Geschäftsbericht der Sonnenhof AG Bern - Elternschule Engeried ...
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Klinik <strong>Sonnenhof</strong><br />
Buchserstrasse 30<br />
CH-3006 <strong>Bern</strong><br />
Telefon +41 (0)31 358 11 11<br />
Telefax +41 (0)31 358 19 01<br />
Klinik <strong>Engeried</strong><br />
Riedweg 15 | Postfach<br />
CH-3001 <strong>Bern</strong><br />
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www.sonnenhof.ch<br />
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<strong>Geschäftsbericht</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> <strong>Bern</strong><br />
2010
2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort des Präsidenten des Verwaltungsrates 4<br />
Ausgewählte Themen zur Geschäftsentwicklung 2010<br />
Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong> 12<br />
Kniegelenkschirurgie 13<br />
Hüftchirurgie 16<br />
Fusschirurgie 20<br />
Wirbelsäulenchirurgie 22<br />
Organigramm <strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> <strong>Bern</strong> 28<br />
Kennzahlen <strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> <strong>Bern</strong> 30<br />
Mitgliedschaften/Beteiligungen/Business Partners 32
Vorwort<br />
4<br />
Gesundheitspolitik<br />
Zentrales Thema <strong>der</strong> Gesundheitspolitik war<br />
auch im Berichtsjahr das revidierte Krankenversi-<br />
cherungsgesetz (KVG), nicht nur für die Sonnen-<br />
hof <strong>AG</strong>, son<strong>der</strong>n für alle Spitäler, ob privat o<strong>der</strong><br />
öffentlich.<br />
Für das Jahr 2012 ist bekanntlich schweizweit <strong>der</strong><br />
Übergang zur neuen Spitalfinanzierung (lei-<br />
stungsbezogene Fallpauschalen, «Swiss DRG»,<br />
gleiche Finanzierungsregeln für öffentliche und<br />
private Spitäler, kantonale Spitallisten) geplant.<br />
Aufmerksam haben wir die Vorbereitungen in<br />
den verschiedenen Kantonen verfolgt und<br />
feststellen müssen, dass praktisch überall<br />
versucht wird, die heutige unglückliche Mehr-<br />
fachrolle <strong>der</strong> Kantone (Gesetzgeber, Spitalbetrei-<br />
ber, Spitalplaner, Tarifinstanz usw.) in die Zukunft<br />
hinüber zu retten. Die Kantone wollen den<br />
Privatspitälern in ihre Strategie, das Leistungsan-<br />
gebot und die Betriebsführung, ja selbst in die<br />
allfällige Gewinnverwendung hineinreden.<br />
Zudem entscheidet die Berücksichtigung auf <strong>der</strong><br />
kantonalen Spitalliste über Sein o<strong>der</strong> Nichtsein<br />
eines Spitals.<br />
Spitäler werden in drei Kategorien unterteilt:<br />
A. Listenspitäler<br />
Spitäler, welche <strong>der</strong> jeweilige Kanton auf seine<br />
Spitalliste aufnimmt, werden ihre Leistungen<br />
nach Swiss DRG abrechnen. Diese Leistungen<br />
werden von den Kantonen zu maximal 55 %<br />
vergütet. Der Restbetrag wird von <strong>der</strong> Kranken-<br />
versicherung, bei welcher <strong>der</strong> Patient versichert<br />
ist, bezahlt. Offen ist nach wie vor noch, wieviel<br />
100 % (Baserate) in Franken sein wird.<br />
Die Hoffnung, dass eine schweizweite einheitli-<br />
che Baserate von wem auch immer festgelegt<br />
wird, schwindet inzwischen. Vielmehr wird jedes<br />
Spital mit den Krankenversicherungen „seine“<br />
Baserate aushandeln müssen.<br />
B. Vertragsspitäler<br />
Spitäler, welche nicht auf eine kantonale Spitalli-<br />
ste aufgenommen werden, müssen mit vertrags-<br />
willigen Krankenversicherungen einen individu-<br />
ellen Vertrag abschliessen, welcher 100 % <strong>der</strong><br />
Kosten (kein Kantonsbeitrag) abdeckt. Wir gehen<br />
davon aus, dass namentlich im Kanton <strong>Bern</strong><br />
keine Krankenversicherung solche Verträge<br />
abschliessen wird.<br />
C. An<strong>der</strong>e Spitäler<br />
Diese Spitäler erhalten we<strong>der</strong> vom Kanton, noch<br />
von den Krankenversicherungen irgendwelche<br />
Vergütungen und werden auf Selbstzahler<br />
angewiesen sein.<br />
Die Tendenz zum staatlichen Interventionismus<br />
ist auch im Kanton <strong>Bern</strong> ausgeprägt, wie die von
6<br />
<strong>der</strong> kantonalen Gesundheitsdirektion im<br />
Dezember 2010 in die Vernehmlassung ge-<br />
schickte Versorgungsplanung 2011 - 2014<br />
beweist. Die kantonalen Behörden versuchen,<br />
mit <strong>der</strong> Vorgabe von Fachbereichen und<br />
Maximal-Fallzahlen die einzelnen Spitäler und<br />
<strong>der</strong>en Angebote zu steuern. Maximal-Fallzahlen<br />
verhin<strong>der</strong>n, dass ein Spital Schwerpunkte bilden<br />
kann, welche es ermöglichen, qualitativ hervor-<br />
ragende und kostengünstige Leistungen zu<br />
erbringen. Warum? Bei entsprechendem Erfolg<br />
eines solchen Schwerpunktes o<strong>der</strong> Zentrums<br />
würde ein Spital expandieren und seine Markt-<br />
anteile zum Wohle des Patienten und Prämien-<br />
zahlers vergrössern. Mit <strong>der</strong> Erfahrung und <strong>der</strong><br />
Menge steigt die Qualität bei gleichzeitiger<br />
Kostensenkung. Genau dies verhin<strong>der</strong>t eine<br />
Fallzahlplafonierung, sie führt zu Unwirtschaft-<br />
lichkeit und qualitativer Mediokrität. Ebenso<br />
unverständlich ist die Zuteilung sogenannter<br />
hochspezialisierter Medizin ausschliesslich zum<br />
Inselspital, obschon auch die Privatspitäler seit<br />
Jahrzehnten erfolgreich in verschiedenen dieser<br />
Gebiete tätig sind. Was National- und Stän<strong>der</strong>at<br />
bei <strong>der</strong> KVG-Revision angestrebt haben, war das<br />
Gegenteil des aktuellen Kantons-Interventionis-<br />
mus, nämlich die Stärkung des Wettbewerbs auf<br />
<strong>der</strong> Grundlage von Qualität und Wirtschaftlich-<br />
keit.<br />
Tarifkrieg<br />
Nach jahrelangen und schliesslich gescheiterten<br />
Verhandlungen und juristischen Verfahren hat<br />
<strong>der</strong> Regierungsrat des Kantons <strong>Bern</strong> den<br />
Privatspitälern die sehr kurzfristig angesetzte<br />
Einführung eines DRG-Systems (APDRG,<br />
Vorläufer <strong>der</strong> künftigen Swiss DRG) auferlegt.<br />
Gleichzeitig hat er einen Fall-Basispreis (Basera-<br />
