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Die ver hal tens be ding te K - Institut für Deutsches und ...

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<strong>Die</strong> <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung ))<br />

Wiss. Ass. Dr. Ulrich Preis, Köln<br />

Gliederung<br />

I.<br />

I. Einführung<br />

II. Ausgangsfälle<br />

III. Ungeeigne<strong>te</strong> Ansätze zur Konkretisierung <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgründe<br />

1. Vereinbarung absolu<strong>te</strong>r Kündigungsgründe<br />

2. Orientierung an aufgeho<strong>be</strong>nen Kündigungsnormen?<br />

3. "An sich" geeigne<strong>te</strong> <strong>und</strong> ungeeigne<strong>te</strong> Kündigungsgründe<br />

IV. Konkretisierung des <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>s<br />

1. Objekti<strong>ver</strong> Kündigungsgr<strong>und</strong><br />

2. Erforderlichkeit <strong>ver</strong>tragswidrigen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><br />

3. Zukunfts<strong>be</strong>zogenheit der Kündigungsgründe<br />

V. Zur Vorrangigkeit milderer Mit<strong>te</strong>l<br />

1. Konkretisierung der Gr<strong>und</strong>sätze der Geeignetheit <strong>und</strong> Erforderlichkeit<br />

2. Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigungsmöglichkeit?<br />

3. Betriebsbuße als milderes Mit<strong>te</strong>l?<br />

4. Abmahnung<br />

VI. Gr<strong>und</strong>satz der In<strong>te</strong>ressenabwägung<br />

VII. Stufen<strong>ver</strong>hältnis zwischen außerordentlicher <strong>und</strong> ordentlicher Kündigung<br />

VIII. Zusammenfassung<br />

Einführung<br />

<strong>Die</strong> <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung führt vielfach zu emotionsgeladenen Auseinandersetzungen im Prozeß. <strong>Die</strong> Lektüre der zahlreichen Ur<strong>te</strong>ile hin<strong>te</strong>rläßt<br />

den Eindruck, die Entscheidungen entsprängen eher dem Rechtsgefühl als der Anwendung zwingender Rechtsgr<strong>und</strong>sätze. Wenn a<strong>be</strong>r Emotionen hohe<br />

Wellen schlagen, sind Gerich<strong>te</strong> <strong>und</strong> Rechtswissenschaft gefordert, kühlen Kopf zu <strong>be</strong>wahren. <strong>Die</strong>s gelingt um so eher, wenn klare <strong>und</strong> ü<strong>be</strong>rzeugende<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>sätze den Einzelfall zu lei<strong>te</strong>n imstande sind 1) .<br />

<strong>Die</strong> bisherigen, an sich <strong>be</strong>grüßenswer<strong>te</strong>n Sys<strong>te</strong>matisierungs<strong>ver</strong>suche des BAG sind nicht ohne Kritik geblie<strong>be</strong>n 2) . Knapp 40 Jahre nach Inkrafttre<strong>te</strong>n<br />

des Kündigungsschutzgesetzes ist das B<strong>und</strong>esar<strong>be</strong>itsgericht jedoch auf dem Weg, auch die <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung normativ zu strukturieren.<br />

Rechtsunsicherhei<strong>te</strong>n <strong>be</strong>s<strong>te</strong>hen freilich noch fort, die <strong>te</strong>ils mit der vorangehenden Billigkeitsrechtsprechung, <strong>te</strong>ils a<strong>be</strong>r auch mit der noch nicht<br />

abgeschlossenen Suche nach <strong>ver</strong>bindlichen Leitlinien zu erklären sind. <strong>Die</strong> schlich<strong>te</strong> Bildung von Fallgruppen 3) ersetzt diese Suche nicht. Da es ohne<br />

die Entwicklung objekti<strong>ver</strong> <strong>und</strong> normati<strong>ver</strong> Leitlinien weder Rechtssicherheit noch Gerechtigkeit im Einzelfall ge<strong>be</strong>n kann, ist die Suche fortzusetzen.<br />

II.<br />

Ausgangsfälle<br />

Aufsehen erreg<strong>te</strong> eine jüngere Entscheidung des BAG, in der es um die außerordentliche Kündigung eines Ersatzmitglieds des Betriebsrats ging, der<br />

in 1 1/2 Jahren 104mal zu spät zur Ar<strong>be</strong>it erschien <strong>und</strong> sich hiervon auch durch sechs vorangehende Abmahnungen nicht ab<strong>hal</strong><strong>te</strong>n ließ. Nach<br />

Auffassung des BAG muß dieser Ar<strong>be</strong>itnehmer am Ende keine fristlose Kündigung <strong>für</strong>ch<strong>te</strong>n, wenn durch dieses Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n - wie das BAG sagt - die<br />

"<strong>be</strong>triebliche Verb<strong>und</strong>enheit der Mitar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>r" nicht konkret gestört wird <strong>und</strong> ggf. eine Betriebsbuße als "Sanktion" ausreicht 4) . Wie <strong>ver</strong>hält sich hierzu<br />

der Fall der Kuchen<strong>ver</strong>käuferin, die fristlos gekündigt werden durf<strong>te</strong>, weil sie - wie sie vorgetragen hat - aus einem Hungergefühl heraus un<strong>be</strong>rechtigt ein<br />

Stück Bienenstich im Wert von 1,- DM aus dem Waren<strong>be</strong>stand entnommen <strong>und</strong> <strong>ver</strong>zehrt hat? Weder forder<strong>te</strong> die Rechtsprechung hier eine vorherige<br />

Abmahnung noch wurden konkre<strong>te</strong> Störungen im Bereich der <strong>be</strong>trieblichen Verb<strong>und</strong>enheit <strong>ver</strong>langt <strong>und</strong> wurden mögliche mildere Mit<strong>te</strong>l angesprochen<br />

5) .<br />

Wei<strong>te</strong>re Grenzfälle seien hier angesprochen. Kann ein <strong>ver</strong>schulde<strong>te</strong>r Ar<strong>be</strong>itnehmer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong>t gekündigt werden, wenn es zu einer erheblichen<br />

Anzahl von Lohnpfändungen <strong>und</strong> hierdurch zu einer Belastung der Personal<strong>ver</strong>waltung kommt 6) ? Wie s<strong>te</strong>ht es mit der Kündigungsmöglichkeit <strong>be</strong>i<br />

Strafta<strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers, die er (a) im Privat<strong>be</strong>reich <strong>und</strong> (b) im Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis <strong>be</strong>geht 7) ? Wie ist der Grenzfall zu lösen, in dem ein Ar<strong>be</strong>itnehmer<br />

<strong>be</strong>i einem rechtlich selbständigen Konzernun<strong>te</strong>rnehmen stiehlt, das mit dem Beschäftigungsun<strong>te</strong>rnehmen nur ü<strong>be</strong>r eine Hol<strong>ding</strong> rechtlich <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en ist<br />

8) ? Kann in einem Ehegat<strong>te</strong>nar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis - wie das ArbG Siegburg im Jahre 1986 angenommen hat 9) - allein das schuldhaft ehewidrige Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n<br />

die Kündigung <strong>be</strong><strong>ding</strong>en, auch wenn keine Beeinträchtigungen des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses vorgetragen sind? Ist es kündigungsrechtlich irrelevant, daß ein<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmer, selbst wenn er auf Personalentscheidungen keinen Einfluß hat, von einem Drit<strong>te</strong>n eine Vermittlungsprovision <strong>für</strong> dessen Eins<strong>te</strong>llung <strong>be</strong>i<br />

seinem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r <strong>ver</strong>langt 10) ?<br />

Hier erhe<strong>be</strong>n sich folgende Fragen. Wann kann ü<strong>be</strong>rhaupt ("an sich") ein <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgr<strong>und</strong> vorliegen? Kann ehewidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n<br />

<strong>be</strong>im Ehegat<strong>te</strong>nar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis zugleich ar<strong>be</strong>itswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n sein? Begründet ü<strong>be</strong>rhaupt Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, auch deliktisches, im Privat<strong>be</strong>reich<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigungen (Beispiele: Führerscheinentzug, Haft, homosexuelle Veranlagung <strong>und</strong> Le<strong>be</strong>nsführung 11) ? In diesem Punkt ist die<br />

Rechtsprechung äußerst uneinheitlich. Zum Teil wird der Kündigungsgr<strong>und</strong> gar nicht <strong>be</strong>nannt 12) . Zum Teil wird auf die personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung<br />

abges<strong>te</strong>llt 13) . Wie weit geht die Verpflichtung <strong>für</strong> den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r, vor der Kündigung, mildere Mit<strong>te</strong>l zu ergreifen, ins<strong>be</strong>sondere zunächst eine<br />

Abmahnung auszusprechen? Welche Aspek<strong>te</strong> sind im Rahmen der In<strong>te</strong>ressenabwägung zu <strong>be</strong>rücksichtigen? Wann ist der Kündigungsgr<strong>und</strong> so<br />

DB0085475


eim Ehegat<strong>te</strong>nar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis zugleich ar<strong>be</strong>itswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n sein? Begründet ü<strong>be</strong>rhaupt Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, auch deliktisches, im Privat<strong>be</strong>reich<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigungen (Beispiele: Führerscheinentzug, Haft, homosexuelle Veranlagung <strong>und</strong> Le<strong>be</strong>nsführung 11) ? In diesem Punkt ist die<br />

Rechtsprechung äußerst uneinheitlich. Zum Teil wird der Kündigungsgr<strong>und</strong> gar nicht <strong>be</strong>nannt 12) . Zum Teil wird auf die personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung<br />

abges<strong>te</strong>llt 13) . Wie weit geht die Verpflichtung <strong>für</strong> den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r, vor der Kündigung, mildere Mit<strong>te</strong>l zu ergreifen, ins<strong>be</strong>sondere zunächst eine<br />

Abmahnung auszusprechen? Welche Aspek<strong>te</strong> sind im Rahmen der In<strong>te</strong>ressenabwägung zu <strong>be</strong>rücksichtigen? Wann ist der Kündigungsgr<strong>und</strong> so<br />

gewichtig, daß nicht nur eine ordentliche, sondern auch eine fristlose Kündigung gerechtfertigt ist? <strong>Die</strong>se Fragen sollen im Mit<strong>te</strong>lpunkt nachfolgender<br />

Ausführungen s<strong>te</strong>hen.<br />

III.<br />

Ungeeigne<strong>te</strong> Ansätze zur Konkretisierung <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgründe<br />

Zunächst ist jedoch die Auseinandersetzung mit einigen Ansätzen in Praxis <strong>und</strong> Rechtsprechung erforderlich, die weder normative Vergewisserung<br />

noch Rechtssicherheit <strong>ver</strong>sprechen.<br />

1.<br />

Vereinbarung absolu<strong>te</strong>r Kündigungsgründe<br />

In einer Vielzahl - zumeist vorformulier<strong>te</strong>r - Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>träge finden sich ausdrückliche Vereinbarungen ü<strong>be</strong>r Kündigungsgründe. Eine derartige<br />

Vertrags<strong>ver</strong>einbarung s<strong>te</strong>llt kein geeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l zur Konkretisierung des <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>es dar. Das BAG s<strong>te</strong>ht in ständiger<br />

Rechtsprechung <strong>und</strong> in Ü<strong>be</strong>reinstimmung mit der Li<strong>te</strong>ratur auf dem Standpunkt, daß angesichts des zwingenden Charak<strong>te</strong>rs des § 1 KSchG <strong>und</strong> des §<br />

626 BGB die Vereinbarung sogenann<strong>te</strong>r "absolu<strong>te</strong>r Kündigungsgründe" unzulässig ist 14) . Seit dem Ers<strong>te</strong>n Ar<strong>be</strong>itsrechts<strong>be</strong>reinigungsgesetz vom<br />

14.8.1969 15) gibt es im gel<strong>te</strong>nden Recht - bis auf eine Ausnahme in § 64 SeemG - keine absolu<strong>te</strong>n Kündigungsgründe mehr.<br />

2.<br />

Orientierung an aufgeho<strong>be</strong>nen Kündigungsnormen?<br />

Das Dilemma der Einzelfall<strong>be</strong>ur<strong>te</strong>ilung wird also durch <strong>ver</strong>tragliche Vereinbarungen nicht <strong>be</strong>ho<strong>be</strong>n. <strong>Die</strong> Rechtsprechung sucht <strong>ver</strong>zweifelt nach<br />

An<strong>hal</strong>tspunk<strong>te</strong>n, um die Rechtsfindung zu objektivieren. <strong>Die</strong>ses <strong>be</strong>grüßenswer<strong>te</strong> Bemühen ist freilich vor Irrwegen nicht gefeit. Das BAG ist einem<br />

Vorschlag seines Vorsitzenden Rich<strong>te</strong>rs Hillebrecht gefolgt - aller<strong>ding</strong>s mit einer <strong>be</strong>merkenswer<strong>te</strong>n Zurück<strong>hal</strong>tung seines eigenen Senats 16) -<br />

Tat<strong>be</strong>stände aufgeho<strong>be</strong>ner Kündigungsvorschrif<strong>te</strong>n als i.d.R. geeigne<strong>te</strong> 17) , zumindest a<strong>be</strong>r als "an sich" geeigne<strong>te</strong> Kündigungsgründe 18)<br />

anzuerkennen. Es trüge, so Hillebrecht, erheblich dazu <strong>be</strong>i, die Rechtssicherheit auf dem Gebiet des Kündigungsrechts zu <strong>ver</strong>stärken, <strong>be</strong>i einem<br />

Kündigungssach<strong>ver</strong><strong>hal</strong>t zu prüfen, ob er nach früherem Recht gerechtfertigt gewesen wäre 19) .<br />

<strong>Die</strong> Rechtsfindung an ausdrücklich aufgeho<strong>be</strong>nen Vorschrif<strong>te</strong>n zu orientieren, ist ein methodisch unzulässiger Weg 20) . Ma<strong>te</strong>riell-rechtliche Fehler<br />

werden so programmiert. Es <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht die Gefahr, <strong>ver</strong>al<strong>te</strong><strong>te</strong>, zum Teil aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert stammende Normvors<strong>te</strong>llungen zu zementieren. Der<br />

Hinweis auf § 123 Abs. 1 Nr. 2 GewO a.F. mag als Beispiel genügen, der den "liederlichen Le<strong>be</strong>nswandel" als absolu<strong>te</strong>n außerordentlichen<br />

Entlassungsgr<strong>und</strong> <strong>be</strong>nann<strong>te</strong>. In der praktischen Rechtsanwendung führt dieser methodisch unzulässige Ansatz zudem nicht wei<strong>te</strong>r. <strong>Die</strong> häufige<br />

Unpünktlichkeit war nämlich nach § 123 Abs. 1 Nr. 3 GewO a.F. absolu<strong>te</strong>r fristloser Entlassungsgr<strong>und</strong>. <strong>Die</strong> aufgeho<strong>be</strong>ne Norm <strong>be</strong>einfluß<strong>te</strong> im o<strong>be</strong>n<br />

geschilder<strong>te</strong>n Fall die konkre<strong>te</strong> Rechtsfindung e<strong>be</strong>nsowenig wie § 72 Abs. 1 Nr. 3 HGB a.F. im Fall einer Kündigung wegen längerer Straf- <strong>und</strong><br />

Un<strong>te</strong>rsuchungshaft 21) .<br />

3.<br />

"An sich" geeigne<strong>te</strong> <strong>und</strong> ungeeigne<strong>te</strong> Kündigungsgründe<br />

Eng mit dem vorgenann<strong>te</strong>n Aspekt <strong>ver</strong>knüpft ist die e<strong>be</strong>nfalls von Hillebrecht 22) vorangetrie<strong>be</strong>ne methodische Handhabung, <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong><br />

Kündigungsgründe zweistufig zu prüfen. Angelehnt wird die Prüfung an den revisionsrechtlichen Prüfungsmaßstab 23) mit der Frage, ob ein <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong>r<br />

Sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong>t ohne die <strong>be</strong>sonderen Umstände des Einzelfalles an sich geeignet ist, einen Kündigungsgr<strong>und</strong> zu bilden. Erst nach Bejahung dieser Frage<br />

soll eine umfassende In<strong>te</strong>ressenabwägung das Einzelfallur<strong>te</strong>il fällen. Freilich hat dieser <strong>be</strong>grüßenswer<strong>te</strong> Versuch bislang e<strong>be</strong>nfalls keine Fortschrit<strong>te</strong><br />

gebracht. Wenn selbst das erstmalige un<strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong> Verzehren eines Stückes Kuchen im Wert von 1,- DM durch eine Konditorei<strong>ver</strong>käuferin oder die<br />

Erstattung <strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>r Anzeigen gegen den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r "an sich" geeignet sind, einen wichtigen Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die außerordentliche Kündigung zu bilden,<br />

dann blei<strong>be</strong>n nur wenige Sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong> übrig, die nach der Sicht des BAG generell ungeeignet <strong>für</strong> die Ausfüllung des wichtigen Gr<strong>und</strong>es sind 24) .<br />

Daß diskriminierende oder gesetzlich ausgeschlossene (§ 626 Abs. 2 BGB) Kündigungen 25) "gr<strong>und</strong>sätzlich ungeeigne<strong>te</strong> Kündigungsgründe" sind,<br />

ergibt sich nicht erst durch die neuere methodische Handhabung des § 626 BGB, sondern aus einschlägigen Rechtsnormen des Verfassungs- <strong>und</strong><br />

Zivilrechts (Art. 9 Abs. 3 GG, §§ 134, 138 BGB, §§ 611a, 612a BGB) 26) . Im Gr<strong>und</strong>e bleibt es bis in die neuere Rechtsprechung entscheidend allein <strong>be</strong>i<br />

einer nicht näher strukturier<strong>te</strong>n umfassenden In<strong>te</strong>ressenabwägung 27) .<br />

<strong>Die</strong> dogmatische Strukturierung des <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>es selbst, die allein geeignet ist, gleichmäßig handhabbare Gr<strong>und</strong>sätze <strong>für</strong><br />

alle Sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong> zu gewährleis<strong>te</strong>n, s<strong>te</strong>ht noch aus. Hierzu das folgende:<br />

IV.<br />

Konkretisierung des <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>s<br />

Nach § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG ist die Kündigung sozial ungerechtfertigt, wenn sie nicht durch Gründe, die in dem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers liegen,<br />

die einer Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung des Ar<strong>be</strong>itnehmers in diesem Betrieb entgegens<strong>te</strong>hen, <strong>be</strong><strong>ding</strong>t ist. Hiermit sagt das Gesetz zunächst alles <strong>und</strong> nichts.<br />

