18 nacht <strong>ohne</strong> morgen
» Talentierte Menschen kann man nicht miteinan<strong>de</strong>r vergleichen, weil ihr Talent ja gera<strong>de</strong> in ihrer Beson<strong>de</strong>rheit liegt.« Barbara Sukowa im Gespräch Frau Sukowa, was schätzen Sie an Andreas Kleinert? Andreas macht wirklich Kino, er hat eine spannen<strong>de</strong> Bildsprache und eine ganz eigene Vorstellung davon, was er will. Trotz<strong>de</strong>m ist er offen für die Vision <strong>de</strong>s Schauspielers. Ich empfin<strong>de</strong> ihn am Filmset als einen angenehmen Menschen und – er ist ein Freund. Was hat Sie bewogen, die Figur <strong>de</strong>r Katharina Dänert zu spielen? Ich wollte mit Andreas Kleinert wie<strong>de</strong>r arbeiten und wollte endlich einmal mit Götz George und wie<strong>de</strong>r mit Jeroen Willems spielen. Außer<strong>de</strong>m befasst sich Andreas in seinen Filmen mit brisanten Themen, er scheut sich nicht, Tabus zu berühren und hat eine ganz eigenwillige Erzählweise, die alles an<strong>de</strong>re als <strong>de</strong>n Mainstream bedient. Erinnert er Sie mitunter an Ihre Zeit mit Rainer Werner Fassbin<strong>de</strong>r? Ich fin<strong>de</strong>, talentierte Menschen kann man nicht miteinan<strong>de</strong>r vergleichen, weil ihr Talent ja gera<strong>de</strong> in ihrer Beson<strong>de</strong>rheit liegt. Katharina Dänert, die Frau, die Sie in diesem Drama spielen, steht mitten im Leben, sie ist Karrierefrau und Verführerin zugleich. In ihrer Ehe ist sie einsam, <strong>de</strong>nnoch bleibt sie bei ihrem Mann. Warum trennt Sie sich nicht von ihm? Sie mag ihren Mann! Die Beziehung ist vielleicht nicht die, die sie sich am Anfang ihrer Ehe erhofft hat. Aber sie respektiert ihren Mann als Mensch und als Freund. Außer<strong>de</strong>m hat sie ja einen Geliebten und kann sich somit mit ihrer gesamten Situation arrangieren. nacht <strong>ohne</strong> morgen 19 Sie drehen nicht mehr häufig in Deutschland, seit Sie in New York leben. Wonach entschei<strong>de</strong>n Sie, ob Sie eine Rolle annehmen? Ich war durch meine Familie an New York gebun<strong>de</strong>n. Das wird sich in Zukunft etwas än<strong>de</strong>rn, weil mein jüngster Sohn im nächsten Jahr aus <strong>de</strong>r Schule kommt und auf die Universität geht. In <strong>de</strong>n letzten Jahren habe ich meine musikalische Arbeit mehr ausgebaut. Meine Entscheidung für eine Rolle in einem Film hat meist mit <strong>de</strong>n Menschen zu tun, damit, welcher Regisseur, welche Regisseurin ihn inszeniert, welche Schauspieler ich als Partner habe, und natürlich ist das Drehbuch ausschlaggebend. Über ein Engagement an einem Theater <strong>de</strong>nke ich länger nach, weil es mehr Zeit in Anspruch nimmt. Drehen Sie auch in <strong>de</strong>n USA? In Amerika drehe ich, wenn etwas auf mich zukommt, aber ich nehme keinen Anteil an <strong>de</strong>m hier üblichen Kampf um die Rollen.