te) von Fr. 9’745.- festgelegt, während den<br />
öffentlichen Spitälern Fr. 10’785.- vergütet<br />
werden!<br />
Sowohl <strong>der</strong> Privatspital-Verband wie <strong>der</strong> Dach-<br />
verband <strong>der</strong> Krankenversicherer santésuisse<br />
haben dagegen rekurriert, mit dem Ergebnis,<br />
dass das Bundesverwaltungsgericht im März<br />
2010 in einem Zwischenentscheid den Tarif auf<br />
unrealistische und existenzgefährdende Fr.<br />
7’497.- festgelegt hat. Das Medienecho auf<br />
diesen Willkürentscheid war riesig und zu Recht<br />
wurde eine Schliessung <strong>der</strong> Privatspitäler mit<br />
entsprechen<strong>der</strong> Versorgungs-Notlage nebst dem<br />
Verlust von über 5’000 qualifizierten Arbeitsplät-<br />
zen befürchtet. Die Privatspitäler im Kanton <strong>Bern</strong><br />
behandeln jährlich 60’000 Patienten, was gut<br />
40% <strong>der</strong> Gesamtzahl stationärer Patienten<br />
entspricht.<br />
Bereits im Mai 2010 hat das Bundesverwaltungs-<br />
gericht seinen Entscheid revidiert und die<br />
Baserate provisorisch mit Fr. 9’745.- festgelegt,<br />
genau dem Wert, welcher die kantonale Gesund-<br />
heitsdirektion seinerzeit ermittelt hat. Damit hat<br />
sich das Bundesverwaltungsgericht, wenn gleich<br />
immer noch nicht definitiv, von den seit Jahren<br />
notorisch unrealistischen und politisch gefärbten<br />
Berechnungen <strong>der</strong> Eidgenössischen Preisüber-<br />
wachung distanziert.<br />
Wir warten seither immer noch auf einen<br />
definitiven Entscheid seitens des Bundesverwal-<br />
tungsgerichtes zu einer Baserate für das Jahr<br />
2010. Auch für das laufende Jahr ist noch keine<br />
definitive Baserate ausgehandelt o<strong>der</strong> verfügt<br />
worden.<br />
Sollte irgendwann in <strong>der</strong> Zukunft die definitive<br />
Baserate tiefer als die provisorisch festgelegte<br />
ausfallen, werden unzählige Nachfor<strong>der</strong>ungen<br />
seitens <strong>der</strong> Krankenversicherungen fällig. Die<br />
damit verbundenen Rückabwicklungen und<br />
Rückzahlungen werden sowohl unsere Admini-<br />
stration wie auch unsere Liquidität erheblich<br />
belasten.<br />
In dieser seit Jahren andauernden, von Rechts-<br />
unsicherheiten geprägten, zermürbenden<br />
Situation hat sich die Leitung <strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong><br />
entschlossen, einen Schritt nach vorne zu<br />
machen. Sie hat anfangs August 2010 zuerst mit<br />
den Krankenversicherern Visana und KPT, später<br />
mit einer Reihe weiterer Krankenversicherungen<br />
einen OKP-Tarifvertrag mit einer leicht reduzier-<br />
ten Baserate von Fr. 9’300.- für die Jahre 2010<br />
und 2011 bis zur Einführung von Swiss DRG<br />
abgeschlossen.<br />
Damit konnten wir mindestens partiell einen<br />
Schlussstrich unter den Tarifkrieg ziehen und<br />
Klarheit schaffen, um uns endlich wie<strong>der</strong> unseren<br />
Kernaufgaben widmen zu können. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
war es möglich, mit diesen Vereinbarungen den<br />
ganzen Aufwand für die Rückabwicklung längst<br />
erledigter Patienten-Rechnungen zu minimieren.<br />
Zu unserem Erstaunen wurde dieser Schritt<br />
sowohl von den privaten wie den öffentlichen
8<br />
Spitälern heftig kritisiert, während die Medien<br />
und das Publikum unsere vorwärtsgerichtete,<br />
flexible Haltung ausgesprochen begrüsst und<br />
unterstützt haben.<br />
Hier sei angemerkt, dass <strong>der</strong> erwähnte Tarifkrieg<br />
und unser OKP-Tarifvertrag sich auf stationäre<br />
Behandlungen an den knapp 70% allgemein<br />
versicherten Patienten bezieht. Für halb- und<br />
privatversicherte Patienten können wir bis Ende<br />
2011 noch die bereits 2009 mit allen Krankenver-<br />
sicherungen einzeln ausgehandelten Tarife<br />
anwenden. Im ambulanten Bereich gilt nach wie<br />
vor <strong>der</strong> Tarif Tarmed, welcher aber inzwischen<br />
ebenfalls per kantonalem Dekret massiv auf 90<br />
Rappen pro Taxpunkt reduziert wurde.<br />
Stärkung unserer Centers of Excellence<br />
Das Ärzteteam <strong>der</strong> Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong> wurde<br />
nach dem im Vorjahr begonnenen Ausbau mit<br />
Herrn Prof. P. Heini, zusätzlich mit den internatio-<br />
nal bekannten Aerzten, Herren Prof. H. Nötzli, Dr.<br />
T. Wyss, Dr. G. Flückiger und schliesslich Prof. St.<br />
Eggli massiv verstärkt. Die Klinik <strong>Sonnenhof</strong><br />
verfügt heute über ein orthopädisches Top-Zen-<br />
trum, das sämtliche Gebiete <strong>der</strong> Orthopädie und<br />
Neurochirurgie abdeckt. Wir verweisen auf die<br />
Spezialberichte <strong>der</strong> «Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong>» in<br />
diesem <strong>Geschäftsbericht</strong>.<br />
Auch das Team <strong>der</strong> Anästhesisten wurde mit Frau<br />
Dr. I. Rausch und Herrn Dr. M. Doser ergänzt.<br />
Im Bereich Kardiologie wurde die Zusammenar-<br />
beit mit dem Inselspital verstärkt und eine ganze<br />
Reihe von Spezialisten, welche am Inselspital<br />
tätig sind, in unser Ärztekollegium aufgenom-<br />
men.<br />
Das Zentrum für Frauenmedizin an <strong>der</strong> Klinik<br />
<strong>Engeried</strong> kann auf eine Konsolidierungsphase<br />
zurückblicken. Es ist nach wie vor ein führendes<br />
Brustzentrum mit hervorragend ausgebauter Dia-<br />
gnostik, welches die hohen Standards von EUSO-<br />
MA erfüllt. Auch die traditionell gut verankerte<br />
Geburtshilfe erfreute sich mit 1’039 Geburten<br />
grosser Beliebtheit und Anerkennung.<br />
Administration<br />
Unser Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung und<br />
Projektleiter Klinikinformationssystem, Herr Dr.<br />
med. Ch. Egger, ist im Berichtsjahr zu einer<br />
an<strong>der</strong>en Privatspitalgruppe übergetreten. Für<br />
seinen grossen Einsatz und seine Verdienste<br />
danken wir ihm herzlich.<br />
Herr Thomas Straubhaar, Geschäftsleitungsmit-<br />
glied, wurde per 01.01.2011 zum Stellvertreter<br />
des CEO und zum Chief Operating Officer<br />
beför<strong>der</strong>t.