Das Verhältnis zum "wichtigen Gr<strong>und</strong>" i.S. des § 626 Abs. 1 BGB bleibt unklar. Mangels gesetzlicher Wer<strong>te</strong>ntscheidung s<strong>te</strong>ht die In<strong>te</strong>ressenabwägung<br />

immer noch im Mit<strong>te</strong>lpunkt der Einzelfallentscheidung 28) . Zuvor sind jedoch wichtige Eingrenzungen zu <strong>be</strong>ach<strong>te</strong>n, die aus Sinn <strong>und</strong> Zweck der<br />

einschlägigen Kündigungsschutznormen folgen.<br />

1.<br />

Objekti<strong>ver</strong> Kündigungsgr<strong>und</strong><br />

Nicht subjektive Einschätzungen des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs ü<strong>be</strong>r das Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>be</strong>gründen die Kündigung, sondern nur objektive, durch einen<br />

Drit<strong>te</strong>n nachvollziehbare Vorfälle 29) . Auch reicht die bloße Be<strong>für</strong>chtung, es werde zu Vertrags<strong>be</strong>einträchtigungen kommen, nicht aus, wenn es in der<br />

Vergangenheit zu keiner nachweisbaren objektiven Beeinträchtigung gekommen ist 30) . Freilich löst auch diese ers<strong>te</strong> Eingrenzung wirklich<br />

problematische Fälle nicht. <strong>Die</strong> Rechtsprechung hat sich jahrzehn<strong>te</strong>lang mit der Formel zu helfen <strong>ver</strong>sucht, als Kündigungsgr<strong>und</strong> komme nur ein solcher<br />

Umstand in Betracht, den ein ruhig <strong>und</strong> <strong>ver</strong>ständig ur<strong>te</strong>ilender 31) , ja sozial- <strong>und</strong> gerecht denkender Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r 32) zur Kündigung <strong>be</strong>stimmen könne<br />

33) . <strong>Die</strong>se Formel fördert weder Rechtserkenntnis noch Rechtssicherheit. Sie ermöglicht lediglich, eine <strong>hal</strong>bwegs plausi<strong>be</strong>l klingende Legitimation <strong>für</strong><br />

die kraft Judiz gefäll<strong>te</strong> Einzelfallentscheidung des Ar<strong>be</strong>itsgerichts zu ge<strong>be</strong>n.<br />

Schuldhaf<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers wird nicht un<strong>be</strong><strong>ding</strong>t <strong>für</strong> erforderlich ge<strong>hal</strong><strong>te</strong>n 34) . Freilich ist das Verschulden <strong>für</strong> die Prognoseentscheidung<br />

<strong>und</strong> die In<strong>te</strong>ressenabwägung von Bedeutung. Nicht schuldhaf<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n rechtfertigt i.d.R. die <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung nicht 35) . Je stärker<br />

jedoch das Verschulden, um so eher ist eine Negativprognose gerechtfertigt 36) .<br />

2.<br />

Erforderlichkeit <strong>ver</strong>tragswidrigen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><br />

Das Gesetz spricht lediglich allgemein von einem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers, das die Kündigung <strong>be</strong><strong>ding</strong>t. Umfaßt sind damit dienstliche wie<br />

außerdienstliche Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen. Typologisch mag man zwar <strong>be</strong>ide Gruppen un<strong>te</strong>rscheiden. Rechtlich Zwingendes gibt die Un<strong>te</strong>rscheidung freilich


<strong>und</strong> die In<strong>te</strong>ressenabwägung von Bedeutung. Nicht schuldhaf<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n rechtfertigt i.d.R. die <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung nicht 35) . Je stärker<br />

jedoch das Verschulden, um so eher ist eine Negativprognose gerechtfertigt 36) .<br />

2.<br />

Erforderlichkeit <strong>ver</strong>tragswidrigen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><br />

Das Gesetz spricht lediglich allgemein von einem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers, das die Kündigung <strong>be</strong><strong>ding</strong>t. Umfaßt sind damit dienstliche wie<br />

außerdienstliche Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen. Typologisch mag man zwar <strong>be</strong>ide Gruppen un<strong>te</strong>rscheiden. Rechtlich Zwingendes gibt die Un<strong>te</strong>rscheidung freilich<br />

nicht her 37) . <strong>Die</strong> Rechtsprechung will einen Kündigungsgr<strong>und</strong> <strong>be</strong>i außerdienstlichen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen nur anerkennen, wenn durch sie das<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis "konkret <strong>be</strong>rührt" wird 38) . Mit dieser Formel wird a<strong>be</strong>r allenfalls erreicht, daß das außerdienstliche Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, das dem<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis erkennbar ferner s<strong>te</strong>ht, mit dienstlichen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen auf eine Stufe ges<strong>te</strong>llt wird. Kündigungs<strong>be</strong>grenzende Wirkung hat die<br />

"Berührungsformel" nicht, weil mit ihr - theoretisch - jedes Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers, das auch nur gedanklich mit dem Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis in<br />

Verbindung gebracht werden kann, als kündigungsrelevant in<strong>te</strong>rpretationsfähig ist. <strong>Die</strong> bloße "Berührung" <strong>be</strong>gründet a<strong>be</strong>r noch keine<br />

kündigungsrelevan<strong>te</strong> Beeinträchtigung des Vertrages 39) .<br />

Im Lohnpfändungs-Fall setzen die Bedenken schon <strong>be</strong>i der Frage an, ob ü<strong>be</strong>rhaupt ein kündigungsrelevan<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers vorliegt.<br />

Das BAG s<strong>te</strong>llt ausdrücklich fest, daß der Ar<strong>be</strong>itnehmer in seinen priva<strong>te</strong>n Vermögensdispositionen <strong>ver</strong>traglich nicht geb<strong>und</strong>en ist. Gleichwohl sollen<br />

Lohnpfändungen, die der Gesetzge<strong>be</strong>r nach §§ 828 ff. ZPO im In<strong>te</strong>resse der Gläubiger zuläßt, kündigungs<strong>be</strong>gründende Wirkung ha<strong>be</strong>n. Ein<br />

<strong>ver</strong>tragswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers ist nicht erkennbar, wes<strong>hal</strong>b das BAG auch expressis <strong>ver</strong>bis ein Abmahnungserfordernis <strong>ver</strong>neint, weil<br />

der Ar<strong>be</strong>itnehmer das Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n seiner Gläubiger (sic!) nicht s<strong>te</strong>uern könne. Wo liegt dann a<strong>be</strong>r das kündigungs<strong>be</strong>gründende Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers? Lohnpfändungen sind zwar mit<strong>te</strong>lbar auf ein Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers zurückzuführen 40) , a<strong>be</strong>r doch auf ein Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, das den<br />

Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r nichts angeht. Außerdem hat die Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weise des Ar<strong>be</strong>itnehmers, nämlich die Kreditaufnahme, weder einen Bezug zum<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis noch rich<strong>te</strong>t sich diese gegen den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r. Allein das Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n Drit<strong>te</strong>r, nämlich der pfändenden Gläubiger, wird als<br />

kündigungsrelevant erach<strong>te</strong>t. Da der Ar<strong>be</strong>itnehmer in seinem priva<strong>te</strong>n Finanzgebaren ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>traglich nicht geb<strong>und</strong>en ist, <strong>be</strong>gründet im Kern ein<br />

gesetzlich anerkann<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n Drit<strong>te</strong>r die Kündigung. Bei dieser Sichtweise wird selbst die dünne normative Basis des § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG<br />

<strong>ver</strong>lassen, der nur Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers zum Kündigungsgr<strong>und</strong> erhebt 41) .<br />

An diesem, wie an anderen Fällen wird deutlich, daß die Ar<strong>be</strong>itsrechtsprechung den <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong> nicht eindeutig auf<br />

<strong>ver</strong>tragswidrige Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen des Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>be</strong>schränkt. <strong>Die</strong>s ist a<strong>be</strong>r un<strong>ver</strong>zichtbar 42) . Anders ist eine Abgrenzung zur personen- <strong>und</strong><br />

<strong>be</strong>triebs<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung nicht möglich. Löwisch 43) hat dies ü<strong>be</strong>rzeugend dargelegt. Auch Dorndorf 44) hat kürzlich zu Recht auf die<br />

Vertragsdurchsetzung als eine der wichtigs<strong>te</strong>n Funktionen des Kündigungsschutzes hingewiesen. Es <strong>be</strong>darf mithin zumindest der Verletzung<br />

<strong>ver</strong>traglicher Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n. Da<strong>be</strong>i ist zu <strong>be</strong>ach<strong>te</strong>n, daß Ne<strong>be</strong>npflichen keinen isolier<strong>te</strong>n Eigenzweck ha<strong>be</strong>n. Vielmehr sollen sie die Erbringung der<br />

Hauptleistung <strong>und</strong> die gesam<strong>te</strong> Abwicklung des Schuld<strong>ver</strong>hältnisses sichern 45) . Person, Eigentum <strong>und</strong> sonstige Rechtsgü<strong>te</strong>r ha<strong>be</strong>n <strong>be</strong>ide Par<strong>te</strong>ien als<br />

Vertragspflicht nur zu schützen <strong>und</strong> zu ach<strong>te</strong>n, soweit es um die Abwicklung des Schuld<strong>ver</strong>hältnisses geht.<br />

<strong>Die</strong>s <strong>ver</strong>deutlicht: Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen des Ar<strong>be</strong>itnehmers, die nicht <strong>ver</strong>tragswidrig sind, <strong>ver</strong>mögen keine <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung zu rechtfertigen.<br />

Lassen nicht <strong>ver</strong>tragswidrige Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen des Ar<strong>be</strong>itnehmers dessen Fähigkeit oder Eignung zur Erbringung der <strong>Die</strong>nstleistung entfallen 46) ,<br />

kommt nur eine personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung in Betracht. Eine <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung liegt mithin nur <strong>be</strong>i einem <strong>ver</strong>trags<strong>be</strong>zogenen Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n<br />

des Ar<strong>be</strong>itnehmers vor, das zu einer Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung führt. Ist das Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n von ihm kraft eigener Willensentscheidung noch s<strong>te</strong>uerbar, ist<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine vorherige Abmahnung erforderlich.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist auch der Entscheidung des BAG vom 15.11.1984 47) zuzustimmen, in der die Nich<strong>te</strong>rfüllung der Ar<strong>be</strong>itspflicht wegen Verbüßung<br />

einer Freiheitsstrafe nicht als <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>-, sondern als personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgr<strong>und</strong> eingestuft wurde. Das nicht <strong>ver</strong>trags<strong>be</strong>zogene<br />

außerdienstliche (hier strafbare) Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n ist nicht <strong>ver</strong>tragswidrig; die Verletzung der Ar<strong>be</strong>itspflicht ist bloße Folge des nicht <strong>ver</strong>tragsrelevan<strong>te</strong>n<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>. Es liegt - je nach Sachlage - ein Fall <strong>ver</strong>schulde<strong>te</strong>r oder un<strong>ver</strong>schulde<strong>te</strong>r nachträglicher Unmöglichkeit vor 48) . Der Ar<strong>be</strong>itnehmer hat seine<br />

<strong>Die</strong>ns<strong>te</strong> in Person zu leis<strong>te</strong>n (§ 613 BGB). Kann er dies nicht mehr, sei es wegen Straf- oder Un<strong>te</strong>rsuchungshaft, Krankheit oder Entziehung der Ar<strong>be</strong>its-<br />

bzw. Fahrerlaubnis, ist die personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>, nicht die <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung einschlägig. <strong>Die</strong>se aus dem priva<strong>te</strong>n Risiko<strong>be</strong>reich des<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers herrührenden Umstände <strong>be</strong>ruhen nicht auf <strong>ver</strong>trags<strong>be</strong>zogenem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers, lassen a<strong>be</strong>r ggf. dessen Fähigkeit zur<br />

Erbringung der Ar<strong>be</strong>itsleistung entfallen. Sie sind als personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Umstände vom Ar<strong>be</strong>itnehmer nicht mehr s<strong>te</strong>uerbar. Lohnpfändungen hingegen<br />

<strong>be</strong>gründen weder einen <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n noch einen personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>; nur die Ü<strong>be</strong>rschuldung kann - je nach Ar<strong>be</strong>itsaufga<strong>be</strong> -<br />

die Eignung des Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>für</strong> die <strong>ver</strong>traglich geschulde<strong>te</strong> Tätigkeit entfallen lassen.<br />

a)<br />

Zulässiger Umfang <strong>ver</strong>traglicher Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n<br />

<strong>Die</strong> Hauptfrage <strong>be</strong>i der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung ist daher die Frage nach dem Umfang <strong>ver</strong>traglicher Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n. Zu un<strong>te</strong>rscheiden sind hier<br />

im Gr<strong>und</strong>ansatz die jedem Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>trag immanen<strong>te</strong>n Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n <strong>und</strong> die Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n kraft ausdrücklicher Vereinbarung.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die priva<strong>te</strong> Le<strong>be</strong>nsführung der ar<strong>be</strong>itsrechtlichen Sanktionierung durch Kündigung entzogen 49) . Kündigungen wegen Heirat,<br />

außerehelicher Schwangerschaft oder liederlichem Le<strong>be</strong>nswandel dürf<strong>te</strong>n der Rechtsgeschich<strong>te</strong> angehören 50) . Zu weit geht es auch, wenn heu<strong>te</strong> noch<br />

ein <strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>r Anlaß zur Kündigung gesehen wird <strong>be</strong>i "nicht einwandfreiem außerdienstlichem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, etwa einem in wei<strong>te</strong>n Kreisen <strong>be</strong>kann<strong>te</strong>n<br />

anstößigen oder unsittlichen Le<strong>be</strong>nswandel", sofern sich daraus schwerwiegende Rückwirkungen auf den Betrieb erge<strong>be</strong>n 51) . <strong>Die</strong> Gefahr, ü<strong>be</strong>rmäßige<br />

Vertragspflich<strong>te</strong>n im Privat<strong>be</strong>reich zu <strong>be</strong>gründen, wird hier offenbar. Erforderlich ist eine konkre<strong>te</strong> Prüfung <strong>ver</strong>traglich geschulde<strong>te</strong>r Tätigkei<strong>te</strong>n 52) .<br />

Ein Grenzfall der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung ist der <strong>Die</strong>bstahl <strong>be</strong>im rechtlich selbständigen Konzernun<strong>te</strong>rnehmen 53) . Soweit kein<br />

konzerndimensionaler Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>trag <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht, kann gr<strong>und</strong>sätzlich kein <strong>ver</strong>tragswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n angenommen werden. <strong>Die</strong> Sichtweise korreliert mit<br />

der Ablehnung eines konzerndimensionalen Kündigungsschutzes ohne entsprechende Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>tragsgestaltung 54) . Das BAG hat<strong>te</strong> im entschiedenen<br />

Fall sowohl ein konzern<strong>be</strong>zogenes Pflicht<strong>ver</strong>hältnis als auch eine Ausweitung der <strong>Die</strong>nstpflich<strong>te</strong>n aus Vertrauensschutzgesichtspunk<strong>te</strong>n abgelehnt 55) .<br />

Wäre dies richtig, hät<strong>te</strong> eine <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung abgelehnt werden müssen. <strong>Die</strong> Tatsache, daß der Klägerin ein "Personalrabatt" <strong>be</strong>i dem<br />

von ihr <strong>be</strong>stohlenen Konzernun<strong>te</strong>rnehmen eingeräumt worden war, führt jedoch, <strong>be</strong>i einer <strong>ver</strong>ständigen Betrachtung, zu einer Ausweitung der<br />

Treuepflich<strong>te</strong>n. Der Personalrabatt ist ein geldwer<strong>te</strong>r Vor<strong>te</strong>il, der seinen Gr<strong>und</strong> im Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis selbst hat; hiermit korreliert der "Nach<strong>te</strong>il" der<br />

ges<strong>te</strong>iger<strong>te</strong>n Vertragspflicht, nämlich das Rabatt gewährende Konzernun<strong>te</strong>rnehmen nicht zu schädigen.<br />

E<strong>be</strong>nso ist das Fordern <strong>und</strong> Kassieren einer Provision von einem Drit<strong>te</strong>n <strong>für</strong> die Vermittlung eines Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses <strong>be</strong>i seinem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r -<br />

entgegen der Sichtweise des BAG 56) - sehr wohl <strong>ver</strong>trags- <strong>und</strong> unmit<strong>te</strong>lbar ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<strong>be</strong>zogen. Der Ar<strong>be</strong>itnehmer nutzt seine S<strong>te</strong>llung als<br />

Vertragspartner des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs zu <strong>ver</strong>tragsfremden Zwecken. Durch seine angebliche "Vermittlertätigkeit" kann er Zugangshindernisse <strong>für</strong> neue<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>tragsabschlüsse errich<strong>te</strong>n. <strong>Die</strong> Vertragspar<strong>te</strong>ien sind <strong>ver</strong>pflich<strong>te</strong>t, sich so zu <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n, daß dem Partner kein <strong>ver</strong>meidbarer Schaden ents<strong>te</strong>ht<br />

(Schutzpflich<strong>te</strong>n) 57) . Das Fordern einer Vermittlungsprovision von einem Drit<strong>te</strong>n, der zu dem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r in Kontakt tre<strong>te</strong>n will, kann <strong>ver</strong>tragliche


E<strong>be</strong>nso ist das Fordern <strong>und</strong> Kassieren einer Provision von einem Drit<strong>te</strong>n <strong>für</strong> die Vermittlung eines Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses <strong>be</strong>i seinem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r -<br />

entgegen der Sichtweise des BAG 56) - sehr wohl <strong>ver</strong>trags- <strong>und</strong> unmit<strong>te</strong>lbar ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<strong>be</strong>zogen. Der Ar<strong>be</strong>itnehmer nutzt seine S<strong>te</strong>llung als<br />

Vertragspartner des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs zu <strong>ver</strong>tragsfremden Zwecken. Durch seine angebliche "Vermittlertätigkeit" kann er Zugangshindernisse <strong>für</strong> neue<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>tragsabschlüsse errich<strong>te</strong>n. <strong>Die</strong> Vertragspar<strong>te</strong>ien sind <strong>ver</strong>pflich<strong>te</strong>t, sich so zu <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n, daß dem Partner kein <strong>ver</strong>meidbarer Schaden ents<strong>te</strong>ht<br />

(Schutzpflich<strong>te</strong>n) 57) . Das Fordern einer Vermittlungsprovision von einem Drit<strong>te</strong>n, der zu dem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r in Kontakt tre<strong>te</strong>n will, kann <strong>ver</strong>tragliche<br />

Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n auch dann <strong>ver</strong>letzen, wenn der Ar<strong>be</strong>itnehmer keinen Einfluß auf die Personalentscheidung hat. Einen solchen Sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong>t - wie das BAG<br />

- schlechthin <strong>für</strong> nicht kündigungsrelevant zu erklären, erscheint nicht gerechtfertigt. Daß in leich<strong>te</strong>n Fällen zunächst eine Abmahnung hät<strong>te</strong><br />

ausgesprochen werden müssen, s<strong>te</strong>ht auf einem anderen Blatt 58) .<br />

Abzulehnen ist die erwähn<strong>te</strong> Entscheidung des Ar<strong>be</strong>itsgerichts Siegburg. Es kann nicht richtig sein, ohne Annahme einer Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung <strong>und</strong><br />

ohne Vortrag einer Betriebs<strong>be</strong>einträchtigung die Kündigung eines Ehegat<strong>te</strong>nar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses allein des<strong>hal</strong>b <strong>für</strong> zulässig zu erklären, weil das<br />

