infozine 2 / 2005 - Albert Einstein Gymnasium
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<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong><br />
Themenübersicht<br />
Nachruf Schulleiter Peter Illichmann S. 1<br />
Veranstaltungen Präsentation Begabtenförderung S. 3<br />
Auschwitz: Gedenkfeier S. 4<br />
Wettbewerbe Fremdsprachen-Wettbewerb S. 6<br />
Jugend-forscht: Astronomie S. 8<br />
Schachturnier S. 9<br />
Auslandskontakte Jessica Lester am AEG S. 10<br />
Christine Löser in Mexiko S. 11<br />
Zur Diskussion Leserbrief: Situation im Anbau S. 13<br />
Pro-Kontra: Kopfnoten am AEG S. 14<br />
Lehrer einmal Gabi Jourdan S. 16<br />
anders Sabine Preuß S. 17<br />
Infozine - Newsletter am <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<strong>Gymnasium</strong>, Buchholz, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Infozine. Betreuung: Matthias Aschern. Erscheinungsweise: 4 mal im Schuljahr. Vertrieb:<br />
kostenlos per E-Mail. Abonnement: <strong>infozine</strong>@aeg-buchholz.de. Redaktionsschluss: 14.3.<strong>2005</strong>.
Am 27. Dezember 2004 starb der<br />
Mann, der noch vor wenigen Jahren<br />
das Schulleben des AEG’s als<br />
Leiter entscheidend prägte: Peter<br />
Illichmann. Über 35 Jahre habe<br />
ich mit ihm beruflich wie privat<br />
zusammen gearbeitet, davon fast<br />
30 Jahre in der Schulleitung, so<br />
dass ich der Bitte gern gefolgt bin,<br />
an dieser Stelle etwas Exemplarisches<br />
aus seinem beruflichen wie<br />
privaten Leben zu berichten: einschneidende<br />
Ereignisse, charakteristische<br />
Verhaltensweisen. Ein<br />
kurzer Werdegang sei vorausgeschickt:<br />
Am 3. 3. 1938 wurde Peter Illichmann<br />
in Wuppertal geboren. Aufgrund<br />
der Kriegswirren verlebte<br />
er einen Teil seiner Jugend bei den<br />
Großeltern in Ilmenau (Thüringen)<br />
und wurde hier auch eingeschult.<br />
Kein Wunder, dass ihn<br />
nach der Wende etliche Klassenreisen<br />
in diese deutsche Region<br />
führten. Sein Abitur legte er in<br />
Wuppertal ab. Anschließend studierte<br />
er in Kiel und Köln Germanistik<br />
und Biologie – übrigens als<br />
Stipendiat der Studienstiftung des<br />
Deutschen Volkes. 1966 trat der<br />
frischgebackene Assessor des<br />
Lehramtes seine erste Stelle an<br />
einem <strong>Gymnasium</strong> in Meinerzhagen<br />
an, als Angestellter im kirchlichen<br />
Schuldienst.<br />
Im August 1968 kam Peter Illichmann<br />
– genauso wie auch ich – an<br />
das <strong>Gymnasium</strong> i.E. [im Entstehen]<br />
in Buchholz. In einer Zeit, in<br />
Nachruf<br />
Zum Tod von Peter Illichmann<br />
Gedanken und Erinnerungen<br />
Von Volker Greite (Studiendirektor a.D.)<br />
der die Schule einerseits im steten<br />
Wachstum begriffen war,<br />
andererseits mit einem eklatanten<br />
Lehrermangel zu kämpfen hatte,<br />
wurde ihm 1972 die Leitung der<br />
Schule übertragen. Klassenstärken<br />
von 35 bis 40 Schülern, eine Schülergesamtzahl<br />
die gegen 1500 tendierte<br />
und ein Kollegium von über<br />
einhundert haupt- und nebenberuflichen<br />
Lehrkräften charakterisieren<br />
die rasante Entwicklung dieser<br />
Aufbauphase bis in die Mitte<br />
der 70iger Jahre. Es lag nicht<br />
zuletzt an den hervorragenden<br />
Führungsqualitäten von Peter Illichmann,<br />
dass die Schule diese<br />
Phase nicht nur heil überstanden<br />
hat, sondern in besonderem Maße<br />
von dem hohen pädagogischen<br />
und bildungspolitischen Anspruch<br />
seines Leiters profitierte. Eine<br />
Entlastung brachte die Errichtung<br />
des <strong>Gymnasium</strong>s Am Kattenberge,<br />
auch wenn diese Schule noch<br />
zwei Jahre als Dependance geführt<br />
werden musste.<br />
In den folgenden Jahren stand die<br />
Umstrukturierung der gymnasialen<br />
Oberstufe auf dem Programm.<br />
Hier trat einmal mehr das Gespür<br />
von Peter Illichmann für das<br />
Machbare hervor. Unausgereifte<br />
und wenig erprobte Neuerungen<br />
waren nicht seine Sache. So blieb<br />
er in seinem ganzen Leben zwar<br />
immer offen für neue Strömungen,<br />
machte aber nicht jede mögliche<br />
Veränderung mit, sondern hinterfragte<br />
sie stets kritisch und prüfte<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 1<br />
sie auf Praktikabilität. Dabei lautete<br />
seine Devise: Wer viel fragt,<br />
bekommt viele dumme Antworten;<br />
also mache das, was du für<br />
richtig hältst. Die vorgesetzten<br />
Behörden wurden vergleichsweise<br />
selten eingeschaltet.<br />
Exemplarisch für viele Herausforderungen,<br />
die Peter Illichmann in<br />
seinem Schulleiterdasein zu bewältigen<br />
hatte, sei schließlich der<br />
Problemkreis „Schulgebäude“<br />
angeführt. Einige Beispiele: die<br />
Heizung funktionierte nie optimal,<br />
an etlichen Stellen fand der Regen<br />
stets den Weg in das Gebäude, die<br />
Schallisolierung war mehr als<br />
dürftig. Mitte der 90er Jahre waren<br />
die Pläne für eine Sanierung<br />
fertig: in vier Phasen sollte die<br />
Schule umstrukturiert werden, der<br />
neue Verblendstein war bereits<br />
ausgesucht. Da kamen die politischen<br />
Gremien auf die Idee, ein<br />
neues Schulgebäude im Leasingverfahren<br />
(ein Pilotprojekt!) zu<br />
realisieren. Ich denke, ich brauche<br />
nicht weiter zu schildern, was dies<br />
– erneut - an Ideen- und Zeiteinsatz<br />
für die Schulleitung bedeutete.<br />
1999 konnte das neue Gebäude<br />
eingeweiht und bezogen werden.<br />
Peter Illichmann war ein Schulleiter,<br />
der an sich selbst und andere<br />
hohe Ansprüche stellte. Wer diesen<br />
hohen Ansprüchen aus seiner<br />
Sicht nicht genügte, hatte mitunter<br />
einen schweren Stand. Billige Zugeständnisse<br />
hat Peter Illichmann
nie gemacht, auch wenn er damit<br />
hin und wieder an die Grenzen<br />
seiner Belastbarkeit kam, musste<br />
er doch – zumindest in den letzten<br />
20 Jahren seines Berufslebens<br />
- aufgrund der schweren Erkrankung<br />
seiner Frau eine Doppelbelastung<br />
tragen, die ihm schier Un-<br />
mögliches abverlangte. Sein berufliches<br />
Engagement und sein<br />
Einsatzwille zum Wohle der Schule<br />
wurden hierdurch nicht getrübt,<br />
zumindest nicht erkennbar für<br />
Außenstehende. Dies gilt in gleichem<br />
Maße auch für den Pädagogen<br />
und Unterrichtenden Peter Illichmann,<br />
vor allem aber auch für<br />
den Musenfreund, der Musik und<br />
Theater über alles liebte.<br />
In den ersten Jahren unserer gemeinsamen<br />
Buchholzer Zeit begleitete<br />
Peter Illichmann mich oft<br />
Nachruf<br />
am Klavier, etwa wenn ich die<br />
Dichterliebe von Schumann oder<br />
die Winterreise von Schubert singen<br />
wollte. Jahre später widmete<br />
er sich mehr dem Spielen der<br />
Querflöte, entweder bei den turnusmäßig<br />
stattfindenden Hausmusikabenden<br />
oder bei den Proben<br />
der Buchholzer Musikfreunde, wo<br />
er in den Konzerten nicht selten<br />
Solopartien übernahm. Diese eigene<br />
Tätigkeit war gepaart mit<br />
dem Willen, die Schule als Forum<br />
für musikalische, aber auch darstellerische<br />
Aufführungen zu nutzen.<br />
So wurden auf seine Veranlassung<br />
hin Konzerte und Theateraufführungen<br />
in der Schule durchgeführt.<br />
Ich denke dabei etwa an<br />
den Soloabend einer Cellistin oder<br />
an die Aufführung von Werken des<br />
zeitgenössischen dänischen Kom-<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 2<br />
ponisten Holmboe, mit dem Peter<br />
Illichmann im übrigen freundschaftlich<br />
verbunden war und der<br />
zur Aufführung seiner Werke extra<br />
nach Buchholz ins <strong>Gymnasium</strong><br />
kam. Musik auf hohem Niveau!<br />
So ist es nur konsequent,<br />
dass Peter Illichmann den Vorsitz<br />
bei der Kulturinitiative<br />
Buchholz<br />
übernahm, als dieser<br />
Posten vakant<br />
wurde. Nicht<br />
zuletzt aber galt<br />
seine besondere<br />
Liebe der Theater-<br />
AG an „seiner“<br />
Schule, der er<br />
auch noch nach<br />
seiner Pensionierung<br />
im Sommer<br />
2001 die Treue<br />
hielt.<br />
Ich bin sehr traurig,<br />
dass ich mich<br />
von meinem langjährigenWeggefährten<br />
und aufrichtigen<br />
Berater<br />
schon so bald<br />
nach Beendigung<br />
seines aktiven Dienstes für immer<br />
verabschieden muss. Ich bin es<br />
umso mehr, da ich weiß, wie<br />
glücklich er war, als er im Frühjahr<br />
des letzten Jahres seine langjährige<br />
Kollegin, Frau Bacher-Ulbrich,<br />
heiratete und eine neue gemeinsame<br />
Zukunft vor sich sah.<br />
Wie kurzlebig sind manche Träume!<br />
In meiner Erinnerung wird<br />
Peter Illichmann weiterleben, und<br />
ich denke, dies trifft auch für viele<br />
andere zu, die ihn kannten und<br />
schätzten.
