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Sylvie Boisseau - Strategie zur Konstruktion der Identität funktionaler

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1.3 objektivierenDer unD subjektivierenDer ansatz in Der<br />

behanDlung Des ortes<br />

In „Die ausgestellte Stadt“ stellen Michael Müller und Franz<br />

Dröge als Differenzierungsprinzip zwischen Ort und Raum<br />

die Wahrnehmung des Einzelnen in den Vor<strong>der</strong>grund.<br />

„Orte können wir in erster Annäherung als Zone <strong>der</strong> Alltäglichkeit<br />

des Lebens betrachten. (...) Sie sind durch Erfahrung<br />

gesättigt, man spricht von vertraut. (...) Der Raum, in dem<br />

sich eine individuelle Biographie in <strong>der</strong> Zeit abspielt, ist sehr<br />

unterschiedlich dimensioniert. Er kann eine kleine Stadt ausfüllen<br />

o<strong>der</strong>, wie beim Jet Set <strong>der</strong> globalen Management-Elite,<br />

die ganze Welt umfassen. Er ist aber für jeden Mensch<br />

durch eine Ortsglie<strong>der</strong>ung strukturiert. Dies trifft auch zu,<br />

wenn diese durch abstrakte Arrangements einer global<br />

culture mit sehr simplen Strukturen von hohem Wie<strong>der</strong>erkennungswert<br />

in Flughafenhallen, Hotellobbys, Hochhausentrees<br />

o<strong>der</strong> Edelrestaurants hergerichtet werden müssen.<br />

Also in den Räumlichkeiten, von denen Marc Augé als von<br />

„Nicht-Orten“ redet. Doch gerade die Abstraktheit und die<br />

Repetition einfacher (wenngleich luxuriöser) Formen sichern<br />

hier Vertrautheit und damit hinterrücks wie<strong>der</strong> jenen<br />

Ortscharakter, den Augé gerade in Abrede stellt. “6<br />

Verfolgen diese beiden Theorien auch zwei miteinan<strong>der</strong> unvereinbare<br />

Ansätze, so empfinde ich sie doch beide als sehr<br />

wichtig für mein Verständnis von Orten. Mit dem wahrnehmungsorientierten<br />

Ansatz versteht man die gegenwärtige<br />

Entwicklung besser, dass <strong>der</strong> Ortscharakter nicht an die physische<br />

Realität eines Ortes gebunden ist. (Zum Beispiel wird<br />

aus einem amerikanischen Hispanic- o<strong>der</strong> Schwarzenviertel<br />

durch die Ansiedlung eines Starbucks Cafés ein für die weiße<br />

amerikanische Mittelschicht vertrauter Ort, da ein Pappbecher<br />

mit Markenaufdruck eine größere Aussagekraft hat<br />

als ein heruntergekommener Hauseingang).<br />

Ein objektivieren<strong>der</strong> Ansatz wie jener von Marc Augé dagegen<br />

setzt Maßstäbe, was für Menschen als Ort gelten<br />

kann und was nicht. Ob es einen Unterschied macht, in den<br />

Tunneln <strong>der</strong> U-Bahn o<strong>der</strong> in seinen eigenen vier Wänden<br />

zu schlafen, ist schließlich nicht nur eine Frage <strong>der</strong> individuellen<br />

Wahrnehmung, son<strong>der</strong>n eine objektiv feststellbare<br />

Ausgrenzung aus <strong>der</strong> sozialen Gemeinschaft.<br />

1.4 Der funktionale ort<br />

Das Thema meiner Masterarbeit fragt nach <strong>der</strong> <strong>Identität</strong><br />

<strong>funktionaler</strong> Orte. Ist <strong>der</strong> funktionale Ort etwa ein Nicht-<br />

Ort? Die Unterscheidung, die James Meyer in seinem Artikel<br />

„Der funktionale Ort“ 7 macht, zwischen dem Ort im wört-<br />

Kippenbergers Projekt Metro Net besteht<br />

aus U-Bahn Eingängen auf Syros (Griechenland),<br />

in Kassel, und einem Lüftungsschacht<br />

in Los Angeles. Metro Net entfaltet<br />

ein virtuelles Netz, das potentiell jeden Ort<br />

mit jedem an<strong>der</strong>en in Verbindung bringt.<br />

Je<strong>der</strong> Eingang in die unterirdische Welt des<br />

World Metro Net zieht auch ein Stück <strong>der</strong><br />

Autarkie des Ortes wie in einem Sog in sich<br />

auf.

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