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Juli – August 2012 - Evangelische Kirchengemeinde Langenfeld

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Musik in der Kirche<br />

Musik begegnet uns in vielen verschiedenen Situationen<br />

und Zusammenhängen. Es gibt sie auch schon seit<br />

Menschengedenken. Alte Flöten aus Tierknochen sind viele<br />

tausend Jahre alt; ebenso gibt es bereits in uralten Texten<br />

Lieder, freilich noch nicht die Noten dazu. Man könnte<br />

sich eigentlich auch fragen, warum wir Menschen überhaupt<br />

emotional so stark auf Rhythmen, Tonfolgen und<br />

Harmonien reagieren. Für einen Außerirdischen wären sie<br />

möglicherweise völlig bedeutungslos.<br />

Für mich persönlich begann der Kontakt mit klassischer<br />

Musik durch mein Elternhaus recht früh. Mein erstes<br />

Instrument war das Klavier; allerdings habe ich recht spät<br />

damit begonnen, dafür dann aber umso mehr und fleißig<br />

geübt. Irgendwann kam dann die Orgel und auch meine<br />

Begeisterung für den Chorgesang hinzu, nach der Schule<br />

und Zivildienst das Musikstudium in Essen, Malmö und<br />

Maastricht. Ich habe mir oft die Frage gestellt, warum wer<br />

welche Musik mag.<br />

Warum hört der eine besonders gerne Musik von<br />

Monteverdi aus dem Jahr 1600, der andere bevorzugt<br />

eher Brahms, ein anderer wiederum mag eher „Die Toten<br />

Hosen“?<br />

Fest steht, dass die Musik sehr mit der Geschichte der<br />

Menschheit verbunden ist und auch mit der Religion.<br />

In manchen Fällen ist es eher ein andauernder und sich<br />

wiederholender Trommelrhythmus, der sich mit Gesang<br />

mischt und Menschen in Trance fallen lässt. Hier werden<br />

vielleicht Geschichten von Ahnen und Naturgottheiten<br />

erzählt, die den Einzelnen in die Gemeinschaft einbinden<br />

und sich seiner Vergangenheit und Anbindung an das<br />

Metaphysische bewusst werden lassen. Im anderen Fall, wie<br />

z.B. des Weihnachtsoratoriums von Bach, haben wir ein<br />

kompliziertes Gewebe aus vielen verschiedenen Stimmen<br />

und Instrumenten.<br />

In der Geschichte der Religion hatte und hat Musik<br />

eine sehr wichtige Bedeutung, um religiöse Inhalte weiter<br />

zu geben. Eine Matthäus-Passion von Bach erzählt die Leidensgeschichte<br />

Jesu, hebt bestimmte Aspekte hervor und<br />

macht dem Zuhörer intensiv das Geschehene gegenwärtig<br />

und auch gefühlsmäßig fassbar.<br />

<strong>Juli</strong> <strong>–</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />

(Foto: © www.kirche-langenfeld.de)<br />

(Foto: F. W. Frank)<br />

Thematischer Schwerpunkt<br />

Kantor Sven Schneider<br />

ist A-Musiker an der<br />

Johanneskirche<br />

Gerade weil die Vielfalt in der Musik so groß ist, bieten<br />

wir in der Johanneskirche eine breite Auswahl an Konzerten<br />

an. In diesem Jahr steht unter anderem wieder die<br />

traditionelle Musik bei Kerzenschein am 2. Adventssonntag<br />

auf dem Programm, zum anderen am 2. Weihnachtstag<br />

die „Marienvesper“ von Claudio Monteverdi von 1610.<br />

Den meisten heutigen Hörern ist diese 400 Jahre alte<br />

Musik sehr ungewohnt. Die Strukturen sind anders als in<br />

Bach- oder Händel-Oratorien über hundert Jahre später.<br />

Monteverdi, 1567 geboren, hielt seine Verknüpfung von<br />

gregorianischen Gesängen, bis zu 10-stimmigen, polyphonen<br />

Chören sowie der damals neu aufkommenden „Monodie“,<br />

einer Mischung aus Rezitativ und Arie mit einfacher<br />

Instrumentalbegleitung, für die ultimative Musik.<br />

Monteverdi hat die Form der Oper sozusagen erfunden<br />

und war auf seinem Gebiet bahnbrechend. Manche seiner<br />

Zeitgenossen hielten ihn für zu modern und fortschrittlich.<br />

Den meisten Hörern von heute dagegen ist diese Musik<br />

wahrscheinlich nicht ganz so einfach zugänglich. So ändert<br />

sich die Wahrnehmung von Musik, oft auch schon innerhalb<br />

viel kürzerer Zeit.<br />

So bleibt uns heute die Möglichkeit, die große Vielfalt<br />

der Musik zu hören und zu entscheiden, was uns entspricht.<br />

Sven Schneider<br />

(Karikatur: © Plaßmann)<br />

GeMeindeBrief 4/<strong>2012</strong><br />

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