10<br />
Betrieb<br />
Die Geschäftsleitung, siehe Organigramm in<br />
diesem Jahresbericht, hat an zahlreichen<br />
Sitzungen und in vielen Arbeits- und Projekt-<br />
gruppen sehr erfolgreich zur Bewältigung <strong>der</strong><br />
grossen Herausfor<strong>der</strong>ungen und Aufgaben<br />
beigetragen.<br />
Mit <strong>der</strong> Erweiterung des Schwerpunktes Ortho-<br />
pädie war in <strong>der</strong> Klinik <strong>Sonnenhof</strong> eine starke<br />
Zunahme <strong>der</strong> Operationstätigkeit und eine<br />
teilweise Verlagerung in die Klinik <strong>Engeried</strong><br />
verbunden. Entsprechend gross waren die<br />
organisatorischen und logistischen Anfor<strong>der</strong>un-<br />
gen.<br />
Eine beson<strong>der</strong>s hohe Arbeitsbelastung hatten im<br />
Berichtsjahr wie<strong>der</strong>um die Abteilungen Finanzen<br />
und Patientenadministration zu bewältigen.<br />
Unser Finanzchef, Herr M. <strong>Bern</strong>asconi, und die<br />
Leiterin <strong>der</strong> Patientenadministration, Frau M.<br />
Kühni-Garcia mit ihrem bewährten Team haben<br />
es wie<strong>der</strong>um geschafft, dass die <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong><br />
trotz dem Tarif-Wirrwarr, dem neuen DRG-Sy-<br />
stem und den immer zahlreicheren Verträgen im<br />
Zusatzversicherungs- und OKP-Bereich ihre<br />
Leistungen vollumfänglich abrechnen konnte.<br />
Die <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> hat auch 2010 eine äusserst<br />
komplexe Versorgungsaufgabe in schwierigem<br />
Umfeld dank ihren mehr als 800 Mitarbeiter/<br />
innen und den 150 Belegärzten/innen hervorra-<br />
gend bewältigt. Die mittlerweile für unser<br />
Personal schon fast zur Routine gewordenen<br />
strengen Qualitäts-Überprüfungen wurden alle<br />
mit grossem Erfolg bestanden, so z.B. die Swiss<br />
Leading Hospitals-Requalifizierung, ISO 9001,<br />
ISO/IEC 17025 (Laboratorien) und an<strong>der</strong>e mehr.<br />
Statistik<br />
Die Patienteneintritte aller Kategorien haben im<br />
Berichtsjahr zugenommen, stationär um 3.3%,<br />
teilstationär um 16.9% und ambulant um 8.1%.<br />
Die gleichzeitige leichte Abnahme <strong>der</strong> Pflegeta-<br />
ge zeigt bereits die Tendenz zur kürzeren<br />
Aufenthaltsdauer und Verlagerung in den<br />
tagesstationären Bereich. Die Geburtenzahl<br />
konnte von 1’016 auf 1’039 weiter gesteigert<br />
werden.<br />
Praktisch keine Verschiebung gab es beim<br />
«Pflegeklassen-Mix» <strong>der</strong> stationären Patienten.<br />
Der hohe Anteil <strong>der</strong> allgemeinen Pflegeklasse<br />
beträgt 68,4%, Halb-Privatpatienten 24,3%,<br />
Privatpatienten 7,3%. Diese, auch bei den<br />
an<strong>der</strong>en Stadtberner Privatspitälern übliche<br />
Verteilung unterstreicht die gemeinwirtschaftli-<br />
che Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> Kliniken und <strong>der</strong><br />
Privatspitäler generell für die Spitalversorgung<br />
im Kanton <strong>Bern</strong>.<br />
Finanzielles<br />
Der betriebliche Gesamtertrag konnte um Fr. 6,6<br />
Mio. von Fr. 127 Mio. auf Fr. 133,6 Mio. gestei-<br />
gert werden.<br />
Damit wurde ein erheblich besseres Betriebser-<br />
gebnis als im Vorjahr erzielt, obschon auch <strong>der</strong><br />
Personalaufwand um 6 % und <strong>der</strong> Materialauf-<br />
wand um 7,7 % deutlich zugenommen haben.<br />
Die bereits erwähnten Unsicherheiten im<br />
Tarifbereich haben lei<strong>der</strong> umfangreiche Rückstel-<br />
lungen erfor<strong>der</strong>t, so dass ein Jahresverlust vor<br />
Steuern von Fr. 462’705.50 (Vorjahr Fr.<br />
362’491.54) ausgewiesen werden muss.<br />
Trotz an sich guter Entwicklung <strong>der</strong> beiden<br />
Kliniken muss angesichts des sehr unsicheren<br />
Umfeldes den Aktionären wie<strong>der</strong>um ein Verzicht<br />
auf eine Dividende beantragt werden, wofür wir<br />
um Verständnis bitten.<br />
Dank<br />
Ich habe im <strong>Geschäftsbericht</strong> 2009 eine immer<br />
stürmischer werdende See vorausgesagt.<br />
2010 war Sturm! Wir waren mit soliden Schiffen<br />
und sehr gut gerüsteter Crew unterwegs. Ich bin<br />
sehr zuversichtlich, dass diese harten Erfahrun-<br />
gen und das gute Training uns auch künftig<br />
helfen werden, Klippen erfolgreich zu umschif-<br />
fen. Dies alles bei gewohnt sicherer und komfor-<br />
tabler «Reise» für unsere Patientinnen und<br />
Patienten!<br />
Ich darf unseren hervorragenden Mitarbeiterin-<br />
nen und Mitarbeitern, Ärztinnen und Ärzten, für<br />
ihr grosses, unermüdliches Engagement und die<br />
gute Zusammenarbeit herzlich danken.<br />
Beson<strong>der</strong>er Dank an unsere Aktionärinnen und<br />
Aktionäre, die in stürmischen Zeiten zu uns<br />
halten und unseren «navigatorischen» Fähigkei-<br />
ten vertrauen.<br />
Der Verwaltungsrat ist bereit, auch die kommen-<br />
den Herausfor<strong>der</strong>ungen, namentlich das Jahr<br />
2012 als entscheidendes Jahr für die Privatspitä-<br />
ler und damit auch für unsere Unternehmung,<br />
mit Mut und Tatkraft anzupacken.<br />
Peter Kappert<br />
Verwaltungsratspräsident
Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
12<br />
ORTHOPÄDIEortho<br />
spine sport<br />
Die neu formierte «Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong>» tritt<br />
an mit dem Anspruch, die weit über die regiona-<br />
len und nationalen Grenzen hinaus anerkannte<br />
«<strong>Bern</strong>er Schule» <strong>der</strong> Orthopädie und Traumato-<br />
logie weiter zu führen. Hierfür bündeln interna-<br />
tional etablierte Spezialisten ihre Erfahrung in<br />
einer gemeinsamen und vom kollegialen Geist<br />
geprägten Klinik.<br />
Ziel ist es, für das gesamte Spektrum an Erkran-<br />
kungen und Verletzungen des Bewegungsappa-<br />
rates Diagnostik und Therapie auf medizinisch<br />
höchstem Niveau in «familiärer Atmosphäre»<br />
rund um die Uhr garantieren zu können.<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Notfall<br />
<strong>Sonnenhof</strong> entsteht damit ein kontinuierlicher<br />
Behandlungsrahmen, vom akut Verunfallten bis<br />
zum Patienten mit chronisch- degenerativen<br />
Beschwerden.<br />
Forschung und Innovation sowie die Ausbildung<br />
von Studenten, Assistenz- und Oberärzten<br />
verdeutlichen den akademischen Anspruch <strong>der</strong><br />
Institution und erlauben es, mo<strong>der</strong>ne und<br />
innovative Behandlungsmöglichkeiten zum<br />
Wohle <strong>der</strong> Patienten anbieten zu können.<br />
Kniegelenkschirurgie<br />
Das Kniegelenk stellt nicht nur das grösste<br />
Gelenk des menschlichen Körpers dar, es ist<br />
durch seine Asymmetrie und seinen dreidimen-<br />
sionalen Bandapparat auch mechanisch das<br />
komplexeste Gelenk des Bewegungsapparates.<br />
In <strong>der</strong> orthopädischen Chirurgie unterscheidet<br />
man grob zwei Wissensgebiete bezüglich <strong>der</strong><br />
Kniegelenkschirurgie: nämlich die Behandlung<br />
<strong>der</strong> degenerativen Erkrankungen und die<br />
Sportverletzungen.<br />
Degenerative Erkrankungen, auch als Arthrose<br />
bezeichnet, umfassen sämtliche Abnutzungs-<br />
erscheinungen des Gelenks. Lei<strong>der</strong> beobachtet<br />
man diesen Verschleiss heute in immer frühe-<br />
rem Alter, da durch sehr beanspruchende<br />
sportliche Tätigkeit zum einen und Übergewicht<br />
zum an<strong>der</strong>en, die Gelenke stark beansprucht<br />
werden. So hat sich in den letzten zehn Jahren<br />
ein breites Behandlungsspektrum entwickelt<br />
von <strong>der</strong> Therapie des frühen Knorpelschadens<br />
bis zum künstlichen Gelenkersatz bei <strong>der</strong><br />