Ar<strong>be</strong>itsgericht - entgegen der Entscheidung des Familiengerichts nach § 1565 Abs. 2 BGB - ein schuldhaft ehewidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n der Klägerin zu<br />

erkennen meint 59) . Hier feiert das ü<strong>be</strong>rkommene Schuldprinzip des Eherechts ar<strong>be</strong>itsrechtlich Urständ. Der schlich<strong>te</strong> Hinweis auf die Störung des<br />

ehelichen, außerdienstlichen Vertrauens<strong>ver</strong>hältnisses reicht sicher nicht.<br />

Hingewiesen sei noch auf folgende brisan<strong>te</strong> Frage: Kann ein Ar<strong>be</strong>itnehmer ohne Furcht vor Kündigung rechtswidrige Praktiken im Betrieb <strong>be</strong>i<br />

staatlichen Ordnungs<strong>be</strong>hörden anzeigen, wenn der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r von den Praktiken weiß oder von dem Ar<strong>be</strong>itnehmer zuvor darauf hingewiesen worden<br />

ist? Immerhin schützen Verfassung (Art. 17 GG 60) ) <strong>und</strong> <strong>ver</strong>einzel<strong>te</strong> einfachrechtliche Normen (vgl. § 21 Abs. 6 GefahrstoffVO 61) ) das Recht des<br />

Bürgers <strong>und</strong> Ar<strong>be</strong>itnehmers, sich mit Beschwerden an zuständige S<strong>te</strong>llen zu wenden. Im amerikanischen Rechtskreis, der nicht vom Gr<strong>und</strong>satz des<br />

Bestandsschutzes, sondern dem des "employment at will" <strong>be</strong>herrscht wird, ist zum Schutz der sog. "whistleblower" eine eigene Sondergesetzgebung<br />

geschaffen worden 62) . <strong>Die</strong> Rechtsordnung gä<strong>be</strong> sich selbst auf, würde sie ein Vertrauen des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs schützen, wegen rechtswidriger Verstöße<br />

im Ar<strong>be</strong>itsschutzrecht, Sozial<strong>ver</strong>sicherungsrecht, Umwelt- oder S<strong>te</strong>uerrecht von den <strong>be</strong>schäftig<strong>te</strong>n Ar<strong>be</strong>itnehmern nicht angezeigt zu werden. <strong>Die</strong> zum<br />

Teil noch immer anderslau<strong>te</strong>nde Rechtsprechung 63) schützt ar<strong>be</strong>itsrechtlich objektiv schutzunwürdige In<strong>te</strong>ressen. Ü<strong>be</strong>r die ar<strong>be</strong>itsrechtliche Treuepflicht<br />

nach § 242 BGB kann allein <strong>be</strong>gründet werden, daß der Ar<strong>be</strong>itnehmer drohende Schäden vom Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r abwenden muß 64) . <strong>Die</strong>ser Pflicht ist<br />

genügt, wenn auf gesetzwidrige Umstände im Betrieb hingewiesen wird. <strong>Die</strong> ar<strong>be</strong>itsrechtliche Treuepflicht <strong>be</strong>gründet a<strong>be</strong>r keine, um es einmal hart<br />

auszudrücken: Ganoventreue, die dem Ar<strong>be</strong>itnehmer ar<strong>be</strong>itsrechtlich den Weg zur Staatsanwaltschaft auch dann <strong>ver</strong>wehrt, wenn er mit gesetzwidrigen<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen konfrontiert ist. Eine Kontrollü<strong>be</strong>rlegung: Eine Vertragsklausel, die dem Ar<strong>be</strong>itnehmer generell <strong>ver</strong>bö<strong>te</strong>, rechtswidrige Praktiken oder<br />

Strafta<strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs anzuzeigen, <strong>ver</strong>stieße <strong>be</strong>reits gegen das rechtsethische Minimum, das § 138 Abs. 1 BGB im Vertragsrecht gewährleis<strong>te</strong>n<br />

will.<br />

Es schließt sich die - oft <strong>ver</strong>nachlässig<strong>te</strong> - Frage an, ob <strong>und</strong> inwieweit es möglich ist, ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>traglich dem Ar<strong>be</strong>itnehmer <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong> außerdienstliche<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>pflich<strong>te</strong>n aufzuerlegen. Vorrangig s<strong>te</strong>llt sich hier die Frage der In<strong>hal</strong>tskontrolle - zumeist vorformulier<strong>te</strong>r - Vertragsklauseln. Hierauf kann an<br />

dieser S<strong>te</strong>lle nicht eingegangen werden 65) . Entsprechende außerdienstliche Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>pflich<strong>te</strong>n ha<strong>be</strong>n jedoch um so eher Aussicht darauf, von den<br />

Ar<strong>be</strong>itsgerich<strong>te</strong>n als rechtlich bindend anerkannt zu werden, je mehr sie durch den konkre<strong>te</strong>n Vertragszweck gebo<strong>te</strong>n sind (Beispiel:<br />

Ne<strong>be</strong>ntätigkeitsklausel). <strong>Die</strong> Rechtsprechung ist hier uneinheitlich <strong>und</strong> zum Teil sehr restriktiv. Im Tendenzar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis ist sie - <strong>ver</strong>anlaßt durch die<br />

Verfassungsrechtsprechung 66) - großzügig; im Normalar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis dagegen engherzig. So erklär<strong>te</strong> das LAG Frankfurt 67) sogar die<br />

ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>tragliche Ne<strong>be</strong>nabrede <strong>für</strong> unwirksam, wonach ein Ar<strong>be</strong>itnehmer ge<strong>hal</strong><strong>te</strong>n ist, zum Zwecke künftiger Vertragserfüllung "auf eigene Kos<strong>te</strong>n bis<br />

zur Vollendung des 23. Le<strong>be</strong>nsjahres den Führerschein der Klasse II zu erwer<strong>be</strong>n". Wenn selbst derartige <strong>ver</strong>tragsfördernde Ne<strong>be</strong>nabreden keinen<br />

Bestand ha<strong>be</strong>n, scheint mir die Chance, eine Ausweitung der Vertragspflich<strong>te</strong>n durch ausdrückliche Vereinbarung außerdienstlicher Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>pflich<strong>te</strong>n<br />

zu erreichen, gering.<br />

b)<br />

Konkre<strong>te</strong> Auswirkungen auf das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis<br />

Da die Rechtsprechung bislang die Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung als unab<strong>ding</strong>bare Mindestvoraussetzung der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung nicht deutlich<br />

anerkannt hat, stützt sie sich auf Formeln, es müß<strong>te</strong>n konkre<strong>te</strong> Störungen im Leistungs<strong>be</strong>reich oder Betriebs<strong>be</strong>reich vorliegen. Allgemeiner wird auch<br />

von einer konkre<strong>te</strong>n Störung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses gesprochen 68) . <strong>Die</strong>s ist ü<strong>be</strong>rflüssig, wenn <strong>und</strong> soweit eine "konkre<strong>te</strong>" Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung<br />

vorliegt. Auf deren Prüfung wird a<strong>be</strong>r vielfach <strong>ver</strong>zich<strong>te</strong>t <strong>und</strong> allein auf die tatsächlichen Auswirkungen eines Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> im Betriebs- oder<br />

Vertrauens<strong>be</strong>reich abges<strong>te</strong>llt (Beispiel: Vermittlungsprovision, Lohnpfändung). A<strong>be</strong>r auch dies geschieht nicht konsequent.<br />

In der Entscheidung des BAG vom 17.3.1988 69) , wird die eviden<strong>te</strong> nach<strong>hal</strong>tige Vertrags<strong>ver</strong>letzung von 104 Verspätungen in 1 1/2 Jahren nach<br />

mehrfacher Abmahnung nicht schlechthin als wichtiger Kündigungsgr<strong>und</strong> anerkannt, sondern zusätzlich die Darlegung einer konkre<strong>te</strong>n Beeinträchtigung<br />

<strong>be</strong>trieblicher In<strong>te</strong>ressen <strong>ver</strong>langt. Im Bienenstich-Fall wurde mit keinem Wort die Darlegung zur konkre<strong>te</strong>n Störung im Betriebs<strong>be</strong>reich gefordert. Wo<br />

liegt die innere Rechtfertigung, der Kuchen<strong>ver</strong>käuferin ohne Abmahnung fristlos zu kündigen, im anderen Fall a<strong>be</strong>r das gleiche Gestaltungsrecht nicht<br />

einmal nach sechs Abmahnungen durchgreifen zu lassen? In welcher Relation s<strong>te</strong>ht der un<strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong> Kuchen<strong>ver</strong>zehr zu 104 Verspätungen? Ist denn<br />

<strong>be</strong>i reni<strong>te</strong>n<strong>te</strong>n Ar<strong>be</strong>itspflicht<strong>ver</strong>letzungen der Vertrauens<strong>be</strong>reich nicht mindes<strong><strong>te</strong>ns</strong> genauso stark <strong>be</strong>rührt wie <strong>be</strong>i einmaligem un<strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>m Verzehr<br />

eines Stückes Kuchen? Bei derart uneinheitlicher Handhabung kündigungsrechtlicher Gr<strong>und</strong>sätze ist es nicht <strong>ver</strong>w<strong>und</strong>erlich, daß selbst <strong>für</strong><br />

Kündigungsrechtsexper<strong>te</strong>n eine Rechtsprognose fast unmöglich ist 70) .<br />

Was kann nun sinnvollerweise mit dem Hinweis auf notwendige konkre<strong>te</strong> Auswirkungen im Leistungs-, Betriebs- oder Vertrauens<strong>be</strong>reich gemeint sein?<br />

Zum einen könn<strong>te</strong> die Rechtsprechung mit diesen Formeln anzusprechen <strong>ver</strong>suchen, daß nicht jede Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung als Kündigungsgr<strong>und</strong><br />

ausreicht. Minima non curat praetor. Der Verschuldensgrad, der Schadensumfang, die Betriebsstörung oder der Grad der Beeinträchtigung des<br />

Vertrauens<strong>ver</strong>hältnisses, die durch die Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung hervorgerufen werden, sind Umstände, die <strong>be</strong>i der In<strong>te</strong>ressenabwägung zu<br />

<strong>be</strong>rücksichtigen sind.<br />

Andererseits wird mit der Forderung nach konkre<strong>te</strong>n Auswirkungen auf einen zentralen Aspekt des Kündigungsschutzes hingewiesen: die<br />

Zukunfts<strong>be</strong>zogenheit der Kündigungsgründe. <strong>Die</strong> bloße Vertragswidrigkeit eines Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> in der Vergangenheit <strong>be</strong>gründet <strong>für</strong> sich noch keinen<br />

Kündigungsgr<strong>und</strong>, sondern entscheidend sind die künftigen Auswirkungen auf das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis 71) .<br />

3.<br />

Zukunfts<strong>be</strong>zogenheit der Kündigungsgründe<br />

Wilhelm Herschel 72) , Geburtshelfer des Kündigungsschutzgesetzes, hat als ers<strong>te</strong>r auf das Prognoseprinzip hingewiesen. Nach Herschel sagt ein<br />

noch so schwerwiegendes Fehl<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers in der Vergangenheit noch nichts <strong>für</strong> die Rechtfertigung der Kündigung. Entscheidend sei<br />

vielmehr, ob eine Wiederholungsgefahr <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht oder ob das <strong>ver</strong>gangene Ereignis künftige Folgewirkungen zeitigt, wegen derer eine nutzbringende<br />

Fortsetzung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses ausgeschlossen erscheint. Der Kündigungszweck ist zukunfts<strong>be</strong>zogen ausgerich<strong>te</strong>t, weil mit der<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung das Risiko wei<strong>te</strong>rer Vertrags<strong>ver</strong>letzungen ausgeschlossen werden soll 73) . Ein Sühne- oder Strafcharak<strong>te</strong>r der


3.<br />

Wilhelm Herschel 72) , Geburtshelfer des Kündigungsschutzgesetzes, hat als ers<strong>te</strong>r auf das Prognoseprinzip hingewiesen. Nach Herschel sagt ein<br />

noch so schwerwiegendes Fehl<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers in der Vergangenheit noch nichts <strong>für</strong> die Rechtfertigung der Kündigung. Entscheidend sei<br />

vielmehr, ob eine Wiederholungsgefahr <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht oder ob das <strong>ver</strong>gangene Ereignis künftige Folgewirkungen zeitigt, wegen derer eine nutzbringende<br />

Fortsetzung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses ausgeschlossen erscheint. Der Kündigungszweck ist zukunfts<strong>be</strong>zogen ausgerich<strong>te</strong>t, weil mit der<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung das Risiko wei<strong>te</strong>rer Vertrags<strong>ver</strong>letzungen ausgeschlossen werden soll 73) . Ein Sühne- oder Strafcharak<strong>te</strong>r der<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung ist strikt abzulehnen 74) . Un<strong>ver</strong>tretbar ist es, mit der Kündigung "ein Exempel statuieren" zu wollen 75) oder allgemeine<br />

generalpräventive Zwecke zu <strong>ver</strong>folgen 76) . <strong>Die</strong> Generalprävention ist <strong>be</strong>reits im Strafrecht umstrit<strong>te</strong>n, im individualar<strong>be</strong>itsrechtlichen Kündigungsrecht<br />

hat sie keinen Platz 77) .<br />

Daß es primär auf die zukünftigen Auswirkungen <strong>ver</strong>gangener oder gegenwärtiger Ereignisse <strong>be</strong>i der Auflösung des Dauerschuld<strong>ver</strong>hältnisses<br />

ankommt, <strong>ver</strong>deutlichen die einschlägigen Kündigungsnormen (§ 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG, § 626 Abs. 1 BGB), die auf die Möglichkeit der<br />

Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung bzw. Fortsetzung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses abs<strong>te</strong>llen 78) . Zu Recht hat des<strong>hal</strong>b das BAG jetzt auch im Bereich der<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung das Prognoseprinzip anerkannt 79) . <strong>Die</strong>s heißt natürlich nicht, daß das zurückliegende Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers<br />

nicht von erheblicher Bedeutung <strong>für</strong> die Prognose ist. Gerade die Schwere einer Pflicht<strong>ver</strong>letzung kann die <strong>ver</strong>trauensvolle Fortführung des<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses <strong>für</strong> die Zukunft als ausgeschlossen erscheinen lassen. E<strong>be</strong>nso kann die Art <strong>und</strong> Weise, in der der Ar<strong>be</strong>itnehmer eine<br />

Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung <strong>be</strong>geht, auf das Risiko wei<strong>te</strong>rer Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzungen schließen lassen (Wiederholungsgefahr).<br />

V.<br />

Zur Vorrangigkeit milderer Mit<strong>te</strong>l<br />

Seit der gr<strong>und</strong>legenden Entscheidung des BAG vom 30.5.1978 80) <strong>be</strong>herrscht der Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit das ar<strong>be</strong>itsrechtliche<br />

Kündigungsrecht. Das BAG <strong>ver</strong>neint die Wirksamkeit einer Kündigung, wenn es möglich ist, den Ar<strong>be</strong>itnehmer auf einem anderen freien Ar<strong>be</strong>itsplatz<br />

wei<strong>te</strong>r zu <strong>be</strong>schäftigen. Das BAG s<strong>te</strong>llt den Rechtssatz auf, daß eine Beendigungskündigung gleich aus welchen Gründen <strong>und</strong> gleichgültig, ob sie als<br />

ordentliche oder außerordentliche Kündigung ausgesprochen wird, als äußers<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l erst in Betracht kommt, wenn keine Möglichkeit zu einer<br />

anderweitigen Beschäftigung u.U. auch mit schlech<strong>te</strong>ren Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen, <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht. Nach den jeweiligen Umständen mögliche <strong>und</strong> angemessene<br />

mildere Mit<strong>te</strong>l (z.B. Abmahnung, Versetzung, ein<strong>ver</strong>ständliche Vertragsänderung, außerordentliche Änderungs- oder ordentliche Kündigung) müß<strong>te</strong>n<br />

erfolgt sein, <strong>be</strong>vor eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen werden könne. Der Siegeszug des Verhältnismäßigkeitsprinzips im<br />

Kündigungsrecht ist seit dieser Entscheidung unauf<strong>hal</strong>tsam, obwohl dogmatische Klarheit ü<strong>be</strong>r den Geltungs<strong>be</strong>reich des Prinzips im Privatrecht bisher<br />

praktisch nicht <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht 81) . An dieser S<strong>te</strong>lle läßt sich nur soviel fest<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, daß sich <strong>be</strong>i der Ausübung einseitiger Gestaltungs<strong>be</strong>fugnisse auch im<br />

Privatrecht der Rechtsgedanke der Verhältnismäßigkeit dogmatisch rechtfertigen läßt 82) . Im Geltungs<strong>be</strong>reich des § 1 KSchG <strong>und</strong> § 626 BGB sind<br />

freilich spezifische gesetzliche Konkretisierungen des Vorrangs milderer Mit<strong>te</strong>l vorhanden, die einen Rückgriff auf das Globalprinzip ü<strong>be</strong>rflüssig<br />

machen.<br />

1.<br />

Konkretisierung der Gr<strong>und</strong>sätze der Geeignetheit <strong>und</strong> Erforderlichkeit<br />

Das Merkmal "<strong>be</strong><strong>ding</strong>t" in § 1 Abs. 2 KSchG ist <strong>be</strong>reits der Wort<strong>be</strong>deutung nach i.S. von "erfordern" bzw. "notwendig machen" zu in<strong>te</strong>rpretieren 83) .<br />

Hierin kommt der Erforderlichkeitsgr<strong>und</strong>satz, ein Teilprinzip des Gr<strong>und</strong>satzes der Verhältnismäßigkeit, zum Ausdruck. Bezieht man den Zweck der<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung auf den Gr<strong>und</strong>satz der Erforderlichkeit, lassen sich durchaus gleichmäßig handhabbare Kri<strong>te</strong>rien <strong>für</strong> die Frage, ob vor<br />

einer Beendigungskündigung mildere Mit<strong>te</strong>l zu ergreifen sind, entwickeln.<br />

Wie die Kündigung auch müssen die in Betracht kommenden milderen Mit<strong>te</strong>l dazu geeignet sein, zulässige <strong>ver</strong>tragliche oder <strong>be</strong>triebliche Zwecke 84) zu<br />

erreichen. Erforderlich ist die <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung nur, wenn einem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r zur Verfolgung seiner <strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>n <strong>be</strong>trieblichen oder<br />

<strong>ver</strong>traglichen In<strong>te</strong>ressen kein milderes Mit<strong>te</strong>l mehr zur Verfügung s<strong>te</strong>ht 85) . Aus der angege<strong>be</strong>nen Zwecksetzung folgt im übrigen auch, daß eine<br />