Begabtenförderung<br />
Höhen und Tiefen<br />
Präsentationen der Projektkurse Begabtenförderung am 20.1.<strong>2005</strong><br />
„Einmalig“ wurde das Projekt<br />
Archäologie in Deutschland genannt.<br />
Noch nie hatte sich jemand<br />
am AEG mit diesem Thema<br />
auseinander gesetzt. Und das, was<br />
der Hobby-Archäologe Herr Dr.<br />
Deisting dann mit seiner Gruppe<br />
vorstellte, war ein rundum gelungenen<br />
Auftritt. Das Ziel, an diesem<br />
Abend eine Art Museum vorweisen<br />
zu können (vgl. Infozine<br />
4/2004, S.10), wurde erfüllt. Den<br />
Start machte eine Gruppe, die sich<br />
mit der Himmelsscheibe von Nebra<br />
befasst hatte. Sie berichtete<br />
von dieser ältesten Abbildung des<br />
Kosmos auf der Welt, die vor ca.<br />
3600 Jahren entstand und 1999<br />
von Raubgräbern gefunden wurde.<br />
Das war zwar ein theoriehaltiges<br />
Projekt, aber nichtsdestotrotz<br />
Von Daniel Kutzim (Jahrgang 11)<br />
spannend. Danach berichtete eine<br />
weitere Gruppe von ihrer mehr<br />
praxisorientierten Arbeit, aus<br />
Speckstein und Zinn eine Speerspitze,<br />
Münzen<br />
und weitere altertümliche<br />
Geräte<br />
herzustellen, um<br />
so dem Alltag im<br />
Altertum auf die<br />
Spur zu kommen.<br />
Mit der Restaurierung<br />
eines anderen<br />
alltäglichen<br />
Gegenstandes beschäftigte<br />
sich ein<br />
Mädchen aus der<br />
7. Klasse. Es grub<br />
erst in einem<br />
Sandkasten als<br />
Simulation eines<br />
Fundortes nach<br />
den einzelnen<br />
Bruchstücken einer Vase, klebte<br />
diese dann sorgfältig zusammen<br />
und malte sie anschließend an, so<br />
dass sie fast wie neu aussah.<br />
Ging das erste Projekt eher in die<br />
Tiefe, so baute das Brücken-Projekt<br />
von Herrn Wolff und Herrn<br />
Marggraf hohe Gebilde aus Papier.<br />
Doch um den Zuschauern erst<br />
einmal ein Allgemeinwissen in<br />
dieser Hinsicht zu verschaffen,<br />
begannen zwei Jungen mit einer<br />
Präsentation, in der die verschiedenen<br />
Brückentypen vorgestellt<br />
wurden und einige Beispiele wie<br />
die Köhlbrandtbrücke besonders<br />
hervorgehoben wurden. Bei den<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S.<br />
eigenen Papierbrücken war alles<br />
von der simplen Balkenbrücke<br />
über Rahmenbrücken bis zu Hängebrücken<br />
vertreten. Doch nicht<br />
nur vorstellen, auch testen mussten<br />
die Architekten ihre Brücken.<br />
Und die hielten das teilweise mit<br />
bis zu 5,7 kg aus. Ein beachtliches<br />
Ergebnis für Konstruktionen, die<br />
eigentlich nur aus Papier bestehen.<br />
Noch mehr Kreativität erforderte<br />
die Theater-AG. Denn dort war die<br />
Aufgabe, ohne die Hilfe der betreuenden<br />
Lehrer Frau Raabe und<br />
Frau Wöller ein zehnminütiges<br />
Stück mit eigenen Requisiten und<br />
Kostümen zu schreiben. Bei einer<br />
Gruppe scheiterte das Unternehmen,<br />
da dort alle bis auf einen Jungen<br />
von der AG absprangen. Doch<br />
das Ergebnis der andren Gruppe<br />
konnte sich durchaus sehen lassen.<br />
Dort werden die Götter durch einen<br />
englischsprachigen (!) Jungen<br />
herausgefordert und entschließen<br />
sich nach langer Zeit, die Herausforderung<br />
anzunehmen, doch der<br />
Junge findet den Weg zu ihnen<br />
nicht. Erst am Schluss stehen sich<br />
die beiden Parteien gegenüber,<br />
aber das Ende bleibt offen.<br />
Dieser Abend stand wie in der<br />
Vergangenheit unter der Schirmherrschaft<br />
von Frau Buß. Ohne sie<br />
wären die tolle Vielfalt an neuen<br />
Eindrücken und die Einblicke in<br />
besondere Leistungen von Schülerinnen<br />
und Schülern unserer<br />
Schule wohl kaum zustande gekommen.
Veranstaltungen<br />
„Wer nicht für uns ist, ist gegen uns”<br />
(Hitler)<br />
Gedenkfeier zur Befreiung von Auschwitz vor 60 Jahren am 27.01.<strong>2005</strong><br />
60 Jahre nach der Befreiung von<br />
Auschwitz fand an unserer Schu-<br />
le eine Gedenkfeier für die Opfer<br />
des Holocaust statt, an der die 10.<br />
Klassen (die das Thema zur Zeit<br />
im Unterricht behandeln) und vereinzelt<br />
auch Schüler der Oberstufe,<br />
die sich für das Thema interessierten<br />
und Freistunden hatten,<br />
teilnahmen. Als erstes sprach Herr<br />
Kreidner einführende Worte. Er<br />
wies daraufhin, dass auch nach der<br />
Befreiung von Auschwitz tausende<br />
von KZ-Häftlingen an Hunger<br />
oder Erschöpfung starben,<br />
darunter auch viele Kinder. Außerdem<br />
wurde in seinen Worten die<br />
Aktualität des Nationalsozialismus<br />
deutlich, Herr Kreidner verwies<br />
auf den Sächsischen Landtag,<br />
wo NPD-Abgeordnete die<br />
Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11)<br />
Beteiligung an einer Gedenkminute<br />
für die Opfer des Holocaust demonstrativ<br />
verweigert<br />
hatten.<br />
„Das unvorstellbare<br />
Grauen dieser Taten<br />
und die Erinnerung<br />
daran“ sollten durch<br />
Herrn Brosig deutlich<br />
werden, der als Zeitzeuge<br />
eingeladen war.<br />
Herr Brosig, der nicht<br />
weit weg von Auschwitz<br />
aufgewachsen<br />
ist, vermittelte etwas<br />
von dem Gefühl in einem<br />
totalitären Staat<br />
zu leben. Als kleiner<br />
Junge, der mit seinen<br />
Eltern in Oberschlesien lebte, ging<br />
er mit zehn Jahren zur<br />
Hitler-Jugend, was<br />
damals absolute Pflicht<br />
war, wenn man sich nicht<br />
„politisch verdächtig“<br />
machen wollte. Die Befreiung<br />
des Konzentrationslagers<br />
Auschwitz am<br />
27. Januar selbst hat Herr<br />
Brosig nicht miterlebt,<br />
dafür erzählte er uns aber<br />
vom 19. Januar 1945:<br />
Nach tagelangem „Dauergewitter“<br />
(was sich als<br />
Geschosse der Roten Armee<br />
herausstellte) fuhr<br />
an jenem Morgen ein Lautsprecherwagen<br />
durch die Straßen, der<br />
Infozine 2 / <strong>2005</strong>, S. 4<br />
verkündete, man solle in seinem<br />
Haus bleiben, andernfalls würde<br />
man ohne Warnung erschossen<br />
werden. Keiner der Menschen<br />
wusste, was vor sich ging, bis der<br />
„Todesmarsch der KZ-Häftlinge“<br />
in Sichtweite kam. Tausende von<br />
Häftlingen, die aus dem KZ von<br />
der SS aus Angst vor einer Niederlage<br />
evakuiert worden waren,<br />
schlurften durch die Straßen; wer<br />
zusammenbrach, wurde durch<br />
Prügel wieder auf die Füße gebracht,<br />
wer liegen blieb, wurde<br />
gnadenlos erschossen. In Oberschlesien<br />
wusste man zu dieser<br />
Zeit nur, dass Auschwitz etwas<br />
Furchtbares gewesen war, denn<br />
bei Südostwind konnten die Menschen<br />
Auschwitz „riechen“, wor-<br />
aus sie schlossen, dass dort Menschenfleisch<br />
verbrannt wurde.
