Schätze heben - Diakonie Dresden
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„Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,<br />
sondern die zukünftige suchen wir.“<br />
Hebräerbrief 12,13; Jahreslosung 2013<br />
Quelle: pixelio.de Albrecht E. Arnold<br />
Liebe Freundinnen und Freunde der<br />
<strong>Diakonie</strong>-Stadtmission <strong>Dresden</strong>,<br />
uns Menschen prägt eine tiefe Sehnsucht<br />
nach Halt und Beständigkeit.<br />
Wenn ich festen Boden unter den<br />
Füßen habe, kann ich auch stärkerem<br />
(Gegen)Wind standhalten.<br />
Aber wenn alles „im Fluss“ zu sein<br />
scheint, dann werden wir innerlich<br />
eher unsicher. So erleben wir Veränderungen<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Der fremde Urlaubsort wird als reizvoll<br />
erlebt. Es ist aufregend und be-<br />
reichernd, Neues zu entdecken.<br />
Wenn ich wieder einmal mit meinem<br />
Sohn mit Fahrrad und Zelt auf Tour<br />
bin, dann könnte ich es zuhause<br />
wirklich bequemer haben. Aber es<br />
ist ein besonderes Gefühl der Freiheit,<br />
unterwegs zu sein, sich eine<br />
neue Landschaft zu erschließen und<br />
dann am Nachmittag einen neuen<br />
Ort für die Nacht zu suchen.<br />
Zugleich erleben wir derzeit viele<br />
belastende Veränderungsprozesse.<br />
Die Anforderungen in der Pflege<br />
hoch betagter Menschen oder in der<br />
Erziehung von Kindern und Jugendlichen<br />
werden komplexer. Umfangreich<br />
muss jede Handlung und<br />
jeder Entwicklungsschritt prüfsicher<br />
dokumentiert werden. Gesetze, Vorschriften<br />
und Finanzierungen ändern<br />
sich in sehr kurzen Abständen. Die<br />
Erwartungen, die an uns als <strong>Diakonie</strong><br />
gestellt werden, werden individueller<br />
und vielschichtiger. Und Veränderungen,<br />
die schwerverständlich sind,<br />
verunsichern. Wer kann die soge-<br />
AN(GE)DACHT<br />
nannte Eurokrise durchschauen? Die Geldsummen,<br />
die wir den Medien entnehmen,<br />
haben eine schwindelerregende Höhe<br />
erreicht. Wer soll das einmal bezahlen? Bei<br />
allen positiven Impulsen, die Wandel hervorrufen,<br />
nehme ich zunehmend ein schleichendes<br />
Gefühl von Unsicherheit wahr.<br />
Damit wird die Sehnsucht nach Stabilität<br />
und Gewissheit stärker. Doch was gibt<br />
Halt? Oder ist der gewünschte Halt gar<br />
nicht zu erreichen?<br />
Wie ich zu Veränderungen stehe wird deut-<br />
licher, wenn ich erkenne, wie ich mich selber<br />
verstehe. Möchte ich möglichst wenig Wan-<br />
del und mich in gewohnter Weise einrichten?<br />
Wenn der eine oder die andere sich so<br />
sieht, dann wird schon die Veränderung des<br />
Arbeitsortes, auch innheralb der Stadtmission,<br />
nach einem Zeitraum von zehn Jahren<br />
als unzumutbarer Wechsel empfunden.<br />
Daneben gibt es aber auch die Menschen,<br />
die nach acht Jahren „mit den Hufen scharren“,<br />
weil sie eine neue Herausforderung<br />
suchen. Sie sehen sich eher als Menschen<br />
auf der Wanderschaft. Da gibt es Orte, um zu<br />
Verweilen, aber immer nur auf Zeit.<br />
Die Menschen der Bibel sind in der Regel<br />
Menschen auf Wanderschaft. Zuerst sind<br />
es die Stammväter wie Abraham und Isaak.<br />
Sie zogen mit ihren Herden zur Sommer-<br />
und Winterweide, lebten in schnell veränderbaren<br />
Unterkünften. Später ist es<br />
das Volk Gottes, das aus Ägypten auszieht<br />
und lange umherwandert. Und es<br />
sind Jesus, der ein Wanderprediger war,<br />
und die ersten Gemeinden, in denen es<br />
viel Bewegung gab. Christliche Existenz<br />
ist eher durch weltliche Unbeständigkeit<br />
geprägt. Sesshaftigkeit im äußeren<br />
und auch innerem Sinne gibt es wenig.<br />
Auch der Hebräerbrief spricht von Wegen,<br />
von Aufbruch und Wandel im Glauben. Da<br />
klingt beim ersten Lesen nicht viel Sicherheit<br />
mit. Ganz nüchtern wird der Sehnsucht,<br />
dass es im Leben in dieser Welt<br />
viele Sicherheiten geben wird, eine Absage<br />
erteilt. Wir haben hier keine bleibende<br />
Stadt. Wer sein Leben darauf baut, der wird<br />
durch jeden Abschied wie von einem inneren<br />
Erdbeben erschüttert werden. Von der<br />
Erwartung in einer Welt mit wenigen Veränderungen<br />
zu leben, sollen wir Abschied<br />
nehmen. Aber was dann? Woher den Mut<br />
nehmen, sich sein ganzes Leben lang als<br />
Wandernder zu verstehen? Was gibt Halt?<br />
Es ist die Perspektive, dass es – wann Gott<br />
will – einen neuen Himmel und eine neue<br />
Erde geben wird. In dieser werden alle<br />
Unsicherheiten und Ängste des Lebens<br />
überwunden sein. Und das ist kein visionärer<br />
Gedanke, sondern reale Perspektive.<br />
Seit Jesus Christus von den Toten<br />
auferweckt wurde, wissen wir, dass es ein<br />
neues Leben jenseits des irdischen Todes<br />
geben wird. Und Jesus Christus ist der<br />
heute schon notwendige Halt. Im Hebräerbrief<br />
heißt es: „Jesus Christus gestern<br />
und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“<br />
Es gilt, in den uns immer wieder verunsichernden<br />
Veränderungen, Jesus Christus<br />
zu vertrauen. Im Vertrauen auf Jesus<br />
Christus können wir selber auf der Wanderung<br />
sein und uns eben nicht widerwillig<br />
treiben lassen. Gewissheit gibt nicht die<br />
fehlende Veränderung, sondern die Nähe<br />
Gottes.<br />
Ihr Pfarrer Christoph Stolte<br />
Direktor<br />
2. Ausgabe Dezember 2012 2