Vertrags<strong>ver</strong>letzung dann niemals zur Kündigung führen kann, wenn das Risiko wei<strong>te</strong>rer Verletzungen schlichtweg ausgeschlossen erscheint. Das s<strong>te</strong>ts<br />

zukunftsgerich<strong>te</strong><strong>te</strong> Kündigungsin<strong>te</strong>resse ist dann nicht mehr gege<strong>be</strong>n. <strong>Die</strong>se allgemeine, aus § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG herauszulesende<br />

Konkretisierung des Rechtsgedankens der Verhältnismäßigkeit wird flankiert durch die spezifischen Konkretisierungen in § 1 Abs. 2 S. 2 <strong>und</strong> 3 KSchG.<br />

Hiernach ist die ordentliche Kündigung - nach herrschender Rechtsprechung auch ohne Zustimmung des Betriebsrats 86) - unwirksam, wenn eine<br />

Möglichkeit zur Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung in Betrieb oder Un<strong>te</strong>rnehmen, ggf. nach Änderung der Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen oder nach zumutbaren Umschulungs-<br />

oder Fortbildungsmaßnahmen <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht.<br />

<strong>Die</strong> Rechtsprechung leidet daran, daß sie die gesetzlich vorausgesetzen Merkmale der Geeignetheit <strong>und</strong> Erforderlichkeit nicht scharf genug konturiert<br />

<strong>und</strong> vorschnell auf den Blankett<strong>be</strong>griff der Zumutbarkeit zurückgreift 87) .<br />

2.<br />

Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigungsmöglichkeit?<br />

Deutlich lassen sich die Gr<strong>und</strong>sätze der Geeignetheit <strong>und</strong> Erforderlichkeit eines kündigungs<strong>be</strong>grenzenden milderen Mit<strong>te</strong>ls <strong>be</strong>i der Frage<br />

herausschälen, ob statt einer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung eine Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung, ggf. nach Fortbildung bzw. Umschulung oder Änderung der<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen, in Betracht kommt.<br />

Hier kommt man nur zu richtigen Ergebnissen, wenn ganz konkret der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigungsgr<strong>und</strong> <strong>be</strong>leuch<strong>te</strong>t <strong>und</strong> gefragt wird, welches<br />

<strong>ver</strong>tragliche oder <strong>be</strong>triebliche In<strong>te</strong>resse mit der in Aussicht genommenen Kündigung <strong>be</strong>friedigt werden soll. Erst danach kann die Frage <strong>be</strong>antwor<strong>te</strong>t<br />

werden, ob die theoretische Möglichkeit der Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung ü<strong>be</strong>rhaupt ein geeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l zur Befriedigung des In<strong>te</strong>resses ist.<br />

<strong>Die</strong> Versetzung auf einen anderen Ar<strong>be</strong>itsplatz scheidet als milderes Mit<strong>te</strong>l zunächst dann aus, wenn tatsächlich kein freier Ar<strong>be</strong>itsplatz vorhanden ist<br />

oder wenn die Versetzung aus Rechtsgründen nicht möglich ist 88) . Ein unmögliches Mit<strong>te</strong>l ist zugleich ein ungeeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l.<br />

Zu fragen ist wei<strong>te</strong>r, ob der mit einer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung <strong>ver</strong>folg<strong>te</strong> Zweck auch mit einer Versetzung auf einen anderen Ar<strong>be</strong>itsplatz erreicht<br />

werden könn<strong>te</strong> 89) . Hier kommt es entscheidend darauf an, ob der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigungsgr<strong>und</strong> ar<strong>be</strong>itsplatz<strong>be</strong>zogen oder ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<strong>be</strong>zogen<br />

ist. Nur <strong>be</strong>i ar<strong>be</strong>itsplatz<strong>be</strong>zogenen Kündigungsgründen (Schlechtleistungen, Unfähigkeit zur Ausfüllung einer <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong>n Position) kommt die<br />

Versetzung auf einen anderen Ar<strong>be</strong>itsplatz als milderes Mit<strong>te</strong>l in Betracht, wenn nur ein anderer freier Ar<strong>be</strong>itsplatz vorhanden ist <strong>und</strong> zugleich die<br />

<strong>be</strong>gründe<strong>te</strong> Aussicht <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht, daß der Ar<strong>be</strong>itnehmer die dort <strong>ver</strong>lang<strong>te</strong> Tätigkeit anforderungsgerecht wahrnehmen kann 90) .<br />

Bei abgemahn<strong>te</strong>n Pflicht<strong>ver</strong>stößen, die ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<strong>be</strong>zogen sind (etwa Verletzung des Alkohol<strong>ver</strong>bots, Fortwährende Unpünktlichkeit, Vorlage<br />

gefälsch<strong>te</strong>r Ar<strong>be</strong>itsunfähigkeits<strong>be</strong>scheinigungen u.a. m.) wird das Risiko wei<strong>te</strong>rer Vertrags<strong>ver</strong>letzungen nicht <strong>be</strong>reits durch eine Versetzung des<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>be</strong>seitigt 91) . Solche Pflicht<strong>ver</strong>stöße sind ar<strong>be</strong>itsplatzunabhängig.<br />

Um ein drastisches Beispiel zu bilden: ein Ar<strong>be</strong>itnehmer, der seinen Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r <strong>be</strong>leidigt, <strong>be</strong>trügt oder tätlich angreift, kann nicht damit gehört werden,<br />

seine Versetzung sei ein milderes Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r der Beendigungskündigung. Würde man derartiges anerkennen, gerie<strong>te</strong> das mildere Mit<strong>te</strong>l der


gefälsch<strong>te</strong>r Ar<strong>be</strong>itsunfähigkeits<strong>be</strong>scheinigungen u.a. m.) wird das Risiko wei<strong>te</strong>rer Vertrags<strong>ver</strong>letzungen nicht <strong>be</strong>reits durch eine Versetzung des<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>be</strong>seitigt 91) . Solche Pflicht<strong>ver</strong>stöße sind ar<strong>be</strong>itsplatzunabhängig.<br />

Um ein drastisches Beispiel zu bilden: ein Ar<strong>be</strong>itnehmer, der seinen Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r <strong>be</strong>leidigt, <strong>be</strong>trügt oder tätlich angreift, kann nicht damit gehört werden,<br />

seine Versetzung sei ein milderes Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r der Beendigungskündigung. Würde man derartiges anerkennen, gerie<strong>te</strong> das mildere Mit<strong>te</strong>l der<br />

Versetzung wie die Kündigung selbst in die Ka<strong>te</strong>gorie einer "Bestrafung" des Ar<strong>be</strong>itnehmers. <strong>Die</strong>s ist a<strong>be</strong>r weder der Zweck der Kündigung noch<br />

vorrangiger milderer Mit<strong>te</strong>l 92) .<br />

Ob die Änderungskündigung oder die ein<strong>ver</strong>ständliche Änderung der Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen ein geeigne<strong>te</strong>s milderes Mit<strong>te</strong>l zur Verhinderung von<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Beendigungskündigungen ist, entscheidet sich weitgehend nach den gleichen Gr<strong>und</strong>sätzen. Auch die Änderungskündigung ist nicht<br />

schon des<strong>hal</strong>b ein geeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l, weil sie den Ar<strong>be</strong>itnehmer durch die Verschlech<strong>te</strong>rung seiner Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen wegen seines Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><br />

"<strong>be</strong>straft" 93) . Nur in Ausnahmefällen kann die erzwungene Änderung der Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen - ne<strong>be</strong>n den Versetzungsfällen - <strong>be</strong>i Schlechtleistungen<br />

des Ar<strong>be</strong>itnehmers ein geeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l zur Verhinderung der Beendigungskündigung sein. Zu denken ist hier an Fälle, wo der Ar<strong>be</strong>itnehmer<br />

unzureichende Ar<strong>be</strong>itsleistungen erbringt, gleichwohl a<strong>be</strong>r noch ü<strong>be</strong>rtariflich <strong>be</strong>zahlt wird. In Einzelfällen kann die Leistung des Ar<strong>be</strong>itnehmers auch nur<br />

noch die Merkmale einer niedrigeren Tarifgruppe erfüllen. Soweit der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r auch <strong>für</strong> die minder qualifizier<strong>te</strong> Tätigkeit Verwendung hat <strong>und</strong> es nur<br />

um die Anpassung von Lohn <strong>und</strong> Leistung geht, kann die Änderung der Vertrags<strong>be</strong><strong>ding</strong>ungen auch <strong>be</strong>i <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Gründen ein vorrangiges<br />

Mit<strong>te</strong>l sein.<br />

<strong>Die</strong> Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung des Ar<strong>be</strong>itnehmers nach Fortbildung oder Umschulung ist dem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r <strong>be</strong>i <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgründen nur<br />

zumutbar, wenn es um Leistungsmängel geht, die auf Ausbildungsmängeln <strong>be</strong>ruhen. Hat der Ar<strong>be</strong>itnehmer die notwendige Ausbildung er<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, ar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>t<br />

er a<strong>be</strong>r dennoch schlecht, ist die Fortbildung oder Umschulung, die § 1 Abs. 2 Satz 3 KSchG erwähnt, kein geeigne<strong>te</strong>s milderes Mit<strong>te</strong>l.<br />

Kündigungsrechtlich ist der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r nicht <strong>ver</strong>pflich<strong>te</strong>t, seine leistungsschwachen Ar<strong>be</strong>itnehmer ins Blaue hinein umzuschulen oder fortzubilden.<br />

3.<br />

Betriebsbuße als milderes Mit<strong>te</strong>l?<br />

Im Schleppnetz der Rechtsprechung des BAG zum ultima ratio Prinzip werden die un<strong>te</strong>rschiedlichs<strong>te</strong>n ar<strong>be</strong>itsrechtlichen Instrumen<strong>te</strong> als Mit<strong>te</strong>l zur<br />

Verhinderung von Kündigungen diskutiert 94) . Hierzu zählt auch die Betriebsbuße 95) .<br />

<strong>Die</strong> <strong>be</strong>reits früher geäußer<strong>te</strong>n erheblichen Vor<strong>be</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>, das ohnehin problematische Instrument der Betriebsbuße 96) zum<br />

<strong>be</strong>triebs<strong>ver</strong>fassungsrechtlichen Kündigungsschutzinstrument aufzuwer<strong>te</strong>n 97) , sollen an dieser S<strong>te</strong>lle eindringlich erhär<strong>te</strong>t werden. Der jetzt von<br />

Leßmann in die Debat<strong>te</strong> eingebrach<strong>te</strong> Vorschlag, die Verhängung einer Betriebsbuße nur dann als mildere Maßnahme gegenü<strong>be</strong>r der Kündigung<br />

anzuerkennen, wenn ein Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers "primär gemeinschaftsschädlich" ist 98) , <strong>be</strong>seitigt die Gr<strong>und</strong><strong>be</strong>denken nicht, sondern schafft neue<br />

Scheinprobleme durch Schaffung eines wei<strong>te</strong>ren Abgrenzungskri<strong>te</strong>riums.<br />

<strong>Die</strong> Betriebsbuße scheidet - im Un<strong>te</strong>rschied zur Abmahnung - als milderes Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r der Kündigung des<strong>hal</strong>b aus, weil sich die Zwecke <strong>be</strong>ider<br />

Maßnahmen nicht decken 99) . Ü<strong>be</strong>reinstimmung <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht dahingehend, daß der Betriebsbuße ein Strafcharak<strong>te</strong>r zukommt, mit der <strong>be</strong>gangenes<br />

(<strong>be</strong>triebliches) Unrecht sanktioniert werden soll 100) . Damit s<strong>te</strong>ht die Betriebsbuße in einem un<strong>ver</strong>einbaren Gegensatz zum Gr<strong>und</strong>gedanken der<br />

Kündigung, die dem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r kein Mit<strong>te</strong>l zur Pönalisierung <strong>ver</strong>gangener Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen, sondern zur Verhinderung künftiger Beeinträchtigungen<br />

des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses ge<strong>be</strong>n will. Begriffe man die Betriebsbuße als milderes Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r der Kündigung, würde man zugleich das Ur<strong>te</strong>il ü<strong>be</strong>r<br />

den Zweck der Kündigung fällen, der dann Strafe, nicht a<strong>be</strong>r die Befriedigung <strong>ver</strong>traglicher oder <strong>be</strong>trieblicher In<strong>te</strong>ressen wäre. <strong>Die</strong> Konsequenz könn<strong>te</strong><br />

die Installierung eines sys<strong>te</strong>mfremden Sanktionensys<strong>te</strong>ms sein mit der problematischen Folgeerscheinung einer ausufernden Betriebsjustiz, die mit<br />

dem Strafmonopol des Staa<strong>te</strong>s konkurrieren könn<strong>te</strong>. Wen die Abneigung des Autors gegen die Betriebsbuße als notwendige Vorstufe zur Kündigung<br />

noch nicht ü<strong>be</strong>rzeugt, den ü<strong>be</strong>rzeugt vielleicht der rechts<strong>ver</strong>gleichende Blick auf das Ar<strong>be</strong>itsrecht der DDR 101) , das mit unseren individualschützenden<br />

Kündigungsnormen wenig gemein hat. In § 56 Abs. 1 des Ar<strong>be</strong>itsgesetzbuches der DDR heißt es:<br />

"Bei schwerwiegender Verletzung der sozialistischen Ar<strong>be</strong>itsdisziplin oder staatsbürgerlicher Pflich<strong>te</strong>n kann der Werktätige fristlos entlassen werden,<br />

wenn die Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung im Betrieb nicht mehr möglich ist. <strong>Die</strong> fristlose Entlassung ist i.d.R. nur nach erfolglos geblie<strong>be</strong>nen Erziehungs- bzw.<br />

Disziplinmaßnahmen vorzunehmen."<br />

Wieviel Betriebsbußen müß<strong>te</strong>n gegen einen Ar<strong>be</strong>itnehmer <strong>ver</strong>hängt werden, damit letz<strong>te</strong>ndlich auch eine Beendigungskündigung gerechtfertigt werden<br />

kann? Will man womöglich eine Orientierung an der aufgeho<strong>be</strong>nen Rückfallvorschrift des § 48 StGB suchen? Wird die fristlose Kündigung im<br />

Ar<strong>be</strong>itsrecht zu dem, was <strong>für</strong> den Strafrechtler - als ultima ratio - die Freiheitsstrafe ohne Bewährung ist? <strong>Die</strong>se Zuspitzung soll zeigen, daß der<br />

<strong>be</strong>schrit<strong>te</strong>ne Weg falsch ist. Nicht die Betriebsbuße ist ein Gläubigerrecht, sondern nur die Abmahnung. <strong>Die</strong> Betriebsbuße ist auch des<strong>hal</strong>b<br />

sys<strong>te</strong>mfremd, weil sie auf der Basis des § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG der Mit<strong>be</strong>stimmung des Betriebsrats un<strong>te</strong>rliegt. Es kann nicht richtig sein, daß die<br />

Kündigung als schärferes Mit<strong>te</strong>l nicht der kollektivrechtlichen Mit<strong>be</strong>stimmung un<strong>te</strong>rliegt, wohl a<strong>be</strong>r das angeblich mildere Kündigungs<strong>ver</strong>hinderungsmit<strong>te</strong>l<br />

102) .<br />

Ein wei<strong>te</strong>res Problem läge im Konkurrenz<strong>ver</strong>hältnis zwischen Abmahnung <strong>und</strong> Betriebsbuße. Vorschläge zur Lösung dieses Konkurrenzproblems sind<br />

<strong>be</strong>reits vorhanden, indem man die Abmahnung als schärferes Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r der Betriebsbuße <strong>be</strong>greift 103) . Auf diese Weise entstünde ein<br />

dreistufiges Verfahren, <strong>be</strong>vor der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r kündigen könn<strong>te</strong>. Erst Betriebsbuße, dann Abmahnung <strong>und</strong> schließlich Kündigung. <strong>Die</strong>ser Auffassung<br />

kann aus den dargeleg<strong>te</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlichen Erwägungen nicht gefolgt werden.<br />

Richtig ist zwar, daß Betriebsbußen vielfach <strong>für</strong> den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r eine Al<strong>te</strong>rnative zum Ausspruch <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungen dars<strong>te</strong>llen,<br />

ins<strong>be</strong>sondere <strong>be</strong>i immer wieder vorkommenden Verstößen gegen <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong> Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>regeln (ins<strong>be</strong>sondere Alkohol- <strong>und</strong> Rauch<strong>ver</strong>bo<strong>te</strong>). Würde der<br />

Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r wegen mancher, in <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong>n Branchen kaum einzudämmender Verstöße s<strong>te</strong>ts Kündigungen aussprechen, stünde er in der Gefahr, den<br />

eigenen Betriebsablauf zu stören. Betriebsbußenordnungen liegen des<strong>hal</strong>b vielfach im In<strong>te</strong>resse des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs. Rechtfertigt dies es a<strong>be</strong>r, die<br />

Betriebsjustiz zum Instrument der Kündigungs<strong>ver</strong>hinderung zu machen? Es erscheint absurd, daß vor dem Hin<strong>te</strong>rgr<strong>und</strong> dieser kündigungsrechtlichen<br />

Entwicklung es künftig zu einer ar<strong>be</strong>itnehmerorientier<strong>te</strong>n Betriebsratspolitik gehören müß<strong>te</strong>, eine möglichst effektive Betriebsjustiz zur Vermeidung<br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong>er Kündigungen zu schaffen. Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rn könn<strong>te</strong> man <strong>be</strong>i Fortschrei<strong>te</strong>n dieser Entwicklung nur anra<strong>te</strong>n, von Betriebsbußenordnungen<br />

vollständig abzusehen. Angesichts des problematischen Instruments der Betriebsjustiz wäre dies aller<strong>ding</strong>s auch kein Jammer.<br />

4.<br />

Abmahnung<br />

Das wichtigs<strong>te</strong> anerkann<strong>te</strong> mildere Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r einer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung ist die Abmahnung. Rechtsprechung <strong>und</strong> Li<strong>te</strong>ratur wenden<br />

sich ihr <strong>ver</strong>stärkt zu. In den Gr<strong>und</strong>fragen a<strong>be</strong>r, wann die Rechtsschranke der Abmahnung greift <strong>und</strong> wieviel <strong>und</strong> welche Abmahnungen zur Rechtfertigung<br />

einer Kündigung genügen, <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht wei<strong>te</strong>rhin Unklarheit. Der vorweggenommene Rat an die Praxis kann nur lau<strong>te</strong>n: im Zweifel vor <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n<br />

Kündigungen abmahnen 104)


4. Abmahnung<br />

Das wichtigs<strong>te</strong> anerkann<strong>te</strong> mildere Mit<strong>te</strong>l gegenü<strong>be</strong>r einer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung ist die Abmahnung. Rechtsprechung <strong>und</strong> Li<strong>te</strong>ratur wenden<br />

sich ihr <strong>ver</strong>stärkt zu. In den Gr<strong>und</strong>fragen a<strong>be</strong>r, wann die Rechtsschranke der Abmahnung greift <strong>und</strong> wieviel <strong>und</strong> welche Abmahnungen zur Rechtfertigung<br />

einer Kündigung genügen, <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht wei<strong>te</strong>rhin Unklarheit. Der vorweggenommene Rat an die Praxis kann nur lau<strong>te</strong>n: im Zweifel vor <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n<br />

