Europäische Malerei – Stilepochen - Stephaneum
Europäische Malerei – Stilepochen - Stephaneum
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<strong>Europäische</strong> <strong>Malerei</strong> <strong>–</strong> <strong>Stilepochen</strong><br />
Romanik 900 <strong>–</strong> 1250<br />
Die Romanik ist die erste große europäische<br />
Kunstepoche seit dem Ende der Antike mit dem<br />
Untergang Roms im 6. Jahrhundert.<br />
Der Begriff wurde gewählt als Hinweis auf die<br />
Verwandtschaft zur römischen Architektur, von<br />
welcher der Rundbogen, Pfeiler, die Säulen und der<br />
Gewölbebau übernommen waren.<br />
Die künstlerischen Erzeugnisse sind bis auf<br />
Buchmalerei und Plastik weitgehend der Zeit zum<br />
Opfer gefallen. Werke der Romanik zeichnen sich vor<br />
allem durch einen geringen Naturalismus und hohen<br />
Symbolismus aus. Ihre starke Vereinfachung (Archaik)<br />
erweckt schnell Gefühle im Betrachter. Weiterhin<br />
werden häufig hierarchische Strukturen durch die<br />
Bedeutungsperspektive und abgestufte Anordnung<br />
dargestellt.<br />
Codex Egberti um 970 Meister aus Tahull 1220<br />
Gotik 1150 <strong>–</strong> 1500 Renaissance um 1400 - 1550<br />
war eine Epoche der Verbildlichung der christlichen<br />
Ideenwelt und bediente sich dabei in großem Umfang der<br />
Symbolik und Allegorie. Herausragende Kunstschöpfung ist<br />
die gotische Kathedrale, das Gesamtkunstwerk des<br />
Mittelalters, Architektur, Plastik und (Glas-)<strong>Malerei</strong><br />
vereinend.<br />
gotico (ital. fremdartig, barbarisch) ursprünglich ein<br />
Schimpfwort, abgeleitet von der Bezeichnung des<br />
Germanenstammes der Goten<br />
Die gotische <strong>Malerei</strong> ist in ihrer frühen und mittleren Phase<br />
ganz Bedeutungsmalerei, bei der meist nicht die<br />
naturalistische Darstellung von Personen im Vordergrund<br />
steht, sondern die Bedeutung, Proportion und Farbgebung<br />
nach religiösem Sinninhalt. In der Wahl der Motive<br />
herrschte eindeutig das Religiöse vor (Flügelaltäre,<br />
Andachtsbilder, etc.), es wurden aber durchaus auch<br />
weltliche Motive wie das höfische Leben, Jagd und Feste<br />
aufgegriffen.<br />
Die Gotik bevorzugt weiche Gesichtszüge, eine<br />
geschwungene Haltung der dargestellten Personen (S-<br />
Kurve) und einen fließendweiche, üppige Darstellung des<br />
Faltenwurfs.<br />
Stefan Lochner 1448 Giotto 1305<br />
Bezogen auf seinen Ursprung bedeutet der Begriff die<br />
„kulturelle Wiedergeburt der Antike“. Im weiteren Sinne<br />
meint Renaissance daher die Wiedergeburt des<br />
klassischen Altertums in seinem Einfluss auf die<br />
Wissenschaft, die Literatur, die Gesellschaft, das Leben<br />
der vornehmen Kreise und die Entwicklung der Menschen<br />
zu individueller Freiheit im Gegensatz zum Ständewesen<br />
des Mittelalters.<br />
Renaissance (franz.: Wiedergeburt)<br />
Zur Nachahmung der antiken Kunst gesellte sich im 15.<br />
Jahrhundert die intensivere Beschäftigung mit der Natur,<br />
der Forderung nach der Naturwahrheit.<br />
„Gute Kunst sollte das, was einem die Realität bietet,<br />
nicht getreu abbilden, sondern versuchen, das<br />
Naturvorbild zu verbessern und zu idealisieren.“(L.B.<br />