kompletten Arthrose. Sämtliche operativen<br />
Techniken werden in <strong>der</strong> Orthopädie am<br />
<strong>Sonnenhof</strong> durchgeführt und auch weiterent-<br />
wickelt. So steht aktuell die Verkleinerung und<br />
Individualisierung <strong>der</strong> Prothesen im Vor<strong>der</strong>-<br />
grund. Dies bedeutet, dass durch eine exakte<br />
präoperative Planung das Design <strong>der</strong> Prothese<br />
und die Grösse speziell an das jeweilige<br />
Kniegelenk angeglichen wird (custom made<br />
implants). Wenn immer möglich, werden dabei<br />
auch nur einzelne Gelenksflächen des Knies<br />
ersetzt und <strong>der</strong> gesamte Kreuz- und Kollateral-<br />
bandapparat erhalten. Dies führt dazu, dass<br />
Prof. Dr. med. Stefan Eggli<br />
Leiter Kniechirurgie Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
Buchserstrasse 30 | 3006 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 31 358 12 53<br />
knie@sonnenhof.ch<br />
diese Kniegelenke eine deutlich normalere<br />
Beweglichkeit aufweisen, als wenn das gesamte<br />
Gelenk ersetzt werden muss.<br />
Zur Akutbehandlung <strong>der</strong> Sportverletzungen<br />
steht am <strong>Sonnenhof</strong> ein 24-stündiger Dienst zur<br />
Verfügung. So können Patienten bei Verletzung<br />
des Kniegelenks sofort klinisch beurteilt werden<br />
und ohne Verzug die Untersuchungen mittels<br />
Magnetresonanzbild o<strong>der</strong> Arthroskopie durch-<br />
geführt werden. Dies ist gerade beim sportlich<br />
aktiven Patienten essentiell, da je früher eine<br />
<strong>der</strong>artige Diagnostik und Behandlung stattfin-<br />
det, desto besser jeweils auch die Resultate<br />
sind. Das Team in <strong>der</strong> Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
beherrscht dabei sämtliche Techniken <strong>der</strong><br />
meniskuserhaltenden Chirurgie; sprich Menis-<br />
kusnahttechniken, als auch <strong>der</strong> Kreuzbandchi-<br />
rurgie. Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Kreuzbandchirurgie<br />
stellt sich je nach Indikation die Frage, ob das<br />
Kreuzband ersetzt werden muss durch einen<br />
Sehnenstreifen (Semitendinosus o<strong>der</strong> Ligamen-<br />
tum patellae) o<strong>der</strong> aber ob das eigene Band<br />
erhalten werden kann. Auf diesem Gebiet hat<br />
das Team am <strong>Sonnenhof</strong> erstmalig eine Technik
14<br />
entwickelt, die eine Selbstheilung des vor<strong>der</strong>en<br />
Kreuzbandes zulässt, die dynamisch intraliga-<br />
mentäre Stabilisation (DIS).<br />
Insgesamt werden somit an <strong>der</strong> Orthopädie am<br />
<strong>Sonnenhof</strong>spital zirka 1000 Kniegelenke pro<br />
Jahr operativ behandelt, wobei das gesamte<br />
Spektrum <strong>der</strong> Sportchirurgie und degenerativen<br />
Chirurgie abgedeckt wird. Dies ist umso<br />
wichtiger, da sich in Zukunft diese Gebiete<br />
zunehmend überlappen; das heisst, dass<br />
sportlich aktive Patienten zum Teil schon früh<br />
degenerative Abnutzungserscheinungen am<br />
Knorpel zeigen. Gerade diese Fälle sind<br />
sehr schwierig zu behandeln und benötigen das<br />
Know-how <strong>der</strong> gesamten Kniegelenkschirurgie.<br />
Lehre und Ausbildung<br />
Die Kniegelenkschirurgie betreut dauernd<br />
Studenten <strong>der</strong> Universität <strong>Bern</strong> sowie Wahljahr-<br />
studenten aus Deutschland. Es erfolgen dabei<br />
wöchentlich Schulungen und Lehrveranstaltun-<br />
gen, so dass nach zirka drei Wochen die Grund-<br />
ausbildung <strong>der</strong> Krankheiten und Behandlung<br />
des Kniegelenks erfolgt ist.<br />
Zusätzlich befinden sich dauernd zwei ausländi-<br />
sche Fellows zur Ausbildung in <strong>der</strong> Kniegelenks-<br />
chirurgie in unserem Team. Aktuell ist dies ein<br />
Fellow aus Singapur sowie ein Kollege aus<br />
Griechenland. Diese Ärzte werden von ihrem<br />
Herkunftsland bezahlt und befinden sich in <strong>der</strong><br />
Spezialisierung zur Kniegelenkschirurgie.<br />
Im Weiteren ist die Kniegelenkschirurgie des<br />
<strong>Sonnenhof</strong>spitals in <strong>der</strong> schweizerischen<br />
Expertengruppe Kniegelenkschirurgie <strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Orthopädie vertreten, ist<br />
Gründungsmitglied <strong>der</strong> europäischen Gesell-<br />
schaft für Kniegelenkschirurgie. Zusätzlich ist<br />
Professor Dr. med. Stefan Eggli aktuell Präsident<br />
<strong>der</strong> <strong>Bern</strong>ischen Gesellschaft für Orthopädie.<br />
Diese Vernetzung zur Universität, zu internatio-<br />
nalen Organisationen aber auch zu den lokal<br />
politischen Gremien ermöglicht eine optimale<br />
Positionierung <strong>der</strong> Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong> im<br />
medizinischen Umfeld.<br />
Forschung<br />
Degenerative Erkrankungen<br />
Auf diesem Gebiet entwickelt das Kniegelenks-<br />
chirurgieteam in enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Firma Mathys in Bettlach neue Prothesendesigns<br />
für die Zukunft. Insbeson<strong>der</strong>e fokussiert man<br />
dabei auf minimal kleine Prothesendesigns, die<br />
individuell an die verschiedenen Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
Patienten angepasst werden können. Dabei soll<br />
die natürliche Bewegungsfähigkeit des Kniege-<br />
lenks weitmöglichst erhalten werden und <strong>der</strong><br />
chirurgische Eingriff minimiert werden. Zahlrei-<br />
che Studien, zum Teil auch in Zusammenarbeit<br />
mit ausländischen Universitäten, haben dabei<br />
das Kniegelenksteam am <strong>Sonnenhof</strong>spital zu<br />
einer international führenden Gruppe gemacht.<br />
Es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten<br />
Jahren signifikante Fortschritte auf diesem<br />
Gebiet erzielt werden, um degenerative Erkran-<br />
kungen noch individueller und insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch früher behandeln zu können.<br />
Sportverletzungen<br />
Erstmalig ist es dem Kniegelenkschirurgieteam<br />
am <strong>Sonnenhof</strong> gelungen, eine Technik zu<br />
entwickeln, die es dem vor<strong>der</strong>en Kreuzband<br />
erlaubt von selbst zu heilen. Bis dato werden<br />
weltweit zirka 400‘000 gerissene vor<strong>der</strong>e<br />
Kreuzbän<strong>der</strong> durch einen «toten Sehnenstrei-<br />
fen» ersetzt. Dies ergibt zwar eine gute Stabili-<br />
tät, jedoch ist das Gefühl für das Kniegelenk oft<br />
stark gestört. Das vor<strong>der</strong>e Kreuzband ist voll<br />
von Nervenenden, die jeweils <strong>der</strong> Muskulatur<br />
um das Kniegelenk die Befehle erteilen, wie das<br />
Kniegelenk stabilisiert werden muss. Beim<br />
Entfernen des vor<strong>der</strong>en Kreuzbandes geht<br />
dieser Informationsfluss verloren. In einer<br />
fünfjährigen Forschungsarbeit konnte eine<br />
Technik in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Firma<br />
Mathys in Bettlach entwickelt werden, die zu<br />
einer Heilung des vor<strong>der</strong>en Kreuzbandes führt.<br />
Nach einer Testphase an einem Tiermodell<br />
(Schafe) wurde diese Technik erstmalig vor<br />
einem Jahr bei zehn sehr sportlichen Patienten<br />
angewandt. Erfreulicherweise konnte bei all<br />
diesen Patienten die komplette Heilung des<br />
vor<strong>der</strong>en Kreuzbandes nachgewiesen werden<br />
und sämtliche Patienten erreichten das sportli-<br />
che Niveau wie vor dem Unfall. Auf Grund<br />
dieser sehr guten klinischen Resultate wird <strong>der</strong><br />
Gebrauch dieser Technik nun ausgeweitet und<br />
in einer nächsten Phase auch an fünf Zentren in<br />
Europa eingeführt werden.
