50 - Alexander von Humboldt-Stiftung

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******************** „ Außerhalb Bayerns brauche ich immer eine Weile, bis ich verstehe, dass die Deutschen, die mich auf der Straße nicht grüßen, nicht unfreundlich sind, es sind nur keine Bayern.“ ******************** “When I am outside of Bavaria it always takes a while for me to understand that the Germans who do not recognise me on the street are not unfriendly, they are just not Bavarians.” mehr zu kriegen ist – vorausgesetzt ich habe meine Recherchen in diesem Sommer sorgfältig genug durchgeführt. Schließlich, in den sonnigen Juniwochen des Jahres 1970, erlebten wir gemeinsam, wie die deutsche Nationalmannschaft in der Fußballweltmeisterschaft nacheinander Marokko, Bulgarien, Peru und England besiegte, bis sie schließlich im „Spiel des Jahrhunderts“ gegen Italien verlor. Der Kaiser, Franz Beckenbauer, war elegant, kreativ und machte selbst bei der Niederlage eine gute Figur. Auch wenn ich ihn nie persönlich kennen gelernt habe, so fühlte ich mich durch die Beckenbauers von nebenan doch immer sehr mit ihm verbunden. Auch die Oper wurde ein Teil meines Lebens in jenem Jahr. Ich hatte noch nie in einer Stadt gelebt, in der es eine Oper gab, und war sehr gespannt darauf. Ich fand heraus, dass es im oberen Bereich des Zuschauerraums der Bayerischen Staatsoper billige Stehplätze gab. Für einen Hinterwäldler („Bauerntölpel“ trifft es nicht wirklich) aus dem amerikanischen Mittleren Westen war ein Besuch der Staatsoper ein echtes Erlebnis. Er begann immer mit einem Cognac in der Opernbar, gefolgt von dem langen Aufstieg zu meinem Stehplatz im Dachgeschoss des Theaters, um dann bei der Vorführung von Musik, Gesang und Tanz zu kulminieren. Eine Aufführung ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben, „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner. Ich weiß nicht mehr, wer die Sänger waren oder wer dirigiert hat, aber an eines erinnere ich mich genau: Die Vorführung begann um 18.00 Uhr und endete um 23.30 Uhr. Eine lange Zeit zum Stehen. Das akademische Jahr 1969/70 war ein wunderbares Jahr. Bayern wurde ein Teil meines Lebens. Ich lernte Deutsch und fand heraus, was es bedeutet, ein Bayer zu sein im Unterschied zu einem Preußen oder einem Schwaben. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich auch in meiner wissenschaftlichen Arbeit Fortschritte machte? Bayerische Anziehungskraft Man weiß im Leben nie, ob eine zufällige Begegnung, Erfahrung oder ein Erlebnis sich als Beginn einer langen Beziehung oder als Sackgasse herausstellt. In meinem Fall hat mich die Alexander von Humboldt- Stiftung auf einen Weg gebracht, der bis heute noch nicht zu Ende ist. In den 70er Jahren kam ich immer wieder für kurze Besuche zurück nach München und jedes Mal staunte ich über die Veränderungen. Manches empfand ich zunächst als Nachteil. So waren gegen Ende der 70er Jahre alle meine bayerischen Lieblingsrestaurants verschwunden. An ihre Stelle waren italienische und jugoslawische Gaststätten getreten. Allerdings begriff ich schnell, dass die ethnische Vielfalt München nur noch interessanter machte. Den Sommer 1983 verbrachte ich wieder in Bayern, dann die Jahre von 1985 bis 1987 und die Sommer der Jahre 1989, 1992 und 2005 mit vielen Kurzbesuchen zwischendurch. Je öfter ich zurückkehrte, desto mehr wurde mir bewusst, wie heimisch ich mich in diesem Land fühl- 36 >> Humboldt kosmos 86/2005 Deutschland im Blick View onto Germany beautiful to watch even in defeat. Somehow, although I have never met him, I have always felt that I had a connection to him through my neighbours, the Beckenbauers. The opera also became a part of my life that year. I had never lived in a city with an opera, and I thought that opera might be interesting. I learned that the Bavarian State Opera had cheap tickets for standing room in the upper reaches of the theatre. For an American Midwestern hayseed (not quite a Bauerntölpel), going to the Staatsoper was an experience. It would begin with a cognac in the opera café, continue with the long climb to my post in the attic of the theatre, and culminate with the music, singing, and