Kündigungen abmahnen 104)<br />

Das BAG hat <strong>ver</strong>sucht, die Erforderlichkeit einer Abmahnung e<strong>be</strong>nfalls durch seine "Bereiche-Lehre" zu strukturieren. Eine Bereicherung an<br />

Rechtssicherheit war hiermit jedoch nicht <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en. Gr<strong>und</strong>sätzlich soll eine Abmahnung nur <strong>be</strong>i Störungen im Leistungs<strong>be</strong>reich, nicht a<strong>be</strong>r <strong>be</strong>i solchen<br />

im Vertrauens- oder Betriebs<strong>be</strong>reich erforderlich sein 105) . Eine sichere Abgrenzung zwischen <strong>be</strong>iden Bereichen ist a<strong>be</strong>r weder möglich noch sinnvoll<br />

106) . Sind denn nicht <strong>be</strong>harrliche Verletzungen der Hauptleistungspflicht <strong>be</strong>sonders dazu angetan, das Vertrauen des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs in den Ar<strong>be</strong>itnehmer<br />

zu erschüt<strong>te</strong>rn? Daß die "Bereiche-Lehre" nicht den Kern der Sache trifft, zeigen ihre Ausnahmen. Auch im sogenann<strong>te</strong>n Vertrauens- oder<br />

Betriebs<strong>be</strong>reich wird eine Abmahnung <strong>für</strong> erforderlich ge<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, wenn das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis noch nicht allzu stark <strong>be</strong>las<strong>te</strong>t ist <strong>und</strong> der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r damit<br />

rechnen kann, daß die Abmahnung zu einem <strong>ver</strong>tragsgerech<strong>te</strong>n Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n in der Zukunft führt 107) . Das gleiche soll gel<strong>te</strong>n, wenn im sogenann<strong>te</strong>n<br />

Vertrauens<strong>be</strong>reich "unklare Regelungen" <strong>be</strong>standen <strong>und</strong> der Ar<strong>be</strong>itnehmer annehmen durf<strong>te</strong>, sein Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n sei nicht <strong>ver</strong>tragswidrig 108) . <strong>Die</strong>se<br />

Ausnahmefälle zeigen, worauf es in Wirklichkeit ankommt. Allein entscheidend ist, ob <strong>und</strong> inwieweit das <strong>be</strong>anstandungswürdige Fehl<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n <strong>be</strong>reits<br />

eine klare Negativprognose <strong>für</strong> die wei<strong>te</strong>re Vertrags<strong>be</strong>ziehung zuläßt oder ob noch die Möglichkeit der Rückkehr zu einer <strong>ver</strong>tragskonformen<br />

Beziehung <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht. Allein an dieser Meßlat<strong>te</strong> ist die Erforderlichkeit einer Abmahnung zu messen, nicht a<strong>be</strong>r an <strong>und</strong>urchsichtigen Hinweisen auf<br />

Vertrauens- oder Betriebs<strong>be</strong>reiche oder die Blankettformel der Zumutbarkeit 109) .<br />

Ne<strong>be</strong>n der Sache liegt e<strong>be</strong>nfalls die Auffassung, <strong>be</strong>i einer Störung im Betriebs<strong>be</strong>reich sei eine Abmahnung nicht erforderlich. Nach allgemeiner<br />

Auffassung gehört die Beeinträchtigung <strong>be</strong>trieblicher <strong>und</strong>/oder <strong>ver</strong>traglicher In<strong>te</strong>ressen generell zu den notwendigen Voraussetzungen einer Kündigung<br />

110) . Da im Regelfall jede leistungs<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Vertragsstörung auch Störungen im <strong>be</strong>trieblichen Bereich nach sich zieht, könn<strong>te</strong> dies im Ergebnis dazu<br />

führen, daß die Abmahnung als vorrangiges milderes Mit<strong>te</strong>l nur sel<strong>te</strong>n greift. <strong>Die</strong>ses ist offenbar a<strong>be</strong>r nicht gewollt.<br />

Nun ist nicht zu <strong>ver</strong>kennen, daß das BAG <strong>für</strong> die Abmahnung auch normative Begründungsansätze sucht. Zunächst stütz<strong>te</strong> man sich auf den<br />

Rechtsgedanken des § 326 Abs. 1 BGB 111) . Freilich war hier weniger die sys<strong>te</strong>matische S<strong>te</strong>llung des § 326 Abs. 1 BGB entscheidend als der<br />

Gr<strong>und</strong>gedanke der Norm, daß vor einer so einschneidenden Maßnahme wie der einseitigen Vertragsaufhebung dem Gläubiger noch einmal die Folgen<br />

seines säumigen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> vor Augen geführt werden soll<strong>te</strong>n. Hier klang schon der Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit an, auf den heu<strong>te</strong> vorwiegend<br />

abges<strong>te</strong>llt wird 112) . <strong>Die</strong> Konsequenzen <strong>be</strong>ider normativen Ansätze sind dennoch un<strong>te</strong>rschiedlich. Eine Entscheidung zwischen ihnen ist zur Erlangung<br />

gleichmäßiger Ergebnisse un<strong>ver</strong>zichtbar.<br />

<strong>Die</strong> Anlehnung an § 326 Abs. 1 BGB ü<strong>be</strong>rzeugt nicht, weil Gegenstand dieser Norm nur die <strong>ver</strong>spä<strong>te</strong><strong>te</strong>, a<strong>be</strong>r noch nachholbare Hauptleistungspflicht<br />

ist. <strong>Die</strong> problematischen Fallgruppen des Ar<strong>be</strong>itsrechts liegen a<strong>be</strong>r gerade <strong>be</strong>i den kündigungsrelevan<strong>te</strong>n Ne<strong>be</strong>npflich<strong>te</strong>n <strong>und</strong> den außerdienstlichen<br />

<strong>ver</strong>trags<strong>be</strong>zogenen Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen. Es ist weder mit den Regeln der Logik noch dem Sinn <strong>und</strong> Zweck des Kündigungsschutzes zu <strong>ver</strong>einbaren, <strong>be</strong>i<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen des Ar<strong>be</strong>itnehmers, die der Hauptpflicht seines Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses ferner s<strong>te</strong>hen, eher - d.h. ohne Abmahnung - eine Kündigung<br />

zuzulassen, als <strong>be</strong>i Hauptpflicht<strong>ver</strong>letzungen. Hier liegt der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die schwer <strong>ver</strong>ständliche Wertungsdiskrepanz, daß ein Ar<strong>be</strong>itnehmer <strong>be</strong>i<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>weisen (wie im Lohnpfändungsfall 113) , die die <strong>ver</strong>traglich irrelevan<strong>te</strong> Privatsphäre <strong>be</strong>treffen <strong>und</strong> das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis lediglich "<strong>be</strong>rühren",<br />

un<strong>te</strong>r dem Gesichtspunkt der Abmahnung eher gekündigt werden kann als <strong>be</strong>i Hauptpflicht<strong>ver</strong>letzungen (vgl. Unpünktlichkeits-Fall). Das gleiche gilt <strong>be</strong>i<br />

Tätlichkei<strong>te</strong>n gegenü<strong>be</strong>r Ar<strong>be</strong>itskollegen, durch die der "Betriebs<strong>be</strong>reich" gestört sein soll 114) .<br />

Nachvollziehbare <strong>und</strong> in das Sys<strong>te</strong>m des Kündigungsrechts sich einfügende Lösungen erge<strong>be</strong>n sich nur, wenn man den Zweck der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n<br />

Kündigung wie der milderen Mit<strong>te</strong>l <strong>be</strong>ach<strong>te</strong>t, <strong>und</strong> die Notwendigkeit der vorherigen Abmahnung an den in § 1 Abs. 2 KSchG konkretisier<strong>te</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen der Geeignetheit <strong>und</strong> Erforderlichkeit orientiert 115) .<br />

Als Ausgangspunkt soll<strong>te</strong> anerkannt werden, daß jedes, noch willentlich s<strong>te</strong>uerbare Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n künftig abänderbar ist. Des<strong>hal</strong>b soll<strong>te</strong> der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>be</strong>i jedem kündigungsrelevan<strong>te</strong>n Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n zunächst die Abmahnung in Betracht ziehen 116) . Denn kehrt der Ar<strong>be</strong>itnehmer daraufhin von<br />

einem <strong>ver</strong>tragsstörenden zu einem <strong>ver</strong>tragskonformen Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n zurück, sind die legitimen In<strong>te</strong>ressen des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs <strong>be</strong>friedigt, <strong>und</strong> es <strong>be</strong>darf keiner<br />

Kündigung. Ne<strong>be</strong>n der weithin <strong>be</strong>ton<strong>te</strong>n Warn- <strong>und</strong> Ankündigungsfunktion dient die Abmahnung eines (erstmaligen) Fehl<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> auch dazu, eine<br />

sichere Prognosegr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine möglicherweise folgende Kündigung zu schaffen 117) . <strong>Die</strong> wiederhol<strong>te</strong> Vertrags<strong>ver</strong>letzung rechtfertigt gerade die<br />

Negativprognose der Wiederholungsgefahr 118) . Darü<strong>be</strong>r hinaus ist die Abmahnung erforderlich, um sei<strong><strong>te</strong>ns</strong> des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs erzeug<strong>te</strong><br />

Vertrauenstat<strong>be</strong>stände abzubauen, z.B. wenn unkorrek<strong>te</strong>s Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n längere Zeit nicht <strong>be</strong>anstandet worden ist <strong>und</strong> der Ar<strong>be</strong>itnehmer womöglich davon<br />

ausgehen darf, der Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r sei mit seinem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n ein<strong>ver</strong>standen 119) .<br />

Ausgehend von dieser zunächst recht wei<strong>te</strong>n Ausgangsposition ist die Erforderlichkeit einer Abmahnung durch das Merkmal der Geeignetheit <strong>be</strong>grenzt.<br />

<strong>Die</strong> Abmahnung ist nur dann ein geeigne<strong>te</strong>s Mit<strong>te</strong>l, wenn mit ihr der <strong>be</strong>absichtig<strong>te</strong> Erfolg (Änderung des Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> oder Warnung des Ar<strong>be</strong>itnehmers)<br />

gefördert werden kann. Ent<strong>be</strong>hrlich, weil ungeeignet, ist die Abmahnung, wenn eine Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>änderung des Ar<strong>be</strong>itnehmers objektiv nicht möglich ist<br />

oder wenn die Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong>korrektur trotz Abmahnung nicht erwar<strong>te</strong>t werden kann. In diesen Fällen läuft die Warnfunktion der Abmahnung leer. Als<br />

Gr<strong>und</strong>lage einer Negativprognose ist die Abmahnung nicht mehr erforderlich. <strong>Die</strong>s ist etwa der Fall, wenn der Ar<strong>be</strong>itnehmer erklärt, sein Fehl<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong>n<br />

nicht ändern zu wollen, wenn er die Vertragswidrigkeit seines Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong> sicher kann<strong>te</strong> 120) oder <strong>be</strong>i ausgesprochen schweren Pflicht<strong>ver</strong>letzungen eines<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers in einer Vertrauensposition, die die Chance einer positiven Prognose ausgeschlossen erscheinen lassen.<br />

Im Bienenstich-Fall muß<strong>te</strong> die entscheidende Frage lau<strong>te</strong>n: Hät<strong>te</strong> eine Abmahnung der Ar<strong>be</strong>itnehmerin dazu geführt, daß sie den un<strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>n<br />

Kuchen<strong>ver</strong>zehr künftig un<strong>te</strong>rläßt 121) ? Hiervon kann mit Gewißheit ausgegangen werden, weil der Ar<strong>be</strong>itnehmerin die Gefahr vor Augen geführt worden<br />

wäre, im Wiederholungsfalle auch wegen geringfügiger Pflicht<strong>ver</strong>letzungen gekündigt zu werden. Den un<strong>be</strong>rechtig<strong>te</strong>n Kuchen<strong>ver</strong>zehr hät<strong>te</strong> die<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmerin vor dem Hin<strong>te</strong>rgr<strong>und</strong> dieses Damoklesschwerts künftig gewiß un<strong>te</strong>rlassen. Das Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rin<strong>te</strong>resse wäre durch die Abmahnung<br />

ausreichend <strong>be</strong>friedigt; <strong>für</strong> eine <strong>be</strong>gründe<strong>te</strong> Negativprognose erscheint sie un<strong>ver</strong>zichtbar. Das BAG <strong>und</strong> in dessen Folge das LAG Düsseldorf 122)<br />

ha<strong>be</strong>n stattdessen mit "Kanonen auf Spatzen geschossen". Das sonst an jeder S<strong>te</strong>lle hochge<strong>hal</strong><strong>te</strong>ne Verhältnismäßigkeitsprinzip erwähnt das BAG<br />

e<strong>be</strong>nsowenig wie das Erfordernis einer Negativprognose. Das Stufen<strong>ver</strong>hältnis zwischen außerordentlicher <strong>und</strong> ordentlicher Kündigung gerät e<strong>be</strong>nfalls<br />

in den Blick. Betriebs<strong>be</strong>einträchtigungen hat der Kuchen<strong>ver</strong>zehr e<strong>be</strong>nfalls nicht hervorgerufen.<br />

VI.<br />

Gr<strong>und</strong>satz der In<strong>te</strong>ressenabwägung<br />

Mangels ausreichender gesetzge<strong>be</strong>rischer Konfliktlösung bleibt schließlich <strong>be</strong>i der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung eine Abwägung der kollidierenden<br />

In<strong>te</strong>ressen un<strong>ver</strong>meidlich. Einige wesentliche Einschränkungen gegenü<strong>be</strong>r der früher vom BAG <strong>ver</strong>foch<strong>te</strong>nen umfassenden In<strong>te</strong>ressenabwägung sind


in den Blick. Betriebs<strong>be</strong>einträchtigungen hat der Kuchen<strong>ver</strong>zehr e<strong>be</strong>nfalls nicht hervorgerufen.<br />

VI.<br />

Gr<strong>und</strong>satz der In<strong>te</strong>ressenabwägung<br />

Mangels ausreichender gesetzge<strong>be</strong>rischer Konfliktlösung bleibt schließlich <strong>be</strong>i der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung eine Abwägung der kollidierenden<br />

In<strong>te</strong>ressen un<strong>ver</strong>meidlich. Einige wesentliche Einschränkungen gegenü<strong>be</strong>r der früher vom BAG <strong>ver</strong>foch<strong>te</strong>nen umfassenden In<strong>te</strong>ressenabwägung sind<br />

jedoch zu machen. In den Anfängen der Kündigungsrechtsprechung hat das BAG weitgehend alle Fragen aus dem Prinzip der In<strong>te</strong>ressenabwägung<br />

entschieden 123) . Inzwischen hat sich das Instrumentarium <strong>ver</strong>festigt. Kri<strong>te</strong>rien, die früher aus der umfassenden In<strong>te</strong>ressenabwägung hergelei<strong>te</strong>t wurden,<br />

sind inzwischen fes<strong>te</strong>r Bestand<strong>te</strong>il des Kündigungsgr<strong>und</strong>es (Objekti<strong>ver</strong> Maßstab, Beeinträchtigung <strong>ver</strong>traglicher oder <strong>be</strong>trieblicher In<strong>te</strong>ressen,<br />

Prognose) oder in den Gr<strong>und</strong>satz der Erforderlichkeit eingeflossen. Ne<strong>be</strong>n diesem dich<strong>te</strong>n Begrenzungsinstrumentarium schwindet zwangsläufig der<br />

S<strong>te</strong>llenwert der In<strong>te</strong>ressenabwägung <strong>für</strong> die Einzelfallentscheidung.<br />

Wichtig bleibt die Besinnung auf eine normativ strukturier<strong>te</strong> <strong>und</strong> sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong>ts<strong>be</strong>zogene Abwägung, um von der konturenlosen Billigkeitsrechtsprechung<br />

<strong>ver</strong>gangener Jahre Abschied zu nehmen. Immer noch finden sich jedoch Kataloge <strong>be</strong>ziehungslos aneinandergereih<strong>te</strong>r Abwägungskri<strong>te</strong>rien, die den<br />

Bezug zum konkre<strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong> <strong>ver</strong>missen lassen 124) . Das Gewicht eines <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungsgr<strong>und</strong>es wird nicht des<strong>hal</strong>b<br />

geringer, weil der <strong>ver</strong>tragsbrüchige Ar<strong>be</strong>itnehmer viele Kinder zu <strong>ver</strong>sorgen hat. Zur Methodik der In<strong>te</strong>ressenabwägung 125) kann hier nur folgendes<br />

festge<strong>hal</strong><strong>te</strong>n werden: Leitfrage muß sein, ob un<strong>te</strong>r Berücksichtigung der im konkre<strong>te</strong>n Fall schutzwürdigen, normativ legitimier<strong>te</strong>n<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmerin<strong>te</strong>ressen eine so starke Beeinträchtigung <strong>be</strong>trieblicher oder <strong>ver</strong>traglicher In<strong>te</strong>ressen vorliegt, daß das Kündigungsin<strong>te</strong>resse des<br />

Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs ü<strong>be</strong>rwiegt.<br />

Kurz gesagt: es geht um das Gewicht bzw. die In<strong><strong>te</strong>ns</strong>ität der Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung. Un<strong>ver</strong>schulde<strong>te</strong>s <strong>ver</strong>tragswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n kann des<strong>hal</strong>b die<br />

Kündigung nicht rechtfertigen 126) . Nach Abmahnung ist fahrlässiges <strong>und</strong> vorsätzliches <strong>ver</strong>tragswidriges Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n kündigungsrelevant. Angesichts des<br />

Unpünktlichkeitsfalles wird erheblich, ob die Häufung vorsätzlicher geringfügiger Pflicht<strong>ver</strong>letzungen mit erkennbarer Wiederholungsgefahr nach sechs<br />

Abmahnungen nicht sowohl <strong>für</strong> die ordentliche wie die außerordentliche Kündigung ausreicht. <strong>Die</strong>s ist entgegen der Sichtweise des BAG zu <strong>be</strong>jahen.<br />

Wer nach<strong>hal</strong>tig vorsätzlich <strong>ver</strong>tragliche Hauptpflich<strong>te</strong>n <strong>ver</strong>letzt, sich von keiner Abmahnung ab<strong>hal</strong><strong>te</strong>n läßt <strong>und</strong> damit die Prognose der<br />

Wiederholungsgefahr <strong>be</strong>gründet, kann ordentlich oder außerordentlich gekündigt werden. <strong>Die</strong> nach<strong>hal</strong>tige Mißachtung der Vertragspflich<strong>te</strong>n kann die<br />

