozesse:<br />
o ke<strong>in</strong> Staplerverkehr <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Zone<br />
o Bauteile dürfen nicht mit Transportverpackungen direkt an<br />
die Montagestationen gebracht werden<br />
- qualifiziertes Personal:<br />
o Montagewerker s<strong>in</strong>d speziell darauf geschult,<br />
Partikelverschleppung zu vermeiden<br />
Die Kennzeichnung <strong>der</strong> Sauberzone erfolgt <strong>in</strong> diesem Fall durch e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>fache Bodenmarkierung.<br />
Die Gestaltungsgrundzüge e<strong>in</strong>er Sauberzone s<strong>in</strong>d im Kapitel C:<br />
Umgebung 3.1.5 beschrieben. Für die Ausführung <strong>der</strong> Sauberzone als<br />
Montageumgebung für das Fallbeispiel wird empfohlen:<br />
- versiegelter Industrieboden,<br />
- entsprechend abriebfest, glatt (gute Re<strong>in</strong>igbarkeit) und helle Farbe,<br />
- ke<strong>in</strong>e Gitterstege o<strong>der</strong> Überwege über <strong>der</strong> Zone,<br />
- versiegelter Deckenputz.<br />
4 Logistikkonzept<br />
4.1 Äußere Verpackung und Schleusensystem<br />
Entsprechend den empfohlenen Auslegungskriterien wird e<strong>in</strong> Umladebereich<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, an dem die äußere Transportverpackung entfernt wird<br />
o<strong>der</strong> die Bauteile <strong>in</strong> saubere Ladungsträger umgeladen werden, welche<br />
ausschließlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberzone verwendet werden.
Gehäuse und Kolben: Die Gehäuse und Kolben werden aufgrund ihrer<br />
Größe <strong>in</strong> Gitterboxen angeliefert. Die Gitterboxen werden von e<strong>in</strong>em<br />
Zusteller / Logistiker an dem markierten Umladebereich abgestellt. Dort<br />
öffnet er auch die verunre<strong>in</strong>igte Transportfolie. Der Montagewerker<br />
entnimmt e<strong>in</strong>zelne Gehäuse-Chargen (ohne die äußere Verpackung zu<br />
handhaben) entsprechend Bedarf und br<strong>in</strong>gt diese über e<strong>in</strong>en Rollenwagen<br />
zur Montagestation.<br />
Leitungen und Wellendichtungen: Die Leitungen und Wellendichtungen<br />
werden <strong>in</strong> KLT angeliefert. Die KLT werden vom Zusteller / Logistiker an<br />
das KLT-Regal an <strong>der</strong> Zonengrenze gebracht. Dort entfernt er auch die<br />
verunre<strong>in</strong>igten Deckel. Der Montagewerker entnimmt lediglich die Bauteile<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong>en <strong>in</strong>neren Verpackung (Beutel o<strong>der</strong> Blister) ohne den KLT zu<br />
handhaben.<br />
Montiertes System: E<strong>in</strong>e leere Gitterbox wird vom Zusteller an <strong>der</strong><br />
Zonengrenze bereit gestellt und mit Folie ausgeschlagen. Der<br />
Montagewerker br<strong>in</strong>gt die gefertigten Erzeugnisse chargenweise auf<br />
Rollenwägen zur Beladestation. Die Erzeugnisse werden zum mechanischen<br />
Schutz mittels Gefache und Zwischenlagen als Setzgut durch den<br />
Zusteller / Logistiker <strong>in</strong> die ausgeschlagene Gitterbox verpackt.<br />
Der spätere Ende<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> montierten Systeme erfolgt <strong>in</strong> SaS0. Deshalb<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e sauberkeitsbezogenen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Endverpackung<br />
gestellt. Die Systeme s<strong>in</strong>d durch das erfolgte Verschließen vor kritischen<br />
Rückverschmutzungen geschützt.<br />
konventionelle<br />
Fertigung<br />
Auslieferung <strong>der</strong><br />
Systeme <strong>in</strong><br />
Gitterboxen<br />
Anlieferung<br />
Gitterboxen<br />
Anlieferung KLT<br />
Beladestation<br />
Gitterboxen<br />
Sauberzone<br />
Umladen <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>zelteile auf<br />
Rollwagen<br />
Entnahme <strong>der</strong><br />
Beutel / Trays<br />
Beladen von<br />
Rollwagen mit<br />
Systemen<br />
Abb. K.6: Schleusensystem zur Anlieferung und E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>der</strong><br />
sauberkeitskritischen Bauteile <strong>in</strong> die Sauberzone<br />