Auch die Familie Brosig stand auf<br />
der „schwarzen Liste“ der NS-<br />
DAP, was bedeutete, dass sie po-<br />
litisch auffällig geworden waren.<br />
Dies führte dahin, dass die Familie<br />
nach einigen verdächtigen Situationen,<br />
etwa dem Fernbleiben<br />
vom Singen des Führerliedes für<br />
die Jungenschaftsführer ihres Sohnes,<br />
eine letzte Verwarnung bekam,<br />
wonach sie, wenn sie noch<br />
einmal politisch auffällig werden<br />
würde, nach Auschwitz gebracht<br />
werden würde.<br />
Verfolgung in einem totalitären<br />
Staat: Um in ein KZ gebracht zu<br />
werden, genügte es, an einem<br />
„Eintopfsonntag“ keinen Eintopf<br />
zu essen, oder einfach nur seine<br />
Veranstaltungen<br />
eigene Meinung zu sagen, wenn<br />
diese der programmatischen Linie<br />
der NSDAP widersprach. Wie die<br />
Partei wissen konnte, dass eine<br />
Familie beispielsweise an „Eintopfsonntagen“<br />
keinen Eintopf<br />
aß, wurde Herrn Brosig erst nach<br />
dem Krieg klar: Als kleines<br />
Kind, gerade in der 3. Klasse,<br />
sollte er einen Aufsatz schreiben<br />
- Thema „Eintopfsonntag“. Er<br />
schrieb eifrig auf, was seine Familie<br />
alles am „Eintopfsonntag“<br />
aß. Nach einiger Zeit geriet der<br />
Aufsatz, wie jede andere Arbeit,<br />
nach und nach in Vergessenheit.<br />
Als jedoch einige Wochen<br />
später der „Blockwart“ am<br />
Haus der Familie Brosig<br />
klingelte und sagte, er hätte<br />
Informationen, wonach<br />
die Familie am „Eintopfsonntag“<br />
keinen Eintopf<br />
aß, fragten sich die Eltern<br />
und auch Herr Brosig<br />
selbst, woher der „Blockwart“<br />
diese Informationen<br />
haben konnte. „Erst nach<br />
dem Krieg fiel es mir wie<br />
Schuppen von den Augen“,<br />
erzählte er uns. Die Schüler<br />
mussten damals Aufsätze<br />
schreiben, die von den Lehrern,<br />
selbstverständlich Nazis,<br />
auf eventuelle Untreue<br />
gegenüber der NSDAP geprüft<br />
wurden und an die Partei<br />
weitergeleitet wurden.<br />
Der Einmarsch der Roten Armee<br />
brachte die Befreiung des Konzentrationslagers<br />
Auschwitz mit sich.<br />
Für die Menschen in den von den<br />
Nazis besetzten Gebieten überwog<br />
Infozine 2 / <strong>2005</strong>, S. 5<br />
dagegen die Angst vor den „Russen“:<br />
Viele Frauen wurden vergewaltigt<br />
und die Männer zur<br />
Zwangsarbeit genötigt. Als dann<br />
Polen die Macht über Oberschlesien<br />
übernommen hatte, hofften<br />
die Menschen auf Besserung, die<br />
sich in den Jahren nach dem Krieg<br />
nicht einstellte.<br />
Die Gedenkfeier abschließend<br />
wurde ein Dialog von Herrn Hanenkamp<br />
und Frau Frees vorgelesen,<br />
in dem eine Mutter mit ihrem<br />
Kind in einem KZ zur Gaskammer<br />
getrieben wird und versucht, ihr<br />
Kind zu beruhigen und ihm die<br />
Fragen, die es stellt, möglichst<br />
wahrheitsgetreu zu beantworten,<br />
aber auch, ihm die Angst zu nehmen<br />
und Hoffnung zu geben, die<br />
es in Wirklichkeit niemals für sie<br />
gab.
Alle Jahre wieder… kommt der<br />
Bundesfremdsprachenwettbewerb<br />
an die Schulen der Bundesrepublik.<br />
Dieses Angebot nutzen jährlich<br />
viele Freiwillige, die sich hier<br />
in vielen verschiedenen Wettbewerben<br />
beweisen können. Im Einzelwettbewerb<br />
standen für die<br />
Klassen 9 und 10 die lebenden<br />
Sprachen Englisch,<br />
Französisch, Italienisch,<br />
Dänisch, Polnisch,Niederländisch,<br />
Spanisch,<br />
Schwedisch und<br />
Tschechisch zur<br />
Auswahl, als sog.<br />
„tote“ Sprachen gab<br />
es Latein und Altgriechisch,<br />
ferner<br />
die östlichen Sprachen<br />
Chinesisch,<br />
Russisch und Türkisch.<br />
Als Preise<br />
winkten u.a.<br />
Sprachreisen, so<br />
spendierte die Spanische Botschaft<br />
einem Teilnehmer im Bereich<br />
Spanisch eine Reise nach<br />
Südamerika.<br />
Ich habe für den Wettbewerb die<br />
Sprachen Latein und Englisch ausgewählt.<br />
Weil ich seit der fünften<br />
Klasse Latein lerne, war dies auch<br />
meine primäre Wettbewerbssprache.<br />
Nichtsdestotrotz kam der<br />
Englischtest zuerst. Für die Vorbereitung<br />
Englisch sollten wir den<br />
Text „The Hanged Man“ von Ian<br />
Rankin auf einen Tonträger spre-<br />
Wettbewerbe<br />
“Widow N.N. soft and low...”<br />
Ein Bericht zum Bundesfremdsprachenwettbewerb<br />
Von Sophie Mathes (Jahrgang 10)<br />
chen. An Tonträgern war auch alles<br />
da: Kassetten, CDs und auch<br />
eine winzige Diktiergerätkassette.<br />
Diese wurden vorweg abgegeben<br />
und dann teilte Herr Janssen auch<br />
schon die Aufgabenblätter Englisch<br />
aus.<br />
Diesmal hatten sich die Organisatoren<br />
Schottland ausgesucht,<br />
darüber sollten sich die Teilnehmer<br />
umfassend informieren. Eine<br />
Aufgabe war ein Lückentext mit<br />
den Satzbausteinen daneben und<br />
zwei zusätzlichen Bausteinen, die<br />
nirgendwo hineingehörten. Der<br />
Text handelte von der berühmtesten<br />
Schottin, und zwar der namens<br />
Nessie vom berühmten Loch Ness.<br />
Weiter galt es einen Brief an eine/<br />
n Freund/in über unseren fiktiven<br />
Schottlandurlaub zu schreiben,<br />
über dem Kasten für den Text<br />
waren drei Fotos abgedruckt, die<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 6<br />
wir im Umschlag mitsenden und<br />
im Brief auch beschreiben sollten.<br />
Zu guter Letzt gab es Fragen zur<br />
Landeskunde mit Ankreuzmöglichkeiten,<br />
so zum Beispiel: „What<br />
is the Scottish name for the German<br />
,See’?” (Was ist das schottische<br />
Wort für das deutsche ,See’?) Die<br />
richtige Antwort lautete - man<br />
höre und staune<br />
- ,Loch’.<br />
Nach einer<br />
15minütigen<br />
Pause ging es<br />
weiter mit Latein.<br />
Der erste<br />
Aufgabenbogen<br />
enthielt einen lateinischen<br />
Text<br />
über Cicero, als<br />
er auf Sizilien<br />
das Grabmal des<br />
Archimedes entdeckte.<br />
Dieser<br />
war zu übersetzen.<br />
In der Verschnaufpause<br />
danach spendierte<br />
Herr Janssen (er sagte nach Tradition)<br />
eine Runde Brötchen bei<br />
unseren bewährten Brötchenmüttern.<br />
Weiter ging es mit der Wortergänzung.<br />
Hier fehlten zahlreiche<br />
Wortendungen in der Geschichte<br />
von Proserpina / Persephone, die<br />
vom Gott der Unterwelt entführt<br />
und zur Frau genommen wird,<br />
während ihre Mutter Ceres / Demeter<br />
verzweifelt ihre Tochter<br />
sucht. Der Sachteil war der bei<br />
weitem umfangreichste. Die bun-
te Mischung enthielt unter anderem<br />
ein Kreuzworträtsel, ein Bild<br />
mit verschiedenen, nummerierten<br />
Tieren, denen man eine lateinische<br />
Erklärung zuordnen sollte. Als<br />
zufälliges Beispiel hier eine<br />
bereits übersetzte Erklärung: „Die<br />
Göttin Juno (griech. Hera) verwandelte<br />
die Nymphe Io in ein<br />
solches Tier.“ Das zuzuordnende<br />
Tier war die Kuh auf dem Bild.<br />
Ein weiteres Bild zeigte verschiedene<br />
Szenen, die sich in der griechisch-römischen<br />
Mythologie in<br />
der Unterwelt abgespielt haben.<br />
Hier sollten wir die gezeigten<br />
Menschen oder Tiere benennen.<br />
So heißt der Fährmann, der die<br />
Seelen der Toten über den Fluss<br />
Styx bringt, ,Charon’. Die - wie<br />
ich fand - lustigste Aufgabe war,<br />
die deutschen Verse des letzten<br />
Max-und-Moritz-Kapitels ihren<br />
fremdsprachigen Entsprechungen<br />
zuzuordnen. Die „fremdsprachigen<br />
Entsprechungen“ waren hier<br />
nicht nur Latein, sondern auch<br />
Englisch, Französisch, Spanisch,<br />
Wettbewerbe<br />
Italienisch und sogar Tschechisch.<br />
Die Namen der Personen waren in<br />
der Fremdsprache durch ein<br />
„N.N.“ ersetzt.<br />
Aus „Witwe<br />
Bolte sanft und<br />
weich – sprach<br />
,Sieh da, ich<br />