Hüftchirurgie<br />
16<br />
Die Hüftprothese heute<br />
Ohne Frage ist die Implantation von Hüftpro-<br />
thesen seit den 60er Jahren zu einem <strong>der</strong> am<br />
häufigsten durchgeführten und sehr erfolg-<br />
reichen Eingriffe geworden. In den letzten<br />
Jahren ist dabei Einiges in Umbruch geraten.<br />
Hatte man vor 10 Jahren den Eindruck, die<br />
Zugänge zur Hüfte seien etabliert, so setzen<br />
sich gegen jede Erwartung neue und insbeson-<br />
<strong>der</strong>e die sogenannt Minimal-Invasiven-Zugänge<br />
(MIS) zunehmend durch, wobei lei<strong>der</strong> dieser<br />
Begriff vor allem werbewirksam eingesetzt und<br />
mit einem kleinen Hautschnitt gleichgesetzt<br />
wird. Richtig verstanden bedeutet dieser Begriff<br />
aber, dass – unabhängig von <strong>der</strong> Hautschnittlän-<br />
ge - möglichst schonend mit den Weichteilen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Muskulatur und ihren Ansät-<br />
zen, umgegangen wird. Ein allzu kleiner<br />
Hautschnitt ist dabei hin<strong>der</strong>lich und eventuell<br />
mit erhöhter Infektionsgefahr verbunden.<br />
Auch im Bereich <strong>der</strong> Prothesen wurden Neue-<br />
rungen, wie zum Beispiel Grossköpfe aus Metall<br />
o<strong>der</strong> Keramik eingeführt. Lei<strong>der</strong> nicht immer<br />
zum Vorteil <strong>der</strong> Patienten wie jüngste Rückrufe,<br />
vor allem von Metall/Metallgleitpaarungen,<br />
zeigen. Chronische Schmerzen und Gewebewu-<br />
cherungen durch Metallabrieb machen frühe<br />
Prothesenwechsel notwendig. So ist auch <strong>der</strong><br />
Markt für den Oberflächenersatz (Hüftkappe),<br />
bei <strong>der</strong> in den meisten Fällen eine Metallgleit-<br />
paarung die Gelenksfunktion übernimmt,<br />
richtiggehend eingebrochen.<br />
ORTHOPÄDIEortho<br />
spine sport<br />
Prof. Dr. med. Hubert Nötzli<br />
Leiter Hüft- und Beckenchirurgie Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
Buchserstrasse 30 | 3006 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 31 358 12 48<br />
hueft@sonnenhof.ch<br />
Bereits zu Beginn <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Hüftchirurgie<br />
gab es Autoren, wie zum Beispiel Kerboull in<br />
Frankreich, welche <strong>der</strong> Formenvielfalt des<br />
hüftnahen Oberschenkelknochens mit ihrem<br />
Prothesendesign nahe zu kommen versuchten.<br />
Kerboull war es ein Anliegen, die individuelle<br />
Anatomie <strong>der</strong> Patienten möglichst genau<br />
rekonstruieren zu können. Über lange Zeit<br />
wurde dem jedoch kaum Beachtung geschenkt.<br />
Die Halslänge <strong>der</strong> Prothese (Offset) nahm mit<br />
<strong>der</strong> Prothesenkörpergrösse zu, so dass gerade<br />
bei jüngeren Patienten mit engem Markkanal<br />
die Biomechanik sich nicht korrekt rekonstruie-<br />
ren liess. Diesem Manko wird seit einiger Zeit<br />
mit Offsetvarianten begegnet, wobei erst durch<br />
neue Designs o<strong>der</strong> durch modulare Hälse die<br />
Entkoppelung von Offset und Prothesenkörper-<br />
grösse konsequent ermöglicht wurde. So sollte<br />
heute ein gutes Prothesendesign in den meisten<br />
Fällen die Rekonstruktion <strong>der</strong> individuellen o<strong>der</strong><br />
einer optimierten Biomechanik zulassen.<br />
Während das Resurfacing aus obengenannten<br />
und an<strong>der</strong>n Gründen markant weniger einge-<br />
setzt wird, erleben die sogenannten Kurzschäfte<br />
einen eigentlichen Boom. Die Idee hinter den<br />
Kurzschäften ist, dass sparsamer mit dem<br />
Knochen und den Weichteilen umgegangen<br />
werden kann und sie sich eher für minimalinva-<br />
sive Verfahren eignen sollten. Nebst bis anhin<br />
nur kurzzeitiger Erfahrung werden bei gewissen<br />
Kurzschäften wie<strong>der</strong> Kompromisse eingegan-<br />
gen, was die Biomechanik angeht o<strong>der</strong> sie sind<br />
limitiert, z.B. betreffend maximalem Körperge-<br />
wicht. Klar ist, dass diejenigen Prothesen – ob<br />
kurz o<strong>der</strong> lang – die weichteil- und knochenscho-<br />
nend eingebracht werden können und die es<br />
erlauben, die individuelle Anatomie zu rekon-<br />
struieren, in nächster Zeit die Hüftprothetik<br />
prägen dürften.<br />
Dennoch lassen sich nicht alle arthrotisch<br />
verän<strong>der</strong>ten Hüften allein durch das Einsetzen<br />
einer Hüftprothese in eine biomechanisch<br />
normal funktionierende Hüfte verwandeln.<br />
Beson<strong>der</strong>s anspruchsvoll können dabei vorope-<br />
rierte o<strong>der</strong> dysplastische Gelenke sein. Vor allem<br />
bei letzteren ist das Drehzentrum oft zu hoch<br />
stehend. Würde man das Zentrum so akzeptie-<br />
ren, dann wäre die muskuläre Vorspannung<br />
ungenügend, so dass eine Muskelschwäche und<br />
ein Hinken verbleiben könnte. Auch würde damit<br />
bei einseitiger Erkrankung die Beinlänge nicht<br />
ausgeglichen. Um das Drehzentrum richtig<br />
einstellen zu können, ist daher ein Pfannenauf-<br />
bau notwendig, wozu wenn immer möglich <strong>der</strong><br />
eigene Knochen des Patienten verwendet wird.<br />
Dass für solche Eingriffe übliche minimal-inva-<br />
sive Zugänge nicht geeignet sind, ist nahelie-<br />
gend. Dennoch gilt es als höchstes Prinzip die<br />
Weichteile zu schonen, was über einen gestuften<br />
Knochenschnitt am Trochanter unter Erhalt <strong>der</strong><br />
Muskulatur und weitestgehend ohne Durchtren-<br />
nung <strong>der</strong>selben erreicht werden kann. Obwohl<br />
<strong>der</strong> dazu benötigte Hautschnitt grösser ist als<br />
bei den heute üblichen Zugängen für «normale»<br />
Hüften, verdient diese Technik das Prädikat mini-<br />
mal-invasiv. Er folgt den anatomischen Schich-<br />
ten, schont die Muskulatur optimal und <strong>der</strong><br />
durchtrennte Knochen heilt ohne verbleibende<br />
Narbe. Zusätzlich erlaubt dieser Zugang wie kein<br />
an<strong>der</strong>er, unter optimalen Bedingungen Fehlstel-<br />
lungen <strong>der</strong> Hüftpfanne und des hüftnahen<br />
Oberschenkelknochens zu korrigieren.
