22 nacht <strong>ohne</strong> morgen » Zwei einsame Universen, die sich allmählich aufeinan<strong>de</strong>r zubewegen, die sich irgendwie richtig brauchen und die bei<strong>de</strong> eine Reise machen, um zu sich selbst zu fin<strong>de</strong>n.« Fritzi Haberlandt im Gespräch Frau Haberlandt, »<strong>Nacht</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Morgen</strong>« war Ihre zweite Arbeit mit Andreas Kleinert. Was zeichnet ihn als Regisseur aus? Erst das zweite Mal? Ich hätte auf mehr getippt und das sagt eigentlich alles! Andreas hat eine tolle, angenehme Art uns Schauspieler zu führen. Er ist sehr genau und gründlich, unglaublich respektvoll, freundlich, phantasievoll, und er hat Humor. Er ist von einer großen Ernsthaftigkeit, besticht aber gleichzeitig durch eine Leichtigkeit, die das Arbeiten mit ihm wahnsinnig angenehm macht! Mit Götz George und Barbara Sukowa hatten Sie vorab noch nicht gedreht. Als mich Andreas Kleinert anrief und fragte, ob ich diese Rolle spielen wolle und mir von meinen bei<strong>de</strong>n Kollegen erzählte, dachte ich: Hat er bei meinen Eltern angerufen und gefragt, ob er mir mal was Gutes tun dürfe?! Götz George und Barbara Sukowa sind meine Idole! Barbara Sukowa habe ich schon als Teenager bewun<strong>de</strong>rt. Ich bin ja quasi aufgewachsen mit ihr. Noch heute sagen viele Leute, ich sähe aus wie die junge Sukowa. Insofern war sie mir vertraut. Und dann stand sie plötzlich vor mir und wir drehten einen Film gemeinsam! Lei<strong>de</strong>r hatten wir keine Szenen miteinan<strong>de</strong>r. Dafür Götz und ich. Er ist so gut in seinem Spiel, so perfekt – eine totale Herausfor<strong>de</strong>rung für mich. Was ich beson<strong>de</strong>rs an ihm schätzte, war, dass er nicht für sich spielt – wie so manche an<strong>de</strong>re Kollegen –, son<strong>de</strong>rn auf sein Gegenüber guckt. Er sah, was ich spielte, und ging darauf ein. Das war eine großartige Erfahrung. Was hat Sie an Ihrer Rolle <strong>de</strong>r jungen, noch nicht allzu erfahrenen Polizeibeamtin Larissa, die mitten in <strong>de</strong>r Provinz ihrem Job nachgeht, gereizt? Die Provinz ist mir mehr als vertraut, weil ich unweit von unserem damaligen Haupt-Filmset w<strong>ohne</strong>. Daher war es für mich superangenehm morgens einfach rüberzugehen. Die Figur hat mich total gereizt, weil sie so seltsam verschlossen ist. Larissa ist eingeschlossen wie ein Igel und auch fast so borstig. Aber sie macht im Verlauf <strong>de</strong>r Geschichte eine Entwicklung durch und das macht immer das Spannen<strong>de</strong> für einen Schauspieler aus. Larissa ist anfangs extrem sprö<strong>de</strong>, zeigt dann aber weiche, weibliche Seiten, die man zunächst nicht an ihr vermutet. Außer<strong>de</strong>m gefiel mir schon beim Lesen <strong>de</strong>s Drehbuchs die langsame Annäherung <strong>de</strong>r Polizeibeamtin, also meiner Figur, und die von Dänert, <strong>de</strong>m erfahrenen ehemaligen Staatsanwalt. Zwei einsame Universen, die sich allmählich aufeinan<strong>de</strong>r zubewegen, die sich irgendwie richtig brauchen und die bei<strong>de</strong> eine Reise machen, um zu sich selbst zu fin<strong>de</strong>n. Wann war <strong>de</strong>nn Larissa eigentlich klar, dass Dänert in <strong>de</strong>m zurück liegen<strong>de</strong>n Fall mehr als nur als Staats anwalt involviert war? Ich glaube, sie ahnte es schon eine längere Zeit, aber sie wollte es nicht wahr haben. Der ausschlaggeben<strong>de</strong> Moment war dann <strong>de</strong>r Besuch bei <strong>de</strong>m Fotografen. Da wusste sie, dass Dänert ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte. Ist dieses Psychodrama aus Ihrer Sicht ein trauriger Film? Es ist ein sprö<strong>de</strong>r, ganz eigener, schräger, eckiger Film. Das fin<strong>de</strong> ich großartig! Er ist nicht leicht konsumierbar – und das mag ich. Sie waren eine Zeitlang DIE umjubelte Theaterfrau. Vermissen Sie die Bühne? Wer so lei<strong>de</strong>nschaftlich wie ich Theater gespielt hat, kann nicht Theater, Film und Fernsehen parallel machen. Ich spiele seit vier Jahren in keinem neuen Stück mehr, son<strong>de</strong>rn ausschließlich Repertoire am Maxim Gorki Theater Berlin. Das passt für <strong>de</strong>n Moment, es ist gut so.
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