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Sylvie Boisseau - Strategie zur Konstruktion der Identität funktionaler

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Als ein weiteres Charakteristikum nennt Frank Schweitzer<br />

das <strong>der</strong> nichtlinearen Rückkopplung. „Wege sind kollektiv<br />

hervorgebrachte Strukturen. Fußgänger, die mit bestimmten<br />

Absichten ein Wohngebiet durchqueren, setzen dabei<br />

Markierungen, also Fußspuren. Ein Weg entsteht erst dann,<br />

wenn mehrere Fußgänger dieselbe Richtung haben und dabei<br />

in die schon vorhandenen Fußstapfen treten, die Markierungen<br />

verstärken und so einen markierten Weg formen.<br />

Die Fußgänger kommunizieren miteinan<strong>der</strong> über das Medium<br />

(die Oberfläche), auf dem sie ihre Markierungen setzen.<br />

- Je<strong>der</strong> Fußgänger „schreibt“ Markierungen, während er<br />

sich auf <strong>der</strong> Oberfläche bewegt.<br />

- Je<strong>der</strong> Fußgänger kann Markierungen „erkennen“, wenn<br />

sie sich in seiner Umgebung befinden.<br />

- Er „handelt“ aufgrund <strong>der</strong> anziehenden Wirkung <strong>der</strong> Markierung.<br />

Mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wird sich<br />

<strong>der</strong> Fußgänger in die gleiche Richtung wie die schon vorhandenen<br />

Markierungen bewegen.“ 30<br />

Zwischen den Wegen herrscht eine gewisse Konkurrenz, es<br />

setzen sich nur die Wege durch, die von den meisten Fußgängern<br />

benutzt werden. Die allerersten Wegmarkierungen<br />

prägen das spätere Wegsystem durch Symmetriebrechung.<br />

„Auf diese Weise versklaven die frühen Markierungen die<br />

weitere Entwicklung eines Systems, sofern sie erneuert und<br />

verstärkt wurden“. 31 Wege bilden sich also immer in Bezug<br />

auf schon bestehende Wege.<br />

2.3 Warum entstehen trampelpfaDe unD Wo entstehen sie<br />

bevorzugt?<br />

Wirft man einen Blick auf die Geschichte <strong>der</strong> Wege, lässt sich<br />

feststellen, dass das Phänomen des Abkürzens keineswegs<br />

neu ist, vielmehr ein natürliches Verhalten darstellt.<br />

„Die historischen Wege verliefen, laut Weimann von Nicke,<br />

im Gegensatz zu den heutigen Straßen, längs über die Höhen<br />

und quer durch die Täler. Heutige Straßen verlaufen<br />

genau umgekehrt, nämlich längs durch die Täler und quer<br />

über die Höhen. Früher führten die Straßen auch gerade<br />

von Punkt A nach B den Berg hinauf und hinunter. Man orientierte<br />

sich an <strong>der</strong> Luftlinie und hält sich ziemlich genau<br />

daran. Der Verkehr begann mit Trampelpfaden. Überall wo<br />

<strong>der</strong> Weg einen Knick um die Ecke macht, <strong>der</strong> zu weit und zu<br />

lästig erschien, entstanden Trampelpfade. Der Trampelpfad<br />

verläuft also auf möglichst kurzem Weg und man muss auf<br />

ihm trockenen Fußes vorankommen. Wenn <strong>der</strong> Weg nass<br />

o<strong>der</strong> matschig ist entsteht daneben ein neuer.“ 32

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