VDI 2840 - Beuth Verlag
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– 16 – <strong>VDI</strong> <strong>2840</strong> Entwurf Alle Rechte vorbehalten © Verein Deutscher Ingenieure, Düsseldorf 2004<br />
sche Reaktionen [10; 11]. Die Bewertungen in der<br />
Tabelle beziehen sich darauf, wie gut die verschiedenen<br />
Schichten das Substrat gegen diese Verschleißmechanismen<br />
schützen.<br />
5.1.1 Adhäsiv-Verschleißschutz<br />
Adhäsion ist die Ausbildung und Trennung von<br />
Grenzflächen-Haftverbindungen (z. B. „Kaltverschweißungen“,<br />
„Fressen“).<br />
Von entscheidender Bedeutung für die Ausbildung<br />
von adhäsivem Verschleiß sind stoffliche Wechselwirkungen<br />
auf atomarer und molekularer Ebene.<br />
Der Verschleißmechanismus beruht darauf, dass<br />
bei tribologischer Beanspruchung – besonders bei<br />
erhöhten Temperaturen – infolge hoher lokaler<br />
Pressungen an einzelnen Rauheitsspitzen schützende<br />
Deckschichten durchbrochen werden und<br />
lokale Grenzflächenbindungen entstehen (bei Metallen<br />
auch Kaltverschweißungen). Weisen diese<br />
eine höhere Festigkeit gegenüber den eigentlichen<br />
Kontaktpartnern auf, so erfolgt die Trennung bei<br />
Relativbewegung der Kontaktpartner nicht in der<br />
ursprünglichen Kontakt-Grenzfläche, sondern im<br />
angrenzenden Volumen eines Partners.<br />
Der Adhäsiv-Verschleißschutz ist bei vielen Anwendungen<br />
ähnlich wichtig wie der Abrasiv-<br />
Verschleißschutz (siehe Abschnitt 5.1.2). Vor allem<br />
im Kontakt mit weichen oder klebrigen Gegenkörpern<br />
kommt es oft zu Problemen mit Anhaftungen<br />
oder Aufbauschneiden, die zum<br />
Herausreißen von Material führen können.<br />
Generell ist das Niveau des Adhäsivverschleißschutzes<br />
aller Kohlenstoffschichten gegenüber den<br />
klassischen Hartstoffschichten, z. B. den nitridischen<br />
oder carbidischen Schichten, deutlich höher.<br />
Daher werden Kohlenstoffschichten bevorzugt dort<br />
eingesetzt, wo nicht nur ein Abrasiv-, sondern auch<br />
ein Adhäsiv-Verschleißschutz gefordert wird.<br />
Adhäsivverschleiß lässt sich mit Tribometern testen,<br />
siehe <strong>VDI</strong> 3824 Blatt 4.<br />
5.1.2 Abrasiv-Verschleißschutz<br />
Abrasion ist definiert als Materialabtrag durch ritzende<br />
Beanspruchung (Mikrozerspanungsprozess).<br />
Dieser Verschleiß tritt nicht nur auf, wenn z. B. lose<br />
oder gebundene Partikel mit einer Kraft über die<br />
Oberfläche gleiten (analog zum Schleifen oder<br />
Läppen). Abrasivverschleiß findet auch statt, wenn<br />
in dem Gegenkörper, der mit einer Kraft über die<br />
Oberfläche gleitet, unterschiedlich harte Bestandteile<br />
enthalten sind. Beispiele sind Metall-Matrix-<br />
Komposite, bei denen Keramikpartikel in der Metallmatrix<br />
eingebunden sind, aber auch kristalline<br />
Werkstoffe, wie Metalle oder Keramiken, bei denen<br />
unterschiedliche Phasen enthalten sind, z. B.<br />
Eisencarbide im Stahl.<br />
Lizenzierte Kopie von elektronischem Datenträger<br />
Der Abrasivverschleiß wird mit Tribometern gemessen,<br />
siehe <strong>VDI</strong> 3824 Blatt 4. Eine verbreitete<br />
Methode zur Messung des Abrasivverschleißes<br />
von dünnen Schichten ist der Kalottenschleiftest<br />
(Calotest). Er basiert auf der Methode der Kalottenschliff-Vermessung<br />
zur Ermittlung der Schichtdicke<br />
(<strong>VDI</strong> 3824 Blatt 4). Eine Kugel mit definiertem<br />
Durchmesser drückt gegen den Prüfkörper und<br />
wird in Rotation versetzt. Unter Zugabe einer Poliersuspension<br />
wird eine Kalotte in die Schicht geschliffen.<br />
Zur Beurteilung des Verschleißschutzes<br />
wird das gemessene Kalottenvolumen herangezogen.<br />
Es laufen auf EU-Ebene Normungsaktivitäten<br />
(Europäisches Komitee für Normung CEN, Technical<br />
Comittee TC 184 Advanced technical ceramics,<br />
Working Group WG5 [12 bis 14]).<br />
Die hochharten Kohlenstoffschichten, wie ta-C und<br />
Diamant, lassen sich mit Tribometern oder dem<br />
Kalottenschleiftest nicht sinnvoll auf ihren Verschleiß<br />
hin bewerten, da die Prüfzeit zu lange wäre.<br />
Der Verschleißwiderstand von CVD-<br />
Diamantschichten gegen Abrasion wird oftmals<br />
mit Hilfe von Partikelstrahltests (Strahlverschleißtest)<br />
ermittelt [15 bis 19]. Dazu werden<br />
Hartstoffpartikel aus z. B. Korund, Quarz, Siliciumcarbid<br />
oder Glas mit einem Druckluftstrahl unter<br />
definierten Bedingungen schräg auf die beschichtete<br />
Oberfläche gestrahlt und der<br />
Masseverlust oder das Verschleißvolumen bewertet.<br />
Mit dem Partikelstrahltest kann auch der<br />
Schutz gegen Oberflächenzerrüttung und die<br />
Schichthaftung beurteilt werden (siehe Abschnitt<br />
5.1.3).<br />
5.1.3 Schutz gegen Oberflächenzerrüttung<br />
„Oberflächenzerrüttung“ ist definiert als Ermüdung<br />
und Rissbildung in Oberflächenbereichen<br />
durch tribologische Wechselbeanspruchungen, die<br />
zu Materialtrennungen führen (z. B. „Grübchen“).<br />
Die Oberflächenzerrüttung lässt sich mit der Methode<br />
der Kavitationserosion messen (siehe<br />
ASTM G32-98). Dabei nutzt man den Effekt, dass<br />
beim Einbringen von Ultraschallschwingungen in<br />
eine Flüssigkeit Kavitationsblasen entstehen. Lokal<br />
wird durch die Druckschwankungen der Dampfdruck<br />
unterschritten. Die entstehende Gasblase<br />
schnürt ein und teilt sich. Dabei entsteht ein kurzzeitiger<br />
Flüssigkeitsstrahl mit sehr hohen Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 200 m/s. Dieser Strahl<br />
übt eine Erosionswirkung auf die in der Nähe befindlichen<br />
Festkörperoberflächen aus. Die Erosion<br />
wird als Masseverlust oder als Verschleißvolumen<br />
bewertet [20; 21].<br />
Bei Diamantschichten benötigt man mit dem Kavitationserosionstest<br />
sehr lange Testzeiten oder er-