KLT<br />
KLT-Regal<br />
Montagel<strong>in</strong>ie<br />
187
4.2 Innere Verpackung <strong>der</strong> Anlieferteile<br />
Gehäuse und Kolben: Die Gehäuse und Kolben werden hier <strong>in</strong> den<br />
Gitterboxen mittels Gefachen aus abriebarmen PP-Hohlkammerplatten<br />
vere<strong>in</strong>zelt. Dadurch wird die Entstehung von Abriebpartikeln verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />
Zusätzlich wird die komplette Gitterbox mit e<strong>in</strong>em reisfesten Folienbeutel<br />
ausgelegt, um die Bauteile gegenüber Verunre<strong>in</strong>igungen durch die<br />
Umgebung o<strong>der</strong> durch die Gitterbox selbst zu schützen.<br />
Wellendichtr<strong>in</strong>ge: Die Wellendichtr<strong>in</strong>ge werden <strong>in</strong> Tiefziehfolientrays mit<br />
angepassten Vertiefungen gesetzt. Die Trays werden <strong>in</strong> KLT gestapelt, so<br />
dass diese e<strong>in</strong>e geschlossene Verpackung <strong>in</strong>nerhalb des KLT bilden.<br />
Leitungen: Da bei den Leitungen <strong>in</strong> diesem Beispiel aufgrund <strong>der</strong>en<br />
Geometrie, die Entstehung von kritischen Abriebpartikeln im Inneren<br />
ausgeschlossen werden kann, werden diese <strong>in</strong> KLT geschichtet. Die KLT<br />
werden mit e<strong>in</strong>em Folienbeutel als <strong>in</strong>nere Verpackung ausgeschlagen.<br />
Es werden <strong>in</strong> diesem Fall ausschließlich KLT mit umschließendem Deckel<br />
verwendet. Innenliegende Deckel, welche nur durch Schrägstellen geöffnet<br />
werden können s<strong>in</strong>d nicht zulässig. Gitterboxen welche übermäßige<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen o<strong>der</strong> Beschädigungen aufweisen werden aussortiert.<br />
Hierzu werden Grenzmusterbil<strong>der</strong> angebracht.<br />
5 Personal<br />
5.1 Bekleidung<br />
Hilfestellungen zur Auswahl des angepassten Bekleidungskonzepts <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> Sauberkeitsstufe f<strong>in</strong>den sich im Kapitel E: Personal <strong>in</strong><br />
Tab. E.2. Mit Blick auf die Sauberkeitsanfor<strong>der</strong>ung ist <strong>in</strong> diesem Beispiel<br />
ke<strong>in</strong> spezielles Bekleidungskonzept zur Reduzierung <strong>der</strong> Partikelabgabe<br />
durch den Werker o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Alltagskleidung notwendig. Das<br />
Bekleidungskonzept dient <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> Erkennung <strong>der</strong> für die Arbeit im<br />
Sauberkeitsbereich geschulten Werker sowie <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong><br />
Verschleppung von Partikeln:<br />
188<br />
- an<strong>der</strong>sfarbige Arbeitsmäntel und -schuhe zur Erkennung <strong>der</strong><br />
Werker für den Sauberkeitsbereich,<br />
- die Schuhe dürfen ke<strong>in</strong>e dunklen Sohlen aufweisen, um ke<strong>in</strong>e<br />
Abriebspuren im Sauberkeitsbereich zu h<strong>in</strong>terlassen
- Mantel und Schuhe werden nur <strong>in</strong> diesem Sauberkeitsbereich<br />
getragen und am Rand <strong>der</strong> Sauberzone <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dafür<br />
vorgesehenen Schrank gelagert,<br />
- das Tragen von Handschuhen, Bartmasken o<strong>der</strong> Haarnetzen ist<br />
aus Sauberkeitssicht nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
5.2 Qualifizierung<br />
Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauberzone e<strong>in</strong>gesetzte Personal wird gezielt h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Auswirkung von Partikelverunre<strong>in</strong>igungen sensibilisiert und motiviert:<br />
- Be- und Entkleideprozedur<br />
- Vermeidung <strong>der</strong> Partikelverschleppung:<br />
o ke<strong>in</strong> unnötiges Berühren möglicherweise verunre<strong>in</strong>igter<br />
Oberflächen und Gegenstände<br />
o gezielte Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Hände nach Verunre<strong>in</strong>igung<br />
- E<strong>in</strong>weisung bezüglich <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Oberflächen <strong>in</strong> und an<br />