18<br />
Bildlegenden<br />
Abb. 1 und 2: Verschiedene Formen des hüftnahen Oberschenkels, insbeson<strong>der</strong>e die Ausrichtung<br />
und die Länge des Schenkelhalses verlangen eine breite Palette von Prothesenformen, um die<br />
natürliche Variabilität abzudecken.<br />
Abb. 3: Falls das Drehzentrum des Hüftkopfes (D) ungünstig hoch liegt wie bei dieser Patientin, ist es<br />
sinnvoll das Drehzentrum durch einen knöchernen Aufbau zu normalisieren (D´). Der Knochenaufbau<br />
(1) wird aus dem Hüftkopf geformt und durch Schrauben gesichert. Nach Einheilung (Abb. 3B) drei,<br />
respektive zwei Jahre nach <strong>der</strong> Operation kann <strong>der</strong> Aufbau nicht mehr vom normalen Knochen<br />
unterschieden werden.<br />
1A 1B<br />
2A 2B<br />
3A<br />
3B
Fusschirurgie<br />
20<br />
Wenn Knochenbrüche nicht schmerzen...<br />
«...das wäre ganz schön», denkt nun manch<br />
einer, <strong>der</strong> durch einen Unfall o<strong>der</strong> grosse<br />
Überlastung am eigenen Leibe erfahren musste,<br />
mit welchen Unannehmlichkeiten die Verletzung<br />
unseres Stützapparates verbunden ist. Dies mag<br />
für den Moment auch stimmen, nach einigen<br />
Tagen o<strong>der</strong> wenigen Wochen schmerzen aber<br />
die operierten o<strong>der</strong> ruhiggestellten Knochen-<br />
brüche nicht mehr, und nach zwei bis drei<br />
Monaten kann <strong>der</strong> abgeheilte Knochen wie<strong>der</strong><br />
belastet werden wie zuvor: ausser eben, wenn<br />
die Verletzung gar nie gespürt wurde!<br />
Ich stelle hier kein exotisches Krankheitsbild vor,<br />
son<strong>der</strong>n eines, dass viele von uns treffen könnte:<br />
die Charcot-Arthropathie bei Zuckerkranken, bei<br />
Diabetikern.<br />
4 von 10 Diabetiker erleiden im Verlaufe <strong>der</strong><br />
Erkrankung eine Polyneuropathie, d.h., sie<br />
spüren z.B. ihre Füsse zunehmend weniger , die<br />
«Schutzsensibilität» geht verloren. Dadurch kann<br />
ein Steinchen im Schuh o<strong>der</strong> eine Falte im<br />
Socken verheerende Folgen haben, es kommt<br />
zu offenen Stellen an den Füssen und oft auch zu<br />
Infektionen. Bei etwa 2% <strong>der</strong> betroffenen Patien-<br />
ten geht das «Absterben <strong>der</strong> Nerven» so weit,<br />
dass sie ihre Füsse regelrecht «durchtreten».<br />
Zusätzlich ist die Durchblutung <strong>der</strong> kleinsten<br />
Gefässe gestört, so dass die Reparation <strong>der</strong><br />
Verletzung nur sehr langsam erfolgt o<strong>der</strong> ganz<br />
ausbleibt. Die Patienten bemerken oft als erstes<br />
Symptom, dass ihr Fuss eine ganz an<strong>der</strong>e Form<br />
ORTHOPÄDIEortho<br />
spine sport<br />
Dr. med. Gerhard Flückiger<br />
Leiter Fusschirurgie Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
Buchserstrasse 30 | 3006 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 31 358 12 61<br />
fuss@sonnenhof.ch<br />
annimmt, gerötet und geschwollen ist und nicht<br />
mehr in die alten Schuhe passt. Die Überwei-<br />
sung ins Spital erfolgt meist mit Verdacht auf<br />
eine Infektion des Fusses – die Blut- und<br />
Röntgenuntersuchung lässt dann aber die<br />
richtige Diagnose stellen, sofern sie den<br />
behandelnden Ärzten bekannt ist...<br />
Einbruch des Fuss-Längsgewölbes<br />
Fusswurzel-Frakturen<br />
Die Behandlung muss sofort nach Diagnosestel-<br />
lung erfolgen: während 2 bis 3 Monaten wird<br />
ein Unterschenkel-Vollkontaktgips angelegt,<br />
welcher den Fuss optimal schützt und anfangs<br />
bis zweimal pro Woche neu angefertigt wird,<br />
später dann alle 1 bis 2 Wochen. Die Patienten<br />
dürfen das Bein nur mit 15 kg teilbelasten. Die<br />
Rötung und Schwellung nimmt schnell ab. Das<br />
Herr Professor Dr. med. Adrian Merlo<br />
Klinik <strong>Sonnenhof</strong>, Buchserstrasse 26, 3006 <strong>Bern</strong>,<br />
Tel. 031 351 11 44, Fax 031 351 77 74<br />
E-Mail: adrian-merlo@gmx.ch<br />
Spezialarzt für Neurochirurgie FMH<br />
Spezialgebiet: Kopf- und Wirbelsäulenchirurgie<br />
Ziel <strong>der</strong> Behandlung ist, den Fuss in einer Form<br />
stabil abheilen zu lassen, so dass er später mit<br />
orthopädischen Spezialschuhen (Halbschuhe mit<br />
gewissen Zurichtungen wie z.B. Sohlenverstei-<br />
fung) versorgt werden kann und es zu keinen<br />
übermässigen Druckstellen beim Gehen kommt.<br />
Anschliessend an die Gipsbehandlung wird dem<br />
Patienten ein «Unterschenkel-Gehapparat»<br />
angepasst, welcher am Knie abstützt und nur 15<br />
bis 20 kg Belastung auf die Fusssohle zulässt:<br />
die Belastung kann am Gehapparat eingestellt<br />
werden und wird alle 1 bis 2 Monate gesteigert<br />
bis zur Vollbelastung nach 6 bis 8 Monaten. Erst<br />
jetzt kann die «einfache» Schuhversorgung mit<br />
weichbetten<strong>der</strong> Einlage erfolgen.<br />
Allgöwer-Gehapparat<br />
Stabile Heilung<br />
Operative Korrekturen werden vorgenommen,<br />
wenn einzelne Knochenvorsprünge nicht durch<br />
die Einlagen aufgefangen werden können o<strong>der</strong><br />
die Form des Fusses gar keine Schuhversorgung<br />
mehr zulässt. Aufgrund <strong>der</strong> schlechten Durch-<br />
blutung sind diese Operationen mit erhöhtem<br />
Risiko für Komplikationen verbunden und<br />
werden erst nach sorgfältiger Abwägung <strong>der</strong><br />
Situation durchgeführt.<br />
Wenn Knochenbrüche nicht schmerzen...<br />
... bedeutet dies eine sehr langwierige Behand-<br />
lung, welche mit vielen Einschränkungen (z.B.<br />
kein Autofahren) verbunden ist und von den<br />
Patienten sehr viel Geduld abverlangt!<br />
Die Fuss-Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong> deckt die<br />
gesamte Chirurgie und Medizin des Fusses und<br />
Sprunggelenkes ab. Konservative Behandlungs-<br />
möglichkeiten werden ausführlich mit den<br />
Patienten besprochen und weitgehendst<br />
ausgeschöpft. Operativ führen wir pro Jahr über<br />
150 Vorfuss-Korrekturen durch, daneben eine<br />
grosse Anzahl chirurgischer Eingriffe bei<br />
chronisch-degenerativen Beschwerden am<br />
Vorfuss, Mittelfuss und Sprunggelenk sowie eine<br />
kontinuierliche Betreuung bei diabetischen und<br />
rheumatologischen Fussproblemen. Schliesslich<br />
wird auch die Traumatologie des Fusses und<br />
Sprunggelenkes kompetent abgedeckt und in<br />
Zusammenarbeit mit dem Notfall des Sonnen-<br />
hofs regelmässig gepflegt.
Wirbelsäulenchirurgie<br />
22<br />
Rückenprobleme – kennen – können – kosten.<br />
Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie<br />
Viele Rückenprobleme sind zum Glück nichts<br />
Ernstes, ein Hexenschuss lin<strong>der</strong>t meist nach<br />
einigen Tagen und ist in <strong>der</strong> Regel nach 3<br />
Wochen verschwunden (mit und ohne Behand-<br />
lung, die Natur macht’s möglich). Ganz ähnlich<br />
ist die Situation bei einem Bandscheibenvorfall<br />
mit einer Nervenkompression; auch wenn in <strong>der</strong><br />
ersten Phase die Situation sehr bedrohlich wirkt,<br />
beobachtet man bei 2/3 <strong>der</strong> Fälle eine spontane<br />
Besserung innerhalb von 3 Wochen.<br />
Aber es gibt auch die an<strong>der</strong>e Problematik: eine<br />
Diskushernie kann einen Nerv <strong>der</strong>art kompro-<br />
mittieren, dass die Schmerzen nicht auszuhalten<br />
sind o<strong>der</strong> sogar zu einer Lähmung führen. Dann<br />
ist rasche Hilfe gefragt und eine operative<br />
Entlastung ist angezeigt.<br />
Während ein Bandscheibenvorfall rasch auftritt<br />
und auch akute Schmerzen verursacht, ist es bei<br />
<strong>der</strong> Krankheit des engen Spinalkanals, die durch<br />
die Abnützung <strong>der</strong> Bewegungssegmente<br />
entsteht, ein schleichen<strong>der</strong> Prozess und entspre-<br />
chend dauert es sehr lange bis sich Symptome<br />
manifestieren. Gelegentlich sind die Beschwer-<br />
den <strong>der</strong>art atypisch, dass alles an<strong>der</strong>e vermutet<br />
(und auch so behandelt) wird. Häufig werden<br />