dacht es<br />
gleich.’“ wird<br />
auf Englisch<br />
„Widow N.N.<br />
soft and low –<br />
spoke ,Ah<br />
well, I told you<br />
so.’“ Für den<br />
Abschluss des<br />
Sachteils stand<br />
auf der vorletzten<br />
Seite ein Text (ebenfalls über<br />
Cicero), zu dem wir anschließend<br />
Verständnisfragen beantworten<br />
sollten. Die letzte und wohl<br />
schwierigste Aufgabe war das<br />
Hörverstehen. Die Vorgeschichte<br />
dazu: Der römische Beamte Verres<br />
hatte in seiner Amtszeit auf<br />
Sizilien die Provinz wie eine<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 7<br />
Weihnachtsgans ausgenommen,<br />
dies ging als „Der Kunstraub des<br />
Verres“ in die Geschichte ein. Er<br />
nahm sich kunstvolle Teppiche,<br />
Schriften, Bilder, Götterstatuen<br />
und alles, was nicht niet- und nagelfest<br />
war, aus öffentlichem und<br />
privatem Besitz. Zu seinem Unglück<br />
war Cicero zu dieser Zeit<br />
Steuereintreiber in Sizilien, bekam<br />
Wind von der Sache und klagte<br />
Verres in Rom an. Im gesprochenen<br />
Text spricht nun Cicero kurz<br />
vor der Gerichtssitzung mit seinem<br />
Freund Phillipus. Zu dieser<br />
Episode sollten wir nun gedruckte<br />
Aussagen mit „Richtig“ oder<br />
„Falsch“ bewerten.<br />
Ich kann jedem nur wärmstens<br />
empfehlen, am Fremdsprachenwettbewerb<br />
teilzunehmen. Es gibt<br />
keine Noten, eine Teilnahmeurkunde<br />
sieht bestimmt auch in einer<br />
Bewerbungsmappe gut aus,<br />
und wenn ihr Glück habt, verpasst<br />
ihr eine Klassenarbeit. Oder ihr<br />
könnt zum Sprachenfest nach Trier<br />
reisen. Daher stammen übrigens<br />
unsere Bilder.
Wettbewerbe<br />
„AEG-Schüler greifen nach den Sternen“<br />
AEG-Astronomen gewinnen „Jugend-forscht“-Bezirkswettbewerb<br />
„AEG-Schüler greifen nach den<br />
Sternen“, titelte die Harburger<br />
Rundschau im Hamburger Abendblatt<br />
vom 04.März <strong>2005</strong>. Dazu ein<br />
großes Foto der Anlage<br />
vor der Schule, die<br />
vielen schon aufgefallen<br />
ist und deren Sinn<br />
und Funktion sich viele<br />
bisher nicht erklären<br />
konnten.<br />
„Radiointerferometrie“<br />
oder „Radioastronomie“<br />
heißt es hochtrabend<br />
auf die Frage,<br />
was denn da betrieben<br />
werde. Hinter diesem<br />
Begriff verbirgt sich<br />
ein Spezialgebiet der<br />
Astronomie, das, anders<br />
als die optische<br />
Astronomie mit Teleskopen,<br />
kein sichtbares<br />
Licht von den Sternen<br />
benötigt, sondern<br />
„nur“ deren Radiostrahlung.<br />
Die Vorteile<br />
liegen auf der Hand:<br />
Das Verfahren ist weitgehendwetterunabhängig,<br />
selbst bei bewölktem Himmel<br />
und bei Tag kann beobachtet<br />
werden – Bedingungen, die jeden<br />
optischen Astronomen verzweifeln<br />
lassen.<br />
Die Antennenanlage, die Andreas,<br />
Malte und ich aufgebaut haben,<br />
wird von uns scherzhaft als ESA<br />
oder Extra Small Array bezeichnet,<br />
was sich am Vorbild, dem<br />
Von Eric Seipel (Jahrgang 13)<br />
weltweit größten Radiointerferometer<br />
VLA (Very Large Array) in<br />
den USA orientiert. Das Prinzip<br />
der Interferometrie dient bei der<br />
Beobachtung der Erhöhung des<br />
Auflösungsvermögens. Durch unterschiedlich<br />
lange Laufwege der<br />
Signale vom beobachteten Stern<br />
bis zu den Antennen werden die<br />
Signale, die ihren Ursprung etwas<br />
neben dem Beobachtungszentrum<br />
haben, ausgelöscht und somit bleiben<br />
die „interessanten“ Signale<br />
des eigentlichen Ziels übrig.<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 8<br />
Was sagen die empfangenen Signale<br />
dann über das Objekt aus?<br />
Warum strahlt ein Himmelskörper<br />
überhaupt? Bei der Strahlung handelt<br />
es sich um so genannte<br />
thermische<br />
Strahlung, jeder Körper<br />
strahlt abhängig<br />
von seiner Temperatur<br />
mehr oder weniger intensiv.<br />
Unter Umständen<br />
kann diese Strahlung<br />
sichtbar werden,<br />
nämlich dann, wenn<br />
der Körper zu glühen<br />
beginnt. Nichts anderes<br />
beobachten die Radioastronomen,<br />
nur<br />
dass das „Glühen“<br />
nicht im Bereich des<br />
sichtbaren Lichts liegt.<br />
Aus den Messdaten<br />
kann dann auf die<br />
Temperatur geschlossen<br />
werden, was wichtig<br />
für die Klassifikation<br />
des Sternes ist, aus<br />
der sich dann unter anderem<br />
die Wahrscheinlichkeit<br />
ergibt, dass es<br />
in diesem anderen Sonnensystem<br />
lebensfreundliche Bedingungen<br />
und somit möglicherweise außerirdisches<br />
Leben gibt.<br />
Mit ihrer Arbeit haben die drei<br />
Forscher bereits den Bezirkswettbewerb<br />
„Jugend forscht“ in Lüneburg<br />
gewonnen und wollen jetzt<br />
ihr Projekt beim Landeswettbewerb<br />
vorstellen.
Wettbewerbe<br />
Schach ohne Krach<br />
Bericht über das weltweit größte Schülerschachturnier<br />
Das Traditionsturnier linkes Alsterufer<br />
gegen rechtes Alsterufer ist<br />
nicht nur das größte, sondern auch<br />
eines der bekanntesten Schülerschachturniere.<br />
Weit mehr als 300<br />
Mannschaften à 8 Schüler nahmen<br />
dieses Jahr am<br />
Wettkampf teil,<br />
der im bekannten<br />
Kongresszentrum<br />
am Dammtor<br />
stattfand. Das<br />
AEG schickte 2<br />
Mannschaften ins<br />
Rennen, manche<br />
Schulen dagegen<br />
32! Das Unternehmen<br />
begann<br />
am Dienstag,<br />
24.2., 9.45 Uhr<br />
am Buchholzer<br />
Bahnhof. Hier<br />
versammelten<br />
sich alle 16 Teilnehmer<br />
sowie<br />
Herr Wolff, der<br />
Leiter der Schach-<br />
AG. Von hier aus ging<br />
es dann mit dem Zug<br />
zum CCH. Drinnen angekommen<br />
bahnten wir uns<br />
den Weg durch die Schülermassen<br />
zum eigentlichen Turnierort.<br />
Die Halle, die wir betraten,<br />
wurde von unzähligen Leuchtern<br />
erhellt, dennoch fiel es uns<br />
erst einmal schwer, uns zurechtzufinden.<br />
Das lag zum Einen an<br />
der Größe der Halle (sie musste<br />
ja mehr als zweittausendvierhun-<br />
Von Thomas Clausen (Jahrgang 9)<br />
dert Schülerinnen und Schüler fassen),<br />
zum anderen an den zweitausendvierhundert<br />
Schülern selbst.<br />
Das Turnier lief folgendermaßen<br />
ab: Jeder Teilnehmer spielte ein<br />
einziges Duell gegen einen Teil-<br />
nehmer<br />
der gegenübersitzenden<br />
Partei. Erreichte<br />
eine Mannschaft 4,5 Punkte,<br />
erhielt sie eine Mannschaftsurkunde.<br />
Jeder Sieger der Mannschaft<br />
erhielt zudem eine Einzelurkunde.<br />
Gewann die Mannschaft<br />
dagegen alle Spiele, wurde sie in<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 9<br />
einen großen Lostopf geworfen.<br />
Nun entschied das Glück, welche<br />
Gruppe einen Pokal ergatterte und<br />
Sieger wurde. Das Turnier fand<br />
vormittags statt, was dazu führte,<br />
dass wir Teilnehmer leider an dem<br />
Tag die Schule<br />
verpassten. Manche<br />
Gegner erweckten<br />
auch den<br />
Anschein, als sei<br />
das der Hauptgrund<br />
gewesen,<br />
am Turnier teilzunehmen...Nichtsdestotrotzherrschte<br />
eine sehr gute<br />
Atmosphäre und<br />
die Spiele verliefen<br />
alles in allem<br />
recht fair.<br />
Diesmal gewann<br />
das rechte Alsterufer.<br />
Das war auch<br />
das Ufer, für das<br />
das AEG antrat, denn<br />
Buchholz liegt ja<br />
bekanntermaßen am rechten<br />
Alsterufer, auch wenn das<br />
von Jahr zu Jahr wechselt... Die<br />
Mannschaften des AEG erreichten<br />
einmal 6 und einmal 4,5 Punkte,<br />
was eigentlich ziemlich erfolgreich<br />
ist, wenn man bedenkt, dass<br />
die meisten Teilnehmer nur eine<br />
Stunde in der Woche trainieren. Im<br />
nächsten Jahr wird die Schach-AG<br />
des <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s<br />
mit gleichem Engagement für das<br />
linke Alsterufer antreten...
