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50 - Alexander von Humboldt-Stiftung

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„Das Kreuzfahrerbild polarisiert, verteufelt den Gegner<br />

und suggeriert Gottgewolltheit als Rechtfertigung<br />

für aggressives Handeln.“<br />

****************<br />

“The crusader image polarises, demonises the enemy<br />

and suggests that aggressive action is justified since<br />

it is willed by God.”<br />

>> Hunt: Nun, es war nicht so, dass Muslime fortan besonders vorteilhaft<br />

dargestellt wurden. Auch altruistische Sichtweisen sucht man in<br />

zeitgenössischen Darstellungen meist vergebens. Aber der Missionsgedanke<br />

jener Zeit ließ die Künstler Muslime nun als zu Bekehrende und<br />

Bekehrbare darstellen. Es entstand eine dialogische Perspektive, die<br />

den Christen auch den Blick auf sich selbst eröffnete.<br />

>> Kosmos: Vom amerikanischen Präsidenten George W. Bush und<br />

mehr noch <strong>von</strong> den islamischen Terroristen der Al Qaida wurde das<br />

Kreuzfahrerbild auch in unserer Zeit benutzt. Wie kommt es, dass dieses<br />

Motiv, das viele hundert Jahre alt ist, immer noch lebt und Resonanz<br />

in einer breiten Öffentlichkeit auslöst?<br />

>> Hunt: Das Kreuzfahrermotiv ist ein fester Bestandteil im historischen<br />

Gedächtnis. Bei den Muslimen ruft es binnen Sekunden die Erinnerungen<br />

an vergangene Verbrechen des Westens wach. Bei beiden Seiten<br />

wirkt es verlässlich polarisierend und verteufelt den Gegner. Und es<br />

suggeriert Gottgewolltheit als Rechtfertigung für aggressives Handeln.<br />

>> Kosmos: Dabei spielt der Wille Gottes im säkularisierten Westen<br />

immer weniger eine Rolle …<br />

>> Hunt: Präsident Bush hat sich bei seiner Entscheidung für den<br />

jüngsten Krieg im Irak jedenfalls darauf bezogen. Diese Berufung auf<br />

gottgegebene Autorität passt zu der simplen Alternative, die hier formuliert<br />

wird: Wenn ihr nicht mit uns seid, seid ihr gegen uns. Dagegen<br />

haben islamische Terroristen bei ihren Anschlägen auf westliche Ziele<br />

auch muslimische Opfer, die dort lebten, in Kauf genommen, etwa bei<br />

den Londoner Bombenanschlägen im letzten Juli. Dieser Konflikt<br />

zeigt, dass wir unbedingt einen Dialog brauchen, auch wenn er<br />

schmerzlich sein wird und lange dauert. Unser Bild <strong>von</strong>einander spielt<br />

dabei ein wichtige Rolle. Nicht nur für die Verfestigung bereits herrschender<br />

Einstellungen, sondern auch für das Entstehen <strong>von</strong> neuen.<br />

15 >> <strong>Humboldt</strong> kosmos 86/2005<br />

Titelthema – Die Macht der Bilder Coverstory – The Power of Images<br />

>> Kosmos: In our modern days, too, the image of the crusader has been<br />

used by American President George W. Bush and, even more, by the Islamic<br />

terrorists of Al Qaida. How come this motif, which is several hundred<br />

years old, still thrives and can trigger a response among a broader public?<br />

>> Hunt: The motif of the crusader is an integral element of the historical<br />

memory. Among the Muslims, it will revoke reminiscences of crimes<br />

committed by the West in the past within seconds. On both sides, it has a<br />

reliably polarising effect and demonises the enemy. And it suggests that<br />

aggressive action is justified since it is willed by God.<br />

>> Kosmos: And yet God’s will is playing an ever diminished role in the<br />

secularised West …<br />

>> Hunt: At any rate, President Bush referred to it when opting for the<br />

recent war in Iraq. This appeal to God-given authority fits in with the<br />

simple choice given here: if you’re not with us, you’re against us. Conversely,<br />

in their attacks on Western targets, extreme Muslim groups have<br />

also accepted casualties among Muslims, as in the London bombings last<br />

July. This polarisation demonstrates that the need for ongoing dialogue<br />

and negotiation, albeit a painstaking and slow process, is ever more crucial.<br />

Mutual visual imagery plays an important part in both the reinforcing<br />

of existing attitudes and the forging of new ones.<br />

Zweikampf zwischen<br />

Richard I. und Saladin<br />

A duel between Richard I<br />

and Saladin

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