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Geschäftsbericht der Sonnenhof AG Bern - Elternschule Engeried ...

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Wirbelsäulenchirurgie<br />

22<br />

Rückenprobleme – kennen – können – kosten.<br />

Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie<br />

Viele Rückenprobleme sind zum Glück nichts<br />

Ernstes, ein Hexenschuss lin<strong>der</strong>t meist nach<br />

einigen Tagen und ist in <strong>der</strong> Regel nach 3<br />

Wochen verschwunden (mit und ohne Behand-<br />

lung, die Natur macht’s möglich). Ganz ähnlich<br />

ist die Situation bei einem Bandscheibenvorfall<br />

mit einer Nervenkompression; auch wenn in <strong>der</strong><br />

ersten Phase die Situation sehr bedrohlich wirkt,<br />

beobachtet man bei 2/3 <strong>der</strong> Fälle eine spontane<br />

Besserung innerhalb von 3 Wochen.<br />

Aber es gibt auch die an<strong>der</strong>e Problematik: eine<br />

Diskushernie kann einen Nerv <strong>der</strong>art kompro-<br />

mittieren, dass die Schmerzen nicht auszuhalten<br />

sind o<strong>der</strong> sogar zu einer Lähmung führen. Dann<br />

ist rasche Hilfe gefragt und eine operative<br />

Entlastung ist angezeigt.<br />

Während ein Bandscheibenvorfall rasch auftritt<br />

und auch akute Schmerzen verursacht, ist es bei<br />

<strong>der</strong> Krankheit des engen Spinalkanals, die durch<br />

die Abnützung <strong>der</strong> Bewegungssegmente<br />

entsteht, ein schleichen<strong>der</strong> Prozess und entspre-<br />

chend dauert es sehr lange bis sich Symptome<br />

manifestieren. Gelegentlich sind die Beschwer-<br />

den <strong>der</strong>art atypisch, dass alles an<strong>der</strong>e vermutet<br />

(und auch so behandelt) wird. Häufig werden<br />

diese Beschwerden, welche vor allem bei<br />

älteren Menschen auftreten, verkannt und als<br />

eine Nervenkrankheit (Polyneuropathie, Restless<br />

Legs u.a.) etikettiert. Zwar ist diese Diagnose<br />

rein deskriptiv korrekt, die Ursache liegt aber<br />

Prof. Dr. med. Paul F. Heini<br />

Leiter Wirbelsäulenchirurgie Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />

Buchserstrasse 30 | 3006 <strong>Bern</strong><br />

Tel. +41 31 358 17 90<br />

wirbelsaeule@sonnenhof.ch<br />

häufig nicht in <strong>der</strong> Nervendegeneration per se<br />

son<strong>der</strong>n hat letztlich eine mechanische Ursache.<br />

Hier ist eine korrekte Bildgebung und <strong>der</strong>en<br />

Interpretation gefragt – und ggf. dann die<br />

chirurgische Intervention. Gewisse Fachdiszipli-<br />

nen zeigen bei diesen Krankheiten eine erstaun-<br />

liche Fixierung auf den eigenen Nabel und<br />

vergessen, dass die Ursache für die Schmerzen<br />

nicht in den Füssen o<strong>der</strong> den Nerven liegt,<br />

son<strong>der</strong>n im Rücken.<br />

Im Hinblick auf die demographische Entwick-<br />

lung ist die Erkrankung des engen Spinalkanals<br />

(Spinalstenose) von allen Wirbelsäulenproble-<br />

men wohl am bedeutendsten.<br />

Wenn erwähnte Beschwerden bestehen - eine<br />

korrekte Diagnosestellung vorausgesetzt - kön-<br />

nen diese verhältnismässig einfach und kosten-<br />

günstig mit einer Erweiterung des Spinalkanals<br />

behandelt werden und so dem Patienten ein<br />

hohes Mass an Lebensqualität zurückgeben.<br />

Wenn die Abnutzung sehr stark ausgeprägt ist,<br />

sodass die Wirbel instabil sind, muss zusätzlich<br />

eine Stabilisierung durchgeführt werden. Damit<br />

kann <strong>der</strong> Patient nach <strong>der</strong> Operation rasch<br />