Kündigung rechtfertigen, ohne daß zusätzlich noch konkre<strong>te</strong> Störungen des Betriebsablaufs eintre<strong>te</strong>n müssen, wie das BAG anzunehmen scheint. <strong>Die</strong><br />

konkre<strong>te</strong> Störung des Betriebsablaufs ist sicher ein Abwägungsfaktor, a<strong>be</strong>r keine un<strong>ver</strong>zichtbare Voraussetzung zur Rechtfertigung einer Kündigung,<br />

wenn unzweifelhaft eine nach<strong>hal</strong>tige Mißachtung der Vertragspflich<strong>te</strong>n vorliegt. Andernfalls würde der Gr<strong>und</strong>satz der Vertragstreue ungerechtfertigt<br />

relativiert.<br />

Hinsichtlich der normativen Eingrenzung der In<strong>te</strong>ressenabwägung geht das BAG aller<strong>ding</strong>s inzwischen richtige Wege, wie in zwei Entscheidungen zur<br />

Kündigung wegen Vermögensdelik<strong>te</strong>n zum Nach<strong>te</strong>il des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs deutlich wird. Es sucht zunehmend den konkre<strong>te</strong>n Bezug zur Vertrags<strong>be</strong>ziehung<br />

<strong>be</strong>i der Abwägung. Es s<strong>te</strong>llt klar, daß Un<strong>te</strong>r<strong>hal</strong>tspflich<strong>te</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlich nicht im Rahmen der In<strong>te</strong>ressenabwägung <strong>be</strong>i einer außerordentlichen<br />

Kündigung <strong>be</strong>rücksichtigt werden können 127) . Bei allen Kündigungen, auch <strong>be</strong>i solchen, die wegen Vermögensdelik<strong>te</strong>n gegen den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r<br />

ausgesprochen werden, ist die Dauer der Betriebszugehörigkeit, ins<strong>be</strong>sondere die Dauer der fehlerfreien Vertrags<strong>be</strong>ziehung, zu <strong>be</strong>rücksichtigen. <strong>Die</strong>s<br />

gilt <strong>be</strong>i allen Kündigungsgründen 128) . Der einmalige - relativ unerhebliche - Ausrutscher eines jahre- oder jahrzehn<strong>te</strong>lang <strong>ver</strong>tragstreu ar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>nden<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers läßt den Kündigungsgr<strong>und</strong> in einem milderen Licht erscheinen, zumal wenn die <strong>be</strong>gründe<strong>te</strong> Annahme <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht, das Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n werde sich<br />

nicht wiederholen 129) . Auch diese, unmit<strong>te</strong>lbar nach dem "Bienenstich-Fall" entwickel<strong>te</strong>n Rechtssätze, entlarven das nun mehrfach zitier<strong>te</strong> Judikat als<br />

offenbaren Ausrutscher der Rechtsprechung.<br />

VII.<br />

Stufen<strong>ver</strong>hältnis zwischen außerordentlicher <strong>und</strong> ordentlicher Kündigung<br />

Zuletzt soll die Abgrenzung zwischen ordentlicher <strong>und</strong> außerordentlicher <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong>er Kündigung <strong>be</strong>handelt werden. In Rechtsprechung <strong>und</strong><br />

Schrifttum findet man hierzu wenig. <strong>Die</strong> Abgrenzung scheint sich fast ausschließlich im Bereich des tatrich<strong>te</strong>rlichen Wertungsspielraums zu <strong>be</strong>wegen<br />

130) . <strong>Die</strong>s ist des<strong>hal</strong>b un<strong>be</strong>friedigend, weil von der Abgrenzung schwerwiegende Rechtsfolgen abhängen. Auch im Fall der Kündigung wegen häufiger<br />

Unpünktlichkeit liegt hier die Kernfrage 131) . Präzise Trennlinien lassen sich kaum finden. Ein deutliches Anzeichen hier<strong>für</strong> ist die Behandlung<br />

identischer Problemkreise zum Kündigungsgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> identischer vorrangiger milderer Mit<strong>te</strong>l in den Kommentaren zu § 1 KSchG <strong>und</strong> § 626 BGB. Ein<br />

jüngs<strong>te</strong>s Beispiel hierzu ist die Rechtsprechung zur Kündigung wegen Unpünktlichkeit. Hier hat jetzt der 7. Senat die Ausführungen des 2. Senats in<br />

einem Fall, in dem es lediglich um eine ordentliche Kündigung ging, ü<strong>be</strong>rnommen 132) . Von welchen normativen Maßstä<strong>be</strong>n soll a<strong>be</strong>r sich der <strong>be</strong>lieb<strong>te</strong><br />

<strong>ver</strong>ständige Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r lei<strong>te</strong>n lassen, wenn er sich zwischen außerordentlicher fristloser <strong>und</strong> ordentlicher Kündigung zu entscheiden hat?<br />

Richtig <strong>und</strong> wichtig ist zunächst der Hinweis, daß <strong>be</strong>i § 626 Abs. 1 BGB dem Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r die Fortsetzung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses ab sofort<br />

unzumutbar sein muß, wohingegen sich <strong>be</strong>i § 1 KSchG diese Prüfung an dem Zeitpunkt nach Ablauf der Kündigungsfrist orientiert 133) . <strong>Die</strong>se<br />

Differenzierung ergibt sich <strong>be</strong>reits aus dem Norm<strong>te</strong>xt des § 626 Abs. 1 BGB. Klare Richtlinien <strong>für</strong> den Umgang mit <strong>be</strong>iden Normen tre<strong>te</strong>n hierdurch<br />

freilich noch nicht zu Tage.<br />

Völlig in die Irre führen <strong>ver</strong>einzel<strong>te</strong> Ausführungen wie die, sozial gerechtfertigt müsse lediglich die ordentliche Kündigung nach § 1 KSchG, nicht a<strong>be</strong>r die<br />

außerordentliche Kündigung nach § 626 BGB sein 134) . Dem hat Herschel 135) treffend entgegenge<strong>hal</strong><strong>te</strong>n:<br />

"Wenn schon <strong>be</strong>i der ordentlichen Kündigung deren innere Schranken vom Rich<strong>te</strong>r zu <strong>be</strong>ach<strong>te</strong>n sind, so muß das erst recht <strong>be</strong>i der außerordentlichen<br />

Kündigung als dem stärkeren Eingriff so sein."<br />

<strong>Die</strong>ses von Herschel <strong>be</strong>ton<strong>te</strong> argumentum a fortiori läßt hervortre<strong>te</strong>n, daß die außerordentliche Kündigung kein aliud, sondern ein "wesensgleiches<br />

Mehr" im Verhältnis zur ordentlichen Kündigung ist. Hieraus läßt sich folgender einfacher Rechtssatz ablei<strong>te</strong>n: Eine außerordentliche Kündigung ist<br />

jedenfalls dann unwirksam, wenn sie schon an den Rechtsschranken schei<strong>te</strong>rn müß<strong>te</strong>, die <strong>für</strong> eine ordentliche Kündigung gel<strong>te</strong>n. <strong>Die</strong>ser mir evident<br />

erscheinende Rechtssatz hat sich freilich bislang weder in Rechtsprechung noch Li<strong>te</strong>ratur <strong>ver</strong>festigt 136) . Bei seiner Beachtung könn<strong>te</strong>n nicht nur<br />

unnötige Doppelkommentierungen <strong>ver</strong>mieden werden, sondern es würde der Blick auch stärker auf die spezifische Wertungsproblematik der<br />

außerordentlichen <strong>und</strong> regelmäßig fristlosen Kündigung gelenkt 137) .<br />

Bei dieser Betrachtung wird erkennbar: das einzige, <strong>für</strong> die außerordentliche Kündigung spezifische mildere Mit<strong>te</strong>l ist die ordentliche Kündigung.<br />

Alle anderen milderen Mit<strong>te</strong>l (Abmahnung, Versetzung, Änderungskündigung etc.) müssen <strong>be</strong>reits <strong>be</strong>i der ordentlichen Kündigung geprüft werden.<br />

Wann ist nun a<strong>be</strong>r das Mit<strong>te</strong>l der außerordentlichen Kündigung gerechtfertigt? Hier läßt sich zunächst der abstrak<strong>te</strong> Rechtssatz aufs<strong>te</strong>llen, daß nach dem<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Erforderlichkeit zu fragen ist, ob der mit der außerordentlichen Kündigung <strong>ver</strong>folg<strong>te</strong> Zweck nicht auch mit dem milderen Mit<strong>te</strong>l der<br />

ordentlichen Kündigung erreicht werden könn<strong>te</strong> 138) . <strong>Die</strong>se Erforderlichkeitsschranke ist in § 626 Abs. 1 BGB selbst ent<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, weil hiernach dem


Alle anderen milderen Mit<strong>te</strong>l (Abmahnung, Versetzung, Änderungskündigung etc.) müssen <strong>be</strong>reits <strong>be</strong>i der ordentlichen Kündigung geprüft werden.<br />

Wann ist nun a<strong>be</strong>r das Mit<strong>te</strong>l der außerordentlichen Kündigung gerechtfertigt? Hier läßt sich zunächst der abstrak<strong>te</strong> Rechtssatz aufs<strong>te</strong>llen, daß nach dem<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Erforderlichkeit zu fragen ist, ob der mit der außerordentlichen Kündigung <strong>ver</strong>folg<strong>te</strong> Zweck nicht auch mit dem milderen Mit<strong>te</strong>l der<br />

ordentlichen Kündigung erreicht werden könn<strong>te</strong> 138) . <strong>Die</strong>se Erforderlichkeitsschranke ist in § 626 Abs. 1 BGB selbst ent<strong>hal</strong><strong>te</strong>n, weil hiernach dem<br />

Kündigenden die Fortsetzung des <strong>Die</strong>nst<strong>ver</strong>hältnisses bis zu dessen ordentlicher Beendigung unzumutbar geworden sein muß. An ers<strong>te</strong>r S<strong>te</strong>lle ist also<br />

zu fragen, ob ein sofortiges Auflösungserfordernis <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht. Mit anderen Wor<strong>te</strong>n: auch die nur kurzfristige Wei<strong>te</strong>r<strong>be</strong>schäftigung bis zum Ablauf der<br />

Kündigungsfrist muß wegen der fortdauernden Gefahr der Vertrags- oder Betriebs<strong>be</strong>einträchtigung unzumutbar sein. Prägend <strong>für</strong> die<br />

In<strong>te</strong>ressenabwägung des § 626 Abs. 1 ist das von vornherein <strong>be</strong>s<strong>te</strong>hende In<strong>te</strong>ressenü<strong>be</strong>rgewicht zuguns<strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers. <strong>Die</strong>ses<br />

In<strong>te</strong>ressenü<strong>be</strong>rgewicht wird durch folgende Gesichtspunk<strong>te</strong> markiert:<br />

l die gerade <strong>be</strong>i der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n fristlosen Kündigung zu gewärtigenden har<strong>te</strong>n Folgewirkungen <strong>für</strong> die wei<strong>te</strong>re <strong>be</strong>rufliche Entwicklung des<br />

Nicht zu <strong>ver</strong>kennen ist, daß <strong>be</strong>i Abwägung dieser Gesichtspunk<strong>te</strong> immer noch ein erheblicher tatrich<strong>te</strong>rlicher Wertungsspielraum <strong>be</strong>s<strong>te</strong>ht. Würde man<br />

sich jedoch zu der hier vorgeschlagenen normativen Strukturierung entschließen, könn<strong>te</strong> <strong>für</strong> eine objektive Rechtsfindung mehr erreicht werden als durch<br />

eine letztlich un<strong>ver</strong>bindliche Aneinanderreihung von Präjudizen, die vielfach nicht mehr <strong>ver</strong>mit<strong>te</strong>ln, welche Sach<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong>te</strong> der Rechtsprechung als "an sich"<br />

geeignet <strong>für</strong> die fristlose Beendigung des Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnisses erscheinen. Seiner Verantwortung <strong>für</strong> die For<strong>te</strong>ntwicklung des Rechts wird die<br />

höchstrich<strong>te</strong>rliche Rechtsprechung des BAG nur gerecht, wenn die Kernprobleme kündigungsrechtlicher Entscheidungen nicht länger auf eine<br />

weitgehend unstrukturier<strong>te</strong> In<strong>te</strong>ressenabwägung <strong>ver</strong>scho<strong>be</strong>n, sondern normative Prinzipien entwickelt <strong>und</strong> konsequent praktiziert werden.<br />

VIII.<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmers,<br />

l die empfindlichen sozialrechtlichen Folgewirkungen einer <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n außerordentlichen Kündigung (§§ 119, 119a AFG; Verlust von<br />

Ruhegeldansprüchen 139) ),<br />

l der gesetzliche Charak<strong>te</strong>r des § 626 Abs. 1 BGB als ein - dem Wegfall der Geschäftsgr<strong>und</strong>lage <strong>ver</strong>wand<strong>te</strong>s - Ausnahmerecht,<br />

l die Durchbrechung des Gr<strong>und</strong>satzes "pacta sunt servanda" vor dem Hin<strong>te</strong>rgr<strong>und</strong> der gesetzlich vorrangigen ordentlichen Lösungsmöglichkeit,<br />

l die Notwendigkeit einer <strong>be</strong>sonders in<strong><strong>te</strong>ns</strong>iven Vertrauens-, Vertrags- <strong>und</strong>/oder Betriebs<strong>be</strong>einträchtigung.<br />

Zusammenfassung<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigungen können nur <strong>be</strong>i <strong>ver</strong>tragswidrigem Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itnehmers gerechtfertigt sein. Nach<strong>hal</strong>tige<br />

Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzungen können nach Abmahnung die Kündigung <strong>be</strong><strong>ding</strong>en, ohne daß es zusätzlicher Betriebs<strong>be</strong>einträchtigungen <strong>be</strong>darf. <strong>Die</strong><br />

<strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung hat keinen Strafcharak<strong>te</strong>r; es gilt das Prinzip der Negativprognose. <strong>Die</strong> Betriebsbuße ist kein geeigne<strong>te</strong>s milderes Mit<strong>te</strong>l,<br />

vielmehr ist allein die Abmahnung das einschlägige individualrechtliche Gläubigerrecht. <strong>Die</strong> In<strong>te</strong>ressenabwägung ist auf das Gewicht der<br />

Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzung zu <strong>be</strong>grenzen. Das Stufen<strong>ver</strong>hältnis zwischen ordentlicher <strong>und</strong> außerordentlicher Kündigung ist zu <strong>be</strong>ach<strong>te</strong>n.<br />

Informationen zu den Autoren<br />

Es liegen keine Informationen vor.<br />

Fußno<strong>te</strong>n:<br />

)) Der Beitrag ist aus Vorträgen an der Uni<strong>ver</strong>sität zu Köln <strong>und</strong> in ar<strong>be</strong>itsrechtlichen Praktikerseminaren hervorgegangen.<br />

1) Vgl. BVerVG vom 25.1.1984, NJW 1984 S. 1743.<br />

2) MünchKomm-Schwerdtner, 2. Aufl. 1988, vor § 620 BGB Rdn. 174, 394, <strong>ver</strong>langt die Einsicht, daß Klarheit, Einfachheit <strong>und</strong><br />

Kontinuität der Wertungen im Ar<strong>be</strong>itsrecht wichtiger seien als der Drang zu immer größerer perfektionistischer Einzelfallgerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> immer subtilerer Typenbildung.<br />

3) Hierzu KR-Becker, 3. Aufl. 1989, Rdn. 213 zu § 1 KSchG; KR-Hillebrecht, Rdn. 298 ff. zu § 626 BGB.<br />

4) BAG vom 17.3.1988, DB 1989 S. 329 = EzA Nr. 116 zu § 626 BGB n.F. (Kraft <strong>und</strong> Willemsen) = SAE 1989 S. 186 ff. (Börgmann);<br />

Nach Rück<strong>ver</strong>weisung wurde das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis durch Vergleich gegen Zahlung einer Abfindung von 12 000,- DM aufgelöst (LAG<br />

Baden-Würt<strong>te</strong>m<strong>be</strong>rg - 14 Sa 144/88). Vgl. die scharfe Kritik von Rüthers, FAZ vom 2.8.1989, S. 10 <strong>und</strong> ders., Anm. EzA Nr. 26 zu § 1<br />

KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung. Sogar der Sach<strong>ver</strong>ständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat<br />

in seinem Jahresgutach<strong>te</strong>n 1989/90 S. 171 Rdn. 369 diese Kritik ü<strong>be</strong>rnommen.<br />

5) BAG vom 17.5.1984, DB 1984 S. 2702 = EzA Nr. 90 zu § 626 BGB n.F. sowie die Folgeentscheidung LAG Düsseldorf vom 17.10.1984,<br />

LAGE Nr. 17 zu § 626 BGB.<br />

6) So im Gr<strong>und</strong>satz BAG vom 4.11.1981, DB 1982 S. 498 = EzA Nr. 9 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

7) Strafta<strong>te</strong>n gegen den Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>r: BAG vom 2.3.1989, DB 1989 S. 1679 = EzA Nr. 118 zu § 626 BGB n.F.; Außerdienstliche<br />

Strafta<strong>te</strong>n <strong>be</strong>i Mitar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>rn staatlicher Behörden: LAG Düsseldorf/Köln vom 20.5.1980 <strong>und</strong> LAG Berlin vom 27.9.1982, EzA Nr. 72 <strong>und</strong> 80<br />

zu § 626 BGB n.F.; LAG Frankfurt vom 4.7.1985, LAGE Nr. 22 zu § 626 BGB. Strafta<strong>te</strong>n gegenü<strong>be</strong>r Vertragspartnern des<br />

Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs: LAG Nürn<strong>be</strong>rg vom 29.8.1985, EzA Nr. 24 zu § 626 BGB n.F.<br />

8) BAG vom 20.9.1984, DB 1985 S. 1192 = EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; ähnlicher Fall vom 20 . 9.1984, DB<br />

1985 S. 655 = EzA Nr. 91 zu § 626 BGB n.F. (Dütz).<br />

9) ArbG Siegburg vom 8.7.1986, EzA Nr. 17 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

10) BAG vom 24.9.1987, DB 1988 S. 1757 = EzA Nr. 18 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung (Löwisch) = AP Nr. 19 zu § 1<br />

KSchG 1969 Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung (van Veenroy).<br />

11) BAG vom 30.6.1983, EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG Tendenz<strong>be</strong>trieb; LAG Rheinland-Pfalz vom 11.8.1989, DB 1990 S. 281; LAG Berlin vom<br />

15.12. 1989, DB 1990 S. 433.<br />

12) So <strong>be</strong>i der Kündigung wegen Entziehung der Fahrerlaubnis, BAG vom 22.8.1963 <strong>und</strong> 30.5.1978, DB 1963 S. 1580 <strong>und</strong> 1978 S. 1790 =<br />

AP Nr. 51 <strong>und</strong> 70 zu § 626 BGB; LAG Hamm vom 27.6.1986, LAGE Nr. 26 zu § 626 BGB.<br />

13) So zur Kündigung wegen Straf- bzw. Un<strong>te</strong>rsuchungshaft: BAG vom 15.11.1984, DB 1986 S. 50 = EzA Nr. 95 zu § 626 BGB n.F.<br />

14) BAG vom 28.11.1968, DB 1969 S. 710 = EzA Nr. 12 zu § 1 KSchG; vom 30.5.1978 <strong>und</strong> 15.11.1984, DB 1978 S. 1790 <strong>und</strong> 1986 S. 50 =<br />

EzA Nr. 66, 95 zu § 626 BGB n.F.; Herschel, FS <strong>für</strong> G. Müller, 1981, S. 202; Galperin, DB 1964 S. 1115 f.; Popp, in: Maus/Kremp,<br />

Handbuch des Ar<strong>be</strong>itsrechts, Teil VI B XV, <strong>Die</strong> außerord. Kündigung, Rdn. 706; Preis, Prinzipien des Kündigungsrechts <strong>be</strong>i<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnissen, 1987, S. 94 ff.; KR-Hillebrecht, Rdn. 55 zu § 626 BGB; KR-Becker, Rdn. 152 zu § 1 KSchG; MünchKomm-<br />

Schwerdtner, § 626 BGB Rdn. 61.