Auslandskontakte<br />
„Im Auftrag der englischen Regierung“<br />
Jessica Lester spioniert den Fremdsprachenunterricht am AEG aus<br />
„Mein Namer ist Lester, Jessica<br />
Lester und ich habe die Lizenz<br />
zum Spionieren…“. So stellte ich<br />
mir die Begrüßung mit der für<br />
zwei Wochen in Deutschland wohnenden<br />
Engländerin vor. Jessica<br />
Lester hat den Auftrag der englischen<br />
Regierung einen<br />
Bericht, vergleichbar in<br />
etwa mit einem Praktikumsbericht,<br />
zu verfassen,<br />
der die Unterschiede<br />
zwischen dem deutschen<br />
und englischen Lernsystem<br />
für Fremdsprachen<br />
festhalten soll. Dazu besuchte<br />
sie vom 13. bis<br />
zum 27. Februar an unserem<br />
<strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong> diverse Klassenstufen,<br />
um einen Einblick<br />
in den deutschen<br />
Englisch-, Französischund<br />
Spanischunterricht zu<br />
bekommen.<br />
Soweit meine Informationen<br />
von Ulrike Schmidt,<br />
die das Projekt als Fremdsprachenlehrerin<br />
betreut.<br />
Bereits für den nächsten<br />
Schultag hatte sie einen<br />
Interviewtermin vereinbart. Musste<br />
ich meine Fragen auf Englisch<br />
stellen? Verstand sie mein<br />
Deutsch? Fragen über Fragen, die<br />
sich aber schnell verflüchteten.<br />
Jessica lernt bereits seit sieben<br />
Jahren Deutsch und konnte dementsprechend<br />
besser Deutsch als<br />
ich Englisch sprechen.<br />
Von Torben Adelmund (Jahrgang 12)<br />
Die hübsche Engländerin besucht<br />
nahe Birmingham eine reine Mädchenschule,<br />
in der Tradition groß<br />
geschrieben wird. Sie vermisst<br />
Jungs an der Schule, da so der<br />
Unterricht teilweise sehr „boring“<br />
ist. Alle Schülerinnen müssen je-<br />
den Tag die gleiche Schuluniform,<br />
die sie von der Schule gekauft haben,<br />
tragen. Auf 57 Lehrerinnen<br />
kommen zwei Lehrer. Jessicas<br />
Meinung nach sind deutsche Lehrer<br />
viel netter und sympathischer<br />
als ihre strengen, englischen Kollegen.<br />
Den einzigen Vorteil im<br />
englischen Schulsystem sieht sie<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 10<br />
darin, dass man in der Abschlussklasse<br />
lediglich 18 Stunden pro<br />
Woche hat und finanziell von der<br />
englischen Regierung unterstützt<br />
wird. Ungläubig frage ich dreimal<br />
nach, um eventuelle Missverständnisse<br />
auszuräumen: Tatsächlich<br />
bekommen die englischen<br />
Schüler 20 bis 30<br />
Pfund in der Woche, das<br />
sind 30 bis 45 €, um dem<br />
Abbruch der Schullaufbahn<br />
vorzubeugen. Erreicht<br />
werden soll damit<br />
eine höhere Anzahl von<br />
Schülern, die die A-Levels,<br />
das englisch Abitur,<br />
bestehen. Vielleicht eine<br />
Anregung zur Verbesserung<br />
der deutschen PISA-<br />
Platzierung?<br />
In Deutschland hat sie<br />
bereits etwas von der<br />
Kultur mitbekommen.<br />
Neben einem Besuch<br />
des Konzentrationslagers<br />
in Neuengamme<br />
machte sie sich schon<br />
auf eine ausgiebige<br />
„Shopping-Tour“ in<br />
Hamburg. Etwas enttäuscht<br />
war Jessica über die Größe<br />
von Buchholz, da sie dachte,<br />
dass sie in eine richtige Großstadt<br />
käme. Umso mehr hat sie sich<br />
bereits mit den Abipartys, die es<br />
in solcher Form in ihrer Schule<br />
nicht gibt, angefreundet und den<br />
einen oder anderen schlechten<br />
deutschen Küsser entlarvt…
Auslandskontakte<br />
Destino: Veracruz, México<br />
Destino: Veracruz, México: Als ich das erfahren habe,<br />
musste ich dann doch erst einmal meinen Atlas zükken<br />
und nachschauen, in welchem Winkel Mexikos<br />
sich denn diese Stadt befindet. Für diejenigen, denen<br />
es genauso geht wie mir: Veracruz ist eine Hafenstadt<br />
am<br />
Golf von Mexiko,<br />
nördlich der<br />
Halbinsel Yucatán.<br />
Dann<br />
habe ich mir im<br />
Internet erst<br />
einmal einige<br />
Informationen<br />
zu meiner neuen<br />
Heimat herausgesucht:<br />
ca. 1,5<br />
Mio. Einwohner<br />
(da gehen die<br />
Aussagen<br />
allerdings ziemlich<br />
weit<br />
auseinander),<br />
wichtigster Hafen<br />
Mexikos<br />
und heisses,<br />
feuchtes Klima. Ich war auf alle Fälle sehr gespannt!<br />
Als ich dann zwei Monate später abends um neun<br />
Uhr Ortszeit nach knapp 20 Stunden Reise in Veracruz<br />
aus dem Flugzeug gestiegen bin, hat’s mich doch<br />
umgehauen, die Schwüle war wirklich... gewöhnungsbedürftig.<br />
Meine erste Reaktion war allerdings:<br />
„Hier gibt’s ja Palmen!“. Von meinen Gasteltern<br />
wurde ich vom Flughafen abgeholt und als ich dann<br />
in meinem neuen Zuhause angekommen bin, bin ich<br />
nur noch todmüde ins Bett gefallen! Die ersten Tage<br />
hatte ich ziemliches Heimweh, weil ich viel alleine<br />
war und so gut wie nichts verstanden habe.<br />
Und dann nach vier Tagen Schonfrist: SCHULE!<br />
Natürlich in Schuluniform, so wie das hier an so gut<br />
Meine ersten Erfahrungen im Ausland<br />
Von Christine Löser (Jahrgang 11)<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 11<br />
wie allen Schulen üblich ist. Was das betrifft, bin ich<br />
vom absoluten Schuluniform-Hasser zum echten<br />
Befürworter geworden! Man glaubt gar nicht, wieviel<br />
Zeit man da morgens spart! Man fällt aus dem<br />
Bett, steigt in die Schuluniform und ab in die Schule.<br />
Hier<br />
schminkt<br />
sich kaum<br />
jemand bzw.<br />
stylt sich die<br />
H a a r e<br />
(jedenfalls<br />
nicht in der<br />
Schule, das<br />
wird dann<br />
nachmittags<br />
bzw. beim<br />
Ausgehen<br />
kräftig nachgeholt!).<br />
Ein<br />
bisschen<br />
nachteilig<br />
finde ich<br />
allerdings,<br />
dass die<br />
Jungs kurze<br />
Haare haben müssen, man sich die Haare nicht bunt<br />
färben darf und sichtbare Piercings und Tattoos verboten<br />
sind. Aber zurück zu meinem ersten Schultag:<br />
Ich kam in den Klassenraum und KEIN Mensch hat<br />
mich beachtet - das fängt ja gut an -, sobald ich mich<br />
dann aber vorgestellt hatte, änderte sich das und mir<br />
wurden ohne Ende Fragen gestellt.<br />
Zur Schule: Der Unterricht ist hier nicht besonders<br />
anspruchsvoll, Mexiko ist bei der PISA-Studie nicht<br />
umsonst auf dem zweitletzten Platz vor Brasilien.<br />
Also, für mich ist es schon schwierig, ich bin immer<br />
noch vollauf damit beschäftig, zu verstehen, was<br />
gesagt wird, obwohl es sich natürlich in den letzten<br />
vier Monaten schon erheblich gebessert hat.
