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Nacht ohne Morgen (pdf) - WDR.de

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14 nacht <strong>ohne</strong> morgen<br />

» Das alte Zwangsmoment im Menschen<br />

ist das Spannungsfeld zwischen<br />

Schuld und Sühne.«<br />

Götz George im Gespräch<br />

Herr George, was gab für Sie <strong>de</strong>n Ausschlag, diese<br />

Figur zu spielen?<br />

Wenn man das 73. Lebensjahr überschritten hat,<br />

wird das Rollenangebot im <strong>de</strong>utschen Fernsehen etwas<br />

sprö<strong>de</strong>r. Nun habe ich das große Glück, in <strong>de</strong>r Kölner<br />

Produktionsfirma Colonia Media ein regelrechtes Auffangbecken<br />

gefun<strong>de</strong>n zu haben. Wenn ich mir die letzten<br />

20 Jahre anschaue, war es immer <strong>de</strong>r gute Engel<br />

Sonja Goslicki, die Produzentin, die die guten, spielenswerten<br />

Stoffe gefun<strong>de</strong>n und entwickelt hat, vom »Schimanski«<br />

angefangen. Zusammen mit <strong>de</strong>m <strong>WDR</strong> hat sie<br />

sozusagen mein künstlerisches Weiterleben garantiert.<br />

Was treibt Dänert an, diesen 20 Jahre zurück<br />

liegen<strong>de</strong>n Mordfall aufzuklären? Geht es hier um<br />

die Begleichung von Schuld?<br />

Das alte, aber immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Zwangsmoment<br />

im Menschen ist das Spannungsfeld zwischen<br />

Schuld und Sühne. Wer ist <strong>de</strong>r Schuldige und wer muss<br />

Sühne tun? Die Rache ist wohl eine Triebfe<strong>de</strong>r für alles<br />

Menschliche. Menschen geben sich erst zufrie<strong>de</strong>n,<br />

wenn <strong>de</strong>r Schuldige gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Auch wenn er<br />

manchmal unschuldig ist.<br />

Alle Protagonisten in diesem Film scheinen auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens zu sein. Fin<strong>de</strong>t<br />

Ihre Figur, Jasper Dänert, <strong>de</strong>r seit Jahren mit einer<br />

Lebenslüge lebt, am En<strong>de</strong> seine Erfüllung?<br />

Menschen sind ihr Leben lang auf <strong>de</strong>r Suche. Manche<br />

wissen nicht einmal, nach was sie suchen. Nach<br />

ihrem Seelenfrie<strong>de</strong>n? Nach ihrem Glück? Nach ihrem<br />

Gott? Nach ihrer Erlösung? Und so könnte es weitergehen<br />

… Dänert ist engagiert, hat aber eine fragwürdige<br />

Philosophie. Er hat sich sein ganzes Leben lang verleugnet<br />

und versucht nun, das gutzumachen, was noch<br />

gutzumachen ist. Aber auch er muss scheitern, weil<br />

seine Lebenslüge keine Aussicht auf Erlösung hat.<br />

Ist diese Geschichte, in <strong>de</strong>r es eben auch um Sinnsuche<br />

geht, aus Ihrer Sicht damit aktuell?<br />

Wenn ein Leben so weit fortgeschritten ist wie das<br />

von Dänert, dann kann man nicht mehr nach <strong>de</strong>m Sinn<br />

<strong>de</strong>s Lebens fragen, kann sich nicht mehr Fragen nach<br />

Wohlstand und Karriere stellen. Man ist nur noch zu <strong>de</strong>r<br />

Erkenntnis bereit: Wie kann ich überleben? Wie kann<br />

ich mit meinen physischen und psychischen Kräften<br />

noch umgehen? Und bin ich noch imstan<strong>de</strong>, Gefühle zu<br />

leben und sie auch weiterzugeben? O<strong>de</strong>r ist die Apathie<br />

schon zu weit fortgeschritten? Bekommt das Leben<br />

einen grauen Star? Das ist, wie ich fin<strong>de</strong>, aktuell.<br />

Was schätzen Sie, wie die Zuschauer auf das Thema<br />

reagieren, das ein Tabu berührt?<br />

Ich habe mir im Laufe meines künstlerischen Wirkens<br />

abgewöhnt, auf Reaktionen <strong>de</strong>r Zuschauer zu setzen.<br />

Die Arbeit an einem solchen Thema ist zu engagiert,<br />

als dass man auf irgen<strong>de</strong>twas Rücksicht nehmen<br />

sollte. Ich bin auch schon zu alt, um Lob und Ta<strong>de</strong>l allzu<br />

wichtig zu nehmen.<br />

Dies war nach »Mein Vater« und »Als <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> kam«<br />

eine weitere Arbeit mit Andreas Kleinert. Warum<br />

fühlen Sie sich bei ihm gut aufgehoben?<br />

Es war meine fünfte Arbeit mit Andreas Kleinert,<br />

neben <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schimanskis »Tödliche Liebe« und<br />

»Das Geheimnis <strong>de</strong>s Golem«. Alle diese fünf Produktionen<br />

waren engagiert und, wie ich fin<strong>de</strong>, sehr gelungen.<br />

Wenn dann noch eine schöne, künstlerische<br />

Freundschaft wie die mit Andreas dazu kommt, ist<br />

man ein glücklicher Protagonist.

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