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Ausgabe 10/03 - meins magazin

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Fehlerfreie IT<br />

36 ErkenntnisReich<br />

Auf der Suche nach dem Optimum<br />

Wir leben in einer hochtechnisierten Welt und verlassen uns in<br />

nahezu allen Lebensbereichen auf softwaregesteuerte Systeme oder<br />

Geräte. Doch was geschieht, wenn diese plötzlich ihren Dienst<br />

versagen?<br />

Ein junger Mann steht an der Kasse des Supermarkts. Während die Kassiererin seine<br />

EC-Karte in den Schlitz des kleinen Terminals einführt, das bargeldloses Bezahlen möglich<br />

macht, packt er noch einen Salatkopf oben in den mit Einkäufen prall gefüllten Rucksack.<br />

Als er wieder aufblickt, streckt ihm die Kassiererin die Karte aus Plastik entgegen. „Ist nicht<br />

gültig“, sagt sie tadelnd. „Haben Sie denn kein Bargeld dabei?“<br />

Solche und ähnliche Situationen spielten sich in den ersten Tagen des Jahres 20<strong>10</strong> vielleicht<br />

tausendfach an Kassen und an Geldautomaten ab. Aufgrund eines Softwarefehlers auf<br />

bestimmten Chips von bis zu 3 Mio. EC- und Kreditkarten verschiedener Finanzinstitute<br />

konnte die Jahreszahl 20<strong>10</strong> nicht verarbeitet werden. Das verursachte einen<br />

Transaktionsabbruch, wenn Kunden mit den betroffenen Karten versuchten, bargeldlos<br />

an sogenannten POS-Terminals (Point of Sale) zu bezahlen oder Geld am Bankautomaten<br />

abzuheben.<br />

Softwaregestützte Systeme sorgen auch da für einen zumeist reibungslosen Ablauf<br />

alltäglicher Vorgänge, wo sie von Menschen, die nicht gerade ein Informatikstudium<br />

absolviert haben, kaum vermutet werden. Das betrifft neben dem Zahlungsverkehr nicht nur<br />

den heimischen PC, das Internet, Mobiltelefone und MP3-Player. Stattdessen kommt von<br />

Menschen programmierte Software zur Steuerung elektronischer Geräte wie Rasierapparate,<br />

aber auch in Fahrstühlen, Verkehrsleitsystemen, Autos oder Flugzeugen zum Einsatz.<br />

Fehlbarkeit ist menschlich<br />

So enthält ein PKW eine Vielzahl an Geräten und kleinen Rechnern, welche etwa die Airbag-<br />

und Bremssysteme steuern und automatisch in die Fahrdynamik eingreifen können, um<br />

beispielsweise die Räder abzubremsen sowie die Drehzahl des Motors zu senken oder zu<br />

erhöhen. Von der plan- und ordnungsgemäßen Funktionsweise solcher Software hängen<br />

also nicht nur der tägliche Einkauf und eine glatte Rasur ab, sondern auch die Sicherheit der<br />

Fahrzeuginsassen.<br />

Dennoch kommt es auch bei solchen Systemen zu Fehlern, wie sich zuletzt Anfang Februar<br />

im großen Stil zeigte, als der weltweit größte Autobauer Toyota eine Rückrufaktion für sein<br />

Modell „Prius“ einleitete, von der laut Medienberichten zunächst rund 437.000 Fahrzeuge<br />

betroffen waren. Der Grund für den Rückruf lag in einer fehlerhaften Software des ABS-<br />

