GLAUBEN LERNEN?! - Albrecht-Bengel-Haus
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FOTO: Joshua Hodge Photography/istockphoto<br />
In 10 worten:<br />
Wissens- oder Glaubensvermittlung, religiöses<br />
Grundwissen, religiöse Orientierung, theologische<br />
Inhalte, Lebensorientierung, Lebenswelt<br />
der Schüler, Lebensfragen, Glaubensbezeugung,<br />
er worbenes Wissen, erlebter Glaube<br />
richt am zu Unterrichtenden vorbei<br />
und hat keinerlei Bedeutung für seine<br />
gegenwärtige und zukünftige Lebensgestaltung.<br />
Der schulische RU kann<br />
nur dann Hilfe bei der Suche nach Orientierung<br />
und Lebenssinn sein, wenn<br />
die Lebenswelt der Schülerinnen und<br />
Schüler mit den religiösen Inhalten in<br />
Zusammenhang gebracht wird und sie<br />
dort Antworten auf ihre Lebensfragen<br />
finden können.<br />
<strong>GLAUBEN</strong>SBEzEUGUNG<br />
Man kann Glauben nicht „vermitteln“<br />
wie irgendeinen anderen Unterrichtsstoff.<br />
Es gibt kein „Pensum“ an Glauben,<br />
das ein Kind im Laufe seiner religiösen<br />
Schullaufbahn erlernt haben muss. Man<br />
kann Glauben weder lehren, noch pädagogisch<br />
über ihn verfügen.<br />
Aber ich als Person kann ihn vorleben.<br />
Ihn bekennen. Von meinem persönlichen<br />
Glauben erzählen und dazu<br />
einladen. Wenn das gelingt, empfinde<br />
ich diese Momente als Sternstunden<br />
des Religionsunterrichts. Es gibt<br />
Unterrichtseinheiten, bei denen man<br />
Gespräche über den eigenen Glauben<br />
einplanen kann. Bei der Einheit „Wunder“<br />
in Klasse 8 kann man erzählen, ob<br />
man selbst etwas erlebt hat, das man<br />
als Wunder bezeichnen würde. Oder<br />
beim Thema „Gott“ in der Oberstufe<br />
kann ich sagen, welche Rolle Gott in<br />
meinem Leben spielt.<br />
Oft kommen diese Sternstunden<br />
aber ganz unverhofft und ungeplant,<br />
wenn man sich nicht speziell darauf<br />
vorbereitet hat. Da fragt ein Schüler<br />
plötzlich unvermittelt bei der Erklärung<br />
des Kirchenjahreskreises (denn<br />
Schüler sind mit ihren Gedanken nicht<br />
immer beim gerade aktuellen Unterrichtsstoff):<br />
„Glauben Sie allen Ernstes,<br />
dass das Grab leer war?“ oder „Haben<br />
Sie Gott schon mal erlebt?“ Und dann<br />
bin ich nicht mehr nur mit meinem theologischen<br />
Fachwissen gefragt, sondern<br />
dann stehe ich einfach als Christin vor<br />
der Klasse, die versucht, ihren eigenen<br />
Glauben im Alltag zu leben und zu<br />
bezeugen. Dann müssen erworbenes<br />
Wissen und erlebter Glaube zusammenkommen,<br />
um den Heranwachsenden<br />
authentisch und einladend von meinem<br />
Gott weiter sagen zu können.<br />
Da brauche ich auch nicht auf jede<br />
Frage eine abschließende Antwort zu<br />
geben, die keinen Spielraum zum eigenen<br />
Suchen und Nachdenken mehr<br />
lässt. Ich mute meinen Schülerinnen<br />
und Schülern zu, nicht immer eine<br />
Lösung zu haben, die in ihr Denkschema<br />
von „falsch und richtig“ passt. Nein,<br />
da müssen sie es aushalten, dass ich<br />
manches eben auch nicht weiß, dass ich<br />
nicht eindeutig sagen kann, warum Gott<br />
diese oder jene Katastrophe zugelassen<br />
hat, warum Gott in der Geschichte mit<br />
seinem Volk Israel so oder so gehandelt<br />
hat. Aber ich will ihnen immer bezeugen,<br />
dass der Glaube an diesen Gott<br />
sich lohnt und dem eigenen Leben Sinn<br />
und Zukunft geben kann.<br />
Deshalb würde ich beim Religionsunterricht<br />
nicht von Glaubensvermittlung<br />
sprechen. Ich kann Wissen vermitteln<br />
und Werte weitergeben. Glauben<br />
aber kann ich nur bezeugen: den der<br />
biblischen Personen, den von wichtigen<br />
Menschen der Kirchengeschichte – und<br />
nicht zuletzt meinen eigenen. Und zu<br />
einem solchen Glauben möchte ich<br />
Schülerinnen und Schüler einladen: zur<br />
Beziehung mit Gott als Lebenssinn, der<br />
wirklich trägt.<br />
Nicole<br />
Mutschler<br />
Studienleiterin<br />
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