Musikhören im MP3-Zeitalter - Mediaculture online
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stellt deshalb einen passenden theoretischen Rahmen dar, den Effekt der zunehmenden<br />
Verbreitung von <strong>MP3</strong> auf traditionelle Musikmedien zu hinterfragen. Allgemein betrachtet<br />
bestehen nach der Nachfragetheorie drei mögliche Auswirkungen eines neuen Mediums<br />
auf bestehende Medien:<br />
Entweder ersetzt die Nutzung des neuen Mediums die Nutzung eines oder mehrerer alter<br />
Medien („Substitution“), die Nutzung des neuen Mediums führt zu einer erhöhten Nutzung<br />
eines oder mehrerer alter Medien („Komplementarität“), oder die Nutzung des neuen<br />
Mediums ist zusätzliche Medien-Zeit, die dann zu einer geringeren Nutzung anderer nichtmedialer<br />
Tätigkeiten führen muss („Supplementarität“). (Schmitt-Walter, 2003, S. 175)<br />
Die Prinzipien der Substitution und der Komplementarität folgen der Annahme, dass die<br />
Wahl des Medienangebotes als eine weitestgehend rationale Entscheidung erfolgt. Es<br />
wird von einer bewusst motivierten Nutzenmax<strong>im</strong>ierung und gleichzeitigen<br />
Kostenmin<strong>im</strong>ierung ausgegangen. Der Rezipient versucht, seine Bedürfnisse durch die<br />
Wahl eines Mediums bzw. durch die Kombination verschiedener Angebote opt<strong>im</strong>al zu<br />
befriedigen und dabei möglichst wenig Geld und Zeit zu investieren (Trepte, Baumann &<br />
Borges, 2000, S. 552).<br />
2.1 Substitution: Güter sind austauschbar<br />
Unter Substitution wird eine „ökonomisch motivierte Ersetzung eines Gutes durch ein<br />
anderes <strong>im</strong> Konsum eines Individuums beziehungsweise eines Haushaltes“ verstanden<br />
(Hagen, 1998, S. 107). Wenn zwei Güter den gleichen Nutzen haben, entscheiden<br />
Preisänderungen bzw. unterschiedliche Preisniveaus der Güter über die<br />
Substitutionsrichtung. Auf die Medien übertragen bedeutet dies, dass sich der Rezipient<br />
bei identisch wahrgenommenem Nutzen zweier Medien für das Medium entscheidet, das<br />
mit dem geringsten Kostenaufwand verbunden ist (vgl. Neumann, 1995; Trepte et al.,<br />
2000, S. 552). So könnte zum Beispiel unter der vereinfachten Annahme, dass der<br />
Hauptnutzen von CD und <strong>MP3</strong> „Musik hören“ sei, eine Substitution der CD durch <strong>MP3</strong><br />
erwartet werden, da der Kostenaufwand für den Erwerb von <strong>MP3</strong>-Dateien in der Regel<br />
geringer ist. Wie bisherige Studien gezeigt haben, ist hier die Nutzenabwägung jedoch<br />
wesentlich facettenreicher (vgl. Abschnitt 3 zum Forschungsstand). In der<br />
Nachfragetheorie finden sich zudem zwei Effekte, bei denen auch Güter mit<br />
unterschiedlichem Nutzen substitutive Auswirkungen aufeinander haben können: der<br />
Einkommenseffekt und der Zeiteffekt.<br />
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