Sylvie Boisseau - Strategie zur Konstruktion der Identität funktionaler
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möchte ich vor Ort nichts hinzufügen, son<strong>der</strong>n meine Anstrengung<br />
geht vielmehr dahin, das erfahrbar zu machen,<br />
was in den Trampelpfad (verborgen) eingeschrieben ist.<br />
2.5 interpretationen <strong>zur</strong> entstehungsgeschichte<br />
Des trampelpfaDes<br />
ErstE IntErprEtatIon: dEr FEldwEg<br />
Vor <strong>der</strong> Erbauung des Wohnkomplexes lief ein alter Feldweg<br />
vom Ettersberg herunter bis nach Weimar, ungefähr<br />
20m parallel zu dem jetzigen Trampelpfad. In den ersten<br />
Plänen des Wohnungsbaukombinats von 1974 bis 1979 ist<br />
dieser Feldweg noch vermerkt. Danach verschwindet er<br />
aus den Plänen. Dieser Feldweg verkörpert eine natürliche<br />
Verbindung <strong>der</strong> Neigung des Berges folgend zwischen Ettersberg<br />
und Weimar. Für den Schuldirektor <strong>der</strong> nördlich an<br />
die Wiese angrenzenden Her<strong>der</strong>schule, Herrn Boide, ist <strong>der</strong><br />
damalige Feldweg die Verbindung zwischen dem Norden:<br />
mit dem windigen, kalten Ettersberg und dem Süden: <strong>der</strong><br />
Stadt Weimar. So hat wohl auch schon Johann Gottfried<br />
Her<strong>der</strong> hier häufig von den Problemen aus Weimar Zuflucht<br />
gesucht und lief den Weg hoch bis zu <strong>der</strong> Ebene vor dem<br />
Ettersberg.<br />
Laut Herrn Boide hat man nach dem Krieg wegen Buchenwald<br />
diese Verbindung zwischen dem Ettersberg und Weimar<br />
verleugnen wollen. Erst mit dem Kulturstadtjahr und<br />
mit einem Immobilienprojekt <strong>zur</strong> Rehabilitierung <strong>der</strong> Kaserne<br />
ist diese Achse von offizieller Seite wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />
worden. Der historische Feldweg verlief genau unter dem<br />
heute leer stehenden Gebäude, das westlich an die Wiese<br />
angrenzt. Handelt es sich bei dem Trampelpfad um den alten<br />
Feldweg, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong> in Erscheinung tritt?<br />
ZwEItE IntErprEtatIon: das gEplantE ZEntrum.<br />
Auf <strong>der</strong> Wiese des Trampelpfades war 1974 eine Kaufhalle<br />
vorgesehen, doch ist sie nie errichtet worden. Laut Herrn<br />
Stahr, des Architekten <strong>der</strong> Experimentalbauten, gab es dort<br />
aber den provisorischen Bau einer Baustelleneinrichtung,<br />
welcher nach Beendigung <strong>der</strong> Bauarbeiten stehen blieb und<br />
als Bürgerzentrum mit integrierter Post und Lottoannahmestelle<br />
genutzt wurde.<br />
Heute ist diese Wiese eine leere Fläche. Aber es ist einmal als<br />
Zentrum eines sozialutopischen Wohnkomplexes konzipiert<br />
worden. Dieses alte geplante Zentrum ist von allen Himmelsrichtungen<br />
aus gut erreichbar. Der Zentrumscharakter<br />
schlägt sich heute in <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> drei sich auf <strong>der</strong> Wiese<br />
kreuzenden Trampelpfade nie<strong>der</strong>. Das Vakuum, das im Zentrum<br />
herrscht, haben die Menschen wie<strong>der</strong> gefüllt, indem<br />
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