13) So zur Kündigung wegen Straf- bzw. Un<strong>te</strong>rsuchungshaft: BAG vom 15.11.1984, DB 1986 S. 50 = EzA Nr. 95 zu § 626 BGB n.F.<br />

14) BAG vom 28.11.1968, DB 1969 S. 710 = EzA Nr. 12 zu § 1 KSchG; vom 30.5.1978 <strong>und</strong> 15.11.1984, DB 1978 S. 1790 <strong>und</strong> 1986 S. 50 =<br />

EzA Nr. 66, 95 zu § 626 BGB n.F.; Herschel, FS <strong>für</strong> G. Müller, 1981, S. 202; Galperin, DB 1964 S. 1115 f.; Popp, in: Maus/Kremp,<br />

Handbuch des Ar<strong>be</strong>itsrechts, Teil VI B XV, <strong>Die</strong> außerord. Kündigung, Rdn. 706; Preis, Prinzipien des Kündigungsrechts <strong>be</strong>i<br />

Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnissen, 1987, S. 94 ff.; KR-Hillebrecht, Rdn. 55 zu § 626 BGB; KR-Becker, Rdn. 152 zu § 1 KSchG; MünchKomm-<br />

Schwerdtner, § 626 BGB Rdn. 61.<br />

15) BGBl. I, S. 1106.<br />

16) Vgl. BAG vom 15.11.1984, a.a.O. (Fn. 14).<br />

17) So noch KR-Hillebrecht, 2. Aufl. 1983, Rdn. 60 ff. zu § 626 BGB.<br />

18) So einschränkend jetzt Hillebrecht in der 3. Aufl. des KR, Rdn. 55 zu § 626 BGB; siehe wiederum BAG vom 17.3.1988, a.a.O. (Fn. 4).<br />

19) KR-Hillebrecht, Rdn. 63 zu § 626 BGB.<br />

20) Ablehnend Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 708; Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 479; Erman-Hanau, BGB, 8. Aufl. 1989, § 626 Rdn. 26;<br />

MünchKomm-Schwerdtner, § 626 Rdn. 57; Börgmann, SAE 1989 S. 192.<br />

21) Siehe BAG vom 15.11.1984, a.a.O. (Fn. 14).<br />

22) KR-Hillebrecht, Rdn. 58 ff. zu § 626 BGB, im Anschluß an König, RdA 1969 S. 8 ff., 15 f.; ihm folgend Feichtinger, AR-Blat<strong>te</strong>i,<br />

Kündigung VIII un<strong>te</strong>r B I 2.<br />

23) Ausdrücklich KR-Hillebrecht, Rdn. 59 zu § 626 BGB.<br />

24) Siehe hierzu <strong>be</strong>reits Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 479 f. <strong>und</strong> die <strong>be</strong>denkenswer<strong>te</strong>n wei<strong>te</strong>rgehenden Ansätze <strong>be</strong>i Popp, a.a.O. (Fn. 14) Rdn.<br />

707 ff.<br />

25) Hierauf <strong>be</strong>schränkt sich im wesentlichen die Dars<strong>te</strong>llung <strong>be</strong>i KR-Hillebrecht, Rdn. 64 zu § 626 BGB.<br />

26) Siehe auch Popp, a.a.O. (Fn. 14) Rdn. 710 f.<br />

27) E<strong>be</strong>nso MünchKomm-Schwerdtner, BGB, § 626 Rdn. 62.<br />

28) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 206 ff.<br />

29) Zur Abgrenzung von Kündigungsgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kündigungsmotiv: Herschel, in: FS <strong>für</strong> G. Müller, 1981 S. 193 f.; Auffarth/Müller, Rdn. 166<br />

zu § 1 KSchG; BAG vom 2.6.1960, DB 1960 S. 1011 = AP Nr. 42 zu § 626 BGB; Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 206; KR-Hillebrecht, Rdn.<br />

68 ff. zu § 626 BGB; Popp, a.a.O. (Fn. 14) Rdn. 715.<br />

30) Richtig daher BAG vom 6.6.1984, DB 1985 S. 341 = EzA Nr. 12 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

31) So BAG vom 28.8.1958 <strong>und</strong> 2.11.1961, AP Nr. 1 <strong>und</strong> 3 (= DB 1962 S. 644) zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; vom<br />

13.3.1987, DB 1987 S. 1495 = AP Nr. 18 zu § 1 KSchG 1969 Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; KR-Becker, 3. Aufl. 1989, Rdn. 230 zu §<br />

1 KSchG; Herschel/Löwisch, Rdn. 88 zu § 1 KSchG; zuletzt Dorndorf, ZfA 1989 S. 345, 358, 363 f.<br />

32) So BAG vom 7.10.1954, BAGE 1 S. 99 (101) = DB 1955 S. 51 <strong>und</strong> vom 14.5.1964, BAGE 16 S. 21 (27) = DB 1964 S. 1032.<br />

33) Kritisch zu dieser Formel Zitscher, ArbuR 1977 S. 71 ff.; Berkowsky, <strong>Die</strong> personen- <strong>und</strong> <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung, 1986, Rdn.<br />

171; Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 2 f.<br />

34) Vgl. BAG vom 21.3.1961, DB 1961 S. 779 = AP Nr. 2 zu § 1 KSchG; Hueck, Rdn. 89a zu § 1 KSchG; KR-Becker, Rdn. 232 zu § 1<br />

KSchG; Stahlhacke, Kündigung <strong>und</strong> Kündigungsschutz im Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis, 4. Aufl. 1982, Rdn. 479; MünchKomm-Schwerdtner, vor §<br />

620 Rdn. 462.<br />

35) Bereits BAG vom 16.3.1961, DB 1961 S. 779 = AP Nr. 2 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

36) MünchKomm-Schwerdtner, BGB, § 626 Rdn. 27; Popp, a.a.O. (Fn. 14) Rdn. 787; Erman-Hanau, BGB, § 626 Rdn. 30 .<br />

37) <strong>Die</strong>s zeigt die ausdrückliche Betonung gleicher Maßstä<strong>be</strong> in BAG vom 20.9.1984, DB 1985 S. 1192 = EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

38) BAG vom 26.5.1977, BAGE 29 S. 195 (200) = DB 1977 S. 2099, 2192; vom 4.11.1981, DB 1982 S. 498 = SAE 1983 S. 204 (206).<br />

39) Treffend die Kritik von Otto, Personale Freiheit <strong>und</strong> soziale Bindung, 1978, S. 65: "Das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis ist also nicht konkret <strong>be</strong>rührt,<br />

weil der Ar<strong>be</strong>itnehmer Pflich<strong>te</strong>n <strong>ver</strong>letzt hat, sondern es ist eher umgekehrt: weil das Ar<strong>be</strong>its<strong>ver</strong>hältnis konkret <strong>be</strong>rührt ist, hat der<br />

Ar<strong>be</strong>itnehmer eine Pflichtwidrigkeit <strong>be</strong>gangen."<br />

40) Hierauf s<strong>te</strong>llt MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 477, ab.<br />

41) Ausführlich <strong>be</strong>reits Preis, a.a.O. (Fn. 13) S. 466 f.; anders MünchKomm-Schwerdtner, vor § 620 Rdn. 463.<br />

42) KR-Becker, § 1 KSchG Rdn. 232, fordert "in der Regel" schuldhaf<strong>te</strong> Vertragspflicht<strong>ver</strong>letzungen; Grunsky, JuS 1989 S. 593 (597) setzt<br />

- wie <strong>für</strong> Schadensersatz<strong>ver</strong>pflichtungen - <strong>be</strong>i <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigungen - eine schuldhaf<strong>te</strong> Vertrags<strong>ver</strong>letzung voraus; deutlich in<br />

diese Richtung auch Buchner, in: <strong>Die</strong> personen- <strong>und</strong> <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung, Dokumentation Fachtagung der BDA, 1989, S. 56;<br />

Dütz, Anm. EzA Nr. 91 zu § 626 BGB n.F.<br />

43) In: Herschel/Löwisch, Rdn. 84 zu § 1 KSchG.<br />

44) ZfA 1989 S. 345 ff.<br />

45) Siehe statt vieler Soergel-Teichmann, BGB, § 242 Rdn. 162 ff.; Dütz, Anm. EzA Nr. 91 zu § 626 BGB n.F. m.w.N.<br />

46) Herschel/Löwisch, Rdn. 134 zu § 1 KSchG; Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 312.<br />

47) DB 1986 S. 50 = AP Nr. 87 zu § 626 BGB.<br />

48) <strong>Die</strong> Anwendung der §§ 323 ff. BGB wird nach ganz h.M. durch § 626 BGB <strong>ver</strong>drängt, vgl. Herschel, BB 1982 S. 253 f.; Stahlhacke,<br />

a.a.O. (Fn. 34) Rdn. 37.<br />

49) Siehe zum Ganzen auch Grunsky, JuS 1989 S. 593 ff.<br />

50) Sicher abzulehnen Nikisch, Bd. 1, § 50 II 4c S. 730 f., der meint, der Ar<strong>be</strong>itnehmer könne allein durch seine Le<strong>be</strong>nsführung das<br />

Vertrauen des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs in kündigungsrelevan<strong>te</strong>r Weise erschüt<strong>te</strong>rn; wie hier auch MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn.<br />

457, 461.<br />

51) Vgl. Hueck, Rdn. 96 zu § 1 KSchG; siehe auch den anschaulichen Fall <strong>be</strong>i Gamillscheg, Ar<strong>be</strong>itsrecht I, 7. Aufl. 1987, Fall 79, 187<br />

(Empörung der K<strong>und</strong>schaft ü<strong>be</strong>r FKK-Neigungen des Filiallei<strong>te</strong>rs einer Bank in einer Kleinstadt).<br />

52) Hohe Verschuldung <strong>und</strong> Spielleidenschaf<strong>te</strong>n können die Eignung eines Ar<strong>be</strong>itnehmers <strong>für</strong> eine <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong> Tätigkeit (Kassierer,<br />

Vermögens<strong>ver</strong>wal<strong>te</strong>r) entfallen lassen. Das gleiche gilt <strong>für</strong> <strong>ver</strong>trags<strong>be</strong>einträchtigende Strafta<strong>te</strong>n außer<strong>hal</strong>b des dienstlichen Bereichs:<br />

Sexualdelik<strong>te</strong> von Erziehern (BAG vom 23.9.1976, DB 1977 S. 213 = EzA Nr. 35 zu § 1 KSchG), Vermögensdelik<strong>te</strong> eines Verwal<strong>te</strong>rs von<br />

Vermögens<strong>be</strong>ständen; Trunkenheitsfahrt <strong>und</strong> Fahrerflucht des Lei<strong>te</strong>rs einer Kfz-Prüfs<strong>te</strong>lle (LAG Köln vom 25.8.1988, LAGE Nr. 34 zu §<br />

626 BGB); Strafta<strong>te</strong>n von Mitar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>rn in Justiz<strong>be</strong>hörden LAG Frankfurt vom 4.7.1985, AP Nr. 26 zu § 626 BGB). Derartige Fälle<br />

lassen die Eignung des Ar<strong>be</strong>itnehmers als Person <strong>für</strong> eine <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong> Aufga<strong>be</strong>n entfallen (personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgr<strong>und</strong>).<br />

53) BAG vom 20.9.1984, DB 1985 S. 1192 = EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

54) Hierzu BAG vom 14.10.1982, DB 1983 S. 2635 = AP Nr. 1 zu § 1 KSchG 1969 Konzern m. zust. Anm. Wiedemann; vom 22.5.1986,


Sexualdelik<strong>te</strong> von Erziehern (BAG vom 23.9.1976, DB 1977 S. 213 = EzA Nr. 35 zu § 1 KSchG), Vermögensdelik<strong>te</strong> eines Verwal<strong>te</strong>rs von<br />

Vermögens<strong>be</strong>ständen; Trunkenheitsfahrt <strong>und</strong> Fahrerflucht des Lei<strong>te</strong>rs einer Kfz-Prüfs<strong>te</strong>lle (LAG Köln vom 25.8.1988, LAGE Nr. 34 zu §<br />

626 BGB); Strafta<strong>te</strong>n von Mitar<strong>be</strong>i<strong>te</strong>rn in Justiz<strong>be</strong>hörden LAG Frankfurt vom 4.7.1985, AP Nr. 26 zu § 626 BGB). Derartige Fälle<br />

lassen die Eignung des Ar<strong>be</strong>itnehmers als Person <strong>für</strong> eine <strong>be</strong>stimm<strong>te</strong> Aufga<strong>be</strong>n entfallen (personen<strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>r Kündigungsgr<strong>und</strong>).<br />

53) BAG vom 20.9.1984, DB 1985 S. 1192 = EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

54) Hierzu BAG vom 14.10.1982, DB 1983 S. 2635 = AP Nr. 1 zu § 1 KSchG 1969 Konzern m. zust. Anm. Wiedemann; vom 22.5.1986,<br />

SAE 1987 S. 129 ff. (Windbichler).<br />

55) Vgl. BAG vom 20.9.1984, a.a.O. (Fn. 53).<br />

56) BAG vom 24.9.1987, DB 1988 S. 1757 = EzA Nr. 18 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

57) Siehe nur Soergel-Teichmann, BGB, 11. Aufl. 1986, § 242 Rdn. 182 ff.<br />

58) Siehe Löwisch, Anm. EzA Nr. 18 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

59) So ArbG Siegburg vom 8.7.1986, EzA Nr. 17 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

60) Richtig <strong>be</strong>reits BAG vom 18.6.1970, DB 1970 S. 1739 = AP Nr. 82 zu § 1 KSchG (Hueck); BAG vom 14.12.1972, DB 1973 S. 675 =<br />

EzA Nr. 27 zu § 1 KSchG; s. a. LAG Düsseldorf vom 21.2.1974, DB 1974 S. 2164; LAG Frankfurt vom 12.2.1987, DB 1987 S. 1696 =<br />

LAGE Nr. 28 zu § 626 BGB.<br />

61) Ausführlich Preis/Reinfeld, ArbuR 1989 S. 361 ff.; siehe auch § 138 Abs. 1 StGB, der die Nichtanzeige <strong>be</strong>sonders schwerwiegender<br />

Strafta<strong>te</strong>n sogar strafrechtlich sanktioniert.<br />

62) Hierzu Großbach/Born, ArbuR 1989 S. 374 ff.<br />

63) So BAG vom 5.2.1959, DB 1959 S. 980 = AP Nr. 2 zu § 70 HGB; LAG Frankfurt vom 1.6.1967, DB 1967 S. 2121; LAG Baden-<br />

Würt<strong>te</strong>m<strong>be</strong>rg vom 20.10.1976, EzA Nr. 8 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung <strong>und</strong> vom 3.2.1987, NZA 1987 S. 756; zweifelnd<br />

jetzt KR-Hillebrecht, Rdn. 302 zu § 626 BGB.<br />

64) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 365 f.; ders., DB 1988 S. 1444 (1448); ausführlich Preis/Reinfeld, ArbuR 1989 S. 361 (372 ff.);<br />

e<strong>be</strong>nso Erman-Hanau, BGB § 626 Rdn. 48.<br />

65) Siehe hierzu zuletzt Zöllner, RdA 1989 S. 152 ff.; Wolf, RdA 1988 S. 270 ff.; Preis, ZIP 1989 S. 885 ff.<br />

66) BVerfG vom 4.6.1985, DB 1985 S. 2103 = EzA Nr. 24 zu § 611 BGB Kirchliche Ar<strong>be</strong>itnehmer.<br />

67) Ur<strong>te</strong>il vom 29.1.1987, LAGE Nr. 11 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

68) Hierzu BAG vom 26.5.1977, a.a.O. (Fn. 38); vom 4.11.1981, 6.6.1984, 20.9.1984, 24.9.1987, DB 1982 S. 498, 1985 S. 341, 1985 S.<br />

655, 1988 S. 1757 = EzA Nr. 9, 12, 14 <strong>und</strong> 18 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; ausführlich KR-Hillebrecht, Rdn. 83 ff. zu<br />

§ 626 BGB.<br />

69) DB 1988 S. 1855 = EzA Nr. 116 zu § 626 BGB n.F.<br />

70) Siehe MünchKomm-Schwerdtner, BGB, § 626 Rdn. 82, der <strong>be</strong>i wiederhol<strong>te</strong>r Unpünktlichkeit nach Abmahnung "selbst<strong>ver</strong>ständlich", ja<br />

"unzweifelhaft" eine fristlose Entlassung <strong>für</strong> gerechtfertigt erklärt.<br />

71) Deutlich formuliert in BAG vom 20.9.1984, DB 1985 S. 655 = AP Nr. 80 zu § 626 BGB un<strong>te</strong>r I 4c)aa) der Gründe.<br />

72) In: FS <strong>für</strong> G. Müller, S. 202 f.; ihm folgend KR-Hillebrecht, Rdn. 89 zu § 626 BGB; Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 322 ff.<br />

73) Treffend Herschel/Löwisch, Rdn. 84 zu § 1 KSchG; siehe auch Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 312, 328; Weiss, Anm. EzA Nr. 10 zu § 1<br />

KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

74) Siehe auch LAG Hamm vom 27.6.1986, LAGE Nr. 26 zu § 626 BGB; MünchKomm-Schwerdtner, BGB, § 626 Rdn. 28.<br />

75) Zu Recht kritisch Däubler, Ar<strong>be</strong>itsrecht, Bd. 2, 4. Aufl. 1986, S. 484; Weiss, Anm. EzA Nr. 10 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong><br />

Kündigung.<br />

76) Abzulehnen daher LAG Düsseldorf vom 13.1.1976, DB 1976 S. 680.<br />

77) E<strong>be</strong>nso MünchKomm-Schwerdtner, BGB, § 626 Rdn. 28.<br />

78) Siehe auch Herschel, Anm. zu BAG AP Nr. 78 zu § 626 BGB; ausführlich Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 332 f.<br />