diese Beschwerden, welche vor allem bei<br />
älteren Menschen auftreten, verkannt und als<br />
eine Nervenkrankheit (Polyneuropathie, Restless<br />
Legs u.a.) etikettiert. Zwar ist diese Diagnose<br />
rein deskriptiv korrekt, die Ursache liegt aber<br />
Prof. Dr. med. Paul F. Heini<br />
Leiter Wirbelsäulenchirurgie Orthopädie <strong>Sonnenhof</strong><br />
Buchserstrasse 30 | 3006 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 31 358 17 90<br />
wirbelsaeule@sonnenhof.ch<br />
häufig nicht in <strong>der</strong> Nervendegeneration per se<br />
son<strong>der</strong>n hat letztlich eine mechanische Ursache.<br />
Hier ist eine korrekte Bildgebung und <strong>der</strong>en<br />
Interpretation gefragt – und ggf. dann die<br />
chirurgische Intervention. Gewisse Fachdiszipli-<br />
nen zeigen bei diesen Krankheiten eine erstaun-<br />
liche Fixierung auf den eigenen Nabel und<br />
vergessen, dass die Ursache für die Schmerzen<br />
nicht in den Füssen o<strong>der</strong> den Nerven liegt,<br />
son<strong>der</strong>n im Rücken.<br />
Im Hinblick auf die demographische Entwick-<br />
lung ist die Erkrankung des engen Spinalkanals<br />
(Spinalstenose) von allen Wirbelsäulenproble-<br />
men wohl am bedeutendsten.<br />
Wenn erwähnte Beschwerden bestehen - eine<br />
korrekte Diagnosestellung vorausgesetzt - kön-<br />
nen diese verhältnismässig einfach und kosten-<br />
günstig mit einer Erweiterung des Spinalkanals<br />
behandelt werden und so dem Patienten ein<br />
hohes Mass an Lebensqualität zurückgeben.<br />
Wenn die Abnutzung sehr stark ausgeprägt ist,<br />
sodass die Wirbel instabil sind, muss zusätzlich<br />
eine Stabilisierung durchgeführt werden. Damit<br />
kann <strong>der</strong> Patient nach <strong>der</strong> Operation rasch<br />
wie<strong>der</strong> belasten, allerdings sind die Implantate<br />
zur Stabilisierung entsprechend teuer.<br />
Eine weitere rasant zunehmende Problematik<br />
sind Verkrümmungen <strong>der</strong> Wirbelsäule infolge<br />
Abnützung. Durch die Deformität, die sich als<br />
Skoliose und/o<strong>der</strong> Kyphose manifestiert, gerät<br />
<strong>der</strong> Rumpf aus dem Lot und zwingt die Patienten<br />
in eine gebückte Haltung. Hier kann man jetzt<br />
dank neuen chirurgischen Techniken mit sog.<br />
minimal invasiven Verfahren von vorne die<br />
Wirbelsäule begradigen. Bis zu drei Bandschei-<br />
ben werden dabei entfernt, die Zwischenwirbel-<br />
räume aufgerichtet und zur Verknöcherung<br />
gebracht. Damit kann man erstaunliche Ergeb-<br />
nisse erzielen – sowohl radiologisch, aber auch<br />
klinisch. Speziell geformte Platzhalter, welche<br />
sich mittels Spezialwerkzeugen einbringen<br />
lassen und mit biologisch aktiven Eiweissen<br />
(bone morphogenic protein, BMP) gefüllt<br />
werden, erlauben es, die Wirbelsäule zu korri-<br />
gieren und innerhalb von 3 Monaten stabil zu<br />
verknöchern. Die Kehrseite dieser Behandlung<br />
sind wie<strong>der</strong> die Kosten für die Implantate und<br />
den Knochenersatz. Um die Fr. 10‘000.- kosten<br />
allein diese Materialien im Durchschnitt, um eine<br />
solche Wirbelsäule zu behandeln; Operations-<br />
saal, Narkose und Pflege nicht inbegriffen. Im<br />
Zeitalter <strong>der</strong> Fallpauschalen sind wir hier in einer<br />
schwierigen Situation, die auch ethische Fragen<br />
aufwirft: Wollen und können wir es uns leisten,<br />
diese Behandlungen bei allen Patienten anzu-<br />
wenden o<strong>der</strong> bleiben solche Behandlungen nur<br />
noch Patienten mit einer Zusatzversicherung<br />
vorbehalten?<br />
Aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Bevölkerungsstruktur<br />
lässt sich die künftige Entwicklung haargenau<br />
voraussagen – die Babyboomer kommen ins<br />
Pensionsalter! In Kenntnis <strong>der</strong> Prävalenz <strong>der</strong><br />
einzelnen Krankheiten kann man sich auch<br />
relativ klar ausmalen, wie viele effektiv Kranke<br />
für die individuellen Probleme zu erwarten sind.<br />
Wir alle sind potentielle Kandidaten in diesem<br />
ORTHOPÄDIEortho<br />
spine sport<br />
Karussell. Es ist tröstlich zu wissen, dass die<br />
Fortschritte in <strong>der</strong> Medizin es erlauben, komple-<br />
xe Behandlungen auch bei älteren Patienten<br />
sicher durchzuführen. Für den einzelnen Patien-<br />
ten ist dies ein Segen, sie bieten Lebensqualität,<br />
Selbständigkeit und gewährleisten auch für<br />
ältere Leute ein hohes Mass an Autonomie – eine<br />
Qualität, <strong>der</strong>en wahre Bedeutung im Alter erst<br />
richtig zum tragen kommt.<br />
Dass damit einhergehend auch höhere Kosten<br />
entstehen ist selbstredend. Im Spannungsfeld<br />
zwischen dem durchaus sinnvoll Machbaren und<br />
den damit verbundenen Kosten sind wir als Ärzte<br />
zunehmend einem Konflikt ausgesetzt: Die<br />
durchzuführende Behandlung wäre sinnvoll,<br />
allein die Kosten <strong>der</strong> Operation übersteigen<br />
aber die Pauschalabgeltung durch die Versiche-<br />
rung. Darf o<strong>der</strong> muss man das dem Patienten<br />
sagen?<br />
Auch wenn die Kostendiskussion im Gesund-<br />
heitswesen allgegenwärtig ist, scheint das beim<br />
individuellen Patienten kein Thema zu sein, denn<br />
es wird ja kommuniziert, dass mit <strong>der</strong> Grundver-<br />
sicherung für alle Versicherten die Behandlung<br />
gewährleistet ist.<br />
Die Abgeltung mit Pauschaltarifen ist unter <strong>der</strong><br />
voraussehbaren Bevölkerungsentwicklung<br />
kritisch einzuschätzen – niemand kann unter<br />
solchen Voraussetzungen längerfristig eine<br />
Versorgung gewährleisten: Das Spital wird<br />
opponieren, <strong>der</strong> Schwarze Peter wird letztlich an<br />
den Arzt delegiert, welcher sich dann mit dem<br />
medizinischen Problem einerseits und den
24<br />
wirtschaftlichen Aspekten an<strong>der</strong>erseits konfron-<br />
tiert sieht. Es ist zu befürchten, dass damit eine<br />
Limitierung solcher Behandlungen kommt. Aus<br />
<strong>der</strong> Erfahrung mit den DRG’s in Deutschland<br />
wissen wir, dass eine Klinik nur überleben kann,<br />
wenn 70% <strong>der</strong> Behandlungen mit einer kosten-<br />
deckenden Pauschale abgegolten werden.<br />
Damit ist klar, dass die aufwändigen und ergo<br />
teuren Behandlungen nur in einer bestimmten<br />
Anzahl möglich sind, wenn man mit einer<br />
solchen Mischrechnung funktionieren muss.<br />
Diese Aspekte sind für alle Spitäler gleich, ob<br />
privat o<strong>der</strong> öffentlich, inklusive Universitätsklini-<br />
ken. Hier ist eine klare Rationierung im Gange.<br />
Zwar kann man dank den neuen Operationsver-<br />
fahren fantastische Resultate erreichen, es stellt<br />
sich die Frage, wie viel <strong>der</strong> Gewinn an Lebens-<br />
qualität kosten darf. Die Schlussfolgerung, nur<br />
noch einfache Eingriffe durchzuführen, erscheint<br />
naheliegend. Diese Haltung ist aber kurzsichtig<br />
und zieht unweigerlich weitere Interventionen<br />
nach sich, die dann schliesslich teurer sind als<br />
eine korrekte Primärbehandlung. Die Behand-<br />
lung muss sich nach dem medizinischen Problem<br />
richten und darf nicht durch die Tarifstruktur<br />
vorgegeben werden.<br />
Die Fallbeispiele sind hier als Diskussionsgrundlage aufgeführt:<br />
Beispiel Bandscheibenvorfall: 53-jährige Landwirtin, gesund, akute schwere Schmerzen im rechten Bein mit einer<br />
leichten Fussheberschwäche. Nach 10 schlaflosen Nächten erfolgt die Abklärung mittels MR und hier zeigt sich<br />
<strong>der</strong> typische Befund eines grossen Bandscheibenvorfalls. Operative Standardbehandlung mittels Mikro-Diskekto-<br />
mie. Wegen einer deutlichen Erschöpfung postoperativ verlängerte Hospitalisation über 7 Tage. Kosten für OP,<br />
Spitalaufenthalt und Arzthonorare betragen Fr. 7‘953.-., Abgeltung von <strong>der</strong> Versicherung mit einer Fallpauschale<br />
von Fr. 9‘745.- Hier ist die Behandlung kostendeckend.