Schule haben wir von 7:00 Uhr bis 13:20 Uhr: Vier<br />
Stunden á 47 Minuten, 30 Minuten Pause und noch<br />
einmal 3 Stunden á 47 Minuten. Und zwischen zwei<br />
Stunden sind jeweils drei Minuten Pause. Die Fächer,<br />
in denen wir unterrichtet werden, sind teilweise<br />
ein bisschen ungewöhnlich: Relaciones Humanas<br />
(„Menschliche Beziehungen“, ein bisschen wie Psychologie,<br />
aber viel verstehe ich davon leider immer<br />
noch nicht), Physik (so gut wie immer im Klassenraum,<br />
ab und zu machen wir Versuche im „Labor“<br />
auf Grundschulniveau, dann aber immer mit weissem<br />
Kittel), Informatik (ausschließlich HTML), Chemie<br />
(wie Physik bis auf wenige Ausnahmen immer<br />
im Klassenraum), Arbeitsrecht, Mathe (sehr abstrakt,<br />
alles wird im Koordinatensystem gerechnet und es<br />
gibt keine realitätsnahen Aufgaben, das können die<br />
alle auch gar nicht rechnen, wie ich bei einer Matheolympiade<br />
festgestellt habe, bei der ich mit Abstand<br />
die Beste der Klasse war, obwohl ich nicht einmal<br />
alle Aufgaben verstanden habe), Geschichte Mexikos,<br />
Spanisch (auf keinen Fall mit dem Deutschunterricht<br />
in Deutschland zu vergleichen, viel anspruchsloser),<br />
Englisch (sprechen können das die<br />
meisten nur gebrochen) und Tai Chi. Und nachmittags<br />
muss ich mindestens zwei Stunden in der Woche<br />
zum Aerobics gehen. Am Anfang des Schuljahres<br />
konnte man sich aus sieben Sportarten (Aerobics,<br />
Taek Won Do, American Football, Fussball, Basketball,<br />
Schach, Volleyball) eine Sportart aussuchen.<br />
Ich mache hier natürlich auch noch was anderes,<br />
abgesehen von der Schule. Da Huapango ein hiesiger<br />
Volkstanz ist, habe ich angefangen, den zu lernen.<br />
Das hab ich aber wieder aufgehört, genauso wie<br />
meinen Salsakurs, weil ich kaum Zeit für Freunde<br />
hatte. Natürlich versuchen meine Gasteltern mir auch<br />
wenigstens ein bißchen Mexiko zu zeigen, daher war<br />
ich bis jetzt zweimal in Mexiko-Stadt. Diese Stadt<br />
ist wirklich unglaublich beeindruckend, 20 Mio.<br />
Menschen leben in Anáhuac, so heisst diese Hochebene.<br />
Wenn man tagsüber ankommt, kann man die<br />
Ausmaße kaum erahnen, weil so eine Smog-Wolke<br />
über der Stadt hängt. Viele macht die Stadt krank<br />
(Nasenbluten, Kopfschmerzen, Allergien...), selbst<br />
bei einem kurzen Aufenthalt. Davon bin ich<br />
glücklicherweise verschont geblieben. In der Nähe<br />
von Mexiko-Stadt gibt es eine Ruinenstätte der Azteken,<br />
Teotihuacán, die ich mir mit meiner Familie<br />
dann auch angesehen habe. Wir konnten es natürlich<br />
Auslandskontakte<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 12<br />
nicht lassen, die Pyramiden zu besteigen. Eine schöne<br />
Erfahrung!<br />
Ende November haben wir Austauschschüler von<br />
ROTARY aus dem Staat Veracruz eine Reise entlang<br />
der Ruta Maya nach Cancún gemacht. In Cancún gibt<br />
es einige der schönsten Strände Mexikos, einfach<br />
traumhaft! Blaues Wasser, weisser Sand... Natürlich<br />
haben wir nicht nur am Strand gefaulenzt, sondern<br />
uns auch einige Ruinenstätten der Maya angesehen,<br />
wo wir dann auch wieder fleißig auf die Pyramiden<br />
geklettert sind. Am meisten beeindruckt hat mich<br />
Palenque. Das liegt nämlich teilweise im Dschungel<br />
und als wir da durch gelaufen sind, haben wir die<br />
Affen kreischen gehört und sogar einen gesehen!<br />
Und gefeiert wird bei den Mexikanern natürlich auch<br />
ohne Ende. Demnächst fängt ja hier der Carnaval an<br />
und dann platzt Veracruz aus allen Nähten, wie mir<br />
schon viele gesagt haben. Absolutes „desmadre“ –<br />
keine Ahnung, was das auf Deutsch heißt...).<br />
Ich kann mir schon lange nicht mehr vorstellen, wie<br />
das ist, in Deutschland zu leben, zur Schule zu gehen...<br />
Das ist alles sooo weit weg. Ich sage jedenfalls:<br />
Wenn ihr die Chance habt, so einen Austausch (am<br />
besten mit ROTARY) zu machen, ergreift sie. Das wird<br />
echt das Jahr eures Lebens! Man lernt so viele Leute,<br />
auch aus anderen Ländern und nicht nur dem<br />
Gastland kennen und macht einfach einmalige Erfahrungen!<br />
Ich bin jedenfalls froh, diese Chance genutzt<br />
zu haben und genieße dieses Jahr in vollen<br />
Zügen!
Zur Diskussion<br />
Leistung statt Anspruch<br />
Leserbrief zu dem Artikel „Penisse aus Protest“ (Infozine 1 / <strong>2005</strong>)<br />
Bezug nehmend auf den Leitartikel<br />
„Penisse aus Protest“ bleibt<br />
festzuhalten, dass sich ein Nebel<br />
aus Meckerei und Gezeter in das<br />
Jammertal der Schulgemeinschaft<br />
gelegt hat. Bau- und Mäharbeiten,<br />
Pausenklingel, Küche, Overheadprojektoren,<br />
Wintergarten, Internetanschlüsse<br />
und der<br />
zwischenzeitlich installierte elektronische<br />
Vertretungsplan – das ist<br />
die Nörgelliste, mit der bizarre<br />
Schmierereien zu rechtfertigen<br />
versucht werden. Der Autor, groß<br />
im Kleinlichen, will sich anscheinend<br />
einen Namen als Zauderkünstler<br />
machen und zu diesem<br />
Zweck werden kleine Probleme<br />
zum Ornament einer Klage-Agenda<br />
aufgeblasen. Sich allein schon<br />
über die Nachbesserungen der<br />
Arbeiter an den ersten Schultagen,<br />
an denen traditionell Begrüßungsund<br />
Vorstellungszeremonien abgehalten<br />
werden, zu echauffieren,<br />
zeugt von Borniertheit.<br />
Dass die Pausenklingel nicht funktionierte,<br />
war ein Staatsdrama –<br />
schließlich war der Unterricht für<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
meist zwei, drei Minuten kürzer,<br />
was angesichts der großen Motivation<br />
zu lernen, nur schwer erträglich<br />
war. Für wirklich bedenklich<br />
muss der Forderungskatalog<br />
angesehen werden, der den Wandel<br />
einer Leistungs- zu einer Anspruchsgesellschaftbeeindruckend<br />
unterstreicht. Neben neu<br />
erworbenen Overheadprojektoren<br />
Von Matthias Müller und Magnus Brau (Jahrgang 12)<br />
werden jetzt schon Internetzugänge<br />
für sämtliche Computer von<br />
Vater Staat erwartet. Dabei geraten<br />
wohl der topausgestattete<br />
Computerraum und die moderne,<br />
umfassende Mediothek völlig in<br />
Vergessenheit. Bei dieser Ausstattung<br />
würden sich andere Schulen<br />
verwundert die Augen reiben.<br />
Selbst eine Küche ist für Oberstufen<br />
anderer Gymnasien ein Traum.<br />
Sicher muss das Zugeständnis zur<br />
Nutzung der Küche als Friedensangebot<br />
seitens der<br />
Schulleitung bewertet<br />
werden, konnten<br />
die Verantwortlichen<br />
schließlich<br />
nicht halten, was sie<br />
einst versprachen.<br />
Natürlich ist die<br />
Agenda noch nicht<br />
abgeschlossen. Aber<br />
wer, wenn nicht die<br />
Oberstufenschüler,<br />
bei denen man Räson<br />
und Pietät, wenn<br />
auch latent, erwarten<br />
dürfte, sollte in<br />
das alte AEG umziehen?<br />
Und trotz kleiner Missstände<br />
darf bei der ganzen Debatte eines<br />
nicht vergessen werden: Die<br />
Bedingungen, welche die Volkshochschule<br />
vorfand, waren erheblich<br />
schlechter. Heizungsausfall<br />
und daraus resultierende Kälte<br />
waren keine Seltenheit. Auch<br />
sonst hat sich das eine oder andere<br />
im Vergleich zu früher verbes-<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 13<br />
sert. Zudem muss einem auch bewusst<br />
sein, dass bis vor fünf Jahren<br />
leistungsstarke Schülergenerationen<br />
ihr Abitur im alten Gebäude,<br />
den sogenannten „Baracken“,<br />
erfolgreich bestanden haben –<br />
ohne groß zu jammern.<br />
Zugegeben, der Wintergarten der<br />
Lehrerbelegschaft wirft einen<br />
Schatten auf das ohnehin schon<br />
dunkle Gebäude der Oberstufe.<br />
Aber daraus irgendwelche exzessiven<br />
Ansprüche abzuleiten, muss<br />
man dezidiert zurückweisen.<br />
Schließlich ist eine Schule eine<br />
Bildungsinstitution und nicht das<br />
Paradies auf Erden. Künftig sollten<br />
wir uns weniger dem Jammern<br />
als vielmehr der Leistung widmen.<br />
Um es mit Kennedy zu sagen:<br />
„Frage nicht, was dein Land für<br />
dich tun kann; frage, was du für<br />
dein Land tun kannst“.