Alberti)<br />
Die Künstler versuchen, den idealschönen Menschen<br />
darzustellen, sie stellen die Frage nach dem Wesen der<br />
Schönheit.<br />
Entwicklung der Zentral, Farb- und Luftperspektive<br />
Leonardo da Vinci 1492 Albrecht Dürer 1498<br />
<strong>Europäische</strong> Geschichte der <strong>Malerei</strong> <strong>–</strong> Seite 1
Manierismus 1510 - 1610<br />
bezeichnet die Übergangsform zwischen der<br />
Renaissance und dem Barock. Der Begriff<br />
„Manierismus“ wurde von Giorgio Vasari<br />
eingeführt, um den Stil des späten Michelangelo zu<br />
charakterisieren, und wurde auf dessen Nachfolger<br />
verallgemeinert (In der „maniera“ des<br />
Michelangelo)<br />
maniera (ital.: Stil, Manier)<br />
Allgemein ist der Manierismus gekennzeichnet<br />
durch eine Abkehr von den harmonischen und<br />
ausgewogenen Kompositionen der Hochrenaissance<br />
beziehungsweise die deutliche Widerspiegelung<br />
einer Zeit des Umbruchs, die zu einer gesuchten,<br />
gezierten, kapriziösen und spannungsgeladenen<br />
Manier führte.<br />
Proportionen werden stark verzerrt - lange Körper,<br />
Beine, Hälse. Die Figuren posieren in den<br />
unmöglichsten, dynamischen Verrenkungen. Oft<br />
werden grelle Farben genutzt, die Perspektive wird<br />
gezielt missachtet.<br />
El Greco 1610 Parmigianino 1540<br />
Barock 1550 - 1750 Rokoko 1730 - 1790<br />
Als Kunstform des Absolutismus und der Gegenreformation<br />
ist der Barock durch üppige Prachtentfaltung<br />
gekennzeichnet. Von Italien ausgehend, verbreitete er sich<br />
zunächst in den katholischen Ländern Europas, später<br />
auch in protestantischen Ländern.<br />
Barocco (portugiesisch: unregelmäßig geformte Perlen,<br />
schiefrund)<br />
Der Barockstil übernimmt die Formelemente der<br />
Renaissance, versucht sie aber durch Übersteigerung und<br />
ein Streben nach Bewegtheit im Ausdruck zu übertreffen.<br />
Es entsteht ein bewegungsreicher Figurenstil mit<br />
kontraststarken Farben sowie einer besonderen Betonung<br />
von Licht und Schatten. Bei allem Naturalismus kann eine<br />
Verwandtschaft mit prunkvollen Theaterdekorationen nicht<br />
verleugnet werden. Hauptthemen waren die Darstellung<br />
des Göttlichen und des Profanen (Weltlichen),<br />
Historienbilder, aber auch Alltagsszenen (Holland) und<br />
reine Landschaften - alle vorgetragen mit echter Naivität<br />
und Lebendigkeit.<br />
Diego Velasquez 1656 Hyacinthe Rigauld 1701<br />
auch Spätbarock genannt, ist eine Weiterentwicklung der<br />
kunstgeschichtlichen Epoche des Barock Dieser Begriff wird<br />
allerdings synonym auch für den Übergang des Barock zum<br />
Klassizismus gebraucht und meint hier die Abkehr vom<br />
Üppig-Schwülstigen hin zu klaren Linien.<br />
Rocaille (franz.: Muschelwerk)<br />
An die Stelle monumentaler Machtentfaltung und kraftvoller<br />
Dynamik des Barock traten nun kultivierte Lebensführung<br />
und ein leichtfüßiges, feinsinniges Lebensgefühl, gepaart<br />
mit vornehm-zarter Sinnlichkeit und galanten<br />
Umgangsformen. In der Plastik und vor allem in der <strong>Malerei</strong><br />
tauchen häufig private oder gar erotische Themen auf.<br />
Stiltypisch sind überbordende Verzierungen an Bauten,<br />