79) Vgl. BAG vom 10.11.1988, DB 1989 S. 1427; e<strong>be</strong>nso Ascheid, Beweislastfragen im Kündigungsschutzprozeß, 1989, S. 88 ff., 113 f.;<br />

e<strong>be</strong>nso Herschel/Löwisch, Rdn. 75 zu § 1 KSchG; MünchKomm-Schwerdtner, vor § 620 BGB Rdn. 395.<br />

80) BAGE 30 S. 310 = DB 1978 S. 1790 = AP Nr. 70 zu § 626 BGB (G. Hueck) = EzA Nr. 66 zu § 626 BGB n.F. (Käppler) = SAE 1979<br />

S. 45 (Beitzke).<br />

81) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 255 ff., 274 ff.; Ansätze ent<strong>hal</strong><strong>te</strong>n Metzner, Das Verbot der Un<strong>ver</strong>hältnismäßigkeit im Privatrecht, Diss.<br />

Erlangen, 1970; Auffermann, Der Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit im Ar<strong>be</strong>its- <strong>und</strong> Sozial<strong>ver</strong>sicherungsrecht, Diss. Würzburg, 1975;<br />

siehe zu den geschichtlichen Wurzeln des Prinzips der <strong>ver</strong>hältnismäßigen Rechtsanwendung Wieacker, in: FS <strong>für</strong> Ro<strong>be</strong>rt Fischer,<br />

1979, S. 867 ff.<br />

82) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14) S. 288 ff.<br />

83) So Auffarth/Müller, Rdn. 168 zu § 1 KSchG; Maus, Rdn. 153 zu § 1 KSchG; ArbG Rheine vom 15.7.1981, DB 1981 S. 2288; vgl.<br />

Duden, <strong>Deutsches</strong> Uni<strong>ver</strong>sallexikon, 1989 <strong>und</strong> Wahrig, <strong>Deutsches</strong> Wör<strong>te</strong>rbuch, 1989 jeweils un<strong>te</strong>r dem Stichwort "<strong>be</strong><strong>ding</strong>en".<br />

84) Nach Herschel/Löwisch, Rdn. 84 zu § 1 KSchG, liegt der spezifische Zweck der <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n Kündigung darin, "das Risiko<br />

wei<strong>te</strong>rer Vertrags<strong>ver</strong>letzungen zu <strong>ver</strong>meiden".<br />

85) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 308.<br />

86) BAG vom 13.9.1973, BAGE 25 S. 278 = DB 1973 S. 2534; vom 17.5.1984, DB 1985 S. 1190; speziell zur <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n<br />

Kündigung: BAG vom 22.7.1982, DB 1983 S. 180; Otto, Anm. AP Nr. 5 zu § 1 KSchG 1969 Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; Moritz, DB<br />

1985 S. 229.<br />

87) Kritisch hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 135 ff.<br />

88) Vgl. auch BAG vom 30.5.1978, a.a.O. (Fn. 14); Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 313 ff., 461.<br />

89) Hierzu auch Moritz, DB 1985 S. 229 ff.<br />

90) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 462.<br />

91) E<strong>be</strong>nso MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 468.<br />

92) Siehe hierzu <strong>be</strong>reits o<strong>be</strong>n II. 3.<br />

93) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 463.<br />

94) Etwa auch die Frage der vorrangigen Suspendierung, die a<strong>be</strong>r als milderes Mit<strong>te</strong>l praktisch nur <strong>be</strong>i Verdachtskündigungen in Betracht zu<br />

ziehen ist, hierzu: KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 281, 238; Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 462 f.<br />

95) Hierzu zuletzt Leßmann, DB 1989 S. 1769 ff.; KR-Hillebrecht, Rdn. 191 zu § 626 BGB; KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 224; Popp,<br />

a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 756; Kammerer, AR-Blat<strong>te</strong>i, Abmahnung I un<strong>te</strong>r B V 3.


E<strong>be</strong>nso MünchKomm- , BGB, vor § 620 Rdn. 468.<br />

92) Siehe hierzu <strong>be</strong>reits o<strong>be</strong>n II. 3.<br />

93) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 463.<br />

94) Etwa auch die Frage der vorrangigen Suspendierung, die a<strong>be</strong>r als milderes Mit<strong>te</strong>l praktisch nur <strong>be</strong>i Verdachtskündigungen in Betracht zu<br />

ziehen ist, hierzu: KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 281, 238; Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 462 f.<br />

95) Hierzu zuletzt Leßmann, DB 1989 S. 1769 ff.; KR-Hillebrecht, Rdn. 191 zu § 626 BGB; KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 224; Popp,<br />

a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 756; Kammerer, AR-Blat<strong>te</strong>i, Abmahnung I un<strong>te</strong>r B V 3.<br />

96) Ablehnend Luhmann, Betriebsjustiz <strong>und</strong> Rechtsstaat, 1975; E. Schumann, in: Gedächtnisschrift <strong>für</strong> <strong>Die</strong>tz, 1973, S. 323 ff.; v.<br />

Hoyningen-Huene, <strong>Die</strong> Billigkeit im Ar<strong>be</strong>itsrecht, 1978, S. 190, Fn. 84; ders. NZA 1998 S. 577; Lieb, Ar<strong>be</strong>itsrecht, 4. Aufl. S. 37 f.;<br />

MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 263; auch in den Entscheidungen des 1. <strong>und</strong> 5. Senats wird eine gewisse<br />

Zurück<strong>hal</strong>tung gegenü<strong>be</strong>r Betriebsbußen erkennbar, vgl. BAG vom 22.10.1985, DB 1986 S. 384 = NZA 1987 S. 229 f.; vom 5.2.1986,<br />

DB 1986 S. 1779 = NZA 1986 S. 782, zuletzt BAG v. 17.10.1989, DB 1990 S. 483.<br />

97) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 459 ff.<br />

98) So Leßmann, DB 1989 S. 1769 (1772 f.).<br />

99) Deutlich auch Schmid, NZA 1985 S. 409 (414).<br />

100) BAG vom 22.2.1978, vom 30.1.1979, vom 7.11.1979, DB 1978 S. 1548, 1979 S. 1511, 1980 S. 550 = AR-Blat<strong>te</strong>i, Betriebsbußen, E 9, 10<br />

<strong>und</strong> 12; Kammerer, AR-Blat<strong>te</strong>i, Abmahnung I un<strong>te</strong>r B II 1; Becker-Schaffner, DB 1985 S. 652; GK-Wiese, Rdn. 116 zu § 87 BetrVG;<br />

Leßmann, DB 1989 S. 1769.<br />

101) Aufschlußreich hierzu Luhmann, a.a.O. (Fn. 96), S. 185 ff. m.w.N. zur rechts<strong>ver</strong>gleichenden Diskussion.<br />

102) Richtig insoweit Rüthers, FAZ vom 2.8.1989 S. 10; wie hier auch Börgmann, SAE 1989 S. 193 <strong>und</strong> Willemsen, Anm. EzA § 626<br />

BGB n.F. Nr. 116; insoweit ist freilich das Ar<strong>be</strong>itsrecht der DDR konsequent, das die Ar<strong>be</strong>itsordnung wie die fristlose Entlassung <strong>be</strong>i<br />

Verstößen gegen die Ar<strong>be</strong>itsdisziplin an die Zustimmung der Betriebsgewerkschaftsleitung bindet (vgl. §§ 57, 91 Ar<strong>be</strong>itsgesetzbuch der<br />

DDR).<br />

103) AR-Blat<strong>te</strong>i, Abmahnung I un<strong>te</strong>r B V 3.<br />

104) Sogar vor Änderungskündigungen (BAG vom 21.11.1985, DB 1986 S. 2133 = EzA Nr. 42 zu § 1 KSchG; LAG Hamm vom 10.5.1983,<br />

ZIP 1983 S. 985) <strong>und</strong> Versetzungen (BAG vom 30.10.1985, DB 1986 S. 2188 = EzA Nr. 40 zu § 611 BGB Fürsorgepflicht) wegen<br />

Leistungsmängeln hält das BAG eine Abmahnung erforderlich.<br />

105) BAG vom 19.6.1967, DB 1967 S. 1550 = AP Nr. 1 zu § 124 GewO; vom 8.8.1968, DB 1968 S. 1816 = AP Nr. 57 zu § 626 BGB; vom<br />

4.4.1974, DB 1974 S. 1067 = EzA Nr. 1 zu § 15 KSchG; vom 30.6.1983, EzA Nr. 14 zu § 1 KSchG Tendenz<strong>be</strong>trieb; vom 9.8.1984, DB<br />

1984 S. 2703 = EzA Nr. 11 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; vom 12.7.1984 <strong>und</strong> 12.3.1987, DB 1985 S. 340, 1988 S. 658<br />

= AP Nr. 32 <strong>und</strong> 47 zu § 102 BetrVG 1972; KR-Hillebrecht, Rdn. 96 ff. zu § 626 BGB m.w.N.; Pe<strong>te</strong>rek, Anm. EzA Nr. 7 zu § 1<br />

KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

106) Hierzu MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 257 f., § 626 Rdn. 27; Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 454 ff.; ablehnend auch<br />

Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 747 ff.; Falken<strong>be</strong>rg, NZA 1988 S. 489 (490 f.); Bock, ArbuR 1987 S. 218 f.; Oetker, SAE 1985 S. 177;<br />

Erman-Hanau, BGB, § 626 Rdn. 44.<br />

107) BAG vom 12.7.1984 <strong>und</strong> 12.3.1987, a.a.O. (Fn. 105); vom 3.2.1982, DB 1982 S. 1416 f. = AP Nr. 1 zu § 72 BPersVG; vom 10.11.1988,<br />

DB 1989 S. 1427 = EzA Nr. 18 zu § 611 BGB Abmahnung; Schmidt, NZA 1985 S. 412 ff.<br />

108) BAG vom 17.5.1984, DB 1984 S. 2702; Schmid, NZA 1985 S. 413; Tschöpe, NZA 1985 S. 589; Becker-Schaffner, DB 1985 S. 652;<br />

KR-Becker, Rdn. 234 zu § 1 KSchG.<br />

109) So a<strong>be</strong>r KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 219a; Kammerer, AR-Blat<strong>te</strong>i, Abmahnung I un<strong>te</strong>r B III 1; zur In<strong>hal</strong>tsleere des Zumutbarkeits<strong>be</strong>griffs<br />

ausführlich: Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 135 ff.<br />

110) Hierzu <strong>be</strong>reits o<strong>be</strong>n un<strong>te</strong>r IV 26.<br />

111) BAG vom 19.6.1967, vom 12.7.1984, vom 9.8.1984, a.a.O. (Fn. 105); ablehnend MünchKomm-Schwerdtner, BGB § 626 Rdn. 25;<br />

Bock, ArbuR 1987 S. 217 f.<br />

112) BAG vom 30.5.1978, a.a.O. (Fn. 14); BAG vom 10.11.1988, a.a.O. (Fn. 107); vom 30.10.1985, a.a.O. (Fn. 104); LAG Schleswig-<br />

Hols<strong>te</strong>in vom 31.7.1986, LAGE Nr. 6 zu § 611 BGB Abmahnung; Bock, ArbuR 1987 S. 217 ff.; KR-Wolf, Gr<strong>und</strong>sätze, Rdn. 219; KR-<br />

Becker, Rdn. 234 zu § 1 KSchG; Schaub, Ar<strong>be</strong>itsrechts-Handbuch, 6. Aufl. 1987 S. 898; Falken<strong>be</strong>rg, NZA 1988 S. 489; Popp,<br />

a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 745 ff.; Fromm, DB 1989 S. 1409; Bock, ArbuR 1987 S. 217 f.; Stahlhacke, a.a.O. (Fn. 34), Rdn. 333, 480;<br />

ablehnend Bickel, Anm. EzA Nr. 5 zu § 611 BGB Abmahnung.<br />

113) BAG vom 4.11.1981, a.a.O. (Fn. 38), un<strong>te</strong>r III 2 b)aa), die den unauflöslichen Widerspruch aufweist, eine <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung<br />

zu <strong>be</strong>jahen, a<strong>be</strong>r das Erfordernis vorheriger Abmahnung wegen fehlender Verletzung von Vertragspflich<strong>te</strong>n zu <strong>ver</strong>neinen. Zu Recht<br />

zumindest das Erfordernis der Abmahnung fordernd: Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 748; v. Hoyningen-Huene, AP Nr. 4 zu § 1 KSchG<br />

1969 Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; Bock, ArbuR 1987 S. 218; Nickel, SAE 1983 S. 208 f.; Boewer/Bommermann, Lohnpfändung<br />

<strong>und</strong> Lohnabtretung in Recht <strong>und</strong> Praxis, 1987, Rdn. 1076; Pfarr/Struck, BlStSozArbR 1982 S. 189 ff., 305 ff.<br />

114) BAG vom 12.7.1984 <strong>und</strong> 12.3.1987, a.a.O. (Fn. 105).<br />

115) Hierzu ausführlich Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 455 ff.; siehe auch Bock, ArbuR 1987 S. 217 (219).<br />

116) Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 456; richtig v. Hoyningen-Huene, a.a.O. (Fn. 113), nach dessen Auffassung <strong>be</strong>i <strong>ver</strong><strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong>n<br />

Kündigungen die Erforderlichkeit einer Abmahnung gr<strong>und</strong>sätzlich indiziert sei.<br />

117) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 375, 457 f.; MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 256.<br />

118) Vgl. auch Herschel, in: FS <strong>für</strong> G. Müller, 1981, S. 202 f.<br />

119) Ein Ver<strong>hal</strong><strong>te</strong>n des Ar<strong>be</strong>itge<strong>be</strong>rs wird nämlich als widersprüchlich eingestuft, der Vertrags<strong>ver</strong>letzungen nicht entgegentritt, dann a<strong>be</strong>r<br />

plötzlich ohne Vorwarnung kündigt: vgl. BAG vom 29.7.1976, DB 1976 S. 2356 = EzA Nr. 34 zu § 1 KSchG; <strong>be</strong>reits Herschel, Anm. AP<br />

Nr. 63 zu § 626 BGB; Pe<strong>te</strong>rek, Anm. EzA Nr. 7 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; Schmid, NZA 1985 S. 411; KR-Wolf,<br />

Gr<strong>und</strong>sätze. Rdn. 218; Becker-Schaffner, DB 1985 S. 650.<br />

120) Siehe BAG vom 28.10.1971, DB 1972 S. 489 = AP Nr. 62 zu § 626 BGB; LAG Hamm vom 25.6.1985, DB 1985 S. 2516 = LAGE Nr. 5<br />

zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung; s. a. MünchKomm-Schwerdtner, vor § 620 Rdn. 259; Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 749.<br />

121) Ähnlich Oetker, SAE 1985 S. 177.<br />

122) Ur<strong>te</strong>il vom 17.10.1984, LAGE Nr. 17 zu § 626 BGB.<br />

123) Etwa zum Erfordernis der Abmahnung: BAG vom 28.10 . 1971, a.a.O. (Fn. 120); deutlich auch Herschel, Anm. AP Nr. 63 zu § 626<br />

BGB.<br />

124) Vgl. BAG vom 4.11.1981, a.a.O. (Fn. 68); siehe auch noch KR-Becker, Rdn. 237 zu § 1 KSchG; kritisch hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14),<br />

S. 222 ff.


121) Ähnlich Oetker, SAE 1985 S. 177.<br />

122) Ur<strong>te</strong>il vom 17.10.1984, LAGE Nr. 17 zu § 626 BGB.<br />

123) Etwa zum Erfordernis der Abmahnung: BAG vom 28.10 . 1971, a.a.O. (Fn. 120); deutlich auch Herschel, Anm. AP Nr. 63 zu § 626<br />

BGB.<br />

124) Vgl. BAG vom 4.11.1981, a.a.O. (Fn. 68); siehe auch noch KR-Becker, Rdn. 237 zu § 1 KSchG; kritisch hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14),<br />

S. 222 ff.<br />

125) Ausführlich Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 240 ff.; Herschel, FS G. Müller, 1981 S. 200, 205; Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 668 ff.<br />

126) Richtig Herschel/Löwisch, Rdn. 85 zu § 1 KSchG.<br />

127) BAG vom 2.3.1989, a.a.O. (Fn. 7).<br />

128) BAG vom 13.12.1984 <strong>und</strong> 3.2.1989, DB 1985 S. 1244, DB 1989 S. 1679 = EzA Nr. 94 <strong>und</strong> 118 zu § 626 BGB n.F.; gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zustimmend auch MünchKomm-Schwerdtner, BGB, vor § 620 Rdn. 464; ablehnend Tschöpe, NZA 1985 S. 588 ff.<br />

129) Für den Fall eines Spesen<strong>be</strong>truges eines Ar<strong>be</strong>itnehmers, LAG Frankfurt vom 5.7.1988, DB 1988 S. 2468 = LAGE Nr. 20 zu § 1 KSchG<br />

Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung.<br />

130) So <strong>ver</strong>weist Schwerdtner, MünchKomm BGB, § 626 Rdn. 5, <strong>für</strong> die Konkretisierung auf das Rechtsgefühl; KR-Hillebrecht, Rdn. 89 zu<br />

§ 626 BGB, spricht lediglich von graduell weniger ungünstigen Auswirkungen, die <strong>be</strong>i § 1 KSchG im Gegensatz zu § 626 BGB<br />

erforderlich seien; s. a. Börgmann, SAE 1989 S. 192.<br />

131) Richtig Börgmann, SAE 1989 S. 192; Allein an dieser S<strong>te</strong>lle könn<strong>te</strong> man <strong>ver</strong>tre<strong>te</strong>n, daß auch häufige <strong>und</strong> abgemahn<strong>te</strong> Unpünktlichkei<strong>te</strong>n<br />

<strong>be</strong>i fehlender Störung des Ar<strong>be</strong>itsablaufs nicht das schärfs<strong>te</strong> Mit<strong>te</strong>l der außerordentlichen, wohl a<strong>be</strong>r der ordentlichen Kündigung<br />

rechtfertigen; vgl. Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 686.<br />

132) Vgl. BAG vom 7.12.1988, EzA Nr. 26 zu § 1 KSchG Ver<strong>hal</strong><strong><strong>te</strong>ns</strong><strong>be</strong><strong>ding</strong><strong>te</strong> Kündigung mit Anm. Rüthers.<br />

133) So Hanau, ZfA 1984 S. 560 f.; insoweit richtig auch Bickel, Anm. EzA Nr. 5 zu § 611 BGB Abmahnung.<br />

134) So Aden, RdA 1981 S. 283, r. Sp.; auch Palandt/Putzo, BGB, 49. Aufl. 1990, Anm. 3 vor § 620, Anm. 1e zu § 626.<br />

135) BB 1982 S. 254.<br />

136) Siehe jetzt a<strong>be</strong>r Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 682.<br />

137) Hierzu <strong>be</strong>reits Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 483.<br />

138) Hierzu Preis, a.a.O. (Fn. 14), S. 309 f., 484.<br />

139) Hierzu Popp, a.a.O. (Fn. 14), Rdn. 798 ff.<br />

© DER BETRIEB, Fach<strong>ver</strong>lag der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH 2010

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