Zur Diskussion<br />
Differenzierung erfordert Transparenz<br />
Zur Bewertung des Arbeits- und Sozialverhalten am AEG<br />
Mit dem Erlass des MK/NS vom<br />
08.03.2000 wurde verordnet, dass<br />
Zeugnisse Auskunft über das Arbeits-<br />
und Sozialverhalten der<br />
Schüler geben müssen. Folgende<br />
Gesichtspunkte sollen in die Bewertung<br />
einfließen. Arbeitsverhalten:<br />
Leistungsbereitschaft und<br />
Mitarbeit, Ziel- u. Ergebnisorientierung,<br />
Kooperationsfähigkeit,<br />
Selbstständigkeit, Sorgfalt u. Ausdauer,<br />
Verlässlichkeit. Sozialverhalten:<br />
Reflexionsfähigkeit, Konfliktfähigkeit,<br />
Vereinbaren und<br />
Einhalten von Regeln, Fairness,<br />
Hilfsbereitschaft und Achtung anderer,<br />
Übernahme von Verantwortung,<br />
Mitgestaltung des Gemeinschaftslebens.<br />
Die mit diesem Erlass<br />
eingeführten vier Bewertungsstufen<br />
(A: Verdient besondere<br />
Anerkennung, B: Entspricht den<br />
Erwartungen im vollen Umfang,<br />
C: Entspricht den Erwartungen<br />
mit Einschränkungen, D: Entspricht<br />
nicht den Erwartungen)<br />
sind mit Erlass vom 08.02.2002<br />
Von Angelika Koopmann (Elternvertreterin, Klasse 10b)<br />
um eine 5. Bewertungsstufe erweitert<br />
worden: „Entspricht den Erwartungen“<br />
differenziert nun die<br />
Beurteilung zwischen „im vollen<br />
Umfang“ und „mit Einschränkung“,<br />
ist also die neue Stufe C.<br />
Die Absprache zwischen<br />
den Schulleitern<br />
des Landkreises<br />
Harburg lautet nun,<br />
allen Schülern mit<br />
normalem Verhalten<br />
die Bewertung C:<br />
„Entspricht den Erwartungen“<br />
zu geben.<br />
Ich sehe in dieser<br />
Absprache die<br />
Gefahr, dass eine<br />
kollektive Abstufung<br />
aller Schüler<br />
auf ein Mittelmaß vorgenommen<br />
wird und nicht der eigentliche Ansatz<br />
erfüllt wird, diese Stufe<br />
als erweiterte Differenzierung<br />
der Beurteilung zu<br />
nutzen.<br />
Wir Elternvertreter haben<br />
auf der Schulelternratssitzung<br />
deutlich gemacht, dass<br />
neben einer erzieherischen<br />
Aufgabe auch die Außenwirkung<br />
einer Beurteilung<br />
beachtet werden muss. Die<br />
Zeugnisse der Schüler der<br />
10. Klassen werden für Bewerbungen<br />
für Betriebspraktika<br />
und als Nachweis für den Abschluss<br />
der Sekundarstufe I den<br />
Arbeitgebern vorgelegt. Diese berücksichtigen<br />
das Arbeits- und So-<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S.<br />
zialverhalten in der Gesamtbeurteilung<br />
des Bewerbers.<br />
Ich schlage deshalb vor, dass wir<br />
an unserer Schule ab sofort dieser<br />
gemachten Mittelmäßigkeit entgegenwirken:<br />
Alle unterrichtenden<br />
Lehrer eines jeden<br />
Schülers sollen<br />
sich verpflichten,<br />
an dem Beurteilungsverfahren<br />
teilzunehmen. Der<br />
Schüler muss über<br />
den Unterricht hinaus<br />
in seinem<br />
schulischen Umfeld<br />
beurteilt werden,<br />
dazu zählen<br />
alle schulischen<br />
Aktivitäten. Den<br />
Schülern, den Lehrern und den<br />
Eltern muss transparent sein, welche<br />
Anforderungsmaßstäbe hinter<br />
den einzelnen Bewertungsstufen<br />
stehen und die Schüler müssen in<br />
regelmäßigen Abständen ihren Beurteilungsstand<br />
erfahren. Das setzt<br />
voraus, dass wir uns an der Schule<br />
intensiv mit der Thematik zwischen<br />
Lehrern, Schülern und Eltern<br />
auseinandersetzen und eine<br />
transparente Grundlage für eine<br />
differenzierte und gerechte Beurteilung<br />
schaffen. Es sollte uns allen<br />
ein Anliegen sein, als Schüler,<br />
als Lehrer, als Eltern und somit als<br />
AEG die Anforderungen zu erfüllen,<br />
die eine Beurteilung: „Entspricht<br />
den Erwartungen im vollen<br />
Umfang“ zulässt.
Zur Diskussion<br />
Transparenz erfordert Differenzierung<br />
Als im Frühjahr 2000 der so genannte<br />
„Kopfnotenerlass“ erschien,<br />
sahen viele Lehrerinnen<br />
und Lehrer in Niedersachsen diesen<br />
mit gemischten Gefühlen: Der<br />
damit verbundenen pädagogischen<br />
Chance, Stärken und<br />
Schwächen von Schülerinnen und<br />
Schülern in den Bereichen Arbeits-<br />
und Sozialverhalten<br />
zunächst zu beschreiben und damit<br />
auch gezielt bearbeiten zu können,<br />
standen Bedenken hinsichtlich<br />
der Machbarkeit des Beurteilungsverfahrens<br />
gegenüber. Vor<br />
allem aber haben viele von uns<br />
von Anfang an gesehen, wie problematisch<br />
die Beurteilung des<br />
Sozialverhaltens im Wesentlichen<br />
auf Grund von Unterrichtsbeobachtungen<br />
sein würde. Wir wissen<br />
gut, wie klein dieser Realitätsausschnitt<br />
ist.<br />
Die zunächst vierstufige Skalierung<br />
führte dazu, dass sich sehr<br />
schnell die zweite Stufe „entspricht<br />
den Erwartungen in vollem<br />
Umfang“ als Standardstufe einbürgerte.<br />
Damit wurde das Unwohlsein<br />
noch ein bisschen größer,<br />
denn wie wenig das der Wirklichkeit<br />
- hier und anderswo - entsprach,<br />
war allen kompetenten<br />
Beobachtern klar. Dass das MK<br />
nach kaum zwei Jahren nachgebessert<br />
hat, indem eine fünfte Stufe<br />
„entspricht den Erwartungen“<br />
zwischen den vier anderen ergänzt<br />
wurde, war ein klares Signal: Diese<br />
Stufe sollte fortan der Normal-<br />
Eine Antwort auf Angelika Koopmann<br />
Von Matthias Aschern<br />
fall sein, entsprechend hat es das<br />
MK verschiedentlich geäußert.<br />
Bei dieser Auffassung handelt es<br />
sich keineswegs um eine Absprache<br />
der Schulleiter des Landkreises.<br />
Diese kann lediglich als Klarstellung<br />
verstanden werden. Wer<br />
als Lehrer jetzt also<br />
die neue Stufe 3 als<br />
Standardstufe ansieht,<br />
erfüllt den Erlass<br />
damit so, wie er<br />
gemeint ist. Verhandlungsspielraum<br />
ist<br />
nicht vorgesehen.<br />
Vor allem aber, liebe<br />
Frau Koopmann, irritiert<br />
mich eines an der<br />
Argumentation des<br />
Schulelternrates:<br />
Wenn Sie von einer<br />
„gemachten Mittelmäßigkeit“<br />
oder der<br />
„kollektive[n] Abstufung<br />
aller Schüler auf<br />
ein Mittelmaß“ sprechen, verwechseln<br />
Sie die Leistungen in<br />
den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten<br />
mit ihrer Bewertung.<br />
Es kann nur darum gehen, wie Sie<br />
am Ende Ihres Beitrags mit Recht<br />
schreiben, die gestellten Anforderungen<br />
zu erfüllen, und nicht darum,<br />
einfach den Bewertungsmaßstab<br />
abzusenken. Das aber täten<br />
wir, wenn wir zurückkehrten zu<br />
der Praxis vor der Erlassnovelle.<br />
Dann sprechen wir wieder von in<br />
vollem Umfang erfüllten Erwartungen<br />
bei Schülern, die niemals<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S.<br />
in ihrem Leben eine Mappe geführt<br />
haben und eigentlich auch<br />
nicht wissen, wie man mit einem<br />
Erwachsenen spricht. Dann nivellieren<br />
wir wieder die Unterschiede<br />
zwischen dieser Gruppe und<br />
der Mehrheit am <strong>Albert</strong>-<strong>Einstein</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong>, denjenigen Schülerinnen<br />
und Schülern also, die mit<br />
hoher Leistungsbereitschaft und<br />
vorbildlichem Sozialverhalten für<br />
den hervorragenden Ruf unserer<br />
Schule sorgen.<br />
Dass deren exzellente Beurteilungen<br />
in den „Kopfnoten“ ebenso<br />
wie die durchschnittliche Bewertung<br />
der anderen nicht nur für die<br />
Aktenführung da ist, sondern eine<br />
Außenwirkung erzeugt, passiert<br />
uns nicht aus Versehen. Sondern:<br />
Das ist gut so.