dance. I remember one performance in particular, Wagner’s “Tristan and Isolde”. I do not remember the singers or conductor, but I do remember that it started at 6 p.m. and ended at 11:30 p.m. It was a long time to stand. The academic year of 1969-1970 was a glorious year. Bavaria became a part of my life. I learned to speak German and discovered something of what it meant to be a Bavarian rather than a Prussian or a Swabian. Did I mention that I got some research done? The lure of Bavaria You never know whether a chance meeting, experience or an event in your life is the beginning of a long relationship or a dead end. In my case, the Alexander von Humboldt Foundation put me on a road that has not yet had an end. I came back to Munich during the 1970s for many short visits and marvelled at the changes, some of which seemed at first to be downsides. By the last years of the 70s all my favourite Bavarian restaurants were gone. In their place were Italian and Yugoslavian eateries. What I quickly discovered was that ethnic diversity made Munich a much more interesting place. I came back to Bavaria for a summer in 1983, for two years from 1985 to 1987, and again for the summers of 1989, 1992, and 2005, with many short visits in between. As I returned, I became more and more aware how comfortable I was in this land. It is not because it is the most exciting place in Germany. During our long stay in 1985-1987, I took my twelve-year-old daughter Alison, who is, I am delighted to write, a Humboldt Fellow too, to Berlin for a visit. In those last years of a divided Berlin the city had a pulse that was similar to the beat of New York City. One evening we were walking down the Kurfürstendamm, or the Ku’damm as Alison quickly learnt to call it, after a day spent touring East Berlin and then going through the Pergamon Museum. The Ku’damm was ablaze with lights and filled with people. “Weißt du was, Vati,” she said, “Im Vergleich zu Berlin ist München ein Kuhdorf.” Alison was right (at least in part). Munich is gemütlich. It seduces you with its charm and character, not with its brashness. But the key question is: why does Bavaria and Munich exercise such a strong pull on my imagination? I have visited almost every corner of
te. Es lag nicht daran, dass es etwa die aufregendste Gegend in Deutschland wäre. Während unseres langen Aufenthaltes 1985 bis 1987 nahm ich meine 12-jährige Tochter Alison (die, wie ich mit Stolz berichten kann, ebenfalls Humboldt-Stipendiatin ist) mit auf eine Reise nach Berlin. In jenen letzten Jahren als geteilte Stadt hatte Berlin einen Lebensrhythmus, der dem New Yorks vergleichbar war. Eines Abends gingen wir den Kurfürstendamm – oder Ku’damm, wie Alison ihn schnell zu bezeichnen lernte – entlang nach einem Tag, den wir erst mit einer Tour durch Ost-Berlin und dann im Pergamon-Museum verbracht hatten. Der Ku’damm war hell erleuchtet und voller Menschen.„Weißt Du was, Vati“, sagte sie, „im Vergleich zu Berlin ist München ein Kuhdorf.“ Alison hatte recht, zumindest teilweise. München ist eine gemütliche Stadt. Es be- 37 >> Humboldt kosmos 86/2005 Germany. No other part of the country has captivated me as Bavaria. There are obvious reasons. The Bavarian countryside is spectacularly green, lush, and beautiful with a carpet that stretches to its southern mountainous walls. As I sit in my study in Washington, D.C. writing this essay, I remember the trips that we took this summer to Bad Tölz, Garmisch, Tegernsee, Kloster Ettal, Murnau, Walchensee and beyond. I see a narrow winding road snaking through rolling green meadows with the mountains framing the background (I must confess that there was a little bit of rain this summer). The institute that I worked in during this stay also reminded me how Bavarians connect with their land. The Monumenta Germaniae Historica (German Institute for Medieval Research) takes a day each year to make an Ausflug (there is no English word or phrase that captures the rich meaning of Der Kaiser: durch die Beckenbauers von nebenan immer mit ihm verbunden The Kaiser. Always connected to him through his nextdoor neighbours
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