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fachbeiträge<br />

R<br />

• Dieser „Heißmacher-Effekt“ <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

hat auch noch eine an<strong>de</strong>re, etwas<br />

indirekt wirken<strong>de</strong> Ausprägung. Wenn ein<br />

Trainer zur kontrahierten Bearbeitung<br />

eines Bedarfs ein inhaltliches Konzept<br />

verwen<strong>de</strong>t, das nach fortgeführter Bearbeitung<br />

– sprich weitere Seminare – verlangt,<br />

wird man eine subtile Form von<br />

Trainingsgaunerei vermuten müssen. Ein<br />

Beispiel ist die Verwendung eines „dreidimensionalen<br />

Führungswürfels“, <strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>r Vorstellung bei <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />

zur Frage führt, warum in <strong>de</strong>m jetzt stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Seminar nur ein kleiner Teil<br />

bearbeitet wird. Der Appetit auf weitere<br />

Seminare mit <strong>de</strong>m Trainer wird durch bewusste<br />

Verwendung von bestimmten inhaltlichen<br />

Materialien und Darstellungen<br />

geweckt.<br />

• Wenn man erst einmal einen Trainingsgauner<br />

im Unternehmen mit einer begrenzten<br />

Bedarfsbearbeitung beauftragt<br />

hat, gibt es noch an<strong>de</strong>re kreative Formen<br />

<strong>de</strong>r Generierung von neuen Bedarfen,<br />

von <strong>de</strong>nen ich nur zwei Beispiele nenne:<br />

Im Rahmen eines Führungstrainings plant<br />

ein Trainer ein „teilnehmerindividuelles<br />

Feedback-Gespräch“ mit je<strong>de</strong>m Teilnehmer.<br />

In dieser Rückmeldung erhält ein<br />

Betroffener ein Bild seiner Stärken und<br />

Schwächen mit einer beson<strong>de</strong>ren Markierung<br />

<strong>de</strong>s erfolgskritischen Verhaltens,<br />

das er sich in je<strong>de</strong>m Fall zur Bearbeitung<br />

vornehmen sollte. Ein Nichtstun wird mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Negativszenarien für<br />

<strong>de</strong>ssen Karriere verbun<strong>de</strong>n. Damit wird<br />

ein Folgebedarf zur weiteren Bearbeitung<br />

über Seminare o<strong>de</strong>r Coaching stimuliert.<br />

Das an<strong>de</strong>re Beispiel lautet: Ein Trainingsgauner<br />

sucht nach einem durchgeführten<br />

Seminar immer gern die Nähe zur Geschäftsführung<br />

o<strong>de</strong>r einer oberen Instanz,<br />

um über seine „Eindrücke“ aus <strong>de</strong>m Seminar<br />

zu sprechen und auf weitere Bedarfe<br />

hinzuweisen. Dabei stört sich ein<br />

Trainingsgauner nicht an <strong>de</strong>r Verletzung<br />

<strong>de</strong>s Vertrauensklimas in <strong>de</strong>r Teilnehmergruppe,<br />

wenn er über etwas „Bedarfsähnliches“<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

berichtet.<br />

• Immer dann, wenn durch Instrumente<br />

markant mehr Verhaltensdaten von einem<br />

Manager erhoben wer<strong>de</strong>n, als man anschließend<br />

mit ihm als Trainer in einem<br />

Entwicklungs- und Verän<strong>de</strong>rungsprojekt<br />

bearbeiten kann, muss man von einem<br />

36 wirtschaft + weiterbildung 02_2011<br />

„professionellen Kunstfehler“ sprechen.<br />

Nachweislich kann sich ein Manager nur<br />

auf zwei bis drei Verhaltensän<strong>de</strong>rungen<br />

konzentrieren. Wenn mehr Daten erhoben<br />

wer<strong>de</strong>n, will ein Trainer mit mehr<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprojekten „am Ball bleiben“,<br />

was professionell unsinnig ist. Geschieht<br />

dies absichtlich, verbirgt sich hinter <strong>de</strong>m<br />

Kunstfehler ein gaunerhaftes Verhalten.<br />

• Wenn ein Trainer mit einem teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Manager aus einem Seminar eine<br />

durch <strong>de</strong>n Transferkontrakt <strong>de</strong>s Seminars<br />

nicht mehr gerechtfertigte Beziehung<br />

aufbaut, geschieht dies aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Marktbearbeitung, mit <strong>de</strong>m Ziel, sich als<br />