Systems (Antiblockiersystems), die auf unebenen Straßen oder bei Schlaglöchern zu einem<br />

kurzzeitigen Versagen der Bremsen führen konnte.<br />

Mehr Informationen zu den<br />

Forschungsprojekten der Saarbrücker<br />

Informatik gibt es im Internet unter:<br />

www.avacs.org<br />

www.verisoft.de<br />

Der Airbus 380 ist das derzeitig größte zivile<br />

Verkehrsflugzeug, das in Serienfertigung<br />

produziert wird. Es ist mit einer<br />

automatischen Schubkontrolle ausgestattet,<br />

die direkt in die Triebwerkselektronik<br />

eingreift.<br />

Nun ist Fehlbarkeit unbestritten eine menschliche Eigenschaft. Da darf es nicht verwundern,<br />

wenn auch Softwareentwicklern beim Programmieren eines Quellcodes Fehler unterlaufen,<br />

die für die genanten Probleme verantwortlich sind. – Auch in sicherheitskritischen Systemen,<br />

von deren einwandfreiem Funktionieren Menschenleben abhängen.<br />

Verified in Germany<br />

Forscher sind allerdings der Ansicht, dass solche Fehler doch nicht unvermeidbar sind. So<br />

behauptet die Informatik der Universität des Saarlandes, sie könne zeigen, wie garantiert<br />

fehlerfreie funktionierende Software entwickelt wird und zeigt dies in verschiedenen<br />

Forschungsprojekten und der Lehre.<br />

Eines dieser Forschungsprojekte ist der durch die Deutsche Forschungsge<strong>meins</strong>chaft<br />

(DFG) geförderte Sonderforschungsbereich „AVACS“, an dem neben Saarbrücken auch<br />

die Universitäten in Oldenburg und Freiburg sowie das Max-Planck.Institut für Informatik<br />

beteiligt sind. Darin bemühen sich Forscher darum, Methoden zur Vorhersage der<br />

Verlässlichkeit komplexer Systeme wie etwa der Schubkraftsteuerung im Airbus 380 zu<br />

geben. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die automatische Fehlerdiagnose von<br />

Steuerungssystemen in Verkehrsmitteln, deren Sicherheit mit mathematischen Methoden<br />

nachgewiesen werden soll.<br />

Das zweite Projekt firmiert unter der Bezeichnung „Verisoft XT“, das seit 2007 vom<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund zwölf Mio. Euro über drei<br />

Jahre finanziert wird. Im Rahmen des Vorgängerprojekts „Verisoft“ seien bereits seit dem<br />

Jahr 2001 Methoden zur formalen Verifikation komplexer Computersysteme entwickelt<br />

worden, mittels derer bewiesen werden könne, dass Computersysteme ihre mathematisch<br />

exakten Vorgaben konkret erfüllten. Nun machen sich die Forscher darum verdient, ein<br />

Qualitätssiegel mit der Bezeichnung „Verified in Germany“ zu entwickeln und die im ersten<br />

Projekt entwickelte Methode auf existierende Industrieprojekte anzuwenden. Für diese solle<br />

der mathematische und maschinell überprüfte Beweis erbracht werden, dass die betrachteten<br />

Computersysteme im Entwurf Null Fehler enthalten.<br />

Das sind ehrgeizige Ziele, zumal die computergestützten Verifikationswerkzeuge, die<br />

menschliche Fehler bei der Programmierung ausschließen sollen, wiederum auf von<br />

Menschen erdachten Systemen beruhen. Nichtsdestotrotz soll den Forschungen Erfolg<br />

gewünscht werden. Schließlich sorgt menschliches Fehlverhalten im Verkehr schon an ganz<br />

anderer Stelle für Probleme, auf die gut zu verzichten ist.<br />

Thomas Heinen<br />

ABS<br />

Das ABS ist ein System, das in erster<br />

Linie die Fahrsicherheit beim Bremsen<br />

erhöht. Dabei wird bei einer Bremsung der<br />

Bremsdruck auf die Räder automatisch<br />

vermindert, um deren Blockieren zu<br />

verhindern. Das kann lebensrettend sein,<br />

denn blockierte Räder, die sich nicht mehr<br />

drehen, lassen sich kaum mehr lenken und<br />

brechen aus der Spur.<br />

ErkenntnisReich 37

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