Hiltruper Monatshefte - Hiltruper Missionare
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10<br />
Thomas Wunram<br />
Das Fest der Toten<br />
Fotos: Thomas Wunram<br />
Das Allerheiligenfest auf dem größten<br />
Friedhof Limas: Traditionelle Bräuche<br />
der Inka verbinden sich mit dem christlichen<br />
Festinhalt zu einem frohen Fest<br />
der Lebenden mit den Verstorbenen.<br />
Um zwölf Uhr mittags öffnet sich die<br />
Tür zur anderen Welt. Dann kommen die<br />
Seelen der Verstorbenen und feiern ein<br />
Fest mit den Lebenden.<br />
Allerheiligen ein Frühlingsfest – kaum<br />
vorstellbar für Christen der nördlichen<br />
Hemisphäre. In den Andenregionen<br />
Südamerikas hingegen warten die Menschen<br />
im Oktober mit Sehnsucht auf die<br />
wiederkehrende Sonne. Allerheiligen ist<br />
dort Frühlingsbeginn...<br />
Früh morgens schon setzt in Lima eine<br />
mittelschwere Völkerwanderung ein.<br />
<strong>Hiltruper</strong> <strong>Monatshefte</strong><br />
Die schrottreifen Kleinbusse des öffentlichen<br />
Nahverkehrs sind heillos überfüllt,<br />
Taxis – sonst eine aufdringlich hupende<br />
Plage – sind kaum zu bekommen. Zehntausende<br />
zieht es auf die großen Friedhöfe<br />
in die Geröllhügel am Stadtrand<br />
der peruanischen Hauptstadt.<br />
Mittags um zwölf müssen sie da sein.<br />
Denn um zwölf beginnt das große Fest,<br />
Todos Santos, das Fest der Toten. Damit<br />
das Fest gelingt, bringen die Lebenden<br />
allerhand mit: Schnittblumen, Farbtöpfe,<br />
Wasser in Drei-Liter-Colaflaschen, Cuzqueña-Bier<br />
und hochprozentigen Trago,<br />
Körbe voller leckerer Speisen und die<br />
traditionellen Musikinstrumente. Sie<br />
müssen pünktlich sein, denn um zwölf<br />
öffnet sich das Tor zur anderen Welt,<br />
und die Seelen der Toten kommen<br />
zurück – für einen Tag. Respektlos, wer<br />
sie warten lässt.<br />
José will sie nicht warten lassen. Er ist<br />
45 und ernährt seine Familie mit dem<br />
mageren Gehalt eines Musiklehrers.<br />
Auf dem Friedhof Esperanza will er das