Normalerweise ist man als Schüler<br />
ja gewöhnt, dass Lehrer, wenn<br />
sie Biologie studiert haben, als<br />
zweites Unterrichtsfach Chemie<br />
wählen; oder wenn sie Deutsch<br />
wählen, Geschichte,<br />
weil sich diese Fächer<br />
praktisch verbinden<br />
lassen. Jedoch gibt es<br />
auch Lehrerinnen und<br />
Lehrer, die sich für<br />
eine Sprache und eine<br />
Naturwissenschaft<br />
entschieden haben.<br />
Über so eine Lehrerin<br />
möchte ich heute<br />
schreiben:<br />
Frau Jourdan, die seit<br />
einem halben Jahr an<br />
unserer Schule unterrichtet,<br />
hat die Fächerkombination<br />
Deutsch<br />
und Biologie gewählt.<br />
Da sie sich für Biologie<br />
interessiert und ihren<br />
Beruf in die Richtung<br />
des Umweltschutzes<br />
gestalten<br />
wollte, hat sie<br />
zunächst Biologie studiert.<br />
Rasch bemerkte<br />
sie, dass ihr „etwas<br />
gefehlt“ hat. So entschied<br />
sie sich damals<br />
in Göttingen für ein Studium in<br />
Biologie und Germanistik. Sie<br />
wollte in den den Schuldienst,<br />
weil sie die Arbeit mit jungen Leuten<br />
schon immer interessant fand.<br />
Frau Jourdan unterrichtet in den<br />
Lehrer einmal anders<br />
Biologie und – nicht Chemie!<br />
Gabi Jourdan im Lehrerportrait der Infozine -AG<br />
Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11)<br />
Klassenstufen 6, 7, 9, 10, 11 und<br />
12. Die Schülerschaft erfährt sie<br />
als sehr ehrgeizig und motiviert,<br />
was sie sehr freut, denn so ist eine<br />
angenehme Arbeitssituation ge-<br />
währleistet. Die Atmosphäre an<br />
der Schule nimmt sie als etwas ungewohnt<br />
auf, da sie vorher an einer<br />
kleineren Schule unterrichtet<br />
hat, jedoch sagt sie, „es sei zwar<br />
neu, aber sehr spannend“.<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 16<br />
Frau Jourdan ist verheiratet, hat<br />
aber noch keine Kinder. Sie wurde<br />
in Verden an der Aller geboren<br />
und ist 34 Jahre alt. Sie reist mit<br />
Vorliebe nach Norwegen und<br />
treibt Sport. Außerdem<br />
interessiert sie<br />
sich für das Theater<br />
und geht sehr gern<br />
in Konzerte. Sie<br />
hört Musik von<br />
Sting, aber auch<br />
Klassik und Jazz.<br />
Ihre Lieblingsmaler<br />
sind u.a. Vincent<br />
van Gogh und zeitgenössische<br />
Maler.<br />
Ich habe Frau Jourdan<br />
bei unserem<br />
Gespräch als eine<br />
sehr offene und nette<br />
Person erlebt,<br />
was sich deutlich<br />
darin gezeigt hat,<br />
dass sie mir auch<br />
Fragen über ihr Privatleben<br />
gern beantwortet<br />
hat. Ich<br />
denke, dass sie kein<br />
Problem haben<br />
wird, sich richtig<br />
bei uns an der Schule<br />
einzuleben. Im<br />
Unterricht jedenfalls<br />
erscheint sie mir als aufgeschlossene<br />
und nette Lehrerin. Ich<br />
wünsche Frau Jourdan im Namen<br />
der ganzen Infozine-AG alles Gute<br />
für ihre weitere berufliche Laufbahn.
Sabine Preuß? Ein Interview über<br />
die „neue“ Lehrerin am AEG? Das<br />
war bei der Themenvergabe der<br />
Redaktionskonferenz der Infozine<br />
natürlich mein Auftrag.<br />
Schließlich gibt es keinen Lehrer,<br />
der mich in meiner Schullaufbahn<br />
mehr geprägt und<br />
gefördert hat als meine<br />
Klassenlehrerin in der<br />
5. und 6. Klasse der<br />
Orientierungsstufe. Auf<br />
Grund der Abschaffung<br />
der Orientierungsstufe<br />
fand sie im Sommer<br />
ihren Weg zum <strong>Albert</strong>-<br />
<strong>Einstein</strong>-Gymansium.<br />
Ganz besonders ist mir<br />
ihr schulisches und<br />
außerschulisches<br />
Engagement für ihre<br />
Schützlinge in<br />
Erinnerung geblieben.<br />
Mit Motivation,<br />
Einsatzwillen und Spaß<br />
am Unterrichten sowie<br />
der nötigen Strenge<br />
(„Euer Verhalten<br />
schreit gen Himmel!“)<br />
schafft sie es, bei den<br />
Schülern gut<br />
anzukommen. Wirklich jeder hat<br />
ein gutes Wort für sie übrig, da sie<br />
sich für ihre Schüler intensiv<br />
einsetzt und ihr Selbstvertrauen<br />
stärkt. Auffällig dabei ist, dass<br />
viele erfolgreiche Schüler Frau<br />
Preuß als Klassenlehrerin hatten:<br />
Meike Schweisfurth und Béla<br />
Voss als die beiden Besten des<br />
Lehrer einmal anders<br />
Faszination Preuß<br />
Sabine Preuß sorgt für frischen Wind am AEG<br />
Von Torben Adelmund (Jahrgang 12)<br />
letzen Abiturjahrganges oder auch<br />
Henning Schotte, der regelmäßig<br />
Mathe- und Erdkundeolympiaden<br />
gewinnt.<br />
Sabine Preuß unterrichtet derzeit<br />
bei 18 Wochenstunden die Fächer<br />
Mathematik, Erdkunde,<br />
Geschichte und Sport. Der Sport<br />
ist dabei auch ein zentraler Punkt<br />
in ihrem Leben. So begann sie<br />
bereits im zarten Alter von drei<br />
Jahren mit den ersten<br />
Leibesübungen beim<br />
Kinderturnen und hält sich bis<br />
heute mit Tennisspielen – auch<br />
schon mit Landesligaerfahrung –<br />
<strong>infozine</strong> 2 / <strong>2005</strong>, S. 17<br />
fit. Nebenbei übte sie bis Frühjahr<br />
2001 zehn Jahre lang das Amt der<br />
Jugendwartin der Tennisabteilung<br />
von Buchholz 08 aus.<br />
Monotonie stellt sich bei Sabine<br />
Preuß niemals ein. Durch den<br />
Umgang mit jungen Menschen<br />
bleibt sie frisch und flexibel und<br />
schafft den Spagat zwischen<br />
Lehrerautorität und<br />
persönlicher Nähe zu den<br />
Schülern. Zwar hat sich der<br />
Lehrerberuf im Laufe der Zeit<br />
stetig geändert. Die Kinder<br />
werden durch Medien vermehrt<br />
abgelenkt und verlangen nach<br />
mehr „Action“ im Unterricht.<br />
Doch Sabine Preuß gelingt dies<br />
auf Grund ihrer eigenen<br />
Faszination an individuellen<br />
Persönlichkeiten und auf Grund<br />
großer Berufserfahrung<br />
fabelhaft.<br />
Schade findet sie, dass der<br />
heutige Lehrer viel mehr Zeit<br />
im Arbeitszimmer als früher<br />
verbringt: Verwaltungsaufgaben<br />
haben in den letzten<br />
Jahren gegenüber der<br />
pädagogischen Arbeit an<br />
Gewicht gewonnen.<br />
Wenn sie nicht Lehrerin geworden<br />
wäre, hätte sie wohl einen<br />
Berufsweg eingeschlagen, der viel<br />
mit Tieren zu tun hat: Tierärztin,<br />
Tierfotografin oder Tiertrainerin.<br />
Wie auch immer, ich bin froh, dass<br />
sie Lehrerin geworden ist! Von ihr<br />
kann so manch anderer Kollege<br />
noch was lernen. Danke, Sabine.