Beispiel Wirbelsäulenabnützung: 74-jährige Patientin, kann nur noch kurze Zeit stehen o<strong>der</strong> gehen, weil sie sich<br />
nicht mehr aufrecht halten kann. Aufgrund abgenutzter Bandscheiben ist die Lendenwirbelsäule abgeflacht, das<br />
physiologische Hohlkreuz (Lordose) ist verloren (a). Zusätzlich hat die Patientin eine Einengung des Wirbelkanals<br />
(Spinalstenose) mit Schmerzen, die beim Laufen in die Beine strahlen. Von <strong>der</strong> Seite her werden die Bandschei-<br />
benräume wie<strong>der</strong> aufgerichtet und abgestützt mit röntgendurchlässigen Platzhaltern. Damit die Situation<br />
langfristig stabil bleibt, muss diese Stelle verknöchern. Dazu werden Knochenersatzstoffe eingebracht. Die<br />
Gesamtkosten für diese Behandlung betragen Fr. 21‘451.45. Die Implantatskosten allein schlagen mit Fr. 10’830.-<br />
zu Buche. Durch die minimal-invasive Behandlungstechnik konnte die Patientin nach 6 Tagen nach Hause<br />
zurückkehren – sie brauchte keine Rehabilitationsbehandlung. Die Abgeltung durch die Fallpauschale beträgt Fr.<br />
19‘334.-. Hier übersteigen die effektiven Kosten die Entschädigung um 11%.<br />
26<br />
Beispiel Wirbelsäulenverkrümmung: 64-jährige Bauersfrau kann sich nicht mehr aufrecht halten, sie geht ge-<br />
krümmt und muss sich abstützen. Ein krummer Rücken ist seit <strong>der</strong> Jugend bekannt. Die Patientin leidet an einer<br />
Skoliose und hat zudem einen schweren Wirbelbruch vom ersten Lendenwirbel (*). Durch einen sehr aufwändigen<br />
Eingriff wird <strong>der</strong> Rücken begradigt: Die Wirbelsäule wird an drei Stellen «durchgeschnitten» und dann mit Implan-<br />
taten korrigiert und stabilisiert. Schliesslich wird zur Verknöcherung Knochenersatzmaterial angelagert. Die<br />
Schrauben am oberen Ende werden mit Zement verankert. Durch die Operation resultiert eine Normalisierung <strong>der</strong><br />
Wirbelsäulenbalance (gestrichelte Linien). Die Gesamtkosten <strong>der</strong> Behandlung betragen genau Fr. 50‘000.-. Dies<br />
beinhaltet die Hospitalisation über 12 Tage, die Implantate kommen hier auf Fr. 16‘840.- zu stehen. Die Abgeltung<br />
durch die Krankenkasse beträgt Fr. 19‘334.-. Es resultiert hier ein Verlust von Fr. 33‘000.-, die Kosten werden nicht<br />
einmal zur Hälfte gedeckt.
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28<br />
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Fr. F. Koch<br />
Stand April 2011<br />
BETRiEB<br />
Th. Straubhaar<br />
Technik/Sicherheit<br />
Hp. Weibel<br />
Planung + Bau operativ<br />
E. Hügli<br />
Mitglie<strong>der</strong> GL
Kennzahlen <strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> <strong>Bern</strong><br />
30<br />
Patienten 2010 2009 verän<strong>der</strong>ung<br />
Eintritte stationär 9’565 9’263 3.3 %<br />
nach Standort:<br />
<strong>Sonnenhof</strong> 5’527 5’349 3.3 %<br />
<strong>Engeried</strong> 4’038 3’914 3.2 %<br />
nach Versicherungskategorie:<br />
privat 697 710 - 1.8 %<br />
halbprivat 2’326 2’280 2.0 %<br />
allgemein 6’542 6’273 4.3 %<br />
Geburten 1’039 1’016 2.3 %<br />
Pflegetage (nach H+) 50'629 52’255 - 3.1 %<br />
nach Versicherungskategorie:<br />
privat 4255 4’618 - 7.9 %<br />
halbprivat 13336 13’696 - 2.6 %<br />
allgemein 33038 33’941 -2.7 %<br />
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen (nach H+) 5.29 5.64 -6.2 %<br />
Bettenkapazität 170 182 -6.4 %<br />
Bettenbelegung in % (nach H+) 85.6% 82.0 % 4.4 %<br />
Patienten teilstationär 2’468 2’111 16.9 %<br />
Patienten ambulant 43’663 40’376 8.1 %<br />
Alters- und Pflegewohnheim 2010 2009 verän<strong>der</strong>ung<br />
Eintritte 35 17 105.9 %<br />
Pflegetage 9’642 9’775 -1.4 %<br />
Bettenbestand 30 30 0.0 %<br />
Bettenbelegung in % 88.1% 89.3 % -1.4 %<br />
Personal (ohne Personal in Ausbildung)<br />
Durchschnittlicher Stellenbestand 626.60 628.21 -0.3 %<br />
davon Ärzte 39.6 39.6 0.0 %<br />
davon Pflegebereich 205.6 208.4 -1.3 %<br />
davon an<strong>der</strong>e med. Fachbereiche 172.9 168.4 2.7 %<br />
davon Verwaltung 56.2 56.1 0.2 %<br />
davon Ökonomie/Transport/Hausdienst 115.8 119.3 -2.9 %<br />
davon technische Betriebe 15.0 15.1 -0.9 %<br />
davon Alterswohn- und Pflegeheim 21.5 21.4 0.5 %<br />
Personalbestand per 31.12. 813 797 2.0 %
Mitgliedschaften/Beteiligungen/Business Partners<br />
32<br />
The Swiss Leading Hospitals City Notfall <strong>AG</strong><br />
The World Leading Hospitals PET Diagnostik <strong>Bern</strong> <strong>AG</strong><br />
Privatkliniken Schweiz ChinaMed Zentrum <strong>Bern</strong><br />
Verband <strong>der</strong> Privatspitäler <strong>Sonnenhof</strong> Swiss Health<br />
des Kantons <strong>Bern</strong><br />
SWAN Isotopen <strong>AG</strong> RAK Hospital UAE<br />
MediData <strong>AG</strong> Inselspital
34<br />
Die Sonne - weit mehr als Licht und Wärme<br />
Der <strong>Geschäftsbericht</strong> 2010 ist <strong>der</strong> Sonne<br />
gewidmet. Diese ist nicht nur Mittelpunkt<br />
unseres Sonnensystems, son<strong>der</strong>n auch Symbol<br />
<strong>der</strong> <strong>Sonnenhof</strong> <strong>AG</strong> <strong>Bern</strong>. Als einziger Stern in<br />
unserem Sonnensystem ist die Sonne so<br />
mächtig, dass sie ihre Planeten zwingt, sich um<br />
sie herum zu bewegen. Sie weist 99.8% <strong>der</strong><br />
Gesamtmasse unseres Sonnensystems auf und<br />
dies, obwohl sie hauptsächlich aus leichten<br />
Gasen (Wasserstoff und Helium) besteht. Diese<br />
Gasverhältnisse än<strong>der</strong>n sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit,<br />
indem die Sonne in ihrem Innersten Wasserstoff<br />
zu Helium umwandelt. Die daraus entstehende<br />
Energie wird vom Kern <strong>der</strong> Sonne bis zur<br />
Oberfläche transportiert und von dort in den<br />
Weltraum abgestrahlt. Diese enorme Kraft<br />
erreicht in Form von Sonnenstrahlen auch die<br />
Erde und bringt uns Wärme, Licht und Lebens-<br />
energie. Ohne Sonne gäbe es kein Leben auf<br />
<strong>der</strong> Erde.<br />
Wir sind stolz, eine solch geballte Kraft in<br />
unserem Logo zu haben. Auch wenn unser<br />
Leben seine Schattenseiten hat, lehrt uns die<br />
Sonne immer wie<strong>der</strong>, dass sie auch vom aller-<br />
höchsten Berg nicht ferngehalten werden kann.<br />
Die Sonne verdient unseren allerhöchsten<br />
Respekt, den wir auch unseren Patienten, Ärzten<br />
und Mitarbeitern tagtäglich entgegenbringen.<br />
Wohl wissend, dass in jedem Menschen eine<br />
Sonne steckt, die man nur zum Leuchten bringen<br />
muss.