den Prozessstationen sowie am Arbeitsplatz<br />
- Kontrolle sensibler Bauteiloberflächen und aktives Entfernen<br />
eventuell vorhandener Verunre<strong>in</strong>igungen (z. B. durch Absaugen,<br />
ke<strong>in</strong> Abblasen).<br />
6 Montageprozesse<br />
Fügeprozesse können kritische Partikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung<br />
hervorrufen, die das Verunre<strong>in</strong>igungsrisiko <strong>der</strong> Umgebungsatmosphäre und<br />
des Personals bei Weitem übertrifft. Auch <strong>in</strong> diesem Beispiel ist die<br />
Optimierung <strong>der</strong> Fügeprozesse e<strong>in</strong> zentraler Bestandteil <strong>der</strong><br />
Montageplanung.<br />
6.1 Auslegung Fügeprozesse<br />
Die zur Montage des hydraulisch-mechanischen Systems notwendigen<br />
Fügeprozesse s<strong>in</strong>d<br />
- E<strong>in</strong>schieben des Kolbens <strong>in</strong> das Alum<strong>in</strong>iumgehäuse,<br />
- E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Wellendichtung über die Kolbenstange <strong>in</strong> das<br />
Gehäuse und<br />
- E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> beiden Hydraulikleitungen <strong>in</strong> das Gehäuse.<br />
189
Die damit verbundenen Risiken f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Kapitel F: Montagee<strong>in</strong>richtungen<br />
3.1.5.<br />
190<br />
Verfahren Partikelentstehung Charakteristisch<br />
e Partikel<br />
Schrauben<br />
Pressen/<br />
Quetschen/<br />
Weiten<br />
E<strong>in</strong>-/<br />
Aufschieben<br />
E<strong>in</strong>stecken<br />
- beim F<strong>in</strong>den des<br />
Gew<strong>in</strong>degangs<br />
- Abrieb beim<br />
E<strong>in</strong>fädeln des<br />
Schraubwerkzeugs<br />
- Beschichtungen und<br />
Grate platzen beim<br />
Zuschießen mittels<br />
Druckluft ab<br />
- Abrieb/Ablösung von<br />
Graten<br />
- Abrieb /<br />
Abplatzungen von<br />
Beschichtungen<br />
- Abrieb durch<br />
Relativbewegung<br />
zwischen<br />
Werkzeugen und<br />
Bauteilen<br />
- Abrieb/Bruchstücke<br />
von Bauteilen<br />
und/o<strong>der</strong> Fügeteilen<br />
- Abgelöste Partikel<br />
auf Arbeitsflächen<br />
- Auslaufgrate<br />
- Ausbrüche<br />
- Beschichtungsflitter<br />
- Flitter von<br />
Werkzeugen<br />
- Partikel vom<br />
Schraubenkopf<br />
- Grate aus<br />
Gew<strong>in</strong>degängen<br />
- Beschichtungs<br />
abplatzungen<br />
- meist<br />
plättchenförmig<br />
- Flitter, Grate,<br />
Partikel<br />
- Späne<br />
- Abrieb von<br />
Zentrierwerkze<br />
ugen<br />
Auswirkungen<br />
durch Partikel<br />
- Gew<strong>in</strong>delehren<br />
wirken wie<br />
Schneideisen<br />
- Falsche Vorspannung<br />
durch erhöhte<br />
Reibung; Folge �<br />
Verb<strong>in</strong>dungen<br />
können sich lockern<br />
- Flitter werden evtl.<br />
durch Funktionsprüfung<br />
<strong>in</strong> das Bauteil<br />
gespült<br />
- Bauteilfunktion wird<br />
durch verklemmen<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
- e<strong>in</strong>gedrückte Partikel<br />
können sich ablösen<br />
- Partikel zwischen<br />
<strong>Teil</strong>en verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
exakte <strong>Teil</strong>epositionierung<br />
- falsche Passung<br />
- Undichtigkeiten<br />
Tabelle J.2: Auszug aus <strong>der</strong> Charakterisierungsliste <strong>der</strong> Fügeverfahren<br />
Für die drei hier betrachteten Fügeverfahren kommen die folgenden Maßnahmen<br />
zum tragen:<br />
E<strong>in</strong>schrauben Leitungen: Beim E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> Leitungen ist darauf zu<br />
achten, dass <strong>der</strong> Werker das Gew<strong>in</strong>de korrekt ansetzt und nicht verkantet.<br />
Diese Verschraubung darf nicht mehr gelöst werden, da dadurch potenziell
entstandene, aber e<strong>in</strong>geklemmte Partikel direkt <strong>in</strong> das Innere des Gehäuses<br />
und somit <strong>in</strong> den kritischen Bereich gelangen.<br />
E<strong>in</strong>schieben des Kolbens: Bei unsachgemäßen E<strong>in</strong>schieben des Kolbens<br />
kann Partikelabrieb durch die Relativbewegung <strong>der</strong> beiden Fügepartner<br />