„Bedarfsbearbeiter“ im Gespräch zu halten.<br />

Dies ist – für sich betrachtet – noch<br />

nicht gaunerhaft. Es besteht jedoch die<br />

große Gefahr, dass die direkte „intensive<br />

Bearbeitung“ eines ehemaligen Teilnehmers<br />

aus einem internen Firmenseminar<br />

die Weckung und Bearbeitung eines Bedarfs<br />

verfolgt, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Personalentwicklungsabteilung<br />

vorbeiläuft. In<br />

einem <strong>de</strong>rartigen Trainerverhalten sehe<br />

ich eine latente Gaunerei.<br />

• Coaching-Beziehungen zwischen<br />

einem externen Coach und einer oberen<br />

Führungskraft können als Einfallstor für<br />

die Bearbeitung weiterer Bedarfe im Unternehmen<br />

verwandt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Coaching-Beziehung<br />

erlebt ein Manager oft<br />

eine beson<strong>de</strong>rs wertgeschätzte Unterstützung,<br />

die ein gaunerhafter Coach in <strong>de</strong>r<br />

Form kapitalisiert, dass er seinen Klienten<br />

zum Promotor <strong>de</strong>r Bearbeitung weiterer<br />

Bedarfe im Unternehmen macht.<br />

• Es gibt Trainingsinstitute, die zwei<br />

Trainer losschicken, damit diese vor <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung eines potenziellen<br />

Kun<strong>de</strong>n ein „Feuerwerk abbrennen“. Sie<br />

sind ein eingespieltes Drückerteam, das<br />

dank gezielter Vorbereitung (Simulation<br />

<strong>de</strong>r Einwandbehandlung) in <strong>de</strong>r Lage ist,<br />

„Produkte“ mit Hochdruck zu verkaufen.<br />

Die überrumpelte Geschäftsführung kann<br />

gar nicht an<strong>de</strong>rs, als <strong>de</strong>n Kontrakt mit<br />

<strong>de</strong>r Trainergruppe abzuschließen. Dieses<br />

Verhalten erfüllt in hohem Maße das<br />

Merkmal einer Trainingsgaunerei, da <strong>de</strong>r<br />

Klient gezielt von etwas überzeugt wird,<br />

ohne dass man sich vorher offen mit <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>n auseinan<strong>de</strong>rgesetzt hätte. Bei seriösen<br />

Trainern wird vorher diagnostisch<br />

ausgelotet, welche Bedarfssituation besteht.<br />

• Grundsätzlich wird man – in Anlehnung<br />

an <strong>de</strong>n vorgenannten Punkt – die<br />

These vertreten müssen, dass bei allen<br />

Formen von „bedarfsklären<strong>de</strong>n Gesprächen“<br />

eine Gaunerei vorliegt, wenn<br />

<strong>de</strong>m Klienten „überstülpend“ klargemacht<br />

wird, was ihm alles angeblich<br />

fehlt. Das ist ein grober professioneller<br />

Kunstfehler. Falls dieses Verhalten wi<strong>de</strong>r<br />

besseres Wissen eingesetzt wird, um für<br />

sich Vorteile zu erzielen, die auf Kosten<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n gehen, wird man min<strong>de</strong>stens<br />

von Trainingsgaunerei sprechen müssen.<br />

Hat man spezielle „Opferunternehmen“<br />

ausgesucht, bei <strong>de</strong>nen man wenig<br />

„Durchblick“ erwartet (Mittelstand) und<br />

die zu<strong>de</strong>m vorab entsprechend bearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n (intensive Beziehungspflege<br />

eines ehemaligen Teilnehmers aus einem<br />

überbetrieblichen Seminar), wird man<br />

dieses Fehlverhalten sogar als infames<br />

„Trainingsgangstertum“ kategorisieren<br />

müssen.<br />

3 Tricks und Maschen bei<br />

<strong>de</strong>r Durchführung von<br />

Trainings und Projekten.<br />

• Eine beson<strong>de</strong>rs beliebte Masche von<br />

Trainingsinstituten besteht darin, dass ein<br />

Kun<strong>de</strong> für ein Training o<strong>de</strong>r einen Workshop<br />

zwei Trainer erhält, die ein beson<strong>de</strong>rs<br />

intensives Training für die Teilnehmer<br />

garantieren sollen. Dabei wird <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> mit einem Vorzugshonorar gelockt,<br />

oft in <strong>de</strong>m Sinn, dass nur das 1,5fache <strong>de</strong>s<br />

Tageshonorars abgerechnet wird. Wann<br />

ist ein doppelter Trainereinsatz Gaunerei?<br />

1. Wenn ein einzelner Trainer zu schwach<br />

ist, um ein prozessanspruchsvolles Training<br />

allein durchzuführen, stellt man ihm<br />

einen zweiten Trainer zur Seite. 2. Dem<br />

Kun<strong>de</strong>n wird ein zweiter Trainer „angedreht“,<br />

<strong>de</strong>r eigentlich keine substanziell<br />

notwendigen Zusatzfunktionen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Teilnehmerkreis übernimmt,<br />

son<strong>de</strong>rn eher noch <strong>de</strong>n Status eines „Trainer-Lehrlings“<br />

hat. Die Kun<strong>de</strong>n zahlen für<br />

die Qualifizierung <strong>de</strong>r unvollkommenen<br />

Trainerriege einer Trainergruppe. Falls ein<br />

zweiter Trainer für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n ins Spiel<br />

gebracht wird, lohnt es sich in je<strong>de</strong>m Fall,<br />

in sehr <strong>de</strong>taillierter Form die Dramaturgie<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung durchzugehen, um zu<br />

prüfen, ob dieser Zusatzaufwand notwendig<br />

ist.

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