Sylvie Boisseau - Strategie zur Konstruktion der Identität funktionaler
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des sicher bei ihr vorbeikommt. Was um den Weg sein Wesen<br />
hat, sammelt er ein und trägt jedem, <strong>der</strong> auf ihm geht,<br />
das Seine zu.<br />
(...) immer und von überall her steht um den Feldweg <strong>der</strong><br />
Zuspruch des Selben:<br />
Das Einfache verwahrt das Rätsel des Bleibenden und des<br />
Großen. Unvermittelt kehrt es bei den Menschen ein und<br />
braucht doch ein langes Gedeihen. Im Unscheinbaren des<br />
immer Selben verbirgt es seinen Segen.“ 37<br />
Dieses schöne Zitat Heideggers nennt die wesentlichen<br />
sinnlichen Erfahrungen, die ein Feldweg (und hierzu zähle<br />
ich auch einen Trampelpfad) bietet. Der Trampelpfad wirkt<br />
aus seiner Unscheinbarkeit heraus. Als Spur führt er unsere<br />
Schritte. Und mehr noch, es entsteht eine Symbiose, wenn<br />
<strong>der</strong> Mensch dem Pfad folgt und „ dieser (<strong>der</strong> Feldweg) bleibt<br />
dem Schritt des Denkenden so nahe wie dem Schritt des<br />
Landmannes, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Morgenfrühe zum Mähen geht.“<br />
So wie unser Schritt dem Pfad folgt, folgt <strong>der</strong> Trampelpfad<br />
unserem Schritt. In dieser gegenseitigen Zufuhr von Energie<br />
finden das Gehen und das Denken zu ihrem Gleichklang.<br />
Der Weg, <strong>der</strong> Körper und <strong>der</strong> Geist folgen einem gemeinsamen<br />
Pfad.<br />
Der Trampelpfad bringt die Dinge um ihn herum zum Sprechen.<br />
„Was um den Weg sein Wesen hat, sammelt er ein und<br />
trägt jedem, <strong>der</strong> auf ihm geht, das Seine zu.“ Wir hätten es<br />
also nach Heidegger mit einem Objekt zu tun, dass auf ganz<br />
bestimmte Weise sich selbst und die Dinge, die es umgeben,<br />
verkörpert. Solch ein Ding ist Heidegger zufolge das Kunstwerk:<br />
„Das Ineinan<strong>der</strong>spiel von Kunst und Raum müsste aus<br />
<strong>der</strong> Erfahrung von Ort und Gegend bedacht werden. Die<br />
Kunst als Plastik: Keine Besitzergreifung des Raumes. Die<br />
Plastik wäre keine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Raum. Die<br />
Plastik wäre die Verkörperung von Orten, die, eine Gegend<br />
öffnend und sie verwahrend, ein Freies um sich versammelt<br />
halten, das ein Verweilen gewährt den jeweiligen Dingen<br />
und ein Wohnen dem Menschen inmitten <strong>der</strong> Dinge.“ 38 Der<br />
Trampelpfad also ein objets-trouvé? Ein ready-made? Eine<br />
Skulptur, die von einem Kollektiv geschaffen wurde, ohne<br />
die Absicht Kunst herzustellen? In dem Aufsatz „Der Ursprung<br />
des Kunstwerkes“ vergleicht Heidegger Bauernschuhe,<br />
die stark abgenutzt sind, mit einem Kunstwerk. „Das<br />
Zeug, z.B. das Schuhzeug ruht als fertiges auch in sich wie<br />
das bloße Ding, aber es hat nicht wie <strong>der</strong> Granitblock jenes<br />
eigenwüchsige. Andrerseits zeigt das Zeug eine Verwandtschaft<br />
mit dem Kunstwerk, sofern es von Menschenhand<br />
Hervorgebrachtes ist.“ 39 Josef Rauscher hat sich mit dem<br />
objet-trouvé bei Heidegger beschäftigt: „Ein objet trouvé