Download Jahresheft - Berner Heimatschutz
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d’Aire“ in Genf (1920–23 von Architekt Arnold Hoechel mit Paul<br />
Aubert) 32 . oder die Siedlung der Heimstätten-Genossenschaft „Gartenfreund“<br />
in Riehen bei Basel (1923 von den Architekten Bercher &<br />
Tamm). 33 Ein eindeutiges Vorbild für Vicaris Fischerwegbauten konnte<br />
nicht ausfindig gemacht werden. Wir wissen auch nicht, wie genau er die<br />
Bauten seines Generationsgenossen Heinrich Tessenows gekannt hat.<br />
Sicher ist, dass Vicari als Bauunternehmer für mehrere Wohnkolonien<br />
die entsprechenden Strömungen verfolgt hat und aus den zahlreichen<br />
aktuellen Ideen eine eigenständige ‚kleinstädtische’ Gesamtanlage<br />
komponiert hat. Tessenow war in der Zwischenkriegszeit sehr bekannt,<br />
sein Hausbau und dergleichen war kurz nach der Publikation an vielen<br />
Universitäten bekannt und wurde viel gelesen. 34 Fast alle Merkmale der<br />
Fischerwegsiedlung finden auch in Tessenows Bauten ihre Vorläufer.<br />
Dabei ist eindeutig, dass aus dem Konzept und seiner architektonischen<br />
Formulierung am Fischerweg dieselbe Geisteshaltung wie aus Heinrich<br />
Tessenows ‚gebauten Theorien’ spricht, und das gilt für zahlreiche<br />
weitere Beispiele des damaligen Kleinwohnungsbaus in der Schweiz. 35<br />
Wir dürfen daher annehmen, dass mit dem Bau der Fischerweg-Häuser<br />
und deren funktionalen Vorzügen noch grössere Hoffnungen impliziert<br />
wurden als nur die Absicht, den Bewohnern ein bezahlbares Dach über<br />
dem Kopf zu geben: Hier sollte der Berufshandwerker und Arbeiter eine<br />
Heimstätte besitzen, in welcher er samt seiner Familie dank Garten,<br />
Keller und der geräumigen Verbindungshalle verschiedenen Tätigkeiten<br />
nachgehen und zum zufriedenen Menschen werden konnte, was in<br />
einem städtischen Mietshaus noch gar nicht zur Diskussion gestanden<br />
hatte. Auch am Fischerweg wohnten zu Beginn mehrere Handwerker<br />
(Schlosser, Elektriker, Mitarbeiter der Selve-Werke und der<br />
Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte). 36 Der Garten warf einen<br />
Ertrag ab, die Gelegenheit für die Haltung von Kleintieren in den<br />
Verbindungshallen versorgte die Familien mit Nahrungsmitteln und trug<br />
zur ganzheitlich wirtschaftenden Familie und ihrer weitgehenden<br />
Selbstversorgung bei – ein Lebensentwurf, der nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg allmählich wieder an Notwendigkeit verlieren sollte, was sich<br />
auch in den verstärkt massenorientierten Siedlungskonzepten<br />
niederschlägt.<br />
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