JS-Kiefer-Traktion-physiopraxis-2011 - Weiterbildungsträger ...
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38<br />
physiotherapie<br />
Die Korken-Technik<br />
Hands-off: selbsttraktion des kiefergelenks Eine <strong>Traktion</strong> des <strong>Kiefer</strong>gelenks<br />
kann Schmerzen lindern, Muskeln entspannen und Bewegungseinschränkungen<br />
verbessern. Jochen Schomacher erklärt, wie man sie selbst durchführt – mit dem<br />
Korken einer Weinflasche.<br />
b<br />
eschwerden im <strong>Kiefer</strong>gelenk, beispielsweise Gelenkgeräu-<br />
sche und Schmerzen, sind oft verbunden mit zu geringer oder<br />
zu großer Beweglichkeit des Gelenks. Eine häufig angewandte<br />
Behandlungstechnik ist die <strong>Traktion</strong> der Mandibula beziehungs-<br />
weise des Caput mandibulae nach kaudal. Sie kann bei niedriger<br />
Dosierung Schmerzen lindern und Muskeln entspannen und bei<br />
höherer Dosierung bindegewebig bedingte Bewegungseinschrän-<br />
kungen verbessern. Eine von Zahnärzten verordnete Aufbissschie-<br />
ne (Relaxationsschiene) hat einen ähnlichen Effekt: Sie reduziert<br />
einen zu hohen Druck im <strong>Kiefer</strong>gelenk, vergrößert die Beweglich-<br />
keit im Gelenk und verbessert dort auch die Flüssigkeitsresorption<br />
[1]. Bereits eine zwei Millimeter dicke Schiene mit einer zusätzli-<br />
chen Erhöhung auf dem zweiten Molaren von 1,9 mm (Pivotierung)<br />
verlagert den Kondylus um etwa einen Millimeter nach kaudal [1].<br />
Kommt zusätzlich ein nach kranial gerichteter Druck auf das Kinn<br />
hinzu, wird der Unterkiefer zum zweiarmigen Hebel. Die Erhöhung<br />
auf dem Molaren bildet die Drehachse. Dabei vergrößert ein Druck<br />
von fünf Newton das Ausmaß der <strong>Traktion</strong> auf fast zwei Millimeter.<br />
Patienten können sich dieses Prinzip bei einer Eigenübung zunutze<br />
machen: Sie legen eine Erhöhung, beispielsweise eine Korkenscheibe,<br />
auf die hinteren Backenzähne und drücken ihr Kinn<br />
nach oben. Das ergibt eine im CT deutlich sichtbare <strong>Traktion</strong> im<br />
<strong>Kiefer</strong>gelenk (a Abb. 1–3). Jochen Schomacher<br />
Das Literaturverzeichnis steht unter www.thieme-connect.de/<br />
ejournals/toc/<strong>physiopraxis</strong> > „Ausgabe 10/<strong>2011</strong>“<br />
Jochen Schomacher, MSc., ist seit über 20 Jahren<br />
Physiotherapeut und lebt in Küsnacht, Schweiz. Er<br />
unterrichtet in der Weiterbildung zur Manuellen<br />
Therapie, ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen<br />
und Mitherausgeber der Zeitschrift manuelletherapie.<br />
Sein Ziel ist, dass Physiotherapie auf klinischer und<br />
wissenschaftlicher Evidenz basiert und es so zu einem<br />
Konsens zwischen allen Konzepten kommt.<br />
<strong>physiopraxis</strong> 10/11 Foto: J. Schomacher