entstehen, was zu e<strong>in</strong>er Undichtigkeit führen kann. Durch e<strong>in</strong>e exakte<br />
zentrische Positionierung ohne Verkippung beim E<strong>in</strong>schieben wird dies<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Zusätzlich wird hier die Kolbenaußenfläche vor dem E<strong>in</strong>schieben<br />
befettet.<br />
E<strong>in</strong>pressen Wellendichtung: Auch beim E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong> Wellendichtung<br />
ist e<strong>in</strong>e exakte zentrische Positionierung zum Gehäuse notwendig, um<br />
Partikelentstehung zu m<strong>in</strong>imieren. E<strong>in</strong>e schräg e<strong>in</strong>gepresste<br />
Wellendichtung darf nicht mehr gelöst werden. In diesem Beispiel ist die<br />
Baugruppe dann auszuson<strong>der</strong>n.<br />
6.2 Montage <strong>in</strong>tegriertes Re<strong>in</strong>igen<br />
Die Möglichkeiten zur Montage <strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igung werden <strong>in</strong> Kapitel F:<br />
Montagee<strong>in</strong>richtungen 3.1.6 beschrieben und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satzgebiet und -<br />
grenzen erläutert.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Bauform des Systems (<strong>in</strong>nen liegende kritische Oberflächen)<br />
und Erfahrungen aus Vorserien werden die folgenden zwei Montage<br />
<strong>in</strong>tegrierten Re<strong>in</strong>igungsschritte e<strong>in</strong>gesetzt:<br />
1. Vakuumsaugen durch die Leitungen beim E<strong>in</strong>schrauben<br />
Vor dem E<strong>in</strong>schrauben <strong>der</strong> jeweiligen Leitung wird e<strong>in</strong>e Absaugdüse an das<br />
Leitungsende angebracht. Die beim E<strong>in</strong>schrauben entstehenden Partikel<br />
werden durch die Leitung gezielt abtransportiert.<br />
2. Spülen des Komplettsystems<br />
Das En<strong>der</strong>zeugnis wird abschließend auf e<strong>in</strong>em Prüfstand auf Dichtigkeit<br />
getestet. Dieser Prüfstand wird hier gleichzeitig als Innenspülstand<br />
betrieben, um lose Partikel mit <strong>der</strong> Hydraulik-Prüfflüssigkeit auszutragen.<br />
7 Betriebsmittel<br />
Für den Prozess Fügen von Kolbenstange und Gehäuse wird hier die<br />
sauberkeitsgerechte Auslegung <strong>der</strong> zugehörigen Montagestation<br />
beschrieben. Zuvor erfolgte e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme mittels Partikelfallen<br />
an e<strong>in</strong>er ähnlichen, bereits bestehenden Montageanlage (siehe Abb. K.7<br />
191
l<strong>in</strong>ks). Die Ausführung <strong>der</strong> bestehenden Anlage und die Umsetzung <strong>der</strong><br />
Sauberkeitsoptimierten Anlage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. K.7 (rechts) dargestellt.<br />
Folgende Än<strong>der</strong>ungen wurden vorgenommen:<br />
192<br />
- Überkopfmontage: Die Öffnung des Gehäuses zeigt nach unten, so<br />
dass das E<strong>in</strong>schieben des Kolbens von unten erfolgen kann<br />
- Die bewegten Komponenten (Greifer, L<strong>in</strong>earachsen, Energieführungsketten)<br />
s<strong>in</strong>d neben o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> Produkte<br />
angebracht<br />
- Die Anbr<strong>in</strong>gung von Abdeckungen über Bauteil-Transferstrecken ist<br />
mit Blick auf die ger<strong>in</strong>ge Rückverschmutzungsgefahr durch die<br />
Umgebung (Sauberzone) nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
- Durch die offene lichte Konstruktion, fallen entstehende Partikel <strong>in</strong><br />
unkritische Bereiche.<br />
Des Weiteren werden folgende Grundsätze befolgt:<br />
- Auflageflächen s<strong>in</strong>d schräg angeordnet, um Partikelansammlungen<br />
zu vermeiden.<br />
- Re<strong>in</strong>igungsgerechte Ausführung, ke<strong>in</strong>e unzugänglichen Ecken,<br />
Kanten, hervorstehende Schraubenköpfe, etc.<br />
- An Werkstückaufnahmen und Greifern s<strong>in</strong>d Ecken und Kanten<br />
verrundet.<br />
- Durch die gezielte Gestaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteilbereitstellung, wird e<strong>in</strong><br />