Innenräumen, Möbeln, Geräten usw. und vor allem die<br />
Aufgabe jeglicher Symmetrie.<br />
An die Stelle fester Formen treten leichter, zierlicher<br />
gewundene Linien.<br />
Jean Honoré Fragonard 1767 Jean Babtiste Chardin 1735<br />
<strong>Europäische</strong> Geschichte der <strong>Malerei</strong> <strong>–</strong> Seite 2
Klassizismus 1770 - 1840<br />
ist in der Kunstgeschichte ein Name für eine Stilepoche,<br />
in der die Nachahmung des klassischen Altertums<br />
(vorrangig die griechische Antike, der griechische<br />
Tempelbau) zum Programm erhoben wird.<br />
Gegenüber dem vorangegangenen Rokoko zeichnet sich<br />
der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen<br />
Formen mit einer stärkeren Anlehnung an klassischantike<br />
Formen aus.<br />
In der <strong>Malerei</strong> lösen sich die Künstler von dem meist<br />
allegorischen Programm der Barockzeit und malten<br />
Szenen aus der griechischen und römischen Antike, die<br />
oft einen „patriotischen“ Hintersinn haben. Wichtig sind<br />
Gesten, Gebärden und die Komposition der Figuren in<br />
der Gruppe, was der <strong>Malerei</strong> einen theatralischen Zug<br />
verleiht.<br />
Jacques-Louis David 1784 Wilhelm Tischbein 1788<br />
Romantik 1790 - 1850 Realismus 1840 <strong>–</strong> 1900 ... bis heute<br />
Im heutigen, allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der<br />
Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die<br />
Eigenschaft einer Sache oder eines Ereignisses,<br />
Menschen mit Liebe und Sehnsucht zu erfüllen.<br />
Der Romantiker unterstellt einen Bruch, der die Welt<br />
gespalten habe in die Welt der Vernunft, der „Zahlen und<br />
Figuren“ (Novalis), und die Welt des Gefühls und des<br />
Wunderbaren. Treibende Kraft der deutschen Romantik<br />
ist eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Heilung<br />
der Welt, nach der Zusammenführung von Gegensätzen<br />
zu einem harmonischen Ganzen (idealistische<br />
Orientierung). Hinführende Orte und Manifestationen<br />
dieser Sehnsucht sind nebelverhangene Waldtäler,<br />
mittelalterliche Kloster-Ruinen, alte Mythen und Märchen,<br />
die Natur etc.<br />
Caspar D. Friedrich 1818 Ludwig Richter 1847<br />
Der Realismus bezeichnet in der Kunstgeschichte eine<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa einsetzende neue<br />
Kunstauffassung, die sich gegen die historisierenden und<br />
idealisierenden Darstellungen des Klassizismus und der<br />
Romantik wandte. Insbesondere die Maler suchten ihre<br />
Sujets nunmehr ausschließlich in der fassbaren Welt.<br />
Thematisch nahm er Bezug auf die Arbeitswelt,<br />
künstlerisch auf eine möglichst objektive Wiedergabe<br />
dieser Alltagswelt.<br />
Der Realismus ist, im Gegensatz zur Romantik,<br />
materialistisch orientiert. Er rückt oft soziale Themen in<br />
den Mittelpunkt.<br />
Sozialistischer Realismus: <strong>Malerei</strong> im Dienst der Diktatur<br />
Neuer Realismus: nach 1950, Gegenbewegung zur<br />
damals vorherrschenden abstrakten <strong>Malerei</strong><br />
Wilhelm Leibl 1877 Gustave Courbet 1849<br />
<strong>Europäische</strong> Geschichte der <strong>Malerei</strong> <strong>–</strong> Seite 3