wie<strong>der</strong> belasten, allerdings sind die Implantate<br />

zur Stabilisierung entsprechend teuer.<br />

Eine weitere rasant zunehmende Problematik<br />

sind Verkrümmungen <strong>der</strong> Wirbelsäule infolge<br />

Abnützung. Durch die Deformität, die sich als<br />

Skoliose und/o<strong>der</strong> Kyphose manifestiert, gerät<br />

<strong>der</strong> Rumpf aus dem Lot und zwingt die Patienten<br />

in eine gebückte Haltung. Hier kann man jetzt<br />

dank neuen chirurgischen Techniken mit sog.<br />

minimal invasiven Verfahren von vorne die<br />

Wirbelsäule begradigen. Bis zu drei Bandschei-<br />

ben werden dabei entfernt, die Zwischenwirbel-<br />

räume aufgerichtet und zur Verknöcherung<br />

gebracht. Damit kann man erstaunliche Ergeb-<br />

nisse erzielen – sowohl radiologisch, aber auch<br />

klinisch. Speziell geformte Platzhalter, welche<br />

sich mittels Spezialwerkzeugen einbringen<br />

lassen und mit biologisch aktiven Eiweissen<br />

(bone morphogenic protein, BMP) gefüllt<br />

werden, erlauben es, die Wirbelsäule zu korri-<br />

gieren und innerhalb von 3 Monaten stabil zu<br />

verknöchern. Die Kehrseite dieser Behandlung<br />

sind wie<strong>der</strong> die Kosten für die Implantate und<br />

den Knochenersatz. Um die Fr. 10‘000.- kosten<br />

allein diese Materialien im Durchschnitt, um eine<br />

solche Wirbelsäule zu behandeln; Operations-<br />

saal, Narkose und Pflege nicht inbegriffen. Im<br />

Zeitalter <strong>der</strong> Fallpauschalen sind wir hier in einer<br />

schwierigen Situation, die auch ethische Fragen<br />

aufwirft: Wollen und können wir es uns leisten,<br />

diese Behandlungen bei allen Patienten anzu-<br />

wenden o<strong>der</strong> bleiben solche Behandlungen nur<br />

noch Patienten mit einer Zusatzversicherung<br />

vorbehalten?<br />

Aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Bevölkerungsstruktur<br />

lässt sich die künftige Entwicklung haargenau<br />

voraussagen – die Babyboomer kommen ins<br />

Pensionsalter! In Kenntnis <strong>der</strong> Prävalenz <strong>der</strong><br />

einzelnen Krankheiten kann man sich auch<br />

relativ klar ausmalen, wie viele effektiv Kranke<br />

für die individuellen Probleme zu erwarten sind.<br />

Wir alle sind potentielle Kandidaten in diesem<br />

ORTHOPÄDIEortho<br />

spine sport<br />

Karussell. Es ist tröstlich zu wissen, dass die<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> Medizin es erlauben, komple-<br />

xe Behandlungen auch bei älteren Patienten<br />

sicher durchzuführen. Für den einzelnen Patien-<br />

ten ist dies ein Segen, sie bieten Lebensqualität,<br />

Selbständigkeit und gewährleisten auch für<br />

ältere Leute ein hohes Mass an Autonomie – eine<br />

Qualität, <strong>der</strong>en wahre Bedeutung im Alter erst<br />

richtig zum tragen kommt.<br />

Dass damit einhergehend auch höhere Kosten<br />

entstehen ist selbstredend. Im Spannungsfeld<br />

zwischen dem durchaus sinnvoll Machbaren und<br />

den damit verbundenen Kosten sind wir als Ärzte<br />

zunehmend einem Konflikt ausgesetzt: Die<br />

durchzuführende Behandlung wäre sinnvoll,<br />

allein die Kosten <strong>der</strong> Operation übersteigen<br />

aber die Pauschalabgeltung durch die Versiche-<br />

rung. Darf o<strong>der</strong> muss man das dem Patienten<br />

sagen?<br />

Auch wenn die Kostendiskussion im Gesund-<br />

heitswesen allgegenwärtig ist, scheint das beim<br />

individuellen Patienten kein Thema zu sein, denn<br />

es wird ja kommuniziert, dass mit <strong>der</strong> Grundver-<br />

sicherung für alle Versicherten die Behandlung<br />

gewährleistet ist.<br />

Die Abgeltung mit Pauschaltarifen ist unter <strong>der</strong><br />

voraussehbaren Bevölkerungsentwicklung<br />

kritisch einzuschätzen – niemand kann unter<br />

solchen Voraussetzungen längerfristig eine<br />

Versorgung gewährleisten: Das Spital wird<br />

opponieren, <strong>der</strong> Schwarze Peter wird letztlich an<br />

den Arzt delegiert, welcher sich dann mit dem<br />

medizinischen Problem einerseits und den

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