Übergreifen des Werkers über die Arbeitsstation vermieden.<br />
bisherige Anlage<br />
Überarbeitete<br />
Anlage<br />
Abb. J.7: Beispiele für e<strong>in</strong>e potenziell kritische und e<strong>in</strong>e verbesserte<br />
Ausführung <strong>der</strong> Mechanik <strong>der</strong> Montagestation zum E<strong>in</strong>pressen <strong>der</strong><br />
Wellendichtung
8 Erfassung und Bewertung von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
Die Luftatmosphäre <strong>der</strong> <strong>in</strong>zwischen realisierten Sauberzone und die<br />
Partikelerzeugung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stallierten Betriebsmittel werden mit Hilfe von<br />
Partikelfallen überprüft (siehe Kapitel G: Messen von Sauberkeitse<strong>in</strong>flüssen<br />
2.1 und Kapitel C: Umgebung Anhang A.1).<br />
8.1 Umgebung<br />
Fünf Partikelfallen werden für die Dauer e<strong>in</strong>er Arbeitswoche an vom<br />
Personal nicht bee<strong>in</strong>trächtigten Messpositionen ausgelegt (auf Schaltschrank,<br />
Montageanlage, etc.). Anschließend werden die Partikelfallen mit<br />
e<strong>in</strong>em Auflichtmikroskop entsprechend VDA 19 ausgewertet.<br />
Partikelanzahl<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
auf KLT-Regal<br />
Partikelanzahl pro Messposition > 100 µm<br />
auf<br />
Schaltschrank<br />
bei Sation A<br />
Abb. K.8: Partikele<strong>in</strong>trag über die Umgebungsatmosphäre<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass kaum kritische Partikel > 100 µm e<strong>in</strong>getragen<br />
werden. Betrachtet man die Ergebnisse > 400 µm s<strong>in</strong>d ausschließlich org.<br />
Fasern auf den Partikelfallen. Der E<strong>in</strong>trag über die Umgebungsatmosphäre<br />
ist unkritisch.<br />
8.2 Montageanlagen<br />
Partikel > 100 µm (ohne Fasern)<br />
org. Fasern > 100 µm<br />
Partikel > 100 µm (metal. glänzend)<br />
auf<br />
Steuerpult<br />
auf Station B<br />
Die Abb. K.9 zeigt die Befunde <strong>der</strong> Bestandsaufnahme an <strong>der</strong><br />
Montageanlage (E<strong>in</strong>schieben des Kolbens) vor <strong>der</strong> Optimierung. Zur<br />
Überprüfung werden die Partikelfallen unter bewegte Elemente <strong>in</strong><br />
Produktnähe (Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, L<strong>in</strong>earachsen, Energieführungsketten),<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Montagestation positioniert. Die weitere Vorgehensweise und<br />
Bewertung erfolgt analog.<br />
Partikelanzahl<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
auf KLT-Regal<br />
Partikelanzahl pro Messposition > 400 µm<br />
auf<br />
Schaltschrank<br />
Partikel > 400 µm (ohne Fasern)<br />
org. Fasern > 400 µm<br />
Partikel > 400 µm (metal. glänzend)<br />
bei Sation A<br />
auf<br />
Steuerpult<br />
auf Station B<br />
193
Partikelanzahl<br />
Abb. K.9: Mit Partikelfallen erfasste Partikel <strong>in</strong> ausgewählten Positionen <strong>in</strong><br />
Montageanlagen<br />
Die Partikelfalle unter <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earachse sticht hervor. Hier werden deutlich<br />
metallische Partikel > 100 µm und sogar > 400 µm erzeugt. Da hier e<strong>in</strong>e<br />
kont<strong>in</strong>uierliche Partikelquelle besteht, wurde die Anlage entsprechend Abb.<br />
K.7 optimiert.<br />
194<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Partikelanzahl pro Messposition > 100 µm<br />
unter L<strong>in</strong>earachse<br />
unter<br />
Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Partikel > 100 µm (ohne Fasern)<br />
org. Fasern > 100 µm<br />
Partikel > 100 µm (metal. glänzend)<br />
unter<br />
Kabelschleppe<br />
unter Greifer<br />
Partikelanzahl<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Partikelanzahl pro Messposition > 400 µm<br />
unter L<strong>in</strong>earachse<br />
unter<br />
Pneumatikzyl<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Partikel > 400 µm (ohne Fasern)<br />
org. Fasern > 400 µm<br />
Partikel > 400 µm (metal. glänzend)<br />
unter<br />
Kabelschleppe<br />
unter Greifer
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